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LUTZ – der Lichtfänger Kinder-Reise-Fibel für erwachsene Kinder von Christian Rainer Dörfflinger

LUTZ – derLichtfänger · Lutz, der Lichtfänger Kinder-Reise-Fibel* – für erwachsene Kinder – * Definition Fibel: a. Elementare Basis-Sammlung zum Beispiel Erste-Hilfe-Fibel

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ISBN 978-3-00-035661-2Originalausgabe€

6,95

(D) [

A]

sFR

8.90

(CH

)

LUTZ –

der

Lichtfänger

Kinder-Reise-Fibel

für erwachsene Kinder

von Christian Rainer Dörfflinger

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Christian Rainer Dörfflinger, Jahrgang ’67 aus Konstanz am Bodensee mit seinem australischen Freund Joshua in Valparaiso/Chile an der Pazifik-Küste.Pazifik/Pace/Pax heißt und bedeutet Frieden.

Zwei Wendepunkte … unterwegs auf Reisen … und zurück in der Heimat …

„Mensch zu bleiben, kann einfach sein; – einfach – sein – Mensch bleiben.“ C.D.

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Lutz, der LichtfängerKinder-Reise-Fibel*

– für erwachsene Kinder –

* Definition Fibel: a. Elementare Basis-Sammlung zum Beispiel Erste-Hilfe-Fibelb. Gewandfibel (in der Funktion ähnlich der heutigen Sicherheitsnadel) aus germanischer

Zeit (ca. 400 n. Chr.)Generell hält und enthält eine Fibel wichtige, elementare Teile (zusammen).

Gotische Adlerfibel

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Liebe Kinder,dieses „Büchle“ ist für Euch geschrieben –

von einem erwachsenen Kind; die Erwachsenen – alle Erwachsenen –

haben hier die Aufgabe, die Kinder – alle Kinder – Willkommen zu heißen.

– zum Beispiel für:Alina in Nord-Europa,

Yuka aus Fern-Ost-Asien,Walter in West-Australien,Florin aus Süd-Afrika undPablo in Mittel-Amerika.

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PrologDie Vorstellung von Arco – auf dieser Welt

… und so nahm Graf Arco im Gedanken seinen fliegenden und mit Gold beschlagenen Koffer und machte sich auf seinen Weg, auf seine Reise, in die neue, in die „Andere Welt“, um die Menschen dort zu besuchen …

Er wußte nicht, was auf ihn zukam, doch er folgte seinem inneren Drang in die Ferne. Arco ahnte tief in seinem Innersten: 1. Dieses Unterfangen würde gutgehen, und 2. er würde dort erwartet werden …

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Lutz, der LichtfängerGraf Arco, ein ehemaliger Königssohn, der aber in Wirklichkeit gar kei-ner war, als er in ganz, ganz jungen Jahren mit dem leiblichen Nach-komme des Königs verwechselt wurde, war ein starker Mann, mit der vorzüglichen Ausbildung eines Ritters am Hofe Sanahin. Er war belesen in der Schrift, musikalisch mit dem regionalen Minnesang für König und Hofstaat vertraut, und im edlen Umgang mit der Prinzes-sin, den Zofen und Dienerinnen der prachtvollen Burg Siebeneich stets höflich und zuvorkommend. Auch die Kampfkunst der Waffenführung, also die sichere Handhabung von Schwert, Axt, Lanze und Bogen waren ihm sehr vertraut, denn er zählte zum engen Kreis der königlichen Leibgarde. Ganz genaugenom-men war diese Kampf-Kunst eben keine Kunst/keine Gunst für Arco, sondern eine von oben, also vom König auferlegte und erzwungene Pflicht, die er nur allzu oft traurig erfüllen mußte, um seinem König treu zu dienen … denn König schlägt, nicht nur beim Schach, Springer, Turm und Bauer … Obwohl ihn der König als direkten Untertanen gut behandelte und versorgte, hasste Arco das Tragen des Waffenrocks, mit all den damit verbundenen Pflichten … denn unser Graf Arco war der Freund der Menschen. Aus diesem Grunde achtete und verinnerlichte er tief in seiner Seele, seit geraumer Zeit schon, einen persönlichen Treue-Schwur:„Gehorsam hält sich an Regeln. Liebe weiß, wann sie zu brechen sind. – Gleich richtig ist wichtig“! Er schwor sich, dem Königshaus den Rücken zu kehren, sobald seine Dienst-Zeit zu Ende war. Und die war seit vier Tagen um!

Sein treuer Freund und Weg-Gefährte war ein alter, ausgedienter Koffer, der innen nicht nur golden schimmerte, sondern regelrecht in seinem Innen-Leben mit Gold beschlagen war. Und ihr alle wisst liebe Kinder: „Staub ein wenig übergoldet wird oft mehr geschätzt, als Gold ein wenig überstaubet.“ Doch es gab noch eine weitere Besonderheit. Die-ser Koffer konnte, ihr werdet es kaum glauben, dieser Koffer konnte tatsächlich fliegen, sobald man den unauffälligen Deckel öffnete und das Richtige tat.

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8Burg Siebeneich – Der Aufbruch – Graf Arco verlässt den „sicheren“ Bereich.

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Arco nannte seinen „fliegenden Untersatz“ Lutz, den Lichtfänger.

Ein Lichtfänger? Das kann sein: – ein schillernd-leuchtender Regen-Bogen, – ein Brennglas, aber auch die Poren unserer Hautoberfläche;– die goldenen Blätter eines Linden-Baumes,– der Lichtkegel eines Leucht-Turmes aber auch die Fenster in unseren Wohn-Häusern,– das filigran-feine Spinnen-Netz im Morgentau, – das Augenpaar eines Bettlers,– eine Leucht-Boje oder Rettungs-Insel in rauher See; – das Sonnengeflecht (lateinisch: solar-plexus) eines Menschen, – der „Vogelmensch“ und kometenhafte Ikarus in der griechischen Mythologie,– unser Graf Arco auf der Weltkugel, – oder aber: Ein alter Koffer, den man gerade öffnet …

Der brachte ihn, den fast einhundert Kilogramm schweren, ehemaligen Leibwächter des Königshofes Sanahin, mühelos der Sonne, dem Licht entgegen. Der Graf war sehr, sehr stolz auf sein einmaliges Fort-Bewegungs-Mittel, das nur er ganz allein bedienen und fliegen konnte. Natürlich achtete er mit Argus-Augen auf Lutz, seine Schatz-Truhe, seinen Licht-Fänger. Auch die geheimnisvolle Zauber-Formel, um Lutz zu aktivieren, behielt er wohlweislich und gut behütet unsichtbar in seinem Herzen.

Burg Siebeneich – Der Aufbruch – Graf Arco verlässt den „sicheren“ Bereich.

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Die Neue Welt

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Graf Arco machte nicht nur einen Lungenzug, er sog die frische und reine Luft förmlich „von den Lungen-spitzen, über die Herzspitze bis zu den Zehenspitzen“ auf. Er genoss den augenblicklichen Duft der Freiheit voll und ganz – und auch Lutz fand großen Gefallen daran; er strahlte in seinem innerlichen Glanz und neuen Antlitz schillernd wie das Morgenrot … es war einfach wunderbar.Im freien Schwebeflug glitt unser Duo nun vorbei an grauen Steinen, duftenden Blumen, bunten Sommerwiesen, silber-grauen Schwertfischen und form-vollendeten Zeppelinen übers große Wasser; und auch vorbei an vielen Menschen schlechthin, die Arco in der Luft anfangs noch etwas kritisch beäugten, nach dem Motto: „Wer isch des etz?“ / „Wer kommt da jetzt an?“, doch nach ganz kurzer Zeit wohlgesonnen waren und freundlich zurückwinkten. Und fast jedesmal, wenn dies passierte (und es kam sehr, sehr oft vor), sagte sich unser Graf Arco im Stillen: „Im Grunde ist doch alles hier auf unserem Heimat-Planeten ein „lichtfunktionierendes, fantastisches und fabelhaftes Lebewesen“ – ein Licht-Fänger eben. War das irgendein humaner General-Schlüssel oder bessergesagt sein persönlicher „Universal-Schlüssel“ für die Menschen? Kennt ihr darüberhinaus die „Goldene Regel“ des Grafen Arco, liebe Kinder? Sie lautet, und das weiß Graf Arco nach seinen Prinzipien nur allzugut, sie lautet: „Das rechte Wort kann einen Mensch, ein Menschen-Herz, gesunden.“

Lutz der Lichtfänger war kein Schnell-Flieger, die gemächliche Art der „Leistungsentfal-tung“ war ganz seine Sache. Hektik war ihm fremd! Schnell und mit Nachdruck überträgt sich das weiche, zeitlose und ganz leicht stamp-fende nein, fein surrende Flug-Geräusch auf den Reisenden, auf unseren Grafen Arco, der sich im Fluge grundsätzlich an den goldschimmernden, aufgeklappten Deckel des Koffers zurücklehnte, völlig entspannte und genoß – und das war auch gut so, denn sein Lebens-Motto war grundsätzlich: „Sei gut unterwegs von Montag bis Sonntag!“ Weit, weit entfernt, im fein-goldenen und weichen Abendlicht der untergehenden Sonne, machte Arco die schmale Silhouette, den Umriß einer ins Meer ragenden Land-Zunge, – einer sogenannten Halbinsel – aus. Und so schwebten Lutz und Arco im leich-ten Glanze einer Sternenwolke, ähnlich einem in Silber funkelnden „fliegenden Hollän-der“, auf den schmalen Küstenstreifen des Feuerlandes zu, das ihn – da er sehr belesen war – auch an die Geologie der Vulkane in seiner Heimat erinnerte. Er sehnte sich nach

zwei Tagen über dem großen Ozean in dem doch recht knapp bemessenen Fluggerät förmlich nach fes-

tem Boden unter seinen Füßen und setzte, wie oben bereits erwähnt, gemächlich in Ruhe, Freude und gewisser Erwartung zugleich, lang-sam zur Landung an. Was ihn wohl

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in der „Anderen Welt“ erwarten würde? Er war sehr gespannt darauf. Und das Wichtigste, er war nicht allein – Lutz, sein treuer Freund und Lichtfänger, war stets verlässlich und immer in Reichweite; jeder-zeit, auch in brenzligen Situationen!

Am Strand des südlichen Kontinents machte Arco einige, für seine Verhältnisse dunkelhäutige Menschen aus, und die wiederum sahen sich im Grafen einem verhältnismäßig hellhäutigen Gast und Besucher gegenüber. Eine freundschaftliche Begrüßung mit offenen Armen erfolgte. Einer der Menschen mit einer hohen Stirn, wallenden, langen Haaren und einer sehr fein gepflegten und schönen, makellos-glatten und bronzefarbenen Haut, sagte zu seinen Stammesbrüdern, die im Kreise saßen: „Macht Platz am Feuer für den Fremden.“ Was für ein Menschenherz? Wer sich so verhält, der ist ein guter Mann! Obwohl sich diese Menschen noch niemals zuvor begegnet waren, verstanden sie sich – und damit auch die Sprache des Herzens – auf An-hieb sofort; denn (das) Feuer läßt keinen kalt! Feuer bedeutet also immer und über-all: Wärme, Licht, Reinheit, Offenheit und auch Reinigung.

Gleichwohl ließ unser Arco seinen sehr wertvollen, mit Gold besetzten Koffer nicht aus den Augen. Von Vorteil war natürlich das von außen völlig unauffällige, gebrauchte Aussehen (die besondere, bisweilen matte, teilweise einmalige Oberfläche hatte viele Risse und Narben, Schrunden und Spuren eines langen Koffer-Lebens aufzuweisen) die-ses „Reise-Utensils“. Aber der Graf wußte nur zu genau, der wahre Schatz liegt und befindet sich immer innerhalb, im Innern, und ist völlig unabhängig von den äußeren Umständen – auch und gerade bei den Menschen. So achtete er im Augenwinkel selbstverständlich auch gut, doch für die Anderen kaum sichtbar und unbemerkt auf unseren quaderförmigen Lutz, und daß sein Lichtfänger die Distanz zum Feuer wahrte und nicht zu gefährlich nah an die Feuerstelle geriet; – denn die niemals zu unterschätzende, manchmal auch reinigende Kraft des Ur-Elementes Feuer, kann sehr schnell tödlich sein und gerade auch einem Lichtfänger, wie zum Beispiel Ikarus, einem alten Griechen und ehemaligen Freund von Arco, zum Verhängnis werden.Es hielt Arco nur kurz bei seinen Gastgebern. Er handelte stets nach seiner Devise: „Das seid ihr … – ich teile es mit euch …“ Doch jetzt mußte er weiter nach Westen, in das geheimnisvolle Land von Saba, von dem er schon viel Gutes gehört hatte. – Doch er wollte dies mit seinen eigenen Augen sehen / „hasch g‘sehe?“ (haben Sie das gesehen?). Und so bedankte er sich für das angenehm-wärmende Feuer, und das in Freundschaft gereichte „Kräuter-Tee-Getränk“ und zog zu Fuß, diesmal den Koffer in der Hand weiter, der untergehenden Sonne, der hereinbrechenden Nacht und einem neuen Tag entgegen. Genaugenommen blieb er eigentlich sehr häufig viel, viel lieber auf dem Boden und bevorzugte diese Variante der Fortbewegung/des Reisens nah‘ an den Menschen, um die

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‚Einheimischen Leute‘ einfach gut, beziehungsweise noch besser zu sehen und ihnen auf gleicher Ebene, das heißt auf Schulter- und Augenhöhe angemessen begegnen zu kön-nen, respektive begegnen zu dürfen. Der Graf war mit der Formel des menschlichen Umganges sehr vertraut und wußte haar-genau: „Jemand der bei sich ist, ist auch gut bei Anderen …“

Wie bereits erwähnt, von großem Vorteil für beide war natürlich, die nicht geputzte, mittlerweile sehr matte, lederne Oberfläche von Lutz und auch von Arcos getragenem, gold-rot karierten und verstaubten Waffenrock. War es die „Vulkan-Asche“ dieses Feu-erlandes, die die Beiden so bedeckte? Unser Graf wußte, wiegesagt nur allzu gut: „Staub ein wenig übergoldet wird oft mehr beachtet, mehr geschätzt, als Gold ein wenig über-staubet.“ Also liebe Kinder seid vorsichtig mit zuviel Glanz und „Mascara“ und denkt euch insgeheim und für andere unbemerkt und frei nach Shakespeare: „Es ist nicht alles Gold … (des kasch denke!) …“ (das können Sie vergessen!) Doch der Staub der Lüfte und Straßenränder adelt die Reisenden und erhebt sie, beson-ders nach langen Strecken, in den Stand der Ritterlichkeit. Und so ist ein Reisender und sein Knappe immer in dem Maße schmutzig, wie „seine“ Wege und Straßen „fahrens-wert“ und die erlebten Landschaften „liebenswert“ waren. Jeder ordentliche Ritter (also derjenige mit Ritterschlag oder Schwertleite) trägt unter dem oberflächlichen Straßen-staub und dem Schutzpanzer, also seiner Ritterrüstung (ihr alle kennt sie vom letzten Museumsbesuch der Burg Tugendtreu), die häufig heroischen Spuren von getrocknetem Drachenblut … „alter Schwede!“

Ritterliche Tugenden sind de facto, getreu der Maxime: „Den Schwachen zum Schutz, den Starken zum Trutz!“ unter anderem – Wille, Mut, Ehre, Treue, Tapferkeit, ein auf-rechtes Herz, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Bescheidenheit, Weisheit, Wahrhaftigkeit, Menschlichkeit … Konversation, Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft, Liebe …

Furchtlos und Treu: Bronze-Wappen auf dem Radkasten des Dampf-Schiffes „Hohen-twiel“; Indienststellung auf dem Bodensee anno 1913.

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Vielen, im Prinzip allen Menschen, sind zum Beispiel die sieben Werke der Barmherzigkeit bekannt; diese beinhalten:– Gefangene zu besuchen,– Hungernde zu speisen und Dürstende versorgen,– Kranke/Verletzte pflegen,– Nackte kleiden,– Tote bestatten und Fremde zu beherbergen.

„Mensch zu bleiben, kann einfach sein; – einfach – sein – Mensch bleiben.“ C.D.

– Standhaft in Mut und Treu in Tugend –

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Farin, der FlaschengeistZu Fuß in einer neuen, fremden Welt unterwegs zu sein, kann sehr beschwerlich, manches Mal schier unmöglich sein. Könnt ihr euch das in etwa vorstellen? Denkt nur mal an das schwer-gängige Gewicht eines Kettenhemdes, eines Topfhelmes oder eines Brustpanzers (Harnisch) …Und deshalb stieg unser Graf Arco in den doch recht komfortablen Koffer namens Lutz um, und warf die quitschenden und rostigen Rüs-tungsteile/das Kriegsgerät, diesen wirklich unnötigen „Klapperatismus“ und Ballast zugleich, über einem großen Binnengewässer, dem Schluck-see, kurzerhand und unkompliziert über Bord. Er tat dies und erfüllte sich in seinem Bärenhunger nach persönlichem Ausgleich einen Bären-Dienst. Davor vergewisserte sich der Graf allerdings, daß die schwer-wiegende Fracht niemandem auf den Kopf fallen könnte. Mit einer heulend-pfeifenden Geräuschkulisse wirbelten die Schrott-Teile durch die Luft, stürzten hernieder, klatschten deutlich hörbar auf die harte Wasserfläche auf und versanken anschließend augenblicklich, sanft-brodelnd und etwas zischend im Nu auf nimmer Wiedersehen in der Tiefe des himmelblauen Wassers. Es war ein schönes und wahrlich erleichterndes Gefühl von „himmli-schem Frieden“, vor allem für das große Herz von Arco, diese nun unbrauchbar gewordenen Dinge fallen zu lassen, fallen zu sehen, los-zuwerden, ja einfach zu übergeben. Wörtlich wie bildlich fiel ihm ein großer Stein vom Herzen. – Er atmete mit einem lauten Seufzer auf, nachdem er tief über die Lungen- und Herzspitze bis zu den Zehenspit-zen durchgeatmet hatte.

Auch sein neues, ziviles Aussehen gefiel ihm durchaus, allem voran der leichte und doch sehr warme und schützende, orangefarbene Seiden-blouson, der ihm fast eine uneingeschränkte, nicht gekannte Bewe-gungsfreiheit ermöglichte.Seine neue Garderobe ähnelte von weitem ein wenig der eines türki-schen Sultans, nur anstelle des im Orient so gebräuchlichen Turbans, trug Arco einen einfachen, gewalkten Spitzhut mit einer Adlerfeder auf der rechten Seite. Die Feder des Adlers kam auch im königlichen Wappen

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auf Burg Siebeneich vor und war das einzige noch sichtbare Zei-chen, was ihn bei genauerem Hinsehen wohlgemerkt, mit der

ehemaligen Leibgarde seines alten Verwalters, Adelsherren und Feudalherrschers noch verband.Durch die doch recht auffällige (manch einer von euch Klei-

nen würde vielleicht sagen lustige, ja durchaus witzige) Kopfbedeckung, erkannte jeder schon aus 398 Metern

Entfernung diesen äußerlich hier in der Neuen Welt doch etwas seltsamen, aber insgesamt sehr

wohlwollenden Zeitgenossen.

Und so geschah es nach ganz kurzer Zeit, daß Arco und Lutz während eines Schwebefluges

eine Stimme, süßer als Honig vernahmen, die sie zunächst überhaupt nicht, wem auch immer zuordnen

konnten. Die Stimme, die aus einer großen, weißen Cumulus-wolke (ähnlich einem Blumenkohl) zu kommen schien, flüsterte in einem feinen, hellen Ton, den man einfach hören mußte: „Meister, wo seid ihr?“ Etwas erschrocken und verblüfft antworteten unsere beiden Freunde: „Wer bist du? Und wen suchst Du?“ Die Antwort kam prompt: „Ich bin Farin der Flaschengeist und suche meinen Herrn, den Kalifen Sim aus dem Morgenland.“ Arco erwiderte: „Mein treuer Freund und ich sind auch auf der Suche! Kennst du das sagenhafte Königreich von Saba und deren Regentin? Dort werden die Menschen anstän-dig, höflich und gut behandelt … alle fühlen sich wohl … (und dafür sind wir doch da, dachte sich just in diesem Augenblick ein nachdenklicher Graf Arco). Es ist ein sehr fried-licher Ort, an dem die Menschen unterschiedlichster Herkunft „Tür an Tür“ in guter Nachbarschaft wohnen, leben, arbeiten und fröhlich feiern. Und das Ganze schon seit mehr als 794 Jahren!“ „Nein“, sagte Farin der Flaschengeist: „So einen Ort habe ich noch nie gesehen – gibt es das/gibt es den denn überhaupt auf dieser Welt?“ Mit fester Entschlossenheit erwiderte Arco: „Diesen Ort muß es hier auf der Welt geben, und ich werde ihn finden.“ Gleichzeitig fügte der Graf hinzu: „Da wir beide auf einer nicht einfachen Mission unter-wegs sind, laß‘ uns doch gemeinsam suchen. Dann ist die Chance, das Rechte zu finden, doppelt so groß!“ „Einverstanden“, entgegnete Farin, und so machten sich beide – oder bessergesagt alle drei, denn Lutz der Lichtfänger war zwar unsichtbar, aber eben als „einfacher Koffer“ doch da – auf die jeweils gemeinsame Zielsuche, und alle waren sehr froh darüber, nicht mehr alleine unterwegs sein zu müssen.

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Die WüsteUnd erneut machte unser Trio eine 24-stündige Flug-Pause. Diesmal in der wilden, bezaubernden aber auch gefähr-lichen Einöde der Sandwüste „Dünen-Meer“. Unsere erschöpften, mittlerweile sehr müde gewordenen Freunde fielen in den weichen Sand, blickten in die nahezu unendliche Weite, der einfarbig-colourierten Steppe und lauschten der weiten Ebene … zwei Grillen zirpten in der Stille … Nun verstanden sie auch die elementare Sprache des Windes und der Wüste sehr gut. Beide Elemente (Luft und Erde) sprechen tagsüber völlig unmißverständlich greifbar und ganz deutlich hörbar – LICHT-KLAR –. Die internationale Weltsprache, die immer gut und gerne ohne Dolmetscher aus-kommt. Licht-Klar ist auch während der Wüsten-Nacht eis-kalt fühlbar, wie rein-ste Luft am blauen Morgenhimmel, und ferner morgens und abends glutrot sichtbar und immer-da, wie die Men-schen unentwegt unterwegs …

Unsere drei Menschenfreunde wunder-ten sich anfangs etwas über ihre eigene „Sieben-Berge = Zwergen-Sicht“, doch sie wagten es nicht, der alten Weisheit und klaren Erkenntnis der Wüste zu widersprechen.

Die Wüste sprach im „wahrhaften Spie-gel“ der fließenden Sprache lichtklar.

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Dies geschah unaufhaltsam und überdeutlich gleich einer pulsierenden Lebensader, einem großen Strom im Fluß quellenden, rauschenden Wassers quer durch die atembe-raubende Sand-, Fels- und Steinwüste. – Und das Beste; diese Oase der Weisheit und Erkenntnis war keine Fata-Morgana und lautet: „Das seid ihr, wenn alles Äußere wegfällt!“

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Und in dieser „Wüsten-Stimmung“ erkannten sie die Farben ihres eigenen Lichtfängers; waren sie nicht auch außerhalb der Wüste den Fängen des Lichtes ausgesetzt? Und das immerzu, permanent! Ist nicht jeder Mensch ein Lichtfänger oder bessergesagt sein eigener „Licht- oder auch Wind-Fang“? Und wer ist nun „der oder die Schönste im ganzen Land“, liebe Kinder? Richtig, der oder die Lichtfänger/-in (ob mit Schleier oder ohne Maske), in Natürlichkeit und Ästhetik, in Anmut und Reinheit, wie die Wüste selbst.

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Alina, der Fliegende Teppich („im Traum“)

Das Unterwegs-Sein, das Reisen ist mitunter sehr ermüdend. Vor allem während unvorhergesehener Strapazen oder Krankheiten. Zur sehen-den und seelischen Stärkung nahm „unser“ Graf Arco bisweilen einen kräftigen Schluck Rosenmilch (ein Reisetrunk aus der Quelle des Lebens) und einen kleinen Teelöffel goldenen Honig-Klees, der ihn immer wieder (auch in ausweglosen Situationen), wie ein „Steh-auf-Männchen“ auf die Beine stellte und aufs Neue anspornte, weiter zu gehen. Denn um seinem Weg des Herzens zu folgen, benötigte er eine sehr kräftige Konstitution und viel Willensstärke. Nach einer weiteren Flugstunde waren unsere drei Freunde so von der Müdigkeit gezeichnet, daß sie auf der Stelle in einen sachten Gleitflug übergingen und für heute „Feier-Abend“ machten.

Sie landeten sanft und wohlbehütet auf einer weichen, mit frischem, grünen Moos bewachsenen Hochmoor-Fläche und fielen augenblicklich auf der Stelle in einen zweiwöchigen Tiefschlaf. So etwas kennt ihr bestimmt von Dornröschen und dem Prinzen. Um ihre Sicherheit jedenfalls brauchte sich keiner zu sorgen, auch ihr nicht meine lieben Kinder, denn die sie umgebende Landschaft empfing alle weich, sanft und mit offenen Armen und machte sie nahezu unsichtbar. Arco nahm seinen federbestückten, gelben Spitzhut ab (er schaffte es gerade noch rechtzeitig vor der Tiefschlaf-Phase) und legte ihn behut-sam (denn jeder Hut braucht gute Pflege und will einfach nur gut behü-tet sein) neben Lutz und den weisen, weißen Farin. – Ganz zum Schluß zauberte er noch einen großen, rötlich-blau schimmernden Elat-Rubin aus seiner Geheimtasche und platzierte diesen, ähnlich einem Briefbe-schwerer, in der Hut-Mitte, denn frisch aufkommende Windböen kön-nen ab und an sehr mächtig sein und wie aus dem Nichts entstehen …

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Und so trug der laue Wind an diesem vierzehnten Abend die Traum-Gedanken unseres Grafen Arco zur Traumfängerin Alina, die auch, so wie Farin der Flaschengeist, im Dienste des Königs und Kalifen Sim stand. Alina von Natur aus präsent, häufig leise und oft aus der zweiten Reihe agierend war ein Einzelstück – ein Solitär eines sehr, sehr wertvollen Teppichs aus dem Sultanistan Eden im ganz, ganz alten Persien, bestückt mit den wert-vollsten Ornamenten und Mustern aus Brokat, die ihr liebe Kinder hier auf dieser Welt noch nie gesehen habt und aussehen, wie der endlose Sternenhimmel. Nur noch ein wenig glänzender, ähnlich dem sagenhaften Königreich von Saba. Ein Ort, den man nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Aber es gab noch eine weitere Besonderheit: Alina die Traumfängerin konnte sich (so wie Lutz der Lichtfänger) ebenso erheben und einfach davonschweben. – Sie war ein fliegen-der Teppich und somit für jeden Emir, oder bessergesagt für jeden Herrscher al Machal, bei dem sie in Diensten stand unbezahlbar. Dies wußte natürlich auch der Kalif Sim und „unser Kalif“ behandelte Alina auch deshalb besonders sorgsam und mit viel Liebe. Sie bekam die beste, fürsorgliche Pflege, die es im ganzen Königreich, ja auf dem gesamten Planeten nur gab. Und Alina fühlte sich wohlbehütet und wußte dies sehr wohlweislich zu schätzen.

Habt ihr schon einmal ein türkisches Bad – einen Hamam – besucht? Dort werden die Menschen, alle Menschen, freundlich begrüßt und empfangen, ehe sie auf einem runden, wohlig-warmen Stein mit vorzüglich duftenden Ingredienzen und Essenzen, wie etwa Jasmin-Öl oder Narzissen-Salbe, gereinigt und gepflegt werden. Doch zuallererst folgt das äußerst sanfte Einschäumen des wasserbenetzten Körpers mit Bergamott-Seife und Lavendel-Duft und zwischendurch natürlich viel klares Wasser, um von der Muse des All-Tages gesäubert zu werden. Dann kommt die Krönung dieses Rituales – das Einmassieren mit ganz feinem und sehr kostbarem, gelben Rosen-Öl. Das war und ist eine Wohltat für Alina und natürlich auch für jeden von uns, wie ihr euch nur allzugut vorstellen könnt.

Dieser alles-rührende Segen war eine Gnade, also ein himmlisches Geschenk und verlieh Alina eine pfirsich-weiche Samt-Teppichhaut, abermals süßer als Honig und das Ganze mit der Stimme einer singenden Nachtigall oder Feldlerche. Und genau diese traditionelle Verwöhn-Kur wurde Alina jeden Freitag, abends im Kerzenschimmer von königlichem Bienenwachs, inklusive eines feinschmeckenden „Guave-Cocktails à la Nektar Tropic- Royal“ zuteil; ja und mehr noch – sie wurde zudem wohlig massiert, leicht durchgekne-tet und mit einer feinen Seiden-Bürste anmutig gekämmt, ehe sie sich mit ihrer Schönheit zu einer eintägigen, also vierundzwanzigstündigen Nachtruhe begab.

Und die brauchte die Traumfängerin sehr wohl, denn der Kalif und König, dem sie diente, mußte sich jederzeit auf das stets sichere Ankommen seines fliegenden Teppichs auch im Blindflug immer verlassen können. Er hatte viele wichtige Termine einzuhalten, könig-liche Besuche zu tätigen und stets „sein“ Volk zu beachten – denn auch er „diente“ den Menschen.

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Und so kam es, daß bei derart reger Tätigkeit am Hofe des Kalifen und Königs Sim, Farin der Flaschengeist und spirituelle Hof-Berater einfach „verlorenging“. Keiner wußte so recht, wie das überhaupt geschehen konnte?! Der Kalif und König war mit einem Mal sehr traurig, ja sein Herz weinte wahrhaft, als sein Blick auf die wohlgeformte, bauchige Korbflasche neben dem Fenster-Sims fiel. Dieses stattliche Gefäß war die sichere Behausung, das Refugium von Farin, dem Fla-schengeist. Und nun war dieses einmalig-schöne Schmuckstück, diese „Mantel-Hülle“ verwaist. Manch einer von euch Kleinen würde vielleicht sagen, leer und ohne Seele, ohne Inhalt, […] ohne inneren Halt … Wie würde es seinem/unserem Farin ohne seinen schützenden Mantel in der Nacht und Kälte, in der er womöglich hungert und friert, so weit draußen jetzt wohl gehen? Der König und Kalif wagte es nicht seinen Gedanken weiterzudenken … Es gab nur eine Möglichkeit des Regenten, den weisen Farin wieder-zufinden.

Er zog seine Trumpf-Karte und setzte auf den Joker, der alles sticht. Sein As im Ärmel und dieses hieß? Richtig liebe Kinder, dieses hieß Alina, die Traumfängerin! Der Kalif sandte Alina, seinen fliegenden Teppich aus, und sie hatte die schwierige Auf-gabe, Farin schnellstmöglichst wiederzufinden und ins Königshaus al Machal zurückzu-begleiten. Und eben auf diesem Suchflug sah sie „zufällig“ den gelben Spitzhut des Grafen Arco mit den drei Ecken, der schwarzen Adlerfeder und dem blau-roten Edelstein in dessen Mitte. Und so landete der fliegende Teppich still und leise, behutsam und unbemerkt neben unseren drei, schon bekannten Freunden. Etwas scheu, zurückhaltend und mit der vornehmen Blässe eines Burg-Grafen-Fräuleins näherte sich Alina, die Traumfängerin, diesen/unseren drei schlummernden Kameraden. Anfangs noch vorsichtig, doch mit einem mal sehr interessiert schaute sich Alina dieses Trio genauer an und machte alsbald den von ihr gesuchten Flaschengeist Farin aus. Er hatte sich kleingemacht und diente dem Grafen als weißes und weiches Kopfkissen. Zugleich fragte sie sich: „Was war das nur für ein seltsam aussehender Mann?“ Die Kleidung ging ja noch, aber das bärtige Gesicht und die Farbe seiner Haut. Und erst die Körperstatur und Größe seiner Gestalt.

Sie dachte sich insgeheim: „Wer war und ist dieser Mensch, der da so friedlich schläft?“ „Woher kommt er und noch wichtiger, wo will er hin?“ Alina spürte intuitiv: „Dieser Reisende hat einen weiten, mühevollen Weg hinter sich.“ Sie beschloß: „Ich werde ihm nach meinen Möglichkeiten helfen, wie es auch Farin mit seinem weichen Kopfpolster tut.“

Lutz, den Lichtfänger hatte Alina noch nicht bemerkt, denn der Deckel des Koffers war ja geschlossen und der wahre Schatz befindet sich doch – von außen unsichtbar – immer wo? Richtig liebe Kinder, immer im Innern. Denkt doch nur einmal an das Innere einer gefüllten Schatztruhe, die inneren Werte eines jeden Menschen, oder das Innere einer süßen Frucht oder einer zart-gelben Herz-Rose.

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Das Wieder-sehenDoch Lutz der Lichtfänger spürte etwas Ungewohntes. Etwas für ihn seltsam zwickendes, und er versuchte Arco zu wecken, zu warnen und ihn zum Aufstehen zu veranlassen. Aber dies geschah bereits, magne-tisch, wie magisch „von Geisterhand“ gesteuert, von ganz allein.

Arco öffnete spontan und etwas überrascht seine Augen und sah Alina die Traumfängerin in Form eines wunderbaren, flauschig-weichen Tep-pichs; eines smaragd-farbenen mit silbernem Samt-Seiden-Brokat ver-edelten Traum-Teppichs neben seinem, von Strapazen gezeichneten Körper. Sein verläßliches Gefühl sagte ihm wohlgesonnen und instink-tiv: „Von ihr geht keine Gefahr aus.“ Und es stimmte.

Genau jetzt meldete sich Farin, der Flaschengeist zu Wort und begrüßte Alina mit einem Puderkuß auf beide Wangen und einer überglücklichen Umarmung. Diese Wiedersehensfreude war so groß, daß der Deckel des fliegenden Koffers Lutz unter akut-vehementer Spannung plötzlich „aufsprang“ und alles in seiner herrlichsten Pracht überflügelte. Alina, die Traumfängerin und fliegender Teppich trifft auf Lutz, den Lichtfänger und fliegenden Koffer.

Alles wurde von einem hellen Lichtkegel großer Freude überstrahlt, der zum Himmel emporstieg, und von „dort oben“ wieder hinabglitt. Kann-ten sich die Beiden etwa? Hatten sie die gleichen Eltern, dieselben Wurzeln, nur unterschiedliche Aufgaben und Bestimmungen?Ja, in der Tat, sie kannten und erkannten sich schnell wieder. Waren sie doch Geschwister, die sich lange Zeit nicht gesehen hatten/sehen konn-ten, weil sie an verschiedenen Orten lebten und dienten. Und jetzt? Und jetzt schworen sie sich, sich nicht mehr aus den Augen zu verlieren und gemeinsam durch die Lüfte zu fliegen, für wen auch immer.

Dies alles nahm unserem Flaschengeist Farin gehörig die Luft und auch dem Grafen Arco blieb förmlich für geraume Zeit die Spucke weg. Es war einfach himmlisch! Und so gelangten unsere mittlerweile vier

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Freunde im großen Geleit und eskortiert von unserem „fliegerischen Dienst“ wohlbehal-ten an den Hof des Kalifen und Königs Sim zurück, der zeitgleich gerade einen Staatsgast, den Sultan Sahib beherbergte, welcher sich dort auf nachbarschaftlichem „Masaallah“-Staatsbesuch befand.

Graf Arco schwebte in seinem fliegenden Koffer, der von nun an nicht mehr von der Seite Alinas, des fliegenden Teppichs wich und sie stets als Flügelmann begleitete, durch die blühende, leichte Sommerluft. Arco wußte nur zu gut, daß der fliegende Lutz nun seiner neuen, selbst gewählten Richtung treu blieb. Natürlich war er auch ein wenig traurig, seinen treuen Weg-Gefährten gehen zu sehen, aber mehr noch freute er sich mit Lutz und Alina über die freie Entscheidung seiner beiden fliegenden Freunde.

Farin der Flaschengeist atmete schon von weitem kräftig auf, als er den Meister und das ihm vertraute Umfeld wieder erblickte. Genaugenommen konnte er es anfangs gar nicht so recht fassen und ihm kamen die Tränen, als er seine wunderschöne und hügelige Heimat am Königshofe Sim mit den vielen markanten und mächtigen Vulkankegeln wieder erblicken durfte. Auch die bauchige Korbflasche, die sichere und wohlige Behau-sung von Farin (diese wurde während seiner Abwesenheit gehegt und gepflegt), stand noch unverrückt und leicht geneigt, wie immer, an derselben Stelle und wurde nun wie-der von innen mit frischem Glanz und neuem Leben gefüllt.

„Meister Sim“, der Kalif und König war über die gesunde, heile, also vollständige Rück-kehr seines engsten Beraters Farin sehr angetan und dankbar. Es war ein besonders freudiger und feierlicher Anlaß für den Meister, vielleicht sogar ähnlich der Heimkehr eines eigenen Sohnes. Ganz spontan und so erfüllt von Glück, bot er seinem derzeitigen Staatsgast, dem Sultan Sahib an, ihn im Luxus der „Ersten fliegerischen Klasse“ behutsam und sicher auf seinem ihm nahezu heiligen, fliegenden Teppich zurück in sein Herrschafts-gebiet zu bringen und gleichzeitig unterhaltsam zu begleiten. Dieses herzerfrischende Angebot, diese einmalige Gelegenheit war Ausdruck versüßender, großer Freude, die direkt aus dem Herzen kam und fließt . Darüberhinaus war der Kalif und König Sim so ergriffen und frohgemut, Farin seinen Berater wieder bei sich zu haben, daß er dem „fremden Grafen“, dem Grafen Arco aus tiefster Dankbarkeit heraus einen Wunsch, was es auch immer sei, erfüllen wollte.

Ihr alle liebe Kinder, erinnert ihr euch an die Regentin, die Königin im sagenhaften König-reich von Saba (siehe Seite 18 „Der Flaschengeist“) aus dem vor-vorigen Kapitel? Diese große unbekannte Königin von Saba war zugleich also gleich-zeitig auch die Herz-Dame von …? Von wem liebe Kinder? Na, ganz klar, von unserem tapferen Grafen von Arco. Und so hatte er nur einen sehnlichsten Seelenwunsch, nach dem Motto: „Unbesiegbar ist, was und wer mich in einer guten Sache führt.“ Doch unter welcher „Führung“ sollte er nun in das geheime Königreich von Saba gelan-gen? Zuwenige Auserwählte kennen den weiten, verschlungenen, manches Mal gefahr-

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vollen Weg dorthin. Doch einer dieser Erwählten war, ihr werdet es kaum glauben, liebe Kinder, war der Sultan Sahib. Er pflegte einen regelmäßigen, sehr freundschaftlichen und äußerst umgänglichen Kontakt zu diesem kleinen, royalsten und loyalsten Königreich weit, weit im Norden …

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EpilogDer Traum von Arco – von dieser Welt

Das Land von Saba war das Land seiner Träume. Es zu erreichen und dessen Königin zu besuchen war nicht nur insgeheim, sondern auch ganz offensichtlich bis ans Ende sein Herzens-Wunsch. Und so war dem Grafen Arco völlig klar: „Menschen, Männer wie Frauen, müssen abreisen, um heimkehren zu können.“ Und jedem noch so langen Ende, noch so weitem Weg folgt, wie ihr liebe Kinder, alle besser wißt als ich, ein neuer Anfang … Und als nun unser Graf von Arco nach langer, langer Reise, vielen Mühen und Entbeh-rungen und häufig verschlungenen Pfaden der Seele und des Lebens endlich auf Saba traf, da war ihm innerhalb von weniger als einer Sekunde völlig klar (und diese Klarheit ist, liebe Kinder, mit keiner noch so rationalen Logik erklärbar), da war ihm völlig klar: Hier war er zuhause! Hier war er angekommen und Hier wollte er sein; für immer sein und bleiben. Er spürte ganz deutlich die Fänge des Lichtes.

Und nun fing er das Licht (wie es ein Lichtfänger eben so macht, – wie ein Lichtfänger eben), nicht nur mit seinen Augen und seiner pigmentierten Hautoberfläche, er fing es mit seinem gesamten, ja ganzen, hell-leuchtenden Astral-Körper. Er trat hervor oder bessergesagt heraus ‚aus dem Schatten‘, aus der ihn umgebenden Welt und ging … und ging wohin meine lieben Kinder? Richtig, er ging ins Licht … in die Fänge des warmen, gold gelben Abendlichtes … und wurde sogleich umhüllt von dem köst-lichsten, royalsten und reinstem Bienenwachs, das ihr euch nur vorstellen könnt … denn es heißt: „Das Ende bewährt alle Dinge; wer durchhält gewinnt!“

Er sah nun deutlich die „Welt der Nationen“ und grüßte (wie auf Seite 19) die Welt der Völker, die Welt aller Völker, also die Welt der Menschen.

Die zurückliegenden Jahre „schmol-zen oder flossen zusammen“ und waren zeit–>los geworden, wie das Verhältnis einer tausendjährigen Eiche zur Eintagsfliege. Es fühlte sich „vom Herzen“ an, wie ein einziger Tag und dafür dankte der Graf nicht nur seinem König, dafür dankte Arco seinem Herrn!

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NachsatzHat nicht jeder Mensch einen

persönlichen Lichtfänger? Ist nicht jeder sein persönlicher

Lichtfang?

Zur Entstehung dieser kleinen „Reise-Lektüre“: Der gesamte Textinhalt entstand Anfang Februar 2011 in einem historischen Rebturm (aus dem 17. Jahrhundert) am Bodensee an einem Wochenende und wurde in weniger als 40 Stunden (inklusive Nachtschicht) niedergeschrieben und verfasst, also in Form gebracht.Mein sehr verbundener Dank gilt im Besonderen Hermann und Lioba, Manuela, Albert, Arno und Wolfi, Martin, Johanna, Theresa, Schorsch und Inis … und allen (Kindern), die an eine Sache glauben … Danke für Eure Treue – seid freundlichst gegrüßtEuer Christian Rainer Dörfflinger

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Impressum

Titel: Lutz, der Lichtfänger – erste Auflage Sept. 2011Autor und Herausgeber: Christian Rainer Dörfflinger

www.linie-im-kreis.de www.reise-gedanken.de www.courage-and-loyalty.com

Umschlagsgestaltung: Hermann, Stephan und Chris Redaktionelle Mitarbeit: Arno, Barbara, Christoph, Hermann, Martin, Peggy, Susi, Wolfi und Chris

Gesamtherstellung: werk zwei Print + Medien Konstanz GmbH

Alle Rechte vorbehalten.Titelschutz: Im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, Jahrgang 2011, Heft 28 vom 14.07. 2011 (unter Hinweis auf §§ 5, 15 Marken G). Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliographie.

ISBN 978-3-00-035661-2Originalausgabe

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ISBN 978-3-00-035661-2Originalausgabe€

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Christian Rainer Dörfflinger, Jahrgang ’67 aus Konstanz am Bodensee mit seinem australischen Freund Joshua in Valparaiso/Chile an der Pazifik-Küste.Pazifik/Pace/Pax heißt und bedeutet Frieden.

Zwei Wendepunkte … unterwegs auf Reisen … und zurück in der Heimat …

„Mensch zu bleiben, kann einfach sein; – einfach – sein – Mensch bleiben.“ C.D.