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1 . Nierentransplantation Fachspezifische Themenstellung aus dem Ausbildungsschwerpunkt Gesundheit und Soziales Schuljahr 2009/10 Carina Sadjak 5 CHW

Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

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Nierentransplantation

Fachspezifische Themenstellung aus dem

Ausbildungsschwerpunkt Gesundheit und

Soziales

Schuljahr 2009/10

Carina Sadjak

5 CHW

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Nierentransplantation

Carina Sadjak

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Inhalt

1. Vorwort…………………………………………………………………………..…………3

2. Anatomie und Funktion der Nieren………………………………..…………………...4

1.2 Lage und äußerer Bau der Niere………………………………………………4

2.2 Harnleiter………………………………………………………………………….5

3.2 Harnblase…………………………………………………………………………6

4.2 Harnröhre…………………………………………………………………………6

5.2 Harnröhrenmündung bei Mann und Frau…………………...........................7

3. Innerer Struktur……………………………………………………………………………8

1.3 Nierenrinde……………………………………………………………………….8

2.3 Bau und Funktion der Nierenkörperchen……………………………………...8

3.3 Primärharnbildung……………………………………………………………….9

4.3 Nierenmark……………………………………………………….……………...9

5.3 Nierenbecken…………………………………………………………………….9

6.3 Endharn……...…………………………………….……………………………10

4. Nierenerkrankungen und deren Symptome…………………………………………..10

1.4 Diabetische Nephropathie……………………………………………………..10

2.4 Glomerulonephritis…………………………………………………………….10

3.4 Pyelonephritis…………………………………………………………………..10

4.4 Analgetika-Niere………………………………………………………………..11

5.4 Nephrosklerose………………………………………………………………...11

6.4 Zystenniere……………………………………………………………………..11

7.4. Schrumpfniere…………………………………………………………………11

8.4 Hydronephrose…………………………………………………………………11

5. Dialyse……………………………………………………………………………………12

1.5 Hämodialyse……………………………………………………………………12

2.5 Was bedeutet Hämodialyse? …………………………………….…………..13

3.5 Hämofiltration…………….……………………………………………………..15

4.5 Hämodiafiltration……………………………………………………………….15

5.5 Bauchfelldialyseverfahren…………………………………………………….16

6. Geschichte der Nierentransplantation………………………………………………...16

1.6 Transplantation in Österreich………………………………………………..17

7. Vor Aufnahme auf die Warteliste……………………………………………………...18

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4 .

1.7 Gründe für die Aufnahme………………………………….……………......18

2.7 Programm für ältere Patienten……………………………………………..18

3.7 Untersuchungen vor Aufnahme…….……………………………………….19

4.7 Wartezeit……………………………………………………………………...20

8.Feststellung des Hirntodes…………………………………………………………….21

1.8 Feststellung klinischer Symptome………………………………………….22

9. Ablauf einer Lebendspende……………………………………………………….…23

1.9 Allgemeine Voraussetzungen………………………………………………24

2.9 Allgemeine Voraussetzungen für eine Nierenlebendtransplantation…..25

3.9 Risiko der Lebendnierenspende…………………………………………..25

4.9 Langzeit-Risiko der Nierenspende………………………………………..25

5.9 Bluthochdruck….……………………………………………………………26

5.9 Bluthochdruck….……………………………………………………………26

6.9 Urineiweißausscheidung……..……………………………………………..26

10. Einbestellung zur Nierentransplantation…………………………………………26

11. Nierentransplantation……………………………………………………………...28

12. Der Klinikaufenthalt………………………………………………………………...30

1.12 Immunsuppression………………………………………………………..32

13. Komplikationen durch Infektion……………………………………………………….32

1.13 Wundinfektion…………………………………………………………………32

2.13 Lungenentzündung………………………………………………………….33

3.13 Harnwegsinfektion…………………………………………………………..33

4.13 Pilzinfektion…………………………………………………………………..33

5.13 Virusinfektionen……………………………………………………………...34

14. Nachsorge………………………………………………………………………………35

15. Nierentagebuch………………………………………………………………………...36

16. Nachwort…………………………………………………….………………………….39

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5 .

1.Vorwort

Nierentransplantation, dieses Thema ist in unserer Familie seit Jahren präsent, da

einer meiner Onkel durch eine Spenderniere wieder ein fast normales Leben führen

kann.

Bereits seit seiner Kindheit hatte mein Onkel Probleme mit den Nieren. Im Jahr 2005,

im Alter von 44 Jahren, wurde die Dialyse die einzige lebenserhaltende Alternative.

Ich erinnere mich sehr gut an diese Zeit, wie er immer schwächer wurde und die

Abstände zwischen den Dialysen immer kürzer. Die ganze Familie hoffte auf eine

baldige Spende.

Als dann am 4.6.2006 der Anruf kam, dass eine passende Spenderniere gefunden

wurde, waren wir alle überglücklich und die Freude und Erleichterung, als nach der

Transplantation feststand, dass die Niere angenommen wurde, kaum zu

beschreiben.

In dieser Zeit, obwohl ich erst 14 Jahre alt war, wurde mir immer mehr bewusst, wie

wichtig Organspenden sind.

Mit dieser Spende wurde meinem Onkel ein neues Leben geschenkt. Dies ist auch

der Grund, warum für mich von Anfang an feststand, dass es für mich nur ein Thema

für die fachspezifische Arbeit gibt. Deshalb begann ich bereits vor Monaten mich

noch intensiver mit dem Thema Nierentransplantation zu beschäftigen.

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6 .

2.Anatomie und Funktion der Niere

1.2 Lage und äußerer Bau der Nieren

Die Nieren sind paarig angelegte Organe, die beidseits der Wirbelsäule unterhalb der

letzten Rippen angeordnet sind. Sie liegen zwischen dem Bauchfell und der hinteren

Bauchwand. Die linke Niere steht gewöhnlich ca. 1,5 cm höher als die rechte,

aufgrund des Raumbedarfes des rechten Leberlappens. Man unterscheidet an ihnen

einen oberen und einen unteren Pol, sowie eine Vorder- und eine Rückseite. Bei

tiefer Einatmung können beide Nieren unter Umständen bis zum Darmbeinkamm

hinunter sinken, umgekehrt können sie auch etwas aufsteigen.

Die linke Niere liegt unterhalb der Milz. An dem oberen Pol der Niere befindet sich

jeweils eine hormonaktive Nebenniere. Jede Nebenniere hat eine eigene

Faszienbefestigung. Eigentlich haben Nieren und Nebennieren nichts miteinander zu

tun, sie haben völlig unterschiedliche Aufgaben.

Beim Erwachsenen ist eine Niere etwa 12 cm lang, 6 cm breit und etwa 4 cm dick.

Sie wiegt ca. 150-200g. Nieren sind bohnenförmig mit einer zentralen Einbuchtung,

dem Nierenhilus. Er ist die Durchtrittsstelle für die Nierenarterie, die Nierenvene,

Lymphgefäße, Nerven und den Harnleiter. Hier liegt auch das Nierenbecken, das den

Harn sammelt und über den Harnleiter zur Harnblase leitet.

Abb.1

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7 .

Die Nieren sind vollständig von einer bindegewebigen Haut, der Nierenkapsel

umgeben, in die Stützfett eingelagert ist. Das Stützfett dient als Wärmeschutz, es soll

die Nieren vor Erschütterungen bewahren und ihre Lage im Körper stabilisieren.

Dabei handelt es sich um das so genannte braune Fett oder Baufett, das im

Gegensatz zum gelben Fett (das sich bei Übergewicht ansammelt) in seiner Masse

stabil bleibt und nicht den ernährungsbedingten Schwankungen unterliegt. Nur in

einem Zustand größter Not für den Körper wird auf diesen Fettpolster als Reserve

zurückgegriffen. Bei starker Abmagerung wird dieses Fett eingeschmolzen. Es kann

dann zum Absinken der Niere und zu einer Behinderung des Harnabflusses

kommen. Dabei besteht die Gefahr einer Harnleiterabknickung.

Die Nieren sind über ihre Hüllen an der hinteren Körperwand befestigt, dieser

Kontakt ist aber nicht so stark, wie es bei anderen Organen der Fall ist. Andere

Organe innerhalb der Bauchhöhle wie z.B. der Darm oder die Leber werden von

Bauchwandschlingen an der Bauchwand festgehalten. Weil die Nieren aber nicht

vom Bauchfell umgeben sind, können sie auch nicht von ihm gehalten werden. Dies

ist auch der Grund warum Nieren empfindlich gegenüber Erschütterungen sind.1

2.2 Harnleiter

Die beiden Harnleiter sind ca. 25cm lange, muskulöse Schläuche, die das

Nierenbecken mit der Harnblase verbinden. Die Muskelschicht besteht aus glatten

Muskelfasern, die vom vegetativen Nervensystem versorgt werden. Durch

wellenförmig fortschreitende Bewegungen transportieren sie den Harn. Beide

Harnleiter münden seitlich von hinten in die Harnblase ein. Da sie schräg durch die

Blasenmuskulatur durchtreten entsteht ein ventilartiger Druckverschluss. Dieser

öffnet und schließt sich um den Urin in die Harnblase einfließen zu lassen und er

verhindert gleichzeitig ein Zurückströmen des Urins. Durch den Innendruck der

Harnblase wird der in der Blasenwand gelegene Teil des Harnleiters

zusammengepresst. Der Urin tropft stetig vom Nierenbecken durch die Harnleiter in

die Harnblase.

1 vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 11-14

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8 .

Es gibt 3 Engpässe des Harnleiters:

• kurz unterhalb des Nierenbeckens

• an der Überkreuzungsstelle mit den großen Blutgefäßen des Beckens

• am Eintritt in die Harnblase

An diesen Stellen können sich leicht Nierensteine einklemmen. Dabei werden die

Harnleiter aufgedehnt, weshalb sich die Muskulatur des Harnleiters krampfartig

bemüht, den Stein weiter zu befördern. Dadurch kommt es zu kolikartigen

Schmerzen.

3.2 Harnblase

Die Harnblase liegt hinter der Schambeinfuge und ist ein Hohlorgan aus glatter

Muskulatur welche an ihrer Innenseite mit Schleimhaut überzogen ist. Die

Harnröhrenschleimhaut weist zahlreiche Schleimdrüsen auf. Hier wird der Harn

gesammelt, der von den Nieren produziert und über die Nierenbecken und Harnleiter

zur Harnblase transportiert wird. Ab einem bestimmten Füllungszustand melden

Dehnungsrezeptoren der Blasenschleimhaut den Harndrang. Die Harnblase hat ein

Fassungsvermögen von ca. einem halben Liter bis maximal 700 ml. Harndrang kann

schon ab einer Füllung mit 200 ml eintreten.

4.2. Harnröhre

Aus der Harnblase führt die Harnröhre. Die Mündungsstelle der beiden Harnleiter

und die Austrittstelle der Harnröhre bilden das so genannte Blasendreieck. Hier ist

die Schleimhaut fest mit der Muskulatur verbunden und bleibt immer faltenlos

weshalb der Fluss des Urins begünstigt wird.

Der Abfluss des Harns wird durch 2 Ringmuskeln, den Schließmuskel und den

Sphinkter gehemmt. Der obere Ringmuskel liegt am Harnblasenhals und arbeitet

unwillkürlich. Der untere Ringmuskel wird von der Beckenbodenmuskulatur gebildet

und arbeitet willkürlich. Die Entleerung der Harnblase wird über das vegetative

Nervensystem gesteuert. Das zentrale Nervensystem kann die Entleerung

verzögern.

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9 .

Beim Wasserlassen entspannen wir den willkürlichen Sphinkter, der unwillkürliche

entspannt sich dadurch automatisch mit und der Urin kann abfließen.

Abb

5.2. Harnröhrenmündung bei Mann und Frau

Beim Mann ist die Harnröhre ca. 20-25 cm lang und mündet an der Eichel. Bei der

Frau ist die Harnröhre ca. 5 cm lang und mündet in den Scheidenvorhof. Die

Auskleidung der weiblichen Harnröhre ist hormonellen Einflüssen unterworfen. Die

Öffnung der Harnröhre ist nur unzureichend geschützt, wodurch es bei Frauen eher

zu Verunreinigungen mit entzündlichen Reizungen kommen kann. Da bei der Frau

die Harnröhre viel kürzer ist als beim Mann, kommt es hier eher zu einer Entzündung

der Harnblase, da die mikrobiellen Verunreinigungen einen kürzeren Weg hinauf in

die Harnblase haben.2

2 vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 15-17

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10 .

3. Innere Struktur

Die Niere ist in 2 Schichten gegliedert. Sie besteht außen aus einer braun-rosa

Nierenrinde (Cortex renalis) und innen aus einer Reihe organspezifischer Keile, die in

Form von Pyramiden angeordnet sind und als Nierenmark bezeichnet werden. Die

Spitzen der Markpyramiden bilden die Nierenpapillen. Über die Nierenpapillen

stülpen sich schlauchartig die Nierenkelche. Hier wird der fertige Harn aufgefangen

und in den Sammelraum des Nierenbeckens weitergeleitet. Nierenkelche und

Nierenbecken gehören schon zu den ableitenden Harnwegen.

1.3 Nierenrinde

Die Nierenrinde enthält ca. 1-3 Mio. Nierenkörperchen (Nephrone) mit 10 km

Nierenkanälchen und die gewundenen Abschnitte der Harnkanälchen.

Direkt von der Aorta zweigen zwei Nierenarterien ab, ca. 15mal pro Stunde läuft das

gesamte Blutvolumen durch die Niere. Die Nierenarterien zweigen sich nach dem

Eintritt in die Niere in immer kleiner werdende Gefäße bis hin zu den

Glomerulumschlingen auf. 3

2.3 Bau und Funktion der Nierenkörperchen

Die Nierenkörperchen befinden sich alle im Bereich des Nierenmarks. Jede

menschliche Niere besitzt in etwa eine Million Stück. Sie sind ein kugeliges Gebilde

das aus einer Kapsel, der so genannten Bowman-Kapsel besteht. Diese Kapsel

besitzt eine innere und eine äußere Wand und in die Bowman-Kapsel eingestülpt

befindet sich ein feines Kapillarknäuel, das Glomerulus genannt wird.

Die Nierenkörperchen haben die Funktion eines Filters, ununterbrochen wird in ihnen

ein konstantes Volumen an Blut filtriert. Das bedeutet, dass jeder Tropfen Blut, den

ein Mensch besitzt, etwa alle 4 Minuten gefiltert wird. Insgesamt durchströmt pro

Minute ungefähr ein Viertel des gesamten Blutes die Nieren.4

3 vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 19 4 http://www.medizinfo.de/urologie/anatomie/nierenkoerperchen.shtml

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11 .

3.3 Primärharnbildung

Die Harnbildung erfolgt im Nephron, welches die kleinste funktionelle Einheit der

Niere ist. Ein Nephron besteht aus der Bowman-Kapsel und dem Tubulus-Apparat.

Die in die Bowmansche Kapsel hineinführende Arteriole ist bedeutend größer als die

wegführende Arteriole. Dadurch wird der Gefäßknäuel prall gefüllt und es entsteht in

den Gefäßen ein Überdruck. So wird plasmaähnliche Flüssigkeit in die ableitenden

Harnkanälchen gepresst bzw. filtriert. Jetzt sprechen wir von Primärharn. Primärharn

besteht aus Blutplasma mit allen im Plasma befindlichen Stoffen, jedoch ohne

hochmolekulare Eiweiße, da diese die Gefäßwand der Glomeruluskapillaren nicht

passieren konnten, Innerhalb von 24 Stunden werden 150 Liter Primärharn filtriert.

4.3 Nierenmark

Das Nierenmark ist keine zusammenhängende Schicht, sondern besteht aus

einzelnen Abschnitten � den Pyramiden. Jede Niere besitzt 8-20 Stück davon. Die

Pyramiden enthalten die Sammelrohre die von vielen Henleschen Schleifen

umgeben sind. Sie dienen der Wasserrückresorption nach dem

Haarnadelgegenstromprinzip. Die Henle’sche Schleife ist eine Art Haarnadel und

bildet an der Spitze der Haarnadel ein Konzentrationsmaximum aus.

5.3 Nierenbecken

Das Nierenbecken ist ein Hohlraum in welchen 8-10 Nierenkelche münden. Sie sind

unterschiedlich geformt. Sie bestehen aus glatter Muskulatur und sind mit

Übergangepithel ausgekleidet, welches den Transport des Urins unterstützt. Das

Fassungsvermögen des Nierenbeckens variiert von 3-8 ml. Das Nierenbecken gehört

schon zu den ableitenden Harnwegen.

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12 .

6.3 Endharn

Als Endharn bezeichnet man das sich im Nierenbecken sammelnde und in die

Harnblase abgegebene konzentrierte Filtrat des Plasmas, das etwa ein Volumen von

1,5 Liter pro Tag ausmacht. Es wird als Urin ausgeschieden.5

4.Nierenerkrankungen und deren Symptome Die Funktionsreserven der Nieren sind sehr groß. Auch nach dem Verlust einer Niere

kommt es nicht zu einer Störung des Wasserhaushaltes, auch noch zu keinen

Vergiftungserscheinungen. Erst wenn mehr als zwei Drittel des gesamten

Nierengewebes ausfallen, ruft das Einschränkungen hervor. Die Ursachen der

Nierenschädigungen sind vielfältig. Die häufigsten und bekanntesten

Nierenerkrankungen sind:

1.4 Diabetische Nephropathie

Ein lange bestehender und nicht richtig eingestellter Diabetes mellitus

(Zuckerkrankheit) kann zu einer Nierenschädigung führen, die nicht mehr rückgängig

zu machen ist.

2.4 Glomerulonephritis:

das sind Krankheiten die sich vorwiegend am Glomerulum abspielen. Diese

Erkrankungen treten häufig nach einer Infektion des Mund- und Rachenraumes bzw.

einer Grippe auf. Vielfach bleibt die Ursache aber unbekannt.

3.4 Pyelonephritis:

Eine Nierenbeckenentzündung wird durch Infektionen des Nierenbeckens mit

Bakterien hervorgerufen. Die Erreger erreichen die Nieren meist über die Harnblase.

Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung sind plötzlich ansteigendes Fieber,

Schüttelfrost und Appetitlosigkeit, verbunden mit starken Schmerzen. Wenn die akute

Nierenbeckenentzündung nicht richtig ausheilt oder sich öfters wiederholt, entwickelt

5 vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 19-29

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13 .

sich daraus eine chronische Pyelonephritis. Dies verursacht einen zunehmendem

Verlust von Nierengewebe und langsam abnehmende Funktionstüchtigkeit der

Nieren.

4.4 Analgetikerniere

übermäßiger und langjähriger Gebrauch bestimmter Schmerzmittel können durchaus

ein Nierenversagen verursachen.

5.4 Nephrosklerose:

lange bestehender Bluthochdruck kann zu einer Schädigung der Nieren führen. Die

Erkrankung verläuft oft schleichend. Die gutartige Nephrosklerose kann über viele

Jahre oder Jahrzehnte verlaufen, sie ist gekennzeichnet durch

Bindegewebsvermehrungen, Vernarbungen und Einlagerungen transparenter

Substanzen.

Die bösartige Nephrosklerose führt oft schnell zum Nierenversagen. Bei dieser

Krankheit tritt die Vermehrung von glatten Muskelzellen in der inneren Schicht der

Arterien auf.

6.4 Zystenniere:

erblich bedingt bilden sich zahlreiche unterschiedlich große, wassergefüllte

Hohlräume (Zysten), die an beiden Nieren langsam das funktionstüchtige

Nierengewebe verdrängen. Durch das Wachstum der Zysten können die Nieren

mehrere Kilogramm schwer werden.

7.4. Schrumpfniere:

diese angeborene oder erworbene Nierenerkrankung kann Folge einer Engstelle am

Abgang der Nierenarterie sein, wodurch die Blutzufuhr reduziert wird. Nierengewebe

stirbt ab und die Niere schrumpft. Eine Schrumpfniere stellt den Endzustand jeder

chronischen Nierenerkrankung dar.

8.4 Hydronephrose:

die Wassersackniere entsteht nach einer Störung des Harnabflusses aus dem

Nierenbecken und dem daraus resultierenden Urinstau. Der von der Niere weiter

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produzierte Urin dehnt das Nierenbecken und übt großen Druck auf das

Nierengewebe aus. Das Nierengewebe wird durch den lang anhaltenden Druck

dauerhaft geschädigt. Ursachen können Harnsteine, Narben (z.B. nach Bestrahlung)

sein oder auch ein lang andauernder Harnrückfluss aus der Blase.

Nierenerkrankungen können sich unterschiedlich ankündigen; Fieber, Schmerzen,

hoher Blutdruck, Blut im Urin und Ödeme sind die häufigsten Symptome. Zuerst

muss die unmittelbare Ursache der Nierenfunktionsstörung beseitigt werden, indem

der Bluthochdruck bzw. der Blutzucker eingestellt wird, Antibiotika wird verabreicht

oder falls notwendig, werden operative Maßnahmen ergriffen. Falls die

Nierenerkrankung bereits soweit fortgeschritten ist, dass keine Heilung mehr möglich

ist, kann dennoch der Krankheitsverlauf durch regelmäßige ärztliche Behandlung

positiv beeinflusst werden.6

5. Dialyse

1.5 Hämodialyse

Patienten mit chronischem Nierenversagen können sich zwischen Hämodialyse und

Bauchfelldialyse entscheiden. Die Bauchfelldialyse ist für viele als Einstiegsvariante

für die ersten Jahre zu überlegen, vor allem für Diabetiker.

Bei der Hämodialyse findet die Blutreinigung außerhalb des Körpers statt, bei der

Bauchfelldialyse innerhalb des Körpers. Beide Verfahren müssen folgende

Aufgaben erfüllen:

• die Entfernung von im Blut gelösten Schlackenstoffen

• die Entfernung von Flüssigkeiten

• die Aufrechterhaltung eines ausgeglichenen Wasser- und Elektrolythaushalts

Die lebensnotwendige Blutreinigung wird in der heute bekannten Form erst seit den

1960er Jahren angewendet. Dabei wird das Blut des Nierenkranken aus dem Körper

in die so genannte „künstliche Niere“ geleitet. Das Kernstück der „künstlichen Niere“

6 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 19-22

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15 .

ist der so genannte Dialysator, ein Filter der das Blut reinigt. Das Blut wird zum

Dialysator geführt, dort von Schlacken gereinigt und dann in die Vene zurückgeleitet.

Ein ausreichender Blutstrom zum Filter wird durch eine Fistel gewährleistet. Eine

Fistel ist eine Kurzschlussverbindung zwischen Vene und Arterie, im Normalfall am

Unterarm. Außerhalb des Körpers wird in den Kreislauf eine Pumpe eingeschaltet,

diese hält den Blutstrom in Bewegung.

2.5 Was bedeutet Hämodialyse?

Die Dialysemaschine überwacht lediglich die Druckverhältnisse, die Temperatur und

die Leitfähigkeit des Blutes und das System welches die Dialysierflüssigkeit führt.

Die eigentliche Entgiftung findet erst im Dialysator statt, dieser ist die Schnittstelle

zwischen Blut und Dialysierflüssigkeit. Im Dialysator wird das giftbeladene Blut von

der Dialysierflüssigkeit umströmt. Die Dialysemembran enthält viele kleine Poren,

diese lassen Partikel wie Harnstoff, Kreatinin und Mineralien durch. Größere

Substanzen wie Bluteiweiße, weiße und rote Blutkörperchen, aber auch

Krankheitserreger können die Membranporen nicht passieren. Der ideale Dialysator

hat eine große Austauschfläche, weil diese einen Austausch möglichst vieler

Giftstoffe in kurzer Zeit erlaubt. Auf der einen Seite der Membran fließt das Blut, auf

der anderen die Dialysierflüssigkeit. Durch deren Zusammensetzung ist es einerseits

möglich Mineralverluste für den Organismus zu vermeiden, andererseits aber auch

gefährliche Anhäufungen zu entfernen.

Abb. 3

Page 16: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

16 .

Die Dialyse ist also ein physikalisches Verfahren zur Entfernung gelöster Teilchen

aus dem Blut durch einen halbdurchlässigen Membran. Am Stofftransport durch die

Membran sind vier komplizierte Mechanismen beteiligt.

� Diffusion = Entgiftung durch Konzentrationsausgleich: Stofftransporte durch

eine halbdurchlässige Membran von einem Ort hoher zu einem Ort niedriger

Konzentration bis zum Ausgleich, d.h. Wanderung von Stoffen von der

Blutseite durch eine Membran in die Dialysierflüssigkeit.

� Osmose = Wasserentzug durch Ultrafiltration, bei Bauchfelldialyse besonders

wichtig: Hindurchtreten von Flüssigkeit durch eine halbdurchlässige Membran,

auf deren beiden Seiten sich ein gelöster Stoff in unterschiedlicher

Konzentration befindet, der selbst die Membran nicht durchdringen kann. Der

Flüssigkeitsstrom geht in Richtung der höheren Konzentration.

� Ultrafiltration = Flüssigkeitsentzug durch Druckerhöhung auf der Blutseite oder

Sog auf der Dialysatseite: Übertritt bzw. Transport von Flüssigkeit von einer

Membranseite zur anderen. Dafür ist ein Druckgefälle zwischen Blut- und

Dialysatseite erforderlich. Je höher die Druckdifferenz, umso größer ist der

Flüssigkeitstransport. Der Entzug von Flüssigkeit aus dem Blut wird z.B. durch

Überdruck auf der Blutseite und Unterdruck auf der Dialysatseite erreicht.

� Konvektion = Die Bewegung von Stoffen mit einem Wasserstrom, z.B.

gleichzeitige Mitnahme von Stoffen durch Ultrafiltration.

Die angeführten Vorgänge finden alle im Dialysator statt. Die Leistung eines

Dialysators wird durch die Messung des Transportes verschiedener Substanzen und

der Ultrafiltration genauestens erfasst und ist abhängig von der Art der Membran,

ihrer Gesamtoberfläche im Dialysator und einer Reihe von weiteren Faktoren.

Früher galt die Entfernung von Harnstoffen und Kreatinin als Maß für die Leistung

eines Dialysators. Erst nach mehreren Jahren einer lebenserhaltenden, erfolgreichen

Behandlung mit der künstlichen Niere wurde erkannt, dass mit den

niedermolekularen kleinen Substanzen nur ein Teil der Gifte entfernt wird. Auch

Substanzen mit einem größeren Molekulargewicht sammeln sich im Körper an. Um

auch diese beseitigen zu können, wurden besonders gut durchlässige synthetische

Dialysemembrane entwickelt, die die herkömmlichen Zellulosemembranen

weitgehend ersetzt haben. Für die Anwendung alternativer Blutreinigungsverfahren

Page 17: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

17 .

wie Hämofiltration und Hämodiafiltration sind diese synthetischen Membranen

Voraussetzung. Die Dialyse entfernt nicht alle angehäuften Giftstoffe im Organismus

vollständig. Gleichzeitig entzieht sie dem Körper auch wichtige Substanzen wie

Hormone und Vitamine. Solche Verluste können bei Langzeitdialyse zu sekundären

Organschäden führen.

3.5 Hämofiltration

Bei diesem Verfahren wird aus dem Blut Flüssigkeit abgepresst. Dazu sind stärker

durchlässige synthetische Membranen erforderlich, sogenannte Hämofilter und ein

entsprechender Druckunterschied zwischen dem Blut führenden System und dem

Filtrat führenden System. In diesem Fall erfolgt der Transport von Stoffen nicht wie

bei der Hämodialyse einem Konzentrationsgefälle sondern einem Druckgefälle. Alle

Giftstoffe werden ausschließlich mit der abgepressten Flüssigkeit aus dem Körper

entfernt. Die zuviel abgepresste Flüssigkeitsmenge muss durch eine sterile ersetzt

werden, diese ähnelt in ihrer Zusammensetzung der abgepressten Flüssigkeit. Für

die Entfernung höher molekularer Substanzen ist eine Hämofiltration viel besser

geeignet als die Hämodialyse. Allerdings hat das einen Nachteil, die

niedermolekularen Substanzen werden nicht so gut entfernt.

4.5 Hämodiafiltration

Die Hämodiafiltration ist ein Verfahren das die Hämodialyse und Hämofiltration

kombiniert. Der theoretische Anhaltspunkt für die Kombination beider Verfahren ist

die Tatsache, dass niedermolekulare Substanzen vorwiegend durch Diffusion, die

größeren Moleküle überwiegend durch Konvektion entfernt werden. Bei der

Hämodiafiltration ist die Gesamtmenge der entfernten Giftstoffe viel höher als bei den

Einzelverfahren, da sich Konvektion und Diffusion nicht addieren, sondern parallel

ablaufen und gegenseitig beeinflussen. Dafür verwendet werden die mehr

durchlässig synthetischen Membranen. Wie bei der Hämofiltration wird das Ultrafiltrat

durch eine separate sterile Lösung ersetzt. Beide Verfahren, Hämofiltration und

Hämodiafiltration können eine positive, stabilisierende Wirkung auf den Blutdruck

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18 .

haben. Bei kreislaufstabilen, älteren und durch eine Herzerkrankung vorbelasteten

Personen können diese Verfahren oft von Vorteil sein.

5.5 Bauchfelldialyseverfahren

Im Gegensatz zur Hämodialyse, bei der ein Dialysator außerhalb des Körpers

verwendet wird, dient bei der Bauchfelldialyse das Bauchfell als Dialysemembran.

Das Bauchfell ist eine dünne Haut, die die Organe des inneren Bauchraumes

überzieht. Es ist sehr gut durchblutet und stellt deshalb eine hervorragende

Austauschmembran dar. Über einen in die Bauchwand fest eingenähten Katheter

wird Dialysierflüssigkeit aus einem Beutel in die Bauchhöhle eingelassen und

umspült so das Bauchfell. Die im Blut gelösten Stoffwechselprodukte und die

Flüssigkeit werden zwischen den Blutgefäßen des Bauchfells und der

Dialysierflüssigkeit ausgetauscht und wieder entfernt. Die mit Schlackenstoffen

angereicherte Flüssigkeit wird nach mehreren Stunden wieder durch den Katheter

abgelassen und durch neue Dialysierflüssigkeit ersetzt. Für das Ein- und Auslaufen

der Dialysierflüssigkeit wird die Schwerkraft genutzt, in dem einmal der Beutel zum

Einlaufen angehoben und zum Auslaufen wieder abgesenkt wird. Im Gegensatz zur

nicht kontinuierlichen Entgiftung bei der Hämodialyse wird bei der Bauchfalldialyse

langsam entgiftet. Dies kommt dem natürlichen Entgiftungsvorgang der Niere

wesentlich näher.7

6. Geschichte der Nierentransplantation Den ersten wichtigen Schritt in der Entwicklung der Nierentransplantation machte der

Chirurg Emmerich Ullmann 1902 in Wien mit der ersten technisch erfolgreichen

experimentellen Transplantation bei einem Hund. In den nächsten Jahren

transplantierten der französische Chirurg Jaboulay 1906 und der Chirurg Unger 1909

in Berlin Nieren von einer Ziege bzw. von einem Affen auf Menschen. Diese

Operationen erfüllten zwar alle technischen Voraussetzungen, aber eine langfristige

Nierenfunktion blieb infolge von Abstoßungsreaktionen aus. Die erste

Nierentransplantation von Mensch zu Mensch wurde zwischen 1933 und 1949 vom

7 vgl. Der Dialyse-Ratgeber, Prof. med. Heide Sperrschneider, S. 26-34

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19 .

russischen Chirurgen Voronoy in Kiew durchgeführt. Aber auch diese Versuche

scheiterten an der Gewebeunverträglichkeit. Es sollte noch mehrer Jahrzehnte

dauern, bis diese Barriere überschritten werden kann.

Zu Beginn der fünfziger Jahre erwachte erneut das Interesse an der

Nierentransplantation. Der Amerikaner Hume erkannte 1953, dass die

Blutgruppenübereinstimmung als Vorraussetzung für eine erfolgreiche

Transplantation notwendig ist. So glückte Murray am 23. Dezember 1954 in Boston

die erste Transplantation einer Niere von einem Zwilling auf den anderen Zwilling.

Um das Abwehrsystem zu hemmen und damit eine Abstoßung der transplantierten

Niere zu verhindern, waren damals allerdings noch Ganzkörperbestrahlungen und

hoch dosierte Kortisongaben notwendig.

Seit Mitte der der 60er Jahre wurden zunehmend Nieren von Verstorbenen

transplantiert. Die Endeckung der Gewebemerkmale und die Einführung von

Konservierungslösungen, in denen entnommene Nieren über größere Entfernungen

ohne Schaden transportiert werden konnten, kennzeichneten die Entwicklung der

nächsten zehn Jahre. Parallel dazu wurde auch die Technik der Blutwäsche

verbessert und es entstanden überall Dialysezentren.8

1.6 Transplantation in Österreich

In Österreich wird an 5 Zentren transplantiert, wobei die zwei Linzer Spitäler,

Elisabethinen Linz und AKH Linz, ausschließlich Nieren-Transplantationen

durchführen, während die Univ. Klinik Wien (AKH), Univ. Klinik Innsbruck und Univ.

Klinik Graz auch Leber und Herz, sowie (Wien, Innsbruck) Lunge und Pankreas

transplantieren.

Derzeit sind ca. 1150 Patienten in Österreich zur Transplantation angemeldet. Leider

erleben nicht all diese schwerkranken Patienten die lebensrettende Transplantation,

sondern versterben während der langen Wartezeit auf ein Organ, da die Zahl der

verfügbaren Spenderorgane sehr eingeschränkt ist. In Österreich werden pro Jahr

rund 700 Organtransplantationen durchgeführt.

8 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 23

Page 20: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

20 .

Die Zahl der Nieren-Lebendspenden ist seit einigen Jahren relativ konstant (ca. 60).

Allerdings liegt Österreich mit einem Lebendspende-Anteil von etwa 15 % der

Nierentransplantationen deutlich hinter den Ländern Niederlanden, Norwegen,

Schweden, der Schweiz, Australien und den USA zurück.9

7.Vor Aufnahme auf die Warteliste

1.7 Gründe für die Aufnahme

Indikation zur Nierentransplantation ist das nicht rückbildungsfähige, endgültige

Nierenversagen, welches zur Erhaltung des Lebens eine Dialysebehandlung

erforderlich macht oder in Kürze erforderlich machen wird.

Der behandelnde Nephrologe und der Patient entscheiden gemeinsam, ob eine

Nierentransplantation als Therapieoption in Frage kommt oder nicht. Der zuständige

Chirurg des Transplantationszentrums entscheidet, ob ein Patient aus medizinischer

Sicht für eine Nierentransplantation geeignet ist. Da die Nierentransplantation wie

jeder ärztliche Eingriff auch gewisse Risiken mit sich bringt, muss der Patient

schriftlich seine Einwilligung geben. Wegen des Organmangels ist mit Wartezeiten

von mehreren Jahren zu rechnen, bis ein passendes Spenderorgan verfügbar ist. Die

Wartezeit gilt vom Zeitpunkt der ersten Dialyse an, unabhängig von dem Zeitpunkt

der tatsächlichen Anmeldung. Dennoch ist eine baldige Entscheidung zur Aufnahme

auf die Warteliste anzustreben, da im Einzelfall mehrere Voruntersuchungen

notwendig sind, um so das Risiko der Transplantation abschätzen und endgültig über

die Aufnahme auf die Warteliste entscheiden zu können.

2.7 Programm für ältere Patienten

Für ältere dialysepflichtige Patienten wurde das Programm ESP (European Senior

Programm) entworfen, um die Wartezeit für diese Patienten zu verkürzen. Durch

verschiedene Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass gerade Nieren von

älteren, über 65 Jahre alten Spendern eine überaus gute Funktion bei gleichaltrigen

Empfängern haben können. Daher werden diese Nieren, die früher überhaupt nicht 9 vgl. www.transplant.at/organtransplantation

Page 21: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

21 .

mehr entnommen wurden, mittlerweile speziell älteren Patienten angeboten. Das

Organangebot an den Empfänger richtet sich nicht nach der Übereinstimmung der

Gewebsmerkmale, sondern nur nach der Blutgruppe und der Wartezeit. Diese Nieren

die im Rahmen des ESP angeboten werden, werden bevorzugt regional

transplantiert. Die kurze Konservierungszeit wirkt sich viel günstiger auf die Prognose

des Transplantates aus als eine eventuelle bessere Übereinstimmung der

Gewebemerkmale.

3.7 Untersuchungen vor Aufnahme

Vor Aufnahme in die Warteliste muss geklärt werden, ob der Patient aus

medizinischer Sicht für die Transplantation geeignet ist, das heißt, ob die

Transplantation mit einem durchaus vertretbaren Risiko durchgeführt werden kann.

Zunächst verschafft sich der Arzt/die Ärztin einen Überblick über die

Krankheitsgeschichte (Beginn und Verlauf der Nierenerkrankung) und die

Begleiterkrankungen wie Herz-, Kreislauf-, Lebererkrankungen etc.. Auch wenig

beachtete Begleiterscheinungen müssen dabei berücksichtigt werden, da diese

gelegentlich unter immunsuppressiver Behandlung nach erfolgter Transplantation zu

bedrohlichen Komplikationen führen können. Anhand der Belastungsfähigkeit des

Patienten im Alltag wie Treppensteigen oder Spaziergänge verschafft sich der Arzt

einen subjektiven Eindruck über den Allgemeinzustand des Patienten. Dieser

subjektive Eindruck muss durch verschiedene Untersuchungen objektiviert werden.

Hierzu werden unter anderem ein EKG, eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes,

eine Ultraschalluntersuchung des Herzens sowie ein Langzeit-EKG zur Beurteilung

der Herz-Kreislaufsituation des Patienten durchgeführt.

Geschwüre und Tumore im Magen-Darm-Trakt können durch eine Magenspiegelung

bzw. Dickdarmspiegelung ausgeschlossen werden. Weiter wird mit Ultraschall der

Bauch untersucht.

Auch entzündliche Herde im Mund-Kiefer- und Hals-Nasen-Ohren-Bereich müssen

durch entsprechende Fachärzte ausgeschlossen werden. Die Zähne müssen vor der

Nierentransplantation wenn notwendig saniert werden. Umfangreiche

Untersuchungen des Blutes bzw. des Harns dienen zum Ausschluss von

Tumorerkrankungen und Infektionen.

Page 22: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

22 .

Vor einer Transplantation müssen außerdem die arteriellen Gefäße im Becken- und

Beinbereich untersucht werden. Dies ist insbesondere bei Patienten erforderlich, die

über längere Zeit geraucht haben oder zuckerkrank sind. Es können erhebliche

Verkalkungen oder sogar Verschlüsse von Gefäßen vorliegen, die wiederum zu

Durchblutungsstörungen eines Beines nach der Transplantation führen oder sogar

eine Nierentransplantation unmöglich machen.

Nachdem weitere Erkrankungen ausgeschlossen oder gegebenenfalls behandelt

wurden, erfolgt die Bestimmung der Gewebsmerkmale durch eine Blutuntersuchung.

Jeder Mensch hat einen sehr persönlichen Gewebetyp, der auf der Oberfläche aller

Zellen des Körpers vorhanden ist. Die Bestimmung der Gewebemerkmale nennt man

Typisierung. Dieser Vorgang dauert ein paar Stunden und ist unbedingt notwendig,

um beim Auswahlverfahren das am besten passende Spenderorgan zu bekommen.

Auch psychische Erkrankungen werden untersucht und behandelt, da einige

Persönlichkeitsstörungen Ausschlusskriterien sein können. Nach Abschluss aller

Untersuchungen werden die Ergebnisse zusammengestellt und an das

Transplantationszentrum übermittelt. Ein Gremium aus Nephrologen,

Transplantationschirurgen, Urologen und Narkoseärzten entscheidet, ob der Patient

auf die Warteliste aufgenommen werden kann.

4.7 Wartezeit

Während der Wartezeit erfolgen etwa alle drei Monate Kontrolluntersuchungen und

die Ergebnisse werden an das Transplantationszentrum weitergeleitet. Sportliche

Betätigungen halten während der Dialysezeit fit und sind sehr von Vorteil und der

Verzicht auf Nikotin und Alkohol vermindert die Infektionsanfälligkeit und das weitere

Fortschreiten der Lungen-, Gefäß- und Leberschädigung.

Vorübergehende Erkrankungen, wie Infekte oder Bronchitis, müssen sofort dem

Transplantationszentrum gemeldet werden. Erst nach der Genesung wird der Patient

wieder als transplantabel geführt.

Page 23: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

23 .

Im akuten Infekt ist eine Transplantation mit hohem Risiko verbunden. Eine

erhebliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder Neuerkrankungen

können dazu führen das der Patient zeitweise oder dauerhaft von der Warteliste

genommen werden muss.

8. Feststellung des Hirntodes

Das Gehirn hat unter den Organen des Körpers eine Sonderstellung, obwohl es bei

einem ca. 75 kg schweren Menschen nur etwa zwei Prozent der Körpermasse

ausmacht (ca. 1500g). Es beansprucht ein Fünftel der gesamten Blutversorgung und

die Hirnzellen sind von allen Organen am empfindlichsten im Bezug auf

Sauerstoffmangel.

Ein hirntoter Mensch sieht aus wie ein Bewusstloser, ist aber trotzdem tot. Die

heutige Intensivmedizin kann langfristig die körperlichen Funktionen wie Kreislauf

und Atmung aufrechterhalten, selbst wenn das Gehirn unwiderruflich ausgefallen ist.

Bei einem Stillstand der Hirndurchblutung gibt es keine Hirnfunktionen mehr, ohne

unterstützende intensivmedizinische Maßnahmen käme es in kürzester Zeit zu einem

Atem- und Kreislaufstillstand.

Das Gehirn ist das übergeordnete Steuerungszentrum für alle Organe und wenn es

ausfällt, können nur noch Maschinen und Medikamente eine bestimmte Zeit

verschiedene Körperfunktionen aufrechterhalten. Die intensivmedizinische

Versorgung verlangsamt den totalen Funktionsausfall von Herz, Lunge, Leber und

Nieren und schafft so die notwendigen Voraussetzungen für eine

Organtransplantation. Mit dem totalen und endgültigen Ausfall des Gehirns aber

sind alle für das Leben des Menschen notwendigen Voraussetzungen für immer

erloschen und dies ist nach der Definition der Bundesärztekammer dann auch der

Zeitpunkt für die Feststellung des Todes.

Tod bei Stillstand der Atmung und Herzschlag kann von jedem Arzt festgestellt

werden, ein Hirntod muss aber durch zwei erfahrene Ärzte unabhängig von den

Transplantationszentren nach genauen Vorschriften untersucht und festgestellt

Page 24: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

24 .

werden. Das Ziel der Hirntod-Diagnostik ist es, ein zweifelsfreies Bild vom Zustand

des Patienten zu bekommen. Zuerst muss die Ursache der tiefen Bewusstlosigkeit

(Koma) geklärt werden, erst wenn eine Hirnschädigung zweifelsfrei feststeht, darf

die Hirntod-Diagnostik eingeleitet werden. Bei geringstem Verdacht für noch

erhaltene Gehirnleistungen muss der Patienten von der Hirntod-Diagnostik

ausgeschlossen werden.

1.8 Feststellung klinischer Symptome

Die Funktion des Hirnstamms wird mit der Prüfung von fünf verschiedenen Reflexen

untersucht. Bei bewusstlosen, nicht hirntoten Patienten sind diese Reflexe auslösbar.

Erst wenn sie ausgefallen sind, darf mit Hilfe des Apnoe-Tests die Fähigkeit zur

Eigenatmung geprüft werden.

� Pupillenreflexe : Im Normalfall sind beide Pupillen immer gleich weit und

reagieren auch bei Komapatienten auf Licht mit einer Verengung. Bei

hirntoten Patienten fehlt dieser Reflex, beide Pupillen reagieren nicht auf

Lichtreize.

� Puppenkopfphänomen : Ist ein Patient bewusstlos, aber nicht hirntot, reagiert

er auf das schnelle Drehen oder Kippen seines Kopfes mit einer langsamen

Gegenbewegung der Augen. Bei einem Hirntoten bleiben die Augen während

dieses Tests – wie bei einer Puppe – reaktionslos in Ihrer Ausgangsstellung.

� Hornhautreflex : Sobald ein Fremdkörper die äußere Schicht des Auges

berührt, schließen sich die Augenlider reflektorisch zum Schutz. Prüft ein Arzt

diese Reaktion bei einem Hirntoten mit einem Wattestäbchen, erfolgt keinerlei

Reaktion.

� Schmerzreaktionen im Gesicht : Auf Schmerzreize im Gesicht reagieren

nicht hirntote Patienten auch im tiefen Koma mit erkennbaren

Muskelzuckungen oder anderen Abwehrreaktionen der Kopf- und

Gesichtsmuskulatur. Bei einem Hirntoten bleibt dieser Reflex aus.

� Würg- und Hustenreflex : Berührungen der hinteren Rachenwand lösen bei

gesunden Menschen einen Würgereflex aus. Auch Bewusstlose zeigen diesen

Würg- und Hustenreflex, hirntote Patienten nicht.

� Ausfall der Spontanatmung (Apnoetest) : Das unbewusste Atmen ist ein

lebenswichtiger Reflex. Mit dem „Apnoe-Test“ wird die Fähigkeit zum

Page 25: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

25 .

eigenständigen Atmen zweifelsfrei festgestellt. Zunächst wird der Patient mit

100 Prozent Sauerstoff beatmet, anschließend wird die maschinelle Beatmung

entfernt. Dies hat zur Folge, dass der Kohlendioxid-Gehalt im Blut stetig steigt.

Für die Rezeptoren im Hirnstamm ist das der stärkste Antrieb für eine

Spontanatmung. Setzt die Eigenatmung nicht ein, ist von einem vollständigen

und unwiederbringlichen Ausfall des Atemzentrums auszugehen.

Zusätzlich zu diesen klinischen Untersuchungen können die Ergebnisse von

Schnittbildverfahren des Gehirns, Gefäßdarstellung der Hirnarterien und

Hirnstrommessungen in die Beurteilung einfließen. Alle Ergebnisse werden in

einem Protokoll von den beiden untersuchenden Ärzten dokumentiert. Falls

zweifelsfrei der Hirntod vorliegt, wird anschließend eine Todesbescheinigung

ausgestellt. Eine weitere Behandlung ist nicht mehr sinnvoll. Entweder wird dann

die Therapie eingestellt oder die intensivmedizinischen Maßnahmen zur

Stabilisierung der Organfunktion bis zur Organentnahme aufrechterhalten.10

9. Ablauf einer Lebendspende

Das Aufklärungsgespräch wird von einem Arzt des Transplantationsteams vor der

stationären Aufnahme durchgeführt. Wenn erforderlich, werden auch andere

sachverständige Personen hinzugezogen. Der Inhalt der Aufklärung und der

Einwilligungserklärung des Organspenders muss in einer Niederschrift

aufgezeichnet werden, die von den aufklärenden Personen und dem Spender

unterschrieben wird. Dieses Protokoll muss laut Transplantationsgesetz auch

Angaben über die versicherungsrechtliche Absicherung der gesundheitlichen

Risiken des Spenders enthalten.

Das Gesetz schreibt vor, dass sich sowohl der Organspender als auch der

Organempfänger zur Teilnahme an einer ärztlich empfohlenen Nachbetreuung

bereit erklären müssen.

10 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 43-45

Page 26: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

26 .

Um auszuschließen, dass die Einwilligung in die Organspende nicht freiwillig

erfolgt oder das Organ „Gegenstand verbotenen Handeltreibens“ ist, muss der

Vorgang vor der endgültigen Entscheidung einer Ethikkommission gutachterlich

vorgelegt werden. Sie umfasst einen Arzt, eine Person „mit der Befähigung zum

Richteramt“ und „eine in psychologischen Fragen erfahrene Person“. Der Arzt

darf weder an der Entnahme noch an der Übertragung von Organen beteiligt sein

noch Weisungen eines Arztes unterstehen, der an solchen Maßnahmen beteiligt

ist.

1.9 Allgemeine Voraussetzungen

Spender müssen verschiedene Bedingungen erfüllen, die von Zentrum zu

Zentrum unterschiedlich sein können. Selbstverständlich muss die Nierenspende

freiwillig erfolgen. Die Altersgrenzen für eine Lebendnierenspende liegen

zwischen 20 und 80 Jahren. Wichtige Voraussetzungen für eine Nierenspende

sind zwei gesunde Nieren, eine gesundes Herz, gesunde Gefäße, ein normaler

Blutdruck und ein normaler Zuckerstoffwechsel. Eine Depression oder eine

schwere psychische Erkrankung schließt die Organspende im Regelfall auch aus.

Ein Tumorleiden bei Spendern muss mindestens 5 Jahre zurückliegen und als

geheilt eingestuft sein. Übergewicht muss vor der Operation reduziert werden.

Bezüglich der Blutgruppenverträglichkeit gelten die gleichen Voraussetzungen

wie bei einer Leichennierentransplantation. Vor der Transplantation wird eine

zwingend erforderliche Kreuzprobe (Crossmatch) durchgeführt um Auskunft über

die Verträglichkeit der Niere für den vorgesehenen Empfänger zu bekommen. Ein

negatives Ergebnis dieser Kreuzprobe ist Voraussetzung für eine Transplantation.

Page 27: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

27 .

2.9 Allgemeine Voraussetzungen für eine Nierenlebendtransplantation

� Identische oder kompatible Blutgruppe zwischen Spender und Empfänger

� Verwandtschaftliches oder enges freundschaftliches Verhältnis zwischen

Spender und Empfänger

� Der Organempfänger muss auf der Warteliste zur Nierentransplantation

aufgenommen sein und es darf zum Zeitpunkt der Lebendspende kein

passendes Organ verfügbar sein.

� Guter bis sehr guter Gesundheitszustand

Um bei einem potenziellen Spender das individuelle Risiko abschätzen zu können

sind einige Voruntersuchungen erforderlich. Dazu gehören eine körperliche

Untersuchung, sowie verschiedene Laboruntersuchungen und eine

Ultraschalluntersuchung der Niere und des Bauchraums. Die Funktion beider Nieren

muss sichergestellt, die Herz-, Lungen- und Leberfunktion überprüft und

schwerwiegende Veränderungen am Magen-Darmtrakt endoskopisch oder mittels

Kontrastmitteleinlauf ausgeschlossen werden. Zum Schluss der Untersuchungen

steht die Überprüfung der Gefäßversorgung der Nieren mittels Kontrastmittel.

3.9 Risiko der Lebendnierenspende

Mögliche Spender müssen sich der potentiellen Gefahren, die Narkose und

Operation mit sich bringen bewusst sein. Im Normalfall gilt die Entnahme für die

Lebendnierenspende allgemein als ungefährlich, es können dennoch Komplikationen

auftreten. Geringfügige Komplikationen wie Harnwegsinfekt und

Wundheilungsstörungen werden bei bis zu 13 % beobachtet und sind langfristig

meist ungefährlich. Die Sterblichkeit nach der Nierenentnahme ist extrem gering, es

gibt nur einige wenige Berichte über Verläufe mit Todesfolge.

4.9 Langzeit-Risiko der Nierenspende

Die Abnahme der Nierenfunktion wird erst nach mehr als zwanzig Jahren mit nur

einer Niere festgestellt. Es ist möglich dass weitere Erkrankungen durch die

Page 28: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

28 .

Einnierigkeit beeinflusst werden, sodass sie regelmäßig beobachtet und eventuell

behandelt werden müssen:

5.9 Bluthochdruck

Ob eine Organspende häufiger als üblich zu Bluthochdruck führt ist noch nicht völlig

geklärt. Es zeigt sich, dass die einseitige Entfernung einer Niere bei einem gesunden

Menschen nicht zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion führt, wohl

aber zu einer leichten Erhöhung des Blutdrucks beitragen kann. Die Nierenfunktion

der verbleibenden Niere kann durch erhöhten Blutdruck negativ beeinflusst werden.

Die konsequente medikamentöse Einstellung eines sich entwickelnden

Bluthochdrucks ist besonders wichtig.

6.9 Urineiweißausscheidung

Bei nur einer vorhandenen Niere kommt es anfangs zu einer ausgleichenden

Überfunktion der verbliebenen Niere. Dies kann auf Dauer zu einer leichten

Schädigung der Niere führen. Diese Eiweißausscheidung ist nur sehr gering, sollte

aber regelmäßig kontrolliert werden. Sollten noch andere mögliche Risikofaktoren für

eine eventuelle Verschlechterung der Nierenfunktion hinzukommen, muss nach

weiterer ärztlicher Abklärung eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden.11

10. Einbestellung zur Nierentransplantation

Die Zeitspanne zwischen Organentnahme und Transplantation sollte möglichst kurz

sein, um eine gute Funktion der entnommenen Niere zu gewährleisten. Der Patient

auf der Warteliste muss ständig erreichbar sein und alle Änderungen der

Telefonnummern oder des Wohnortes dem Transplantationszentrum mitteilen.

Die Auswahl der am besten geeigneten Niere erfolgt durch Eurotransplant

(Leiden/Holland). Die Spenderdaten werden anschließend an das

Transplantationszentrum übermittelt. Der Transplantationschirurg prüft anhand dieser

Daten nochmals, ob sich das Organ für eine Transplantation bei dem von

Eurotransplant vorgeschlagenen Empfänger eignet. Anatomische Daten,

11 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 50-63

Page 29: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

29 .

laborchemische Parameter, Alter und Vorerkrankungen des Spenders sowie seine

Nierenfunktion zum Zeitpunkt der Explantation werden berücksichtigt. Im Regelfall

wird der behandelnde Nephrologe des Empfängers telefonisch informiert. Die

aktuelle gesundheitliche Situation des Empfängers wird besprochen und geklärt, ob

der Patient aktuell transplantabel ist.

Im nächsten Schritt wird der Patient telefonisch informiert und in das

Transplantationszentrum einbestellt. Dies erfolgt häufig nachts, daher ist es für den

Empfänger sinnvoll, stets die nötigsten Sachen bereitzuhalten und sich bereits im

Vorfeld mit den Transportmöglichkeiten zum Transplantationszentrum vertraut zu

machen. Nach der Einbestellung darf der Patient keine Flüssigkeit mehr zu sich

nehmen, keine Zigaretten rauchen, keinen Kaugummi mehr kauen und nichts mehr

essen.

Im Transplantationszentrum erfolgt eine Blutabnahme, dabei werden die aktuellen

Laborwerte erfasst sowie die virologischen Befunde. Auch die Blutgruppe wird aus

Sicherheitsgründen nochmals überprüft und mit den Vorbefunden verglichen. Der

Brustkorb wird geröntgt, um Infiltrate in der Lunge oder eine Überwässerung

auszuschließen. Durch ein EKG sollen kardiologische Risikofaktoren

ausgeschlossen werden. Bei relevanten Vorerkrankungen bzw. neu erhobenen

krankhaften Befunden am Herz- Kreislaufsystem ist gegebenenfalls auch unmittelbar

vor der Transplantation eine Kontrastmitteluntersuchung der Herzkranzgefäße

erforderlich.

Die Operationsvorbereitung wird durch Aufklärungsgespräche mit den

Transplantationschirurgen über die möglichen Risiken der Operation sowie mit dem

Narkosearzt über Art und Weise und das Risiko der Narkose abgeschlossen. Die

endgültigen OP-Vorbereitungen (duschen, rasieren, wiegen) werden vom

Pflegepersonal durchgeführt, welches in die OP-Vorbereitungen und die Nachsorge

eingebunden ist.

Die letzte Hürde vor der Transplantation ist die Bestimmung des so genannten

„Cross match“. Diese Untersuchung schließt aus, dass beim Empfänger Antikörper

gegen das Spenderorgan vorhanden sind. Dazu werden Spenderzellen (z.B. aus der

Page 30: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

30 .

Milz) mit Serum des Empfängers zusammengebracht. Sollten in diesem Serum

Antikörper gegen Proteine auf der Zelloberfläche der Spenderniere vorliegen, so ist

das „Cross match“ positiv und die Transplantation kann nicht durchgeführt werden.

Im Normalfall wird im Typisierungslabor von jedem gemeldeten Empfänger eine

Serumprobe aufbewahrt, die vierteljährlich erneuert wird. Es liegen dann schon

häufig vor der Einbestellung zur Transplantation die Ergebnisse der „Cross match“ –

Untersuchung vor. 12

11. Die Nierentransplantation

An der aus dem Transportbehälter entnommenen Niere wird überschüssiges

Fettgewebe entfernt, Gefäße und Harnleiter werden präpariert und es wird nochmals

überprüft, ob sich das Organ auch anatomisch für eine Transplantation eignet.

Nachdem der Narkosearzt die Narkose einleitet, wird ein zentraler Venenkatheter

(ZVK) in eine große Halsvene gelegt. Dieser Zugang ist notwendig, um Medikamente

wie z.B. ein Antibiotikum oder Kortison zu geben. Eine bekannte Allergie gegen

bestimmte Medikamente oder Jod muss unbedingt vor der Operation mitgeteilt

werden. Danach wird ein Blasenkatheder gelegt. Während einer Blasenspülung wird

Material zur mikrobiologischen Untersuchung gewonnen. Um die Keimzellen zu

reduzieren wird anschließend ein Antibiotikum in die Blase geleitet. Mit jodhaltigem

Desinfektionsmittel erfolgt die Harndesinfektion.

Nach Abdecken mit sterilen Tüchern folgt die eigentliche Operation. Dabei wird die

Spenderniere zusätzlich als dritte Niere in das kleine Becken des Empfängers

übertragen. Von der Schambeinmitte zur Körperaußenseite erfolgt ein bogenförmiger

Hautschnitt über 25 bis 30 cm Länge.

Nachdem das Fettgewebe und die Muskulatur durchtrennt sind, werden die

Beckengefäße präpariert, wobei die darauf verlaufenden Lymphbahnen geschont

werden.

12 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 64-65

Page 31: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

31 .

Die Nierenarterie der Spenderniere wird nun mit der äußeren Beckenarterie des

Empfängers und die Nierenvene mit der äußeren Beckenvene durch direkte Naht

verbunden. Diese genähten Verbindungen nennt man Anastomosen. Manchmal sind

zwei oder drei Nierenarterien oder Venen der Transplantatniere vorhanden. In

diesem Fall wird die Operation komplizierter.

Nachdem vom Narkosearzt Kortison und ausscheidungsfördernde Medikamente

verabreicht wurden, werden die Gefäßklemmen geöffnet. Im Idealfall füllt sich die

Niere sofort mit Blut und färbt sich rot.

Anschließend wird die Harnblase mit Wasser aufgefüllt und der Harnleiter der

Transplantatniere in die Harnblase eingenäht. Die Blasenmuskulatur über dieser

Naht wird mit speziellen Nähten zusammengezogen, dies soll verhindern, dass der

Urin von der Harnblase in die Niere zurückläuft. Oft wird die Verbindung zwischen

Harnleiter und Harnblase durch das Einlegen eines speziellen Doppel-J-Katheters bis

zur Ausheilung geschützt. Dieser Doppel-J-Katheter kann ca. sechs Wochen nach

der Operation durch eine Blasenspiegelung fast schmerzlos entfernt werden.

Nachdem eine Drainage eingelegt ist und die Wunde schichtweise verschlossen

wurde, ist die Operation beendet. Der Hautverschluss kann durch Hautklammern

oder durch eine Hautnaht mit selbst auflösendem Nahtmaterial erfolgen. Die

Entfernung des Blasenkatheters erfolgt fünf bis sechs Tage nach der Operation. Die

Drainage zur Ableitung der Wundsekrete wird je nach Sekretmenge innerhalb der

ersten Woche gezogen.

Um die erforderliche Ausscheidung wieder herzustellen, reicht die Funktion einer

transplantierten Niere aus. Eine normal große rechte Transplantationsniere wird in

der Regel nach links und eine linke Transplantationsniere nach rechts in das kleine

Becken transplantiert. Dieses Vorgehen erfolgt aufgrund der Lage der Arterien und

Venen. Um den Eingriff der eigentlichen Nierentransplantation so klein und kurz wie

möglich zu halten, werden in der Regel die eigenen Nieren belassen. Nach einer

Nierentransplantation hat der Empfänger insgesamt drei Nieren. Nur in speziellen

Fällen werden die Eigennieren vorher entfernt. 13

13 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 66-69

Page 32: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

32 .

Abb.4

12. Der Klinikaufenthalt

Direkt nach der Nierentransplantation kommt der Patient für mindestens einen Tag

auf die Intensivstation wo er überwacht wird. Puls, Atmung, Blutdruck, Temperatur

und Körpergewicht, der Ablauf aus den Drainagen sowie die Operationswunde

werden kontrolliert. Durch regelmäßige Blutabnahmen werden unter anderem die

harnpflichtigen Substanzen (Harnstoff und Kreatinin), Elektrolyte und der

Medikamentenspiegel bestimmt und die Infusionsmenge sowie Art und Dosis der

Medikamente für jeden Patienten individuell zusammengestellt.

Nach der Operation wird durch Ultraschalluntersuchungen mit Doppler (Duplex) die

Durchblutung der Niere kontrolliert. Eventuell auftretende Blutergüsse im

Operationsgebiet oder Harnstau werden entdeckt. Die Ultraschalluntersuchungen

belasten den Patienten gering und werden während der weiteren Betreuung im

Krankenhaus regelmäßig durchgeführt.

Da die Harnblase bei nicht mehr vorhandener oder nur geringer Restausscheidung

unter der Dialyse stark schrumpfen kann verursacht der zur Operation gelegte

Blasenkatheter häufig krampfartige Schmerzen. Leider kann der Katheter erst nach

fünf bis sechs Tagen gezogen werden, da die Nähte in der Harnblase erst verheilen

müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Beschwerden mit krampflösenden

Page 33: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

33 .

Medikamenten und Schmerzmitteln gelindert werden. Wenn weniger als 50 ml Sekret

pro Tag abläuft, können erst die Wunddrainagen gezogen werden.

Der Patient kann bereits am ersten Tag nach der Operation essen und trinken. Bis

die Darmtätigkeit normalisiert ist wird die Kost schrittweise aufgebaut. Die

Trinkmenge wird täglich abhängig von der Urinproduktion neu festgelegt. Während

die meisten Nieren gleich nach der Operation Urin produzieren, benötigen manche

Nieren eine Erholungszeit. Dies kann mehrere Tage bis Wochen dauern. In dieser

Zeit wird die Durchblutung der Niere geprüft. Durch Nierenstanzen (Biopsie) werden

Gewebezylinder entnommen, um eine Organabstoßung als Ursache ausschließen zu

können. Bis die transplantierte Niere völlig funktionsaufnahmefähig ist, sind in der

Überganszeit Dialysebehandlungen erforderlich.

Schon am ersten Tag nach der Operation wird der Patient mobilisiert. Mit Hilfe von

Pflegepersonal und Physiotherapeuten muss jeder Patient selbst aufstehen, sich

unter Hilfe selber waschen und eine Atemtherapie durchführen. Eventuell auftretende

Schmerzen werden durch passende Medikamente behandelt. Diese Maßnahmen

sind sehr wichtig, da dadurch der Bildung von Blutgerinnseln, einer Lungenembolie

sowie einer Lungenentzündung vorgebeugt werden kann. Die tägliche Heparinspritze

allein reicht als Antithrombosebehandlung nicht aus.

In den ersten Tagen nach der Transplantation wird noch sehr häufig Blut

abgenommen. Bestimmt werden Nierenwerte, Entzündungswerte, Elektrolyte, das

Blutbild und die Medikamentenspiegel der Immunsuppressiva.

Wundklammern oder normale Hautnähte werden im Gegensatz zu anderen

operativen Eingriffen erst nach zwei bis drei Wochen entfernt. Dies geschieht da die

Wundheilung unter der Einnahme der erforderlichen Medikamente etwas

verlangsamt ist. Selbstauflösendes Nahtmaterial muss nicht entfernt werden. Nach

Entfernung sämtlicher Drainagen kann geduscht werden. Wannenbäder sollten

frühestens drei Wochen nach der Operation gewagt werden, da sie die Haut stark

aufweichen und dadurch Hautinfektionen entstehen können.

Page 34: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

34 .

Um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen sollten Änderungen des

Allgemeinbefindens wie Glieder-, Kopf- oder Magenschmerzen, Druckgefühl im

Wundbereich oder Brustkorb sowie innere Unruhe oder Herzbeschwerden sofort dem

medizinischen Personal mitgeteilt werden.

1.12 Immunsuppression

Schon vor und während der Operation ist die Einnahme von Medikamenten

erforderlich, die das Erkennen des Fremdorgans und die Abstoßung durch das

Immunsystem des Empfängers verhindern. Diese Medikamente hemmen aber auch

die die körpereigene Abwehr. In der Anfangsphase ist daher eine gewisse Isolierung

des Patienten empfehlenswert. Besucher sollten unbedingt frei von Infektionen sein.

Durch Kontakte wie Händeschütteln können Krankheitserreger eingeschleppt

werden, die bei einem abwehrgeschwächten, frisch transplantierten Patienten zu

schweren Infektionen führen. Das Risiko verringert sich wenn die

Medikamentendosen in den nächsten Wochen herabgesetzt werden.

Um das Abwehrsystem bei Transplantation zu unterdrücken, stehen verschiedene

Medikamente zur Verfügung, die an verschiedenen Stellen des Immunsystems

angreifen. Für jeden Patienten wird ein individuelles Konzept zusammengestellt. 14

13.Komplikationen durch Infektion

Durch jede medikamentöse Behandlung, die die Abstoßungen des transplantierten

Organs verhindert, wird auch die körpereigene Abwehr gegen Viren, Bakterien und

Pilze behindert.

1.13 Wundinfektion

Besonders die hoch dosierte Gabe von Kortison und Zellproliferations-Hemmern führt

häufig zu Wundheilungsstörungen. Bakterien finden in dem meist feuchten

Wundmilieu optimale Bedingungen für eine schnelle Vermehrung. Falls es bei der

14 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 70-75

Page 35: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

35 .

Operation zur Verletzung von Lymphgefäßen kommt und sich eine Lymphfistel

ausbildet, liegen auch hier in optimale Lebensbedingungen für Bakterien vor.

2.13 Lungenentzündung

Bei allen größeren Operationen ist die Lungenentzündung eine gefürchtete

Komplikation. Schon bei Gesunden sind die Bronchien mit Bakterien besiedelt, bei

gesteigerter Schleimproduktion der Bronchien nach einer Narkose vermehren sich

diese. Raucher sind besonders gefährdet. Regelmäßige Atemtherapie und Abhusten

von Schleim stellt die wirksamste Prophylaxe dar. Bei immusupprimierten Patienten

ist die Gefahr der Lungeninfektion besonders groß, weil das Abwehrsystem in der

Schleimhaut der Bronchien nicht vollständig funktioniert.

3.13 Harnwegsinfektion

Durch die Einlage eines Katheters in Harnleiter oder Blase können die auf der Haut

vorkommenden Bakterien in die Blase gelangen. Dies kann zu Harnwegsinfektionen

führen. Um solche Infektionen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können,

werden mehrfach Urinproben entnommen. Harnwegsinfektionen verlaufen oft ohne

wesentliche Krankheitssymptome und machen sich meist nur durch eine

Temperaturerhöhung und häufigen, manchmal schmerzhaften Harndrang bemerkbar.

Sind die Infektionen stärker, können auch die harnpflichtigen Substanzen im Blut

ansteigen und Schmerzen im Transplantatlager entstehen. Die Bakterien können

sich nicht nur in der Harnblase, sondern auch im Nierenbecken ausbreiten. Um dem

Fortschreiten eines Harnwegsinfektes vorzubeugen, wird häufig eine antibiotische

Behandlung eingeleitet. Wenn Harnwegsinfektionen öfters auftreten, sollte man nach

Ursachen wie Rückfluss des Urins von der Blase in die Transplantatniere oder

übermäßige Stauung im Nierenbecken suchen.

4.13 Pilzinfektion

Auf jeder Schleimhaut befinden sich geringe Mengen von Pilzen. Das Pilzwachstum

unterliegt einem natürlichen Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abbau. Bei einer

Hemmung des Abwehrsystems können vermehrt Pilze in der Speiseröhre, auf der

Mundschleimhaut und in den Bronchien wachsen. Auch Infektionen der Atemwege

mit Aspergillen wurden schon beobachtet. In diesem Zusammenhang ist die

Einhaltung eines absoluten Rauchverbots sehr bedeutend. Auch die Körperhygiene

Page 36: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

36 .

spielt eine große Rolle. Als Vorbeugung sollten Waschlotionen mit einem neutralen

PH-Wert verwendet werden.

5.13 Virusinfektionen

Die Cytomegali-Virus-Infektion (CMV) ist oft eine speziell unter Immunsuppression

auftretende Erkrankung. 50 bis 75 % der Bevölkerung sind Träger des Virus,

meistens ohne zu erkranken. Die Infektion verläuft meist völlig unbemerkt. Durch

eine Organtransplantation kann der Virus mit der transplantierten Niere von einem

„positiven“ Spender, der den Virus in sich trägt, auf einen „negativen“ Empfänger

übertragen werden. Unter der Immunsuppression nach der Transplantation kann er

sich dann vermehren und sogar eine schwere Infektionskrankheit hervorrufen. Neben

Glieder- und Kopfschmerzen können Temperaturerhöhung mit Magen- Darm-

Beschwerden, erhöhte Leberwerte oder Lungenentzündungen auftreten.

Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten belegen auch einen Zusammenhang

zwischen akuten Organabstoßungen und CMV-Infektionen. Zur Behandlung werden

Virostatika verabreicht.

Eine Herpes-Simplex-Infektion (flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf der Lippe oder im

Genitalbereich) kann unter Immunsuppression auf größere Haut- und

Schleimhautbezirke übergreifen. Durch lokale Salbenbehandlungen oder Gaben von

Virostatika lässt sich die Infektion gut therapieren. Eine weitere Infektion durch

Herpes-Viren ist die Gürtelrose . Die Bläschen sind oft entsprechend dem

Nervenverlauf nur auf eine Körperseite- oder Stelle beschränkt. Diese Infektionen

sind häufig mit stechenden und brennenden Schmerzen verbunden. Durch lokale

Behandlung können sie gut behandelt werden.

Unter Immunsuppression kann auch eine bereits überstandene Hepatitis wieder in

Erscheinung treten oder eine neue Infektion entstehen. Auffällig sind ein Anstieg der

Leberwerte, beginnende Gelbfärbung der Haut, Entfärbung des Stuhls oder

Braunfärbung des Urins. 15

15 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 97-99

Page 37: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

37 .

14. Nachsorge

Durch Ärzte, Pflegepersonal und Physiotherapeuten wird der Patient schon während

des stationären Aufenthaltes dazu angewiesen, immer mehr Verantwortung für seine

transplantierte Niere und die dafür erforderliche Behandlung zu übernehmen. Bei der

Messung und Dokumentation von Blutdruck, Körpertemperatur, Puls, getrunkener

und ausgeschiedener Flüssigkeitsmenge sowie Art und Dosis der eingenommenen

Medikamente wird er vom Pflegepersonal geschult und führt diese Tätigkeiten bald

selbständig durch. Alle Werte werden täglich in einem Tagebuch vermerkt. Dadurch

können sich der Patient und das medizinische Personal bei Rückfragen oder

Komplikationen rasch über den Ablauf der letzten Tage orientieren. Das

Transplantationszentrum ist in der Regel rund um die Uhr besetzt, damit können viele

Anfragen des Patienten eventuell schon telefonisch beantwortet werden. Im

Zweifelsfall sollte man sich aber schnellstens mit dem behandelnden Arzt in

Verbindung setzen.

Nach Abschluss der stationären Behandlung erfolgt in der ersten Phase nach der

Transplantation zwei- bis dreimal pro Woche eine ambulante Kontrolle beim

behandelnden Nephrologen oder in der Ambulanz des Transplantationszentrums.

Bei stabiler Transplantatfunktion reichen danach in der Regel Kontrollen in vier- bis

sechswöchigen Abständen aus. Neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung

werden bei den ambulanten Kontrollen Blutabnahmen zur Bestimmung wichtiger

Laborparameter und Urinuntersuchungen durchgeführt um vermehrte

Eiweißausscheidung oder Harnwegsinfekte auszuschließen. Weiters werden

Ultraschalluntersuchungen zum Ausschluss einer Lymphozelle oder eines Aufstaus

des Nierenbeckens und Duplex-Untersuchungen zur Bestimmung der

Nierendurchblutung durchgeführt. Die Art und Dosis der Medikamente wird bei jeder

Kontrolluntersuchung neu geprüft und falls notwendig angepasst. In einem

abschließenden Gespräch werden auch noch eventuell neu auftretende Fragen und

Probleme besprochen. 16

16 vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 100-101

Page 38: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

38 .

15. Nierentagebuch

Hier sind ein paar Auszüge vom Nierentagebuch meines Onkels:

Phantastisch – ich bekomme eine Spenderniere!

Im Sommer 2005 hatte ich immer größere Probleme mit meiner rechten Niere. Die

linke arbeitete schon seit Jahren nicht mehr – die rechte auch nur noch zu ca. 40%.

Die Leistung der Niere wurde jedoch von Jahr zu Jahr immer schlechter.

Im September 2005 ging es mir sehr schlecht – ich musste am 13. September ins

Landeskrankenhaus Klagenfurt. Nach kurzer Untersuchung war die Diagnose klar:

• akutes Nierenversagen und daraus resultierend

• sofortige Blutwäsche und warten auf eine

• Nierenspende

Ich verbrachte ganze 52 Tage im Krankenhaus; in dieser Zeit ging es mir nach

anfänglichen Problemen eigentlich von Tag zu Tag besser – durch die Dialyse

(Blutwäsche) konnte ich wieder aufstehen, spazieren gehen und einigermaßen am

Leben teilnehmen.

Dialyse-Shunt:

Mitte Oktober 2005 wurde ich dann an meiner linken Hand operiert – mir wurde ein

“Dialyse-Shunt” angelegt. Dadurch war es erst möglich, meine Blutwäsche erträglich

zu gestalten. Bis dahin hatte ich einen Anschluss in meiner Halsvene und musste die

4-stündige Dialyse vollkommen bewegungslos ertragen.

Was ist nun ein Shunt ?

Bei Dialysepatienten wird künstlich ein Shunt (oder auch arteriovenöse Fistel)

angelegt, um ein dickvolumiges Gefäß zur Verfügung zu haben, mit dem man eine

Hämodialyse durchführen kann. Dieses Verfahren wurde 1960 von Belding Scribner

entwickelt.

Page 39: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

39 .

Dialyseshunts sind für Patienten mit einer schweren Nierenfunktionsstörung

(Niereninsuffizienz) überlebenswichtig.

Die erste Operation verlief leider nicht erfolgreich, weil der Shunt nicht funktionierte –

ich war sehr enttäuscht und verzweifelt, weil ich endlich aus dem Krankenhaus

wollte.

In dieser schweren Zeit stand mir meine Ex-Gattin Annemarie (wir hatten uns im

Sommer nach 5 Jahren Ehe einvernehmlich getrennt) mit ihrer Hilfsbereitschaft,

Güte, Anteilnahme und Freundschaft unverrückbar zur Seite. Sie hat mich fast jeden

Tag im Krankenhaus besucht, mir Mut zugesprochen und mich wieder aufgebaut.

Ich musste also noch einmal operiert werden. Der 2. Shunt funktionierte Gott sei

dank reibungslos; somit konnte ich dann nach 52 Tage am 4. November 2005 das

Krankenhaus wieder verlassen.

Natürlich musste ich auch weiter jeden 2. Tag zur Hämodialyse , wobei ich diese

ambulant in der Dialysestation des Herrn Dr. Jilly in Klagenfurt durchführen lassen

konnte. Durch meine Krankheit habe ich leider auch meine Arbeit verloren. Ich war

nicht mehr in der Lage, meinen Beruf auszuüben.

Warten auf eine Spenderniere:

Nachdem ich mehrere Untersuchungen über mich ergehen lassen musste, kam ich

auf die Warteliste für eine Organtransplantation.

Ich musste nun also 3x in der Woche zur Blutwäsche. Meine große Hoffnung war,

dass ich bald eine Spenderniere bekomme.

3. Juni 2006 – der heißersehnte Anruf ist da!!

Ich ging weiter zur Dialyse – immer in der Hoffnung, bald eine Spenderniere zu

bekommen. Mir war bewusst, dass in Österreich die durchschnittliche Wartezeit bis

zu 2 Jahren beträgt. Am Samstag, dem 3. Juni kam dann der Anruf, welcher mein

Page 40: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

40 .

Leben wieder lebenswert gemacht hat. Gegen 11,00 Uhr vormittags wurde ich von

der Ordination Dr. Jilly verständigt, dass für mich eine Spenderniere vorhanden wäre.

Ich musste noch zur Dialyse nach Klagenfurt – dann ging es mit dem Rettungswagen

nach Wien ins AKH (Allgemeines Krankenhaus). Auch bei dieser Fahrt war meine

Ex-Gattin Annemarie dabei und hat mir Mut zugesprochen. Ich möchte ihr auch dafür

noch einmal extra danken!!

Nach entsprechender Vorbereitung begann dann am Sonntag, dem 4. Juni 2006 um

06,00 Uhr in der Früh meine Operation. Die Spenderniere kam mit dem Flugzeug aus

Brüssel. Ich erfuhr nur soviel über den Spender, dass dieser Mann 40 Jahre alt und

bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war.

Die Operation dauerte ca. 4 Stunden und ich erwachte gegen 14,00 Uhr des gleichen

Tages aus meiner Narkose. Die Spenderniere funktionierte sofort und nahm sogleich

ihre Arbeit auf und begann die Giftstoffe aus meinem Körper zu filtern und

ausscheiden.

Ich war nach kaum einem Tag bereits auf den Beinen und konnte nach 12 Tagen das

Krankenhaus in Wien mit einer neuen und voll funktionsfähigen Niere verlassen. Ich

konnte mein Glück zuerst gar nicht fassen und brauchte einige Tage, um das

Geschehene zu verdauen.

Das Leben mit einer Spenderniere ist einfach fantastisch!!

Wie wertvoll die Gesundheit ist, erkennt man daran, dass es sehr viele

Krankheiten, aber nur eine Gesundheit gibt…

Page 41: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

41 .

16. Nachwort

Durch die direkte Betroffenheit in meiner Familie hat mich das Thema

Organspenden, in meinem Fall konkret die Nierentransplantation jahrelang begleitet

und durch meine Maturaarbeit noch stärker vor Augen geführt, wie wichtig

Organspenden sind.

Mir wurde noch bewusster, welch großes Glück mein Onkel Franz hatte, denn viele

Menschen warten jahrelang und oft auch vergeblich auf eine Niere. Es gibt viel zu

wenig Nierenspender oder aber die Nierentransplantation ist nicht erfolgreich und die

Niere wird wieder abgestoßen.

In den meisten Ländern Europas wird man nur durch einen Organspenderausweis

zum Spender und die meisten Menschen denken bei Lebzeiten gar nicht über dieses

Thema nach. Nur in Österreich und Spanien ist die Gesetzeslage anders, nämlich

dass man automatisch Organspender ist, nur eine Patientenverfügung kann das

verhindern.

Meinem Onkel wurde durch die Nierentransplantation wieder Lebensqualität

geschenkt und ich bin sehr glücklich darüber zu sehen, wie diese Operation sein

Leben zum Positiven verändert hat. Auf diesem Wege möchte ich mich bei ihm recht

herzlich für die Unterstützung bei meiner Maturaarbeit bedanken. Durch die

persönlichen Gespräche wurde für mich vieles noch verständlicher.

Für mich persönlich steht fest, dass ich mich auf jeden Fall als Organspenderin zur

Verfügung stelle, mein Ableben soll wenigsten noch anderen Menschen weitere

Lebenszeit schenken. Sollte es die Situation einmal erfordern, werde ich sicherlich

auch über eine Lebendorganspende nachdenken.

Page 42: Maturaarbeit Carina Sadjak - Nierentransplantation

42 .

Bildverzeichnis

Abb1. http://www.eesom.com

Abb2. http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

Abb3. http://www.wissen.de

Abb4. http://www.nierenratgeber.de

Quellenverzeichnis

Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn

Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann,

Der Dialyse-Ratgeber, Prof. med. Heide Sperrschneider

http://www.medizinfo.de/

www.transplant.at/organtransplantation

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre, dass ich diese vorwissenschaftliche Arbeit (Facharbeit) als „Fachspezifische Themenstellung“ eigenständig und ausschließlich unter Zuhilfenahme der in der Bibliographie angeführten Fachliteratur verfasst habe.

Klagenfurt, im März 2010

Carina Sadjak

Diese Arbeit wurde gemäß der VWA-Standards für den Ausbildungsschwerpunkt „Gesundheit und Soziales“ an der WIMO Klagenfurt begleitet und begutachtet von:

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Prof. Mag. Ulrike Turrini-Hammerschlag Datum der Begutachtung: 21. März 2010 Unterschrift des Begutachters: