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Legende Tiger 1 „Tiger!“ Ein Ausruf, der unter sowjetischen Soldaten seit 1942 und in den Truppen der britischen und amerikanischen Streit- kräfte seit der alliierten Landung in der Normandie 1944 Angst und Schrecken verbreitete. Wie konnte ein einzelner deutscher Kampfpanzer, von dem auch vergleichsweise nur wenige gefer- tigt worden sind, derartig Angst und Schrecken unter Deutsch- lands Gegnern hervorrufen? Vorgeschichte Das Deutsche Reich hatte bereits vor dem Ausbruch des 2. Welt- krieges an der Entwicklung schwerer Panzer arbeiten lassen, welche die mittleren Panzer Panzerkampfwagen III und Pan- zerkampfwagen IV unterstützen sollten. Die geringe Kampf- kraft potentieller gegnerischer Panzer, der Glaube an die Über- legenheit der eigenen Taktiken und die geringen industriellen Ressourcen zum Bau eines derartigen Fahrzeugs ließen jedoch die Entwicklung nur sehr langsam vorangehen. Somit stand die Panzertruppe der Wehrmacht bei Kriegsausbruch 1939 mit dem kurzrohrigen Panzerkampfwagen IV als schwerstem Kampf- panzer im Gefecht. Der T-34 und KW – Schock Von Beginn des Einmarsches in der Sowjetunion ab 22. Juni 1941, Unternehmen Barbarossa, an, traf die Wehrmacht jedoch überraschend auf äußerst kampfstarke sowjetische Gegner, die in keiner Weise eine so leichte Beute wie die veralteten briti- schen und französischen Typen aus dem Westfeldzug darstell- ten. Die neuen sowjetischen Typen wie der mittlere Panzer T-34 und der schwere Panzer KW-1 stellten harte Gegner dar, denen kaum ein Panzer III/IV oder eine deutsche Panzerabwehr-Ka- none gewachsen war. Nur die 8,8 cm Flugabwehr-Kanone im Erdkampfeinsatz konnte diese neuen Typen knacken.

Legende Tiger 1 - TANKOGRAD Publishing · 2008. 4. 4. · welche die mittleren Panzer Panzerkampfwagen III und Pan-zerkampfwagen IV unterstützen sollten. Die geringe Kampf-kraft

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Page 1: Legende Tiger 1 - TANKOGRAD Publishing · 2008. 4. 4. · welche die mittleren Panzer Panzerkampfwagen III und Pan-zerkampfwagen IV unterstützen sollten. Die geringe Kampf-kraft

Legende Tiger 1„Tiger!“ Ein Ausruf, der unter sowjetischen Soldaten seit 1942 und in den Truppen der britischen und amerikanischen Streit-kräfte seit der alliierten Landung in der Normandie 1944 Angst und Schrecken verbreitete. Wie konnte ein einzelner deutscher Kampfpanzer, von dem auch vergleichsweise nur wenige gefer-tigt worden sind, derartig Angst und Schrecken unter Deutsch-lands Gegnern hervorrufen?

Vorgeschichte

Das Deutsche Reich hatte bereits vor dem Ausbruch des 2. Welt-krieges an der Entwicklung schwerer Panzer arbeiten lassen, welche die mittleren Panzer Panzerkampfwagen III und Pan-zerkampfwagen IV unterstützen sollten. Die geringe Kampf-kraft potentieller gegnerischer Panzer, der Glaube an die Über-legenheit der eigenen Taktiken und die geringen industriellen Ressourcen zum Bau eines derartigen Fahrzeugs ließen jedoch

die Entwicklung nur sehr langsam vorangehen. Somit stand die Panzertruppe der Wehrmacht bei Kriegsausbruch 1939 mit dem kurzrohrigen Panzerkampfwagen IV als schwerstem Kampf-panzer im Gefecht.

Der T-34 und KW – Schock

Von Beginn des Einmarsches in der Sowjetunion ab 22. Juni 1941, Unternehmen Barbarossa, an, traf die Wehrmacht jedoch überraschend auf äußerst kampfstarke sowjetische Gegner, die in keiner Weise eine so leichte Beute wie die veralteten briti-schen und französischen Typen aus dem Westfeldzug darstell-ten. Die neuen sowjetischen Typen wie der mittlere Panzer T-34 und der schwere Panzer KW-1 stellten harte Gegner dar, denen kaum ein Panzer III/IV oder eine deutsche Panzerabwehr-Ka-none gewachsen war. Nur die 8,8 cm Flugabwehr-Kanone im Erdkampfeinsatz konnte diese neuen Typen knacken.

Jochen Vollert
tankograd
Jochen Vollert
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Dieser „T-34 und KW-Schock“ überraschte die deut-sche Heeresleitung und die sofortige Fertigstellung eines schweren deutschen Panzers, ausgestattet mit der 8,8 cm Kanone, wurde gefordert, um den russischen Panzern Herr zu werden. Gleichzeitig sollte die Panzerung so stark sein, dass auch zukünftige gegnerische Panzerkanonen sie nicht durchschlagen können sollten. Es wurden daher enorme Anstrengungen unternommen, solch ein Fahrzeug der kämpfenden Truppe schnell zur Verfügung zu stellen. Die Ingenieure bei Henschel arbeiteten Tag und Nacht um schon ein Jahr später, im April 1942, einen ersten Proto-typen vorzustellen: der Panzerkampfwagen VI TIGER I war geboren!

Der TIGER I – Raubkatze mit Schwachstellen

Der enorme Druck, in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr ein komplett neues Kampffahrzeug auf die Beine stellen zu müssen, sowie die hohen Anforderungen an Kampfkraft und Panzerung, führten beim TIGER I zu einem Entwurf, der zwar enorm schlagkräftig und sehr gut geschützt war, leider aber viele technische Probleme hatte und ein enormes Gewicht von 56 Tonnen aufwies, was seine Fähigkeiten im Gelände sehr einschränkte, obwohl er mit einem 700 PS starken Maybach Benzinmotor aus-gestattet war. Die 8,8 cm Bordkanone konnte es jedoch mit jedem Gegner aufnehmen und die bis zu 10 cm starke Stahlpanzerung war jedem Feind gewachsen.

TIGER I – Sieger im Panzerkampf

Der erste Kampfeinsatz des TIGER I erfolgte an der Ost-front bei Leningrad im August 1942 bei der schweren Pan-zerabteilung 502. Den Schwerpunkt der Kämpfe erlebte der TIGER I jedoch nach der alliierten Landung in der Normandie im Sommer 1944. Hier konnte er seine enor-me Schlagkraft effektiv einsetzen. Von der alliierten Seite wurde bald kalkuliert, dass man etwa fünf amerikanische Sherman Panzer verlieren würde, sobald ein TIGER auf-tauchte, bevor Gegenmaßnahmen effektiv würden! Die

Neben den Kämpfen in der Normandie ab Juni 1944, bewährte

sich der Tiger auch an allen Schwerpunkten der Ostfront. Das

Schachtellaufwerk zeigte sich jedoch anfällig bei starkem Schnee.

Am Turmheck des Tiger I befindet sich eine Luke für die Turmbesatzung. Hier werden gerade “Acht-Acht”

Granaten verladen. Beim genauen Hinsehen ist am Turm der sogenannte “Zimmerit” Belag zu erkennen,

der das Anbringen von Haftminen verhindern sollte.

Jochen Vollert
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Überlebenschance einer britischen Cromwell- oder ame-rikanischen Sherman-Panzerbesatzung war demnach sehr gering, so denn ein TIGER direkt vor ihnen auftauchte.

Bewertung des TIGER I

Der deutsche Kampfpanzer TIGER I war extrem gut be-waffnet, sehr gut gepanzert und konnte in den Händen einer geübten Besatzung Angst und Schrecken unter den Gegnern verbreiten. Der TIGER litt jedoch an seinem ho-hen Gewicht, was ihn sehr schwerfällig machte, vor allem aber an der Tatsache, dass nur 1.354 Stück produziert wer-den konnten. Sein Einfluss auf das direkte Kriegsgesche-hen war örtlich begrenzt, er konnte somit nicht zum besten Panzer des 2. Weltkrieges werden. Der Ruf des TIGER kann also in der Kombination Kampf-kraft, Beweglichkeit und taktischem Einfluss nicht punk-ten. Für jeden sowjetischen, amerikanischen oder briti-schen Panzerkommandanten jedoch, der diesem deutschen Koloss im Kampf begegnete, zählten Statistiken wenig – Der Ausruf „TIGER!“ bedeutete einen überlegenen Geg-ner und meist hohe eigene Verluste!

Auch beim Deutschen Afrikakorps fanden Tiger I, wenn auch nur in geringer Stückzahl, Verwendung.

Aufmunitionieren im eisigen Winter an der Ostfront. Die 8,8 cm Panzergranaten für die Hauptbewaffnung des Tiger I waren jedem auftretenden Panzergegner des 2. Weltkriegs in der Durchschlagsleistung gewachsen - die Alliierten hatten nichts gleichwertiges aufzubieten.

Text: Jochen VollertFotos: Archiv Jochen Vollert

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