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Leitfaden familiäre Hypercholesterinämie Ärzteflyer

Leitfaden familiäre Hypercholesterinämie

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Page 1: Leitfaden familiäre Hypercholesterinämie

Leitfaden familiäre HypercholesterinämieÄrzteflyer

Page 2: Leitfaden familiäre Hypercholesterinämie

1. Familiäre Hypercholesterinämie

Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine angeborene Störung des Lipidstoff-wechsels, die durch eine ausgeprägte Er-höhung des LDL-(„low density-Lipopro-tein)-Cholesterins im Plasma von Kindheit an und frühzeitige Manifestation einer ko-ronaren Herzkrankheit charakterisiert ist. Mit einer Prävalenz von 1:300 ist die FH eine der häufigsten genetischen Erkran-kungen. Sie geht mit rasch fortschreiten-der Arteriosklerose einher. Bei Männern beträgt das kumulative Risiko für eine ma-nifeste koronare Herzkrankheit 90 Prozent bis zum 60. Lebensjahr. Die FH führt somit im Mittel zu einem Verlust von 15 bis 21 Lebensjahren! Weitaus häufigste Ursachen der FH sind Mutationen des LDL-Rezep-tors, in seltenen Fällen liegen der FH Muta-tionen des Apolipoprotein B oder des PCSK9 (Proprotein convertase subtilisin/kexin type 9 oder anderer Gene) zugrunde. Eine FH sollte in Erwägung gezogen wer-den, wenn das LDL-C 190 mg/dl über-steigt, Sehnenxanthome vorliegen oder die Hälfte der Verwandten ersten Grades ebenfalls erhöhtes LDL-C haben.

2. FH ALERT

In Deutschland ist die Diagnoserate der FH gering, sie wird auf höchstens 5 Pro-zent beziffert. FH-Patienten sind also un-terdiagnostiziert und werden oftmals nicht ausreichend behandelt. Dabei haben Re-

gisterdaten aus den Niederlanden ge-zeigt, dass eine frühzeitige und effektive Behandlung das der FH zugeordnete kar-diovaskuläre Risiko praktisch vollständig eliminieren kann. Wir haben zusammen mit der Amgen GmbH die Initiative FH ALERT ins Leben gerufen mit dem Ziel, Patienten mit FH zuverlässig zu identifizie-ren. Wird in einer Blutprobe eines Ihrer Patienten im Labor ein erhöhter Wert für LDL-C festgestellt, erhalten Sie zusätzlich zum üblichen Laborbericht einen erwei-terten, separaten Befund. Dieser weist wöchentlich auf ein erhöhtes FH-Risiko aller Patienten mit kritischem Wert hin und beschreibt weiterführende Diagnosemög-lichkeiten und Therapieoptionen. Wir wol-len Sie auf diese Weise dabei unterstüt-zen, Ihre Diagnostik noch effektiver zu gestalten. Ihr Vorteil: Ihre alltäglichen Ar-beitsabläufe bleiben bestehen.

3. Wie identifiziere ich eine familiäre Hypercholesterinämie?

3.1 Identifikationskriterien FH

Um einen Verdacht auf familiäre Hyper-cholesterinämie weiter zu verfolgen, bietet sich für Personen über 18 Jahren zunächst der FH Score (www.synlab.de/fhscore) an: Dieser folgt der Empfehlung des Konsen-sus der Europäischen Atherosklerose- Gesellschaft und beruht auf den Dutch-Li-pid-Clinic-Network-Diagnosekriterien. Der

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FH Score bestimmt aus zehn klinischen Kriterien, ob eine FH unwahrscheinlich, möglich, wahrscheinlich oder klinisch ge-sichert ist. Auch eine manuelle Berech-nung ist möglich.

Um die Wahrscheinlichkeit einer FH zu be-rechnen, addieren Sie bitte die höchste Punktzahl in jeder der Kategorien A bis D (Familienanamnese, Anamnese, Körperli-che Untersuchung, LDL-C). Bei Kindern mit erhöhten Cholesterinwerten können Sie den FH Score nicht anwenden. Bitte weisen Sie die Eltern auf das erhöhte FH-Risiko in der Familie hin und empfehlen Sie ein reverses Kaskadenscreening.

Der Nachweis einer funktionell relevanten Mutation sichert die Diagnose. Patienten mit Mutation haben gegenüber denen ohne Mutation bei vergleichbaren Choles-terinwerten ein vierfach erhöhtes kardio-vaskuläres Risiko. Deswegen kann die Ge-netik bei der optimalen Therapieent- scheidung helfen.

Die Gesamtpunktzahl bedeutet:

• 9 und mehr Punkte FH definitiv (Genetische Diagnostik indiziert und dringend empfohlen);

• 6 bis 8 Punkte FH wahrscheinlich (Genetische Diagnostik indiziert);

• 3 bis 5 Punkte FH möglich (Indikation für die geneti-schen Diagnostik von der klinischen Situation abhängig);

• 2 und weniger Punkte FH unwahrscheinlich.

3.2 Genetische UntersuchungenDie Genanalyse auf FH ist eine diagnosti-sche Untersuchung nach dem Gendia-gnostikgesetz (GenDG). Sie bedarf der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung der Patientin/des Patienten und kann von jedem Arzt angefordert werden. Geneti-sche Untersuchungen belasten das La-borbudget Ihrer Praxis nicht.

Kriterium PunkteA. Familienanamnese

• Verwandter ersten Grades mit frühzeitiger kardiovaskulärer Erkrankung (< 60 Jahre) oder LDL-C > 190 mg/dl ja / nein 1

• Verwandter ersten Grades mit Xanthomen oder Arcus lipoides (< 60 Jahre) oder Kinder unter 18 Jahren mit LDL-C > 190 mg/dl ja / nein 2

B. Anamnese

• frühzeitige (< 60 Jahre) koronare Herzkrankheit ja / nein 2• frühzeitige (< 60 Jahre) kardiovaskuläre Erkrankung oder peri- phere arterielle Verschlusskrankheit ja / nein 1

C. Körperliche Untersuchung

• Sehnenxanthome ja / nein 6• Arcus lipoides (< 45 Jahre) ja / nein 4D. LDL-C (unbehandelt)

• > 325 mg/dl (> 8,4 mmol/l) ja / nein 8• 251-325 mg/dl (6,5 - 8,4 mmol/l) ja / nein 5• 191 - 250 mg/dl (5,0 - 6,4 mmol/l) ja / nein 3• 155 - 190 mg/dl (4,0 - 4,9 mmol/l) ja / nein 1

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Klinischer Verdacht auf FH

FH Score

6 und mehr Punkte

Genetische Untersuchungindiziert

Weniger als 6 Punkte

FH möglich: gegebenenfalls weitere differentialdiagnostisch Abklärung sinnvoll

Literatur1. Klose G, Laufs U, März W et al. (2014) Familial hypercholesterolemia: developments in diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int111:523–529. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0523 2. März W, Grammer TB, Delgado G et al. (2017) Angeborene Störungen im Lipoproteinstoffwechsel. Herz online ahead of print. DOI: 10.1007/s00059-017-4578-x. 3. Khera AV, Won HH, Peloso GM et al. (2016) Diagnostic yield and clinical utility of sequencing familial hypercholesterolemia genes in patients with severe hypercholesterolemia. J Am Coll Cardiol 67:2578–2589. DOI: 10.1016/j.jacc.2016.03.520.

In Zusammenhang mit genetischen Analysen soll nach GenDG der Patientin/dem Pa-tienten eine genetische Beratung angeboten werden. Zur Durchführung der geneti-schen Beratung sind Fachärzte für Humangenetik und alle Ärzte, die die Qualifikation zur fachgebundenen genetischen Beratung haben, berechtigt.

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Stand 02/2021 2021

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