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Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Kultur und Bildung Regionale Entwicklung Verkehr und Fremdenverkehr GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE FACHABTEILUNG STRUKTUR- UND KOHäSIONSPOLITIK B Fischerei

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Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Kultur und Bildung

Fischerei

Regionale Entwicklung

Verkehr und Fremdenverkehr

B Rolle

Die Fachabteilungen sind Forschungsreferate, die die Ausschüsse, interparlamentarischen Delegationen und andere parlamentarische Einrichtungen beraten.

PolitikbereicheLandwirtschaft und ländliche EntwicklungKultur und BildungFischereiRegionale EntwicklungVerkehr und Fremdenverkehr

DokumenteSiehe Website des Europäischen Parlaments: http://www.europarl.europa.eu/studies

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik

Bildnachweise: istock international inc., Photodisk, Phovoir

Generaldirektion interne Politikbereiche

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FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik B

Verkehr und Fremdenverkehr

Regionale Entwicklung

Fischerei

Kultur und Bildung

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION

FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK

FISCHEREI

DIE FISCHEREI IN POLEN

MITTEILUNG

Dieses Dokument wurde vom Fischereiausschuss des Europäischen Parlaments angefordert. VERFASSER Jesús Iborra Martín Fachabteilung Struktur- und Kohäsionspolitik Europäisches Parlament E-Mail: [email protected] MITARBEIT Virginija Kelmelyté SPRACHEN Original: ES Übersetzungen: DE, EN, FR, IT, PL, PT ZUM HERAUSGEBER Kontaktaufnahme zur Fachabteilung oder Abonnieren ihres monatlichen Newsletters über: [email protected] Redaktionsschluss: April 2011 Brüssel, © Europäisches Parlament, 2011 Dieses Dokument ist im Internet zu finden unter: http://www.europarl.europa.eu/studies

HAFTUNGSAUSSCHLUSS

Die hier wiedergegebenen Auffassungen sind ausschließlich die der Verfasser und entsprechen nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt des Europäischen Parlaments. Vervielfältigungen und Übersetzungen zu nicht gewerblichen Zwecken sind unter Angabe der Quelle und nach vorheriger Information des Herausgebers sowie Übersendung eines Belegexemplars erlaubt.

GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION

FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK

FISCHEREI

DIE FISCHEREI IN POLEN

MITTEILUNG

Inhalt:

Information zu Fischerei und Aquakultur in Polen für den Besuch einer Delegation des Fischereiausschusses vom 16.5.2011 bis 20.5.2011. Beschreibung der Ostsee, der Fischerei in Polen und der damit verbundenen Bereiche.

IP/B/PECH/NT/2011_02 April 2011 PE 460.037 DE

Die Fischerei in Polen

INHALT

TABELLENÜBERSICHT 5

GRAFIKKARTENÜBERSICHT 6

KARTENÜBERSICHT 6

1. EINFÜHRUNG 7

2. DER GEOGRAFISCHE RAHMEN 11

2.1. Politische und administrative Gliederung 11 2.2. Physische Umwelt 12 2.3. Die Ostsee 13

3. WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER FISCHEREI 19

4. PRODUKTION 21

4.1. Seefischerei 21 4.2. Binnenfischerei und Aquakultur 25

5. ENTWICKLUNG DES FISCHEREISEKTORS 27

6. FISCHEREIFLOTTE 31

6.1. Struktur der polnischen Flotte 31 6.2. Fanggeräte 36 6.3. Strukturelle Anpassung der polnischen Fischereiflotte 36 6.4. Regionale Verteilung der Fischereiflotte 40

6. HÄFEN 43

7. DIE VERARBEITENDE INDUSTRIE 45

8. VERMARKTUNG UND VERBRAUCH 47

9. EUROPÄISCHER FISCHEREIFONDS 51

10. INTERNATIONALE ORGANISATIONEN IM OSTSEERAUM 53

10.1. IBSFC 53 10.2. HELSINKI-KOMMISSION 53 10.3. BALTIC 21 (Agenda 21 für die Ostseeregion) 55

11. FORSCHUNG 57

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei in Polen

TABELLENÜBERSICHT Tabelle 1: Regionen in Polen 12 Tabelle 2: Lizenzen für den Dorschfang 24 Tabelle 3: Entwicklung der polnischen Fischereiflotte (jeweils zum 31.12.) 31 Tabelle 4: Die polnische Fischereiflotte im Vergleich zur EU-27-Flotte 32 Tabelle 5: Polnische Flotte. Januar 2009 32 Tabelle 6: Anteil der polnischen Fischereiflotte an der EU-27-Flotte nach Längensegmenten 35 Tabelle 7: Fanggeräte in der polnischen Flotte 36 Tabelle 8: Regionale Verteilung der polnischen Fischereiflotte (Dezember 2010) 40 Tabelle 9: Wichtigste Heimathäfen der Flotte 44 Tabelle 10: Operationelles Programm 2007-2013 51

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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GRAFIKKARTENÜBERSICHT Grafik 1: Vergleich der Primärproduktivität von Ostsee und Nordsee 16 Grafik 2: Beschäftigung in Polen 19 Grafik 3: Zulässige Gesamtfangmengen (TAC) Polens in der Ostsee (t; Lachs: in Zahlen) 22 Grafik 4: Fänge der polnischen Flotte (t) 27 Grafik 5: Entwicklung der polnischen Hochseefischereiflotte 34 Grafik 6: Entwicklung der polnischen Fischereiflotte. 2004 = 100 37 Grafik 7: Polnische Flotte. Prozentsatz der Höchstgrenze im Verhältnis Zugang/Abgang 38 Grafik 8: Anteil der polnischen Fischereiflotte an der EU-25-Flotte 39 Grafik 9: Wichtigste Parameter der polnischen Flotte im Vergleich zur EU-25-Flotte (EU 25 = 1) 39 Grafik 10: Produkte aus der Fischverarbeitung (t) 46 Grafik 11: Außenhandel mit polnischen Fischereierzeugnissen 49 Grafik 12: Durchschnittliche Preise für den Import und Export von Fischereierzeugnissen 50

KARTENÜBERSICHT Karte 1: Topografie Polens 13 Karte 2: Ostsee 14 Karte 3: Tiefenkarte der Ostsee und Salzwasserdurchfluss 15 Karte 4: Regionale Verteilung der polnischen Fischereiflotte 41 Karte 5: Wichtigste Fischereihäfen in Polen 43

Die Fischerei in Polen

1. EINFÜHRUNG Die Ostsee ist ein beinahe in sich geschlossenes Salzwassermeer und über den Kattegat und Skagerrak mit der Nordsee verbunden. Wegen ihrer geringen Tiefe und dem engen Öffnung zum Ozean erfolgt der Wasseraustausch sehr langsam, was die Verschmutzung begünstigt. Der Salzgehalt der Ostsee ist sehr gering, die Produktivität dagegen sehr hoch, und es besteht nach wie vor das Problem einer Eutrophierung. Der Beitrag der Fischerei zur polnischen Wirtschaft ist relativ gering, doch hat sie eine große wirtschaftliche und soziale Bedeutung in den Küstengebieten. Sie ist sehr wichtig für drei Regionen (Pommern, Westpommern und Ermland-Masuren) und insbesondere in der Kaschubei. Die Fänge sind von 1988 (628 026 t) bis 2008 (179 309 t) drastisch zurückgegangen. Etwa 90 % der Fänge im Nordostatlantik stammen aus der Ostsee, die restlichen Fänge aus dem Atlantischen Ozean. Hauptsächlich werden Sprotten gefangen, eine untergeordnete Rolle spielen Heringe, Dorsch, Seezungen und Plattfische. In der Antarktis wird auch Krill gefangen, doch im Vergleich zu den Fangmengen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sind die Fangergebnisse immer schlechter geworden. Während der letzten zwanzig Jahre durchlief die polnische Fischereiflotte einen umfassenden strukturellen Anpassungsprozess. Nach der Krise, die durch die Zugangsbeschränkungen zu den Fischfanggründen ausgelöst worden war, bekam die polnische Flotte die Auswirkungen der wirtschaftlichen Umgestaltung in Polen zu spüren. Vor dem Beitritt zur Europäischen Union war zudem eine erneute Flottenreduzierung vonstattengegangen. Doch waren die Probleme bei weitem nicht gelöst, was an den aus der Überschreitung der Dorschquote 2007 resultierenden Problemen deutlich wurde. Dies war der mangelnden Rentabilität einiger Flottensegmente geschuldet und diente als Auslöser für nationale Aktionspläne, in denen das Flottenmanagement eine sehr wichtige Rolle spielte. Die polnische Fischereiflotte besteht vorwiegend aus älteren Schiffen mit geringen Abmessungen. Im Dezember 2010 zählte sie 794 Fischereifahrzeuge, von denen 598, also 75 % der Flotte, eine Gesamtlänge von weniger als 12 Metern hatten. Der größte Teil der Flotte ist technisch veraltet und kann aufgrund knapper finanzieller Mittel und teuren Treibstoffs kaum rentabel arbeiten. Lediglich 1 % der Schiffe der EU-27-Fischereiflotte ist in Polen registriert. Auf sie entfallen 6 % der Bruttotonnage und 6 % der Gesamtmaschinenleistung. Die polnische Fischereiflotte ist in drei Hauptbereiche untergliedert:

die Küstenfischerei, die von 643 Schiffen mit einer Gesamtlänge zwischen 3 und 16 Metern innerhalb der Hoheitsgewässergrenzen im Weichselhaff und im Stettiner Haff betrieben wird;

die 161 Fischereifahrzeuge mit einer Gesamtlänge zwischen 16 und 32 Metern, die zum Fang in die Ostsee und weniger häufig in den Nordostatlantik auslaufen; und

die Hochseefischerei, die von 4 Schiffen mit einer Gesamtlänge über 32 Meter auf hoher See in fernen Fischfanggründen betrieben wird.

Die am häufigsten eingesetzten Fanggeräte sind Stellnetze (62 % der Schiffe), Reusen (15 %) und Grundschleppnetze (14 %). Stellnetze und Reusen sind typische Fanggeräte der handwerklichen Küstenfischerei, während Grundschleppnetze eher von mittelgroßen Schiffen eingesetzt werden, die in der Ostsee auf Fang gehen. Pelagische Scherbrettnetze

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kommen zwar nur auf 4 % der Schiffe zum Einsatz, haben aber einen Anteil von 63 % an der Gesamttonnage und 29 % an der Maschinenleistung. In den Häfen der Region Danzig-Gdynia-Sopot sind die größeren Schiffe registriert. Sie haben nur einen Anteil von 6 % an allen registrierten Schiffen der polnischen Flotte, machen aber 60 % der Gesamttonnage und 26 % der Maschinenleistung aus. Auf der anderen Seite liegen die Regionen Elblag und Szczecinski. In ihren Häfen sind 28 % aller Schiffe der polnischen Flotte registriert, auf die jedoch lediglich 5 % der Gesamttonnage und 13 % der Maschinenleistung entfallen. Dort ist der größte Teil der Schiffe der kleinen Küstenfischerei beheimatet, die im Stettiner Haff und in den Masuren operieren und kaum oder gar nicht in der Ostseeflotte vertreten sind. Dagegen ist in den Häfen von Danzig, Slupski und Koszalinski das Flottensegment beheimatet, das für die Ostseefischerei als das repräsentativste gilt. Die Häfen dieser drei Regionen beherbergen 66 % aller Fischereifahrzeuge der polnischen Flotte mit einem Anteil von 35 % an der Gesamttonnage und von 61 % an der Maschinenleistung. An der polnischen Ostseeküste gibt es insgesamt 59 Anlandestellen: Fischereihäfen und Anlegeplätze. Die drei wichtigsten Häfen sind Władysławowo, Kołobrzeg und Hel, wo 75 % aller Fänge angelandet werden. Etwa die Hälfte der Anlandestellen liegt am Strand. Sie sind kaum ausgerüstet. Speziell die größeren, über 16 Meter langen Schiffe laufen zehn Fischereihäfen an: • an der Westküste: Swinemünde, Dziwnów; • an der mittleren Küste: Kołobrzeg, Darłowo, Ustka, Leba; • an der Ostküste: Władysławowo, Jastarnia, Hel, Gdynia. Die verarbeitende Industrie produziert etwa 220 000 Tonnen mit einem wachsenden Anteil von Räucherfisch. Die Nachfrage übersteigt noch die lokale Produktion, und die polnische Fischverarbeitungsindustrie hängt nun von Rohstoffimporten ab. Die Fabriken, die geräucherten, marinierten und gesalzenen Fisch produzieren, sind weitgehend auf importierte Rohstoffe angewiesen. Die Konservenhersteller verarbeiten sowohl nationale Rohstoffe (Sprotten und Heringe) als auch importierte (vor allem Heringe, Makrelen und Lachse). Importierter gefrorener Hering dient als Ausgangsstoff für Räucherfisch und Konserven. Weißfisch wie Alaska-Pollack, Seehecht und Ostseedorsch wird hauptsächlich zu Gefrierfisch verarbeitet. In Polen werden wenig Fisch und Fischerzeugnisse verzehrt. Der Verzehr entspricht nur der Hälfte des durchschnittlich in der Europäischen Union verspeisten Fischs. Aber sinkende Fischpreise und veränderte Vorlieben der Konsumenten lassen den Verbrauch ansteigen, vor allem von Meeresfischen. Traditionell wurde in Polen meist Hering gegessen. Aber in den letzten Jahren hat der Alaska-Pollack dem Hering den ersten Platz streitig gemacht. Des Weiteren steigt der Verzehr von Pangasius dank seines niedrigen Preises schnell an. Auch der Verbrauch von Lachs und Thun ist gestiegen, wenn auch in weitaus geringerem Maße. Dagegen wird weniger Seehecht verzehrt. Unter den Süßwasserfischen hat Karpfen die größte Bedeutung. Es finden vier Fischauktionen statt, und es gibt sechs Erzeugerorganisationen, von denen in einer vor allem Produzenten aus der Binnenaquakultur und in einer weiteren Produzenten aus der Hochseefischerei zusammengeschlossen sind. In den anderen vier Organisationen sind Fischer aus der örtlichen Küstenfischerei vereint.

Die Fischerei in Polen

Ein Problem sind die starken Preisschwankungen in den Fischereihäfen, wenn plötzlich mehr geliefert wird und die Häfen nicht in der Lage sind, die angebotenen Mengen zu vermarkten oder zu verarbeiten. Beim Erstverkauf an den Anlandestellen ist die Verbindung zwischen den Fischern und der übrigen Wertschöpfungskette ungenügend. Die Fischauktionen in den Auktionshallen sind nicht gut entwickelt. In den Großstädten fehlen auch spezialisierte Großhändler, wodurch kaum Frischfisch vertrieben wird. Fisch wird in mehr als 1200 Geschäften – in Spezialgeschäften, Supermärkten und Großmärkten – verkauft. Da es immer mehr Supermarktketten gibt, ist die Auslieferung einfacher und der Verzehr von Frischfisch steigt. Die größten Verbrauchergroßmärkte haben ein reiches Angebot an Frischfisch, Gefrierfisch und Erzeugnissen aus der Fischverarbeitung, wofür sie relativ große Verkaufsflächen bereitstellen. Der Außenhandel mit Fisch und verwandten Erzeugnissen ist ein wichtiger Bestandteil des polnischen Handels mit Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten. Der Außenhandel Polens mit Fischereierzeugnissen ist defizitär. Im Operationellen Programm „Nachhaltige Entwicklung des Fischereisektors und der Küstenfischereigebiete 2007-2013“ ist festgelegt, wie die Strukturfonds in Polen einzusetzen sind. Der größte Teil der Mittel entfällt mit 32 % auf die Prioritätsachse 4 zur nachhaltigen Entwicklung der Fischwirtschaftsgebiete. Zweite Prioritätsachse ist die Anpassung des Fischereiaufwands mit 23 %, während für Investitionen bzw. für Maßnahmen von gemeinsamem Interesse jeweils 20 % und für Technische Hilfe nur 5 % bereitstanden. Nach Ablauf der Hälfte des operationellen Programms ist der Umsetzungsgrad sehr unterschiedlich und bei einigen Prioritätsachsen sehr spärlich oder liegt sogar bei null. Am weitesten sind die Prioritätsachsen Anpassung des Fischereiaufwands, Investitionen in die Aquakultur, Verarbeitung und Vermarktung und Maßnahmen von gemeinschaftlichem Interesse entwickelt. Es gibt in Polen zwei wissenschaftliche Institute, die Forschungsarbeit im Bereich Fischereiwesen leisten: das Institut für Meeresfischerei in Gdynia und das Institut für Binnenfischerei in Olsztyn. Weitere Forschungszentren sind die Fakultät für Meeresfischerei der Landwirtschaftsakademie und die Meeresuniversität in Stettin, das Institut für Ozeanographie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Sopot und das Zentrum für Meeresbiologie der polnischen Akademie der Wissenschaften in Gdynia.

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Die Fischerei in Polen

2. DER GEOGRAFISCHE RAHMEN Polen bzw. offiziell die Republik Polen (Polnisch: Rzeczpospolita Polska; Kasubisch: Pòlskô Repùblika; Schlesisch: Polsko Republika) grenzt im Westen an Deutschland, im Süden an die Tschechische Republik und an die Slowakei, im Osten an die Ukraine, Belarus und Litauen und im Norden an die Ostsee und die russische Enklave Kaliningrad. Polen ist mit einer Fläche von 312 679 km2 das neuntgrößte Land der Europäischen Union. Es hat mehr als 38 Millionen Einwohner und steht unter den bevölkerungsreichsten Mitgliedstaaten der Europäischen Union an sechster Stelle.

2.1. Politische und administrative Gliederung Die Republik Polen hat ein Zweikammersystem: das Parlament besteht aus dem Unterhaus (Sejm) mit 460 Abgeordneten und dem Oberhaus (Senat) mit 100 Senatoren. Der Sejm wird nach dem D'Hondtschen System gewählt. Nur die Kandidaten der Parteien, die mindestens 5 % der Stimmen erreichen, kommen in den Sejm. Allerdings gibt es eine Ausnahmeregel für die Parteien ethnischer Minderheiten. Der Senat (Senat) wird im Blockwahlverfahren mit einfacher Mehrheit gewählt, wobei die Kandidaten der Listen als gewählt gelten, die in jedem Wahlbezirk die meisten Stimmen erhalten haben. Treten sie zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, bilden die Mitglieder des Sejm und des Senats die Nationalversammlung (Zgromadzenie Narodowe), die bei drei Anlässen einberufen wird: wenn ein neuer Präsident ernannt wird, wenn beim Staatsgericht (Trybunał Stanu) eine Klage gegen den Präsidenten eingeht und wenn erklärt wird, dass der Präsident wegen seines Gesundheitszustands für immer an der Ausübung seines Amtes gehindert ist. Bisher ist die Nationalversammlung nur zur Ernennung neuer Präsidenten zusammengetreten. Der Präsident wird alle fünf Jahre in allgemeinen direkten Wahlen gewählt und beruft nach Bestätigung durch den Sejm den Ministerpräsidenten, der dem Ministerrat vorsteht. Präsident und Ministerpräsident üben gemeinsam die Exekutivgewalt aus, es handelt sich also um ein semipräsidentielles Regierungssystem. Die wichtigsten Einrichtungen der Judikative sind der Oberste Gerichtshof (Sąd Najwyższy), das Oberste Verwaltungsgericht (Naczelny Sąd Administracyjny); das Verfassungsgericht (Trybunał Konstytucyjny) und das Staatsgericht (Trybunał Stanu). Nach Billigung durch den Senat ernennt der Sejm jeweils für fünf Jahre den Bürgerbeauftragten (Rzecznik Praw Obywatelskich). Polen untergliedert sich in 16 Regionen (województwo-Wojewodschaften). Die Hauptstadt ist Warschau (Warszawa), zu den größten Städten zählen Łódź, Krakau (Kraków), Wrocław, Posen (Poznań), Danzig, Stettin, Bydgoszcz, Lublin, Katowice, Białystok, Toruń, Olsztyn und Rzeszów.

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Tabelle 1: Regionen in Polen

Regionen

Ein-wohner Hauptstadt

ZP West-pommern

Zachodnio-pomorskie

1 697 500 Stettin

PM Pommern Pommern 2 183 600 Danzig LB Lebus Lubuskie 1 008 400 Gorzów

Wielkopolski Zielona Góra

DS Nieder-schlesien

Dolnośląskie 2 904 700 Wrocław

OP Opole Opolskie 1 061 000 Opole SL Schlesien Sląskie 4 731 500 Katowice WP Großpolen Wielkopolskie 3 355 300 Posen KP Kujawien-

Pommern Kujawsko-Pomorskie

2 069 200 Bydgoszcz Toruń

LD Lodz Lódzkie 2 607 400 Łódź WM Ermland-

Masuren Warmińsko-Mazurskie

1 428 400 Olsztyn

MA Masowien Mazowieckie 5 128 600 Warschau PD Podlachien Podlaskie 1 207 700 Białystok SW Heiligkreuz Swiętokrzyskie 1 295 900 Kielce LU Lublin Lubelskie 2 197 000 Lublin MP Kleinpolen Małopolskie 3 245 600 Krakau PK Karpaten-

vorland Podkarpackie 2 096 700 Rzeszów

Die Landeswährung ist der Złoty, ein Euro entspricht 3,98 Złoty.

2.2. Physische Umwelt Polen liegt zwischen dem 49. und 55. nördlichen Breitengrad und dem 14. und 25. östlichen Längengrad. Im Nordwesten erstreckt sich die Ostseeküste von der Pommerschen bis zur Danziger Bucht. An der Küste gibt es Seenlandschaften, die früher Buchten waren und vom Meer abgetrennt wurden, sowie einen Dünengürtel. Die einheitliche Küstenlinie wird durch das Stettiner Haff, die Puck-Bucht und das Weichselhaff unterbrochen. Im Allgemeinen gibt es in Polen nur wenige Erhebungen und ist größtenteils vom Baltischen Schild und der sarmatischen Ebene geprägt. Ihr höchster Teil ist die Tatra an der südlichen Grenze Polens. Im Südwesten erhebt sich ein weiteres Gebirge: Die Sudeten. Das Gelände ist ab der Küstenregion, die sich während der Eiszeiten durch Moränen und von ihnen begrenzten Seen herausgebildet hat, leicht ansteigend. Diese geologischen Formationen sind charakteristisch für die Seen in den Regionen Pommern, Großpolen, Kaschubei und Masuren. Die Masurische Seenplatte ist die größte der vier Seenlandschaften und erstreckt sich weit über den polnischen Nordosten. Im Norden gibt es viele von Moränen begrenzte Gletscherseen. Der wichtigste Fluss Polens ist die Weichsel (Wisła). Die Oder (Odra) fließt durch polnisches Territorium und bildet dann die Grenze zu Deutschland.

Die Fischerei in Polen

Karte 1: Topografie Polens

Quelle: Wikipedia

In Polen herrscht Kontinentalklima, wobei im Osten größere Temperaturunterschiede auftreten. Am wärmsten ist es in den Regionen Niederschlesien und Kleinpolen. Die Niederschlagsmengen schwanken im Westen des Landes zwischen 500 und 600 mm im Jahr. In Richtung Osten sind sie geringer und in den Gebirgen des Südens höher.

2.3. Die Ostsee Die Ostsee liegt zwischen dem 53. und 66. nördlichen Breitengrad und dem 20. und 26. östlichen Längengrad. Sie ist ein Salzwasser-Binnenmeer und über den Kattegat und Skagerrak mit der Nordsee und schließlich dem Atlantik verbunden. Sie ist also ein beinahe in sich geschlossenes Meer. Ihre Fläche beträgt nur 396 838 km2, doch das hydrografische Becken ist mit 1,7 Millionen km2 viermal größer, wovon 93 % zu den neun Anrainerstaaten gehören. Es gibt zahlreiche Inseln vor allem vor den Küsten Dänemarks, Schwedens und Finnlands und zwei große Buchten: der Finnische Meerbusen zwischen dem Süden Finnlands und Estland, und der Bottnische Meerbusen zwischen der schwedischen Ostküste und der finnischen Westküste.

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Aus geologischer Sicht ist die Ostsee sehr jung. Bis zum Pleistozän war die heutige Ostseeregion von einer dicken Gletscherschicht bedeckt. Die Gletscher bildeten sich vor etwa 5 000 Jahren zurück und hinterließen einen großen, von Endmoränen abgeriegelten Süßwassersee an der polnischen Küste und enge tiefe Buchten im Norden.

Karte 2: Ostsee

Quelle: Wikipedia Ebbe und Flut machen sich nur wenig bemerkbar. Die Ostsee ist mit durchschnittlich 57 Metern nicht sehr tief. Die größte Tiefe von 459 Metern erreicht sie nördlich der schwedischen Insel Gotland. Durch die geringe Tiefe und die enge Öffnung zum Ozean erfolgt der Wasseraustausch sehr langsam, was die Verschmutzung begünstigt. Der Salzgehalt der Ostsee ist sehr gering, er liegt zwischen Süßwasser und Salzwasser. Das ist auf die spärliche Verdunstung an der nördlichen Breite und dem starken Süßwasserzufluss aus vielen Flüssen zurückzuführen. Aufgrund des engen Ausgangs zum Ozean fließt das Wasser nur schwer ab und kann kaum durch Salzwasser erneuert werden. Je weiter die Entfernung zum Skagerrak ist, nimmt der Salzgehalt daher von Südwesten nach Nordosten ab. Im südwestlichen Teil der Ostsee beträgt er zwischen 15 und 25 °/°°, verringert sich aber bis zum Bottnischen und Finnischen Meerbusen bis auf 2 °/°°. Der geringe Salzgehalt hat sehr starke biologische Auswirkungen. So gibt es im Vergleich zu nahegelegenen Meeren ganz andere Arten. Das durch die dänischen Meerengen fließende Wasser ist im Vergleich zum Ostseewasser sehr salzig und daher schweres Wasser. Etwa ein Viertel des Wasseraustauschs geschieht über den nicht sehr tiefen Öresund, hauptsächlich findet er aber über die Belten statt. Es gibt zwar einen großen ständigen Wasseraustausch, doch wirkt er sich kaum auf die Ostsee aus, da immer das gleiche Wasser kommt und geht. Nur unter ganz bestimmten

Die Fischerei in Polen

Ausnahmebedingungen fließt länger als zwei Wochen Wasser zu und reicht weit genug, um nicht gleich zurückgedrängt zu werden. Während starker Strömungen erhält die Ostsee in wenigen Wochen 200 bis 400 Kubikmeter Salzwasser. Es vermischt sich sehr langsam mit dem Ostseewasser und strömt an Arkona, an der Grenze zwischen Deutschland und Polen und an Bornholm vorbei, um dann nach sechs Monaten zum mittleren Gebiet der Ostsee und den Untiefen nahe der Insel Gotland zu gelangen. Dabei wird das Ostseewasser erneuert, das oft wenig oder gar keinen Sauerstoff, dafür aber Schwefelwasserstoff enthält.

Karte 3: Tiefenkarte der Ostsee und Salzwasserdurchfluss

Quelle: Finnisches Institut für Meeresforschung

Die Ostsee hat einen positiven Wasserhaushalt, da die zufließenden Süßwassermengen höher sind als die Verdunstung und das überschüssige Wasser, das über die dänischen Meerengen in Richtung Nordsee abfließt. Das Süßwasser reinigt auf seinem Weg die Ostsee. Ohne die gelegentlichen Salzwasserströme aus der Nordsee bliebe die Ostsee ohne Salz. Wenn der Wasserzufluss aus der Nordsee ausbleibt, geht der Salzgehalt der Ostsee beträchtlich zurück. Aufgrund des starken Süßwasserzustroms und des geringen Wasseraustauschs haben sich in der Ostsee ausgeprägte Schichten herausgebildet. An der Wasseroberfläche ist der Salzgehalt gering, während er in der Tiefe zunimmt, da die Dichte mit dem Salzgehalt steigt. Zwischen den sehr unterschiedlich salzhaltigen Wassermassen bildet sich eine Schicht, die so genannte Halokline, heraus. Durch die Schichtbildung werden die vertikale Vermischung des Wassers und der Sauerstofftransport von der Oberfläche in die Tiefe verhindert. Neues, sauerstoffreiches Wasser gelangt nur dann in das tiefe Ostseewasser, wenn der Salzwasserstrom aus der Nordsee stark genug ist. Wegen der Schichtenbildung ist der Auftrieb sehr wichtig für das Meeresökosystem, weil er vertikale Vermischungen ermöglicht. In der Ostsee wird der Auftrieb hauptsächlich durch den Wind bewirkt und entsteht am häufigsten in küstennahen Gewässern.

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Grafik 1: Vergleich der Primärproduktivität von Ostsee und Nordsee

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2.500

3.000

3.500

4.000

Ene Feb Mar Abr May Jun Jul Ago Sep Oct Nov Dic

mg

C/(

m2

día

)

Prod. M. del Norte

Prod. Báltico

Media M. del Norte

Media Báltico

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage von www.seaaroundus.org erstellt Legende: Prod. M. del Norte – Prod. Nordsee; Prod. Báltico – Prod. Ostsee; Media M. del Norte – Durchschnitt Nordsee; Media Báltico – Durchschnitt Ostsee; día – Tag.

Im Durchschnitt hat die Ostsee eine höhere Produktivität als die Nordsee, sie unterliegt aber im Verlaufe des Jahres extremen Schwankungen. In den Wintermonaten liegt sie fast bei null, steigt aber im Frühling und Sommer durch die nährstoffreiche Zufuhr aus den Flüssen nach der Schneeschmelze erheblich an. Der Abfluss des Düngers im Ostseebecken hat den Zufluss der Nährstoffe erhöht, und im Sommer wächst die Algenpopulation rasant. Die wachsende Zufuhr von Nährstoffen hat nicht nur die Eutrophierung verstärkt, sondern auch zu Veränderungen beim Phytoplankton geführt. Während sich früher zum Beispiel vor allem im Frühjahr Kieselalgen ausbreiteten, haben sich nun eher Dinoflagellaten und auch Cyanobakterien stark vermehrt. Die Änderungen durch die Eutrophierung haben sich in der Produktivität in Küstennähe und auf hoher See gezeigt. Die Eutrophierung ist die treibende Kraft für den Wandel der sekundären Biomasse in diesem Ökosystem. Die Eutrophierung ist eines der größten Probleme in der Ostsee. Wegen der sehr hohen Stickstoff- und Phosphorkonzentration vermehren sich die einzelligen Algen und verdrängen die mehrjährigen Algen. Auf hoher See sammelt sich das überreichliche Phytoplankton an der Oberfläche und lässt das Sonnenlicht kaum durch. Der biologische Abbau der angesammelten Algen verbraucht Sauerstoff und trägt zur Bildung anoxischer Gewässer bei. Viele Fischarten und die benthische Fauna insgesamt leiden unter dem Sauerstoffmangel. Die gesamte Biomasse wächst durch die Eutrophierung, aber die Artenvielfalt nimmt ab. Zum Beispiel gedeihen bestimmte Karpfenfische, aber Arten, die klares sauerstoffreiches Wasser benötigen, werden seltener.

Die Fischerei in Polen

Die Ökosysteme in der Ostsee weisen wegen des geringen Salzgehalts und der Schichtenbildung Besonderheiten auf. Im Sommer entstehen auch thermische Schichten, desgleichen wird durch jahreszeitliche Schwankungen Vielfalt erzeugt. In der Ostsee sind relativ wenige Arten zu Hause. Wichtigste Fischarten sind der Ostseehering und die Sprotte. Es gibt aber auch Dorsch, Seehecht, Flunder, Seezunge, Forelle, Aal und Steinbutt. Im Salzwasser der Ostsee leben Süßwasserarten, die sich an die Bedingungen des salzigen Wassers gewöhnt haben, mit echten Meeresfischen zusammen. Alle Arten der Ostsee haben sich den kalten Wintertemperaturen angepasst. Durch die fehlenden Gezeiten gibt es auch Unterschiede zu den im Atlantik lebenden Arten. Einige Arten treten so selten auf, dass gerade einmal ihre Existenz nachgewiesen werden kann, andere sind dagegen in reichlicher Zahl vorhanden. Wegen des geringen Salzgehalts in der Ostsee haben sich einige Arten anders entwickelt, z. B. der Ostseehering, der kleiner als der Atlantikhering ist. Die Lebensbedingungen am Meeresboden sind bestimmten Bedingungen unterworfen: Salzgehalt, Sauerstoffgehalt, Zusammensetzung der Ablagerungen und Temperaturen. Entscheidend sind auch die Schichten in der Wassersäule, weil sie die Sauerstoffzufuhr beeinflussen. Der Zustand des Meeresbodens und der benthischen Organismen geben gute Hinweise auf den Allgemeinzustand des Meeres. An einigen besonders tiefen Stellen ist der Meeresboden der Ostsee in einem sehr schlechten ökologischen Zustand. Etwa 100 000 km2 des Meeresgrunds der Ostsee (ein Viertel der Gesamtfläche) ist die meiste Zeit verödet. Das stärker salzhaltige und damit dichtere Wasser verbleibt am Boden, erhält keine Luftzufuhr und weist eine geringe Sauerstoffkonzentration auf. Die sich ausbreitenden und der organischen Substanz abträglichen Bakterien setzen Schwefelwasserstoff frei. Zudem verhindert der fehlende Sauerstoff den Abbau der Nährstoffmengen an Phosphor und Stickstoff, die sich am Meeresboden ansammeln. Infolge dieser anaeroben Bedingungen ist die Ökologie des Meeresgrunds anders als im Atlantik. Aufgrund des geringen Wasseraustauschs und des starken Abflusses aus dem breiten hydrologischen Becken ist das Ökosystem der Ostsee sehr anfällig für Verschmutzungen. Mit der wachsenden Bevölkerung in den letzten zwei Jahrhunderten und der Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg sind die von den Menschen, der Industrie und der Landwirtschaft verursachten Schadstoffemissionen gestiegen. Die mikrobiologische Verschmutzung ist im Allgemeinen ein lokales Problem, das mit der Einleitung von unbehandelten Abwässern zusammenhängt. Seit den 1990er Jahren ist dank der Errichtung von Kläranlagen der Anteil von Mikroben in den Abwässern gesunken. Dafür stieg die Verschmutzung mit Schwebstoffen durch die Erosion an der Süd- und Ostküste und die höhere Menge an Phytoplankton infolge der Eutrophierung. Die hohen Stickstoff- und Phosphorbelastungen tragen zu einer stärkeren Eutrophierung bei. Diese wiederum verstärkt den Sauerstoffmangel und führt zur Ausbreitung schädlicher Algen, die für Fische und Meeressäugetiere tödlich sind. Mit Ausnahme von Kadmium scheinen Schwermetalle nicht mehr so stark vertreten zu sein. Die Quecksilberkonzentration ist in den Ablagerungen des Bottnischen Meerbusens und im Osten des Finnischen Meerbusens am höchsten. Die Kadmium-, Zink und

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Kupferkonzentration ist wiederum in der Mitte der Ostsee am höchsten. Blei ist regelmäßig verteilt. In den vergangenen dreißig Jahren gab es dank der Umsetzung der Empfehlungen der HELCOM (Helsinki-Kommission) einen immer geringeren Ausstoß von organischen Chlorsäureverbindungen und anderen Giftstoffen wie Pestiziden. Trotzdem gibt es nach wie vor regional sehr unterschiedlich starke Verschmutzungen. Sie betreffen besonders den Bottnischen Meerbusen und speziell Hering und Lachs. In den letzten Jahrzehnten wurde die Ansiedlung von mehr als hundert invasiven gebietsfremden Arten beobachtet, die hauptsächlich im Ballastwasser von Handelsschiffen bis hierher gelangen. Einige Arten, z. B. die Schwarzmund-Grundel (Neogobius melanostomus) oder die Meerwalnuss oder Rippenqualle (Mnemiopsis leidyi) beeinträchtigen das Gleichgewicht der Ökosysteme. Die HELCOM und das BSRP unterstützen die Schaffung einer Datenbank über gebietsfremde Arten in der Ostsee1.

1 www.corpi.ku.lt/nemo/

Die Fischerei in Polen

3. WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER FISCHEREI Wie in den meisten Mitgliedstaaten hat der Fischereisektor in Polen zwar einen verhältnismäßig geringen Anteil an der gesamten Wirtschaft (0,03 % des BIP), spielt aber in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht in den Küstenregionen eine wichtige Rolle. In drei Regionen (Pommern, Westpommern und Ermland-Masuren) und besonders in der kaschubischen Region stellt die Fischerei einen bedeutenden Wirtschaftsbereich dar. In den genannten Regionen, die häufig unter struktureller Arbeitslosigkeit leiden, sind die Fischerei und die damit verbundenen Bereiche wie Fischverarbeitung, Hafendienstleistungen oder Handel ein wichtiger Teil der lokalen Wirtschaft. Der Fischereisektor hat nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtbeschäftigung in Polen. 2008 hatte die Branche 26 123 Beschäftige, davon 2991 in der Seefischerei, 17 595 in der Fischverarbeitung, 5537 im Handel und ca. 4000 in der Binnenfischerei und Aquakultur. In der Seefischerei verringerte sich die Zahl der Beschäftigten drastisch von 16 813 im Jahr 1988 auf 2991 im Jahr 2008 (-82 %). Beim Beschäftigungsrückgang weisen die einzelnen Regionen erhebliche Unterschiede auf. Er war am stärksten in Westpommern, nicht ganz so stark in Pommern und sehr viel geringer in Ermland-Masuren, wo die Beschäftigungsquote im Fischereisektor ohnehin viel geringer ist als in den anderen beiden Regionen. Grafik 2: Beschäftigung in Polen

0

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

14.000

16.000

18.000

20.000

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Pesca marítima

Transformaciónde pescadoComercio

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung, Warschau. Vom Verfasser erstellt. Legende: Pesca marítima - Seefischerei; Transformación de pescado - Fischverarbeitung; Comercio - Handel

In der Fischverarbeitung ist die Beschäftigungssituation seit 2002 besser geworden. Sie scheint sich allerdings bei einer Höchstgrenze von etwa 18 000 Arbeitskräften einzupegeln Die Durchschnittslöhne waren 2008 mit monatlich 569 EUR im Fischfang, 527 EUR in der Verarbeitungsindustrie und 604 EUR im Handel sehr gering, sind allerdings bereits erheblich gestiegen. Seit 2003 betrug der Lohnanstieg im Fischfang 22 %, in der Fischverarbeitung 41 % und im Handel 38 %.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei in Polen

4. PRODUKTION

4.1. Seefischerei In der Ostsee sind Dorsche (Gadus morhua), Heringe (Clupea harengus) und Sprotten (Sprattus sprattus) sowohl zahlenmäßig als auch in Bezug auf die Biomasse vorherrschend. Für die Vermarktung haben Sprotten, Heringe, Dorsche, Plattfische und Lachse (Salmo salar) die größte Bedeutung. Weitere wichtige Arten sind Meerforelle (Salmo trutta), Zander (Stizostedion lucioperca), Schnäpel (Coregonus lavaretus), Aal (Anguilla anguilla), Blei (Abramis brama), Barsch (Perca fluviatilis) und Hecht (Esox lucius). Die Gesamtfänge der polnischen Fischereiflotte betrug im Jahr 2008 179 309 Tonnen, das sind 4 % weniger als 2007. Die Fänge sind seit 1988 (628 026 Tonnen) drastisch auf 179 309 Tonnen im Jahr 2008 zurückgegangen. Die vorläufigen Daten für 2009 deuten offenbar auf einen kräftigen Anstieg der Fänge hin. Die Fänge bestanden überwiegend aus Sprotten (55 400 Tonnen), Heringen (17 000 Tonnen), Dorschen (12 200 Tonnen) sowie Seezungen und Plattfischen (10 800 Tonnen). Darüber hinaus wurden 2008 8 304 Tonnen Krill gefangen, aber auch hier ist ein ständiger Rückgang der Fänge zu verzeichnen, wenn man den Jahresdurchschnitt 20 000 Tonnen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zum Vergleich heranzieht. Polen fängt in der Antarktis (Atlantik) in relativ geringem und zudem abnehmendem Umfang Krill. Die schwierigen Fangbedingungen in der Antarktis und ein begrenzter Markt für Krill haben die Entsendung einer größeren Anzahl von Schiffen in diese Fischfanggründe unrentabel erscheinen lassen. Etwa 90 % der Fänge im Nordostatlantik stammen aus der Ostsee, der restliche Anteil wird im Atlantik gefangen. Traditionell werden in der Ostsee Hering und Dorsch gefangen, obwohl seit den 1980er Jahren die Fangmengen zurückgehen. Demgegenüber war bis Mitte der 1990er Jahre ein Anstieg der Sprottenfänge zu verzeichnen. Es ist der einzige Ostseefisch, der in den nächsten Jahren Wachstumsperspektiven bis zu knapp 100 000 Tonnen hat. 2009 entfielen die meisten Anlandungen auf Sprotten, die von schwedischen Schiffen gefangen und auf hoher See auf polnische Schiffe umgeladen wurden. Auf den Fischfang in der Ostsee und in den Küstenhaffgebieten entfielen 2009 62 % der Gesamtfänge (2008 75 %). Der restliche Anteil entfiel auf die Tiefseefischerei, 21,8 % der Gesamtfänge stammten aus dem Mittelatlantik. Haff-Fisch macht lediglich 2 % der Gesamtfänge aus. Er wird vorwiegend von kleinen Küstenfischereifahrzeugen gefangen. Die wichtigsten Arten sind Hornhecht (Belone belone), Zander (Stizostedion lucioperca), Barsch (Perca fluviatilis), Brasse (Polysteganus spp), Karausche (Carassius carassius), Plötze (Rutilus rutilus), Neunauge (Lampetra fluviatilis), Quappe (Lota lota), Stint (Osmerus spp, Hypomesus spp), Blei (Abramis brama), Flunder (Pseudopleuronectes spp) und Steinbutt (Psetta maxima). Einige dieser Arten werden in der Freizeitfischerei gefangen, ihre Fangmenge ist annähernd gleich oder sogar noch höher. Schon lange, auch schon vor der EU-Erweiterung 2004, bestand für die wirtschaftlich wichtigen Ostseefischarten Dorsch, Sprotte, Hering und Lachs ein System zulässiger Gesamtfangmengen (TAC). Seit 1997 hatte die Internationale Kommission für die Fischerei in der Ostsee die Polen zugewiesenen Lachs-, Hering- und Dorschquoten schrittweise, aber

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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drastisch gesenkt, wobei die Reduzierung bei den beiden letztgenannten Arten besonders stark ausfiel. Später wurden die Quoten für Sprotte und Hering erhöht, jedoch für Dorsch und Lachs gesenkt. Die wirtschaftliche Lage der polnischen Fischer ist schlechter geworden, da die Fangkapazität gleich geblieben bzw. sogar leicht gestiegen ist. Grafik 3: Zulässige Gesamtfangmengen (TAC) Polens in der Ostsee (t; Lachs: in

Zahlen)

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20.000

40.000

60.000

80.000

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2004 2005 2006 2007 2008 2009

Tm

(n

° ej

emp

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s p

ara

el S

alm

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)

Espadín

Arenque

Bacalao

Salmón (n. ejemplares)

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung. Warschau Legende: Espadín - Sprotte; Arenque - Hering; Bacalao – Dorsch; Salmón (n. ejemplares) – Lachs (in Zahlen) Polen lastet seine Quoten für pelagische Arten (Sprotte und Hering) nicht voll aus. Im Gegensatz zum Dorsch bleiben etwa 50 % der Quoten ungenutzt, weil die Fänge von pelagischen Arten kaum rentabel sind – sie erzielen nur niedrige Preise, es herrscht ein starker Wettbewerb mit importierten Rohstoffen, die Marktstruktur ist lückenhaft und die Treibstoffpreise gehen schnell und kräftig in die Höhe.

4.1.1. Dorsch Der Dorschbestand ist bedroht. Seit den frühen 1980er Jahren gab es hohe Fangmengen, wobei ein Großteil des Bestandes bereits vor dem ersten Laichen gefangen wurde. Dadurch waren der Laicherbestand und die gesamte Population stark gefährdet. Die IBSFC2 hat in den 1990er Jahren eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Lage eingeleitet und in Zusammenarbeit mit dem ICES 3 einen Dorschaktionsplan zur Sicherung langfristiger Fangraten entwickelt. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hatte empfohlen, den Dorschfang in der östlichen Ostsee bis zur Annahme eines langfristigen Bewirtschaftungsplans völlig einzustellen. Um die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Einstellung abzumildern, schlug die Kommission die Bewirtschaftung des Dorschbestandes auf der Grundlage eines

2 Internationale Kommission für die Fischerei in der Ostsee. 3 Internationaler Rat für Meeresforschung.

Die Fischerei in Polen

Mehrjahresplans vor, der im Juli 2006 angenommen wurde. Er koppelt die geringere fischereiliche Sterblichkeit an längere Schonzeiten. Um dem Fischereisektor eine gewisse Stabilität zu geben, wurden die im Jahresverlauf stattfindenden Änderungen der zulässigen Gesamtfangmengen (TAC) begrenzt. Nach dem Beitritt zur Europäischen Union wurden Polen zu den gleichen Bedingungen wie den anderen Mitgliedstaaten Dorschquoten zugeteilt. Für spezielle Maßnahmen wurde die Quote ab 2005 zwischen dem westlichen und östlichen Ostseegebiet aufgeteilt. Im Oktober 2006 wurde zur Kontrolle der Ostseedorschfischerei ein von der Europäischen Fischereiaufsichtsagentur koordinierter Aktionsplan angenommen. Diese Koordinierung hatte für den polnischen Fischereisektor schmerzliche Folgen. Die polnische Flotte hatte die ihr zugewiesene Quote bereits im ersten Halbjahr 2007 ausgeschöpft. Im Juli 2007 kam die Kommission zu der Einschätzung, dass die Dorschfänge in der östlichen Ostsee (ICES-Unterbereiche 25-32, EU-Gewässer) durch die unter polnischer Flagge fahrenden Schiffe um das Dreifache höher als die zunächst von Polen angegebenen Mengen waren. Ab dem 12. Juli 2007 bestand für Schiffe unter der Flagge Polens ein Fangverbot für Dorsch in der Ostsee4. Trotzdem gingen die unter polnischer Flagge fahrenden Schiffe nach dem Verbot weiterhin auf Dorschfang und überschritten so nochmals die für Polen 2007 festgesetzten Quoten. Alles in allem war das ein schwerwiegender Fall von nicht ordnungsgemäß gemeldeter Fischerei im östlichen Teil der Ostsee. Nach mehreren Sachverständigengesprächen zwischen den polnischen Behörden und der Kommission, bei denen die nachweisliche Menge der Überfischung festgestellt werden sollte, räumte Polen eine Überschreitung der Quote in Höhe von 8000 Tonnen ein. Daraufhin wurden die über der jährlichen Quote liegenden Fangmengen von der für die Folgejahre festgesetzten polnischen Dorschquote abgezogen. Sie verringerte sich somit für Polen 2008 um 10 % in Bezug auf die überfischte Menge (800 Tonnen), und im Zeitraum 2009-2011 ist die TAC um 30 % in Bezug auf die Überfischung gesunken (jedes Jahr 2400 Tonnen). Nach Einschätzung der Kommission war der übermäßige Dorschfang durch polnische Schiffe vor allem durch Mängel des Kontroll- und Überwachungssystems und durch eine Flotte verursacht worden, deren Fischfangpotenzial für Dorsch nicht im Verhältnis zu den Fischereimöglichkeiten stand, die der Rat Polen jedes Jahr zugeteilt hat. Um die gravierenden Mängel bei der Anwendung der Gemeinsamen Fischereipolitik durch Polen umfassend zu beheben und um zu vermeiden, dass die Dorschbestände erneut zu stark befischt werden, verpflichtete sich Polen, nationale Aktionspläne zu beschließen und durchzuführen, die Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Kontroll- und Überwachungssysteme im Einklang mit den Gemeinschaftsvorschriften sowie spezielle Maßnahmen zur Anpassung der Fangkapazität der polnischen Flotte vorsehen, um ein stabiles Gleichgewicht zwischen der Kapazität und den Polen zugewiesenen Fangmöglichkeiten für Dorsch in der Ostsee herzustellen. So wurde die Verordnung (EG) Nr. 338/2008 des Rates angenommen, die Polen verpflichtete, nationale Aktionspläne für die Kontrolle und Flottenumstrukturierung anzunehmen, die Maßnahmen mit folgender Zielsetzung enthalten:

Verstärkung der Kontrolle der Fangtätigkeiten, namentlich für das Flottensegment, bei dem Dorsch einen wesentlichen Teil des Fangs ausmacht;

4 Verordnung (EG) Nr. 804/2007 der Kommission.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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verbesserte Durchsetzung der gemeinschaftlichen und nationalen Bestanderhaltungsvorschriften und besonders der Fangbeschränkungen;

Anpassung der Kapazität des Flottensegments, bei dem Dorsch einen wesentlichen Teil des Fangs ausmacht.

Tabelle 2: Lizenzen für den Dorschfang

Längensegmente (Meter)

Quote (t pro Schiff)

kW BRT Anzahl der

Schiffe

8 - 11,99 55 4 143,7 601,3 68

12 - 14,99 65 2 600,0 449,1 17

15 - 18,49 85 4 552,6 1 100,1 30

18,5 - 20,49 90 1 377,0 335,0 5

20,5 - 25,49 102,5 3 624,4 1 313,0 13

25,5 und mehr 70 6 029,8 2 289,0 14

Durchschnitt/ Gesamt

69,1 22 345,5 6 087,5 147

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung. Warschau Zudem trat Anfang 2008 ein Mehrjahresplan für die Dorschbestände der Ostsee in Kraft5. Ziel des Plans ist sicherzustellen, dass die Dorschbestände der Ostsee unter nachhaltigen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Bedingungen genutzt werden. Dafür müssen der östliche Bestand bis zu sicheren biologischen Grenzen wieder aufgefüllt und ein Niveau sichergestellt werden, auf dem die volle Reproduktionsfähigkeit beider Bestände erreicht wird. Es werden auch ständige Schonzeiten festgelegt (in der westlichen Ostsee vom 1. bis 30. April und in der östlichen Ostsee vom 1. Juli bis 31. August) und die Vorschriften über die Vorlage von Berichten über den Fang, Transport und die Anlandungen von Dorsch verschärft.

4.1.2. Sprotte und Hering Der Fang von Sprotten und Heringen vollzieht sich traditionell innerhalb der sicheren biologischen Grenzen. Es gibt klare Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Dorschen und Heringsfischen. Dorsch ist der einzige wichtige Raubfisch für Heringe und Sprotten. Die Eutrophierung bestimmter Gebiete hat ebenfalls zur Entwicklung dieser Bestände beigetragen. Gegenwärtig liegt die Fischerei unter beziehungsweise an der natürlichen Sterblichkeitsgrenze. Das könnte sich aber ändern, wenn der Dorschbestand ein bestimmtes Niveau überschreitet.

4.1.3. Lachs Der Wildlachs ist durch den Bau von Stauseen, Verschmutzung und Fischfang bedroht. Um die Folgen im Zusammenhang mit den Stauseen auszugleichen, ist man zur Zucht und Aussetzung von Fischbrut übergegangen. Die Wildbestände sind überfischt worden. Mit der Verbreitung der Fischkrankheit M74, durch die zu Beginn der 1990er Jahre 40 bis 90 % der Brut einging, verschlechterte sich die Situation. Der Wildbestand ging in den 1990er Jahren bis auf etwa 10 % des ursprünglichen Gesamtbestandes zurück. Die IBSFC verabschiedete einen Lachsmaßnahmeplan zur Sicherung und Vergrößerung des gegenwärtigen Wildlachsbestands. Eine stufenweise Reduzierung der zulässigen Gesamtfangmengen in den 1990er Jahren, nationale Maßnahmen und ein Abklingen des M74-Syndroms haben in letzter

5 Verordnung (EG) Nr. 1098/2007 des Rates.

Die Fischerei in Polen

Zeit in den meisten Flüssen zu einem erheblichen Zuwachs im Wildlachsbestand geführt. Durch die Reduzierung der Quoten hat sich die Lage der polnischen Fischer verschlechtert. Zur Aufstockung der Wildlachsbestände hat die IBFSC einen Aktionsplan für Lachs für den Zeitraum 1997-2010 auf den Weg gebracht. Ziel war es, die Wildlachsproduktion nach und nach zu erhöhen, um 2010 eine natürliche Produktion von mindestens 50 % der besten Schätzungen zur potenziellen Kapazität der Flüsse zu erreichen, damit der Lachs in die Lachsflüsse zurückkehrt. Wichtigste Punkte im IBFSC-Aktionsplan für Lachs waren:

Lachs soll wieder in den potenziellen Lachsflüssen angesiedelt werden; Lachsbrut sollte ausgesetzt und in den ersten Lebensetappen kontrolliert werden; Natürliche Lebensräume für Lachs müssen verbessert oder so gut wie möglich wieder

hergestellt werden; Die Fischerei soll sich möglichst auf die aus der Zucht stammenden Bestände

orientieren; Die Anrainerstaaten sollten die Kontrolle verstärken und Maßnahmen auf nationaler

Ebene als Ergänzung zu den Empfehlungen und Entschließungen der IBFSC ergreifen. Der Aktionsplan für Lachs 1997-2010 war erfolgreich:

Die meisten Lachsbestände haben sich erholt. Doch ist diese Erholung nach Auskunft des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) nicht durchgängig zu verzeichnen.

2000/2001 waren 72 % des Potenzials an Wildlachs in den 22 untersuchten Flüssen im Zentralgebiet und im Bottnischen Golf vorhanden.

Der Anteil der Fischbrut am Gesamtbestand ist sagenhaft gewachsen. Der Lachsfang war auch von bestimmten Regulierungen zum Dorsch und zum Schutz der Meeressäugetiere betroffen. Die Pflicht, in bestimmten Gebieten beim Fang mit Kiemennetzen und Verwickelnetzen akustische Abschreckvorrichtungen zu verwenden, hat dazu geführt, dass das auf den Lachs- und Meerforellenfang spezialisierte Flottensegment fast vollständig verschwunden ist. 2004 gab es in diesem Segment noch rund dreißig Schiffe, auf denen etwa 120 Fischer beschäftigt waren. Auch das komplette Verbot von Treibnetzen hat zu einem drastischen Rückgang der Lachs- und Meerforellenfänge geführt. 2008 wurden nur noch 20 % der Fangmengen von 2004 erreicht.

4.2. Binnenfischerei und Aquakultur Die Fläche der polnischen Binnengewässer beträgt insgesamt 560 000 ha, wovon 140 000 ha auf Flüsse, 280 000 ha auf Seen, 50 000 ha auf Stauseen, 50 000 ha auf bewirtschaftete Fischteiche (für die Kommerzialisierung) und 40 000 ha auf andere Gewässer entfallen. Von dieser Gesamtwasserfläche werden 480 000 ha für die Fischerei genutzt. Der größte Nutzer ist der polnische Anglerverband, der etwa 600 000 Mitglieder zählt. Insgesamt gibt es ungefähr eine Million erwerbstätige Fischer. Traditionell gehören in Polen Fischzucht, Aquakultur und Süßwasserfischerei, ob zu kommerziellen Zwecken oder als Freizeitvergnügen, zur Binnenfischerei. Etwa 4000 Menschen arbeiten in der Binnenfischerei und Aquakultur. In Binnengewässern werden etwa 55 000 Tonnen Süßwasserfische gefangen, 36 000 Tonnen davon stammen aus der Aquakultur, 3000 Tonnen aus der gewerblichen Fischerei in Binnenseen und 16 000 Tonnen aus der Freizeitfischerei. Gleichwohl haben die Binnenfischerei und die Aquakultur ein großes

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Entwicklungspotenzial. Die Fischereitätigkeit in der Ostsee ist an ihre Grenzen gestoßen, wenn das marine Ökosystem erhalten bleiben soll. Die Aquakultur ist die einzige Möglichkeit, die Eigenversorgung mit Fisch zu erhöhen. Aufgrund der geografischen Bedingungen an der polnischen Küste kann die Aquakultur nur in Binnengewässern entwickelt werden. In den Binnengewässern werden mehrere Arten gefangen. Schätzungen zufolge belaufen sich die Fänge der gewerblichen Fischerei auf 5000 Tonnen, die der meist mit der Angelrute betriebenen Freizeitfischerei auf 45 000 Tonnen, wobei die meisten Fänge nicht gemeldet werden. Ende der 1970er Jahre kam ein Fischer durchschnittlich auf 61 Fangtage, wovon 75 % auf die Monate Mai bis September entfielen. Die Fangintensität in den verschiedenen Binnengewässern hat sich seit den 1970er Jahren geändert. Die Zahl der Fangtage an Fischteichen, Stauseen und kleinen Gewässern ist gestiegen, während an Flüssen und Bächen weniger Fangtage anfallen. Es werden mehr als dreißig Fischarten gefangen. Verändert hat sich auch die Zusammensetzung der Fänge. Derzeit bestehen die Fänge zum Beispiel eher aus Zander, Blei (Abramis brama) und Plötze (Rutilus rutilus), während weniger Hecht (Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Aal (Anguilla anguilla) und Schnäpel (Coregonus lavaretus) gefangen werden. Die Aquakultur kann nicht einmal 15 % des polnischen Bedarfs an Fisch decken und produziert vor allem zwei Arten: Karpfen und Regenbogenforelle. Karpfen hat die längste Tradition, während die Forellenzucht im Verlauf der 1960er und 1970er Jahre begann und weiter steigt. Die Aquakulturproduktion ist auf die Regionen Norden, Masuren und Pommern beschränkt. Es gibt in Polen etwa 1050 Fischzuchtanlagen, von denen 15 % relativ viel produzieren. Darunter sind 600 Zuchtanlagen für Karpfen, 150 für Forellen und 600 für limnische Fische. Der größte Produzent ZHP erzielt eine Produktionsmenge von mehreren Tausend Tonnen. Die Fischteiche in den südlichen Provinzen sind auf Karpfenzucht spezialisiert. Es handelt sich in der Regel traditionell um sehr kleine Familienbetriebe. Sie verkaufen Frischfisch, insbesondere zu den Feiertagen am Jahresende. Die Forellenzucht hat sich erst in jüngerer Zeit entwickelt, nachdem sie in den 1960er und 1970er Jahren eingeführt worden war. Sie ist auf die nördlichen Provinzen konzentriert und produziert hauptsächlich für den Export nach Westeuropa.

Die Fischerei in Polen

5. ENTWICKLUNG DES FISCHEREISEKTORS Die polnischen Fänge erreichten Mitte der 1970er Jahre einen Höhepunkt (786 442 Tonnen 1974). Seit 1988 (628 026 Tonnen) haben sie sich drastisch auf 179 309 Tonnen im Jahr 2008 verringert. Grafik 4: Fänge der polnischen Flotte (t)

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100.000

200.000

300.000

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1977

1980

1983

1986

1989

1992

1995

1998

2001

2004

2007

Tm

Total

Atlántico NE

Otras aguas

Quelle: FAO. Vom Verfasser erstellt

Legende: Total - Insgesamt; Atlántico NE – Nordostatlantik; Otras aguas – Andere Gewässer Die Dominanz der Ostseefischerei war nicht immer die Regel. In den 1960er Jahren begann Polen in anderen Fanggründen zu fischen, und zu Beginn der 1970er Jahre hatten die Fänge aus der Ostsee nur noch einen Anteil von 40 % an der Seefischerei. Der Anteil verringerte sich bis auf etwa 20 %, bis er Anfang der 1990er Jahre bedingt durch die geringeren Fänge in den anderen Fischfanggründen wieder deutlich stieg. Der Zuwachs in den 1970er bis hin zu den 1990er Jahren ist hauptsächlich auf den Fang kleiner pelagischer Arten im Mittelostatlantik vor den afrikanischen Küsten und von Pollack (Pollachius pollachius) im Nordpazifik und Krill in der Antarktis zurückzuführen. Gegenwärtig werden diese Fische in viel geringeren Mengen und nicht regelmäßig gefangen. Einigermaßen bedeutend sind nur die Fänge im Mittelostatlantik, im Nordwestpazifik und in der Antarktis. In den 1960er und 1970er Jahren fischte die Flotte Polens in den Fanggründen im Nordwestatlantik vor allem, um Atlantikmakrelen (Scomber scombrus), Kabeljau (Gadus morhua) und Hering (Clupea harengus) zu fangen. Die Fischereitätigkeit im Mittelostatlantik war auf Sardinen (Sardina pilchardus), Sardinellen (Sardinella aurita) und Bastardmakrelen (Trachurus spp) ausgerichtet. In den 1970er und 1980er Jahren fischten polnische Schiffe im Südostatlantik (Bastardmakrele und Seehecht) und im Nordostpazifik (Seehecht und Alaska-Pollack). Von Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre betrieb Polen im Südwestatlantik Fischfang und fing Kalamare (Loligo spp), Tintenfische, Südlichen Wittling (Micromesistius australis) und Patagonischen Grenadierfisch (Macruronus magellanicus). Mitte der 1980er

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Jahre begann die Fischerei im Nordwestatlantik (Alaska-Pollack), seit Mitte der 1990er Jahre läuft die polnische Flotte aber dorthin seltener aus. Die Talfahrt des polnischen Fischereisektor begann 1979, da es für die polnische Fischereiflotte zunehmend schwieriger wurde, geeignete Fanggebiete in Ländern mit ausschließlicher Wirtschaftszone (AWZ) von 200 Meilen zu finden. Darüber hinaus sank die Produktion in der polnischen Fischereiwirtschaft wegen der politischen Instabilität der Jahre 1988 und 1989. So betrug die Gesamtfangmenge 1988 654 860 Tonnen, 1989 dagegen nur noch 564 886 Tonnen. Bis 1991 befand sich der Fischereisektor unter staatlicher Kontrolle. Die Hochseefischereibetriebe waren im Rahmen der zentralisierten Wirtschaft gegründet worden. Anfang der 1990er Jahre leitete die polnische Regierung die Abwicklung der Planwirtschaft und der Regulierungsbehörden wie das Zentralamt für Fischereiwesen ein. In der Folge wurde die Fischereiwirtschaft dezentralisiert und die Privatisierung ernsthaft in Angriff genommen. Wesentliche Änderungen wie die Anpassung der Organisationsstruktur, der Beschäftigungszahlen wie auch des Anlagevermögens wurden nötig. Mit der Einführung der Marktwirtschaft verringerten sich die Subventionen für staatliche Unternehmen. Die Steuerlast wurde erhöht, um zu einer raschen Umstrukturierung der Unternehmen beizutragen. Vor allem wurde die Einkommensteuer erhöht. Eingeführt wurde auch die Mehrwertsteuer (MwSt.). Fischereierzeugnisse blieben steuerbefreit, was bedeutete, dass die Unternehmen keine MwSt. beim Erwerb von Produktionsmitteln absetzen konnten. Zudem gab es weitere größere Veränderungen wie die Aufhebung der Preisbindung, die Liberalisierung des Außenhandels und die abrupte Abwertung des Zloty. Die Preise für Exportprodukte stiegen, gleichzeitig aber auch die Kosten der meisten im Ausland erworbenen Produktionsmittel. Gebühren für den Erwerb von Fanglizenzen wurden auch erheblich teurer. Die staatlichen Betriebe standen finanziell schlecht da. Sie waren stark verschuldet und für die Hochseeflotte wurde es immer schwieriger, Zugang zu den Fanggründen zu erhalten. 1995 waren bereits einige Hochseefischereibetriebe privatisiert (z. B. Dalmor SA). Die Privatisierung der Fischereiflotte erwies sich jedoch als ein schwieriger Prozess, vor allem weil kein Kapital vorhanden war und kein neues hinzukam. Die hohe Inflationsrate führte zu erheblich höheren Zinsen für Bankdarlehen. Die Unternehmen hatten ernsthafte Probleme, die aufgelaufenen Schulden zurückzuzahlen. In den 1990er Jahren verschärften sich die Auswirkungen der ökonomischen Veränderungen, da es keine staatliche Hochseefischereipolitik gab. Die Neuorganisation der staatlichen Verwaltung nahm mehrere Jahre in Anspruch. Die neue Struktur sollte den damaligen politischen Erfordernissen angepasst werden, obwohl die Neuorganisation die Umstrukturierung- und Privatisierungsprozesse der Hochseefischereiunternehmen nicht erleichterte. Darüber hinaus brachen die Möglichkeiten für eine langfristige Fischereitätigkeit im Ochotskischen Meer weg, auf die sich die Hochseeflotte überwiegend gestützt hatte. Ende 1991 wurde die gesamte Fischereiflotte aus der Beringsee in die offenen Gewässer des Ochotskischen Meeres verlegt. 1992 wurde nach Fangtagen gerechnet mehr als 70 % der vor allem mit Trawlern betriebenen Hochseefischerei in den Gewässern des Ochotskischen Meeres und der Beringsee realisiert. Dort erzielte die polnische Hochseeflotte gute Ergebnisse: jährlich 240 000 bis 300 000 Tonnen Alaska-Pollack. So konzentrierten sich von 1996 bis 1998 zwischen 76 und 85 % der Tätigkeit der polnischen

Die Fischerei in Polen

Hochseefischereiflotte auf russisches Gebiet. Dadurch entstand eine starke Abhängigkeit von einem früheren Abkommen, das Polen und Russland über den Zugang zu den Fischfanggründen in der Beringsee und im Ochotskischen Meer abgeschlossen hatten. 1992 einigten sich die Länder, die die offenen Gewässer der Beringsee befischten, angesichts der Überfischung auf ein Fangmoratorium. Seit 1995 werden die offenen Gewässer der Beringsee durch das Übereinkommen zum Schutz und zur Bewirtschaftung der Beringsee geregelt, dem sich Polen, die USA, China, Russland, Japan und Korea angeschlossen haben. Auf der Grundlage von Forschungsergebnissen werden jährliche Fangquoten festgelegt. Das größte Strukturproblem betrifft die Hochseefischereiflotte. Die russischen Behörden reduzierten die den polnischen Fischern gewährten Fangrechte für Alaska-Seelachs von 111 000 Tonnen im Jahr 1996 auf null im Jahr 2002. Neben der sinkenden Produktivität der Fanggründe hatte dies gravierende wirtschaftliche Probleme bei den polnischen Hochseefischereibetrieben zur Folge. Die starke Spezialisierung in der Hochseefischerei und die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen über die Fischereimöglichkeiten sind Gründe für die Schwäche der Branche. Die Hochseeflotte hatte große Probleme, als Russland beschloss, ausländischen Schiffen im Nordwestpazifik keine Fangrechte mehr zu gewähren und sie somit den Zugang zu den Fischfanggründen verlor. Seitdem ist die Fischereiproduktion in Polen stark rückläufig. Auch die Beschäftigungsquote in der polnischen Fischereiflotte ist drastisch zurückgegangen. So ist die polnische Fischereiwirtschaft hauptsächlich vom Ostseefischfang abhängig, insbesondere vom Zustand der Biomasse von vier Fischarten: Dorsch, Sprotte, Hering und Lachs. Die polnischen Meeresgebiete in der südlichen Ostsee zeichnen sich durch eine hohe biologische Produktivität aus, wodurch die Gewässer zu einem günstigen Standort für die Reproduktion und Ernährung zahlreicher wertvoller Fischarten werden. Der Fischfang muss hier ausgeglichen und in einem Umfang erfolgen, der zu dem wechselnden Bestand der Fischereiressourcen in einem fragilen Ökosystem im richtigen Verhältnis steht. Im Gegensatz zur Fischereiflotte anderer EU-Mitgliedstaaten, die Fischfang industriemäßig und in großem Umfang betreiben, beschränkt sich die polnische Fischereiflotte auf Fänge für den direkten menschlichen Verzehr. Im Vergleich zu den Fischereiflotten der anderen EU-Mitgliedstaaten ist ihre Fangkapazität zudem begrenzt. Die Flotte hat eine starke Reduzierung sowohl der Anzahl der Schiffe als auch der Fangkapazität durchlaufen. Schon im Rahmen des Flottenanpassungsprogramms vor dem EU-Beitritt wurde die Flottenkapazität um 40 % verringert, und 360 Fischereifahrzeuge wurden stillgelegt. Für die verbleibenden Schiffe boten die Fischereimöglichkeiten nicht immer finanzielle Sicherheit. Ein Teil der Flotte hat illegal und nicht gemeldet vor allem Dorsch gefangen, wodurch die zugeteilten Quoten um das Dreifache überschritten wurden. Deshalb musste Polen nationale Aktionspläne zur Verbesserung der Kontroll- und Durchsetzungssysteme der Flotte mit folgenden Maßnahmen annehmen6:

Verstärkung der Kontrolle der Fangtätigkeiten, namentlich für das Flottensegment, bei dem Dorsch einen wesentlichen Teil des Fangs ausmacht;

verbesserte Durchsetzung der gemeinschaftlichen und nationalen Bestanderhaltungsvorschriften und besonders der Fangbeschränkungen;

Anpassung der Kapazität des Flottensegments, bei dem Dorsch einen wesentlichen Teil des Fangs ausmacht.

6 Verordnung (EG) Nr. 338/2008 des Rates.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Problematisch sind das hohe Durchschnittsalter der Fischereifahrzeuge und die begrenzten Möglichkeiten für eine Erneuerung der Flotte. Seit dem Beitritt zur EU dürfen nach der Zugangs-/Abgangsregelung nur neue Schiffe gebaut werden, deren Kapazität im Vergleich zu den ausgesonderten Fischereifahrzeugen gleich hoch oder höher ist.

Die Fischerei in Polen

6. FISCHEREIFLOTTE Die polnische Fischereiflotte besteht vorwiegend aus älteren Schiffen mit geringen Abmessungen. Im Dezember 2010 zählte sie 794 Fischereifahrzeuge, von denen 598, also 75 % der Flotte, eine Gesamtlänge von weniger als 12 Metern hatten. Der größte Teil der Flotte ist technisch veraltet und kann aufgrund knapper Ressourcen und teuren Treibstoffs kaum rentabel arbeiten. Lediglich 1 % der Schiffe der EU-27-Fischereiflotte ist in Polen registriert. Auf sie entfällt ein Anteil von 6 % der Bruttotonnage und von 6 % der Gesamtmaschinenleistung.

6.1. Struktur der polnischen Flotte

In der Zeit des wirtschaftlichen Übergangs wurde die polnische Fischereiflotte substanziell reduziert. Zudem wurde vor dem EU-Beitritt Polens ein Programm zur Flottenreduzierung umgesetzt. Trotzdem hat sich seit dem Beitritt zur Europäischen Union die Zahl der Schiffe noch einmal um 36 %, die Tonnage um 19 % und die Gesamtmaschinenleistung um 41 % verringert. Tabelle 3: Entwicklung der polnischen Fischereiflotte (jeweils zum 31.12.)

Anzahl Schiffe BRT kW BRT/Schiff kW/Schiff Ø Alter

2004 1 248 45 566 147 089 37 118 27 2005 974 30 261 105 479 31 108 27 2006 884 31 607 99 922 36 113 27 2007 866 29 971 96 703 35 112 28 2008 832 40 999 98 961 49 119 28 2009 806 38 242 90 739 47 113 28 2010 794 37 036 86 708 47 109 28

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt Allmählich stiegen die durchschnittliche Tonnage und Maschinenleistung. Derzeit sind die Schiffe durchschnittlich 28 Jahre alt und haben einen hohen Treibstoffverbrauch. Obgleich sie modernisiert und mit elektronischen Geräten ausgestattet worden sind, muss in einen Großteil der Schiffe weiter investiert werden, damit sie die EU-Anforderungen an Sanitärausstattung, Sicherheit und Überwachung (Schiffsüberwachungssystem VMS) erfüllen. Fehlende private Investitionen sind jedoch ein Hindernis für die notwendige Modernisierung der unmodernen und veralteten Flotte. Die folgende Abbildung zeigt den Anteil der polnischen Schiffe mit einer Gesamtlänge unter 12 Metern und der so genannten kleinen Küstenfischerei im Vergleich zur EU-27-Flotte. Unter kleiner Küstenfischerei sind Fischereifahrzeuge zu verstehen, deren Länge unter 12 Metern liegt und die nicht als Schleppfanggeräte (Schleppnetze, Waden und Dredgen) eingestufte Fanggeräte verwenden. 521 polnische Fischereifahrzeuge sind in diese Kategorie einzuordnen, das sind 75 % der polnischen Fischereiflotte.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Tabelle 4: Die polnische Fischereiflotte im Vergleich zur EU-27-Flotte

Anteil an der gesamten Flotte <12 Meter Kleine Küstenfischerei

EU 27 Polen EU 27 Polen

Anzahl Schiffe 85 % 75 % 76 % 66 %

Tonnage 11 % 8 % 8 % 6 %

Maschinen-leistung

38 % 28 % 30 % 21 %

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt In der polnischen Fischereiflotte ist der Anteil der kleineren Schiffe und der kleinen Küstenfischerei geringer als in der EU-27-Flotte. Die durchschnittliche Maschinenleistung der kleineren polnischen Fischereifahrzeuge liegt etwas unter dem EU-Durchschnitt. Auch ist festzustellen, dass auf den kleineren polnischen Fischereifahrzeugen etwas seltener Schleppfanggeräte zum Einsatz kommen als es sonst in der Europäischen Union üblich ist. 39 % der Schiffe haben einen Schiffskörper aus Metall, was für größere Schiffe typisch ist. Bei 26 % der Schiffe ist der Schiffskörper aus Holz und bei 25 % aus Glasfaser gefertigt. Die aus Glasfaser bestehenden Schiffe sind im Allgemeinen moderner und kleiner als die Schiffe mit einem Holzschiffskörper. In der polnischen Fischereiflotte überwiegen Schiffe mit stationären Fanggeräten. Doch die mit Schleppfanggeräten ausgerüsteten Schiffe haben eine höhere Maschinenleistung und eine etwas höhere Tonnage. Das ist darauf zurückzuführen, dass stationäre Fanggeräte verstärkt von kleineren Schiffen verwendet werden. In den meisten Ländern der Europäischen Union wird unter kleiner Küstenfischerei diejenige verstanden, die mit Schiffen von weniger als 12 Metern Gesamtlänge betrieben wird. In Polen dagegen geht man traditionell von einer Länge von 15 Metern aus. Somit ist die polnische Fischereiflotte in drei Hauptbereiche untergliedert:

Küstenfischereifahrzeuge mit einer Gesamtlänge zwischen 3 und 16 Metern, die innerhalb der Hoheitsgewässer im Weichselhaff und im Stettiner Haff fischen;

Fischereifahrzeuge mit einer Gesamtlänge zwischen 16 und 32 Metern, die zum Fang in die Ostsee und in geringerem Umfang in den Nordostatlantik auslaufen; und

die Hochseefischerei, die von Schiffen mit einer Gesamtlänge über 32 Meter auf hoher See in fernen Fischfanggründen betrieben wird.

Tabelle 5: Polnische Flotte. Januar 2009

Schiffe BRT Leistung Durchschnitt Länge An-

zahl %

Ø Alter t % kW % BRT kW

Küste 3-16 643 80 % 23 4 100 11 % 29 900 33 % 6 47 Ostsee 16-32 161 20 % 40 12 900 34 % 42 500 47 % 80 264 Hoch-see

32-108 4 0,5 % 19 21 300 56 % 18 400 20 % 5 325 4 600

INSGESAMT 808 28 38 200 90 800

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung. Warschau

Die Fischerei in Polen

Die Küstenfischerei gilt in Polen als handwerkliche Fischerei – die Fischereifahrzeuge operieren in der Nähe der Küste (bis zu 12 Seemeilen) und haben eine Gesamtlänge von maximal 16 Metern. Im Januar 2009 waren 643 Fischereifahrzeuge registriert (80 % der polnischen Flotte). Viele Küstenfischer üben neben der Fischerei andere Tätigkeiten aus und beziehen ein Einkommen beispielsweise aus touristischen Dienstleistungen. Das Durchschnittsalter der Küstenschiffe ist mit 23 Jahren niedriger als bei der Ostseeflotte, wobei mehr als die Hälfte der Fischereifahrzeuge in diesem Flottensegment nach 1990 gebaut sind. Obwohl sie relativ neu sind, ist ihre Ausstattung mit Echolot, Funk, Radar, Hebezeugen usw. unzureichend. Ein großer Teil verfügt überhaupt nicht über derartige Geräte. Zu diesem Flottensegment gehören auch Schiffe, die entlang der Küste und im Weichselhaff und im Stettiner Haff fischen und hauptsächlich stationäres Fanggerät verwenden. Es ist eine in Auflösung begriffene Flotte, deren Fangregister schon immer nicht sehr präzise waren, weil der Fisch meistens den Kunden gleich direkt verkauft wird. In der Küstenfischerei werden hauptsächlich Dorsche, Heringe und Plattfische gefangen, aber auch diadrome und Süßwasserfische. Im Hafen von Ustka sind rund fünfzig Schiffe dieses Segments gemeldet. Die Ostseeflotte bestand 2009 aus 161 Fischereifahrzeugen (kutry). Das war ein Anteil von 20 % an der polnischen Flotte mit einer Gesamtmaschinenleistung von 42 500 kW (im Durchschnitt 264 kW), einer Tonnage von 12 900 BRT (34 % der polnischen Flotte) und Schiffslängen zwischen 16 und 32 Metern. Sie sind meist in der polnischen AWZ unterwegs. Mit der Privatisierung wurde Anfang der 1990er Jahre begonnen. Damals waren mehr als die Hälfte der Ostseefischereifahrzeuge im Besitz von staatlichen Betrieben. Jetzt sind sie fast vollständig in privater Hand. In der Ostsee wird die Fischerei nur von einem öffentlichen Unternehmen (PPiUR) betrieben, das sieben Schiffe besitzt. Die Modernisierung der Flotte ist dringend erforderlich, doch fehlt es den Eigentümern oft am notwendigen Kapital. Mehr als die Hälfte der Schiffe dieses Flottensegments sind in den drei Häfen Władysławowo, Kołobrzeg und Ustka beheimatet. Władysławowo ist der wichtigste Hafen, wobei in den letzten Jahren Darłowo immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. 2009 lag das durchschnittliche Alter der Schiffe bei etwa 40 Jahren, allerdings sind 37 % über 46 Jahre alt. In der Ostseeflotte werden unterschiedliche Fanggeräte eingesetzt wie Kiemennetze, Langleinen, Grundschleppnetze und pelagische Schleppnetze. Ihre Maschinenleistung ist meist gering, ihre technische Ausstattung lässt zu wünschen übrig. Einige Schiffe wurden jedoch modernisiert und sind nun technisch besser ausgerüstet. Für dieses Flottensegment hat Dorsch die größte wirtschaftliche Bedeutung. Die Anlandungen machten traditionell zwischen 60 und 70 % der Einkünfte der Fischer aus. Nach der Überschreitung der Dorschquoten war dieses Segment am stärksten von den nationalen Aktionsplänen betroffen. Andere Zielarten in diesem Segment sind Sprotten, Heringe, Lachse und Meerforellen. Die Hochseeflotte, die einst in der Antarktis, vor den Falkland-Inseln, Neuseeland, in der Beringsee und im Ochotskischen Meer operierte, hat sich sowohl in Bezug auf die Fänge wie auch auf die Zahl der Fanggründe reduziert. Mit den großen polnischen pelagischen Schleppnetzfängern ging es in den letzten zwanzig Jahren unaufhaltsam bergab: 1990 bestand die Flotte noch aus 77 Schiffen, von denen 2009 nur noch vier übrig waren, also eine Reduzierung um 95 %. Diese vier Schiffe sind durchschnittlich 19 Jahre alt und haben eine

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Tonnage von 21 300 BRT und eine Maschinenleistung von 18 400 kW. Die durchschnittliche Tonnage beträgt 5325 BRT, die durchschnittliche Maschinenleistung 4600 kW. Grafik 5: Entwicklung der polnischen Hochseefischereiflotte

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mer

o d

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Flota dealturaFlota auxiliarde altura

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung und Fischereiflottenregister der Gemeinschaft.

Vom Verfasser erstellt Legende: Número de buques – Anzahl der Schiffe; Flota de altura – Hochseeflotte; Flota auxiliar de altura – Flotte der Hilfsschiffe für die Hochseefischerei Bis in die 1980er Jahre hinein zählte die polnische Hochseefangflotte zu den größten der Welt und erzielte in den 1970er und 1980er Jahren jährliche Fangmengen von mehreren Hunderttausend Tonnen. Etwa 50 % der gesamten polnischen Fänge resultierten aus dieser Fischereisparte. Seit der Einführung von ausschließlichen Wirtschaftszonen durch die Anrainerstaaten verstärkte sich in den 1990er Jahren der bereits in den 1970er Jahren begonnene Niedergang, und die polnische Hochseefischerei geriet in eine Krise, die sich später aus politischen Gründen noch verschärfte. Grundlegende Änderungen bei den internationalen Fischereireglements hatten zusammen mit späteren Kürzungen nationaler Subventionen drastische Auswirkungen auf die Struktur und Produktion der Flotte, und die schlechtere Versorgung mit Fisch führte Anfang der 1990er Jahre zu einem starken Rückgang des Verbrauchs. Die Hochseefischerei wurde mit Schiffen dreier staatlicher Unternehmen betrieben: Dalmor, Gryf und Odra. Die Flottenbetreiber wurden zu einem Zeitpunkt privatisiert, als sie in hohem Maße auf die Fänge von Alaska-Pollack im Ochotskischen Meer angewiesen waren und die Preise für die Zugangsrechte zu den dortigen Fanggründen kräftig stiegen. Im Zeitraum 1990 bis 1995 vollzogen sich die wirtschaftlichen Veränderungen, und der Ertrag in den Hochseefangregionen ging zurück. Die Flottenreduzierung in dieser Zeit war ein Ergebnis der Anpassung der Fischereikapazitäten an die eingeschränkten Möglichkeiten wie auch des Bemühens der Unternehmen, die Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Diese rückläufige Entwicklung war zum Teil Folge der Entscheidung, sich aus den unprofitablen Gewässern von Neufundland und Mauretanien zurückzuziehen, aber auch des

Die Fischerei in Polen

eingeschränkten Zugangs polnischer Schiffe zu anderen Fanggebieten und der Anpassung an die neuen ökonomischen Bedingungen seit 1989/90. Die Flotte der Hilfsschiffe für die Hochseefischerei wurde 1998 aufgelöst; 1990 hatte sie noch aus 110 Schiffen bestanden. 2008 gingen die die Fangmengen der Hochseefischerei auf 14 000 Tonnen zurück, was gegenüber den 1990 gefangenen 320 000 Tonnen Fisch ein enormer Rückgang war. Heute werden vor allem kleine pelagische Arten gefangen, bei denen Bastardmakrelen 57 % und Krill 10 % der Fänge ausmachen. Andere pelagische Fische spielen eine kleinere Rolle; auf Sardinellen entfällt ein Anteil von 9 % an den Fängen, auf Sardinen 8 % und auf Makrelen 6 %. In den 1990er Jahren konzentrierte sich die polnische Hochseefischerei hauptsächlich auf eine einzige Fischart, den Alaska-Pollack, der in den Gewässern der Beringsee und des Ochotskischen Meeres gefangen wurde. Diese Art machte 60 % der gesamten Fänge aus, wird aber nun nicht mehr gefangen. Die Hochseefischereiflotte operiert derzeit in den Fanggebieten in der Antarktis, im Mittelostatlantik und gelegentlich im Südpazifik. 2008 kamen lediglich 6 % bzw. 3 % der gesamten Fänge aus diesen Fanggründen. Heute ist nur ein öffentliches Unternehmen in der Hochseefischerei tätig: Dalmor (PPPiH). Es besitzt nur einen Trawler, der Krill in der Antarktis fängt, gelegentlich aber auch im Südostpazifik zum Fang unterwegs ist. Die anderen drei Hochseetrawler gehören der Erzeugerorganisation Nordatlantik, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Ein Trawler betreibt Fischfang im Nordostatlantik, die anderen operieren normalerweise in Mauretanien und hin und wieder im Südostpazifik. Tabelle 6: Anteil der polnischen Fischereiflotte an der EU-27-Flotte nach

Längensegmenten

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Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt

Legende: Buques – Schiffe; TRB – BRT.

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In der EU-27-Fischereiflotte hat die polnische Flotte nur bei bestimmten Längensegmenten eine maßgebliche Stellung, insbesondere im Segment 92 bis 96 Meter (ein Hochseeschiff) und im Segment 104 bis 108 Meter (zwei Hochseeschiffe). Ein viertes Hochseeschiff gehört zum Längensegment 60 bis 64 Meter. Die Ostseeflotte ist nur für die Segmente 24 bis 28 und 16 bis 20 Meter Gesamtlänge von Belang.

6.2. Fanggeräte

In der nachstehenden Tabelle sind die gemäß Verordnung (EG) Nr. 26/2004 über das Fischereiflottenregister der Gemeinschaft gemeldeten Hauptfanggeräte aufgelistet. Tabelle 7: Fanggeräte in der polnischen Flotte

% INSGESAMT Durchschnittl. Größe

Hauptfanggeräte Anzahl Schiffe

BRT kW Ø TRB Ø kW

GNS Stellnetze 62 % 11 % 29 % 9 51 OTM Pelagische Scherbrettnetze 4 % 63 % 29 % 837 906 OTB Grundscherbrettnetze 14 % 23 % 32 % 76 258 FPO Reusen 15 % 1 % 6 % 3 39 LLS Grundlangleinen 4 % 1 % 2 % 11 56 PTB Zweischiffgrundschleppnetze 1 % 1 % 1 % 42 218 LLD Treibende Langleinen 0 % 0 % 1 % 62 252 Sonstige 0 % 0 % 0 % 5 24 GESAMT 100 % 100 % 100 % 47 109

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt Die am häufigsten eingesetzten Fanggeräte sind Stellnetze (62 % der Schiffe), Reusen (15 %) und Grundschleppnetze (14 %). Stellnetze und Reusen sind typische Fanggeräte der handwerklichen Küstenfischerei, während Grundschleppnetze eher von mittelgroßen Schiffen eingesetzt werden, die in der Ostsee auf Fang gehen. Pelagische Scherbrettnetze kommen zwar nur auf 4 % der Schiffe zum Einsatz, diese haben aber einen Anteil von 63 % an der Gesamttonnage und 29 % an der Maschinenleistung. Die großen pelagischen Schleppnetzfänger sind sehr spezialisiert und verwenden kein weiteres Fanggerät. Dagegen gibt es 25 mittelgroße pelagische Schleppnetzfänger, die in der Ostsee arbeiten und Grundscherbrettnetze als weiteres Fanggerät verwenden. Alle Grundscherbrettnetze verwendenden Ostseeschiffe setzen weiteres Fanggerät ein, entweder Stellnetze oder pelagische Scherbrettnetze oder Zweischiffgrundschleppnetze. Die meisten Fischereifahrzeuge, die mit Stellnetzen als Hauptfanggerät arbeiten, setzen Grundlangleinen als weiteres Fanggerät ein, wenige benutzen auch treibende Langleinen.

6.3. Strukturelle Anpassung der polnischen Fischereiflotte

Während der letzten zwanzig Jahre durchlief die polnische Fischereiflotte einen intensiven strukturellen Anpassungsprozess. Nach der durch die Zugangsbeschränkungen zu den Fischfanggründen ausgelösten Krise bekam die polnische Flotte die Auswirkungen der wirtschaftlichen Umgestaltung in Polen zu spüren. Vor dem Beitritt zur Europäischen Union fand zudem eine erneute Flottenreduzierung statt. Doch waren die Probleme bei weitem nicht gelöst, was sich an der Überschreitung der Dorschquote 2007 und den daraus resultierenden Problemen zeigte. Dies war der mangelnden Rentabilität einiger

Die Fischerei in Polen

Flottensegmente geschuldet und diente als Auslöser für nationale Aktionspläne, in denen das Flottenmanagement eine sehr wichtige Rolle spielte. Wie auch die Fischereiflotten der anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union musste die polnische Flotte die Fischereikapazität an die Bestände anpassen, aber infolge der Krise im Fischereisektor fanden auch grundlegende Veränderungen in Bezug auf die Größe und die Merkmale der Flotte statt. Seit 2004 verringerte sich in der polnischen Fischereiflotte die Zahl der Schiffe um 36 %, die Gesamttonnage um 19 % und die Gesamtmaschinenleistung um 41 %. Nach diesem Rückgang an Schiffen, Tonnage und Leistung stieg mit dem Erneuerungsprozess der Schiffe 2008 die Tonnage wieder. Grafik 6: Entwicklung der polnischen Fischereiflotte. 2004 = 100

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

N° Buques

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Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt Legende: N° Buques – Anzahl Schiffe; TRB – BRT. Weil die polnische Flotte über relativ wenige Schiffe verfügt, wird die allgemeine Tendenz durch den Zugang und Abgang großer Schiffe verdeckt. Ein genauerer Überblick über die Flottenentwicklung ist dem Fischereiflottenregister der Gemeinschaft im Rahmen der Zugangs-/Abgangsregelung zu entnehmen. Im Juni 2004 hatte sich die Tonnage um 20 %, die Gesamtmaschinenleistung aber nur um 6 % verringert, was dem Abgang dreier großer Schiffe mit einer durchschnittlichen Tonnage von 3850 BRT geschuldet war. Im September 2005 reduzierte sich die Gesamttonnage um 15 %, die Maschinenleistung aber nur um 8 %. Damals wurden 25 Schiffe mit einer durchschnittlichen Tonnage von 229 BRT ausgesondert. Im Mai 2006 gab es durch den Zugang eines Schiffs mit 3900 BRT einen Zuwachs bei der Tonnage um 14 %, jedoch nur um 3 % bei der Gesamtmaschinenleistung. Im Oktober 2008 stieg dann durch den Zugang von fünf Schiffen mit 1500 BRT die Tonnage um 25 %, die Maschinenleistung jedoch nur um 5 %.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Ab September 2009 kam es zu nachhaltigen und verhältnismäßig ausgeglichenen Reduzierungen der Tonnage und Leistung, was generell auf die Aussonderung mittlerer und kleiner Fischereifahrzeuge zurückzuführen war. Grafik 7: Polnische Flotte. Prozentsatz der Höchstgrenze im Verhältnis

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% TRB

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Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt

Gleich nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union sank die Tonnage der Flotte auf 75 % der in der Zugangs-/Abgangsregelung festgelegten Höchstgrenze. Sie ging dann bis November 2005 noch einmal bis auf 62 % zurück. Dieser Abstand blieb bis Oktober 2008 so hoch. Dagegen hat sich die Gesamtmaschinenleistung nur innerhalb sehr enger Grenzen entwickelt. Sie fiel nur Ende 2005 und im April 2006 kurzzeitig unter 85 %. Das ergab sich aus dem Abgang der typischen Schiffe der Ostseefischereiflotte und dem Zugang von großen pelagischen Schleppnetzfängern mit einer viel höheren einheitlichen Bruttotonnage und Gesamtmaschinenleistung. Da sich die Hochseefischereimöglichkeiten nicht wesentlich erweitert haben, sind die Gründe dafür im Rentabilitätsrückgang nach der Verschlechterung des Verhältnisses zwischen den Preisen für Fischereiprodukte und den Treibstoffpreisen, das sich zuungunsten der Ostseeflotte verschiebt, zu suchen. Um die zeitliche Entwicklung der polnischen Flotte zu analysieren, ist ein Vergleich mit der EU-Flotte angebracht. Da die EU-25-Flotte einen Anteil von über 97 % an der EU-27-Flotte hat, soll sie als Bezugspunkt dienen. Dadurch wird der Vergleichszeitraum um zwei Jahre verlängert.

Die Fischerei in Polen

Grafik 8: Anteil der polnischen Fischereiflotte an der EU-25-Flotte

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Buques

TRB

kW

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt

Die polnische Fischereiflotte hat eine etwas andere Entwicklung genommen als die EU-Flotte. Die Verringerung der Anzahl der Schiffe und der Maschinenleistung lag vor allem wegen der Aussonderung großer Schiffe im Jahre 2004 etwas über dem EU-Durchschnitt, während die Tonnage durch den Zugang großer pelagischer Schleppnetzfänger 2008 anstieg. Grafik 9: Wichtigste Parameter der polnischen Flotte im Vergleich zur EU-25-

Flotte (EU 25 = 1)

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

1,8

2,0

2,2

2,4

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

UE

25

= 1 TRB medio

kW medio

kW / TRB

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt Legende: Buques – Schiffe; TRB – BRT; kW/BRT; medio - durchschnittlich.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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So ist festzustellen, dass in der polnischen Fischereiflotte die durchschnittliche Einheitsleistung viel höher ist als in der gesamten EU-25-Flotte. Die einheitliche durchschnittliche Bruttotonnage war ebenfalls viel höher, erhöhte sich nochmals 2008 und erreichte den doppelten Wert des EU-Durchschnitts. Dagegen sank die Maschinenleistung pro Tonne stufenweise und entspricht ungefähr der Hälfte des EU-Durchschnitts. Die Entwicklung dieser Parameter macht deutlich, dass die Verringerung der Anzahl der Schiffe mit einem Prozess der Erneuerung und Modernisierung vor allem bei den großen Schleppnetzfängern einhergeht.

6.4. Regionale Verteilung der Fischereiflotte

In den Häfen der Region Danzig-Gdynia-Sopot sind die größeren Schiffe registriert. Obwohl das nur 6 % aller registrierten Schiffen der polnischen Flotte sind, machen sie aber 60 % der Gesamttonnage und 26 % der Maschinenleistung aus. Auf der anderen Seite liegen die Regionen Elblag und Szczecinski. In ihren Häfen sind 28 % aller Schiffe der polnischen Flotte registriert, auf die jedoch nur 5 % der Gesamttonnage und 13 % der Maschinenleistung entfallen. Dort ist der größte Teil der Schiffe der kleinen Küstenfischerei beheimatet, die im Stettiner Haff und in den Masuren operieren und kaum oder gar nicht in der Ostseeflotte vertreten sind. Tabelle 8: Regionale Verteilung der polnischen Fischereiflotte (Dezember 2010)

% der Gesamtflotte Anzahl

Schiffe BRT kW Ø BRT Ø kW

DANZIG-GDYNIA-SOPOT

48 22.248 22.623 464 471

DANZIG 257 6.128 24.639 24 96

SLUPSKI 113 3.154 12.528 28 111

ELBLAG 54 137 2.353 3 44

KOSZALINSKI 154 3.820 15.709 25 102

SZCZECINSKI 168 1.548 8.857 9 53

INSGESAMT 794 37.036 86.708 47 109

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt Dagegen ist in den Häfen von Danzig, Slupski und Koszalinski das Flottensegment beheimatet, das für die Ostseefischerei als das repräsentativste gilt. Die Häfen dieser drei Regionen beherbergen 66 % aller Fischereifahrzeuge der polnischen Flotte mit einem Anteil von 35 % an der Gesamttonnage und von 61 % an der Maschinenleistung.

Die Fischerei in Polen

Karte 4: Regionale Verteilung der polnischen Fischereiflotte

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei in Polen

6. HÄFEN An der polnischen Ostseeküste gibt es insgesamt 59 Anlandestellen: Fischereihäfen und Anlegeplätze. Die drei wichtigsten Häfen sind Władysławowo, Kołobrzeg und Hel, wo 75 % aller Fänge angelandet werden. Etwa die Hälfte der Anlandestellen liegt am Strand. Sie sind kaum ausgerüstet und bestehen normalerweise aus einem Steg oder einer Winde, mit der die Fischereifahrzeuge an den Strand gezogen werden. Speziell die über 16 Meter langen größeren Schiffe laufen zehn Fischereihäfen an:

an der Westküste, unter Zuständigkeit der Meeresdirektion Stettin: Swinemünde, Dziwnów;

an der Mittelküste, unter Zuständigkeit der Meeresdirektion Slupsk: Kołobrzeg, Darłowo, Ustka, Leba;

an der Ostküste, unter Zuständigkeit der Meeresdirektion Gdynia: Władysławowo, Jastarnia, Hel, Gdynia.

Karte 5: Wichtigste Fischereihäfen in Polen

Zu den wichtigsten Häfen nach angelandeten Mengen, Anzahl der einlaufenden Schiffe und Ausstattung gehören Kołobrzeg, Darłowo, Ustka, Władysławowo und Hel. Es gibt in Polen darüber hinaus drei große Handelshäfen, in denen die Hochseefischereiunternehmen registriert sind: Swinemünde, Stettin und Gdynia.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Tabelle 9: Wichtigste Heimathäfen der Flotte

HAFEN NUTS 3 NUTS 2 Schiffe BRT kW Ø BRT Ø kW

Gdynia Danzig-Gdynia-Sopot Pommern 6 21 586 19 088 3 598 3 181

Wladyslawowo Gdanski Pommern 58 3 714 12 366 64 213

Kolobrzeg Koszalinski Westpommern 56 2 810 9 915 50 177

Ustka Slupski Pommern 74 2 545 9 307 34 126

Hel Gdanski Pommern 22 1 298 4 225 59 192

Jastarnia Gdanski Pommern 46 683 3 760 15 82

Dziwnow Szczecinski Westpommern 19 584 2 396 31 126

Leba Slupski Pommern 33 578 3 005 18 91

Darlowo Koszalinski Westpommern 33 575 2 825 17 86

Swinemünde Szczecinski Westpommern 26 461 2 712 18 104

Danzig Danzig-Gdynia-Sopot Pommern 4 341 1 116 85 279

Gorki Zachodnie Danzig-Gdynia-Sopot Pommern 4 167 1 052 42 263

Kuznica Gdanski Pommern 28 128 666 5 24

Chlopy Koszalinski Westpommern 12 125 935 10 78

Uniesty Koszalinski Westpommern 14 112 655 8 47

Trzebiez Szczecinski Westpommern 34 110 846 3 25

Jaroslawiec Koszalinski Westpommern 20 99 771 5 39

Ustronie Morskie Koszalinski Westpommern 8 59 298 7 37

Nowa Pasleka Elblag Ermland-Masuren 23 52 867 2 38

Gorki Wschodnie Danzig-Gdynia-Sopot Pommern 2 51 303 25 152

Miedzyzdroje Szczecinski Westpommern 5 50 350 10 70

Mrzezyno Szczecinski Westpommern 4 49 320 12 80

Quelle: Vom Verfasser auf der Grundlage des Fischereiflottenregisters der Gemeinschaft erstellt In 75 Häfen sind Schiffe registriert. Aber 67 % aller Schiffe sind in nur 22 Häfen gemeldet. Sie haben einen Anteil von 98 % an der Gesamttonnage und 90 % an der Gesamtmaschinenleistung der polnischen Fischereiflotte.

Die Fischerei in Polen

7. DIE VERARBEITENDE INDUSTRIE Vor 1990 gab es fünf große staatliche Betriebe und mehr als 20 mit öffentlichem Kapital ausgestattete Fabriken sowie Genossenschaften, die geräucherten, marinierten und gesalzenen Fisch herstellten. Seit 1990 hat die private Verarbeitungsindustrie in Polen einen großen Aufschwung genommen. In den besten Zeiten gab es Schätzungen zufolge mehr als 400 Verarbeitungsbetriebe mit 16 000 Beschäftigten. 2008 waren es 17 595 Beschäftigte. Die meisten Betriebe (etwa 70 %) liegen in Küstennähe, aber einige haben ihren Standort auch im Süden in der Nähe der großen Fischmärkte. Ende der 1990er Jahre trat die Branche aufgrund des bevorstehenden EU-Beitritts und der notwendigen Modernisierung und Qualitätsverbesserung der Anlagen in eine Phase der Reduzierung und schrittweisen Konzentration ein. Man erhoffte sich, dass durch den Konzentrationsprozess ausreichende Investitionsmittel für die Verbesserung der Vermarktung zur Verfügung stehen würden. In den letzten Jahren ist auch der Kapitalstrom aus dem Ausland gestiegen. Nur solide dastehende starke Unternehmen konnten sich in diesem Prozess behaupten, während einige Verarbeitungsbetriebe aufgeben mussten oder von größeren Unternehmen geschluckt wurden. Von 1999 bis 2009 verringerte sich die Zahl der beim Amt für Veterinärkontrolle registrierten Betriebe von 388 auf 248, gleichwohl stiegen die verarbeiteten Mengen und die Beschäftigtenzahlen, und die Betriebsergebnisse haben sich verbessert. Die verarbeitende Industrie ist für die polnische Fischereiwirtschaft von sehr großer Bedeutung. Die Fänge der Hochseeflotte werden an Bord verarbeitet und als Filets, Gefrierfisch und Fischmehl in die EU-Märkte und nach Japan exportiert. Die Fänge der Ostseeflotte werden überwiegend in polnischen Häfen angelandet und den Verarbeitungsbetrieben komplett oder ausgenommen verkauft. Weil Produktionsanlagen für Fischmehl fehlen, ist ein wesentlicher Teil der Fänge zum direkten menschlichen Verzehr bestimmt. 2005 wurden etwa 30 000 Tonnen Fisch, vor allem Sprotten, zur Fischmehlherstellung und weitere 95 000 Tonnen zum Verzehr nach Dänemark exportiert. Die Verarbeitungsindustrie untergliedert sich in zwei Bereiche: die Erstverarbeitung, d. h. die Aussortierung der essbaren Teile, und die veredelte Weiterverarbeitung z. B. zu Fischkonserven, mariniertem, geräuchertem und gesalzenem Fisch. 80 % der Verarbeitungsbetriebe sind kleine Fabriken mit weniger als 20 Angestellten, 10 % sind mittlere Betriebe mit 21 bis 50 Beschäftigten und die übrigen 10 % sind große Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten. Auf die drei größeren Unternehmen (mit mehr als 500 Beschäftigten) entfallen 22 % der verarbeitenden Industrie. Nach dem Konsolidierungsprozess der letzten Jahre kontrollieren sie 75 % des Marktes für Fischverarbeitungserzeugnisse. 33 % der Ausgangsstoffe für die Verarbeitung sind Heringe. Weißfisch, Dorsch, Alaska-Pollack usw. stehen mit 30 % an zweiter Stelle, Sprotten haben einen Anteil von 14 %. Die polnische Industrie greift immer mehr auf importierte Rohstoffe zurück, weil die polnische Flotte nur einen beschränkten Zugang zu den Beständen hat, Ostseefisch kein gutes Ausgangsmaterial ist und der Außenhandel seit den 1990er Jahren liberalisiert wurde. Meistens bestehen die Rohstoffe und halbverarbeiteten Produkte aus pelagischen Fischen wie Hering und Makrele. Der Handel mit Lachs ist in den letzten Jahren ungemein gewachsen. Rohlachs wird vor allem zu Räucherfisch und anderen hochwertigen Produkten verarbeitet und nach Deutschland,

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Dänemark oder Frankreich exportiert. 2005 war Polen der wichtigste Lieferant von Räucherlachs für den deutschen Markt. Grafik 10: Produkte aus der Fischverarbeitung (t)

0

10.000

20.000

30.000

40.000

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60.000

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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Tm

Congelados

Salazones

Ahumados

Preparaciones

Conservas en lata

Otros

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung. Vom Verfasser erstellt

Legende: Congelados – Gefriererzeugnisse; Salazones – gesalzener Fisch; Ahumados – Räucherfisch; Preparaciones – Zubereitungen; Conservas en lata – Konservendosen; Otros - Sonstige. Die verarbeitende Industrie produziert etwa 220 000 Tonnen mit einem wachsenden Anteil von Räucherfisch. Die Nachfrage übersteigt nach wie vor die lokale Produktion, und die polnische Fischverarbeitungsindustrie hängt von Rohstoffimporten ab. Die Fabriken, die geräucherten, marinierten und gesalzenen Fisch produzieren, sind weitgehend auf importierte Rohstoffe angewiesen. Die Konservenhersteller verarbeiten sowohl nationale (Sprotten und Heringe) als auch importierte (vor allem Heringe, Makrelen und Lachse) Rohstoffe. Importierter gefrorener Hering dient als Ausgangsstoff für Räucherfisch und Konserven. Weißfisch wie Alaska-Pollack, Seehecht und Ostseedorsch wird hauptsächlich zu Gefrierfisch verarbeitet.

Die Fischerei in Polen

8. VERMARKTUNG UND VERBRAUCH In Polen werden wenig Fisch und Fischerzeugnisse verzehrt. Das entspricht lediglich der Hälfte des durchschnittlich in der Europäischen Union verzehrten Fischs. Aber sinkende Fischpreise und veränderte Vorlieben der Konsumenten lassen den Verbrauch vor allem von Meeresfischen ansteigen. Traditionell wurde in Polen meist Hering gegessen. Aber in den letzten Jahren hat der Alaska-Pollack dem Hering den ersten Rang streitig gemacht. Des Weiteren steigt der Verzehr von Pangasius dank seines niedrigen Preises schnell an. Auch der Verbrauch von Lachs und Thun ist gestiegen, wenn auch in weitaus geringerem Umfang. Dagegen wird weniger Seehecht verzehrt. Unter den Süßwasserfischen hat Karpfen die größte Bedeutung. Trotz des nominalen Anstiegs sind die von den Ostseefischern erzielten realen Preise seit 1990 deutlich gesunken. Während der wirtschaftlichen Umgestaltung haben sich die Aufkaufpreise für Hering verdreifacht, für Flunder und Sprotten verfünffacht. Im gleichen Zeitraum stiegen die Preise für Konsumgüter und Dienstleistungen um das Elffache und die den Landwirten für pflanzliche und tierische Erzeugnisse gezahlten Preise auf das Sechs- bzw. Siebenfache. Das war vor allem der schwachen Position der Fischer auf dem Markt geschuldet, aber auch der großen Zahl von Zwischenhändlern auf dem Weg zur Vermarktung. Auch die schlechtere Qualität der Fänge und neue, mehr auf Importprodukte ausgerichtete Verbrauchergewohnheiten verschlechterten die Lage der polnischen Fischer noch mehr. Ein Problem sind die starken Preisschwankungen in den Fischereihäfen, wenn plötzlich mehr geliefert wird und die Häfen nicht in der Lage sind, die angebotenen Mengen zu vermarkten oder zu verarbeiten. Beim Erstverkauf an den Anlandestellen ist die Verbindung zwischen den Fischern und der übrigen Wertschöpfungskette unzureichend. Die Fischauktionen in den Auktionshallen sind nicht genügend entwickelt. In den Großstädten fehlen auch spezialisierte Großhändler, wodurch kaum Frischfisch vertrieben wird. Trotz des schnellen Übergangs von einem zentralisierten staatlichen System zur Marktwirtschaft mangelt es dem Fischereisektor noch immer an den notwendigen Versteigerungs- und Vermarktungsstrukturen. Seit 1992 (als das Centrala Rybna, das staatliche Monopol, aufgehoben wurde) sind die Geschäfte nicht abgestimmt oder sehr unausgewogen. Mitunter zahlen die Händler erst verspätet, und häufig wird zu viel oder zu wenig Hering geliefert, was instabile Preise nach sich zieht. Die Erfassung und Veröffentlichung von Daten über die Fischerei in Polen lassen sehr zu wünschen übrig. Die Unzulänglichkeiten bei den Auktionen erschweren eine transparente Preisbildung beim Erstverkauf, was zu Lasten der Fischer geht. Andererseits werden die Festsetzung transparenter Preise auf den Märkten der Städte und der Absatz der Fische durch das Fehlen von Großhandelsmärkten behindert. Fisch wird in über 1200 Geschäften – in Spezialgeschäften, Supermärkten und Großmärkten – verkauft. Da es immer mehr Supermarktketten gibt, ist die Auslieferung einfacher und der Verzehr von Frischfisch steigt. Die größten Verbrauchergroßmärkte haben ein reiches Angebot an Frischfisch, Gefrierfisch und Erzeugnissen aus der Fischverarbeitung, wofür sie relativ große Verkaufsflächen bereitstellen. Besonders in den Kleinstädten findet man dagegen nach wie vor ambulante Fischhändler. In den vier wichtigsten Fischereihäfen gibt es Märkte für den Erstverkauf von Fisch (LCPSR). Doch werden dort noch immer nur geringe Mengen vermarktet – eine Ausnahme

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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bildet Kołobrzeg, wo beträchtliche Mengen verkauft werden. Dagegen reichen in Ustka die Verkäufe nicht aus, um die Betriebskosten zu decken. Diese Märkte sind kein Anziehungspunkt für die Fischer, die lieber einen Großteil des Fischs über Direktverträge an die Kunden verkaufen. Die Bewirtschaftung dieser lokalen Märkte wurde den Erzeugerorganisationen durch Verkauf und Verpachtung übertragen. Im November 2009 fand nach fünf Jahren Pause wieder eine Fischauktion in Darłowo statt. In Polen gibt es sechs Erzeugerorganisationen, die zwischen 2004 und 2005 gegründet wurden. Die Północnoatlantycka Organizacja Producentów Sp. z o.o. (Erzeugerorganisation des Nordatlantik) vereint Hochseefischer und hat ihren Sitz in Warschau. In Toruń angesiedelt ist die Organizacja Pracodawców – Producentów Ryb Śródlądowych (Organisation der Arbeitgeber und Erzeuger der Binnenfischerei). Die anderen vier Erzeugerorganisationen vereinen Fischer aus der örtlichen Küstenfischerei. Der Krajowa Izba Producentów Ryb (Nationaler Verband der Fischproduzenten) hat seinen Sitz in Ustka, die Zrzeszenie Rybaków Morskich – Organizacja Producentów (Vereinigung der Meeresfischer - Erzeugerorganisation) arbeitet in Gdynia, die Organizacja Producentów Rybnych Władysławowo Sp. z o.o. (Organisation der Fischproduzenten Władysławowo) in Władysławowo und die Kołobrzeska Grupa Producentów Ryb Sp. z o.o. (Gruppe der Fischproduzenten) in Kołobrzeg. Der Außenhandel mit Fisch und Fischerzeugnissen ist ein wichtiger Bestandteil des polnischen Handels mit Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten. Der Außenhandel Polens mit Fischereierzeugnissen ist defizitär. Obwohl die sowohl die Ein- als auch die Ausfuhren stetig steigen, sind die Wachstumsraten bei den Einfuhren höher, so dass sich Handelsbilanz allmählich verschlechtert. 2010 betrug das Defizit über 250 000 Tonnen. Meistens gehen die Fischexporte in den Europäischen Wirtschaftsraum, speziell in die EU-Mitgliedstaaten. Seit der EU-Erweiterung werden rund 85 % der Fischereiexporte innerhalb der EU getätigt. Polen exportiert vor allem Frischfisch (Ostseesprotten), Fischfilets, Konserven, Fischereierzeugnisse und Räucherfisch (Lachs und Forellen) in die EU. Der größte Anteil der Exporte entfällt auf Frischfisch, gefolgt von verarbeiteten Produkten und Fischkonserven. Polen exportiert hauptsächlich Sprotten für die Fischmehlherstellung, die direkt in niederländischen, schwedischen und russischen Häfen angelandet werden, aber auch Heringe und Dorsch. Auch Räucherlachs, Forellen und Garnelen erreichen nennenswerte Mengen. Insbesondere die Räucherlachsexporte vor allem nach Deutschland verzeichnen einen kontinuierlichen Anstieg.

Die Fischerei in Polen

Grafik 11: Außenhandel mit polnischen Fischereierzeugnissen

-300.000

-200.000

-100.000

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Tm

Import

Export

Balance

Quelle: Eurostat. Vom Verfasser erstellt

Seit den 1980er Jahren wurde mehr als die Hälfte der polnischen Fischereiexporte direkt von den Hochseeschiffen aus durch Umladung auf Schiffe aus Drittländern abgewickelt. Als die Ausschließlichen Wirtschaftszonen auf 200 Seemeilen ausgedehnt wurden, verlor die polnische Flotte den Zugang zu einigen Fanggründen und musste auf weiter entfernte Gebiete ausweichen beziehungsweise für den Zugang zu den Fischereiressourcen immer höhere Gebühren zahlen. Polen begann daraufhin mit dem so genannten „Klondyking“, eine Praxis, die darin bestand, Fisch von unter anderer Flagge fahrenden Schiffen zu kaufen, an Bord zu verarbeiten und gefrorene Fischfilets zu verkaufen. Diese Praxis entstand im Nordpazifik auf der Grundlage von bilateralen Abkommen mit Kanada und Russland. Anfangs war sie für beide Seiten vorteilhaft. Die polnischen Schiffe konnten weiter wie gewohnt arbeiten, die andere Seite erhielt eine sofortige und gleichbleibende Ausgleichszahlung. Das Geschäft endete, als Russland aufgrund des schlechten Zustands der Bestände beschloss, ausländischen Schiffen im Ochotskischen Meer und in der Beringsee keine Quoten mehr zuzuweisen. Das Abkommen mit Kanada lief aus, als die polnischen Schiffe die geforderten hohen Preise für den Fang nicht mehr bezahlen konnten. Das führte zwei der drei Hochseefischereiunternehmen in den Ruin. Heute sind diese Geschäfte mit anderen Ländern nur noch eine Randerscheinung. Die meist aus Rohstoffen, gekühltem oder gefrorenem Fisch bestehenden Importe sind zur Weiterverarbeitung bestimmt. Traditionell werden hauptsächlich Heringe importiert, in sehr viel geringeren Mengen Makrelen. Den Verbrauchstrends folgend wird der Hering nach und nach von Alaska-Pollack, Seehecht, Lachs und Thun verdrängt. Einen raschen Anstieg verzeichneten die Pangasius-Importe, doch bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend langfristig durchsetzt. Auch die Importe von gefrorenen Makrelen gehen zurück. Gefrierprodukte (Fische, Fischfilets und andere Produkte) hatten 2003 den größten Anteil am Importvolumen. Mitte der 1990er Jahre war dieser Anteil noch höher, aber die Gefrierfischeinfuhren gehen Jahr für Jahr zurück, während mehr Frischfisch und Konserven eingeführt werden. Von jeher kamen Fisch und Fischprodukte vorwiegend aus den EFTA-Ländern, speziell aus Norwegen, aber dieser Handel flaut seit 1998 ab, so dass andere Länder

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wie Argentinien, Thailand, China oder Vietnam auf den Plan treten. In der Europäischen Union sind Dänemark und die Niederlande die wichtigsten Lieferanten. Der polnische Importmarkt für hochqualitative Rohstoffe behauptet sich dank der gesunkenen nationalen Versorgung und der wachsenden Nachfrage der mittel- und osteuropäischen Märkte. Durch die zahlreichen Hafenanbindungen und seine zentrale geografische Lage eignet sich Polen sehr gut als Umschlagplatz für die Rohstoffe der verarbeitenden Märkte in Mittel- und Osteuropa. Grafik 12: Durchschnittliche Preise für den Import und Export von

Fischereierzeugnissen

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

€ /

Kg Import

Export

Quelle: Eurostat. Vom Verfasser erstellt.

Dass die Importe größtenteils aus Rohstoffen zur Verarbeitung und die Exporte aus verarbeiteten Produkten bestehen, schlägt sich in den Durchschnittspreisen nieder. Die Exporte sind viel teurer als die Importe. Allerdings variiert der durchschnittliche Preis für Exporte wegen der Preisschwankungen bei Sprotten sehr stark, die einen viel geringeren Wert als verarbeitete Produkte haben.

Die Fischerei in Polen

9. EUROPÄISCHER FISCHEREIFONDS Im Operationellen Programm „Nachhaltige Entwicklung des Fischereisektors und der Küstenfischereigebiete 2007-2013“ sind die Leitlinien für die Verwendung der Mittel aus den Strukturfonds in Polen im Zeitraum 2007-2013 festgelegt. Es besteht aus fünf Prioritätsachsen. Tabelle 10: Operationelles Programm 2007-2013

PROGRAMM Millionen € PRIORITÄTSACHSEN

TOTAL FEP Anteil

1. Anpassung des Fischereiaufwands 225,1 168,8 23 % 2. Investitionen in die Aquakultur und in die

Verarbeitung und Vermarktung von Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen

195,8 146,8 20 %

3. Maßnahmen von gemeinschaftlichem Interesse 195,8 146,8 20 % 4. Nachhaltige Entwicklung der

Fischwirtschaftsgebiete 313,2 234,9 32 %

5. Technische Hilfe 48,9 0,0 5 % INSGESAMT 978,8 734,1 100 % Für jede Prioritätsachse übernimmt der Europäische Fischereifonds 75 % des Betrags für die geplanten Maßnahmen. Der größte Teil der Mittel entfällt mit 32 % auf die Prioritätsachse 4 zur nachhaltigen Entwicklung der Fischwirtschaftsgebiete. Zweite Prioritätsachse ist die Anpassung des Fischereiaufwands mit 23 %, während für Investitionen bzw. für Maßnahmen von gemeinsamem Interesse jeweils 20 % und für Technische Hilfe nur 5 % bereitstanden. Die für das polnische Operationelle Programm 2007-2013 vorgesehenen Beträge sind im Vergleich zu den anderen Ostseeländern am höchsten. In der gesamten EU ist nur das spanische Programm finanziell besser ausgestattet. Das polnische Programm hat einen Anteil von 61 % an allen Programmen der Ostseeanrainerstaaten. Auf Dänemark entfallen 11 % und auf Schweden 6 %, obwohl das die beiden Länder mit den größten Fischereiflotten der Ostsee sind. Nach Ablauf der Hälfte des Operationellen Programms ist der Umsetzungsgrad sehr unterschiedlich und bei einigen Prioritätsachsen sehr spärlich oder liegt sogar bei null. Zum Beispiel wurden gar keine Mittel für die am besten ausgestattete Prioritätsachse für die nachhaltige Entwicklung der Fischwirtschaftsgebiete und auch nicht für die Technische Hilfe gebunden. Für die Prioritätsachse 2, Investitionen in die Aquakultur, die Verarbeitung und Vermarktung, gab es eine Mittelbindung für über die Hälfte der geplanten Summe, es wurden aber nur 10 % der Zahlungen realisiert. Dagegen wurden 40 % der geplanten Ausgaben für die Anpassung des Fischereiaufwands und für die Maßnahmen von gemeinschaftlichem Interesse gebunden. Für die Anpassung des Fischereiaufwands ist der höchste Prozentsatz der geplanten Summen umgesetzt und gezahlt worden. Die Hauptmethode war die Einstellung der Fischereitätigkeit, besonders für den Dorschfang in der Ostsee.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei in Polen

10. INTERNATIONALE ORGANISATIONEN IM OSTSEERAUM In den letzten Jahren sind die Maßnahmen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in der Ostseeregion sehr viel besser koordiniert worden. 2009 beschloss die Europäische Union eine Strategie für den Ostseeraum. 2007 erneuerte die Helsinki-Kommission ihren Ostsee-Aktionsplan und im gleichen Jahr setzte der Rat der Ostseestaaten einen Reformprozess in Gang, um langfristig über die Prioritäten der Zusammenarbeit in den Bereichen Umwelt, wirtschaftliche Entwicklung, Energie, Bildung und Kultur sowie öffentliche Sicherheit und menschliche Dimension zu verhandeln.

10.1. IBSFC Die Internationale Kommission für die Fischerei in der Ostsee wurde auf der Grundlage von Artikel V der am 13. September 1973 unterzeichneten Konvention über die Fischerei und den Schutz der lebenden Ressourcen in der Ostsee und den Belten (Danziger Konvention) gegründet. Die Aufgaben der IBSFC sind in Artikel I der Konvention wie folgt definiert: „Die Vertragschließenden Seiten arbeiten eng mit dem Ziel zusammen, die lebenden Ressourcen der Ostsee und der Belte zu schützen und zu mehren, eine optimale Ausbeute zu erzielen und zu diesem Zweck insbesondere die Forschung zu erweitern und zu koordinieren ...“ Die Aufgaben der Kommission werden darüber hinaus in Artikel IX präzisiert: „Koordinierung der Beobachtung der lebenden Ressourcen im Konventionsbereich durch die Sammlung, Verarbeitung, Analyse und Verbreitung statistischer Angaben, zum Beispiel über den Fang, den Fischereiaufwand und andere Informationen.“ Nachdem die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft am 18. März 1984 der Konvention beigetreten war, änderte die Kommission ihren Mitgliedsstatus bei gleichzeitigem Austritt Dänemarks und der Bundesrepublik Deutschland. Durch die Vereinigung Deutschlands 1990 verringerte sich die Zahl der Vertragsparteien auf fünf. 1992 traten die Republik Estland, die Republik Lettland und die Republik Litauen der Konvention bei. Finnland und Schweden wurden am 1. Januar 1995 Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft und traten damit aus der Konvention aus. Nach ihrem EU-Beitritt traten auch Estland, Lettland, Litauen und Polen aus der Konvention aus. Zu diesem Zeitpunkt gehörten 95 % der von der Konvention erfassten Gewässer zur Gemeinschaft und 5 % zu Russland. Somit handelte es sich also um bilaterale Beziehungen, und es schien unverhältnismäßig und kaum effektiv, dass eine Internationale Organisation für die Fischerei für den bilateralen Schutz der Fischereiressourcen der Ostsee zuständig war. Infolgedessen beschloss der Rat am 20. Dezember 2004 den Austritt der Gemeinschaft aus der Danziger Konvention. Die IBFSC stellte ihre Arbeit am 1. Januar 2007 ein.

10.2. HELSINKI-KOMMISSION Das Ziel der Helsinki-Kommission, abgekürzt HELCOM, ist der Schutz der Meeresumwelt der Ostsee vor jeglichen Formen der Verschmutzung durch die Regierungszusammenarbeit zwischen Dänemark, Estland, der Europäischen Gemeinschaft, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen, Russland und Schweden.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Helsinki-Kommission ist der Lenkungsausschuss der „Konvention zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebiets“ – besser bekannt als Helsinki-Konvention. Vorrangiges Ziel der Helsinki-Kommission ist es, die Meeresumwelt der Ostsee vor jeglicher Verschmutzung zu schützen und ihr ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen und zu bewahren. Erstmalig wurden damit alle Quellen von Verschmutzung für das gesamte Seegebiet in einer einzigen Konvention erfasst, die im Jahr 1974 von den damaligen sieben Ostseeanrainerstaaten unterzeichnet wurde. Die 1974 unterzeichnete Konvention trat am 3. Mai 1980 in Kraft. Angesichts der politischen Veränderungen und Entwicklungen im internationalen Umwelt- und Seerecht unterzeichneten 1992 alle Ostsee-Anrainer und die Europäische Gemeinschaft eine neue Konvention, die im Anschluss an die Ratifizierung am 17. Januar 2000 in Kraft trat. Sie betrifft das gesamte Ostseegebiet einschließlich der Binnengewässer, der Meeresgewässer und des Meeresgrundes. Darüber hinaus werden für das gesamte Einzugsbecken der Ostsee Maßnahmen ergriffen, um die Verschmutzung von Land zu verringern. Die Helsinki Kommission beschäftigt sich vorrangig mit:

der Eutrophierung und insbesondere der diesbezüglichen Rolle der Landwirtschaft gefährlichen Stoffen dem Landverkehrssektor dem Seeverkehrssektor einschließlich der Umsetzung der Ostseestrategie Umweltauswirkungen des Fischereimanagements und der Fischereipraktiken dem Schutz und der Erhaltung der maritimen und küstennahen biologischen Vielfalt der Umsetzung des Ostseeaktionsprogramms „Joint Comprehensive Environmental

Action“ und der Empfehlungen der Helsinki-Kommission. Mit dem Ostsee-Aktionsplan der HELCOM soll die Meeresumwelt der Ostsee bis 2021 wieder in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Die Umwelt im Ostseeraum hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Die Eingriffe des Menschen sowohl auf dem Meer als auch in seinem gesamten Einflussbereich erhöhen den Druck auf die marinen Ökosysteme immer mehr. Das schwerwiegendste und mit konventionellen Ansätzen nicht zu lösende Umweltproblem ist die fortschreitende Eutrophierung der Ostsee. Auch gelangen gefährliche Stoffe in die Ostsee, die deren biologische Vielfalt und die Möglichkeiten für eine nachhaltige Nutzung bedrohen. Mit dem 2005 erarbeiteten Plan soll eine gesunde Meeresumwelt geschaffen werden, in der die verschiedenen biologischen Komponenten im Gleichgewicht sind, was zum guten ökologischen Zustand und zur Unterstützung einer nachhaltigen menschlichen Tätigkeit beiträgt. Die Schwerpunkte des Aktionsplans sind:

Eutrophierung Ziel: Keine Veränderung der Ostsee durch übermäßige Zufuhr von Nährstoffen

o Verringerung der übermäßigen Nährstoffkonzentration o Wasserklärung o Wiederherstellung eines natürlichen Sauerstoffniveaus o Verringerung der übermäßigen Verbreitung von Algen o Wiederherstellung der natürlichen Verteilung von Pflanzen und Tieren

Die Fischerei in Polen

Gefährliche Stoffe

Ziel: Bestimmung der Belastung mit gefährlichen Stoffen auf ein natürliches Niveau o Generelle Reduzierung der Schadstoffkonzentration o Beseitigung von tiergesundheitlichen Problemen o Keine Belastung bei zum Verzehr geeigneten Fischen

Seeverkehr

Ziel: Seeverkehr und Tätigkeit auf hoher See müssen umweltfreundlich sein o Verringerung der Unfälle und der daraus für die Meeresumwelt entstehenden Schäden o Aktivitäten zur See dürfen der Meeresumwelt keinen Schaden zufügen

Biologische Vielfalt

Ziel: Bewahrung günstiger Bedingungen für die biologische Vielfalt o Wiederherstellung natürlicher Landschaften und Meereslandschaften o Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Pflanzen und Tieren o Wiederherstellung der Artenvielfalt o Herstellung lebensfähiger Bestände aller Arten.

10.3. BALTIC 21 (Agenda 21 für die Ostseeregion) Mit der Erklärung von Saltsjöbaden wurde im Oktober 1996 der Rahmen für die Ein- und Durchführung von Baltic 21 geschaffen. Die für Raumplanung in der Ostseeregion zuständigen Minister beschlossen, die Bemühungen auf eine nachhaltige Entwicklung zu konzentrieren und alle entsprechenden Aktivitäten in den Prozess Baltic 21 einzubinden. An Baltic 21 sind Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen, Schweden und die Russische Föderation beteiligt. Die Russische Föderation nimmt nur für ihren nordwestlichen Teil an dem Prozess teil. Auch die Europäische Union war an der Ausarbeitung von Baltic 21 beteiligt. Baltic 21 wird von einer Gruppe hoher Beamter gelenkt, die von Regierungsvertretern des Rates der Ostseestaaten, der Europäischen Kommission, Vertretern von NRO, zwischenstaatlichen Organisationen wie der Helsinki-Kommission, VASAB (Leitbild und Strategien für den Ostseeraum), der Internationalen Kommission für die Fischerei in der Ostsee (IBSFC), dem Nordischen Ministerrat und internationalen Entwicklungsbanken (Weltbank, EBWE, EIB, NIB [Nordische Investitionsbank]) und NEFCO (Nordische Umweltfinanzierungsgesellschaft) unterstützt wird. Schwerpunkte von Baltic 21 sind die regionale Zusammenarbeit sowie die Umwelt und ihre Auswirkungen auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung. Die Arbeiten konzentrieren sich auf sieben für Wirtschaft und Umwelt in der Region entscheidende Sektoren. Für jeden Sektor wurden Ziele und Szenarien für eine nachhaltige Entwicklung sowie ein sektorales Aktionsprogramm mit Angaben zu Zeitrahmen, Akteuren und Finanzierung erarbeitet. Die Zuständigkeit für die jeweilige Sektorarbeit wurde auf die Mitglieder der Gruppe hoher Beamter aufgeteilt. Bei den sieben Sektoren mit ihren jeweiligen Hauptverantwortlichen handelt es sich um: Landwirtschaft (Helsinki-Kommission und Schweden), Energie (Dänemark und Estland), Fischerei (IBSFC), Forstwirtschaft (Finnland und Litauen), Industrie (Russland und Schweden), Tourismus (Estland, Finnland und die Ostseetourismuskommission) und Verkehr (Deutschland und Lettland). An den Arbeiten im Rahmen der Baltic 21-Initiative sind in der Region etwa 300 Personen beteiligt.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Im Rahmen dieser Initiative ging es um folgende fischereibezogene Themen: Seefischerei, Küstenfischerei, Binnenfischerei Aquakultur, einschließlich der gezielten Freisetzung von Jungfischen Entscheidungsprozess Rechtsrahmen Auswirkungen der Fischerei auf das Ökosystem Auswirkungen der hydrografischen Bedingungen auf die Fischbestände Auswirkungen der Verschmutzung auf die Fischbestände Auswirkungen der schädlichen Stoffe auf die Fischbestände Bedeutung der Fischerei für die Gemeinden Regulierungsmaßnahmen (Gebietsschließung/Schonzeiten, Fanggeräte, angelandete

Mengen, Meldesystem) Beifänge von Seevögeln und Säugetieren Vom Aussterben bedrohte Fischarten Kontrolle und Umsetzung Flottenkapazität Bereichsübergreifende Fragen

Eine nachhaltige Entwicklung der Fischwirtschaft in der Ostseeregion zu erreichen, bedeutet also die Entwicklung einer wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltigen, umweltgerechten und verantwortungsbewussten Fischerei, indem:

biologisch lebensfähige Fischbestände, die Meeres- und Wasserumwelt und die damit in Verbindung stehende biologische Vielfalt erhalten wird;

in diesem Rahmen Obergrenzen für den Fischfang und angemessene selektive Fischfangtechniken zur Erhaltung der Bestände festgelegt werden;

die direkte und indirekte Nutzung der Fischfangressourcen der Hochsee und in den Küstengewässern gerecht auf die örtlichen Gemeinschaften verteilt werden.

Seit Januar 2010 ist die Expertengruppe Nachhaltige Entwicklung – Baltic 21 in die Arbeit des Rates der Ostseestaaten (CBSS) einbezogen. Das Mandat der Expertengruppe Nachhaltige Entwicklung – Baltic 21 wurde am 20. Oktober 2009 durch die Gruppe hoher Beamter der CBSS beschlossen. Es legt die Aufgaben, wesentlichen Funktionen, Organisationsfragen und strategische Gebiete für die Mitwirkung der Expertengruppe im Zeitraum 2010-2015 fest. Damit soll ein aktiver Beitrag zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung im Ostseeraum durch die Koordinierung der Ziele und Maßnahmen geleistet werden. Gleichzeitig entsteht ein Forum für die Zusammenarbeit von Interessengruppen über die Grenzen hinweg und zur Unterstützung der langfristigen Prioritäten des Rates. Die Arbeitsgruppe soll mit vielen Organisationen und regionalen Körperschaften zusammenarbeiten, darunter: Arbeitsgruppen des Rates der Ostseestaaten, BASREC (Baltic Sea Region Energy Cooperation), Helsinki-Kommission, VASAB (Visions and Strategies around the Baltic Sea 2010), Nordischer Ministerrat, Ausschuss für subregionale Zusammenarbeit der Ostseestaaten und Bund der Ostseestädte. Die vier strategischen Gebiete der Zusammenarbeit im Zeitraum 2010-2015 sind folgende:

Klimawandel; Nachhaltigkeit bei Verbrauch und Produktion; nachhaltige städtische und ländliche Entwicklung; Innovationen und Erziehung zur nachhaltigen Entwicklung.

Die Fischerei in Polen

11. FORSCHUNG In Polen gibt es zwei wissenschaftliche Institute, die Forschungsarbeit im Bereich Fischereiwesen leisten. Das 1921 gegründete Institut für Meeresfischerei in Gdynia ist das älteste Meeresforschungszentrum Polens. Es ist eine große und gut ausgestattete wissenschaftliche Einrichtung, die zu den Forschungsinstituten des Ministeriums für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung gehört. Seine wichtigsten Forschungsgebiete sind: Biologie, Ozeanographie und Meeresökologie, Fischverarbeitungstechniken und Fischwirtschaft. Hauptaufgabe des Instituts ist die Entwicklung einer wissenschaftlichen Grundlage für die rationelle Nutzung und Ausbeutung der lebenden Meeresschätze. Die Forschungsarbeit des Instituts dient als Grundlage für die Festlegung von Fangquoten und trägt zur Entwicklung des Europäischen Forschungsraums bei. Für seine Forschungsarbeiten in der Ostsee verfügt das Institut über ein 41 m langes Mehrzweck-Forschungsschiff, die M/S Baltica, die 1993 vom Stapel lief. Das Institut arbeitet mit ausländischen Forschungseinrichtungen in Schweden, Deutschland und anderen Ostseeanrainerstaaten wie auch mit Einrichtungen in Nordeuropa und Nordamerika zusammen. Das 1951 gegründete Institut für Binnenfischerei in Olsztyn leistet Forschungsarbeit im Bereich Süßwasserfischerei und Fischzucht, insbesondere zur Verbesserung von Methoden der Süßwasserfischproduktion, der Aquakultur, Fischereitechniken und Fischwirtschaft. Weiterhin gehört zu seinen Aufgaben die Erfassung, Bearbeitung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und die Mitwirkung an ihrer praktischen Umsetzung, die Verbesserung der Forschungs- und Entwicklungsmethoden, die Ausbildung, die Verbreitung wissenschaftlicher, technischer und wirtschaftlicher Erkenntnisse, die Entwicklung von Methoden zur Analyse und Bewertung der Entwicklung der Binnenfischerei, die Zusammenarbeit mit den Komitees für die Standardisierung von Projekten und die Bewertung von Rationalisierungsvorhaben. Weitere Meeresforschungszentren sind die Fakultät für Meeresfischerei der Landwirtschaftsakademie und die Meeresuniversität in Stettin, die Seefahrtspersonal für den Fischfang ausbilden sowie postgraduale Studiengänge und Spezialausbildung anbieten und wissenschaftliche Forschungsarbeit leisten. Das Institut für Ozeanographie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Sopot und das Zentrum für Meeresbiologie der polnischen Akademie der Wissenschaften in Gdynia führen Studien zur Meeresumwelt, zu Ökosystemen sowie zu biochemischen und genetischen Fragen maritimer Organismen durch.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Kultur und Bildung

Fischerei

Regionale Entwicklung

Verkehr und Fremdenverkehr

B Rolle

Die Fachabteilungen sind Forschungsreferate, die die Ausschüsse, interparlamentarischen Delegationen und andere parlamentarische Einrichtungen beraten.

PolitikbereicheLandwirtschaft und ländliche EntwicklungKultur und BildungFischereiRegionale EntwicklungVerkehr und Fremdenverkehr

DokumenteSiehe Website des Europäischen Parlaments: http://www.europarl.europa.eu/studies

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik

Bildnachweise: istock international inc., Photodisk, Phovoir

Generaldirektion interne Politikbereiche

Generaldirektion interne Politikbereiche

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik B

Verkehr und Fremdenverkehr

Regionale Entwicklung

Fischerei

Kultur und Bildung

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung