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Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. (Lk 1,46f.) Professjubiläum ist für mich wie das Innehalten an einem Aussichtspunkt bei einer Bergwanderung. Dankbar schaue ich zurück auf den Weg, der hinter mir liegt. Ich erinnere mich, wie alles begann, an die Verheißung, mit der Gott mich zum Aufbruch verlockt hat, an die Menschen, die ein großes oder kleines Stück des Weges mit mir geteilt haben. 1990 Einkleidung in St. Hildegard/Eibingen Im Rückblick kann ich deutlicher wahrnehmen, wie ich geführt und auch getragen wurde – und dass Gott mich nie im Stich gelassen hat. In der Profess habe ich mich gebunden an diesen Gott und an den klösterlichen Weg in meiner Gemeinschaft, und vor allem habe ich ihn singend gebeten: Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben, und lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung. Diesen Gesang, das „Suscipe“, wiederholen wir immer, wenn wir unser Profess-Versprechen erneuern, uns neu ausrichten auf den Weg, der weitergeht. Bei meinem Jubiläum richtet sich der Blick nicht nur zurück, auf das, was war, sondern auch nach vorne. Was liegt noch vor mir? Was kann ich beitragen, damit mein Weg gelingen kann? Ich vertraue meine Hoffnung Gott an, dass ich schließlich ganz ankommen darf und endgültig angenommen bin bei ihm. Feierliche Profess 1995 in Marienrode Den Weg gehe ich nicht allein für mich, sondern inmitten unserer Klostergemeinschaft, inmitten unserer Gemeinde, inmitten der Kirche. So freue ich mich über alle, die mit mir, mit uns, an diesem Tag gefeiert und das Erbarmen Gottes gepriesen haben, der uns alle in seiner Liebe aufnehmen will. Denn der Mächtige hat Großes an uns getan, und sein Name ist heilig. (vgl. Lk 1,48)

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Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. (Lk 1,46f.) Professjubiläum ist für mich wie das Innehalten an einem Aussichtspunkt bei einer Bergwanderung. Dankbar schaue ich zurück auf den Weg, der hinter mir liegt. Ich erinnere mich, wie alles begann, an die Verheißung, mit der Gott mich zum Aufbruch verlockt hat, an die Menschen, die ein großes oder kleines Stück des Weges mit mir geteilt haben.

1990 Einkleidung in St. Hildegard/Eibingen

Im Rückblick kann ich deutlicher wahrnehmen, wie ich geführt und auch getragen wurde – und dass Gott mich nie im Stich gelassen hat. In der Profess habe ich mich gebunden an diesen Gott und an den klösterlichen Weg in meiner Gemeinschaft, und vor allem habe ich ihn singend gebeten:

Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben, und lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung.

Diesen Gesang, das „Suscipe“, wiederholen wir immer, wenn wir unser Profess-Versprechen erneuern, uns neu ausrichten auf den Weg, der weitergeht. Bei meinem Jubiläum richtet sich der Blick nicht nur zurück, auf das, was war, sondern auch nach vorne. Was liegt noch vor mir? Was kann ich beitragen, damit mein Weg gelingen kann? Ich vertraue meine Hoffnung Gott an, dass ich schließlich ganz ankommen darf und endgültig angenommen bin bei ihm. Feierliche Profess 1995 in Marienrode Den Weg gehe ich nicht allein für mich, sondern inmitten unserer Klostergemeinschaft, inmitten unserer Gemeinde, inmitten der Kirche. So freue ich mich über alle, die mit mir, mit uns, an diesem Tag gefeiert und das Erbarmen Gottes gepriesen haben, der uns alle in seiner Liebe aufnehmen will. Denn der Mächtige hat Großes an uns getan, und sein Name ist heilig. (vgl. Lk 1,48)