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Angewandte Psychologie www.psychologie.zhaw.ch
Zürcher Fachhochschule
Masterarbeit
Messung der Arbeitszufriedenheit
Teststatistische und konzeptionelle Untersuchung
eines Fragebogens für den Langzeitpflegebereich
Anita Imhof
Vertiefungsrichtung Arbeits- und Organisationspsychologie
Fachliche Beratung: Prof. phil. Hansjörg Künzli und
Dr. phil. Stephan Toggweiler
Zürich, Juni 2011
Diese Arbeit wurde im Rahmen des konsekutiven Masterstudienganges in Angewandter Psychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW verfasst. Eine Publikation bedarf der vorgängigen schriftlichen Bewilligung durch das Departement Angewandte Psychologie. ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Psychologie, Minervastrasse 30, Postfach, 8032 Zürich.
I
Verdankung
Es ist ein grosses Glück, eine Masterarbeit schreiben zu können, die thematisch und metho-
disch den persönlichen Interessen entspricht und gleichzeitig eine hohe Relevanz und direkte
Folgen für die Praxis hat. Ich erachte es nicht als selbstverständlich, dass ich im Auftrag der
Firma QUALIS evaluation diese Untersuchung durchführen konnte. Grossen Dank gilt dem
Geschäftsführer Herrn Biaggio Saldutto für sein Vertrauen und die Offenheit, mir einen Bü-
roarbeitsplatz mit direktem Zugang zu sämtlichen Daten und Dokumenten zur Verfügung zu
stellen. Fachliche, informative aber auch zwischenmenschliche Unterstützung habe ich an
meinen Arbeitstagen bei QUALIS evaluation vom ganzen Team erhalten. Ein herzlicher
Dank geht an Patrick Bützer, Pia Kinner und Katharina Remund. Für die fachliche Beglei-
tung bedanke ich mich bei Prof. Hansjörg Künzli, der mir zu Beginn den Einstieg in die wis-
senschaftliche Arbeit erleichterte. Eine grosse Unterstützung war auch Dr. Stephan Toggwei-
ler, der nach Halbzeit die Begleitung von Prof. Künzli weitergeführt hat und mir wertvolle
methodische Hinweise gab. In der Lerngruppe mit Hannes Raschle und Esther Kottmann
erfuhr ich grosse Kollegialität und hilfreiche Tipps, wenn’s mal nicht ganz rund lief. In der
Endphase dieser Arbeit konnte ich mich ganz auf die Korrekturlesenden wie Martin Anklin,
Antonius Schäfer und Katharina Imhof verlassen. Ihre Rückmeldungen haben viel zur Ver-
ständlichkeit und textlichen Abrundung beigetragen.
II
Abstract
Die Messung der Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitenden ist ein wichtiger Bestandteil heu-
tiger Managementsysteme. Insbesondere im Pflegebereich mit der sich zuspitzenden Perso-
nalknappheit wird die Arbeitszufriedenheit als Kernkonzept für Personalerhaltungsmass-
nahmen diskutiert. Die „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation ist ein In-
strument zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit im Langzeitpflegebereich. Sie wird als
Benchmarkinginstrument im Schweizer Markt eingesetzt. Der Fragebogen wurde im Jahr
2007 mit Praxisexperten induktiv entwickelt. In dieser Studie wird die „Mitarbeiterbefra-
gung“ teststatistisch und konzeptionell überprüft. Die Daten (N = 1491) stammen aus ver-
schiedenen Messungen, die in den Jahren 2008 bis 2010 bei 22 Alters- und Pflegeheimen aus
acht Schweizer Kantonen erhoben wurden. Zur Messung der psychometrischen Eigenschaf-
ten wurde eine Reliabilitäts- und Faktorenanalyse durchgeführt. Die Inhaltsvalidität wurde
anhand theoretischer Modelle und vergleichbarer Instrumente überprüft. Mittels Korrelati-
ons- und Regressionsanalysen wurden die arbeits- und personenbezogenen Einflussfaktoren
der Arbeitszufriedenheit sowie die Auswirkungen auf die Führungskennzahlen wie Fluktua-
tion und Kurzabsenzen untersucht. Die Resultate zeigen, dass die „Mitarbeiterbefragung“ ein
reliables und valides Instrument zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit ist. Die standardi-
sierten Vorgehensweisen bei der Testdurchführung und -auswertung erfüllen die Anforde-
rungen an die Objektivität und das Benchmarking. Die Dimensionen und Themenbereiche
der „Mitarbeiterbefragung“ haben einen starken Bezug zur Theorie, bilden jedoch die einzel-
nen Arbeitsaspekte wie Commitment, Arbeitsplatz und Arbeitstätigkeit nicht vollständig
konzeptgetreu ab. Insbesondere für die Erforschung ursächlicher Faktoren von Arbeitszu-
friedenheit und deren Auswirkungen könnten stringentere Konzepte zu zuverlässigeren Aus-
sagen führen. Angesichts der hohen Berufsaussteigerrate im Pflegeberuf wird zudem emp-
fohlen, das Thema der Arbeitsbelastungen standardmässig in den Fragebogen zu integrieren.
Die Umsetzung der vorgeschlagenen Änderungen müssen in einer weiteren Untersuchung
geprüft werden.
III
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung....................................................................................................................................... 1
1.1 Arbeitssituation im Langzeitpflegebereich ......................................................................... 1
1.2 Ziel der Studie ......................................................................................................................... 3
1.3 Abgrenzung ............................................................................................................................. 3
1.4 Aufbau der Arbeit................................................................................................................... 4
2 Das Instrument „Mitarbeiterbefragung“................................................................................... 4
2.1 Beschreibung der Firma QUALIS evaluation GmbH ...................................................... 4
2.2 Entwicklung des Fragebogens.............................................................................................. 5
2.3 Gestaltung des Fragebogens ................................................................................................. 6
2.4 Erhebungsprozess .................................................................................................................. 7
2.5 Auswertung.............................................................................................................................. 8
3 Theorie ........................................................................................................................................... 9
3.1 Arbeitszufriedenheit............................................................................................................... 9
3.1.1 Definitionen und Grundbegriffe ................................................................................ 9
3.1.2 Formen der Arbeitszufriedenheit.............................................................................. 10
3.2 Motivationstheorien ............................................................................................................. 12
3.2.1 Überblick und Einteilung ........................................................................................... 12
3.2.2 Zwei-Faktoren-Theorie .............................................................................................. 15
3.2.3 Job Characteristics Model .......................................................................................... 16
3.3 Mitarbeiterbefragungen (MAB).......................................................................................... 19
3.3.1 Haupttypen einer MAB .............................................................................................. 19
3.3.2 Inhalte einer MAB....................................................................................................... 21
3.3.3 Itemformulierungen.................................................................................................... 22
3.3.4 Antwortformat............................................................................................................. 23
3.3.5 Kontextbedingungen .................................................................................................. 24
3.4 Klassische Testtheorie.......................................................................................................... 25
3.4.1 Grundlegende Annahmen.......................................................................................... 25
3.4.2 Gütekriterien ................................................................................................................ 26
4 Korrelate der Arbeitszufriedenheit .......................................................................................... 28
4.1 Organisationales Commitment........................................................................................... 28
4.2 Fluktuation und Kündigungsabsicht.................................................................................. 30
4.3 Arbeitsleistung ...................................................................................................................... 32
4.4 Absentismus .......................................................................................................................... 33
IV
5 Vergleichbare Tests..................................................................................................................... 34
5.1 Job Diagnostic Survey (JDS) .............................................................................................. 35
5.2 Work Design Questionnaire (WDQ)................................................................................. 36
5.3 Satisfaction in Nursing Scale (SINS) ................................................................................. 37
5.4 Home Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale (HHNJS) .......................................... 38
6 Analyse......................................................................................................................................... 40
6.1 Methode................................................................................................................................. 40
6.2 Beschreibung der Stichprobe.............................................................................................. 41
6.3 Itemanalyse............................................................................................................................ 42
6.3.1 Mittelwert und Standardabweichung.........................................................................43
6.3.2 Missing pro Item ..........................................................................................................44
6.3.3 Missing pro Fall ............................................................................................................47
6.4 Reliabilitätsanalyse ................................................................................................................ 48
6.4.1 Themenbereich 1 „Arbeitsrahmenbedingungen“ ...................................................49
6.4.2 Themenbereich 2 „Identifikation mit Betrieb und Arbeit“ ...................................52
6.4.3 Themenbereich 3 „Betriebsklima“ ............................................................................54
6.4.4 Themenbereich 4 „Führung / Vorgesetzte“............................................................57
6.4.5 Themenbereich 5 „Arbeitsprozesse“ ........................................................................59
6.5 Faktorenanalyse .................................................................................................................... 61
6.5.1 Voraussetzungen der Faktorenanalyse ......................................................................61
6.5.2 Faktorenextraktion.......................................................................................................62
6.5.3 Rotationen .....................................................................................................................64
6.6 Einflussvariablen der Arbeitszufriedenheit ...................................................................... 70
6.6.1 Arbeitsaspekte...............................................................................................................71
6.6.2 Personenmerkmale.......................................................................................................74
6.6.3 Tätigkeitsbereiche.........................................................................................................76
6.6.4 Qualität und Commitment..........................................................................................77
6.6.5 Fluktuation und Kurzabsenzen..................................................................................78
7 Diskussion ................................................................................................................................... 80
7.1 Bewertung der Ergebnisse .................................................................................................. 80
7.2 Methodenkritik ..................................................................................................................... 86
7.3 Ausblick ................................................................................................................................. 87
8 Literaturverzeichnis.................................................................................................................... 89
9 Anhang......................................................................................................................................... 96
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Modell des Fragebogens „Mitarbeiterzufriedenheit“ (Saldutto, 2008)................. 6
Abbildung 2: Beispielitem der „Mitarbeiterbefragung“ (Saldutto, 2008) ..................................... 7
Abbildung 3: Formen der Arbeitszufriedenheit und -unzufriedenheit (Bruggemann, 1975; zit.
nach von Rosenstiel, 2010, S. 74) ............................................................................. 11
Abbildung 4: Überblick über die Motivationstheorien in Anlehnung an Schuler (2004) ........ 13
Abbildung 5: Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg et al. (1959; zit. nach von Rosenstiel,
2010) ............................................................................................................................. 16
Abbildung 6: Job Characteristics Model (Hackman & Oldham, 1980; zit. nach van Dick,
2006) ............................................................................................................................. 17
Abbildung 7: Modell zur Fluktuation des Pflegepersonals (Karsh et al., 2005) ....................... 31
Abbildung 8: Screeplot...................................................................................................................... 64
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Haupttypen einer MAB und einige ihrer Merkmale (Borg, 2003, S. 26).................. 19
Tabelle 2: Themen einer MAB (Borg, 2003).................................................................................. 22
Tabelle 3: Merkmale der Teilnehmenden in % (N=1491) mit Anteil Missing Values (MV)... 42
Tabelle 4: Fragebogenitems mit den höchsten Deckeneffekten ................................................. 43
Tabelle 5: Fragebogenitems mit den grössten Streuungen und deren Mittelwerten................ 44
Tabelle 6: Fragebogenitems mit ≥ 10% Missing Values............................................................... 45
Tabelle 7: Missing Values in % nach acht Personenmerkmalen.................................................. 46
Tabelle 8: Fragebogenstruktur mit Themenbereichen, Dimensionen und Itemanzahl........... 48
Tabelle 9: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 1 und seiner Dimensionen ............... 50
Tabelle 10: Itemformulierungen Dimension 1 „Arbeitsplatz“.................................................... 51
Tabelle 11: Itemformulierungen Dimension 2 "Arbeitszeiten / Ferien"................................... 52
Tabelle 12: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 2 und der Dimension 6................... 53
Tabelle 13: Itemformulierungen Dimension 6 "Arbeitstätigkeit und Aufgaben" .................... 53
Tabelle 14: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 3 und seiner Dimensionen ............. 55
Tabelle 15: Thematische Aspekte des Themenbereichs 3 „Betriebsklima“............................... 56
Tabelle 16: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 4 und seiner Dimensionen ............. 57
Tabelle 17: Itemformulierungen Themenbereich 4 „Führung / Vorgesetzte“......................... 58
Tabelle 18: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 5 und seiner Dimensionen ............. 59
Tabelle 19: Thematische Aspekte des Themenbereichs 3 „Betriebsklima“............................... 60
Tabelle 20: Zusammenfassung der Cronbach-α-Werte ................................................................ 60
VI
Tabelle 21: KMO- und Bartlett-Test ............................................................................................... 62
Tabelle 22: Erklärte Gesamtvarianz ................................................................................................ 63
Tabelle 23: Rotierte Komponentenmatrix...................................................................................... 65
Tabelle 24: Themenbereich 1 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung .... 66
Tabelle 25: Themenbereich 2 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung .... 67
Tabelle 26: Themenbereich 3 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung .... 68
Tabelle 27: Themenbereich 4 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung .... 68
Tabelle 28: Themenbereich 5 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenstruktur.. 69
Tabelle 29: Vorschlag zur Neustrukturierung der "Mitarbeiterbefragung" ............................... 70
Tabelle 30: Modellzusammenfassung der Regressionsanalyse zum Einfluss der Dimensionen
auf die Arbeitszufriedenheit (D8)............................................................................... 71
Tabelle 31: Multiple lineare Regression zum Einfluss der Dimensionen auf die
Arbeitszufriedenheit (D8) ............................................................................................ 72
Tabelle 32: Modellzusammenfassung der Regressionsanalyse zum Einfluss der
Themenbereiche auf die Arbeitszufriedenheit (D8) ................................................ 73
Tabelle 33: Multiple lineare Regression zum Einfluss der Themenbereiche auf die
Arbeitszufriedenheit (D8) ............................................................................................ 74
Tabelle 34: Mittelwertvergleich zwischen Arbeitszufriedenheit und Personenmerkmalen..... 74
Tabelle 35: Mittelwertvergleich zwischen Tätigkeitsbereichen und Dimensionen................... 76
Tabelle 36: Korrelationsanalyse zwischen Arbeitszufriedenheit, Arbeitsqualität, Commitment
und den 18 Dimensionen ............................................................................................. 78
1
1 Einleitung
Mitarbeiterbefragungen gehören zu den am meisten verwendeten Instrumenten der Organi-
sationsführung und Organisationsentwicklung (Borg, 2003). Während die ersten Mitarbeiter-
befragungen eher Meinungs- und Einstellungsumfragen mit den Schwerpunkten Arbeitszu-
friedenheit und Betriebsklima waren, sind sie heute Bestandteil des Organisationsentwick-
lungsprozesses, der Qualitätssicherung und des generellen Managementsystems. Insbesonde-
re das Kriterium der Arbeitszufriedenheit findet sowohl in der Arbeits- und Organisations-
psychologie als auch in der betrieblichen Praxis weite Verbreitung. Die Arbeitszufriedenheit
wird als Einstellung der Mitarbeitenden gegenüber ihrer Arbeit insgesamt oder gegenüber
einzelnen Facetten der Arbeit erfasst (Felfe & Six, 2006). Von besonderem Interesse sind die
Zusammenhänge der Arbeitszufriedenheit mit Businesszielen wie Arbeitsleistung, Absenzen-
und Fluktuationsrate, Innovation oder Qualität sowie in Bezug auf eine persönlichkeits- und
gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung. Die Firma QUALIS evaluation GmbH bietet Quali-
tätsmessungen spezifisch für den Langzeitpflegebereich an. Das Instrument der Mitarbeiter-
befragung wurde im Jahr 2007 entwickelt und ist seither in zahlreichen Institutionen zur
Messung der Arbeitszufriedenheit eingesetzt worden. Ziel dieser Studie ist die teststatistische
Untersuchung dieses Instruments.
1.1 Arbeitssituation im Langzeitpflegebereich
Ein globales Problem mit wachsender Wichtigkeit ist der Mangel an Pflegepersonal insbe-
sondere im Bereich der Langzeitpflege (Karsh, Booske & Sainfort, 2005). Von den vielen
Faktoren, die im Zusammenhang mit der hohen Personalfluktuation diskutiert werden, wird
die Arbeitszufriedenheit am meisten zitiert (Lu, While & Barriball, 2005). CURAVIVA
Schweiz, der nationale Dachverband für Heime und Institutionen, hatte im Jahr 2010 eine
Studie zur Personalsituation in der Langzeitpflege in Auftrag gegeben und widmete die ganze
Novemberausgabe 2010 ihrer Fachzeitschrift diesem Thema. Gemäss Rüegger und Widmer
(2010) resultiert der künftige Personalnotstand aus zwei Faktoren, der demografischen Ent-
wicklung der Bevölkerung und dem Rückgang zur Verfügung stehender Mitarbeitenden in
der Pflege. Der erhöhte Bedarf wird mit einer Zunahme des Anteils älterer Menschen und
einer Zunahme von chronischen Leiden mit entsprechendem Betreuungsbedarf erklärt. So
hat in der Schweiz die Bevölkerung der 80+ Jährigen in den Jahren 2000 bis 2008 um 24.5%
zugenommen (Rüegger & Widmer, 2010). In der gleichen Zeit ist die Zahl der Pflegetage in
Alters- und Pflegeheimen um 8.9% gestiegen. Geht man davon aus, dass sich der Pflegeper-
sonalbedarf proportional zur Zahl der Pflegetage entwickelt, so sind in den Jahren zwischen
2
2006 und 2020 rund 17‘000 neue Vollzeitstellen zu schaffen. Zusätzlich zum erhöhten Be-
darf resultiert der Personalmangel auch aus einem Rückgang neuer Auszubildenden sowie
einer hohen Aussteiger- und Fluktuationsrate. Der temporäre Rückgang bei den Auszubil-
denden wird im Zusammenhang mit der neuen Bildungssystematik erklärt, aber auch mit
mangelnder Attraktivität für die Jungendlichen (Rüegger & Widmer, 2010; Leuenberger,
2010b). In unserer Gesellschaft, wo Werte wie Leistungsfähigkeit, Fitness, Selbständigkeit,
Konsumfähigkeit und kognitives Können zählen, ist die Alterspflege nicht hoch angesehen
(Wenger, 2010a). Eva Cignacco vom Institut für Pflegewissenschaften an der Universität
Basel sieht die demotivierenden Faktoren in der mangelnden Anerkennung des Pflegeberufs,
insbesondere der Langzeitpflege, in der Öffentlichkeit und auch innerhalb der medizinischen
Berufsstände (Leuenberger, 2010b). Zudem ist der Pflegeberuf ein traditioneller Frauenbe-
ruf und die Langzeitpflege hat einen überproportional hohen Anteil an fachlich wenig quali-
fiziertem Pflegepersonal, was wenig attraktiv für qualifizierte und auch männliche Interessier-
te ist. Die Attraktivität wird weiter eingeschränkt durch die geringe Entlöhnung, die grosse
Verantwortung bei wenig Kompetenzen, die körperlich und psychisch belastende Arbeit mit
unregelmässigen Arbeitszeiten sowie Nacht- und Wochenendarbeit (Leuenberger, 2010b,
Rüegger & Widmer, 2010). Der Personalmangel in Alters- und Pflegeheime wird zusätzlich
verschärft, indem das Personal überdurchschnittlich älter ist als in anderen Institutionen, und
bis ins Jahr 2030 fast ein Drittel der heute Erwerbstätigen in Rente gehen wird (Wenger,
2010a).
Die europäische NEXT-Studie (nurse’s eary exit study) untersuchte die Arbeitsbedingungen
und Gründe für den vorzeitigen Berufsausstieg von Pflegepersonal in Europa (Simon, Ta-
ckenberg, Hasselhorn, Kümmerling, Büscher & Müller, 2005). Simon et al. (2005) stellten
fest, dass die Arbeitszufriedenheit in ambulanten Diensten und Alten- und Pflegeheimen vor
allem von den Bedingungen in den Organisationen geprägt ist. Der Anteil der Zufriedenen
beträgt 48% und streut zwischen den einzelnen Institutionen zwischen 15 bis 91%. Sie konn-
ten ausgeprägte Zusammenhänge zwischen der Arbeitszufriedenheit und den organisationa-
len Aspekten wie der Bindung an die Einrichtung, Führungsqualität oder der Unterstützung
durch den Vorgesetzten aufzeigen. Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit
sollten demnach vor allem in der Organisation und beim Führungspersonal ansetzen (Simon
et al., 2005). Sowohl Gianni Valeri von Adecco Medical (Leuenberger, 2010a) als auch Rüeg-
ger (Wenger, 2010b) empfehlen den Institutionen eine breite Palette von Massnahmen zur
Personalerhaltung und –gewinnung wie angepasste Arbeitszeitmodelle, Anerkennung und
3
Wertschätzung durch Vorgesetzte, Weiterbildung und Coaching, eine kompetenzgerechte
Verteilung von Aufgaben, Lohnerhöhungen und Anreize sowie Massnahmen zur Verbesse-
rung der Work-Life-Balance durch beispielsweise grosszügige Frei- und Ferientageregelung
oder bezahlte Urlaube als Dienstaltersgeschenke.
1.2 Ziel der Studie
In dieser Studie wird der Fragebogen „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation
teststatistisch überprüft. Der Fragebogen wird als Benchmarkinginstrument eingesetzt und
dient der Erhebung der Arbeitszufriedenheit in Langzeitpflegeinstitutionen. Das Ziel der
Untersuchung ist die Einschätzung der Validität und Reliabilität dieses Fragebogens. Bei Be-
darf sollen Verbesserungsvorschläge auf der Ebene der Items1, seiner Formulierungen und
der erfassten Inhalte, sowie auf der Ebene der Fragebogenstruktur in Bezug auf seine The-
menbereiche und Dimensionen abgeleitet werden.
In einem zweiten Schritt wird analysiert, welche Arbeitsaspekte der im Fragebogen erfassten
18 Dimensionen und welche Personenmerkmale den stärksten Zusammenhang mit der Ge-
samtzufriedenheit aufweisen und ob ein prädiktiver Charakter feststellbar ist.
Abschliessend wird die Beziehung der Arbeitszufriedenheit zu den Kriterien „organisationa-
les Commitment“ und „wahrgenommene Arbeitsqualität“ sowie zu personalbezogenen Füh-
rungskennzahlen wie „Fluktuation“ und „Kurzabsenzen“ untersucht.
1.3 Abgrenzung
Diese Untersuchung wird im Auftrag der Firma QUALIS evaluation durchgeführt. Der Auf-
trag bezieht sich auf eine teststatistische Bewertung des Fragebogens. Da der Fragebogen als
Benchmarkinginstrument eingesetzt wird, ist es nicht das primäre Ziel, den Fragebogen zu
verdichten oder neu zu überarbeiten. Es sollen aber teststatistische Kennzahlen generiert und
konzeptionelle Überprüfungen vollzogen werden. Die durchgeführten Korrelations- und
Regressionsanalysen dieser Studie beziehen sich auf die Validierung des Fragebogens. Es
werden keine generalisierbaren Aussagen zu den Wirkungszusammenhängen der Arbeitszu-
friedenheit in Schweizer Langzeitpflegeinstitutionen gemacht.
1Definition Item: Die Kombination aus einer Testfrage oder Behauptung und der Antwortmenge
(Borg, 2003, S. 98).
4
1.4 Aufbau der Arbeit
Nachdem einleitend die Relevanz des Themas Mitarbeiterzufriedenheit im Zusammenhang
mit der prekären Personalsituation im Langzeitpflegebereich aufgezeigt und die Ziele der
Studie erläutert wurden, folgt in Kapitel 2 die Beschreibung des Messinstruments „Mitar-
beiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation, dessen Entwicklungsprozess, inhaltliche
Gestaltung sowie Erhebungs- und Auswertungspraxis. Kapitel 3 behandelt die theoretischen
Grundlagen zur Arbeitszufriedenheit wie Definitionen und Modelle, zur Gestaltung von
Mitarbeiterbefragungen im Allgemeinen und zur Klassischen Testtheorie. Kapitel 4 behan-
delt die Korrelate der Arbeitszufriedenheit wie organisationales Commitment, Fluktuation
und Kündigungsabsicht, Arbeitsleistung und Qualität sowie Absentismus. Zum Vergleich der
inhaltlichen Konzeption werden drei vergleichbare, valide und reliable Instrumente zur Er-
fassung der Arbeitszufriedenheit und ein Arbeitsanalyseinstrument vorgestellt (Kap. 5). Im
Analyseteil (Kap. 6) werden die Untersuchungsmethoden und –ergebnisse dieser Studie dar-
gestellt. An die Ergebnisse knüpfen bereits erste Überlegungen zur Anpassung des Fragebo-
gens, die aus der zuvor bearbeiteten Theorie und im Vergleich zur Forschungspraxis abgelei-
tet werden. Eine zusammenfassende Darstellung und Interpretation der Erkenntnisse aus
dieser Untersuchung sowie weiterführende Überlegungen zur Erfassung der Arbeitszufrie-
denheit werden im abschliessenden Kapitel 7 erläutert.
2 Das Instrument „Mitarbeiterbefragung“
Diese Studie basiert auf dem Fragebogen „Mitarbeiterbefragung“, den die Firma QUALIS
evaluation GmbH im Jahr 2007 entwickelt hat, und den Daten, die während den Folgejahren
2008 bis 2010 in verschiedenen Institutionen erhoben wurden. Im folgenden Kapitel wird
die Unternehmung, der Entwicklungsprozess und die Gestaltung des Fragebogens sowie der
Durchführungs- und Auswertungsprozess beschrieben.
2.1 Beschreibung der Firma QUALIS evaluation GmbH
Die Firma QUALIS evaluation wurde im Jahr 2004 in Zürich gegründet. Sie ist ein unabhän-
giges Unternehmen für angewandte Sozialforschung, welches Qualitätsmessungen, statisti-
sche Datenanalysen und Evaluationen vor allem im Gesundheits- und Dienstleistungswesen
anbietet. Die Firma QUALIS evaluation betrachtet die Mitarbeiterbefragung (MAB) als Teil
5
des Qualitätsmanagementsystems (z.B. EFQM2), bei dem nebst der Mitarbeiterzufriedenheit
auch die Kundenzufriedenheit und Behandlungsergebnisse zu den zentralen Output-Grössen
gehören (Saldutto, 2008). Speziell für den Langzeitpflegebereich bieten sie Messungen der
Mitarbeiter-, Bewohner- und Angehörigenzufriedenheit an. Mit den eingesetzten Instrumen-
ten wird das Ziel des internen und externen Benchmarkings verfolgt.
2.2 Entwicklung des Fragebogens
Der Fragebogen „Mitarbeiterbefragung“ zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit im Lang-
zeitpflegebereich wurde im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit den Institutionen Alters- und
Pflegeheim Johanniter (Basel), Alters- und Pflegeheim Marienhaus (Basel) sowie Alterszent-
rum Am Bachgraben (Allschwil) entwickelt. In einem ersten Schritt der Testentwicklung
wurden drei Fokusgruppen mit unterschiedlichen personellen und fachlichen Zusammenset-
zungen durchgeführt. Eine Fokusgruppe bestand nur aus Führungspersonen, zwei waren
gemäss Stellenprozenten der Tätigkeitsbereiche (Betreuung, Verwaltung, Küche, Cafeteria,
Controlling) zusammengesetzt. In einem ersten Schritt mussten die Teilnehmenden in Eigen-
reflexion Punkte aufschreiben, die sie bei der Arbeit besonders schätzen, die ihnen wichtig
sind und diejenigen, die Ärger verursachen. Die Nennungen wurden gesammelt, diskutiert
und gemeinsam einem übergeordneten Kategoriensystem zugeordnet. Die vordefinierten
Kategorien wie Arbeitstätigkeit, Arbeitsbedingungen, Anstellungsbedingungen, Heim /
Heimleitung, direkte Vorgesetzte, Team, Information/Kommunikation, Weiterbildungen und
Diverses wurden mittels Literaturrecherche festgelegt. Die dabei entwickelte Themenstruktur
wurde einen Monat später von den gleichen Teilnehmenden der Fokusgruppen, den so ge-
nannten Praxisexperten, priorisiert. Anhand der Wichtigkeit der einzelnen Aspekte wurde der
Fragebogen konstruiert. Die in den Gruppeninterviews erfassten Begriffe und Arbeitsbei-
spiele dienten als Grundlage für die Ausformulierung der Fragebogenitems. Der Fragebo-
gen-Entwurf wurde in der Folge in einer Feedbackrunde mit Heimleitungen und anschlies-
send in einem Pretest mit den Mitarbeitenden aller drei beteiligten Institutionen bezüglich
Verständlichkeit, Vollständigkeit, Logik und Praxistauglichkeit geprüft. Die erste Vollerhe-
bung wurde zusammen mit einem standardisierten Begleitbrief und Rückantwortcouvert an
alle Mitarbeitenden versandt.
2 EFQM = European Foundation for Quality Management (Becker, 1997)
6
2.3 Gestaltung des Fragebogens
Der vierseitige standardisierte Fragebogen beginnt mit einer kurzen Instruktion zum Zweck
der Befragung, zur Anonymität und zum Vorgehen beim Ausfüllen. Das persönliche Erleben
und die eigene Meinung sollen massgebend für die Einschätzung sein. Die Mitarbeitenden
werden darauf hingewiesen, dass die Resultate von der externen Firma QUALIS evaluation
ausgewertet und in zusammengefasster Form, so dass keine Rückschlüsse auf die Personen
möglich sind, dokumentiert werden. Ebenfalls erwähnt wird das Ziel der Befragung, nämlich
dass die Auftraggeber nützliche Hinweise zum Verbesserungspotenzial erhalten sollen.
Dem Fragebogen liegt ein Modell zugrunde, demnach sich die Gesamtzufriedenheit der Mit-
arbeitenden anhand des Mittelwerts von 66 Items berechnen lässt. Die Fragebogenitems sind
in 18 Dimensionen und fünf Themenbereiche zusammengefasst (vgl. Abbildung 1). Die
fünf Themenbereiche sind Arbeitsbedingungen, Identifikation mit dem Betrieb, Betriebskli-
ma, Führung / Vorgesetzte und Arbeitsprozesse.
Gesamtzufriedenheit (GZ)
T1: Arbeitsrahmen-bedingungen
D1: ArbeitsplatzD2: Arbeitszeiten /
Ferien
D3: Anstellungsbe-dingungen
D4: Essen / ErholungD5: Weiterbildung / Mitarbeiterentwicklung
T2: Identifikation mit Betrieb & Arbeit
D6: Arbeitstätigkeit D7: Werte / PhilosophieD8: Zufriedenheit mit
Arbeitgeber
T3: Betriebsklima
D9: Klima im TeamD10: Verhältnis zu
direkten Vorgesetzten
D11: Verhältnis zwischen Leitung und
Mitarbeitern
T4: Führung / Vorgesetzte
D12: Führung durch direkte Vorgesetzte
D13: Kompetenz und Einsatz der direkten
Vorgesetzten
D14: Zusammenarbeit unter Vorgesetzten / Betriebsleitung
T5: Arbeitsprozesse
D15: Kommunikation im Betrieb
D16: Fehlerkommunikation
D17: Zusammenarbeit im Team
D18: Zusammenarbeit im Betrieb
18 Dimensionen5 Themenbereiche
Abbildung 1: Modell des Fragebogens „Mitarbeiterzufriedenheit“ (Saldutto, 2008)
7
Nach den 66 Standarditems folgt eine offene Frage zu dem, was bei der Arbeit und am Ar-
beitsplatz besonders gut gefällt oder besonders ärgert. Ergänzend stehen den Institutionen
zwei Zusatzblöcke zur Auswahl, vier Items zum „Kontakt zu Bewohnern, Angehörigen und
Ärzten“ oder fünf Items zum „persönlichen Befinden / Belastungen“. Der Fragebogen
schliesst mir acht Fragen zur Person wie Tätigkeitsbereich, Führungsfunktion, Fachausbil-
dung, Dienstjahre in der Institution, Arbeitspensum, Muttersprache sowie Geschlecht und
Alter ab. Um die Anonymität der Teilnehmenden auch in kleineren Institutionen garantieren
zu können, sind die Antwortkategorien zu den personenbezogenen Angaben vorgegeben
und recht breit verfasst.
Die Testitems sind in Präsenz formuliert und entsprechen einer eindeutigen und realitätsna-
hen Aussage. Damit soll verdeutlicht werden, dass die aktuelle Einschätzung erfasst werden
soll und dass die Sichtweise der Mitarbeitenden im Mittelpunkt steht (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Beispielitem der „Mitarbeiterbefragung“ (Saldutto, 2008)
Aus Gründen der möglichst einfachen Verständlichkeit und Handhabbarkeit werden alle
Fragen positiv, im Sinne des Antwortformats gestellt. Alle 66 Items werden auf der gleichen
vierstufigen Likert-Skala mit Einschätzungen von „trifft nicht zu – trifft ein wenig zu – trifft
eher zu – trifft zu“ erfasst. Als Ausweichkategorie können die Mitarbeitenden die Kategorie
„kann ich nicht beurteilen“ wählen. Einzig die beiden Items zur allgemeinen Zufriedenheit
haben keine Ausweichkategorie und beim Zusatzblock „persönliches Befinden / Belastun-
gen“ ist die Ausweichkategorie mit „keine Antwort“ benannt. Bei drei Fragebogenitems, die
sich auf die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Bereichen und zwischen
Führungspersonen beziehen, besteht die Möglichkeit, nicht zutreffende Antworten textlich
zu erläutern.
2.4 Erhebungsprozess
Die Qualität einer Mitarbeiterbefragung hängt nicht nur von guten teststatistischen Kennwer-
ten des Fragebogens ab, sondern auch von einem standardisierten Durchführungsprozess.
Bei der Implementierung der Mitarbeiterbefragung unterstützt die Firma QUALIS evaluation
die Betriebe mit einem Zeit- und Projektplan sowie mit diversen standardisierten Dokumen-
Arbeitstätigkeit und Aufgaben trifft nicht zu
trifft ein wenig zu
trifft eher zu
trifft zu
kann ich nicht beurteilen
5 . Ich finde meine Arbeit spannend und abwechslungsreich.
8
ten wie einem Merkblatt zur Vorinformation der Mitarbeitenden, zum Vorgehen bei fremd-
sprachigen Mitarbeitenden, Kriterien und Vorlagen für das Verfassen von Begleitbriefen und
Erinnerungsschreiben.
In die Vorbereitungsphase wird eine frühzeitige Information der Mitarbeitenden durch die
Heimleitung empfohlen. Dabei soll der allgemeine Zweck der Befragung erläutert werden.
Bei einem hohen Anteil an fremdsprachigen Mitarbeitenden, wird für diese Personalgruppe
eine gesonderte Informationsveranstaltung empfohlen. Der Befragungszeitpunkt ist so zu
legen, dass möglichst viele Mitarbeitende anwesend und nicht in den Ferien sind. Der Ver-
sand der Fragebogen (inkl. Rückantwortcouverts) erfolgt durch das Alters- und Pflegeheim
an einem Stichtag (z.B. mit Lohnausweis). Es ist eine Vollerhebung, bei der alle Mitarbeiten-
den eines Betriebs, die mindestens seit drei Monate im Betrieb tätig sind, angeschrieben wer-
den. Im Begleitbrief wird über Zweck, Ablauf und Anonymität der Befragung informiert.
Der Fragebogen soll nicht am Arbeitsplatz abgegeben und ausgefüllt werden, da sich das auf
die Ehrlichkeit und Aussagekraft der Antworten auswirken kann. Die ausgefüllten Fragebo-
gen werden von den Mitarbeitenden mit dem vorfrankierten Rückantwortcouvert direkt an
QUALIS evaluation gesendet. Je nach Rücklauf und in Absprache mit QUALIS evaluation
wird drei Wochen nach dem Erstversand allen Mitarbeitenden mündlich oder schriftlich für
die bereits ausgefüllten Fragebogen gedankt und für die ausstehenden an die Befragung erin-
nert.
2.5 Auswertung
Als Vergleichswerte wird in der Auswertung mit Erfüllungsanteilen (EA) gerechnet. Ein EA
entspricht den beiden Antwortkategorien „trifft eher zu“ und „trifft zu“. Für jeden EA wird
ein 90%-Vertrauensintervall (CI) berechnet und dargestellt. Die Auswertung der „Mitar-
beiterbefragung“ beinhaltet eine Rücklaufstatistik, die Beschreibung der befragten Mitarbei-
tenden, die Erfüllungsanteile pro Themenbereich und Dimension, ein Stärke-Schwäche-
Profil sowie die Antwortverteilungen pro Frage. Zusätzlich können verschiedene interne
Vergleiche (internes Benchmarking) erstellt werden. Aus Anonymitätsgründen werden nur
Gruppen mit mindestens 15 Personen ausgewertet. In der externen Benchmarking-Grafik
werden die durchschnittlichen, besten und schlechtesten Erfüllungsanteile vergleichbarer
Institutionen dargestellt. Mit dem Stärke-Schwäche-Profil wird auf Dimensionsebene die
Differenz des Mittelwertes der eigenen Institution zum Mittelwert der Benchmarkinggruppe
aufgezeigt. Positive Werte liegen über dem Durchschnitt und können somit als Stärken inter-
9
pretiert werden. Negative Werte liegen unter dem Durchschnitt und stellen Verbesserungspo-
tenziale dar.
3 Theorie
Für die konzeptionelle und teststatistische Überprüfung des Fragebogens zur Mitarbeiterzu-
friedenheit werden in diesem Kapitel wichtige theoretische Grundlagen erarbeitet. Ein erster
Schritt in der Testentwicklung ist nach Bühner (2006, S.46ff) die Erstellung einer Arbeitsde-
finition des zu messenden Merkmals und die Auswahl relevanter theoretischer Modelle.
Demnach werden in Kapitel 3.1 wichtige Grundbegriffe definiert und in Kapitel 3.2 theoreti-
sche Modelle zur Mitarbeiterzufriedenheit vorgestellt. Mitarbeiterbefragungen in Organisati-
onen unterscheiden sich in ihren Anforderungen von anderen psychometrischen Tests. Sie
sind abhängig von der Strategie und den Zielen des Managements. Kapitel 3.3 behandelt die
Grundlagen für die Entwicklung einer Mitarbeiterbefragung in Organisationen. Ob ein Test
zuverlässig und genau misst, muss anhand seiner psychometrischen Eigenschaften überprüft
werden. Die klassische Testtheorie (vgl. Kap. 3.4) ist gegenwärtig die Grundlage der meisten
psychologischen Testverfahren (Bühner, 2006, S. 25).
3.1 Arbeitszufriedenheit
Voraussetzung psychologischer Testverfahren ist, dass der zu messende Merkmalsbereich
klar definiert und umschrieben ist. In diesem Kapitel wird Arbeitszufriedenheit definiert und
deren unterschiedliche Formen beschrieben.
3.1.1 Definitionen und Grundbegriffe
Arbeitszufriedenheit wird als die Einstellung der Mitarbeitenden gegenüber ihrer Arbeit ins-
gesamt oder gegenüber einzelnen Facetten der Arbeit wie Arbeitsaufgabe, Kolleginnen und
Kollegen, Vorgesetzte und Arbeitsbedingungen definiert (Felfe & Six, 2006). Grundsätzlich
gelten Einstellungen als relativ stabil. Sie sind aber trotzdem veränderbar. So können neue
Erfahrungen oder die Wechselwirkung einer veränderten Situation und den damit verbunde-
nen Stimmungen zu Einstellungsveränderungen führen (Schuler, 2004, S. 280). Einstellungen
entsprechen Gesamtbewertungen. Sie wirken gewöhnlich ohne bewusste Reflexion und er-
leichtern dem Menschen die Orientierung in seiner Umwelt. Sie kommen dadurch zustande,
dass bestimmte Bedingungen für das Erreichen eigener Ziele als hilfreich betrachtet werden
(von Rosenstiel, 2010, S. 72). Wenn ein Gegenstand erfahrungsgemäss gut und häufig der
10
Motivbefriedigung gedient hat, wird ihm gegenüber eine positive Einstellung entwickelt, hat
er die Motivbefriedigung behindert, so wird sie negativ sein. Einstellungen haben einen kog-
nitiven (Wissen über den Gegenstandsbereich), evaluativen (Bewertung des Gegenstands)
und konativen (Handlungsimpuls) Aspekt (von Rosenstiel, 2010, S. 16f).
Zufriedenheit erwächst aus der Befriedigung aktivierter Motive (von Rosenstiel, 2010, S.5ff).
Motive sind isolierte Beweggründe für Verhalten. Sie werden als gerichtete Mangelerlebnisse
wahrgenommen, die sich auf einen angestrebten Zielzustand beziehen. Damit Motive hand-
lungswirksam sind, müssen sie durch innere und äussere Anreize aktiviert werden. Den Mo-
tiven liegen Bedürfnisse zugrunde. Auch Bedürfnisse entsprechen Mangelerlebnissen und
initiieren Verhaltensweisen. Der Unterschied liegt darin, dass Bedürfnisse genereller Art sind.
Das Modell der Bedürfnis-Hierarchie von Maslow (1969; zit. nach Schuler, 2004, S. 69) geht
davon aus, dass es eine Reihe universeller, biologisch determinierter und dem Individuum
überwiegend nicht bewusster Grundbedürfnisse gibt. Motive hingegen entsprechen disposi-
tionellen Neigungen in der Art, wie bestimmte Handlungsziele bewertet werden (Häcker &
Stapf, 2004). Sie sind individuumspezifisch und führen zu Verhaltensweisen, mit denen unter
Berücksichtigung eigener Fähigkeiten und Möglichkeiten sowie situativer Bedingungen er-
wartungsgemäss ein Ziel erreicht und das Motiv gesättigt werden kann. Mit einem einzigen
Motiv kann menschliches Verhalten meist nicht erklärt werden. Verhalten ist oft mehrfach
und komplex motiviert. Von Motivation spricht man, wenn in konkreten Situationen aus dem
Zusammenspiel verschiedener aktivierter Motive das Verhalten entsteht (von Rosenstiel,
2010, S. 5ff). Auch berufliche Arbeit ist eine motivierte Verhaltensweise. Ihr liegen allgemei-
ne Grundbedürfnisse sowie aktivierte Motive zugrunde. Ihre Befriedigung führt zu Zufrie-
denheit und weiteren damit verbundenen Folgen.
3.1.2 Formen der Arbeitszufriedenheit
Die Arbeitszufriedenheit beruht auf Bewertungsprozessen, bei denen ein wahrgenommener
Ist-Zustand mit einem persönlichen Anspruch, dem Soll-Zustand, verglichen wird (Brugge-
mann, Groskurth & Ulich, 1975; zit. nach von Rosenstiel, 2010, S. 74). Zufriedenheit kann
folglich auf zwei Arten verbessert werden, nämlich indem sich die Bedingungen im Betrieb
verbessern oder indem die eigenen Ansprüche reduziert werden. Daraus können sich unter-
schiedliche Qualitäten der Arbeitszufriedenheit entwickeln, die im Modell nach Agnes Brug-
gemann (1975; zit. nach von Rosenstiel, 2010) als sechs verschiedene Formen der Arbeitszu-
11
friedenheit und –unzufriedenheit dargestellt werden (vgl. Abbildung 3). Ihnen liegen drei
zentrale Prozesse zugrunde (Baumgartner & Udris, 2006, S. 113):
1. „Befriedigung / Nicht-Befriedigung der Bedürfnisse und Erwartungen zu einem ge-
gebenen Zeitpunkt.
2. Erhöhung, Aufrechterhaltung oder Senkung des Anspruchsniveaus als Folge von Be-
friedigung / Nicht-Befriedigung.
3. Problemlösung, Problemfixierung, Problemverdrängung im Falle der Nicht-
Befriedigung.“
Abbildung 3: Formen der Arbeitszufriedenheit und -unzufriedenheit (Bruggemann, 1975; zit.
nach von Rosenstiel, 2010, S. 74)
Wie die Menschen die Diskrepanz zwischen dem Soll- und dem Ist-Zustand ihrer Bewer-
tungsprozesse bewältigen, hat unterschiedliche Konsequenzen auf das eigene Erleben, die
eigene psychische Gesundheit und auf das zu erwartende Verhalten. Bei der progressiven
Arbeitszufriedenheit ist die Arbeitssituation befriedigend und die Mitarbeitenden entwickeln
aus ihrer positiven Grundzufriedenheit neue Ziele und Erwartungen, was sich in einem ge-
steigerten Leistungsverhalten zeigt. Bei der stabilisierten Arbeitszufriedenheit besteht eine
Zufriedenheit mit der Situation, die man aufrechterhalten möchte. Sie kann zu einem Ausru-
hen auf Erfolgen führen. Während bei der resignativen Arbeitszufriedenheit das eigene An-
spruchsniveau gesenkt wird, um den Widerspruch der Soll-Ist-Vergleiche aufzulösen, führt
Steigerung
des An-
spruchs-
niveaus und
Erwartung
seiner Erfül-
lung
Verbleiben auf
bisherigem
Anspruchs-
niveau
Senkung des
Anspruchs-
niveaus
Verfälschung
der Situations-
wahrneh-
mung
Aufrechterhaltung des Anspruchsniveaus
Verharren
ohne Prob-
lemlösungs-
versuche
Streben nach
Überwindung
der Lage
Konstruktive
Arbeitsun-zufriedenheit
Fixierte Ar-
beitsun-
zufriedenheit
Pseudo-
Arbeitszu-
friedenheit
Resignative
Arbeitszu-
friedenheit
Stabilisierte
Arbeitszu-
friedenheit
Progressive
Arbeitszu-
friedenheit
Vergleich der Erwartungen mit der Arbeitslage
Ungünstiges Ergebnis Günstiges Ergebnis
12
die konstruktive Arbeitsunzufriedenheit zu Versuchen, die unbefriedigende Situation zu ver-
ändern. Eine dauerhafte Unzufriedenheit entsteht bei der fixierten Arbeitsunzufriedenheit,
da die Mitarbeitenden keine Lösungen sehen und passiv auf eine Veränderung von aussen
warten. Die resignative Arbeitszufriedenheit lähmt die Kreativität und Leistungsbereitschaft.
Wer seine Mitarbeitenden aus einer resignativen zu einer konstruktiven Arbeitszufriedenheit
hinführen will, muss ihnen die Erfahrung vermitteln, dass sie durch eigene Anstrengungen
die Bedingungen in sichtbarer Weise verändern können. Mitarbeitende, die das Gefühl der
Kontrolle über eine gegebene Situation haben, sind handelnd und versinken nicht in Resigna-
tion (Gebert, 2002; zit. nach von Rosenstiel, 2010, S. 74ff).
3.2 Motivationstheorien
Die organisationspsychologischen Motivationstheorien beschäftigen sich mit der Frage, was
Menschen zu Handlungen bewegt, die beispielsweise als Leistung, Kreativität oder Innovati-
on bewertet werden (Schuler, 2004, S. 69f). Die Erklärungsversuche sind vielfältig und führ-
ten zu einer grossen Anzahl an Theorien und Modellen. Kapitel 3.2.1 gibt einen Überblick
über Denkansätze und Unterschiede verschiedener Motivationstheorien. Die im Zusammen-
hang mit der Arbeitszufriedenheit meist zitierten Modelle sind die „Zwei-Faktoren-Theorie“
(vgl. Kapitel 3.2.2) und das „Job Characteristics Model“ (vgl. Kapitel 3.2.3).
3.2.1 Überblick und Einteilung
Die Motivationstheorien (vgl. Abbildung 4) lassen sich grob in Inhalts- und Prozesstheorien
unterscheiden (Schuler, 2004, S. 69). Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf
Abbildung 4, wobei die Überbegriffe im Fettdruck hervorgehoben sind. Die Inhaltstheo-
rien fragen nach den zentralen Motiven des (Arbeits-) Handelns und nach den Anreizbedin-
gungen, die ein Motiv aktivieren können. Inhaltstheorien alleine vermögen jedoch nicht zu
erklären, weshalb sich ein Verhalten nicht durchsetzen kann, obwohl es hoch bewertet ist
oder warum ein Verhalten, für das man sich entschieden hat, trotzdem nicht durchgeführt
wird. Die stärker handlungsbezogenen Prozesstheorien ergänzen diese Lücke und erklären,
welche Handlungen auch als motivierend erlebt werden und welche Bedingungen die Umset-
zung der Motivation in Handlung fördern.
Es fehlt heute noch an einem Konsens, wie viele und welche Motive beim Menschen als
fundamental angenommen werden können (Schmalt, Sokolowski & Langens, 2000). Maslow
(1954; zit. nach Schuler, 2004, S. 163) beschreibt fünf Bedürfnisgruppen (physiologische
13
Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Bedürfnisse nach Liebe und Zugehörigkeit, nach Wert-
schätzung und nach Selbstakzentuierung), die untereinander hierarchisch aufgebaut sind.
Während die ersten vier Bedürfnisse nach dem Defizitprinzip funktionieren, ist die Selbstak-
tualisierung ein Wachstumsbedürfnis und zeigt sich im menschlichen Streben nach Selbst-
verwirklichung.
Bedürfnis-Hierarchie (Maslow,1954)
Anreize
Motive Macht-, Leistungs- und Anschluss-motiv(McClellands,1987)
Intrinsische und extrinsische Motive
Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg, Mausner&Snyderman, 1959))
Kompetenz, Autonomie und soziale Zugehörigkeit (Deci & Ryan, 2000)
Job-Characteristics Modell (Hackman & Oldham, 1980)Motivations-
theorien
Prozess-theorien
Inhalts-theorien
VIE-Modell (Vroom, 1964)
Motivationstheorie (Porter & Lawler, 1968)
Erwartungs-mal-WertTheorie
Umsetzung in Handlung
Erweitertes Motivationsmodell (Heckhausen, 1977)
Theorie der Zielsetzung (Locke & Latham, 1990)
Volitionstheorien
Abbildung 4: Überblick über die Motivationstheorien in Anlehnung an Schuler (2004)
McClelland (1985; zit. nach Schmalt et al., 2000, S.4ff) beschreibt die drei Motive Anschluss,
Leistung und Macht, die sich in ihren Anregungsbedingungen, Motivzielen und Ausrichtun-
gen (Hoffnung versus Furcht) unterschieden. Demnach können Handlungen, die beispiels-
weise durch das Anschlussmotiv motiviert sind, aus einer Hoffnung auf Anschluss oder
Furcht vor Zurückweisung resultieren. Beim Leistungsmotiv sind es die Hoffnung auf Erfolg
versus Furcht vor Misserfolg und beim Machtmotiv die Hoffnung auf Kontrolle versus die
Furcht vor Kontrollverlust. Gemäss Schuler (2004) gibt es einerseits die Annahme, dass Be-
dürfnisse bei verschiedenen Personen unterschiedlich stark ausgeprägt sind und andererseits,
dass die Grundbedürfnisse bei allen Menschen vorhanden sind, sich aber auf unterschiedli-
che Wege befriedigen lassen.
14
Auf der Unterteilung der Motive in intrinsische und extrinsische Arbeitsmotive beruhen
zahlreiche Instrumente, welche die Arbeitszufriedenheit messen (vgl. auch Kap. 5.3 und 5.4).
Die intrinsischen Arbeitsmotive wie der Wunsch nach Kontakt, Leistung, Sinngebung oder
Selbstverwirklichung werden durch die Tätigkeit selbst befriedigt. Sie werden durch Anreize
wie vielfältiger Arbeitsinhalt, Selbständigkeit, Lern- oder Aufstiegsmöglichkeiten angeregt.
Die extrinsischen Arbeitsmotive werden durch die Folgen einer Tätigkeit oder durch deren
Begleitumstände befriedigt. Die Anreize sind materieller Art wie Lohn, Statussymbole oder
soziale Anreize wie Interaktionsmöglichkeiten (von Rosenstiel, 2010, S. 53f).
Die Zwei-Faktoren-Theorie (vgl. Kap. 3.2.2) und das Job Characteristics Modell (vgl. Kap.
3.2.3) fokussieren auf die Anreize, das heisst auf die Arbeitsbedingungen, die bestimmte
Motive ansprechen.
Die Wert-Erwartungs-Theorien fragen danach, wie bestimmte Werte in Motivation „um-
gesetzt“ werden (Schuler, 2004, S. 165). Die Anreize haben einen bestimmten subjektiven
Wert, der angestrebt wird, und die Erwartung entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass durch
eine bestimmte Handlung das angestrebte Ergebnis erzielt werden kann. Demnach ist die
Motivation das Ergebnis von zwei Bewertungsprozessen. Bewertet werden einerseits der
Wert, der einem bestimmten Ergebnis beigemessen wird, und andererseits die Wahrschein-
lichkeit, dass das Ergebnis durch das eigene Verhalten erzielt werden kann. Vroom (1964; zit.
nach Schuler, 2004, S. 72) hat diese Theorie zum VIE-Modell erweitert, indem auch die Kon-
sequenzen des Ergebnisses mitberücksichtigt werden. Eine gute Arbeitsleistung führt nicht
nur zu einem guten Resultat (Ergebnis 1. Ordnung), sondern auch zu einer Folgereaktion
(Ergebnis 2. Ordnung) wie die Anerkennung von der Führungsperson oder Unterstützung
im Team. Die Motivation hängt folglich von drei Einflussgrössen ab. Das V (Valenz) ent-
spricht dem subjektiven Wert, den das Individuum den Ergebnissen erster und zweiter Ord-
nung zuschreibt. Das I (Instrumentalität) ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis 2.
Ordnung auf das primäre (Arbeits-) Ergebnis folgen wird und das E (Erwartung) bezieht
sich auf die Erwartung, dass mit der spezifischen Handlung ein Folgeergebnis erzielt werden
kann. Auch die Motivationstheorie von Porter und Lawler (1968; zit. nach Schuler, 2004, S.
74) basiert auf dem Erwartungs-mal-Wert-Ansatz. Je nach Bewertungsprozess zeigt das In-
dividuum eine unterschiedliche Anstrengungsbereitschaft. Diese führt in Abhängigkeit weite-
rer Einflussgrössen wie Fähigkeiten und (Persönlichkeits-) Eigenschaften der handelnden
Person sowie deren individuelle Rollenwahrnehmung zu einem bestimmten Leistungsverhal-
15
ten. Die Folgen der Arbeitsleistung werden in intrinsische Belohnung (Gefühl, eine gute Leis-
tung erbracht zu haben, Selbstverstärkung) und extrinsische Belohnung (Lob eines Vorge-
setzten oder des Teams, Gehaltserhöhungen oder Beförderungen) unterteilt. Das erweiterte
Modell nach Heckhausen (1977; zit. nach Nerdinger, 1995) ist noch differenzierter. Es erwei-
tert die VIE-Theorie durch die zusätzliche Berücksichtigung der Situation, in der eine Ent-
scheidung getroffen wird. Demnach ist die Wahl von Handlungsalternativen durch vier ver-
schiedene Arten von Erwartungen und drei Valenzen beeinflusst.
Eine motivationale Tendenz führt nicht immer zur Umsetzung in Handlung, insbesondere
wenn Probleme erwartet oder konkurrierende Präferenzen vorhanden sind (Schuler, 2004, S.
167). Gemäss der Zielsetzungstheorie von Locke und Latham (1990; zit. nach Schuler, 2004,
S. 167) führt das Setzen von Zielen unter bestimmten Bedingungen zu besserer Leistung.
Voraussetzung ist, dass die Ziele für einen überschaubaren Zeitraum hoch, aber erreichbar
angesetzt werden, spezifisch sind und vom Individuum akzeptiert werden. Die positive Wir-
kung solcher Zielsetzungsprozesse wird durch die Lenkung der Aufmerksamkeit und Hand-
lung, das Mobilisieren von Energie, die Förderung von Ausdauer sowie der Suche nach adä-
quaten Handlungsstrategien erklärt. Die Volitionstheorien beziehen sich auf Willensprozesse.
Dazu gehören neben der Zielintention auch Handlungsvorsätze, Abschirmung gegen Zweifel
und Widrigkeiten oder Durchhaltevermögen trotz Misserfolgen (Schuler, 2004, S. 168).
3.2.2 Zwei-Faktoren-Theorie
Herzberg, Mausner & Snyderman (1959; zit. nach von Rosenstiel, 2010) erklären mit ihrem
Modell, dass das Ausmass an Arbeitszufriedenheit über den Grad der Bedürfnisbefriedigung
hinausgeht. Sie konnten aufzeigen, dass der Grad der Zufriedenheit nicht linear mit der An-
zahl befriedigter Motive und deren Bedeutsamkeit wächst, sondern dass zwischen betriebli-
chen Einflussgrössen, den Hygienefaktoren und Motivatoren, unterschieden werden muss
(vgl. Abbildung 5). Hygienefaktoren beziehen sich auf den Kontext der Arbeit. Sie befriedi-
gen extrinsische Arbeitsmotive wie gute Arbeitsbedingungen, zwischenmenschliche Bezie-
hungen oder Entlöhnung. Wenn sie erfüllt sind, können sie keine Zufriedenheit erzeugen,
sondern lediglich Unzufriedenheit vermeiden oder abbauen. Die Motivatoren beziehen sich
auf die Arbeit selbst. Sie befriedigen intrinsische Arbeitsmotive wie die Leistung, Anerken-
nung, Verantwortung oder Entwicklungsmöglichkeiten und fördern die Zufriedenheit. Feh-
lende Motivatoren wirken neutral.
16
Abbildung 5: Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg et al. (1959; zit. nach von Rosenstiel,
2010)
Hygienefaktoren sind Selbstverständlichkeiten, die im üblichen Masse erfüllt sein sollten,
damit sie keine Unzufriedenheit auslösen. Die Motivatoren sind Ansatzpunkte für Anreize
und Führungsinstrumente, da sie Zufriedenheit und Leistung dauerhaft verbessern können.
3.2.3 Job Characteristics Model
Das Job Characteristics Model von Hackman und Oldham (1980; zit. nach Ehrlich, 2003, S.
52ff) geht davon aus, dass die fünf Tätigkeitsmerkmale (Anforderungsvielfalt, Ganzheitlich-
keit, Wichtigkeit, Autonomie und Rückmeldung) über die psychologischen Erlebniszustände
(Bedeutsamkeit, Verantwortung und Wissen um die Resultate) einen Einfluss auf die Ar-
beitsmotivation haben (vgl. Abbildung 6). Der Einfluss der Tätigkeitsmerkmale auf die Mo-
tivation ist besonders gross, wenn die Moderatorvariablen wie das Bedürfnis nach persönli-
cher Entfaltung, Wissen und Fähigkeiten und die Kontextsatisfaktoren jeweils hohe Ausprä-
gungen haben. Das zentrale Motiv in diesem Modell ist das Bedürfnis nach persönlicher
Entfaltung (growth need strength). Darunter wird die (arbeitsbezogene) Motivation ver-
Zufriedenheit bedingt durch:
Erbrachte Leistung Zuteilwerden von Anerkennung Interessanten Arbeitsinhalt Übertragbare Verantwortung Erfolgten Aufstieg Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung
Schlechte Unternehmenspolitik und –verwaltung Schlecht Personalführung Schlechte Entlohnung Schlechte zwischenmenschliche Beziehungen mit Vorgesetzten, Gleichgestellten und Nach-geordneten Schlechte Arbeitsbedingungen
Keine Unzufrieden-heit bedingt durch:
Unzufriedenheit bedingt durch:
Keine Zufrie-denheit bedingt
durch:
Gute Unternehmenspolitik und –verwaltung Gute Personalführung
Gute Entlohnung Gute zwischenmenschliche Beziehungen
mit Vorgesetzten, Gleichgestellten und Nachgeordneten
Gute Arbeitsbedingungen
Unzureichende Leistung Fehlen von Anerkennung Langweiligen Arbeitsinhalt Stellung mit geringer Verantwortung Nicht erfolgten Aufstieg Mangelnde Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung
Hygienefaktoren
Mot
ivat
oren
17
standen, sich weiterentwickeln, dazulernen und an den Aufgaben wachsen zu können (van
Dick, 2006, S. 121). Eine weitere Voraussetzung ist die Übereinstimmung individueller Quali-
fikationen (Wissen und Fähigkeiten) mit der Arbeitstätigkeit. Zu den Kontextsatisfakto-
ren zählen die Zufriedenheit mit Vorgesetzten, Arbeitskollegen, Lohn und Arbeitsplatzsi-
cherheit.
Abbildung 6: Job Characteristics Model (Hackman & Oldham, 1980; zit. nach van Dick,
2006)
Nachfolgend werden die Bestandteile des Modells beschrieben. Da die Begriffe in verschied-
nen Quellen unterschiedlich übersetzt sind, werden die englischsprachigen Originalformulie-
rungen aus van Dick (2006, S. 119ff) in Klammern angegeben.
Die Anforderungsvielfalt (skill variety) entspricht einer Tätigkeit, die verschiedene Aufga-
ben enthält und damit eine Vielzahl und einen Wechsel unterschiedlicher Kenntnisse und
Fähigkeiten eines Mitarbeitenden erfordert.
Die Ganzheitlichkeit der Aufgabe (task identity) beschreibt das Ausmass, in dem eine Per-
son einen Arbeitsgang vom Anfang bis zum Ende verfolgen kann. In der Übersetzung von
Ehrlich (2003, S. 58) wird die „Ganzheitlichkeit“ als „Identifizierbarkeit (mit) der Aufgabe“
Tätigkeitsmerkmale Psychologische Erlebnis-zustände
Auswirkungen der Arbeit
Ganzheitlichkeit
Anforderungsvielfalt
Bedeutsamkeit
Verantwortung
Wissen um die Resultate
Wichtigkeit
Autonomie
Rückmeldung
Intrinsische Motivation
Zufriedenheit mit den Entfal-
tungsbedürfnissen
Globale Arbeitszufriedenheit
Effektivität
Moderatoren
Wissen und Fähigkeiten
Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung
Kontextsatisfaktoren
Motivationspotenzial = Anforderungsvielfalt + Ganzheitlichkeit + Wichtigkeit
3 x Autonomie x Feedback
18
benennt. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Identifikation mit der Arbeit erhöht,
wenn mehrere Arbeitsaufgaben zusammengelegt werden und Mitarbeitende grössere Ar-
beitsabschnitte der Gesamtaufgabe bearbeiten können (Ehrlich, 2003, S. 56).
Die Wichtigkeit der Arbeitsaufgabe (task significance) wird auch mit „Bedeutsamkeit“ über-
setzt. Sie entspricht der Einschätzung, wie sehr die eigene Tätigkeit Einfluss auf das Leben
oder die Tätigkeit anderer Menschen nimmt (van Dick, 2006, S. 119ff).
Diese ersten drei Tätigkeitsmerkmale (Anforderungsvielfalt, Ganzheitlichkeit und Wichtig-
keit) bestimmen den Erlebenszustand der Bedeutsamkeit (experienced meaningfulness).
Eine Arbeit wird als besonders bedeutsam erlebt, wenn sie auch einen hohen Stellenwert im
Wertesystem der Person hat (van Dick, 2006, S. 119ff).
Mit Autonomie (autonomy) wird die Entscheidungsfreiheit und der Entscheidungsspielraum
beschrieben, die eine Person bei der Planung und Durchführung ihrer Tätigkeit wahrnimmt.
Nur wenn eine Person Autonomie wahrnehmen kann, wird sie für ihre Arbeit auch Verant-
wortlichkeit (experienced responsibility) erleben und damit Erfolge aber auch Misserfolge
auf die eigene Anstrengung und Fähigkeit zurückführen (van Dick, 2006, S.119ff).
Die Rückmeldung durch die Tätigkeit (job Feedback) verweist auf das Ausmass, inwiefern
die Arbeit selbst Rückschlüsse über die Güte der eigenen Arbeitsausführung zulässt (Ehrlich,
2003, S.54). Das Wissen um die Resultate seiner Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung,
um Verbesserungen und Weiterentwicklungen zu initiieren.
Das wichtigste Ergebnis der Arbeit ist nach Hackman und Oldham (1980; zit. nach Ehrlich,
2003, S. 52ff) die intrinsische Arbeitsmotivation (internal work motivation). Weitere Er-
gebnisvariablen sind die Zufriedenheit mit den Entfaltungsbedürfnissen, die allgemeine
Arbeitszufriedenheit und die Effektivität in qualitativer und quantitativer Hinsicht.
Die Formel zur Errechnung des Motivationspotenzials zeigt, dass die Variablen Autonomie
und Feedback durch ihre multiplikative Wirkung das stärkste Gewicht haben. Ohne Auto-
nomie oder Feedback ist auch das Motivationspotenzial gleich Null. Durch die additive Ver-
knüpfung bieten die Anforderungsvielfalt, Ganzheitlichkeit und Wichtigkeit Kompensati-
onsmöglichkeiten (Ehrlich, 2003, S.58).
19
3.3 Mitarbeiterbefragungen (MAB)
Mit Mitarbeiterbefragungen (MAB) können unterschiedliche organisatorische und strategi-
sche Ziele verfolgt werden (vgl. Kap. 3.3.1). Je nach Schwerpunkt gestalten sich die Instru-
mente unterschiedlich. Im Folgenden wird aufgezeigt, was bei der inhaltlichen Gestaltung
(vgl. Kap. 3.3.2), der Itemformulierung (vgl. Kap. 3.3.3), dem Antwortformat (vgl. Kap.
3.3.4) und den Kontextbedingungen (vgl. Kap. 3.3.5) berücksichtigt werden muss.
3.3.1 Haupttypen einer MAB
Borg (2003, S.25ff) beschreibt fünf Haupttypen von Mitarbeiterbefragungen (vgl. Tabelle 1).
Bei einer Meinungsumfrage wird überprüft, ob die Mitarbeitenden die Dinge so sehen, wie
das Management glaubt, dass sie gesehen werden. Bei Benchmarkingumfragen hingegen geht
es um das Messen und Eintaxieren von Befunden relativ zu Normen. Die Wahl der Normen
ist von erheblicher strategischer Bedeutung. Oft sind es Branchennormen oder interne Nor-
men. Der Vergleich von Kennzahlen soll auf Verbesserungsbedarf hinweisen. Benchmark-
ingumfragen sind langfristig ausgelegt, da Trendaussagen nur gemacht werden können, wenn
Daten regelmässig erhoben werden. Benchmarking wurde bisher auf „harte“ betriebswirt-
schaftliche Daten angewandt (Fies & Schmitt, 1997). Prozesse laufen jedoch durch den Men-
schen ab und werden durch ihn gelebt. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden wird nicht au-
tomatisch durch eine optimale Prozessgestaltung sichergestellt. So wie die soziotechnische
Systemtheorie die simultane Berücksichtigung von technischen und sozialen Aspekten in der
Organisation fordert, so kann eine Prozessorganisation nur funktionieren, wenn gleichzeitig
prozesslogische Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden beachtet werden (Fies
& Schmitt, 1997).
Tabelle 1: Haupttypen einer MAB und einige ihrer Merkmale (Borg, 2003, S. 26)
Typ Zweck Weitere Planung
Meinungsumfragen Verstehen, wie Mitarbeitende bzw. Gruppen die Dinge sehen
Zunächst keine: Abwarten, was rauskommt, dann weiter ent-scheiden
Benchmarkingumfragen Weiche Faktoren messen und vergleichen mit anderen Fir-men und früheren Ergebnissen
Regelmässige Wiederholung der Befragung (Stichproben), evtl. Teilnahme an Konsortien
Klimabefragung mit Rückspie-gelung
Klima und Zufriedenheit verbessern, Schwachstellen „vor Ort“ bereinigen
Einbindung der Mitarbeiter in Folgeprozesse (Workshops, Aktionsplanung usw.)
20
Fortsetzung Tabelle 1: Haupttypen einer MAB und einige ihrer Merkmale
Auftau- und Einbindungsmana-gement-Programm (AEMP)
Leistung und Zufriedenheit erhöhen unter Einbindung aller Mitarbeitenden
Zyklische Wiederholung als umfassendes Verbesserungs-programm aller Ebenen
Systematische MAB Führen mit Kennzahlen Integraler Bestandteil der Füh-rungssysteme
Bei den Klimabefragungen ist die Rückspiegelung der Befragungsbefunde in die Organisati-
on und die einzelnen Arbeitsgruppen zentral (Borg, 2003, S. 25ff). Die Resultate sollen disku-
tiert, Handlungsbedarf abgeleitet und Verbesserungsmassnahmen geplant werden können.
Mit Klimabefragungen soll die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten
gefördert und es sollen bessere Voraussetzungen für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden
geschaffen werden. Das Auftau- und Einbindungsmanagement-Programm (AEMP) ist ein
Instrument des Veränderungsmanagements und stellt nur den ersten Schritt im Verände-
rungsprozess dar. Oft werden Fragen gestellt, zu denen die Mitarbeitenden noch keine aus-
geprägte Meinung haben, denn es geht darum, eine Thematik anzureissen und den Mei-
nungsbildungsprozess aktiv anzugehen. Die systematische Mitarbeiterbefragung ist ein inte-
graler Bestandteil eines übergeordneten Systems wie Führungs-, Gehalts- oder Personalsys-
teme. Sie kann verknüpft sein mit Messungen der Kundenzufriedenheit, Findung der variab-
len Gehaltssysteme von Führungskräften etc.
Als allgemeine Merkmale einer Mitarbeiterbefragung beschreibt Borg (2003, S. 24) folgende
(in zusammengefasster Form):
- Es werden Mitarbeitende aus allen oder ausgewählten Ebenen respektive Bereichen
einer Organisation in Voll- oder Stichprobenerhebungen befragt.
- Die Erhebung erfolgt durch systematische Anwendung sozialwissenschaftlicher Me-
thoden wie Umfragen, Interviews oder Fokusgruppen.
- Es wird nach persönlichen Meinungen und Einstellungen zu Themen verschiedener
Art, die bedeutsam für das Erreichen der Ziele aller Interessensgruppen und der Or-
ganisation sind, gefragt.
- Die erfassten Daten werden zur Unterstützung der Zielerreichung über Personen
hinweg verrechnet und zu Statistiken verdichtet.
21
3.3.2 Inhalte einer MAB
Bei der Itementwicklung können unterschiedliche Kriterien abgefragt werden wie die Frage
nach der Zufriedenheit mit einem Inhalt oder Arbeitsaspekt, die wahrgenommene Wichtig-
keit des Inhalts für die eigene Zufriedenheit, die wahrgenommene Wichtigkeit des Inhalts für
das Wohl der Organisation, dessen Verbesserbarkeit sowie der Ist- oder Soll-Zustand des
Inhalts (Borg, 2003, S. 129). Das einseitige Fragen nach der Zufriedenheit kann dazu führen,
dass die Befragung einen affektiven Charakter bekommt, selbst dann, wenn eigentlich ein
kognitiv-rationales Urteil gewünscht wird. Oft kommt es dabei zu einem allgemein überlager-
ten affektiven Halo-Effekt3, bei dem alle Items deutlich positiv untereinander korrelieren.
Umgekehrt kann eine allgemeine Arbeitsunzufriedenheit dazu führen, dass auch relativ posi-
tive Komponenten der Arbeitssituation nicht mehr gerecht beurteilt (von Rosenstiel, 2010,
S.80). Müller und McCloskey (1990; zit. nach Caers, Du Bois, Jegers, De Gieter, De Cooman
& Pepermans, 2008) schlagen vor, dass bei Unzufriedenheit bezüglich einem Arbeitsaspekt
dieser nur dann verändert werden soll, wenn der Aspekt auch als wichtig eingeschätzt wird.
In der älteren Literatur zur Arbeitszufriedenheit wird systematisch sowohl nach der Zufrie-
denheit als auch nach der Wichtigkeit gefragt. Dies macht die Fragebögen entweder zu lang
oder es können deutlich weniger Inhalte erfragt werden. Zudem muss die Übereinstimmung
des Frage- und Antwortformats gut aufeinander abgestimmt werden.
Viele Fragebögen bieten durch offene Fragen die Möglichkeit, Kommentare in freier Formu-
lierung sowie Ideen und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Damit möchte man poten-
ziell interessante Zusatzinformationen sammeln. Der Nachteil davon liegt vor allem in der
Auswertung, wenn beispielsweise die Schrift schlecht leserlich ist und die Kommentare in
einem für Aussenstehende unverständlichen betriebs- und abteilungsspezifischen Jargon
formuliert sind. Beimel (1990; zit. nach Borg, 2003, S. 136) hat den Nutzen der offenen
Kommentare untersucht und festgestellt, dass die Kommentare oftmals keine neuen Infor-
mationen enthalten. Sie werden überwiegend von weniger Zufriedenen genutzt und beinhal-
ten zum Teil Informationen, die unsachlich, spekulativ und für die Ziele der MAB kontra-
produktiv sind. Bei der Auswertung offener Kommentare ist im Weiteren zu berücksichtigen,
dass das direkte Wiedergeben der Wortlaute die Anonymität verletzen kann.
3 Definition Halo-Effekt: „Überstrahlung“, die einzelne Eigenschaften, der Gesamteindruck, be-
stimmte Strukturmerkmale u.Ä. besitzen. Ein guter Gesamteindruck bessert weniger gute Eigenschaf-
ten auf (Häcker & Stapf, 2004).
22
Die umfangreiche Forschung zur Arbeitszufriedenheit hat zahlreiche Arbeitsaspekte identifi-
ziert, die mit der Arbeitszufriedenheit verbunden sind. Borg (2003, S. 99ff) gibt einen Über-
blick (vgl. Tabelle 2) über die Standardthemen, erweiterte Leistungs- und Strategiethemen
und erweiterte psychologische Aspekte, die je nach Zielsetzung in einer MAB angesprochen
werden sollen.
Tabelle 2: Themen einer MAB (Borg, 2003)
Standardthemen Erweiterte Leistungs- und Strategiethemen
Erweiterte psychologische Themen
- Arbeitsplatzbedingungen
- Ziele, Aufgaben, Arbeits-
tätigkeit
- Entwicklung, Aufstieg
- Bezahlung und Zusatz-
leistungen
- Kollegen, Team
- Direkte Vorgesetzte
- Höhere Führungskräfte
- Information
- Firma
- Organisation
- Commitment zur Firma
- Produktivität
- Qualität
- Veränderungsmanagement
- Kunden
- Strategie
- Innovation
- Projekte
- Sozialkapital
- Mergers, Änderungen der
Geschäftsformen, grosse
Reorganisationen
- Empowerment
- Stress, Strain, Burn-out
- Organisationsbürgerverhal-
ten (prosoziales Verhalten,
Extrarollen-Verhalten)
- Arbeitsbezogenes Selbst-
wertgefühl
- Selbstwirksamkeitsüber-
zeugungen
- Systemvertrauen
- Gerechtigkeit und Fairness
- Psychologische Kontrakte
- Vertrauen in Führung und
Firma
- Mobbing
- Diskriminierung
- Arbeitsplatzunsicherheit
- Arbeit und Familie / Privat-
leben
3.3.3 Itemformulierungen
Bei der Itemformulierung ist zu beachten, dass Frage und Antwort gut aufeinander abge-
stimmt sind. Borg (2003, S. 140f) nennt einige allgemeine und MAB-spezifische Regeln für
die Itemformulierung wie folgende (in zusammengefasster Form):
- möglichst kurz und kompakt mit jeweils nur einem Thema
- für alle verständlich, das heisst ohne Fachbegriffe oder Abkürzungen
23
- nicht allzu vage und allgemein, aber auch nicht allzu konkret und eingeengt, das
heisst mit Zeit- und Mengenangaben, die aber einen Spielraum offen lassen
- Negationen, moderne Ausdrucksweisen und fragwürdige Prämissen vermeiden
- nicht allzu extrem formuliert
- eindeutig interpretierbar
- gelegentlich wechselnde Polung zur Vermeidung von stereotypen Antworttendenzen
wie monotones Zustimmen
- effiziente Nutzung der Befragungszeit ohne ständig wechselnde Antwortskala
- von allen Mitarbeitenden beantwortbar
- für die MAB-Ziele relevant
- ohne Verdoppelungen und Kontrollitems, da diese Misstrauen erzeugen können
- nichts Persönliches oder Privates fragen
- Ich-Bezug statt Man-Bezug und keine „ich-werde-nicht-bedient“-Haltung
- keine manipulativ erscheinenden „ich würde…, wenn…“-Fragen
- eher Handlungsabsichten statt Affekte
Es sind nicht immer alle Regeln gleichzeitig umsetzbar, da die Regeln zum Teil auch wider-
sprüchlich sind. Hier gilt es, einen optimalen Kompromiss zu finden (Borg, 2003, S. 140f).
3.3.4 Antwortformat
Die meisten heutigen Mitarbeiterbefragungen funktionieren nach dem Prinzip, dass eine
Feststellung formuliert und dessen Zustimmung oder Ablehnung auf einer bipolaren Ra-
tingskala erfasst wird (Borg, 2003, S.123ff). Der grosse Vorteil dieses Likert-Formats liegt
darin, dass alle Items mit der gleichen Antwortskala beantwortet werden können und der
Fragebogen damit relativ schnell ausgefüllt werden kann. Die Nachteile liegen darin, dass
Meinungen nur indirekt über den Grad der Zustimmung oder Ablehnung erfragt werden
können und dass die semantische Eindeutigkeit oft nicht gegeben ist. Untersuchungen haben
gezeigt, dass Items von den Befragten nicht buchstäblich gelesen und formal-logisch analy-
siert werden, sondern im Hinblick auf „Was wollen die hier wissen? Wie kann ich das auf
der Antwortskala ausdrücken?“ beantwortet werden (Borg, 2003).
Bei der Anzahl Antwortmöglichkeiten auf der Likert-Skala sind fünf oder, seltener, sieben
Antwortkategorien üblich (Borg, 2003). Beide Skalierungen sind gleichwertig und zeigen in
den Statistiken kaum Unterschiede. Bei vier- oder sechs-stufigen Antwortformaten entfällt
die mittlere Antwortkategorie und die Befragten werden zu einer Zustimmung oder Ableh-
24
nung forciert. Damit wird vermieden, dass die mittlere Position als bequeme Ausweichant-
wort genutzt wird. Borg (2003, S.126) empfiehlt von diesem Forced-Choice-Ansatz abzuse-
hen, da sie von den Befragten als manipulative Absicht wahrgenommen werden und in der
Folge zu einer höheren Abbruchrate und kleineren Beteiligungsquoten führen können. Er
räumt ein, dass eine „teils-teils“-Antwort auch eine Aussage darstellt, nämlich dass der Be-
fragte keine Meinung hat oder unsicher ist. Zudem ist eine mittlere Antwort je nach Itemaus-
sage wie beispielsweise zur Frage nach der Kompetenz des Vorgesetzten durchaus berechtigt.
Ein weiterer Vorteil der Mittekategorie ist, dass sie einen gewissen Spielraum zur Interpreta-
tion der Ergebnisse offenlässt, was gerade im Veränderungsmanagement ein wichtiger An-
satzpunkt für Verbesserungsmassnahmen ist. Auf jeden Fall sollen die Befragten eine Mög-
lichkeit haben, um ambivalente Meinungen ausdrücken zu können (Borg, 2003, S. 128).
Teilweise werden Skalenkategorien des Antwortformats noch zusätzlich durchnummeriert.
Damit soll eine grössere Gleichheit der psychologischen Abstände zwischen den Kategorien
erreicht werden. Borg (2003, S.127f) empfiehlt darauf zu verzichten, weil damit unklar ist, ob
bei einer fünfstufigen Skala zwischen „-2 und +2“ oder zwischen „1 bis 5“ nummeriert wer-
den soll. Zudem können numerische Codierungen die Bedeutung der Skalenkategorien ver-
ändern und verwirrend wirken.
3.3.5 Kontextbedingungen
Eine wichtige Grundbedingung für die Teilnahme an einer Mitarbeiterbefragung ist die Ge-
währleistung der Anonymität. Die Regelungen müssen für die Mitarbeitenden transparent,
nachvollziehbar und akzeptierbar sein. Typische Regelungen sind gemäss Borg (2003, S. 72f):
- Freiwilligkeit der Teilnahme
- der Name des Befragten wird nicht erhoben
- möglichst wenig demographische Merkmale abfragen
- jede Frage sollte, muss aber nicht beantwortet werden
- Ergebnisse werden in zusammenfassender Statistik berichtet wie Durchschnittswerte
oder Trendaussagen bei offenen Kommentaren
- gesonderte Auswertungen nur für Gruppen von mindestens acht Teilnehmenden
Eine systematische Konzeption muss nicht nur die messtheoretischen Gütekriterien erfüllen,
sondern auch instrumentelle und anwendungsbezogene (Bögel & von Rosenstiel, 1997). Um
valide Ergebnisse erzielen zu können, müssen beim Einsatz von Instrumenten mit hoher
25
Reliabilität und Objektivität auch die Kontextbedingungen optimal gesteuert werden. Mani-
pulative Hinweise auf den Befragungsbögen wie „Antworten Sie spontan“, „Antworten Sie
ehrlich“, „die Auswertung ist 100%ig anonym“ lösen Reaktanz aus, ebenso die Einrichtung
von „Wahllokalen“, die den sozialen Druck erhöhen. Solche Vorgehensweisen fördern das
Zurechtlegen einer eigenen „Laientheorie“ der Mitarbeitenden über Sinn und Zweck der
Befragung. Damit wird eine Fehlerquelle aktiviert (Bögel & von Rosenstiel, 1997).
3.4 Klassische Testtheorie
Psychologische Tests erfassen psychische Eigenschaften, Fähigkeiten, Merkmale oder Zu-
stände von Personen, die abstrakt auch als psychologische Konstrukte bezeichnet werden
können (Bühner, 2006, S. 20). Ein guter Test sollte möglichst objektive und eindeutige Aus-
sagen machen können. Die Klassische Testtheorie ist die Grundlage der meisten psychologi-
schen Testverfahren (Bühner, 2006, S.25). Ihre grundlegenden Annahmen und die Gütekrite-
rien werden in den folgenden beiden Kapiteln erläutert.
3.4.1 Grundlegende Annahmen
Die Klassische Testtheorie ist eine reine Messfehlertheorie (Bühner, 2006, S.31f). Allerdings
berücksichtigt sie nur unsystematische Fehler wie unsystematische äussere Einflüsse (Testsi-
tuation, Umgebung) oder unsystematische innere Einflüsse (Müdigkeit, mangelnde Motivati-
on), nicht jedoch systematische Effekte wie Trainingseffekte oder bewusst sozial erwünschtes
Antwortverhalten. Eine Kritik an der Klassischen Testtheorie ist, dass die systematischen
Varianzanteile dem wahren Wert zugerechnet werden.
Die Klassische Testtheorie trägt dem Umstand Rechnung, dass Testergebnisse einzelner Per-
sonen mit dem gleichen Test zwischen verschiedenen Messzeitpunkten variieren können
(Bühner, 2006, S. 25ff). Würde man die Arbeitszufriedenheit einer Person bei gleich bleiben-
den äusseren Bedingungen wiederholt messen, so würden die Testwerte leicht variieren. Der
wahre Wert der Arbeitszufriedenheit entspricht dem Mittelwert über unendlich viele Test-
wiederholungen. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass der Testwert einer einmaligen Messung
genau dem wahren Wert entspricht. Dies bedeutet, dass der beobachtete Messwert (Testwert
einer Person zur Arbeitszufriedenheit) zusammengesetzt ist aus dem wahren Wert (der effek-
tiven Arbeitszufriedenheit dieser Person) und dem Messfehler. Daraus lassen sich zwei Fol-
gerungen ableiten, nämlich dass der Mittelwert des Messfehlers über unendlich viele Mes-
sungen Null ergibt und dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Messfehler und dem
wahren Wert gibt. Dies gilt bei unendlich vielen Messungen bei einer Person oder bei Mes-
26
sungen unendlich vieler Personen unter jeweils gleichen Bedingungen. Auf die Messung der
Arbeitszufriedenheit bezogen bedeutet dies, dass sich der Messfehler verkleinert, je mehr
Messungen unter gleichen Bedingungen vorhanden sind und dass der Messfehler unabhängig
davon ist, wie zufrieden die einzelnen Mitarbeitenden sind.
3.4.2 Gütekriterien
Wie gut ein Test ist, lässt sich an den Haupt- und Nebengütekriterien beurteilen. Zu den
Hauptgütekriterien gehören Objektivität, Reliabilität und Validität. Die Nebengütekriterien
sind Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie und Nützlichkeit (Bühner, 2006, S.33ff).
Die Objektivität entspricht dem Grad, in dem die Ergebnisse eines Tests unabhängig vom
Untersucher sind (Bühner, 2006, S.34f). Dazu muss die Durchführung, Auswertung und In-
terpretation so standardisiert sein, dass bei einer Testung unabhängig von der durchführen-
den und auswertenden Person das gleiche Testergebnis zustande kommt. So muss genau
definiert sein, wie und unter welchen Bedingungen ein Test oder Fragebogen insbesondere
die Instruktion durchzuführen ist (Durchführungsobjektivität). Die Auswertungsobjektivität
beinhaltet Auswertungsvorschriften, Auswertungshilfen wie Schablonen und Auswertungs-
blätter oder Regeln zur Un-/Gültigkeit von Testergebnissen. Die Interpretationsobjektivität
beinhaltet standardisierte Interpretationen, die durch eine ausreichend grosse Normstichpro-
be und ausreichend geprüfte Gütekriterien zustande gekommen sind.
Der Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test ein bestimmtes Merkmal misst, entspricht der
Reliabilität (Bühner, 2006, S. 35f). Ein guter Test möchte zwischen unterschiedlichen Per-
sonen differenzieren können. Er misst dann genau, wenn der Testwert einer Person bei wie-
derholter Messung immer gleich ausfällt oder wenn die Rangreihe der Personen zwischen
mehreren Messungen unter jeweils gleichen Bedingungen gleich bleibt. Da in der Praxis
meist nur eine Messung üblich ist, kann die Reliabilität auch durch die Berechnung des mitt-
leren Zusammenhangs aller Items einer Skala unter Berücksichtigung der Testlänge berech-
net werden. Die Ermittlung der Reliabilität nach der Paralleltest- oder Retest-Methode wird
in dieser Arbeit nicht geprüft. Bei der Retest-Reliabilität wird der Test zu zwei verschiedenen
Testzeitpunkten bei sonst möglichst gleich bleibenden Testbedingungen durchgeführt und
dann die Korrelation zwischen den Testleistungen ermittelt. Bei der Paralleltestreliabilität
wird die Korrelation zwischen zwei Tests, die dieselbe Eigenschaft mittels verschiedener I-
tems erfassen, berechnet.
27
Die Validität bezeichnet das Ausmass, in dem ein Test das misst, was er zu messen vorgibt
(Bühner, 2006, S. 36ff). Dabei unterschiedet man in Inhalts-, Kriteriums- und Konstruktvali-
dität. Wenn ein Test oder ein Testitem das zu messende Merkmal hinreichend genau erfasst,
dann spricht man von Inhaltsvalidität. Sie wird in der Regel aufgrund logischer und fachli-
cher Überlegungen bestimmt und nicht numerisch anhand eines Kennwerts. Zur Erfassung
der Inhaltsvalidität schlagen Murphy und Davidshofer (2001; zit. nach Bühner, 2006, S. 37)
vor, zuerst das Konstrukt auf der Inhaltsebene zu beschreiben, dann festzulegen, welcher
Inhaltsbereich durch welches Item erfasst werden soll und schliesslich die Teststruktur mit
der Konstruktstruktur zu vergleichen. Dieser Strukturvergleich wurde bei der Home
Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale (HHNJS, vgl. Kap. 5.4) und bei der Satisfaction in
Nursing Scale (SINS, vgl. Kap. 5.3) mittels Faktorenanalyse und zwar einer Hauptkomponen-
tenanalyse mit Varimax Rotation durchgeführt. Die Abgrenzung verschiedener Konstrukte
der Skala zeigt sich, indem Items zu Skalen zusammenlaufen.
Bei der Kriteriumsvalidität werden Zusammenhänge zwischen der Testleistung und einem
anderen Kriterium, zu dem Korrelationen vermutet werden, ermittelt. Lynn, Morgan und
Moore (2009) haben die Kriteriumsvalidität ihres Instrumentes „Satisfaction in Nursing Sca-
le“ (SINS, vgl. Kap. 5.3) durch Korrelationen mit organisationalem Commitment, der Zu-
friedenheit mit der ausgeführten Pflege und der Arbeitsumgebung sowie der Absicht im ak-
tuellen Arbeitsverhältnis und -position zu bleiben gemessen. Die Kriteriumsvalidität kann
auch überprüft werden, indem Subskalen verschiedener Instrumente, die das gleiche Merk-
mal erfassen, miteinander korreliert werden. Ellenbecker und Byleckie (2005) überprüften die
Kriteriumsvalidität ihres Instruments „Home Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale“
(HHNJS, vgl. Kap. 5.4), in dem sie die Subskalen mit denjenigen der „Müller and McCloskey
Satisfaction Scale“ (MMSS, Müller & McCloskey, 1990) korrelierten und dabei hohe Zusam-
menhänge erwarteten.
Unter Konstruktvalidität wird allgemein die Aussage verstanden, inwiefern ein Test das
misst, was er zu messen beansprucht (Bühner, 2006, S. 39). Eine engere Definition der Kon-
struktvalidität bezieht sich auf die Zusammenhänge eines Tests mit einem konstruktver-
wandten (zwei verschiedene Tests zur Arbeitszufriedenheit) oder konstruktfremden Test
(Arbeitszufriedenheit und Commitment). Stegmann, van Dick, Ullrich, Charalambous, Men-
zel, Egold und Tai-Chi Wu (2010) überprüften die Konstruktvalidität des ins Deutsche über-
setzte „Work Design Questionnaire’s“ (WDQ, vgl. Kap. 5.2) mit dem „Job Diagnostic Sur-
28
vey“ (JDS, Hackman & Oldham, 1975). Beide Instrumente beziehen sich auf das Job Cha-
racteristics Model (vgl. Kap. 3.2.3). Während der WDQ ein Arbeitsanalyseverfahren ist, bei
dem objektive Arbeitsmerkmale aus Sicht der Mitarbeitenden bewertet werden, erfasst der
JDS das Motivationspotenzial einer Tätigkeit und die Auswirkungen auf die Motivation und
Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Die Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie und Nützlichkeit sind Nebengütekrite-
rien. Die Normierung gibt ein Bezugssystem für die Einordnung des individuellen Tester-
gebnisses vor, so dass ein Vergleich zu anderen Personen möglich ist. Die Normstichprobe
muss genau beschrieben werden und ausreichend gross sein. Die Vergleichbarkeit betrifft
Parallelformen oder Tests mit gleichen Gültigkeitsbereichen, die besonders vorteilhaft sind,
wenn ein Test mehrmals mit einer Person durchgeführt wird. Merkmale einer guten Ökono-
mie sind eine kurze Durchführungszeit, geringer Materialbedarf, einfache Handhabbarkeit,
als Einzel- oder Gruppentest durchführbar sowie schnell und bequem auswertbar (Bühner,
2006, S.43f).
4 Korrelate der Arbeitszufriedenheit
Die Forschung zur Arbeitszufriedenheit ist vielfach motiviert durch die vermuteten Zusam-
menhänge mit anderen betrieblichen Kennzahlen wie Arbeitsleistung, Fluktuation und Ab-
senzen. Während die Beziehung zwischen Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung in frühe-
ren Jahren bereits eingehend erforscht wurde, liegt der Fokus heute bei der Personalerhal-
tung. Insbesondere im Pflegebereich mit der weltweiten Personalknappheit werden die Zu-
sammenhänge der hohen Personalfluktuation sowie Burn-out- und Berufsaussteigerrate im
Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit, dem Commitment, der wahrgenommenen
Pflegequalität und der Kündigungsabsicht untersucht (Lu et al., 2005; Karsh et al., 2005).
4.1 Organisationales Commitment
Organisationales Commitment bedeutet Verbundenheit, Verpflichtung, Identifikation und
Loyalität gegenüber der Organisation (Felfe, 2008, S. 26). Im Vergleich zur Loyalität ist
Commitment eher Ausdruck einer aktiven Beziehung und im Vergleich zu Arbeitszufrieden-
heit hebt sich Commitment durch Stabilität und Langfristigkeit ab. Das Gefühl der Verbun-
denheit und Verpflichtung gegenüber der eigenen Organisation wird als wichtige Vorausset-
29
zung für die individuelle Leistungsbereitschaft und die Bereitschaft, dem Unternehmen
„treu“ zu bleiben, angesehen.
Das aktuelle Modell von Commitment hat drei Komponenten (Felfe, 2008, S. 36f). Das af-
fektive Commitment zeigt sich in der starken Akzeptanz und Identifikation mit den Werten
und Zielen der Organisation, die Bereitschaft, sich besonders für die Organisation einzuset-
zen und der Wunsch, weiterhin in der Organisation zu verbleiben. Das kalkulatorische
Commitment basiert auf einer Kosten-Nutzen-Überlegung, wobei die Kosten, die bei einem
Wechsel zu erwarten sind, so eingeschätzt werden, dass der Nutzen durch den Verbleib in
der Institution höher gewertet wird. Das normative Commitment entspricht dem Gefühl der
Verpflichtung, in der Organisation zu bleiben. Die Mitarbeitenden glauben, einer sozialen
oder moralischen Norm oder Pflicht entsprechen zu müssen. Commitment kann zudem
unterschiedliche Foci, das heisst Richtungen und Ziele haben, wie das Commitment gegen-
über dem Top Management, den Abteilungsleitungen, dem Team aber auch gegenüber dem
Beruf oder gegenüber Veränderungen (Felfe, 2008, S. 41f).
Arbeitszufriedenheit und Commitment haben hinsichtlich der emotionalen Bewertungen
eine gemeinsame Basis. So spielt die Bedürfnisbefriedigung vor dem Hintergrund individuel-
ler Werte, Einstellungen und Ziele in beiden Konzepten eine zentrale Rolle. Zudem sind das
kalkulatorische Commitment und die resignative Zufriedenheit (vgl. Kap. 3.1.2) beide das
Ergebnis rationaler Dissonanz reduzierender Bewertungen und nicht das Resultat von Wün-
schen der Mitarbeitenden (Felfe, 2008, S.155). Die globale Arbeitszufriedenheit weist hohe
Zusammenhänge mit dem organisationalen affektiven Commitment auf. Beim normativen
und kalkulatorischen Commitment sind die Zusammenhänge deutlich niedriger und beim
kalkulatorischen teilweise sogar negativ. Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen
Arbeitszufriedenheit und Commitment beziehen sich meist auf die organisationsbezogene,
affektive Komponente. Sie wird mit Items wie „Ich empfinde ein starkes Gefühl der Zuge-
hörigkeit zu meiner Organisation“, „Ich bin stolz darauf, dieser Organisation anzugehören“
oder „Ich denke, dass meine Wertvorstellungen zu denen der Organisation passen“ erfragt
(Felfe, 2008, S. 82).
Im Vergleich mit den anderen Instrumenten zur Arbeitszufriedenheit bleibt unklar, ob das
Commitment als Teil der Arbeitszufriedenheit in die Instrumente integriert werden soll. Ge-
mäss Felfe (2008) ist das Commitment ein eigenständiges Konzept. Lynn et al. (2009) nutzen
30
das Commitment als Aussenkriterium zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität ihres Instru-
ments. Im Gegensatz dazu haben Kil, Leffelsend und Metz-Göckel (2000) das Commitment
in der revidierten und erweiterten Fassung des Job Diagnostic Survey’s (JDS) als Teil der
Arbeitszufriedenheit integriert, und zwar mit sechs Items der Subskala „Organisationsbin-
dung“ (vgl. Anhang A). Auch in der „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation werden
zwei Items zu den Werten (Leitbild) in die Berechnung der Gesamtzufriedenheit einbezogen.
Sie beziehen sich auf das affektive Commitment, das einen hohen Zusammenhang mit der
Arbeitszufriedenheit hat.
4.2 Fluktuation und Kündigungsabsicht
Die Kündigungsabsicht entspricht einer bewussten und durchdachten Bereitschaft, eine In-
stitution zu verlassen (Han & Jekel, 2011). Sie hat eine hohe Korrelation zur aktuellen Fluk-
tuation. Um die hohe Fluktuation im Pflegeberuf zu erklären, wurden zahlreiche Prädiktoren
wie schlechte und unflexible Arbeitspläne, hohe Arbeitsbelastung und Arbeitsstress sowie
zwischenmenschliche Konflikte identifiziert (Karsh et al., 2005; Lu et al., 2005; Han & Jekel,
2011). Karsh et al. (2005) gehen von einem Modell aus (vgl. Abbildung 7), bei dem betriebli-
che und personelle Faktoren einen direkten Einfluss auf das organisationale Commitment
und die Arbeitszufriedenheit haben und durch diese indirekt auf die Kündigungsabsicht und
die aktuelle Fluktuation wirken. Es bestätigten sich ihre Hypothesen, dass eine positive
Wahrnehmung der Arbeitsmerkmale und Arbeitsumgebung einen direkten Einfluss auf das
organisationale Commitment sowie die intrinsische und extrinsische Arbeitszufriedenheit
haben. Ein hoher Stellenwert organisatorischer Qualitätsverbesserung sowie eine hohe pfle-
gerische Fürsorglichkeit auf der Pflegeabteilung waren die stärksten Prädiktoren für das or-
ganisationale Commitment sowie die intrinsische und extrinsische Arbeitszufriedenheit. Ge-
mäss der Hypothese wirkten die arbeitsbezogenen Merkmale nicht direkt auf die Kündi-
gungsabsicht, sondern über das Commitment und die Arbeitszufriedenheit, wobei das
Commitment der stärkere Prädiktor für die Kündigungsabsicht war.
31
Abbildung 7: Modell zur Fluktuation des Pflegepersonals (Karsh et al., 2005)
Auch in der Studie von Han und Jekel (2011) hat die Arbeitszufriedenheit eine vermittelnde
Rolle. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen einer guten Mitarbeiter-Vorgesetzten-
Beziehung und der Kündigungsabsicht. Die Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung hatte einen
signifikant positiven Effekt auf die Arbeitszufriedenheit und diese war negativ mit der Kün-
digungsabsicht verbunden. Auch die Mitarbeiter-Vorgesetzen-Beziehung zeigte eine negative
Korrelation zur Kündigungsabsicht, die jedoch nach Zufügen der Arbeitszufriedenheit nicht
mehr signifikant war. Die allgemeine Arbeitszufriedenheit ist somit ein entscheidender
Schlüsselfaktor zur Personalerhaltung im Pflegeberuf.
Die Kündigungsabsicht wurde von Karsh et al. (2005) mit dem Item „I plan to leave this
facility in the near futur“ und dem 5-stufigen Antwortformat (strongly disagree – strongly
agree) erfasst. Han und Jeker (2011) messen die Kündigungsabsicht mit den beiden Items „I
hardly ever think about leaving“ und „It would take a lot to get me to leave the company“
auf 6-stufiger Likert-Skala (strongly disagree – strongly agree). In der NEXT-Studie (Simon
et al., 2005) wurde die Absicht, den Beruf oder die Einrichtung zu verlassen, mit Items wie
„Wie oft im Laufe der letzten 12 Monaten haben Sie daran gedacht, Ihren Pflegeberuf auf-
zugeben?“, „Wie oft im Laufe des letzten Jahres haben Sie daran gedacht, sich nach einer
Stelle in einem anderen Pflegeheim umzusehen“, resp. „…in den ambulanten Dienst zu
wechseln“ oder „…in ein Krankenhaus zu wechseln“ erfasst. Die Antwortmöglichkeiten
reichten von „nie – einige Male im Jahr – einige Male im Monat – einige Male in der Woche
– jeden Tag“. Sie kamen zum Resultat, dass jeder Vierte oft daran denkt, die Einrichtung zu
verlassen.
Lynn et al. (2009) wählten als Aussenkriterien für die Validierung der SINS (vgl. Kap. 5.3)
nicht die Kündigungsabsicht, sondern die Absicht im Pflegeberuf (3 Items) und in der aktu-
32
ellen Position (2 Items) zu bleiben. Die erwarteten moderaten Korrelationen haben sich bes-
tätigt. Die Absicht im Pflegeberuf zu bleiben hatte mit .52 die höchste Korrelation mit der
intrinsischen Belohnung und mit .25 die tiefste mit der Kollegialität. Die Absicht in der aktu-
ellen Position zu verbleiben, hatte die höchste Korrelation (.45) mit den Belastungsfaktoren
und die tiefste (.32) mit der intrinsischen Belohnung.
4.3 Arbeitsleistung
Der positive Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Leistung lässt sich anhand
drei verschiedener Theoriebezüge begründen (Schmidt, 2006). Zum einen besagt die Kern-
hypothese der sozialpsychologischen Einstellungsforschung, dass positive oder negative Ein-
stellungen gegenüber bestimmten Objekten einstellungskonsistente Verhaltensweisen auslö-
sen. Demnach prägen arbeitsbezogene Einstellungen wie die Arbeitszufriedenheit auch das
Arbeitsverhalten und die hieraus resultierenden Leistungen. Die Erklärung nach den Erwar-
tungs-mal-Wert-Theorien der Arbeitsmotivation (vgl. Kap. 3.2.1) zielt auf eine umgekehrte
Kausalbeziehung. Es wird angenommen, dass die intrinsischen und extrinsischen Folgen der
Arbeitsleistung aufgrund ihrer Wertequalität für die arbeitende Person deren Arbeitszufrie-
denheit beeinflussen. Das dritte Modell erklärt die positiven Zusammenhänge mit Drittfakto-
ren, die gleichgerichtete Wirkungen auf die beiden Variablen ausüben. Nach dem Job Cha-
racteristics Modell (vgl. Kap. 3.2.3) wird der positive Zusammenhang der Arbeitszufrieden-
heit und Arbeitsleistung gleichermassen durch den Einfluss motivierender Aufgaben- und
Tätigkeitsmerkmale beeinflusst.
Die empirischen Befunde zur Beziehung der beiden Variablen sind jedoch inkonsistent und
werden kontrovers diskutiert (Schmidt, 2006). In unterschiedlichen Metaanalysen wurden
Durchschnittskorrelationen <.20 ermittelt (Petty, McGee & Cavender, 1984, Iaffaldano &
Muchinsky, 1985, Six & Eckes 1991; zit. nach Schmidt, 2006). Durch die geringen Zusam-
menhänge liess auch das Forschungsinteresse nach, bis Judge, Thoresen, Bono und Patton
(2001; zit. nach Schmidt, 2006) in ihrer Meta-Analyse aufzeigen konnten, dass methodische
Mängel anderer Metaanalysen bei der Auswahl des Datenmaterials und der Berechnungsme-
thoden zu falschen Ergebnissen geführt haben. In ihrer Meta-Analyse kommen Judge et al.
(2001; zit. nach Schmidt, 2006) zu einer Durchschnittskorrelation zwischen Arbeitszufrie-
denheit und Arbeitsleistung von .30. Damit hat die Arbeitszufriedenheit einen ähnlichen Zu-
sammenhang mit der Arbeitsleistung wie andere Prädiktoren wie beispielsweise die Ergebnis-
se strukturierter Einstellungsinterviews (.31; McDaniel, Whetzel, Schmidt & Maurer, 1994;
33
zit. nach Fischer, 2006) oder Potenzialbewertungen aus Assessment-Center (.37; Gaugler,
Rosenthal, Thornton & Bentson, 1987; zit. nach Fischer, 2006).
Als weitere Gründe für die unklaren wissenschaftlichen Befunde nennt von Rosenstiel
(2010), dass beide Konzepte unterschiedlich definiert werden. So kann Arbeitszufriedenheit
gemäss dem Bruggemann-Modell (1975, vgl. Kap. 3.1.2) sehr unterschiedliche Qualitäten
haben und die Erfassung der Arbeitsleistung kann über Selbsteinschätzungen, Vorgesetzten-
beurteilungen oder betriebliche Kennzahlen erfolgen und sowohl qualitative als auch quanti-
tative Aspekte berücksichtigen. Ungeachtet des Zusammenhangs beider Variablen sollten
Unternehmungen Arbeitszufriedenheit und –leistung als gleichberechtigte unabhängige Ziele
erachten, die um ihrer selbst willen angestrebt werden (von Rosenstiel, 2010, S. 92).
4.4 Absentismus
Absentismus wird als das motivatonal bedingte Fernbleiben vom Arbeitsplatz definiert (van
Dick, 2006). In Abgrenzung dazu entsprechen die Fehlzeiten den Abwesenheiten durch
Krankheit oder Dienstunfähigkeit. Da der Grund für das Fernbleiben von der Arbeit schwie-
rig eruierbar ist, werden in der Empirie möglichst viele Fehlzeitenindikatoren erfasst wie die
Zahl der insgesamt gefehlten Tage, Anzahl der Fehlperioden oder die Berücksichtigung von
Fehlperioden unterschiedlicher Dauer. Grundsätzlich wird ein negativer Zusammenhang
zwischen Arbeitszufriedenheit und Fehlzeiten erwartet. Sonnentag (1996; zit. nach van Dick,
2006) sowie Gebert und von Rosenstiel (1996; zit. nach van Dick, 2006) stellen fest, dass
Arbeitszufriedenheit generell mit besserem psychischem Wohlbefinden, höherer Lebenszu-
friedenheit und geringerer Ausprägung psychosomatischer Beschwerden einhergeht.
Lu et al. (2005) haben zahlreiche Studien über den Einfluss der Arbeitszufriedenheit in Be-
zug auf Absentismus, Burn-out und Kündigungsabsicht bei Pflegenden untersucht. Trotz
teilweise inkonsistenten Ergebnissen, scheint die Arbeitszufriedenheit ein Prädiktor von Ab-
sentismus, Burn-out und Fluktuation zu sein.
34
5 Vergleichbare Tests
Da für die Untersuchung des Instruments „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evalu-
ation keine Vergleichsdaten von anderen Instrumenten zur Arbeitszufriedenheit vorliegen,
kann auch die Konstruktvalidität nicht statistisch überprüft werden. Zum inhaltlichen Ver-
gleich der Themenbereiche und Dimensionen der „Mitarbeiterbefragung“ (vgl. Abbildung 1)
mit Subskalen anderer Instrumente wurde in einer Literaturrecherche nach aktuellen und
vergleichbaren Instrumenten gesucht.
Bei der Erfassung von Arbeitszufriedenheit besteht die Schwierigkeit, valide und reliable In-
strumente zu entwickeln, die tätigkeitsübergreifend vergleichbare Resultate schaffen, den
Spezifika unterschiedlicher Tätigkeitsprofile sowie den sich stark wandelnden Arbeitsbedin-
gungen gerecht werden (Kil et al., 2000). Dies führt dazu, dass zahlreiche neue Instrumente
entwickelt oder verschiedene Revisionen etablierter Instrumente angewendet werden. Caers,
et al. (2008) kritisieren in ihrer Review-Studie die mangelnde Vergleichbarkeit der Resultate
verschiedener Studien. Sie verweisen aber auch auf die Schwierigkeit, valide und reliable In-
strumente zu schaffen, die über kulturelle, nationale und organisationale Unterschiede hinaus
gültig sind. Gerade im Pflegebereich variieren die Arbeitsaufgaben und Anstellungsbedin-
gungen je nach Ausbildungsgrad der Pflegenden, Organisationsform und Nation.
Im Folgenden wird die revidierte und erweiterte Fassung des weit verbreiteten Job Di-
agnostic Survey von Hackman und Oldham (1975) vorgestellt. Kil et al. (2000) haben das
Instrument speziell für den Dienstleistungs- und Verwaltungssektor angepasst (vgl. Kap. 5.1).
In Kapitel 5.2 wird die Deutsche Version des Work Design Questionnaire’s (WDQ) von
Stegmann et al. (2010) vorgestellt. Es ist ein Arbeitsanalyseverfahren, mit dem die motivatio-
nalen, sozialen und umgebungsbezogenen Aspekte von Arbeitstätigkeiten erfasst und Aussa-
gen zur Gestaltung von Arbeitsplätzen gemacht werden können. Caers et al. (2008) haben in
ihrer Review-Studie zwölf verschiedene Instrumente, die zur Messung der Arbeitszufrieden-
heit bei Gemeindepflegenden eingesetzt wurden, verglichen. Für die zukünftige Forschung
empfehlen sie den Einsatz der anwendungsbezogenen und hoch reliablen Home Healthcare
Nurses’ Job Satisfacton Scale (HHNJS, vgl. Kap. 5.4). Ein weiteres Instrument, das den ver-
änderten Anforderungen heutiger Pflegetätigkeit gerecht werden soll, ist die Satisfaction in
Nursing Scale (SINS, vgl. Kap. 5.3).
35
5.1 Job Diagnostic Survey (JDS)
Der von Hackman und Oldham (1975) entwickelte Job Diagnostic Survey (JDS) basiert auf
dem Job Characteristics Model (vgl. Kap. 3.2.3). Es gilt als eines der bekanntesten und weit
verbreitesten psychologischen Arbeitsanalyseverfahren (Ehrlich, 2003). Der JDS diagnosti-
ziert den motivationalen Anregungsgehalt einer Arbeitstätigkeit, spiegelt die Arbeitseinstel-
lung einer Person und die Einstellung zum Arbeitsplatz wider und beurteilt die Wirkung von
Arbeitsgestaltungsmassnahmen. Der Original-Fragebogen und die deutsche Übersetzung von
Schmidt et al. (1985; zit. nach Fischer, 2006) gliedern sich in sieben Teilabschnitte und ent-
halten 83 Items, die auf einer sieben-stufigen Likert-Skala eingeschätzt werden. Obwohl das
Original-Instrument sowohl für den Industriellen- als auch den Dienstleistungssektor konzi-
piert wurde (Hackman & Oldham, 1975), kritisieren Kil et al. (2000), dass das Instrument
den heutigen Gegebenheiten im Dienstleistungs- und Verwaltungssektor wie z.B. schwer
identifizierbare Produkte, schwierig fassende Ziele, intensiver Kundenkontakt oder schnelle
technologische Entwicklungen zu wenig Rechnung trägt. Zudem ordnen sie Formulierungen
wie „Arbeitsprodukt“, „Werkzeug“ oder „Betrieb“ eher dem Produktionsbereich zu. Neben
geringfügigen Umformulierungen wurde das Instrument bei den Kernvariablen der Tätigkeit
um „Zielklarheit“, „Rückmeldung durch andere“ und „Zusammenarbeit mit anderen“ er-
gänzt. Bei den Mediatoren wurde die „Beanspruchung“ und bei den Ergebnisvariablen die
„Organisationsbindung“ zusätzlich integriert. Die Skala erfasst die vier Modellbereiche,
Kern-, Mediator-, Moderator- und Ergebnisvariablen, mit 19 Variablen und 70 Items (vgl.
Anhang A).
Die Untersuchung des revidierten und erweiterten JDS erfolgte an einer Stichprobe (N =
531), die zusammengesetzt war aus Personen, die im indirekt und direkt personenbezogenen
Dienstleistungsbereich tätig waren sowie in der persönlichen Betreuung und Pflege von
Menschen. Die Reliabilität der acht Aufgaben- und Tätigkeitsmerkmale (Kernvariablen) rei-
chen von .63 (Aufgabengeschlossenheit) bis .87 (Rückmeldung durch andere Personen). Die
geringe Reliabilität (α = .63) der Aufgabengeschlossenheit erklären sich Kil et al. (2000) da-
mit, dass im Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich die Erfahrung eines ganzheitlichen
Produktes nicht mit den kognitiven Strukturen der Mitarbeitenden korrespondiert. Die drei
Erlebenszustände wie Beanspruchung (α = .72), Verantwortlichkeit / Nützlichkeit (α = .65)
und Wissen um Resultate (α = .55) konnten nicht modellgerecht abgebildet werden. Kil et al.
(2000) vermuten, dass das Wissen um Ergebnisse im Dienstleistungs- und Verwaltungssektor
oft nicht gegeben sind. Die drei Ergebnisvariablen erreichten Cronbach-α-Werte von .80
36
(Allgemeine Zufriedenheit), .74 (Organisationsbindung) und .53 (intrinsische Arbeitsmotiva-
tion). Die mangelnde Konsistenz der intrinsischen Motivation bleibt gemäss Kil et al. (2000)
eine offene Frage. Modellkonform sind die Resultate der fünf Moderatorvariablen, die Relia-
bilitäten zwischen .80 und .88 aufweisen. Die Reliabilitäten der einzelnen Variablen und de-
ren Itemformulierungen sind im Anhang A aufgeführt.
5.2 Work Design Questionnaire (WDQ)
Der Work Design Questionnair von Morgeson und Humphrey (2006) ist eine summarische
Bewertung eines gesamten Arbeitsplatzes und nicht nur einzelner Arbeitsaufgaben. Er geht
über die Gestaltung von Tätigkeiten hinaus und beinhaltet die Einbettung der Tätigkeiten in
die organisationale Umgebung. Bei der deutschen Übersetzung wurde darauf geachtet, dass
die Faktorenstruktur vollständig erhalten bleibt, die einzelnen Bedeutungsfacetten der Items
nicht verändert werden und die Items auf eine Vielzahl von Berufen anwendbar bleiben. Der
WDQ wird in dieser Studie als Vergleichsinstrument hinzugezogen, weil gut gestaltete Ar-
beitsplätze nicht nur der Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit der Mitarbeitenden
dienlich sind, sondern auch deren Arbeitszufriedenheit positiv beeinflussen (Ulich & Wülser,
2005).
Dem WDQ liegt keine explizite deskriptive oder normative Theorie des Arbeitshandelns
zugrunde. Er wurde empirisch-induktiv entwickelt. Eine Literaturrecherche zu relevanten
Arbeitsplatzmerkmalen ergab 107 relevante Begriffe, die zu 18 distinkten Arbeitsplatzmerk-
malen zusammengefasst werden konnten. Das daraus entwickelte theoretische Rahmenmo-
dell umfasst drei übergeordnete Merkmalsbereiche, die motivationalen, sozialen und kontex-
tuellen Arbeitsaspekte. Es weist jedoch eine grosse Nähe zum Job Diagnostic Survey (vgl.
Kap. 5.1) auf. So enthält die englische Originalversion 17% der JDS-Items, 33% adaptierte
und 50% neu entwickelte Items. Der WDQ unterscheidet sich vom JCM, indem es die Auto-
nomie in drei Skalen (Planung, Entscheidung, Methoden) aufteilt und die Unterscheidung in
Aufgaben- und Anforderungsvielfalt macht. Die Anforderungsvielfalt wird nicht analog dem
JCM den Aufgabenmerkmalen, sondern den Wissensmerkmalen zugeordnet.
Die deutsche Version von Stegmann et al. (2010) beinhaltet 21 Subskalen und 77 Items (vgl.
Anhang B). Das fünfstufige Antwortformat (1 = stimme überhaupt nicht zu, 2 = stimme
eher nicht zu, 3 = teils/teils, 4 = stimme eher zu, 5 = stimme voll zu) ist für alle Items gleich
und bewusst einfach gehalten, um konstruktunspezifische Fehlervarianz möglichst gering zu
37
halten. Alle Items wurden positiv und im Sinne der Skala formuliert ausser den Items zur
Aufgabenkomplexität und Ergonomie, die aufgrund der besseren Verständlichkeit auch ne-
gative Formulierungen enthalten. Die Formulierung zielt meistens auf die Arbeit und dessen
objektiv gegebenen Merkmale ab und nicht auf die subjektiven Reaktionen des Stelleninha-
bers bezüglich der Arbeit.
In vier verschiedenen Studien mit unterschiedlichen Stichproben wurde die deutsche Version
des WDQ’s bezüglich seiner Struktur und psychometrischen Eigenschaften untersucht. Die
vierte Studie wurde bei Pflegekräften in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen
durchgeführt. Die deutsche WDQ Version erreichte gute bis sehr gute Reliabilitäten (vgl.
Anhang B). Einzig die Skala „Rückmeldung durch andere“ war in der deutschen Stichprobe
weniger konsistent und die Skala „Ergonomie“ erreichte in der englischen und deutschen
Version nur knapp befriedigende Werte. In den Skalen „Komplexität“, „Spezialisierung“ und
„Arbeitsbedingungen“ wurden in der vierten Studie beim Pflegepersonal deutlich tiefere
Reliabilitäten gemessen als in den ersten drei Untersuchungen mit hinsichtlich der Arbeitstä-
tigkeit heterogenen Stichproben (vgl. Anhang B).
5.3 Satisfaction in Nursing Scale (SINS)
Lynn et al. (2009) kritisieren an den Instrumenten zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit
von Pflegenden, dass diese die Anliegen der Pflegenden und die heutigen Bedingungen im
Gesundheitswesen zu wenig berücksichtigen. Aus diesem Grund haben sie eine neue Skala
entwickelt, basierend auf einer deskriptiven Studie mit halbstrukturierten Interviews bei 20
Pflegenden zu den Arbeitsfaktoren, die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bewirken. Diese
konnten dem für die Arbeitszufriedenheit fundamentalen Konstrukt der intrinsischen und
extrinsischen Belohnungen (vgl. Kap. 3.2.1) zugeordnet werden. Aus 115 identifizierten
Schlüsselideen wurde eine Skala mit 113 Items und 4-stufigem Antwortformat entwickelt.
Nach der teststatistischen Überprüfung resultierte eine 55 Item-Skala mit einer 4-Faktoren-
Struktur (vgl. Anhang C, mit englischen Originalbegriffen). Das Instrument erreichte in zwei
Studien eine hohe interne Konsistenz mit Skalenwerten von .93 und .94 bei „Arbeitsbelas-
tung“, .91 und .88 bei „intrinsischer Belohnung“, .87 und .86 bei „Unterstützung durch die
Führung“ und .88, .81 bei „Kollegialität“.
Lynn et al. (2009) sehen insbesondere die beiden Bereiche „Arbeitsbelastung“ und „Kollegia-
lität“ als wichtige Ergänzungen zu bisherigen Instrumenten. Die vordringlichsten Themen in
38
den Interviews mit Pflegenden waren die zunehmende Pflegebedürftigkeit der Patientinnen
und Patienten (patient acuity), die inadäquate Personalbesetzung sowie das frustrierende Ge-
fühl am Arbeitsende, aufgrund von Zeitmangel nicht alles Notwendige für die Patientinnen
und Patienten getan zu haben.
Die Korrelationen mit den Aussenkriterien zeigten erwartungsgemäss moderate Zusammen-
hänge (.3 bis .5; p<.05) mit organisationalem Commitment, der Zufriedenheit mit Pflegequa-
lität und der Arbeitsumgebung sowie mit der Absicht im Beruf und in der aktuellen Position
zu verbleiben. Die geringsten Korrelationen bildete die „Kollegialität“ mit der „Zufriedenheit
mit Pflegequalität“ (.26) und mit der „Intension im Pflegeberuf zu bleiben“ (.25). Die stärks-
ten Zusammenhänge zeigten sich zwischen „organisationalem Commitment“ und „Unter-
stützung durch die Führung“ (.62) sowie der Zufriedenheit mit Pflegequalität und der Ar-
beitsbelastung (.64). Gemäss Lynn et al. (2009) erreicht die SINS die beiden Forderungen,
ein aktuelles, auf die heutige Arbeitssituation der Pflegenden bezogenes Instrument zu sein
und den wichtigsten psychometrischen Kriterien zu genügen.
5.4 Home Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale (HHNJS)
Ellenbecker und Byleckie (2005) haben festgestellt, dass es wenig Forschung zur Arbeitszu-
friedenheit von Gemeindepflegenden (home healthcare) gibt, obwohl sich die Arbeitsituation
deutlich zum Spital unterscheidet, insbesondere im geringeren Strukturierungsgrad und der
Arbeit weg von Team- und institutioneller Unterstützung. Die Home Healthcare Nurses’ Job
Satisfaction Scale (HHNJS) wurde speziell zur Messung der Arbeitszufriedenheit von Ge-
meindepflegenden entwickelt. Die Itemgenerierung basiert auf einer Literaturstudie und im
Vergleich mit dem Index of Work Satisfaction (IWS, Stamps & Piedmonte, 1986) und der
Müller and McCloskey Satisfaction Scale (MMSS, Müller & McCloskey, 1990).
Das zugrunde liegende theoretische Modell (vgl. Kap. 3.2.1) erfasst die intrinsischen und
extrinsischen Merkmale der Arbeitszufriedenheit. Die intrinsischen Merkmale sind mit der
Arbeit und der Berufsrolle verbunden und entsprechen den Subskalen „Merkmale der Orga-
nisation“, „professionelle Entwicklung und Beziehung zu Patientinnen und Patienten“, „Au-
tonomie und Berufsstolz“ sowie „Gruppenkohäsion unter Peers“ und „Gruppenkohäsion
zur Ärzteschaft“. Die extrinsischen Merkmale sind der Arbeit nicht inhärent wie „Lohn und
Zusatzleistungen“, „Stress und Arbeitsbelastung“, „Autonomie und Flexibilität im Arbeits-
39
plan“, „Autonomie und Einfluss auf die Arbeitshandlungen“ (vgl. Anhang D, mit englischen
Originalbegriffen).
Nach der teststatistischen Überprüfung besteht der Fragebogen HHNJS aus einer Neun-
Faktoren-Struktur mit 30 Items, die sowohl positiv als auch negativ formuliert sind und auf
einer 5-stufigen Antwortskala (1 = strongly disagree, 2 = disagree, 3 = neither agree not di-
sagree, 4 = agree, 5 = strongly agree) eingeschätzt werden.
Die Skala „intrinsische Merkmale“ mit insgesamt 19 Items hat ein Cronbach-α-Wert von .87.
Die Reliabilitäten seiner Subskalen reichen von .69 (Gruppenkohäsion unter Peers) bis .82
(Merkmale der Organisation). Die Skala „extrinsische Merkmale“ umfasst 11 Items und hat
eine Reliabilität von .75. Die Werte ihrer Subskalen reichen von .64 (Lohn und Zusatzleistun-
gen) bis .69 (Autonomie und Einfluss auf die Arbeitshandlungen). Die teilweise tiefen Relia-
bilitäten erklären Ellenbecker und Byleckie (2005) mit der geringen Itemanzahl der Subska-
len. Die Fragebogenstruktur mit den thematischen Umschreibungen der Items und den Reli-
abilitäten sind im Anhang D aufgeführt.
Ellenbecker und Byleckie (2005) belegen die Konstruktvalidität mit einer konsistenten Fakto-
renlösung, die sich den intrinsischen und extrinsischen Arbeitsmerkmalen zuordnen lassen
(vgl. Kap. 3.4.2). Die Kriteriumsvalidität wird durch die Korrelation der HHNJS-Subskalen
mit den vergleichbaren Subskalen der MMSS belegt. Während die fünf Subskalen „organisa-
torischen Merkmale“, „Lohn und Zusatzleistungen“, „Gruppenkohäsion mit Peers und Ärz-
teschaft“ und „Flexibilität im Arbeitsplan“ konsistente Korrelationen aufzeigen, sind die
Faktoren „Stress und Arbeitsbelastung“, „Autonomie und Kontrolle in den Arbeitsaktivitä-
ten“ und „professionelle Entwicklung“ mit mehreren Subskalen der MMSS korreliert.
40
6 Analyse
In dieser Studie wird das Instrument „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation
zur Erhebung der Arbeitszufriedenheit im Langzeitpflegebereich teststatistisch und konzep-
tionell überprüft. Das Ziel der Untersuchung (vgl. Kap. 1.2) ist die Einschätzung der Validi-
tät und Reliabilität des Fragebogens. Bei Bedarf sollen Verbesserungsvorschläge auf der E-
bene der Items, seiner Formulierungen und erfassten Inhalte, sowie auf der Ebene der Fra-
gebogenstruktur, seiner Themenbereiche und Dimensionen, abgeleitet werden. Kapitel 6.1
beschreibt die dazu eingesetzten Methoden. Darauf folgen die Resultate mit Angaben zur
Stichprobe (vgl. Kap. 6.2), Itemanalyse (vgl. Kap. 6.3), Reliabilitätsanalyse (vgl. Kap. 6.4),
Faktorenanalyse (vgl. Kap. 6.5) sowie zu diversen Einflussvariablen der Arbeitszufriedenheit
(vgl. Kap. 6.6). Die Ergebnisse werden direkt in Bezug zur Theorie (vgl. Kap. 3) und im Ver-
gleich zu anderen Instrumenten (vgl. Kap. 5) diskutiert und Verbesserungsvorschläge abge-
leitet.
6.1 Methode
Die Daten dieser Studie stammen aus verschiedenen Messungen, die die Firma QUALIS
evaluation während der Jahre 2008 bis 2010 im Auftrag der Institutionen durchgeführt hat.
Die Beteiligung der Institutionen erfolgte folglich aus eigenem Interesse an der Mitarbeiter-
zufriedenheit im Betrieb und dem Benchmarking-Vergleich. Diese Studie basiert folglich auf
einer Sekundärverwendung bestehender Daten. Es werden jeweils nur die Daten der ersten
Messungen pro Institution integriert. Wiederholte Messungen im gleichen Zeitraum wurden
ausgeschlossen, da nur von zwei Institutionen Verlaufsdaten vorlagen und diese aufgrund
ihrer Grösse ein zu starkes Gewicht erhalten hätten.
Der Fragebogen wurde teststatistisch auf der Ebene der Items, Dimensionen, Themenberei-
che und der Gesamtstruktur überprüft (vgl. Abbildung 1). Die Analysen wurden mit dem
Statistikprogramm SPSS Version 18.0.0 gerechnet. Die Itemanalyse erfolgte mittels deskripti-
ver Statistik. Die Reliabilitäten der 18 Dimensionen, fünf Themenbereiche und des gesamten
Instruments wurden mittels Cronbach-α-Koeffizienten ermittelt. Zur Überprüfung der Kon-
struktvalidität wurde eine explorative Faktorenanalyse mit Varimax Rotation durchgeführt.
Die Faktorenlösung wurde mit der Fragebogenstruktur verglichen und anhand theoretischer
Modelle und im Vergleich mit der inhaltlichen Gestaltung anderer Instrumente analysiert und
interpretiert. Zur Untersuchung der wichtigsten Prädiktoren wurde eine Regressionsanalyse
zwischen der allgemeinen Zufriedenheit (Dimension 8) und den restlichen 17 Dimensionen
41
sowie ein ANOVA-Mittelwertvergleich mit den acht Personenmerkmalen berechnet. Zur
Überprüfung der Kriteriumsvalidität wurden Korrelationsanalysen zwischen der „allgemei-
nen Zufriedenheit“ (Item 65), der „Identifikation mit Werten“ (Item 60) und der „wahrge-
nommenen Arbeitsqualität“ (Item 8) mit den verschiedenen Arbeitsaspekten (Dimensionen)
berechnet. Abschliessend wurden Korrelationen zwischen den betrieblichen Kennzahlen
„Fluktuation“ und „Kurzabsenzen“ und der „Gesamtzufriedenheit“ berechnet.
6.2 Beschreibung der Stichprobe
Die Daten stammen von 22 verschiedenen Alters- und Pflegeheimen aus den Kantonen Ba-
sel-Stadt, Baselland, Aargau, Bern, Luzern, Zug, Zürich und St. Gallen. Die Grösse der Insti-
tutionen variiert zwischen 33 und 229 Betten und einem Personalbestand von 21.5 bis 183
Stellenprozenten. Der durchschnittliche Rücklauf aller Institutionen beträgt 68,4% und vari-
iert zwischen 41% bis 93,1%.
Der Datensatz umfasst eine Stichprobe von N = 1491. Die Merkmale der Teilnehmenden
sind in Tabelle 3 aufgelistet. Die Teilnehmenden sind zu 85% weiblichen Geschlechts und
gehören zu 50% dem Alterssegment der 45 – 64-Jährigen an. 27% der Teilnehmenden haben
eine andere Muttersprache als deutsch. Dies könnte insofern von Bedeutung sein, weil die
Daten ausschliesslich mit einem deutschsprachigen Fragebogen erhoben wurden. Die Mitar-
beitenden von Alters- und Pflegeheimen arbeiten in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen.
Mit 63% macht der Pflegebereich den grössten Anteil aus. Der Bildungsstand ist sehr hete-
rogen zusammengesetzt, wobei 56% einen Berufsabschluss mit Diplom oder Fähigkeits-
zeugnis haben. 44% haben eine Grundbildung mit Attest, sind in Ausbildung oder haben
keine Ausbildung. 20% der Teilnehmenden arbeiten in einer Führungsfunktion. 73% der
Teilnehmenden arbeiten mit reduziertem Pensum wobei mit 57% ein Pensum zwischen 50
und 99% am häufigsten ist. Ein Fünftel der Mitarbeitenden arbeitet seit mehr als 10 Jahren in
der aktuellen Institution und 12% seit weniger als einem Jahr.
42
Tabelle 3: Merkmale der Teilnehmenden in % (N=1491) mit Anteil Missing Values (MV)
Merkmal Antwortkategorie % (ohne MV)
% (mit MV)
MV N (%)
Frau 85 77.1 Geschlecht
Mann 15 14.1 132 (8.9%)
16-24 Jahre 10 9.0
25-34 Jahre 15 12.9
35-44 Jahre 24 21.1
45-64 Jahre 50 44.3
Alter
>64 Jahre 1 1.0
174 (11.7%)
Deutsch 73 64.3
Französisch 5 4.3
Italienisch 1 1.3 Muttersprache
andere 20 17.8
184 (12.3%)
Betreuung/Pflege/Aktivierung 63 57.9
Verwaltung 7 6.0
Küche/Service/Cafeteria 18 16.0
Hausdienst/Reinigung/Tech-nischer Dienst/Wäscherei
10 8.9
Tätigkeitsbereich
anderer Bereich 3 2.6
126 (8.5%)
Diplomabschluss oder höher 34 28.4
Fähigkeitszeugnis 22 18.1
Attestausbildung 23 18.8 Fachausbildung
in Ausbildung / keine Ausbil- 21 17.4
258 (17.3%)
100% 29 26.6
zwischen 50% und 99% 57 52.2 Arbeitspensum
unter 50% 14 12.8
124 (8.3%)
mit 20 17.7 Führungsfunktion
ohne 80 69.2 195 (13.1%)
seit 0-1 Jahren 12 10.9
seit 1-3 Jahren 25 23.2
seit 3-6 Jahren 23 21.0
seit 6-10 Jahren 18 16.5
Dienstjahre in die-
ser Institution
seit über 10 Jahren 21 19.4
134 (9%)
6.3 Itemanalyse
In der folgenden teststatistischen Analyse wurden nur die 66 Standarditems der „Mitar-
beiterbefragung“ berücksichtigt, die von jeder Institution erhoben werden und die für die
Berechnung des Gesamtwerts der Mitarbeiterzufriedenheit verwendet werden (vgl. Kap. 2.5).
43
Die offenen Fragen und Zusatzblöcke „Kontakt zu Bewohnern, Angehörigen und Ärzten“
und „Persönliches Befinden / Belastung“ werden in dieser Untersuchung nicht ausgewertet.
6.3.1 Mittelwert und Standardabweichung
Auf Itemebene wurde eine Analyse der Mittelwerte und Standardabweichung durchgeführt.
Der Itemmittelwert entspricht der Itemschwierigkeit. Je höher der Mittelwert umso leichter
ist ein Item zu beurteilen. Reichen die Itemschwierigkeiten an den Rand der Antwortskala,
spricht man von Boden- oder Deckeneffekten. Die beiden Effekte bedeuten, dass die Items
zwischen Individuen mit verschiedenen Merkmalsausprägungen nicht mehr ausreichend dif-
ferenzieren können. Als Grundregel gilt, dass die Itemmittelwerte innerhalb vom Bewer-
tungsminimum plus 20% und dem Bewertungsmaximum minus 20% liegen muss (Hirsig,
1993, Kap. 7.2.4). Bei der vierstufigen Antwortskala spricht man von Bodeneffekten bei Mit-
telwerten < 1.6 und von Deckeneffekten bei > 3.4.
Die Itemanalyse zeigt hohe Itemmittelwerte. Über alle 66 Testitems variiert der Mittelwert
zwischen 2.77 und 3.84 und die Standardabweichung reicht von .470 bis 1.162. Von Decken-
effekten sind insgesamt 29 Items betroffen. Am schwerwiegendsten wiegt dieser Umstand
bei denjenigen Items, die gleichzeitig eine geringe Streuung aufweisen. Bodeneffekte gibt es
keine. Tabelle 4 zeigt die neun Items mit den höchsten Mittelwerten und den gleichzeitig
tiefsten Standardabweichungen. Die Dimension 15 „Kommunikation im Betrieb“ ist mit drei
(von 6) Items am stärksten betroffen. In der Dimension 6 „Arbeitstätigkeit“ sind es 2 von 7
Items und in der Dimension 9 „Klima im Team“ sind es 2 von 10 Items.
Tabelle 4: Fragebogenitems mit den höchsten Deckeneffekten
Dimensions- (D) und Itemnummer (f) sowie Iteminhalt M SD
D15/f37: Kommunikationswege bekannt 3.84 .470
D9/f26: Keine Benachteiligung wegen Geschlecht u.a. 3.69 .724
D2/f14: Wünsche bei Ferien- und Feiertagen berücksichtigt 3.67 .694
D6/f9: Freude an täglichen Arbeiten 3.65 .640
D15/f40: Verständliche Arbeitsdokumente 3.58 .663
D6/f5: Abwechslungsreiche Arbeit 3.57 .725
D7/f60: Identifikation mit Werten (Leitbild) 3.57 .717
D15/f39: Einfache Informationsbeschaffung (für eigene Arbeit) 3.55 .698
D9/f22: Respekt von Kolleginnen und Kollegen 3.54 .724
Anmerkung: Antwortskale reicht von „1 = trifft nicht zu“ bis „4 = trifft zu“
44
Umgekehrt haben die neun Items mit den höchsten Streuungen auch die tiefsten Mittelwerte,
was einem mittleren Schwierigkeitsgrad entspricht (vgl. Tabelle 5). Gleich drei der fünf Items
von der Dimension 3 „Anstellungsbedingungen“ differenzieren bei mittlerer Schwierigkeit
gut.
Tabelle 5: Fragebogenitems mit den grössten Streuungen und deren Mittelwerten
Dimensions- (D) und Itemnummer (f) sowie Iteminhalt M SD
D3/f18: Kenntnis über Festlegung des Lohns 2.79 1.162
D4/f64: Rückzugsmöglichkeit für Pause 3.12 1.161
D1/f2: Mitsprache bei Arbeitsplatzgestaltung 2.92 1.058
D3/f17: Lohnfragen werden ernst genommen 3.11 1.045
D3/f15: Entlöhnung gemäss Funktion / Leistung 2.84 1.041
D6/f11: Schriftliche Mitteilung der Aufgaben 3.31 1.038
D12/f53: Lob und Wertschätzung von Vorgesetzten 3.14 1.027
D16/f42: Offene Fehlerkommunikation im Betrieb 2.79 1.026
D5/f44: Zufriedenheit mit Entwicklungsmöglichkeiten 3.20 1.001
Gemäss Schuler (2004, S. 169) sind hohe Zufriedenheitsurteile mit 70% bis 80% an mindes-
tens „ziemlich“ Zufriedenen keine Seltenheit. Erklärungen dazu sind vielfältig. Die Ursachen
können in den Untersuchungsbedingungen liegen wie suggestive Fragetechnik, sozial er-
wünschtes Antworten oder mangelndes Vertrauen in die Anonymität sowie in der eigenen
Person wie Dissonanzreduktion und Selbstschutz (Schuler, 2004). Wer unzufrieden ist und in
der unbefriedigenden Situation verbleibt, muss dies rechtfertigen können, um nicht inkompe-
tent zu wirken (Fischer, 1989; zit. nach Schuler, 2004, S. 66). Zudem sind Zufriedenheitsur-
teile abhängig vom Bezugssystem. Gemäss dem Bruggemann-Modell (vgl. Kap. 3.1.2) ist der
Ist-Soll-Vergleich abhängig vom Anspruchsniveau, was zu unterschiedlichen Formen der
Zufriedenheit führt. Gemäss von Rosenstiel (2010, S. 80) muss damit gerechnet werden, dass
wer mit einem betrieblichen Einflussfaktor zufrieden ist, auch die anderen Arbeitsaspekte
positiv beurteilt.
6.3.2 Missing pro Item
Bei der Häufigkeitsverteilung fällt auf, dass einzelne Items viele Missing Values (MV’s) auf-
weisen (vgl. Tabelle 6). Dazu zählen Items, die nicht ausgefüllt wurden (leer), Items, bei de-
nen die Möglichkeit „kann ich nicht beurteilen“ gewählt wurde und Items mit Doppelkreu-
zen. Da es pro Item maximal 3 Doppelkreuze gibt, sind diese zu vernachlässigen. Bei den
leer gebliebenen sind es pro Item maximal 47, was in dieser Stichprobe (N = 1'491) 3% ent-
45
spricht. Auffallend sind diejenigen Items, die von bis zu 35% der Teilnehmenden als nicht
beurteilbar eingeschätzt wurden. Tabelle 6 zeigt diejenigen Fragebogenitems mit ≥10% MV’s.
Tabelle 6: Fragebogenitems mit ≥ 10% Missing Values
Dimensions- (D) und Itemnummer (f) sowie Iteminhalt Leer (N)
NB (N)
NB (%)
MV (%)
D14/f59: Reibungslose Zusammenarbeit unter Führungsperso- 47 515 35% 39%
D14/f58: Problemlösung unter Vorgesetzten 35 468 32% 35%
D3/f17: Lohnfragen werden ernst genommen 25 333 23% 25%
D3/f18: Kenntnis über Festlegung des Lohns 16 244 17% 18%
D5/f44: Zufriedenheit mit Entwicklungsmöglichkeiten 28 204 14% 16%
D4/f63: Zufriedenheit mit Preis-/Leistungsverhältnis der Mit- 10 179 12% 13%
D18/f35: Koordinierte Zusammenarbeit zw. Bereichen 20 147 10% 12%
D15/f36: Reibungslose Kommunikation zw. Bereichen 47 145 10% 13%
D17/f33: Koordinierte Zusammenarbeit zw. Mitarbeitenden 19 144 10% 11%
D16/f42: Offene Fehlerkommunikation im Betrieb 13 132 9% 10%
Anmerkung: MV = Missing Value; leer = nicht ausgefüllte Items; NB = Kategorie „kann ich nicht beurteilen“
Im Folgenden wurde die Frage untersucht, welche Mitarbeitenden die meisten MV’s aufwei-
sen. Dazu wurde bei den zehn Items aus Tabelle 6 eine „Analyse fehlender Werte“ mit den
acht Personenvariablen durchgeführt.
Prozentual zum Tätigkeitsbereich (vgl. Tabelle 7) treten die häufigsten MV‘s in der Kate-
gorie „anderer Bereich“ mit 26.2% auf. Am geringsten ist sie bei der „Verwaltung“ (12.6%).
Einzig beim Item „Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden mit und ohne
Ausbildung“ (f33) haben Verwaltungsmitarbeitenden 26.7% fehlende Werte. Dies liegt mög-
licherweise daran, dass in diesem Tätigkeitssegment die meisten Mitarbeitenden über eine
Berufsausbildung verfügen. Mitarbeitende mit italienischer Muttersprache (23.2%) haben
die meisten MV’s, diejenigen mit französischer am wenigsten (11.4%). Die Deutschsprachi-
gen (17,5%) und die Mitarbeitenden mit einer anderen Muttersprache (13.6%) weisen ähnlich
viele MV‘s auf. Es ist folglich anzunehmen, dass die vielen Nicht-Beurteilungen primär nicht
durch Sprachprobleme verursacht werden. Die Analyse nach Dienstjahren in der Institution
zeigt über fast alle Kategorien mit Prozentzahlen zwischen 14.5 bis 22.1% ein einheitliches
Bild fehlender Werte. Einzig die Gruppe mit „0 bis 1“ Dienstjahren hat bei den Items zum
Lohn (f17, f18) und zu den Entwicklungsmöglichkeiten (f44) erhöhte fehlende Werte.
46
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32.4
39
.3
33.7
29
.1
11.4
41
.3
f58
33.0
24
.4
25.1
38
.3
38.5
33
.9
17.2
36
.8
21.9
35
.0
26.9
36
.4
29.7
28
.4
14.4
35
.9
f17
23.7
8.
9 22
.2
21.1
28
.2
22.1
20
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21.1
21
.1
31.3
25
.1
22.7
18
.7
13.8
8.
7 25
.0
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15.9
3.
3 18
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21.8
28
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16.0
10
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26.3
15
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30.1
14
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14.7
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6.
4 18
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10.9
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18
.0
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14
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7.8
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11.7
35
.0
14.5
11
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7.3
8.0
6.1
16.5
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3 12
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1 12
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12
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1 11
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12.8
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3 9.
7 3.
8 11
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4 6.
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2 9.
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ldun
g
47
Bei allen zehn analysierten Items haben die Mitarbeitenden ohne Führungsfunktion prozen-
tual mehr MV‘s als die Führungspersonen, nämlich 19,3% versus 7.1%. Während die beiden
Kategorien der Vollzeitangestellten und derjenigen mit einem Arbeitspensum von 50-99%
ähnlich viele MV‘s (13,6% und 16.2%) aufweisen, liegt der Anteil der Mitarbeitenden mit ei-
nem Beschäftigungsgrad unter 50% bei 25.1%. Insbesondere die Items zur „Zusammenarbeit
und Kommunikation zwischen den Bereichen“ (f35, f36) sind für die niederprozentig Ange-
stellten schwer zu beantworten. Der Anteil an MV‘s bei den verschiedenen Fachausbildun-
gen unterscheidet sich nicht merklich voneinander und liegt zwischen 13.9 und 19.4%. Die
Mitarbeitenden in Ausbildung oder ohne Ausbildung haben mit 19,4% die meisten. Mitarbei-
tende im Alter über 64 Jahren weisen mit 38,7% einen markant grösseren Anteil an MV‘s auf
als die übrigen Altersgruppen mit 14.5 – 17.3%. Einzig das Item „Reibungslose Kommunika-
tion zwischen Bereichen“ (f36) wird im gleichen Ausmass wie in den anderen Alterskategorien
ausgelassen. Die weiblichen Mitarbeiterinnen haben mit 17,5% mehr MV’s als die männlichen
mit 12,5%. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist jedoch gering.
Insgesamt ist nachvollziehbar, wie die Nicht-Beurteilungen zustande gekommen sind. In Ge-
samterhebungen wie es bei Benchmarkingumfragen vorgesehen ist, sind diese Unterschiede
nicht zu vermeiden. Sie können aber als Zeichen interpretiert werden, dass die Fragebogen
sorgfältig und ehrlich ausgefüllt werden.
6.3.3 Missing pro Fall
Bei einer ersten teststatistischen Berechnung der Reliabilität und Faktorenanalyse ist aufgefal-
len, dass SPSS lediglich mit einem N = 348 gerechnet hat. Aufgrund der Missing Value (MV)
gingen fast 77% des Gesamtdatensatzes (N = 1491) verloren. Aus diesem Grund wurde der
ursprüngliche Datensatz folgendermassen verändert. Zuerst wurden alle Fälle mit mehr als
20% MV’s, das heisst bei mehr als 13 von den insgesamt 66 Items, isoliert. Insgesamt wurden
73 Fälle, d.h. 5% des Gesamtdatensatzes (N = 1491) entfernt. Die 73 Fälle stammen aus 20
(von 22) verschiedenen Institutionen mit Anteilen zwischen 1 bis 10 Fällen, die isoliert werden
mussten. Bei den restlichen Fällen (N = 1418) wurden die fehlenden Werte der 66 Frageboge-
nitems durch den EM-Algorithmus (expectation-maximization) ersetzt. Die EM-Methode
basiert auf Maximum-Likelihoodschätzungen. In einem iterativen Prozess werden die Mittel-
werte, Covarianzmatrix und Korrelationen von fehlenden Werten möglichst modellgerecht
geschätzt und ersetzt (Rohrschneider, 2007). Der EM-Algorithmus ist aktuell die Methode
48
zum Ersetzen fehlender Werte, weil die Datenstruktur unverändert bleibt und die Korrelati-
onsmatrix zuverlässig geschätzt wird.
6.4 Reliabilitätsanalyse
Die Reliabilitätsanalyse wurde auf der Ebene der Gesamtskala, Themenbereiche und Dimen-
sionen durchgeführt. Da es im Fragebogen bezüglich der Itemanzahl pro Dimension grosse
Unterschiede gibt (vgl. Tabelle 8), konnten nicht alle Dimensionen berechnet werden, sondern
nur diejenigen, die mindestens drei oder mehr Items beinhalten (im Fettdruck). Die Berech-
nungen basieren auf dem korrigierten Datensatz mit N = 1418 (vgl. Kap. 6.3.3).
Tabelle 8: Fragebogenstruktur mit Themenbereichen, Dimensionen und Itemanzahl
Themenbereich (T) Anzahl Item
Dimension (D) Anzahl Item
D1: Arbeitsplatz 4
D2: Arbeitszeiten und Ferien 3
D3: Anstellungsbedingungen 5
D4: Essen / Erholungsmöglichkeiten 2
T1: Arbeitsrahmen-
bedingungen
16
D5: Weiterbildung und Mitarbeiterentwicklung 2
D6: Arbeitstätigkeit 7
D7: Werte / Philosophie 2
T2: Identifikation
mit Betrieb und
Arbeit
11
D8: Zufriedenheit mit Arbeitgeber 2
D9: Klima im Team 10
D10: Verhältnis zu direkten Vorgesetzten (VG) 3
T3 Betriebsklima 14
D11: Verhältnis zw. Leitung und Mitarbeitenden 1
D12: Führung durch direkte Vorgesetzte 7
D13: Kompetenz und Einsatz der direkten VG 3
T4 Führung / Vor-
gesetzte
12
D14: Zusammenarbeit unter VG und Betriebsleitung 2
D15: Kommunikation im Betrieb 6
D16: Fehlerkommunikation 1
D17: Zusammenarbeit im Team 4
T5 Arbeitsprozesse 13
D18: Zusammenarbeit im Betrieb 2
Anmerkung: Nur die Dimensionen im Fettdruck wurden in die Reliabilitätsanalyse einbezogen.
Mit der Reliabilitätsanalyse wird die Messgenauigkeit des Tests bezüglich eines Merkmals mit
den nachfolgend aufgeführten Kennwerten gemessen.
49
Der Cronbach-α-Koeffizient gibt die Höhe der mittleren Itemzusammenhänge an. Er ist
abhängig von der Homogenität oder Heterogenität der Testitems, der Testlänge, der Streuung
der Testkennwerte und von spezifischen Messfehlern wie Verständnisschwierigkeiten der I-
tems (Bühner, 2006, S.136f). Die Reliabilität kann durch Testverlängerung mit mehr homoge-
nen Items oder durch Erhöhung der Itemschwierigkeit verbessert werden. Gemäss Field
(2005, S. 673) werden unter Berücksichtigung der Itemanzahl und des Testinhalts Cronbach-α-
Werte von .7 bis .8 angestrebt. Nach Bühner (2006, S.140) sind Cronbach-α-Werte von <.80
niedrig; zwischen .80 bis .90 mittel und >.90 hoch.
Die mittlere Inter-Item-Korrelation (m I-I-Korr.) entspricht der mittleren Korrelation zwi-
schen den Items. Sie stellt einen Homogenitätsindex dar, der in der Regel zwischen .20 und .40
liegt (Bühner, 2006, S. 144). Wenn die mittlere Inter-Item-Korrelation aus vielen stark unter-
schiedlichen Inter-Item-Korrelationen besteht, dann wird die mittlere Korrelation durch SPSS
unterschätzt.
Die Trennschärfe (korrigierte Item-Skala-Korrelation; ritc) stellt die korrigierte Korrelati-
on eines Items mit einer Skala dar. Inhaltlich drückt sie aus, wie gut ein Item eine Skala, die
aus den restlichen Items gebildet wird, widerspiegelt. Werte <.30 sind niedrig, zwischen .30 -
.50 mittel und >.50 sind hohe Werte (Bühner, 2006, S. 140). Je grösser die Itemanzahl einer
Skala ist, desto geringer sind die Auswirkungen der Korrektur auf die Trennschärfe. Sehr ho-
mogene Skalen bestehen aus inhaltlich ähnlichen und hoch korrelierten Items, d.h. sie beinhal-
ten redundante Items (Bühner, 2006, S. 95). Gemäss Field (2005, S. 672) sollten bei einer reli-
ablen Skala alle Items mit der Skala korrelieren. Wenn die Werte kleiner als .3 sind, passt das
spezielle Item nicht zur Skala und sollte daher ausgeschlossen werden (Field, 2005, S.672). Sie
sind ein Hinweis auf eine schlechte interne Konsistenz.
Die Werte „Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen“ (α (o.Item)) entsprechen den
Reliabilitäten der anderen Items, wenn das vorliegende Item in der entsprechenden Skala (Di-
mension oder Themenbereich) nicht mitberechnet werden würde. Wenn ein Item-Alpha grös-
ser als das Alpha seiner Skala ist, so bedeutet dies, dass die Entfernung des Items die Reliabili-
tät verbessern würde. Die Item-Alpha sollten kleiner aber doch ähnlich wie das Skalen-Alpha
sein (Field, 2005, S.674).
6.4.1 Themenbereich 1 „Arbeitsrahmenbedingungen“
Der Themenbereich 1 (T1) erfasst mit 16 Items die fünf Dimensionen „Arbeitsplatz“ (D1),
„Arbeitszeiten und Ferien“ (D2), „Anstellungsbedingungen“ (D3), „Essens- und Erholungs-
50
möglichkeiten“ (D4) sowie „Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten“ (D5). Die Reli-
abilität des Themenbereichs ist mit .876 gut (siehe Tabelle 9). Das Weglassen von Item f64
„Rückzugsmöglichkeiten für Pause“ würde die Reliabilität des Themenbereichs noch leicht
erhöhen. Der kleine Unterschied ist jedoch zu vernachlässigen klein. Das Item kann in der
Skala belassen werden, insbesondere auch deshalb, weil das Vorhandensein von Erholungs-
möglichkeiten ein wichtiger struktureller Aspekt für die Gesunderhaltung des Personals ist
und in diesem Fragebogen einzig mit diesem Item erfasst wird. Zudem ist es ein Item, das
aufgrund des Mittelwerts und Standardabweichung gut differenzieren kann (vgl. Tabelle 5).
Tabelle 9: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 1 und seiner Dimensionen
T m I-I-Korr. α Item M SD ritc
α (o. Item) D
m I-I-Korr. α ritc
α (o. Item)
f1 3.28 .859 .443 .871 .524 .603
f2 2.93 1.045 .544 .867 .520 .609
f3 3.47 .783 .590 .866 .570 .582
f4 3.31 .812 .354 .875
D1 .367 .695
.332 .713
f12 3.55 .790 .473 .870 .545 .549
f13 3.30 .906 .512 .868 .581 .500
f14 3.67 .687 .446 .871
D2 .426 .691
.417 .704
f15 2.83 1.027 .624 .863 .690 .770
f16 3.26 .910 .580 .866 .570 .805
f17 3.09 .982 .693 .860 .748 .752
f18 2.82 1.094 .573 .866 .620 .793
f19 3.52 .794 .538 .868
D3 .484 .825
.491 .824
f63 3.28 .955 .437 .872
f64 3.12 1.123 .357 .877 D4
f43 3.28 .962 .507 .869
T1 .308 .876
f44 3.19 .961 .628 .863 D5
Note: m I-I-Korr. = mittlere Inter-Item-Korrelation; α (o. Item) = Cronbachs Alpha, wenn Item weg-gelassen
Auf Dimensionsebene sind die Dimensionen 1 und 2 aufgrund der knapp ungenügenden
Reliabilitäten (<.7; Field, 2005) und deren Item 4 und Item 14 aufgrund der Werte „Cron-
bachs Alpha, wenn das Item weggelassen“ zu prüfen. Die Dimension 1 „Arbeitsplatz“ besteht
aus 4 Items (vgl. Tabelle 10). Inhaltlich stellt das Umweltverhalten einen Zusatzaspekt zu den
physikalischen Bedingungen, dem Mitspracherecht und dem Wohlbefinden dar. In der Litera-
tur wird umweltgerechtes Verhalten weder in den theoretischen Modellen noch in anderen
51
Fragebögen als Aspekt der Mitarbeiterzufriedenheit erfragt. In dieser Testentwicklung wurde
das Umweltverhalten von den Praxisexperten jedoch als ein wichtiger Arbeitsaspekt erwähnt.
In der Itemformulierung fällt auf, dass Item 4 allgemein („macht man“) und nicht auf die ei-
gene Person bezogen formuliert ist. Es ist unklar, ob damit das Vorhandensein der notwendi-
gen Infrastruktur oder die Werthaltung auf der Abteilung und in der Institution gemeint ist.
Tabelle 10: Itemformulierungen Dimension 1 „Arbeitsplatz“
Item-Nr.
Itemformulierung
f1 Mein Arbeitsplatz (Raumklima, Grösse, Helligkeit, Lärmpegel, Möblierung, technische Aus-
stattung) erlaubt es mir, konzentriert und effizient zu arbeiten.
f2 Bei der Gestaltung meines Arbeitsplatzes habe ich genügend Mitspracherecht.
f3 Ich fühle mich an meinem Arbeitsplatz wohl.
f4 An meinem Arbeitsplatz macht man genügend für umweltgerechtes Verhalten.
Borg (2003, S.100) zählt die „Arbeits(platz)bedingungen“ zu den Standardthemen einer Mitar-
beiterbefragung. Als mögliche Inhalte werden das Vorhandensein und die Wartung der benö-
tigten Arbeitsmittel und Werkzeuge, genügend Platz, Lärmpegel, Beleuchtung, Belüftung,
Klimatisierung, Gesundheitsschutz, Sauberkeit oder Regelungen der Arbeitszeiten erwähnt.
Im Vergleich mit anderen Instrumenten wird der Arbeitsplatz im WDQ (Stegmann et al.,
2010; vgl. Anhang B) mit Ergonomie (angemessene Sitzgestaltung, Anpassung an persönliche
Bedürfnisse, Notwendigkeit, sich strecken zu müssen), physische Anforderungen (Erfordernis
körperlicher Ausdauer, Kraft und Anstrengung), Arbeitsbedingungen (Lärm, Temperatur,
Luftfeuchtigkeit, Unfallrisiko, Gesundheitsgefahren, Sauberkeit) und Technikgebrauch (Benut-
zung vieler Geräte, komplexer Apparaturen, lernaufwändige Bedienung) erfasst. Unter dem
Thema Arbeitsplatz werden in der Regel Bewertungen objektiver Merkmale erfragt. In der
„Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation wird mit Item 3 „Wohlbefinden“ auch eine
affektive Bewertung erfragt.
Um die Reliabilität der Dimension 1 zu verbessern, könnte Item 4 weggelassen und weitere
homogene Items zugefügt werden. Beispielsweise könnte Item 1 aufgeteilt werden in ein Item
zu den physikalischen Bedingungen (Lärm, Klima, Helligkeit) und ein Item zur ergonomi-
schen Ausstattung (Möbel, Technik). Sinnvoll wäre auch die Abfrage ergänzender Aspekte
analog dem WDQ wie beispielsweise:
52
- Auf meiner Abteilung wird grossen Wert darauf gelegt, dass sich das Personal vor Un-
fällen, Ansteckungen und anderen Gesundheitsgefahren schützt.
- Es gibt genügend Hilfsmittel, die mir meine Arbeit erleichtern.
- Der Arbeitsplatz ist so eingerichtet, dass ich rückenschonend arbeiten kann.
Die Dimension 2 „Arbeitszeiten und Ferien“ besteht aus drei Items (vgl. Tabelle 11). Die
Klarheit des Arbeitszeitmodells und die Übereinstimmung mit den persönlichen Bedürfnissen
sind in einem 24-Stunden-Betrieb zentrale Anliegen. In der HHNJS werden die „autonomy
and flexibility in work scheduling“ (α = .65) mit den beiden Items „more flexibility than oth-
ers“ und „have control over scheduling my time“ erfasst (Ellenbecker & Byleckie, 2005; vgl.
Anhang D). Das Item 14 passt aufgrund des Cronbach-α-Werts nicht optimal in die Skala.
Möglicherweise wird die Berücksichtigung der Ferien- und Freitage mit der Führungs-, resp.
der Planungsperson in Verbindung gebracht. Zudem ist die Itemschwierigkeit aufgrund der
milden Formulierung „nach Möglichkeit“ sehr leicht (M = 3.67, SD = .694; vgl. Kap. 6.3.1).
Tabelle 11: Itemformulierungen Dimension 2 "Arbeitszeiten / Ferien"
Item-Nr.
Itemformulierung
f12 Ich finde das Arbeitszeitmodell mit den verschiedenen Arbeitsschichten in meinem Arbeitsbe-
reich klar und übersichtlich.
f13 Die für mich geltenden Arbeitszeiten kommen meinen Bedürfnissen entgegen.
f14 Bei der Wahl meiner Ferien- und Freitage werden meine Wünsche nach Möglichkeit berück-
sichtigt.
Zur Verbesserung der Reliabilität der Dimension 2 könnte das Item 14 weggelassen oder bes-
ser dessen Schwierigkeitsgrad mit einer Formulierung wie „Ich kann auf meinen Arbeits- und
Ferienplan genügend Einfluss nehmen“ erhöht werden.
6.4.2 Themenbereich 2 „Identifikation mit Betrieb und Arbeit“
Der Themenbereich 2 (T2) erfasst mit 11 Items die drei Dimensionen „Arbeitstätigkeit“ (D6),
„Werte / Philosophie“ (D7) und „Zufriedenheit mit Arbeitsgeber“ (D8). Auch diese Skala ist
mit .851 gut reliabel (vgl. Tabelle 12). Mit .752 ist auch die Dimension 6 ausreichend reliabel.
Einzig das Item 11 passt aufgrund des Wertes „Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen“
nicht optimal in die Dimension 6, respektive den Themenbereich 2.
53
Tabelle 12: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 2 und der Dimension 6
T m I-I-Korr. α Item M SD ritc
α (o. Item) D
m I-I-Korr. α ritc
α (o. Item)
f5 3.57 .725 .504 .842 .493 .719
f6 2.77 .956 .473 .845 .442 .730
f7 2.99 .976 .577 .836 .554 .702
f8 3.42 .780 .523 .840 .474 .721
f9 3.64 .634 .595 .837 .547 .714
f10 3.44 .792 .558 .837 .566 .702
f11 3.34 1.009 .327 .860
D6 .321 .752
.302 .766
f60 3.56 .714 .532 .840
f61 3.14 .787 .553 .838 D7
f65 3.40 .783 .708 .826
T2 .357 .851
f66 3.33 .830 .683 .827 D8
Note: m I-I-Korr. = mittlere Inter-Item-Korrelation; α (o. Item) = Cronbachs Alpha, wenn Item weg-gelassen
Tabelle 13 zeigt, dass in der Dimension 6 sehr unterschiedliche Aspekte der Arbeitstätigkeit
erfasst werden. Sie beziehen sich auf die Tätigkeitsmerkmale des JCM’s (vgl. Kap. 3.2.3).
Tabelle 13: Itemformulierungen Dimension 6 "Arbeitstätigkeit und Aufgaben"
Item-Nr.
Itemformulierung
f5 Ich finde meine Arbeit spannend und abwechslungsreich.
f6 Ich habe genügend Zeit zur optimalen Erledigung meiner Aufgaben.
f7 In meinem Arbeitsbereich kann ich bei Entscheidungen und Veränderungen genügend mit-
bestimmen.
f8 Ich finde, dass wir in unserem Team Arbeit von hoher Qualität leisten.
f9 Ich führe meine täglichen Arbeiten mit Freude aus.
f10 In meiner Tätigkeit kann ich meine Fähigkeiten voll einsetzen.
f11 Alle meine Aufgaben sind mir schriftlich mitgeteilt worden (z.B. Pflichtenheft, Stellen-
beschrieb).
So kann Item 5 der „Anforderungsvielfalt“ und Item 6 der „Ganzheitlichkeit“ zugeordnet
werden. Item 7 erfasst einen Aspekt der „Autonomie“. Die „Qualität“ ist nach Borg (2003,
vgl. Kap. 3.3.2) ein erweitertes Leistungs- und Strategiethema. Die wahrgenommene Arbeits-
qualität ist auch ein Teil des Arbeitsergebnisses. Nach dem JCM entspricht eine Tätigkeit, die
54
nebst der Arbeitsausführung auch die Beurteilung des Ergebnisses zulässt, dem Merkmal
„Rückmeldung durch die Arbeit“. Item 9 erfasst eine allgemeine affektive Stimmung im Sinne
einer Ergebnisvariablen. Es ist ein Item mit Deckeneffekt und geringer Streuung (vgl. Kap.
6.3.1). Das Item 10 bezieht sich auf „Wissen und Fähigkeiten“, die im JCM (vgl. Kap. 3.2.3)
als Moderatorvariablen wirken. Sie sind eine Bedingung, damit die Tätigkeitsmerkmale zur
intrinsischen Motivation führen können. Item 11 ist thematisch schwierig einzuordnen. Es
bezieht sich zwar auf die Arbeitsaufgaben, könnte aber auch mit Führung und Strategie ver-
bunden sein, da sich die Klammerbegriffe auf übergeordnete Stellen- und Funktionsbeschrei-
bungen beziehen. Auf den Alltag bezogen könnte dieses Item präzisiert werden im Sinne von
„Bei der Arbeit ist mir immer klar, welche Aufgaben ich zu erledigen habe“. In Anlehnung an
das JCM fehlt in der Dimension 6 die Erfassung der „Wichtigkeit“ und Bedeutsamkeit der
Arbeit. Beispielitems könnten „Mit meiner Arbeit leiste ich einen wichtigen Beitrag zum Woh-
le unserer Bewohnerinnen und Bewohner“ oder „Meine Arbeit ist ein wichtiger Teil, damit das
Heim funktionieren kann“ sein.
Der Themenbereich 2 wird mit „Identifikation mit Betrieb und Arbeit“ betitelt. Es ist eine
Umschreibung, die mit dem Konzept „Commitment“ in Verbindung gebracht wird. Die
stärkste Verbindung zur Arbeitszufriedenheit hat das affektive Commitment (vgl. Kap. 4.1).
Dazu gehört die „Identifikation mit Werten“, das „Zugehörigkeitsgefühl“ und der „Stolz, in
dieser Organisation zu arbeiten“ (vgl. Kap. 4.1 und Subskala „Organisationsbindung“ im JDS
Anhang A). Der Themenbereich 2 erfasst mit der Dimension 7 nur einen Teil des affektiven
Commitments und zwar mit Item 60 die „Identifikation mit Werten (Leitbild)“ und mit Item
61 die „spürbare Umsetzung der Werte (Leitbild)“.
6.4.3 Themenbereich 3 „Betriebsklima“
Der Themenbereich 3 besteht aus 14 Items und den drei Dimensionen „Klima im Team“
(D9), „Verhältnis zu direkten Vorgesetzten“ (D10) und „Verhältnis zwischen Leitung und Mit-
arbeitenden“ (D11). Der Themenbereich ist mit .928 hoch reliabel (vgl. Tabelle 14). Die gerin-
ge Verbesserung von Cronbach-α durch das Weglassen von Item 26 kann vernachlässigt wer-
den, zumal das Item thematisch den wichtigen Aspekt „Diskriminierung“ erfasst.
55
Tabelle 14: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 3 und seiner Dimensionen
T m I-I-Korr. α Item M SD ritc
α (o. Item) Dim.
m I-I-Korr. α ritc
α (o. Item)
f20 3.26 .845 .726 .921 .773 .912
f21 3.02 .959 .774 .919 .796 .910
f22 3.54 .715 .698 .922 .725 .915
f23 2.94 .961 .762 .920 .793 .911
f24 3.34 .809 .680 .922 .708 .916
f25 3.03 .949 .731 .921 .724 .915
f26 3.69 .710 .539 .927 .532 .924
f27 3.21 .804 .673 .923 .696 .916
f28 3.43 .855 .686 .922 .709 .915
f29 3.43 .778 .618 .924
D9 .545 .923
.626 .920
f45 3.34 .920 .658 .923 .818 .843
f46 3.31 .935 .627 .924 .811 .850
f47 3.53 .824 .633 .924
D10 .752 .900
.784 .875
T3 .480 .928
f62 3.26 .884 .527 .927 D11
Note: m I-I-Korr. = mittlere Inter-Item-Korrelation; α (o. Item) = Cronbachs Alpha, wenn Item weg-gelassen
Der Themenbereich 3 ist aufgrund der hohen Trennschärfen (ritc >.50) und mittleren Inter-
Item-Korrelationen (>.40) lediglich bezüglich Redundanz zu überprüfen. Da die Itemformu-
lierungen die Anforderungen von Borg (2003) bezüglich Verständlichkeit, Klarheit, Ich-Bezug
etc. (vgl. Kap. 3.3.3) erfüllen, werden in Tabelle 15 lediglich die thematischen Aspekte der
Items aufgeführt. Es fällt auf, dass viele unterschiedliche und wichtige Merkmale wie Vertrau-
en, Respekt, Offenheit, Kommunikation und Konflikt erfasst werden. Der gegenseitige Re-
spekt wird auf unterschiedlichen Ebenen erfragt und zwar unter Teamkolleginnen und
–kollegen (f22), zwischen Mitarbeitenden unterschiedlicher Ausbildungsgrade (f29), im Ver-
hältnis zu direkten Vorgesetzten (f47) und höheren Führungspersonen (f62). Eher eine Diffe-
renzierung anstelle einer Redundanz sind die Item 26 und 28. Es wird sowohl nach den klassi-
schen Diskriminierungsmerkmalen als auch der allgemeinen Ausgrenzung im Sinne einer
Teamdynamik gefragt. Die homogenen Resultate kommen eventuell dadurch zustande, dass
sich die Items auf Stimmungen und Gefühle beziehen. Nach dem Halo-Effekt (vgl. Kap.
3.3.2) fällt der Gesamteindruck zum Team stärker ins Gewicht als die einzelnen Aspekte.
56
Tabelle 15: Thematische Aspekte des Themenbereichs 3 „Betriebsklima“
Item-Nr.
Thematische Aspekte
f20 Vertrauen in die Mitglieder des Teams.
f21 Entspannte und offene Atmosphäre im Team.
f22 Respekt von Kolleginnen und Kollegen.
f23 Offene und ehrliche Kommunikation im Team.
f24 Kolleginnen und Kollegen nehmen Vorschläge und Anregungen ernst.
f25 Umgang mit Konflikten im Team.
f26 Keine Benachteiligung wegen Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion oder Ähnlichem
im Team.
f27 Positive Arbeitseinstellung der Teammitglieder.
f28 Keine Ausgrenzung im Team.
f29 Gegenseitiger Respekt vor den Leistungen von Mitarbeitenden unterschiedlicher Ausbildungs-
grade.
f45 Vertrauen in Vorgesetzte.
f46 Über Arbeitsprobleme mit Vorgesetzten sprechen können.
f47 Achtung und Respekt vom Vorgesetzten.
f62 Gegenseitiger Respekt zwischen Leitung und Mitarbeitenden.
Die Zusammenarbeit hat in Dienstleistungsberufen einen hohen Stellenwert (Kil et al., 2000)
und wird in allen vier Vergleichsinstrumenten erfasst. Der JDS hat die Subskala „Zusammen-
arbeit“, der WDQ die „soziale Unterstützung“, die SINS die „collegiality“ und die HHNJS
erfasst die beiden Subskalen „group cohesion – peers“ und „group cohesion – physicians“
(vgl. Anhang A – D). Auch die „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation erfasst
die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft, allerdings nur fakultativ in einem Zusatzblock.
Aufgrund der Reliabilitätskennzahlen und der inhaltlichen Prüfung besteht im Themenbereich
3 kein Änderungsbedarf. Falls jedoch eine Itemreduktion angestrebt wird, besteht die Mög-
lichkeit das Klima des Respekts allgemeiner zu erfragen wie „In diesem Betrieb herrscht ein
Klima des gegenseitigen Respekts unter allen Mitarbeitenden“ oder „Ich erfahre Respekt von
den Vorgesetzten aller Führungsebenen“. Item 21 kann allenfalls entfernt werden, da es sich
auf eine allgemeine Stimmungslage zielt.
57
6.4.4 Themenbereich 4 „Führung / Vorgesetzte“
Mit Cronbach-α von .948 hat der Themenbereich 4 die höchste Reliabilität (vgl. Tabelle 16).
Er besteht aus 12 Items und den drei Dimensionen „Führung durch direkte Vorgesetzte“
(D12), „Kompetenz und Einsatz der direkten Vorgesetzten“ (D13) und „Zusammenarbeit
unter Vorgesetzten / Betriebsleitung“ (D14). Der verbesserte Cronbach-α-Wert durch das
Weglassen von Item 59 ist zu vernachlässigen klein. Eine inhaltliche Prüfung des Items ist auf
Grund seiner 39% Missing Values (vgl. Kap. 6.3.2) trotzdem sinnvoll.
Tabelle 16: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 4 und seiner Dimensionen
T m I-I-Korr. α Item M SD ritc
α (o. Item) D
m I-I-Korr. α ritc
α (o. Item)
f48 3.52 .766 .711 .945 .704 .920
f49 3.49 .798 .787 .943 .757 .915
f50 3.39 .884 .818 .942 .813 .909
f51 3.42 .861 .816 .942 .823 .908
f52 3.29 .916 .773 .943 .782 .912
f53 3.14 1.020 .769 .944 .780 .914
f54 3.49 .822 .702 .946
D12 .642 .925
.713 .919
f55 3.41 .846 .800 .943 .779 .823
f56 3.44 .833 .815 .942 .783 .819
f57 3.35 .875 .789 .943
D13 .712 .881
.747 .852
f58 3.37 .788 .711 .945
T4 .608 .948
f59 3.17 .869 .606 .949 D14
Note: m I-I-Korr. = mittlere Inter-Item-Korrelation; α (o. Item) = Cronbachs Alpha, wenn Item weg-gelassen
Die hohen Trennschärfen von >.70 (ausser Item 59 mit .606) und hohen mittleren Inter-Item-
Korrelationen >.6 weisen auf eine homogene Skala hin. Tabelle 17 zeigt, dass mit den Items
der Dimension 12 unterschiedliche und sehr wichtige Aspekte des Führungsverhaltens wie
Aufgabendelegation, Information, Umgang mit Kritik, Unterstützung und Förderung erfragt
werden. Analog zum Themenbereich 3 und dem Verweis auf den Halo-Effekt (vgl. Kap.
3.3.2) scheint auch bei der Führung der Gesamteindruck die Bewertung der Items zu überla-
gern. In der Itemformulierung fällt auf, dass die Items 56 bis 59 ohne direkten Bezug zur ei-
genen Person sind. Die beiden Items der Dimension 14 (f58 und f59) messen explizit die Zu-
sammenarbeit zwischen Führungspersonen. Die Thematik, dass sich Unstimmigkeiten im
Führungsbereich negativ auf die Mitarbeitenden auswirken können, scheint ein wichtiger As-
58
pekt dieser Skala zu sein. Die vielen Missing Values (39% und 35%, vgl. Tabelle 6) zeigen je-
doch, dass die Mitarbeitenden diese Items eher nicht beurteilen können. Diese beiden Items
könnten mit einem Ich-Bezug folgendermassen umformuliert werden: „Ich empfinde es als
vorbildlich, wie sich die Führungspersonen untereinander verhalten“ oder „Die gute Stim-
mung im Führungsgremium überträgt sich positiv auf die Angestellten“.
Tabelle 17: Itemformulierungen Themenbereich 4 „Führung / Vorgesetzte“
Item-Nr.
Itemformulierung
f48 Ich bekomme von meinem Vorgesetzten klare Arbeitsaufträge.
f49 Ich kann mich auf die Informationen meines Vorgesetzten verlassen.
f50 Bei Fragen / Problemen nimmt sich mein Vorgesetzter genügend Zeit, um mich dabei zu
unterstützen.
f51 Mein Vorgesetzter äussert Kritik mir gegenüber fair und konstruktiv.
f52 Mein Vorgesetzter kennt meine Fähigkeiten und fördert diese genügend.
f53 Ich bekomme von meinem Vorgesetzten genügend Lob und Wertschätzung.
f54 Mein Vorgesetzter gibt mir zur selbständigen Erledigung meiner Arbeitsaufgaben den nötigen
Freiraum.
f55 Ich erfahre meinen Vorgesetzten als kompetent in seinem Arbeitsbereich.
f56 Mein Vorgesetzter hält die vorgegebenen Kommunikationswege ein.
f57 Mein Vorgesetzter ist aufgeschlossen für neue Ideen und unterstützt diese.
f58 Probleme zwischen Vorgesetzten lösen diese untereinander.
f59 Die Zusammenarbeit zwischen den leitenden Mitarbeitern (z.B. Abteilungs-, Bereichs-, Ge-
schäftsleitung) funktioniert reibungslos.
Die starke Gewichtung der Führungsthemen innerhalb der „Mitarbeiterbefragung“ von
QUALIS evaluation wird dadurch gerechtfertigt, dass empirische Untersuchungen den Zu-
sammenhang von Arbeitszufriedenheit und Führung mehrfach belegen konnten. In einer län-
der- und berufsgruppenübergreifenden Studie ist die Arbeitsbeziehung zum Management
nach den intrinsischen Belohnungen der zweitstärkste Prädiktor für die Arbeitszufriedenheit
(Westover & Taylor, 2010). Kostiwa und Meeks (2009) stellten in ihrer Studie fest, dass füh-
rungsbezogene Faktoren beim Pflegepersonal ohne Ausbildung den stärkeren Einfluss auf die
Arbeitszufriedenheit haben als bei lizenzierten Pflegenden. Je stärker die tägliche Arbeit durch
Routine und begrenzte Abläufe geprägt ist, umso wichtiger ist das Gefühl der Anerkennung
und Bedeutsamkeit der Arbeit. Je mehr Einfluss auf die Arbeitsgestaltung genommen werden
kann, umso wichtiger ist das Empowerment für die Arbeitszufriedenheit (Kostiwa & Meeks,
59
2009). In der Langzeitpflege ist der Anteil von fachlich wenig qualifiziertem Personal verhält-
nismässig hoch. In dieser Stichprobe haben 44% eine Attestausbildung, sind in Ausbildung
oder haben keine Ausbildung (vgl. Tabelle 3). Auch der JDS und die SINS tragen der Führung
mit eigenen Subskalen wie „Zufriedenheit mit dem Führungsstil“ und „administrative sup-
port“ speziell Rechnung (vgl. Anhang A und C).
6.4.5 Themenbereich 5 „Arbeitsprozesse“
Der Themenbereich 5 erfasst die Arbeitsprozesse mit 13 Items und vier Dimensionen
„Kommunikation im Betrieb“ (D15), „Fehlerkommunikation“ (D16), „Zusammenarbeit im
Team“ (D17) und „Zusammenarbeit im Betrieb“ (D 18). Mit Cronbach-α von .874 erreicht
auch der fünfte Themenbereich eine gute Reliabilität (vgl. Tabelle 18). Sowohl die Trennschär-
fen als auch die mittlere Inter-Item-Korrelationen zeigen, dass die Items gut miteinander kor-
relieren und sich trotzdem differenzieren.
Tabelle 18: Reliabilitätskennzahlen des Themenbereichs 5 und seiner Dimensionen
T m I-I-Korr. α Item M SD ritc
α (o. Item) D
m I-I-Korr. α ritc
α (o. Item)
f36 3.10 .811 .592 .875 .511 .780
f37 3.84 .471 .444 .883 .447 .793
f38 3.47 .763 .653 .872 .640 .747
f39 3.55 .694 .621 .874 .641 .749
f40 3.58 .656 .528 .878 .554 .769
f41 3.23 .921 .570 .877
D15 .407 .799
.590 .764
f42 2.80 .992 .641 .873 D16
f30 3.45 .776 .593 .875 .549 .798
f31 3.28 .766 .504 .880 .605 .771
f32 3.40 .758 .556 .877 .670 .739
f33 3.42 .714 .651 .873
D17 .517 .809
.687 .733
f34 3.42 .798 .488 .881
T5 .375 .885
f35 3.24 .803 .625 .873 D18
Note: m I-I-Korr. = mittlere Inter-Item-Korrelation; α (o. Item) = Cronbachs Alpha, wenn Item weg-gelassen
Im Vergleich zu den Instrumenten JDS, WDQ, SINS und HHNJS scheint es eine Besonder-
heit dieses Instruments zu sein, dass die Arbeitsprozesse speziell abgebildet werden. Thema-
60
tisch wird grossen Wert auf Regelungen und deren Klarheit gelegt. Der Informationsprozess
gehört gemäss Borg (2003, vgl. Tabelle 2) zu den Standardthemen einer Mitarbeiterbefragung.
Tabelle 19: Thematische Aspekte des Themenbereichs 3 „Betriebsklima“
Item-Nr.
Thematische Aspekte
f36 Reibungslose Kommunikation zwischen Bereichen.
f37 Kommunikationswege bekannt.
f38 Klare Informationsweitergabe an Rapporten / Sitzungen.
f39 Einfache Informationsbeschaffung (für die eigene Arbeit).
f40 Verständliche Arbeitsdokumente.
f41 Genügend Information über wichtige Entscheidungen / Neuerungen.
f42 Offene Fehlerkommunikation im Betrieb.
f30 Klare Regelung von Aufgaben und Zuständigkeiten im Team.
f31 Gewissenhaftes Arbeiten der Teammitglieder.
f32 Gegenseitige Unterstützung bei der Arbeit durch das Team.
f33 Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden mit / ohne Ausbildung.
f34 Gegenseitiges Aushelfen zwischen Abteilungen / Bereichen.
f35 Koordinierte Zusammenarbeit zwischen einzelnen Bereichen.
Tabelle 20 gibt einen Überblick über die Cronbach-α-Werte der „Mitarbeiterbefragung“. Ab-
gesehen von den Dimensionen 1 und 2, die mit geringfügigen Veränderungen noch verbessert
werden können, ist die „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation ein reliables Instru-
ment zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit in Langzeitpflegeinstitutionen.
Tabelle 20: Zusammenfassung der Cronbach-α-Werte
Gesamt - α Themenbereich α Dimension α
.972 T2 .851 D1 .695
T1 .876 D2 .691
T5 .885 D6 .752
T3 .928 D15 .799
T4 .948 D17 .809
D3 .825
D13 .881
D10 .900
D9 .923
D12 .925
61
6.5 Faktorenanalyse
Die exploratorische Faktorenanalyse hat das Ziel, Daten zu reduzieren und Zusammenhänge
zwischen Items auf latente Variablen (Faktoren) zurückzuführen oder einen komplexen
Merkmalsbereich in homogenere Teilbereiche zu untergliedern (Bühner, 2006, S. 180). In die-
ser Untersuchung soll durch eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation überprüft
werden, ob die extrahierten Faktoren die induktiv entwickelte Fragebogenstruktur in Form
von Themenbereichen und Dimensionen bestätigen. Hinweise zur Datenreduktion sollen in
Verbindung mit den Resultaten der Reliabilitätsanalyse diskutiert werden.
6.5.1 Voraussetzungen der Faktorenanalyse
Stichprobengrösse
Korrelationskoeffizienten fluktuieren in kleinen Stichproben stärker als in grossen. Aus die-
sem Grund ist die Reliabilität der Faktorenanalyse abhängig von der Stichprobengrösse. Die
Empfehlungen für eine ausreichende Stichprobengrösse variieren je nach Autoren. Als ein-
fachste Regel empfiehlt Field (2005, S.638) 10 bis 15 Probanten pro Item. Demnach wird für
die Faktorenanalyse des vorliegenden Fragebogens ein N = 660 bis 990 gefordert. Da die Fak-
torenanalyse mit dem unkorrigierten Datensatz auf einem N = 358 beruht, wurden die fol-
genden Berechnungen mit dem korrigierten Datensatz (vgl. Kap. 6.3.3) und einem N = 1418
durchgeführt.
Anzahl Item pro Faktor
Bühner (2006, S. 193) zeigt, dass die Stabilität der Faktorenlösung nicht nur von der Stichpro-
bengrösse, sondern auch von den Kommunalitäten bzw. Reliabilitäten der Items sowie von der
Anzahl Variablen pro Faktor abhängt. Pro erwarteten Faktor sollten mindestens drei Items,
möglichst vier oder besser fünf und mehr Items verwendet werden. Zudem sollten für jeden
erwarteten Faktor die gleiche Itemanzahl verwendet werden. Wenn im vorliegenden Fragen-
bogen eine Fünf-Faktoren-Struktur gemäss den Themenbereichen erwartet wird, so liegen pro
Faktor 11 bis 15 Items vor (vgl. Tabelle 8). Bei einer 18-Faktoren-Struktur gemäss den Di-
mensionen liegt eine ungleiche Itemverteilung von einem bis zu zehn Items pro Faktor vor.
Die Reliabilitäten bzw. Kommunalitäten sind nur bei Stichproben <100 relevant.
62
Normalverteilung
Für die nachfolgenden statistischen Analysen wird von einer Normalverteilung ausgegangen,
obwohl die Itemanalyse (vgl. Kap. 6.3.1) hohe Mittelwerte und zahlreiche Deckeneffekte auf-
zeigt. Die Prüfung der Item-Histogramme zeigt eine unimodale Verteilung. Zudem kann auf-
grund der grossen Stichprobe eine Normalverteilung angenommen werden. So besagt das
zentrale Grenzwerttheorem, dass bei einer Stichprobe N > 30 auch bei nicht normalverteilten
Grundgesamtheiten die Mittelwertverteilung hinreichend normalverteilt ist (Bortz & Dörig,
2006, S. 411).
KMO-Koeffizient
Damit in der Faktorenanalyse Clusters respektive Faktoren gebildet werden können, müssen
die Items substantiell miteinander korrelieren. Der Kaiser-Meyer-Olkin-Koeffizient (KMO)
entspricht dem Verhältnis der quadrierten Korrelationen zwischen Variablen und den quad-
rierten partiellen Korrelationen zwischen den Variablen. Ein Wert nahe 0 bedeutet, dass die
Summe der partiellen Korrelationen im Verhältnis zu den Korrelationen hoch ist. Das Korre-
lationsmuster ist diffus. Ein Wert nahe 1 bedeutet ein kompaktes Korrelationsmuster mit klar
unterscheidbaren und reliablen Faktoren (Field, 2005, S.640). Nach Kaiser (1974; zit. nach
Field, 2005) sind Werte >.5 akzeptabel, zwischen .5 - .7 mittelmässig, zwischen .7 - .8 gut, zwi-
schen .8 - .9 sehr gut und Werte >.9 exzellent. Der KMO-Wert von .972 ist eine exzellente
Ausgangslage für die nachfolgende Faktorenanalyse (vgl. Tabelle 21). Die Signifikanz des
KMO-Test ist bei grossen Stichproben zu erwarten und liegt dementsprechend in dieser Un-
tersuchung bei <.001.
Tabelle 21: KMO- und Bartlett-Test
Maß der Stichprobeneignung nach Kaiser-Meyer-Olkin .972
Ungefähres Chi-Quadrat 60585.097
df 2145
Bartlett-Test auf
Sphärizität
Signifikanz nach Bartlett .000
6.5.2 Faktorenextraktion
Die Extraktion von Faktoren basiert auf dem Prinzip der Varianzmaximierung (Bühner, 2006,
S. 181). Zuerst wird der Faktor gesucht, der die meiste Varianz aller Items aufklärt. Für die
weitere noch unaufgeklärte Varianz wird ein zweiter orthogonaler, das heisst unkorrelierter
Faktor gesucht. Dies wird so lange wiederholt, bis nahezu keine Itemvarianz mehr aufzuklären
63
ist. SPSS extrahiert nach Kaiser’s Kriterien alle Faktoren mit Eigenwerten >1, das heisst ein
Faktor klärt mehr Varianz auf, als nur die Information eines einzelnen Items (Field, 2005, S.
652). Die anfänglichen Eigenwerte (vgl. Tabelle 22) entsprechen den Beziehungen zu den line-
aren Komponenten vor Faktorenextraktion mit dem Prozentanteil an der erklärten Varianz.
Die Eigenwerte der 66 Items des untersuchten Fragebogens reichen von .150 bis 24.385. Nach
Kaiser’s Kriterien werden 10 Faktoren extrahiert mit denen eine Gesamtvarianz von 61.5%
erklärt werden kann.
Tabelle 22: Erklärte Gesamtvarianz
Anfängliche Eigenwerte Summen von quadrierten Faktorladungen f. Extraktion
Rotierte Summe der quadrier-ten Ladungen Kom-
po-nente Gesamt
% der Varianz
Kumu-lierte % Gesamt
% der Varianz
Kumu-lierte % Gesamt
% der Varianz
Kumu-lierte %
1 24.385 36.948 36.948 24.385 36.948 36.948 10.321 15.638 15.638
2 3.469 5.256 42.203 3.469 5.256 42.203 8.355 12.659 28.298
3 2.842 4.306 46.509 2.842 4.306 46.509 5.387 8.162 36.460
4 2.048 3.103 49.612 2.048 3.103 49.612 3.152 4.776 41.236
5 1.594 2.414 52.027 1.594 2.414 52.027 2.710 4.105 45.342
6 1.456 2.206 54.232 1.456 2.206 54.232 2.526 3.827 49.168
7 1.416 2.146 56.378 1.416 2.146 56.378 2.498 3.785 52.953
8 1.312 1.989 58.367 1.312 1.989 58.367 2.395 3.628 56.582
9 1.078 1.634 60.001 1.078 1.634 60.001 1.789 2.711 59.293
10 1.004 1.522 61.522 1.004 1.522 61.522 1.472 2.230 61.522
11 .970 1.470 62.993
12 .966 1.464 64.457
13 .889 1.348 65.805
14 .878 1.330 67.135
15 .860 1.303 68.438
… … … …
65 .156 .236 99.772
66 .150 .228 100.000
Ein anderes Kriterium für die Faktorenextraktion ist die Beugung des Screeplots. Bei einem N
> 200 ist gemäss Cattell (1966; zit. nach Field, 2005, S. 633) die Beugung des Screeplots als
Cut-off-Punkt ausreichend reliabel. Demnach wird für den vorliegenden Fragebogen eine
Fünf-Faktoren-Struktur vorgeschlagen (vgl. Abbildung 8). Allenfalls kann auch der letzte
Knick bei Faktor 9 als Cut-off-Punkt gewählt werden.
64
Abbildung 8: Screeplot
6.5.3 Rotationen
Rotationen maximieren die Ladungen eines Items auf einem extrahierten Faktor, während die
Ladungen auf andere Faktoren minimiert werden. Bei der orthogonalen Rotationen wie der
Varimax-Rotation werden die Faktoren so rotiert, so dass sie unabhängig voneinander bleiben
(Field, 2005, S. 634). Tabelle 23 zeigt die Ladungen der Items auf den zehn extrahierten Fak-
toren. Fünf Items (f60, f39, f10, f7 und f30) haben Mehrfachladungen, bei denen der Unter-
schied zwischen verschiedenen Faktorladungen < .05 ist.
65
Tabelle 23: Rotierte Komponentenmatrix
Komponente 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
D12/f51 .806 D10/f45 .780 D12/f50 .774 D10/f47 .765 D10/f46 .755 D12/f53 .754 D13/f55 .725 D12/f52 .724 D12/f49 .722 D13/f56 .719 D13/f57 .696 D12/f54 .678 D12/f48 .644 D9/20 .790 D9/f23 .776 D9/f21 .766 D9/f22 .715 D9/f24 .691 D17/f32 .684 D9/f28 .683 D9/f25 .677 D9/f27 .672 D9/f29 .608 D17/f31 .589 D17/f33 .580 D9/f26 .494 D6/f8 .484 D14/f59 .716 D15/f36 .620 D14/f58 .613 D16/f42 .594 D11/f62 .581 D18/f35 .562 D15/f41 .528 D15/f38 .496 D7/f61 .481 D7/f60 .393 .387 D18/f34 .391 D15/f39 .378 .367 D1/f4 .377 D3/f15 .768 D3/f17 .671 D3/f18 .664 D3/f16 .619 D3/f19 .354 D6/f9 .668 D6/f5 .607 D8/f65 .473 D8/f66 .418 D6/f10 .417 .415 D5/f43 .664 D5/f44 .614 D6/f11 .451 D6/f7 .372 .411 .382 D6/f6 .623 D1/f1 .595 D1/f2 .500 D1/f3 .475 D2/f12 .681 D2/f13 .590 D2/f14 .443 D15/f40 .436 D15/f37 .437 D17/f30 .371 .396 D4/f64 .637 D4/f63 .547
66
Überträgt man die Zehn-Faktoren-Lösung der Hauptkomponentenanalyse (vgl. Einfärbung in
Tabelle 24 - Tabelle 28) auf die Struktur des Fragebogens, so lässt sich erkennen, dass die
meisten Dimensionen bestätigt werden. Ausnahmen bilden die beiden Dimensionen 6 und 15,
die jeweils auf mehrere Faktoren laden. Auf Themenbereichsebene legt die Faktorenanalyse
eine andere Zusammensetzung der Dimensionen nahe.
Der Themenbereich 1 „Arbeitsrahmenbedingungen“ (T1) setzt sich aus fünf Dimensionen
und sechs Faktoren zusammen (vgl. Tabelle 24). Faktor 4 und Faktor 10 entsprechen exakt
den Dimensionen 3 „Anstellungsbedingungen“ und 4 „Essen / Erholungsmöglichkeiten“.
Faktor 7 entspricht weitgehend der Dimension 1 „Arbeitsplatz“. Item 4 „umweltgerechtes
Verhalten“ kann aufgrund der Reliabilitätsanalyse und konzeptioneller Überlegungen (vgl.
Kap. 6.4.1) aus dem Fragebogen entfernt werden. Zu Faktor 7 gehört ausserdem noch das
Item 6 „ genügend Zeit für Arbeiten“ (T2/D6). Faktor 8 entspricht der Dimension 2 „Ar-
beitszeiten und Ferien“. Dazu gehört auch das Item 40 „Verständliche Arbeitsdokumente“
(T5/D15). Faktor 6 beinhaltet vier Items, diejenigen der Dimension 5 „Weiterbildung und
Mitarbeiterentwicklung“ sowie zwei Items der Dimension 6 (T2) „Mitsprache bei Entschei-
dungen“ (f6) und „Schriftliche Mitteilung der Aufgaben“.
Tabelle 24: Themenbereich 1 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung
Dimension Itemnummer und Inhalt Faktor
f1 Ausstattung des Arbeitsplatzes Faktor 7
f2 Mitsprache bei Arbeitsplatzgestaltung
f3 Wohlfühlen am Arbeitsplatz D1: Arbeitsplatz
f4 Umweltgerechtes Verhalten Faktor 3
f12 klares Arbeitszeitmodell Faktor 8
f13 Arbeitszeiten kommen Bedürfnissen entgegen D2: Arbeitszeiten
und Ferien f14 Wünsche bei Ferien- und Freitagen berücksichtigt
f15 Entlöhnung gemäss Funktion / Leistung Faktor 4
f16 Zufriedenheit mit Sozialleistungen / Zulagen
f17 Lohnfragen werden ernst genommen
f18 Kenntnis über Festlegung des Lohns
D3: Anstellungs-
bedingungen
f19 Sichere Arbeitsstelle
f63 Zufriedenheit mit Preis-/Leistungsverhältnis Verpflegung Faktor 10 D4: Essen / Erho-
lungsmöglichkeiten f64 Rückzugsmöglichkeiten für Pause
f43 Genügend interne und externe Weiterbildungsmöglichkeiten Faktor 6 D5: Weiterbildung
/ MA-Entwicklung f44 Zufriedenheit mit Entwicklungsmöglichkeiten
67
Der Themenbereich 2 „Identifikation mit Betrieb und Arbeit“ setzt sich aus drei Dimensionen
und fünf Faktoren zusammen. Drei Items haben Mehrfachladungen (vgl. Tabelle 25; Fett-
druck). Die Dimension 6 „Arbeitstätigkeit“ lädt auf mehrere Faktoren. Die Faktoren 6 und 7
sind auch im Themenbereich 1 zu finden. Faktor 3 besteht aus 13 Items und beinhaltet die
Dimensionen „Werte / Philosophie“ (T2/D7), „Verhältnis zwischen Leitung und Mitarbei-
tenden“ (T3/D11), „Zusammenarbeit zwischen / unter Vorgesetzten und Bereichsleitung“
(T4/D14), vier Items der Dimension „Kommunikation im Betrieb“ (T5/D15), „Fehlerkom-
munikation“ (T5/D16) und „Zusammenarbeit im Betrieb“ (T5/D18).
Tabelle 25: Themenbereich 2 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung
Dimension Itemnummer und Inhalt Faktor
f5 Abwechslungsreiche Arbeit Faktor 5
f6 Genügend Zeit für Arbeiten Faktor 7
f7 Mitsprache bei Entscheidungen F6, F7 & F1
f8 Arbeit von hoher Qualität Faktor 2
f9 Freude an täglichen Arbeiten Faktor 5
f10 Eigene Fähigkeiten einsetzen können F5 & F6
D6: Arbeitstätigkeit
f11 Schriftliche Mitteilung der Aufgaben Faktor 6
f60 Identifikation mit Werten (Leitbild) F3 & F5 D7: Werte / Philo-
sophie f61 Spürbare Umsetzung der Werte (Leitbild) durch MA Faktor 3
f65 Zufriedenheit mit Arbeitgeber und Arbeit Faktor 5 D8: Zufriedenheit
mit Arbeitgeber f66 Attraktiver Arbeitgeber
Anmerkung: Items im Fettdruck haben Mehrfachladungen
Der Themenbereich 3 „Betriebsklima“ setzt sich aus drei Dimensionen und drei Faktoren
zusammen (vgl. Tabelle 26). Zum Faktor 2 gehört auch die Dimension „Zusammenarbeit im
Team“ (T5/D17). Item 30 „Zuständigkeiten im Team geregelt“ (T5/D17) kann aufgrund der
Doppelladung auch belassen werden. Zu Faktor 1 gehören die Dimensionen „Verhältnis zu
direkten Vorgesetzten“ (T3/D10), „Führung durch direkte Vorgesetzte“ (T4/D12) und
„Kompetenz und Einsatz der direkten Vorgesetzten“ (T4/D13).
68
Tabelle 26: Themenbereich 3 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung
Dimension Itemnummer und Inhalt Faktor
f20 Vertrauen in Team-Mitglieder Faktor 2
f21 Offene Atmosphäre im Team
f22 Respekt von Kolleginnen und Kollegen
f23 Kommunikation: offen und ehrlich
f24 Vorschläge von Kollegen ernst genommen
f25 Konflikte im Team gelöst
f26 Keine Benachteiligung wegen Geschlecht u.a.
f27 Positive Arbeitseinstellung der Teammitglieder
f28 Keine Ausgrenzung eines Team-Mitglieds
D9: Klima im
Team
f29 Respekt zwischen MA mit/ohne Ausbildung
f45 Vertrauen in Vorgesetzte (VG) Faktor 1
f46 Besprechung von Problemen mit Vorgesetzten D10: Verhältnis zu
direkten VG f47 Von Vorgesetzten mit Respekt und Achtung behandelt
D11: Verhältnis
Leitung / MA f62
Respektvolles Verhältnis zwischen Leitung und Mitarbeiten-
den (MA) Faktor 3
Der Themenbereich 4 „Führung / Vorgesetzte“ setzt sich aus drei Dimensionen und zwei
Faktoren zusammen (vgl. Tabelle 27). Wie bereits beschrieben gehört zu Faktor 1 noch die
Dimension „Verhältnis zu direkten Vorgesetzten“ (T3/D10) und Faktor 3 besteht wie bereits
beschrieben (vgl. S. 67) aus den Dimensionen (T2/D7), (T3/D11), (T5/D16, 18 und Teile der
D15).
Tabelle 27: Themenbereich 4 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenlösung
Dimension Itemnummer und Inhalt Faktor
f48 Klare Arbeitsaufträge Faktor 1
f49 Verlässliche Information
f50 Genügend Unterstützung bei Fragen / Problemen
f51 Konstruktive und faire Kritik
f52 Förderung der Fähigkeiten
f53 Lob und Wertschätzung von Vorgesetzten
D12: Führung
durch direkte VG
f54 Genügend Freiraum für selbständiges Arbeiten
f55 Kompetenz des Vorgesetzten Faktor 1
f56 Einhaltung der vorgegebenen Kommunikationswege
D13: Kompetenz
und Einsatz der
direkten VG f57 Für neue Ideen aufgeschlossen
f58 Problemlösung unter Vorgesetzten Faktor 3 D14: Zusammen-
arbeit VG / BL f59 Reibungslose Zusammenarbeit unter Führungspersonen
69
Der Themenbereich 5 „Arbeitsprozesse“ setzt sich aus vier Dimensionen und vier Faktoren
zusammen. Zwei Items haben Mehrfachladungen (vgl. Tabelle 28; Fettdruck). Item 40 (Faktor
8) wird der Dimension 2 „Arbeitszeiten und Ferien“ zugeordnet. Inhaltlich gesehen sollte das
Item 40 „Die für mich wichtigen Arbeitsdokumente (z.B. Protokolle, Dokumentationen) sind
gut verständlich“ in der Dimension 15 „Kommunikation im Betrieb“ belassen werden. Faktor
2 besteht wie bereits beschrieben auch aus (T3/D9) und zu Faktor 3 gehören noch einzelne
Dimensionen aus Themenbereich 2, 3 und 4 (vgl. S. 67).
Tabelle 28: Themenbereich 5 mit Dimensionen, Items und eingefärbter Faktorenstruktur
Dimension Itemnummer und Inhalt Faktor
f36 Reibungslose Kommunikation zwischen Bereichen Faktor 3
f37 Kommunikationswege bekannt Faktor 9
f38 Klare Infos an Sitzungen / Rapporten Faktor 3
f39 Einfache Informationsbeschaffung (für eigene Arbeit) F3 & F8
f40 Verständliche Arbeitsdokumente Faktor 8
D15: Kommunika-
tion im Betrieb
f41 Genügend Infos über wichtige Entscheidungen im Betrieb Faktor 3
D16: Fehlerkomm. f42 Offene Fehlerkommunikation im Betrieb Faktor 3
f30 Zuständigkeiten im Team geregelt F9 & F2
f31 Gewissenhafte Arbeit der Teammitglieder Faktor 2
f32 Gegenseitige Unterstützung der Teammitglieder D17: Zusammen-
arbeit im Team
f33 Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden mit
/ ohne Ausbildung
f34 Aushilfe bei personellen Engpässen zwischen Abteilungen / Faktor 3 D18: Zusammen-
arbeit im Betrieb f35 Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Bereichen
Anmerkung: Items im Fettdruck haben Mehrfachladungen
Die beschriebene Faktorenlösung legt eine mögliche Neustrukturierung des Fragebogens nahe
(vgl. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.). Die Faktoren 1, 2 und 3 bie-
ten sich als eigene Themenbereiche (T1 – T3) an. Deren Benennung würde sich ändern in
„Direkte Vorgesetzte“, „Arbeitsteam“ und „Betriebsführung“. Der Begriff „Betriebsführung“
wurde gewählt, weil sich die sechs Dimensionen auf die Betriebskultur (Werte/Philosophie),
übergeordneten Prozesse (Kommunikation / Information) und Zusammenarbeit mit der obe-
ren Führungsebene beziehen.
70
Tabelle 29: Vorschlag zur Neustrukturierung der "Mitarbeiterbefragung"
T1: Direkte Vorgesetzte
(13 Items)
D10: Verhältnis zu direkten Vorgesetzten (VG)
D12: Führung durch direkte Vorgesetzte
D13: Kompetenz und Einsatz der direkten Vorgesetzten
T2: Arbeitsteam
(14 Items)
D9: Klima im Team
D17: Zusammenarbeit im Team
T3: Betriebsführung
(14 Items)
D7: Werte / Philosophie
D11: Verhältnis zwischen Leitung und Mitarbeitenden
D14: Zusammenarbeit unter VG und Betriebsleitung
D15: Kommunikation im Betrieb
D16: Fehlerkommunikation
D18: Zusammenarbeit im Betrieb
T4: Arbeitstätigkeit
(14 Items, ohne f4)
D1: Arbeitsplatz
D5: Weiterbildung und Mitarbeiterentwicklung
D6: Arbeitstätigkeit
D8: Zufriedenheit mit Arbeitgeber
T5: Arbeitsbedingungen (Rege-
lungen)
(10 Items)
D2: Arbeitszeiten und Ferien
D3: Anstellungsbedingungen
D4: Essen / Erholungsmöglichkeiten
Der neue Themenbereich 4 „Arbeitstätigkeit“ würde die Faktoren 5, 6 und 7 beinhalten. Das
gemeinsame Merkmal ist der Bezug zur intrinsischen Motivation. Er beinhaltet Tätigkeits-
merkmale, die nach dem JCM zu intrinsischer Motivation führen sowie Ergebnisvariablen der
intrinsischen Motivation wie Wohlfühlen, Freude und Zufriedenheit. Grundsätzlich werden
die Merkmale des Arbeitsplatzes den extrinsischen Faktoren zugeordnet (vgl. Kap. 3.2.1;
WDQ Anhang B). Die Operationalisierung in diesem Fragebogen bezieht sich aber auch auf
intrinsische Faktoren. Der Themenbereich 5 „Arbeitsbedingungen“ wäre neu aus den Fakto-
ren 4, 8 und 10 zusammengesetzt. Sie betreffen Themen der extrinsischen Motivation wie
Arbeitszeitmodelle, Lohn, Arbeitsplatzsicherheit, Essens- und Erholungsmöglichkeiten.
6.6 Einflussvariablen der Arbeitszufriedenheit
Die im Fragebogen erfassten Arbeitsaspekte, Personenmerkmale und im Speziellen die ver-
schiedenen Tätigkeitsbereiche sind Variablen, bei denen ein ursächlicher Einfluss auf die Ar-
beitszufriedenheit vermutet wird. Deren Wirkungsweise wird in den Kapiteln 6.6.1, 6.6.2 und
6.6.3 erläutert. Die Zusammenhänge der Arbeitszufriedenheit mit der wahrgenommenen Ar-
71
beitsqualität und dem Commitment werden in Kapitel 6.6.4 beschrieben und diejenigen zur
Fluktuation und den Kurzabsenzen in Kapitel 6.6.5 .
6.6.1 Arbeitsaspekte
Mit einer multiplen linearen Regressionsanalyse wurde untersucht, welche Arbeitsaspekte die
Gesamtzufriedenheit am stärksten beeinflussen. Als abhängige Variable wurde die Dimension
8 „Zufriedenheit mit Arbeitgeber“ eingesetzt, welche dem Mittelwert der beiden Items „Ich
bin mit meiner Arbeit und meinem Arbeitgeber zufrieden“ (f65) und „ Ich finde, ich arbeite
bei einem attraktiven Arbeitgeber“ (f66) entspricht. Die unabhängigen Variablen entsprechen
den restlichen 17 Dimensionen. Mit diesem Regressionsmodell kann 60.6% der Arbeitszufrie-
denheit erklärt werden (vgl. Tabelle 30). Das Gesamtmodell ist signifikant (R2 = .606, F =
126.690, p ≤ .001) und eignet sich gut, um Arbeitszufriedenheit in unterschiedlichen Stich-
proben vorhersagen zu können (geringe Differenz von R2 und korrigiertes R2).
Tabelle 30: Modellzusammenfassung der Regressionsanalyse zum Einfluss der Dimensionen
auf die Arbeitszufriedenheit (D8)
Änderungsstatistiken
R R2
Korri-giertes R2
Stan-dardfeh-ler des Schät-zers
Ände-rung in R2
Ände-rung in F df1 df2
Sign. Ände-rung in F
Durbin-Watson-Statistik
.778 .606 .601 .47972 .606 126.690 17 1400 .000 1.852
Der stärkste Prädiktor ist die „Arbeitstätigkeit“ (β = .193; p ≤ .001). Die Dimension 6 erfasst
einige Variablen des JCM (vgl. Kap. 6.4.1), welche die intrinsische Motivation und Zufrieden-
heit beeinflussen. Die zweit- und drittstärksten Prädiktoren betreffen das vertrauens- und re-
spektvolle Verhältnis zu den höheren Führungspersonen (β = .179; p ≤ .001) und direkten
Vorgesetzten (β = .169; p ≤ .001). Die „Arbeitsbedingungen“ wie Lohn, Zusatzleistungen,
Arbeitsplatzsicherheit (β = .152; p ≤ .001) sind der viertstärkste Prädiktor. Diese Ergebnisse
entsprechen den Resultaten einer länderübergreifenden Studie (USA, Grossbritannien, West-
deutschland, Norwegen, Ungarn und Israel) bei Berufstätigen (Westover & Taylor, 2010).
Demnach erklären die arbeitsbezogenen Faktoren „intrinsische Belohnung“ die grösste Vari-
anz der Arbeitszufriedenheit, gefolgt vom organisationsbezogenen Faktor „Beziehung zum
Management“. In der Rangfolge gibt es länderspezifische Unterschiede. In Grossbritannien,
Westdeutschland, Ungarn und Israel stehen die intrinsischen Faktoren an erster Stelle und die
72
Beziehung zum Management an zweiter. In Norwegen und USA ist die Beziehung zum Mana-
gement prioritär, gefolgt von den intrinsischen Faktoren. Die extrinsischen Faktoren sind in
den USA gleichwertig mit den intrinsischen an zweiter Stelle. In Ungarn folgen die extrinsi-
schen Faktoren an zweiter Stelle nach den intrinsischen und vor der Beziehung zum Manage-
ment (Westover & Taylor, 2010).
Tabelle 31: Multiple lineare Regression zum Einfluss der Dimensionen auf die Arbeitszufrie-
denheit (D8)
Dimension B β Korrelati-on Nullter Ordnung
D1: Arbeitsplatz .100 .084** .563
D2: Arbeitszeiten und Ferien .108 .089** .492
D3: Anstellungsbedingungen .155 .152** .610
D4: Essen / Erholungsmöglichkeiten .076 .084** .413
D5: Weiterbildung und Mitarbeiterentwicklung .024 .028 .477
D6: Arbeitstätigkeit .272 .193** .647
D7: Werte / Philosophie .119 .103** .536
D9: Klima im Team -.013 -.011 .497
D10: Verhältnis zu direkten Vorgesetzten .158 .169** .604
D11: Verhältnis zwischen Leitung und Mitarbeitern .154 .179** .608
D12: Führung durch direkte Vorgesetzte .047 .044 .604
D13: Kompetenz und Einsatz der direkten Vorgesetzten -.051 -.052 .572
D14: Zusammenarbeit unter VG / Betriebsleitung .066 .068* .570
D15: Kommunikation im Betrieb -.032 -.021 .541
D16: Fehlerkommunikation -.007 -.010 .502
D17: Zusammenarbeit im Team -.068 -.053 .451
D18: Zusammenarbeit im Betrieb -.018 -.016 .423
* p ≤ 0.05; ** p ≤ 0.001
Ebenfalls hoch signifikant ist die Vorhersagekraft der „Werte und Philosophie“ (β = .103; p ≤
.001), „Arbeitszeiten und Ferien“ (β = .089; p ≤ .001), „Arbeitsplatz“ (β = .084; p ≤ .001)
sowie „Essens- und Erholungsmöglichkeiten“ (β = .084; p ≤ .001). Auf einem Signifikanzni-
veau (p ≤ .05) ist die Beziehung zwischen „Zusammenarbeit zwischen / unter Vorgesetzten
und Bereichsleitung“ (β = .068; p ≤ .05) und Arbeitszufriedenheit.
73
Die multiple lineare Regressionsanalyse mit der Arbeitszufriedenheit (D8) und den fünf The-
menbereichen führt zu einem signifikanten Modell (R2 = .574, F = 379.993, p ≤ .001), mit
dem 57.4% der Varianz erklärt werden kann.
Tabelle 32: Modellzusammenfassung der Regressionsanalyse zum Einfluss der Themenberei-
che auf die Arbeitszufriedenheit (D8)
Änderungsstatistiken
R R2
Korri-giertes R2
Stan-dardfeh-ler des Schät-zers
Ände-rung in R2
Ände-rung in F df1 df2
Sign. Ände-rung in F
Durbin-Watson-Statistik
.757 .574 .572 .49692 .574 379.993 5 1412 .000 1.877
Die Regressionsanalyse auf der Ebene der Themenbereiche bestätigt die Ergebnisse der Di-
mensionen. Der Themenbereich 1 mit den verschiedenen Aspekten der eigenen Arbeit ist der
stärkste Prädiktor (β = .375; p ≤ .001), gefolgt von den Werten der Institution (β = .271; p ≤
.001) und der Führung (β = .214; p ≤ .001). Der Themenbereich 3 „Betriebsklima“ erreicht
keine signifikante Voraussagekraft (β = .047; p = .127). Zu erklären ist der negative Zusam-
menhang der „Arbeitsprozesse“ (T5) mit der Arbeitszufriedenheit (β = .069; p ≤ .05). Wäh-
rend auf Dimensionsebene die Konfidenzintervalle der vier Dimensionen 15 bis 18 jeweils
von negativ bis positiv variieren können, liegt das Konfidenzintervall des fünften Themenbe-
reichs ganz im negativen Bereich (CI -.197 und -.014). Der Themenbereich 5 misst die be-
reichsübergreifende Zusammenarbeit. Ein möglicher Erklärungsansatz für den negativen Zu-
sammenhang kann darin liegen, dass bei der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit die Be-
lastung aufgrund des erweiterten Verantwortungsbereichs steigt. Erweiterte Aufgabenbereiche
haben nur dann einen positiven Einfluss auf die Mitarbeitenden, wenn gleichzeitig deren Ein-
flussmöglichkeit steigt und die dazu benötigten Kompetenzen mit gefördert werden (Rakovski
& Price-Glynn, 2010).
74
Tabelle 33: Multiple lineare Regression zum Einfluss der Themenbereiche auf die Arbeitszu-
friedenheit (D8)
Themenbereiche B β Korrelati-on Nullter Ordnung
T1: Arbeitsrahmenbedingungen .521 .375** .705
T2 (ohne Dim8): Identifikation mit Betrieb und Arbeit .402 .271** .683
T3: Betriebsklima .058 .047 .607
T4: Führung / Vorgesetzte .237 .214** .639
T5: Arbeitsprozesse -.106 -.069* .589
* p ≤ 0.05; ** p ≤ 0.001
6.6.2 Personenmerkmale
Zur Überprüfung, welche personenbezogenen Faktoren einen Einfluss auf die Mitarbeiterzu-
friedenheit haben, wurde ein Mittelwertvergleich mit einfaktorieller ANOVA durchgeführt.
Dimension 8 wurde als abhängige Variable eingesetzt und die acht Personenmerkmale als un-
abhängige Variablen.
Tabelle 34: Mittelwertvergleich zwischen Arbeitszufriedenheit und Personenmerkmalen
Personenmerkmal N M SD F
Betreuung, Pflege etc. 833 3.29 0.78 10.11**
Verwaltung 90 3.61 0.62
Küche, Service etc. 226 3.52 0.68
Hausdienst, Reinigung etc. 126 3.51 0.67
Bereich
(N=1’308;
MV=110)
anderer Bereich 33 3.74 0.47
100% 383 3.43 0.76 3.13*
zwischen 50% und 99% 756 3.35 0.76
Pensum
(N=1’310;
MV=108) unter 50% 171 3.49 0.67
seit 0-1 Jahren 151 3.49 0.66 3.18*
seit 1-3 Jahren 337 3.39 0.78
seit 3-6 Jahren 295 3.28 0.82
seit 6-10 Jahren 240 3.43 0.70
Dienstjahre
(N=1’298;
MV=120)
seit über 10 Jahren 275 3.47 0.67
ja 255 3.62 0.65 28.84** Führung
(N=1’243; nein 988 3.34 0.77
75
Fortsetzung Tabelle 34: Mittelwertvergleich zwischen Arbeitszufriedenheit und Personenmerkmale
Diplomabschluss oder höher 414 3.44 0.73 0.65
Fähigkeitszeugnis 261 3.41 0.72
Attestausbildung 273 3.36 0.72
Fachausbil-
dung
(N=1’188;
MV=230) in Ausbildung/keine Ausbildung 240 3.42 0.76
Deutsch 922 3.41 0.71 1.42
Französisch 63 3.45 0.82
Italienisch 17 3.67 0.79
Mutterspra-
che
(N=1’253;
MV=165) andere 251 3.35 0.81
16-24 Jahre 129 3.31 0.77 4.67**
25-34 Jahre 186 3.25 0.80
35-44 Jahre 305 3.42 0.76
45-64 Jahre 630 3.47 0.69
Alter
(N=1’261;
MV=157)
>64 Jahre 11 3.82 0.46
Frau 1098 3.37 0.76 6.67* Geschlecht
(N=1’300; Mann 202 3.52 0.68
* p ≤ 0.05; ** p ≤ 0.001
Tabelle 34 zeigt, dass sich die Arbeitszufriedenheit in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen
signifikant unterscheidet (F = 10.11, p ≤ .001), wobei die Mitarbeiterzufriedenheit im Bereich
„Betreuung, Pflege, Aktivierung“ am geringsten und diejenige in „anderer Bereich“ am höchs-
ten ist. Mitarbeitende mit Führungsfunktion sind signifikant zufriedener (F = 28.84, p ≤ .001).
Eine hohe Signifikanz zeigt sich auch bei den Alterskategorien, wonach die Zufriedenheit ab
45 Jahren zunimmt und kurz vor der Pensionierung am höchsten ist (F = 4.67, p ≤ .001). Auf
einem Signifikanzniveau von 95% gibt es Unterschiede in der Arbeitszufriedenheit je nach
Arbeitspensum, Dienstjahre und Geschlecht. Der Unterschied im Geschlecht könnte auch
damit erklärt werden, dass die Führungsfunktionen (20.6%, N = 250) im Verhältnis mehrheit-
lich von Männern (36.8%; N = 71) besetzt sind, im Gegensatz zu 17.6% (N = 179) weiblicher
Führungspersonen. Beim Arbeitspensum und den Dienstjahren ist eine U-Kurve feststellbar,
wobei die vollzeitlich und niederprozentig Angestellten zufriedener sind als die Mittekategorie
(50 – 99%), und die Mitarbeitenden mit weniger als einem Dienstjahr sowie diejenigen mit >
10 Dienstjahren eine höhere Arbeitszufriedenheit aufweisen als diejenigen mit 3- 6 Dienstjah-
ren.
76
6.6.3 Tätigkeitsbereiche
Die „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation hat den Anspruch, die Zufrieden-
heit aller Mitarbeitenden einer Langzeitpflegeinstitution messen zu können. Dazu muss das
Instrument zwischen Tätigkeitsbereichen differenzieren können. Tabelle 35 zeigt die Mittel-
wertvergleiche zwischen den fünf Tätigkeitsbereichen und den 18 Dimensionen des Fragebo-
gens. Insgesamt gibt es zwölf signifikante Unterschiede, davon acht auf dem Signifikanzniveau
von p ≤ .001 (im Fettdruck) und vier bei p ≤ 0.05.
Tabelle 35: Mittelwertvergleich zwischen Tätigkeitsbereichen und Dimensionen
Dimensionen Betreu-ung etc. (N=833)
Verwal-tung (N=90)
Küche, etc. (N=226)
Haus-dienst etc. (N=126)
anderer Bereich (N=33)
F
D1: Arbeitsplatz 3.19 3.40 3.31 3.49 3.35 9.06**
D2: Arbeitszeiten und Ferien 3.43 3.82 3.59 3.70 3.82 15.54**
D3: Anstellungsbedingungen 3.01 3.40 3.29 3.33 3.44 15.97**
D4: Essen / Erholung 3.09 3.52 3.45 3.40 3.29 14.21**
D5: Weiterbildung/ MA-entwicklung 3.30 3.34 3.09 3.30 3.49 3.42*
D6: Arbeitstätigkeit 3.29 3.47 3.27 3.40 3.50 4.68**
D7: Werte/Philosophie 3.35 3.47 3.37 3.41 3.51 1.37
D8: Zufriedenheit mit Arbeitgeber 3.29 3.61 3.52 3.51 3.74 10.11**
D9: Klima im Team 3.26 3.53 3.30 3.39 3.44 4.72**
D10: Verhältnis zu direkten VG 3.39 3.57 3.40 3.47 3.62 1.80
D11: Verhältnis Leitung/MA 3.23 3.32 3.37 3.40 3.49 2.44*
D12: Führung durch direkte VG 3.40 3.52 3.36 3.47 3.65 1.90
D13: Kompetenz/Einsatz direkte VG 3.42 3.51 3.39 3.44 3.67 1.39
D14: Zusammenarbeit VG / BL 3.25 3.32 3.37 3.40 3.46 2.33
D15: Kommunikation im Betrieb 3.46 3.50 3.45 3.61 3.60 2.99*
D16: Fehlerkommunikation 2.76 2.84 2.92 3.10 3.06 4.27*
D17: Zusammenarbeit im Team 3.36 3.53 3.37 3.57 3.64 6.34**
D18: Zusammenarbeit im Betrieb 3.33 3.51 3.27 3.39 3.40 2.29
* p ≤ 0.05; ** p ≤ 0.001 (im Fettdruck)
Sowohl fürs interne als auch externe Benchmarking liefert die Auswertung nach Tätigkeitsbe-
reichen zusätzliche Informationen. Es kann noch spezifischer aufgezeigt werden, wo Hand-
lungsbedarf besteht.
77
6.6.4 Qualität und Commitment
Zur Berechnung der Kriteriumsvalidität wurde eine Korrelationsanalyse zwischen dem Item 8
„wahrgenommene Arbeitsqualität“ und Item 60 „Identifikation mit den Werten“ mit den 18
Dimensionen des Fragebogens berechnet. Auch wenn das Item 60 nur einen Teilaspekt des
Commitments erfasst (vgl. Kap. 4.1), wird es in dieser Untersuchung stellvertretend dafür ein-
gesetzt. Im Zusammenhang mit dem Personalnotstand in Pflegeberufen ist auch die Bezie-
hung zwischen Arbeitszufriedenheit und Kündigungsabsicht von Relevanz (Karsh et al., 2005;
Simon et al., 2005). Die „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation erfasst die Kündi-
gungsabsicht im Zusatzblock „persönliches Befinden / Belastung“. Dieser Zusatzblock wurde
erst von wenigen Institutionen gewählt, so dass für diese Analyse zu wenige Daten vorliegen.
Das Item zur „allgemeinen Arbeitszufriedenheit“ (D8/f65) wurde in die Korrelationsanalyse
integriert. Damit soll die Abgrenzung zu den beiden Konzepten „wahrgenommene Arbeits-
qualität“ (D6/f8) und „Identifikation mit Werten (Leitbild)“ (D7/f60) untersucht werden. Die
Korrelationswerte der den Items zugehörigen Dimension wurden aufgrund der Eigenkorrela-
tion entfernt. Tabelle 36 zeigt, dass alle drei Konzepte signifikant (p ≤ .001) mit den jeweils
anderen 17 Dimensionen korrelieren. Es gibt jedoch kriteriumspezifische Unterschiede. So ist
die „wahrgenommene Arbeitsqualität“ (f8) am stärksten mit der Zusammenarbeit und dem
Klima im Team (D9 und D17) verbunden. Das Commitment (f60) hat die stärksten Bezie-
hungen zu übergeordneten Arbeitsaspekten wie der „Kommunikation im Betrieb“ (D15) oder
der „Zufriedenheit mit Arbeitgeber“ (D8). Die Arbeitszufriedenheit (f65) hat ausser in der
Dimension 17 bei allen anderen Dimensionen die höchsten Korrelationswerte. Die Dimensi-
on „Essen / Erholungsmöglichkeiten“ (D4) weist in allen drei Konzepten die geringsten Zu-
sammenhänge auf.
78
Tabelle 36: Korrelationsanalyse zwischen Arbeitszufriedenheit, Arbeitsqualität, Commitment
und den 18 Dimensionen
Dimension Arbeitszu-friedenheit (D8/f65)
Arbeitsquali-tät (D6/f8)
Identifikation Commitment (D7/f60)
D1: Arbeitsplatz .533 .403 .385
D2: Arbeitszeiten und Ferien .475 .347 .351
D3: Anstellungsbedingungen .566 .362 .425
D4: Essen / Erholungsmöglichkeiten .387 .212 .299
D5: Weiterbildung und Mitarbeiterentwicklung .471 .306 .385
D6: Arbeitstätigkeit .622 .449
D7: Werte / Philosophie .510 .414
D8: Zufriedenheit mit Arbeitgeber .425 .472
D9: Klima im Team .939 .556 .369
D10: Verhältnis zu direkten Vorgesetzten (VG) .604 .395 .392
D11: Verhältnis zwischen Leitung und Mitarbeitern .588 .327 .461
D12: Führung durch direkte Vorgesetzte .597 .409 .432
D13: Kompetenz und Einsatz der direkten Vorgesetzten .561 .419 .449
D14: Zusammenarbeit unter VG / Betriebsleitung .569 .363 .449
D15: Kommunikation im Betrieb .519 .382 .472
D16: Fehlerkommunikation .475 .330 .399
D17: Zusammenarbeit im Team .442 .559 .376
D18: Zusammenarbeit im Betrieb .407 .334 .390
Anmerkung: Alle Korrelationen sind signifikant (p < .001)
6.6.5 Fluktuation und Kurzabsenzen
Ergänzend zur Mitarbeiterzufriedenheit haben die messenden Institutionen die Möglichkeit, in
einem Zusatzfragebogen diverse betriebliche Kennzahlen zu erfassen, die im Benchmarking
zusätzliche Vergleichsmöglichkeiten schaffen. Zu den erfassten Kennzahlen gehören die Grös-
se des Heims (Anzahl Betten und Vollzeitstellen) und personelle Vergleichszahlen wie die
durchschnittlichen Beschäftigungsprozente, der prozentuale Anteil der Beschäftigten pro Tä-
tigkeitsbereich, die Fluktuation und der Anteil an Kurzabsenzen pro Vollzeitstelle und pro
Person. Als Indikatoren der Arbeitsbelastung dienen die Kennzahlen zur Bettenauslastung und
eine Kennzahl zum Pflegeaufwand der Bewohnenden. Zur Erfassung der Ergebnisqualität
bietet QUALIS evaluation Messungen der Bewohner- und Angehörigenzufriedenheit an. In
der vorliegenden Untersuchung gibt es jedoch zu wenige Daten von Institutionen, die auf
79
allen drei Ebenen (Mitarbeitende, Bewohnende und Angehörige) Messungen durchgeführt
haben.
Mittels multiplen linearen Regressionsanalysen wurde untersucht, ob die Fluktuation und die
Kurzabsenzen pro Vollzeitstelle durch die Arbeitszufriedenheit vorausgesagt werden können.
Als Kennzahl für die Arbeitszufriedenheit wurde sowohl mit der Dimension 8 als auch mit
dem Gesamtmittelwert der 66 Standarditems gerechnet. Diese Analyse hat zu keinen signifi-
kanten Werten geführt. Auch die Korrelationsanalyse nach Pearson führte zu keinen signifi-
kanten Beziehungen. Im Weiteren wurde untersucht, ob die Arbeitszufriedenheit durch den
durchschnittlichen Beschäftigungsgrad oder die Arbeitsbelastung, gemessen durch die durch-
schnittliche Belegung oder den Pflegeaufwand, beeinflusst wird. Auch in diesem Punkt sind
keine signifikanten Zusammenhänge erkennbar.
Die fehlenden Zusammenhänge zwischen den betrieblichen Kennzahlen und der Mitarbeiter-
zufriedenheit ist auf die geringe Fallzahl zurückzuführen. Von den 22 beteiligten Institutionen
sind die Fluktuationszahlen von 17 Institutionen und die Absenzenraten von 11 Institutionen
verfügbar. Zudem beziehen sich die beiden Kennzahlen auf das gesamte Personal. Eine ge-
trennte Analyse nach Tätigkeitsbereichen könnte mehr Aufschluss geben.
80
7 Diskussion
In dieser Studie wurde das Instrument „Mitarbeiterbefragung“ der Firma QUALIS evaluation
zur Messung der Arbeitszufriedenheit in Langzeitpflegeinstitutionen konzeptionell und test-
statistisch überprüft. Neben einer Reliabilitätsanalyse wurden die Konstruktvalidität mittels
Faktorenanalyse, die Kriteriumsvalidität mittels Korrelationsanalysen und die Inhaltsvalidität
mittels konzeptionellen Überlegungen aufgrund theoretischer Modelle und im Vergleich zu
anderen Instrumenten überprüft. Die psychometrischen Eigenschaften konnten in dieser Un-
tersuchung gut belegt werden und auch konzeptionell ist das Instrument solide aufgebaut.
7.1 Bewertung der Ergebnisse
Die „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation ist als Benchmarkinginstrument im Be-
reich Langzeitpflege im Schweizer Markt gut etabliert. Das Instrument wurde nach sozialwis-
senschaftlichen Methoden induktiv mit Praxisexperten der Branche entwickelt. Die Durchfüh-
rung und Auswertung einer Befragung ist standardisiert. Mittels Zeit- und Projektplänen, Teil-
nahmebedingungen, Briefvorlagen und Kriterienlisten zur Information der Mitarbeitenden
und im Umgang mit Fremdsprachigkeit werden vergleichbare Untersuchungsbedingungen
gefördert. Mit diesem Vorgehen wird eine gute Rücklaufquote von durchschnittlich 68,4%
erreicht. Gemäss Borg (2003) kann bei einer postalischen Mitarbeiterbefragung mit einer
Rücklaufquote von 50 – 75 % gerechnet werden. Die Datenauswertung erfolgt nach standardi-
sierten statistischen Methoden. Es wird grossen Wert auf die Anonymität der Mitarbeitenden
gelegt. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass die Personenmerkmale in groben Kategorien
erfasst und Gruppenauswertungen erst ab 15 Personen gemacht werden. Borg (2003) weist
darauf hin, dass die Ausfallquote ansteigt, wenn die Mitarbeitenden Verletzungen der Anony-
mität vermuten. Die Befragungsergebnisse werden zu Statistiken verdichtet und mit Ver-
gleichszahlen aus dem Benchmarking in Form von anschaulichen Auswertungsgrafiken wie
Stärke-Schwäche-Profil zu einem Bericht verfasst. Der Benchmarkingwert errechnet sich aus
dem Mittelwert aller Institutionen in Bezug auf die Dimensionen, Themenbereiche oder Ge-
samtzufriedenheit. Zur besseren Ergebnisinterpretation werden fakultativ betriebliche Kenn-
zahlen zur Grösse der Institution, zum Personal und zu den Bewohnerinnen und Bewohnern
erhoben. Die standardisierten Vorgehensweisen und statistischen Auswertungen sind eine
Voraussetzung für das Gütekriterium der Objektivität und die Positionierung als Benchmar-
kinginstrument.
81
Die Itemformulierungen sind einfach und gut verständlich. Das Vokabular beinhaltet bran-
chenübliche Begriffe. Der Fragebogen ist so konzipiert, dass alle Items positiv formuliert sind
und anhand des gleichen Antwortformates ausgefüllt werden können. Dies erleichtert die Ver-
ständlichkeit und ermöglicht eine zeitsparende Einschätzung. Um stereotype Antworttenden-
zen wie monotones Zustimmen zu vermeiden, empfiehlt Borg (2003) gelegentlich negativ
gepolte Items einzufügen. Der Effekt der affektiven Überlagerung wird im Fragebogen von
QUALIS evaluation dadurch minimiert, dass mehrheitlich Bewertungen objektiver Arbeits-
merkmale erfragt werden. Einzig die Bewertungen der Dimension „Klima im Team“ (D9)
scheinen Ausdruck einer allgemeinen Stimmung oder Gefühlslage zu sein, so dass eine Reduk-
tion der Itemanzahl möglich ist. Die Itemformulierungen erfüllen mehrheitlich die Kriterien
nach Borg (2003, vgl. Kap. 3.3.3) wie „nicht zu extrem formuliert“, „eindeutig interpretierbar“
oder „möglichst kurz und knapp“. Eine Ausnahme sind die beiden Items zur „Zusammenar-
beit und Problemlösung zwischen / unter Führungspersonen“. Bei ihnen fehlt der empfohle-
ne „Ich-Bezug“. Die Analyse der Missing Values hat gezeigt, dass diese beiden Items von
35%, resp. 39% der Mitarbeitenden als nicht beurteilbar eingeschätzt wurden. Insgesamt sind
die Resultate der Missing-Value-Analyse gut nachvollziehbar wie beispielsweise die erhöhten
Anteile an Nichtbeurteilungen zu gewissen innerbetrieblichen Prozesse durch Mitarbeitende
mit weniger als einem Dienstjahr. Die Firma QUALIS evaluation trägt diesem Umstand Rech-
nung, indem für die Teilnahme an der Mitarbeiterbefragung ein Anstellungsverhältnis von
mindestens drei Monaten vorausgesetzt wird. Würde man diese Regelung zur Reduzierung der
Missing Values auf ein Jahr erhöhen, so wären rund 12 % der Belegschaft ausgeschlossen.
Insbesondere in einer Branche mit hohen Fluktuationszahlen bliebe dadurch ein wichtiger Teil
der Belegschaft unbefragt. Die relativ gleichmässige Verteilung der Missing Values bei Mitar-
beitenden mit unterschiedlichen Muttersprachen legt den Schluss nahe, dass dieser deutsch-
sprachige Fragebogen auch für fremdsprachige Mitarbeitende gut verständlich ist. Generell
können die Anteile der Missing Values pro Item anhand der Personenmerkmale nachvollzieh-
bar erklärt werden. Dies wird als Zeichen für ein adäquates und ehrliches Ausfüllen der Mitar-
beiterbefragungen interpretiert.
Das gewählte vierstufige Antwortformat ist aufgrund der Umrechnung in Erfüllungsanteile
für den Benchmarkingvergleich sinnvoll. Borg (2003) empfiehlt grundsätzlich ein fünf- oder
siebenstufiges Antwortformat. Auf jeden Fall muss den Mitarbeitenden eine Ausweichkatego-
rie zur Verfügung gestellt werden. Beim vorliegenden Fragebogen ist dies mit der Kategorie
„kann ich nicht beantworten“ gegeben. Die vierstufige Skalierung von „1 = trifft nicht zu“ bis
82
„4 = trifft zu“ ist möglicherweise mitverantwortlich für die vielen Deckeneffekte. Eine sechs-
stufige Skala, welche die Extrembereiche wie „trifft gar nicht zu“ und „trifft voll zu“ mit ein-
bezieht, könnte besser differenzieren. Für die Auswertungspraxis in Erfüllungsanteilen macht
die Änderung des Antwortformats jedoch keinen Unterschied.
Die Reliabilität des Gesamtfragebogens beträgt .972, was gemäss Bühner (2006) ein hoher
Wert ist. Auch auf der Ebene der Themenbereiche werden gute Cronbach-α-Werte von .851
bis .948 erreicht. Auf der Ebene der Dimensionen erreichten zwei Dimensionen den Min-
destwert von >.7 (Field, 2005) nicht. Die Dimension 1 „Arbeitsplatz“ (.695) könnte konzepti-
onell stringenter formuliert und mit zusätzlichen Items zu objektiven Arbeitsplatzmerkmalen
erweitert werden. Zudem kann das Item „umweltgerechtes Verhalten“ aufgrund der Reliabili-
tätsanalyse, Faktorenanalyse und theoretischer Überlegungen entfernt werden. Die Dimension
2 „Arbeitszeiten und Ferien“ (.691) könnte mit einer Umformulierung zur Erhöhung der I-
temschwierigkeit verbessert werden. Inhaltlich erfasst die Dimension diejenigen Aspekte, die
im Zusammenhang mit Gestaltungsempfehlungen zur Personalgewinnung und –erhaltung im
Pflegeberuf (Wenger, 2010b) diskutiert werden. Eine Erweiterung der Dimension 2 mit Zu-
satzitems wird auch im Vergleich zu anderen Instrumenten nicht empfohlen. Nach den Beur-
teilungsrichtlinien von Bühner (2006) sind Cronbach- α-Werte <.80 niedrig. Davon sind weite-
re zwei Dimensionen betroffen. Sowohl Dimension 6 „Arbeitstätigkeit“ (.752) als auch Di-
mension 15 „Kommunikation im Betrieb“ (.799) zeigen in der Faktorenanalyse eine heteroge-
ne Zusammensetzung der Faktoren. Die Dimension 6 bezieht sich auf die Tätigkeitsmerkmale
des JCM’s, bildet diese jedoch nicht ganz modellgerecht ab. Die Dimension 6 könnte allenfalls
durch ein Zusatzitem zur „Bedeutsamkeit / Wichtigkeit“ und einer Umverteilung von Item 11
„schriftliche Mitteilung der Aufgaben“ gemäss Faktorenlösung verbessert werden. Allerdings
erreicht auch der JDS von (Kil et al., 2000) in den Subskalen zu den fünf Tätigkeitsmerkmalen
geringe Werte von .63 bis .75. Die Dimension 15 erfasst Arbeitsaspekte, die weder in den the-
oretischen Modellen noch in vergleichbaren Instrumenten explizit erwähnt sind, jedoch von
Borg (2003) als Standardthema einer Mitarbeiterbefragung empfohlen wird. Ein direkter Än-
derungsbedarf ist nicht ableitbar, zumal der Cronbach- α-Wert von .799 auch der mittleren
Güte (.80-.90) zugerechnet werden kann. Je drei weitere Dimensionen erreichen mittlere (.809
- .881) und hohe Werte (.900 - .925). Bei acht der insgesamt 18 Dimensionen konnten mangels
Itemanzahl (< 3 Items) die Reliabilitätskennzahlen nicht berechnet werden.
83
Die Inhaltsvalidität wurde konzeptionell durch einen Vergleich mit der Literatur überprüft.
Dazu wurden Theorien und Modelle sowie andere Messinstrumente zur Arbeitszufriedenheit
einbezogen. Es zeigte sich, dass die „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation zahlrei-
che Arbeitsmerkmale mit empirischer Relevanz für die Mitarbeiterzufriedenheit erfasst. Die
einzelnen Dimensionen beziehen sich auf die Modellvariablen des Job Characteristics Modells
sowie auf die klassischen intrinsischen und extrinsischen Arbeitsmerkmale. Eine hohe Ge-
wichtung haben die Themen zur Zusammenarbeit bezogen auf die Führung und das Arbeits-
team. Dieser Umstand rechtfertigt sich durch die Forschungserkenntnisse, dass Führungsper-
sonen direkt nach den intrinsischen Arbeitsmerkmalen die Arbeitszufriedenheit am stärksten
beeinflussen (Westover & Taylor, 2010; Han & Jekel, 2011). Auch in dieser Untersuchung ge-
hören die beiden Dimensionen „Verhältnis zu direkten Vorgesetzten“ und „Verhältnis zwi-
schen Leitung und Mitarbeitenden“ direkt nach der „Arbeitstätigkeit“ zu den stärksten Prädik-
toren der Arbeitszufriedenheit. Umgekehrt verhält es sich bei der Teamarbeit. Weder die Di-
mension „Klima im Team“ noch „Zusammenarbeit im Team“ erreichte eine signifikante Vor-
aussagekraft für die Arbeitszufriedenheit. Theoretisch lässt sich dieses Ergebnis anhand der
Zwei-Faktoren-Theorie erklären. So wirkt die Teamarbeit wie ein Hygienefaktor. Eine gute
Zusammenarbeit wird vorausgesetzt und hat demnach auf die Zufriedenheit eine neutrale
Wirkung. Wird die Teamarbeit jedoch als schlecht eingeschätzt, so entsteht Unzufriedenheit,
was sich in den statistischen Ergebnissen in Negativkorrelationen zeigt. Als wichtiger Bestand-
teil der Arbeitszufriedenheit wird die Teamarbeit sowohl im JDS und WDQ als auch in der
SINS und HHNJS mit eigenen Subskalen erfasst.
Im Vergleich mit anderen Instrumenten gibt es Themen, die in der „Mitarbeiterbefragung“
von QUALIS evaluation nicht erfasst werden. So haben Kil et al. (2000) die Tätigkeitsmerkma-
le des JDS mit der Subskala „Zielklarheit“ erweitert. Gemäss der Zielsetzungstheorie unter-
stützen Ziele die Umsetzung von Motivation in Handlung. Die Operationalisierung der „Ziel-
klarheit“ im JDS bezieht sich auf die Organisationsziele und damit auf die obere Führungs-
ebene. Themen der Betriebsführung wie Werte, Leitbild oder Aktualität und Transparenz des
Informationsflusses sind bereits Bestandteil der „Mitarbeiterbefragung“, so dass sich eine Er-
weiterung zu den Zielen nicht aufdrängt. Im Vergleich zu den pflegespezifischen Instrumen-
ten wird sowohl in der SINS als auch im HHNJS die Arbeitsbelastung erhoben. Im Weiteren
erfasst die HHNJS die Beziehung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie der Ärzte-
schaft. In der „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation können beide Themenbereiche
fakultativ in Form von Zusatzblöcken gewählt werden. Angesichts der hohen Drop out Rate
im Pflegeberuf, die aufgrund der NEXT-Studie (Simon et al., 2005) mit Burn-out in Verbin-
84
dung gebracht wird, wäre eine feste Integration der Zusatzdimension „persönliches Befinden
/ Belastung“ mit dem integrierten Item zur Kündigungsabsicht sinnvoll. Offen bleibt die Fra-
ge, ob ihre Werte in die Berechnung der Gesamtzufriedenheit integriert werden sollen. Es
hätte einen Einfluss auf die Benchmarkingzahlen und den Mehrjahresvergleich einer Instituti-
on.
Die Konstruktvalidität wurde anhand einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimax Rotation
geprüft. Sie ergab eine Zehn-, respektive Fünf-Faktoren-Struktur. Der QUALIS-Fragebogen
ist in fünf Themenbereiche gegliedert, die weiter in 18 Dimensionen unterteilt werden. Die
Übertragung der Faktorenlösung auf die Fragebogenstruktur zeigt, dass die Dimensionen
recht konsistent abgebildet werden, sofern gewisse Dimensionen zu einem Faktor zusammen-
geführt werden. So besteht der Faktor „direkte Vorgesetzte“ aus den drei Dimensionen zur
Führung, Kompetenz und Beziehung. Der Faktor „Arbeitsteam“ besteht aus den beiden Di-
mensionen zum Klima und zur Zusammenarbeit im Team. Eine Ausnahme bilden die beiden
Dimensionen 6 „Arbeitstätigkeit“ und 15 „Kommunikation im Betrieb“. Sie laden auf ver-
schiedene Faktoren. Das Gemeinsame der Faktoren in Dimension 6 ist der Bezug auf die
intrinsischen Arbeitsmerkmale, und die Faktoren in Dimension 15 betreffen die Betriebsfüh-
rung. Aufgrund der Faktorenlösung und konzeptioneller Überlegungen wurde auf der Ebene
der Themenbereiche eine Neustrukturierung des Fragebogens empfohlen. Grundsätzlich ist
jedoch festzuhalten, dass eine Neustrukturierung des Fragebogens nur dann von praktischer
Relevanz ist, wenn sich auch die Ergebnisauswertung von QUALIS evaluation auf die The-
menbereiche bezieht. Als Benchmarkinginstrument, das anhand der Items und Dimensionen
Verbesserungspotenzial aus Vergleichswerten ableitet, hat die Neustrukturierung wenig Ein-
fluss. Sie kann jedoch die Konstruktvalidität verbessern und bei der wissenschaftlichen Unter-
suchung der Einflussfaktoren von Arbeitszufriedenheit und deren Wirkungsweisen zu adäqua-
teren Ergebnissen führen. Die vorgeschlagene Neustrukturierung muss jedoch teststatistisch
noch überprüft werden.
Die Kriteriumsvalidität wurde anhand der Kriterien „Commitment“ und „wahrgenommene
Arbeitsqualität“ gemessen. Beim „Commitment“ ist zu berücksichtigen, dass dieses Konzept
nur mit einem Einzelitem zu einem Teilaspekt des affektiven Commitments erfasst wurde.
Zum Vergleich wurden die Dimensionen auch mit dem Item zur „allgemeinen Zufriedenheit“
korreliert. Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei Kriterien mit allen Dimensionen signifikante
Korrelationen (p ≤ .001) aufweisen. Die Zusammenhänge mit der „allgemeinen Zufrieden-
85
heit“ sind mit Ausnahme von „Zusammenarbeit im Team“ in allen Dimensionen am stärks-
ten. Die Kriterien „Commitment“ und „wahrgenommene Arbeitsqualität“ haben zu allen Di-
mensionen mittlere Korrelationen (zwischen .3 und .5). Während die „wahrgenommene Ar-
beitsqualität“ am stärksten mit den teambezogenen Dimensionen wie „Klima im Team“ und
„Zusammenarbeit im Team“ korrelieren, liegen die stärksten Zusammenhänge des Commit-
ments bei betriebsbezogenen Aspekten wie „Kommunikation im Betrieb“ und „Zufriedenheit
mit Arbeitgeber“ .
Abschliessend wurden Korrelations- und Regressionsanalysen mit den Betriebskennzahlen
„Fluktuation“ und „Kurzabsenzen“ berechnet. Die erwarteten Zusammenhänge haben sich
nicht bestätigt. Dies liegt möglicherweise daran, dass sich die Fluktuationskennzahl auf das
gesamte Personal bezieht, sowohl die sehr zufriedenen Mitarbeitenden aus „Verwaltung“ und
„anderen Bereichen“, als auch die weniger zufriedenen aus der „Betreuung“. Um zuverlässige
Aussagen machen zu können, müssten sowohl die Führungs- als auch die Zufriedenheitskenn-
zahlen auf der Ebene der Tätigkeitsbereiche analysiert werden. Dies wäre angesichts des sich
zuspitzenden Personalnotstandes im Pflegebereich sinnvoll und würde auch den Institutionen
spezifischere Hinweise für Organisationsentwicklungsmassnahmen liefern.
Die Auswertung der Zusammenhänge zwischen Arbeitszufriedenheit und Personenmerkmale
ist durch das Antwortformat in Kategorien limitiert. Während die grob gefassten Kategorien
der Gewährleistung der Anonymität dienen, schränken sie insbesondere beim Alter, Arbeits-
pensum oder den Dienstjahren die wissenschaftliche Auswertung ein. Trotzdem konnten hoch
signifikante Unterschiede gefunden werden. Während das Innehaben einer Führungsfunktion
am meisten der Arbeitszufriedenheit zuträgt, sind auch die Tätigkeitsbereiche von Relevanz.
Mitarbeitende des Betreuungsbereichs haben die geringste Arbeitszufriedenheit, diejenigen der
Verwaltung und anderer Bereiche die höchste. Zudem steigt die Zufriedenheit mit dem Alter.
Sie ist kurz vor der Pension am höchsten. Beim Pensum und den Dienstjahren zeigt die Zu-
friedenheit eine U-Kurve. Sowohl die Pensen unter 50% als auch die Vollbeschäftigten sind
zufriedener als diejenigen im Angestelltenverhältnis von 50-99%. Bei den Dienstjahren im
Betrieb sind die Mitarbeitenden mit weniger als einem Jahr sowie mit mehr als 10 Jahre am
zufriedensten. Diejenigen mit drei bis sechs Dienstjahren haben die geringste Arbeitszufrie-
denheit. Ebenfalls signifikant ist der Unterschied im Geschlecht, wobei die männlichen Mitar-
beiter zufriedener sind. Westover und Taylor (2010) untersuchten den Einfluss der Personen-
merkmale Geschlecht und Alter auf die Arbeitszufriedenheit sowohl im Länder- als auch
86
Zeitvergleich (1989, 1997 und 2005). Das Alter war das einzige Merkmal, das über alle Mes-
sungen eine signifikante Beziehung zur Arbeitszufriedenheit hatte, allerdings nur in Grossbri-
tannien, USA und Ungarn. In Westdeutschland und Israel gab es keine signifikanten Unter-
schiede.
Den Nebengütekriterien wie Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie und Nützlichkeit wird
in der „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation ausreichend Rechnung getragen. Die
Normierung erfolgt durch die Benchmarkingwerte. Dies hat den Vorteil, dass die Normierung
laufend aktualisiert und den aktuellen äusseren Bedingungen wie zum Beispiel marktwirt-
schaftliche oder gesetzliche Veränderungen angepasst wird. Die Vergleichbarkeit wird durch
den standardisierten Erhebungs- und Auswertungsprozess gewährleistet. Die Nützlichkeit der
Befragung liegt darin, dass das Management mitarbeiterbezogene Kennzahlen erhält. Der
Benchmarkingvergleich liefert Interpretationshilfen und zeigt Verbesserungspotenziale auf.
Durch wiederholte Messungen können Verläufe aufgezeigt und innerbetriebliche Prozesse
ausgewertet werden. Die Ökonomie wird durch die kurze und klare Instruktion zum Ausfüllen
des Fragebogens, die leichte Verständlichkeit der Itemformulierungen und das einheitliche
Antwortformat gewährleistet. Die Testlänge von 66 Items ist vergleichbar mit anderen Tests.
Damit können zahlreiche relevante Arbeitsaspekte erfasst werden, ohne dass das Ausfüllen zu
viel Zeit in Anspruch nimmt.
7.2 Methodenkritik
Die Stichprobe dieser Untersuchung entspricht einer Datensammlung über mehrere Jahre.
Obwohl die Messungen unter standardisierten Bedingungen durchgeführt wurden, sind heim-
spezifische Unterschiede sowie Veränderungen in den Umgebungsbedingungen möglich. Bei
der Beurteilung der Kriteriumsvalidität ist zu berücksichtigen, dass die beiden Konstrukte
„Commitment“ und „wahrgenommene Arbeitsqualität“ mit Einzelitems gemessen wurden.
Insbesondere das Commitment besteht aus mehreren Facetten, die in Skalen präziser erfasst
werden können. Der Vergleich mit den betrieblichen Kennzahlen beruht auf einer kleinen
Stichprobe, da nicht alle 22 beteiligten Institutionen über vergleichbare Kennzahlen verfügten.
Zudem beziehen sich die Kennzahlen auf die Gesamtbelegschaft. Angesichts der tätigkeits-
spezifischen Unterschiede und hinsichtlich der sich zuspitzenden Personalproblematik im
Pflegebereich wäre eine Analyse nach Tätigkeitsbereichen sinnvoll.
87
7.3 Ausblick
Die Firma QUALIS evaluation verfügt über ein valides und reliables Instrument zur Erhebung
der Arbeitszufriedenheit in Langzeitpflegeinstitutionen. Aufgrund der Analysen konnten Ver-
besserungsvorschläge bezüglich der Reliabilität einzelner Dimensionen, Neustrukturierung der
fünf Themenbereiche und thematischen Erweiterung des Fragebogens abgeleitet werden.
Deren Umsetzung ist bezüglich der Auswirkungen auf den Benchmarkingvergleich zu prüfen.
Während eine Umformulierung einzelner Items in negative Polungen einen geringen Einfluss
auf die Werte haben wird, ist die Erhöhung des Schwierigkeitsgrads mit veränderten Mittel-
werten verbunden. Grössere Auswirkungen haben die Empfehlungen, bei denen Zusatzitems
oder Zusatzdimensionen in den Standardfragebogen integriert werden sollen. Es besteht aller-
dings die Möglichkeit, den Fragebogen geringfügig zu verändern und die bisherigen Berech-
nungsmethoden solang beizubehalten, bis genügend Daten für neue Benchmarkingberech-
nungen vorliegen. Die Vorschläge zur Neustrukturierung des Fragebogens scheinen inhaltlich
schlüssig zu sein, müssen aber teststatistisch überprüft werden.
Der Vorteil des Instruments „Mitarbeiterbefragung“ von QUALIS evaluation liegt in seiner
Praxisnähe und der spezifischen Ausrichtung auf eine ausgewählte Branche. Die induktive
Entwicklung des Fragebogens mit Berücksichtigung branchenüblicher Formulierungen erhöht
die Verständlichkeit der Items für die Mitarbeitenden. Zudem erfolgt die Gewichtung der ein-
zelnen Themenbereiche nach den Praxisbedürfnissen. Die damit erfassten Arbeitsaspekte ste-
hen in engem Bezug zu den theoretischen Modellen. Sie bilden diese jedoch nicht lückenlos
ab. Insbesondere die Wissenschaft bewegt sich im Dilemma, Instrumente zu entwickeln, die
möglichst breit einsetzbar sind, die theoretischen Konzepte adäquat erfassen und vergleichba-
re Daten generieren. Die deduktiv entwickelten Instrumente laufen aber Gefahr, dass sie den
kognitiven Strukturen der Mitarbeitenden zu wenig entsprechen und daher schwerer verständ-
lich sind. Zudem berücksichtigen generalisierte Instrumente die aktuelle Bedürfnislage einer
Berufsgruppe zu wenig. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Durch die gegen-
seitige Integration können möglicherweise neue Erkenntnisse generiert werden.
Die Wirkungszusammenhänge der Arbeitszufriedenheit, seiner ursächlichen Faktoren und
deren Auswirkungen waren nicht das Ziel dieser Studie. Trotzdem haben sich ein paar grund-
legende Fragen eröffnet. Für die Fragebogenkonstruktion ist beispielsweise unklar, ob die
Korrelate der Arbeitszufriedenheit wie die Arbeitsleistung, resp. -qualität, das Commitment
oder die Kündigungsabsicht als Teile der Arbeitszufriedenheit zugerechnet oder als Aussenkri-
88
terien in Abgrenzung zur Arbeitszufriedenheit eingesetzt werden sollen. Zudem wird das
Thema der Arbeitsbelastungen in neuere Instrumente integriert. Welche Aspekte davon im
Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit zusätzlich erfasst werden sollen, ist noch unklar.
Beide Konzepte haben die gleichen Bezugspunkte wie Arbeitstätigkeit, Vorgesetzte oder
Team.
89
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9 Anhang
A Job Diagnostic Survey (Kil et al., 2000)
B Work Design Questionnaire (Stegmann et al., 2010)
C Satisfaction in Nursing Scale (Lynn et al., 2009)
D Home Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale (Ellenbecker & Byleckie, 2005)
Anhang A
Modifizierte Fassung vom „Job Diagnostic Survey“ (JDS; Kil et al., 2000) mit 19 Subskalen
und deren Cronbach-α-Koeffizienten, zusammengefasst in vier Modellbereiche.
Aufgaben- und Tätigkeitsmerkmale
Autonomie (.75)
- Wie viel Selbständigkeit haben Sie bei Ihrer Arbeit?
- Meine Arbeit gibt mir beträchtliche Gelegenheit, frei und unabhängig zu entscheiden, wie ich da-
bei vorgehe.
- Ich habe keine Möglichkeit, persönliche Initiative und persönliches Urteil bei meiner Arbeit ein-
zubringen. (-)
Anforderungswechsel (.70)
- Wie viel Abwechslung beinhaltet Ihre Arbeit?
- Meine Arbeit verlangt von mir eine Vielzahl verschiedener Fähigkeiten mit hohen Anforderun-
gen.
- Meine Arbeitstätigkeiten sind ganz einfach zu bewältigen, und sie wiederholen sich kurzfristig. (-)
Rückmeldung durch die Arbeit (.73)
- Inwieweit liefert Ihnen Ihre Arbeit selbst Informationen über Ihre Arbeitsleistung?
- Bei der Durchführung meiner Arbeitstätigkeiten kann ich gut feststellen, wie gut ich arbeite.
- Meine Arbeitstätigkeit selbst gibt keine Hinweise darauf, ob man sie gut oder schlecht macht. (-)
Wichtigkeit der Aufgabe (.75)
- Wie wichtig oder bedeutsam ist Ihre Arbeit?
- Die Art und Weise, wie gut ich meine Arbeit mache, beeinflusst viele Menschen.
- Insgesamt betrachtet ist meine Arbeit nicht sehr wichtig und bedeutsam. (-)
Aufgabengeschlossenheit (.63)
- Inwieweit beinhaltet Ihre Arbeit die Herstellung eines vollständigen und erkennbaren Arbeits-
produktes?
- Meine Arbeit ist so gestaltet, dass ich nicht die Möglichkeit habe, ein vollständiges Arbeitspro-
dukt von Anfang bis Ende herzustellen oder zu bearbeiten. (-)
- Meine Arbeit gibt mir die Möglichkeit, eine angefangene Arbeit zu Ende zu führen.
Rückmeldung durch andere Personen (.87)
- Inwieweit lassen Ihre Vorgesetzten oder Mitarbeiter Sie wissen, wie gut Sie Ihre Arbeit tun?
- Von meinen Vorgesetzten oder Mitarbeitern erfahre ich nie, wie gut ich meine Arbeit mache. (-)
- Meine Vorgesetzten lassen mich sehr oft wissen, wie gut ich meine Arbeit mache.
Zusammenarbeit (.78)
- Inwieweit verlangt Ihre Arbeit eine enge Zusammenarbeit mit anderen Menschen?
- Meine Arbeit verlangt ein grosses Mass an Zusammenarbeit mit anderen Menschen.
- Meine Arbeit kann von einem ganz allein gemacht werden ohne Zusammenarbeit mit anderen
Menschen. (-)
Zielklarheit (.76)
- Über die Ziele, die die Organisation verfolgt, besteht Klarheit.
- Wenn massgebliche Veränderungen der Organisationsziele erfolgen, sind sie mir bekannt.
- Es besteht eine einheitliche Orientierung darüber, wie die Arbeitsergebnisse beschaffen sein sol-
len.
- Während ich arbeite, orientiere ich mich an den Organisationszielen.
Mediatorvariablen, Erlebenszustände
Beanspruchung (.72)
- Durch ständig wechselnde Arbeitsaufgaben fühle ich mich belastet.
- Ich erlebe während meiner Arbeitstätigkeit eine hohe Beanspruchung.
- Ich empfinde meine Arbeit als nicht sehr anstrengend. (-)
- Meine Arbeit ist nervlich sehr belastend.
Verantwortlichkeit / Nützlichkeit (.65)
- Die Mehrzahl der Dinge, die ich während meiner Arbeit zu tun habe, erscheint mir nutzlos und
unbedeutend.
- Die Arbeit, die ich mache, bedeutet mir sehr viel.
- Ich empfinde ein hohes Mass an persönlicher Verantwortung für die Arbeit, die ich tue.
Wissen um Ergebnisse (.55)
- Ich weiss gewöhnlich, ob ich meine Arbeit zufriedenstellend gemacht habe oder nicht.
- Es fällt mir oft schwer festzustellen, ob ich meine Arbeit gut oder schlecht ausgeführt habe. (-)
Ergebnisvariable
Allgemeine Zufriedenheit (.80)
- Allgemein gesprochen bin ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden.
- Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit.
- Ich bin im Allgemeinen mit der Art meiner Tätigkeit zufrieden.
- Ich bin froh über die persönlichen Herausforderungen, die mir meine Arbeit bietet.
- Ich bin zufrieden mit den Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.
- Ich denke häufig darüber nach, meine Arbeit an den Nagel zu hängen. (-)
Organisationsbindung (.74)
- Das Wohl der Organisation ist mir wichtig.
- Ich bin bereit, mich für diese Organisation anzustrengen.
- Ich bin froh, dass ich bei dieser Organisation arbeite.
- Ich erzähle anderen gerne, dass ich in dieser Organisation arbeite.
- Ich akzeptiere die Organisationsziele.
- Ich könnte genauso gut bei einer anderen Organisation mit ähnlichen Aufgaben arbeiten (-).
Intrinsische Arbeitsmotivation (.53)
- Meine Meinung über mich selbst wächst, wenn ich meine Arbeit gut mache.
- Ich fühle mich schlecht und unglücklich, wenn ich sehe, dass ich meine Arbeit schlecht ausge-
führt habe.
- Meine eigene Stimmung wird im Allgemeinen nicht dadurch beeinflusst, wie gut ich meine Arbeit
mache.
- Ich empfinde eine grosse persönliche Zufriedenheit, wenn ich meine Arbeit gut mache.
Moderatorvariablen
Bedürfnis nach Entfaltung (.83)
- Ich wünsche mir eine anregende und herausfordernde Arbeit.
- Ich wünsche mir die Möglichkeit, bei meiner Arbeit selbständig und unabhängig zu denken und
zu handeln.
- Ich wünsche mir die Möglichkeit, bei meiner Arbeit etwas Neues zu lernen.
- Ich wünsche mir die Gelegenheit, mich bei der Arbeit persönlich weiterzuentwickeln.
- Ich wünsche mir die Gelegenheit zu kreativem Arbeiten.
- Ich wünsche mir das Gefühl, dass man bei der Arbeit etwas Sinnvolles und Nützliches erreichen
kann.
- Ich wünsche mir hohe Achtung und gerechte Behandlung durch meine Vorgesetzten.
Work place values (.80)
- Ich wünsche mir hohe Arbeitsplatzsicherheit.
- Ich wünsche mir ein hohes Gehalt und gute Sozialleistungen.
- Ich wünsche mir sehr freundliche Kollegen.
- Ich wünsche mir zügige Beförderung.
Zufriedenheit mit dem Führungsstil (.81)
- Ich bin zufrieden mit dem Vorgesetzten.
- Ich bin zufrieden mit dem Führungsstil.
- Ich bin zufrieden mit der Unterstützung durch den Vorgesetzten.
- Ich bin zufrieden mit den Mitarbeitern.
Zufriedenheit mit der Arbeitsplatzsicherheit (.80)
- Ich bin zufrieden mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes.
- Ich bin zufrieden mit den Zukunftsaussichten.
Zufriedenheit mit der Entlohnung (.88)
- Ich bin zufrieden mit dem Gehalt.
- Ich erhalte eine gerechte Entlohnung.
Anhang B
Deutsche Version vom „Work Design Questionnaire“ (WDQ; Stegmann et al., 2010) mit 21
Subskalen und 77 Items. Die Cronbach-α-Koeffizienten entstammen aus vier Studien mit un-
terschiedlichen Stichproben, wobei die vierte Studie bei Pflegekräften durchgeführt wurde.
Aufgabenmerkmale
Autonomie: Planung (.84 / .89 / .89 / .88)
- Ich bin frei in der zeitlichen Einteilung meiner Arbeit.
- Ich kann selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge ich meine Arbeit mache.
- Ich kann meine Arbeit so planen, wie ich es möchte.
Autonomie: Entscheidungen (.87 / .91 / .95 /.89)
- Meine Arbeit ermöglicht es mir Initiative zu übernehmen und nach eigenem Ermessen zu han-
deln.
- Ich kann bei meiner Arbeit viele Entscheidungen selbständig treffen.
- Meine Arbeit gewährt mir einen grossen Entscheidungsspielraum.
Autonomie: Methode (.88 / .88 / .96 / .85)
- Bei meiner Arbeit kann ich oft zwischen verschiedenen Herangehensweisen wählen.
- Ich kann selbst entscheiden, mit welchen Mitteln ich zum Ziel komme.
- Ich habe viele Freiheiten in der Art und Weise, wie ich meine Arbeit verrichte.
Aufgabenvielfalt (.89 / .89 / .88 / .83)
- In meiner Tätigkeit mache ich sehr viele verschiedene Dinge.
- Bei meiner Arbeit mache ich immer mal wieder etwas Neues.
- Bei der Arbeit muss ich eine Vielfalt von Aufgaben bearbeiten.
- Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich.
Wichtigkeit (.83 / .87 / .85 / .73)
- Meine Arbeit wirkt sich bedeutsam auf das leben anderer Menschen aus.
- Meine Arbeit ist bedeutsam und wichtig in einem grösseren Zusammenhang.
- Meine Arbeit wirkt sich stark auf Menschen ausserhalb der Organisation aus.
- Das Ergebnis meiner Arbeit hat einen grossen Einfluss auf andere Menschen.
Ganzheitlichkeit (.87 / .83 / .82 / .90)
- Die Ergebnisse meiner Arbeit sind vollständige, abgeschlossene Produkte / Dienstleistungen.
- Meine Arbeit ist so aufgebaut, dass ich einen vollständigen Arbeitsvorgang von Anfang bis Ende
durchführe.
- Bei meiner Arbeit habe ich die Möglichkeit, Produkte / Dienstleistungen, die ich beginne, fertig
zu stellen.
- Bei meiner Arbeit kann ich zu Ende bringen, was ich begonnen habe.
Rückmeldung durch die Tätigkeit (.86 / .79 / .67 / .79)
- Ich erhalte unmittelbare und deutliche Informationen darüber, wie gut ich meine Arbeit mache.
- Durch die Tätigkeit selbst erhalte ich automatisch Rückmeldung über meine Leistung.
- Bei der Ausführung meiner Tätigkeit kann ich leicht feststellen, wie gut ich arbeite.
Wissensmerkmale
Komplexität (.81 / .80 / .85 / .70)
- Bei meiner Arbeit bearbeite ich immer nur eine Aufgabe zur gleichen Zeit. (-)
- Die Aufgaben in meiner Arbeit sind einfach und unkompliziert. (-)
- Meine Arbeit kann fast jeder ohne grosse Einarbeitung machen. (-)
- Meine Arbeit ist nicht besonders anspruchsvoll. (-)
Informationsverarbeitung (.82 / .85 / .84 / .82)
- Ich muss bei meiner Arbeit eine Vielzahl an Informationen im Auge behalten.
- Meine Tätigkeit erfordert viel Denkarbeit.
- Ich muss mich bei meiner Arbeit um viele Dinge gleichzeitig kümmern.
- Ich verarbeite bei meiner Arbeit sehr viele Informationen.
Problemlösen (.87 / .84 / .85 /.84)
- Ich muss bei meiner Arbeit Probleme lösen, für die es keine eindeutige Lösung gibt.
- Kreativität ist sehr wichtig für meine Arbeit.
- Meine Arbeit beinhaltet of den Umgang mit neuen Problemen.
- Meine Arbeit verlangt ungewöhnliche Ideen oder Problemlösungen.
Anforderungsvielfalt (.91 / .89 / .87 / .83)
- Meine Arbeit erfordert eine Fülle von Fertigkeiten.
- Bei dieser Arbeit setzt man viele verschiedene Kompetenzen ein.
- Meine Arbeit erfordert den Einsatz anspruchsvoller Fertigkeiten.
- Bei meiner Arbeit kann ich viele meiner Talente einsetzen.
Spezialisierung (.81 / .79 / .78 / .67)
- Meine Arbeit erfordert sehr spezifische Fertigkeiten.
- Die Werkzeuge, Prozeduren, Materialien etc., die ich verwende, sind speziell auf meine Tätigkei-
ten zugeschnitten.
- Meine Arbeit beinhaltet Tätigkeiten und Aufgaben, die nur Spezialisten machen können.
- In meiner Arbeit ist ein hohes Mass an Fachwissen vonnöten.
Soziale Merkmale
Soziale Unterstützung (.79 / .72 / .62 / .72)
- Bei meiner Arbeit habe ich die Möglichkeit, enge Freundschaften zu knüpfen.
- Bei meiner Arbeit habe ich die Möglichkeit, andere Menschen kennen zu lernen.
- An meinem Arbeitsplatz kann ich mich mit anderen Menschen austauschen.
- Mein Vorgesetzter interessiert sich für das Wohlergehen der Mitarbeiter.
- Meine Kollegen interessieren sich für mich.
- Meine Arbeitskollegen sind freundlich.
Initiierte Interdependenz (.86 / .88 / .92 / .84)
- Meine Arbeit verlangt, dass ich meine Aufgaben erledige, bevor andere ihre Arbeit machen kön-
nen.
- Die Arbeit anderer hängt direkt davon ab, ob ich meine Arbeit gut oder schlecht mache.
- Bevor meine Arbeit nicht fertig ist, können andere ihre Arbeit nicht erledigen.
Rezipierte Interdependenz (.92 / .90 / .92 / .80)
- Meine Arbeitsaufgaben sind stark von der Arbeit anderer Personen abhängig.
- Meine Arbeit ist von der Arbeit vieler verschiedener Personen abhängig.
- Bevor andere ihre Arbeit nicht gemacht haben, kann ich meine Arbeit nicht ausführen.
Interaktion ausserhalb der Organisation (.89 / .90 / .91 / .84)
- Meine Arbeit erfordert es, dass ich viel Zeit mit Personen ausserhalb meiner Organisation
verbringe.
- Meine Arbeit beinhaltet Interaktionen mit Menschen, die nicht Mitglieder meiner Organisation
sind.
- In meiner Arbeit kommuniziere ich häufig mit Personen, die nicht in meiner Organisation arbei-
ten.
- Meine Arbeit beinhaltet sehr viel Austausch mit Personen von ausserhalb der Organisation.
Rückmeldung durch andere (.64 / .80 / .71 / .73)
- Meine Vorgesetzten geben mir häufig Rückmeldung übe meine Arbeitsleistung.
- Ich erhalte von Kollegen Rückmeldung über meine Arbeitsleistung.
- Andere Personen aus der Organisation geben mir Rückmeldung über die Effektivität meiner Ar-
beitsleistung.
Kontextuelle Merkmale
Ergonomie (.62 / .69 / .73 / .61)
- An meinem Arbeitsplatz ist die Art der Sitzgestaltung angemessen (z.B. ausreichend viele Sitzge-
legenheiten, bequeme Stühle, gute Haltung wird unterstützt).
- Mein Arbeitsplatz lässt sich an meine persönlichen Bedürfnisse (z.B. Körpergrösse) anpassen.
- An meinem Arbeitsplatz muss man sich häufig strecken, um Dinge zu erreichen. (-)
Physische Anforderungen (.94 / .94 / .92 / .90)
- Die Arbeit verlangt ein hohes Mass an körperlicher Ausdauer.
- Die Arbeit verlangt ein hohes Mass an Kraft.
- Die Arbeit erfordert starke körperliche Anstrengung.
Arbeitsbedingungen (.85 / .83 / .83 / .75)
- Mein Arbeitsplatz ist frei von übermässigem Lärm.
- Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind an meinem Arbeitsplatz angenehm.
- Bei meiner Arbeit ist das Unfallrisiko gering.
- Ich arbeite in einer Umgebung, die frei von Gesundheitsgefahren ist (wie z.B. von Chemikalien,
Abgasen etc.)
- Ich arbeite in einer sauberen Umgebung.
Technikgebrauch (.82 / .83 / .80 / .78)
- Meine Arbeit beinhaltet die Benutzung vieler verschiedener Geräte / Werkzeuge / Instrumente.
- Meine Arbeit beinhaltet die Benutzung von komplexen Apparaturen oder komplexer Technik.
- Es hat viel zeit in Anspruch genommen, die Benutzung der technischen Geräte zu lernen.
Anhang C
Fragebogenstruktur mit Beispielitems von der „Satisfaction in Nursing Scale“ (SINS; Lynn et
al., 2009) sowie den Cronbach-α-Koeffizienten aus zwei Studien.
Faktoren und Beispielitems Anzahl
Item
Studie
1 (α)
Studie
2 (α)
Workload / Barriers
- I have to scale back the care I can give because of other
demands.
- Patient acuity is so high that I am unable to deliver good
nursing care.
- We do not have enough support staff to deliver good nurs-
ing care.
22 .93 .94
Intrinsic rewards / Satisfiers
- I know that I have helped patients.
- Patients respect me for my knowledge and skills.
- I enjoy being responsible for the welfare of my patents.
18 .91 .88
Administrative support
- Nurses pay here is commensurate with levels and types of
experience.
- Administrators pay attention to nursing concerns or issues.
- The administrators here know what it is like to be a staff
nurse.
9 .87 .86
Collegiality
- The nurses with whom I work show concern for each
other.
- Nurses on my unit enjoy working together.
- The health professionals on my unit work together as a
team.
6 .88 .81
Anhang D
Home Healthcare Nurses’ Job Satisfaction Scale (HHNJS; Ellenbecker & Byleckie, 2005) mit
neuen Subskalen, deren Itemanzahl und Cronbach-α-Koeffizienten, zusammengefasst in zwei
Modellbereiche.
Faktoren und Iteminhalt Anzahl
Items α
Intrinsic characteristics 19 .87
Characteristics of organization
Satisfied with relationship with administration
Have the power to change
Opportunity to grow
Authority to adopt standards of care
Administration decisions interfere
5 .82
Relationship with patients / professional growth
Patients satisfied with care
Have helped patients
Patients relationships are rewarding
Care adheres to professional standards
Independence is required in my job
5 .76
Autonomy and professional pride
Proud to talk of work
Work is important and worthwhile
Would recommend my job
Would choose home care again
4 .81
Group cohesion - peers
Good amount of collegiality
Have peers I can rely on
Open lines of communication with team
3 .69
Group cohesion - physician
Treated as a professional
Physicians value my input
2 .72
Extrinsic job characteristics 11 .75
Salary and benefits and perception opportunities elsewhere
Pay scale needs to be upgraded
My salary is satisfactory
It would be difficult to find job
Benefits package is not as good
4 .65
Stress and workload
Overwhelmed by all the work I have
If I had more time I could do better
Able to cope with documentation
3 .64
Autonomy and flexibility in work scheduling
More flexibility than others
Have control over scheduling my time
2 .65
Autonomy and control of work activities
Frustrated because of programmed activities
Have little control over work
2 .69
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benützung anderer als der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe. Unterschrift: