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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 30 6. Wahlperiode Energieausschuss K u r z p r o t o k o l l der 30. Sitzung des Ausschusses für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung am Mittwoch, dem 27. März 2013, 10:00 Uhr, Schwerin, Schloss, Plenarsaal Vorsitz: Abg. Rudolf Borchert (SPD) TAGESORDNUNG Öffentliche Anhörung Kernfusionsforschung in Mecklenburg-Vorpommern hierzu: Anlagen 1 - 9

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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 30 6. Wahlperiode Energieausschuss

K u r z p r o t o k o l l

der 30. Sitzung des

Ausschusses für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung

am Mittwoch, dem 27. März 2013, 10:00 Uhr,

Schwerin, Schloss, Plenarsaal

Vorsitz: Abg. Rudolf Borchert (SPD) TAGESORDNUNG Öffentliche Anhörung Kernfusionsforschung in Mecklenburg-Vorpommern hierzu: Anlagen 1 - 9

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EINZIGER PUNKT DER TAGESORDNUNG Öffentliche Anhörung Kernfusionsforschung in Mecklenburg-Vorpommern hierzu: Anlagen 1 - 9 Vors. Rudolf Borchert begrüßt die Anwesenden und weist darauf hin, dass sich der

Ausschuss für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung bereits im vergangenen

Jahr darauf verständigt habe, eine umfassende öffentliche Anhörung zum Thema

Kernfusion in Mecklenburg-Vorpommern durchzuführen. In diesem Zusammenhang

solle im Wesentlichen die Beteiligung des Landes am Projekt „Wendelstein 7-X“ (W7-

X) am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald, die Finanzierung des

Projekts, die wissenschaftlichen Perspektiven, aber auch Sicherheitsfragen sowie die

energiestrategische Bedeutung für das Land erörtert werden. Zur Nutzung gebe es

unterschiedliche Positionen. Soweit ihm bekannt sei, sei man der erste Landtag in

Deutschland, der sich dieser Thematik so umfangreich widme. Es gehe um

grundlegende Weichenstellungen in der Energiepolitik, die auf viele Bereiche der

Gesellschaft und Wissenschaft Auswirkungen hätten. Vor diesem Hintergrund be-

dankt er sich für das Interesse der Kolleginnen und Kollegen aus dem Wirtschafts-,

Sozial-, Bildungs- sowie des Finanzausschusses an der Anhörung. Er stellt im

weiteren Verlauf die Sachverständigen vor und dankt ihnen im Namen des

Ausschusses für die kurzfristige Beantwortung des umfangreichen Fragenkataloges

(Anlagen 1 bis 7) sowie ihre Bereitschaft zur Teilnahme an der Anhörung. Er setzt

die Anwesenden in Kenntnis, dass der Ausschuss in Vorbereitung der Anhörung vor

zwei Wochen eine auswärtige Sitzung am IPP in Greifswald durchgeführt habe.

Ebenso habe sich auch der Finanzausschuss im Vorfeld vor Ort ein Bild gemacht.

Für die Sachverständigen bestehe im Rahmen der Anhörung die Möglichkeit auf

besondere, auch über die Fragen des Ausschusses hinausgehende Sachverhalte

hinzuweisen. Hierzu werde jedem Sachverständigen 20 Minuten Zeit für sein

Statement eingeräumt. Die entsprechende Präsentationstechnik stehe zur

Verfügung. Zum Ablauf führt er aus, dass man die Anhörung in zwei

Sitzungsabschnitte gliedere. Nach den Statements der ersten vier Sachverständigen

werde sich eine etwa 20-minütige Fragerunde für die Abgeordneten anschließen. Im

weiteren Verlauf würden sich die übrigen Sachverständigen mit ihren Statements

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anschließen, bevor man eine zweite Fragerunde durchführen werde. Weiterhin

macht er die Anwesenden darauf aufmerksam, dass die Veranstaltung aufgezeichnet

und ggf. im Wortlaut schriftlich wiedergegeben werde. Außerdem würden die

Antworten, Statements und Präsentationen der Sachverständigen (Anlagen 8 bis 9)

über die Website des Landtages öffentlich zugänglich gemacht werden. Des

Weiteren informiert er darüber, dass ihm als Vorsitzender gemäß der Hausordnung

des Landtages während der Anhörung die Ordnungsgewalt obliege. Er weist in

diesem Zusammenhang darauf hin, dass nur Abgeordnete sowie Sachverständige

die Möglichkeit hätten, das Wort zu ergreifen. Sollte es zu Zwischenrufen oder

Störungen kommen, werde er die Sitzung unterbrechen und die Ordnung wieder

herstellen.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger (Wiss. Leiter des IPP Greifswald) beginnt einleitend

mit einer kurzen Vorstellung der Max-Planck-Gesellschaft. Die Gesellschaft sei

bundesweit mit 80 Instituten vertreten. Zwei Institute befänden sich in Mecklenburg-

Vorpommern. Sämtliche Institute seien der Grundlagenforschung verpflichtet.

Darunter verstehe er eine Vorsorgeforschung für die Gesellschaft. Man erarbeite in

einem engen Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen und Universitäten

Grundlagen für Lösungen technischer und wissenschaftlicher Probleme mit hoher

gesellschaftlicher Relevanz. Die Themenfelder hätten in der Regel gewisse

Anwendungsperspektiven. In diesem Zusammenhang sei es ihm jedoch wichtig zu

betonen, dass man keine angewandte Forschung betreibe. Das IPP habe zwei

Standorte – Garching und Greifswald. Insgesamt beschäftige man etwa 1.100

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit der Gründung habe man sich an diesen

Standorten ausschließlich der Hochtemperaturplasmaphysik verschrieben. Die

Hochtemperaturplasmen ließen sich in einem astrophysikalischen Kontext erklären.

Der sichtbare Teil des Weltraums (Sterne) bestehe zum überwiegenden Teil aus

Materie in eben jenem Plasmazustand. Ein Plasma sei ein sehr heißes und dünnes

Gas, welches durch die extrem hohen Temperaturen elektrisch geladen sei. Die

Motivation zur Erforschung der Eigenschaften von Materie im Plasmazustand sei

reine wissenschaftliche Neugierde. Der Mensch wolle verstehen, wie Sterne

beschaffen seien und wie die Sonne ihre Energie generiere. Der physikalische

Prozess der Kernfusion sei erstmals Mitte des letzten Jahrhunderts erkannt worden.

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Mittlerweile habe die Physik theoretisch verstanden, wie die Kraftwerke des

Weltraums funktionierten. Eine logische Konsequenz sei die Frage, ob sich der

Fusionsprozess auf der Erde nachbilden lasse und unter welchen Parametern dies

möglich sei. Die Anwendungsperspektive der Hochtemperaturplasmen bestehe

langfristig in der Erschließung einer neuen Primärenergiequelle. Bereits seit über 100

Jahren werde dazu – unter anderem am Standort Greifswald – Plasmaphysik

betrieben; insofern spreche man über ein altes und wohl etabliertes Gebiet der

Physik. Die tiefe Verwurzelung der Plasmaphysik und die wissenschaftliche

Umgebung vor Ort seien wesentliche Gründe für die Ansiedlung der Max-Planck-

Gesellschaft für Plasmaphysik in Greifswald gewesen. Die ersten Ideen zur

Hochtemperaturplasmaphysik im Labormaßstab seien im Jahr 1951 entwickelt

worden. Damals sei an der Princeton University in den Vereinigten Staaten der

Gedanke aufgekommen, unter Zuhilfenahme von Magnetfeldern ähnliche

Bedingungen wie auf der Sonne zu schaffen. Im Rahmen der weltweiten Euphorie,

die sich anhand der theoretischen Möglichkeiten der Kernfusion ergeben hätten,

seien die Forscher überhört worden, die vor der Komplexität des Fusionsprozesses

gewarnt und lange Forschungszeiträume vorausgesagt hätten. In der Zwischenzeit

habe man viel gelernt und den Übergang vom Optimismus zum Realismus vollzogen.

Die Fortschritte in der Fusionsforschung seien anhand von internationalen

Erfolgsparametern messbar. Diese Parameter hätten sich seit den ersten Schritten

der Plasmaforschung um den Faktor 100.000 erhöht. Eine weitere Erhöhung um den

Faktor 10 stehe aber noch aus, um die Schwelle zur Energieerzeugung mittels

Kernfusion zu überschreiten. Eine Anlage, mit deren Hilfe man den Fusionsprozess

auslösen und kontrollieren könne, habe naturgemäß aufgrund der nötigen

Mindestvolumina des Plasmas eine gewisse Größe. Deshalb spreche man von

Großforschungsanlagen. Beim Prozess der Kernfusion handle es sich um einen

nuklearen Prozess zur Energiefreisetzung, bei dem leichte Kerne miteinander

verschmolzen würden und Radioaktivität entstehe. Vor diesem Hintergrund sei der

Strahlenschutz ein unverzichtbares Begleitelement der Forschung. Von

Großfusionskraftwerken spreche man bei Dimensionen von 1 bis 1,5 Gigawatt (GW)

Leistung. Klassische Großkraftwerke (Kohle, Gas) erzeugten in etwa eine ebenso

hohe Leistung. Der Unterscheid liege in der enormen Effizienz des Brennstoffs. In

einem 1,5-GW-Fusionskraftwerk befinde sich zu jedem Zeitpunkt lediglich die Masse

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von 1 Gramm Brennstoff. Diese Effizienz sei beeindruckend, allerdings kaum

verwunderlich, da es sich bei der Fusion nicht um einen chemischen, sondern um

einen physikalischen Kernverschmelzungsprozess handle. Der Vorteil des

Brennstoffs liege in seiner weltweiten Verfügbarkeit. Durch die weltweite Verteilung

des Ausgangsstoffs sei die Möglichkeit eines politischen Missbrauchs der Ressource

ausgeschlossen. Weiterhin gebe es bei der Fusion gegenüber der Kernspaltung

keine Endlagerproblematiken. Der Prozess sei durch eine hohe passive Sicherheit

geprägt, da es sich bei der Fusion nicht um eine Kettenreaktion handle. Der

hochsensible Brennprozess erlösche bei einer Veränderung der Parameter

augenblicklich. Somit sei ein unkontrollierter Prozessablauf unmöglich. Grundsätzlich

vertrete er die Auffassung, dass Grundlastkraftwerke auch in Zukunft benötigt

würden. Aber man brauche neue Konzepte, denn generell sei Energie aus Sicht der

Physik schwer zu speichern. Die technologischen Herausforderungen hinsichtlich der

Lebensdauer, der Effizienz und der Umsetzung von Speichersystemen seien

immens. Die Max-Planck-Gesellschaft beschäftige sich in einem Institut in Mühlheim

an der Ruhr explizit mit der chemischen Speicherung von Energie. Parallel dazu

betreibe die Max-Planck-Gesellschaft die Fusionsforschung. Eine regelmäßige

strenge wissenschaftliche Evaluierung entscheide über das Fortbestehen bestimmter

Forschungsrichtungen. Im Falle der Max-Planck-Gesellschaft habe man sich

aufgrund des Potentials für beide Forschungsrichtungen entschieden: Die

Hauptaufgabe des IPP in Greifswald seien der Aufbau und die wissenschaftliche

Nutzung des Projektes W7-X. Bei der eigentlichen Maschine handle es sich um eine

Großforschungsanlage zur Kernfusion vom Typ Stellarator. Die Aufbauzeit betrage

mehr als 10 Jahre. Das Investitionsvolumen belaufe sich auf 370 Mio. Euro, wobei

ein Großteil der Finanzierung vom Bund komme. Die weiteren Anteile steuerten die

Europäische Kommission sowie die beteiligten Bundesländer bei. Während des

Aufbaus der Anlage, des Gebäudes und der Infrastruktur seien bislang über

250 Mio. Euro an Lohnkosten ausbezahlt worden. Diese Summen würden die

Dimensionen der Anlage verdeutlichen. Zur Anlagensicherheit merkt er an, dass es

in zehn Jahren Bauzeit bislang keinen Arbeitsunfall gegeben habe. Der

Strahlenschutz sei ein weiteres wichtiges Feld. Momentan erzeuge die Anlage keine

Strahlung, da sie sich noch im Aufbau befinde. Derzeit arbeite man auch intensiv an

den entsprechenden Berichten und Untersuchungen zum Strahlenschutz, welche in

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der Antragsstellung für eine Betriebsgenehmigung münden würden. Der

Strahlenschutz werde mit ebenso großer Intensität wie an anderen

Forschungsstandorten betrieben. Als Beispiele benennt er das Forschungszentrum

DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) in Hamburg, die Gesellschaft für

Schwerionenforschung in Darmstadt oder das Forschungszentrum CERN (Conseil

Européen pour la Recherche Nucléaire) in Genf. Letztlich werde auch in Laboren und

Krankenhäusern ionisierende Strahlung erzeugt, vor der man sich durch bestimmte

Sicherheitsvorkehrungen schützen müsse. Das Ende der Montage des W7-X sei für

das Jahr 2014 geplant. Man werde nach der Montagephase im Frühjahr 2014

beginnen, die Anlage durch den Test der einzelnen Subsysteme auf ihre

Betriebsfähigkeit hin zu testen. Somit liege man in jeglicher Hinsicht (Zeit, Personal,

Finanzen) im Projektplan. Zweimal pro Jahr stelle man sich diesbezüglich einer

Überprüfung durch die Zuwendungsgeber. Im Jahr 2015 werde man nach Abschluss

der technischen Kommissionierungsphase mit dem Start der eigentlichen Forschung

beginnen. Nach Fertigstellung werde es sich bei dem Projekt W7-X um die

leistungsfähigste und modernste Maschine ihrer Art in ganz Europa handeln.

Beziehe man sich auf den Bautyp Stellarator könne man diese Aussage auf eine

weltweite Einmaligkeit ausdehnen. Das wissenschaftliche Interesse an der Anlage

sei bereits im Vorfeld gewaltig. Man habe Verträge mit den Vereinigten Staaten,

Japan, Spanien, Frankreich, Polen und Ungarn abgeschlossen. Er fasst zusammen,

dass mit der Anlage W7-X in Greifswald ein internationales Großforschungszentrum

mit Auswirkungen auf die Stadt, die Region und das Land entstehen werde. Zudem

steigere sich die Attraktivität der Universität Greifswald im Fachbereich Physik. Ob

die Erforschung der Fusionstechnologie zu einem kommerziellen Kraftwerk führen

werde, bleibe abzuwarten. Seiner fachlichen Einschätzung nach räume die

Wissenschaft dieser Möglichkeit jedoch hohe Chancen ein. Weltweit werde bei der

Bewältigung der bestehenden Herausforderungen von Fusionstechnologien

arbeitsteilig vorgegangen. Er zeigt sich überzeugt, dass man die Fusion zukünftig als

Primärenergiequelle brauchen werde. Mecklenburg-Vorpommern könne stolz auf den

Forschungsstandort Greifswald und das IPP sein.

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Ref. Prof. Dr. Michael Herbst (Prorektor der Ernst-Moritz-Arndt Universität

Greifswald) weist darauf hin, dass er in seiner Funktion als Prorektor für Forschung

und Lehre die Rektorin, Frau Prof. Dr. Hannelore Weber, vertrete. Ihm gehe es vor

allem um die Bedeutung der Plasmaphysik sowie der ansässigen Institute für

Greifswald aus Sicht der Hochschulleitung. Man betrachte die Entwicklungen der

vergangenen Jahre auf diesem Gebiet im Kontext der gesamten Entwicklung der

Hochschule, die einen Anstieg der Studierendenzahlen verzeichne. Die Zahl der

Studentinnen und Studenten in Greifswald sei von etwa 3.500 Anfang der 1990er

Jahre auf aktuell etwa 11.500 Studierende angewachsen. Die Naturwissenschaften

würden zudem erheblich zur Drittmittelstärke der Universität beitragen. Momentan

bewege man sich in einem Bereich von etwa 35 Mio. Euro. Jeder Euro, den das

Land der Universität zur Verfügung stelle, werde somit um etwa 40 Cent aus

Drittmitteln veredelt. Was die Bautätigkeiten anbelangt, so verweist er insbesondere

auf den Neubau des Instituts für Physik auf dem neuen Campus am Beitz-Platz in

Greifswald. Zunehmend richte man das Augenmerk auch auf Aspekte der

Gleichstellung innerhalb der Forschungsbereiche. Mit Zufriedenheit könne man

konstatieren, dass die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität

mit 22 % Anteil an Professorinnen weit über dem Bundesdurchschnitt liege. Zum

Standort der Universität führt er aus, dass Greifswald von industrie- und struktur-

schwachen Regionen umgeben sei. Umso wichtiger sei ein intaktes Forschungs-

umfeld für die Universität. Die Universität allein sei nicht stark genug, um für die

notwendigen Voraussetzungen allein zu sorgen. Die außeruniversitären Forschungs-

bereiche hätten somit eine große Bedeutung für den Wissenschaftsstandort

Greifswald. Das grundsätzliche Problem bei Antragsstellungen sei, dass man im

Bundesvergleich wenig strukturiert und mit kleinen Fakultäten aufgestellt sei. Man

habe beispielsweise die kleinste juristische Fakultät und den kleinsten Fachbereich

Kommunikationswissenschaften in Deutschland. Insofern fehle es den Forschungs-

zweigen in vielen Bereichen an „wissenschaftlicher Masse“, um entsprechende

Forschungsanträge erfolgreich zu platzieren. Vor diesem Hintergrund könne man die

Bedeutung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen gar nicht hoch genug

schätzen. Das Löffler-Institut, die Leibniz-Gemeinschaft und das Max-Planck-Institut

seien ein Segen für den Wissenschaftsstandort Greifswald, die Region und die Stadt.

Mit Blick auf die Arbeitsplatzkapazitäten hätten die Institute ebenfalls eine große

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Bedeutung für die Region. Das Rektorat der Universität fokussiere sich im engeren

Sinne auf die Physik und auf die Plasmaforschung. Das Leibniz-Institut für Plasma-

forschung und Technologie sowie das Max-Planck-Institut für Fusionsforschung

bildeten zusammen mit dem Physikalischen Institut der Universität einen ausge-

sprochen starken und bedeutenden Forschungsverbund. In Deutschland gebe es

keinen zweiten Standort, an dem so viel Expertise im Bereich Plasmaphysik

konzentriert sei wie in Greifswald. Perspektivisch hoffe man auf eine zunehmende

Internationalisierung und Zuwanderung von Wissenschaftlern in der Region. Aus den

genannten Gründen stelle die Plasmaphysik einen der fünf Forschungsschwerpunkte

der Universität dar. Die Plasmaphysik sei im Bereich der Lehre eng mit anderen

Bereichen der Universität verknüpft. Um die Bedeutung des Bereichs für die

Universität zu verdeutlichen, verweist er auf zwei Ereignisse, die in den vergangenen

Wochen stattgefunden hätten. Im Rahmen der Begutachtung des Sonderforschungs-

bereichs (SFB) „Transregio 24“, der Greifswald und Kiel miteinander verbinde, sei es

zu einer Begehung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Kiel

gekommen. Dies sei einer der ersten auswärtigen Auftritte der neuen Rektorin

gewesen. Sie habe in Kiel programmatisch ihre Haltung zur Plasmaphysik deutlich

gemacht. Der SFB „Transregio 24“ befasse sich mit Grundlagen komplexer Plasmen.

Die Hochschulleitung stehe geschlossen hinter der Plasmaphysik in Greifswald. Man

sei entschlossen, diesen Standort auch zukünftig intensiv zu fördern. Im Anschluss

an die Begehung des SFB in Kiel habe eine zweite Begehung in Zusammenarbeit mit

der Universität in Rostock im Zusammenhang mit dem SFB „652“ stattgefunden.

Wenn man insgesamt auf die vorhandenen Sonderforschungsbereiche schaue, lasse

sich die Bedeutung der Plasmaphysik darstellen: Lange Zeit sei es so gewesen, dass

die Plasmaphysik den einzigen SFB für Mecklenburg-Vorpommern innegehabt habe.

Nunmehr sei er zuversichtlich, dass beide Forschungsbereiche (SFB „Transregion24“

und SFB „652“) in Zukunft erfolgreich geführt und gehalten werden könnten und die

DFG-Begutachtung positiv ausfallen werde. Zusammenfassend weist er nochmals

auf die Bedeutung der Plasmaphysik für den Universitätsstandort Greifswald hin.

Weiterhin bekräftigt er, dass insbesondere das neue Rektorat hinter der

Plasmaforschung stehe und die Hochschulleitung diesen Bereich an der Universität

sowie die Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten intensiv fördern werde.

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Ref. Dr. Arthur König (Oberbürgermeister der Hansestadt Greifswald) verweist

einleitend auf den umfangreichen Fragenkatalog und merkt an, dass er stattdessen

ein allgemeines Statement über die Bedeutung der Plasmaforschung für den

Wissenschaftsstandort Greifswald darlegen wolle. Die Stadt bekenne sich zur

Kernfusionsforschung und damit auch zum Projekt W7-X. Man freue sich, Standort

eines Max-Planck-Institutes zu sein. Die Stadt verfüge über eine einzigartige

Konzentration von wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen, die sich mit

der Plasmatechnologie beschäftigten. Dazu zähle das Leibniz-Institut für

Plasmaforschung und Technologie, das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, die

medizinische Fakultät und das physikalische Institut der Universität, die Neoplas

GmbH als Ausgründung im Bereich der Plasmaphysik sowie zahlreiche andere

Forschungsunternehmen. Sie alle trügen dazu bei, dass sich der Standort Greifswald

zu einem international anerkannten Zentrum der Plasmatechnologie entwickelt habe.

Davon würden auch die zahlreichen internationalen Tagungen in Greifswald zeugen.

Letztlich werde nicht allein das Renommee der Stadt, sondern auch des Landes

gestärkt. Greifswald sei ein Wissenschaftsstandort von überragender bundesweiter

und weltweiter Bedeutung. Dies gelte auch hinsichtlich der Mitarbeiterzahlen sowie

der eingeworbenen Drittmittel. Gegenwärtig seien in den verschiedenen Forschungs-

bereichen der Plasmatechnologie 650 Mitarbeiter beschäftigt. Damit habe Greifswald

die höchste Dichte an Plasmaphysikern zu verzeichnen. Die Chancen der

Umsetzung der Plasmaforschung in eine wirtschaftliche Weiterentwicklung der

Technologie seien vor Ort gegeben. Zukunftsträchtige Bereiche wie die

Plasmamedizin böten Möglichkeiten, eine weltweite Spitzenposition einzunehmen.

Die starke Vernetzung regionaler Akteure, das fachlich und technisch unterstützende

Umfeld sowie die gemeinsamen Visionen und die wirtschaftliche Verwertung der

Forschungsergebnisse seien der Anspruch, den man in Greifswald habe. Die

Plasmatechnologiebranche sei ein innovativer Antriebsmotor und verantwortlich für

wirtschaftliche Ausgründungen in der Region. Von der erwerbstätigen Bevölkerung in

Greifswald sei fast ein Drittel in der Forschung, Entwicklung und Hochschulbildung

beschäftigt. Das IPP gehöre mit rund 480 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern

in Greifswald. Somit würden die Institute auch in erheblichem Umfang zu den

Steuereinnahmen der Stadt und des Landes beitragen. Zudem werde die Kaufkraft in

der Region erhöht. Dies wiederum trage zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei.

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Darüber hinaus profitierten viele Firmen der Region als Auftragnehmer des IPP. Mit

den durch die Zusammenarbeit mit dem IPP erworbenen Kompetenzen könnten

Firmen weitere Geschäftsfelder für sich erschließen und somit ihre Marktposition

festigen. Der Energiebedarf in der Zukunft werde weder allein durch konventionelle

noch durch regenerative Erzeugung zu decken sein. Vielmehr werde es eines

ausgewogenen Energiemix aus verschiedenen Quellen bedürfen. Insbesondere

unter dem internationalen Aspekt sehe er in der Fusionsforschung enorme

Potentiale. Im Unterschied zu Kernspaltungsreaktoren könne es bei einem

Fusionsreaktor trotz der hohen Temperaturen zu keiner unkontrollierten

Kettenreaktion kommen. Von der Greifswalder Bevölkerung würden das Projekt und

das IPP im Allgemeinen positiv gesehen. In diesem Zusammenhang verweist er

nochmals auf die positiven Effekte für die gesamte Region. Der

Wissenschaftsstandort Greifswald stärke zudem auch das Land Mecklenburg-

Vorpommern. Nach einer Studie von Focus-Money (12/2011) zur Wirtschaftskraft der

Landkreise und der kreisfreien Städte habe Greifswald innerhalb Mecklenburg-

Vorpommerns gut abgeschnitten. Im bundesweiten Vergleich liege die Stadt

Greifswald auf dem 156. Platz von 393 Kreisen und kreisfreien Städten. Im Jahr

2010 habe man noch auf Platz 243 gelegen. Ausschlaggebend für diesen Erfolg sei

die enge Vernetzung von Forschung, Wissenschaft und Technologie in der Region.

Ebenso werde die Stadt positiv bewertet, wenn es um zukünftige Ansiedlungen in der

Region gehe. Nicht zuletzt habe man dafür entsprechende Möglichkeiten mit dem

Biotechnikum und dem Technologiezentrum geschaffen. Beide Technologieförder-

einrichtungen seien nahezu ausgebucht. Die wirtschaftliche Bedeutung der

Plasmatechnologie ergebe sich aus einer Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten,

wie zum Beispiel der Fusionsforschung oder der Oberflächenbehandlung, aber auch

des Maschinenbaus oder der Fahrzeugindustrie. Weitere Bereiche der Anwendung

seien in der Informationstechnologie, der Elektrotechnik oder im Bereich des

Umweltschutzes sowie verstärkt im Bereich der Medizin und Biologie zu suchen. Das

IPP als großer Arbeitgeber der Region werde zukünftig etwa 100 Forscher und 50

Gastforscher, etwa 200 Ingenieure und Techniker, 50 Doktoranden und

Postdoktoranden sowie 60 Mitarbeiter im Servicebereich beschäftigen. Die

Beschäftigten würden sich in Greifswald oder der Umgebung ansiedeln und so die

Wirtschaftskraft der Region stärken. Von 1995 bis heute sei eine Summe von etwa

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236 Mio. Euro an Gehältern an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Max-Planck-

Instituts geflossen. Eine weitere Überlegung sei, die Ingenieure und Techniker nach

Fertigstellung der Anlage W7-X in der Region zu halten. Vor diesem Hintergrund

habe sich die Stadt entschlossen, zentral am Universitätscampus zusammen mit

dem Biotechnikum und dem Plasmatechnikum ein Forschungs- und

Dienstleistungszentrum zu errichten. Die Fertigstellung sei für das Jahr 2015/2016

geplant. Das Max-Planck-Institut habe einer Projektpartnerschaft zugestimmt. Die

Stadt Greifswald wolle zusammen mit dem Land eine Investitionssumme von

26 Mio. Euro für den Ausbau des Wissenschaftsstandortes aufbringen. Als Stadt sei

man darauf angewiesen, die wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort in das

Stadtmarketing mit einzubinden. Gemeinsam mit der Universität, den

wissenschaftlichen Instituten, Stadtplanern und Wirtschaftsförderern entwickle man

Möglichkeiten und Konzepte für die Zukunft. Der Standortwettbewerb unter den

Wissenschaftsstandorten in Deutschland entscheide sich derzeit zugunsten von

mittelgroßen Standorten wie Greifswald. In wirtschaftlichen Krisenzeiten seien

Wissenschaftsstandorte zudem meist besser aufgestellt als Industriestandorte. An

Orten, an denen Hochschulen und hochschulnahe Einrichtungen die größten

Arbeitgeber seien, blieben Jobs relativ stabil. Abschließend erklärt er, dass die

vorgetragenen Standpunkte nicht allein die Meinung der Stadtverwaltung

widerspiegelten, sondern auch bei der Greifswalder Bürgerschaft auf eine breite

Mehrheit stießen; entsprechende Beschlusslagen reichten von 1990 bis 2012.

Zudem zeigte er sich überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der

Bewohnerinnen und Bewohner Greifswalds seine Auffassung teilten. Er appelliert an

die Landespolitik, den geplanten Weg zur Unterstützung des Fusionsprojektes W7-X

beizubehalten. Man stärke dadurch den Wissenschaftsstandort Greifswald und die

Region Vorpommern, erhöhe zudem die nationale sowie internationale Reputation

von Forschung und Entwicklung vor Ort und halte hochqualifizierte Menschen im

Bundesland. Ebenso verbreitere man somit die Palette der möglichen

Energieerzeugung. Er fasst zusammen, dass man mit einer positiven Entscheidung

zur Nutzung von Fusionsanlagen das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in

erheblichem Maße stärken könne.

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Ref. Heinz Smital (GREENPEACE e. V.) räumt zu Beginn seines Statements ein,

dass er die Faszination, die von der Kernfusion ausgehe, zum Teil nachvollziehen

könne, da er während seiner kernphysikalischen Ausbildung am Institut für

Radioforschung und Kernphysik der Universität Wien selbst Kernfusionsforschung

betrieben habe. Vor diesem Hintergrund sei er mit den physikalischen

Zusammenhängen vertraut. Er bemerkt, dass Prof. Dr. Klinger in seinem Statement

betont habe, dass sich Energie nicht ohne Probleme speichern lasse. Diese Aussage

müsse man differenzieren. Man könne Energie in Druckspeichern sehr wohl mit

hoher Effizienz speichern. Darüber hinaus böten sich weitere Möglichkeiten der

Speicherung, wie zum Beispiel die Methanisierung mittels vorgeschalteter

Elektrolyse von Wasser, durch Pumpspeicherkraftwerke oder sogenannte Central-

Solarpower-Kraftwerke, an. Letztere speicherten die Sonnenenergie in Form von

Wärme in einer Flüssigkeit mit mehreren 100 Grad und erzeugten auf diese Weise

Dampf. Mit dieser Form solarthermischer Kraftwerke sei es möglich,

tageszeitenunabhängig Strom zu erzeugen. Die Speicherung von Energie sei somit

technisch möglich. Wenn die Sonneneinstrahlung intensiv sei, so betrage die

Leistung der Sonneneinstrahlung auf Deutschland etwa 350 Mio. Megawatt (MW).

Allein die Fläche von Schwerin besitze eine theoretische Solarleistung von 130 GW.

Dieser Wert entspreche etwa dem doppelten Verbrauch der Bundesrepublik zu

Spitzenzeiten. Sonnenenergie sei günstig, da sie keine Brennstoffkosten verursache.

Sie sei zwar fluktuierend, jedoch sehr verlässlich. Durch die Erneuerbaren Energien

werde Strom in Deutschland immer günstiger. Es sei für eine Technologie von

entscheidender Bedeutung, zu welchem Preis man Energie erzeugen könne. Der

Preis an der Strombörse in Deutschland sei zuletzt rund 60 % niedriger als der

Börsenstrom in Frankreich gewesen. 2012 habe Deutschland trotz der Abschaltung

von acht Atomkraftwerken mehr Strom exportiert als jemals zuvor. Dies sei eben

keine Frage der Versorgungssicherheit, sondern eine Frage des Preises. Wenn man

einen Blick in die Zukunft wage, bleibe festzustellen, dass es weitere

Effizienzsteigerungen im Bereich Erneuerbare Energien geben werde. Zudem werde

der Brennstoff weiterhin zuverlässig zur Verfügung stehen. Insofern sehe er keine

Relevanz für eine gesellschaftliche Verwertung der Fusionsforschung. Im Weiteren

äußert er sich zur Gefahreneinschätzung der Reaktoren und dem Gefahrenpotential

der Anlage W7-X selbst. Grundsätzlich habe er sehr viel Respekt vor der Aufgabe

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der Atomaufsichtsbehörden. Greenpeace habe beim Störfall des Atomkraftwerks

Brunsbüttel im Jahr 2001 Akteneinsicht bei der zuständigen Atomaufsichtsbehörde

gefordert. Es sei interessant gewesen, auf welche Weise der Betreiber mit Gutachten

darzulegen versucht habe, dass eine Wasserstoffexplosion als mögliche Ursache

einer Störung auszuschließen sei. Eine einzelne Behörde habe insofern gegen die

geballte Expertise eines Betreibers kaum eine Chance, ihre Auffassungen

durchzusetzen. Vor diesem Hintergrund appelliert er an die Politik, die Atomaufsicht

entsprechend stark mit Personal und Ressourcen auszustatten. Zwar stehe er der

Fusionsforschung sehr positiv gegenüber, dennoch vertrete er die Auffassung, dass

insbesondere die Tritiumforschung gewisse Gefahrenpotentiale in sich berge.

Atombomben könnten um den Faktor 100 an Effizienz gewinnen, wenn man Tritium

einarbeite. Bei der Explosion entstehe ein Fusionsprozess, der zur Energie der

Atombombe selbst so gut wie nichts beitrage. Vielmehr gehe es darum, dass beim

Fusionsprozess energiereiche Neutronen emittiert werden, die bei der atomaren

Spaltung eines Kernes wesentlich höhere Mengen an Neutronen freisetzten. Dieses

Prinzip bewirke ein wesentlich steileres Anwachsen der Kettenreaktion. Die

Beherrschung der Tritiumneutronenphysik könne somit möglicherweise zur

Herstellung effizienterer Kernwaffen führen. Die weltweiten Proliferationsprobleme

begründeten sich auf dem Transfer von Wissen im Rahmen militärtechnischer

Forschung. Vielfach komme das entsprechende Knowhow aus deutschen Anlagen

zur militärischen Anwendung in Ländern wie Pakistan oder Nordkorea. Als Beispiele

benennt er die Nutzung von Ultrazentrifugen zur Urananreicherung sowie die

Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennelementen aus Kernkraftwerken mittels

Plutoniumabtrennung. Insofern seien die kerntechnische Forschung und deren

militärische Anwendbarkeit mit Vorsicht zu sehen. Insgesamt scheine ihm die

Akzeptanz von Fusionsanlagen vor dem Hintergrund der technischen Gefahren

(Kühlung, Transport radioaktiver Substanzen, militärische Anwendbarkeit, etc.) sehr

fraglich. Zudem sei die Erforschung der Fusionsenergie wirtschaftlich nicht

notwendig. Er sehe in der Kernfusion keine Relevanz für eine zukunftsweisende und

gesellschaftsverträgliche Energiepolitik.

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Abg. Jürgen Seidel bittet Herrn Prof. Dr. Klinger um eine Erläuterung der

Möglichkeiten und Qualitäten einer Zusammenarbeit des IPP mit der mittelständi-

schen Wirtschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern. In diesem Zusammenhang

betont er die großen Defizite im Bereich Forschung und Entwicklung bei

Unternehmen im Land. Zweitens wolle er von Herrn Smital erfahren, wie er bei einem

von ihm postulierten „reinen wissenschaftlichen Interesse“ an der Fusionsforschung

die internationalen Milliardeninvestitionen und das weltweite Interesse erkläre.

Abg. Johann Georg-Jaeger betont die positiven Aspekte des Forschungsprojektes

für die Region Greifswald. Im Kern gehe es seiner Fraktion aber darum, die

Fördermittel für die Fusionsforschung in einen anderen Bereich zu überführen,

dessen Erforschung man für sinnvoller erachte. Konkret wolle er von Herrn Prof. Dr.

Klinger in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit einer Fusionsanlage erfahren, inwieweit er

den in seiner schriftlichen Stellungnahme angenommenen Preis von 3 bis 5 Cent pro

Kilowattstunde für realistisch halte. Beim Besuch des IPP habe er in einem

Informationsheft der Helmholtz-Gemeinschaft zum Thema Kernfusion gelesen, dass

diese zur Wirtschaftlichkeit von Fusionsanlagen von einem Preis von 5 bis 10 Cent

pro Kilowattstunde ausgehe. Vor diesem Hintergrund sehe er einen deutlichen

Unterschied in der Einschätzung. Grundsätzlich sei die Frage zu stellen, auf

welchem Gutachten die Annahmen beruhen würden und ob man dem Ausschuss

ggf. diese Gutachten zugänglich machen könne. Eine weitere Nachfrage bezieht sich

ebenfalls auf den Besuch des Ausschusses beim IPP. Von der Fraktion BÜNDNIS

90/DIE GRÜNEN sei die Frage gestellt worden, ob es in Garching jemals einen

Störfall gegeben habe. Diese Frage sei klar verneint worden. In diesem

Zusammenhang zitiert er aus der Beantwortung einer Kleinen Anfrage des

Bayerischen Landtages aus dem Jahr 1992: „Im Februar 1989 kam es aufgrund

einer Überhitzung eines Tritiumspeicherbehälters zu einem Störfall und dabei zu

einer nicht geplanten Tritiumabgabe“. Darüber hinaus würden in der Antwort einzelne

technische Details und Verfahrensschritte ausgeführt. Konkret wolle er wissen, ob

dem Vertreter des IPP dieser Störfall bekannt sei und ob man nähere Informationen

dazu erhalten könne. Seine letzte Nachfrage bezieht sich auf den Komplex zur

Forschungspolitik der Bundesrepublik: Der aktuelle sechste Energieforschungs-

bericht unterscheide sich aus seiner Sicht deutlich vom fünften Bericht, in dem die

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Bundesregierung dem Thema Fusionsforschung noch fünf Seiten gewidmet habe. In

dem aktuellen Bericht hingegen sei es nicht einmal mehr eine Seite. Des Weiteren

sollen die finanziellen Mittel bei 120 Mio. Euro gedeckelt werden. Betrachte man

zudem das ITER-Projekt, sei festzustellen, dass die Projektplanung völlig aus dem

Ruder laufe. Mittlerweile sei man bei Annahmen von 17 Mrd. Euro bis zur

Fertigstellung. Damit verdreifache sich die ursprünglich veranschlagte Summe. Vor

diesem Hintergrund wolle er von den Sachverständigen wissen, wie die starke

Kostenzunahme für die Kernfusionsforschung beurteilt werde. Weiterhin interessiere

ihn, ob eine Konkurrenz zum Thema „Erneuerbare Energien“ gesehen werde, da

beide Bereiche aus dem Bundesforschungshaushalt bestritten würden.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger führt bezugnehmend auf die Nachfrage zur

Zusammenarbeit mit der mittelständischen Wirtschaft im Land aus, dass mehr als

70 Mio. Euro des Investitionsvolumens direkt an Unternehmen im Land geflossen

seien. Es handle sich dabei um ein breites Spektrum von Unternehmen. Als

Beispiele benennt er die Firma Dockweiler in Neustadt-Glewe oder Anlagen- und

Kraftwerksrohrleistungsbau in Greifswald. Grundsätzlich sei man laut Vergaberecht

ab einem Auftragsvolumen von 50.000 Euro stets verpflichtet, eine europäische

Ausschreibung durchzuführen. Somit befänden sich die Unternehmen im Land in

einer Konkurrenzsituation zu europaweiten Anbietern. Die Bewertung erfolge nach

ökonomischen und technologischen Maßstäben. In einigen Fällen wirke sich eine

lokale Nähe durchaus positiv auf die Vergabeentscheidung aus. Insgesamt sei neben

dem Auftragsvolumen auch der Trainingseffekt für die beteiligten Unternehmen von

ausschlaggebender Bedeutung. In Zusammenarbeit mit den Unternehmen habe man

oftmals neue Lösungswege für technisch anspruchsvolle Fertigungsverfahren finden

müssen. Dieses technologische Knowhow stärke nachhaltig die Marktposition der

beauftragten Unternehmen und erweitere deren Produktportfolio. Zu den

Kostenschätzungen (Cent/kWh) führt er aus, dass man von unsicheren Annahmen

bezüglich des Strommarktes im Jahr 2050 ausgehe. Insofern sei die Frage nach der

Wirtschaftlichkeit von Fusionsanlagen eher systemisch zu beantworten. Die

Bandbreite der verschiedenen Modellberechnungen belaufe sich auf einen Wert

zwischen 3 und 10 Cent/kWh. Man habe diesbezüglich eigene Studien zur

wirtschaftlichen Verwertbarkeit an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät

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der Universität Greifswald in Auftrag gegeben. Der entsprechende Abschlussbericht

befinde sich in Arbeit. Zur Nachfrage in Bezug auf den Zwischenfall in Garching führt

er aus, dass es sich nicht um einen Störfall der Maschine Asdex Upgrade an sich

gehandelt habe, sondern es zu einem Zwischenfall in einem externen Tritiumlabor

gekommen sei. Die Konsequenzen dieses Vorfalls seien für den Standort in

Greifswald nicht unmittelbar relevant, da dort keine Tritiumforschung durchgeführt

werde. Zur dritten Nachfrage merkt er an, dass es richtig sei, dass die Energiewende

dazu geführt habe, dass die Prioritäten innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft, die

für die Verteilung der Bundesforschungsmittel zuständig sei, verändert worden seien.

Nichtsdestotrotz geschehe die Bewertung der Forschungsvorhaben in einem

gutachterlichen Sinne innerhalb forschungspolitischer Vorgaben. Diese Vorgaben

würden von der Bundesregierung aufgestellt und liefen derzeit auf eine Deckelung

der Fusionsforschung hinaus. Er sei der Überzeugung, dass die Investitionen in die

Fusionsforschung nach wie vor gut investiertes Geld seien. Die zentrale Frage sei,

welche Höhe als Voraussetzung gesehen werde, um vernünftige Forschungs-

fortschritte zu machen. Unterhalb einer kritischen Grenze werde die weitere

Forschungsarbeit sinnlos. Mit der aktuellen Förderung ließe sich die

Fusionsforschung durchaus in einem gewissen Umfang weiter betreiben. Die Ziele

von W7-X seien nicht gefährdet. Ferner werde man auch die Anlage in Garching

weiterhin in einem sinnvollen Umfang betreiben können. Den Bezug zum ITER-

Projekt wolle er an dieser Stelle zurückweisen. Er könne mannigfaltige Gründe

darlegen, warum die Kosten bei ITER so hoch seien. Problematisch sei vor allem,

dass die Hauptbeiträge der Partner des Projektes durch die Erstellung von Bauteilen

erbracht würden. Manche Partner legten die Entwicklungskosten allerdings nicht

offen. Insofern seien die Kostenannahmen nicht mehr als grobe Schätzungen.

Ref. Heinz Smital merkt an, dass er die Frage so verstanden habe, dass am ITER-

Projekt viele Staaten beteiligt seien. Vor diesem Hintergrund mutmaßt er, dass es

weitere Gründe als das von ihm dargelegte rein wissenschaftliche Interesse an der

Fusionsforschung gebe.

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Abg. Jürgen Seidel präzisiert seine Nachfrage, indem er anführt, dass am W7-X-

Projekt in Greifswald ein großes Interesse verschiedener Staaten bestehe. Vor

diesem Hintergrund frage er sich, ob man die Fusionsforschung als „wissenschaft-

liche Spielwiese“ diskreditieren könne oder ob nicht doch unter der Maßgabe der

Grundlagenforschung in einem abgesteckten Zeitkorridor entsprechende Ergebnisse

unter dem Gesichtspunkt einer wirtschaftlichen Verwertbarkeit zu erwarten seien.

Ref. Heinz Smital führt aus, dass man die Sachlage historisch einordnen müsse. Ab

den 1950er-Jahren sei die Förderung der Atomkraft prominenter Bestandteil aller

relevanten internationalen Verträge (Römische Verträge, EU-Verträge, Abrüstungs-

verträge, IAEA-Gründung) gewesen. All diese Verträge verfolgten das Ziel, den

Ausbau der Atomkraft zum Wohle der Menschheit zu fördern. Diese Entwicklung sei

jedoch gescheitert. Heute würden weltweit nur 2 % des Stroms aus Atomkraft

erzeugt. Wasserkraft erzeuge deutlich mehr Strom als Atomkraft. Nichtsdestotrotz

habe es in der Ära der Atombegeisterung sehr viele Konzepte gegeben. Eines davon

sei die Fusionsforschung gewesen. Insofern könne man von einer politischen

Abhängigkeit der Atomforschung sprechen. Dieser Pfad münde derzeit im ITER-

Projekt. Der Eindruck, dass es sich bei der Fusionsforschung um eine

„wissenschaftliche Spielwiese“ handle sei ein ganz persönlicher. Als Physiker habe

er selbst einen Eindruck davon gewinnen können, wie faszinierend die

Fusionsforschung sein könne. Politisch sei eine Fokussierung auf die

Fusionsforschung jedoch aus der historischen Entwicklung zu verstehen. Er sehe

diesbezüglich allerdings eine stark abnehmende Tendenz. Die Kürzung bzw.

Deckelung der Forschungsgelder sei als ein erster Schritt zu verstehen. Eine Reihe

von unklaren Variablen in Hinsicht auf die Wirtschaftlichkeit von Fusionsanlagen sei

dafür verantwortlich, dass die Forschung heute im globalen energiewirtschaftlichen

Kontext in Frage gestellt werden könne.

Abg. Dr. Mignon Schwenke betont, dass die Fraktion DIE LINKE sich zum Projekt

W7-X bekenne. Sie wolle jedoch nicht verschweigen, dass es Skeptiker innerhalb

ihrer Fraktion gebe. Zum Thema „Anlagensicherheit“ merkt sie an, dass zum

Ausdruck gebracht worden sei, dass es faktisch keine Gefahren gebe. In diesem

Zusammenhang weist sie darauf hin, dass Genehmigungen aber unter den

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Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung erteilt würden. Ganz unproblematisch

könne der Betrieb der Anlage dementsprechend nicht sein. Zum anderen laufe

derzeit ein Begutachtungsprozess, ob die Sicherheitsarchitektur der Anlage

(Wandstärken, Materialien, etc.) den atomrechtlichen Anforderungen entspreche.

Eine weitere Nachfrage richtet sie an Prof. Dr. Herbst, der ausgeführt habe, dass

man mit Hilfe der Plasmaphysik und des zugehörigen Forschungsverbundes in

Greifswald einen „Leuchtturm der Plasmaforschung“ etablieren wolle. Sie

interessiere sich in diesem Zusammenhang dafür, wie sich die Studierendenzahlen

im Fachbereich Physik entwickelten. Weiter wolle sie wissen, ob man nachweisen

könne, dass die gute Forschungszusammenarbeit zwischen der Universität und dem

IPP der Grund für einen Anstieg der Studierendenzahlen sei. Drittens wolle sie von

Herrn Smital erfahren, inwieweit er die militärische Anwendbarkeit der

Fusionsforschung für eine reale Gefahr erachte. Ergebnisse der

Grundlagenforschung könnten in vielen Bereichen auch missbräuchlich verwendet

werden. Ihrem Kenntnisstand nach sei die Gefahr einer Effektivierung von

Atomwaffen durch die Fusionsforschung jedoch nicht gegeben.

Abg. Johann-Georg Jaeger stellt wiederholt eine Nachfrage zu den Forschungs-

geldern: Der Bericht der Helmholtz-Gemeinschaft (Geschäftsbericht 2012) weise aus,

dass im Jahr 2011 insgesamt 294 Mio. Euro an Forschungsmitteln im Bereich

Energie ausgereicht worden seien. 47 % (etwa 150 Mio. Euro) davon seien für den

Bereich der Kernfusion und lediglich 17 % für den Bereich der Erneuerbaren

Energien ausgegeben worden. Wenn die aktuelle Deckelung auf 120 Mio. Euro für

die Fusionsforschung wirksam werden solle, stelle sich die Frage, an welcher Stelle

man die Differenz von 30 Mio. Euro einsparen wolle.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger führt aus, dass die Helmholtz-Gemeinschaft nur eine

neben weiteren Forschungsgemeinschaften sei, die Energieforschung betreibe.

Wenn man die gesamte Forschungsgemeinschaft betrachte, verschiebe sich die

Schwerpunktsetzung. Die Fraunhofer-Gesellschaft sei sehr stark im Bereich Erneuer-

bare Energien vertreten. Auf die Frage zur Einsparung des durchaus beträchtlichen

Finanzvolumens führt er aus, dass jedes der drei Institute (Forschungszentrum

Karlsruhe, Forschungszentrum Jülich, IPP) seinen Beitrag leisten müsse. Die

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Forschungszentren Karlsruhe und Jülich seien Mischforschungszentren, in denen es

in diesem Zusammenhang zu gewissen Reorientierungen komme. Was sein Institut

betreffe, könne er konstatieren, dass man nicht besonders glücklich über die

Anpassungen sei. Der Betrieb von W7-X sei jedoch nicht gefährdet.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm (Direktor Institut für Energie- und Klimaforschung Jülich)

führt aus, dass die Kürzungen in Jülich am höchsten seien. Infolge dessen komme

es zu einer erheblichen Umorientierung der Forschung. Am wenigsten werde am

Projekt W7-X gekürzt. Die Fusionsforschung habe in forschungspolitischen Vorgaben

ganz klar die höchste Priorität. Die Folge der Energiewende für die Forschung sei

eine erhebliche Umorientierung. Zum ITER-Projekt führt er aus, dass man die

Finanzierung sehr differenziert betrachten müsse. ITER werde nicht direkt mit

deutschen Mitteln finanziert. Deutschland habe nicht einmal einen Beteiligungs-

vertrag. Die Finanzierung laufe allein über die Europäische Union. Probleme im

Zusammenhang mit der Finanzierung müsse somit die Europäische Union lösen.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger stellt bezugnehmend auf die Nachfrage von

Abg. Dr. Schwenke klar, dass es keine Technologien ohne Gefahren gebe. Im

Gegensatz zur Kernspaltung unterscheide sich ein Fusionskraftwerk jedoch

signifikant durch seine passive Sicherheit von konventionellen Atomkraftwerken. Zum

einen benötige man sehr wenig Brennstoff, zum anderen führten kleinste

Abweichungen (Stromausfall, menschliches Versagen, etc.) zum Zusammenbruch

des Plasmazustandes ohne weitere Folgen für die Umgebung. Nichtsdestotrotz

handle es sich aber um eine nukleare Technologie und die Freisetzung ionisierender

Strahlung erfordere Abschirmungsmaßnahmen. Diese Maßnahmen würden

selbstverständlich sehr ernst genommen und auf vielen Ebenen gutachterlich

begleitet. Das Sozialministerium habe sich entschieden, die Strahlenschutz-

maßnahmen nochmalig einer Sonderbegutachtung zu unterziehen. Diese

Maßnahme habe man ausdrücklich begrüßt. Der Schutz der Mitarbeiter und der

Bevölkerung habe höchste Priorität.

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Ref. Prof. Dr. Michael Herbst führt hinsichtlich der Entwicklung der Zahlen der

Physikstudenten am Fachbereich aus, dass diese noch nicht befriedigend seien.

Generell sei man der Überzeugung, dass die Universität ihr standortgegebenes

Potential hinsichtlich der Studierendenzahlen im Fachbereich Physik nicht nutze. Das

Rektorat sei deshalb bestrebt, diese Situation zu verändern und in Abstimmung mit

dem Land gezielt Marketingstrategien umzusetzen. Insbesondere sei man daran

interessiert, vermehrt weibliche Studierende für den Bereich der Naturwissen-

schaften zu gewinnen.

Ref. Heinz Smital ergänzt zum Gefahrenpotential von Fusionsanlagen, dass die

Kettenreaktion bei einer Veränderung externer Faktoren zum Erliegen komme. Dies

bedeute allerdings im Umkehrschluss keineswegs, dass keine schweren Unfälle

eintreten könnten. In diesem Zusammenhang verweist er auf das Beispiel der

Leichtwasserreaktoren und das Unglück von Fukushima. Aus den physikalischen

Prozessen in Leichtwasserreaktoren würden sich ähnlich dem Fusionsprozess nur

geringe Gefahren ergeben. Die Folgen eines unvorhersehbaren Zwischenfalls, wie

die Wasserstoffexplosion im Reaktor nach dem Beben in Japan, seien jedoch nur

schwer kalkulierbar und hätten zumeist mit dem atomaren Prozess direkt nichts zu

tun. Schlussfolgernd könne man festhalten, dass man die Folgen eines Abbruchs der

Kettenreaktion bei Leistungsfusionsreaktoren nicht einschätzen könne. Grundsätzlich

sei die Energiegewinnung aus atomaren Prozessen mit hohen Risiken behaftet. Dies

könne man mit der Einheit Sievert (Sv) verdeutlichen. Bereits 4 Sv seien für einen

Menschen tödlich. Der Jahresgrenzwert liege bei 1 mSv. Thermodynamisch sei 1 Sv

jedoch verschwindend gering. Ein Liter Wasser würde von der Dosisleistung von

1 Sv nicht einmal um eintausendstel Grad erwärmt. Man müsse extrem hohe Werte

voraussetzen, um die entsprechende Wärme zu erzeugen. In Versuchsreaktoren sei

dies nicht nötig. Denke man indes in Richtung von Leistungsfusionsreaktoren mit

einer angestrebten Leistung von 1,5 GW müsse man mit Blick auf die

Neutronenemission und die Aktivierung von Materialien von völlig anderen

Verhältnissen ausgehen. Momentan könne man die Gefahr nicht abschätzen. Zum

Thema der Proliferation führt er aus, dass man von einer prinzipiellen Gefahr im

Umgang mit der Kernfusion ausgehen müsse. Als Beispiele für eine militärische

Nutzung nennt er Prozesse wie die Laseranreicherung oder die Extraktion von

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Tritium aus Meerwasser. Ein militärisches Gefahrenpotential sei bei der Anlage W7-X

jedoch nicht gegeben. Allerdings müsse man weiterdenken und gewisse

Entwicklungsrisiken in die Diskussion mit einbeziehen. Die Leistung der notwendigen

Rechner zur Berechnung bestimmter Szenarien erhöhe sich fortlaufend. Vor diesem

Hintergrund wolle er erneut auf die Gefahren der Atomforschung hinweisen.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger erwidert auf den Vergleich des Fusionsprozesses mit

dem Ablauf in einem Leichtwasserreaktor, dass es sich bei der Fusion nicht um eine

Kettenreaktion handle. Darin liege der entscheidende physikalische Unterschied

zwischen beiden Prozessen.

Abg. Johann-Georg Jaeger führt aus, dass in der Verwaltungsvereinbarung eine

Bundeszuwendung in Höhe von 47,5 Mio. Euro für den Zeitraum von 2014 bis 2019

ausgewiesen werde. Ihn interessiere, wie stark sich die Kürzung auf diese Summe

auswirke oder ob die Summe bereits eine Kürzung beinhalte.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger merkt an, dass die genannte Summe bereits die

Kürzung berücksichtige.

Vors. Rudolf Borchert beendet die erste Fragerunde und leitet den zweiten

Sitzungsabschnitt mit der Bitte um die verbleibenden Statements ein.

Ref. Prof. Dr. Thomas Hamacher (Technische Universität München) verweist auf

die Zusammenarbeit der Länder Bayern und Mecklenburg-Vorpommern im Bereich

der Plasmaphysik, die sich aus Sicht der TU München weiter ausbauen ließe. Zu

seiner Person führt er an, dass er zum einen den Lehrstuhl für Energie- und

Anwendungstechnik der TU München vertrete, zum anderen sei er Direktor der

Munich School of Engineering. Diese Einrichtung sei darauf ausgerichtet, die

Energieforschung an der TU München in den Bereichen Lehre und Forschung zu

bündeln. Man sei dabei, die Energiewende, die für Bayern eine deutlich größere

Herausforderung darstelle als für viele andere Bundesländer, zu organisieren.

Grundsätzlich weist er auf die hohe Bedeutung der Energieversorgungssicherheit für

die Weltwirtschaft hin. Deshalb müsse man die globale Vernetzung stärker in den

Fokus rücken. Insbesondere der Bundesrepublik als Exportnation falle dabei eine

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besondere Bedeutung zu. Die TU München trage dieser Entwicklung Geltung, indem

man weltweit Standorte und Büros eröffnet habe. Es sei wichtig, die Internationalität

Deutschlands auch in der Forschung herauszustellen. In Bezug auf seinen Lehrstuhl

führt er aus, dass man Mitarbeiter auch in Singapur beschäftige. Parallel dazu

gestalte man ein gemeinsames Projekt mit Simbabwe. Auf globaler Ebene sei die

Bereitstellung von Energie die zentrale Voraussetzung für das Wachstum von

Volkswirtschaften. Beim Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs bewege man

sich derzeit an der oberen Grenze der berechneten Szenarien, wobei der

Energieverbrauch von abstrakten Größen wie der Wirtschaftsleistung und dem

Bevölkerungswachstum abhängig sei. In erster Linie sei der Lebensstil einer

Gesellschaft ausschlaggebend für den Energieverbrauch. Weltweit näherten sich

jedoch die Lebensstile in Bezug auf den Fleischkonsum, Autobesitz und das

Reiseverhalten denjenigen westlicher Industrienationen an. Folgernd müsse man

davon ausgehen, dass man zukünftig weltweit wesentlich mehr Energie benötige, als

man heute produzieren könne. Die Erneuerbaren Energien könnten den

Mehrverbrach an Energie derzeit nicht decken. Vielmehr seien weltweit Rückfälle in

Verhaltensmuster des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Der Indikator des CO2-

Anteils der Primärenergie sei über das gesamte 20. Jahrhundert gesunken und mit

Beginn des 21. Jahrhunderts wieder angestiegen. Der Einsatz von Stein- und

Braunkohle zur Stromproduktion nehme seit geraumer Zeit massiv zu. Parallel dazu

könne man eine weitere Entwicklung beobachten: Die Nutzung nicht konventioneller

Erdgas- und Erdölreserven werde einen nachhaltigen Einfluss auf die globale

Energiewirtschaft haben. Wenn sich nur die Hälfte bisheriger Prognosen

bewahrheite, werden sich die Energiemärkte in 10 bis 15 Jahren deutlich verändert

haben. Man müsse davon ausgehen, dass die USA zukünftig mit Sicherheit auf die

Erschließung nicht konventioneller Erdgas- und Erdölreserven (Fracking) setzen

werden. Bereits heute könne man erste Absetzbewegungen energieintensiver

Unternehmen in Richtung USA feststellen. Nichtsdestotrotz müsse man sich bewusst

werden, dass fossile Energieträger endlich seien und auch die weltweite

Klimaveränderung neue Realitäten schaffe. Angesichts dieser Entwicklungen sei es

wichtig, auf eine Vielzahl von Technologien zu setzen. Die Kernfusion könne eine

dieser Technologien sein. In Deutschland liege die Priorität in Politik und Forschung

beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Er spricht sich in diesem Zusammenhang für

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eine Umschichtung der Finanzmittel und eine Erhöhung der Forschungsetats

insgesamt aus. Man müsse Mut haben und Änderungen fordern. Die Politik müsse

eine eindeutige Prioritätensetzung vornehmen. Ein Streit um Gelder innerhalb der

bestehenden Forschungsetats sei weder sachdienlich noch zukunftsgerecht. Zu der

Fragestellung, wie sich die Kernfusion in ein zukünftiges Energiesystem einbetten

könne, führt er aus, dass die Kostenabschätzungen auf einer Vielzahl unsicherer

Faktoren beruhten. Man habe in diesem Zusammenhang vor kurzem ein

interessantes Rechenmodell vorgestellt. Ausgangspunkt sei ein europäisches

Stromnetz, welches hauptsächlich von Erneuerbaren Energien gespeist würde.

Weiter habe man Fusionskraftwerke mit unterschiedlichen Kostenstrukturen platziert.

Im Ergebnis der Berechnungen würde die Fusionstechnologie selbst bei weiterhin

sinkenden Kosten für Photovoltaik- und Windenergie sowie bei hohen

Bauinvestitionen für Fusionskraftwerke im europäischen Kontext bestehen können.

Zur Nachhaltigkeit und Sicherheit von Fusionsanlagen führt er aus, dass es einen

fundamentalen Unterschied zwischen einem Leichtwasserreaktor und einen

Fusionskraftwerk in Form der Leistungsdichte gebe. Die Leistungsdichte eines

Leichtwasserreaktors liege bei 70 MW pro Kubikmeter. Im Gegensatz dazu liege die

Leistungsdichte eines Fusionskraftwerkes bei 1 MW pro Kubikmeter. Im

Umkehrschluss habe man eine ganz andere Nachwärmeproduktion und -abfuhr. Das

Problem in Fukushima sei der Ausfall einer kontrollierten Nachwärmeabfuhr

gewesen. Durch die steigenden Temperaturen sei es zu einer Wasserstofffreisetzung

gekommen. Bei der Kernfusion sei eine Katastrophe wie in Japan nicht möglich, da

man eine wesentlich geringere Leistungsdichte habe. Zum Projekt W7-X führt er aus,

dass man die Anlage in ihrer Bedeutung für die Freiheit der Wissenschaft nicht

überbewerten dürfe. Die Stellarator-Technologie sei seit den 1970er-Jahren im

Prinzip nicht mehr weiterverfolgt worden. Es habe jedoch wenige Wissenschaftler am

Max-Planck-Institut und in Princeton gegeben, die parallel zum Tokamakprinzip

weiter am technologischen Aufbau von Stellerator-Anlagen geforscht hätten.

Insbesondere die fortgeschrittene Computertechnik habe es ermöglicht, Stellaratoren

zu bauen. Diese Entwicklung zeige, wie wichtig wissenschaftlicher Freiraum sei.

Wendelstein sei ein Symbol für das hohe Gut wissenschaftlicher Freiheit. Zum

Abschluss seines Beitrages weist er darauf hin, dass man nicht verkennen dürfe,

dass Deutschland ein Land sei, das nur innerhalb eines bestimmten

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Produktportfolios weltweit besonders stark sei. Die Herstellung von Fusionskraft-

werken setzte diejenigen Eigenschaften voraus, in denen Deutschland stark sei. Man

benötige hochqualifizierte Ingenieure und Handwerker, die zusammenarbeiten und

ein hochqualitatives Produkt herstellten. Bei der Umsetzung anspruchsvoller

Entwicklungsaufgaben sei Deutschland im weltweiten Vergleich sehr gut. Diese

Entwicklung müsse man bei der Frage nach zukünftigen wirtschaftlichen

Entwicklungsmöglichkeiten und Absatzmärkten berücksichtigen. Die Fusionstechno-

logie werde seiner Auffassung nach Teil dieser Entwicklung sein. Die Wende hin zu

Erneuerbaren Energien werde große Anstrengungen nach sich ziehen. Insofern

seien Politik und Wissenschaft gleichermaßen gefordert. Man solle nicht den Fehler

machen und die Forschung in diesem Bereich zurückfahren. Vielmehr solle man in

diesen Bereich investieren und mehr Mittel für die Energieforschung bereitstellen.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm erklärt anhand seiner Präsentation (Anlage 8), dass das

Forschungszentrum Jülich mit etwa 5.000 Mitarbeitern eines der größten

Forschungszentren in Deutschland sei. Die Energieforschung habe in Jülich eine

sehr große Bedeutung. Neben der Brennstoffzellenforschung, der Dünnschichtphoto-

voltaik, der Boden- und Pflanzenforschung sei für den Energiebereich auch die

nukleare Forschung relevant. Vor dem Hintergrund der Energiewende sei der Druck

innerhalb der Forschungsbereiche hoch. Dementsprechend habe man die

Forschungsschwerpunkte in Jülich verändert. Zudem gründe man neue Institute zur

Erforschung von Energiespeichern. Die Fusionsforschung sei in erheblichem Maße

von den Änderungen betroffen. Dennoch seien im Augenblick etwa 100

Wissenschaftler in diesem Bereich beschäftigt. Die gesamte Energieforschung am

Standort Jülich sei in einem Institut (Institut für Energie- und Klimaforschung)

gebündelt. Etwa 800 Personen arbeiteten derzeit am Institut. Ein zentraler

Forschungszweig sei die Materialforschung. Durch das hohe Maß an

Synergieeffekten mit anderen Bereichen sehe man eine große Zukunftschance für

diesen Forschungsbereich. Die Fusionsforschung hingegen werde zurückgefahren.

In diesem Jahr werde die Fusionsforschungsanlage des Tokamaktyps „TEXTOR“

nach 30 Jahren Betrieb stillgelegt. Die Gemeinsamkeiten zwischen den Anlagen

TEXTOR und W7-X seien hinsichtlich des Strahlenschutzes und der

Sicherheitsbestimmungen sehr groß. Aus diesem Grund wolle er von seinen

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Erfahrungen mit der Anlage in Jülich berichten. Die größte Gemeinsamkeit sei, dass

beide Anlagen nicht nuklear seien. Er stellt klar, dass in Greifswald keine

Kernforschung betrieben werde und somit auch keine Tritiumtransporte stattfänden.

Man simuliere die heißen Plasmen, indem man Wasserstoff oder Deuterium zuleite

und das Plasma mit externen Heiztechniken auf 100 Mio. °C aufheize. Ziel sei es, zu

studieren, wie man die Energie im Plasma einschließen könne. Die

Fusionsforschung beschäftige sich nicht mit den eigentlichen Kernprozessen.

Demzufolge sei Greifswald keine Kernforschungsanlage, sondern eine

Plasmaforschungsanlage. Die Anlagen JET und zukünftig auch ITER hingegen seien

nukleare Forschungsanlagen, die man mit Tritium betreibe. Der wesentliche

Unterschied zu den Anlagen in Jülich und Greifswald bestehe darin, dass dort die

Fusion selbst das Plasma signifikant aufheizen würde. Er verdeutlicht, dass sich die

Fusionsforschung am Standort grundsätzlich mit dem Wärmeeinschluss und der

Isolation des Plasmas beschäftige. Seit Langem gehe es nicht mehr um die Frage

des wissenschaftlichen Beweises der Fusion. Vielmehr beschäftige man sich mit der

Effizienz derartiger Anlagen, um die Kosten für Reparaturen und Umbauten zu

minimieren. Deshalb konzentriere man sich derzeit hauptsächlich auf die

Materialbeschaffenheit der Wände, die durch die hohe Energiefreisetzung extremen

Belastungen ausgesetzt seien. Die Forschungen hierzu hätten unmittelbaren Einfluss

auf die Prognosen zur Kosteneinschätzung der Energiebereitstellung. Der letzte

Umbau der Anlage in Jülich habe sich mit der Forschungsidee beschäftigt, wie man

durch die gezielte Anordnung und Formung der Spulen das Plasma so beeinflussen

könne, dass man die Lebensdauer der Wände erhöhe. Am Ende des

Entwicklungsprozesses habe man 2003 den Dynamischen Ergodischen Divertor

(DED) eingebaut. Beim Einbau der Magnetspulen hätten die Monteure ohne

Schutzbekleidung oder Ähnliches im Inneren der Anlage arbeiten können. Dieser

risikofreie Zugang habe strenge Regelungen und Vorkehrungen vorausgesetzt. In

jeder Anlage, in der Teilchen beschleunigt oder extrem hohe Temperaturen erzeugt

würden, entstehe Strahlung. Die gelte sowohl für Beschleuniger als auch für

Röntgenanlagen in Krankenhäusern. Es seien in allen Fällen die strengen

Strahlenschutzgesetze anzuwenden. Die beim Betrieb der TEXTOR-Anlage

emittierten Strahlen (vor allem Röntgen- und Neutronenstrahlung) entstünden, wenn

das Plasma heiß sei. Sobald das Plasma erkalte, sei die Strahlung abgeklungen.

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Allerdings würden Bauteile und Wandelemente aktiviert. Diese würden für eine

gewisse Zeit noch Strahlung abgeben. Die Dauer liege im Bereich zwischen

Sekunden und einer Stunde. Die Schutzmaßnahmen bestünden darin, dass man

Überwachungsbereiche einrichte. Die TEXTOR-Anlage stehe beispielsweise in

einem Betonbunker. Dieser schirme die unmittelbare Strahlung ab. Außen habe man

zudem einen Überwachungsbereich eingerichtet. In diesem Bereich seien

Messgeräte zur Kontrolle der Strahlenemission vorgeschrieben. Die Werte seien

jedoch so gering, dass selbst Besucher den Außenbereich betreten dürften.

Innerhalb des Bunkers sei die Anlage während des Plasmabetriebs gesperrt. In der

kurzen Zeitspanne nach dem Abschalten der Anlage dürften nur Personen die

Anlage betreten, die gem. den Bestimmungen des Strahlenschutzgesetzes

überwacht würden. Während der vergangenen 30 Jahre des Forschungsbetriebes

der TEXTOR-Anlage seien immer Strahlungswerte weit unterhalb der zulässigen

Grenzwerte gemessen worden. Auch die Mitarbeiter seien intensiv überwacht

worden. Keiner der Mitarbeiter sei zu irgendeinem Zeitpunkt einer messbar erhöhten

Strahlenbelastung ausgesetzt gewesen. Vor diesem Hintergrund müsse man sich um

die Belastungen von Besuchern oder der Bevölkerung vor Ort keine Sorgen machen.

In nuklearen Forschungsanlagen würden andere Bestimmungen gelten und

strengere Maßnahmen ergriffen. In diesem Zusammenhang verweist er nochmals auf

die einzige nukleare Forschungsanlage in Europa (JET) in Großbritannien. Aufgrund

der Ergebnisse der JET-Forschungsanlage wisse man, dass ITER etwa 500 MW

Leistung erbringen werde. Bei der ITER-Anlage werde man aufgrund der

Strahlenbelastung bei der Wartung und Montage auf Fernbedienungsinstallationen

unter Zuhilfenahme von Robotern zurückgreifen müssen. In diesem Zusammenhang

betont er nochmals, dass in Greifswald keine nukleare Anlage entstehe. Der Fokus in

der Fusionsforschung liege momentan auf der Anlage W7-X und dem darauf

aufbauenden ITER-Projekt in Frankreich. Er führt abschließend aus, dass die

wissenschaftliche Welt die nächsten 20 Jahre auf die Experimente in Greifswald

schauen werde.

Ref. Prof. Dr.-Ing. Harald Weber (Universität Rostock) führt anhand seiner

Präsentation (Anlage 9) zunächst aus, dass er in seiner Funktion das Institut für

Elektrische Energietechnik an der Universität in Rostock und speziell den Lehrstuhl

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für Elektrische Energieversorgung leite. Er wolle sich als Elektrotechniker in seinem

Statement den Fragen der Energieversorgung im Allgemeinen und im Besonderen in

Mecklenburg-Vorpommern zuwenden. Das Institut gehöre keiner großen

Forschungsgemeinschaft an und finanziere sich somit fast ausschließlich über

Drittmittel, die man durch Industrieprojekte einwerbe. Zur globalen

Energieversorgung führt er aus, dass der Reichtum der Menschheit anhand des

Stromverbrauchs dargestellt werden könne. Satellitenbilder würden Aufschluss

darüber geben, welche Regionen der Erde nachts hell erleuchtet würden.

Nordamerika, Europa, Japan und Südkorea würden in besonderer Weise

hervorstechen. Dies ließe den Schluss zu, dass die Menschen in diesen Regionen

über einen besonderen Reichtum verfügten. Die Verteilung des Reichtums auf der

Welt bestätigte diese Annahme. Folglich sei der Stromverbrauch ein direkter

Indikator für Reichtum. In zweiter Reihe stünden die Regionen China und Indien, in

denen zusammen fast 3 Mrd. Menschen lebten. Beide Regionen strebten ebenfalls

den energieintensiven Lebensstandard der reichen Industrienationen an. Hierbei

verweist er auf Bereiche wie Mobilität und Wohnsituation. Weiter ließen die

Satellitenaufnahmen den Schluss zu, dass in weiten Teilen Asiens und Afrikas Armut

herrsche. Zur Deckung der Grundbedürfnisse (sauberes Wasser, Nahrung, etc.)

werde jedoch ebenfalls Strom (bspw. für Düngemittelherstellung, Klärwerke, etc.)

benötigt. Zum Vergleich führt er an, dass das Bruttosozialprodukt des afrikanischen

Kontinents zusammen so groß sei wie das Bruttosozialprodukt der Niederlande und

Belgien. Diese weltweite Entwicklung habe man zur Kenntnis zu nehmen. Zur

Bevölkerungsentwicklung führt er weiter aus, dass im Jahr 1800 etwa bei 1 Mrd.

Menschen die Erde bevölkert hätten. Durch die industrielle Revolution habe es einen

rasanten Anstieg der Bevölkerung gegeben. Man erwarte, dass die Grenze von 10

Mrd. Menschen in naher Zukunft überschritten werde. Zudem könne man von einer

voranschreitenden Abwanderung aus ländlich geprägten Regionen in große Städte

ausgehen. In zunehmendem Maße würde für den Betrieb von Klimaanlagen und

Wasser-/Abwasserbehandlungsanlagen sowie für den Transport- und Verkehrsbe-

reich mehr Energie benötigt werden. Er fasst zusammen, dass ohne die

Bereitstellung von Strom ein weiteres Wachstum und Überleben der Menschheit

nicht vorstellbar sei. Beim Strombedarf erwarte man in Europa einen Zuwachs um

50 % bis zum Jahr 2030. Global gehe man sogar von Zuwachsraten von 100 % aus.

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Zur Historie der Nutzung von Energiequellen führt er aus, dass bis zum

18. Jahrhundert vorwiegend der nachwachsende Rohstoff Holz als Energieträger

genutzt worden sei. Mit der Erfindung der Dampfmaschine sei Kohle zum zentralen

Energieträger der Menschheit geworden. In den 1950er-Jahren habe der Mensch die

Kernspaltung kommerziell zur Energieerzeugung zu nutzen begonnen. In der

allgemeinen Euphorie der Atomkraftnutzung seien die damit verbundenen Probleme

als zweitrangig angesehen worden. Die Begeisterung habe ebenfalls zu einer

Forcierung der Fusionsforschung geführt. Ab der Jahrtausendwende hätten in

zunehmendem Maße Erneuerbare Energien an Bedeutung gewonnen. Zur weiteren

Prognose führt er an, dass man ab dem Jahr 2060 einen signifikanten Rückgang

hinsichtlich der Nutzung fossiler Energieträger erwarte. Bei der zu erwartenden

Bevölkerungsentwicklung sei bislang unklar, wie man die Abnahme fossiler

Brennstoffressourcen kompensieren wolle. Selbst bei einem massiven Ausbau

Erneuerbarer Energien könne der globale Energiebedarf nicht allein durch diese

Quellen gedeckt werden. Insofern komme der Fusionstechnologie zukünftig eine

wichtige Bedeutung zu. Die Zeit des ungebremsten Energieverbrauchs sei durch

natürliche Ressourcen begrenzt. Man sei davon ausgegangen, dass man mit der

Einführung der Dampfmaschine bis 2080 etwa 15 Generationen lang (1 Generation =

25 Jahre) das Privileg der uneingeschränkten Energieverfügbarkeit nutzen könne.

Erst dann würden die fossilen Energieträger verbraucht sein. Bis dahin müsse es

aber gelingen, die zurückgehenden fossilen Energieträger durch regenerative

Quellen, Kernspaltung oder Fusion zu kompensieren. Andernfalls werde man den

heutigen Lebensstandard in der westlichen Welt nicht halten können. Zum Bereich

der CO2-Emissionen führt er aus, dass die großen Zuwächse momentan in den USA

und China, aber auch in Indonesien zu verzeichnen seien. Der massive Ausbau der

Erneuerbaren Energien lasse erwarten, dass man in Deutschland bei der

Windenergie bis zum Jahr 2025 etwa 50 GW und im Photovoltaikbereich ebenfalls

etwa 50 GW installiert haben werde. Insgesamt werde man in Deutschland bis zum

Jahr 2025 etwa 102 GW Leistung in Wind- und Solaranlagen installiert haben. An

einem kalten Wintertag liege der Verbrauch bei etwa 80 GW Leistung. Auf den ersten

Blick könne man behaupten, dass es bereits einen Energieüberschuss gebe. Man

müsse jedoch bedenken, dass die Sonne nur am Tag scheine und die Windkraft von

den thermischen Luftströmungen abhinge. Addiere man die Leistung und berechne,

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wie viel Arbeit man gewinnen könne, sehe die Rechnung anders aus. Aus Wind und

Sonne ließen sich im Jahr 2025 voraussichtlich 200 TWh an Energie gewinnen. Der

prognostizierte Verbrauch liege allerdings bei etwa 600 TWh, allein für Strom. Zähle

man den Mobilitätsbedarf und die benötigte Energie zur Wärmeerzeugung hinzu, so

komme man in der Summe auf etwa 2.500 TWh in Deutschland. Ziel müsse es

langfristig sein, Energie für 2.500 TWh pro Jahr unter Berücksichtigung des

Rückgangs fossiler Energieträger zur Verfügung zu stellen. Vor diesem Hintergrund

prognostiziert er – sollte die Fusionstechnologie scheitern –, eine Rückkehr der

konventionellen Atomwirtschaft in Deutschland. Die Vorgaben der Bundesregierung

zur Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien auf 80 % bis zum Jahr 2050

erforderten einen massiven und konsequenten Ausbau. Er betont, dass er keine

Konkurrenz zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Fusion sehe.

Langfristig sei aber ein Mix der Energiequellen zielführend. Zur Erforschung von

Speichertechnologien führt er aus, dass Energiespeicher aufgrund ihrer geringen

Wirkungsgrade von unter 35 % als Energievernichter bezeichnet werden könnten.

Demzufolge müsse man sich zukünftig auf ein minimal nötiges Maß von Speichern

beschränken. Vielmehr benötige man innovative Kraftwerkstechnologien, um die

natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren Energiequellen zu kompensieren.

Zudem werde man erst ab dem Jahr 2025 in nennenswertem Maße einen

Energieüberschuss produzieren. Erst ab diesem Zeitpunkt werde es sich lohnen,

über Speichermöglichkeiten nachzudenken. Die aus seiner Sicht effektivsten

Speichermöglichkeiten böten die indirekt chemischen Speichertechnologien

(Methanspeicher). In dieser Technologie sehe er die größten Potentiale. Zur

Speicherung des Methans eigneten sich Salzkavernen, die in Mecklenburg-

Vorpommern in ausreichender Anzahl zur Verfügung stünden. Die Kopplung des

elektrischen Energieversorgungssystems und des Gasnetzes böte eine weitere

Möglichkeit der Speicherung. Die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff,

insbesondere im Mobilitätsbereich, sei ein weiterer unverzichtbarer Grundpfeiler zur

Umsetzung der Energiewende. Die Fusionskraftwerke könnten daher neben der

Stromproduktion für den Verbrach auch bei der Generierung von Wasserstoff eine

wesentliche Bedeutung haben. Der auf diese Weise gewonnene Wasserstoff könne

im Verkehrsbereich somit die fossilen Kraftstoffe ablösen. Er fasst seinen Vortrag

dahingehend zusammen, dass man sich der steigenden Bevölkerungszahl und dem

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damit verbundenen massiven Anstieg des globalen Energiebedarfs bewusst werden

müsse. Vor diesem Hintergrund müsse man sich das Wirtschaftspotential des

Landes Mecklenburg-Vorpommern vor Augen halten und den Ausbau der

alternativen Energien konsequent vorantreiben. Hierzu sei Weitsicht in der Politik und

eine fundierte Ausbildung an den Universitäten und Forschungsstätten notwendig.

Vors. Rudolf Borchert dankt allen Sachverständigen für ihre Statements und

eröffnet die zweite Fragerunde.

Abg. Johann-Georg Jaeger stellt in Kenntnis der vorliegenden Wirtschaftlichkeits-

prüfungen fest, dass ein zukünftiger Fusionsreaktor eine Leistung über 1.000 MW

erbringen müsse. Insgesamt nehme man auf Grundlage des McKinsey-Gutachtens

eine thermische Leistung von 9.000 MW an. Sollten den Sachverständigen

anderslautende Gutachten bekannt sein, bittet er darum, diese zu benennen bzw.

vorzulegen. Bezüglich der Kraftwerkssicherheit bedeute dies, dass bei geringsten

Problemen einer Fusionsanlage 3.000 MW innerhalb kürzester Zeit vom Netz

genommen werden müssten. Hierbei sehe er ein großes Problem für eine stabile

Stromversorgung. Vor diesem Hintergrund interessiere ihn, wie man sich konkret die

Integration eines Fusionsreaktors (>1.000 MW) in Deutschland vorstelle. Besondere

Relevanz erlange seine Nachfrage durch das Prinzip des Einspeisevorrangs

regenerativer Energien. Aus seiner Sicht sei kein wirtschaftlicher Spielraum gegeben,

um ein Grundlastkraftwerk wie eine Fusionsanlage zu betreiben.

Vors. Rudolf Borchert fragt konkret nach, wann man mit der Industriereife von

Fusionskraftwerken rechnen könne. Bezüglich der Ausführungen von Prof. Dr.-

Ing. Weber zum zukünftigen Energiebedarf merkt er an, dass die Einführung

derartiger Kraftwerke möglicherweise zu spät komme, um den weltweit steigenden

Energiehunger decken zu können.

Ref. Prof. Dr. Thomas Hamacher führt zur Frage der Integration Erneuerbarer

Energien aus, dass man eine Vielzahl von Modellen durchgerechnet habe. Allen

Annahmen unterlägen verschiedene Voraussetzungen. Zum einen unterstelle man,

dass man zukünftig mehr und effizientere Speichermöglichkeiten nutzen könne als

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heutzutage. Zum anderen gehe man von einer deutlich stärkeren flexiblen Last aus.

Grundsätzlich gehe man in allen Berechnungen von einem sehr viel großräumigeren

Stromnetz in Europa aus. Die Optimierungsmodelle mit einem Anteil von bis zu 80 %

Erneuerbare Energien gingen von einem Großteil der Windkraftnutzung in Europa

aus. Darüber hinaus gebe es die Photovoltaik, die gegenüber der Windkraft deutlich

weniger Anteil besitze. Der Vorteil der Windkraftnutzung bestehe darin, dass sich die

Auslastung der über Europa verteilten Windenergieanlagen – statistisch betrachtet –

zu einer Form der Grundlast aufrechnen lasse. Somit werde die Windkraft in Europa

in Zukunft die Aufgabe der Mittellastkraftwerke übernehmen. Fusionsanlagen ließen

sich hervorragend zur Abdeckung der Grundlast einbinden. Voraussetzung dafür sei

die Schaffung der technischen Bedingungen, wie der Ausbau der Netze. Er bietet

dem Ausschuss an, diesem Optimierungsmodellrechnungen zukommen zu lassen.

Im Ergebnis entstünde zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der

der Nutzung von Fusionsanlagen kein Widerspruch. Zu der Nachfrage des

Zeitpunktes der Marktreife von Fusionsanlagen führt er an, dass er davon ausgehe,

dass um 2050 weltweit ein großer politischer Druck bestehe, die heute gebauten

großen Kohlekraftwerke zu ersetzen. Dabei werde die Fusion eine wichtige

Bedeutung haben.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm hebt die Tatsache hervor, dass die Kernfusion eine

völlig neue Primärenergiequelle erschließe. Man sehe sich in der Lage, der

Menschheit aus den Rohstoffen Wasser und Lithium eine neue Energiequelle mit

ungeheurem Potential zur Verfügung zu stellen. Der einzig vernünftige Grund,

Fusionsforschung zu betreiben, sei, dass man für zukünftige Generationen

Verantwortung trage. Die Entscheidung zum Einsatz von Fusionsanlagen sei von

zukünftigen Generationen zu treffen. Heute habe man noch kein Energieproblem.

Vielmehr forsche man, um der Menschheit in Zukunft die Möglichkeit zu geben,

selbst zu entscheiden, welche Möglichkeiten man nutzen wolle.

Ref. Prof. Dr.-Ing. Harald Weber vertritt die Auffassung, dass der Stromverbrauch in

Deutschland trotz der Effizienzbemühungen grundsätzlich auf hohem Niveau inner-

halb eines bestimmten Rhythmus (Tag/Nacht) verbleibe. Windkraft- oder Photovol-

taikanlagen produzierten Strom, wenn die natürlichen Rahmenbedingungen dafür

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gegeben seien. Diese Voraussetzungen (ausreichend Wind oder Sonne) deckten

sich nicht in jedem Fall mit den Verbrauchsanforderungen. Vor diesem Hintergrund

müsse man technisch dafür sorgen, ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Dies

könne man bis 2025 durch den Betrieb von konventionellen Kraftwerken ausglei-

chen. Ab dem Jahr 2025 werde man den Ausbau von Energiespeichern massiv vor-

antreiben müssen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien müsse um den Faktor 10

des heutigen Niveaus gesteigert werden, um den zukünftig prognostizierten Energie-

bedarf decken zu können. Fusionskraftwerke würden in erster Linie zur Abdeckung

der Grundlast entwickelt. Zukünftig werde sich jedoch auch die Frage stellen, mit

welchem Energieträger die Mobilität aufrechterhalten werden solle. Er vertrete die

Auffassung, dass sich Wasserstoff als Energieträger durchsetzen werde. Zur Herstel-

lung des Wasserstoffs im industriellen Maßstab eigneten sich Fusionskraftwerke

hervorragend. Spätestens im Jahr 2080 werden die fossilen Energieträger weltweit

verbraucht sein. Bis dahin müsse man technische Lösungen zur alternativen Gewin-

nung von Energie für die Bereiche Strom, Verkehr und Wärme verwirklicht haben.

Vors. Rudolf Borchert zitiert bezüglich des Zeitpunkts der Kraftwerkstauglichkeit von

Fusionsanlagen aus verschiedenen schriftlichen Stellungnahmen der Sachverstän-

digen. Prof. Dr.-Ing. Weber habe darauf verwiesen, dass erste Demonstrations-

anlagen ab 2040 und erste Kraftwerke ab 2050 denkbar seien. Der

Europaabgeordnete Norbert Glante gehe in seiner Stellungnahme hingegen nicht

davon aus, dass die Kernfusion bereits 2050 einen nennenswerten Beitrag zur

Reduktion der CO2-Emissionen leisten könne. Auf lange Sicht werde die

Fusionstechnik allerdings als CO2-freier Energielieferant an Bedeutung zunehmen.

Vor dem Hintergrund der abweichenden Positionen bittet er um eine Einschätzung

zur Industriereife von Fusionsanlagen.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm verdeutlicht, dass das Entwicklungstempo maßgeblich

von der Politik und den Geldgebern bestimmt werde. Sofern man ähnlich wie bei der

Erforschung Erneuerbarer Energien ein Crashprogramm mit 10 bis 15 Mrd. Euro pro

Jahr allein in Deutschland ins Leben gerufen hätte, wäre man längst viel weiter. Im

Moment könne man jedoch nur von einem Forschungsprogramm sprechen. Es

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könne bislang keine Industriestruktur zur Errichtung von Fusionskraftwerken

entwickelt werden.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger verweist zur Beantwortung der Nachfrage auf den

Fahrplan zur europäischen Fusionsenergie. Das erste Demonstrationskraftwerk

werde etwa 2045 bis 2050 zur Verfügung stehen. Zu der Anmerkung von Abg.

Jaeger führt er aus, dass ihm keine Kraftwerksstudie mit einer Leistung von 9 GW

bekannt sei. Alle ihm bekannten Studien gingen von bis zu 3 GW thermischer und 1

bis 1,5 GW elektrischer Energie aus.

Ref. Heinz Smital betont, dass die Kernfusion bis 2050 keine Bedeutung bei der

kommerziellen Erzeugung von Energie haben werde. Innerhalb dieser Zeit würden

sich jedoch die Erforschung und die Effizienzsteigerung der Erneuerbaren Energien

rasant weiterentwickeln. Vor diesem Hintergrund überzeuge es ihn nicht, an einer

Technik zu forschen, die innerhalb der nächsten Jahrzehnte keine Bedeutung mehr

haben werde, während die alternativen Konzepte bereits vorlägen und ausgebaut

werden müssten.

Abg. Rainer Albrecht dankt allen Sachverständigen für die Ausführungen. Er betont

im Namen der SPD-Fraktion, dass das Projekt W7-X für die Region Greifswald und

für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine große Bedeutung habe. Selbstver-

ständlich unterstütze man die Forschung und halte die landesseitigen Zusagen ein.

Ihm erscheine es sinnvoll, parallel zur Erforschung und dem Ausbau der Erneuer-

baren Energien auch die Fusionstechnologie voranzutreiben. Man wisse nicht, ob in

30 oder 50 Jahren die Energieversorgungssicherheit gewährleistet werden könne.

Bei allen Bereichen sei es jedoch von oberster Priorität, die Sicherheitsaspekte in

den Vordergrund zu stellen. Ihn interessierten vor diesem Hintergrund die

Unterschiede zwischen dem ITER-Projekt und der Anlage in Greifswald.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm stellt klar, dass ITER in der Tat eine Anlage sei, mit der

zukünftig Kernfusion betrieben werden könne. Im Gegensatz dazu handle es sich bei

W7-X in Greifswald um eine Anlage zur Erforschung der plasmaphysikalischen

Vorgänge.

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Abg. Johann-Georg Jaeger benennt die von ihm genannte Studie: „Die wahre

Solarkraft - Status und Zukunft der Fusion“. Er vermutet, dass es sich dabei um die

sogenannte McKinsey-Studie handle. In der Studie würden Reaktortypen mit einer

installierten Leistung von 1,5 MW gegenüber Anlagen mit 3 MW verglichen. Er

wiederholt seine Bitte an Prof. Dr. Klinger, dem Ausschuss die erwähnte McKinsey-

Studie zur Verfügung zu stellen. Vor dem Hintergrund der Ausführungen von

Prof. Dr.-Ing. Weber hinsichtlich einer nötigen Verzehnfachung der installierten

Leistung führt er an, dass man momentan 32.000 MW Photovoltaikanlagen und

31.000 MW Windkraftanlagen am Netz habe. Eine Verzehnfachung würde bedeuten,

dass man über eine installierte Leistung von über 600.000 MW spreche. Um 600

TWh zu erzeugen, benötige man etwa 250.000 MW installierte Leistung. Ihm sei

nicht ersichtlich, wie man auf eine benötigte Leistung von über 600.000 MW komme.

Ref. Prof. Dr.-Ing. Harald Weber führt aus, dass er bei dieser Berechnung alle

Energiebereiche (Strom, Verkehr, Wärme, etc.) kumuliert habe.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger verweist auf die Standardreferenzkraftwerksstudien.

Diese gingen von 3 GW thermischer und 1,5 GW elektrischer Leistung aus. Zur

genannten McKinsey-Studie führt er aus, dass er diese nicht zur Verfügung stellen

könne. Die Rechte an der Studie lägen beim Auftraggeber. Er sagt aber zu, Abg.

Jaeger den Kontakt zu vermitteln.

Abg. Jürgen Seidel zieht aus den Vorträgen die Schlussfolgerung, dass die

zukünftige Bereitstellung von Energie in ausreichendem Maße eine gewaltige

Aufgabe sei. Unter diesem Gesichtspunkt sei es nur vernünftig, sich so viele

Optionen wie möglich offen zu lassen.

Abg. Rainer Albrecht unterstreicht die Auffassung von Prof. Dr. Samm, dass die

Grundlagenforschung der Plasmaphysik eine Aufgabe sei, die mit der Verantwortung

für nachfolgende Generationen einhergehe.

Vors. Rudolf Borchert schlägt vor, dass zum Ende jeder der Sachverständigen die

Möglichkeit bekomme, ein kurzes Abschlussstatement vorzutragen.

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Ref. Prof. Dr.-Ing. Harald Weber führt aus, dass die Sicherstellung der Energie-

versorgung die Kernaufgabe der Zukunft darstellen werde. Verantwortung gegenüber

kommenden Generationen bedeute, sich so viele Optionen wie möglich offen zu

halten. Was Mecklenburg-Vorpommern anbelange, so bestehe neben der Tradition

der Plasmaforschung in Greifswald auch die Tradition der elektrischen Versorgung

im Allgemeinen. Hier könne man auf lange Erfahrungen zurückblicken. Mecklenburg

sei als zweite Provinz nach Bayern elektrifiziert worden. Zudem habe die Windkraft

aufgrund der Küstennähe eine besondere Bedeutung für das Land. Er spreche sich

für den massiven Ausbau der Windenergie in der Region aus. In diesem

Zusammenhang müsse ebenfalls massiv an der Bildung und Ausbildung junger

Menschen gearbeitet werden. Er wünsche sich, dass Mecklenburg-Vorpommern

ganz vorne mit dabei sei, wenn es um die Frage der Energiewende gehe.

Ref. Prof. Dr. Ulrich Samm räumt ein, dass Energie grundsätzlich unbegrenzt

vorhanden sei. Bei der Lösung der Energiefrage komme es jedoch nicht auf die

Energie selbst, sondern auf deren Kosten an. Man arbeite, um sich Energie leisten

zu können. Diese Energie setzte man wiederum ein, um die eigene beschränkte

Arbeitsleistung zu erweitern. Wenn der Einsatz, den man leisten müsse, um die not-

wendige Energie zu erhalten, größer sei als der Nutzen, der aus der

Energieerzeugung resultiere, sei diese Herangehensweise sinnlos. Es sei daher

nicht die zentrale Frage, ob Energie vorhanden, sondern wie teuer diese sei. Diese

fundamentale Frage sei sogar physikalisch erklärbar. Energie müsse als

Arbeitskraftverstärker gesehen werden. Der Mensch verfüge über eine dauerhafte

Arbeitsleistung von 100 W. Indem er sich Energie zu Nutzen mache, könne er diese

Arbeitsleistung multiplizieren. Die Frage der Kosten sei allein entscheidend. Weiter

unterstreicht er die Bedeutung der Fusionsforschung für die Menschheit. Er fordert

die politische Unterstützung für das Projekt W7-X ein und beglückwünscht das Land

zu dem entstehenden Zentrum der internationalen Plasmaphysik in Greifswald.

Ref. Prof. Dr. Thomas Hamacher betont, dass es nicht viele Forschungs-

einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern gebe, die forschungspolitisch so

wahrgenommen würden wie die Anlage W7-X. Er prognostiziert, dass Greifswald in

den nächsten Jahren das Zentrum der weltweiten Fusionsforschung werde. Dies

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bedeute im Umkehrschuss eine enorme Stärkung der Position der Region und des

Landes. Darauf könne man stolz sein und die Politik solle diese Entwicklung fördern.

Unabhängig davon müsse Mecklenburg-Vorpommern seine großen Chancen im

Rahmen der Energiewende wahrnehmen. Der Aufbau und Umbau der

Energiewirtschaft sei eine Herausforderung, die Energieforschung selbst eine

andere. Für den ersten Bereich gebe man mittlerweile 17 Mrd. Euro über das EEG

aus. Für die Energieforschung selbst sei man von solchen Beträgen weit entfernt.

Dies in der Diskussion zu vermischen, halte er für unklug.

Ref. Heinz Smital verweist im Zusammenhang mit der Nachfrage, ob eine

Energieversorgung im Jahr 2050 allein durch Erneuerbare Energien möglich sei, auf

die Beantwortung der Frage 70 im Fragenkatalog. Hier seien eine Reihe von Studien,

u. a. vom Sachverständigenrat für Umweltfragen oder dem Deutschen Zentrum für

Luft- und Raumfahrt genannt, die anhand von soliden Berechnungen nahelegten,

dass eine zukünftige Versorgung national wie global durch regenerative

Energiequellen möglich sei. Innerhalb all dieser Szenarien habe die Kernfusion keine

Bedeutung. Weiterhin spricht er sich für eine Umschichtung der Forschungsmittel hin

zum Bereich Erneuerbaren Energien aus.

Ref. Dr. Arthur König sieht in Zukunft den Mix aus verschiedenen Energien als

entscheidend an. Die Kernfusion trage ihren Teil bei. Der Aufbau des Max-Planck-

Instituts und des Projekts W7-X in Greifswald steigere die Attraktivität der Region und

des Landes. Er bittet den Ausschuss um die weitere ideelle und finanzielle

Unterstützung des Projekts.

Ref. Prof. Dr. Thomas Klinger verweist auf den Charakter der Grundlagen- und

Vorsorgeforschung in Greifswald. Nach allen Maßstäben wissenschaftlicher Praxis

habe die Fusionstechnologie das Potential als Energiequelle zur Lösung der

Energiefrage in erheblichem Maße beizutragen. Das Projekt W7-X sei dazu weltweit

ein Schlüsselexperiment. Das Land Mecklenburg-Vorpommern habe das Projekt von

der Gründung des Standortes bis heute stets ausdrücklich und nachhaltig unterstützt.

Er sei dankbar, wenn dies auch zukünftig der Fall sei.

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Vors. Rudolf Borchert zeigt sich beeindruckt vom hohen fachlichen Niveau der

Anhörung. Die Ergebnisse der Beratungen würden die Grundlage für weitere

Diskussionen bilden. Das Thema der Fusionsforschung bleibe auf lange Sicht ein

aktuelles. Er bedankt sich nochmalig bei allen Sachverständigen für die fundierte

Untersetzung der Thematik und beendet die Anhörung.

Ende der Sitzung: 13:41 Uhr

Gu/Sch/Na

Rudolf Borchert Vorsitzender