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KYOTO Ein dokumentarisches Reisetagebuch aus dem Land der aufgehenden Sonne Literargymnasium Rämibühl Maturaarbeit 2018 Danay Gijzen 6b Kreatives Produkt Betreuerin: Brigitta Kitamura

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KYOTO Ein dokumentarisches Reisetagebuch aus dem Land der

aufgehenden Sonne

Literargymnasium Rämibühl Maturaarbeit 2018 Danay Gijzen 6b

Kreatives Produkt Betreuerin: Brigitta Kitamura

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Ich bestätige, dass ich diese Arbeit selbst geleistet habe, dass sie kein Plagiat und auch

keine Fälschung ist, dass alle übernommenen Teile korrekt erwähnt, zitiert und

bibliografiert sind und ich nur die erwähnten Hilfsmittel verwendet habe. Ich bin von

den Konsequenzen, die eine Nichteinhaltung dieser Punkte nach sich zieht, in Kenntnis

gesetzt worden.

Zürich, 10.12.2017 –––––––––––––––

Danay Gijzen

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INHALTSVERZEICHNISABSTRACT..............................................................................................................................7EINLEITUNG..........................................................................................................................9Weshalb ein dokumentarisches Reisetagebuch?................................................................11THEORETISCHER TEIL.................................................................................................13Vorlauf und Vorkenntnisse...................................................................................................13Inhaltliche Vorbereitung der einzelnen Themen................................................................15UMSETZUNG......................................................................................................................21Planung der Maturaarbeit......................................................................................................21Verwendete Zeichentechniken..............................................................................................23Bearbeitung und Kolorierung...............................................................................................27Konkrete Umsetzung.............................................................................................................29Buchdruck und Binden..........................................................................................................35FAZIT.....................................................................................................................................37DANKESAGUNG................................................................................................................39BIBLIOGRAPHIE...............................................................................................................41

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ABSTRACT

In dieser Maturaarbeit werden meine Eindrücke während eines zweiwöchigen

Aufenthaltes in Kyoto, der ehemaligen Hauptstadt Japans, in einer illustrierten

Buchform dargestellt. Meine Zeichnungen, Fotografien und persönlichen Reflexionen

stelle ich dabei in einen historischen und kulturellen Kontext. Ausgehend von der

japanischen Alltagskultur (erwähnt seien Ernährung, Körperpflege, Innenarchitektur,

Städtebau, Transportmittel, Manga), deren Verflechtung mit den Religionen

Buddhismus und Shintoismus sowie der Geschichte Japans (Kriege, Staatsaufbau, dem

Dualismus von Shogun und Tenno) entfaltet sich ein faszinierter, vielschichtiger Blick

auf das Leben am anderen Ende der Welt.

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EINLEITUNG

Im Frühjahr 2017 bekam ich plötzlich und unverhofft die einmalige Gelegenheit Japan

mit einer befreundeten Familie zu besuchen. Eine Reise, von der ich schon lange

träumte. Das Reisen hatte mich schon immer interessiert, vor allem aber das damit

verbundene kennenlernen von fremden Kulturen und Geschichten. Wieso ich gerade

von Asien so angezogen werde, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht weil ich es, als

eine Kultur die sich so bildlich ausdrückt, mit meiner zweiten grossen Leidenschaft,

dem Zeichnen verbinde?

Bereits in der Primarschule war ich von den japanischen Comics und Trickfilmen, den

Mangas und Animes, fasziniert gewesen und brachte mir das Zeichnen von selbigen

autodidaktisch bei, indem ich meine Lieblingsfiguren abzeichnete. Vor allem durch das

Manga „Soul Eater“ von Atsushi Okubo wurde ich sehr inspiriert und begann täglich zu

zeichnen. Mit diesen wurde ich erstmals mit der Kultur Japans bekannt gemacht.

Mir war klar, dass ich in zwei Wochen das Land und dessen Kultur nur oberflächlich

kennenlernen würde. Dennoch war ich nicht unvorbereitet abgereist, denn ich hatte

mich davor schon mit der japanischen Kultur auseinandergesetzt und hatte im Laufe der

Jahre über das Internet sogar etwas Japanisch gelernt. Und trotzdem: Als ich in Japan

aus dem Flugzeug stieg, wurde ich umgehend mit neuen Erfahrungen und kuriosen

Erlebnissen überhäuft. Obwohl diese zwei Wochen wie im Flug vergingen, habe ich

unglaublich viel fotografiert, gezeichnet und Gegenstände gesammelt. Ich hoffe sehr,

dass die Leser mit mir auf diese Reise kommen.

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Weshalb ein dokumentarisches Reisetagebuch?

Um es auf den Punkt zu bringen, kann ich sagen, dass meine schon früh in der Kindheit

entwickelte Begeisterung für Mangas und Anime meine Interesse an der Kultur Japans

weckte, dass ich mich immer wieder mit dieser Kultur auseinandergesetzt habe und als

ich die Gelegenheit bekam, das Land zu bereisen, meine Vorkenntnisse vertiefen

konnte. Hinzu kam meine zweite Leidenschaft, das Zeichnen, welche mich, inspiriert

von meinen Vorbildern Guy Delisle und Igort dazu brachte, eine Mischung von Comic

und Reisebericht zu verfassen. Diejenige Freundin, deren Familie mich auch mit nach

Japan mitgenommen hat, zeigte mir eines Tages die Graphic Novels von Guy Delisle,

welcher durch Zeichnungen seine Reisen in fremde Länder tagebuchähnlich festhält.

Diese Kombination von lustigen Alltagserlebnissen und eindrucksvollem

Hintergrundwissen zur Kultur fand ich sehr interessant. Inspiriert träumte ich davon,

meine eigenen Reisejournale zu zeichnen. Hinzu kam, dass mir, als ich kurz vor der

Abreise das Luzerner Comic Festival besuchte, Igort’s „Berichte aus Japan“1 in die

Hände fiel. Im Gegenteil zu Delisle verwendet er in seinem Graphic Novel kurze Texte

mit seinen Gedanken und interessantem Hintergrundwissen zu Japan, kombiniert mit

wunderschönen Aquarellzeichnungen. Dieses Buch gab mir den letzten Schubs zu

meiner Entscheidung.

Ich wusste im Vorhinein, dass ich die beiden Leidenschaften Japan und Zeichnen in

meiner Maturaarbeit verbinden wollte. Die Frage war nur: wie? Zuerst kam mir die

Idee, ein Storyboard für eine Animation zu machen, die sowohl eine künstlerisch und

erzählerisch schön umgesetzte Geschichte, aber auch einen guten Einblick in die Kultur

Japans gäbe. Aber als ich unerwartet auf eine Reise nach Japan eingeladen wurde, kam

mir sogleich die Idee den geplanten Reisebericht in Wirklichkeit umzusetzen.

1 Igort, Berichte aus Japan, Eine Reise ins Reich der Zeichen, Reprodukt, Berlin 2015, Zweite Auflage: 2017.

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THEORETISCHER TEIL Vorlauf und Vorkenntnisse

Wie in der Einleitung erwähnt, bin ich schon lange vom Thema Japan sowie Illustration

und Comic fasziniert. Entsprechend verfügte ich schon über ein gewisses Wissen über

Manga, die Geschichte Japans, die Normen usw. bevor ich in Japan ankam. Zudem

hatte ich schon Kenntnisse über entsprechende Arbeiten diverser Graphic Novel-

Autoren. Dieses Wissen konnte ich durch zahlreiche Lektüren, Magazine und

Dokumentarfilme erweitern und vertiefen. Die entsprechenden Werke sind im

Literaturverzeichnis aufgeführt.

Was das Zeichnen anbelangt, bin ich seit frühster Kindheit fanatisch und zeichne bis

heute jeden Tag. Entsprechend konnte ich in diesem Zusammenhang auf viele

Techniken zurückgreifen, die ich in den letzten Jahren erlernt hatte. Neu war für mich,

die entsprechenden Zeichnungen digital zu erfassen und zu bearbeiten. Hierbei war mir

nicht bewusst, dass ich das verwendete Grafikprogramm InDesign sowie auch

Photoshop noch nicht gut genug kannte. Ich musste mir entsprechend die beiden

Programme während der Umsetzung der Maturaarbeit autodidaktisch beibringen.

Hierbei kam mir zugute, dass ich im Januar 2017 ein Praktikum in einem Grafikbüro

absolviert hatte. Dort habe ich das erwähnte Programm InDesign in den Ansätzen

kennengelernt und konnte dann meine Kenntnisse im Rahmen der Maturarbeit

erweitern.

Neben dem Erlernen der Programme InDesign und Photoshop habe ich mir das

Zeichnungstablett Artist Display 16 von xp-pen gekauft. Damit konnte ich die

eingescannten Zeichnungen schneller und präziser bearbeiten und kolorieren. Auf die

einzelnen verwendeten Zeichentechniken werde ich im entsprechenden Kapitel zu

sprechen kommen. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, dass ich zuvor noch nie mit

Tusche und Feder gearbeitet hatte. Ich habe diese Zeichentechnik im erwähnten Werk

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von Igort „Berichte aus Japan“ gesehen und mir gedacht, es wäre das passende

Zeichenmittel für mein Buch, da es einerseits starke, schwarze Linien und trotzdem eine

gewisse Sanftheit hervorbringt. Damit ist auch schon gesagt, dass ich mich mit diversen

Graphic Novel-Künstlern eingehend befasst und entsprechend für mich eruiert habe, mit

welchen Stilmitteln ich meinen Reisebericht zeichnen möchte.

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Inhaltliche Vorbereitung der einzelnen Themen

Da dies eine Maturaarbeit ist, und es nebenbei auch vieles für die Schule zu erledigen

gab, musste ich mich in der Wahl der zu erläuternden Themen einschränken. Nach

langem Hin und Her entschied ich mich schliesslich für dreizehn (ursprünglich

fünfundzwanzig) Themen, die sowohl meine Reise interessant portraitieren, als auch

einen Einblick in die japanische Kultur geben würden. Grundsätzlich orientierte ich

mich bei deren Anordnung am Ablauf meiner Reise, doch in den folgenden Texten

werde ich auf die Auswahl, die Reihenfolge und den Inhalt der einzelnen Themen

eingehen.

Wenn man mein Buch betrachtet, so sieht man, dass das erste Kapitel das japanische

Haus behandelt. Es schien für mich der passende Einstieg, da es den Mittelpunkt der

japanischen Kultur darstellt und dies auch das Erste war, was mir in Japan begegnete.

Vom Haus ging quasi alles weitere aus. Hinsichtlich des japanischen Hauses habe ich

mich nicht unmittelbar darauf vorbereitet. Erst als mir vor Ort all die kuriosen und

interessanten Dinge auffielen, begann ich darüber zu recherchieren und arbeitete die

Unterschiede zu unseren Häusern heraus.

Das soeben zum Haus gesagte gilt umso mehr noch für die öffentlichen

Verkehrsmittel. Auch diesbezüglich wurde ich erst vor Ort darauf aufmerksam, wie

anders sich die Japaner in öffentlichen Verkehrsmitteln verhalten. Auch ist es in einer

so dichten Stadt wie Kyoto unumgänglich, die Metro oder den Bus zu benutzen.

Da wir uns in Japan, konkret in Kyoto befanden, der ehemaligen kaiserlichen

Hauptstadt, war es unvermeidbar mich mit dem Kaiserpalast des Tenno, des

japanischen Kaisers, zu befassen. Vor Ort selbst war ich ziemlich verwirrt, wer wann

wie geherrscht hat und bei wem tatsächlich die Macht lag. Japan hat eine sehr

ritualisierte Kultur, in der nicht unbedingt der äussere Anschein den tatsächlichen

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Machtverhältnissen entsprechen muss. Erst im Nachgang meiner Reise und den

intensiven Recherchen zur Geschichte2 konnte ich mein diesbezügliches Bild schärfen.

Entsprechend war mein nächstes Kapitel dem Shogun gewidmet, es handelt sich

hierbei, wie man meinem Buch entnehmen kann, um die Person, welche im alten Japan

die tatsächliche Herrschaftsgewalt in den Händen hielt. Diese machtpolitischen Fragen

sind zudem eng mit den Religionen verknüpft. Ich leitete deshalb sogleich über zu den

Fragen des Shintoismus sowie des Buddhismus. Bei den Religionen Japans habe ich

am intensivsten recherchiert. Es handelt sich um sehr komplexe Themen, deren

Zurückführung auf eine einfache Darstellung und kurze Texte sich als äusserst

schwierig erwies, da die Japaner eine ganz andere Vorstellung von Religion und

Umgang mit dieser haben als wir in Westeuropa. Bei den Religionsfragen war man

wiederum nahe beim Alltag der Japaner. Im Rahmen der Recherche habe ich dann viele

Gegebenheiten erst richtig verstanden, welche ich in Japan erlebt hatte. Es war mir

deshalb auch wichtig, dem Leser ein konkretes Beispiel eines Schreins zu vermitteln:

Fushimi Inari-Taisha. Der Besuch dieses Schreines war ein sehr faszinierendes

Erlebnis, welches man als Westeuropäer vorerst gar nicht richtig einordnen kann,

weshalb es unbedingt in mein Buch gehörte.

Bei diesen Reisen in das alte, kaiserliche Japan durch das Besuchen von Schreinen und

Tempeln, begegnete man in den Gässchen immer wieder Maikos. Diese werden zu

Geishas ausgebildet, eine Art „Vergnügungskünstler“, welche man höchstens aus der

Ferne zu Gesicht bekam. Aber auch schon die Maikos werden in Japan von den

Touristen wie Popstars bewundert. Dabei musste ich im Buch auch erwähnen, dass

nicht nur Maikos und Geishas, die man anhand ihren wunderschönen, traditionellen

japanischen Kleider (Kimonos) erkannte, an das alte Japan erinnerten. Viele, vor allem

asiatische Touristen, kleideten sich bei der Besichtigung der Tempel und Schreine

ebenfalls nach alter Manier. Etwa so, wie wenn wir bei einem Besuch in Altdorf uns in 2 Verschiedene Autoren, Japan – Das geheimnisvolle Kaiserreich, Der Spiegel Geschichte, Ausgabe Nr. 5, Hamburg 2011.

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der Manier von Wilhelm Tell kleiden würden. Speziell ist auch der Dualismus von

Shintoismus und Buddhismus, welche eng ineinander übergehen. Auch ist es oftmals

so, dass neben einem shintoistischen Schrein sogleich ein buddhistischer Tempel zu

finden ist. Man kann entsprechend das Thema Shintoismus nicht ohne den Buddhismus

und vice versa behandeln.

Die Religionen sind sehr verbunden mit Bildern. Ebenfalls wirken die japanischen

Schriftzeichen für uns Westeuropäer wie Zeichnungen. Ich behandle aus diesem Grund

die Geschichte der japanischen Kunst und ende entsprechend bei den heute sehr

populären Mangas. Man sieht auch, wie verbunden Religion und Kunst sind3, und zwar

bis in unsere heutige Zeit. Natürlich ist das entsprechende Thema uferlos. Ich habe mich

deshalb namentlich auf die Vorväter der Mangas konzentriert und damit die Linie in die

heutige Zeit ziehen können. Anschliessend an die Geschichte der Mangas habe ich

dann einen herausragenden Vertreter und Begründer dieses Zeichnungs- und Erzählstils

behandelt. Es handelt sich um Hayao Miyazaki. Neben dem Zeichnen von Mangas ist er

vor allem bekannt für seine wunderschönen animierten Filme, sogenannte Animes.

Hayao Miyazaki ist auch im Westen ein Begriff, da er als erstes für seinen animierten

Film einen Oskar gewonnen hat. Es handelt sich hierbei um den Film „Chihiros Reise

ins Zauberland“. Durch seine berauschenden Werke sind Animes auch bei uns immer

verbreiteter zu sehen. Anhand der von mir durchgeführten Recherchen fiel mir auf, auf

wie viel Hintergrundwissen die entsprechenden Animes basieren. Diese geben die

japanische Kultur und deren Vernetzung mit Religion und Geschichte sehr gut wieder

und weisen somit tief in die Kulturgeschichte hinein. Ein sehr wichtiges Thema für

Hayao Miazaki ist der Zweiter Weltkrieg. Dies deshalb, da er den Krieg als kleines

Kind selbst noch miterlebt hatte. Dadurch beeinflusst sind seine Filme, unter anderem,

ein Statement gegen Kriege und die Modernisierung. Um mehr über diese faszinierende

Person zu erfahren, schaute ich mehrere Dokumentationen über Miyazaki. Ausgehend 3 Thomas Jolyon Baraka, Drawing on Tradition, Manga, anime, and religion in contemporary Japan, University of Hawai’i Press, Honolulu 2012.

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von einem Zitat aus The Kingdom of Dreams and Madness4, in dem er sich zum Krieg

äusserte, habe ich mein Kapitel über den Zweiter Weltkrieg begonnen. So leitete ich

von diesem Zeichner und seiner eigenen Geschichte mit dem Zweiter Weltkrieg zum

entsprechenden Thema über. Da auch das Thema Zweiter Weltkrieg und Japan ein

uferloses Thema ist und wir im Westen auch schon viel darüber erfahren haben,

beschränkte ich mich vor allem auf die Kamikazeflieger, um die Mentalität des Krieges

aus der japanischen Sicht darzustellen.

Da dies ein sehr schweres und bedrückendes Thema ist, wollte ich sodann wieder

zurück zu meinen persönlichen Erlebnissen anlässlich meiner Reise finden. Dies tat ich,

indem ich ein tägliches Ereignis festhielt: das Essen. Was dies anbelangte, war es in

Japan nicht ganz einfach. Zum einen deshalb, da ich nur wenige Worte Japanisch

konnte und die Kellner praktisch kein Englisch sprachen. Hinzu kommen die vielen

nicht bekannten Gerichte. Wie man sich denken kann, hat das uns in Westeuropa

bekannte japanische Essen mit dem Essen in Japan relativ wenig zu tun, deshalb musste

ich die entsprechende Kultur ganz neu kennenlernen. Aus Büchern kann man eigentlich

gar nicht richtig ermessen, wie vielfältig und fantastisch die japanische Küche ist, das

muss man eigenhändig erlebt haben. Speziell beim Essen ist auch, dass es zwangsläufig

zu Interaktionen mit den einheimischen Japanern führt, ansonsten kommt man ja nicht

ohne weiteres näher mit diesen ins Gespräch.

Eine Ausnahme ist es, wenn man als Tourist irgendwo gestrandet nach dem Weg sucht.

Dann erweisen sich die Japaner als unglaublich hilfsbereit und zuvorkommend.

Entsprechend schliesse ich dem Thema Essen meine Alltagserfahrungen mit der

Gastfreundschaft der Japaner an. Das Kapitel basiert nicht auf Recherchen, sondern

auf meinen persönlichen Erlebnissen.

4 Sunada Mami, The Kingdom of Dreams and Madness, Japan 2013, (Dokumentarfilm).

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Ein weiteres wichtiges Alltagserlebnis in Japan war mein Besuch in einem

traditionellen japanischen Bad, welches Sento genannt wird. Zum Besuch eines solchen

sah ich mich veranlasst, da sich das Waschen stark von der westlichen Kultur

unterscheidet. Anlässlich dieser Erlebnisse mit den Japanern in den Restaurants,

Badehäusern und auf der Strasse, habe ich derart viele absurde Situationen und

Gegebenheiten erlebt, dass es mir wichtig war, diese Themen nicht nur theoretisch

abzuhandeln, sondern auf meinen tatsächlichen Erlebnissen basierend. Wichtig war in

diesem Zusammenhang auch, dass der Witz des Momentes und des Alltages in meinem

Buch erhalten bleibt.

Zum Abschluss des Buches wollte ich meine eigene Stimmung des letzten Abends in

Kyoto darlegen, wobei ich dies rein zeichnerisch festgehalten habe und nicht in Worten.

Dies gibt mein inneres Erleben am besten wieder. Wir sassen da am Fluss, schauten

dem fliessenden Wasser nach und tranken japanische Limonade. Ich war wie betäubt

von den vielen Eindrücken der vergangenen zwei Wochen, versuchte diese vor meiner

Abreise einzuordnen und wäre am liebsten gar nicht ins Flugzeug gestiegen.

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UMSETZUNG Planung der Maturaarbeit

Nach langem Recherchieren und der Auswahl der Themen hatte ich mein Buch bereits

weitgehend im Kopf, bevor ich überhaupt mit der konkreten Umsetzung der

Zeichnungen und Texte begonnen hatte, nun musste ich es nur noch zu Papier bringen.

Es war also nicht ein „Work in progress“ im eigentlichen Sinne, sondern eine

Umsetzung meiner bereits im Kopf entwickelten Vorstellung der Maturaarbeit. Damit

ich aber nichts vergass, erstellte ich eine Art Storyboard (Abb. 1) für mein Buch. Ich

skizzierte also jede Einzelne Seite ganz grob auf, so hatte ich eine Vorlage, an die ich

mich halten konnte. An diesem nahm ich laufend Änderungen vor, wenn sie mir nötig

schienen. Nach der Anfertigung des Storyboards habe ich den Ablauf in einen

Terminkalender auf Wochen und Tage eingeteilt. Von da her wusste ich jeden Tag, was

ich zu zeichnen hatte.

Abb. 1 Storyboard für den Kaiserpalast

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Erst in einem nächsten Schritt verfasste ich die dazu passenden Texte. Wichtig war mir,

dass sich Text und Zeichnung ergänzen und nicht jeweils dasselbe erzählen. Mein Buch

sollte - wie der Fluss am letzten Abend - fliessend sein. Anders als Guy Delisle wollte

ich nicht einen ganzen Comic zeichnen, sondern die Mittel Text und Illustration

verbinden. Hie und da habe ich aber Erlebnisse in einem kurzen Comicstrip

festgehalten, um das Ganze nicht so starr wirken zu lassen. Dies rundete ich mit Scans

von den vielen Eintrittskarten und weiteren, in Japan gesammelten, Objekten ab.

Man kann sich vielleicht vorstellen, dass ich in diesen zwei Wochen weit über 500

Fotos geschossen habe. Da ich nun aber nicht eine Fotoarbeit erstellen wollte, sondern

Illustrationen den Schwerpunkt bilden sollten, habe ich mich bei den Fotos auf ein

Minimum beschränkt. Das Einbringen meiner Fotos war mir wichtig, da der Leser

dadurch meine Zeichnungen an der Realität spiegeln können soll.

Die eigentliche Gestaltung der jeweiligen Seiten dauerte sehr lange. Wichtig war mir

dabei, dass das Buch mehr wie ein Reisetagebuch als eine wissenschaftliche Arbeit

wirkt. Deshalb auch die Wahl der Schrift (es handelt sich um die Schrift von Tim und

Struppi, welche ich nach einiger Recherche im Internet fand5). Das Buch sollte Lust

machen, selbst nach Japan zu reisen und die verschiedenen Facetten dieses Landes

entdecken zu wollen.

5 https://de.fonts2u.com/tintin.schriftart - Juli 2017

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Verwendete Zeichentechniken

Für meine Arbeit verwendete ich viele verschiedene Zeichentechniken und Materialien, von denen ich manche noch nie benutzt hatte:

Anhand meines Storyboards behandelte ich nun Thema für Thema. Dabei ging ich folgenderweise vor (die entsprechenden Abbildungen sind auf Seite 24 zu finden): Mit Hilfe meiner Skizzen aus dem Storyboard zeichnete ich ganz fein mit Bleistift ein detaillierteres Bild auf ein starkes Papier. Im Falle einer grösseren Illustration entfernte ich mit einem weichen Gummi den Bleistift so weit, dass man die Striche nur noch knapp erkennen konnte. So verschmierte die Zeichnung nicht, wenn ich sie mit Tusche überfuhr. Mit einer Zeichenfeder fuhr ich anschließend über die Bleistiftzeichnung, die ich danach gänzlich ausradierte. Es kam leider manchmal vor, dass ein Tintenfleck auf dem Papier landete oder ein Strich verschmierte. In diesem Fall deckte ich solche Fehler mit weißer Gouache ab und fuhr die Linien nochmal nach. Mit kleiner Nachbearbeitung auf Photoshop war das Unglück nicht mehr ersichtlich. Diese Technik, so wie auch die Tuschetechnik der Ligne claire hatte ich bei den originalen Seiten von Hergé‘s „Tim und Struppi“ 6 entdeckt. Bei seinen Tuschezeichnungen waren immer wieder Korrekturen mit Gouache gemacht worden, welche aber in der gedruckten Version nicht mehr ersichtlich waren.

6 Remi Georges Prosper alias Hergé, Die Abenteuer von Tim und Struppi, Casterman, Brüssel 1921 – 1983, gesamte Werke.

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Die fertige Tuschezeichnung scannte ich anschließend, je nachdem wie gross die Illustration abgebildet werden sollte, mit einem dpi Wert zwischen 300-600 ein und öffnete sie auf Photoshop. Um möglichst starke Striche zu erzielen, scannte ich die Zeichnungen schwarzweiss ein und konvertierte sie anschliessend in den RGB Farbraum, damit sie kolorierbar wurden. Durch das Scannen wurden die Linien schwächer und das Papier nicht mehr ganz so weiß wie im Original. Deshalb passte ich mit der Tonwertkorrekturfunktion die Illustration so an, dass die Striche wieder zu einem starken Schwarz wurden und das Papier so weiß wie die Buchseiten. Den Teil des Papieres, der im Buch nicht mehr sichtbar sein sollte, wählte ich aus (was leider sehr mühsam ist) und löschte diesen.

Bei einer neuen Idee für eine Illustration, die nicht im Storyboard vorgesehen war, machte ich zuerst eine sehr grobe Skizze auf ein Kopierpapier. Mit einem Lichtpult pauste ich die grobe Skizze gesäubert auf ein starkes Blatt und fuhr dann wie erwähnt fort. Bei kleineren Illustrationen, so wie auch bei den Comicstrips, wollte ich ein skizzenhaftes Gefühl beibehalten, so liess ich die fertigen Aussenlinien in Bleistift oder überfuhr sie mit schwarzem Farbstift.

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Storyboard für Face House Geschichte

Genauere Skizzen und Ideen zur Umsetzung

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Genauere Skizzen und Ideen zur Umsetzung

Reinzeichnung in schwarzem Farbstift

Fertig bearbeitete und kolorierte Illustration

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Bearbeitung und Kolorierung

Für das Kolorieren brachte ich auf Photoshop jede Farbe in eine eigene Ebene. So konnte ich diese je nach Belieben verändern, ohne eine andere zu beeinflussen. All diese Ebenen setzte ich auf „multiplizieren“, damit die originale Tuschezeichnung nicht übermalt wurde. In Bezug auf die Farbe bildete sich mit der Zeit eine limitierte Farbpalette (Abb. 2) heraus, die ich auf allen Illustrationen wiederverwendete, so wirkte das Buch einheitlicher. Die limitierte Farbpalette war inspiriert von japanischen Farbholzschnitten, den Ukiyoe. Pro Farbe wird nur jeweils eine Druckplatte verwendet, was dem fertigen Bild eine schöne, einheitliche Wirkung gibt. Ich wollte auch das Rot der roten Seiten, die sich überall im Buch befinden um die verschiedenen Themen abzutrennen, in den Illustrationen wiederaufnehmen.

Abb. 2 Abb. 3 Für kleinere Illustrationen und für die kurzen Comicstrips benutze ich nur zwei Arten von Blau oder Beige (Abb. 3). Dies hatte ich bei Guy Delisles Büchern gesehen und sogleich übernommen, denn auf diese Weise war das Buch nicht zu bunt und die Farben lenkten nicht vom Inhalt ab.

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Konkrete Umsetzung

Bei der Arbeit bereitete mir die Einleitung in das Buch am meisten Mühe. Es schien mir

eine entscheidende Stelle, um den Leser mit mir auf die Reise zu nehmen. Ich habe die

gezeichneten Anfänge immer wieder verworfen und mich erst gegen Ende meiner

Arbeit für einen Beginn festgelegt, als ich mein Buch gezeichnet und damit quasi den

Überblick hatte.

Es gibt Fragen, die sich letztendlich nur unzureichend beantworten lassen. Weshalb ist

man fasziniert von Japan? Weshalb will man ein kreatives Buch anfertigen? Treffend

schien mir dies von Igort festgehalten, weshalb ich ein Zitat von ihm als eine Art

Einführung in das Buch nahm: „Japan war zur Schatulle meiner Wünsche geworden,

aber vor allem war es Eins: das Paradies für Zeichner. Ganz berauscht von alten

japanischen Drucken war ich eingetaucht in diese Welt der Zeichen, die so einfach

schienen und hinter denen sich doch ein geheimnisvolles Wissen verbarg“7. Igort

scheint mir damit treffend auf den Punkt zu bringen, was ich auch fühle. Ich hatte viele

Erwartungen und Vorstellungen von Japan und zu meiner grossen Freude zerschellten

diese nicht am tatsächlichen Erleben dieses Landes. Vielmehr fasziniert mich Japan

heute auf eine viel grundlegendere Weise noch mehr. Es ist eine Welt, die so einfach

scheint und hinter der sich doch ein geheimnisvolles und tiefes Wissen verbirgt. Da ich

selbiges genauso erlebt habe, musste dieses Werk auch in einer einfachen Sprache die

ganze Komplexität und Tiefe wiedergeben.

Dies war auch die Frage, die ich mir nach meiner Rückkehr in die Schweiz stellte: wie

gebe ich diese unzähligen unfassbaren Erlebnisse strukturiert und in einem

zusammenhängenden Text wieder? Bevor ich die Eindrücke festhalten konnte, war es

nötig, mit Hilfe von Literatur (Geschichtsbücher, Bücher über die Kultur und Religion, 7 Igort, Berichte aus Japan, S. 14.

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über das Alltagsleben in Japan, über die Geschichte der Manga, etc.) meine Erlebnisse

zu reflektieren und mein Wissen zu vertiefen. Es war mir wichtig, meine persönlichen

Erfahrungen in einen grösseren Kontext zu stellen und dies in einer möglichst simplen

Sprache darzustellen. Dies klingt nun einfacher als es ist: Um zum Kern einer Sache

vorzudringen, muss man die Sache gut kennen, viel lesen, dann jedoch das viele Wissen

auf den zentralen Punkt reduzieren können. Von da her steckt jeweils viel mehr Wissen

und Arbeit dahinter, als sich zunächst vermuten lässt.

Dem Fluss meines Erlebnisses, dem stetigen Rauschen der faszinierenden Eindrücke

entsprechend, wollte ich das Buch nicht in Kapitel unterteilen oder dem Buch gar ein

Inhaltsverzeichnis voran stellen. Vielmehr sollte alles fliessend ineinander übergehen.

Ich habe mich deshalb darauf beschränkt, die Themen durch rote Seiten abzugrenzen.

Rot, da mir dies eine symbolisierende Farbe für Japan scheint, da schon die rote,

aufgehende Sonne auf der japanischen Flagge zu finden ist. Doch wollte ich in dieses

Rot auch ein Hauch von Orange hineinbringen, da eben dieses überall in Kyoto zu

sehen ist: Sei es bei den Toren der shintoistischen Schreine oder beim Kaiserpalast, man

trifft immer wieder auf diese Farbe.

Gleich nach der ersten Seite findet sich im Buch eine Karte Japans mit einem

ankommenden Flieger. Man soll sich als Leser sogleich bildlich vorstellen, dass man

auf eine Reise geht und wohin sie führt. Aus demselben Grund leite ich die

verschiedenen Themen auch mit einer jeweils passenden Illustration ein. Man soll sich

zuerst bildlich darauf vorbereiten können, was nachfolgend kommt. Es dient dies auch

als Ersatz für den Schrifttitel des Kapitels. Ich wurde gefragt, wie ich auf diese Idee

gekommen war. Erst nach einigem Nachdenken ist mir eingefallen, dass Guy Delisle in

seinem Werk „Aufzeichnungen aus Jerusalem“8, welches er nach Monaten strukturiert,

jeweils die Monatskapitel mit einer Skizze einführt. Allenfalls habe ich das unbewusst

8 Delisle Guy, Aufzeichnungen aus Jerusalem, Paris 2011, Reprodukt, Dritte Auflage: 2013

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von dort übernommen.

In Japan ist es oftmals vorgekommen, dass ich unmittelbar etwas gesehen und sogleich

abgezeichnet habe. In meiner Maturaarbeit finden sich auch wenige Skizzen, welche ich

aus meinem Skizzenbuch direkt übernommen habe, um es noch mehr wie ein

Reisetagebuch wirken zu lassen.

In wenigen Fällen habe ich mich auf fremde Bilder gestützt. Natürlich konnte ich

beispielsweise keine Aufnahme von Pearl Harbor machen, also musste ich mich in

diesem Fall aus dem Internet bedienen. Alle verwendeten Bilder habe ich im Buch auf

der letzten Seite angegeben.

Bei der Gestaltung des Buches war auch eine grosse Herausforderung, dass die

Seitenzahlen jeweils aufgegangen damit das rote Blatt auch an der richtigen Stelle

erschien. Aus diesem Grund musste ich gewisse Zeichnungen weglassen. Auch

benötigte ich Platzfüller. Ich habe mich in diesem Zusammenhang dazu entschieden,

hierfür zum Thema passende Origami zu zeichnen, da diese komplizierte Falttechnik in

Japan ebenfalls eine grosse Kultur hat.

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Das Bild auf dem Umschlag symbolisiert für mich Japan (Abb. unten), weshalb es auch

das erste sein soll, das der Leser erblickt. Man erkennt darauf drei traditionell gekleidete

japanische Frauen, welche jedoch gleichzeitig mit modernen Elektronikgeräten

hantieren und westliche Getränke schlürfen. So ist mir Japan auch erschienen, alt und

neu fliessen in einander, sie sind nicht getrennt. Dieses Bild war das erste, welches ich

im Rahmen meiner Maturaarbeit gezeichnet habe, weshalb es nicht im gleichen Stil wie

die anderen Zeichnungen gefertigt ist und durch den Bleistift und das Aquarell eher

realistisch wirkt. Ich habe als Referenz, wie bei manchen anderen Illustrationen, eine

meiner Aufnahmen aus Kyoto genommen.

Illustration für den Umschlag

Auf dem Titelblatt findet man einen roten Punkt auf weissem Hintergrund: die

japanische Flagge. Dasselbe Rot benutzte ich auch für die roten Blätter zwecks

Abgrenzung der Kapitel. Unterhalb des Punktes mit dem Schriftzug „Kyoto – Ein

Reisetagebuch aus dem Land der aufgehenden Sonne“ tauche ich dann das erste Mal

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auf. Ich stehe am Beginn meiner Reise, studiere die Karte und bin bereits das erste, aber

garantiert nicht das letzte Mal verwirrt.

Anlässlich meiner Reise in Japan habe ich diverse Städte besucht. Doch am längsten

verblieb ich in Kyoto, das auf mich den stärksten Eindruck gemacht hat, weshalb ich

mich beim Reisetagebuch auch auf diese eine Station konzentriert habe. Mein Buch ist

ein Reisetagebuch, da alle darin behandelten Kapitel persönlichen Erlebnissen aus

diesen zwei Wochen zugrunde liegen. Da es sich nicht nur um einen Schrifttext handelt

und es nicht in einer Tagebuchform erzählt wird, man sich mithin nicht an Tagen und

Stunden orientiert, sondern meinem persönlichen Eindruck entsprechend von einem

grossen, ganzen Fluss, zudem Versehen mit diversen Fotos, Zeichnungen,

Illustrationen, etc. handelt, nannte ich mein Buch nach einigem Überlegen „ein

dokumentarisches Reisetagebuch“. Auch dies trifft es nicht wirklich, aber mangels

Vorbilder war es nicht einfach, die Sache noch treffender zu bezeichnen. Im Titel

erwähne ich auch das „Land der aufgehenden Sonne“. Dies nimmt wieder Bezug auf

das Bild mit dem roten Punkt, welcher auf der japanischen Flagge die Sonne

symbolisiert.

Mein genaues Vorgehen habe ich seit der Suche nach einer guten Idee für die

Maturaarbeit in einem Arbeitsjournal festgehalten. Dort habe ich Informationen aus

Büchern, plötzliche Gedanken oder Skizzen festgehalten. Auch das Storyboard und das

Planen für den Druck und die Bindung sind dort ausgelegt.

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Buchdruck und Binden

Zu guter Letzt stellte sich die Frage, wie das Buch gedruckt werden sollte, welches

Papier zu verwenden und wo und wie das Buch zu binden sei. Zuerst wollte ich eine

japanische Bindung verwenden, da eine solche ausgezeichnet zum Thema passen

würde. Andererseits war es zu überlegen, da Graphic Novels meist mit einer

Fadenbindung und mit dickem Papier gebunden werden. Diese Bindungsart würde auch

viel besser zu einem Reisetagebuch passen, da eine japanische Bindung zu „sanft“

wirken würde.

Bei der Papierwahl war mir wichtig, ein dickeres Papier zu verwenden (es ist zwar nur

100 g/m² Papier, hat aber ein grosses Volumen). Wichtig war mir auch, dass es nicht ein

weisses Papier ist, sondern einen gewissen Ton aufweist und die von mir gewählten

Farben gut wiedergibt. Für die Auswahl der Bindung und des Papiers habe ich mich mit

dem renommierten Buchgestaltungsbüro Bonbon in Kontakt gesetzt. Dieses hat

unlängst die goldene Letter für das schönste Buch gewonnen. Sie erwiesen sich als sehr

hilfsbereit, haben mich in ihr Atelier eingeladen und mich hinsichtlich Bindung sowie

Papier beraten. Was das Binden an sich anbelangt, habe ich mich bei der Buchbinderin

Christa Wyss gemeldet. Ich hätte dort auch die Möglichkeit gehabt, das Buch selbst zu

binden. Dies war auch ursprünglich mein Plan gewesen, leider hat mir dann die Zeit

nicht mehr gereicht, da es beim Drucken Verzögerungen gab. Trotzdem habe ich ein

wenig mithelfen können, indem ich die 1300 Seiten gefaltet habe. Schliesslich musste

ich kurzfristig die Druckerei wechseln, da ich mit dem Druckergebnis nicht zufrieden

war. Die Farben hatten einen sehr starken roten Ton und das von mir gewünschte Papier

war nicht vorhanden. Die Buchbinderin hat mir dann den „Zindeldruck“ empfohlen.

Dies erwies sich auch als gut, da dieser Buchdruck und die Buchbinderin oft

zusammenarbeiten. Trotzdem kamen Probleme mit der Farbe auf, da ich gewisse Bilder

auf dem Computer und andere im Aquarell koloriert hatte. Dies führte zu grossen

Unterschieden in der Farbstärke. Nach einigem Probieren stellten wir schliesslich die

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Deckkraft auf 95% ein, worauf ich mich mit dem Ergebnis zufrieden erklären konnte.

Ich habe mich für eine Auflage von dreizehn Exemplaren entschieden. Dies deshalb, da

ich diese Arbeit auch für Bewerbungen und Ähnliches verwenden möchte. Wichtig ist

mir auch, der Familie, welche mir diese Reise überhaupt ermöglicht hat, ein Exemplar

schenken zu können und schliesslich auch für meine eigene Familie ein paar zur

Verfügung zu haben. Eigentlich hätte ich noch viel mehr Exemplare drucken wollen, da

machten mir jedoch die hohen Kosten einen Strich durch die Rechnung.

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FAZIT

Die Arbeit an diesem Projekt hat mir sehr grosse Freude bereitet. Ich konnte meine

grossen Leidenschaften, das Zeichnen und meine Faszination für Kulturen und

Geschichte, insbesondere jene Japans, vertiefen und miteinander verbinden. Ich konnte

mich intensiv mit Japan und der Comicwelt beschäftigen und mir gleichzeitig die

Verwendung neuer Programme und Zeichenmethoden aneignen. Ich habe überhaupt

erst erfahren, was es heisst und was es braucht, um ein Buch zu gestalten und bis zum

Ende auszuarbeiten. Bei allen Mühen und dem damit einhergehenden Zeitdruck, ist für

mich klar, dass dies nicht mein letztes Buch sein wird. Insofern bin ich dankbar, dass

wir eine Maturaarbeit erstellen mussten, auch wenn die Belastung zuweilen sehr hoch

war. Im Grossen und Ganzen bin ich mit meiner Planung jedoch zufrieden. Ich bin

rechtzeitig mit meinem Buch fertig geworden.

Könnte ich nochmals von vorne beginnen, würde ich für die verschiedenen

Illustrationen höchstens zwei Zeichentechniken verwenden. Es gibt zu viele Wechsel

zwischen Aquarell, Kreide, Bleistift, Farbstift und digitaler Kolorierung, was zwar wie

ein Reisejournal wirkt, den Leser jedoch unnötig verwirrt. Weiter würde ich auch im

InDesign bei der Datengrösse mit weniger grossen Daten operieren, da dies die

Leistungsfähigkeit meines Computers stark beschränkte. Wie ich erfahren habe, wäre

eine derart hohe Auflösung gar nicht nötig gewesen. Was die Fotografien anbelangt, so

würde ich diese in einem nächsten Fall besser bearbeiten, da mich die Tiefenschärfe und

Helligkeit der Bilder nicht ganz überzeugt. Aber vielleicht sind es auch gerade diese

Imperfektionen, die mein Reisetagebuch zu einem persönlichen Werk machen.

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DANKESAGUNG

Gerne möchte ich mich bei meiner Betreuerin Frau Brigitta Kitamura für die

Unterstützung und die vielen wertvollen Hinweise bedanken.

Weiter bedanke ich mich bei meiner Mutter, meinem Vater und meiner Schwester, die

viel Verständnis für das zeitweilige Chaos in meinem Zimmer und in meinem Kopf

aufbrachten und mir jederzeit Unterstützung zukommen liessen. Auch danke ich meinen

weiteren Familienmitgliedern, welche immer ein offenes Ohr für meine Sorgen hatten.

Dank gilt auch dem Atelier Bonbon für ihre Zeit und die Beratung bei der Papier- und

Buchbindungsauswahl, der Buchbinderin Christa Wyss und dem Drucker Lukas Zindel.

Duri Bonin möchte ich für seine sprachlichen und inhaltlichen Hinweise und meinem

Patenonkel Bartolomeus für die finanzielle Unterstützung danken.

Und insbesondere danke ich auch Paula, Philipp, Claudia und Moritz Ursprung, welche

am Ursprung und damit eigentliche Urheber dieses Buches sind. Sie tragen Dank der

Reise und meiner Möglichkeit der Teilnahme die ganze Verantwortung, dass es dieses

Buch überhaupt gibt.

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BIBLIOGRAPHIE

Literatur

�Bouvier Nicolas, Japanische Chronik, Lenos Pocket, Basel 2002. Bouvier Nicolas, Das Leere und das Volle, Reisetagebuch aus Japan, Lenos Verlag, Basel 2005. Delisle Guy, Aufzeichnungen aus Jerusalem, Reprodukt, Paris 2011, Dritte Auflage: 2013. Igort, Berichte aus Japan, Eine Reise ins Reich der Zeichen, Reprodukt, Berlin 2015, Zweite Auflage: 2017. Illustrated (Hrsg.): Must-See In Kyoto, Japan 2009, Japan in Your Pocket Band 5, 16. Ausgabe. Illustrated (Hrsg.): A Look into Japan, Japan 2009, Japan in Your Pocket Band 1, 31. Ausgabe. Heere Katja, Kobayashi Reiko, Japanisch in 4 Wochen, Power-Sprachkurs, Pons, Stuttgart 2014, 3. Auflage: 2016. Possemeyer Ines, Reich der Geister, Fotoprojekt mit Charles Fréger, in: GEO: Lob der Unvernunft, Ausgabe 08, Hamburg 2017. Remi Georges Prosper alias Hergé, Die Abenteuer von Tim und Struppi, Casterman, Brüssel 1921 – 1983, gesamte Werke. Schulze Sabine, von Achenbach Nora, Klingler Simon, Hokusai x Manga, Japanische Popkultur seit 1680, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G), Hamburg 2016. Thomas Jolyon Baraka, Drawing on Tradition, Manga, anime, and religion in contemporary Japan, University of Hawai’i Press, Honolulu 2012. Verschiedene Autoren, Japan – Das geheimnisvolle Kaiserreich, Der Spiegel Geschichte, Ausgabe Nr. 5 2011, Hamburg 2011.

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Dokumentarfilme

SBS (Hrgs.), The Eye of Hokusai, Frankreich 2017 Sunada Mami, The Kingdom of Dreams and Madness, Japan 2013.

Internetquellen http://de.ghibli.wikia.com/wiki/Analyse:Shintouismus_im_Prinzessin_Mononoke - Juli 2017 https://de.fonts2u.com/tintin.schriftart - Juli 2017 http://www.denki-kawaraban.de/?p=442 - August 2017 https://de.wikipedia.org/wiki/Shint%C5%8D - September 2017 https://de.wikipedia.org/wiki/Tenn%C5%8D - September 2017 https://de.wikipedia.org/wiki/Sh%C5%8Dgun - September 2017 https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus_in_Japan - Oktober 2017

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