3
Ausgabe 11 | 2015 ISSN 1865-3790 H 4413 1,– Euro Die duale Karriere von David Walter S. 6 LSB-Magazin LandesSportBund Niedersachsen Sportjugend: Neuer Vorstand und neue Jugendordnung  S. 4 LSB & NTB: Bildung bewegt – Bewegung bildet! S. 11 Akademie-Gespräch: Trendsport und Jugend S. 13 Akademie-Forum: Demokratische Kulturen im Sportverein S. 14

LSB-Magazin - sport-kgshemmingen.info · die Schulbank. Herausragende Talente pro- ... schen Karriere müsste Ihr schon selber ar-beiten“ ... im Sport zu bauen

Embed Size (px)

Citation preview

Ausgabe 11 | 2015 ISSN 1865-3790 H 4413 1,– Euro

Die duale Karriere von David Walter S. 6

LSB-MagazinLandesSportBund Niedersachsen

Sportjugend:Neuer Vorstand undneue Jugendordnung S. 4

LSB & NTB:Bildung bewegt – Bewegung bildet!S. 11

Akademie-Gespräch:Trendsport und Jugend

S. 13

Akademie-Forum:Demokratische Kulturenim SportvereinS. 14

Schwerpunkt

6 Magazin 11 | 2015LSB-

Tischtennis-Talent David Walter freut sich über erstklassige Bedingungen an der Eliteschule des Sports in Hemmingen, muss dort aber auch Disziplin und Fleiß un-

ter Beweis stellen. Fotos (9): Volker Minkus

Der Spagat zwischen Schule und SportMit den Eliteschulen des Sports gibt es vorbildliche Angebote für angehende Leistungssportler.Das LSB-Magazin hat Tischtennis-Talent David Walter bei seinem Spagat zwischen Lernenund Training beobachtet.

LSB: Sein Frühtraining bringt ihn ganz

schön ins Schwitzen. Jeden Dienstag und

Donnerstag steht David Walter in der 1.

und 2. Schulstunde an der Tischtennis-

platte. Vorhand cross statt Prozentrech-

nung oder Vokabeltest – was sich verlo-

ckend anhört, verlangt in Wirklichkeit ein

hohes Maß an Belastbarkeit und Disziplin.

Der 15-Jährige ist Sporttutand an der Carl-

Friedrich-Gauß-Schule Hemmingen (Re-

gion Hannover). Und weil diese Koopera-

tive Gesamtschule auch Eliteschule des

Sports ist, gelingt David Walter der Spagat

zwischen klassischer Schullaufbahn und

Spitzensport. „Manchmal fällt es schwer,

vom anstrengenden Training in der Sport-

halle gleich weiter zum Schulunterricht zu

fahren. Aber wenn man sich zusammen-

reißt, geht es“, sagt der Zehntklässler. Er

freut sich, dass ihm seine Schule den nöti-

gen Freiraum für das hohe Trainingspen-

sum und Freistellungen für wichtige Tur-

niere gewährt.

Seine Klasse sieht auf den ersten Blick ganz

normal aus. Tatsächlich drückt an der Seite

von David noch so manch anderes Sportass

die Schulbank. Herausragende Talente pro-

fitieren an der Carl-Friedrich-Gauß-Schule

Hemmingen von einem exzellenten Zu-

sammenspiel zwischen Schule, Sportfach-

verbänden und LandesSportBund (LSB)

Niedersachsen. „Im Grunde sind wir hier

eine Schule in der Schule“, erklärt Joachim

Hofmann. Der Sporttutor betreut gemein-

sam mit Fachbereichsleiter Heinz Pohl ein

Vorzeigemodell. Im Idealfall sieht das so aus:

David Walter lebt im LOTTO-Sportinternat

in Hannover, nimmt nebenan in der Akade-

mie des Sports am Stützpunkttraining des

Tischtennis-Verbandes Nds. teil und be-

sucht ganz in der Nähe die Eliteschule des

Sports. In diesem Zusammenspiel entstehen

nahezu beste Bedingungen unter anderem

für Schwimmer, Turner, Wasserballer und

eben auch Tischtennisspieler.

In dem kleinen Büro, das sich die Sportleh-

Klassischer Schulunterricht für herausragende Sportler: Lehrer Sven Achilles zählt zu den engen Vertrauten

von David Walter und so manch anderem Talent in seiner Klasse.

Schwerpunkt

7LSB- Magazin11 | 2015

rer Hofmann und Pohl in der Hemminger

Schule teilen, laufen viele Fäden zusam-

men. Von hier aus wird geplant, koordiniert

und irgendwie auch mitgejubelt – wenn

zum Beispiel einem ehemaligen Schüler

wie Fußball-Weltmeister Per Mertesacker

eine große Karriere gelingt. Das Sportbüro

der Carl-Friedrich-Gauß-Schule steht in en-

gem Kontakt mit dem LOTTO-Sportinternat

sowie mit Vereinen und Verbänden. Manch-

mal sind auch vermeintliche Kleinigkeiten

wichtig, um Großes bewirken können. In

Hemmingen helfen etwa Mitschüler als

Mentoren dabei, dass ihre sportlich heraus-

ragenden Mitschüler möglichst wenig in

der Schule verpassen. Bei mehrtägiger Ab-

wesenheit wegen internationaler Wett-

kämpfe steht den Sporttutanden eine Lern-

plattform im Internet zur Verfügung, um

ortsunabhängig fleißig zu sein. Statt des

klassischen Sportunterrichts, der Spitzen-

sportler unterfordern würde, absolvieren

die Sporttutanden so genannte Einheiten in

vorgegeben Sportarten und erhalten dafür

eine Note. Um all diese Angebote kümmern

sich mit Hofmann und Pohl zwei erfahrene

Ansprechpartner, die deutlich mehr koordi-

nieren als unterrichten. „Wir wissen, wovon

wir reden. Und das merken die Schüler

auch“, versichert Sporttutor Hofmann, der

einst für den PSV Hannover in der 1. Hand-

ball-Bundesliga gespielt hat.

Sportler und Nichtsportler bilden an den

meisten Eliteschulen des Sports so ge-

nannte Mischklassen. Das begrenzt zwar

die Aufnahmekapazitäten für Talente, sen-

sibilisiert aber auch für ein ganz wichtiges

Thema. „Wir können Euch nur Hilfe anbie-

ten. An Eurer sportlichen wie auch schuli-

schen Karriere müsste Ihr schon selber ar-

beiten“ – so steht es im Leitfaden für

Sporttutanden der Hemminger Eliteschule.

Das Träumen von einer vielversprechenden

Karriere im Sport ist natürlich erlaubt. Aber

alle Talente werden regelmäßig von Leh-

rern und Mitschülern daran erinnert, dass

es naiv wäre, einzig und allein auf Erfolge

im Sport zu bauen. Die Chance, aus erst-

klassigen Möglichkeiten viel zu machen, be-

steht in jedem Fall. Vor seinem Wechsel auf

das Sportinternat in Hannover hat David

Walter in seinem Heimatort Celle eine klas-

sische Realschule besucht. „Da war es oft

nicht möglich, dass ich für Wettkämpfe frei-

gestellt werde“, sagt der Ausnahmekönner

im Blick zurück. Umso mehr weiß er es zu

schätzen, was an einer Eliteschule des

Sports möglich gemacht wird. David freut

sich, dass er im Herrenteam des VfL Wester-

celle bereits in der Regionalliga auf Punkte-

jagd geht. Wenn er freitags einen Besuch im

Elternhaus mit dem Vereinstraining und ei-

nem Punktspiel kombiniert, liegt eine in-

tensive Schulwoche mit ganz normalem

Unterricht, aber eben auch mit sehr gezieltem

Früh- sowie Stützpunkttraining hinter ihm.

Die Ziele sind realistisch gesteckt. „Ich möchte

eines Tages in die 1. oder 2. Bundesliga“,

sagt David Walter. Sein Talent als Tischten-

nisspieler ist unbestritten. Reicht es eines

Tages sogar für eine Teilnahme an Olympi-

schen Spielen? Es spricht für David Walter

und sein Umfeld, dass er die Dinge ganz be-

hutsam angeht. Aufnahme in den C-Kader,

erweiterter Realschulabschluss plus Wech-

sel in die 10. Klasse des Gymnasiums: Das

sind seine Ziele für die nächsten Monate. Er

fühlt sich an der Eliteschule des Sports im

Kreis gleichgesinnter Schüler äußerst wohl.

„Erst ist mir der Wechsel sehr schwer gefal-

len. Ich bin hier an der Schule aber sehr

schnell angekommen“, sagt David Walter.

Er klingt sehr zufrieden mit dem Miteinan-

der aus Schule und Tischtennis, das ihm die

Eliteschule des Sports ermöglicht.

Fortsetzung auf Seite 8 ➝

Individuelle Einheiten ersetzen für Sporttutanden den normalen Sportunterricht. David Walter übt unter der Obhut von Tutor Joachim Hofmann Duathlon.

Sein Frühtraining und Stützpunkttraining absolviert David Walter parallel zum Schulunterricht und wird dabei unter anderem von Landestrainer Nebojsa Stevanov

(Foto rechts) unterstützt.