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Leseprobe OuterSpace klein - aladin-verlag.de · Lebt euer Leben so, ... gerade fürs Wochenende in Michigan. ... »Ja.« »Er hat mir gesagt, dass er heute auch kommen würde

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Wenn also interplanetarische Reisen – Reisen zwischen Sternen und

verschiedenen Sonnensystemen – tatsächlich für intelligente Lebe-

wesen möglich wären, warum haben uns Außerirdische dann immer

noch nicht besucht? Vielleicht ist es aber auch schon passiert, viel-

leicht sind sie genau in diesem Augenblick hier, wir können sie bloß

nicht wahrnehmen. Oder wir sind noch nicht von ihnen entdeckt

worden. Vielleicht sind wir auch allein. Oder wir sind die Mühe

schlicht nicht wert, dass man uns besucht. Also, worauf wartet ihr?

Lebt euer Leben so, dass es sich lohnen würde, Lichtjahre zurück-

zulegen, nur um mit euch abzuhängen.

Michael Stevens (Vsauce), Angesehener Typ im Internet

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Ich spiele Bier-Pong in Kyle Dortons Garten, und das betrunkene

Mädchen aus Perrysburg fängt ganz ohne Vorwarnung an, mir das

Gesicht zu bemalen. Sie hat sich Teile ihres Cocktails über den BH

gekippt, ihr Atem riecht ein bisschen nach Erbrochenem und sie

hat einen wahnsinnig konzentrierten Blick, als wäre sie Picasso per-

sönlich. Als sie fertig ist, klappt sie ihren Schminkspiegel auf, damit

ich’s mir anschauen kann.

»Du bist eine Schmusekatze«, sagt sie. Ich kann mich in ihrem

kleinen Spiegel nicht erkennen, aber ich vertraue ihr einfach mal.

Ich bin also eine Schmusekatze und versenke meinen Ball im

letzten Becher. Damit haben Andy und ich drei Siege in Folge

ein gestrichen. Keine Meisterleistung – Gabe und Kaitlyn haben

so wieso nicht aufgepasst; sie waren zu sehr damit beschäftigt, sich

für das Perrysburg-Mädchen als Leinwand zur Verfügung zu stel-

len. Außerdem haben sie Bier-Pong heute zum ersten Mal gespielt.

Genau genommen haben sie heute auch zum ersten Mal Alkohol

getrunken, woran Kaitlyn uns ununterbrochen erinnert.

»Wer will als Nächstes?«, frage ich.

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Es ist Anfang November und dafür ungewöhnlich warm. Wie

so ziemlich alle auf der Party, habe ich deshalb auch bloß meine

Unterhose an und bin mit Leuchtfarbe bemalt. Madeline Fisher hat

mir ein ziemlich missratenes Alien auf die Brust gepinselt; und

Courtney Horowitz hat ihm anschließend einen Pimmel gemalt

und Erin Adamski gleich noch einen zweiten dazu.

Es ist zehn Jahre her, dass der teuerste High-Tech-Deep-Space-

Satellit aller Zeiten die ersten unscharfen Bilder von Hunderten ver-

schiedener Planeten gesendet hat. Sie gehörten zu nahen Sternen in

der Milchstraße, und fast alle sind bekanntermaßen unbewohnbar.

Dann allerdings wurde einer entdeckt, der grün und blau war und

ein bisschen größer als die Erde. Er bewegte sich in der Alpha Cen-

tauri A Umlaufbahn, einem der Sterne, die uns am nächsten sind.

Kaum hatte die NASA die Bilder freigegeben, brach der Wahnsinn

los. Ich ging damals in die zweite Klasse, und ich weiß noch, wie

alle darüber diskutierten, ob ein binäres Sternensystem überhaupt

Leben ermöglichen könne. Weltraumprogramme auf der ganzen

Welt verfassten eine Botschaft der Erde an die mögliche Bevölke-

rung von Pud 5, so haben irgendwelche Astronomen den Planeten

damals nämlich getauft. Sie enthielt Songs und Bilder von uns und

ähnlichen Kram. Wir bekamen keine Antwort, und es dachte wohl

auch niemand, dass noch mal eine kommen würde. Aber gestern hat

ein Satellitenfeld in den Anden drei Stunden lang jede Menge irre

Geräusche aufgefangen. Und die waren nicht beliebig. Sie waren

komponiert. Es waren Songs. Und einige davon gingen ziemlich ab.

Heute Morgen hat die Regierung bestätigt, dass die Signale von

Pud 5 stammen.

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Jetzt wissen wir, dass auf einem anderen Planeten intelligen-

tes Leben existiert, worauf Kyle sofort den Entschluss gefasst hat,

eine Bodypainting-Party zu schmeißen. Seine Eltern sind nämlich

gerade fürs Wochenende in Michigan. Jetzt malen alle Außerir-

dische – je nachdem, wie sie sie sich vorstellen. Das auf meiner

Brust sieht aus wie eine traurige Karto el mit großen Augen und

Doppelpimmel.

Ich habe einen halb leeren Sechserträger im Arm und stelle ihn

neben dem Tisch ab, an dem Randy mit Andy redet.

Er sagt: »Das beweist überhaupt nicht, dass auf Pud 5 Leben

existiert. Sind denn wirklich alle derartig blind, dass sie nicht ka-

pieren, was hier abgeht? Die Regierung versucht bloß, uns vom

Krieg abzulenken.«

Andy sagt: »Alle Satelliten auf unserem Planeten haben die Mu-

sik aufgefangen. Wie kann das alles Fake sein?«

Randy schüttelt mit geschlossenen Augen den Kopf. »Du hast

ja keine Ahnung, wozu die Regierung fähig ist. Natürlich können

die solche Signale fälschen.«

»Du bist echt auf zu vielen Websites mit Verschwörungstheori-

en unterwegs.«

»Ich hab das auf der Seite der New York Times gelesen, du Spacko.

Die haben geschrieben, dass ein Funksignal, das viereinhalb Licht-

jahre zurücklegen muss, wie Scheiße klingen würde, wenn’s bei

uns ankäme. Aber die Qualität war perfekt. Und sie meinten, dass

die Alpha Centauri die für uns nächsten Sterne wären. Die Wahr-

scheinlichkeit, dass intelligentes Leben so nah ist, wäre höchstens

eins zu einer Milliarde.«

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»Wer will als Nächstes?«, brülle ich nochmal.

»Wisst ihr, was Carl Sagan gesagt hat?« Das Mädchen aus Perrys-

burg platzt ins Gespräch von Randy und Andy. Sie schaut in Rich-

tung der Jungs, aber fixiert keinen der beiden wirklich. »Das war

dieser total schlaue Weltraum-Typ, und der hat gesagt, wir hätten

nicht …« Jetzt wird sie ein bisschen lauter. »Der meinte, wir hätten

mit den Außerirdischen keinen Kontakt aufnehmen dürfen, weil sie

jetzt irgendwann kommen und unseren Planeten erobern werden!«

Mein Handy klingelt. Mark Shugar ruft an, also nehme ich mal

lieber Abstand von diesem grauenhaften Gespräch. Ich gehe in

eine ruhigere Ecke, von wo ich sehen kann, wie sich Kaitlyn und

Gabe bei der aufblasbaren Wasserrutsche anstellen. Sie guckt ihn

mit ziemlich angetörnten Augen an, hält einen Becher in der ei-

nen Hand und macht mit der anderen eine Kralle auf seiner Brust.

Mark sagt: »Wie läuft’s, Skrobo?«

»Yo.«

»Was machen die Titten? Muss das reinste Titten-Paradies sein

bei euch.«

»Fehlanzeige. Die reinste Titten-Wüste ist das hier. Kein einzi-

ges Mädchen läuft oben ohne rum; die haben alle ihre BHs oder

Bikinis an. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Kaitlyn und Gabe

heute Abend in der Kiste landen.«

»Kaitlyn Sherwin?« Er ist genauso überrascht wie ich.

»Genau.«

»Trägt die nicht so einen Keuschheitsring, mit diesem Kein-

Sex-vor-der-Ehe-Ding?«

»Ja. Wir haben Bier-Pong gespielt und …«

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»Sie hat gesoffen? Wow.«

»… und sie meinte, dass wir jetzt jeden Tag damit rechnen müs-

sen, dass die Aliens kommen, uns ihre Sonden in den Hintern

schieben und wir alle draufgehen.«

Er lacht. »Alter! Es kotzt mich total an, dass ich nicht dabei sein

kann.«

»Ich versteh nicht, warum alle so eine große Sache daraus ma-

chen. Wir haben bloß Musik geschickt bekommen. Ist ja nicht so,

als wäre es eine Nachricht gewesen, dass uns der Weltuntergang

droht oder so.«

»Na, jedenfalls musst du eine finden, die du heute Nacht ab-

schleppen kannst. Ne bessere Gelegenheit kriegst du nie wieder.«

»Ich weiß«, sage ich, auch wenn ich das eigentlich nicht geplant

hatte. Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber eigentlich wollte ich

meine Jungfräulichkeit mit einer verlieren, die mich wirklich mag,

und nicht mit einer, die es einfach nur tun will, weil sie glaubt,

dass sie demnächst von Aliens ermordet wird.

»Versprichst du’s mir?«

»Derek, ich spiele mit dir.« Ich drehe mich um, und … oh, mein

Gott. Jennifer Novak aus dem Spanisch-Kurs ist urplötzlich aufge-

taucht, und sie ist obenrum komplett nackt.

Guck nicht auf ihre Brüste.

Die Leute drüben bei der Wasserrutsche haben mit dem Rut-

schen aufgehört, und jetzt starren sie sie alle an, Münder und Au-

gen weit geö net, weil sie’s nicht fassen können. Manche lachen

oder zeigen mit dem Finger auf sie, andere haben sich die Hände

vor den Mund geschlagen.

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»Shug, ich muss auflegen.« Ich mache mein Handy aus und

plötzlich sitzt mir vor lauter Nervosität ein Kloß im Hals. Was zur

Hölle soll ich denn jetzt zu ihr sagen? Hey, wie ich sehe, trägst du

keinen BH. Coole Sache.

»Hast du einen Partner?«, bringe ich heraus.

»Wir können doch auch zu zweit spielen.«

Warum redet sie mit mir? Das ist Jennifer Novak. Ich weiß von

Shugar – und der hat es von seiner Ex-Freundin Nikki –, dass sie

mit vier Typen geschlafen und mit einigen Mädchen rumgemacht

hat. Es ist unmöglich, dass sie sich für mich interessiert. Oder doch?

Alter. Beruhig dich. Sie hat lediglich gesagt, dass sie mit dir Bier-

Pong spielen will.

Andy, Randy und das Mädchen aus Perrysburg streiten immer

noch darüber, ob es Aliens gibt, aber sie sind vom Ping-Pong-

Tisch zur Terrasse umgezogen und es scheint sie nicht weiter zu

interessieren, dass ich gerade mit einem Mädchen rede, das bloß

eine Jeans anhat.

»Da will wohl heute Nacht noch jemand flachgelegt werden«,

ruft irgendwer, und einige Typen johlen und heben ihre Becher.

»Ja, und zwar ich!«, grölt ein anderer Typ. Als wäre ich mitten in

einer Herde von Flachpfeifen, die Brunftschreie ausstoßen. Aber

Jenny scheint das kalt zu lassen, fast, als würde sie sich wohlfühlen,

wie sie so dasteht, obwohl diese ganzen Hormone um sie herum-

wüten. Sie hat bestimmt irgendwas genommen.

Wir stellen beide unsere zehn Plastikbecher in Form eines Drei-

ecks auf, füllen sie mit zwei Flaschen Bier und machen einen ers-

ten Wurf, um zu klären, wer anfangen darf. Unsere Bälle landen

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beide in den ersten Bechern – meiner kreist noch einen Moment

am Rand entlang, während ihrer sofort hineinplumpst. Wir wer-

fen noch mal. Diesmal kippt ihr Ball meinen Becher in der linken

Ecke um und meiner verfehlt das Ziel um Längen.

»Du hast da am Telefon gerade Shug gesagt. War das Mark Shu-

gar?«, fragt sie.

»Ja.«

»Er hat mir gesagt, dass er heute auch kommen würde.«

»Seine Eltern haben ihn für heute aus dem Verkehr gezogen. Er

hat gestern Abend einen kleinen Au ahrunfall gebaut.«

Wäre er hier, er hätte sich längst bis auf seinen Hugo-Boss-bei-

nahe-Tanga ausgezogen. Vierzig Dollar hat er für das Teil hinge-

legt, bloß um damit anzugeben, dass er sein zweimonatiges Extrem-

Workout durchgezogen hat. Insofern find ich’s ganz gut, dass er

nicht da ist. In letzter Zeit streckt er sich ständig so a!g und hebt

ganz nebenbei sein Shirt, um sich an seinen zweieinhalb Bauch-

muskeln zu kratzen.

»Warum ist er nicht einfach abgehauen?«, fragt Jenny. »Wir er-

fahren ja nicht alle Tage, dass wir nicht allein im Universum sind.«

»Seine Eltern wissen von der Party, und sie lassen ihn nicht aus

den Augen. Sie gucken diesen Film, Contact.«

»Voll mies.«

»So schlecht find ich den Film gar nicht.«

»Ich meine, ich wollte eigentlich mit Shugar über unser Physik-

Projekt reden.«

Ich sage: »Auf einer Party?«

Ich sage nicht: Und oben ohne?

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»Ja.«

Mann, sie ist so heiß, das ist einfach nicht fair. Es sind nicht

nur ihre Brüste und ihr Lächeln, auch ihr langes kastanienbraunes

Haar; selbst ihre leicht nasale Stimme hört sich sexy an. Sie hat so

eine November-in-Ohio-Blässe, aber auch diese Mittelmeer-Haut,

die im Sommer schnell braun wird.

Ich scha e es, meinen Atem im Gri zu behalten, während sie

den Ball zurückholt. Das ist echt zu viel für mich. Von der Hüfte

abwärts trage ich bloß meine Flanell-Boxershorts, das heißt, ich

muss jetzt meinen Halbsteifen unterdrücken. Ungefähr alle zehn

Sekunden schaue ich nach, ob mein bestes Stück – von mir auch

gern König des Nordens genannt – nicht rausschaut, um der Welt

»Winke-winke« zu machen.

Sie macht die Pingpong-Bälle in ihrem Wasserbecher sauber

und setzt mit ihrem ersten Wurf ganz lässig einen Aufsetzer, aber

ich schlage ihn weg.

Hier gilt die eiserne Regel: Wenn man mit einem Aufsetzer

einen Ball versenkt, muss der Gegner zwei Becher trinken. Das

Spiel endet nach zwei aufeinanderfolgenden Tre ern in den letz-

ten Becher, und wenn man nur einen scha t, bekommt der Geg-

ner noch eine Wurfchance. Wenn ein Ball am Becherrand kreist,

dürfen Jungs ihn rausfischen, Mädchen dürfen ihn runterpusten.

»Also, was hältst du von dieser Pud-5-Musik, Jenny?«, frage ich,

denn sonst müsste ich über das für die Jahreszeit zu warme Wetter

reden oder über die Scheiße, die in Raya los ist, oder über den

Spanisch-Kurs. »Es gibt also doch intelligentes Leben auf einem

anderen Planeten. Krass, oder?«

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Sie pustet meinen Ball weg, obwohl er eindeutig nicht den Be-

cherrand berührt hat.

»Niemand nennt mich Jenny, nur mein Bruder.«

Sie beendet meine Drei-Spiele-Glückssträhne, und ja, ich gebe

zu, sie hat was drauf, aber ich konnte mich auch echt nicht konzen-

trieren. Ich kippe die übrig gebliebenen Bierbecher runter, rülpse

gewaltig, und dann stehe ich plötzlich neben ihr. Jetzt muss ich mir

dringend ein interessantes Gesprächsthema überlegen, sonst wird

ihr gleich langweilig und sie redet mit wem anders.

Verdammt. Mir fällt nichts ein.

Jenny bietet mir eine Zigarette an. Ich stecke sie mir zwischen

die Lippen. Das letzte und einzige Mal, dass ich eine Zigarette

geraucht habe, war in der neunten. Da hat Shugar mir und Andy

beigebracht, wie man richtig inhaliert.

Sie sagt nichts, gibt mir Feuer, dann sich selbst. Ich muss hus-

ten, schlucke es aber runter, sodass mir Tränen in die Augen stei-

gen. Ich will sie gerade nach ihrer Lieblingsband fragen, als Dorton

in seinen Skater-Shorts und mit umgedrehtem Basecap von der

Wasserrutsche zu uns rüberkommt. Er ist klitschnass mit Seifen-

wasser, überall auf seiner Brust sind Kratzer, und sein rechtes Knie

blutet ziemlich stark. Er hebt Jenny hoch und dreht sie im Kreis.

Dorton ist stark und ich bin plötzlich dürr wie nie zuvor.

»Lass das, Kyle!«, kreischt sie, und ich werde sofort stinksauer.

Was soll der Scheiß? Sie hat ihn echt nicht gebeten, hochgehoben

zu werden.

Ich marschiere auf sie zu, als wolle ich ihn zum Kampf heraus-

fordern. Aber würde ich das wirklich tun? Die Ehre des Mädchens

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verteidigen, mit dem ich kaum gesprochen habe, seit sie in der

achten Klasse ins Brandywine-Schwimmteam gekommen ist?

Es ist merkwürdig, aber ich erinnere mich noch genau, wie wir

einmal nach dem Training am Beckenrand gesessen haben, mit

den Füßen im Pool, und sie fragte: »Wie nennt man einen Hund

in der Sauna?«

Ich kannte die Antwort – jeder auf der Welt kennt die Antwort –

aber ich spielte trotzdem mit. »Wie?«

»Hund in der Sauna.«

Das hatte ich wirklich nicht erwartet, und am Ende konnte ich

nicht mehr vor Lachen und musste weggucken, weil mir peinlich

war, dass ich so rot geworden bin.

Dorton setzt Jenny wieder ab. Sie lächelt und legt ihren Arm

um seine Taille, als würde sie voll auf ihn stehen. Vielleicht ist er

ja einer der Typen, mit denen sie es schon getan hat. Vielleicht

ist er aber auch der, mit dem sie heute Nacht in der Kiste landen

wird.

»Yo, Derek, meine Augen sind hier oben«, sagt Jenny.

Scheiße, ich hab ihre Brüste angestarrt.

Dorton nimmt ihr, ohne zu fragen, die Zigarette ab und raucht

sie auf, dann schnippt er die Kippe auf den Rasen. Jenny folgt ihm

ins Haus.

Warum hat sie ausgerechnet mich angeschnauzt, wo sie hier

draußen doch praktisch alle anstarren?

Na egal. Ich werde keine weitere Sekunde mit Gedanken an sie

verschwenden. Jenny ist einfach nicht meine Liga. Ich muss die

Tatsache akzeptieren, dass ich zu einem netten Mädchen gehöre.

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Zu einem, das mit mir und seinen Eltern an so einem Tausend-

Teile-Puzzle puzzlen würde, einem richtig schwierigen – ohne

Randstücke.

Wir hatten unseren Moment. Wir haben eine Runde Bier-Pong

gespielt, und das war unsere Geschichte. Schluss, aus. Aber so ist

das immer: Jedes Mädchen, das ich mag, landet am Ende bei wem

anders.

Die Zigarette ist schrecklich. Ich trete sie aus, werfe die Kippe

in die Recyling-Tonne, die vor Bierdosen überläuft, und gehe ins

Haus. Es läuft irgendein grauenhafter R & B-Song, bei dem die

Stimme des Sängers künstlich hochgepitcht wurde. Schwarzlicht

lässt die Neonfarbe aufleuchten, mit denen sich alle bemalt haben,

und Jenny bewegt ihren Hintern aufreizend vor Dortons Schritt,

während er dasteht, als wäre das gar nichts Besonderes. Alle beob-

achten sie, manche relativ gleichgültig, aber die meisten glotzen

mit o enem Mund. Sie ist das einzige Mädchen weit und breit,

das hier oben ohne aufgekreuzt ist.

Egal. Jenny ist mir total egal. Ich bin nicht beeindruckt von der

Tatsache, dass sie besser Spanisch spricht als ich oder dass sie diese

kleinen Grübchen über ihrem Hintern hat, die so ziemlich das

Heißeste sind, was ich je gesehen habe.

Ein Mädchen schlingt ihren Arm um meine Taille, streichelt

mich mit den Fingerspitzen, und schon kommt wieder die Wut

hoch. Ich hasse es, wenn Menschen mich an der Seite anfassen.

Aber ich scha e es, nicht auszuflippen. Jenny schaut in unsere

Richtung.

Das Mädchen, das mir den Arm um die Taille gelegt hat, ist

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Chris Rosales’ kleine Schwester Adriana. Sie ist nett und hat ein

hübsches Gesicht. Aber im Augenblick will ich nur Jenny.

Adriana stellt sich auf die Zehenspitzen und schiebt ihre Lippen

dicht an mein Ohr. Ich beuge mich ein Stück herunter. Sie sagt:

»Ich mag dein Alien.«

»Danke.« Ich muss es so aussehen lassen, als hätten wir ein total

interessantes Gespräch. »Du bist also komplett angezogen herge-

kommen, wie ich sehe.«

Sie lacht. »Meine Ma bringt mich um, wenn sie erfährt, dass ich

hier bin. Ich sage dir, heute landen garantiert alle mit irgendwem

in der Kiste.«

»Ist ja wohl klar. Aliens sind das Mega-Aphrodisiakum.«

Sie lächelt, als wolle sie mich gleich küssen. »Aber ich bin froh,

dass ich hergekommen bin.«

Jemand tippt mir auf die Schulter.

»Was geht, Señor Perverso?«, sagt Jenny mit verschränkten Ar-

men. Sie sieht fast aus, als würde es sie eifersüchtig machen, dass

ich mit jemand anderem rede, dabei hat sie sich vor einer Minute

noch an Dorton rangeschmissen.

»Ich hab deine Möpse nicht angeschaut.«

»Hi«, sagt Adriana zuckersüß zu ihr. »Wenn’s dir nicht ausmacht,

Derek und ich unterhalten uns hier gerade.«

Jenny senkt die Arme. Ich starre sie fasziniert und hemmungslos

an.

Jenny verdreht die Augen. »Du kannst es nicht lassen, oder?«

»Nein, ich hab nur gerade überlegt, dass ’ne schwangere Katze

wahrscheinlich bessere Titten hat als du.«

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Mir zieht sich die Brust zusammen. Ich fasse es nicht, dass ich

sie gerade beleidigt habe. Es ist mir einfach rausgerutscht, bevor

ich nachdenken konnte. Sie wird wahrscheinlich irgendwem den

Becher wegnehmen und mir ins Gesicht kippen.

Sie wirft den Kopf zurück und ihre Augen werden ganz groß.

Erst grinst sie, dann bricht sie in lautes Lachen aus. Ich atme auf.

Gott sei Dank, sie ist nicht sauer.

Ich hab wirklich keine Ahnung, wie man flirtet.

»Das war nicht sehr nett«, sagt sie.

»Ich bin kein netter Typ.«

»Na klar. All deine Lieblingsfilme auf Facebook sind Fantasy-

Quatsch oder von Disney.«

Wow. Sie hat sich mein Profil angesehen. Das ist so … Ich ma-

che mir nicht mal die Mühe, ihr zu erklären, dass ich die Seite nur

angelegt habe, damit Dad Zeug mit mir teilen kann, und dass ich

sie auch schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert habe.

Ich drehe mich um und stelle fest, dass Adriana verschwunden

ist. Ich weiß, ich sollte mich schlecht fühlen, weil ich so ein Arsch-

loch bin, aber ich lehne mich näher an Jenny. Sie legt ihre Hände

um mein Ohr und schreit. »Was ist dein Lieblingsfilm?«

Ich zucke zusammen. »Der König der Löwen. Der erste Film,

den ich je gesehen habe. Die Szene, wo Mufasa in den Wolken

auftaucht, na ja, du weißt schon. Meine Eier wurden zwar in den

Kerkern von Mordor geschmiedet, aber die Szene hat mich echt

gekriegt.«

Sie schaut mich ausdruckslos an. Die Musik dröhnt in meinem

Schädel. Sie sagt: »Ich hab keine Ahnung, was du grad gesagt hast.«

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Ich antworte ihr mit: »Wollen wir draußen ein bisschen rum-

laufen?«

Wir ziehen uns im Büro von Dortons Eltern abwechselnd un-

sere Sachen an. Ich mein schwarzes Poloshirt, die Jeans und eine

Browns-Cap, und sie … naja, sie hat jetzt einen BH an und ein

pinkfarbenes T-Shirt mit der Aufschrift: »Mein Freund war beim

T-Shirt-Laden, und was hab ich bekommen? Dieses lausige Shirt.«

Ich finde, das ist der Hammer, aber ich lasse es mir nicht anmerken.

Als wir zur Haustür rausgehen, schnappt sie sich eine Art Wander-

stab, der an der Wand lehnt. Er ist fast so groß wie sie.

»Ist das deiner?«, frage ich.

»Jep.«

Er ist glatt geschmirgelt, aber die Spitze ist verdreht und knotig,

sodass er aussieht wie ein Herr-der-Ringe-Zauberstab. Vielleicht

steht sie ja auch auf Fantasy.

Ich sage: »Was soll das, bist du ein Zauberer oder so?«

»Ja, bin ich.« Sie nimmt eine Angri spose ein und schwingt mit

teuflischem Grinsen den Stab als wäre er ein Schwert. »Hi-yah!«

»Zauberer sagen so was nicht. Sie bleiben ganz würdevoll und

sagen Sachen wie: Du kannst nicht vorbei.«

Sie tippt mir mit ihrem Stab auf den Arm. »Hi-yaaaah!« Sie lacht.

»Nein, wie Gandalf in Herr der Ringe, als er noch der Graue war

und nicht der Weiße. Du weißt schon, wenn er dem Balrog gegen-

übersteht: Du kannst nicht vorbei.« Es klingt schwächer als geplant,

weil sie mich wieder so ausdruckslos anschaut, und erst jetzt wird

mir klar, was für ein Nerd-Depp ich bin. Meine Wangen glühen.

»Was ist dein Lieblingsfilm?«