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Lehrstuhl für Versicherungswirtschaft und Sozialsysteme I. Finanzintermediäre Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte Finanzintermediäre und ihre Aufgaben Veranstaltungsgliederung 27.04.2011 Versicherungsmanagement 1

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I. Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

Finanzintermediäre und ihre Aufgaben

Veranstaltungsgliederung

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Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

Andere Wirtschaftssubjekte beabsichtigen, zum gleichen Zeitpunkt weniger Geld auszugeben als

ihnen aktuell zur Verfügung steht. Der Geldüberschuss soll möglichst ertragbringend in zukünftige

Perioden transferiert werden.

→ Investitionsbedarf von Geldgebern

Zeitpunkt t0 t1

Einkommen 100 100

Geplante Ausgaben 80 120

Saldo -20 +20

I. Finanzintermediäre: Grundprobleme

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Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

In geldwirtschaftlich organisierten Marktsystemen kommt es immer wieder zu dem Problem, dass

einige Wirtschaftssubjekte mehr Geld zur Beschaffung von Produktionsfaktoren oder zum

Konsum ausgeben wollen, als ihnen zur Verfügung steht.

→ Finanzierungsbedarf von Geldnehmern

Zeitpunkt t0 t1

Einkommen 100 100

Geplante Ausgaben 120 80

Saldo -20 +20

I. Finanzintermediäre: Grundprobleme

27.04.2011

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Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

t0: 20

t1: 20Geldnehmer Geldgeber

t0: 60

t1: 60

t0: 10

t0: 10

t0: 40

Geldnehmer

Geldgeber

t0: 60

t1: 60

t0: 20

t0: 30

t0: 10

Geldgeber

Geldnehmer

I. Finanzintermediäre: Grundprobleme

27.04.2011

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Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

Auf vollkommenen Finanzmärkten ohne Transaktionskosten und Informationsprobleme sind

Finanzintermediäre überflüssig.

Geldgeber schließen vollständige schriftliche Verträge, die alle kooperationsrelevanten Inhalte

genau festlegen und im Zweifelsfall von Gerichten durchgesetzt werden können.

→ Aufgrund welcher Marktwiderstände bzw. Friktionen werden Finanztransaktionen über

Finanzintermediäre abgewickelt?

I. Finanzintermediäre: Grundprobleme

27.04.2011

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Finanzintermediäre

Grundprobleme nicht organisierter Finanzmärkte

Informationsprobleme

– Wer sind geeignete Marktpartner?

– Wie verlässlich sind meine Vertragspartner?

– Wie sehen angemessene (Zins-)Konditionen aus?

Stückelungsprobleme

– Die jeweiligen Anlage- und Finanzbedarfe der Parteien passen nicht perfekt überein.

Fristenprobleme

– Die jeweiligen Anlage- und Finanzhorizonte der Parteien passen nicht perfekt überein.

Risikoprobleme

– Wie wahrscheinlich ist die Rückzahlung der Finanzmittel?

• Welche Eigenschaften hat der Geldnehmer?

• Wie entwickelt sich das Marktumfeld (allg. Wirtschaft, Zinsen,…)

I. Finanzintermediäre: Grundprobleme

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Finanzintermediäre

Transaktionen auf rein archaischen Finanzmärkten sind mit einer Reihe von Problemen und

Transaktionskosten verbunden.

Finanzintermediäre oder allgemein „Finanzdienstleister“ sind Institutionen, die die Durchführung

von Finanztransaktionen zwischen potentiellen Geldgebern und Geldnehmern erleichtern und bei

der Bewältigung der genannten Probleme unterstützen.

→ In welcher Art und Weise können Finanzintermediäre tätig werden?

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

1. Finanzintermediäre im weiteren Sinne

Der Finanzintermediär im weiteren Sinne (sog. „Matchmaker“) unterstützt die originären

Geldgeber und Geldnehmer bei ihren Finanztransaktionen u.a. durch

Geldnehmer Geldgeber

Matchmaker

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

2. Finanzintermediäre im engeren Sinne

Der Finanzintermediär im engeren Sinne (sog. „Marketmaker“) tritt einerseits als Geldgeber und

andererseits als Geldnehmer auf.

Durch den „Marketmaker“ wird eine ggf. unmittelbare Transaktion zwischen Geldgeber und

Geldnehmer durch zwei eigenständige Vertragsverhältnisse ersetzt.

Geldnehmer Geldgeber

Marketmaker

t0: 20

t1: 20

t0: 20

t1: 20

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Aufgabe 1:

Finden Sie jeweils zwei Beispiele für:

– Finanzintermediäre im weiteren Sinne („Matchmaker“)

– Finanzintermediäre im engeren Sinne („Marketmaker“)

Aufgabe 2:

Sind Versicherungen Finanzintermediäre im engeren Sinne? Inwieweit unterscheiden sich

Finanztransaktionen, die über Banken bzw. Versicherungen abgewickelt werden?

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Aufgabe 1:

Matchmaker:

Marketmaker:

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Aufgabe 2:

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im engeren Sinne

Informationsbedarfstransformation

– Finanzintermediären stehen mit einer Vielzahl von Geldgebern und -nehmern in Kontakt, so

dass geeignete Transaktionspartner leichter gefunden werden können.

– Da Finanzintermediäre gegenüber Geldnehmern anspruchsberechtigt und

aufsichtsrechtlichen Regelungen unterworfen sind, führen diese Bonitätsprüfung durch, so

dass sich der Informationsbedarf der Geldgeber reduziert.

– Finanzintermediäre unterliegen Publizitätsvorschriften. Dadurch können sich originäre

Geldgeber und -nehmer leichter über marktgerechte bzw. risikoadäquate Konditionen

informieren.

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im engeren Sinne

Losgrößentransformation

– Finanzintermediäre sind - in gewissen Grenzen - sehr flexibel in Bezug auf

Transaktionsvolumen.

– Durch den Geld- bzw. Interbankenmarkt können kurzfristige Über- und Unterdeckungen

ausgeglichen werden.

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Finanzintermediäre

Losgrößentransformation

Geldnehmer GeldgeberMarketmaker

t0: 30

t1: 30

t0: 10

t1: 10

Geldnehmer GeldgeberMarketmaker

t0: 20

t1: 20

t0: 40

t1: 40

t0: 20 t1: 20 Geld- bzw. Interbankenmarkt

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im engeren Sinne

Fristentransformation

– Banken und Finanzintermediäre sind bereit, Beträge von Geldgebern für andere Fristen

entgegenzunehmen als sie den Geldgebern überlassen.

– Beispiele:

• Banken: Einlagen sind täglich oder innerhalb von drei Monaten verfügbar während

Kredite i.d.R. längerfristig gewährt werden.

• Lebensversicherer: Sehr langfristige Investitionsmöglichkeiten für Geldgeber bei

Kapitallebens- oder Rentenversicherungen (5-50 Jahre), Anlage der Kundengelder in

kurzfristigere Investments (0-30 Jahre).

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Aufgabe 1.4

Welche Risiken resultieren für Finanzintermediäre i.e.S. aus der Fristentransformation?

Aus der Fristentransformation resultiert ein erhebliches

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im engeren Sinne

Risikotransformation

– Risikodiversifikation: Durch die Zusammenfassung vieler Transaktionen mit

unterschiedlichen Geldnehmern wird das Verlustrisiko (Ausfallrisiko) eines einzelnen

Geldgebers begrenzt.

– Intermediärhaftung: Da der Finanzintermediär im Rahmen seines Eigenkapitals über eine

gewisse Haftungsmasse verfügt und/oder externe Haftungsträger (wie

Sicherungseinrichtungen oder der Staat) für die Verbindlichkeiten des Finanzintermediärs

einstehen wird das Ausfallrisiko des Geldgebers reduziert.

– Risikoselektion und -gestaltung: In Folge ihrer Spezialisierung können Finanzintermediäre

geeigneter Vertragspartner auswählen und darüber hinaus Risiken durch Sicherungs- und

Kontrollmaßnahmen begrenzen.

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Finanzintermediäre

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte bei Banken und Versicherungen

Quellen: GDV, Jahrbuch 2010

I. Finanzintermediäre und Ihre Aufgaben

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im weiteren Sinne

Die Geschäftstätigkeit von Finanzintermediären im weiteren Sinne bezieht sich auf

Dienstleistungen, die den unmittelbaren Abschluss von Finanzkontrakten zwischen originären

Geldgebern und -nehmern einfacher und kostengünstiger ermöglichen.

Zentrale Dienstleistungen sind:

– Vermittlung

– Informationsbereitstellung

– Risikoübernahme

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im weiteren Sinne

Vermittlungsleistungen

– Arten von Vermittlungsleistungen:

a) Herbeiführung eines unmittelbaren Vertrages zwischen Geldnehmern und -gebern

→ Finanzmakler, Kredit- und Versicherungsvermittler, Vertriebsorganisationen

b) Übertragung bereits existierender Ansprüche von einem bisherigen auf einen neuen

Anleger

→ Wertpapiermakler und -börsen

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Finanzintermediäre

Grundfunktionen von Finanzintermediären im weiteren Sinne

Informationsleistungen

– Finanzintermediäre stellen Informationen bezüglich der Qualität und Existenz potentieller

Geldnehmer sowie verschiedener Anlagemöglichkeiten bereit:

Risikoübernahmeleistungen

– Spezialisierte Finanzintermediäre übernehmen gewisse Risiken von Finanztransaktionen:

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