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Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen Vorlesungsreihe U3L „Soziale Gerontologie“ Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt WS 2005/2006 Lebensqualität aus gerontopsychologischer Sicht Dr. Adelheid Schulz-Hausgenoss

Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

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Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen. Vorlesungsreihe U3L „Soziale Gerontologie“ Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt WS 2005/2006 Lebensqualität aus gerontopsychologischer Sicht Dr. Adelheid Schulz-Hausgenoss. Lebensqualität im Alter. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Vorlesungsreihe U3L „Soziale Gerontologie“

Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt

WS 2005/2006

Lebensqualität aus gerontopsychologischer Sicht

Dr. Adelheid Schulz-Hausgenoss

Page 2: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Lebensqualität im Alter

Biologische Grundlagen des Alterns und dessen Relevanz für die Lebensqualität Lebensqualität und Schmerz im Alter Demenz und Lebensqualität Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität älterer Menschen Lebensqualität durch Früherkennung und Vorsorge gynäkologischer

Tumore einschließlich des Mammakarzinoms Lebensqualität bei betagten, krebskranken Menschen Umweltbedingte Gefährdungen der Lebensqualität im Alter Gesundheitsökonomie im höheren Lebensalter. Beispiel: Hüftgelenkersatz

bei Coxarthrose

Große Popularität des Lebensqualitätskonzeptes:

- Online-Datenbank Medline unter Verwendung des Suchbegriffes „quality of life“: 1966 – 2004: über 44.000 wissenschaftliche Arbeiten publiziert

Page 3: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Was bedeutet „Lebensqualität“?

Welche der folgenden Aussagen trifft Ihre persönliche Vorstellung von Lebensqualität am ehesten?

Gute Lebensqualität bedeutet...a. dass man glücklich ist und keine Sorgen hat.b. dass alle persönlichen Bedürfnisse in Erfüllung gegangen sind.c. einen guten Lebensstandard zu haben.d. sich selbst verwirklichen zu können.e. dass man mit dem eigenen Leben im Großen und Ganzen zufrieden ist.f. vor allen Dingen gute Gesundheit.g. dass man dem eigenen Leben einen Sinn geben kann.h. dass Freiheit und Chancengleichheit herrschen.i. dass man über Kompetenzen verfügt, die einem verhelfen, auch vor dem

Hintergrund ungünstiger Umstände, eigene Ziele erreichen zu können.j. wenn man von der Zukunft Positives erwarten kann.

Page 4: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Gliederung der Vorlesung

1. Definition von Lebensqualität

2. Lebensqualität: objektive und subjektive Komponenten

3. Subjektive Lebensqualität:

1. Kognitive und emotionale Faktoren

2. Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und

Emotionen

3. Wohlfahrtssurvey/SOEP: Ergebnisse

4. Integrative Ansätze von Lebensqualität

5. Gesundheit und Lebensqualität im Alter

Page 5: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Was ist Lebensqualität?

Definitionsbeispiel:

„Lebensqualität ist ein multidimensionales Konzept, das sowohl

materielle wie auch immaterielle, objektive und subjektive,

individuelle und kollektive Wohlfahrtskomponenten gleichzeitig

umfasst und das „Besser“ gegenüber dem „Mehr“ betont.“

Gletzer, W. & Zapf, W. (Hrsg.) (1984). Lebensqualität in der Bundesrepublik: Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden. Frankfurt a. M.: Campus

Page 6: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Vier Dimensionen der Lebensqualität

Subjektives Wohlbefinden

Erlebte LebensqualitätVerhaltenskompetenz

Objektive UmweltLawton et al. 1996

Page 7: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Bestandteile der Lebensqualität (LQ) nach Lawton (1996)

Verhaltenskompetenz:

Sozial-normative Beurteilung der Person im Hinblick auf eine hierarchische Struktur ihrer Funktionstüchtigkeit (Gesundheit, Kognition, Zeitverwendung, Sozialverhalten)

Objektive Umwelt:

Strukturen der Umwelt, die der eigenen Verhaltenskompetenz Opportunitäten bieten bzw. Restriktionen auferlegen (z.B. Aufforderungscharakter für Selbstpflege, Sozialverhalten, Mobilität, etc.)

Page 8: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Bestandteile der Lebensqualität (LQ) nach Lawton (1991)

Wahrgenommene oder erlebte LQ:

Subjektive Bewertungen der eigenen Verhaltenskompetenz mit Blick auf wichtige Bereiche der LQ (z.B. Schmerzempfinden, Selbstwirksamkeit, Angehörige)

Psychologisches oder subjektives Wohlbefinden:

Ergebnis der LQ (Ausmaß der Lebenszufriedenheit in allen Bereichen des gegenwärtigen Lebens)

Page 9: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive Merkmale und subjektive Bewertung der Lebenssituation

Objektive Lebensqualität

Objektive Lebensbedingungen, z.B.,

- Sozioökonomischer Status, Einkommen, Vermögen, Bildung- Funktionaler Status und Gesundheit- Wohnen und Wohnumgebung und Technik- Soziale Beziehungen und Unterstützung- Arbeit und Freizeit, soziales Engagement und Partizipation

Lebensqualität

Subjektive Lebensqualität

Zufriedenheit

Kognitives Wohlbefinden

Glück

EmotionalesWohlbefinden

Negative

Emotionen

Positive

Emotionen

Page 10: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive Faktoren von Lebensqualität I

Historisch zwei Traditionen, Lebensqualität konzeptionell zu

erfassen und zu messen:

1. Ansatz (Skandinavien): „Level of living-approach“ – Konzept der Ressourcen

Lebensqualität als Ausmaß, in dem mobilisierbare Ressourcen zur Verfügung stehen, mit denen Lebensbedingungen in

bewusster Weise und zielgerichtet beeinflusst werden können (Erikson, 1974)

Individuen als aktive und schöpferische Lebewesen, die bei der Zielverfolgung nach Autonomie streben

Ressourcen als Mittel der Zielerreichung und Erweiterung individueller Handlungsspielräume

Page 11: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive Faktoren von Lebensqualität II

Beispiele für Ressourcen: Einkommen soziale Beziehungen psychische und physische Energie Umwelt Gesundheit Infrastruktur

unterliegen nicht der Kontrolle der Individuen

Berücksichtigung objektiver Lebensbedingungen – in der Fremdsicht und durch externe Beobachtung „von außen“ feststellbar als Vorhandensein oder Fehlen handlungsrelevanter Ressourcen

personenbezogene Ressourcen

F9

Page 12: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Aber: Fremd- und Selbstbeurteilung unterscheiden sich nicht selten bei der Beurteilung einer scheinbar identischen objektiven Situation (Filipp, 2001)

Notwendigkeit der Definition von Lebensqualität durch das Individuum selbst (Diener, 2000)

„Kein Mensch kann glücklich sein, der sich nicht selbst dafür hält.“ (Seneca, römischer Philosoph)

Konzept der Lebensqualität setzt immer Werturteil voraus: „Was ist es, was dem Leben Qualität gibt?“

Urteile Experten > Urteile der betroffenen Personen

Page 13: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive Merkmale und subjektive Bewertung der Lebenssituation

Objektive Lebensqualität

Objektive Lebensbedingungen, z.B.,

- Sozioökonomischer Status, Einkommen, Vermögen, Bildung- Funktionaler Status und Gesundheit- Wohnen und Wohnumgebung und Technik- Soziale Beziehungen und Unterstützung- Arbeit und Freizeit, soziales Engagement und Partizipation

Lebensqualität

Subjektive Lebensqualität

Zufriedenheit

Kognitives Wohlbefinden

Glück

EmotionalesWohlbefinden

Negative

Emotionen

Positive

Emotionen

Page 14: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Subjektive Faktoren von Lebensqualität I

2. Ansatz (Amerika): „Lebensqualitätsforschung“

Betonung der Notwendigkeit, subjektive Bewertung objektiver Lebensbedingungen ins Zentrum zu stellen

Aber: zu einfach, subjektive Lebensqualität als allgemeine Zufriedenheit zu betrachten

Subjektive Lebensqualität: kognitive und emotionale Aspekte

Subjektive Lebensqualität mehr als Lebenszufriedenheit

Page 15: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Subjektive Lebensqualität – ausgewählte Konzeptionen

Subjektive Lebensqualität als „psychologisches

Wohlbefinden“ (Ansatz nach Carol Ryff)

Subjektive Lebensqualität als „subjektives

Wohlbefinden“ (Ansatz nach Ed Diener)

Page 16: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Psychologisches Wohlbefinden nach RyffPsychologisches Wohlbefinden (nach Ryff)

Selbst-

akzeptanz

z.B. positive Einstellung gegenüber dem eigenen Selbst und der eigenen

Vergangenheit, Akzeptanz sowohl positiver als auch negativer Seiten der eigenen

Person;

Soziale Beziehungen

z.B. das Vorhandensein zufrieden stellender sozialer Beziehungen, Fähigkeit zur

Empathie, Emotionalität, Intimität und Reziprozität

Autonomie z.B. Fähigkeit zur Selbstbestimmung in der Lebensgestaltung, Autonomie im

Denken und Handeln, Entwicklung intrinsischer Motivation;

Fähigkeit zur Umwelt-gestaltung

z.B. interne Kontrollüberzeugung, die Fähigkeit, externe Ressourcen und

Chancen zu eigenen Bedürfnisbefriedigung nutzen zu können, Gestaltung der

Umwelt den eigenen Normen und Werten entsprechend;

Lebenssinn z.B. das Vorhandensein von Lebenszielen, das Erleben von Sinn sowohl im

alltäglichen als auch im vergangenen Leben;

Personelles Wachstum

z.B. das Gefühl einer kontinuierlichen Entwicklung. Offenheit für neue

Erfahrungen, Verwirklichung eigener Potentiale

Page 17: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Zufriedenheit mit wichtigen

Lebensbereichen

Subjektives Wohlbefinden

Subjektives Wohlbefinden

Negative Emotionen

Positive Emotionen

Globale Lebenszufrie-

denheit

z.B. die

Häufigkeit, die

Dauer und die

Intensität des

Erlebens von

Freude, Genuss,

Glück etc.

z.B. die

Häufigkeit, die

Dauer und die

Intensität des

Erlebens von

Angst, Ärger,

Trauer, Schuld,

etc.

Die an einem oder

mehreren Kriterien

bewertete

Zufriedenheit mit der

Gesamtheit des

Lebens

z.B. die Zufriedenheit

mit dem Einkommen,

der Partnerschaft, der

Familie, der Arbeit,

der Gesundheit, der

Wohnsituation, etc.

Quelle: Diener et al. 2003

Page 18: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Manuela Weidekamp-Maicher, 2005

Gibt es Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden in Abhängigkeit vom Alter?

In welchem Zusammenhang stehen Lebenszufriedenheit im Alter und die Häufigkeit des Erlebens positiver und negativer Emotionen?

Ergebnisse der Studie „Materielles Wohlbefinden im späten Erwachsenenalter und Alter“

Fragebogen M-WM.doc

Page 19: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Emotionales Erleben im Alter

a) Positive Emotionen

Lebensfreude

Glück

Genuss

b) Negative Emotionen

Trauer

Wut oder Ärger

Furcht oder Angst

Page 20: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Häufigkeit des Erlebens positiver und negativer Emotionen in Abhängigkeit vom Alter - Vergleich

der Mittelwerte

2

2,5

3

3,5

4

4,5

5

5,5

6

50-59 60-69 70-79 80-85

Lebensfreude

Glück

Genuss

Trauer

Wut oder Ärger

Angst oderFurcht

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 21: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Korrelationen der Häufigkeit des Erlebens positiver und negativer Emotionen in Abhängigkeit vom Alter

Alter

PE Lebensfreude Korrelation nach Pearson -,113 (*)

Signifikanz (2-seitig) ,022

Glück Korrelation nach Pearson -,104 (*)

Signifikanz (2-seitig) ,040

Genuss Korrelation nach Pearson -,232 (**)

Signifikanz (2-seitig) ,000

NE Trauer Korrelation nach Pearson ,056

Signifikanz (2-seitig) ,268

Wut oder Ärger Korrelation nach Pearson -,264 (**)

Signifikanz (2-seitig) ,000

Furcht oder Angst Korrelation nach Pearson -,069

Signifikanz (2-seitig) ,170

* Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 22: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 23: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 24: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Häufigkeit des Erlebens positiver und negativer Emotionen im Alter – ausgesuchte Forschungsergebnisse

Häufigkeit positiver Emotionen…

Häufigkeit negativer Emotionen…

Rossi & Rossi (1990) … nahm mit zunehmendem Alter leicht ab;

…nahm mit zunehmendem Alter ab (und zwar stärker, als das Erleben positiver Emotionen);

Ferring & Filipp (1995)

… nahm im hohen Alter ab, nicht aber im „jungen“ Alter

… war im hohen Alter höher als im „jungen“ Alter, veränderte sich aber innerhalb eines Untersuchungsjahres;

Smith et al. (1996) … nahm mit zunehmendem Alter ab; insbesondere über 95-jährige berichteten deutlich weniger positive Emotionen

… war unabhängig vom Alter; lediglich Frauen in allen Altersgruppen gaben an, häufiger negative Emotionen zu erleben;

Mroczek & Kolarz (1998)

… nahm nur für extravertierte Männer mit zunehmendem Alter zu;

… nahm nur für verheiratete Männer mit zunehmendem Alter ab;

Carstensen et al. (2000)

… war unabhängig vom Alter; … nahm bis zum Alter von 60 Jahren ab; danach stieg sie leicht an;

Page 25: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen
Page 26: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

SWLS (= Satisfaction with Life Scale)

Nachfolgend finden Sie fünf Aussagen, denen Sie zustimmen oder nicht zustimmen können. Nutzen Sie die Antwortskala von 1 bis 7 um das Ausmaß Ihrer Zustimmung anzugeben. Tragen Sie bei jeder Aussage die von Ihnen gewählte Zahl in das Kästchen ein. Bitte antworten Sie offen und ehrlich.

7 - stimme genau zu6 - stimme zu5 - stimme eher zu4 - weder/noch3 - stimme eher nicht zu2 - stimme nicht zu1 - stimme überhaupt nicht zu

In den meisten Bereichen entspricht mein Leben meinen Idealvorstellungen. Meine Lebensbedingungen sind ausgezeichnet. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Bisher habe ich die wesentlichen Dinge erreicht, die ich mir für mein Leben wünsche. Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich kaum etwas ändern.

Page 27: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 28: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 29: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Quelle: Weidekamp-Maicher, 2005

Page 30: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Die Häufigkeit des Erlebens positiver und negativer Emotionen nimmt im Alter leicht ab

Lebenszufriedenheit wird unabhängiger vom emotionalen Erleben im Alter

Ein Zeichen für bessere Emotionsregulation?

Page 31: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Neue Studie an Universität in Irvineaus (2005):

- Ältere Menschen neigen dazu, negative Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis zu streichen emotionales Wohlbefinden

zunehmende Wichtigkeit

- Merkfähigkeit bzgl. Eindrücken oder Ereignissen von ihrer Bedeutung abhängig

- Jüngere zwischen 18 und 29 Jahren gleich gute Erinnerung an positive und negative Gefühle

- Verhältnis bei über 65-Jährigen gravierend verändert

Ältere Menschen seien deshalb auch besser gelaunt und weniger besorgt

Page 32: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Das Wohlfahrtssurvey (WS)

Instrument zur Messung individueller als auch gesellschaftlicher LQ

Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgruppe Sozialberichterstattung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und der Abteilung Soziale Indikatoren im Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA)

In früherer BRD viermal durchgeführt: 1978, 1980, 1984, 1988; 1990 nur ehemalige DDR; 1993 erstmals Gesamt-BRD; letzte Befragung 1998

Grundgesamtheit: alle Personen der deutschen Bevölkerung in Privathaushalten; älter als 18 Jahre, 1998: 3042 Interviews

Dimensionen des WS: Wohnen, Haushalt, Ehe und Familie, Soziale Netzwerke, Gesundheit, Bildung, Einkommen, gesellschaftliche Beteiligung, Einstellungen und Werte, subjektives Wohlbefinden etc.

Page 33: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Globale Maße subjektiver Lebensqualität- Beispiele aus dem Wohlfahrtssurvey -

Page 34: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Globale Maße subjektiver Lebensqualität- Beispiele aus dem Wohlfahrtssurvey -

ws1998.pdf

Page 35: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter I

Page 36: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter II

Page 37: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter III

Page 38: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter IV

Page 39: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter V

Page 40: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Veränderung subjektiver Lebensqualität im Alter VII

Page 41: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Bestandteile eines „guten Lebens“ aus der Perspektive älterer Menschen

Was gibt dem Leben mehr Qualität?

Was entzieht dem Leben Qualität?

1. Soziale Beziehungen

2. Soziale Rollen und Aktivitäten

3. Solo Aktivitäten

4. Gesundheit

5. psychologisches Wohlbefinden

6. Wohnen und Nachbarschaft

7. finanzielle Sicherheit

8. Unabhängigkeit

1. schlechte Gesundheit

2. schlechtes Wohnen und schlechte

Nachbarschaft

3. schlechte bzw. fehlende soziale

Beziehungen

Was gibt dem Leben mehr Qualität und was entzieht dem Leben Qualität? Antworten auf offene Fragen

Quelle: Vergleichende Untersuchung von Bowling et al. (2004)

Page 42: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Integrative Ansätze

Wie bedeutsam ist es, Ansätze zur

objektiven und subjektiven Lebens-

qualität miteinander zu integrieren?

Page 43: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Integrative Ansätze: LQ als „Input“ und „Output“

Lebensqualität als Input

Jene Bedingungen und Ressourcen, die (vermeintlich) das Wohlbefinden einer Person steigern.

Beispiel: Einrichtung und Ausstattung einer stationären Pflegeeinrichtung

Lebensqualität als Output

Wohlbefinden einer Person, das (möglicherweise) von bestimmten Bedingungen und Ressourcen abhängig ist.

Beispiel: Zufriedenheit eines Bewohners /einer Bewohnerin mit der Einrichtung

Quelle: DZA

Page 44: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Integration subjektiver und objektiver Aspekte von Lebensqualität

Integration subjektiver und objektiver

Aspekte der LQ durch Wohlfahrts-

positionen Kombination guter

Lebensbedingungen mit gutem subjektivem

Wohlbefinden = „Wohlbefinden“

Page 45: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden

Gruppe wird oft von Sozialpolitik übersehen

Page 46: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Gesundheit und Lebensqualität im Alter

WHO-Motto bei Gründung:

„Add years to life“

WHO-Motto seit ca. 20 Jahren:

„Add life to years“

Page 47: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Zunahme chronischer Erkrankungen

Verlängerung der Lebenszeit bei chronischen Erkrankungen

Ergebnis:

- stärkere Berücksichtigung der allgemeinen Lebenssituation bei medizinischen

Behandlungen

- Erweiterung des Gesundheitsbegriffes um personelle, soziale und materielle Ressourcen

- Auswirkungen von Erkrankungen auf andere Lebensbereiche, z.B. soziale Beziehungen

oder die materielle Lebenslage

„Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens

und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“ (WHO 1948)

Bedeutung subjektiver Indikatoren gesundheitlicher Lebensqualität im Alter

Page 48: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Bedeutung subjektiver Indikatoren gesundheitlicher Lebensqualität

- Erweiterung des klinisch erfassten Gesundheitszustandes um subjektive

Wahrnehmung, Bewertung des Gesundheitszustandes und des

Wohlbefindens

- Erfassung der relevanten Sichtweise der Betroffenen (z.B. für

Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen oder die Compliance)

- Berücksichtigung selbstberichteter gesundheitsbezogener Lebensqualität

(HRQoL) ist ein Schritt hin zu einer stärkeren Partizipation des Betroffenen

bei Behandlungsentscheidung und –bewertung.

Page 49: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Gesundheit und Lebensqualität im Alter - Ergebnisse

Höherer Stellenwert der Gesundheit im Alter – Gesundheit wird zur

Prädisposition für ein gutes Leben

Relativität der Gesundheit – Gesundheit ist im Alter mehr als das physische Wohl

einer Person. Eine gute Gesundheit beinhaltet neben der physischen Gesundheit auch

den adäquaten Umgang mit Einschränkungen und Behinderungen sowie die Fähigkeit,

trotz körperlicher Einbußen ein zufrieden stellendes Leben führen zu können.

Große Bedeutung subjektiver Gesundheit im Alter – subjektive

Gesundheit gewinnt im Alter an Bedeutung für die Einschätzungen subjektiver

Lebensqualität.

Page 50: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Objektive und subjektive Gesundheit

Objektive Gesundheit Subjektive Gesundheit

Objektive Gesundheit bezieht sich auf

messbare und beobachtbare Funktionen

sowie das gesamte Spektrum der

medizinischen Diagnosen.

Subjektive Gesundheit stellt die erlebten

und selbst wahrgenommenen Aspekte der

körperlichen und geistigen Verfassung

sowie das subjektive Urteil darüber dar.

Page 51: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Zufriedenheit mit der Gesundheit nach Alter

7

5,9

6

5,8

5,5

5,3

6,8

5,5

5,7

5,2

4,8

4,7

0 1 2 3 4 5 6 7 8

17-59

60-64

65-69

70-74

75-79

80-99

Einschätzung auf einer Skala von 0 (=ganz und gar unzufrieden) bis 10 (=ganz und gar zufrieden), Quelle: SOEP 2002

Deutschland Ost

Deutschland West

SOEP

Page 52: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Subjektive Gesundheit im Alter - Deutschland West

13

13

45

29

23

18 17

10

30

41

47 47

43 44

20

24

28 28

2

6 58

11

15

333

10

22

0

10

20

30

40

50

17-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-99

Subjektive Einschätzung des Gesundheitszustandes von sehr gut bis schlecht, Anteile in Prozent, Deutschland West, Quelle: SOEP 2002

zufrieden stellend

weniger gut

schlecht

gut

sehr gut

Page 53: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Weitere Auswirkungen gesundheitlicher Beeinträchtigung nach Alter

17

14 13 14 15

21

9

21 22 22

27

34

68 9 9

12

18

0

5

10

15

20

25

30

35

40

17-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-99

Subjektive Einschätzung, Anteile in Prozent, Deutschland West, Quelle: SOEP 2002

körperliche Schmerzen in den letzten 4 Wochen

niedergeschla- gen in den letzten 4 Wochen

Einschränkungen sozialer Kontakte wegen Auswirkungen von Krankheit

Page 54: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Bedeutung subjektiver Gesundheit für Lebensqualität im Alter - Zusammenfassung

- Zentralität von Gesundheit in Selbstdefinition und Selbstkonzept nimmt im Verlauf der zweiten

Lebenshälfte kontinuierlich zu (Staudinger et al. 1996, Freund 1995, Kuin et al. 2001)

- Subjektiver Gesundheitszustand hat immer mehr Einfluss darauf, wie Menschen ihr Altern

erleben und gestalten. Je schlechter eigener Gesundheitszustand erlebt wird, umso mehr wird

Altern als psychophysischer Verlust erlebt (Steverink & Timmer 2001)

- Subjektive Gesundheit hat sich als sensitiver Indikator für Mortalität erwiesen (BOLSA, BASE).

- Im hohen Alter zeigen objektive und subjektive Gesundheitsindikatoren unterschiedliche

Verläufe: subjektive Gesundheit stabilisiert sich trotz eines sich verschlechternden objektiven

Gesundheitsstatus (BASE).

Page 55: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Vorschau

Besondere Belastung des hohen Alters

Psychische Erkrankungen (z.B. Demenz, Depressionen, Ängste)

ausgeprägte Auswirkungen auf die subjektive Lebensqualität

Page 56: Lebensqualität im Alter unter besonderer Berücksichtigung psychischer Erkrankungen

Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

-Seit 1984 jährliche Wiederholungsbefragung

- 2004: 12000 Haushalte mit ca. 24000 Personen

- Themen:- Haushaltszusammensetzung- Erwerbs- und Familienbiographie- Erwerbsbeteiligung- Berufliche Mobilität- Einkommensverläufe- Gesundheit und Lebenszufriedenheit

Folie 53