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© 2013 by www.verlieb-dich.com

Kurzer Liebesroman die Klippen von Delby

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Kurzer Liebesroman

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Kapitel 1

Sanft berührten seine Lippen ihren Mund, sie spürte seine warme und kraftvolle Lebendigkeit durch seinen starken Körper dicht neben ihr. Ganz langsam tastete sich seine Zunge in ihrem Mund vorwärts, gleichzeitig wan-derten seine großen und doch zarten Hände neugierig ihren Körper hinun-ter, berührten ihre Haut nur ganz sachte und verursachten ein prickelndes Gefühl darauf. Sie öffnete den Mund, umschlang gierig seinen starken und muskulösen Körper, wo sie die einzelnen Muskeln spüren konnte und gab sich ihm ganz hin. Sie wollte ihn spüren wie nie zuvor.

Seine Hände erkundeten jetzt ihre kleinen, aber wohlgeformten Brüste, stri-chen über Bauch und Rücken, bewegten sich über ihre beide Pobacken, bis sie schließlich in ihrer intimsten Zone landeten, um dort für eine heiße Wel-le der Erregung zu sorgen. Aber auch ihn hatte die sexuelle Lust gepackt. Sie konnte sein erigiertes Glied an ihrem Bein spüren. Nun wollte sie sich ihm ganz hingeben … und erwachte. Susan brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass alles nur ein Traum gewesen war, dennoch schien selbst dieser Traum die feuchten Säfte zwischen ihren Schenkeln fließen zu lassen.

Wie sehr sie ihn vermisste! Ihre Hand tastete automatisch zur anderen Sei-te des breiten Bettes hinüber. Sie war leer. Ein fahler Mond schien durch das kleine Fenster des Zimmers und ließ alles in einem dämmrigen Licht erscheinen. Wie sehr sie sich nach ihm verzehrte! Und doch wusste Susan, dass er niemals wieder neben ihr liegen würde, nie wieder würden seine Hände ihre Haut berühren, nie wieder seine Lippen die ihren treffen und nie wieder würde sein steifes Glied dieses Hochgefühl in ihr auslösen, wel-ches sonst niemand hervorbringen konnte.

Susan blickte hektisch auf den Mond, der noch hoch am Himmel stand. We-nige Stunden bis zum Sonnenaufgang, eine letzte Gnadenfrist, bevor er für immer aus ihrem Leben segeln würde. Das Schiff war bereit morgen früh

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bei Sonnenaufgang die Segel zu setzten und somit Kilometer für Kilometer zwischen sie und ihren Geliebten zu legen. Das endlose Wasser, die Weiten des riesigen Ozeans würden sie für immer trennen und sie konnte nichts dagegen tun. Sie vermisste seine Nähe und Wärme schon jetzt, in diesem Augenblick, wo das Bett neben ihr so einsam und kalt war. Schnell zog sie ihre Hand zurück, denn es gab ab heute kein wir mehr. Sie hielt es im Bett nicht mehr aus und sprang auf die Füße. Susan ignorierte den kalten Boden unter ihren Füßen. Die Kälte war ihr eine willkommene Abwechslung.

Die zweite Seite des Bettes würde für immer kalt und leer bleiben.

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Kapitel 2

Es waren noch gut zwei Stunden bis zum Morgengrauen. Susan setzte vor-sichtig einen Fuss vor den anderen, um auf den nassen Felsen nicht aus-zurutschen. Weit unter ihr konnte sie das Meer rauschen hören. Sie hatte es fast geschafft, nur noch wenige Meter und sie hatte den höchsten Punkt der Klippen erreicht. Eigentlich war es Wahnsinn nachts hier herauf zu klettern, aber angesichts der Probleme die vor ihr lagen, schien ihr das we-nig Gewicht zu besitzen. Ausserdem hatte sie es vorher schon oft genug gewagt. Sie tat den letzten Schritt und stand nun auf dem höchsten Punkt der Klippen. Hier oben gab es nicht nur Felsen, sondern auch ein kleines Stück weiches Gras zwischen niedrigen Büschen. Das perfekte Liebesnest.

Stieg man über die Klippen, konnte man die Stadt vom Dorf aus in unge-fähr einer halben Stunde Fussmarsch erreichen. Auf der offiziellen Strasse, die durch das Hinterland führte, brauchte man hingegen fast eine Stunde, trotzdem war der Weg über die steilen Klippen den meisten zu gefährlich und nur ein paar wagemutige junge Männer suchten sich hier tagsüber ihren Weg in die Stadt. Nachts traute sich niemand hier herauf, es war der perfekte Ort für ungestörte Lust. Susan liess sich langsam in das weiche Gras sinken. Wie oft hatten sie hier zusammen gesessen, dem Rauschen des Meeres ge-lauscht und die wilden Seevögel beobachtet?

Ihre Eltern hatten sie vor Jeb gewarnt und sie musste zugeben, er war nicht der beste Arbeiter. Er hatte sich immer irgendwie durchs Leben gemogelt, konnte ihr keinerlei Sicherheit bieten und er schreckte auch vor Diebstahl nicht zurück, wenn sich ihm die Gelegenheit bot. Er fühlte sich oft unbe-siegbar und genau dies war ihm nun auch zum Verhängnis geworden. Aber sie liebte ihn. Sie liebte alles an ihm. Sie liebte sein schelmische Lachen, sei-ne strahlenden blauen Augen, sein blondes Haar, das immer etwas zerzaust aussah, seinen sehnigen Körper, seine grossen Hände, die die geheimsten Winkel ihres Körper kannten, seine Zunge, die in ihrem intimsten Bereich

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Dinge anstellen konnte, die sie nie für möglich gehalten hätte und sein gros-ses Glied, welches sie zu den höchsten Glücksgefühlen aller Zeiten trei-ben konnte. Susan musste tief ein und ausatmen. Sie spürte wie ihr Körper spannte. Dieses Verlangen hatte sie früher auch nicht gekannt, aber schon bei dem Gedanken an ihre sexuellen Spielchen stellten sich alle ihre kleinen Körperhaare auf. Hier oben waren sie gänzlich frei gewesen, als Zeugen gab es nur die Vögel und den Wind. Natürlich wussten die Leute im Dorf, dass sie ein Paar waren, aber die gute katholische Kirche duldete es nicht, wenn man vor der Hochzeit miteinander intim wurde. Hier war schon ein Kuss eine Sünde. Deshalb hatte sie mit Jeb einen geheimen Ort gesucht, wo sie ungestört das Verbotene tun konnten. Doch das war nun vorbei.

Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Sie strich noch einmal mit der rechten Hand über das weiche Gras, bevor sie aufstand, um sich an den Abstieg auf der anderen Seite zu wagen. Sie musste ihn ein letztes Mal sehen, koste es, was es wolle.

Kapitel 3

Susan duckte sich tief hinter zwei niedrige Büsche, die den Weg hinunter zum Hafen säumten. Von hier oben konnte man die Bucht mit dem Hafen, die Stadt und die naheliegenden Hügel sehen. Hinter diesen Hügel befand sich das steinerne Gefängnis. Susan war schon öfter davor gestanden und hatte seinen Namen gegen die kalten Mauern gerufen, aber die dunklen Steine hatte ihre Worte verschluckt und eine Antwort hatte sie nie bekom-men. Die einzige Möglichkeit, Jeb noch einmal zu berühren, war hier. Die-sen Weg würden die Gefangenen gleich herunter kommen. Im Hafen lag schon das Gefängnisschiff bereit, das die Unglücklichen weg von ihren Fa-milien und Geliebten bringen würde. Weit weg! Die Sonne stieg gerade als glühender Ball über der Bucht hervor. Es war einer der ganz seltenen Tage an denen sich ein klarer Himmel zeigte. Ironie des Schicksals. Das Schiff lag gross und bedrohlich dort unten am Steg. Einige Familienangehörige und Freunde der Verurteilten hatten sich dort bereits versammelt und etwa ebenso viele Wachmänner und Soldaten.

Immer kam es zu dramatischen Szenen, wenn eines der Gefängnisschiffe auslief. Geräusche drangen an Susans Ohr und holten sie in die Gegenwart zurück. Ihr war etwas flau im Magen, aber ihre Entschlossenheit war stark. Jetzt konnte sie den Gefangenenzug am Ende des Weges sehen. Vorne und hinten gingen jeweils zwei Soldaten, in ihrer Mitte liefen die Verurteilten, die an Händen und Füssen gefesselt waren, gerade so, dass sie ganz kleine Schritte machen konnten.

Susan erkannte Jeb sofort in der Masse der vielen Namenlosen. Seine grosse Gestalt hob sich deutlich von den anderen ab. Er sah mager und versehrt aus, aber auf seinem Gesicht lag der gleiche unbeugsame Ausdruck, den sie immer so an ihm geliebt hatte. Während der Zug sich ihr langsam näherte, brach Susan der Schweiss aus, obwohl es hier im stürmischen Küstenwind gar nicht warm war.

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Sie wartete bis die Soldaten sie passiert hatten, dann sprang sie mit einem kräftigen Sprung nach vorne und warf sich ins Jebs Arme. Sie sah die Über-raschung auf seinem Gesicht und für einen Augenblick spürte sie die war-me Lebendigkeit seines Körpers, doch schon zerrten fremde Hände an ihr. Jemand schrie ihr etwas ins Ohr. Sie würde ihn um keinen Preis der Welt wieder loslassen. Jeb war durch sein plötzliches Anhängsel aus dem Gleich-gewicht geraten und kämpfte um seinen Stand, sie konnte seinen Atem und seinen Herzschlag spüren. Unter den Gefangenen drohte ein Tumult auszu-brechen. Die Soldaten reagierten schnell. Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihre linke Schläfe als mit voller Wucht ein Gewehrkolben dagegen schlug. Sie taumelte und musste doch loslassen. Alles begann sich vor ihren Augen zu drehen und sie spürte das warme Blut ihr Gesicht hinunter laufen, dann versank die Welt in einem tiefen schwarz.

Als Susan die Augen wieder öffnete, war ihr schlecht. Man hatte sie auf ei-nen alten Baumstamm gesetzt und sie wurde besorgt von zwei älteren Frau-en begutachtet. Eine der beiden hatte ihr ein Taschentuch gegen die Schläfe gedrückt, die andere bot ihr aus einem Krug etwas zu trinken an. Das Was-ser erweckte ihre Lebensgeister und das Schiff kehrte in ihre Erinnerung zurück. Hastig sprang Susan auf und erkannte sofort, dass es zu spät war.

Das Schiff hatte den Hafen bereits verlassen und setzte nun gerade die Se-gel. Sie konnte nichts tun, nur zusehen, wie der Wind die Segel blähte und das Schiff fahrt aufnahm. Die weissen Segel verschwanden allmählich am Horizont und mit ihr auch ihre Liebe und ihre Hoffnung.

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Kapitel 4

Ihre Füsse hinterliessen sanfte Spuren in dem nassen Sand, als Susan lang-sam auf die Klippen zuging. Es war das erste Mal seit über einem halben Jahr, dass sie sich wieder in die Nähe dieses Platzes begab. Seit jenem ver-hängnisvollen Tag war sie nicht mehr in die Nähe der Klippen gegangen, sie war eigentlich überhaupt nicht mehr vor die Tür getreten. Nachdem das Gefängnisschiff die Bucht verlassen hatte und mit ihm all ihre Liebe entflo-hen war, hatte Susan es zu Hause bei ihren Eltern nicht mehr ausgehalten. Sie hatte eine Stelle bei einer Wirtin in einem Pub in der Stadt gefunden, wo sie sowohl als Zimmermädchen, Küchenhilfe und Bedienung arbeitete.Die Bezahlung war zwar nicht hoch und die Arbeitsstunden lang, aber die Unterkunft und Verpflegung war frei.

Heute war ihr erster freier Tag seit Monaten und irgendwie freute sie sich sogar darauf. Und es war ihre erste Verabredung seit dem schwarzen Tag im letzten Jahr. Robert hatte sie zu diesem Picknick am Strand eingeladen und sie sah nichts schlimmes darin, diese Einladung auch anzunehmen. Robert war zwar fast zehn Jahre älter als sie selbst, doch er hatte sich in den letzten Wochen sehr um sie bemüht. Er war ein guter Zuhörer und sie hatten lange Gespräche geführt, meistens spät abends, wenn die anderen Gäste schon nach Hause gegangen waren.

Robert war ein Freund, sie hatte ihm sogar von Jeb und ihrem schlimmen Schicksal erzählt. Sicher hatte er vielleicht auch noch ein anderes Interesse an ihr, aber sie sehnte sich so sehr nach menschlicher Nähe, dass sie diese Gedanken nicht zuliess. Jetzt sah sie ihn dort sitzen. Er war eher klein, aber mit einer schlanken Figur und vollem dunklen Haar. Er hatte bereits eine Decke ausgebreitet und das Essen und Trinken bereit gestellt. Er begrüsste sie mit einem Kuss auf die Wange. Das Wetter war trüb, aber wenigsten reg-nete es nicht und auch der Wind war nicht besonders stark. Susan machte es sich auf der Decke neben Robert bequem.

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Es gab Wein, Brot und Käse und sogar einen Schokoladenkuchen.“Ich muss gestehen, den habe ich nicht selbst gebacken”, meinte Robert schmun-zelnd. “Aber ich hoffe er schmeckt trotzdem.”Sie assen und tranken und unterhielten sich über die neusten Ereignisse des Tages. Die Zeit verging rasend schnell und schon wurde es Abend. Ein Wind kam von der Küste auf, der Susan in ihrem dünnen Kleid zittern liess.

“Ist dir kalt?”

Robert rückte ein wenig näher an sie heran und hängte seinen Mantel über ihre Schultern. Fast berührte sein Gesicht das ihre. So nah waren sie sich noch nie gewesen und Susan wurde bewusst, wie sehr sie die menschliche Nähe vermisste. Ehe sie es verhindern konnten, hatten sich ihre Lippen ge-troffen. Robert, der seine Hand immer noch auf ihrer Schulter hatte, fuhr langsam an ihrem Arm hinunter und berührte ihre Brust. Trotz der dicken Stoffhose konnte Susan deutlich seine Erektion spüren.

Das war zu viel. Mit einem Ruck hatte sie sich befreit und sprang auf.“I.. Ich muss.. Gehen” stammelte sie und lief schnellen Schrittes davon Rich-tung Stadt. Sie hörte Robert noch hinter sich rufen, aber sie ignorierte ihn. Endlich beim Gasthaus angekommen, wollte sie nur noch in ihr Zimmer flüchten, doch Maggie, die Wirtin fing sie ab. “

Hast du schon das neueste gehört?”Susan schüttelte den Kopf. Tratsch war das Letzte, was sie jetzt interessierte.

“Es heisst das Gefängnisschiff sei in einem schlimmen Sturm gesunken. Es gibt wohl keine Überlebende.”

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Kapitel 5

Wie schon einige Male zuvor ignorierte Susan das fordernde Klopfen an ihrer Tür und zog die Decke fest über den Kopf. Sie wollte von der Welt nichts mehr hören und sehen, aber diesmal lies sich Maggie, die Wirtin nicht aufhalten, sondern betrat einfach das Zimmer.

“Dieser Mann fragt jetzt schon vier Tage nach dir und diesmal will er erst wieder gehen, wenn er dich gesehen hat. Also steh endlich auf und komm herunter. Du kannst nicht ewig im Bett bleiben.”Nichts hätte Susan lieber getan als genau das, doch sie wusste, dass Maggie diesmal nicht locker lassen würde, also stand sie schliesslich auf. Jede Bewe-gung fiel ihr schwer. Am liebsten wäre sie einfach erstarrt, um nichts mehr tun und nichts mehr fühlen zu müssen. Gerade hatte sie geglaubt, ihren Verlust überwunden zu haben, doch nun stieg alles wieder in ihr auf. Das lag wohl auch daran, dass sie nun all ihre Hoffnungen begraben musste. Bis jetzt hatte sie sich immer einen kleinen Rest davon aufbewahrt, aber Jeb war tot und mit ihm all ihre heimlichen Wünsche und Träume.

Nach Tagen im Bett sah sie nicht gerade besonders gut aus. Sie zog ein fri-sches Kleid an, verzichtete aber darauf ihre Haare zu kämmen und in den Spiegel zu schauen. Robert sass an einem Tisch in der Ecke, als er sie sah, sprang er hastig auf und trat einige Schritte auf sie zu. Er war wie immer fein gekleidet, aber auf seinem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck.

Es musste schon spät abends sein, denn die Gaststube war leer, nur Maggie war zu sehen, die im Hintergrund gerade mit Aufräumen beschäftigt war. Susan wusste nichts zu sagen. Robert nahm seinen Hut ab und knetete ihn nervös zwischen seinen Händen.

“Ich möchte mich für neulich entschuldigen”, brachte er schliesslich heraus. “Ich wollte nicht, dass unser Abend so endet.”

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Susan hatte überhaupt nicht mehr an diesen Tag gedacht, aber ihr wurde klar, Robert hatte ihr Verhalten den Geschehnissen von jenem Abend zu-geschrieben. Dabei war sie noch gar nicht dazugekommen, über diese Er-eignisse nachzudenken. Zu gross war ihr Schmerz. Wahrscheinlich wusste er gar nichts von dem gesunkenen Schiff. Sie wollte etwas erwidern, doch Robert hob die Arme und sprach schnell weiter.

“Du bist die schönste und klügste Frau, die mir jemals begegnet ist. Ich möchte auf kei-nen Fall, dass du einen falschen Eindruck von mir gewinnst.”“Robert, ich…”“Nein. Lass mich ausreden. Ich weiss von deinem Unglück und ich weiss vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber wenn ich dich jetzt nicht frage, werde ich es nie tun. Ich möchte mit dir zusammenleben.”

Susan war für den ersten Moment irritiert und auch überrascht, aber bevor sie weiter darüber nachdenken oder es stoppen konnte, hatte Robert schon die entscheidende Frage gestellt.

“Willst du meine Frau werden?”

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Kapitel 6

Es war ein neblig trüber Tag und die ganze Küste war mit einem grau-en Schleier bedeckt. Durch die offene Tür konnte Susan einen Blick nach draussen werfen, als sie ihre Augen von den Büchern erhob. Neben ihr in einem Weidenkorb schlummerte friedlich ihr kleiner Sohn, der von der Welt dort draussen noch nicht viel wusste.

Seit eineinhalb Jahren war sie nun verheiratet. Nach dem Antrag war sie zuerst verwirrt gewesen und ziemlich sicher, mit Nein zu antworten, aber schliesslich hatte doch die Vernunft gesiegt. Robert arbeitete im Fuhrunter-nehmen seines Bruders. Er war viel unterwegs, aber er verdiente gutes Geld und er konnte ihr Sicherheit bieten. Sein Bruder hatte seine Frau an eine schwere Krankheit verloren und so hatte Susan ihre Rolle als Buchführerin des Unternehmens übernommen, was ihr wirklich Freude bereitete.

Aber war es nur eine Vernunftheirat gewesen? Sie stellte sich diese Frage im-mer wieder. Robert war ein netter und zuvorkommender Mann. Sie konnte über alles mit ihm reden, er verwöhnte sie wo er nur konnte und doch war er nicht in der Lage dieses Feuer in ihr entfachen zu können.

Beim Sex mit ihm hatte sie nie ihren Höhepunkt erreicht, im Gegenteil, sie hatte nicht einmal einen Orgasmus bekommen. Für Robert war das Liebes-spiel so eine Art Pflichtaufgabe. Die ganzen Kuss- und Zungenspiele, das viele Streicheln und Erkunden des anderen Körpers, welches sie mit Jeb zum Höhepunkt getrieben hatte, fand mit Robert nicht statt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie mit Jeb etwas Verbotenes und Abenteuerliches getan hatte, während sie mit Robert durch die Heirat legitimiert war, Sex zu haben.

Sie hatte Robert nicht enttäuschen wollen und so hatte sie in der Hochzeits-nacht und auch die Nächte danach einfach einen Orgasmus vorgetäuscht.

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Das ging erstaunlich einfach, auch wenn sie sich manchmal wie eine Betrü-gerin fühlte. Immerhin hatte sie trotz allem Roberts Samen empfangen. Seit vier Wochen war sie nun Mutter eines kleinen Sohnes und dieser war ihr ganzes Glück.

Es war fast zwei Jahre her, seit das Gefängnisschiff aus dem Hafen ausge-laufen war. Susan legte ihre Hand in den Korb und fühlte die Wärme des kleinen Körpers unter ihren Fingern. Mit der anderen Hand schlug sie das Buch zu, um ihre Arbeit für heute zu beenden. Als sie wieder zur Tür blick-te, sah sie den Schatten eines Mannes, der gerade eingetreten war. Es war schon spät am Abend und eigentlich kamen um diese Zeit keine Kunden mehr. Susan warf einen kurzen Blick auf ihren Sohn, dann erhob sie sich und trat dem Besucher entgegen. Er war in einen langen Mantel gekleidet, welcher seinen dünnen Körper fast vollständig bedeckte. Durch die Tür fiel das letzte Licht des Tages.

“Kann ich Ihnen hel…”, fing Susan an, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als sie sein Gesicht erkannte.

Er war älter geworden und schmaler, wirkte ausgemergelt und erschöpft, aber sie hätte sein Gesicht überall erkannt und plötzlich schien der Boden unter ihren Füssen zu wanken. Das konnte nicht sein.

Er war zurückgekehrt.

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Kapitel 7

Da stand er. Nie hätte Susan geglaubt, ihn jemals wiederzusehen, aber nun stand er vor ihr, so lebendig wie immer. Ihr wurde schwindelig und sie such-te mit ihrer rechten Hand nach einem Halt. Sie fand ihn am Tisch, der zur ihrer rechten Seite stand. All der ganze Kummer, den sie durchlebt hatte und jetzt stand er einfach so vor ihr. Sie wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Es war Jeb, der zuerst wieder das Wort ergriff.

“Ich freue mich so dich zu sehen. Wie habe ich diesen Augenblick herbei gesehnt!”Susans Hand umklammerte noch immer den Tisch. Jeb nahm einen Seesack von seiner Schulter und stellte ihn auf den Boden.“Ich…dachte…du bist…tot”, brachte sie schliesslich heraus.“Ich hatte Glück. Als das Schiff gesunken war, habe ich mich an eine herumtreibende Planke geklammert. Drei Tage bin ich auf dem Meer getrieben, bevor ein Fischerboot mich rettete. Ich hatte gar nichts, aber ich habe mich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen und bin auf Eselkarren, Kutschen und bei der Eisenbahn mitgefahren. Und schliess-lich bin ich endlich wieder in der Heimat gelandet. Ich habe die ganze Zeit nur ein Ziel gehabt.”

Susan atmete tief ein und wieder aus. Sie lies den Tisch los und schaffte es auf ihren Beinen zu stehen. Jeb war aber noch nicht fertig.“Jetzt können wir endlich wieder zusammen sein.”Er streckte die Hand aus, als wolle er sie berühren, zog sie aber im letzten Moment wieder zurück. Susan hatte sich inzwischen etwas gefangen. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn, aber sie versuchte nicht darauf zu achten.“Das ist nicht so einfach. Ich bin verheiratet.”“Hier wollte ich sowieso nicht bleiben. Die Leute werden mich erkennen und wissen, dass ich ein Sträfling bin. Wir werden zusammen abhauen und ein neues Leben beginnen.”“Jeb, Ich habe einen Sohn!”“Das Kind kannst du mitnehmen. Ich werde für es sorgen.”Susan wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, aber sie spürte deutlich

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dieses Verlangen in ihren Lenden. Sie wollte ihn berühren, ihn Küssen und noch viel mehr, aber sie flüsterte: “Ich kann nicht! Es tut mir leid.”

Sie musste an Robert denken, der immer gut für sie gesorgt hatte. Er war der Vater ihres Kindes und nicht Jeb. Dieser lies das aber nicht gelten. Ge-duld gehörte auch nicht gerade zu seinen Tugenden.“Wo ist das Mädchen von früher geblieben, das kein Abenteuer gescheut hat?” Wollte er wissen. Susan seufzte. “Jeb, ich bin kein Mädchen mehr. Ich bin eine Frau.”Doch er gab nicht so schnell auf.

“Ich habe nur überlebt, weil ich immer an dich gedacht habe. Das war mein Antrieb.”“Ich kann nicht so schnell entscheiden. Lass mir etwas Zeit. Das geht alles so schnell.”Jeb nahm seinen Seesack und machte sich zum Gehen bereit. Sie wollte nicht, dass er ging. Sie wollte ihn umarmen, festhalten und nie wieder loslas-sen, aber sie rührte sich nicht.“Ich gebe dir etwas Zeit. Ich werde heute Abend an unserem geheimen Platz auf dich warten. Aber bis dann musst dich entscheiden.”

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Kapitel 8

Ein stürmischer, kalter Wind fegte über die Küste, als Susan langsam die Klippen hinauf stieg. Ihre Füsse fanden den Weg sicher, denn sie hatte den Umweg über das Dorf in Kauf genommen, um sich den Klippen von der gewohnten Seite nähern zu können. Ihren kleinen Sohn hatte sie Maggie anvertraut. Die Wirtin liebte Kinder und würde sich gut um ihn kümmern. Obwohl Susan nur ein dünnes Kleid trug, fror sie nicht. Sie glühte innerlich vor Sehnsucht und Aufregung. Schon von weitem konnte sie seine grosse Gestalt oben auf den Klippen erkennen.

Er sah immer noch gut aus, obwohl er so viel dünner geworden war. Sie wollte ihm so viel sagen, doch jetzt war nicht die richtige Zeit für Worte. Es ging alles wie von selbst. Sie fiel ihm um den Hals und ihre Lippen trafen sich. Ihre Hände tasteten nach seinem Körper, wollten ihn überall berüh-ren, seine Stärke und Wärme fühlen. Sie spürte seine Berührungen und ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper.

Wie zwei Liebeshungrige fielen sie übereinander her, zogen sich gegenseitig aus und berührten sich überall mit ihren Händen und Lippen. Schliesslich gelangte Jebs Kopf zwischen ihre Schenkel. Nur er konnte mit seiner Zun-ge dieses Hochgefühl in ihr auslösen. Sie bekam ihren ersten Orgasmus.

Aber auch Susan wollte Jeb etwas Gutes tun und machte sich nun ihrerseits mit der Zunge ans Werk, bis ihr sein Stöhnen verriet, dass auch er zum Hö-hepunkt gelangt war. Dann drang Jeb gierig, aber dennoch gefühlvoll in sie ein. Sie liebten sich von vorne und von hinten und gelangten einmal mehr zum Höhepunkt. Wenn sie sein starkes Glied zwischen ihren Beinen spürte und die Woge der Erregung sie empor hob, konnte Susan die Welt um sich herum vergessen. Beide waren sie völlig ausser Atem, doch nach einer kur-zer Pause fielen sie erneut übereinander her.

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Schliesslich lagen sie keuchend im feuchten Gras und blickten zu dem wunderschönen Sternenhimmel auf. Es war eine der wenigen wolkenlosen Nächte. Susan wünschte, sie könnte diesen Moment für immer festhalten, doch Jeb zerbrach mit seiner Stimme den Zauber des Augenblicks.

“Du hast dich nicht für mich entschieden!”Susan erhob sich langsam und blickte ihn traurig an.“Nein.” Jeb sprang hastig auf.“Was war das dann hier?” fragte er wütend, “Ich dachte du liebst mich.”Susan seufzte schwer.

“Du verstehst mich nicht. Es ist nicht, weil ich dich nicht liebe. Ich liebe dich. Über alles. Ich liebe dich viel zu sehr. Das hat mir schon einmal das Herz gebrochen. Ein zweites Mal kann ich das nicht durchstehen!”

Sie zog ihr Kleid über den Kopf und vermied seinen wütenden Blick.“Sieh es als eine Art Abschiedsgruss. Ich wünsche dir alles Gute für dein Leben.”Sie begann mit dem Abstieg, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen. Erst als sie wieder festen und sicheren Boden unter ihren Füssen hatte, erlaubte sie ihren Tränen zu fliessen, aber auch jetzt sah sie nicht zurück, sondern ging schnellen Schrittes auf das Dorf zu. Tief in ihrem Innern spürte sie aber noch etwas anderes.

Sie fühlte sich endlich befreit.

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Beschreibung

Die junge Susan macht eine schwere Zeit durch. Ihr Geliebter, mit dem sie viele neue und

aufregende sexuelle Abenteuer erlebt hat, sitzt im Gefängnis und soll mit einem Gefäng-

nisschiff in ein anderes Land gebracht werden. Diesen Verlust zu verkraften, fällt Susan

schwer und sie versucht alles, um ihren Geliebten noch einmal zu sehen.

Doch es gibt keine Gnade. Das Schiff läuft aus und mit ihm all ihre Hoffnungen. Als Susan

endlich die Kraft findet, sich einem neuen Mann zu öffnen, erhält sie die Nachricht vom

Tod ihres ehemaligen Geliebten. Sie entschließt sich zur Heirat mit ihrem neuen Verehrer,

der ihr auch wesentlich bodenständiger erscheint. Doch da steht ihr einstiger Liebhaber

plötzlich vor der Tür. Susan muss sich entscheiden. Wohlstand und Sicherheit oder Liebes-

lust und Abenteuer.

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