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Mineralogie, » I n das ew'ge Dunkel nieder Steigt der Knappe, der Gebieter Giner unterird'schen Welt. Gr, der stillen Nacht Gefährte, Athmet tief im Schooß der Erde, Den kein Himmelslicht erhellt. Neu erzeugt mit jedem Morgen Geht die Sonne ihren Lauf. Ungestört ertönt der Berge Uralt Zauberwort: Glück auf!« Theodor Körner. httlf» miltel Kopp, H., Einleitung in die Kristallographie. Mit 22 Kupfertafeln und 7 lithografthirten Tafeln. 2. Nust. gr. 8. Braunschroeig, Fr. Virweg u. Sohn. 2 Tlilr. 20 Sgr. Naumann, Prof. C. F., Elemente der theoretischen Krystallographie. Mit SS Holzschnitten, ^r.«. Leipzig, W. Engelmann. 1856. g Thlr. Vlum, I . N. Lchrbnch der Oryktognosie;^nnt »«3 krysiattographischen Figuren, gr. 8. Stuttgart. Schwei^erbart. »te Auflage. 1854. 2 Thlr. 15 Sgr. Nammelsbera, Lehrbucb der Krystallographie. i«b2. 2 Thlr. 20 Sgr. Tuenstedt, F. A., Handbuck, der Mineralogie. i-2te Äuft. M i t vielen Holzschnitten, gr. <?. Tübingen, Laupp. 1855. 4 Thlr. Za Sgr. Blum, I . N., Handbuch der Litholugie oder Gesteinölohre. Mit 50 Figurrn. gr. 3. Erlangen. Gnke. 1860. 2 Thlr. ssotta, B., Leitfaden und Vademccum der Geognosie ?c. Dresden, Arnold. l«49. 2 Thlr. i^Sgr. V o g t , E., Lehrbuch der Geologie und Pctrefattenknndc. 2 Vde. Äe Aufl. Mit 113V in den Text eingedruckten Holzschnitten u. 16 Kupfertafeln, gr. S. Vraunschweig, Fr. Vieweg und Sohn. Vogt, C.,'Grundriß der Geologie. Vraunscbweig, Fr. Nieweg und S'hn. i«6tt. 2 Tl,lr. istSgr. De la Beche, Eir H., Vorsckule der Geologie. M i t üb« 300 Holzschnitten. Vraunschweig, Fr. Le onharb, K. C. von^'eologie oder Naturgeschicl'te der Erde auf allgemein faMche Weise ab« gehandelt. Mit Stalilstichen. - «. Ctuttgarr, Lchwei^erl'art. is^e — 44. 15 Thlr. Vach, H., Geologische Karte von Ecntralcuropn. Ttuttgart, I95l». 2 Thlr. W Sgr. Vronn, Letli^e^ z»eossnc)»Uel>., oder Abbildung und Beschreibung der Versteinerungen. 2te Auss» Vollständig mit Atlas. 43 Thlr. ^>ie Mineralogie ist die Wissenschaft von den in ihrer Masse gleichartigen Ge- I Anständen der Erde, die wir M i n e r a l e nennen.

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Minera log ie ,

» I n das ew'ge Dunkel niederSteigt der Knappe, der GebieterGiner unterird'schen Welt.Gr, der stillen Nacht Gefährte,Athmet tief im Schooß der Erde,Den kein Himmelslicht erhellt.Neu erzeugt mit jedem MorgenGeht die Sonne ihren Lauf.Ungestört ertönt der BergeUralt Zauberwort: Glück a u f ! «

Theodor Körner .

httlf» m i l t e l Kopp, H., Einleitung in die Kristallographie. Mit 22 Kupfertafeln und 7 lithografthirten Tafeln.2. Nust. gr. 8. Braunschroeig, Fr. Virweg u. Sohn. 2 Tlilr. 20 Sgr.

Naumann , Prof. C. F., Elemente der theoretischen Krystallographie. Mit SS Holzschnitten, ^r.«.Leipzig, W. Engelmann. 1856. g Thlr.

V l u m , I . N. Lchrbnch der Oryktognosie; nnt »«3 krysiattographischen Figuren, gr. 8. Stuttgart.Schwei erbart. »te Auflage. 1854. 2 Thlr. 15 Sgr.

Nammelsbera, Lehrbucb der Krystallographie. i«b2. 2 Thlr. 20 Sgr.Tuenstedt, F. A., Handbuck, der Mineralogie. i-2te Äuft. Mit vielen Holzschnitten, gr. <?.

Tübingen, Laupp. 1855. 4 Thlr. Za Sgr.B l u m , I . N., Handbuch der Litholugie oder Gesteinölohre. Mit 50 Figurrn. gr. 3. Erlangen.

Gnke. 1860. 2 Thlr.ssotta, B., Leitfaden und Vademccum der Geognosie ?c. Dresden, Arnold. l«49. 2 Thlr. i^Sgr.Vogt, E., Lehrbuch der Geologie und Pctrefattenknndc. 2 Vde. Äe Aufl. Mit 113V in den Text

eingedruckten Holzschnitten u. 16 Kupfertafeln, gr. S. Vraunschweig, Fr. Vieweg und Sohn.

Vogt , C.,'Grundriß der Geologie. Vraunscbweig, Fr. Nieweg und S'hn. i«6tt. 2 Tl,lr. istSgr.De la Beche, Eir H., Vorsckule der Geologie. Mit üb« 300 Holzschnitten. Vraunschweig, Fr.

Le onharb, K. C. von^'eologie oder Naturgeschicl'te der Erde auf allgemein faMche Weise ab«gehandelt. Mit Stalilstichen. - «. Ctuttgarr, Lchwei^erl'art. is^e — 44. 15 Thlr.

Vach, H., Geologische Karte von Ecntralcuropn. Ttuttgart, I95l». 2 Thlr. W Sgr.V ronn , Letli^e^ z»eossnc)»Uel>., oder Abbildung und Beschreibung der Versteinerungen. 2te Auss»

Vollständig mit Atlas. 43 Thlr.

^>ie Mineralogie ist die Wissenschaft von den in ihrer Masse gleichartigen Ge- IAnständen der Erde, die wir M ine ra le nennen.

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2 Mineralogie. — Einlei tung.

Dieselben erscheinen insofern gleichartig, als am Minerale ein Theil demanderen vollkommen gleich ist« Niemals trifft man an demselben jene eigen/thümlichen Gebilde, welche O r g a n e heißen, und bei Pflanzen und Thieren ge-wisse Zwecke erfüllen, die nothwendig sind, damit der Gegenstand als solcherbestehe. Daher heißen auch die Minerale unorganische Körper. Esistdaruminder Hauptsache einerlei, ob wir große oder kleine Massen eines Minerals be-trachten. Ein faustgroßes Stück Sandstein giebt uns eine ebenso gute Vorstellungvon dessen besonderen Eigenschaften als ein großer Block, als ein Sandstein-gebirge« Ein Bergkrhstall, der eine Linie lang ist, erscheint ebenso vollkommen,als ein anderer, der die Länge eines Zolles oder Fußes hat.

! Wir haben in §. 7 der Chemie gesehen, daß die ganze Erdmasse dieSumme von nur sechszig einfachen Stoffen oder Elementen ist. I n Folge derjenen Stoffen einwohnenden chemischen Verwandtschaft find diese in mannich-fachster Weise mit einander verbunden, und nur selten als einfache Stoffe an-zutreffen. Von dieser Betrachtung ausgehend, ist die Mineralogie zunächst nichtsAnderes, als die Lehre von den in der Natur vorkommenden chemischen Ver-bindungen. I n der That ist dieses auch theilweise der Fal l , und in der Chemiehaben wir bereits eine Anzahl solcher natürlicher chemischer Verbindungen näherkennen gelernt, und auf andere hingewiesen«

Doch in der großen Werkstatt der Natur wirkte auf die Elemente undihre Verbindungen nicht allein die chemische Anziehung. Eine Menge vonKräften und Einflüssen traten mit oder nach derselben auf, und so treffen wirdenn auf Reihen mineralischer Gebilde, die sich vom chemischen Gesichtspunkteallein weder an sich, noch im Verhältniß zu anderen auffassen und erklärenlassen.

Die Minerale erscheinen demnach in zwei Hauptgruppen, die sich wohlvon einander unterscheiden. Ein Theil derselben hat alle Eigenschaften voll-kommen ausgebildeter chemischer Verbindungen, was sich namentlich durch ihrebestimmte chemische Zusammensetzung und Krystallform ausspricht. Man nenntdieselben die eigentlichen oder einfachen Minerale, und ihre WissenschaftM i n e r a l o g i e im engeren Sinne oder Ory t tognos ie»

Eine andere Reihe von Mineralen hat dagegen eiuen wesentlich verschie-denen Charakter. Sie sind entweder geradezu wohlerkcnnbare Gemenge einfacherMinerale, oder, wenn.sie auch in ihrer chemischen Zusammensetzung jenen äbn^lich sind, so ist doch niemals die Kryftallfsrm an ihnen vollkommen ausgebildet.Sie treten nicht als abgegränzte Einzelheiten auf, sondern in Massen. Diesel-ben werden mit dem Namen der gemengten M i n e r a l e , Gesteine odciF e l s a r t e n bezeichnet, und da sie nicht allein an sich, fotckerwHuch in ihremVerhalten gegen einander und zur Erdmasse, sodann in ihrer Entstehung undBildung der Betrachtung werth erscheinen, so macht dies den zweiten Theildieser Wissenschaft, die Geognosie mit der G e o l o g i e aus. '

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Oryktogiwsie.

I. Die Lehre von den einfachen Mineralen.

Oryktognosie.

Die erste Anforderung, die wir an die Mineralogie machen, ist die, daß sie 4uns sichere Merkmale angebe, woran die Minerale sich erkennen und als beson-dere Arten bestimmen lassen. Von jeher hat man verschiedene Kennzeichen auf-gestellt, wonach dieselben unterschieden und geordnet werden. Solche sind vor-zugsweise: 1. die Ges ta l t ; 2. die physikal ischen und 3. die chemischenEigenschaften der Minerale. Erst nachdem man sich über diese verständigt hat,kann man beginnen, mit ihrer Hülfe die Beschreibung der Minerale zu ver-suchen.

!. Gestalt der Minera le .

Wir haben sowohl in der Physik §. 24 als in der Chemie §. 24 gesehen, 5daß die kleinsten Theilchen der chemischen Verbindungen sich in bestimmten Rich-tungen anziehen und ordnen, so daß regelmäßige Körper entstehen, die manKrysta l le nennt.

Da nun ein and dasselbe Mineral stets in einer bestimmten Form kry-stallisirt, so ist diese ein sehr wichtiges und sicheres Erkennungsmittel derMinerale. Aber wie mannichfaltig find diese Krystallformen? Man betrachtenur eine Sammlung hon Mineralen und Hunderte verschiedener Formen wer-den dem Auge sich darbieten. Indessen lassen sich alle diese abweichenden Ge-stalten auf sechs sogenannte G r u n d f o r m e n zurückführen, und diese bilden mitden daraus abgeleiteten Formen sechs Krystallfamilien oder Systeme, die dasBereich einer besonderen Lehre, der K r y s t a l l o g r a p h i e , ausmachen.

Vewundcrnswerth ist die Regelmäßigkeit der von der Natur gebildeten 6Krystallformen. So zeigt uns z. B. Fig. 1 die Abbildung eines aus Kiesel-säure (Chemie §. 67) bestehenden Minerals, des sogenannten Be rgk rys ta l l s .Wir erkennen denselben als eine regelmäßige sechsseitige Säule, die oben undunten durch eine sechsseitige Pyramide zugespitzt ist. Je zwei benachbarte Säu-lenflächen dieses Krystalls schneiden sich in einem Winkel von 120" , und jezwei neben einander liegende Pyranudenstächen in einem Winkel von 133" 44".Solcher Beispiele höchst regelmäßiger Gestaltung könnten wir noch manche an-führen. Allein weit häufiger begegnet man Krystallen, bei welchen eine solcheVollkommenheit nicht vorhanden ist; mehr oder weniger erscheint dieselbe ge-stört, entweder durch mechanische Hindernisse, die geradezu die Ausbildnng'des

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4 Oryktognosie.

Krystalls nach gewissen Richtungen nicht zu Stande kommen ließen, was z. B.immer der Fall ist an der Stelle, wo derselbe auffitzt, oder es haben unbekannteUrsachen Abweichungen hervorgerufen, die wie eine Verzerrung der eigentlichenGestalt erscheinen. Eine solche erblicken wir in Fig. 2 , die ebenfalls einen

8

Bergkrystall darstellt. Doch herrscht selbst in den verzerrten Bergkrystallen nochdas ursprüngliche Bildungsgeseh, denn es behalten die Winkel benachbarterFlächen die oben angegebene Größe bei.

Bei Betrachtung der Krystalle sieht man ab von aller etwaigen Störungin ihrer Ausbildung, m m hält sich an die ideal-vollkommene Krystallgestalt.

Der Krystall ist sin Vieleck, nmgränzt von ebenen Flachen, die inK a n t e n und Ecken sich begegnend, mit diesen die sogenannten Beg rän -zungselemente desselben bilden. Kein Krystall hat weniger als 4 Flüchen,4 Ecken und 6 Kanten; die meisten haben deren eine größere Anzahl. DieFlachen bieten eine große Mannichfaltigkeit je nach Zahl und Größe ihre?Seiten und Winkel. Wir begegnen dem regelmäßigen Dreieck, dem Quadrat,der Raute, aber auch häufig den unregelmäßigen Dreiecken und Vierecken.Eigenthümlich ist es, daß das rechtwinkelige Dreieck und das regelmäßigeFünfeck niemals an Krystallen austreten. Gle ichwer th ige oder entspre-chende Begränzungselemente find solche, die in allen Stücken Uebereinstimmungzeigen und die insbesondere in gleicher Entfernung von dem M i t t e l p u n k tdes Krystalls sich befinden. Legen wir durch dessen Mittelpunkt Linien, welchezwei gegenüberliegende Begränzungselcmente, also zwei Ecken, oder die Mitttzweier Flächen oder Kanten des Krystalls verbinden, so haben seine Flacheneine symmetrische Lage gegen diese Linien. Man nennt L M e n die Achsendes Krystalls und legt sie bei der Beschreibung und Gintheilung d ^gestalten zu Grunde. Die Verhältnisse der meisten Krystalle werden durch dreiAchsen bestimmt; eine Reihe derselben hat jedoch 'vier Achsen.

Wir sehen in Fig. 3 den regelmäßigen Achtflächner oder, wie er in derFolge genannt wird, das regu läre Octa8der . Dasselbe hat 8 Fläche6 Ecken und 12 Kanten; Fig. 4 stellt das Achsensystem vor, welches diese:Krystallgestalt zu Grunde liegt. Es sind dies die drei gleichen und in ihremMittelpunkt m rechtwinkelig sich schneidenden Linien ao,bck und /^. Siebilden auf diese Weise ein sogenanntes Achsenkreuz, welches die Zeichnung,

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Krystallographie. 5

insofern unvollkommen darstellt, als die Achse / Z verkürzt erscheint. ZumStudwm dieser Verhältnisse setzt man sich aus Stäbchen oder Drähten Modellezusammen. Denken wir uns die Endpunkte des vorstehenden Achsenkreuzes

durch Linien verbunden — was am Modell durch gespannte Fäden geschehenkann — so stellen diese die Kanten des Octasders vor, welche, wie man sieht,acht gleiche und regelmäßige Dreiecke begränzen; alle Ecken dieses Octasderssind einander vollkommen gleich und dasselbe ist die Grundform des regulärenKrystallsystems.

Man sieht leicht ein, daß diese Regelmäßigkeit sofort verschwindet, wennin der Länge einer oder mehrerer Achsen oder in den Winkeln am Mittelpunktdie geringste Aenderung eintritt.

Man giebt bei Betrachtung einer Krystallform einer ihrer Achsen die senk-rechte Stellung und nennt dieselbe die Hauptachse. Da im regulären Systemalle drei Achsen gleich sind, so ist es einerlei, welche man als Hauptachse nimmt;die übrigen Achsen werden alsdann Nebenachsen genannt. I n Fig. 4 istsonach a s die Hauptachse; öci und/Z? sind Nebenachsen. I n den folgendenSystemen wo ungleiche Achsen vorkommen, wählt man als Hauptachse meistdiejenige, welche größer oder kleiner ist als die Nebenachsen. Letztere liegen ineiner Ebene, welche die B a s i s oder Grundebene des Krystalls heißt.

I n Hinsicht auf die Benennung der Begränzungselemente ist noch zubemerken: Die Sei tenf lächen sind parallel der Hauptachse; die Sche i te l -flächen laufen in den Endpunkten der Häuptachse zusammen; Endflächensind solche, in deren Mittelpunkt die Endpunkte der Hauptachse liegen; Flächen,die ein und derselben Achse parallel find, bilden zusammen eine Zone. DieLinien, in welchen zwei Flächen sich schneiden, heißen Kan ten ; sie bilden miteinander den K a n t e n w i n k e l . D ieSche i te lkanten laufen in den Endpunktender Hauptachse zusammen und bilden daselbst die Scheitelecken; die S e i t e n -kanten find der Hauptachse parallel; die übrigen Kanten heißen Randkanten.

Man unterscheidet einfache Krystallformen, welche nur gleichnamige oder 9doch nur wenige ungleichnamige Flachen haben — und zusammengesetzteFormen, deren Flächen verschieden sind und zwei oder mehr Gestalten ange-hören; letztere werden auch Comb ina t i onen genannt. Die abgelei tetenFormen entstehen aus den Grundformen, indem Theile der ersteren nach be-

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6 Orpktognoste.

stimmten Gesetzen durch Schnitte hinweggenommen werden. Es geschieht diesesdurch Hinwcgnahme der Ecken oder Kanten, oder durch Zuspitzung und Zu,schärsung derselben. Fig. 5 zeigt uns die Enteckung, Fig. 7 die Entkantung

des Octasders. Wird m beidenFällen mit dcrHinwegnahme fort-gefahren, bis zum gänzlichen Ver-schwinden der Octa6derstächen, sobleibt im ersten Falle ein W ü r f e lübrig, während aus der Entkamtung das Rhombendodecaeder(Rauten-Zwölfflächner) Fig. 8hervorgeht, eine der schönstenKrystallgestaltcn. Auch erkennt

man, wie aus Fig. 5 , durch Wachsen oder Ausdehnung der Abstumpfungs-stäche, bis zur gegenseitigen Dülchschmidung der Würfel, Fig. 6, entsteht.

Würfel und Rhombosder sind alsoeinfache, vom Octasder abgeleitete undzum System desselben gehörige Gestal-ten; zugleich stellt Fig. 5 eine Combi-nation des Octasders mit dem Würfeldar. Stumpfen wir umgekehrt die achtEcken des Würfels ab, so geht aus dem-selben wieder einQctaFder hervor«

Es fördert das Verständniß ungemein, wenn man sich aus Seife, Kar-toffeln oder sonst passendem Material diese Gestalten schneidet und daran die er-wähnten Schnitte ausführt. Auch lassen sich solche Versuche an Mineralenanstellen; es gelingt in der That, aus einem Krystallwürfel des F lußspa thsein Octaeder herauszuschlagen und das innere Gefüge der Minerale entsprichtdiesen Beziehungen ihrer Krystallsysteme so daß sie nach den entsprechendenRichtungen, welche S p a l t u n g s f l ä c h e n , B lä t te rdurchgänge heißen, sichvorzugsweise leicht trennen lassen.

! l ) Jedes Octatzder läßt sich betrachten als eine vierseitige Doppelpyramide;denken wir uns bei dem OctaederFig. 9 die Fläche o und die ihr entspre-chende Hintere Fläche der oberen Pyra-mide nach allen Seiten sich ausdehnend,so werden dieselben in der Kante ab sichbegegnen und schneiden. Wenn gleich-zeitig dasselbe bei der Fläche n undihrer entsprechenden Hinteren Fläche der

unteren Pyramide stattfindet, so werden sich diese vier wachsenden Flächen inden sechs Kanten a b , as , a<H und i>6, ecl, <öb schneiden und eine dreiseitigePyramide, Fig. 1 0 , das sogenannte Te t raeder Merflächncr) bilden. Auf

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Krystallographie. 7

solche Weise abgeleitete Gestalten werden Ha lb f lächner oder Hemisder ge-nannt, zur Unterscheidung von den Vo l lges ta l ten oder Ho loede rn .

Die Namen der Krystallgestalten werden dmchgehends aus dem griechisHen 1 iWorte "Ksära,«", das Sitz oder SitzfiäKe bedeutet, in Verbindung mit Zahl-wörtern gebildet und bezeichnen somit die Anzahl der vorhandenen Flächen,z.B.Tetraeder (Vierflächner), Hexaeder (Sechsfiächner), Octasder (Achtflächner), Dode-casder (Zwölfftächner). Oefter wird den also gebildeten Namen die Bezeichnungder Art der vorhandenen Krystallsiächen vorgesagt, z. B. Pentagon-Dodecaeder(Fünfeck-Zwolfstächner), Rhomben-Dodecaeder (Rauten-gwölfflächner). Mitunterwerden auch aus der Stereometrie entnommene kürzere Namen gebraucht, wiefast immer W ü r f e l für Hexasder; ödet Namen, die von einem Mineral ent-lehnt sind, an welchem die betreffende Krystallform besonders ausgezeichnetauftritt, wie G r a n a t o s d e r für Rhomben-DodecaSder, da der Granat dessenGestalt, hat.

Auch sind zu noch kürzerer Bezeichnung der Krystallformen Zeichen ein-geführt worden. Zunächst drückt Man das gegenseitige Verhalten der Achsen dergegebenen Form durch Buchstaben aus und hält dabei fest, daß ein mit den-selben gebildetes Kreuz die Lage der Flächen der Krystallgestalt bestimmt. Wirerinnern, daß das reguläre Octatzder drei gleiche, rechtwinkelig, sich schneidendeAchsen hat und daß jede OctaVderfläche jede dieser Achsen in einem Punkteschneidet; setzen wir eine derselben gleich «, so ist auch jede andere gleich a , sieverhalten sich folglich wie a zu a zu «. Das reguläre Octasder wird daherausgedrückt durch die Formel <» : c» : cr, wofür man jedoch das kürzere Zeichen0 gesetzt hat.

Beim W ü r f e l finden wir zwar dasselbe Achsenverhältniß, allein die End-punkte seiner Achsen liegen in der Mitte seiner Flächen. Daher schneidet jedeWürfelstäche nur eine Achse; die beiden anderen Achsen würden sie erst in un-endlicher Entfernung schneiden, d. h. sie ist mit denselben parallel. Man setztdeshalb das Zeichen der Unendlichkeit (<w) vor die Achsen, welche von den Flä-chen der Krystallgcstalt nicht berührt werden. Der Würfel erhält demnach dieFormel: a : co <U: 20 a oder das Zeichen <n 0 «o «

Bei den Systemen mit ungleichen Achsen werden diese mit verschiedenenBuchstaben bezeichnet, wozu noch CoMcienten für die Hauptachsen und Neben-achsen kommen.

Die Ha lb f lächner werden in der Gestalt von Brüchen dargestellt.

-^ ist dcr Halbstächner des OctaLders, das Tetraeder.

Als Hülfsmittel des Studiums der Krystallographie dienen zunächst die 12Zeichnungen der Krystallgestalten. Die Ausführung derselben hat mancheSchwierigkeit. Es liegt in der Natur der Sache, daß in der Zeichnung gewisseTheile verkürzt erscheinen und andere, nämlich die Hinteren Flächen, verdecktsind. Man verzichtet daher in der Regel auf eine durch Licht und Schattengehobene, körperliche Abbildung und zeichnet die Krystalle, als ob sie vollkommen

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8 Oryktognosie.

durchsichtige Körper wären, so daß auch die Kanten der Rückseite durch punktirteLinien angedeutet werden. Dabei stellt man die Hauptachse senkrecht, richteteine Nebenachse auf den Beschauer, giebi ihr dann eine gewisse Drehung nachlinks und zeichnet hierauf die Gestalt nach den Regeln der Projectionstehre.Dieselbe lehrt auch die Entwerfung der sogenannten Krystal lnetze. Fig. 11Zeigt das Netz des Octatzders. Man legt dasselbe auf weißen Karton, sticht mit

einer Nadelspltze die Eckpunkte durch und trägt die Zeichnung über. Die aus-gezogenen Linien werden ganz durchgeschnitten, die punktirten zur Hälfte. Dieacht Flächen lassen sich jetzt aminanderlegen und verkleben, und bilden dasKrys ta l lmode l l eines Octaeders. Das S . 1 angeführte Werk von Koppenthält 57 solcher Netze zur Anfertigung der wichtigsten Krystallgestalten.Sammlungen von KrhstallmodeUen aus Holz oder Pappdeckel können durch die§. 36 bezeichneten Handlungen bezogen werden. Die Papiermache-Fabrik vonFleischmann in Nürnberg liefert das Stück zu 2 Groschen. Für den Unter-richt vorzüglich geeignet sind die von F. Thomas in Siegen gefertigten und zubeziehenden Glaskrystallmodelle.

Für die Bestimmung eines Krystalls ist die Kenntniß der Größe der anihm auftretenden Winkel nöthig. Bei größeren Krystallen können dieselbendurch Anlegung eines Winkelmessers oder Handgoniometers gemessen wer-den. Bei sehr kleinen Krystallen geschieht dies vermittelst des Re f lex ions -goniometers .

13 Die Krystalle sind erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts' der wissen-schaftlichen Betrachtung unterworfen worden. H a u y , ein Franzose, stellte daserste Krystallsystem auf. Eine wesentliche Weiterentwickelung erhielt die Kry-stallographie durch deutsche Mineralogen, von welchen Weiß, Mohs , Rose,Naumann und Hausmann vorzugsweise zu nennen sind. I n vorherrschenderGeltung ist,das nachfolgende von Weiß aufgestellte System, mit mehrfachen

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Krystallographie. 9

nachträglichen Modificationen und Ergänzungen in Benennung und Bezeich-nungsweise.

Uebersicht der Krhstallshsteme.

H.. Systeme mit horizontaler Basis (s. §. 8).

n.. D r e i Achsen, die sich sämmtlich unter rechten Winkeln schneiden. 14

1. Alle Achsen find gleich: NsF i i l ä rss 8M5Oin ; oder tessulates,

auch Tesseral-, d. i. Würfelsystem.2. Nur zwei Achsen sind gleich: Z w e i - und einachsiges oder

CNkÄrÄtigokSs System.3. Alle Achsen sind ungleich: E i n - und einachsiges oder rkoiu.»

digokes System.b. V ier Achsen; drei gleiche Nebenachscn schneiden sich unter Winkeln

von 60" und sind senkrecht zur Hauptachse, die größer oder kleiner ist.4. D r e i - und einachsiges oder k.sxQ3QNQiss System.

N. Systeme mit schiefliegender Basis.

Alle drei Achsen sind ungleich; eine oder beide Nebenachsen schneiden dieHauptachse schiefwinkelig.

5. Zwei Achsen schneiden sich schiefwinkelig und beide werden vonder dritten Achse rechtwinkelig geschnitten. Z w e i - und e in -g l iedr iges oder monokl inometr isches, auch k l i n o r k o m -diso!iS8 V^gtsin.

6. Alle Achsen schneiden sich unter schiefen Winkeln: G i n - undeingl iedr iges oder t r ik l inometr isches, auch NinOrtzoiu.-'doid igoksg System.

Das r ssn iä r s .8?35siu. bietet den größten Reichthum von Gestalten. 15Als Beispiele führen wir einige der wichtigeren mit Beifügung ihrer Zeichen,sowie bekannterer Minerale an, die in diesen Formen krystallisiren.

1. Das Octasder, 0 , Fig. 12. (Magneteisen; Alaun; Rothkupfererz;Salmiak; Spinell; Flußspath). 2. Der W ü r f e l oder das Hexaeder, n 0 w ,ffig. 13. (Vleiglanz; Flußspath; Kochsalz; Schwefelkies). 3. Eine Combina-

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10 Oryktognosie.

tion beider, in der sich der Kobaltkies findet, ist Fig. 5 abgebildet; Fig. 14zeigt die Combination derselben im Gleichgewicht, 0 . <n () <n die beim Blei-glanz und salpetersauren Bleioxyd vorkommt. 4. Das RhombendodecaL-der, <n0 , Fig. 15. (Granat). 5. Seine Combination mit dem Octaedcr,O.co 0 (s. Fig. 7 ) , findet sich beim Alaun und Rothkupfererz. 6. DasIcos i te t rasder Merundzwanzigflächner), auch Trapezoödcr oder Leuzitoeder

genannt, 2 0 2 , Fig. 16, (Leucit und Analcim). 7. Das Tetraeder, -

Fig. 17, und Combinationen desselben treten häusig beim Fahlerz und Bora-cit auf. (S. S . 63).

16 Die Grundform des HuMrabiso l iS i i I ^g tsn i s ist das Quadra t -Octaeder, Fig. 18, welches aus zwei Pyramiden mit quadratischer Grund-fläche gebildet ist und mit V bezeichnet wird. Man geht hierbei von einemOctasder aus, dessen Hauptachse gleich 1 angenommen wird und auf welchesdie stumpferen und spitzeren Octaeder, Fig. 19 u. 20, sich beziehen, deren

Hauptachsen kürzer oder länger sind als 1, jedoch in einem einfachen, rationalen

Verhältnisse zu derselben stehen; ihre Zeichen sind daher ^ - ? und -^-I>. Als/2 ^

Beispiele des Vorkommens der Grundform an Mineralen sind anzuführen: dasSchwarz-Manganerz und das Hartmanganerz.

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Krystallographie. ^

Denkt man sich ein QuadratoctaLder mit unendlich langer Hauptachse, sowerden die durch Berührung seineroberen und unteren Pyramidenstächen gebildetenKantenwinkel gleich 0 und es entsteht die quadratische S ä u l e n ? , Fig.21 (auch quadratisches P r i s m a genannt), deren Seitenflächen parallel derHauptachse sind. Da dieselben weder oben noch unten zusammenlaufen, so bil-den sie eine sogenannte offene Krys ta l lges ta l t , die erst durch das Hinzu-treten von Combinationsflächcn ihre Begränzung erhält. Die Hauptachse kannjedoch auch unendlich verkürzt, d. i. gleich 0 sein und entsteht alsdann die so-genannte gerade Endfläche 0 ? , Fig. 22, die natürlich nicht für sich allein,wohl aber an Krystallen dieses Systems auftritt.. (S . Fig. 24).

Man hat ferner bei Krystallgestalten dieses Systems das Vorkommen vonSäulen beobachtet, bei deren Betrachtung nicht eine Kante (wie bei Fig. 21)nach vorn gerichtet erscheint, sondern eine Fläche; die Achsen derselben verbindenauch nicht die Kanten, sondern die Mittelpunkte gegenüberliegender Flächen.Sie werden quadratische Prismen zweiter O r d n u n g genannt und erhaltendas Zeichen n I > n . ^

Combinationsformen des quadratischen Systems treten auf am Zinnstein,Honigstein, Zirkon; ferner am arsen-sauren Kal i , Fig. 23 , und Blut-laugensalz, Fig. 24.

Die Halbflächner der Quadrat-I>

octaödcr werden Sphenoi'de -^genannt und finden sich am Kupfer-kies.

Das rkomb igoks L^stsiu. hat 17als Grundform das Rhombenocta 6-der, !>,.Fig. 25, dessen drei Achsen ,

ungleich, aber rechtwinkelig zu einander find. Achnlich, wie beim vorher-gehenden System werden hier spitzere und stumpfere Octaöder und rhombischeSäulen abgeleitet und bezeichnet. Da hier jedoch alle Achsen ungleich sind,so kann eine beliebige als Hauptachse gewählt werden; an Krystallen nimmt

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Ü3 Oryktognofle.

man hierzu diejenige, welcher die meisten Flächen desselben parallel gehen.Bei Betrachtung dieser Formen stellt man die Hauptachse senkrecht; die län-gere Nebenachse, Macrodiagonale genannt, wird quer vor den Beobachtergehalten, die kürzere oder Brachydiagonale, gegen denselben gerichtet.Der durch die Nebmachstn gelegte basische Hauptschnit t ist ein Rhombus(Raute). Man unterscheidet bei diesem System vert icale P r i smen , <»I>,Fig. 26 , und hor izoNtale P r i s m e n , ^ < » . Letztere entstehen, wenndie querliegende Macrodiagonale unendlich ist und werden auch M m e n (vonDoma, Dach) genannt (s. Fig. 27). -

Bei einer großen Anzahl von Mineralen und chemischen Verbindungenfinden wir die Formen des rhowbischen Systems, so die Grundform vorzüglichbeim Schwefel; Combinationen verschiedener Art beim: Kupferglanz, Arsenikkies,

schwefelsauren Kali, Salpeter, Glauberfalz, Schwerspath, Weißbleierz, Arragonit,Zinkvitriol, Bittersalz, Höllenstein, Topas, Harmotom, Staurolith u. a. m.

18 Die Grundform des kSXNFonQisn I ^ s i n g ist das Hexagonal-Dodecaeder oder die sechsseitige Doppelpyramide I>, Fig. 28.

Auch hier unterscheidet man, je nach dem Verhältniß der Hauptachse zuden Nebenachsen, spitzere und stumpfere Pyramiden, und bei unendlich vertan-

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Krystallographie. 13

gerter Hauptachse entsteht die sechsseitige S ä u l e ao l>, Fig. 29, die in Com-bination mit der Pyramide eine der gefälligsten Krystallformen bildet (Fig. 1),welche häusig am Quarz, sowie beim Apatit beobachtet w.ird.

Eine wichtige hemiödrische Form dieses Systems entsteht, wenn diewechselnden Flächen 7», s, n der Doppelpyramide Fig. 30 , sowie die drei ent-sprechenden Flächen der Hinteren Seite wachsen bis zur gegenseitigen Dmch-schneidung; es entsteht das angedeutete, von sechs congruenten Rhomben be-gränzte Rhombo6der R , Fig. 3 1 , das vorzüglich am Kalkspath für sichund in Combinationen auftritt.

Zum hexagonalen System gehörige Formen haben die Krystalle vomNasser. Eisenglanz,, Eisenspath, Zinkspath, Saphir, Apatit, salpetersaurenNatron u. a. m.

Die Krhstallgestalten des MwoMoll id igc3i i .SN 8^Otsm.g beziehen sich 19auf drei ungleiche Achsen, von welchen zwei unter schiefen Winkeln sich schnei-den, die dritte aber rechtwinkelig zu den beiden anderen steht. Man wählt jedochbei Betrachtung derselben nicht diese Letztere als Hauptachse, sondern eine derschiefwinkeligen Achsen, well die Krystalle häufiger in der entsprechenden Rich-tung prismatisch sich ausgebildet vorfinden. Stellt man eine also gewählteAchft senkrecht, so ist der basische Hauptschnitt, d. h. eine durch die Nebenachsengelegte Ebene schiefwinkelig zur Hauptachse geneigt; seine Form ist rhombisch.

Construiren wir durch Anlegung von Flächen an ein Achsenkreuz diesesSystems ein Octasder, kl inorhombische P y r a m i d e , ^ ? , genannt, F ig .32,so entsteht die ideale Grundform desselben, die jedoch an Krystallen nicht vor-kommt. Ihre Begränzungselemente sind sehr verschiedenartig, da an derselbendreierlei Kanten und Ecken und zweierlei Flächen vorhanden find, nämlich viergrößere und vier kleinere, so daß eine solche Pyramide als aus zwei halben,sogenannten Hemipy ramiden , zusammengesetzt erscheint. Die KrystallgHaltendieses Systems sind vorzugsweise klinorhombische Prismen und Domen (schieferhombische Säulen), combinirt mit den Flächen einer Hempyramide, und eine

große Anzahl von Mineralen und chemischen Verbindungen gehören demselbenan, wie z. B. der Gyps, Fig. 3 3 , der Eisenvitriol, Fig. 34 (s. f. E. ) , der

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14 Oryktoguosie.

Zucker, Fig. 35 , die Soda, Fig. 36 , der Mdspath, der Augit, die Hornblende u. a. m.

Das Zeichen det klinorhombischen Pyramide ist ^ I > , indem die vordereHemipyramide mit - i - ? , die Hintere —1> bezeichnet wird.

M Da dem ^1wOck0indOMi8<3iz.srl. Z^gtsmo drei Achsen unterlegt werden,welche sämmtlich ungleich sind und schiefwinkelig sich schneiden, so entstehtdaraus eine, große Unregelmäßigkeit der hierher gehörigen Krystallgestalten, sowieeine nicht geringe Schwierigkeit in der Bestimmung, Zeichnung und Beschrei-bung derselben. Sie kommen im Ganzen selten vor und als ein bekannteresBeispiel führen wir den Kupfervitriol, Fig. 37, an.

21 ' Zw i l l i ngsk r ys ta l l e entstehen, wenn zwei Krystalle in gewisser Weisemit einander verwachsen, indem z. B> zwei Krystalle in einer Fläche der ArtvereWgt sind, daß sie zu einander und zur Verwachsungsstäche eine gleiche undsymmetrische Lage haben. Dabei kommen die Krystalle jedoch meist nicht voll-ständig zur Ausbildung, indem sie theilweise gleichsam ineinanderstecken; derZwilling gewinnt daher häusig den Anschein, als ob ein Krystall halbirt und

die Hälften so auseinander gelegt worden wären, wie wenn ein in der Hälsce ge-öffnetes Buch bis zur Berührung der Decken rückwärts aufgeschlagen wird.

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Krystallographie. 15

Fig. 38 zeigt uns diesen Fall beim Gtzps vorkommend. Auch durchwachsensich die Krystalle förmlich und kreuzen sich, wie bei Fig. 3 9 , in der wir einenDurchkreuzungszwilling des S t a u r o l i t h s erblicken. (S . S . 45).

Mi t der Iwill ingsbildung ist nicht zu verwechseln eine Zusammenhäufungvon Krystallen, welche in der Mineralogie als Krys ta l ld ruse oder Drusebezeichnet wird. Sehr kleine, insbesondere die nadclförmigen und blätterigenKrystalle bilden hausig sehr eigenthümliche Gruppirungm, indem sie oft strahligkugelförmig gelagert sind, oder allerlei Gestalten bilden, worunter die baum-förmigen, dendrit isch genannt und die blumenartigen am Eise der Fenster-scheiben beobachtet werden.

Als Regel gi l t , daß ein und derselbe Körper, fei er nun ein einfacher 22Stoff oder eine chemische Verbindung aus mehreren, stets in solchen Gestaltenkrystallistrt, die einem und demselben Krystallsystcm angehören. Verschiedene M i -nerale, die in denselben Gestalten krystallisiren, werden isomorph, d . i . gleich-gestaltig genannt, und schon in der Chemie §. 95 und 136 ist der I s o -morph ismus besprochen worden. Isomorphe, dem rhombischen Systeme an-gehörige Minerale sind z. B. der Arragonit, Witherit, Strontianit und dasWeißbleierz.

Es fehlt jedoch nicht an Beispielen, daß Körper in Formen auftreten, diezwei verschiedenen Krystallsystemen angehören und daher d imorph genanntwerden. Dhr natürlich vorkommende und aus Auflösungen krystallifirendeSchwefel z. B. bildet rhombische Pyramiden, während alle bei Abkühlung desgeschmolzenen Schwefels entstehenden Krystalle dem künorhombischen Systemeangehören. P o l y m o r p h e Stoffe sind solche, deren Krystalle auf mehr alszwei Grundformen zurückführbar sind und kommen selten vor.

Eigenthümliche Erscheinungen des Mineralreichs sind die Pseudockor-phosen oder AfterkryftaUe, bei welchen die Krystallform dem chemischen Gehaltenicht« entspricht. Sie entstehen auf verschiedene Weise. Der Eisenkies (Zwei-fach-Schwefelciscn, 1^82) krystallisirt in Würfeln und wandelt sich durch äußerstlangsame Zersetzung um in E isenoxydhydra t , ^ ^ ' l l O , ohne daß dieForm hierdurch im mindesten geändert erscheint, obwohl das Letztere dem rhom-bischen System angehört und keineswegs dimorph ist. Andere Pseudomorphosenentstehen mehr auf mechanischem Wege, indem Krystalle von einer erhärtendenMineralmasse umhüllt und nachher durch ein Lösungsmittel entfernt werden.Füllt sich die alsdann bleibende hohle Form der früher vorhandenen Krystalle miteiner fremden Substanz, so nimmt diese eine ihr nicht entsprechende Gestalt an.

Die Pseudomorphosen sind daran kenntlich, daß ihr inneres Gefüge,HreSpaltungsflachcn, der äußeren Form nicht entsprechen.

Schon in z. 6 wurde gesagt, daß die Krystalle selten in ganz regelmäßiger 23Weise ausgebildet sind, und in der That begegnet man bei den Mineralen häu-fig den unvol lkommenen Krys ta l l f o rmen . Entweder sind bei diesen ge-wisse Flächen vorherrschend geworden, oder andere durch Auslagerung und Ver-wachsung nicht zu Stande gekommen, oder es ist die Krystallisation Überhaupi

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16 Oryktognosie.

so unvollkommen, daß sie zwar ersichtlich ist, jedoch bestimmte Krystallgestaltennicht erkennen läßt. Man bezeichnet diesen Fall als den krystallinischenZustand und es erscheinen krystallinische Minerale als eine Anhäufung von kleinen,unvollkommen ausgebildeten Krystallen, die körnig, platt oder länglich sind, welchementsprechend die leicht verständlichen Bezeichnungen von grob- oder feinkörnigen Mi-neralen, von Blättern, Schuppen, Spießen, Nadeln, Haaren u. a. m. angewendetwerden. Mitunter kann der krystallinische Zustand erst mit Hülfe des Vergrößerungs-glases erkannt werden und wo dies nicht der Fall ist, haben wir ein unkrystal -l inisches oder dichtes Mineral vor uns. ßo z. B. findet man den kohlen«sauren Kalk (Chemie z. 86) vollkommen krystallisirt als Ka lkspa th ; kry-stallinisch als M a r m o r und unkrystallinisch oder dicht als Kreide.

2. Physikalische Eigenschaften der Minerale.

24 Da die Form nicht immer ausreicht, um ein Mineral zu bestimmen, sohat man noch andere Merkmale zu Hülst genommen, wie namentlich den Z u - ^sammenhang, die Dichte und die Farbe der Minerale und ihr weiteres^Verhalten zum Lichte, sowie zur E l e k t r i c i t ä t und zum Magnet ismus.Man versteht hierunter die physikalischen Eigenschaften des Minerals.

Zusammenhang (Cohärenz).

25 Nur äußerst wenige Minerale sind flüssig oder weich; die große Mehrzahlderselben ist fest, und an diesen hat man besonders die Spaltbarkeit, den Bruchund die Härte zu berücksichtigen.

S p a l t b a r ist ein Mineral, wenn es eine krystallinische Bildung hat. I ndiesem Falle sind seine Theile in bestimmter Weise gelagert, so daß sie nach ^einer Richtung weniger Zusammenhang zeigen als nach der anderen, etwa so!wie Holz der Länge nach sich leichter spalten läßt als in der Quere. Manunterscheidet sehr verschiedene Stufen der Spaltbarkeit, denn es läßt sich z. B.der G l i m m e r in die dünnsten Blättchen spalten. Durch die Spaltung ent-^stehen immer mehr oder minder ebene Flachen.

Der B-ruch oder die Bruchstäche kommt da zum Vorschein, wo ein un-spaltbares Mineral oder ein spaltbares, der Spaltungsrichtung entgegen, gewalt-'sam zerbrochen wird. Er hat bei vielen Mineralen ein sehr charakteristischesAnsehen, denn er ist entweder eben oder uneben, oder muschlig, wie z. B.beim Feuerstein. Auch ist er s p l i t t e r i g , hak ig , oder zackig und endlich ist ersehr oft e rd ig , wie bei der Kreide und vielen anderen.

Die Här te der Minerale wird bei ihrer Beschreibung besonders berücksich-tigt. Manche find so hart, daß die beste Feile sie nicht angreift, andere so we-nig hart, daß man sie mit dem Fingernagel ritzen kann. Dazwischen liegenviele Stufen, die sich nicht wohl beschreiben lassen. Von zwei Mineralen istnatürlich dasjenige das härtere, welches fähig ist, das andere zu ritzen, ohnevon diesem selbst geritzt zu werden. Man hat nun zehn bekanntere Minerale zueiner sogenannten Härtescala in der Weise neben einander gestellt, daß jedes

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Kennzeichenlehre. ' 1 ?

derselben sein vorhergehendes ritzt, von seinem folgenden aber selbst geritzt wird.Hierdurch erhält man vom weichsten Mineral, dem Talk, bis zum härtesten,dem Diamant, 10 Härtegrade, die durch die entsprechenden Nummern bezeichnetwerden. Diese sind nun:

Härte 1. — Talk; 6. — Feldspath;< 2. — Gyps, oder Steinsalz; 7. — Quarz;3. — Kalkspath; 8. ^n Topas;4. — Flußspath; . 9. ^ K o r u n d ;5. — Apatitspath; 10. — Diamant.

Heißt es nun z. B., ein gewisses Mineral hat die Härte 7, so wissen wir,daß es die des Quarzes ist. I m Allgemeinen ist es leicht festzuhalten, daßeine niedere Zahl eine geringe, die höhere Zahl die größere Härte bezeichnet.Auch merke man sich als praktische Regel, daß die Minerale bis zum Grade 8von der englischen Feile angegriffen werden, bis 6 von einer Stahlklinge ge-ritzt werden, über 6 mit dem Stahle Funken geben und bis zu 3 mit demFingernagel sich ritzen lassen.

D i e D i c h t e d e r M i n e r a l e.

Die Dichte oder das specifische Gewicht eines Körpers ist, wie die Physik 26§. 19 lehrte, das Gewicht eines Raumtheiles desselben, verglichen mit dem Ge-wicht eines gleichen Raumtheiles Wasser. So ist die Dichte des Bleies — 1 1 ,da ein Kubikzoll Blei 11 mal so viel wiegt, als ein Kubikzoll Wasser. Eswurde dort bereits der Werth der Kenntniß der specifischen Gewichte angedeutet,denn da unter gleichen Umständen ein Körper stets eine und dieselbe Dichtehat, so ist sie ein sehr wesentliches Merkmal, namentlich der Minerale. Manhat deshalb mit der größten Sorgfalt und wiederholt die Bestimmung ihrerDichten und zwar in der Regel bei -s- 14<>R. vorgenommen. Aus den Anga-ben der Chemie können wir jetzt schon im Allgemeinen entnehmen, daß Mine-rale, welche eine größere Dichte besitzen, schwere Metalle enthalten.

D a s V e r h a l t e n de r M i n e r a l e zum L ich t .

Als eine große Mannichfaltigkeit verschiedener Körper besitzen die Minerale 27ein sehr ungleiches Verhalten zu den Lichtstrahlen, indem manche sie durch-lassen und zugleich ablenken oder brechen, und andere dieselben in besondererWeise zurückwerfen. Dahin gehören die Durchsichtigkeit, das Brechungsver-mögen, der Glanz und die Farbe der Minerale.

Die Durchsicht igkei t ist entweder vollkommen, was namentlich bei wohlausgebildeten Krystallen der Fall ist, und wenn sie an einem Mineral zugleichmit Farblosigkeit auftritt, so wird dasselbe wasserhel l genannt. GeringereGrade der Durchsichtigkeit bezeichnet man durch die Ausdrücke: halbdurch-

II< 2

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1ö Qrpktognosie.

sichtig, durchscheinend, an den Kan ten durchscheinend, bis un-durchsichtig.

Das Lichtbrechungsvermögen (Physik §. 168) kann natürlich nur anvollkommen durchsichtigen Krystallen beobachtet werden. Es ist sehr verschieden,indem z. B. die Edelsteine das Licht sehr stark brechen, während dies bei ande-ren Mineralen nur in geringem Grade der Fall ist. Eigenthümlich ist diesogenannte doppel te S t rah lenb rechung . Viele Minerale brechen nichtallein den einfallenden Lichtstrahl, sondern trennen ihn in zwei Theile, die inbesonderen Richtungen weiter gehen, st daß man von einem schwarzen Strich,den man in gewisser Richtung durch den Krystall betrachtet, zwei Bildersieht. Der Kalkspath ist das bekannteste Mineral, bei welchem die doppelteStrahlenbrechung besonders deutlich fichtbar ist. Die doppelte Strahlenbrechungfindet sich niemals an Mineralen, welche im regulären System krystallisiren.

Auch findet sie bei anderen Krystallen nicht injeder Richtung statt. Wählt man solche, die demquadratischen und hexagonalen Systeme angehören,so läßt sich an denselben eine gewisse Linie nach-weisen, parallel welcher keine doppelte Brechungstattfindet, und diese Linie heißt die optischeAchse des Krystalls. Sie hat Beziehung zurkrystallographischen Achse desselben und die hierhergehörigen Krystalle werden optisch-einachsigeKrys ta l le genannt. Die übrigen Krystalle sindoptisch-zweiachsig, da an ihnen zwei Linienaufzufinden sind, welchen parallel hindmchgcsehcnein Strich nicht doppelt erscheint. Beim Kalk-spath fällt die optische Achse.zusammen mit derHauptachse des Krystalls. Schleift man an einemsolchen, wie bei Fig. 40 angedeutet ist, die stumpfenEcken hinweg und legt die entstandene Schnitt-stäche auf einen schwarzen Strich, so erscheint der-selbe nicht verdoppelt.

Eine wichtige praktische Anwendung wird vondünnen Plättchen gemacht, die man parallel zurHauptachse aus den Krystallen eines Mineralsgf-schnitten hat, das T u r m a l i n genannt und späterbeschrieben wird. Solche Plättchen besitzen näm-lich die Eigenschaft, das Licht zu po la r i s i r en(Physik §. 183), und zwei derselben, wie Fig. 41zeigt, umdrehbar in Drahtringe gefaßt, bilden alssogenannte Tu rma l i nzange einen kleinen Po-larisationsapparat. Zwei solche Plättchen, «boc?und s/F/z, Fig. 42, erscheinen durchsichtig, wennsie so auf einander gelegt werden, daß ihre Kry-

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Kennzeichenlehre. 29

stallachsen, welchen die Schraffirung entspricht, parallel sind. Dreht man hier«auf die eine Platte so lange, bis beide Achsen zu einander rechtwinkelig find,Fig. 43, so nimmt die Durchsichtigkeit fortwährend ab, bis sie zuletzt ganz ver-

schwindet. Schiebt man nunzwischen die ge-kreuzten Platten den Krystall eines M i -nerals, so bleibt die Dunkelheit, wenndas Mineral nicht doppelt brechend war;sie verschwindet dagegen, wenn es dop-pelt brechend ist. Optisch einachsigeMineralplättchen zeigen zwischen den ge-kreuzten Plättchen kreisrunde farbigeRinge mit einem dunklen Kreuz; optischzweiachsige Krystalle geben elliptische

Farbenringe mit zwei dunklen Streifen. Man hat demnach in der Turmalin-zange ein wesentliches Hülfsmittel bei krystallographischen Bestimmungen.

Ebenso befindet sich im Zusammenhang mit der Krystallform die eigen-thümliche Erscheinung, daß man beim Betrachten einfarbiger Krystalle nach ge-wissen Richtungen v ersch iedene Färbungen wahrnimmt; man bezeichnet dieselbeals D i ch ro i smus . Reguläre Krystalle haben keinen Dichroismus; an qua-dratischen und hexagonalen treten zweierlei, an denen der anderen Systeme so-gar dreierlei Farben auf.

Der Glanz der Minerale ist abhängig von der Beschaffenheit ihrer Ober- 28stäche. Er ist um so vollkommener, je mehr diese sich der Beschaffenheit einesSpiegels nähert. Feine Risse, Unebenheiten:c. bedingen jedoch besondere E i -genthümlichkeiten des Glanzes, daher dieser nach Art und Stärke eine besondere,leicht verstandliche Bezeichnung erhielt.

So unterscheidet man: M e t a l l g l a n z , D i a m a n t g l a n z , G l a s g l a n z ,Wachs- oder Fe t t g l anz , Pe r lmu t t e rg l ang und Seidenglanz. Man be-zeichnet ferner die Minerale als starkglänzend, g länzend, wenig g l ä n -zend, schimmernd und mat t , welch Letzteres z. B. beim erdigen Bruch derFall ist.

Die Farbe wird bei den Mineralen durch die Ausdrücke angegeben, derenwir uns gewöhnlich zu ihrer Bezeichnung bedienen. Als sogenannte Hauptfar-ben sind Weiß, G r a u , Schwarz, B l a u , G r ü n , Ge lb , Ro th , B r a u nangenommen, zwischen welchen nun eine Menge von Mischfarben in allen mög»lichen Abstufungen liegen. Man hat für diese eine sogenannte Farbenscala,ähnlich wie die Härtescala entworfen, indem man die Farbe eines bestimmtenMinerals mit einem besonderen Namen bezeichnete.

Besonders bemerkenswert!) erscheint noch der St r ich eines Minerals, d. h.diejenige Farbe, die zum Vorschein kommt, wenn man dasselbe mit einem här-teren Körper ritzt, oder wenn man es auf einem weißen Körper streich:. DieserStrich ist in der Regel Heller als die Farbe des Minerals, wie z. B. der Man-gamt fast schwarz ist, auf Papier aber einen braunen Strich giebt. Oefter

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20 Orykwgnoste.

stimmt die Farbe des Minerals mit der seines Striches überein, häusig abcrgeben lebhaft gefärbte Minerale ganz blaffe oder selbst farblose Pulver.

Manche andere Farbcnerscheinungen, wie das Sch i l l e rn oder O p a l i -siren und das Spielen in Regenbogenfarben oder I r i s i r e n kommen wenigerhäusig vor. Das fa rb ige und das bunte A n l a u f e n der Minerale, bei wel-chem man häufig die schönsten taubenhalsigen, pfauenschweisigen Farbenspielewahrnimmt, rührt davon her, daß die Oberfläche des Minerals einen fremd-artigen dünnen Ueberzug, meist durch beginnende Oxydation erhalten hat.Einige Minerale haben die Eigenschaft, unter gewissen Umständen, z. B. wennsie etwas erwärmt oder längere Zeit von der Sonne bestrahlt werden, im Dun-keln einen schwachen Lichtschein zu verbreiten, was man das Phosphorescirennennt.

Verha l ten der M i n e r a l e zu E lek t r i c i t ä t und Magnet ismus.

W Die Physik lehrt uns (§. 194), daß alle Körper zwei Gruppen bilden,von welchen die eine solche Körper enthalt, die beim Reiben elektrisch werden,während dies bci den anderen nicht der Fall ist. Die ersteren werden daherselbstelektrische, die letzteren unelektrische Körper genannt. Die elektrischenKörper sind Nichtleiter, die unclektrischen dagegen Leiter der Elektricität. Zuwelcher Gruppe nun ein Mineral gehöre, läßt sich leicht durch Reiben desselbenund Annäherung an das elektrische Pendel nachweisen. I m Allgemeinen ge-hören die Minerale, die schwere Metalle enthalten, zu den unelektrischen Leitern,während die Nichtmetalle und die Verbindungen der leichten Metalle solcheMinerale bilden, die beim Reiben elektrisch werden und Nichtleiter oder Halb-leiter sind. ^

Magnetische Eigenschaften zeigen vcrhältnißmäßig nur wenig Minerale.Es sind dies, wie aus §. 184 der Physik hervorgeht, vorzugsweise diejenigen,welche Eisen enthalten. Die Annäherung des Minerals an die Magnetnadelgiebt sein Verhalten leicht zu erkennen.

V e r h a l t e n der M ine ra le zu Geruch, Geschmack und Gefüh l .

M Bei weitem die Mehrzahl der Minerale ist ohne besonderen Geruch« Bcieinigen ist derselbe jedoch vorhanden und sehr bezeichnend. Er rührt

. meist von eingcmcngten Stoffen, namentlich von Steinöl (Chemie §. 218) her,und wird mitunter erst fühlbar, wenn das Mineral geschlagen oder geriebenoder angehaucht wird. Beim Erwärmen verbreiten mehrere, wie arsen- undschwefelhaltige, einen eigenthümlichen Geruch in Folge chemischer Veränderung.

Geschmack haben natürlich nur die in Wasser löslichen Minerale, welchedic Minderzahl bilden. Er hängt von den chemischen Bestandtheilen ab, under ist daher rein salzig beim Steinsalz, b i t ter bei den Magnesia- oder Bitter-Ndesalzen, kühlend bei den salpetersauren Salzen u. s. w.

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Kennzeichenlehre. 2 l .Beim A n f ü h l e n verhalten sich manche Minerale eigenthümlich, indem sie

entweder rauh sich anfühlen, wie namentlich Lava-Gestein, oder f e t t i g , wasbeim Speckstein oder Talk der Fall ist. Einige, wie z. B. die Edelsteine, fühlensich ka l t an. Manche Minerale besitzen die Eigenschaft, Wasser mehr oderminder einzusaugen, und es giebt deren, die Letzteres mit solcher Stärke thun,daß sie am befeuchteten Finger oder an der Zunge hängen bleiben oder kleben,wenn sie damit berührt werden, was hauptsächlich die Thone thun.

3. Chemische Eigenschaften der Minerale.

Da wir die Minerale als in der Natur gebildet vorkommende chemische 31Verbindungen bezeichnet haben, so müssen sie folgerichtig die ihren Bestand-theilen angemessenen Eigenschaften haben, die sich namentlich bei der Zersetzungzu erkennen geben.

Wenn also Gestalt und physikalische Kennzeichen nicht ausreichen, um. einMineral zu erkennen und zu bestimmen, so nimmt man chemische Einwirkungenzu Hülfe. Die Fragen, die der Mineralog an die Chemie stellt, sind nunzweierlei: erstlich: welch? Stoffe sind in dem Minerale enthalten, und dann,wie v i e l ist von jedem vorhanden.

Die Beantwortung der letzteren Frage erfordert eine vollständige Zer-legung des Minerals in seine Bestandtheile und genaue Wägung der letzteren,welche Operation als q u a n t i t a t i v e Analyse bezeichnet wird. Sie erfordertstets einen großen Aufwand von Zeit und Sorgfalt.

Die q u a l i t a t i v e Ana lyse ist das Verfahren, das nur beantwortet,welche Stoffe irgend ein Körper enthält, und ist in der Regel rascher ausführ-bar, namentlich für den Mineralogen, der ja noch andere Hülfsmittel der Er-kennung hat. ' Er bedient sich deshalb so viel als möglich nur der einfachsten'chemischen Hülfsmittel, die er leicht überall hin mitnehmen und handhabenkann, und wählt vorzugsweise die zersetzende Eigenschaft der Wärme, und dieauflösende des Wassers und der S ä u r e n . Die Zuziehung der ersteren heißteine Untersuchung auf trockenem, die der letzteren auf nassem Wege.

Verha l ten der M i n e r a l e zur Wärme.

Die Wärme wird in verschiedenen Graden der Steigerung, vom bloßen 32gelinden Erwärmen bis zur stärksten Glühhitze, angewendet. Um letztere hervor-zubringen, dient das Lö th roh r , Fig.44(a.f.S.). Es ist aus Messing und bestehtaus dem längeren Theile ai>, gewöhnlich mit einem'Mundstück von Horn oderElfenbein bei a versehen; sodann aus dem erweiterten Lustbehälter sck, der auchzur Aufnahme der beim Blasen mitgeführten Feuchtigkeit dient, und aus derSpitze /<?, die eine kleine Platinhülse ^ mit seiner Oeffnung hat. Die Hand-habung des Löthrohrs ist aus Fig. 45 ersichtlich. Indem man vermittels des

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22 Oryktoguosic.

Löthrohrs in die Flamme eines Talglichtes oder einer Oellampe bläst, erreichtman im Kleinen, was der Schmied durch den Blasebalg bezweckt, nämlich die

Erzeugung einer starken Hitze auf einem beschränkten Raume. Die Lichtflammeerhält durch das Löthrohr eine kegelförmig zugespitzte Gestalt, und in dieseLöthrohrflamme bringt man jetzt kleine Stückchen oder sogenannte Löthrohr-proben des zu untersuchenden Minerals. Entweder wird die Probe in einerkleinen Zange mit Platinspitzen gehalten, oder man legt sie auf ein Stück wohlausgebrannter Holzkohle. Bei^ gelindem Erwärmen legt man häufig dieProbe in eine Glasröhre und erwärmt diese ohne Hülfe des Löthrohrs an einerWeingeistlampe.

Bei diesen Versuchen wendet man nun seine Hauptaufmerksamkeit auf dieSchmelzbarkeit und Flüchtigkeit der Probe und darauf ob sie der Löthrohr»stamme eine besondere Farbe ertheilt.

Die Schmelzbarkeit der Minerale ist sehr verschieden. Während einigeschon bei gelinder Wärme an der Lichtflamme schmelzen, wie manche Salze, sindandere erst in der stärksten Hitze und manche gar nicht schmelzbar. Man be-zeichnet dieses durch die Ausdrücke: sehr leicht — leicht — ziemlich schwer —schwer — sehr schwer schmelzbar und unschmelzbar.

Beim Schmelzen treten noch manche beachtenswerthe Erscheinungen auf,indem einige Minerale ruhig schmelzen, andere kochen,spritzen u. s. w. Die geschmolzene Masse ist entweder glasig oder schlackig, por-zellanartig, oder sie bildet ein Kügelchen oder Korn, was namentlich die Me-talle thun.

Flücht ige S t o f f e werden beim Erwärmen der Minerale sehr häusig aus-geschieden. Namentlich geben dieselben fast immer Wasserdampf ab, und es ist

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Kennzeichenlehre. 23

darauf zu achten, ob dieses Wasser bloß durch Anziehung oder chemisch gebundenes(Krystall- oder Hydratwasser, Chemie §. 33) war. Manche Minerale entwickelnGasarten, wie z. B. der Kalk Kohlensäure, der Braunstein Sauerstoff. Zugleichentstehen unter Mitwirkung des Sauerstoffs der Luft beim Glühen mancheneue Verbindungen. So überziehen sich die Bleierze leicht mit einem gelbenUeberzug von Bleioxyd, die antimonhaltigen mit weißem Antimonoxyd, dieschwefelhaltigen geben die am erstickenden Geruch leicht erkennbare schwefligeSäure und die arsenhaltigen die nach Knoblauch riechenden Dämpfe von arse-niger Säure.

D ie Farbe der Lö th rohr f lamme ist häusig ein vortreffliches Merkmal.Strontian ertheilt ihr eine purpurrothe, Kalk eine morgenrothe, Kali eineviolette, Natron eine hochgelbe, Bor und Kupfer eine grüne Flamme u. s. w.

Bis jetzt wurden die Proben nur hinsichtlich ihres Verhaltens in der Hitze 33betrachtet. Häufig nimmt man jedoch noch die Einwirkung chemischer Stoffezu Hülfe, die besondere Erscheinungen veranlassen. Solche find: der Sauerstoffder Luft, die als Unterlage dienende Kohle, die Gase des inneren Theils derLöthrohrflamme, das kohlensaure Natron, der Borax, das phosphorsaure Natron-Ammoniak und das Cyankalium.

Den Einfluß des Sauerstoffs der Luft haben wir bereits im §. 32 alseinen oxydirenden kennen gelernt. Zum Verständniß der Anwendung des Löth-rohrs muffen wir erinnern an die im K. 64 der Chemie gegebene Beschrei-bung und Erklärung der Flamme. Hiernach findet eine Verbrennung nur anihrem äußeren Saume und an der Spitze Statt, während im Inneren derselbensich wasserstoffhaltige und kohlehaltige Gase und Dämpfe befinden. Diese Gase,geneigt mit Sauerstoff sich zu verbinden, können daher leicht zur Entziehungdesselben — Desoxydation oder Reduc t ion genannt — verwendet werden.Es folgt hieraus, daß bei der Behandlung einer Probe vor dem Löthrohr esnur die Spitze der Flamme ist, die dem Sauerstoff Zutritt gestattet, und diedaher auch die Oxyda t ions f l amme des Löthrohres heißt. Wird dagegen dieProbe in den breiteren, inneren Theil der Flamme gebracht, der nicht leuchtendist, so wirkt dieser reducirend, wenn die Probe eine Sauerstoffverbindung ent-hält. Dieser Theil der Flamme wird die innere oder Reduct ionsf lammegenannt. So kann z. B. ein Stückchen Zinn an der äußeren Flamme leicht inweißes Oxyd verwandelt und in der inneren Flamme alsbald wieder zu einemmetallischen Korn reducirt werden. Die eigentliche Oxydationsflamme wird her«vorgebracht, wenn man die Spitze des Löthrohrs in die Flamme einführt.Fig. 46 ; sie ist spitz, blau und schwach leuchtend. Zur Hervorbringung derReductionsflamme, Fig. 47, wird das Löthrohr dem Saum der Flamme ge«

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24 Oryktognoste.

nähert und etwas schwächer geblasen. Sie ist breit, gelb leuchtend und beiweitem weniger Hitze gebend als die vorhergehende. Vorzüglich geeignet zuLöthrohrversuchen find schmale Gasflammen.

Nei Reductionsversuchen wird die Probe auf ein Stück Holzkohle gelegt,die eine wesentliche desoxydirende Mitwirkung äußert.

34 Zusätze von Soda und Borax zur Löthrohrprobe werden F l u ß m i t t e l ge-nannt, da sie zunächst die Herstellung leichter schmelzbarer Verbindungenbezwecken. Bei Versuchen der Art wird die Probe im Ohre einesumgebogenen Platindrahtes, Fig. 48 , gehalten. Das kohlensaureNatron bewirkt dies hauptsächlich bei kieselreichen Verbindungen,indem es mit denselben leicht flüssiges Natronglas bildet, oder esdient auch, um Schwefel, Arsen, Mangan u. a. m., die beim Glü-hen in Säuren übergehen, in die Form löslicher Salze überzu-führen. Das Cyankalium wirkt als vorzügliches Reduktionsmittel.Beim Borax (borsaures Natron, Chemie § .80 ) ist es die feuer-beständige Borsäure, welche mit den Metalloxyden zu eigenthümlichgefärbten glasartigen Verbindungen zusammenschmilzt, deren Far-ben so ziemlich mit denen der Glasflüsse übereinstimmen, die wirim §. 83 der Chemie kennen gelernt haben. Die Wirkung undAnwendung des Phosphorsalzes ist der des Borax ganz ähnlich.Hierbei ist es von Einfluß, in welchem Theile der Flamme die

Schmelzung geschieht, da die Oxydule häufig andere Farben geben als dieOxyde, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Oryde.

Chromoryd.

Manganoryd.Antimonoryd.

Wismuthoryd.Zinkoryd.

Zinnoryd.

Bleioxyd.Eisenoryd.

Kobaltoryd.Nickeloryd.

Kupfcroryd.

Gilberoryd.

Farbe der Vo ra rg läse r

in der Orydationsflarnme.

Smaragdgrün.Violett.Hellgelblich.Farblos.

Farblos; bei viel Zink porzellan-weiß.

Farblos.Gelb; erkaltet farblos.

Duukclroth; beim Erkalten Hellerbis farblos.

Vlau.Röthlich, gelb; erkaltet Heller.Grün.

Erkaltet milchweiß.

in der Reductionsstamme.

Gelbbraun; erkaltet farblos.Ungefärbt.

Unklar und graulich.Grau und trübe.Verflüchtigt sich.

Farblos.

Neducirt zu MetMügelchen._.Flaschengrün, blaugrün.

Vlau.

Graulich.

Farblos; erkaltet zinnoberroth undundurchsichtig.

Graulich.

33 Nehmen wir endlich Wasser und Säuren als Austösungsmittel der Mine-rale zu Hülfe, so begeben wir uns vollständig in das Bereich der chemischen

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- Kennzeichenlehre. . 25

! Erscheinungen, die in ihrer Mannichfaltigkeit auszuführen besondere Werke,unter dem Namen der analyt ischen Chemie, sich die Aufgabe gestellt haben.

Es sei deshalb hier nur bemerkt, daß man diese Lösungsmittel gewöhnlichin einer gewissen Reihenfolge anwendet, nämlich zuerst Waffer, dann Salzsäure,

^ dann. Salpetersäure und endlich ein Gemenge dieser beiden (Chemie §.45). Am^ häufigsten wendet man die Salzsäure in der Absicht an, zu erfahren, ob ein

damit betupftes Mineral aufbraust, d. h. ob es Kohlensäure enthalt, die. in die-sem Falle entweicht.

! So hätten wir uns denn mit allen Vorkenntnissen ausgerüstet, um sofort 36! die Beschreibung der Minerale selbst zu beginnen. Allein wir müssen gestchen,

daß mit der Beschreibung allein, auch mit der allerbesten, nirgends zum Erken-nen weniger geleistet ist, als bei der Mineralogie. Hier ist eigene Anschauungdurchaus nothwendig, denn es handelt sich nicht darum, einen rein im Denkenentwickelten Begriff aufzunehmen, sondern durch sinnliche Auffassung die Summejener verschiedenen Eigenschaften eines Minerals in ein Bi ld zu vereinigen,welches uns eine bleibende Vorstellung von demselben gewährt.

Daher möge denn ein Jeder, der mit der Mineralogie sich beschäftigt, zuHülfe nehmen, was seine Gegend an Mineralen bietet. Auch die ärmste ge-währt doch Einiges, und die Anschauung dessen vermittelt wenigstens die Vor-stellung des übrigen. Das Wichtigste allmälig durch Tausch oder Kauf hinzu-zufügen, und so eine kleine Sammlung von Mineralen zu bilden, ist nicht allzuschwierig. Das Mineralcomtoir in Heidelberg und Mincralhandlungen inBerlin und Freiberg in Sachsen, sowie die Handlungen chemischer Requisiten,geben Gelegenheit zum billigen Ankauf sowohl einzelner Stücke, als auch kleinerund großer vollständiger Sammlungen. Eine Lehranstalt aber, welche diesenTheil der Naturwissenschaft in ihren Unterricht aufnimmt, muß vor allen D in-gen durch Hülfe einer Sammlung der wichtigsten Minerale demselben lebendigesInteresse verleihen. I n den Naturwissenschaften ist die beste Beschreibung dochnur eine Krücke, die man wegwirft, sobald man mit eigenen Augen ge-sehen hat.

G i n t h e i l u n g der M i n e r a l e .

Als eigene Mweralart oder Spec ies erkennen wir das, was durch seine 37chemische Zusammensetzung und seine Eigenschaften als ein Besonderes sichunterscheiden läßt. Die Zahl der auf diese Weise bestimmten Minerale istaußerordentlich groß und wird noch fortwährend vermehrt, und es bietet dieAnordnung und systematische Eintheilung der Minerale nicht geringe Schwierig-keiten dar. Die Pflanzen und Thiere besitzen durch die große Mannichfaltigkeitihrer Organe meist deutlich hervortretende Merkmale der Unterscheidung, wonachsich Klassen, Ordnungen, Gattungen und Familien bilden lassen, so daß z. B.ein Anfänger in der Botanik, der mit dem System vertraut ist, selbst bei nochgeringer Bekanntschaft mit der Pstanzenwelt doch im Stande sein kann, eineneue, ihm gänzlich unbekannte Wanze mit Sicherheit zu bestimmen. I n beiden

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26 Oryktognosie.

Gebieten ergeben sich aus dem Fortschritt von den unvollkommenen zu den voll-kommenen Gebilden fast immer wesentlich trennende Anzeichen. Bei den Mine-ralen ist dieses keineswegs der Fal l ; alle Minerale sind gleich vollkommen. Alswesentliche Eigenschaften zu ihrer Unterscheidung hat man ihre K r y f t a l l f o r m ,ihre Dichte und Hä r te berücksichtigt, ohne daß nach einer derselben allein odnallen zusammen eine befriedigende Anordnung zu treffen wäre.

Daher hat denn auch die älteste Eintheilung der Minerale heute noch einegewisse Berechtigung und mehrfache Geltung behalten. Man unterschied diesel-ben in vier.Klassen, nämlich: 1. S a l z e , oder lösliche Minerale; 2. S te i ne ,oder unlösliche, erdige Minerale; 3. Erze , oder Minerale der schweren Metalle;4. B renze , oder brennbare Minerale.

Seitdem man jedoch erkannt hat, daß die Eigenschaften der Minerale be-dingt werden durch ihre chemische Zusammensetzung, so hat diese einen bedeu-tenden Einfluß auf die Eintheilung derselben gewonnen. I n der That, wirsetzen voraus, daß der Beschäftigung mit der Mineralogie, die Bekanntschaftmit der Chemie vorhergegangen ist. Ohne diese bleibt die Mineralogie meistnur eine Spielerei mit bunten Steinen. Das Studium der Chemie macht unsaber gelegentlich schon mit vielen Mineralen bekannt und erleichtert später un-gemein die Erkennung derselben. Wir legen daher bei Beschreibung der Mine-rale die chemische Eincheilung zu Grunde. Ihre Reihenfolge ist, wie die nach-stehende Uebersicht zeigt, ungefähr dieselbe, wie in der Chemie die einfachenStoffe mit ihren Verbindungen sich angeordnet finden.

I.Klaffe der Me-

talloide.

Gruppe:

1. Schwefel.2. Selen.3. Tellur.4. Arsen.S. Kohlenstoff.6. Silicium.7. Vor.

II.Klasse der leich-

ten Metalle.

Gruppe:

8. Kalium.9. Natrium.

10. Ammonium.11. Calcium.12. Barium.13. Strontium.14. Magnesium.15. Aluminium.

III.Klaffe der S i -

licate.

Gruppe:

16. Zeolithe.17. Thone.18. Feldspathe.19. Granate.20. Glimmer.21. Serpentine.22. Augite.23. Edelsteine.

IV.Klasse der schwe-

ren Metalle.

Gruppe:

24. Eisen.25. Mangan.26. Chrom.27. Kobalt.28. Nickel.29. Zink.30. Zinn.31. Blei.32. Msmuth.33. Antimon.34. Kupfer.35. Quecksilber.36. Silber.37. Gold.33. Platin.

V.Klaffe der orga-nischen Verbin-

dungen.

Gruppe:

39. OrganischeSalze.

40. Harze.

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Eintheilung der Minerale. 27

Oefter findet man auch die gasförmigen Körper und das Wasser unter 38die Minerale aufgenommen; wir haben dieses unterlassen, die Bekanntschaft mitdenselben voraussetzend.

Wenn wir die vorstehende Anordnung für wohl geeignet halten zum S tu -dium der Minerale, so entspricht sie dagegen weniger dem Zweck, ein unbe-,kanntcs Mineral hiernach einzuordnen und zu bestimmen. Kennt man aberden chemischen Charakter der Elemente und ihrer Verbindungen bereits, so wirdman doch bald An Stande sein, ein Mineral seiner Klasse und Gruppe zu-zuweisen.

So werden von den Mineralen der ersten Klasse die Gruppen 1 bis 5leicht durch ihre Brennbarkeit und den Geruch der Verbrennungsproducte er-kannt. Das Vorkommen des Bors als Borsäure ist selten und an wenigeOertlichkeiten gebunden. Das Sil icium bildet, als Kieselsäure unter dem Na-men Quarz, eine der verbreiteren Mineralgruppen, die durch ihre Unlöslichkeitund Härte sich auszeichnet.

Zur Klasse der leichten Metalle gehören Minerale, deren specifisches Ge-wicht nicht über 5 geht; sie find meist ungefärbt und einige derselben lösen sichleicht in Wasser; es sind dies Salze des Kaliums, Natriums und Magnesiums;schwerlöslich ist der Gyps. Von den Uebrigm lösen sich einige mit Aufbrausenin Salzsäure, nämlich die Ca rbona te (d. i. kohlensaure Salze) des Kalks,Baryts, Strontians und "der Magnesia. Der in Säuren ganz unlöslicheSchwerspath ist sowohl durch sein großes specifisches Gewicht, als auch diegrüne Färbung erkennbar, die er der Löthrohrstamme ertheilt, wählend derStrontianspath sie purpurrot!) färbt.

Die dritte Klasse begreift die große Anzahl der unlöslichen S i l i c a t e(d. i. kieselsaure Salze) meist aus Doppelsalzen der Thonerde mit anderen Basenbestehend. Auch hier bieten manche Gruppen sehr charakteristische Merkmale dar,wie die Austöslichkeit und das Gelatmiren in Salzsäure, das Aufschäumenbeim Erhitzen der Zeolithe, die dunkle Färbung der Augite, der eigenthümlicheGlanz der spaltbaren Blätter des Glimmers, insbesondere sind es aber hier dieKrtzstaÜgestalten, welche dis hervorragendsten Charaktere verleihen.

Minerale, deren specifisches Gewicht über 6 ist, die dann auch weist durchlebhafte und charakteristische Färbung oder entschiedenen Metallglanz sich aus-zeichnen, gehören unzweifelhaft zur Ordnung der schweren Metalle. Häufiggiebt dann schon die Färbung eine genügende Andeutung, in welcher Gruppeein betreffendes Mineral zu Hause ist. Während die edlen Metalle durch dieSeltenheit ihres Borkommens ohnehin weniger Beschwerde machen, zeigen dieleichtreducirbaren Metalle, wie Z inn , B le i , Wismuth und Antimon ein sehrcharakteristisches Verhalten vor dem Löthrohr, und lassen sich hiernach unter-scheiden.

Endlich geben Minerale, die beim Erhitzen sich schwärzen und nachhertheilweise oder ganz verbrennen, zu erkennen, daß sie zur Klasse der o r g a n i -

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28 Oryttognoste.

schen Verb indungen gehören, wo man auch die ohnehin leicht kenntlichenharzigen Minerale zu suchen hat.

39 Zur Bezeichnung der Minerale bedienen wir uns mit Bequemlichkeit undZweckmäßigkeit der chemischen Formeln. Es ist uns daher von Vortheil, schonmit der Chemie bekannt geworden zu sein, auf die wir hier fast bei jedemSchritte hingewiesen werden. Zur Vereinfachung der chemischen Formeln derMinerale hat man gewisse Zeichen eingeführt. Bei weitem die meisten Mineraleenthalten Sauerstoff oder Schwefel, verbunden mit einem nMmetalltschen odermetallischen Radical. Man bezeichnet nun ein Aequivalmt Sauerstoff durcheinen Punkt, ein Aequivalent Schwefel durch einen Strich, angebracht über dem

Zeichen des Radicals. So z. B. ist X — 1 ^ 0 — K a l i u m o x y d ; 8 i - 8 i 0 g - -

Kieselsäure; ? d - - ? d 8--Schwefelblei; 3d (oder 8d) — KdZz — fünffachSchwefelantimon u. s. w. Wenn zwei Aequivalente des Radicals vorhanden

sind, so macht man einen Querstrich durch sein ZeicheA, folglich R s - P s - z ^ Z —

Eisenoxyd; M --- ^ 2 Og — Aluminiumoxyd oder Thonerde. I m Uebrigenwird im Anschreiben der Formeln nach den § . 1 9 der Chemie gegebenen

Regeln verfahren; daher ist X 8 - j - M Zs — 150 ,8 0g -s- ^ 2 ^3 ,3 8 0g —Alaun. Wie man sieht, fallen bei Verbindungen erster Ordnung die Kommahinweg und es werden mehrfache Aequivalente durch Zahlen rechts obenbezeichnet.

M Bei der Beschreibung des A l a u n s , im §. 95 des chemischen Theiles,wurde bereits die merkwürdige, auf dem Isomorphismus (§. 22) beruhendeThatsache angeführt, daß die Basis einer Verbindung, theilweise oder gänzlichersetzt werden kann durch gewisse andere Basen, ohne daß der..Hauptcharakterdieser Verbindung, insbesondere ihre Krystallform, wesentlich verändert wird.I n der Mineralogie finden sich hierfür noch eine Menge von Beispielen, na-mentlich bei der großen Reihe der kieselsauren Doppelsalze. So bilden einer-seits Ka l i , Natron, Ammoniak und Kalk, andererseits Kalk, Magnesia, Eisen-oxydul und Manganoxydul, sowie ferner das Eisenoxyd, Chromoxyd und dieThonerde Gruppen von Metalloxyden dieser Art. Man nennt dieselben als-dann die sich vert retenden oder v icar i renden Bestandtheile einer Verbin-dung und bezeichnet dies, indem man ihre Zeichen in eine Klammer einschließt,oder unter einander reiht. Eins der auffallendsten Beispiele der Art bietet dieZusammensetzung des G r a n a t s , welche der folgenden Formel entspricht:

(da, ^ 5 , 5 s , l l ln)3 8 i 0 - j - ( A , k s , 6 r ) 8 i .

Wir haben demnach hier ein Doppelsilicat vor uns, bestehend einerseitsaus 1 Aequivalent Kieselsäure, verbunden mit 3 Aeq. der sich vertretenden Ba-stn Kalk, Magnesia, Eisenoxydul oder Manganoxydul; andererstits aus 1 Aeq.!

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Beschreibung der Minerale. 29

Kieselsäure, verbunden mit 1 Aeq. der Basen Thonerde, Eisenoxyd OderChromoxyd.

Man bedient sich auch, um die Zusammensetzung derartiger Verbindungenkurz auszudrücken, allgemeiner Formeln, wie z.B. für den Granat der folgenden:

Ks A - 1 - 3 8 1 ,

indem K. eins der erstgenannten, 3 eins, der letzteren Metalloxyde vorstellt. BeiAufstellung dieser Formeln kommt es wesentlich darauf an, daß in demSauerstoffgehalt der Säuren zu dem der Basen ein bestimmtes Verhältniß statt-findet, wie es am deutlichsten aus der Betrachtung der allgemeinen FormeliiZ Z i hervorgeht. Hiernach kommen auf die 3 Aeq. Sauerstoff der Kieselsäure3 Aeq. Sauerstoff in der mit ihr verbundenen Menge von Basis, gleichviel obletztere nur aus einem einzigen Metalloxyd, oder aus einem Gemenge der obengenannten besteht.

Aus dem Vorhergehenden folgt, daß es für eine große Reihe von Mineralenunmöglich ist, sie nach ihrer metallischen Basis im System einzureihen, und manzieht daher'vor, die sämmtlichen S i l i c a t e in einer besondern Klaffe zusam-menzustellen.

Beschreibung der Minerale.

Es ist uns nur gestattet, die wichtigsten Minerale in gedrängter Weise 41hier aufzuführen. Bei mehreren, wie z. B. bei den Kohlenartön, ist bereits imchemischen Theile eine ausführliche Darstellung gegeben worden, so daß mitunterdie bloße Andeutung genügt.

Die meisten der einfachen Minerale treten im Raume nur in untergeord-netem Verhältnisse auf. Doch bilden manche, in großen. Massen gehäuft, be-deutende Theile der Erdrinde, weshalb ihrer nochmals bei den Gesteinen oderFelsarten gedacht wird.

I n der folgenden Beschreibung bedeutet H. die Här te und D. die Dichteoder das specifische Gewicht der Minerale.

Die Benennung der Minerale ist eine im Laufe der Zeit, ohne wissen-schaftliche Grundlage entstandene und darum ziemlich mangelhafte. Da findenwir die sonderbarsten Namen durcheinander, die theils aus der Volksspracheentliehen sind, während zugleich einige Minerale nach ihrem Fundorte, anderenach berühmten Naturforschern und nur wenige nach ihren Eigenschaften oderchemischen Bestandtheilen benannt sind. Eine Aenderung ist hierin jedoch nichtzulässig und würde die größte Verwirrung anrichte«. Haben wir doch in derChemie die Namen Wasser, Salzsäure und Soda beibehalten, anstatt die derWissenschaft entsprechenden von Wasscrstoffoxyd u. s. w. einzuführen.

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30 Orpktognosie.

I . K l a s s e d e r M e t a l l o i d e .

1. (3-ri2.pp6 ÄS3 Zoll.'VV'Gt'Olg.

42 1 . .Gediegener Schwefel . Krystallsystem: rhombisch. Die Grund-form, das Rhomben-Octasder, kommt mit mehrfachen Enteckungen undEntkantungen vor (Fig. 48, 49 u. 50). Häufig findet sich auch krystallinische:

oder körniger und erdiger Schwefel, seltener der faserige. Seine Spaltbarkeitist unvollkommen; der Bruch muschelig bis uneben; H. — 1,5 bis 2,5; spröde,zerbrechlich; D . — 1,9 bis 2,1. Die übrigen, namentlich chemischen Eigen-schaften des Schwefels und seine Anwendung sind in §. 40 der Chemie be-

" schrieben worden.Der wichtigste Fundort des Schwefels ist Sicil ien, wo> er in tertiären

Bildungen, namentlich von Kalkspath und CNestin begleitet, beiMrgenti, Fiumeu. s. w. gewonnen wird. Vorzüglich schöne Schwefelkrystalle finden sich iuConiUa bei Cadix. Bedeutend sind ferner die Lager von erdigem Schwefel beiCzarkow und Swoszowice in Polen. Außerdem giebt es in Deutschland un?dem übrigen Europa, sotvie auch in den anderen Welttheilen noch viele Orte,wo Schwefel sich findet, besonders als Anflug, in der Nähe von Vulcanen unlSchwefelquellen, die jedoch sämmtlich, in Europa wenigstens, an Reichhaltigkeitund Reinheit ihres Minerals dem sicilischen weit nachstehen.

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I. Kl. Selen. Tellur. Arsen. Kohlenstoff. 31

2. u.. 3. <3-rnpp6Q ÄG3 8si6u.8 rl.n.6. «H.68 I?s1!u.r8.

Das S e l e n ist ein einfacher, in seinen chemischen Eigenschaften dem 43Schwefel höchst ähnlicher Körper, von grauer, nach dem Schmelzen braun wer-dender Farbe. Es findet sich äußerst selten gediegen und verbreitet beim Ver-brennen einen unangenehmen Geruch nach faulem Rettig. Se len-Schwefe l ,von orangegelber Farbe, kommt auf der Insel Volcano vor.

Das T e l l u r , ebenfalls eins der seltneren Elemente, kommt gediegen, inGestalt von weiß metallglänzenden, krystallinischen Blattchen und Tafeln vor;es verbrennt mit eigenthümlichem Geruch. H. — 2,5; D. — 6,4, Oefterfindet es sich in Verbindung mit Metallen, insbesondere mit Gold.

Dieses giftige Metall kommt in ziemlich zahlreichen metallischen Verbin- 44düngen vor, wie z, B. das Arsenik-Nickel, Arsenik-Kobalt u. a. m. Die arsen-haltigen Minerale geben vor dem Lothrohr einen weißen, stark nach Knoblauchriechenden Dampf, der aus giftiger, arseniger Säure besteht. Zu bemerken sind:

, Das Gediegen-Arsenik , welches selten und nur in kleinen, nadelför-mgen Krystallen, öfter in rundlichen derben und dichten Stücken angetroffenwird, u.A. im Erzgebirge und im Harz. Es hat zinnweißen bis grauen Metall-glanz, läuft jedoch an der Luft bald schwärzlich an; H. — 3,5; D. — 5,7.Zehr häufig ist demselben Antimon oder Silber beigemengt.

Als ein Erzeugnis aus dem vorhergehenden ist die A rsen ikb lü the , ^sOg ,(arsenige Säure), anzusehen, die jedoch nur in unbedeutender Menge erscheint,meistens in unregelmäßiger Form, mit diamantartigem Glanz und von weiß-licher Farbe. "

Rea lgar (^.382) oder rothes Rauschgelb ist das niedere Schwefelarsen,welches als aber auch in derben Maffen er-scheint. Es hat Fettglanz, eine lebhafte rothe Farbe und giebt einen gelbenStrich. Man wendet es als Malerfarbe und zu Weißfeuer an. Fundortehäufig, z. B. Andreasberg am Harz. Das A u r i p i g m e n t (^.583) oder Oper-ment ist das höhere Schwefelarsen, das selten krystallifirt, sondern meist inMassen von rundlichen Bildungen, meist in Gesellschaft mit dem Vorhergehen-den vorkommt, hat Fettglanz und eine lebhaft citronengelbe Farbe, weshalbes zum Malen benutzt wird (vergleiche Chemie §. Z I ) . ' '

1. D iaman t . Derselbe findet sich krystallisirt in verschiedenen Formen 43des regulären Systems. Die Flächen der Krystalle sind meist rauh, streifig undgekrümmt. Er hat die größte Härte — 10; D. — 3,5 bis 3,6; ist meistspaltbar-, durchsichtig, meistens ungefärbt, von stärkstem Glanz und Licht«

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32 Oryktoglwsie. <

brechungsvermögen und der werthvollste Edelstein. Sein Vorkommen ist vor«'zugsweise aufgeschwemmtes Land oder Trümmergestein der neueren Bildungen,in Ostindien, wo die größten Diamanten aufgefunden worden sind (in Bündel-kund, Golconda), — in Brasilien, das gegenwärtig die meisten Diamanten lie-!fcrt (Minas Geraes, Tejuco) — und in letzter Zeit wurde er auch am Uralaufgefunden. Meistens wird er aus dem Sande der Flüsse gewaschen. Das-Handelsgewicht für Diamanten ist das K a r a t , wovon 74 — 1 Loth sind;oder 1 Karat — 205 Milligramme. 1 Karat kleiner Diamanten, die gepulvertzum Schleifen oder Poliren der größeren, oder zum Glasschneiden :c. verwend-bar sind, kostet 14 bis 17, schleifbarer Rohdiamant aber 48 Gulden. 1 Karatgeschliffener Diamant (Brillant) kostet 100 bis 135 Fl . , dagegen steigt mit dnzunehmenden Größe der Preis in quadratischem Verhältniß so rasch, daß einBril lant von 5 Karat schon 2- bis 3000 F l . kosten kann. Als Seltenheitenvon fast unbezahlbarem Werthe befinden sich in den Schatzkammern verschiedenerHerrscher Diamanten von 200 bis 136 Karat. Der berühmte Diamant desGroß-Moguls Ko-hi -nur, d. i . Lichtberg genannt, wog, als er in Besitz derenglischen Krone kam, 186 Karat; der in Fig. 51 in wirklicher Größe abge-

bildete Brillant wiegt 136. Er wirdder Regent genannt, weil er von demHerzog von Orleans, Regent vonFrankreich, für 21/2 Mill ion Frankenangekauft wurde; im Jahre 1848 ißderselbe unter dem Werthe von 6 Mil-

" lionen Franken ins Kroninvcntar eingetragen worden!

2. Graph i t lRe ißb le i ^ i umd^o !findet sich in tafelartigen, dem hexago-nalen System angehörenden Krystallen,meist jedoch in Schuppen und Blättchen.H. — I b i s 2 ; D . — 1,8 bis 2,4; spalt-bar, stahlgrau bis schwarz, abfärbend,

fettig anzufühlen. Man trifft denselben vorzugsweise eingewachsen in verschie-denen Gesteinen, wie zu Passau in Baiern, Borrowdale in England u. a.O. m.Die geringeren Graphitsorten werden zu Dfenschwärze und Schmelztiegeln, diefeineren zu Bleistiften verwendet.

3. A n t h r a c i t , aus derben Massen von muscheligem Bruch bestehend;H. — 2 bis 2,5; D. — 1,4 bis 1,7; g raMlassung von wenig Asche. Findet sich in Lagern, mitunter von bedeutendetMächtigkeit, in den älteren Gebirgsbildungen, wie z. B. in Sachsen, am Harz.Wird mit starkem Gebläsefeuer öder Zug zu den größeren Feuerarbeiten benutzt.

4. Schwarzkohle oder S te inkoh le , von derber Masse, schieferig,faserig, dicht oder erdig; Bruch muschelig, uneben, selten eben; Farbe schwarz,glänzend, schimmernd bis matt. H. — 2 bis 2,5; D — 1,15 bis 1,5. Voidem Löthrohr mit bituminösem Geruch und Hinterlassung von Asche verbren-

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I . K l . Kohlenstoff. Stewkohle. Braunkohle. 33

nend. Die Schwarzkohle enthält bis gegen 90 Procent Kohlenstoff, außerdemSauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff in wechselnden Verhältnissen; ferner mineralischeBeimengungen bis zu 20 Procent, worunter namentlich Eisenkies. Unterscheidetsich von der nachfolgenden Braunkohle, indem sie der Kalilauge keine brauneFarbe ertheilt; auch läßt sie nur selten ihre pflanzliche Abkunft erkennen.

I n Rückficht der verschiedenen Absonderung unterscheidet man: Schiefer-kohle (Blätterkohle), derb mit blätterigem oder schieferigem,Gefüge, oft buntangelaufen; Grobkoh le , dickschieferig, auf dem Bruch uneben, grobkörnig;Faserkohle, faserig, der Holzkohle ähnlich, besonders ausgezeichnet bei Kuselin Rheinbaiern vorkommend; Känne lkoh le , dicht mit großmuscheligem Bruchund schwachem Fettglanz; Pechkohle oder Gagat, leicht zersprengbar, von un-vollkommen muscheligem Bruch, starkem Fettglanz und pechschwarzer Farbe,daher zu solcher häufig verwendet, auch zu kleinen Schmucksachen verarbeitet;Nußkohle, erdig, zerreiblich, stark abfärbend.

Die genannten Kohlenarten finden sich meist in verschiedenen Schichtenderselben Kohlenlager, öfter wechselnd und mannichfaltige Uebergänge in einan-der bildend; Vorkommen und Verbreitung derselben wird im geologischenTheile angeführt.

5. B r a u n k o h l e oder L i g n i t . Die Braunkohle zeigt meistens eineholzartige, ihrem Ursprung entsprechende Bi ldung, kommt auch blätterig, dichtund erdig, mit muscheligem Bruch vor. H. — 1 bis 2,5; D. — 0,5 bis 1,7.Ihre Farbe geht, von Schwarz, Braun bis zu Gelblichbraun; giebt mit Kalilaugebehandelt eine braune Lösung; verbrennt mit brcnzlichem Geruch und mehr oderweniger Aschenrückstand., Der Kohlenstoffgehalt der Braunkohle geht bis 70,höchstens 80 Procent, mit wechselnden Mengen von Sauerstoff und Wasserstoff.Arten derselben sind: b i tuminöses Holz oder fossiles Holz, mit ganz erhal-tener Holzstructur; gemeine B r a u n k o h l e , theilweise holzartig, theilweisederb, besonders häufig mit Ueberresten von Blättern, Samen, Früchten, in derWetterau (Hessen) vorkommend; M o o r k o h l e , derbe, eckig zerklüftete Masse-,Pap ie rkoh le , aus papierdünnen Blättern bestehend, kommt bei Bonn mitAbdrücken von Fischen und Blättern vor und wird zur Paraffinfabrikation be-nutzt; Pechkohle, kohlenschwarze, derbe geborstene Masse, der Steinkohle ähn-lich und selten Holzgefüge erkennen lassend, durch Druck und die Einwirkungbasaltischer Durchbrüche aus gemeiner Braunkohle entstanden, wie am Meißnerin Hessen; Erdkoh le , staubartig erdig, zerreiblich, hellbraun bis schwärzlich,zum Theil als kölnische Erde oder Umbra zu Farbe verwendet; A launerde,auch Alaunschiefer/Kohlcnschiefer und Alaunerz genannt, aus erdiger und grob-schieferiger, derber Masse bestehend, viel Eisenkies und Thonerde führend, unddaher zur Fabrikation von Vitr iol und Alaun dienend, z. B. in Buchsweiler(Elsaß).

Ueber weitere kohlige Bildungen, wie T o r f und Humus, sowie über dievorstehend beschriebenen Minerale der Kohlenstoffgruppe, sind zu vergleichenz. 52, 211 bis 215 der Chemie.

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34 - Otyktognone.

G. (3-rnpps ÄG8 8il.winrll.s. ^

46 Das Silicium findet man im Mineralreich nur in Verbindung mit Sauer- ^stoff, als Siliciumsäure 81, von den Chemikern jedoch Kieselsäure oder Kie-!selerde genannt, nach dem bekannten Kiesel. Derselbe ist nämlich Kieselsäure, >die außerdem noch in Verbindung mit Metalloxyden eine große Reihe von Mi-neralen bildet, die unter dem Namen der S i l i c a t e in eine besondere Klaffe',vereinigt werden. Minerale, die aus reiner Kieselsäure bestehen oder nur noch .kleine Mengen färbender Oxyde enthalten, werden Quarze genannt und bilden ,eine Familie. Aus wasserhaltiger Kieselsäure bestehen der O p a l und die ihm langereihten Familienglieder. l

F a m i l i e des Qua rz , 8 i . i

4? Kristallsystem: hexagonal; am häusigsten kommen die in Fig. ! undFig. 2 abgebildeten Gestalten vor. Oefter findet sich jedoch der Quarz alskrystallinische, als derbe oder körnige Masse. Sein Bruch ist muschelig; H .—7;D. — 2,5 bis 2,8. Er ist entweder wasserhell oder weiß und kommt in allenFarben in dm verschiedensten Abstufungen vor. Mi t Ausnahme der Fluorwas- ^ferstoffsäure (Chemie z. 48) ist er in keiner Säure auftöslich; am Löthrohr!schmilzt er mit Soda zu durchsichtigem G l a s ; mit dem Stahl giebt er lebhafteFunken. Seine verschiedenen Arten sind die folgenden:

1. Der Bergkrhs ta l l , der in schönen, wasserhellen sechsseitigen Säulenvon beträchtlicher Größe in den verschiedensten Gcbirgsbildungen gefunden wird.Besonders ausgezeichnet sind die aus den Höhlen des St . Gotthard kommendenKrystalle, und von außerordentlicher Größe und Reinheit hat man auf Mada-gascar Blöcke von 15 bis 20 Fuß im Umfange angetroffen. Man benutzt denKrystall zu Schmuck und als Zusatz von reinen Glasflüssen. Oefter ist erschwach gefärbt, und häufig enthält er verschiedene fremde Minerale als Blätt-chen und in anderen Formen eingeschlossen.

2. Der Amethyst ist durch etwas Manganoxydul mehr oder wenig dun-kel violett gefärbter Quarz, der weniger in vollkommen ausgebildeten, als viel-mehr in drusig verwachsenen Krystallen vorkommt. Er findet sich vorzugsweisein Nlasenräumm des Porphyr- und Mandelsteins u.A. bei Oberstein im Nahe-thal, und da er nicht selten angetroffen wird, so ist er ein häufig zu Schmuckverwendeter Stein von geringerem Werth. I m Alterthume hielt man .M ^ M ;gen eines Amethysts für ein Mittel gegen die Trunkenheit.

3. Gemeiner Quarz heißt der Kiesel, wenn er nicht mehr in reinenKrystallen, sondern nur krystallinisch, derb, körnig oder in Stücken, Geschieben,Körnern in der Form von Sand auftritt. Der körnige Quarz bildet theils einbedeutendes Massengestcin, den Qua rz fe l s , theils bildet er mit anderen Mine-ralen gemengte Gesteine, wie z. B. den Granit. Er ist sehr verbreitet und

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I . K l . Quarz. Chalcedon. Achat. 35

seine reineren Arten werden M Glas, Porzellan u. s. w. angewendet. Meistensist er weiß gefärbt, durchscheinend, doch erhalten einige Abänderungen desselbenbesondere Namen, wie der rosenrothe Rosenquarz, der blaue S i d e r i t , derSchi l lerquarz oder das Katzenauge, wegen eines eigenthümlichen SchiUernsso genannt, der A v a n t u r i n , welcher gelbe und röthliche Schuppen von Glim-mer eingemengt enthält und dadurch ein artiger Schmuckstein ist. Der Eisen-kiesel, ein thonhaltiger, durch Eisen roth oder braun gefärbter, derber oderkrystallisirter Quarz, öfter aus einer Anhäufung von kleinen Krystallsäulchenbestehend, besonders schön bei S t . Iago unter dem Namen der Hyac in thenvon Compostella vorkommend. Auch die F u l g u r i t e oder B l i tz röhren seienhier erwähnt, welche durch das Einschlagen des Blitzes in Quarzsand aus aneinander geschmolzenen Körnern bestehen, die zu röhrenförmigen Bildungen ver-einigt sind.

4. Der Chalcedon ist ein undurchsichtiger, in kugel-, traubcn- oder nie-renförmigen Massen vorkommender Quarz, der die verschiedensten Farben undhäufig allerlei Zeichnungen enthält. Der roth- oder gelbgefärbte heißt Car-neo l , der grüne Chrysopras oder H e l i o t r o p , wenn er blutrothe und gelbePunkte eingesprengt enthält. Der schwarz und weiß gestreifte Chalcedon wirdOnyx , der roth und weiß streifige Sa rdonyx genannt.

5. Der Achat ist ein Mineral von schöner, mannichfaltiger Färbung undZeichnung, das aus einem Gemenge mehrerer Quarzarten, insbesondere ausAmethyst, Chalcedon'und Jaspis besteht

Die vorstehend genannten Steine werden geschliffen und polirt und zuGegenständen des Schmuckes, Perlen, Ringsteinen, sowie anderen Kunstwerkenverarbeitet. Auch werden aus dem Achat Neibschalcn zum Zerreiben harterKörper, sowie Polirsteme und Glattsteine verfertigt. Der Onyx gab schon imAlterthum das geschätzte Material zum Schneiden der Cameen, indem man seinestreifig wechselnde Färbung benutzte. I n Oberstein bei Creuznach, wo dieseSteine sich vorfinden, bildet ihre Verarbeitung eine sehr bedeutende Industrie;doch werden die schönsten Steine von auswärts bezogen. Auch versteht mandieselben künstlich zu färben, indem man sie monatelang in Honig kocht undnachher in Schwefelsäure legt.

6. Der Feuerstein, dessen Eigenschaften bekannt sind, findet sich ingrößeren, unregelmäßigen Massen, namentlich bei Paris und in der Champagne.Seit Einführung der Zündhütchen und Reibzündhölzer hat er an Wichtigkeitbedeutend verloren.

7. Der Hornste in ist ein dem Feuersteine etwas ähnlicher, jedoch imBruch splittrigcr, dem Hörne auffallend gleichender Quarz. Hierher gehört auchder Holzstc in, der ganz die Structur des Holzes zeigt, indem dasselbe durchEindringling von Kieselsäure versteinert worden ist.

8. Der J a s p i s ist durch größeren Gehalt von Thonerde und Eisenoxydundurchsichtig, oft matt und von geringerem Glänze, als die vorhergehenden.Er kommt in allen Farben vor, unter welchen jedoch Gelb, Roth und Braunvorherrschen.

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36 Oryktognosie.

9. Der Kieselschiefer ist ein durch Kohle' schwarz gefärbtes, aus Quarz,Thonerde, Kalk und Eisenoxyd gemengtes Mineral, das als Wetzstein und Pro-birstein (Chemie §. 107) benutzt wird.

F a m i l i e des O p a l s , 8 i H .

48 Der Opal bildet eine besondere Gattung des Quarz, die Wasser in chemi-scher Verbindung enthält, nicht krystaüisirt, sondern meistens in derben glas-artigen Massen vorkommt, und namentlich dadurch sich auszeichnet, daß einigeArten desselben ein eigenthümliches Farbenspiel zeigen, woher der Ausdruckopa l i s i ren , d. i. in Farben spielen, entlehnt ist. Am ausgezeichnetsten hatdiese Eigenschaft der edle O p a l , der in grünen, rochen, blauen und gelbcnFarben spielt und deshalb als werthvoller Schmuckstem sehr geschätzt wird. I ngeringerem Grade findet es beim H a l b o p a l oder gemeinen O p a l Statt, derstets nur eine Farbe zeigt. Merkwürdig ist der Hyd rophan , auch Weltaugegenannt, der Durchsichtigkeit und Farbenspiel nur dann erhält, wenn man ihnmit Wasser befeuchtet. Der b y a l i t h oder Glasopal findet sich in Gestalt was.serheller, eis ähnlicher Tropfen, die gehäuft einen niercnförmigen Ueberzug auf

« anderem Gestein bilden.Der Kiesels inter und Kiese lguhr sind ebenfalls wasserhaltige Quarze,

von welchen der erstere sich in mannichfaltigen Gestaltungen aus heißen Quel-len, namentlich aus dem Geyser auf Island absetzt. Der Kieselguhr ist einerdiger Absatz aus kieselhaltigen Wassern und zeigt sich bei der näheren Be-trachtung durch das Mikroskop fast ganz Ms Kieselpstänzchen, sogenanntenStabalgen oder Vacillarien bMehend. Eine Art desselben wird unter dem Na-men Po l i rsch ic fer zum Schleifen und Poliren angewendet.

7. Q-ru.pV6 cles Vors.

49 Findet sich selten und nur mit Sauerstoff verbunden als B o r s ä u r e ,L N 2 , in krystallinischen Blättchen und als Ueberzug der Erde in der Nähevulcamscher Quellen, ist zerreiblich; D. — 1,48, durchscheinend, weiß, säuerlich-bitter, schmilzt leicht und färbt die Flamme grün, löslich in Wasser und Wein-geist. Die Borsäure setzt sich theils am Rande, theils am Boden vulcanischerQuellen oder Seen ab, wie namentlich in denen von Sasso (daher Sassolit),Caftelnuüvo u. a. m. in Toscana, Insel Volcano.

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I I . Kl. Salpeter. Chilisalpeter. Steinsalz. 3?

I I . Klasse der leichten Meta l le .

8. Oru-pps ÄS8 RHiinNS.

Die meisten und wichtigsten der kaliumhaltigen Minerale gehören zur 50Klasse der Silicate. Von den übrigen Kalisalzen werden erwähnt:

Der Sa lpe te r , der in rhombischen Säulen krystallifirt, in der Regeljedoch nur als nadelförmiger Ueberzug an sehr vielen Orten vorkommt (vergl.Chemie K. 74). I n größerer Menge wittert er in Ostindien, am Ganges ausdem Boden und wird durch Auslaugen der Erde gewonnen. Auch in Ungarnstellen große Salpetersiedereien in Nagy-Kallo und Debreczin aus der dort vor-kommenden Salpetererde den Salpeter dar. Das schwefelsaure K a l i , V I8 ,welches demselben Krhstallsysteme angehört, findet sich zuweilen in vulcamschenLaven.

1. Das salpetersaure N a t r o n ( N a t r o n - S a l p e t e r , Fa§s) krystal« 31lisirt im hexagonalen System als stumpfes Rhombosder, und kommt in krystal-linischer Masse von bedeutende? Mächtigkeit vor, die sich namentlich in Peru inden Districten von Atakama und Tarapaca über 30 Meilen erstrecken in Lagernvon wechselnder Dicke, von 2 bis 3 Fuß, die fast ganz aus reinem, trockenem,hartem Salz bestehen und fast unmittelbar unter der Oberfläche des Erdreichsliegen; auch macht er an anderen Orten den Hauptgemengtheil sandiger Abla-gerungen aus. Er bildet mehr oder weniger gereinigt unter dem NamenChi l i sa lpe ter einen wichtigen Handelsartikel und wird zur Darstellung desSalpeters, der Salpetersäure und als Dungmittel verwendet.

2. Das Ste insa lz (natürliches Kochsalz; Chlornatrium; RaOI) krystal-lisirt im regulären System als Würfel; kommt jedoch meistens in platten sonni-ger krystallinischer Masse, auch blätterig und faserig vor; sehr spaltbar nach denFlachen der Krystallform; Bruch muschelig; H . — 2 ; D . - 2 , 2 bis 2,3; Farbemeistcus weiß, mitunter auch gelb, roth, grün und blau; die chemischen Eigen-schaften und Benutzung siehe §. 78 der Chemie. Das Steinsalz kommt inLagern von verschiedener Mächtigkeit, hänsig in Begleitung von Gyps, Thon-qyps und Salzthon vor. Berühmt sind namentlich die Salzwerke von Halleinim Salzburgischen und von Wielizka in Galizien, in welch letzterem das soge-nannte Kni'stersalz sich findet, das in Waffer unter einem knisternden Ge-

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38 Oryktogtwsic.

rausch und Ausstoßung vieler Blasen von Wasserstoffgas und Kohlenwasserstoff-gas sich auflöst. Die Gase sind zwischen den Kiystallflächen des Salzes einge- ,schlössen. Bei Cardona in Spanien erhebt sich ein schon im Alterthum!berühmter Salzfels 550 Fuß hoch und eine Stunde im Umfang, dessengletscherartige Spitzen und Zacken aus reinstem Salz bestehen! Besonders ^merkwürdig ist ferner die Auswitterung des Kochsalzes aus dem damit durch- ^drungenen Boden mancher Landstriche, so daß Strecken von großer Ausdehnung !mit einem krystallinisch-körnigen Ueberzug bereift erscheinen, wie die sogenann-ten Salzsteppen Mittelasiens und ähnliche Vorkommnisse im Atlas in Afrikaund in Südamerika. Auch ist der Salzseen zu gedenken, die beim VerdunstenKöchsalz absetzen und deren in der Kirgisensteppe und in der Krim mit 13 bis24 Procent Salz angetroffen werden.

Von anderen Salzen des Natrons, die jedoch von geringerer Wichtigkeitsind, finden sich als Minerale: wasserfreies und wasserhaltiges schwefelsaures

Natron, Thenard i t , Na.3, und G l a u b e r i t , ^ g . 8 - ^ - 1 0 1 1 ; kohlensauresN a t r o n mit viel Nasser, Ua ö - j - 10 U, und mit weniger Wasser, T r o n a ,I^g,2 i )3»s.4i l , genannt, welch letzteres im Innern der Barbarei in der Pro-vinz Sukena in großer Menge als UeberzuZ des Erdbodens, in Armenien undin den Natronseen Aegyptens vorkommt und wie Soda verwendet wird. Es istzu bemerken, daß diese Salze des Natrons an den genannten und vielen ande-Ten Orten meist in Gesellschaft sich finden, insbesondere auch gelöst in Mineral-quellen. ^

Das boraxsaure Natron, Ä a V -s- 10 U, heißt als Mineral Borax oderT i n k a l , und findet sich in Tibet auf dem Grunde und am Ufer eines Sees-Seine Krystalle haben als Grundform die klinorhombische Säule. H. — 2,0bis 2,5. D. —- 1,5 bis 1,7.

10. GeUOPS clS8 ^.TQNIONiM».

52 e Da die Ammoniakverbindungen, wie in §. 84 die Chemie lehrt, flüchtigerNatur sind, so kommen sie im Mineralreiche zwar nicht eben selten, aber inhöchst unbedeutender Masse, meistens als krystallinischer Anflug oder Neberzug

' vor, so z.B. der S a l m i a k und das schwefelsaure Ammoniak in den Höhlenund Spalten von Lava der noch thätigen Vulcane, in Braunkohlenwerken, na-mentlich in der Nähe brennender oder ausgebrannter Lager.

N, (3-rnppG cl.G3 O3.1oiu.ni8.

53 Dieses Metall bildet eine reiche Gruppe von Mineralen, die bei geringerHärte und Dichte eine vorherrschend reine weiße Farbe haben. Zu bemerken find:

1. Der F lußspa th , O a ^ I , der in den verschiedenen Formen des regu-lären Systems, besonders häufig als Würfel krystallisirt. Er ist sehr vollkom-

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I I . K l . Anhydrit. Gyps. Apatit. 39

men spaltbar, hat muscheligen Bruch; H. — 4 ; D. -^- 3,1 bis 3,17; er istdurchsichtig bis durchscheinend, selten weiß, sondern meistens schwach violett,gelb, grün u. s. w. gefärbt; seine chemischen Eigenschaften s. Chemie §. 48.Der Flußspath findet sich häusig, jedoch nicht in größeren Massen; er erhieltdiesen Namen von seiner Verwendung als Flußmittel bei gewissen Metall«schmelzungen. Flußstein und Flußerde heißt dasselbe Mineral, wenn es alsderbes Gestein oder als erdige Masse vorkommt.

2. Der A n h y d r i t , ^ 8 , oder wasserfreier, schwefelsaurer Kalk, kommtiy der Nähe des Gypses und Steinsalzes, sowohl krystallisirt, als auch strahlig,kömig und dicht vor.

3. Der G y p s , Öa 8 - j - 2 N> ist wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk,dessen Krystalle meistens tafelförmig sind und in sehr dünne, biegsame Blättchensich spalten lassen. Sie gehören dem klinorhombischen System an und Fig. 52nnd Fig. 53 zeigen Gypskrystalle, wovon der Letztere ein Zwilling ist. H . — 2 ;

D. — 2 bis 2,4; er hat doppelte Strahlenbrechung, Glasglanz und meistenseine weiße Farbe. Der also beschaffene Gyps wird Gypsspa th , auch Selenitoder Marienglas genannt. Außerdem findet man den Fasergyps, Schaum-gyps, den dichten oder körnigen Gyps, der Alabaster heißt, und den erdigenGyps. Seine Anwendung s. Chemie §. 87.

4- Der A p a t i t , der wegen seiner schönen blaßgrünen Farbe auch Spar-gelstein heißt, ist ein aus phosphorsaurem Kalk, Fluor- und Chlorcalcium zu-

!01sammengesetztcs Mineral, entsprechend der Formel: ZOa.sl ' - j - Oa ^ . Dasselbekrystallisirt hexagonal meist in Gestalt kurzer säulenförmiger, bis dick tafelför-miger Krystalle, mitunter von übermäßigem Reichthum der Combiuationsfiächen.Er findet sich öfter eingemengt in verschiedenen Felsarten. Ein erdiger Apatit,Osteol i th (Knochenstein) genannt, der in der Wetterau vorkommt, enthält86 Proc. phosphorsauren Kalk und ist daher als Dungmittel in Vorschlag ge-bracht worden.

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40 Oryktognosie.

5. Der P h a r m a k o l i t h ist arseniksaurer Kalk, ( ^ X s - s - S I I , findet sichin meist farblosen haar- und nadelförmigen Krystallen in der Nachbarschaft desArsens und arsenhaltiger Erze. '

6. Kohlensaurer Ka l k , C a l c i t , ^ 2 . 0 :

54 Dieses Mineral bietet ein Beispiel des Dimorphismus, indem es in For-men krystallisirt, die zwei verschiedenen Systemen angehören, weshalb seineArten zwei Familien bilden, nämlich die des Kalkspaths und die des Arragonits.

1. Der Ka lkspath krystallisirt im hexagonalen System, vorzugsweise inAbänderungen des Rhombosders, die jedoch so außerordentlich mannichfaltigfind, daß man schon an 700 verschiedene Formen desselben beobachtet hat.Glücklicherweise find die übrigen Merkmale des Kalkspaths der Art , daß er fichziemlich leicht erkennen läßt. Er ist vollkommen spaltbar, hat einen muscheligen,splitterigen, unebenen Bruch; H. ---- 3 ; D. - - -2 ,6 bis 2,17; wird beim Neibenelektrisch; löst sich in starken Säuren unter Aufbrausen der entweichenden Koh-lensäure, und wird durch Glühen in ätzenden Kalk verwandelt (Chemie §. 86).Seine verschiedenen Arten sind:

k. K r y s t a l l i f i r t e r Ka lkspath , auch Doppelspath genannt, weil erin hohem Grade die Eigenschaft hat, eine doppelte Brechung der Lichtstrahlenzu veranlassen. Er bildet meistens tafelförmige, glasglänzende, durchsichtige undungefärbte Krystalle, die sich häusig und in allen Bildungen, namentlich auchin Drusenräumen finden. Berühmt wegen seiner Schönheit ist der auf Islandgefundene Doppelspath. d. Faser iger Ka lk , der vorzugsweise als Tropf-steinbildung in den Höhlen der Kalkgebirge vorkommt, o. Marmor o'dcrkörniger Kalk, der außerordentlich geschätzt wird, wenn er vollkommen weiß, fein-körnig, hart und wenig von gefärbten Adern durchzogen ist. So dient er zurDarstellung der herrlichsten Bildwerke, und die berühmtesten Marmorbrüche sinddie von Carara in Italien und Paros in Griechenland. Viel häufiger ist da-gegen der gefärbte Marmor, der nicht selten bunt gesteckt, geädert, daher «mar-m o r i r t « ist und als Baustein zu Platten, Säulen :c. verwendet,-einer derschönsten Baustoffe ist und auch häufig durch gefärbten und polirten Gyps(Stucco) nachgeahmt wird. ä. Schieferspath. 6. Schaumkalk, f. K a l k ,stein, dichter Kalkstein, an welchem keine krystallinische Bildung wahrnehmbarist und der meistens in großen Massen, Kalkgebirgen auftritt. Er kommt inallen Gebirgsbildungen in den mannichfaltigsten Formen und Farben vor, alsS t i nkka l k , Merge lka lk , Rogeustein, Ka lk tu f f u. s. w. Er ist das ge-wöhnlichste Versteinerungsmittel und schließt häusig Gebilde organischen Ur-sprungs ein. F. Kalkerde oder Kreide ist das uns wohlbekannte, fcincrdigcweihe Schreibmaterial, welches in weit verbreiteten Gebirgsmassen vorkommt,namentlich in Frankreich (Champagne). Noch lockerer ist die sogenannteBergmilch oder Montmilch.

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I I . K l . Anagonit . Schwerspath. 41

2. Der A r r a g o n i t , dessen Krystalle dem rhombischen System angehörenund meistens als Säulen mit rautenförmigem Durchschnitt auftreten, bald einzeln,bald mehrfach zusammengewachsen, wodurch mitunter Gruppen entstehen, die dersechsseitigen Säule gleichen (Fig. 54). Derselbe ist spaltbar, im Bruche mu-schelig bis uneben; H . — 3 bis 4 ; D. — 2 , 9 bis 3; durchsichtig, glasglänzend,

farblos. Er findet sich nicht selten in Blasenräumendes Basalts und anderen Gesteins. Als sechsseitigeSäule gruppirt kommt er bei Valencia in Arrago-nien vor, woher er feinen Namen erhielt. Außerdem krystallifirten oder Arragonitspath unterschei-det man noch den strahligen und faserigen Nrra-gonit, aus welchem der Carlsbader Erbsensteinbesteht.

12. (3-rn'ppS Äs» Barinnis.

1. Der Schwerspath oder schwefelsaure Baryt, Va 8 , kryftallisirt im 55rhombischen System als rhombische Säule, die in sehr vielen (bis 73) Abände-rungen beobachtet worden ist, wovon die tafelförmigen, Fig. 55 und Fig. 56

häufig sind. Derselbe ist vollkommen spaltbar, hat unvollkommen muscheligen Vruch -H. — 3 bis 3,5; D . — 4,3 bis 4,58, welch letztere ihn leicht von ähnlichenspathigen Mineralen unterscheidet; er ist durchsichtig mit doppelter Strahlen-brechungund Glasglanz; die Löthrohrstamme wird von demselben grün ge-.färbt, nnd ein erwärmtes oder geglühtes Stück Schwerspath leuchtet nachhernoch einige Zeit im Dunkeln.

Der deutlich krystallisirte B a r y t s p a t h findet sich nicht selten, so z. B. inziemlicher Menge in Baden, im Odenwald, wo er zu weißer Farbe zermahlenwird (Chemie §. 90). Außerdem findet sich jcdoch auch strahliger, faseriger, kör-niger, dichter und erdiger Baryt.

2. Der W i t h e r i t oder kohlensaure Baryt, Va(), krystallisirt in geradenrhombischen Säulen, und findet sich besonders in England, wo er, seiner gifti-gen Eigenschaften wegen, zum Vertilgen der Ratten gebraucht wird.

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42 Olyktognosic.

13. Gru.pps ÄG2 ZtrontinuiL. .

56 1 . Der Cylest in oder schwefelsaure Strontian, 3 r Z , krystallisirt imrhombischen System meist als rhombische Säule. Er ist vollkommen spaltbar,!hat muscheligen bis unebenen Bruch; H. — 3 bis 3,5; D. — 3,8 bis 3,96;durchsichtig, doppelt strahlenbrechend, glasglänzend, meistens wasserhell undweiß, die Flamme des Löthrohrs pu rpu r ro th färbend. Kommt nicht häusigvor. Seine Arten sind: der Cölestinspath, der strahlige Cölestin, der Faser-.cölestin, der bläulich gefärbt ist und bei Jena gefunden wird, und der dichte,Cölcstin, welcher 8 bis 9 Procent kohlensauren Kalk enthalt. Diese Minerale ldienen zur Darstellung der Strontianpräparate (Chemie §. 91).

^. Der S t r o n t i a n i t oder kohlensaure Stront ian,8r 5 , in demselbenSystem krystallisirend, ist seltener, als das vorhergehende Mineral.

3.4. GrU.PPG ÄS3 MNUNS8INM3. !

57 Das Oxyd des Magnesiums, die Magnesia, N ^ , wird von Mineralogenin der Regel Talkerde genannt. Dieselbe findet sich als Per i k las , der fastreine Magnesia, N ^ , ist, und als Magnefiahydrat, N ^ I I . Der Borac i t oderborsaure Magnesia, N^^^'4^ H. — 7^ D. ^ n 3 , dem regulären System an-gehörig, krystallisirt ausgezeichnet schön in Würfeln und Granatoedern; derHydroboraci t besteht aus Magnesia und Kalk in Verbindung mit Vorsäureund Wasser. Diese sämmtlichen Minerale treten nur selten und in geringerMasse auf. Das B i t te rsa lz , schwefelsaure Magnesia, N 3 8 - j - 711 , ist zwarhäufig, jedoch wegen seiner Löslichkeit nur als dünner Ueberzug oder haarför-miger krystallinischer Anfing in den Spalten der Gesteine anzutreffen. Dochgiebt es u. a. in Sibirien Steppen, wo oft ganze Strecken davon überzogensind. Dagegen ist das Bittersalz in den unter dem Namen der Bit terwasser

*. bekannten Mineralquellen, namentlich von Scidlitz, Egcr, Seidschütz und Epsomin großer Menge enthalten.

Der Magnesit , kohlensaure Magnesia, N Z 8 , kommt entweder krystalli-sirt als Magnes i tspath (Talkspath) vor, oder als dichter Magnesit. Dererstere gehört dem hexagonalen Krystallsystem an und kommt in stumpfen Rhom-bosdern vor; H. — 4 ; D. — 3. I n größerer Masse tritt der B i t t e rka l kauf, aus Kalk, Magnesia und Kohlensäure bestehend, ((?a-^-N^) 6 . Der kry-stallisirte heißt N i t t e r f p a t h , auch Braunspath, und kommt als stumpfesRh.ombosder vor, ist vollkommen spaltbar, hat muscheligen Bruch; H. — 3,5bis 4 ; D. — 2,8 bis 3. Er ist halbdurchsichtig, hat Glasglanz und ist weißoder häusig gelb bis braun gefärbt durch Gehalt von Eisen oder Mangan. Erfindet sich meistens in Spalten und Aushöhlungen des körnigen Bitterkalks,

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I I . K l . Bitterspath. Dolomit. Thonerde. 43

welcher D o l o m i t heißt, und ein dem kohlensauren Kalke in seinen verschiedenenFormen sehr ähnliches Gestein ist. Der weiße, krystallinische, gleicht dem Mar-mor, der gefärbte dem gewöhnlichen Kalkstein, und da er in Massen vorkommt,hat er auch ähnliche Anwendung.

15. <3-ru.VI>6 (368 ^1u.inirnnrN8.

' Das Oxyd des Aluminiums, M , Thonerde genannt, bildet in Verbin- ^düng mit Kieselsäure die Mehrzahl oer Minerale und ist somit der Masse nachein Hauptbestandtheil der Erdrinde. Einige Minerale, die nur aus Thonerde

' bestehen, sind durch ihre große Härte ausgezeichnet.1. S a p h i r oder edler K o r u n d , reine Thonerde, M , zuweilen mit

Spuren von Kieselsäure und Eisenoxyd; Krystalle meist pyramidal oder säulen-förmig, dem hexagonalen Systeme angehörig; er ist spaltbar, hat muscheligenBruch; H. — 9 ; D. - 4 ; ist vollkommen durchsichtig, von starkem Glasglanzund schöner b lauer Farbe, kommt jedoch auch roth, gelb, grün, weiß vor undganz besonders schätzt man die mit dem Namen R u b i n bezeichnete rothe Art»Die gelbgesärbten Krystalle kommen im Handel als oriental ische Topase,

.die violettblauen als or iental ische Amethyste vor. Diese ausgezeichnetenEigenschaften machen den Saphir zu einem sehr geschätzten Edelstein, der sichin kleineren Krystallen zwar auch in Deutschland, am ausgezeichnetsten aber imaufgeschwemmten Lande und im Sande der aus solchem entspringenden Flüsse,namentlich in Ostindien findet.

2. Der gemeine K o r u n d findet sich in rauhen, kaum durchscheinenden,meist trüb oder unrein gefärbten Krystallen in Massmgcsteinen eingewachsen,

, und wird seiner Härte wegen gepulvert und zum Schleifen und Poliren der^Edelsteine angewendet.' 3. Der S m i r g e l bildet dichte oder körnige Massen, die u. a. in Sa-chsenin Glimmerschiefer eingewachsen vorkommen. Er ist wenig glänzend und vonblaugrauer Farbe und besteht aus Thonerde, merst verunreinigt mit Magnet-eiscn, sowie durch einen großen Gehalt von Eisenglanz. Der beste wird schonseit ältester Zeit von der Insel Naxos eingeführt und gepulvert zum Schleifenund Poliren benutzt.

4. K r y o l i t h , 3 N ^ 1 ->- ^ I ^ , oder Eisstein, findet sich in krystal- 39liuischer Masse mit blätterigem Gefüge, dem hexagonalen System angehörig;H. — 2,5; D. — 2,9. Dieses in West-Grönland auf Lagern vorkommendeMineral wird zur Darstellung von Natron und metallischem Aluminium ver-wendet.

5. A l u m i n i t , 3 l 8 s - ^ - 9 I I , basisch schwefelsaure Thonerde, wird alsweiße erdige Masse, jedoch in geringer Menge gefunden. Die schwefelsaureThonerde, M 8 ^ - ^ 1 8 1 3 , auch Federalaun genannt, bildet haarförmigenkrystallinischen Ueberzug oder poröse und dichte Massen. Der A l u n i t oder

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44 . Oryktognofic. !

A launste in, der aus Thonerde, Kal i und Schwefelsäure besteht, krystallisntim hexagonalen System als Rhombosder und wird besonders bei Nom gefun-den und zur Gewinnung des römischen Alauns benutzt, der kein Eisen enthältund dadurch lange vorzugsweise geschätzt wurde, bis die Fortschritte der Chemie auch,anderwärts eismfreien Alaun darzustellen lehrten. A l a u n , ^ 3 - j - M 82-^ -24^ 'kommt als reguläres Octaöder vor und bietet eins der ausgezeichnetsten Bei-spiele der Vertretung chemischer Bestandtheile (§. 40) und des Isomorphismus(§. 22). Entsprechend der in §. 95 der Chemie angeführten Reihe künstlicher-Alaune, hat man als Minerale die folgenden beobachtet:

N a t r o n - A l a u n , i ^ ' 8 - ^ M 8Z - j - 2 4 ^ l . /Ammon iak -A laun , ^

^ E isen-A laun , ^ s 8 - s - M 8^ ->-2415 .Magnes ia -A laun , ( N ^ , Nu )8 ->- '^18^ ->- 2411.M a n g a n - A l a u n , iVln's ->- '^ IZs -s- 2 4 N . '

Fundorte der Alaune find vorzugsweise kohlenschieferartige Gesteine(§. 45) und die Umgebungen der Vulcane.

6. Aus einer Gruppe von Mineralen, die im Wesentlichen aus Phosphor«saurer Thonerde mit einem Gehalt an anderen Metalloxyden und hinzutreten-dem Fluor bestehen, wie der G ibbs i t , W a v e l l i t , M?1s - j - 3 ( ^1^3^ -1011 ) .Amb lygon i t , Lazu l i t u. a. m. heben wir den T ü r k i s , auch K a l a l t ge-nannt, hervor. Er findet sich in nierigen traMgen Stücken, von himmelblauerbis hellgrüner Farbe und wird als Schmuckstem geschätzt. Die schönsten Türkisekommen aus Persien und Arabien und heißen ächte oder orientalische Türkise,zum Unterschied von den abendländischen oder Zahntürk isen, Nachahmungen,welche aus Stücken fossiler Thicrzähne, die durch Kupferoxyd gefärbt sind, ge--fertigt werden.

M 7. Der S p i n e l l ist eine Verbindung von Thonerde und Magnesia,welche durch die Formel: K Z Ä vorgestellt wird und worin die Thonerde dieStelle einer Säure vertritt; er krystallisirt als reguläres OctaLder und in dessenAbänderungen, und zeichnet sich durch (H. — 8; D. — 3,8) Härte, Glanzund Durchsichtigkeit in hohem Grade aus, weshalb er als werthvoller Edelsteingilt. Man unterscheidet nach der Farbe verschiedene Arten des Spinells> vonwelchen der rothe, edle S p i n e l l , auch Rubin-Spinell genannt, der geschätztesteist und in Ostindien vorzugsweise gefunden wird. Außerdem kennt ^ M ^blauen, grünen und schwarzen Spinell.

8. Der Chrysobery l l , V s Ä , aus Beryllerde und Thonerde bestehend,findet sich in kurzen, säulenförmigen und tafelförmigen Krystallen des rhombi-schen Systems; H. — 8,3; D. — 3,7, ist durchsichtig, glasglänzend, grün.Wird als Edelstein verwendet.

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I I I . Kl. Silicate. Zeolithc. 4b

HI . K l a s s e der S i l i c a t e .

16. Gr^ipVS 6.Sr 26o11tlis.

Die Zeo l i the , d. h. Kochsteine, weil sie sämmtlich Krystallwaffer ent -6 ihalten, welches beim Erhitzen derselben Aufschäumen verursacht, sind meistensweiß, glasglänzend, durchsichtig und haben eine Härte von 3,5 bis 6,5 undeine Dichte von 2 bis 3. Die Mehrzahl der ZeoDhe sind Doppclsilicate derThonerde, mit einer oder mehreren sich vertretenden Basen der Alkalien oderalkalischen Erden; die übrigen sind Kalkerdesilicate und einige enthalten nochNorsäure. Während sowohl ihre chemische Zusammensetzung, namentlich aberdie Mannichfaltigkeit und Eigenthümlichkeit ihrer Krystallformen viel Interesseerregen, ist kein Glied dieser Familie durch massenhafte Verbreitung oder tech-nische Verwendung wichtig. Wir müssen uns darauf beschränken, nur einigeder bekannteren Zeolithe nebst ihren Formeln und Krystallformen anzuführen:

D a t o l i t h , 0 2 s t t i 4 ^ 3 0 2 . V ^ 3 N ; ^Apophy l l i t , l s o a - ^ l h O i - ' j - Z A ; quadratisch.Ana lz im, M s Z i 2 ^ 3 M 8 i 2 ^ 6 Ü ; regulär.Harmotom, M 8 ' i ^ M ^Stilbit, 0a81 ^ M 8is-^6 I I ; rhombisch.Chabasit,Nesotypod.Natrolith, (^a,()2.)8i-j-M8i-<-2il; rhombisch.Thomsoni t , ( 6 a , ^ a , ^ 8 1 - ^ 3 ^ 1 8 1 - 4 - ? I I ; rhombisch.P rehn i t , O ^ ^ ^ ^ i ' Z i ^ N ; ^mbisch.

Der Harmotom heißt auch Kreuz-stein, weil seine säulenförmigen Kry-stalle fast immer sich durchkreuzend alsZwillinge vorkommen. Fig. 57 giebtuns die Abbildung eines aus dreiZwillingspaaren gebildeten, ausgezeich-net schönen Harmotomkrystalls aus An-dreasberg. Derselbe ist somit ein Sechs-ling. Der Mesotyp ist der gemeinsteZeolith und heißt auch Faserzeol i th,weil seine strahlig um einen Mittelpunktstehenden Krystallsäulen sich in die fein-sten Fasern zertheilen.

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46 Orpktoguosic.

17. (3-rrl.ppS Äsr ^kons«

6 2 ' Wie in der Chemie ß. 9b bereits erwähnt iymde, versteht man untciThon die chemische Verbindung von Kieselerde mit Thonerde, weshalb Tho«und Thonerde wohl zu unterscheiden sind. Die Minerale, bei welchen T lMdie Hauptmasse ausmacht, sind entweder krystallisirt und haben eine Härte W7,5, sind durchsichtig, glasglänzend, oder sie sind dicht oder erdig. I n beide«Fällen sind die Thone schWrig oder gänzlich unschmelzbar vor dem Löthrohre.Bemerkenswerth sind:

Der A n d a l u s i t , Ä ^ 8 ^ , bildet rhombische Säulen, H.-- - - 7,5;D. — 3,1 bis 3,2, ist unschmelzbar und meistens fleischroth gefärbt. DnChias to l i th oder Khi-stcin, weil durch ein eigenthümliches Verwachsen von jevier seiner Krystalle auf deren Querschnitt eine dem griechischen Buchstaben

M i (X) ähnliche Zeichnung, Fig. 5 8 , entsteht. Der Disthen, ' Ä ^ i ^ ^in klinorhombischm Säulen krystallisirt, hat die Eigenschaft, mit bläulichemLichte zu leuchten, wenn er ein wenig erwärmt wird. H. — 5 bls 7 ; D.—3,5bis 3,6.

Die folgenden sind erdige, durch Eisenoxyd oder dessen Hydrat gelb, rot^oder braun gefärbte Thone, wie die Gelberde, die als Tüncherfarbe, und dnT r i p c l , der zum Poliren und Putzen dient. Der B o l u s , auch Lemnischc«oder Siegelerde genannt, ist ein rother, fettig anzufühlender, an der Zunge kle-bender Thon, der früher in der Medicin gebrauchlich war. Er dient als rochFarbe, namentlich von Geschirren. Die Ter ra de S i e n a ist ein brauner, alsMaler- und Druckfarbe benutzter Thon. , Das S te inmark füllt in derben

Massen die Spalten verschiedener Mas-sengesteine aus, woher,es seinen Na-men hat.

Am werthvollsten von allen Thonenaber ist die Porze l lanerde, auchK a o l i n genannt, A i 3 Z i 4 _ ^ _ 6 ^ Mverwittertem Fcldspath entstanden, bil?ddt derbe erdige Massen, die weiß oder nmblaß gefärbt und namentlich frei vonEisen sind. Dieses werthvolle Materialzur Verfertigung des Porzellans findetsich in lagerähnlichen Räumen in Gra-nit und anderem Gestein, iedoch nicht allzw

häufig. Vorzügliche Erden sind die von Aue, von Schneeberg und bei Meißttin Sachsen, Passau, Karlsbad, Limoges in Frankreich u. a. m. Daß Chimund Japan im Besitz solcher Erde sind, geht daraus hervor, daß wir von dorl

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I I I . K l . Thon. Porzellanerbe. Feldspath. 47

nicht allein zuerst das Porzellan, sondern auch den Namen K a o l i n erhaltenhaben.

Der gemeine Thon ist freilich für die Mehrzahl der Menschen noch wich-tiger als die Porzellanerde. Zum Theil dieser noch sehr ähnlich, wird er Por-zellanthon genannt, oder Pfeifenthon, wenn-er weiß ist, Töpferthon, wenn er, gröber und gefärbt ist. Aller Thon fühlt sich fett an und klebt an der Zunge,indem er begierig Wasser einsaugt und zurückhält. Noch stärker saugt er Fetteew, daher er zum Ausziehen der Fettflecke benutzt wird. Auch hat der Thoneinen eigenthümlichen sogenannten Thongcruch, was man daher leitet, daßer die Fähigkeit besitzt, Ammoniak aus der Atmosphäre anzuziehen. DerThon ist unschmelzbar, und Thongesteine dienen deshalb als feuerfesteSteine oder Gestellsteine zum Ausmauern von Räumen, die große Hitzegradeauszuhalten haben, wie Hoch- und Porzellanöfen, Flammöfen, Glasöfen u. s.w.Der erdige Thon wird zu Geschirren verschiedener Art (s. Chemie §. 97) ver-arbeitet. Durch Beimischung von Kalk verliert der Thon mehr und mehr seineEigenschaften, namentlich seine Unschmelzbarkeit, indem er in Mergel und Lehmübergeht.

Noch sei zum Schluß dieser Familie des B i l ds te ins (Agalmatholith) ge-dacht, eines Thonsteins, aus welchem die Chinesen ihre bekannten kleinen Göt-

/terbildchen (Pagoden) schnitzen, die nach unseren Begriffen eben keine erhabeneVorstellung von der Göttlichkeit gewähren.

19. (3^npp6 Hsr ?s1Hgi)g.tk9.

Der Name S p ä t h ist sehr alt und soll wohl ein spaltbar krystallisirtes 6 3Mineral bezeichnen. Die hierher gehörigen Minerale haben in ihrer chemischenZusammensetzung viele Ähnlichkeit mit den Zeolithen, wenn man von demWassergehalt der letzteren absieht. Ihre Härte geht bis 7, ihre Dichte bis 3,3.Sie sind meistens glasglänzend, gefärbt und vor dem Löthrohre schwierigschmelzbar. Bemerkenswert!) sind:

Der Fe ldspath oder O r t h o k l a s , ^ 8 i - j - Ä 8 i s , krystallisirt in kli-norhombischen Säulen. Er ist sehr vollkommen spaltbar, hat unebenen Bruch;H. — 6 ; D . — 2,5 und ist durchsichtig, glasglänzend, weiß oder flcischroth,auch wohl grün und wird in letzterem Falle Amazonenstein genannt. Erfindet sich sowohl in ausgebildeten zusammengehäuften Krystallen, als auch ingrößeren krystallinischen Massen. Am häusigsten tritt er dagegen als ein Ee-mengtheil. verschiedener Felsarten, namentlich des Granits, Gneises und Syenitsauf und ist dadurch besonders wichtig. I n Hinsicht der Bildungsweise unter-scheidet man den gemeinen oder frischen Fe ldspath von trüber Farbe undfrischfeuchtem Ansehen und den g las igen Fe ldspath oder S a n i d i n , dermeist ungefärbt, durchsichtig und auf der Oberstäche häufig rissig ist. Man hältErsteren für eine Ausscheidung aus wässeriger Lösung, während der Letztere ausgeschmolzener Masse krystallisirt ist. I n der That findet sich der Sanidin stets

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48 Oryktognosie.

in vulcanischen Gesteinen, wie z. B. im Trachyt des Siebengebirges. Einbläulich-grüner Feldspath von eigenthümlichem innerem Perlmutterschein wirdAdular oder Mondstein genannt. Der nicht krystallifirte, sondern dichteFeldspath heißt Feldstein oder Felsi t . Er ist weniger rein und machtgleichfalls einen großen Theil der Masse mehrerer Felsarten, wie des Porphyrsund Monoliths, aus. Der Feldspath verwittert leicht und indem hierbei dasKälisilicat durch Wasser entzogen wird, bleibt Porzel lanerde (§. 62) übrig.

Der A l b i t oder Natronfe ldspath, ^ Z i - j - M Z i s , weil er Natronanstatt Kali enthält, erscheint auch als ein wesentlicher Bestandtheil mancher Fels-arten, insbesondere einiger Granite, Diorite und Trachyt?.

Aus der großen Reihe feldspathähnlicher Gesteine führen wir einige an,aus deren Formeln der Wechsel in der Zusammensetzung derselben ersichtlich ist:

O l i gok l as , ( ^2 . , dH ,X )5 ' i - ^M8 i2 ; klinorhombisch.P e t a l i t , 3 chi,^)3 8 i 2 ^ - 4 Ä 8 i 3 ; unbestimmt.

Spodumen, M , ^ 2 . ) 3 812.^ -4(M8i2) ; klinorhombisch.Labrador i t , ( ^ O a . ) 8 i ^ M 8 i ; klinorhomboidisch.Anor th i t , ( ^ , <^2)38i^-2 Ä 8 i ; klinorhomboidisch.Leuzit , X3 8 i 2 ^ - 3 M 8 i 2 ; regulär.Nephel in , ( ^ ^ ) 2 8 i - ^ 2 l i 8 i ; heragonal.Sod-al i th, ^ s 8 i ^ 3 M 8 > ^ ^ 0 1 ; regulär.Hauyn, ' unbestimmt; regulär.

Als Bestandtheile des Petalits und Spodumens finden wir das Oxyd desL i th iums (I^i), welches in seinen Eigenschaften dem Kalium und Natriumam nächsten steht und die Lichtstamme roth färbt.

Der Labrador ist merkwürdig durch eine Farbenwandlung in blauen,grünen, gelben und rothen Farben, nicht unähnlich, wie man sie am Halse derTauben und bei manchen Schmetterlingen ficht.

Der Lasurstein oder Lapis Lazuli ist ausgezeichnet durch seine herrlicheblaue Farbe. Er findet sich in Sibirien, Tibet, China und wird theils zuallerlei Bi ld- und Schmuckwerk, theils zermahlen als eine kostbare Farbe, Ul -t r amar in genannt, angewendet. Seitdem man jedoch die Bestandtheile diesesMinerals auf chemischem Wege genau ermittelt hat, ist es gelungen, iene Farbekünstlich darzustellen. (S. Chemie §. 98.)

Die folgenden Minerale scheinen Gemenge von Kieselsäure mit Feld-spath zu sein, .die durch große Hitzegrade meist glasig geschmolzen oderschlackig und schäumig aufgetrieben sind. Ein solches ist der Obsid ian oderVoutei l lenstein, von schwarz oder grünschwarzer, glasähnlicher Masse, der zuallerlei Gegenständen, wie Dosen, Knöpfen u. s. w. verarbeitet wird. Die Süd-amerikancr verfertigen daraus ihre schneidenden Geräthe und Waffen. Der

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I I I . K l . Bimsstein. Granate. 49

Bimsstein, der in der Nähe von Vulcanen stromartige Lager bildet, ist schäu-mig, glasig und dient bekanntlich zum Schleifen und Polircn, namentlich derweicheren Gegenstände, da seine Härte nur - 4,5 ist. Auch der Per ls te inund Pechstein gehören zu diesen Bildungen.

Wir finden hier Minerale von sehr ausgezeichneter krystallinischer Ausbil- 64düng, die jedoch nicht in Massen erscheinen und den Gewerben entfernt bleiben.Ihre Härte ist 3 bis 7,5, ihre Dichte 2,6 bis 4,3. Kieselsaure, Thonerde undKalk herrschen vor, doch gesellen sich hierzu so manmchfaltige vertretende Bestandtheile(vergl. §. 40), daß die Aufstellung der chemischen Formeln sehr erschwert und

öfter unmöglich wird. Meistens sind siegefärbt und am Löthrohr schmelzbar,und geben mit Borax ein grünes Glas.Neben dem Werne r i t und A x i n i t istnamentlich der T u r m a l i n , auchSchörlgenannt, hervorzuheben. Er krystallisirtin sehr verwickelten Formen, die vomhexagonalen System abgeleitet werdenund deren Fig. 59 eine darstellt. Seinechemische Zusammensetzung läßt sich nichtwohl durch eine Formel ausdrücken,doch ist zu bemerken, daß er neben Kie-selsäure und Thonerde, als Hauptbe-standtheilen, noch Borsäure, Magnesia,

Eisenoxyd und im Ganzen bis 12 verschiedene Bestandtheile enthält. Beson-ders merkwürdig ist, daß ein Turmalinkrystall, wenn man ihn erwärmt, an demeinen Ende positiv und am anderen negativ elektrisch wird. Man findet Tm-maline von allen Farben, und verwendet die durchsichtigen grünen und braunenzu den §. 27 angeführten Polarisationsversuchen.

Von dem S t a u r o l i t h sei bemerkt, daß seine Krystalle öfter zu einem sehrregelmäßigen Kreuz, Fig. 60, verwachsen sind.

I I .

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50 Oryktognosie. !

Am bekanntesten jedoch ist der G r a n a t , der in schönen Nhomben-Dode,caLdern, Fig. 61 (a. v.S.), krystallisirt, die dem regulären Systeme angehören. Seine«Zusammensetzung ist kieselsaure Thonerde, verbunden mit einem anderen kiesel, 5sauren Metalloxyd, worin jedoch, wie in §. 41 bereits angeführt und näher lerörtert wurde, eine große Marmichfaltigkeit herrscht, so daß man eine ganzeReihe verschiedener Granate, ähnlich wie du. Alaune (K. 59) hat, die aber inihren physikalischen Eigenschaften ziemlich übereinstimmen. Die Granate sindunvollkommen spaltbar, haben muscheligen Bruch; H.—6,5 bis 7,5; D. —3,5bis 4,2; sind meistens undurchsichtig und kommen in allen Farben vor, gewöhnlicheingesprengt in den krystallinischen Gebirgsarten, wie Granit, Gneiß, Glimmer-schiefer u. a. m. Von allen wird der schöne dunkelrothe Granat oder Pyropam meisten geschäht, der zu Halsketten, Ohrgehängen 2c. sehr beliebt ist. Dergrößte Theil der im Handel befindlichen Granaten kommt aus Böhmen, ausder Gegend von Kulm.

Andere bemerkenswerthe Minerale dieser Familie sind noch der I dok rasund der grüne Ep ido t .

20. OrnMs äor l^iiminsi'.

65 Diese Familie ist sehr gut durch ihren Namen charakterisirt, denn ihreMinerale sind meistens als kleine, dünne Blättchen krystallisirt, die einen glim-mernden Glanz haben. Diese Blättchen sind sehr spaltbar, biegsam und vongeringer Härte, so daß die Glimmerarten sich meistens eigenthümlich glatt an-fühlen. Ihre Härte geht nicht über 3, ihre D- — 2 b i s 3 . Die chemische Zusam-mensetzung läßt sich nicht wohl durch eine Formel ausdrücken; Kieselerde undThonerde sind vorherrschend, doch enthalten sie häufig eine beträchtliche Mengevon Magnesia. Der Glimmer ist entweder farblos oder verschieden gefärbt,namentlich gelb, grün und schwarz.

Der gemeine oder K a l i g l i m m e r , auch zweiaxiger G l i m m e r ge-nannt, weil er optisch zweiaxig (s. §. 27) ist, findet sich außerordentlich verbrei-tet, besonders in verschiedenen Felsarten, wie er denn z. B. die glänzendenBlättchen in Granit, Gneiß und Glimmerschiefer ausmacht. I n Sibirien kommter als sogenanntes Marienglas in so großen Blättern vor, daß er zu Fenster-scheiben dient. I n dem L i th iong l - immer oder L e p i d o l i t h , der meist eine

' schön psirsichblüthrothe Farbe besitzt, ist das Kali theilweise durch Lithion ersetzt.I n dem e inax igcn oder Ta lkg l immer herrscht der Gehalt an Magnesia(Talkerde) gegen das Kali vor.. Eine Art desselben ist der C h l o r r t , der durcheine schöne grüne Farbe sich auszeichnet, und diese Farbe auch den Gesteinenertheilt, von welchen er einen Gemengtheil ausmacht, wie namentlich demChlor i tschiefer.

Der Ta lk enthält 62 Proc. Kieselsäure und 30 Proc. Magnesia und er-scheint meist als Aggregat von undeutlichen Krystallen. H, --- 1 bis 1,5;D. — 2,5 bis 2.7. Er fühlt sich glatt und fett an, ahnlich wie Seife oder

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I I I . K l . Serpentin. Augit. 51

Talg, woher auch seine Benennung kommt; dabei ist er sehr weich und weißoder blaßgrün gefärbt. Er tritt als Talkschiefer in Masse auf und eine Ab-änderung desselben/der Topfstein, der sich schneiden und drehen läßt, dient zuAnfertigung von Geschirren.

21. <5rnpp6 äss Bs?pSQtiii8.

Man rechnet hierher weiche, meistens schnndbare Minerale, deren Härte 66höchstens 2,3 ist, und die nicht zu Krystallen ausgebildet, sondern meistens "un-durchsichtig, wenig glänzend und schwer schmelzbar sind. Ihre Hauptmasse istKieselsäure mit Magnesia, in der Regel gefärbt durch Oxyde des Eisens. Esgehört hierher der fettig anzufühlende Speckstein, der zum Ausmachen vonFlecken, als weiches Polirmittel dient,' auch zu allerlei Gegenständen geschnittenwird, und welchem sich der Seifenstein oder S a p o n i t und der bekannte, zuPfeifenköpfen verarbeitete Meerschaum anreihen. Der S e r p e n t i n , auchOph i t oder Schlangenstein tzcnannt, wegen seines grünlichen gesteckten An-sehens, das an die Haut mancher Schlangen erinnert, bildet derbe Massen, vonkörnigem Bruch, die als Felsen auftreten. Seine Härte beträgt 3, und er wirdzu sehr verschiedenen Gegenständen, namentlich zu Reibschalen für Apotheker, zuSäulen, Dosen u. s. w. verarbeitet. Von der großen Anzahl serpentinhaltigerMinerale, die hier anzureihen wären, bemerken wir den Schi l lerspath; erfindet sich eingesprengt in serpentinhaltigen Gesteinen, in Gestalt breitblätteriger,krystallinischer Flächen, von schwärzlich grüner und braungelber Farbe mitmetallähnlichem, schillerndem Perlmutterglanz.

Das Berg holz (Holzasbest), aus holzbraunen, faserigen, plattenförmigenMassen bestehend, läßt sich ähnlich zerspalten wie Holz; enthält Kieselsäure,Talkerde und Eisenoxyd. ^

22. (3^HVP6 <3.ss ^.nsitg.

Diese Minerale haben eine Härte zwischen 4,5 bis 7 und Dichte — 2,8 67bis 3,5. Ihre Farben sind vorherrschend dunkel, grün und schwarz und vordem Löthrohre sind sie schmelzbar. Kieselsäure und Magnesia sind Hauptbe-standtheile, doch treten auch andere Oxyde, wie namentlich Eisenoxyd undThonerde in beträchtlicher Menge hinzu. Die Augite bieten interessante Kry-stallverhältnisse dar, und erreichen nicht selten für sich eine massenhafte Verbrei-tung. Zugleich sind sie in vielen gemengten Felsarten enthalten. Die wichtig-sten Minerale dieser Familie sind der Augit und die Hornblende, von welcherwieder mehrere Arten mit besonderen Namen vorkommen.

1. Der A u g i t oder Pyroxen krystallisirt meist in kurzen, dicksäulen-

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52 Oryktognosie.

förmigen, dem klinorhombischen Systeme ungehörigen Krystallen, Fig. 62 undFig. 63, worunter öfter Zwillinge, Fig. 64. H. - 5 bis 6; D. ---- 3,2 bis

Die KrystallforMw aller gehören deMselben System an.Der gemeine Augit findet sich als Augitfels und als wesentlicher Be-

standtheil des Basalts, Porphyrs und der Lava.Der Kokolith ist ein aus körnig, krystallinischer, grüngefärbter Masse

bestehendes augitartiges Mineral.2. Die Hornblende oder Amphibol, krystallisirt ebenfalls w Säulen

des klinorhombischen Systems, Fig. 66. Ihre Zusammensetzung entspricht der

Formel: Öa 8 i - ^ - N ^ 8i2, doch führen die grünenund schwarzen Hornblende-Arten auch Thonerde. Zudiesen gehört die gemeine all-gemein verbreitet ist, eigne Felsarten, das Horn -blendegestein und den Hornblendeschiefer bil-det, sowie wesentlichen Antheil an der Zusammen-setzung des Syenits, Diorits u. a. m. hat. Sie dientals Zuschlag auf Eisenhütten und als Zusatz zuordinärem Bouteillenqlas.

3,5; meist undurchsichtig, glasglänzend, farblos, grün, häusiger braun bisschwarz. Die chemische Zusammensetzung der Augite entspricht der allgemeinenFormel: K5 8i2. ^ ^ . ^ ^ ^ besonderen Arten in folgender Uebersichtnäher angegeben:

Pyrozen, (öa,N^Fs)3 3i2.

Diopsid, (Ns,6a)3 8i2.

Dia l lag od.Schillerspath, (3 N ^ -s- 2 O» -s- ^6)3 612.

Vroncit , (3 N ^ - ^ - ^ 8i2.

Hypersthen, (N5- j -?6)28i2,. ... ^ N^s) ßi2

Gemeiner Augit, (O2.s8i)2 -s> . ^ > ^

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I I I . K l . Asbest. Topas. Smaragd. 53

Der Grammat i t kommt in meist blaßviolblauen, gestreiften, stängelichcnKrystallen eingewachsen vor; der S t rah l s te i n ist ähnlich, von grüner Farbe.

Der Asbest, Amian th und der BergTork sind als Arten von Horn-blende zu betrachten, die in außerordentlich feinen Nadeln krystallisirt sind.Man vermischt die biegsamsten Arten des Asbests mit Flachs, verfertigt darausGespinnste und Zeuge, aus welchen nachher der Flachs ausgebrannt wird. Essind dies die sogenannten unverbrennlichen Zeuge, deren man sich bei Feuers-gefahr bedienen kann. I m Alterthume wurden die Leichname der Reichen insolche Zeuge gehüllt und verbrannt, wodurch ihre Asche gesondert blieb.

23. (3WU.PPG Äsr N6.6i8tsuis.

Hier finden wir, was außer dem uns bereits bekannt gewordenen Diamant, 68Rubin und Saphir die Natur noch an krystallnem Schmuck zu bieten vermag.Die Minerale dieser Familie haben eine Härte von 7,5 bis 8,5; die Dichte— 2,8 bis 4,6; sie sind durchsichtig, meistens schön gefärbt und schwierig odergar nicht schmelzbar. Dieselben bestehen aus Verbindungen der Kieselsäure mitden Erden.

1. Topas , lieselsaure Thonerde mit Fluorgehalt^des rhombischen Systems, Fig. 66. H. — 8; D. 5 ^ 3,5; vorherrschendeFarbe gelb.

2. S m a r a g d , kieselsaure Thonerde-Beryllerde (K'sXi) 8!2; bildethexa-gonale Säulen, Fig. 67. H. — 7 bis 8 ; D. --- 2,7," grasgrün, sogenanntesSmaragdgrün.

B e r y l l , auch Aquamar in , wird ein meergrüner, blaugrüner Smaragdgenannt. Gemeiner B e r y l l findet sich in großen undurchsichtigen/bis mehrereFuß langen Krystallen in Nordamerika.

3. Z i r kon oder Hyac in th , kieselsaure Zirkonerde, 2 r 8 i , in quadrati-schen Säulen, Fig. 68, vorkommend. H. — 7,5; D. 4,5; bräuulichroth, so-genanntes Hyacinthroth.

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54 Oryktognosie.

Hauptfundorte der genannten Edelsteine sind im Ural, in Ostindien, Cey-lon, Brasilien.

Anzureihen ist: der O l i v i n oder C h r y s o l i t h , kieselsame Magnesia,

U ^ s A , findet sich in olivengrünen, kurzen rhombischen Säulen, vorzüglich ein-gesprengt in Basalt. H. — 6 bis 7; D. — 3,4.

IV. Klasse der schweren Meta l le .

24. (3-ru.ppO äss Ni8SQ8.

69 Das Eisen bildet eine sowohl durch die Mannichfaltigkeit ihrer Formenals auch durch die Mächtigkeit ihres Auftretens bedeutende Gruppe. SeineMinerale haben eine bis 8,0 gehende Dichte und die Härte des Quarzes, sindmeistens undurchsichtig und gefärbt. Sie wirken auf die Magnetnadel, und gebenmit Borax in der äußeren Löthrohrflamme ein dunkelrothes, beim ErkaltenHeller bis farblos werdendes, in der inneren Flamme ein bouteillengrünes Glas.Ueber die Verwendung derselben zur Eisengewinnung giebt die Chemie (§. 99)Aufschluß. Die wichtigsten der hierher gehörenden Minerale sind:

1. Das gediegene Eisen, das nur selten in Lagern von unbedeutenderStärke, sodann in Körnern und Blättchen eingesprengt sich findet. Merkwürdigist ganz besonders das Meteoreiseu, nämlich Massen von gediegenem Eisen,die aus der Atmosphäre auf die Erde niedergefallen sind nnd die an verschie-denen Orten im Gewicht von 171 Pfund bis 3000, ja 14,000 Pfund gefun-den wurden. Auch gehören hierher die Meteorsteine, rundliche Massen, die,mit wenig Ausnahme, gediegenes Eisen enthalten, und außerdem noch erdigeBestandtheile, wie Augit, Hornblende, Ol ivin u. a. m. Charakteristisch fürdieselben ist ein schwarzer, wie von einer theilweisen Schmelzung ihrer Ober-fläche herrührender Ueberzug. Meteorsteinfällc sind wiederholt beobachtet wor-den, wie z. V . 1833 bei Blansko in Mähren. Man ist der Ansicht, daß dieseursprünglich im Weltraum kreisenden Massen sich beim Eintritt in dre Atmo-sphäre der Erde entzünden. Vergl. Astron. §. 86.

2. Das Magnete isen, ?6-s - l ^6 , findet sich als reguläres Octatzderund ist ausgezeichnet durch seine magnetischen Eigenschaften; es kommt auch indichten Massen von großer Ausdehnung vor, die Gebirgstheile bilden. Farbe,eisenschwarz; H. 2--- 5 bis 6; D. --- 5. Es ist eines der besten Eisenerze,namentlich zur Stahlbereitung.

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I V . K l . Rotheismstein. Eisenkies. 55

3. Das Eisenoxyd, k s , auch Rotheisenerz genannt, hat einen lebhaftenMetallglanz und giebt einen rothen Strich, sowie auch ein rothes Pulver. Esfindet sich in verschiedenen Formen, nämlich in tafelartigen, rhomboßdrischenKrystallen als E iseng lanz, vorzüglich schön auf Elba; in dünnen Schuppenals E iseng l immer , sodann als faseriger Rotheisenstein, auch G laskop foder B lu ts te in genannt, als dichter, schuppiger und erdiger Rotheisenstein,welch letzterer auch Rotheisenocker heißt. Hat derselbe eine Beimischung vonThon, so heißt er rother Thon-Eisenstein, auch Röthel . Diese Mineralesind wichtige Eisenerze und dienen außerdem gemahlen als Polirmittel undrothe Farbe.

4. Das Brauneisenerz oder Eisenoxydhydrat, k s ^ s , kommt nicht imdeutlich krystallisirten Zustande vor. Doch hat der faserige Brauneisenstein,auch brauner G laskop f genannt, feine haarförmige Krystalle, die zu trauben-förmigen und kugeligen Gebilden vereinigt sind. Man begegnet zwat sehr oftwohlausgcbildeten Krystallen, die aus Brauneisenstein bestehen; allein es erweistsich, daß dieselben Afterbildungen (Z. 22) nach den Krystallen anderer Eisenerze,besonders des Eisenkieses sind. Außerdem kommt dichter und erdiger Braun-eisenstein vor, der durch Thongehalt in den braunen und gelben Thon eisen -stein übergeht, wovon der als Farbe gebrauchte gelbe Ocker und in gleicherNnwendung die Umbra zu bemerken sind. Auch das Bohnerz, wegen seinerAbsonderung in kleine rundliche Stücke, und das aus Sümpfen sich nieder-schlagende Rasen-Eisenerz gehören hierher, welch letzteres jedoch zur Eisen-gewinnung weniger werthvoll ist, als die vorhergehenden.

Mi t dem Schwefel kommt das Eisen in mehreren Verhältnissen verbun-den in meistens schön krystallisirten und messingglänzenden Mineralen vor, dieman Kiese nennt. Solche sind:

5. Der Mag'netkies, ^ 6 - s - 5 V^s, wegen seiner tombacbraun angelaufenenFarbe auch Leberkies genannt, meist tafelartig, selten in hexagonalen Säulen

krhstallisircnd; schwach magnetisch.

6. Der Eisenkies, Schwefel-

kies oder P y r i t , I?6, kommt in aus-gezeichneten Krystallen des regulärenSystems vor als Pentagon-Dodecaöder,Fig. 69, und dessen Combination. Farbemessinggelb, metallglänzend, häufig buntangelaufen. D. — 5 ; H .—6 bis 6,5,daher am Stahl lebhafte Funken gebend.Auch findet er sich sehr häufig in der-ben Massen, sowie in ganz feinen Vlätt-chen und Körnchen eingesprengt, z. B.in der Steinkohle, und liefert, indem er

sich an der Luft, namentlich bei Gegenwart von Wasser, oxyvirt, das schwefel-

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56 Oryktognosie.

saure Eisenoxydul (Chemie §. 101), das alsdann unter dem Namen Eisen-v i t r i o l ebenfalls dem Mineralreich angehört.

Zweifach-Schwefeleisen, V'G, kommt auch in kleinen, speerartig oderkammförmig gehäuften KrystaUgruppen vor, die dem rhombischen Systeme ange-hören, und heißt daher S t r a h l k i e s , auch Speerkies oder Markasi t . Ausbeiden Eisenkiesen wird durch Destillation Schwefel gewonnen.

Die übrigen Minerale des Eisens, deren es noch eine große Anzahl giebt,sind meistens wenig bedeutend als Massengesteine oder in ihrer Anwendung,weshalb sie zum Theil nur erwähnt werden, wie das Eisenblau (phosphor-saures Eisenoxyd) und der Grüneisenstein (dasselbe, wasserhaltig), sodann dieReihe der Verbindungen des Arsens mit Eisen, die Arsenikkiese, welche einenweißen Metallglanz besitzen. Solche sind das Arsenik-Eisen (Glanz-Arsenik-kies), P0H.32, der Sko rod i t , das Würfe lerz , der schwefelhaltige Arsenikkies,Pßg2 ^_ P O H ^ auch Mispickel genannt; sie werden zur Gewinnung vonArsenik benutzt.

I n größerer Masse tritt dagegen das kohlensaure Eisenoxydul , V ^ h ,auf, das im derben krystallinischen Zustande Eisenspath (Spatheisenstein) ge-nannt wird. Dieses zur Stahlbereitung vorzüglich geeignete Mineral, dessenH. - - 3,5 bis 4,5 und D. — 3,6 bis 3,9 ist, hat eine blaß-gelblich oderröthlich-bräunliche, bis dunkelbraune Farbe. Das kohlensaure Eisenoxydulkommt auch in strahlig kugeliger Bildung als Sphäros ider i t vor.

Die unter dem Namen von Veroneser Grün als Malerfarbe benutzteGrünerde ist kieselsaures Eisenoxyd mit Kalk und etwas Magnesia. DerW o l f r a m i t , aus Eisenoxydul und Manganoxhdul in Verbindung mit Wolf-ramsäure bestehend ( V > N n ) ^ , ein diamantglänzendes, schwarzgraues Erz,H. --^ 5,5; D. — 7,5; wird zur Darstellung eines wolftamhaltigen Stahlsbenutzt.

25. (3-rnppo 6.68 MHNK2.N3.

7l) Dieses Metall kommt vorzugsweise als Oxyd vor, und findet sich, außerden Mineralen, deren Hauptbestandteil es ausmacht, in vielen anderen in ge-ringer Menge als färbende Beimischung. Die geschmolzenen Minerale färbt esin der Negel violett, die derben braun bis schwarz. Die wichtigeren find:

Der P y r o l u s i t (Mangan-Ueberoxyd; N u ) , gewöhnlich Braunstein ge-nannt, der im rhombischen System krystallisirt, jedoch meistens nur in nadel-förmig gehäuften Krystallen erscheint. Seine Farbe und sein Strich sind eisen-schwarz; die Härte --- 2 bis 2,5; Dichte — 4,9. Der Name Braunstein, derfür dieses Mineral ganz unpassend ist, wurde von einem der folgenden auf das-selbe übertragen. Die werthvolle Verwendung desselben, namentlich bei der Dar-stellung des Ehlors, lernten wir bereits in der Chemie §. 44 und 103 kennen.

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I V . K l . Braunstem. Chromeisenftein. 57

Das Manganoxyd -Oxydu l , N u - j - N u , auch Hausmanni t oderSchwarzmanganerz genannt, krystallisirt in kleinen quadratischen Octatzdern,ist braunschwarz bis schwarz, mit einem braunrothen Strich, und kommt meistmit dem vorhergehenden gemengt vor. Der B r a u n i t oder das Har tman-ganerz, N u , ist Manganoxyd , mit derselben KrystaUform, hat eine dunkel-bräunlich schwarze Farbe und gleichen Strich. Eine Beimengung dieser beidenMinerale macht den Pyrolusit natürlich weniger werthvoll, weshalb beim Ein-kauf desselben auf Farbe und Strich sehr zu achten ist. Von geringerer Bedeu-tung für die Technik sind der M a n g a n i t oder das Graumanganerz , aus

Manganoxydhydrat , N n l i , bestehend, und das Wad oder Mangan -schaum, in fein erdigen, leicht zerreiblichen Massen, als schaumartiger Ueberzugvon schwarz-brauner Farbe in Gesellschaft der übrigen Manganerze vorkommendist ein wasserhaltiges Gemenge derselben, verunreinigt durch Baryt, Kalkund Kali. Ohne Anwendung sind der Mangang lanz oder Schwefelmangan,der M a n g anspat h (kohlensaures Manganoxydul), das kieselsaure Mangan-oxydul.

26. (3ru.pV6 ÄG8 Okroins.

Es ist auffallend, daß dieses Metall, mit welchem der Chemiker eine große ? IReihe prachtvoll gefärbter Verbindungen darstellt, nur durch eine sehr geringeAnzahl von Mineralen vertreten ist. Hierin liegt wohl auch der Grund der erst1797 erfolgten Entdeckung des Chroms. I n größerer Masse findet es sich als

Chromoxyd in Verbindung mit EisenMoul, F G 6 r , den Chromeisensteinbildend; derselbe kommt in regulären OctaLdem vor, jedoch meist derb, körnig,eisenschwarz und metallisch glänzend; H. — 5,5; D. — 4,5. Strich braun;besonders in serpentinartigm Gesteinen. Er enthält bis 60 Proc. Chromoxydund dient zur Darstellung der Chromfarben (Chemie §. 194).

Das chromsaure B le ioxyd wird später beschrieben und wir haben hiernur noch des selten und in geringer Menge vorkommenden Chromockers

(Chromoxyd, A r ) , zu gedenken. Außerdem haben jedoch manche Mineraleeinen kleinen GeMt von Chrom als unwesentliche Beimischung.

27. Gruppe Äsg Vlodaitg.

Die Minerale dieses seltneren Metalls sind vorzugsweise Schwefel- und 72Arsenverbiudungen, die undurchsichtig und gefärbt sind und mit Borax am Löth-rohr ein schönes blaues Glas geben. Nicht selten verräth ein rosenfarbiger An-flug von Kobaltblüthe den Kobaltgehalt der Erze. Solche sind: Der K o b a l t -

kies oder Schwefelkobalt, ^ o , der weißen Metallglanz hat und als regel-

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58 Oryktognosie.

mäßiges Octatzder krystallisirt; H. — 5; D. — 6^3. Als vertretende Begleiterführt das Mineral Eisen und Nickel, letzteres mitunter vorwiegend. Der Spe is-kobalt oder Arsenik-Kobal t , O o ^ , der als Würfel krystallisirt und in kör-niger, dichter Masse mit weißem Metallglanz besonders im sächsischen Erzgebirgesich findet, begleitet von Eisen und Nickel. Der Arsenik-Kobal tk ies,Oa^gs.

die Koba l tb lü the , Öos A s - ^ - 8 I I , oder wasserhaltiges, arsensaures Kobalt-oxyd, krystallisirt in kleinen Nadeln, bil-det jedoch meist einen erdigen Ueberzugvon schöner, rosenrother Farbe auf ar-senhaltigen Kobalterzm. Der Glanz-kobal t , Oo 82 - j -Oo^s^^ im regulä-ren System als Pentagon-DodecaSder,Fig. 70, krystallisirend, mit Metallglanz,weiß ins Röthliche. und öfter bunt an-gelaufen; endlich der Erdkoba l t , derbeM r erdige Masse von schwarzer Farbe,die ein Gemenge von Kobaltoxyd, mitviel Manganoxyd, sodann Eisen- undKupferoxyd ist. Alle diese Mineralewerden zur Gewinnung des Kobalts,

namentlich aber Zur Darstellung des Kobaltglases, Sma l te genannt, benutzt(Chemie §. 105).

28. OrnppO ÄS8 Nioksis.

73 Die Minerale dieser Gruppe sind nicht häusiger, als die vorhergehenden,mit welchen sie meist unter denselben Verhältnissen vorkommen. Sie geben sichöfter durch einen grünen Anflug zu erkennen. I n der Regel enthalten sie einekleine Beimengung von Kobalt, so daß sie mit Borax ein blaues Glas geben.Ihre Härte ist 3 bis 5; die Dichte bis 7,7. Zu bemerken sind:

Der Schwefelnickel, M l 3 , oder Haarkies, da er haar- oder nadel-förmige Krystalle bildet; der Roth-Arseniknickel, M ^ . « , auch Kupfer-nickel genannt, der selten krystallisirt, sondern meist derbe klMlige oder traubigeMassen bildet, die kupferrothen Metallglanz haben; der Weiß-Arseniknickel,N i ^82 , ^ t zinnweißen Metallglanz. Die Nickelblüthe oder R ^ ^ M e r ,M X s - s - 8 1 1 , ist arsensaures Nickeloxyd und erscheint meist als erdiger, apfel-grüner Ueberzug der Nickelerze, seltner in gehäuften Krystallnädelchen. DerNickelglanz oder Weißnickelerz, N i 8 2 - s - M ^ 8 2 , hat bleigrauen Metall-glanz. Außerdem kommt das Nickel in Verbindung mit mehreren Metallen vor,von welchen wir den Ant imonnickel , M2Zh^ h ^ Nickel -Ant imonglanz,N i 8 2 - j - N i 3 d , den Nickel-Wismuthglanz und den Eisennickelkiesbemerken.

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I V . K l . Zinkblende. Galmey. Zinnstein. 59

Diese sämmtlichen Minerale sind wenig rcine chemische Verbindungen, son-dern enthalten stets bald mehr, bald weniger Beimengungen von Eisen, Kupfer,Kobalt, Blei u. a. m. Die Nickclerze dienen zur Fabrikation des zu Neusilberverwendeten Nickelmetalls. Sie finden sich u. a. im Erzgebirge und besondersbei Riechelsdorf in Hessen.

29. Oru.ppo 6.S8 2ink8

Als Oxyd findet sich das Zink nur selten in Form krystallinischer Massen 74von rother Farbe, woher es Rothz inkerz heißt. Häufiger ist die Blendeoder Zinkblende, welche aus Schwefel und Zink besteht, 2 n 8 , und im regel-mäßigen System als Rhombosder und in schönen Abänderungen desselben kry-stallisirt. Die Blende hat muscheligen Bruch; H. — 3,5 bis 4 ; D. --- 4,1und Diamantglanz. Die Farbe ist grün, gelb, roth, braun und schwarz. DenNamen hat dieses Mineral von seinem ausgezeichneten Glanz. Es wird zurGewinnung des Zinks benutzt und kommt auch blätterig, faserig, strahlig undin derben Massen vor.

Z i n k v i t r i o l , 2 n 8 - ^ 7 I I , findet sich in unbedeutender Menge, wäh-rend das kohlensaure Oxyd als Z inkspa th , 2 n Ö, reichlicher auftritt. Derselbekrystallisirt im hexagonalen System als Rhomboeder, hat Glasglanz und istweiß oder blaß gefärbt. Er wird vorzugsweise zur Fabrikation des Messings

verwendet. Der Galmey oder Kieselz ink, I ^ n ^ S i - s - 3 V , ist das wichtigste,aus Kieselsäure und Zinkoxyd bestehende Erz dieser Gruppe, welches in kleinentafelförmigen, von der rhombischen Säule abgeleiteten Krystallen vorkommt, dieeinen ausgezeichneten Glanz haben und weiß aber doch blaß, meistens gelblichgefärbt sind. Beim Erwärmen werden die Krystalle in hohem Grade polarischelektrisch und durch Reiben leuchtend. H. — 5; D. — 3,5. Gleich den übri-gen zinkhaltigen Mineralen vor dem Löthrohr mit Soda einen weißen Nauchvon Zinkoxyd gebend. Der meiste Galmey findet sich in derber Masse, vonhöchst mannichfaltiger, unregelmäßiger Gestaltung, oft zellig und zerfressen, vongelber, brauner und roth er Farbe, letztere von Eisenocker herrührend. Wirdzur Ausbringung von Zink verhüttet, bei Aachen, Wiesloch nächst Heidelbergund bei Tarnowitz in Schlesien, dessen Galmcylager eine Mächtigkeit von. 40bis 55 Fuß erreichen.

30. Grupps 6.63 Nnns.

Das Zinn kommt nicht gediegen, sondern vorzugsweise als Z innerz oder 75Zinnste in vor, der das Oxyd, 8 n 0 2 , ist. Dieses krystallisirt als quadratischesOctatzder, dessen Abänderungen häusig zu Zwillingskrystallen mit einander ver-wachsen sind. Dieselben sind halbdurchsichtig bis undurchsichtig, von sehr aus-

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60 Oryktognofie.

gezeichnetem Glanz und vorherrschend dunkelfarbig, braun bis schwarz, demKolophonium ähnlich, an den Kanten durchscheinend. H . — 6 bis 7; D. — 7 .Giebt, mit Soda auf Kohle vor dem Löthrohr reducirt, ein ginnkorn. I n vielgrößerer Masse kommt jedoch das ebenfalls aus Zinnoxyd bestehende faserigeZinnerz als unregelmäßige Stücke von zartfaserigem Ansehen im sogenanntenSeifengebirge vor. Zinnwerke von Bedeutung-sind im Erzgebirge (Zinnwald),,in Böhmen (Ioachimsthal, Schlaggenwald); sehr ergiebige und schon von denRömern ausgebeutete in England (Cornwall) und die reichsten in Ostindien(Halbinsel Malacca).

31. G r u p p s äs» Nis ios.

76 Selten findet sich diesO Metall gediegen, aber häufig mit Sauerstoff, ammeisten jedoch mit Schwefel verbunden in Mineralen von geringer Härte, aberbedeutender Dichte (4,6 bis 8), du vor dem Löthrohr leicht metallisches Bleiund gelbliches Oxyd geben. Viele der hierher gehörigen Minerale kommen nuritt unbedeutender Menge vor, wie z. B. Gediegen-Ble i , Mennige oderVleiocker, Schwerbleierz oder Blei-Ueberoxyd, Ch lo rb le i u. a. m.

Dagegen ist der B le ig lanz oder das Schwefelblei, ? d 8 , die am häufig-sten und in Masse vorhandene Bleiverbmdung, die auch vorzugsweise zur Ge-winnung des Metalls benutzt wird. Der Bleiglanz krystallisirt im regulärenSystem, vorzugsweise als Würfel mit vielfacher Abänderung, Fig. 7 1 , erscheint

jedoch auch in derben Stücken, die mehroder weniger feinkörnig bis dicht sind.Immer zeichnen sich diese Minerale durchihr beträchtliches bis 7,6 gehendes spe-cifisches Gewicht und einen bleigraucn,lebhaften Metallglanz aus.

Häufig führt der Vleiglanz Silber,das alsdann ausgeschieden wird (Che-mie §. 116); auch Gold, Antimon, Ei-sen und Arsen sind ihm nicht seltenbeigesellt.

Eine ziemliche Reihe von Mineralenentsteht durch das Zusammentreten vonBlei , Antimon und Schwefel in ver-

schicdcncn Verhältnissen, wohin das B l e i - A n t i m o n e r z o d e r Z inken i t ,das Federerz, das Schwefe lant imonble i u. a. m. gehören, die meist nachihren Entdeckern benannt sind. Auch finden wir das Blei in Verbindung mitSelen, als Se lenb le i und mit Tellur vereinigt, als sogenanntes B l ä t t e r -te l lu r .

T'

Von Bleioxydsalzen sind zu bemerken: der B l e i v i t r i o l , ? K 8 , der imchombischen System krystallisirt und durch starken Glanz bei weißer Farbe sich

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IV. K l . Grünbleierz. Wismuth. Spießglanz. 61

auszeichnet; das Weißbleierz, Cerüssit oder kohlensaure Bleioxyd,i^dO,in rhombischen Säulen krystallisirend und ebenfalls durch Diamantglanz und dop-pelte Strahlenbrechung merkwürdig. Der Pyromorphit ist phosphorsauresBleioxyd, das jedoch stets Chlorblei und häufig arsensaures Bleioxyd beige-mengt enthält. Sein gewöhnlicher Name ist Erünbleierz, von der vorherr-schend grünen Farbe; es kommt auch gelb' und braun vor; krystallisirt in schö-nen hexagonalen Gestalten. H. - 4; D. --2 7. Giebt in der Reductions-stamme eine Bleiperle, die beim Erkalten ein vieleckiges, krystallartiges Korn

bildet. Im Rothbleierz (chrornsaures Bleioxyd, I>kör), welches am Uralin rothen Nadeln krystallisirt vorkommt, wurde zuerst das Chrom aufgefunden«

32. Q-ruppG ÄS8 'MignmMs.

Die Minerale dieses Metalls sind nach ihrer Verbreitung und Mannichfal- 77tigkeit von untergeordneter Bedeutung. Man findet unter denselben gediege-nen Wismuth in verzerrten RhomboSdern des hexagonalen Systems; es hateinen röthlich silberweißen Metallglanz; H.----2 bis 2,5 und D. — 9,7.Der Wismuthocker oder die Wismuthblüthe ist das Oxyd, M203, ^ dkommt mit dem vorhergehenden namentlich im sächsischen Erzgebirge vor. DerWismuthglanz oder Schwefelwismuth, M283, ist bleigrau metallglän-zend; krystallisirt in rhombischen Säulen oder nadelförmig krystallinisch undderb eingesprengt; H. — 2,5; D. ---- 6,5. Auch finden sich kohlensauresWismuthoxyd und Wismuthblende, die aus dem kieselsauren Oxyd be-stehen. Die genannten Erze dienen zur Gewinnung des Wismuthmetalls (Che-mie §. 110).

33. GrnppG Hos K.u.tiru.0Qs.

Die Minerale der Antimongruppe erreichen eine Härte bis 6,6 und eine 78Dichte - - - 4 ; an dem Löthrohr geben sie einen Dampf, der einen weißen Ueber-zug auf der Kohle bildet. Die selteneren Minerale sind: Gediegen-Anti-

mon, Antimonblüthe, 8d, auch Weißspießglanzerz genannt, und der

Antimonocker, 6d-s-xÄ.Häufiger ist dagegen der Antimonglanz, 8d8^, oder graues Spieß-

glanzerz, eine Verbindung des Metalls mit Schwefel, die im rhombischen <System krystallisirt. Die Krystalle sind meist lang, säulenartig, spießig odernadelförmig zusammengehäuft und von bleigrauem Metallglanz. Dieses Mineraldient zur Darstellung des metallischen Antimons und wird auch für sich in derMedicin angewendet.

Die Antimonblende,' auch Roth-Spießglanzerz genannt, ist eineVerbindung von Antimonoxyd mit Schwefelantimon, und zeichnet sich dutch die

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62 Oryktognosie.

kirschrothe Farbe und den Diamantglanz seiner spießigen Krystalle aus, und ge-hört zu den selteneren Erzen.

34. GrnppS äss Au.ptorg.

79 Dieses Metall bildet eine reiche Gruppe von Mineralen, denn es tritt nichtnur in größerer Masse, sondern auch in mannichfaltigen Verbindungsverhält-nissen auf. Von diesen wird ftdoch nur die Minderzahl zur Gewinnung desKupfers benutzt. Die Härte geht in dieser Gruppe von 2 bis 4, die Dichtebis 6 , und an dem Löthrohr läßt sich metallisches Kupferkorn aus denselbendarstellen. Als die wichtigeren sind anzuführen:

1. Gediegen Kupfe r , das selten Krystallform erkennen läßt, sondernmeist in eigenthümlichen, stänglichen, bäum« oder moosartigen Bildungen vor-kommt, mitunter in größerer Menge, so daß es zur Metallgewinnung einge-schmolzen wird. I n Ober-Canada sind Stücke gediegenen Kupfers im Gewichtvon 2 bis 20 Centnern aufgefunden worden. Das Roth-Kupfererz oderKup fe roxydu l , O122 O, krystallisirt als regulärer Achtflächner mit schön rotherFarbe und giebt ein sehr vorzügliches Kupser, während die Kupferschwärze(Kupferoxyd) in geringerer Menge sich findet. Der Kupferg lanz ist Schwe-felkupfer, Ou2ß, das in geraden rautigen Säulen mit schwärzlich-bleigrauemMetallglanz erscheint und zur Kupfergewinnung benutzt wird.

Geringe Bedeutung haben dagegen mehrere lösliche Kupfersalze, die inunbedeutender Menge durch Zersetzung mancher Kupfererze, namentlich desSchwefelkupfers, entstehen. Sie finden sich besonders in der Nähe von Vulca-nen, aus deren Spalten Dämpfe entweichen, die Salzsäure und schweselige

Säure enthalten. Solche Salze sind der K u p f e r v i t r i o l , ( ! i i 8 - j - 5 i l , ver-schiedene phosphorsaure und arseniksaure Kupferoxyde (Linsenerz),das Khlorkupfererz u. s. w.

Zu den schönsten Mineralen gehören aber die beiden folgenden: Der M a -lachit oder kohlensaures Kupferoxyd , ö u O - s - Ö u I I , der in klinorhom-bischen Säulen krystallisirt, die meistens zu faserigen, strahligen Gruppen ver-einigt sind, hat eine schöne smaragdgrüne Farbe und Seidenglanz. Er kommtjedoch auch in derben und erdigen Massen vor, und wird theils zu Kunstwerken,Zierrathen, theils als Malerfarbe, und wo er in größerer Menge sich findet,zur Ausbringung von Kupfer benutzt.

Die Kup fe r lasur , kohlensaures Kupferoxydmit Kupferoxydhydrat,2 O u ( ) - j - ( ) n l i , findet sich in kurzen, faulen- oder vielmehr tafelartigen Kry-stallen und in unregelmäßiger, derber und erdiger Masse. Dieses Mineral istdurch seine schöne kornblumenblaue Farbe ausgezeichnet und wird deshalb an-gewendet. Das Kiefe lkupfer oder Kup fe rg rün ,Kupferoryd, hat eine schöne grüne Farbe.

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I V . K l . Kupferkies. Fahlerz. Zinnober. 63

Eine weitere Reihe bilden diejenigen Minerale, bei welchen Kupfer mitanderen Metallen verbunden ist, wozu meistens noch Schwefel tr i t t , wie beimWismuthkupfererz, An t imonkupferg lanz , Z innk ies , K u p f e r - V l e i -v i t r i o l oder Bleilasur. Das Bunt -Kupfe re rz besteht aus Schwefeleisen und

Schwefelkupfer, ^ u ^ s , erscheint selten in der Form des regulären Octasders;gewöhnlich in derben, messingglänzenden Massen, in rothen und blauen Farben

schön angelaufen. Der Kupferk ies oder Gelbkupfererz, ^u l?s , findet sichkrystaUifirt, in kleinen Quadrat-Octaedern und Abänderungen desselben, amhäufigsten derb, körnig und dicht; messinggelb, metallglänzend, auch bunt ange-laufen. H. — 4 ; D . - - - 4 , 3 . Liefert vordem Löthrohr erhitzt und hieraufmit Borax und Soda geschmolzen, ein Kupferkorn. Dieses sehr verbreiteteErz dient mit dem vorhergehenden zur Gewinnung des Kupfers und desKupfervitriols.

Das Fahlerz krystallisirt in den hemwdnschen Gestalten des regulärenSystems, Fig. 72, 73 und 74; es ist stahlgrau, metallglänzend; H. — 3 bis 4 ;

D. - - -5 . Seine Hauptbestandtheile sind: Kupfer, Antimon, Schwefel und Arsen,zu welchen veränderliche Mengen von Eisen, Zink und Silber hinzutreten,wodurch es Fahlerze von mannichfacher Abänderung giebt. Dieselben werdenauf Kupfer und die reicheren auch auf Silber benutzt.

95. Cl^npps äs» yu.6okgi1dGrs.

Obgleich flüssig, findet sich das Quecksilber dennoch gediegen und zwar in 8ÜGestalt von größeren oder kleineren Tropfen in den Höhlungen und Spaltenvon Schieferthon und Kohlensandstein, wie z.V. bei Moschellandsberg in Rhein-bayern. Das meiste Quecksilber erhalten wir jedoch aus dem natürlichenZinnober , H ^ L , der in krystallinischen, auch in traubenförmigen und derbenMassen sich findet. Seine H. - 2,5; D. - 8. Der ginnober ist undurch-sichtig, hat Diamantglanz und carminrothe Farbe, und giebt einen lebhaftscharlachrothen Strich. Beim Erhitzen färbt er sich schwarz, erhält jedoch nachdem Erkalten wieder eine rothe Farbe. Hauptfundorte desselben sind außer

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64 Oryktognosie. «

dem erwähnten in Rheinbayern, Almaden in Spanien, Idr ia in Krain, Mexico, lChina und Kalifornien. !

Seltener und von untergeordneter Bedeutung ist das natürliche Chlor-.quecksilber, 15^01, oder Quecksilberhornerz. Unter Lebererz versteht!man ein in Idria vorkommendes Gemenge von Zinnober, Kohle und erdigen!Theilen.

36. (3-3MPP6 ÄSS Vi ldors.

81 I n ziemlicher MannichfMgkeit seiner Minerale erscheint das Silber alseins der häusigeren Metalle, sowohl gediegen, als mit anderen Metallen legirtoder mit Arsen und Schwefel verbunden. Vor dem Löthrohr geben die Silber-erze für sich oder mit Soda ein Silbcrkorn.

Das Gediegen-S i lber bildet entweder kleine, dem System des Wür-fels zugehörige Krystalle oder krystallinische Gruppen, oder es stellt sich inallerlei sonderbaren, mitunter bäum- oder moosartigen Formen, in Blättchen,unregelmäßigen Stücken und Körnern dar. Seine H . — 2,5 bis 3; D. —10,3.Es hat die gewöhnlichen Eigenschaften des Silbers, ist jedoch meist gelblick) bisbraun angelaufen. Es findet sich in den meisten Ländern und wird in Deutsch-land mit den anderen Silbererzen, namentlich im sächsischen Erzgebirge ange-troffen. Die zur Silbergewinnung wichtigeren Erze sind:

Der S i l b e r g l a n z , ^ 3 8 , oder das Glaserz findet sich im regulärenSystem krystallisirend, jedoch häufiger in unregelmäßigen Formen, von grauerbis schwarzer Farbe und Metallglanz. Auch kommt dieses Schwefelsilber erdig,unter dem Namen von Silberschwärze vor.

Ant imons i lber , das 70 bis 80 Procent Silber enthält, findet sich inden Abänderungen der rhombischen Säule. Es hat silberweißen oder gelbenMetallglanz, ist jedoch auch sehr häusig dunkel angelaufen.

Das Schwarzgül t igerz ist eine Verbindung von Schwefelsilber mit

Schwefelantimon, K ^ ^ k , ^ d führt an 70 Procent Silber. Es tritt in denFormen der rhombischen Säule und in unregelmäßigen Stücken auf, und hatbei Metallglanz eine eisenschwarze Farbe. Das wichtigste Silbererz ist jedoch

l M lll

das Rothgü l t igerz , ^ ^ ^ g ) ^ Elches aus Silber und Antimon mitSchwefel und Arsen besteht. Es krystallisirt in Abänderungen des Nhomboöders,hat Diamantglanz, eine eisenschwarze bis carmoisinroche Farbe, und giebt einenschönen carmoisinrothen Strich. H. — 2,5 bis 3; D. — 5,5 bis 5,8. Esenthält bis 58 und 64 Procent Silber. Man.unterscheidet ein dunklesNothgültigerz (Pyrargirit), welches Antimon enthält, und ein lichtes (Proustit),in welchem das Antimon durch Arsen vertreten ist. Diese werthvollen Erzefinden sich im Erzgebirge, Andreasberg am Harz, Ioachimsthal in Böhmen,Kremnitz und Schcmnitz in Ungarn u. a. m.

Der S i l be r -Kup fe rg lanz ist eine Verbindung von Schwefelsilber und

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I V . K l . Gold. Plat in. . 63

Kupferglanz, der bis 52 Procent Silber hat und in schwarzgrauen, metallglän-zenden, rhombischen Krystallen vorkommt.

Wir führen noch die Namen einiger Minerale an, welche seltener unddeshalb von untergeordneter Bedeutung sind, wie das Chlorsilb.er (Silber-hornerz), Bromfilber, kohlensaures Silberoxyd, Wismuth-Silbtterz, Sternbergit,Polhbasit und das Ama lgam, aus ein Drittel Silber und zwei DrittelQuecksilber bestehend.

37« Ornppo H.G3 GoiÄG3.

Wir finden das Gold in der Regel gediegen, entweder krystallisirt in ver- 82schiedenen regulären Gestalten, meist in kleinen und verzerrten Krystallen; öfterin Vlättchen, draht- oder haarförmig und alsdann die mannichfaltigsten Formenbildend, worunter namentlich die moosartigen und baumartig verästelten zu be-merken sind; sodann in unregelmäßigen Stücken und Körnern; endlich als Sandund Staub in vielen Fels arten, wie z. B. im Granit, eingesprengt, durch derenZertrümmerung es im Sande der Flüsse und im Gerölle des aufgeschwemmtenLandes angetroffen wird.

Da in diesem Zustande die Dichte des Goldes bis 19,4 geht, so könnenselbst jene feinen Goldtheilchen gewonnen werden, wenn man den goldführendenSand mit Wasser aufrührt. Aus diesem setzt sich zunächst das specifisch schwerereMetall nieder, und wird also, wie man sagt, ausgewafchen.

Am häusigsten ist dem Golde noch Silber beigesellt, und man trifft natür-liche Legirungen beider Metalle, die 0,16 bis 38,7 Procmt Silber enthalten,was natürlich Unterschiede in Farbe und Dichte als Folge hat. Außerdem istnoch das Schr i f te rz zu bemerken^ das neben Gold und Silber eins derselteneren Metalloide, nämlich das T e l l u r , enthält.

Deutschland ist arm an Gold zu nennen, wie überhaupt Europa, das nurin Ungarn, bei Kremnitz, reiche Goldminen aufzuweisen hat. Dagegen sindOstindien und Südamerika (Brasilien, Peru, Chili, Califomien) reich an diesemMetall und ebenso der Ural. Nubien und Senegambien sind die goldführen-den Gebiete Afrikas. Auch in Australien sind in neuester Zeit bei Bathurstreiche Goldlager aufgefunden worden. Als Merkwürdigkeit ist anzuführen, daßman mitunter Stücke Goldes von bedeutender Größe auffindet, wie z. V. imJahre 1842 in dem Goldsandlager von Alexandrowsk bei Miask eine Massevon 86 Pfund. Stücke von 24 bis 13 Pfund und geringere werden öfter ge-funden. Unter den Flüssen Deutschlands sind der Rhein, die Donau, die IsarM d der I n n die bedeutenderen, welche Gold führen.

38. G3MMH Ms MMins.

Auch das Platin zeigt sich nur gediegen, und zwar selten von krystalli- 83nischer Bildung, als Würfel, sondern meistens in rundlichen Stücken und Kör-

II. 5

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6s Orpktoguosie.

nern. Es sind demselben jedoch stets andere Metalle beigemengt und zwar amreichlichsten Eisen, das 5 bis 11 Procent betragen kann. Die übrigen Begleiterdes Platins, das I r i d i u m , O s m i u m , P a l l a d i u m und N h o d i u m , sindedle, dem Platin höchst ähnliche Metalle mit hohem specifischen Gewicht. DieDichte des Gediegen-Platins ist 1.7 bis 18 und seine Farbe stahlgrau. Eswurde Zuerst im spanischen Amerika entdeckt, wo es nach dem Worte P l a t a .das Silber bedeutet, den Namen Platina, d. i. s i lberähn l ich , erhielt. Reich-lich fand man es später am Ural, wo es in aufgeschwemmten Lagerungen, mei-stens in Geschieben von Serpentingesteinen vorkommt. Man hat dort Massenim Gewicht von 10 bis 23 Pfund angetroffen» Ueber Reinigung und Ver-arbeitung desselben siehe Chemie § .119 .

V« Klasse der organischen Verbindungen.

39. G'I'U.PPS ÄS? orSä.NI8OkGU. IN.12S.

84 I n dieser kleinen Gruppe begegnen wir dem H u m b o l d i t , der aus klee-saurem Eisenoxtzdul desteht, und dem Hon ig f te in , der die Verbindung vonThonerde mit einer eigenen, aus Kohlenstoff und Sauerstoff (Formel — ( ^ O ^ Ibestehenden Säure ist, die nach dem Mineral Honigsteinsäure genannt wird.Letzteres hat seinen Namen von der ihm eigenen honiggelben Farbe und krystal-lisirt in durchsichtigen, quadratischen Octasdern. Beim Erhitzen schwärzt sichder Honigstein, verkohlt und hinterläßt nach dem Glühen weiße Thonerde.Beide Minerale sind selten und ohne technische Bedeutung.

40. GriiVVS ^Sr VrÄd.g.r2H.

85 Es gehören hierher feste und flüssige organische Verbindungen, derenCharakter in dem chemischen Theile, bei den Harzen und flüchtigen Oelcn(§. 188 u. 189), im Wesentlichen geschildert worden ist. Dieselben sind diemehr oder weniger veränderten Producte untergegangener Pflanzenwelten, wasin dem Abschnitte über trockene Destillation der Pflanzenstoffe (Chemie, §.216)bereits angedeutet wurde. Sie finden sich nur in den jüngsten Bildungen derErdrinde. Bemerkenswerth sind:

Der Bernstein oder S u c c i n i t , ein fossiles Harz, das hauptsächlich inden Braunkohlenbildungen vorkommt, und zwar meistens mit Braunkohle zu-

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V. K l . Bernstein. Steinöl. Asphalt. tt?

gleich. Er besteht aus unregelmäßigen, stumpfeckigen oder rundlichen Stückenund Körnern, öfter von tropfstein artiger, tmubiger Bildung; der Bruchmuschelig, die Farbe honiggelb, braun; durchsichtig bis durchscheinend. H . — 2bis 2,5; D. — 1. Nimmt gerieben einen angenehmen Geruch an und wirdnegativ elektrisch. I n heißem Weingeist ist der Bernstein größtenteils löslich;er schmilzt bei 287"C., verbrennt mit Heller Flamme und angenehmem Geruchund Hinterlassung eines kohligen Rückstandes. Er besteht aus 80 ProcentKohlenstoff, 10 Proc. Wasserstoff und 10 Proc. Sauerstoff, mtsprccyend derFormel: O ^ M O . Die größere Menge desselben findet man lose am Mceres-ufer, von den Wellen ausgeworfen, oder mehr oder weniger entfernt vomStrande, in Sand und Lehm, und das Fischen und Graben des Bernsteins wirdbesonders an der Ostseeküste Preußens, von Danzig bis Memel lebhaft betrieben.Häufig trifft man Stücke von Bernstein, an welchem noch Holz- oder Rindestückesitzen, auch schließt er mitunter Ittsecten, Nadeln und Zapfen ein, welche keinenZweifel lassen, daß er von einer untergegangenen Art der Fichte abstammt.Seine übrigen Eigenschaften und Verwendung s. Chemie S . 424.

Seltener sind der R e t i n i t , der. fossile C o p a l , das B e r g - oder E r d -wachs, das elastische Erdpech, der B e r g t a l g oder Scheererit und derId r ia l i t .

Das Erdöl, auch Steinöl oder Naphta (Petroleum) genannt, ist was-serhell, gelb, braun, bis dickflüssig-schwarz. D. — 0,7 bis 0,9; es riecht eigen-thümlich, bituminös, ist flüchtig, leicht entzündlich und verbrennt mit starkrußender Flamme; unlöslich in Wasser, wenig löslich ip Weingeist, leicht löslichin Aether. Seine Bestandtheile find Kohlenstoff (bis 88 Proc.) und Wasserstoffin schwankenden Verhältnissen zwischen den Formeln O H und O V . DasSteinöl ist ein natürliches Destillationsproduct aus der Steinkohle und durch-dringt verschiedene Gesteine, oder quillt für sich oder auf Nasser schwimmendmit diesem aus der Erde, wie bei Lobsann im Elsaß, Tegernsee und Häring inTyrol; zahllose Näphtaquellen finden sich in der Nähe des Kaspischen Meeres(Baku).

Der Aspha l t oder B i t u m e n , Iudenpech, bildet pechschwarze, glän-zende Massen von rundlicher, oft tropfsteinartiger Gestalt und muscheligemBruch. H. — 2 ; D. — 1,07 bis 1,2« Geruch eigenthümlich, b i tuminös .Erweicht beim Erwärmen, schmilzt bei Siedhitze und verbrennt mit starkemRauch und geringem Rückstand. Findet sich vorzüglich reichlich am Ufer desTodten Meeres; hat vielfache technische Verwendung (vergl. Chemie §. 218).

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ßß ' Geognosie.

ll. Die Lehre von den Gesteinen und ihrerLagerung.

G e o g n o s i e u n d G e o l o g i e .

86 I n der großen Reihe der seither betrachteten Minerale sind wir nicht seltensolchen begegnet, die neben ihren besonderen Eigenschaften durch ihre massenhafteVerbreitung unsere Aufmerksamkeit erregten. So sind der Quarz, der Kalk,der Dolomit und viele andere nicht nur als regelmäßige Krhstallgebilde vonbeschränkter Ausdehnung vorhanden, sondern häufiger in ungeregelter Form undin mächtigen Lagern. Da ist es nicht allein die Gestalt, der Glanz, die Härte,die Farbe u. s. w., die uns als das Wichtigste erscheinen, sondern Verhältnisseganz anderer Art drängen sich als bemerkenswerth auf Wi r stehen jetzt nichtmehr vor den kleinen artigen und sorgfältig ausgebildeten Zierrathen des unge-heuren Baues der Erdrinde, sondern vor den mächtigen Fundamenten, Wändenund Säulen, aus welchen er zusammengefügt ist.

Zunächst ist nun wichtig, eben das Material dieses Baues zu untersuchen,und erst nachher die Art seiner Fügung.

87 Wir nehmen als erwiesen an, daß die Erde ein kugelförmiger, an den Po-len, abgeplatteter Körper ist, dessen Durchmesser von Pol zu Pol 1713 Meilenbeträgt. Die Oberstäche dieser Kugel berechnet man auf 9,283,000 Quadrat-meilen, wovon ungefähr 7,200,000 mitWasser bedeckt sind und 2,082,000 alsLand erscheinen. Nach dem Gesetze der Schwere und der Beweglichkeit seinerTheilchen nimmt das Wasser eine ebene Oberstäche an, die nur in ihrer Ge-sammtheit betrachtet als Kugelstäche erscheint. Fassen wir dagegen den festenTheil der Erde ins Auge, so stellt dieser in höchst mannichfacher Weise sich dar.Aus dem Meere vergleichbaren Ebenen erheben sich entweder allmälig-oderplötzlich die Anhöhen, bald in ganzen Massen, bald nur in einzelnen Zügen oderSpitzen, und es gewähren Steppen, Wüsten, Hochebenen, Hügelland, Hoch-gebirge mit Thälern, Abgründen, steil ansteigenden Wänden und in den Wol-ken sich verlierenden Gipfeln einen unendlichen Reiz durch den Wechsel anmu-thiger und großartiger Bilder.

88 Doch ist neben der äußeren Gestaltung der Gebirgsmassen eine Verschieden-heit ihrer Gesteine kaum minder auffallend. Wer inmitten unregelmäßiger

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Innere Erdwärme. 69

Massengesteine und ihrer Gebirgsbiltzungen, unter Granit, Basalt und Por-phyren aufgewachsen ist, fühlt sich lebhaft überrascht, wenn er zum ersten Maleparallel geschichtete Wasserbildungen sieht mit ihren plattenförmigen Kalk- undSandsteinen, mit ihren unzähligen Versteinerungen organischer Wesen.

Zahllose Beobachtungen wendeten sich deshalb der Kenntniß der Gesteinezu, und bis zu Höhen von 24,000 Fuß und in Tiefen von 1700 bis 3000Fuß, sowie nach allen Richtungen auf ihrer Oberfläche ist die Erdrinde nament-lich in den letzten fünfzig Jahren untersucht worden. Der Hammer des uner-müdlichen Geognosten klopfte überall an und allerwärts. sammelte dieser dieerhaltenen Antworten, so daß die Wissenschaft allmälig in den Stand gesetztwurde, sich ein ziemlich bestimmtes B i ld vom Bau der Erde und den dabei mit-wirkenden Ursachen zu bilden.

Freilich ist eine genauere Untersuchung der Gesteine und ihrer Lagerungbis jetzt nur in Deutschland, Frankreich und England und ihren angranzendenLandern vorgenommen worden, doch kennt man von Nordamerika, verschiedenenPunkten Asiens und Südamerikas hinreichend genug, um folgende wichtigeGrundsätze aufzustellen:

D i e E r d r i n d e besteht aus einer v e r h a l t n i ß m ä ß i g nur ger ingenAnzah l verschiedener Gesteine; diese Gesteine sind an den verschie-densten Punk ten der Erde einander gleich, sowohl hinsichtlich i h re rA r t als ihrer Lagerungsweise.

Nährend also die Pflanzen- und Thierwelt des Aequators, der gemäßigtenJone und der Polargegend die größten und auffallendsten Verschiedenheiten zei-gen, verbreiten sich die Gesteine gleichmäßig über die ganze Erde. Die GraniteSüdamerikas, Heidelbergs und der Blöcke des höchstens Nordens sind einandergleich.

Nächst dieser allgemeinen Betrachtung des Aeußeren der Erde sind einige 89Blicke nach der inneren Beschaffenheit derselben besonders wichtig. Wir habenoben gesehen, daß es bis jetzt nur eine verhältnißmäßig höchst unbedeutendeTiefe ist, zu welcher man unter die Erdoberfläche eingedrungen ist. Nichtsdesto-weniger hatte man hierbei doch Gelegenheit, Beobachtungen zu machen, die zubedeutenden Schlüssen berechtigen. Wir haben in §. 224 der Physik gesehen,daß die mittlere Temperatur in Deutschland -s- 9 bis 10" E. und näher amAequator 25o C. beträgt, wobei natürlich die Temperatur der Meeresebene ge-meint ist, da Erhöhungen über dieselbe stets eine niedrigere Temperatur haben.

Auffallend ist es nun, daß, wenn an irgend einem Orte das Thermometernur 4 Fuß tief unter der Erdoberfläche in den Voden eingesenkt wird, dasselbeden Wechsel in der täglichen Temperatur nicht mehr anzeigt, sondern nur Nochden jährlichen. I n der Tieft von 60 Fuß dagegen zeigt das Thermometer be-ständig eine sich gleichbleibende Temperatur des Erdreichs, ohne daß selbst derheißeste Sommer oder der kälteste Winter hierin eine Aenderung hervorbringen.

Diese sich stets gleichbleibende Temperatur ist also die von der Sonne un-abhängige, eigenthümliche Erd wärme. Gehen wir von diesem Punkte aber-mals tiefer, und zwar um etwa 110 Fuß, so steigt das hundertteilige Thermo-

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7i) Geognosie.

meter um einen Grad. Dieses merkwürdige Zunehmen, der Erdwärmcnach dem M i t t e l p u n k t e der Erde zu, welches für je weitere 110 Fuß jeeinen Grad beträgt, hat sich an den verschiedensten Punkten der Erde und füralle bis jetzt bekannte Tiefen bestätigt.

Wenn nun die, Zunahme der Wärme in gleicher Weise auch in den tieferen,unzugänglichen Theilen fortschreitet, so muß schon in einer Tiefe von 8 MeilendieGrdwärme 18000C., folglich so hoch sein, daß Eisen schmilzt; in 12 MeilenTiefe würde eine Temperatur von 2700o C. herrschen, bei welcher alle uns be-kannten Körper feurig-flüssig find.

Demnach scheint schon einfach aus dieser Betrachtung hervorzugehen, daßdie innere Erdmasse feurig-flüssig und außen von einer erkalteten und dadurcherhärteten Rinde umgeben ist. Wir werden später sehen, wie noch manche an-dere Gründe dafür sprechen, und gedenken hier beiläufig nur der warmen Quel-len, die um so heißer sind, aus je größeren Tiefen sie empordringen. DieDicke der Erdrinde wird zwischen 6 bis 9 geographischen Meilen angenommen,eine Schwankung, die von einer gewissen Unsicherheit in dem Gesetze über dieZunahme der Erdwärme herrührt, indem es wahrscheinlich ist, daß dieselbe ingrößerer Tiefe rascher zunimmt, als in der bisher beobachteten. Auch erscheintim Ganzen diese Schwankung unwesentlich, da hiernach das Verhältniß derErdrinde zum Grdhalbmeffer ungefähr wie 1 zu 140 fein, also etwa wie dieSchale eines Apfels zum Fleische desselben sich verhalten würde«

M Die aufmerksame Betrachtung der Erdrinde ging vorzugsweise von Deutsch-land aus, wo Werner , als Professor der Bergmannswissenfchaft in Freiberg,zuerst sie anregte. Jene bedeutsame Erfahrung über die Gleichmäßigkeit derGesteine verdanken wir aber den Reisen unseres unvergleichlichen ForschersAlexander von H u m b o l d t und des unermüdlichen Wanderers Leopo ldvon Buch.

9 l Zur richtigen Erkennung eines Gesteins müssen wir dasselbe natürlich zu-nächst mineralogisch betrachten, d. h. seine chemischen Bestandtheile, Härte,Dichte :c. bestimmen. Dann aber ist auf die Form der Gesteine zu sehen, dennobgleich dieselben keine Krystalle bilden, so nehmen sie doch, im Großen betrach-tet, je nach ihrer Art sehr eigenthümliche Gestaltungen an. Nachher ist dieArt und Weise ihrer Lagerung von großer Bedeutung, und einen höchst wich-tigen Beitrag zur Kenntniß und Unterscheidung der Gesteine liefern endlich diein vielen derselben zahlreich eingeschlossenen, versteinerten Pflanzen- und Thier-körper. So bestimmt sich denn die Reihenfolge in der Betrachtung unseresGegenstandes auf folgende Weise: 1) Gesteinslehre insbesondere. 2) F o r -menlehre. 3) Lagerungs lehre . 4) Verste inerungslehre. Dies zu-sammengenommen bildet die Elemente der Geognosie. Nach deren Erläu-terung können wir zur Lehre vom Bau der Erdrinde und von den verschiedenengroßm Gebirgsbildungen und ihrem Zusammenhang übergehen, welche dasSystem der Geognosie ausmachen.

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Gestcinslehre. 71

G lemen te der G e o g n s s i e .

Z.. Gesteittslehre.

(Lithologie; Petrographie»)

Indem wir uns bemühen, die Gesteine oder Felsarten kennen zu lernen, Mbegegnen wir ähnlicher Schwierigkeit, wie sie bei dem Studium der Minerale(§. 37) uns entgegentritt. Ana) hier ist unmittelbare Anschauung, Sammlung,Bearbeitung des Gesteins mit dem Hammer, aufmerksame Dmchwandemng undBeobachtung der Gebirge, Thäler, Fluß- und Straßenbau-Einschnitte, Stein-brüche, Beigwerke u.s.w. nothwendig zur lebendigen Begriffsbildung.

Die folgende Beschreibung der Gesteine verdient daher ^richtiger nur eineAndeutung derjenigen genannt zu werden, die vor allen wichtig sind. EineSammlung der Felsarten ist leichter anzulegen als eine Mineralsammlung, dajene immer in Massen austreten, und deshalb wohlfeiler sind. Wer es daherversucht hat, die Gesteine seiner Umgegend zu sammeln, wird ohne allzu großeOpfer auch die der anderen Gebirgsbildungen sich verschaffen können. Als hülf-reich und förderlich sind hierbei die früher erwähnten mineralogischen Institutezu empfehlen.

Gestein nennen wir überhaupt D e Mineralmasse, die einen beträchtlichen 93Theil der Erdkruste.bildet. Diese Massen sind ihrer Zusammensetzung nach zweierlei:entweder bestehen sie aus lauter kleinen Theilen (z. B. KHstallen, Körnchen,Blättchen u. s. w.) eines und desselben Minerals, oder es sind kleine Theilevon zwei, drei oder mehr verschiedenen Mineralen mit einander vermengt.Dieselben sind hiernach in zwei Hauptgruppen, nämlich in einfache und ingemengte Gesteine, zu unterscheiden. So z. B. ist der nur aus Kalkkörnchenbestehende M a r m o r ein einfaches Gestein; der G r a n i t dagegen, in welchemwir Quarz-, Glimmer- und Feldspathkörnchen antreffen, ist ein gemengtesGestein.

Viele Ausdrücke, die sich auf das Gefüge (Structur) beziehen und uns 94bei der Beschreibung der Minerale schon geläufig wurden, wiederholen sich natür-licherweise auch bei den Gesteinen. Körnig, spathig, faserig, blätterig, dicht,erdig u. a. m. find solche bereits vielfach gebrauchte Bezeichnungen. Bei dengemengten Gesteinen ist jedoch in der Art der Mengung manches Eigenthüm-liche, das vor ihrer Beschreibung zu bemerken ist. Ihre verschiedenartigen Theilesind entweder krystal l in isch mit einander verbunden, oder sie werden durcheine nicht krystallinische Masse zusammengehalten, ähnlich wie der Mörtel dieSteine einer Mauer verbindet. Bei vielen ist der Zusammenhang sehr stark,bei anderen ist er dagegen nur gering, und man nennt diese lose Gesteine, wiez. B. Gerolle, Grus, Mergel u. s. w. Die Mengung selbst ist entweder deut-

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72 Geoguosie.'

lich und mit bloßem Auge leicht erkennbar, oder sie ist undeut l ich, und wirddann nur mit bewaffnetem Auge oder auf chemischem Wege erkannt. Schieferigheißt ein Gestein, das sich nach einer Richtung besonders leicht spalten läßt,was gewöhnlich der Fall ist, wenn einer der Gemengtheile oder alle die Gestaltvon Blättchen haben, und diese parallel gelagert sind. O o l i t h i s c h , d. i . rogen-artig, wird ein Gestein genannt, das aus runden Körnchen, etwa von der Größeeines Hirsenkorns, besteht, die mit einander verkittet sind und im Innern eine

, aus übereinander liegenden Schalen gebildete Structur erkennen lassen; größerederartige Bildungen sind die Erbsensteine. Eigenthümlich ist die po rphy r -ar t ige Bildung. Man versteht darunter eine gleichartige Gesteinsmaffe, welcheeinzelne größere Krystalle irgend eines Minerals enthält, so daß sie dadurch eingestecktes Ansehen hat. Befinden sich in einem Gesteine größere oder kleinereBlasenräume, sogenannte Mande ln , die mit einem anderen Minerale ganz odertheilweise ausgefüllt sind, so heißt dasselbe mande ls te inar t ig ; wenn aber jeneBlasenräume eckig sind, so nennt man die GesteinsbiWung schlackig. D rusen -räume sind größere, inwendig mit schönen Krystallbildungen ausgekleideteZwischenräume in der Gesteinsmasse.

Endlich muß noch der z u f ä l l i g e n Gemengthei le der Gesteine gedachtwerden, worunter man das Auftreten einzelner Krystalle eines Minerals ineiner Gesteinsmasse in so untergeordneter Weise versteht, daß dadurch seine Artim Ganzen keine Aenderung erleidet. So z. B. giebt es Granit, in welchemGranate angetroffen werden, wodurch jedoch der Charakter des Granits keines-wegs aufgehoben wird.

E i n t h e i l u n g der Gesteine.

95 . Mankann die Gesteine nach verschiedenen Gesichtspunkten, z. B. in kör-nige, spathige, blättrige u. s. w., eintheilen, doch ist vor Allem darauf zu sehen,daß ihre Anordnung ohne Trennung der hinsichtlich ihrer chemischen Zusammen-setzung verwandten Gesteine stattfindet. Der Charakter eines Gesteins ist weitschwankender, als der eines Minerals, schon deshalb, weil nicht selten ein Gesteinin das andere übergeht , wie z.B. dichter Kalk in körnigen Kalk oder Granitin Gneiß.

I m Allgemeinen behalten wir die Abtheilung in einfache und gemengteGesteine bei, und führen nur die wichtigsten Gesteine unter Beschreibung ihrerauffallendsten Merkmale auf.

!. E in fache oder g l e i cha r t i ge Geste ine.

W Dieselben sind in dem ersten Theile der Mineralogie bereits beschriebenworden. Wir beschränken uns deshalb darau f / in entsprechender Neihenfolgedie Namen der für die Geognosie bedeutenden mit Hinweisung auf den betref-fenden Paragraphen anzuführen.

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Gesteinslebre. Thonschiefer. 73

1. Quarz , Qnarzfels, Quarzit §. ^7. 13. Pechstein §. 63.2. G r a p h i t , Reißblei § . 45 . 14. Obstd ian §. 63.3. An th rac i t §. 45. 15. Aug i t fe l s § .67 .4. Schwarzkohle, Steinkohle§.45. 16. Hornblendegestein §. 67.5. Braunkoh le , Lignit §. 45. 17. Talkschiefer §. 65.6. T o r f § .45 . 18. Chloritschiefer §. 65.7. Ste insalz §. 51 . 19. S e r p e n t i n §. 66.8. Ghps §. 53. 20. Magneteisenstein §. 69.9. Kalkstein §. 54. 21. Rotheisenstein §. 69.

10. D o l o m i t , Vittcrkalk §. 57. 22. Brauneisenstein §. 69.11. Fe ls i t , Feldspath §. 63. 23. Spatheisenstein §. 69.12. Perlstein §. 63. 24. Asphal t , Erdpech §. 85.

2. Gemengte oder ung le ichar t ige Gesteine.

9.. Krystallinische.

Diejenigen Bestandtheile eines gemengten Gesteines, die nothwendig vor- 97Handen sein müssen, um dasselbe zu bilden, heißen wesentliche Gemeng-theile desselben. Quarz, Glimmer und Feldspath find die wesentlichen Gemeng-thelle des Granits. Das Mengenverhältniß, in welchem dieselben zur Bildungeines Gesteins zusammentreten, ist jedoch außerordentlich verschieden; einzelneGemengtheile sind mitunter bis zum Verschwinden spärlich vorhanden, währendandere vorherrschen. Auch wird zuweilen ein wesentlicher Bestandtheil durchein anderes Mineral vertreten, das alsdann der stellvertretende Gemeng-the i l von jenem genannt wird. Man beobachtet auf diese Weise höchst merk-würdige Uebergänge von einer Felsart in die andere und entnimmt daraus,daß dergleichen Gesteine nicht durchgehend mehr in ihrer ursprünglichen Weisevorhanden sind, sondern allmälige Veränderungen^ erlitten haben. Man nenntdaher Gesteine, an welchen bald mehr, bald weniger tief eingehende Umwand-"lungen in ihrer chemischen Zusammensetzung beobachtet werden, metamorphi-sche Gesteine und rechnet zu denselben vorzüglich die krystallinischen Schiefer-gesteine. Häufig enthalten die krystallinischen Gesteine Minerale eingeschlossen,die zu ihrer Zusammensetzung wesentlich nicht gehören und daher zufä l l igeoder begleitende (accessorische) Gemengtheile genannt werden. Manche dieserLetzteren erscheinen an gewisse Gesteine so vorzugsweise gebunden, daß man siedie bezeichnenden oder charakteristischen Gemengtheile derselben nennt,wie z. B. den Olivin im Basalt, den Turmalin im Granit«

25. LkOH3o3ii6Fsr.

Gin undeutliches Gemenge aus höchst feinen Theilen Glimmer, etwas 98Quarz, Feldspath und Talk, zuweilen mit kohligen Theilen, Hornblende oderChlorit; meist gleichartig aussehend. Deutlich schiefeng; Bruch splitterig bis

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74 Geognosie.

erdig. Grau, grünlich grau, bläulich grau, violett,roth, braun, schwarz. DurchVerwitterung zuweilen gelblich» Das Pulver ist meist weiß, bei Gegenwart vonviel Kohle jedoch auch schwarz. Zufällige Gewengtheile desselben sind:.CHiasto-lich, Staurolith, Granat, Turmalin, Eisenkies.

A r ten : Gemeiner Thonschiefer; Orauwackenschiefer und G r a u -wacke, ein schieftriges Gestein von überwiegendem Kieselgehalt und zugleichkörnigem Gefüge, dem Sandstein ähnlich; Dwchschiefer, schwarzgrau, wird zumDachdecken und zu Schreibtafeln benutzt; Wetzschiefer; Griffelschiefer; Zeichnen-schiefer, enthält so viel Kohle, daß er weich'ist, abfärbt und als natürlicheschwarze Kreide benutzt wird; Alaunschiefer, besonders viel Kohle, Eisenkiesund Thonerde enthaltend, wird zur Alailnfabrikation benutzt; KohlenschieferundBrandschiefer, von kohliger oder bituminöser Masse oft durchdrungen, biszur Brennbarkeit,

99 Ein deutliches Gemenge aus Glimmer und Quarz, welche lagenweise miteinander wechseln, oft in der Art, daß der Glimmer die Quarzblättchen ein-schließt. Schieferig, grau, weiß, gelblich, röthlich, bräunlich. Glänzend. Zu-fällige Gemengtheile, besonders: Granat, Talk, Chlorit, Feldspath, HornblendeTurmalin, Stamolith, Eisenkies, Magneteisenerz, Graphit. Geht über inGneiß, Thon-, Talk-, Chlorit- und Hornblendeschiefer.

Der Glimmer wird zuweilen .durch andere Metalle vertreten, und dannentstehen z. B. folgende Gesteine: Chlor i tschiefer, meist von grüner Farbe,indem der Glimmer durch Chlorit ersetzt ist; Talkschiefer, worin der Glimmerdurch Talk vertreten und dem Gestein eine seifenartige Beschaffenheit und soverminderte Härte gegeben wird, daß es in den Topfstein (siehe S . 51) über-geht; Eisenglimmerschiefer; I t a k o l u m i t oder biegsamer Sandstein vomGebirge Itakolumi in Brasilien; Tmmalinschiefer«

ION Dieses Gestein hat seinen Namen aus der Bergmannssprache erhalten, shnedaß demselben eine besondere Bedeutung untergelegt wurde. Man bezeichnetdamit ein Gemenge aus Quarz, Glimmer und Feldspath. Quarz und Feld-spath bilden körnige Lagen, welche durch Glimmerblätter oder Schuppen voneinander getrennt find. Er ist schieferig, grau, weiß, gelblich, röthlich, MMillch,u. s. w. Zufällige Gemmgtheilc: Granat, Turmalin, Epidot, Andalusit, Eisen-kies, Graphit u. a. m. Bildet Nebergänge in Glimmerschiefer und Granit.,

Der Talkgneiß enthält anstatt des Glimmers Talk.

28. G-remit. -

I N I Das körnige Aussehen dieses Gesteins hat ihm schon früh seinen Namenvon Aranum (Korn) abgeleitet, erworben. Der Granit ist ein Gemenge aus

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Gesteinslehre. Granit. Syenit« 75

5uarz, Fcldspath und Glimmer, worin jedsch die Bläitchen des letzteren nichtparallel liegen und deshalb kein schieferiges Gefüge veranlassen. Der F e l d -spath bildet gewöhnlich mehr als die Hälfte der Masse des Gesteins, und seineFärbung ist es daher, welche sich im Ganzen dem Granit mittheilt, der weiß,hellgrau, auch röthlich, gelblich oder grünlich ist. Der Quarz ist in Gestaltkrystallinischer Körner, selten in Krystallen vorhanden; der Gl immer macht dengeringsten Theil des Granits aus. Sein specifisches Gewicht ist durchschnittlichZ,65. Zufällige Gemengtheile: Tmmalin, Hornblende, Andalusit, Pinit, Epidot,Granat, Topas, Graphit, Magneteisenerz, Zinnerz u. a. m. Der Granitbildet Uebergänge in Gnciß, Syenit und Porphyr und hat folgende Arten:

P o r p h y r a r t i g e r G r a n i t , mit einzelnen großen Feldspathkrystallen;Sch r i f t g ran i t , wegen der fchriftähnlichen Zeichen, die der in den Feldspathverwachsene Quarz bildet, kommt unter Anderem bei Auerbach an der Bergstraßevor, ist glimmerfrei; P r o togyn , den Alpen angehöriges Gemenge aus Feld-spath, Natronfeldspath, Quarz und grünem Talk, daher grünlich und fettig an-zufühlen, Glimmer spärlich oder ganz fehlend; G r a n u l i t , meist etwas schie-feriges feinkörniges Gemenge aus Felsit und Quarz, fast immer kleine Granate,selten Glimmer führend; Gre isen, Gemenge aus Quarz und Glimmer, meistmit Zinnerz und Arsenikkies, Feldspath fehlend oder zurücktretend.

Der G r a n i t ist wegen seiner Härte vorzüglich zum Straßenbau, wenigerzu Mauerwerk geeignet, da er sich nur schwierig bearbeiten läßt. Er ist jedochmehrfach in großen Blöcken und Säulen zu Monumenten verwendet worden.Der Verwitterung widerstehen die Granite höchst ungleich, je nach ihrer Zusam-mensetzung; feldspathreicher Granit verwittert ziemlich leicht und liefert einenthonigen, fruchtbaren Boden. Quarzreiche Granite erweisen sich dauerhafterund hinterlassen, wenn sie zerfallen, unergiebigen Kies. Auch die aus der Ver-witterung verschiedener Granite hervorgehenden Formen erweisen sich sehr un-gleich; während die Granite der Alpen zackige Hörner und Spitzen zeigen, hatdie Verwitterung die Granite des Odenwaldes von außen her abgerundet zuwoUsackähnlichen Blöcken, als ob hier ein innerer, größeren Widerstand leistendetKern vorhanden gewesen wäre. Es entstehen durch ungleiche Verwitterunggranitischer Massen mitunter die seltsamsten Massen, die sogenannten Felsen-meere, Teufe lsmüh len u. a. m., von welchen der sogenannte Ehe es w r i ngm Cornwallis, Fig. 75 (a. f. S.), eine der auffallendsten und bekanntesten ist.

29. 8z?-oint.

Deutliches Gemenge aus Feldspath und Hornblende. Häufig gesellen sich HWdazu auch Quarz und Glimmer, so daß das Ganze dann Hornb lende-Gra-n i t genannt werden könnte. Ganz charakteristisch ist ferner eine Beimischungvon sehr kleinen braunen Titamtkrystallen. Er ist körnig, röthlich oder grünlich.Zufällige Gemengtheile wie bei dem Granit. Er bildet Uebergänge in Granit,Hornblendegestein und Porphyr. Als Arten unterscheidet man den po rphy r -a r t igen und den schieferigen Syenit.

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76 Geuguosie, !

Der Zycmt wird wie Granit verwendet, dem ei jedoch wegen seiner schl- 'nenn Zeichnung und Färbung zu Bauverzierunzm vorgezogen wild. Au« !

30. VräQstsin.

^ . « « , ' . ^ ^ ^ ^ ° 5 1 " ^ ^ ' ^"ber gehöiigen Gesteine betheiligen sich«??«?> °«tr°nhalt,gen Feldspathgesteine, derWit, derO igolai^ < 1 ? s '^"°m ' ^ ^ ^°st"ne, «ie insbes nderHornblmde. sodann Augü, DM»g. Hypersthen. Da« Gemenae derselben i«dentlch bis undeutlich, und entweder körnig «der dicht, schiefe^auch^? 2 ! ? m 7 5 ^ ° ^ mandelsteinartig. indem diesMh erftllt find. D« Farbe ist vorherrschend grün bis schwarz, «H dnnk l>

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Gesteinslehre. Grünstem. Porphyr. 77

grau; zufällige Gemengtheile find: Eisenkies, besonders hausig, außerdem Quarz,Glimmer> Granat, Epidot, Magneteisen.

Arten desselben sind: D i o r i t , ein deutliches Gemenge aus Hornblendeund Albit, oft mit Eisenkies; dasselbe Gestein von schieferigem Gefüge heißtDior i tschiefer . A p h a n i t , scheinbar gleichartiges dichtes Gemenge ausHornblende und Albit, zuweilen mandelsteinartig, geht durch das Hervortreteneinzelner Albit- oder Hornblendekryftalle in Aphanitporphyr über. D i a b a s ,ein krystallinisch körniges Gemenge von Natronfeldspath (Oligoklas) oder La-brador mit Augit und Chlorit, von vorherrschend grüner Farbe; zufällige Ge-

' mengtheile führt er im Ganzen selten; am häufigsten Eisenkies, auch öfter koh-lensauren Kalk, der sich durch Aufbrausen zu erkennen giebt. Diese Grünstein-art ist die bei Weitem häusigere. Gabbro , körniges Gemenge aus Labradorund Diallag, zuweilen Titaneisen und Serpentin enthaltend. Hypersthen-f e l s , / i n krystallinisch körniges Gemenge aus Labrador und Hypersthen; wenigverbreitet.

Die Grünsteine werden als Bausteine benutzt; einige derselben, die insPorphyrartige übergehen, findet man unter dem Namen P o r f i d o verde an -tico zu Kunstgegenständen verarbeitet.

31. DorpkIL.

Eine dichte Felsitmasse, enthält einzelne Krystalle von Feldspath, Quarz, 104seltener Glimmer oder Hornblende, mehr zufällig Granat oder Eisenkies. Be-merkenswerth erscheint es, daßderQuarz hierbei meist um und um krystallisirt istund Hexagonal-Dodecasder (Fig. 28) bildet. Das Gefüge des Gesteins istporphyrartig (s. §. 94), die Farbe röthlich, gelblich, bräunlich, vielfarbig. NichtAlles, was die Bildhauer der Alten unter dem Namen von Porphyr zu Kunst-werken verarbeiteten, stimmt mit unserem geognostischen Gestein überein.

Die Porphyre werden vielfach als Bausteine, zum Straßenbau u. a. m.benutzt. Durch Verwitterung geben sie einen kalihaltigm meist sehr fruchtbarenBoden.

Arten desselben sind: Der Q u a r z p o r p h y r oder rothe Porphyr bestehtaus dichter Felsitgrundmasse mit Quarz- oder Feldspathkrystallen, und ist meistgelb, roth oder braun. G l i m m e r p o r p h y r , dichte Felsitgrundmasse mit Gl im-mer- und Feldspathkrystallen. S y e n i t p o r p h y r , dichte oder krystallinischeFelsitmasse, mit Feldspath- und Hornblendekrystallen. Pechsteinporphyr, hatPechstein als Grundmasse, schließt Krystalle von glasigem Feldspath und Quarzein. Thon Porphyr , mit weicherer, erdig-matter Grundmasse, die leicht ver-wittert, so daß ein Thon gebildet wird, in dem die Feldspathkrystalle zerstreutliegen.

Bemerkenswerth ist, daß mehrere der schön gesteckten Porphyre zu Kunst-gegenständen verarbeitet werden, wie namentlich der quarzfreie rothe Porphyr( P o r p h y r i t , Po r f i do rosso antico) zu Säulen, Tischplatten, Vasen, Urnen,

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78 Geognosie.

Schalen u. s. w., mitunter von außerordentlicher Größe. Am berühmtesten sinddie Porphyrwerke von Elfdalen in Schweden und Kolywan im russischen Asien.

32. M^iNM^.

105 Derselbe kann zugleich Augitporphhr oder schwarzer Porphyr, zum Theilauch Mandelstein genannt werden, und ist ein dichtes oder etwas krystallinisches/meist undeutliches Gemenge aus Nugit und Labradorfeldspath, oft durch einzelneKrystalle von Labrador und Augit porphyrartig, dabei dunkel, bräunlich, grün-lich oder schwarz. Da die genaue Bestimmung der Grundmasse der Melaphyregroße Schwierigkeit darbietet, so schwanken die Angaben hinsichtlich ihrer Be-standtheile. Eine neuere, sorgfältige Untersuchung bezeichnet den Melaphyr alsein feines Gemenge aus vorwaltendem Oligoklas mit Augit und etwas Mag-neteisenerz und Apatit. Die Schwierigkeit der Feststellung des Charakters derMelaphyre wird erhöht durch den Umstand, daß diese Gesteine bereits eine mehroder weniger weitgehende Umwandlung erlitten haben, was durch ihren Wasser-gehalt angedeutet wird. Als zufällige Gemengtheile: Glimmer, Eisenkies, nie-mals Quarz. Als Arten sind der dichte Melaphyr und der p o r p h y r a r t i g ezu unterscheiden, sowie der Mande' lstein. Letzterer enthält in der meist gleich-artigen Hauptmasse theilwcise oder ganz ausgefüllte Blasenräume. Diese sindentweder ganz unregelmäßig, kugelförmig, oder alle nach einer Richtung in dieLänge gezogen, oder birnförmig mit den spitzen Enden nach unten gerichtet. Eskann keinem Zweifel unterliegen, daß sie durch Gasentwickelung im Innern desGesteins entstanden sind. Die Ausfüllung der Blasemäume besteht aus Kalk-fpath, Chalcedon, Achat, Quar j , Zeolith, Chabasit u. a. m., welche theils denWänden parallele Lagen oder Drusen, theils unregelmäßige Massen, gleichför-mige Ausfüllungen, oder traubige, tropfsteinartige Körper bilden.

Der Melaphyr verwittert leicht und giebt einen fruchtbaren Boden. Nurfeste Melaphyre, die der Verwitterung widerstehen, eignen sich zum Straßen«und Hochbau; zu letzterem vorzüglich blasige Mandelsteine, die bei Darmstadtsehr verbreitet sind.

33. 28,83.15.

W 6 Das meistens undeutliche, selten deutliche gemengte Gestein besteht ausA u g i t und einem feldspathariigen Mineral, gemeinem Fe ldspath oder La-brador , oder, wie Einige angeben, Fascrzeolith. Zu den genannten Bestand-theilen gesellen sich in der Regel noch O l i v i n und Magnete isen, welchesletztere die vorherrschend schwarze Farbe des Gesteins bedingt. Der Basaltist dicht, porphyrarjig, körnig, mandelsteinartig, schlackig; schwarz, grünlich-schwarz, grauschwarz, brannschwarz; gewöhnlich fest und schwer. D» --^ 3,1 .Man unterscheidet den gemeinen Basalt, der dicht und scheinbar gleichartig ist,und den D o l e r i t , ein deutlich gemengtes Gestein, das namentlich Augit undZlasigm Labrador unterscheiden läßt. Zufällig enthält er neben Olivin undMagneteisen: Nephelin, Leucit, Glimmer und Eisenkies. Der Anamesi t (auch

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GestelnZlehre. Basalt. M o n o l i t h . 79

Trapp genannt) ist ein feinkörniges, zwischen Vasalt und Dolerit die Mittehaltendes Gestein, das als charakteristischen Begleiter kugeligen Spharosideritführt. Der basaltische Mande ls te in hat Blasenräume, in welchen besondersZeolith u. a. m. enthalten find. Als Wacke werden manche Gesteine bezeich-net, die durch gewisse innere Veränderungen des krystallinischen Zustandes derBasalte, Dolente und Melaphyre hervorgegangen, nicht genau zu bestimmen sind.Die Basaltwacke ist thonsteinartig, dicht bis erdig, Mweilm schlackig, blasig,mandelsteinartig, meist schmutzig grau, braun und bei fortschreitender Zersetzungin Thon übergehend.

Charakteristisch für die Basalte ist die stangliche Zerklüftung ihrer Masse,wodurch fünf- und sechsseitige Säulen entstehen, die früher irrigerweise als Er-zeugnisse der Krystallisation angesehen wurden. Der Basalt liefert unter allenFelsarten das beste Material zum Straßenbau, doch erweist sich der dichte fürMauerwerk zu schwer, während der schlackige Basalt dazu vortrefflich geeignet ist.Man begegnet diesem letzteren in Deutschland bei erloschenen Vulcanen, namentlichim Siebengebirge, im südlichsten Schwarzwald (Kaiserstuhl), in der Rhön und inBöhmen und verwendet ihn als trockenen Baustein, sowie die leichten Sortenzum Ausfüllen von Kuppeln und Gewölben. Berühmt ist der poröse Basalt,der in der Nähe von Coblenz (Niedermmding) gebrochen und zu vortrefflichenMühlsteinen benutzt wird. Verwittert geben die meisten Basalte einen frucht-baren, durch seine dunkele Farbe für die Sonnenwärme sehr empfänglichen Boden.

34. Vkonolitk

oder K l ings te in heißt dieses Gestein, weil es beim Anschlagen mit dem Ham- 107mer meist einen hellen Klang giebt. Der Phonolith ist ein scheinbar gleicharti-ges Gemenge aus Felsit und Natrolith mit etwas Zeolith; dicht, schieferig, por-phyrkrtig durch glasige Feldspathkrystalle, selten blasig. Auf dem Bruch ist ersplitterig bis muschelig, glasartig bis erdig; grünlich-grau, grau, schwärzlich-grau. Besonders eigenthümlich ist diesem Gesteine eine weiße erdige Verwit-terungsrinde, welche fast alle an der Oberstäche liegenden Stücke umgiebt.Zufällige Gemengtheile: Hornblende, Augit , Magneteisenerz, Titanit, Leucit,Glimmer, und in Drusen und Blasenräumen hauptsächlich Zeolithe. Das Ge-stein geht über in Trachyt und nähert sich auch dem Basalt. Als Arten unter-scheidet man den dichten Phonolith, den Porphhrschiefer, den porphyrartigenPhonolith und den zersetzten, der ein weiches, fast erdiges Gestein ist, und ähn-lich wie die oben erwähnte weiße Verwitterungsrinde, eine Art Porzellanerdedarstellt.

Der häufig in Platten sich absondernde Phonolith wird als Baustein, mit-unter selbst zum Dachdecken, dagegen weniger zum Straßenbau benutzt. Deraus seiner Verwitterung hervorgehende helle, thonige Boden ist dem Ackerbaugünstig.

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80 Geognosie.

35. ii'NOil^t.

1W Undeutliche, lichtfarbige, meist etwas körnige, femporöse Grundmasse, Haupt,sächlich aus glasigem Feldspath oder S a n i d i n (§.63) bestehend und fast immerporphyrartig, durch eingelagerte große Krystalle von rissigem, glasigem Feld,spath, gewöhnlich auch Glimmerblättchen und Nadeln von Hornblenden enthal-tend. Körnig, porphyrartig, dicht, schlackig, erdig. Die Grundmasse grau,gelblich, rZthlich oder grünlich. Der Trachyt bildet die Hauptmasse der jetzigenund der jüngst erloschenen Vulcane und findet sich vorzüglich wohlcharakterisirtals Trachyt vom Drachenfe ls im Sicbeugebirge am rechten Rheinufer; erzeichnet sich stets durch eine eigenthümliche Rauhigkeit beim Anfühlen aus, her-rührend von dem glasigen Feldspath. Gewisse quarzführende Trachyte gebenvorzügliche Mühlsteine. Gewöhnliche Begleiter des Trachyts sind: Bimsstein,Obsidian und Perlstein.

Als Baustein ist der Trachyt zwar leicht mit dem Hammer zurichtbar, dochsind mancye wegen ihrer leichten Verwitterung für die Dauer nicht geeignet, wiedies. namentlich an dem Cölner Dom sich nachtheilig erwiesen hat, dessen ältererTheil aus Trachyt des Siebengebirges erbaut ward. Dagegen liefert er demAckerbau einen fruchtbar thomgen Lehmboden«

36. I,avg..

1 W Die Lava ist ein ziemlich undeutliches Gemenge aus Augit und Felsit, oftmit Leucit und Magneteisen, seltener mit Glimmer, Ol iv in u. s. w. Körnig,dicht, porphyrartig, schlackig, dunkelfarbig, braun, grau, röthlich, grünlich, gelb-lich, auch schwarz. Es werden überhaupt, ohne Rücksicht auf ihre Zusammen-setzung, alle stromartigen hcißstüssigen Ergüsse der Vulcane Laven genannt.Arten der Lava sind: die basaltische L a v a , welche dem Basalt sehr ähnlich,jedoch rauher ist; doleritische Lava; Leucit-Lava; porphyrartige Lava; schlackigeLava und endlich die vulcanischen Schlacken, die aus einzelnen losen Schlackenstückenbestehen und L a p i l l i (auch N a p i l l i ) oder vulcanischer Sand genannt werden.

Besonders ausgezeichnet ist die Lava durch den bewundernswürdig frucht-baren Boden, den sie bei ihrem wiewohl nur langsam vorgehenden Verwitternliefert. Dies mag theils eine Folge ihrer chemischen Zusammensetzung, theilsihrer dunkeln Farbe und bei den noch thatigen Vulcanen der Mitwirkung dervon ihnen ausgehenden Ströme von Kohlensäure und Erdwärme sein. EinigeLaven mit eckigen Poren eignen sich besonders zu Mühlsteinen, wie solche vonausgezeichneter Güte bei Niedermendmg in Rheinpreußen gebrochen werden.

k. Mechanisch gemengte Gesteine; Trümmergesteine.1. Deutlich gemengte:

, 37. V^GOQIG

H O oder Tmmmerfels nennen wir eine Verbindung von eckigen Gestein sbruchstückmdurch irgend eine andere Steinmasse, welche man Bindemittel, Cament oder

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Gefteinslehre. Conglomerat. Sandstein. 81

Teig nennt. Die" Breccien erhalten verschiedene Namen, je nach dem Beständeder dann enthaltenen Bruchstücke oder des Bindemittels. So unterscheidet manz.B. G r a n i t - , P o r p h y r - , Ka lks te in - , Knochenbreccie, welch letztere ausmehr oder weniger wohl erhaltenen Knochen und Knochenstücken, auch Zähnenverschiedener Thiere, öfter mit Einschluß von Schalthieren und Gesteinstückenbesteht. I n der Voraussetzung, daß einige Breccien durch gewaltsame Reibungeines flüssigen Gesteins an einem festen entstanden sind, nennt man dieselbenNeibungsbreccien, wie z. B. Porphhrmasse mit Thonschiefcrbruchstücken.

Wenn das Bindemittel der Breccie hinreichend fest ist, so kann sie alsBaumaterial benutzt werden. Einige Breccien, die als Gemenge verschieden ge-färbter und gestalteter Gesteinsbruchstücke, besonders nachdem sie geschlissen undpolirt sind, ein sehr artiges Ansehen haben, werden zu verschiedenen Vauzier-rathen verwendet, und haben mancherlei, ihrem Aussehen entsprechende Namenerhalten, wie z. B. die aus Bruchstücken von Granit, Porphyr und Diont be-stehende Brecc ia verbe d ' E g i t t o und die verschiedenen Marmorhreccien alsv io le t ta a n t i c a , d o r a t a , pavonazza u. a. m. ^

33. OOnAoiNSeNi:

bedeutet so viel als Zusammengehäuftes, und unterscheidet sich von der Breccie, 111indem hier die durch irgend eine Steinmasse zusammengekitteten Gesteinsstückeabgerundet sind, also aus Geschieben bestehen. Es kommen jedoch mit denabgerundeten Stücken des Konglomerats auch fast stets scharfkantige gemengtvor, so daß diese Trümmergesteine nicht durchweg bestimmt von einander zutrennen find« Je nach Art der Geschiebe erhalten die Konglomerate verschiedeneNamen, z. B. G n e i ß - C o n Z l o m e r a t , B a s a l t - C o n g l o m e r a t , Kalkste in-Kong lomera t oder N a g e l f l u h u. s. w.

Die Konglomerate können als Bausteine und zum Straßenbau benutzt wer-den. Sowohl die Breccien als die Konglomerate geben beim Verwittern einenAckerboden, dessen Beschaffenheit natürlich von den Gesteinen abhängig ist, auswelchen die Masse jener Trümmergebilde zusammengesetzt war. So giebt dasGrauwackenconglomerat einen steinigen und dadurch lockeren, thonigen Boden.Das Conglomerat des Rothliegenden hat ein sandiges oder thoniges Bindemit-tel, mit eingeschlossenen Geschieben von Porphyr, Gneiß, Granit, Glimmerschie-fer, Thonschiefer A. s. w., welche meist als unzersetzte Steine m dem thonigenund sandigen Boden liegen bleiben. Basaltconglomerat liefert in der Negeleinen sehr fruchtbaren LehM- und Tt)onboden.

Dieses sehr allgemein verbreitete und bekannte Gestein ist eine Verbindung 11.2kleiner, abgerundeter oder eckiger Körner, durch ein mitunter kaum bemerkbaresBindemittel. Der Sandstein ist körnig und kommt in allen Farben vor. SeineKörner bestehen aus Q u a r z , das Bindemittel lst gewöhnlich Thon, Mergel

II. ^ " 6

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82 Geognoste.

oder Eisenoxyd, seltener Hornstein. Man unterscheidet hiernach: thonigen,ka lk igen, mergel igen, eisenschüssigen und Kieselsandftein. DasVerhältniß zwischen den Quarzkörnern und dem Bindemittel ist sehr verschieden,doch ist letzteres gewöhnlich in geringerer Menge vorhanden.

Finden sich einzelne größere Geschiebe in dem Gesteine, so nennt man escong lomera tar t igen Sandstein. Als untergeordnete Gemengtheile gesellensich zu den Quarzkörnern zuweilen Glimmerblättchen, Feldspath-, Hornblende-oder Grünerdekörnchen. Durch letztere erhält er eine grünliche Farbe und daher

. den Namen Grünsandstein. Außerdem kommen noch mancherlei andere Ge-mengtheile im Sandstein vor, von welchen wir nur der rundlichen Ausscheidun-gen von Thon gedenken, die Thonga l l en heißen.

Manche andere Benennungen des Sandsteins, wie K e u p e r s a n d f t e i nLeiassandstein u. s. w. beziehen sich auf erst später zu entwickelnde Lage-rungsverhältnisse. Grauwacke ist ein körniger Sandstein, mit kieselig-thoni-gem Bindemittel, daher sehr fest und hart, von vorherrschend grauer Farbe, meistGlimmer führend, mitunter bis zur Nildung von schieferiger Grauwacke(vergl. §. 98). Andere Glimmersandsteine sind Psammi t und M i c o p -sammit genannt worden. Arkose wird ein grobkörniger, aus der Verkittungzerstörter granitischer Gesteine hervorgegangener Sandstein genannt, der des-halb Feldspathkörner einschließt. Molasse und Macigno find kieselige Sand-steine mit einem Bindemittel von kohlensaurem Kalk.

I n dem Sandstein besitzen wir eines der werthvollsten Materiale zu man-nichfachen Zwecken. Als Baustein ist er ganz vorzüglich geeignet, da er sich sehrleicht mit dem Hammer zurichten läßt. Die feinkörnigen und gleichmaßig ge-färbten Arten geben einen vortrefflichen Stoff zur Bildhauerarbeit, und sindnamentlich zu den reichen und herrlichen Verzierungen unserer alten Dome ver-wendet worden. Die Farbe des Sandsteins geht von Weiß, durch Gelb, Grün-lichgelb ins Bräunliche und Braune, welch letztere namentlich in Würtembergvon großer Schönheit angetroffen werden. Außerdem kommt hausig auch ganzrother Sandstein vor.

Zum Straßenbau ist der Sandstein wenig geeignet, aber die härteren Ar-ten geben Mühlsteine, Schleifsteine, und manche plattenförmige werden zumDachdecken verwendet.

Der aus der Verwitterung des Sandsteins hervorgehende Boden ist einerder unfruchtbarsten, da ihm K a l i / Natron und die Fähigkeit, die Feuchtigkeitzurückzuhalten, fast gänzlich abgehen. Nur Sandstein mit überwiegend thonigemoder mergeligem Bindemittel ist d m Anbau —^

^ ck<3« OobMtz N s s ; äg-nä; Grus .

113 Unter Schutt versteht man eine lockere Anhäufung von Gesteinsbruch-stücken, gleichsam Breccie ohne Bindemittel, während K ies oder Gerölle eineAnhäufung von Geschieben, also Conglomerat ohne Bindemittel ist. Der S a n dist eine lockere Anhäufung von Mineralkörnem, meistens aus Quarz, und G r u s

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Gesteinslehre. -Mergel. Thon. 83

nennt man die unverbundenen Theile irgend eines bestimmten Gesteines, z. B.Granitgrus besteht aus Körnern von Quarz, Glimmer und Feldspath ohne Zu-sammenhalt.

2. Undeutlich gemengte Gesteine.

4 1 . MOrss i

nennen wir ein scheinbar gleichartiges, unkrhstallinisches Gemenge aus kohlen- 114saurem Kalk und Thon, welches dicht bis erdig, auch schieferig, selten feinkörnigist. Die Mergel sind grau, gelblich, röthlich, grünlich, bläulich, schwarz, weiß,bunt, verwittern und zerfallen an der Lust gewöhnlich sehr bald. Mi t verdünnterSalzsaure brausen sie schwach auf. Je nach dem Vorwalten des einen oder anderenBestandtheiles und der Einmengung weiterer Minerale unterscheidet man: ge-meinen Mergel; K a l k m e r g e l ; Thonmerge l ; Kieselmergel; sandigen Mergel;b i tuminösen Mergel, der mit Erdpech (Bitumen) gemengt oder oft schiefengist; endlich Kupferschiefer, ein bituminöser Mergelschiefer von schwarzer oderdunkelgrauer Farbe, der ausgezeichnet ist durch seinen Reichthum an Kupfererzund der außerdem noch Kobalt-, Nickel- und Silbererze führt.

Als Banmaterial laßt sich der Mergel wegen seiner schnellen Verwitterungin keiner Weise gebrauchen. Um so werthvoller ist er für den Landbau, undman schätzt den Mergelboden als den allerfruchtbarsten, wobei jedoch zu bemer-ken ist, daß er nicht unter 10 und nicht über 60 Procent kohlensauren Kalkenthalten darf. Magere Sand- und Kalkböden verbessert man deshalb durch 'Zufuhr und Ueberdeckung von Mergel. Der kalkreiche Mergel wird auch ge-brannt und als hydraul ischer Ka lk oder Cament (s. Chemie §.87) ange-wendet. Die Mergel treten besonders in Gegenden mit jüngerer geschichteterGebirgsbildung, z. B. in Schwaben auf.

Unter Hinweisung auf §.96 der Chemie bezeichnen wir den Thon als ein 115scheinbar gleichartiges Gemenge aus kieselsaurer Thonerde mit etwas Kalk undKiesel. Er ist dicht, erdig, weich, zeneiblich, in Wasser erweichend und formbar.Er kommt in allen Farben vor, selbst schwarz, durch Erdpech gefärbt. Manunterscheidet neben dem hellen, gemeinen Thon, den gelben Lehm, den Löß, einlockeres erdiges Gemenge aus Thon,. Kalk und Sand, von gelblich-grauerFarbe und namentlich im Nheinthal verbreitet. Der S a l z t h o n ist mit Stein-salztheilm gemengt und durch Kohle dunkel gefärbt.

Als Baumaterial wird nur der zu Thonstein verhärtete Thon ältererGebirgsbildung verwendet. Ueber die Benutzung des bildsamen Thons habenwir uns in §. 37 der Lhemie ausführlich verbreitet.

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84 Geognosie.

43. MNikGräs.

116 Man bezeichnet hiermit eine, wahrscheinlich aus der Zersetzung von Grün-stem hervorgegangene weiche, zerreibliche Masse von unebenem Bruch, grob- bisfeincrdig und fettig anzufühlen. Die Farbe ist grau, grünlich, gelb bis weiß.Sie bildet mit Wasser einen unbildsamen Bre i , der bei der Tuchbereitung zurEntfettung der Tücher benutzt wird. Sie enthält etwa 10 Procent Thon undbis 60 Procent Kalk, und ist dem Bolus.nahe verwandt.

44. LiM.

117 Man begreift unter diesem Namen mehrere nicht scharf bestimmte Gesteine,die ziemlich lockere, zum Theil erdige Verbindungen von thonigen, kalkigen undsandigen Theilen darstellen. Ihre Farbe ist meistens grau oder gelblich, zuwei-len schließen sie auch Grus oder Bruchstücke fester Gesteine ein. Es gehörenhierher u. a. der T raß , ein vulcanischer Tuff, der mit 1 ^ bis 2 ^ TheilenKalk gemengt eine bedeutende Anwendung als Wassermörtel (Chemie §. 87)findet. I n Deutschland ist am berühmtesten der Traß aus der Gegend vonAndernach; auch am Habichtswalde in Hessen und im Riesgau in Baiern findetsich dieses werthvolle Material. Der vulcanische Tuff I tal iens, der P a u s i -l i p p t u f f und der Peper in oder Pfefferstein sind zum Theil brauchbare Bau-steine, und in der Umgebung Neapels findet man antike Gebäude, Grotten u. s. w.aus diesen Gesteinen, die leicht verwittern und einen außerordentlich fruchtbarenBoden geben. Verbreitet ist der Ka l k t u f f , ein schwammig zelliges Kalkgestein,entstanden durch Niederschlagung des kohlensauren Kalkes in stehenden undsüßen Gewässern, häufig SckMhierreste und Abdrücke von Blättern zeigend.

45. Ds.iniu.SMs,

118 Ackererde oder Fruchterde, nennen wir die oberste Schicht der Erdrinde. Sieist keine mineralogisch bestimmte VodeMrt, sondern das Produet der Einwir-kung des gesammten Pflanzen- und Thierlebens auf den aus der Verwitterungirgend eines Gesteins hervorgegangenen Boden. Die Reste der verwesendenorganischen Körper (vergleiche Chemie §. 211) sind mit den» zerfallenen Ge-steinstheilchen innig gemengt, und ertheilen diesen meistens eine dunklere, mü-unter schwarze Farbe und die Fähigkeit, das Wachsthum der Pflanzen wesent-lich zu befördern. Die Dammerde fehlt jedoch an manchen Stellen der Erdegänzlich. Wo z. B. ausschließlich reine Kalk- oder Quarzgesteine» die Oberflächebedeckten, da fehlten der Pflanzenwelt die Bedingungen des Lebens, oder sieentwickelte sich nur in so untergeordneter Weise, daß eine Dammerdebildungnicht möglich wurde.

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Formenlehre. Innere Gesteinsformen. 35

V. F o r m e n l e h r e .

Wenn wir irgend eine Gesteinsmaffe vor uns haben, so'können wir sie in 119Hinsicht ihrer Form-auf zweierlei Weise betrachten, nämlich einmal, wie sie sichin ihrer Gestaltung als Ganzes zu ihrer Umgebung, und dann, wie sie in ihremInnern sich verhält. Man unterscheidet hiernach innere und äußere Formender Gesteine.

I n n e r e G e s t e i n s f o r m e n .

Niemals trifft man Gesteinsmaffen von einiger Bedeutung, die vollkommen 129gleichförmig zusammenhängend sind. Auch an den dichtesten und härtesten neh-men wir Zertheilungen oder Absonderungen wahr, die durch Klüfte oderSpalten gebildet werden. Die Entstehung der letzteren kann man sich sehrdeutlich an einer feuchten Thonmasse versnmlichen. Indem diese austrocknet,ziehen sich ihre Theile im Inneren zusammen, es entstehen Nisse und Spalten,was in heißen Sommern in thonigem Boden öfters auch in großem Maßstabebeobachtet werden kann. Diese Gesteine waren also früher weich, sie haben sichbeim Erhärten zusammengezogen und dadurch mannichfach zerklüftet, entwederin größere oder kleinere Partien, in welch ersterem Falle die Gesteine unrege l -mäßig massig, im letzteren dagegen vielfach zerklüftet genannt werden.

Nicht selten findet jedoch die Absonderung der Gesteinsthcile mit einer ge-wissen Regelmäßigkeit statt, die mitunter wahrhaft überraschend ist und demGestein den Anblick eines von Menschenhänden bearbeiteten Werkes verleihenkann. So giebt es Gesteinsmassen, die in ihrem Inneren kugel förmige Ab-sonderungen haben, daher rührend, daß die Erhärtung der Masse von einzelnenPunkten ausgegangen ist, um welche dann weitere Schichten schalcnförmig sichanlegten. Häufiger ist das Gestein in Pfeiler zerklüftet, die meistens die Gestaltvon sechsseitigen S ä u l e n haben. Solche Säulen finden sich namentlichausgezeichnet schön am Basalt, wo man deren bei Stolpe« in Sachsen undUnkel am Rhein von 30 bis 8G Fuß Länge beobachtet hat. Berühmt ist auchder aus Basaltsäulen gebildete, sogenannte Riesenweg in I r land. Oefter sinddiese Säulen der Quere nach in kleinere Stücke abgesondert, in welchem Falleman sie gegl iedert nennt. M i t dem Ausdruck stänglich bezeichnet man kleineSäulen, die zugleich an regelmäßiger Bildung abnehmen.

Am gewöhnlichsten ist jedoch die p la t ten fö rmige Absonderung der Ge-steine. Die daraus entstehenden Platten sind mehr oder weniger regelmäßigvon parallelen Flächen begränzt und mitunter so dick, daß sie ungeheure Blöckebilden, oder sie erscheinen mehr als Tafeln, die bis zum Schieferigen sichverdünnen.

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86 Oeöguosie.

S c h i c h t u n g d e r G e s t e i n e .

121 Die plattenförmig abgesonderten Gesteine sind oft von ganz besondererArt. Ihre Bildung laßt alsdann erkennen, daß die über einander liegendenPlatten nicht gleichzeitig, durch das Festwerden und Zusammenziehen der Ge-steinsmasse, sondern daß sie nach und nach entstanden sind. Dies wird nament-lich dadurch deutlich, daß inmitten einer solchen Gesteinsschicht öfter dünneZwischenlagen sich befinden, z. B. Kalksteinschichten, die durch Mergel getrenntsind. Man hat die Gewißheit, daß solche Gesteinsmassen gebildet wurden,indem deren Bestandtheile aus Gewässern vermöge ihrer größeren Dichte all-mälig sich absetzten. Verschiedene Thatsachen beweisen diese Entstehungsart derSchichten unwiderleglich.' So findet man häusig in den geschichteten Masseneingebettete Muscheln und Schnecken. Waren es Thiere, die in dem Schlammeoder Sande, woraus die Schicht entstand, lebten, so stecken sie demgemäß inderselben, nämlich senkrecht zur Schichtungsstäche; schwammen sie dagegen aufdem Waffer, aus welchem eine Schicht sich absetzte, so findet man sie nach demTode ruhig der Schwere gemäß mit dem breiten Theile abgelagert. Auch Roll-steine finden sich dem entsprechend stets so, daß ihre platte Seite aufliegt, undwo Pftanzengebilde, wie Baumstämme eingebettet wurden, da sieht man ihreAxe senkrecht zur Schichtungsstäche. Es lassen sich ähnliche Schichtenbildungenim Kleinen noch täglich an unseren Bächen und Flüssen nachweisen, und indemwir später auf ihre Entstehung nochmals zurückkommen, betrachten wir einigebesondere Eigenthümlichkeiten der Schichten.

Die parallelen Flächen, welche eine Schicht einschließen und die Absonde-rungsstächen von anderen Schichten bilden, heißen die Sch ich tungsk lü f te , unddie obere derselben wird E p i c l i v e , die untere H y p o c l i v e genannt. Unterdem Liegenden einer Schicht wird jedoch das zunächst unter derselben Befind-liche verstanden, während ihr Hangendes das über ihr befindliche Gestein ist.

Die Schichtung eines Gesteins ist nicht zu verwechseln mit der Schiefe-r u n g desselben. Letztere hat sich nicht während des Absatzes 3er Schicht, son-dern nachher gebildet; sie kann der Schichtung parallel sein, häufig kreuzt siejedoch dieselbe in der verschiedensten Richtung. Ueberdies kann eine geschichteteMasse in ihrem Innern wieder Zerklüftungen darbieten, die nachträglich durchverschiedene Ursachen bewirkt wurden.

Wenn geschichtete Gesteinsmassen die bei ihrerBildung eingenommene Lageunverändert beibehalten haben, so liegen dieselben s ö h l i g , d . i . wagencht, alsoparallel zur Oberstäche der Erde und regelmäßig über einander, vergleichbar den

Blättern eines Buches, wie Fig. 76 zeigt.Die Dicke oder Mächt ig k e t t M ^ e reinzelnen Schichten ist jedoch höchst un-gleich, denn es giebt deren, die kaumV4 Zol l dick zwischen anderen sich hin--ziehen, welche 20 bis 30 Fuß mächtigfein können. Häufig findet man jedoch

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Formenlehre. Schichtung der Gesteine. 87

die Schichten gegen die Oberstäche der Erde geneigt , Fig. 77, oder sie stehengar senkrecht zu derselben, wie Fig. 78 , was man die aufgerichtete Schich-

tung nmnt. Derjenige Weg,den das auf die Flächeeiner geneigten Schicht ge-gossene Wasser nehmenwird, bezeichnet die Nei-gung oder das Fa l l ender Schichten gegen den

Horizont, und ist in Fig. 77 durch die Pfeile angedeutet. Die Richtung, welcheeine Schicht in ihrer Verbreitung in Beziehung auf die Himmelsgegend ein-nimmt, nennt man das Streichen derselben.

Denjenigen Theil einer Gesteinsschicht, welcher an die Oberfläche der Erde 122hervortritt, wie?nm bei Fig. 76, 77 und 78 , nennt man das Ausgehende

oder zu Tage Gehendeoder Anstehende dersel-ben. Bei aufgerichtetenund geneigten Schichten,wie Fig. 77 u. 78, heißendie zu Tage gehendenTheile wohl auch Schich-tenköpfe. Die söhlig

liegenden Schichten treten meistens dadurch hervor, daß Flüsse Thäler aus-spülen, wie Fig. 79, oder daß sie durch Straßenbauten, Steinbrüche oder dasMeer bloß gelegt werden, welch letzteren Fall wir in Fig. 80 veranschaulichtsehen.

Sehr oft kei len sich die Schichten aus , d. h. sie nehmen nach einerRichtung hin an Mächtigkeit beträchtlich ab, und verschwinden Entweder ganzoder ziehen sich nur noch als kaum erkennbare Faden zwischen den Gesteinen

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88 Geognosie.

hin, wie O und b, Fig« 8 1 . SV geht es namentlich bei den Steinkohlen, woman nicht selten beim Verfolgen einerSchicht von geringer Mächtigkeit dieEntdeckung macht, daß sie die Austei-lung eines mächtigeren Lagers ist.

Es erklärt sich hieraus, wie mitunteran einem Punkt Schichten unmittelbarauf einander zu liegen scheinen, wiez. B . m und n, Fig. 8 1 , die doch an

einer anderen, benachbarten Stelle von einander getrennt sind.Offenbar haben die geneigten und aufgerichteten Schichten nicht mehr ihre

ursprüngliche Lage, sondern find durch eine spätere einwirkende Ursache aus der-selben gebracht worden. Dies ist jedoch nicht die einzige Veränderung, welchedie Schichten erleiden, sondern häufig findet man'den regelmäßigen und paral-lelen Verlauf derselben mehr oder minder gestört, und sie erscheinen alsdannnicht mehr so gleichmäßig wie die Blätter eines Huches über einander gelagert,sondern gebogen, gewunden, wie bei Fig, 82 u. 83.

Bei Fig. 82 bezeichnet überdies die Schrafstrung eine später eingetreteneSchieferung der gebogenen Schichten, die eine eigenthümliche, von letzteren ganzunabhängige Richtung hat, so daß sie an manchen Stellen (aa) senkrecht zuderselben ist, an anderen (öi>) derselben parallel geht. Solche Verbindungen derSchichten, die bald wellenförmig, bald zickzackartig sind und bis zur Zerbrechung

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Formenlehre. Aenßere Gesteinsformen. 39

gehen, schreibt man einem starken, von der Seite wirkenden Drucke auf dieSchichtung zu.

Andere Erscheinungen werden durch den von unten wirkenden Druck hervorgerufen, indem hierdurch nicht nur die geneigten und aufgerichtetenSchichten entstehen, sondern letztere können selbst umgekippt oder zersprengtwerden» so daß ihre Ränder lippenartig einander gegenüber stehen und durcheine Spalte oder durch eine Ausfüllungsmaffe von einander getrennt sind.Hierbei finden insbesondere die sogenannten Verwer fungen der Schichtenstatt, wenn der von unten wirkende Druck nur auf einen Theil der Schichtungwirkte, wie bei «Fig. 8 4 , wo der Theil ^ . A < ? D verschoben ist, oder es hateine von unten aufsteigende Masse F ' A , Fiß. 85, einen Theil der Schichten

ai><?ci stärker aufgerichtet als den anderen. Es ist klar, daß auch durch Sen-kung von Schichten ähnliche Erscheinungen hervorgebracht worden still, können.

A e u ß e r e G e s t e i n s f o r m e n .

Eine vergleichende Betrachtung des Baues der Erdrinde belehrt uns, daß ZIZalles Material, woraus dieselbe zusammengesetzt ist, seiner allgemeinen Naturund Entstehung nach in folgende vier Gruppen sich unterscheidet:

1. Massengestein, auch Erup t i vges te in genannt;2. Schiefergestein, genauer krystallinisch-schieftriges Gestein, auch

metamorphisches oder Umwandlungsgestein genannt;3. Schichtungsgestein, auch sedimentäres oder Flötzgestein genannt;4. Ganaaef te in .

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80 Geognosie.

Hiervon treten die drei ersten Gruppen als die vorherrschenden Hauptmassenauf und werden nur in schwächeren Adern von dem Ganggesteine durchzogen.Unverkennbar verdanken letztere ihre Entstehung den Spalten, Sprüngen undNissen, die beim Erhärten der Hauptgesteine durch Zusammenziehung entstandenund die nachträglich durch eingedrungene Mineralmasse ausgefüllt worden sind.Hieraus erklärt sich eine ziemlich regellose Verbreitung der Gesteinsgänge, diejedoch an gewissen Störungen sich betheiligen, die ihre Hauptgesteine erleiden.Sie haben ungeachtet ihrer geringeren Mächtigkeit doch eine große Wichtigkeit,da gewisse nutzbare Minerale, wie z. B. Schwerspath, insbesondere aber dieErze vorzugsweise in solchen Gängen sich verbreiten, die alsdann M i n e r a l -gänge oder Erzgänge genannt werten. Aus einem flüchtigen Blick auf dieseVerhältnisse gewinnen wir sofort d.ie Ueberzeugung, daß diese verschiedenartigenTheile der Erdrinde nicht gleichzeitig entstanden, oder nicht gleichzeitig in ihrejetzige Lage gekommen sind, daß wir hier einem geschichtlichen Verlauf, einerBildungsgeschichte entgegen gehen.

Die Massengesteine zeigen niemals eine wirkliche Schichtung, wie sie imVorhergehenden charakterisirt wurde, sondern nur regellose Zerklüftung oder diein §. 120 erwähnten, eigenthümlichen Absonderungen. Sie sintz fast sämmtlichkrystallinisch, mitunter dicht, auch schlackig, porphyrartig, aber nicht schieferigund. enthalten niemals Versteinerungen organischer. Gebilde. Die Art ihresAuftretens läßt erkennen, daß sie in einem erweichten Zustande aus der Tiefeemporgedrungen sind, daß sie dabei andere Gesteine in ihrer ursprünglichenLage mehr oder weniger gestört haben, in Spalten derselben eingepreßt wurden,und theilweise stromartig überfließend, dieselben überdeckten. Man rechnet hier-her hauptsächlich den Granit, Syenit, Porphyr, Grünstein, Trachyt, Basalt unddie Lava, welche theils unregelmäßige massige Gebirge oder einzelne Stöcke undKuppen bilden.

Zu dem krysta l l in ischen Schiefergefteine rechnet man den Gneiß,Glimmerschiefer, Talkschiefer, Chloritschieftr, Hornblendeschiefer und einige Artendes Thonschiefers, die nicht nur vielfach Uebergänge unter sich bilden, sondernauch durch den Gneiß in Grämt übergehen, mit dem sie vorzugsweise verge-sellschaftet vorkommen, indem nicht selten ein granitischer Kern von einemMantel krystallinischer Schiefer umhüllt ist. So bilden sie die Haupt-masse einiger der größten Gebirge, z. B. der Alpen. I h r wesentliches Merkmalist ihre krystallinisch schieferige Bi ldung, sowie der Mangel irgend welcher Ver-steinerung. Man hält sie für die ältesten Gesteine, für Bruchtheile der erstenErdrinde, die zwar ursprünglich von geschichteter Ablagerung gebildet M r ^welche jedoch nachträglich in den krystallinisch-schieferigen Zustand übergeführtwurde.

Die dritte Hauptgruppe wird von den Schichtungsgesteinen gebildet,deren Charakter in §. 121 bereits ausführlich "dargestellt wurde. RegelmäßigeAblagerung aus Wasser erzeugte die parallelen Schichtungen, i n welche oft zahl-lose Reste thierischer und pflanzlicher Gebilde als sogenannte Verste inerungeneingebettet sind. Kalksteine verschiedener Ar t , Dolomit, Mergel, Thon, Thon-

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Lagerungslehre. 9 1

schiefer, Quarzfels, Sandstein, Conglomerate und Tuffe, wechseln mit einanderund treten nur dadurch in Gebirgsform auf, daß sie aus ihrer ursprünglichenLage gehoben, zerbrochen und aufgerichtet, sowie von Gewässern ausgefressenworden sind.

Als besonderer Fo rmen von untergeordneter Bedeutung haben wir derTrop fs te inb i ldungen zu gedenken, die S t a l a k t i t e n heißen, wenn sie von einerWand herabhängen und wachsen, wie vom Dach herabhängende Eiszapfen, oderS t a l a g m i t e n , wenn sie am Boden aufsitzen und durch auffallende Tropfen vonunten nach oben wachsen. Sie entstehen meistens in Hohlen aus kalkhaltigem Wasser,das deren Wände durchsickert und, indem es verdunstet, den Kalk zurückläßt, der danndie mannichfachen Formen der Tropfsteine bildet. Krustengebi lde ( Inc rus ta -t ionen) entstehen, wenn mineralhaltige Gewässer, die irgend einen Gegenstandbedecken, verdunsten und auf diesem einen mehr oder minder dicken mineralischenUeberzug zurücklassen. B a u m - oder moosar t ige Zeichnungen, sogenannteD e n d r i t e n , trifft man häufig zwischen Gesteinsplatten. -Ihre Entstehung kannman sehr leicht nachahmen, wenn man zwischen zwei ebene Glas- oder Stein-platten etwas feinen Thonschlamm bringt und ein wenig zusammenpreßt. Manwird so allerlei verästelte Bildungen erhalten, wie ähnliche in der Naturerhärtete vorkommen, die leicht für versteinertes Moos und dergleichen gehaltenwerben.

O. L a g e r u n g s l e h r e.

Wenn wir im Vorhergehenden belehrt wurden, daß als Hauptmaterial ( l 25des Baues der Erdrinde, massiges, krystallinisch-schiefenges und geschichtetes Ge-stein verwendet worden ist, durch welches, gleichsam als Zierrath das Gang«-gestein sich windet, so fragt es sich jetzt, in welcher Weise sind nun diese Gliederdes Baues mit einander verbunden, was bient als Fundament, kurz woranerkennen wir, wie der Bau begonnen und weiter geführt wurde. Da gehtes denn allerdings, wie mit manchem uralten Bauwerke aus Menschenhänden,das nachträglich mehrmalige Zerstörungen, Niederherstellung und Umbauung mitBruchstücken des Urbaues durchgemacht hat, so daß Aelteres uttd Jüngeresoft bis zur Unkenntlichkeit vermengt sich vorfindet.

Die Beobachtung ergiebt, daß die Schichtungen unter sich mannichfacheVerhältnisse darbieten, indem sie z. B. entweder alle parallel und wagerecht übereinander liegen, Fig. 86, oder indem geneigte oder aufgerichtete Schichten vonwagerecht gelagerten überdeckt sind, woraus hervorgeht, daß erstere schon inihrer Lagerung verändert worden sein mußten, ehe letztere sich absetzten, Fig. 87.

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92 Geognvsie.

Die Massengesteine treten gewöhnlich neben einander stehend auf, undnur selten wird das eine vom anderen in wagerechter Richtung in bedeutenderVerbreitung überdeckt. Dagegen sind die stockförmigeu und schol lenförmi-gen Ineinanderlagerungm nicht ungewöhnlich, wo, wie i n Fig. 83, die große

Masse eines Gesteins voneinem anderen zum Theiloder gänzlich umschlossenist, wie z. B. Granit von-Gneiß, wobei es denn nichtselten vorkommt, daß dasinnere Gestein, bei seinemDurchbrechen des anderen,Stücke von diesem losgeris-sen und gänzlich umschlos-sen hat.

Die Gänge verbreiten, sich stets mehr in senkrechter Richtung, nach demInnern der Erde, als in wagerechter oder wenig geneigter. Häusig sind alleein Gestein durchsetzende Gänge unter einander fast ganz parallel. Durch Stö-rung der Lage des Gesteins, in dem sie enthalten sind, werden auch die Gängeselbst aus ihrem Zusammenhang gebracht, zerrissen^ oder verworfen, was imBergbau oft bedeutende Schwierigkeiten im Verfolgen eines erzreichen Gangesmacht. Auch'kreuzen und durchsetzen sich die Gänge gegenseitig.

Aus einer genauen Erwägung der berührten Lagerungsverhältnisse lassensich nun die wichtigsten Folgerungen darüber gewinnen, welches der vorhandenenGesteine älter oder, was gleichviel sagen w i l l , welches derselben am frühestenerhärtet ist. I m Allgemeinen lassen sich in dieser Beziehung mit voller Bc-stimmtheit die folgenden Grundsätze aufstellen:

Obere Schichtungen sind neuer (jünger) als untere; Gesteine, welche dieregelmäßige Schichtung ihrer Nachbarn gestört haben, sind neuer als diese;scharf abgesonderte Stöcke in der Mitte von anderen Gesteinen sind in der Regelneuer als diese; Gesteine, welche Bruchstücke oder Geschiebe einschließen, sindjünger als "die, von denen die Bruchstücke oder Geschiebe herrühren; Gänge sindjünger als ihr Nebengestein und jünger als die von ihnen durchgesetzten Gänge;endlich, wenn ein Gestein jünger ist als ein zweites, und älter als ein drittes,so ist auch das zweite älter als das dritte.

D« W e r st e i n e r u n g s 3 e h V e. ^ """ ^ ' ^

126 Es wurde bereits erwähnt, daß die geschichteten Gesteine Gebilde ein-schließen, welche Vers te inerungen oder Pet re fac ten heißen und die auf denersten Blick erkennen lassen, daß sie nicht mineralischen Ursprungs sind, sondern

' früher dem Pflanzen- oder Thierreich angehörten. Es folgt daraus, daß dieEntstehung jener Gesteine selbst in eine Zeit fäl l t , in welcher Pflanzen und

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Versteinernngslehre. 93

Thiere vorhandey waren. Die Versteinerung dieser ist natürlicher Weise nichtin der Art vor sich gegangen, daß ihre chemischen Bestandtheile sich in minera-lische umgewandelt haben, was nach dem in der Chemie Entwickelten unmöglichist. Es wurden vielmehr bei den an der Erdrinde vorgehenden großen Ver-änderungen die ihre Oberfläche bedeckenden Pflanzen und Thiere von weicher,schlammiger Gesteinsmasse umhüllt und beim Erhärten derselben in das ent-stehende Gestein aufgenommen. Es ist klar, daß weiche und zarte Theile sichnicht erhalten konnten, weshalb am häufigsten die gröberen P stanzentheile, glsRinde, Holz und holzige Früchte und die ohnehin kalkigen Schalen der Koral-len, Muscheln und Schnecken, sowie von den vollkomnmeren Thieren besondersdie Knochen erhalten worden sind. Ohne Zweifel find die aus Kohlenstoff,Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden weicheren Gebilde mehr oder wenigerbald Zersetzt worden, man findet sie im Gestein niemals erhalten. Dennoch istauch von diesen Manches, durch besondere Umstände begünstigt, inmitten derZerstörung gerettet worden. Zarte Blätter und feingliedrige Insecten findetman in Bernstein eingeschlossen, oder dieselben wurden von erhärtendem Schlammeingehüllt und ließen in diesem wenigstens Abdrücke zurück, woraus dann ihreGestalt und Art oft sehr deutlich zu erkennen ist. Bei anderen haben sich diein ihrem Körper befindlichen zahllosen kleinen Zwischenräume mit einer minera-lischen Flüssigkeit, in der Regel mit Kieselsäure, allmälig angefüllt, die endlichfest wurde und also ebenfalls" die Form des Körpers bewahrte, dessen organischerTheil der Zersetzung anheimfiel.

Die Einbettung organischer Wesen in die geschichtete Masse geschah invielen Fällen in einer allmäligen und geregelten Weise. Die Thiere lebten indem Gewässer und lagerten sich nach dem Absterben auf dessen Boden ab undspätere Generationen folgten den vorausgegangenen nach. W n finden, wie aufdiese Weise eine unermeßliche Anzahl von Schalthieren ganze Schichten undBänke von Kalksteinen gebildet hat, und wer z. B. die Steine betrachtet, welchezur Errichtung der Neubauten in Mainz dienen, der wird erstaunt sein, ihreganze Masse aus Myriaden nadelknopfgroßer Schneckengehäuse bestehend zufinden. Ja wir dürfen sagen, daß die Thierwelt in gewissen Perioden einen be-deutenden Antheil am Bau der Erdrinde genommen hat. Scha l t h i e re , inkalkhaltigem Wasser lebend, nahmen aus diesem den Kalk auf und setzten ihnin' Gestalt der daraus gebildeten Schale ab, ein Proceß, der mit der Erschö-pfung des Kalkgehaltes der Flüssigkeit oder mit dem Eintrocknen oder Abrinnenderselben ein Ende nahm. Ebenso bildeten zahllose mikroskopische Wesen, dieB a c i l l a r i e n , Niederschläge, die aus Kieselerde oder Eisenoxyd entstehen, wiez. B . die sogenannte Infusorienerde bei Berl in. Auch jetzt noch finden derartigeBildungen statt und wir sehen, daß solche Organismen die Fähigkeit besitzen,Spuren von Eisen und Kieselerde, die wir kaum zu entdecken vermögen, ausden Gewässern aufzunehmen und in Form einer Schale zurückzulassen»

Nicht immer hatte jedoch die Sache einen so ruhigen Verlauf. VielenBeispielen begegnen wir, wo eine plötzliche Katastrophe ein vom reichsten Thier-leben erfülltes Gebiet überraschte und ein allgemeiner Tod gleichzeitig jedes

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94 Geognosie.

Wesen erreichte. Sei es nun, daß Ergüsse schlammiger Massen ein Gewässererfüllten, oder daß eine Aenderung seiner Temperatur eintrat, oder tödtlicheGase oder Salze dasselbe vergifteten — genug, wir sehen unter Anderen dieSchichten eines Kalkschiefcrs überfüllt von Fischskeletten und Abdrücken, Fig. 89,

deren bis ins Einzelne gehende Erhaltung beweist, daß diese Thiere nicht ingewöhnlicher Weise gestorben sind, in welchem Falle ihre Körper in Fäulnißübergegangen und die Knochen aus ihren Verbindungen gelöst und zerstreutworden wären.

12? So groß anfänglich die Schwierigkeit war, das Vorkommen der Milliardenorganischer Reste inmitten von Gesteinen zu erklären, die in großen Tiefen undin Höhen bis 12000 Fuß angetroffen werden, so bedeutungsvoll wurden späterdiese Versteinerungen als Kennzeichen für die Gesteine selbst. Die genauereBeobachtung ergab ungefähr die folgenden Grundsätze:

Versteinerungen finden sich nur in geschichtetem Gestein, das aus Wasserabgesetzt ist, aber niemals im Massengestein; die Anzahl der Arten, sowohl ver-steinerter Thiere als Pflanzen in den verschiedenen Schichten, ist sehr ungleich;sie nähern sich der jetzt lebenden Pflanzen- und Thierwelt am meisten in denjüngeren Schichten, und nehmen in den älteren Schichten in der Weise ab, daßdie vollkommneren Thiere und Pflanzen allmälig verschwinden, die unvollkomm-neren vorherrschen, die jetzt lebenden immer seltener werden; und in den ältestenSchichten nur noch solche auftreten, die gegenwärtig lebend nicht mehr ange-troffen werden. ' „' , ,,, - ^ ,- ^ ^ /, ' '" "' " " ' " ^ ^

Wenn man aus anderen Gründen mit Gewißheit erkannt hat, daß zweian verschiedenen Orten vorkommende Gesteine in einer und derselben Zeit ge-bildet worden sind, so enthalten sie auch gleiche Versteinerungen. Umgekehrtschließen wir nachher aus der Gleichheit der i n verschiedenen Gesteinen vorkom-menden Versteinerungen mit großer Sicherheit auf das gleichzeitige Entstehenjener Gesteine. Hierdurch haben die VersteinernnKen eine außerordentliche Wich-

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VerstcinentNgslehre. 95

tigkeit für die Bestimmung des Alters der Schichten erlangt, und in vielenFällen sind sie die leichtesten und mitunter die einzigen Mittel zur Erkennungderselben. Insbesondere gilt dies von den kalkigen Schalen der Weichthiere, dieja vorzüglich leicht zur Erhaltung sich eigneten. Das Vorkommen bestimmterMuscheln ist für gewisse Gesteine so bezeichnend und leitet so sicher zur Erken-nung derselben, daß man sie mit Inschriften verglichen und Leitmuschcln ge-nannt hat.

Da in verschiedenen Schichten der Erde eine" mehr oder weniger abwei-chende Pflanzen- und Thierwelt angetroffen wird> so müssen Klima und Be-schaffenheit der Erdoberfläche in den verschiedenen Zeiten ihrer Bildung dementsprechende Wechsel erfahren haben. I m Allgemeinen lassen jedoch die Ver-steinerungen eine viel gleichmäßigere Verbreitung derselben Thiere über dieganze Erdoberfläche erkennen, als sie gegenwärtig stattfindet, und es scheinen injener Zeit die großen Unterschiede ihrer Temperatur an den Polen und amAequator nicht so auffallend gewesen zu sein> wie jetzt.

Die Gesammtzahl der Arten versteinerter Pflanzen und Thiere ist außer- 128ordentlich groß und Gegenstand einer besonderen Wissenschaft, der P a l ä o n t o -logie oder Pe t re fac to log ie , geworden. Die Beschreibung jener setzt um-fassende Kenntniß in der Botanik und Zoologie voraus, und es wird deshalbbei der Abhandlung dieser Wissenschaften auf die Versteinerungen die erforder-liche Rücksicht genommen. Es möge jedoch eine kleine Andeutung der Pstanzen-und Thierformen, welche als Versteinerungen vorkommen, hier Platz finden,und zwar in der Reihenfolge, daß mit den unvollkommneren begonnen wird.Bei der Beschreibung der Schichtungsgesteine, von welchen wir annehmen, daßsie innerhalb einer bestimmten Periode gebildet wurden, sollen die wichtigeren

' de? gleichzeitig auftretenden Pflanzen und Thiere angeführt werden.Von P f lanzen finden wir versteinert: baumförmige Schachtelhalme

(Equisetaceetl), in den ältesten bis mittleren Schichten; Lycopodiaceenund Fa rnk räu te r von baumartiger Größe, besonders reichlich und mannich-faltig nur in den alten Schichten; Lilien; Pa lmen , Stämme, Früchte undBlatter; Najaden; Zap fen t räger und Nadelhölzer (Comferen); Laubholz-bäume; die letztere« kommen nur in den neueren Schichten vor.

Versteinerte Th ie re : Aufgußth ie re ( I n f u s o r i e n ) kommen in vielenGesteinen vm; Thierschwämme, P o l y p e n oder K o r a l l e n besonders vorherr-schend in den ältesten Schichten^ S t r a h l t h i e r e und Stachelhäuter , worun-ter Liliensterne, Seesterne und Seeigel; Weichthiere oder Schal th iere, sindvon allen am häufigsten und für den Geognosten am wichtigsten. Sie findensich, in den alten Schichten beginnend, in den mittleren am reichlichsten, sowohlzweimalige Muscheln, als einschalige Schnecken und Kopf füßer ; unter denletzteren namentlich mehrere jetzt ganz ausgestorbene wichtige Geschlechter, wie dieAmmonshörner und Belenmiten. Wurmartige Ringelthiere sind selten; krebsartigeKrustenthiere häufig; Kerbthiere oder Insecten kommen deutlich nur indm Braunkohlenschichten, namentlich in Bernstein eingeschlossen, wohl erhalten

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96 Geognosie.

vsr, sind jedoch im Ganzen selten. Fische finden sich außerordentlich zahlreich(bis über 800 Arten) schon in den alten Schichten, bis zu den neuesten. Lurcheoder A m p h i b i e n find M m durch froschartige Thiere und Schlangen ver-treten, dagegen sehr stark durch große eidechsenartige Thiere, die jetzt nicht mehrangetroffen werden; V ö g e l finden sich niemals in älteren uttd höchst seltenin den jüngeren Schichten; Säuge th ie re kommen nur in den späterenBildungen vor, darunter jedoch mehrere ausgestorbene Arten von auffallenderForm und Größe (Mammuch oder Riefenelephant, Dinothermm Tc.); Assensind außerordentlich selten. Spuren von menschlichen Resten sind in keiner der-jenigen Schichten enthalten, die später nochmals einer allgemeinen Zerstörungunterworfen wurden. Der Mensch betrat also die Erde erst d M n , als ihreRinde hinlänglich befestigt, keine allgemeine Umwälzung mehr erlitt«

129 Die erstaunenswerthe Menge und Mannichfaltigkeit der aufgefundenenversteinerten Pflanzen und Thiere, sowie die oft überraschend neuen und eigen-thümlichen Formen derselben, konnten-nicht verfehlen, einen lebhaften Eindruckauf den Beschauer dieser Gebilde vergangener Schöpfungen hervorzubringen.Eine rege Phantasie suchte das Fehlende in den Gestalten der Thiere zu ergän-zen, von welchen uns nur die Gehäuse und die Skelete, letztere häusig nurtheilweise überliefert worden sind. Aus Abdrücken einzelner Blätter und Restenvon Stämmen gestaltete man Wälder und Landschaften der früheren Bildungs-epochen der Erde und belebte sie mit jenen hergestellten Thiergestalten. Je auf-fallender, ungeschlachter und mißgestalteter diese Phantasiegebilde aussielen, indesto höherem Grade schienen sie zu befriedigen und es ist mehr dem allzugroßenEifer hierin als der wahren Einsicht zuzuschreiben, daß über die Geschöpfe derfrüheren Perioden der Erde die Ansicht überhandnahm, als hätte eine nochjugendliche und ungeregelte Schöpfungskraft sich gleichsam versucht in der Her-vorbringung der abenteuerlichsten Mißgeburten von riesenhafter Größe.

Allein theils zeigte eine besonnene Forschung, daß manche der anfänglichfür ungeheuer groß geschätzten vorweltlichen Thiere, in der Wirklichkeit einenkleinem Umfang besitzen mußten — theils lehrte eine vorurtheilfreie Vergleichungmit den jetzt noch lebenden Thierformen, daß diese an. Mannichfaltigkeit, Eigen-thümlichkeit, insbesondere aber an Größe, den vorweltlichen keineswegs nach-stehen, ja in letzter Hinficht dieselben übertreffen. Denn selbst das Z euglod o n,ein walähnlicher Wasserbewohner der Vorwelt, anfänglich für ein Riesenkrokodilgehalten und mit dem pomphaften Namen des Wasserbeherrschers oder H y -drarchos bezeichnet, ist nur 50 Fuß lang und erreicht somit bei weitem nichtdie Größe unserer 80 bis 100 Fuß lang werdenden Wale und Pottftfche. —

Wenn man bei Petrefakten öfter Namen begegnet, die auf ungewöhnlicheGröße hinweisen, wie Riesenhirsch, Riesenfchi ldkröte, R iesen fau l th ie ru. a. m., so bezieht sich dies entweder auf einzelne Theile derselben, wie beimHirsch auf das Geweih; oder es erscheint das vorweltliche, dem Ochsen gleich-kommende Faulthier nur dann als Riese, wenn man es lediglich mit dem jetzigenFaulthier vergleicht, das nur die Größe einer Katze hat«

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KoOmogenie» Theorie'des Laplace, v 97

G e o l o g i e .

B i l d u n g s g e s c h i c h t e d e r E r d e .

Der vom Menschengeschlechte bewohnte Bau erhielt nicht sogleich und auf 1,30einmal seine jetzige Gestaltung. Versuchen wir es, die Entstehungsgeschichtedesselben zu entwickeln und eine bestimmte, auf Erfahrung und Thatsachen ge-stützte Vorstellung über ihren Anfang und Verlauf zu gewinnen. Die Geschichteder Erde ist zuerst eine kosmische, der Weltbildung angehörige und dann einetellurische, auf ihren eigenen Verlauf angewiesene. Es hat aber die Kosmo-genie, die Entstehung der Welt, von jeher die Geister aller Völker beschäftigt,und wir finden entsprechend ihrem Bildungszustande in den Mythen derselbendie ungeheuerlichsten Vorstellungen vermengt mit den nebelhaften Bildern dichte-rischer Phantasie.

Aber weder tiefsinnige Philosophen, noch phantasiereiche Dichter konntenuns befriedigende Darstellungen überliefern, die zusammengehalten mit den Er-gebnissen der Naturforschung sich irgend annehmbar erfunden hätten. Erst vondem Augenblicke an, als diese eine genauere Erkenntniß über das Walten derNaturkräfte gewonnen hatte, als man es wagen konnte, die im Bereich unsererErde und Erfahrung sich offenbarenden Kräfte für von Ewigkeit durch dieganze Welt wirkende zu erklären, begegnen wir Ansichten, die mehr für sichhaben, als den Glanz geistreicher Erfindung.

So giebt der Physiker Laplace über die Entstehung unseres Planeten-systems im Wesentlichen die nachfolgende großartige Ansicht: Die ganze Masse,aus welcher gegenwärtig die Sonne sammt die ihr zugehörigen Planeten be-stehen, war ursprünglich aufgelöst in Gasform vorhanden und erstreckte sich nochüber die Entfernung unseres entferntesten Planeten. Die Berechnung zeigt, daßdiese Dunstmasse noch eine weit geringere Dichte haben mußte als die durch-sichtigen Nebel, welche den Schweif der Kometen bilden.

Der erste Schöpfungsact beginnt damit, daß im Mittelpunkt jenes unge-heuren Gasbaüs eine Verdichtung eintrat, daß ein Kern sich bildete und in

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98 Geologie.

Umdrehung verfetzt wurde, welche sich der ganzen D u n M l l e mittheilte. Letzteremußte jetzt, entsprechend der Centrifugalkraft, eine gedrückte, etwa linsenförmigeGestalt annehmen. Eine weitere Verdichtung des inneren Kerns veranlaßte eineimmer raschere Notation, so daß endlich an dem Umfang seiner Dunsthülledie Fliehkraft die Oberhand gewinnen und den äußersten Theil derselben inGestalt eines Ringes ablösen mußte. Dieser Gürtel setzte die Umdrehung inder früheren Richtung fort, verdichtete sich jedoch Mna l i g und rollte sich zueinem selbstständigen Bal l zusammen, und- es entstand somit der äußerste odererste P lane t . Eine fortschreitende Verdichtung des Centralkerns hatte alsFolge eine vermehrte Umdrehungsgeschwindigkeit und es folgten sich so eineReihe von Losreißungen äußerer Schichten, aus welchen die Planeten inder S . 260 der Astronomie angeführten Ordnung hervorgegangen sind.Nicht bei allen abgetrennten planetarischen Massen war der nachfolgende Ver-lauf ein gleicher. Bei einigen derselben wiederholte sich im Kleinen der ebenbeschriebene Vorgang der durch rasche Rotation bewirkten Losreißung, und es ent-standen also die T raban ten oder Monde ; ja bei dem S a t u r n finden wir dasauffallende Beispiel abgelöster Ringe, die sich erhalten haben. Auch ist der Fallvorgekommen, daß die vom Hauptkörper gelöste Dunsthülle nicht in einen einzigenPlaneten sich zusammenballte, sondern in eine große Anzahl von Weltkörpern sichzertheilte, denen wir als Asteroid en, einem Schwärm kleiner Planeten, in ziemlichgleichem Abstande von der Sonne begegnen. M i t dem Hervortreten des jüngst-gebornen Planeten, des M e r c u r , hat unser Planetensystem seinen Abschlußerhalten, dessen Kern als Sonne forthin als untheilbarer Mittelpunkt derAnziehung zu den Planeten sich verhält.

Diese Theorie des Laplace ist nur ein erläuternder Ausdruck der imPlanetensystem wirklich gegebenen Verhältnisse und insbesondere begründetdarauf, daß alle Planeten und Trabanten sich in derselben Richtung bewegenund um ihre Achsen drehen, welche der Achscndrehung der Sonne entspricht, mitalleiniger Ausnahme der Trabanten des Uranus.

Eine interessante Nachahmung des eben geschilderten Vorgangs läßt sichin einem Trinkglase vornehmen. I n dasselbe bringt man ein Gemisch vonWeingeist und Wasser, genau von der Dichte des Oeles und gießt dann einekleine Portion von letzterem hinzu. Dasselbe wird in Folge des gleichmäßigenseitlichen Drucks die Form einer Kugel annehmen, welche in der wässerigenFlüssigkeit schwebt. Indem man jetzt einen feinen Draht als Achse durch dieOelkngel einführt und denselben vorsichtig umdreht, gelingt es, die Kugel mit inUmdrehung zu versetzen nnd bei vermehrter Geschwindigkeit sie abzuplatten undeinzelne Schichten zur Lostrennung und Bildung kleiner Oelkügelchen zu bringen.

131 Verfolgen wir nun dm als kün f t i ge Erde in deren jetzige Bahn ge-schleuderten Gasball, so t r i t t allmälig zum Einfluß der geltenden physikalischenKräfte die chemische Mitwirkung hinzu. Die bisher durch große Entfernungvon einander getrennten Atome der Elemente werden einander genähert, sieziehen sich an, vereinigen sich und es beginnt der chemische Proceß. Wir sehenbei unseren chemischen Versuchen, wie eine jede energische Verbindung von Ele-

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Vildungsgeschichte der Erde. . 99

menten begleitet ist von großer Wärme-Entwickelung. So mußte der brennendeErdball in allgemeiner Gluth sich befinden, vergleichbar der glühenden Kugel,des auf Waffer verbrennenden Kaliums, die zischend auf demselben rotirt. DieElemente verewigten sich unter einander zu solchen Verbindungen, die bei jenerhohen Temperatur bestehen konnten. Gasförmige Körper bildeten die Atmosphäre,welche als Hülle den dichteren Erdkern umgab, und es gesellten sich zu ihr dieDämpfe einer großen Menge von flüchtigen Verbindungen, die bei jener Hitzeim' flüssigen oder festen Zustande nicht verharren konnten. Alles heutige Meer wardamals noch Wafferdampf und die Erde erscheint uns in jenen ersten Bildungs-zuständen als weicher glühender Kern, umgeben von einer ungeheuren, sehrdichten Atmosphäre.

Aber beständig Wärme in den unendlichen Weltraum ausstrahlend, erlittdieser Feuerball eine Verminderung seiner Hitze zumeist an der Oberfläche. Schwerschmelzbare chemische Verbindungen, wie z. B. kieselsaure Thonerde, begannenallmälig sich auszuscheiden und bei fortwährender Abkühlung einen dünnen Neberzug,eine schwache Kruste über den glühenden Erdkern zu bilden, und diesen von sei-ner Dampfatmofphäre zu trennen. Hiermit war der Anfang' gemacht zur Ent-

, stehung der Erdrinde, die nun rascher an Stärke zunehmen konnte, da die un-mittelbare Einwirkung der inneren Gluth abgehalten war, und die als Dampfvorhandenen Verbindungen wenigstens theilweise als Flüssigkeit sich auf derErdrinde niederzuschlagen vermochten.

Organisches Leben konnte damals nicht bestehen. Die Rinde war noch zu 132heiß, als daß Pflanzen in ihr wurzeln und wachsen konnten, das Leben d nThiere aber ist an das Vorhandensein der Pflanzen gebunden. I n der That,die Erdschichten, von denen wir annehmen, daß sie in jener Periode gebildetwurden, enthalten nirgends auch nur eine Spur versteinerter Pflanzen- oderThierstoffe. War damals bereits Wasser auf der Erdrinde angesammelt, sohatte dasselbe eine größere Wärme, als gegenwärtig der Fall ist; es war dadurchim Stande eine Menge von chemischen Verbindungen aufzulösen, und währenddas jetzige Meer nur leichtlösliche Salze enthält, mochte das Meer jenerZeiten große Mengen kieselsaurer, schwefelsaurer und kohlensaurer Verbin-dungen aufgelöst enthalten haben. Auch wühlte es einen Theil der festen Nindewieder auf, und bildete damit schlammige Flüssigkeit, die jedoch bei fortwähren-dem Abkühlen der Erdmasse ihre festen Bestandtheile allmälig in körnigen Schich-ten wieder absetzte.

So sehen wir in der Erdrindenbildung eine stetige Wechsel- und Zusam- 133menwirkung der chemischen Verwandtschaft und der Schwere. Der letzterenfolgend bestrebten sich dichtere Körper stets die untere Stelle einzunehmen.

Wäre es lediglich bei Ver beschriebenen Krustenbildung geblieben, somüßte die Erdoberfläche eine ziemlich gleichförmige sein. Erhöhungen und Ver-tiefungen würden sich dem Auge nicht darstellen, den festen Erdkörper würdeein nicht allzutiefes Meer ringsum überdecken und dieses wieder von der Luftumgeben sein.

S o ist aber unseke Erdoberfläche keineswegs beschaffen. Wiederholte Stö<

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100 Geologie.

rungen gaben ihr eine manmchfaltigere Außenseite. Wodurch wurden diese her-vorgerufen, wie wurden sie veranlaßt? Durch dieselben Naturkräfte, die nachdenselben Gesetzen noch heute walten, die nur unter den damals gegebenen Ver-hältnissen in einem großartigen Maaßstabe wirkend Erscheinungen hervorbrachten,die wir jetzt kaum zu überblicken, ja kaum uns vorzustellen vermögen.

134 .Indem die erste Erdrinde erhärtete,, zog sie sich zusammen, sie erhielt'da-durch Sprünge, ähnlich wie wir dieses in heißen Sommern an austrocknendemThonboden oft in sehr bedeutendem Grade wahrnehmen, und gewaltsam wurdedie weiche innere Erdmasse durch die Risse ihres zu enge gewordenen Kleideshervorgepreßt. Es drang serner das Wasser begierig in jene Spalten ein, er-weiterte sie durch seine auflösende Eigenschaft mehr und mehr und gelangte end-lich, die dünne Rinde durchbrechend, nach Innen.

Man denke sich nun eine bedeutende Waffermenge plötzlich auf eine großeglühende Fläche stürzend. Was wird der Erfolg sein? — Die Bildung vonWasserdampf in ungeheurer Masse, der zugleich durch die hohe Temperatur eineaußerordentliche Spannkraft erhält. M i t einer Gewalt, der nichts zu wider-stehen vermag, dehnen die Dampfe sich aus. Sie heben die Erdrinde in dieHöhe, treiben dieselbe da und dort blasenförmig auf, zerreißen sie endlich mitfurchtbarem Krachen, und aus dem gespaltenen Schlünde entströmt mit den ent-fesselten Dämpfen die emporgetriebene feurig flüssige Masse des Innern undbreitet sich an der Oberstäche aus, oder thürmt sich um die Oeffnung des Durch-bruchs auf.

Werfen wir nach einem solchen Vorgang einen Vlick auf die Erdoberfläche, wieganz verschieden finden wir sie von der vorhin geschilderten regelmäßigen Gestaltung.Von den in die Höhe gehobenen Stellen der Erdrinde ist das Gewässer nach den tieferliegenden gestoffen, das Feste ist von dem Flüssigen geschieden, ersteres erscheintals Fest land, umgeben von Inseln, letzteres als Meer.

Das Festland selbst besteht theils aus geschichtetem Gesteine, theils ausder vom Innern emporgedrunZenen allmälig erstarrten Masse, die als unregel-mäßiges Massengestein, als Gebirge erscheint, an welches die gehobenenSchichten sich anlehnen. Die hie und da in beiden Bildungen entstandenenSpalten W e n sich mit weicher Gestein- oder Erzmasse, und.werden zu Ge-steinsgängen (vergl. §. 123).

So haben wir Wasser und Feuer als bildende Ursachen vor uns, undindem man die mythologischen Vertreter derselben als Pathen annahm, sprichtman von neptunischen oder Wa fse rb i l dungen , und von Plutonischenoder Feue rb i l dungen . ^ ^

135 Die Gebirge dieser ersten Bildungszeit oder Per iode waren nicht allzu-hoch, die Meere nicht allzutief. Die vom Wasser befreiten Stellen verwittertenallmälig und bedeckten sich mit Pflanzen, und wohl ziemlich gleichzeitig mochtenThiere sich entwickeln. Bei der damals noch geringen Dicke der Erdrinde muß-ten Land und Wasser eine höhere Temperatur besitzen, und es konnten dahernur solche lebende Wesen austreten, die unter den gegebenen Verhältnissen aus-zudauem vermögen.

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Vilduttgsgeschichte der Erde. 101

Wie lange nach jener ersten Revolution die Erdoberfläche in dem dadurch 136erlangten Zustande verharrte, ist ungewiß. Die Stärke der aus dem Wasserallmälig abgesetzten Schichten und die Menge der über einander gelagerten, nacheinander gelebt habenden Thiere der späteren Gebilde, sowie manche Vorgänge,die zu beobachten wir gegenwärtig Gelegenheit haben, geben hierüber nur be-ziehungsweise Andeutungen. Man hat jedoch, insbesondere von letzteren aus-gehend allen Grund zu der Annahme, daß die Reihenfolge der wesentlicherenVeränderungen der Erdoberfläche eine außerordentM langsame gewesen ist undjedenfalls nach Perioden von vielen Tausenden von Jahren zu bemessen ist.

Aber daß es mit jener ersten Umgestaltung nicht beendigt war, das ist ge-wiß. Obgleich die Erdrinde durch die immer fortwährende Abkühlung anStärke zunahm, so haben dieselben Ursachen später abermalige Durchbrüchettcranlaßt, deren Erscheinungen wir im Wesentlichen bereits beschrieben haben.Nur muß hier wegen der indeß dicker gewordenen Erdrinde die Spannkraft derDämpfe gewaltsamer, die Erhebung der festen Schichten bedeutender und dasaus den Spalten aufsteigende Massengestein ausgedehnter und höher über ein-ander gethünnt gewesen sein, als bei der ersten Bildung. ^

Auch konnte der Fal l eintreten, daß Massengesteine der ersten Bildungszejtvon denen der nachfolgenden durchbrochen wurden, während der umgekehrte Fal lnatürlich nicht vorkommen kann. Die Gewässer zerstörten dabei einen großenTheil der festen Gesteine und setzten dieselben in Schichten wieder ab, diePflanzen- und Thierwelt wurde verschüttet, hie und da im Schlamm begrabenund versteinert.

So folgten sich denn in immer größeren Zwischenräumen mehrere Umwäl- 137zungm nach einander. Es war zu jeder späteren um so mehr Zeit erforderlich,je dicker indeß die Erdrinde geworden war, je langsamer folglich eine Erkaltungund hinreichende Zusammenziehung derselben eintreten konnte, um neue Zer-reißungen der Decke zu veranlassen, ferner, je weniger zugänglich das Inneredem Zutr i t t des Wassers war. Der Erfolg war aber um so gewaltsamer unddie dadurch entstandenen Verwerfungen der früher gebildeten Schichten, dieMasse der aus der Tiefe aufsteigenden Plutonischen Gebilde um so beträchtlicher.

Es ist gewiß, daß die höchsten Gebirge der Erde, der Himalaja, die An-den, Alpen 2c., zugleich die jüngsten, d. h. die zuletzt emporgedmngenen undgehobenen sind. Die vorhandenen Schichtungen weisen in ihrer Lagerungunter einander und zu den Massengcbirgen und durch ihre eingeschlossenen Ver-steinerungen unverkennbar auf eine, der vorstehenden Schilderung entsprechendewiederholte Umgestaltung der Erdoberfläche h in , es lassen sich an derselben ge-wissermaßen die nach einander folgenden Acte der Schöpfungsgeschichte ablesen.Man bezeichnet nun die innerhalb des Zeitraums zwischen zwei solchen Aus-brüchen gebildeten Gruppen von Schichtungen, die demnach eine Uebereinstim-mung in gewissen wesentlichen Merkmalen haben müssen, als eine geologischeB i l d u n g oder F o r m a t i o n , oder als ein System von Bildungen und sprichtdemnach z. B. von einer S t e i n k o h l e n - F o r m a t i o n oder von dem Systemder S t e i n k o h l e . Einzelne, besonders charaktenfirte Schichten eines Systemes

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102 Geologie.

werden die G l ieder desselben genannt und mehrere Glieder bilden eineGruppe.

138 Wir dürfen jedoch nicht annehmen, daß Ausbrüche und Zeiträume derRuhe in der Erdbildungsgeschichte in scharfer Abgränzung wechselten, wie Acteund gwischenacte eines Schauspiels. Wir werden vielmehr darauf hingewiesen,daß an der Umgestaltung des Materials der Gesteine und Schichtungen, sowiean ihrer Lagerungsepoche auch Kräfte mitgewirkt haben, die weniger gewaltsamund plötzlich sich offenbarten, die vielmehr durch einen leisen aber stetigen, Jahr-tausende lang anhaltenden Einfluß große Veränderungen zu bewerkstelligen ver-mochten. Es hat überhaupt niemals ein völliger Stillstand stattgefunden, viel-mehr eine fortgehende Bewegung und Entwickelung, wie wir dieselbe auch inder Geschichte des Menschengeschlechts, neben dem Auftreten gewisser epoche-machenden Persönlichkeiten und Ereignisse, im Ganzen wahrnehmen/ Dennnoch heutigen Tages, wo wir entfernt sind von jenen großen Revolutionen undmit Gewißheit keine Wiederholung derselben zu befürchten haben, können wirdie leisen Wirkungen still und stetig thätiger Kräfte wahrnehmen, die unmerk-lich, aber fortwährend verändernd auf die Oberfläche unserer Erde sich äußern.Solche sind die Verwitterung und Auswaschung welche unsere Gebirge erleiden,deren Trümmer als Gerolle, Treibsand und Schlamm in die Thäler und Meeregeführt werden, die Ausfreffungen, welche die Brandung des Meeres herbeiführt,gewisse äußerst langsame Hebungen und Senkungen mancher Gebiete und Küsten-länder, der Anbau von Korallenriffen, die Bildung der Torstager u. a. m.

Insbesondere schreibt man dem Wasser eine wesentlich chemisch umbildendeEinwirkung auf viele und mächtige Schichtengesteine der Vorwelt zu. Man nimmtan, daß dieses Wasser gesättigt war mit Kohlensäure und somit befähigt, Kalkge-steine aufzulösen, daß es Kieselsäure in auflöslicher Form enthielt und somit geeig-net war, überall, wohin es gelangte, die Bildung von Silicatcn zu veranlassen.Daß in der That im Verlauf sehr'langer Zeiträume merkwürdige chemische Um-wandlungen der Art stattgefunden haben, geht unzweifelhaft aus dem Vorkommender zahlreichen Pseudomorphosen (siehe §.22) hervor, wo Atom für Atom deschemischen Gehaltes allmälig umgetauscht wurde. Dieselben haben für Vorgängeder Art eine ähnliche Wichtigkeit erhalten, wie die Leitmuscheln für die Erken-nung gleichzeitig gebildeter Schichtungen. So wird neuerdings die Ansicht auf-gestellt, daß die bereits in §. 97 angedeutete Umwandlung der me tamorph i -schen Gesteine lediglich durch den Einfluß des Wassers herbeigeführt worden sei.Ja man ist so weit gegangen, zu behaupten, daß nicht Hebungen durch PlutonischeMassen die Ungleichheit der Erdoberfläche bewirkt haben, sondern EnHürzuugeu^und Senkungen in unterirdische Höhlungen, herrührend von allmäligen Aus-waschungen durch Wasser.

I Z 9 Die' ganze Bildungsgeschichtc der Erdrinde ist die Bewegung nach einomZustande des Gleichgewichtes. Derselbe mußte erreicht sein, sobald die Abküh-lung der Erde so weit gediehen war, daß die fortan noch von ihr ausgestrählteEigenwärme vollständig wieder ersetzt wurde durch die von den Sonnenstrahlender Erde mitgetheilte Wärme. Von da ab konnte eine weitere Erkaltung der

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Bildmlgsgeschichte der Erde. 103

Erde, folglich auch keine weitere gusammmziehung ihrer Rinde und Verwinde,rung ihres Umfanges mehr eintreten. M i t letzterer würde eine Vergrößerungder Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde nothwendig verbunden gewesen sein.Aus genauen astronomischen Beobachtungen wissen wir aber, daß seit 2000Jahren die Dauer des Tages sich noch nicht um den hundertsten Theil einerSecunde geändert, daß folglich der Umfang der Erde seitdem nicht mehr dieMindeste Aenderung erlitten hat.

Der Unterschied unserer Zonen beruht lediglich auf der ungleichen Weise,in welcher die Sonnenstrahlen die Erde in Folge der Neigung ihrer Achse zurErdbahn erreichen. Die allgemeine Verbreitung gleichmäßiger Pflanzen- undThierformen in gewissen älteren Formationen der Erdrinde sprechen jedochdafür, daß so auffallende Zonenunterschiede nicht immer stattfanden. Die Tem-peratur der Lust und der Gewässer wurde damals in gleichmäßiger Höheerhalten, durch die von den emporgedrungenen plutonischen Massen ausgestrahlteWärme, wie denn überhaupt, nachdem die Erdrinde einmal eine gewisse Dickeerreicht hatte, raschere Wärmeverluste derselben mehr in Folge großer Durchbrücheals durch die Ausstrahlung von ihrer ganzen Masse stattgefunden haben.

M i t dem Eintri t t der Zonenunterschiede begann die Bildung eines neuengeognostischen Gliedes, nämlich des E ises , das in mehrfacher Hinsicht an derBildung der Erdrinde sich betheiligte. Mehrfache Wechsel haben wohl auch inder Art seiner Verbreitung stattgefunden, und als Andenken solcher betrachtetman die großen Felsblicke, welche über das norddeutsche Flachland zerstreut sindund F i n d l i n g e genannt werden. Es sind.Bruchstücke des skandinavischen Ge-birges, welche an Eisberge angefroren mit diesen von der Fluth nach ihrenjetzigen Ladestellen getrieben wurden.

Noch ist hervorzuheben, daß wenn auch die im Verlauf der geologischenGeschichte später auftretenden Katastrophen im Ganzen gewaltsamer als die vor-hergegangenen warm, doch ihre Wirkungen nicht durchaus gleichmäßig sich er-wiesen. Die vorhandenen Bildungen waren theilweise schon zu mächtig und festgegliedert, als daß eine durchgehende Umgestaltung sie gleichzeitig hätte über-wältigen können. Daher erklären sich bei übereinstimmendem allgemeinemCharakter späterer Formationen,'der sich hauptsächlich in ihrem Gehalte anorganischen Resten ausspricht, «doch manche örtliche Unterschiede; es treten inmanchen Gegenden gewisse Glieder einer Bildung auf, die anderwärts fehlenoder nur durch eine ähnliche Bildung vertreten sind.

Eine jede Bildungsperiode wurde dadurch abgeschlossen, daß die Spalten 140und Risse, welche in der Erdrinde sich befanden, theils durch fortwährende Ab-kühlung der inneren Masse, theils durch wässerige oder schlammige Bedeckungvon außen geschlossen wurden. An manchen Stellen geschah dies mehr, an an-deren weniger vollkommen. Die letzteren waren dann diejenigen, die später einenneuen Durchbruch erleichterten.

Aber selbst bei der Beendigung der letzten allgemeinen Erhebung fandnicht überall eine vollständige Verschließung der nach innen führenden Spaltenstatt. An einzelnen Punkten, wo dieselben entweder sehr weit waren, oder wo

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194 Geologie.

große Gesteinsmassen zufällig eine Lücke zwischen ihren Theilen gelassen hatten,da konnten vereinzelte Oeffnungen sich erhalten, die noch bis zum heutigen Tagebestehen, einigermaßen vergleichbar den Rauchfängen, die vom Aeußern einesHauses bis in dessen Inneres, bis zur FeuersteUe führen.

' Solche Oeffnungen in der Erdrinde nennen wir Vu lcane . Ihre Eigen-schaften und Wirkungen, die bis zur Gegenwart sich erstrecken, sind uns daherziemlich bekannt und erklärlich. Wäre ihr Inneres vollkommen leer, so könnteman durch sie m's glühende Eingeweide der Erde hinabblicken. Aber ihreOeffnungen oder Kra te r bedecken sich mit abgekühlter und dadurch erhär-teter Gesteinsmasse, mit Lava und anderen vulcanischen Bildungen.

Außer den sogenannten Re ihenvu lcanen, deren Entstehung wir, wie ebenerwähnt wurde, mit den Spalten früherer Ausbrüche in Verbindung bringen,treten noch eine große Anzahl selbftstäkdiger Vulcane auf, so daß man im Gan-zen gegen 300 in geschichtlicher Zeit noch thätiger Vulcane gezählt hat. Ja essind mehrfache Beispiele der Entstehung neuer Vulcane bekannt, als deren jüng-stes die Erhebung der vulcanischen Insel Ferd inandea im Jahre 1831 anzu-sehen ist. I n der That sehen wir auch, daß alle Massen- und Schichtengesteine,von den ältesten herauf bis zu den jüngsten Tuffen von diesen Vulcanen durch-brochen werden.

141 Die Thätigkeit der Vulcane ist eine Aeußerung der Dampfkraft. Wassertritt in Berührung mit dem glühenden Inhal t des Vulcaus und veranlaßt dieBildung ungeheurer Dampfmassen von großer Spannkrast. Dieselben suchensich zu erheben und auszudehnen und erschüttern oft weithin erstreckte Län-dereien. Es sind dies die furchtbaren, dem Ausbruche der Vulcane gewöhnlichvorhergehenden Erdbeben. Eine ewig denkwürdige Katastrophe der Art wardas entsetzliche Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755, welches diese Stadtzerstörte, an 20000 Menschen den plötzlichen Untergang bereitete und dessenErschütterungen sich über einen Erdraum von 700000 geographischen Quadrat-meilen verbreiteten.

I m Innern des Vulcans drängt unablässig der gesperrte Dampf dieglühende Masse mit ihrer Decke nach oben. Das wiederholte Steigen undFallen der Dampfblasen, das theilweise Durchbrechen derselben, die Erschütte-rung großer Erdmassen ist immer mit furchtbarem Geräusch verknüpft, das balddem fortwährend rollenden, bald dem in einzelnen Schlägen krachenden Donnerzu vergleichen ist. Endlich ist die Masse bis zur Krateröffnung emporgedrungen.Die Decke wird gesprengt und himmelhoch in Brocken und Staub in die Lüftegeschleudert, und letzterer mitunter als sogenannte vulcanische Asche durch W W emeilenweit fortgetragen. Dann steigt die glühende weiche Masse ruhiger ausund stießt als Lavastrom über den Rand des Kraters, unwiderstehlich Alles zer-störend, was sie erreicht.

Allem dieser furchtbarste Augenblick der Revolution enthält auch die Be-dingung ihrer Beendigung. Die Dämpfe sind entwichen, die Ruhe im Innernist hergestellt, die Lava stießt auswendig langsamer, sie steht endlich still underhärtet, inwendig sinkt sie nach der Tiefe. Nur Dämpfe von Wasser, schweflige

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Vulcane. 105

Säure u. a. m. entweichen dem Krater, und heiße Quellen entspringen in sei-ner Umgebung und geben Kunde, daß es da drinnen noch glüht. Sehr tref-fend bezeichnet von H u m b o l d t die Vulcane als die Sicherheitsventile derErdrinde.

Der dem thätigen Krater entweichende Wasserdampf bildet über demselben 142eine Wolke von blendend weißer Farbe, aus welcher elektrische Erscheinungenauf das Großartigste sich entwickeln. Die unablässige Entsendung von Blitzen,gefolgt vom Donner, verleihen ihr den Charakter einer Gewitterwolke, um somehr, als heftige Gewitterregen in ihrem Gefolge wolkenbruchartig herabstürzen,und verheerende Ströme von Schlamm über die Umgebung des Vulcans er-gießen. Jene elektrischen Entladungen sind im Großen die Wiederholung der inneuerer Zeit beobachteten Thatsache, daß der aus einem Dampfkessel entlasseneDampf in hohem Grade elektrisch ist. Wir fügen dieser Beschreibung den idea-len Durchschnitt eines im Ausbruch begriffenen Vulcans, Fig. 90 , bei. Ans

dem mit Lava erfüllten Schlote «, der sich oben zum trichterförmigen Krateröö erweitert, steigen die Dampfblasen auf, die sich dabei mehr und mehr ausdeh-nen und eine plattgedrückte Form annehmen. Sie gehen über in die elektrischeWolke 6, aus welcher derRcgenstrom s und eine feurige Garbe von Schlacken/,herabstürzen. Bei F erblicken wir eine Seüenspalte, durch welche die Lavaeinen Ausweg gefunden hat und als Lavastrom i abstießt.

Bei hohenVulcanen erreicht nämlich die Lava nur selten die Krateröffnung,um aus derselben abzufließen, vielmehr öffnet sich in der Regel eine seitlicheSpalte, aus der die Lava sich hervonvälzt.

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106 Geologie.

Eigentliche Flammen brechen aus der Krateröffnung nicht hervor und dieFeuersäule, die man bei nächtlichem Anblick aus demselben sich erheben sieht, istnur der Wiederschein der feurigen Lava an den aufsteigenden Dämpfen undWolken. Als Beweis hierfür dient, daß selbst der heftigste Wind niemals diesegerade Feuersäule bewegt oder umbiegt, was bei einer Flamme der Fall seinwürde.

143 Die Umgebung der Vulcane ist mit älteren oder jüngeren Strömen vonLavg bedeckt, welche durch Verwitterung einen außerordentlich fruchtbaren Bo-den liefert, weshalb eine üppige Pflanzenwelt den Fuß der Vulcane umgiebt,und trotz der gefährlichen Nähe findet man am Vesuv mehrere Dörfer im Be-reich seiner verderblichen Wirksamkeit.

Die Vulcane sind zugleich diejenigen Stellen, wo noch täglich Mineralegebildet werden, theils aus der glühenden Masse krystallisirend, theils indemdie aus dem Krater aufsteigenden sauren Dämpfe anderes Gestein zersetzen.Daher ist die Umgebung eines Vulcans stets ein reicher Fundort für vieleMinerale.

Mi t der Zeit scheinen jedoch alle Vulcane sich zu verschließen und bei vie-len ist'dies bereits der Fall. Es erstehen auf diese Weise die S o l f a t a r e n ,welche zwar mit dem Innern in Verbindung stehen, aber nur noch Dämpfenund Gasen den Ausweg gestatten, worunter Schwefelwasserstoff besonders reich-lich ist, der theils Schwefel absetzt, theils zu Schwefelsäure oxydirt wird, diedas umstehende Gestein angreift.

Eigenthümliche vulcanische Erscheinungen find die Schlammvulcancoder Sa l sen , kraterförmige Vertiefungen, worin aus kleinen ErhöhungenSchlamm aufbrodelt, indem gleichzeitig viele Dämpfe und Gase entweichen,worunter die Borsäure der Salsen in Toscana besonders wichtig ist.

Endlich trifft man als Uebertest der vormals vulcanischen Thätigkeit nurnoch das Entweichen reicher Ströme von Kohlensäure, wie z. B. bei Neapel undin der E i f e l , einer Gruppe vulcanischer Erhebungen zwischen der Aar undTrier. Der Laachersee. Fig. 9 1 , bei Andernach ist die mit Waffer erfüllte

Krateröffnung eines erloschenen Vulcans, wovon die ganze Umgebung alleeigenthümlichen Merkmale trägt.

Die äußere Form der Vulcane ist sehr charakteristisch und ziemlich regel-mäßig kegel förmig. Dieselben sind von unten aufgetriebene Blasen, die end-lich in eine Spitze sich verlängern und dort durchbrechen. Allein dieser Durch:bruch hat nicht immer stattgefunden. Wir sehen eine Menge kegelförmigerBerge, die niemals vulcanisch thätig waren. I n diesem Falle war die Auftrei-

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Vu lcam. W7

bung nicht kräftig genug, um die Erdrinde zu durchreißen, und die glühendeMasse erstarrte im Innern, ohne an's Tageslicht hervorzudringen. I n derThat trifft man häusig inmitten solcher aus geschichtetem Gestein bestehenderkegelförmiger Berge einen Plutonischen Kern, besonders Basalt,

I n Europa sind, mit Ausnahme des Vesuvs , des Ae tna und dcsS t r o m b o l i s in I ta l ien, sowie der auf Island gelegenen zahlreichen Vulcane,worunter der Hekla sich auszeichnet, keine von Bedeutung thätig. Die inimmer größeren Zwischenräumen erfolgenden Ausbrüche der genannten, wennauch für die nächste Umgebung furchtbar, erstrecken sich doch nicht mehr aufweithin über große Länder. I m Bereich der Geschichte finden wir jedoch mehrereBeispiele schrecklicher, für ganze Gegenden, ja Länder verderblicher vulcanischerWirkungen. So wurden im Jahr 79 n. Chr. die blühenden und reichenStädte He rcu lanum und P o m p e j i von vulcanischer Asche verschüttet; imachtzehnten Jahrhundert L issabon vernichtet, und noch in den allerneuestenZeiten haben furchtbare Zerstörungen in Südamerika durch Erdbeben stattgefunden.

Dort befinden sich ganze Reihen von Vulcancn, aus deren StellungL. v. Buch nachwies, daß sie auf den Spalten früherer Durchbrechungen stehenund unter sich inneren Zusammenhang haben. Berühmte Vulcane jener Ländersind: der 1758 in Mexico entstandene I o r u l l o und der 17,662 Fuß hohe

F o t o p a x i der Andcakette, welcher auf eine merkwürdige Weise seinen innerenZusammenhang mit den Gewässern dadurch beweist, daß er mitunter großeMassen von Schlamm und eine Menge von Fischen auswirft.

Wir haben seither nur eine der aus den früheren Erdumwälzungen her- 144vorgegangenen Erscheinungen weiter verfolgt, nämlich die Vu lcane. Kehrenwir nun auch zu Anderem zurück und betrachten zunächst die weitere Entwicke-lung der Pflanzen- und Thierwelt.

Es ist klar, daß, je mehr Zeit zwischen den nach einander auftretendenStörungen verstoß, ein um so bedeutenderes organisches Wachsthum sich ent-wickeln konnte. Pflanzen und Thiere treten nun nicht allein zahlreicher, son-dern auch mannichfaltiger auf. An die Farnkräuter und Schachtelhalme reihensich alsbald Palmen und. Nadelhölzer, den früh schon erscheinenden Fischenschließen sich die Lurche oder Amphibien an. Dazwischen regten sich Schalthierein ungeheurer Menge. So folgte das Vollkommene in angemessener Weisedem Unvollkommenen, da des ersteren Leben stets an das Vorhandensein dcsletzteren geknüpft ist. ,

Hinsichtlich der Gesteinsarten selbst findet auch ein gewisser Wechsel statt«Nach den unlöslichen und schwer schmelzbaren Kiesel- oder Thonerdeöerbindungendes Grundgebirges treten in den mittleren Gebilden allmalig mehr die Kalk-steine, Sandsteine und Mergel, der Gyps, das Steinsalz und die aus der Zerstörungfrüherer Pflanzenwelten hervorgegangene Kohle in mannichfacher Weise auf.

Es ist daher natürlich, daß, wenn wir die Erdrinde von außen nach innen 145oder umgekehrt betrachten, eine Reihe verschiedener Schichten sich uns darbietenmuß, die je nach den Zcitverhältnisscn, unter welchen sie gebildet wurden, eineneigenthümlichen, bestimmten Charakter haben. Da im Wesentlichen dieselben

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108 Geologie,

Erscheinungen auf der ganzen Oberstäche der Erde stattgefunden haben, so müs-sen die gleichzeitigen Gebilde ihrer Rinde auch überall gleich oder ähnlich sein.

I m Ganzen hat dieses die Erfahrung bestätigt. I m Einzelnen ist derBeweis oft schwierig, mitunter unmöglich, denn es findet nach dem Seite 106Erläuterten manche Verschiedenheit statt, indem hie und da Neihen oder Gliedervon Gesteinsmassen fehlen, die an anderen Orten angetroffen werden. Alleindieses ist nur örtlich und für's Ganze von untergeordneter Bedeutung

Nebersicht der geologischen Systeme.

146 Werner , der zuerst den Blick von dem einzelnen Minerale auf die Be-trachtung der mineralischen Massen im Großen und Ganzen richtete und dersornit der Begründer der Geologie wurde, stellte zugleich das erste geologischeSystem auf. Von der Ansicht ausgehend, daß die Erdrinde nur aus Schichtenbestehe, die sich nach und nach aus dem Wasser abgesetzt und über einander ge-reiht haben, bezeichnete er als Urgeb i rge oder Grundgeb i rge die versteine-rungsleeren krystallinischen Schiefer, welche die Unterlage der folgenden Schich-ten bilden. Dieselben waren seiner Anficht nach die erste oder pr imäre Ni l -dung, von welcher eine Reihe von Gesteinen den Uebergang zu den späterenNiederschlägen bildet und daher Nebergangsgebirge genannt werden. Andieses reiht sich nun als zweite Bildung das Secundärgeb i rge , dem sorecht deutlich der Charakter neptunischer Abkunft aufgeprägt ist und das daherauch vorzugsweise als Flötzgebirge bezeichnet wird. Als dritte Bildung oderTer t i ä rgeb i rge folgen.dann die neuesten vorgeschichtlichen Bildungen, derenThier- und Pflanzenwelt unseren jetzigen Organismen sich nähert, worauf alsvierte Bildung das Q u a r t ä r g e b i r g e auftritt, worunter die innerhalb dermenschlichen Beobachtung bis auf den heutigen Tag entstandenen Bedeckungender Erdrinde begriffen werden.

Wenn in seinen Hauptzügen das, vorstehende Shstem noch jetzt der geolo-gischen Anschauung und Ausdrucksweise zu Grunde liegt, so hat doch die fort-gesetzte genauere Erforschung der Erdrinde eine mehrfache Gliederung der ge-nannten Hauptgruppen erkannt, entsprechend den mehrfachen größeren Gestal-tungsepochen derselben. Da letztere nicht in allen Punkten der Erdoberflächein durchaus gleicher Weise ihre Wirkungen offenbarten und somit in ver-schiedenen Ländern locale Eigenthümlichkeiten der Schichtungen sich vorfin-den, so ist hieraus eine mißliche ^^^^^^—^^^—selben hervorgegangen, so daß fast jedes Land eine besondere geologische Spracheführt. .Es erscheint deshalb eine Uebersicht derselben in nachfolgender Tafelam zweckmäßigsten. Wir begegnen dabei eigenthümlichen Namen, die theils ansich ohne Bedeutung sind, wie z. B. Keuper, theils nach geographischen undhistorischen Erinnerungen ( J u r a , Permische, Devonische, Si lur ische For-mation), zumeist jedoch nach Hauptgesteinen der Bildung gewählt worden sind,wie Grauwackc, S t e i n k o h l e , Kreide.

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Uebersicht der geologischen Systeme. 1Ü9

Bezeichnungen in Deutschland.

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Quartär-

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Systeme.

I. Schiefer.

II . Grauwacke.

III. Steinkohle.

IV. Zechftein.

V. Trias.

VI. Jura.

VII. Kreide.

VIII. Mo lasse.

'IX. Dialuvium.

Formationen.

Gneiß,Glimmerschiefer,Thonschiefer.

Untere Orauwacke,Obere Grauwacke.

Untere Formation,Kohlenkalkstein.Obere Formation,Steinkohle.

Rothliegendes,Kupferschiefer,Zechstein.

Bunter Sandstein,Muschelkalk,Keuper.

Unterer, schwarzerJura oder Leias.

Mittlerer, oderbrauner Jura.

Ober- oder weiß erJura.

Wälderthon,Quadersandstein,Kreide.

Untere Tertiärbil-dung;

Braunkohle.Mittlere Tertiar-bildung;

Grobkalk.Obere Tertiärbil-

dung;Süßwasserkalk.

Diluviale oder auf-geschwemmte B i l -dungen.

Alluviale oder an-geschwemmte B i l -dungen.

Entsprechende Bezeichnungen

in Frankreich.

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1 . HonIIiSr.

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T. ?riH3 3i<;u<i;(6-rds NFarr6,(louoliMON,8»Uf«rion yto.)

^ 1 . «su'l 'NZLiczu6'

Vu.tK.0N,iGN,Oor«.IU«n Ota.)

'iuronion Gto.)

1'. Nootzlio.

(?«,lrmi6il)«

1?. ?NoodU6.

1?. VNuv!^.

in England.

I i l u r i a n Oroup.V6vonian,(3r0up.

?OrniIan (3-roup.

Ltous.)

I'rill.sgio (3-roup;(^6^ Keä Sana-8tous.

M'ss- Rßä Karls.)

1^12«;

O ol i t io Aroup.

Orstaasous 6-r.

Naosne 6-roup.

Nio<36N6 (^roup.

l'liooen« <Fi-0up

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N O Geologie. '

147 I n vorstehender Uebersicht sind die Feuerbildungen nicht mit aufgenommenworden, da sich dieselben in ihrer Folgenreihe nicht so genau unterscheiden lassen,wie die Nasserbildungen. Wir beschränken uns darauf anzudeuten, daß dieHauptmassen des G r a n i t s gleichzeitig .und in inniger Verbindung mit denkrystallinischen Schiefern auftreten; eine weitere Erhebung granitischer Gesteine,sowie von Grünste inen und quarz f re ien P o r p h y r e n bezeichnet der Ueber-gang zwischen Grauwacke und Steinkohle. Letztere wird vorherrschend von.quarzführenden Porphyren durchbrochen, die mit den M e l a p h y r e n im Zechstcinam häufigsten austreten. I n der Periode der secundären Formationen erscheinendie Durchbrüche von Granit, Syenit und Porphyr noch vereinzelt; fast gänzlichunberührt bleiben von denselben die tertiären Bildungen, welche hauptsächlichvon Trachyten und Basalten durchsetzt werden. Endlich finden wir die Dialuvial- >bildungen nur von erloschenen und noch thätigen Vulcanen gestört. i

Das Verhältniß der Wasserbildungen unter einander, sowie zu den Feuer-!bildungen wird ferner veranschaulicht durch die in beifolgender Tafel gegebene ideale >

einesStückes de.r Erdrinde vorstellt. Wir nennen dieselbe i dea l , weil sie nicht nach einemwirklich sich vorfindenden Beispiele ausgeführt, sondern nur als Hülfsmittel desUnterrichts erdacht ist. Denn nach dem, was über die Entstehung der For-mationen gesagt wurde, ist vorauszusetzen, daß keine der späteren geschichtetenWasserbildungen in ununterbrochener Ausdehnung über die ganze Erdrindezu Stande gekommen ist, ferner daß gleiche Formationen in entfernten Gegen-den bedeutende Unterschiede in der Art und Mächtigkeit ihrer Glieder zeigenkönnen, und daß endlich das Vorhandensein der vollständigen Reihenfolgea l le r Systeme und ihrer Glieder nirgends vorausgesetzt werden kann.

Eine wesentliche Ergänzung hierzu bietet der Anblick einer geologischenKar te , welche die geographische Verbreitung der an die Erdoberfläche tretendenFormationen darstellt, und wir empfehlen in dieser Hinsicht die S . 1 angeführteKarte von H. Bach.

W a s s e r b i l d u n g e n.(Neptunische — normale — oder geschichtete Bildung; Flötzgebirge.)

(Ur-oder Grundgebirge.)

148 I n der S . 109 gegebenen Uebersicht sind die krystallinischen Schiefer unterden geschichteten Bildungen mit aufgeführt, obgleich sie, ihrer Entstehuugsweisenach, bisher zu den Feuerbildungen gezählt worden sind. Wir fügen die Schie-fer 5em Geschichteten hinzu, weil wir sie bei der Beschreibung der Erdrinden-bildung in §. 128 als erste feste Schicht oder Kruste des einst flüssigen Erd-körpers bezeichnet haben, die jedoch' bald und zwar zunächst vom Granit durch-brochen wurde. Die Schiefergesteinc müßten daher überall angetroffen werden

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IDEALER DURCHSCHNITT EIHES STÜCKES DER ERDRINDE.

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Wasserbildungen: I . System der Schiefer. 111

wo sie nicht von mächtigen Flötzdildungcn bedeckt oder durch spätere Einwir- -kungen zerstört worden sind. I n der That hat man dieselben über die ganzeErde verbreitet gefunden, indem sie die Hauptmasse von sehr vielen Gebirgenbilden.

Andere Massengesteine durchsetzen öfter die Gesteine der Schiefergruppe,wie namentlich Grünstein und Porphyr, auch findet man häufig Erzgänge indenselben.

Die drei Hauptgesteine dieser Gruppe sind: Gneiß, Glimmerschiefer undThonschiefer.

Der Gneiß, welcher als Mittelgestem zwischen Glimmerschiefer und Gra-! nit sehr viele Abänderungen zeigt, ist besonders in der Nähe der Porphyr-! durchsetzungen reich an Erzgängen. Als Gebirge hat er große Verbreitung,^ indem der B ö h m e r w a l d , dasmährische Geb i rge , der hohe Nucken und

der nördliche Abfall des Erzgebi rges, sowie die Südhälfte des Fichtel-gebirges zum großen Theil daraus bestehen. Er erscheint ferner, und zwarmeistens mit Granit verbunden, im Elbgebiet, Riesengebirge, in den Sudeten,im Spessart, Odenwald, Schwarzwald und in den Alpen.

Der Glimmerschiefer (§. 99) ist durch die Mächtigkeit seines Auftre-tens sehr bedeutend, und bildet als Gebirge breite Felsrücken mit hervortreten-den Felskämmen oder zackige Berggipfel und schroffe Thaleinschnitte. DerHauptzug der schweizer und thro ler Alpen besteht aus diesem Gestein, dasaußerdem in den Sude ten , im Niesen- , Erz- und Fichtelgebirge einewichtige Rolle spielt, während es im Thüringer Wald, Odenwald und Schwarz-wald mehr untergeordnet erscheint. Es führt, namentlich in der Nähe vonDurchschungsstellen des Granits und Porphyrs Erzgänge, die beträchtlichenBergbau veranlassen.

Der Thonschiefer (§.98) hat weniger Erzgänge und ist von geringererVerbreitung als die beiden anderen Gesteine. I n Deutschland erscheint er imIeschkengebirge in Böhmen, am Südabhange des Riesengebirges, anverschiedenen Punkten des Erzgeb i rges, im Vo ig t lande und in einemTheile des Fichtelgebirges

(Uebergangsgchirge.)

Die Bezeichnung der Grauwacke als Uebergangsgebirge deutet darauf hin, 149daß. wir mit ihr an der Gränze der entschieden geschichteten Bildungen ange-kommen sind. Das Vorkommen zahlreicher Versteinerungen von Neichthierenund Fischen zeigt ferner, daß wir es mit unzweifelhaften Wasserbildungen zu thunhaben. Vorzüglich entwickelt findet sich dieses System in England, wo es deut-lich in mehrere Glieder unterschieden wurde, die ihre Benennungen nach Urbe-wohnern der Gegend, nach den alten Cambriern, Silurern und Devoninn er-hicltcn. I n Deutschland sind diese Abtheilungen weniger scharf geschieden.

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112 Geologie«

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Wasserbildungen: I I . System der Grauwacke. 113

Die bedeutendsten Gesteine dieserGruppe find Grauwackenschiefer undOrauwackcnsandstein, wozu sich namentlich in dem oberen Theile bedeutendeKalksteine und Dolomite gesellen. Ein grauer feinkörniger Sandstein, dessenfeste auf den Feldern umherliegenden Stücke »Wacken« genannt werden, hatder Gruppe den Namen verliehen.

Die Verbreitung der Grauwacke ist in großer Mächtigkeit über einzelneTheile von ganz Europa und in mehreren anderen Welttheilen/besonders inNordamerika, beobachtet. Sie erscheint häufig als eigentliches Gebirge und

! bildet in Deutschland das ausgedehnte rheinische Uebergangsgeb i rge,welches von den Ardenncn über den Hunsrück, die Gifel, die hohe Venn, Tau-nus, Westerwald und das Rothhaargebirge sich verbreitet, wie aus der bei-gefügten Karte, Fig. 93, ersichtlich ist. Einer beträchtlichen Entwickelung derGrauwackenformation begegnen wir ferner am Harzgebirge, im Südost des Thü-ringer Waldes, im nördlichen Fichtelgebirge, im Erzgebirge, Riesmgebirge, amwestlichen AbHange der Sudeten, im Innern von Böhmen und in den steyerischenAlpen bei Gratz. Die Thäler der Grauwackengruppe sind meistens außerordent-lich gewunden, wie z. B. das Mosel- und das Aarthal.

Die Grauwackenschiefer des rheinischen Schiefergebirges gehen stellenweisein nutzbaren Dachschiefer über. I n England enthält diese Bildung, namentlichAn th rac i t , eine schwer entzündliche und darum wenig benutzte Kohle,welche ein vollkommen mineralisches Ansehen hat. Von nutzbaren Einschlüssenfinden sich ferner: zahlreiche Eisenerze, insbesondere Spatheisenstein, silberhaltigeVleiglanze und Zinkerz.

Bei näherer Betrachtung der Reste organischer Wesen, die in den verschie-denen Abtheilungen dieses Systems angetroffen werden, zeigt es sich, daß in denuntersten Bildungen durchaus keine Landpflanze, vielmehr nur Spuren vonMeerespstanzen, von A lgen fich vorfinden, und ebenso nur Meeresthiere derniederen Classen vertreten sind, vorherrschend Polypen. Erst in der oberenGrauwacke begegnen wir, bei fortwährender Armuth an Pstanzenresten, einemziemlichen Reichthum an Thieren, besonders Weichthiercn aus der Abtheilungder Kopfsüßer, und endlich auch Fischen mit viereckigen Schuppen.

Als die wichtigsten Versteinerungen bemerken wir: O^atkopliMum oasspi- I 5 i )tosum, Fig. 94 (a. s.S.); <3r3.pt0i1t!m8 gsminus, Fig. 95, beides Polypen, derLetztere für die unterste Grauwacke ganz besonders bezeichnend; ^.8ap1w3 nodUis,Fig. 96, und ONl rnONO Viumoudkckn, Fig. 97, aus der Ordnung der T r i -l o b i t e n , eigenthümliche, krebs- oder asselartige Thiere, wichtig für die Erken-nung der Grauwacke, da sie in der nachfolgenden Steinkohle gänzlich verschwin-den; I>6ntain6rus RniStkü, Fig. 98; Ii ituit63 oornu ^rist is, Fig. 99 ; 0 i >tlwosrag luäsugs, Fig. 100, ein Bruchstück der Schale, die aus Kammernzusammengefügt ist, in der Weise in einander sitzender Tassen; die letzte obersteKammer bewohnte das zu den Kopffüßern gehörige Weichthier; NuroKiugoulA,

II. 8

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114 Geologie.

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Wasserbildungen: I I . System der Grauwacke. 115

WiQ6a.ia, Fig. 1 0 1 ; 8xiri56r 8x6oi03N8, Fig. 102 (Spiriftrensandftein, Naffau);Oaiesola. 8a.näaUQa, Fig. 108 (die sogenannte Pantoffelmuschel der Eifol);

3tr5Z0c:6^1i9.1u8 Nui-t iui , Fig. 104 (im Strygoccphalenkalk, Nassau); NuoM-^)Ila1u8 37ass08U8, Fig. 105; lOredratula. 56rita, Fig. 106; O^ r iä ina striat.a,,

Fia. 107 (im Cybridincnschiefcr bei Weilburg); ?08iäoQ0N7a VGoliOri, Fig. 108

( in den Posidonomyenschiefern der obersten Grauwacke, vielleicht schon zur Stein-

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116 Geologie.

kohle gehörig); ^bsriolit^ oorQnws, Fig.109 (aus Schottland, kleiner gepan-

zerter Fisch von sonderbarer Gestalt, daher früher bald als Käfer, bald als.

Schildkröte angesehen); OsMaiaLpis I.^s11ii, Fig. 110; Di^tsrns, Fig. 111.

I I I . I LtiGM. ÄOr Vtsin^oliiS.

151 Wir begegnen hier einer der wichtigsten Bildungen, da sie als wesentlich-stes Glied die Steinkohle einschließt, welche für den Haushalt und Gewerbe-betrieb der Menschen unentbehrlich geworden ist. Ueberall, wo Steinkohle auf-tr i t t , «hat sie eine lebhafte Industrie hervorgerufen, die Bevölkerung verdichtetund weithin die Wohlthaten des Feuers verbreitet. Es erscheint dieser infrüherer Periode der Erdgeschichte angesammelte Schatz um so wcrthvoller, jeweniger der Brennstoff unserer Wälder dem gesteigerten Bedürfnisse der Gegen-wart genügt.

Die Steinkohle wird unten durch die Grauwacke, nach oben von demNoth l iegenden der Zechsteinbildung begränzt und erscheint daher auch in derRegel in der Nachbarschaft und in Verbindung mit diesen Formationen. EinBlick aufdie geologische Karte Fig. 93 zeigt in der That, wie im Westen am Saume

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Wasserbildnngen: I I I . System der Steinkohle. 117

des großen rheinischen Orauwackengebietes die Steinkohlen der Maas, in derRichtung von Namur, Lüttich und Aachen, auftreten, sodann nördlich auf demrechten Rheinufer das Kohlcngebiet der Ruhr und im Süden von Saarbrücknach Kreuznach sich erstreckend das mächtige Kohlengebiet dsr Saar und Nahean Grauwacke sich anlehnen. Auch am Harz und in Böhmen begegnen wirder Steinkohle in der Nachbarschaft der Grauwacke.

Die Hauptgcsteine, welche das System der Steinkohle zusammensetzen, sindLagen von Kalksteinen, Sandsteinen, Schieferthon und Steinkohle. Als unteresGlied tr i t t vorzüglich in England der Kohlenkalkste in auf, der durch denGinschluß seiner Versteinerungm, insbesondere zahlreicher Korallen als eineMceresbildung sich zu erkennen giebt. Wo anderwärts dieser Kohlenkalk fehlt,da erscheint eine mehr oder minder mächtige kohlenlose Sandsteinbildung, dersogenannte f lötzleere Sands te in als Grundlage der eigentlichen Ste inkoh-^l e n b i l d u n g . Letztere besteht aus Lagern von Steinkohle, die einige Zollbis 20 Fuß, sehr selten über 40 Fuß mächtig sind, und vielfach mit einemeigenthümlichen grauen Sands te in oder dunkleren Sch ie fe r thon wechseln,so daß 8 bis 120 und mehr Kohlenlagen unter einander liegen, von welchenjedoch nur die wenigen stärkeren der Anbauung würdig sind.

Das Auftreten der Kohlenformation an der Erdoberfläche scheint von demVorhandensein der Gebirge abhängig, d. h. an deren Ränder gebunden zu sein,denn in den eigentlichen großen Niederungen wird sie vermißt, oder sie ist zumächtig bedeckt, um beobachtet, oder selbst durch Bohrung erreicht werden zukönnen.

Die im System der Steinkohle aufgefundenen Pstanzenreste lassen darauf 152schließen, daß zur Zcit seiner Bildung eine ungemein kräftige und dichte Pflan-zenwelt vorhanden war, die jedoch da sie hauptsächlich aus daumartigen Farrn-kräutern und Schachtelhalmen bestand, einen wesentlich verschiedenen Anblickgewähren mußte, als unsere jetzigen Wälder. I m Schatten jener Bäume, aufschwammigem Moorboden bildete sich eine reiche Decke von Sumpfpflanzen, die,ähnlich wie heutzutage noch die Bildung von Torflagern aus Moosen vor sichgeht, die Entstehung der Steinkohlenschichten veranlaßten. Wechselnde Ueber-schwemmungen und Senkungen führten die Einschaltung thoniger Schichten her-bei. Neun Zehntel der im Gebiete der Steinkohle aufgefundenen Pjlanzenrestesind Farrnkräutcr und weisen darauf hin, daß damals ein warmes und feuchtesund ziemlich beständiges Klima herrschte und im Ganzen Verhältnisse sich vor-fanden, ähnlich wie man jetzt denselben in der Umgegend des mexicanischenMeerbusens und an den Ufern der großen Flüsse Südamerikas begegnet. Auchhat man angenommen, daß wie die letztgenannten große Massen von Treibholzführen, Ansammlungen von solchem zur Steinkohlenbildung beigetragen haben.Doch zeigt uns die Ansicht der in den Kohlenminm von S t . Etienne, Fig. 112(a. f. S.), vorkommenden Baumstämme, daß dieselben sich offenbar noch in der-selben Stellung und an dem Orte befinden, wo sie gewachsen sind.

Annähernde Berechnungen ergeben, daß der dichteste Hochwald bei seiner

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118 Geologie.

Umwandlung in Steinkohle kaum eine Schicht von 1 Centimetcr Dicke beigleichem Flächcngehalt zu bilden vermag. Es erscheint hiernach die Menge des

im Steinkohlcnsystem niedergelegten Pflanzenstoffes ganz ungeheuer. Nichtüberall mußte jedoch jene Pflauzenbedeckung gleich stark und dicht gewesen sein,um bei ihrem Untergänge Veranlassung zur Entstehung von Steinkohlenlagernzu geben. Es ist daher möglich, daß in manchen Gegenden die übrigen Glie-der dieser Gruppe vorhanden find, ohne daß zugleich Steinkohle angetroffen wird.

133 I n der Regel hat man beobachtet, daß die Steinkohlenlager muldenartigvon höherem Gebirge halb umschloffen werden, wodurch es den Anschein ge-winnt, als ob innerhalb großer Gebirgsbustn jene Pflanzen besonders reich

p entwickelt gewesen, und daher nur dort beträchtliche Steinkohlenlager entstandenseien. Von den europäischen Kohlengebieten unterscheidet man solche, die einemarine, d. i . meerische Abkunft haben, deren Ablagerung nämlich an den seichten Uferndamaliger Meere stattfand. Sie zeichnen sich aus durch den oben erwähnten Kohlen-kalk und lange, den Seeküsten entsprechende Erstreckung, wie die Steinkohlen-becken von England, Belgien und der Ruhr. Andere Kohlengcbicte verdanktendagegen ihre Entstehung Binnengewässern und erscheinen daher als Binnen-mulden, ohne Kohlenlalk, mitunter unmittelbar auf Granit odcr„ Orauwackcaufliegend. Es gehören hierher die Kohlenbecken der Pfalz, des Erzgebirges,von Böhmen und die französischen Becken von S t . Eticnne und Nive-de-Gier.

Aus dem Vorhergehenden folgen nun einige Anhaltspunkte zur Beurthei-lung der Wahrscheinlichkeit des Aufsindens der Steinkohle in einer Gegend.Besteht dieselbe aus Urgcbirge oder aus Plutonischen Gesteinen, so ist mit ziem-licher Sicherheit auf das Fehlen der Kohle zu schließen. Auch beim Vorhan-

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Wasserbildungen: I I I . System der Steinkohle. 11!)

denscin mächtiger geschichteter Formationen ist die Auffindung der Kohle inbauwürdiger Tiefe wenig wahrscheinlich. Sie ist jedoch eher zu erwarten, dawo die Wasscrbildungcn an Masscngestein anliegend von diesem gehoben undaufgerichtet sind, so daß die unteren Schichten der Oberfläche der Erde näherkommen oder gar zu Tage gehen.

Das Aufsuchen der Steinkohle ist vorzüglich da zu ermuntern, wo derZechstein und die Grauwacke sich zeigen, weil diese Bildungen die Kohlebegränzen. Kommt hierzu noch eine muldenförmige Bildung des anstehendenMassengebirges, so ist die Hoffnung um so begründeter und Versuche mit demErdbohrer sind wiederholt anzustellen.

Die Hauptstcinkohlendistrictc Deutschlands sind durch die folgenden Orte 134und Gegenden zu bezeichnen: Aachen, in dessen Nahe leider nur ein kleinerAntheil der mächtigen Steinkohlenformation Belgiens auf deutsches Gebiet sicherstreckt; die Ufer der R u h r mit reichen Kohlenlagern, welchen Düsseldorf undElbcrfeld ihre Gcwcrbthatigkeit verdanken; Ilefeld und Halle am Harz; Zwickau,Chemnitz und der Plauensche Grund in Sachsen; Waldenburg und Schatzlarin Schlesien; Mislowitz an der Gränze von Krakau; Brunn in Mähren ;der Bcrauncr, Rakowitzcr und Pilsencr Kreis Böhmens, nächst Belgien dasan Kohlcnniederlagcn reichste Land des Kontinents; der Südabhang desHunsrücks, von Kreuznach bis hinter Saarbrück.

Vorzüglich reichlich sind die Steinkohlen entwickelt in E n g l a n d , beson-ders in der Gegend Don Newcastle am Tyne; ferner in Belgien und dem an-gränzenden Theile Frankreichs, bei Dombrowa in Polen, bei Fünfkirchen inUngarn. Glieder der Steinkohlengruppe überhaupt sind in Amerika, Asienund selbst in Australien beobachtet worden, und in Südamerika fand Hum-bo ld t Steinkohle 8000 Fuß hoch über dem Meere.

Eine eigenthümliche Kohlenformation der Alpen erstreckt sich durch ihrenganzen Zug von Savoyen bis Steiermark. Dieselbe besteht aus Conglomera-tcn, schwarzen Thonschiefern, krystallinischen Schiefern und Sandsteinen, welchetheils gänzlich von A n t h r a c i t durchdrungen sind, theils denselben in Schich-ten und Nestern einschließen. Obwohl die darin vorkommenden Pflanzen-abdrücke mit denen der ächten Steinkohlenbilduug übereinstimmen, so weichendoch alle übrigen Verhältnisse von dieser wesentlich ab und sprechen für eineunter anderen Bedingungen vor sich gegangenen Entstehung dieser Alpen-kohlenbildung.

Die Gesammtmasse der im Jahre 1854 in Europa zu Tage gefördertenSteinkohle betrug 1635 Millionen Centncr, wovon auf England allein gegen1313 und auf Deutschland,80 Millionen kommen.

Von ausgezeichneten Verste inerungen führen wir an: S tämme 155von Schachtelhalmen, (^larniteg okunaskorinis, Fig. 113 (a. f. S . ) ; vonFanen, L iZ i i ik r ia , Fig. 114 (aus England); Lycopodien, I^xiäoäyuäroQ

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120 Geologie.

ei6Akws, Fig. 115 saus Böhmen); die sehr eigenthümlichen wulstigen Massender ötiAmaria üooiä^Z, Fig. 116, von 6 Fuß Durchmesser, mit dicken seit-lichen Aesten, in den Kohlenschiefern sehr häufig und für Wurzelstöcke vonEigillarien gehalten; Blat tabdrücke von Farrenkrautern, Odontoptsrisäoki0tk6imii, Fig. 117; I>6C0pt6li8 ti'unoata, Fig. 118, mit erkenntlichenFruchthaufchen. Es finden sich ferner zahlreiche Meeresschalthiere, einigeKrusten- und Gl ieder th ie re , sehr viele Zähne und Stacheln von H a i -fischen, sowie häufige Reste von Eckschuppern oder Ganoiden, wie z. B.:3?2.1a60QiZc;us, Fig. 119, aus der Gegend von Kreuznach. Endlich aus derKlasse der Amphib ien Reste froschartiger Thiere, sogenannter Wickelzähner

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Wasserbildungen: I I I . System der Steinkohle. 121

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122 Geologie.

oder Laby r in thodon ten , wovon F i ^ 120 den Kopf des ^ i -o^osaurus ,nebst Zahn mit Querschnitt (a und b) zeigt, häufig im pfälzischen Kohlenbecken.

Schließlich bemerken wir noch als Eigenthümlichkeit des Systems derSteinkohle überhaupt, daß letztere stets begleitet ist von Kohlenwasserstoff

(Chemie §. 59), einem Zcrsetzungsproduct des Pstanzenstoffes bei Bildung derSteinkohle, welches mit Luft gemengt das gefährlich explodirende Grubengas

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Wasscrbüdungcn: IV.^ System des Zechsteius. 126

bildet. Ferner führen alle Steinkohlen mehr oder weniger Eisenkies,mitunter in höchst semer Vertheilung, so daß bei Berührung mit Luft durch

rasch eintretende Oxydation desselben Selbstentzündung der Steinkohle undlangjähriger Grubenbrand entstehen.

I V . 8^8t6U1 dos 2s<3k8tS1Q3.

Von allen Schichten, die zur Bildung der Erdrinde gehören, ist die des 136Zechsteins bis jetzt am wenigsten verbreitet beobachtet worden. Die Glieder,welche dieses System zusammensetzen, sind: das Roth l iegende, der Kupfe r -schiefer und der Zechstein.

Das Roth l iegende besteht aus braunrothem, gröberen Konglomerat,Bruchstücke von krystallinischen Gesteinen, insbesondere von Porphyren einschlie-ßend. Die charakteristische rothe Farbe rührt von Eisen her, welches sehr ver-breitet ist, so daß man Zwischenlagern von rothen Letten und bluthrothen Nö-thelschiefern begegnet. Das Rothliegcnde bildet häusig die unmittelbare Deckeder Steinkohlenbildung und ist selbst als dieser angehörig betrachtet worden;es führt auch den Namen des ro then Todt l iegenden, vom Bergmann dem-selben ertheilt, weil ihm die wcrthvollen Kupfererze der folgenden Schichtfehlen.

Der Kupferschiefer besteht aus einem schwarzen, sehr bituminösen Mer-gel, oft stark von Erdöl durchdrungen, und obgleich von geringer, 15 Fuß nichtübersteigender Mächtigkeit wichtig wegen seines Gehaltes an Kupfererz , das2 bis 4, zuweilen selbst 18 Procent beträgt.

Der Zechstein erscheint als oberstes Glied des nach ihm benannten Sy-stems in Gestalt eines thonigen, grauen Kalksteins, nach oben in Dolomit über-gehend, welcher nicht selten Lager von G y p s einschließt, der gewöhnlich von

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124 Geologie.

Ste insa lz begleitet ist, ähnlich, wie wir diese beiden Minerale auch im Keu«!per §. 157 neben einander finden. Die Salzwerke des nördlichen Deutschlandsgehören daher sännntlich der Zechsteinbildung an. Bei Staßfurch hat man das!Steinsalz bei 826 Fuß Tiefe unter dem Buntsandstcin in der enormen Mächtig«!keit von mehr als 1000 Fuß erbohrt. I n der Gegend von Eisleben unUEisenach finden sich im Gvps häufig Höhlen oder sogenannte Gypsschlotten, 'die wahrscheinlich von früher vorhandenem und mit der Zeit ausgewaschenem'Steinsalz herrühren. Die Verbreitung der Zcchsteinformation findet sich vor,züglich entwickelt nur in Norddeutschland, in Gestalt schmaler Streifen die Ge-'birgszüge umsäumend, wie namentlich den Harz, den Thüringer Wald und das,sächsische Mittelgebirge. Einzelne Glieder derselben erstrecken sich durch dasVogelsgebirge^bis nach dem Spessart. Auch treten solche in der Umgebung dcspfälzischen Kohlenbeckens auf, sowie das Roth l iegende auch zwischen Darmstadtund Frankfurt vorkommt. I n E n g l a n d sind die Glieder dieses Systems, mit,Ausnahme des Kupferschiefers, vorhanden und werden als NkAnesia. limsZtons^bezeichnet. I n Ruß land liegt inmitten eines ungeheuren, der Zechsteinbildung,angchörigen Beckens die Stadt Pe rm, nach welcher dieses System auch daspermische genannt worden ist.

An Versteinerungen ist die beschriebene Bildung verhältmßmäßig arm,insbesondere an Pflanzen. Wir fügen in Abbildungen bei: ?ro<1uotu3 Korri-zäug, Fig. 121, häusig im gechsteinkalk; Noäw la ^ U a g i , Fig. 122; ^ v i o u l k '

antiHiIH, Fig. 123, und von den in dem Kupferschiefer sehr häusigen Fischen?1g.t^80inn8 SidbnL, Fig. 124.

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Wasserbilduttgcu: V. System der Tr ias. 12ö

Drei wohlcharakterifirte Glieder, nämlich der bunte Sands te in , der 137Muschelkalk und der Keuper , bilden die Zusammensetzung dieses Systems,welches hiernach seine Benennung erhalten hat. Dieselben finden sich in Deutsch-land in großer Regelmäßigkeit und Beständigkeit mit einander verbunden. Amauffallendsten tritt dieses hervor, wenn man eine geologische Karte, betrachtet,auf welcher die Hauptglieder mit verschiedenen Farben bezeichnet sind. Mansieht alsdann zu beiden Seiten des Rheins, von der Schweiz bis ins mittlereDeutschland, dreierlei farbige Bänder in mehrfacher Krümmung, im Ganzenjedoch parallel unter sich und mit dem Rhein neben einander herlaufen, während .im nördlichen Deutschland, in Thüringen und längs der Weser diese Regel-mäßigkeit mehrfach unterbrochen und gestört erscheint. Ferner finden wir trias-fische Bildungen zu beiden Seiten der deutschen Alpen, fast ununterbrochendie krystallinischen Schiefer umsäumend, welche den Kern jener Gebirge bilden.

Der bunte Sandste in bildet die Grundlage der T r i a s ; er ist von vor-waltend rother Farbe, doch wechselt dieselbe öfter mit gelben, bräunlichen undweißen Streifen und Flecken und rechtfertigt den Namen dieser Bildung, welcheeine bedeutende Mächtigkeit von 400 bis 600, ja mitunter von 1000 bis 1200Fuß erreicht. So finden wir den bunten Sandstein im Schwarzwalde, Oden-walde, Spessart, ferner im Gebiete der Fulda, Werra, Weser, der fränkischenund sächsischen Saale. Auf dem linken Rheinufer besteht ein Theil der Vogesenund das ganze Haardtgebirge mit dem malerischen Annweilerthale aus buntemSandstein. Derselbe liefert ein vortreffliches Baumaterial, und viele der altenDome am Rheinstrome, wie namentlich die von Mainz, Norms und Spcycr sind

daraus erbaut. Ueberaus arm erscheint dieses Ge-stem an Pctrefactcn, und wir haben nur einige Pflanzen-reste anzuführen, wie NsuroptsriZ bisA^us, Fig. 125,und Voit^ia k6t6r0pk7llN, Fig. 126 (a.f.S-). I ndem bunten Sandsteine bei Hildburghausen hat mandie handförmigen Abdrücke von Füßen gefunden, dievermuthlich von einem großen, froschartigen Thiereherrühren, Fig. 127 (a . f .S . ) .

Der Muschelkalk ist dagegen, wie schon derName andeutet, reicher an Versteinerungen, die inUnzahl vorhanden sind und denselben als eine Meercs-bildung erkennen lassen. I n seinen unteren Schich-ten führt derselbe Thon, dolomitischen Mergel, schie-ferigcn Dolomit und wellenförmig geschichteten Kalk,dazwischen als nützlichsten Bestandtheil, S te insa lzund S a l z t h o n , neben wasserfreiemGyps (Anhydrit).Auf Letztere folgt der muschelrciche Hauptkalk dieserFormation, nach dem häufigen Einschluß der Mieder

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126 Geologie.

des Liliensterns, Nuci-iniiZ Uli i toruäL, Fig. 128, auch Enc r i n i t cnka l k ge-nannt. Seine Hauptvcrbreitung erreicht der Muschelkalk in Schwaben, Fran-

ken und Thüringen. Weitere Versteinerungen desselben sind: ?sct6Q lasviZa-w8, Fig. 129; ^vioula LooiaiiL, Fig. 130; Lei-Owatnia vulssariL, Fig. 131;

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Wasserbildungen: V. System der Trias. . 127

Oeratitos noäogug, Fig. 133; N^optioriÄ linsata, Flg. 133. Auch findensich Zähne, Schuppen oder andere Neste von Fischen und Reptilien.

Der Keuper , welcher die Trias nach oben abschließe, deglnni iml cmcmdunkeln, bituminösen Thonschiefer, der sogenannten Lc t t enkoh le , worauf bunteMcrgel, meist von rother Farbe, mit grünen, gelben und blauen Streifen durch-zogen folgen. Dieselben zerschiefern sich gern in rhomboodrische Stücke; überallist Ghps darin verbreitet, aber nur wenig Steinsalz. Dünne Lagen vonDolomit und Sandstein erscheinen hier und da eingeschoben. Als merkwür-

digste Versteinerung des Keuper finden wir kleine Zähne, Fig. 134 , die einemS ä u g e th iere NicroisstsL, anzugehören scheinen.

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128 Geologie.

Weniger deutlich treten die vorstehend beschriebenen Glieder in der Trias-bildung der Alpen hervor.

V I . VI-gtGiu. 6 63 Z'u.rI..

158 Das schweizerische Iuragebirge, das 4000 bis 5000 Fuß hoch sich erhebt,hat seinen Namen einer Bildung gegeben, die in Europa in großer Verbreitungsich findet. Kalksteine spielen eine vorherrschende Rolle in demselben, und estreten außerdem Thone und Mergel häufig auf, zuweilen mit Schiefern undSandstein wechselnd. Eigenthümlich ist diesem System die Rogcnstcin- oderoolithische Bildung der Kalkgcstcine (siehe K. 94), welche in England fast durch-gehends angetroffen wird, so daß man dort die ganze Gruppe als O o l i t h f o r -mat ion bezeichnet hat. Außerdem aber ist es der ungeheure Reichthum an Ver-steinerungen, der in den Gebieten des Jura uns in Erstaunen setzt, sowie daßwir mehreren gänzlich neuen und eigenthümlichen Thierformen darunter begegnen.Ja es haben die Petrefacten des Jura insofern einen förderlichen Einfluß aufdie geologische Wissenschaft geübt, als von denselben eine lebhafte Anregungzum Sammeln und Studium ausging, was namentlich in England zueiner Art von Mode wurde. Wenn auch die Verglcichung der verschiedenenIurabildungen in England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland eineUebereinstimmung im Allgemeinen ergiebt, so sind doch die örtlichen Eigenthüm-lichkeiten sehr mannichfaltig und bedeutend, und erfordern eine hier nicht zu-lässige Einzelbeschreibung der Gebiete. Wir beschränken uns auf eine Andeu-tung der im Iuragebiete Süddeutschlands gebotenen Verhältnisse.

Man betrachtet den Jura in drei Abtheilungen, als unteren, mittleren undoberen Jura.

Der untere J u r a , gewöhnlich Leias (englisch I ^ s ) oder schwarzer Juragenannt, ist hauptsächlich aus dunkeln Mergeln und Thonen zusammengesetzt;es erscheinen ferner graublaue Kalke (Gryphitenkalk), schwarze Letten und bitu-minöse Schiefer, die theilweise als Brennmaterial benutzbar sind und in wel-chen bei V o l l in Würtemberg die merkwürdigen Eidcchsenrcste aufgefundenwerden. Der m i t t l e r e oder braune J u r a enthält außer Kalken, Thonenund Mergeln einen eigenthümlichen gelbbraunen, sehr eisenschüssigen oolithischenSandstein. Der obere oder weiße J u r a besteht vorherrschend aus hellfar-bigen Kalksteinen, worunter manche bei längerem Liegen an der Luft ganz weißwerden. Sie enthalten viele Versteinerungen, namentlich nach oben zahlloseKorallen und Schwämme. Eine große Berühmtheit haben die feinen Kalk-steinplatten des fränkischen J u r a als l i thographische erlangt,welche von So lenho fen aus in die ganze Welt versendet werden. Auchführen diese Kalkschiefer Abdrücke von Krebsen, Insecten und Reste der Flug-eidechse, Fig. 159. Zerklüftungen und Auswaschungen verleihen diesem Gebirgenicht nur malerische Felsenformen und den Namen der fränkischen Schweiz,sondern auch die merkwürdigen Höhlen von M u g g e n d o r f und Ga i l en reu thu. a. m», die später nochmals besprochen werden.

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Wasserbildungen: V I . System des Jura . 129

Die Verbreitung der Imabildungen, die im nördlichen Deutschland im 129Wescrgebirge eine nicht bedeutende Zone bilden, erstreckt sich im Süden in engemAnschluß an die Keuperschichtcn der Trias von der Schweiz an durch ganzSchwaben und Franken hinauf bis Paireuth; dieselbe reicht andererseits durchdas ganze eigentliche Illragebirge der Schweiz und von Frankreich, bis in dieNähe von Lyon. I n Frankreich umfassen die Imabildungen im Norden dasgroße Tertiärbecken von Paris und bilden im Süden^ einen fast ganz geschlos-senen Ning um das große granitische Innenland mit dem Basaltgebiete derAuvergne. I n England dehnen sich die jurassischen Gebilde wie ein breitesBand fast in der ganzen Längsrichtung der Insel aus.

Die Versteinerungen des Jura sind besonders wichtig, da sie bei der hau- I 6 Nsigcn Wiederholung ähnlicher Gesteinsschichten meist das alleinige Mittel abgeben,dieselben zu erkennen und zu bezeichnen. Hier ist es, wo sie als Leitmuschelneine Hauptrolle spielen.

I n der P f l anzenwe l t der Iurabildung bemerken wir einen Fortschritt,da außer den Farrenkräutern auch Nadelhölzer, sowie gras- und rohrartigePflanzen auftreten und vorherrschen. Die höherstehenden dikotylen Pflanzenfehlen jedoch noch gänzlich. Das Thierreich ist, wie bereits erwähnt, amreichlichsten durch Korallen und Weichthiere vertreten; es finden sich fernerKrustenthiere, Instcten, Fische, Reptilien, aber noch fehlen die Vögel und Säuge-thiere, von welchen letzteren man nur die Kiefer einer bezweifelten Art von Beu-telthier, rk^oolo tke i - iu in , Fig. 135, in England aufgefunden hat.

Als Beispiele charakteristischer Versteinerungen führen wir an: Ammons-hörner, Kopffüßer, die ähnlich den S . 117 beschriebenen Ceratiten in mehr-kammerigen Schalen wohnte^ und deren man über 1000 Arten kennt; ^ . in -monitGS LncMauäi, Fig. 136; ^.. diilong, Fig. 137; ^Äutilu3 UnSlUW,

I I . 9

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130 Geologie.

Fig. 1 4 1 , unseren jetzigen Schiffsbootmuscheln verwandt; die Be lemni teu,wegen ihrer Gestalt auch Donnerkeile oder

S t a t u s , Fig. 139, bildeten den inneren festen Bestandtheil von Thieren, dieunseren Tintenfischen verwandt sind; Isreki-atnl^ numiuiLinaliZ, Fig. 140,runde, plattgedrückte Muscheln, daher Pfennigsteine genannt, aus dem Geschlechteder Lochmuschcln (Tercbrateln), d^ren bis 500 Arten versteinert vorkommen;A r z ' M ^ a ki'Qull.w, Greifenschnabel, Fig. 1 4 1 ; Ostrea N w Ä i i i , Auster,

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Fig. 142; i i- iZ-onia oostata, Drcieckmuschel, Fig. 143; Dieses ariStinN,Doppelhorn, Fig. 144; ?6ot6Q 16Q8, Kammmuschel, Fig. 145; Rsrinea Ln-xr^'ur6Q8iL, Fig. 146, langgestreckte Schncckengehäuse, in ungeheurer Mengeden Nerinecnkalk bildend; ^ i o ^ i n u Z , Fig. 147, aus der Familie der Haar-sterne; die geschlossenen Fangarme dieser am Meeresboden festgewachsener

Thiere bilden .den sogenannten Kelch, welcher auf der Säule sitzt; letztere be-steht aus vielen einzelnen Gliedern, die auf der Querfläche meist eine zierliche

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132 Geologie.

Zeichnung haben, Fig. 148; Hsinioiäaris orsnniaris, Seeigel, Fig. 149, vonwelchen merkwürdig geformte Stacheln, Fig. 150, auch einzeln gefunden werden;

8ponssit68, Schwammkoralle, Fig. 1 3 1 ; Ni^on arotikoi-imZ, Krebs, Fig. 152;l i ibsi iula, Wasserjungfer, Fig. 153; I H t ^ o s a u r u s , Fischeidechse, Fig. 154,

40 Fuß lang werdende Krokodyle mit Rudersüßen; ?l68io89,urn8, Halseidechse,Fig. 155, 30 Fuß lang werdende Eidechse mit schlangenförnngem Hals und

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Wasserbildungen: V I . System des Jura. I33R«derfüßen; von beiden finden sich auch häufig die versteinerten Elemente diewnannten C°pr° l i then; die Flugeidechst, ? ^ o ä ^ , Fig. 156

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734 Geologie

V I I . Z^stGm üsr Xi'siäs.

161 Wir gelangen mit der Betrachtung dieses Systems zum Abschluß jenerReihe von Wafferbildungen, welche auf der S . 109 gegebenen Uebersicht als diesccundären F o r m a t i o n e n bezeichnet worden sind. Wenn dieselben anReichthum und höherer Entwickelung der in ihnen enthaltenen Pflanzen- undThierformcn im Vergleich zu den Uebergangsbildungen einen Fortschritt erken-nen lassen, so fehlen ihnen doch die luftathmcnden Landthicre, die Vögel undSäugethiere gänzlich, oder sie sind nur äußerst selten und überdies noch in be-zweifelter Weise vorhanden. Dies bestätigt sich auch innerhalb der Kreidebil-dungen, in welchen wir zwar außerordentlich reHen Versteinerungen begegnen,die sich jedoch an Vollkommenheit ihrer Formen über die vorhergehenden derIurabildung nicht erheben.

Als Hauptbestandtheile des Systems der Kreide finden wir mächtigeSandstein- und Kalkablagerungen, während Mergel und Thone untergeordneterscheinen. Von den Sandsteinen sind besonders charaktcrisirt der G rünsand -stcin Englands, durch Grünerde gefärbt, das Baumaterial für London, undder Quadersandstein im nördlichen Deutschland, ein meist graulicher inQuader sich klüftcndcr Sandstein mit mergeligem Bindemittel und daher leichtverwittcrbar. Er bildet in Folge dessen die auffallenden und malerischenSchluchten, Klüfte und Felspfcilcr der sächsischen Schweiz, Erscheinungen, diesich oft in den abenteuerlichsten Formen der böhmischen Quadersandstcine beiAdersbach, im V ie le r Grund und an den sogenannten Extersteincn inNestphalcn wiederholen.

Der Kalk tr i t t theils als festes Gestein mit plattenförmiger Absonderung,daher P länerka lk im nördlichen Deutschland, und als H i p p u r i t e n k a l k imsüdlichen Europa auf, theils aber in der so charakteristischen Form der Kre ide ,nach welcher dieses System benannt worden ist. Dieses schätzbare Schrcib-

' Material unserer Schulen, dessen weiße Farbe und Zcrrciblichkeit daher allge-mein bekannt sind^ besteht fast durchgehend aus den mikroskopisch kleinenSchalen von Thierchen, deren Verwandte unter dem Namen der F o r a m i n i -feren unseren jetzigen Meeren angehören. Eine weitere Eigenthümlichkeit derKreide ist die häufige Einlagerung von Feuerstein, der in Gestalt knollen-förmiger Stücke nesterweise von derselben eingeschlossen wird. Die mikroskopischeUntersuchung zeigt, daß auch dieses harte Kicsclgestcin größtenteils aus denPanzerschalcn von Infusorien besteht.

Die Kreidebildungcn haben sich aus weitgedehnten Meeren niedergeschlagenund erreichen daher eine große Verbreitung in Europa und in anderen Welt-thcilcn. I n Deutschland findet sich dieses System in untergeordneter Weisevertreten, am bedeutendsten in Böhmen, durch das Elbgebiet bis Dresden sicherstreckend; ferner nördlich vom Harz, in Westphalen und am nördlichen Abhangdes Tcutoburger Waldes, bei Aachen, Lüttich und Mastricht, endlich auf derInsclRügen und an einzelnen Punkten an der Ausmündung der Oder. Dagegen

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Wasserbildungen: V I I . System der Kreide. 735

besitzt Frankreich ein ausgedehntes Kreidegebiet, welches der jurassischen B i l -dung folgend, als innerer Ning das tertiäre Pariser Becken einschließt. Ebensohat England ein ausgedehntes Kreidcgebict, und aus der Ferne schon erblicktder Reisende die Shakespeare-Kl ippe, einen weißen Kreidefels, der beiDover in den Canal hereinragt.

Versteinerungen der Kreidebildung: H^initeZ Httsruiaws, Fig. 157; 162

Lurrilites c^tsnNtu3, Fig. 158; N^ui-iiGs ^oücNZmna, Fig. 159; Ino-

l)6ramu8 8u1oatii8, Fig. 160; VelsMuitOV niuoronatnL, Fig. 161; 8pon-(I -iuL 8M103NL, Fig. 162; ^nanokMeZ ov^tu.8, Fig. 163; 08^6^ coluinda«Fig. 1b4.

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136 Geologie.

VIM. L^stsirl. äse MolQsss; ^srtiärg^gtsiQ.

163 I n der Schweiz kommt ein grüngefärbter, lockerer, grobkörniger Sandsteinunter dem Namen der M o lasse vor, welch letzterer auf das ganze Systemübertragen wurde. Es ist jedoch gebräuchlicher, die hierher gehörigen Bildungenals T c r t i ä r g e b i l d e zu bezeichnen.

Dieselben unterscheiden sich von den Vorhergehenden wesentlich, indem ihreGesteine im Allgemeinen eine geringere Festigkeit besitzen, vorzüglich aber dadurch,daß hier Versteinerungen höher entwickelter Pflanzen und Thiere aufgefundenwerden, die der jetzt lebenden organischen Welt sehr nahe stehen. Während nurwenige Gattungen der Tertiärformation in den früheren Bildungen vorkommen,finden sich ihre meisten Gattungen und viele Arten noch jetzt lebend- Auchlassen die organischen Neste erkennen, daß zur Zeit der Tcrtiärbildungen bereitsklimatische Unterschiede auf der Erde walteten. LaichMzcr und Säugcthiereerscheinen häufig und unter den Wasscrbcwohmrn H>lche, die in süßemWaffer gelebt hatten. Es waren somit Seen und Flüsse mit süßem Wasservorhanden, und an manchen Orten findet man wechselnd Schichten mit Mceres-bewohnern und Süßwasserthicren, eine wiederholte Hebung und Senkung jenerGebiete beurkundend. Mitunter begegnet man beiderlei Thieren vermischt, wiedies noch jetzt in unseren sogenannten Brakwassern derFall ist, wo die Meeres-

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Wasserbilduugen: V I I I . Tertiärsystem. 137

fluthcn an seichten Ufern mit süßem Waffer gemischte Gewässer bilden, wiez. B. in den Lagunen von Venedig.

Aus dem Vorhergehenden folgt, daß bei den Bildungen der tertiären Pe-riode bedeutendere örtliche Eigenthümlichkeiten zu erwarten sind, als bei denGliedern der älteren Systeme. I n der That ist dieses der Fall. Es fälltschwer, hier ältere oder untere Bildungen von neueren scharf zu trennen undman betrachtet dieselben am besten als.neben einander entstanden. Insbesondereist an das Vorhandensein verschiedener, gesonderter Meeresbusen in jene? Zeitdie Entstehung jener muldenartigen Ablagerungen geknüpft,die man als Beckenbezeichnet.

Als ältere Tertiärbildung betrachtet man den F l y f ch , nach gewissen dun-kelfarbigen Schiefern benannt. Die Flhschformation erstreckt sich von den Kar-pathen als Saum dem ganzen Zuge der Alpen entlang über die Appenninen,Pyrenäen, Marocco, Aegypten und weiter im Umkreise des Mittelmeercs. AlsLeitmuschel dient beim Verfolgen derselben ein eigenthümliches, flaches undkreisrundes Schalthier, Rnuunu.1it68 nnrQrnu1g.i'i8 genannt, welches wir vonoben Fig. 165, von der Seite Fig. 166 und im Durchschnitt Fig. 167 abge-bildet haben (s. Zoologie §. 198). Die.hiernach benannten Nummulitenkalke und

164

Sandsteine erheben sich stellenweise zu den höchsten Gebirgen. Interessant istes, zu erfahren, daß die Niesenbauten Aegyptcns, die Pyramiden, hauptsächlichaus Numlnuliteukalk bestehen. Fig. 168 zeigt solchen aus den Pyrenäen.

Weitere HaMgebiete der Tertiär- 163formation sind: das Par iser Becken,aus Schichten von Sandstein, Kalk,Mergcl, Thon und Gyps bestehend, dieeinen mehrmaligen Wechsel von Süß-wasser- und Meeresbildung erkennen lassenund sehr reich an Versteinerungen sind.Dies gilt vorzüglich von dem G r o b -kalk, einem vortrefflichen Baustein, ausdem ganz Paris erbaut ist. Das große

Osritkiarn ^ i ^ n t s u m , Fig. 169, ist eine Hauptlcitmuschel desselben. I n demTer t iä r -Becken von London finden sich zwar verwandte Geschlechter vonPetrefactcn, doch herrscht durchaus vor ein zäher, brauner oder blaugrauer

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138 Geologie.

Thon, Londonthon genannt. Das Ma inzer Becken, über ganz Rhcinhessenverbreitet, vom Nheingau am Abhang des Taunus über Frankfurt bis Gießen,ferner über das untere Maingebiet bis Aschaffenburg sich erstreckend, führt alsunterste Schicht blauen Thon, worauf Sand, mit vielen Haistschzähmn, Fig.170 und 171 ; Ce r i t h i en thoü (nach (?Sritkiiim inm-^i ' i taosum und p!i»eawm, Fig. 172 und 173; Cyrenenmergel (nach (Ü^rsns 86mi8triatH undimdÄrkta, Fig.>i74; Cer i th ienkalk und als bedeutendstes' Gestein die L i t o -r inel lenkalke folgen, die aus Milliarden kleiner Sumpfschnecken (I'Älliäinll.

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WasferbilduZigen: V I I I . Tcrtiärfystcm. 139

i6nw, Utorinsiia, Fig. 175, vergrößerndeAbbildung) bestehend, bei Mainz alsHauptbaustein gebrochen werden. Diese Kalke enthalten Ucberreste verschiedenerAmphibien, Vögel und Säugethiere, und in dem ihm zunächst folgenden Gerölleund Sand sind Knochen des Rh inoceros , Mastodon und des merkwürdigenDino ther iums aufgefunden worden, welches ein Dickhäuter war mit rückwärtsgekrümmten Stoßzähnen im Unterkiefer, wie die Abbildung des Schädels, Fig.176,zeigt. I n der Wet te rau erscheint B raunkoh le (§.45) in bedeutenden Lagern.Dieses werthvolle Tertiärgebilde hat außerdem eine große Verbreitung im nörd-lichen Deutschland, Böhmen, Polen bis Nußland und ist für diese Gegendenvon großer national-ökonomischer Bedeutung. Besonders mächtige Flötze findbei Ha l le aufgedeckt und diefe Stadt selbst steht auf Braunkohle. Letztere istmeistens von Diluvialbildungen bedeckt, doch nicht selten zu Tage gehoben undwo dies z. B. von Basalten geschehen ist, durch die Hitze stcinkohle-ähnlich verändert..Ein Begleiter der Braunkohle ist der B e r n s t e i n s . 85).

Als jüngere Tertiärbildungen betrachtet man die eigentliche Molasse, 168wozu der ganze, nicht hochgebirgige Theil der Schweiz, desgleichen Tyrol, Steier-mark und das Becken von Wien gerechnet werden. Außer Kalksteinen, Sandsteinen,Thonen, Mergeln und Braunkohlen begegnet man in der Schweiz als sehrcharakteristischem Gestein der N a g e l f l u h , einem Konglomerat von Nollstciucn,die durch Kalk zu einer, überaus festen Masse verkittet sind. Dieselbe hatstellenweise eine bedeutende Mächtigkeit und erhebt sich als bekanntes Gesteindes vielbesuchten R i g i daselbst bis 6000 Fuß. ,

I n dem Tcrtiärgebicte der Karpa then haben die ungeheuren Salzflötze

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140 Geologie.

von Wiel i tzka und Bochnia eine große Wichtigkeit und Berühmtheit erlaugt..Auf SiciUen gehört der Schwefel dem tertiären Bereich an. !

Außer den bereits angeführten Versteinerungen bemerken wir noch: I^mnasalloüAisoata, Fig. 1?7(a. v. S.); ?6ctu.non1u8 xniviuatus, Oaräita )1g.ni<308ta,!Fig. 1?6; ^lanordis ooi-nii, Hi^onä, (Fig. 179 und 189; ^U8N8 di1in6Htus,!

o0nti'Äi'iu8, Fig. 181 ; Nui-6x ( ^ l i i I ) w d i ^ i - , Fig. 182; gähn des vor-

weltlichen Elephanten oder Manumtth (Ns^iiHL ^rimigöii i i iZ), Fig. 183

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Nasserbildungen: IX. Quartärsystem. 141H.naM0tt i6rmin und I>lÜ2.6otk6i-ium, Fig. 134 und 185 ; wahrscheinlicheGestalt tapir-ähnlicher Thiere aus dem Pariser Becken. Interessante Versteine-rungen sind ferner der Niesensalamander vonOeningen amBodensee, früherfür dasSkelet eines vorsündfluthlichen Menschen gehalten, und das Zeug lodonOydrarchos), aus der tertiären Formation von Alabama in Nordamerika, das

größte lns zctzi aufgefundene vorweltliche Thier, 50 Fuß lang, mit Walfisch-ähnlichem Rumpf und robben-ähnlichem Gebiß.

I X . VMtsni Ä63 DiNiiTvi-uin; iHil.Ni'tä.i'S 'LbSIQ.

Man begreift hierunter die neuesten geologischen Bildungen und wenn bei 167Entstehung derselben das bewegte Wasser durch Losreißung, Lösung und An-schwemmung auch die Hauptrolle spielt, so daß dieselben als Schuttland oderSchwemmland bezeichnet werden könnten, so sind dabei doch aus) ruhig waltendeKräfte wirkend.

Wir unterscheiden wieder eine frühere Bildung, das D i l u v i u m , aufge-schwemmtes Land, welches durchaus vorgeschichtlich ist, da in seinen Ablagerun-gen niemals menschliche Neste oder Kunstproducte angetroffen werden, und dasseit dem Austreten des Menschen entstandene und bis auf den heutigen Tagsich fortbildende A l l u v i u m oder angeschwemmte Land.

Die Ablagerungen der Diluvialperiode bestehen aus gröberen Geschieben, W 8Geröllen, Kies, wechselnd und verbunden mit Sand, Lehm und Löß. Sie er-reichen stellenweise eine Mächtigkeit von 200 Fuß und eine mittlere Höhe von1000 Fuß, steigen jedoch nicht über 2000 Fuß. Ihre räumliche Verbreitung istsehr bedeutend, denn sie überschütten die weitgedehnten Niederungen des nörd-lichen und nordöstlichen Deutschlands, ganz Holland, die Thäler des Nheins,

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142 Geologie. !

der Saone und Rhone, die baierische Hochebene, in deren Mitte München liegt,die fruchtbaren Ebenen der Lombardei und die Pnßtcn Ungarns. !

Ein feiner mergeliger und sandiger Lchm von graugelblicher Farbe erfülltfast allerwärts das 3theinthal; er wird Löß genannt," weil er von den durch«!rinnenden Bächen nicht sanft abgespült, sondern unterwühlt und dann senkrecht !abgelöst wird. So bilden sich jene anstehenden Wände, an welchen man so !häusig die wagerecht eingebohrten Löcher der Uferschwalbe und die kleineren 'Zellen der Grabwespe wahrnimmt. Ueberaus fruchtbar und leicht zum Anbau ^geeignet, erzeugt der Lößboden die mannichfaltigsten und wertvollsten Pro-ducte. Der Name des Löß wurde auch auf ähnliche Schichten übertragen, dieanderwärts vorkommen.

Die diluvialen Bildungen schließen häufig Reste von Thieren cin, theilssolcher, die jetzt noch leben, theils ausgestorbener, namentlich der Tertiärperiodcangehöriger, welche von Fluchen weiter geführt und neu gebettet worden siud.Besonders merkwürdig sind die Anhäufungen unzähliger Säugethicrknochen inden Knochenhöhlen des fränkischen Jura, von welchen die Muggcndor fe r -Höhle und die G a i l e n r e u t he r -Höh le die berühmtesten sind. Der Bödenderselben besteht aus einer durch Tropfstein verkitteten Knochenbreccie (§. 110),unter welcher durcheinander geworfen die Knochen von Wiederkäuern, Nagern,Dickhäutern sich befinden, vorherrschend jedoch die von Höhlenbären und Hyänen,sowie die Coprolithcn (versteinerte Excremente) der letzteren. Nenn auch dieseNaubthicre jene Höhlen bewohnt hatten, so läßt sich doch die Menge und Artder vorhandenen Knochen nur durch Annahme einer stattgefundenen Ein-schwemmung genügend erklären.

169 I n dieselbe Zeit gehören auch merkwürdige Wanderungen, die uns unterden jetzigen Verhältnissen freilich unbegreiflich erscheinen. I n der großen nord-deutschen Ebene findet man mächtige, abgerundete Felsblöcke, vornehmlichaus Granit, vereinzelt über dem aufgeschwemmten Lande liegend und daherirrende oder erratische Blöcke oder F i n d l i n g e genannt. Weder weit undbreit, noch in der Tiefe ist dort Granit anzutreffen. Es ist gewiß, daß dieseBlöcke aus Scandinavien und Finnland, wo jenes Gestein zu Tage ansteht,übcr's Meer herüber gekommen sind, und zwar wahrscheinlich eingefroren inungeheure Eisberge und mit diesen herübcrschwimmcnd. Nach den Schilde-rungen, die Nciscndc von der Größe der in den Polargegenden noch heuteschwimmenden Eisberge machen, ist dies durchaus nicht unwahrscheinlich.

Einer ganz verwandten Erscheinung begegnen wir in der Schweiz, wo dieGletscher Felsblöcke einschließen und dieselben allmälig aus dem höherenTheile des Gebirges in die Thäler herabführen und dieselben liegen lassen,wenn durch späteres Abschmelzen der Gletscher sich verkleinert und zurückzieht.So lassen sich entsprechend dem Ursprung der Hauptflüsse in der Schweizmehrere Regionen nachweisen, über welche fremde Gesteine aus entferntem Hoch-gebirge zerstreut sind, die häufig durch gestreifte und polirte Stellen der Ober-fläche ihre einstige rutschende Fortbewegung erkennen lassen.

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Wasscrdildungeu: I X . Quartärsystem. 143

A l l u v i a l g e b i l d e oder angeschwemmtes Land entsteht noch tagtäglich I7( lunter unseren Augen. Die Bäche, die Flüsse reißen vom Gebirge und Thal-Lande, durch welche sie ihren Weg nehmen, mehr oder weniger ab, je nach demGrade der Festigkeit jener, und nach dem stärkeren oder geringeren Fall desWaffers. So werden die Erhöhungen der Erde, wenn auch unmerklich, dochfortwährend und beständig verkleinert.

Das Losgerissene wird zertrümmert und an Stellen, wo der Fluß ruhigerfließt, wieder abgesetzt, theils als Mner Schlamm, theils als Kies und Gerolle.Darunter befinden sich dann öfter solche mineralische Körper, die in der Ge-hirgsmasst vertheilt waren, durch den Fluß jedoch wegen ihrer größeren Dichte .früher abgesetzt werden, als die weniger dichten. Auf diese Weise werden Gold,Platin und Edelsteine, auch Zinnerz an manchen Stellen des angeschwemmtenund aufgeschwemmten Landes angesammelt und durch Auswaschung daraus ge-wonnen, während ihre Aufsuchung im Gebirge selbst nicht lohnen würde. Der-artige auf nutzbare Erze und Gesteine ausgebeutete Ablagerungen werdenSeifenwerke genannt.

Die größten Anschwemmungen 'find die durch den Schlamm großer Flüsseentstandenen und fortwährend sich vergrößernden D e l t a ' s , dreieckige Inseln,die vor den Mündungen jener Flüsse fliegen und dieselben in viele Arme zer-theilen, wie dies beim Ni l , Rhein und bei der Donau der Fall ist. Auch großeSeen sind allmälig durch Anschwemmung ausgefüllt worden.

Die ticf eingreifende Gewalt des Meeres sehen wir in Fig. 186 und 187bildlich veranschaulicht. Fortwährend zerstört und bildet dasselbe, an der einen

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144 Geologie. !

Küste losreißend, an der anderen zuführend, und man hat an einigen Orten ^die Entstehung nncs sogenannten jüngsten Meeressandsteines oder Kalkes!beobachtet, der aus den salzigen Bestandtheilen des verdunstenden Meerwaffersund den Resten zerriebener Muscheln allmälig sich bildet und das einzige Ge-stein ist, das bereits menschliche Gerippe einschließt (auf Guadeloupe).

Unserer Zeit gehören ferner nicht unbedeutende Bildungen von Ka lk -t u f f an. Aus manchen Bächen, Seen und Sümpfen, die sehr viel kohlen-sauren Kalk enthalten, setzt sich dieser ab, slBald ein Theil der Kohlensäure ander Luft sich verflüchtigt. Die dadurch entstehenden Kalkrinden überziehen allein dem Wasser befindlichen Gegenstände und bilden ein lockeres weiches Ge-stein, das jedoch an der Luft erhärtet und als Baustein benutzt wird. Berühmtals solcher ist der T r a v e r t i n , der in der Nähe von Rom sich findet, wo z. B.in einem Sumpfe bei San Filippo innerhalb 20 Jahren eine 30 Fuß mächtigeTravertinmasse gebildet wurde. Kieselhaltige Quellen, wie die zu K a r l s b a d ,und die merkwürdigen heißen Quellen Is lands, die Geyser, setzen Kiesel-s inter ab. Nicht unbedeutend sind ferner die aus eisenhaltigen Wassern abge-lagerten Rasen-Eisenerze (Sumpferz) und salzige Krusten, die am Ufer desMeeres, der Seen und Sümpfe beim theilweisen Austrocknen hier und daentstehen.

l.71 Wichtiger sind jedoch die T o r f l a g e r , deren Bildung innerhalb der ge-schichtlichen Zeit im chemischen Theile §. 212 bereits beschrieben wurde. Sieerfüllen namentlich die Niederungen, wie z. B. die Ebenen von Holland, Preußen'Hannover und Dänemark. Man findet tief in denselben begrabene Gerätheund Werke von Menschen, z. B . celtische Waffen, die hölzerne Brücke, die Ger-maniens schlug, als er durch die Niederlande nN) Deutschland vordrang, u. a. m.Die Torfbildung reicht jedoch auch in die älteren Bildungen hinunter und kannbetheiligt sein an der Entstehung von Braunkohle und Steinkohle. '

Noch fortwährend findet durch Nachwuchs d n Torfpflanzcn eine Wiedcr-erzeugung des Torfes statt. Die Angaben über die Zeit, innerhalb welcher einTorflager von einer gewissen Dicke sich bildet, sind verschieden, da je nach denörtlich gegebenen Bedingungen dieses hier rascher, dort langsamer geschehenkann. Während man im nördlichen Deutschland innerhalb 30 Jahren die B i l -dung einer 6 Fuß dicken Torfschicht beobachtete, haben genaue Ermittelungenin Baiern einen jährlichen Mchwuchs von 1 Zoll Torfschicht ergeben.

Einer wohl noch langsameren Bildung begegnen wir bei den I n f u s o -r ien lagern. Unsichtbar kleine Thiere find mit Gehäusen oder, ähnlich wieKrebse, mit Panzern umgeben, die aus Kieselsäure bestehen, und die Reste vonMilliarden abgestorbener Infusorien häufen sich allmälig zu Lagern an> die zcr-reibliche Kieselgesteine bilden, welche als Infusorienerde, Pol irschiefer undKieselguhr beschrieben wurden. Endlich ist der Humus oder die Dammerde(Chemie §. 211) ein zwar nicht mächtiges, aber für den Pflanzenwuchs bedeu-tendes Erzeugniß der jüngsten Zeit.

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Feuerbildungm: 1. Gruppe des Grani ts. 145

I m Meere sind es die aus dessen Tiefe aufbauenden Korallen (Polypen), 172die mit ihren kalkigen Zweigen der Oberfläche des Wassers sich nähern und sodie K o r a l l e n r i f f e und K o r a l l e n i n s e l n bilden, welche namentlich im stillenMeere häufig sind. Noch manche Erscheinung erweckt unsere Aufmerksamkeit.Wasserfälle rücken langsam, aber stetig rückwärts der Quelle ihrer Gewässerzu, indem sie das Gestein ihres Abfalls allmälig ausfressen, wie dies na-mentlich beim N i a g a r a deutlich nachgewiesen ist. Der Dünensand machtWanderungen landeinwärts und droht manch volkreiches Küstenland in eineSandwüste zu verwandeln, wenn nicht künstlich dem Vorschreiten Einhalt ge-boten wird.

Von besonderer Bedeutung find jedoch die in geschichtlicher Zeit vorge-kommenen Hebungen und Senkungen größerer und kleinerer Ländergebiete.I n den Nuinen eines Tempels bei P u z z u o l i in Ital ien findet man einigeaufrecht stehende Marmorsäulen die bis zur Höhe von 12 Fuß glatt find, überderselben jedoch eine Menge von Löchern zeigen, die von einer im Meere leben-den Bohrmuschel herrühren. Offenbar mußte jener Tempel längere Zeit unterdie Meercsfläche versenkt gewesen und langsam wieder emporgehoben wordensein. Stumme Thiere verkünden uns durch ihre in den Säulen zurückgelasseneInschrift ein Ereigniß, worüber uns keine geschichtlichen Aufzeichnungen zuge-kommen sind. So beobachtet man noch heutigen Tages eine äußerst langsameErhebung eines Theiles der Küsten von Schweden und Norwegen über denMeeresspiegel, während man bei Schonen eine allmälige Senkung wahrnimmt.

I m Ganzen genommen erreichen die Alluvial-Bildungen niemals eine be-deutende, die Meeresoberfläche überragende Mächtigkeit. Sie umschließen nursolche Pflanzen- und Thierreste, die noch lebend angetroffen werden.

F e u e r b i l d u n g e n.

-^ (Plutonische, vulcamsche oder abnorme Bildungen; Massengebirge).

Es gehören hierher die Gruppen des Granits, Grünsteins, Serpentins, 173Porphyrs, Basalts und der vulcanischen Gesteine. Da diese Massmgefteimnicht regelmäßig über einander geschichtet, fondern neben einander und in ein-ander gekeilt auftreten, so ist es oft schwierig, dieselben genau zu trennen. Auchfehlen hier gänzlich die Versteinerungen, diese für die gefHichteten Gesteine sowichtigen Erkennungsmittel.

I m Allgemeinen zeigen die über die ganze Erdoberfläche verbreiteten Mas-sengesteine eine gleichartigere Beschaffenheit und größere mineralogische Ueber-einstimmung als die Letztgenannten, was erklärlich ist, wenn wir annehmen,daß ihre Masse aus dem Erdinnern als gemeinschaftlichem Heerde emporgedrun-gen ist und weniger unter dem Einfluß äußerer und örtlicher Einwirkungen ge-bildet wurde, als die der geschichteten Gesteine«

II. 10

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146 Geologie. !

Hervorzuheben ist, daß wir innerhalb der Massengesteine das Gebiet dermeisten und interessantesten Mineralspecies zu suchen haben, daß vorzugsweiseim Granit und den zunächst ihm angereihten Gesteinen edle Metalle, Erze undEdelsteine eingeschlossen sich finden, die in den geschichteten Felsarten niemals.vorkommen. Letztere erscheinen im Vergleich hiermit arm und schmucklos, wenn ^schon in unscheinbarer Form als Kohlen- und Eisenerze auch hier reiche Schätze ^abgelagert sind. Am zugänglichsten sind die Kostbarkeiten der Massengcsteine,da, wo ihre Trümmer in großen Lagern angeschwemmt wurden und lockeres lSchuttland gebildet haben. Gold, Plat in, Diamant und alle übrigen Edel-!steine ersten und zweiten Ranges werden aus solchen Bildungen gewonnen.

I . (3^upps äs8 G r a n i t s .

174 Sie wird gebildet von dem Granit, Granulit und Syenit.Der G r a n i t ist das verbreitere Massengestein, das vorzugsweise im

Gebirge auftritt und nur selten in Ebenen sich findet. Wie bereits in §. 101gezeigt wurde, sind die äußeren Formen der Granitgebirge mannichfaltig undbedingt durch die ungleiche Verwittcrbarkeit der verschiedenen Granite. Esherrschen daher in manchen Gegenden kuppige Berge mit einzelnen Fels-parthien vor, welch letztere, aus ruinenartigen Gestaltungen vielfach übereinander gethünnt, oft sehr malerische Ansichten gewähren. Anderwärts bildensich dagegen mehr die abgerundeten, wollsackähnlichen Blöcke, deren an erwähnterStelle gedacht wurde. ^

Häusig bildet der Granit Gebirgsstöcke und Kerne, um welche sich Gneißund krystallinischer Schiefer als Mantel anlagern; oft auch finden wir, daß derGranit anderes Gestein durchbricht, in dasselbe eindringt und Gänge bildet, inwelchen er dann meist ein feineres Korn zeigt, wie wenn hier eine schnellereErhärtung und Krystallisation desselben eingetreten Wäre. Vorzugsweise sind esGneiße und Schiefer, die von Granit durchsetzt werden, ja älterer Granit findetsich durchbrochen von jüngerem Granit. Hiernach würde das Austreten desGranits in eine frühe Epoche der Erdbildung zu verlegen se.in. Allein auf Elbahat man denselben durch Serpentin und Nummulitenkalk (§. 162) brechend an-getroffen, was mit anderwärts beobachteten Vorkommnissen dafür spricht, daßauch noch in der späteren Periode der Tertiärbildungen gramtische Durchbrechun-gen stattgefunden haben.

Eine große Verbreitung hat der Granit in den Alpen, zwar wenigermassenhaft hervortretend, als im Mittelpunkte derselben ihrem Zuge MKerne bildend, an welche dann Gneiß und krystallinische Schiefer, sich anlehnen.Dabei erscheint er hier mitunter in höchst eigenthümlicher Verbindung mit Kalk,von welchem keilförmige Streifen in Granit eingeschlossen sich vorfinden.

Das Hauptgranitgebiet Deutschlands befindet sich im Osten und umschließtdas kesseiförmige Böhmen. Diese Granite erscheinen im Fichtelgebirge undnordöstlich von demselben, im Erzgebirge, in der Lausitz, dem Riesengebirge und

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Feuerbildungen: 1 . Gruppe des Granits. 147

den Sudeten — südöstlich durch den Böhmerwald und bairischen Wald derDonau bis in die Nähe von Wien folgend und nördlich nach Mähren undBöhmen bis in die Nähe von Prag sich ausbreitend. Mehr vereinzelt tr itt da-gegen der Granit am Brocken, im Thüringerwald, am Spessart, Odenwald,Schwarzwald und in den Vogesen auf. Ein mächtiges Centralgramtgebiet hatFrankreich im Süden aufzuweisen.

Der G r a n u l i t kommt nur untergeordnet vor, jedoch unter interessantenVerhältnissen am Fuße des Erzgebirges. Der S y e n i t zeigt sich häufiger,meist als Nachbar des Granits, in den er oft unmerklich übergeht., Wir be-gegnen demselben am nördlichen Fuße des Erzgebirges, im Plauenschen Grunde,Thünngerwalde und in größerer Ausdehnung im Odenwalde bei Darmstadt(s. §- 102).

Unter allen Gesteinen ist der G r a n i t eins der bekanntesten. Er ist in 173mehrfacher Hinsicht sprüchwörtlich geworden und der Dichter bedient sich desselbenzur bildlichen Bezeichnung des hohen Alters, der unverwüstlichen Festigkeit, derunerschütterlichen Dauer. Auch hatten sich über kein Gestein so bestimmte undbefriedigende Ansichten gebildet, als über den Granit. Als Grund- und Urge-birge wird er schon frühe bezeichnet, auf welches nachträglich die Flötzgebirgcsich abgelagert haben. Um so merkwürdiger erscheint es, wenn im Verlauf derEntwickelung der geologischen Wissenschaft über keine Felsart die Ansichten einengrößeren Wechsel erfahren haben und in grelleren Gegensätzen sich folgten, alsgerade in Hinsicht auf Alter- Zusammensetzung und Entstehungsweise desGranits. Ja es lassen die in letzter Beziehung herrHenden Widersprüche denGranit geradezu als ein noch ungelöstes Räthsel der Geologie erscheinen.

Anfänglich als Urgebirgc angesehen, konnte der Granit diese Rolle nichtlänger behaupten, als das Eindringen desselben in offenbar später erzeugteGesteine nachgewiesen worden war. Man ertheilte ihm ein bedeutend geringeresWer , gleichzeitig aber auch den Plutonischen Charakter. Als eine durch dieHitze geschmolzene Masse ist der bisherigen Ansicht zufolge der Granit aus dengewaltsam geöffneten Spalten der Erde hervorgedrungen. Diese feurigenStröme sollen dann einen weitgehenden Einfluß auf die benachbarten Thon-schiefer ausgeübt haben, indem dieselben durch die mitgetheilte Hitze erweichtund in Gneiß und krystallinische Schiefer umgewandelt wurden«

Eine neuere umsichtige Erwägung der Verhältnisse, unter welchen derGranit auftritt, sowie eine aufmerksamere Betrachtung seiner Gesteinsmasscnselbst, stellen jedoch diese Entstehung auf feurigem Wege in Zweifel. Man fin-det nämlich an, den Berührungsstcllen des Granits mit Nachbargeftcinen die

in solcher Weise verändert, wie dies der Fall sein müßte,wenn der Granit als feuriger Strom dasselbe durchbrochen hätte, und wie manEinwirkungen der Ar t in der That bei unzweifelhaft glühend emporgestiegenenMassen, bei Trachyten und Basalten, auf ihre Nebengesteine wahrnimmt. Ver-gleicht man ferner die Bestandtheile des Granits vor dem Löthrohr, so ist derQuarz für sich unschmelzbar, der Feldspath schwer schmelzbar, der Glimmer

10*

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148 Geologie. !

leicht schmelzbar. Wenn der Granit aus einem glühenden Teig entstanden ist.so mußten folglich zuerst Krystalle von Quarz sich ausscheiden, dann von Feld-spath, zuletzt von Glimmer. I n Wirklichkeit findet man aber deutliche Bei-spiele, daß die Feldspathkrystalle bereits vor dem Erhärten des Quarzes sichausgeschieden hatten, indem ihre Ausbildungen niemals durch bereits vorhan«'denen festen Quarz gestört erscheint, wohl aber der umgekehrte Fall vorkommt.Auch stimmt das specifische Gewicht der Bestandtheile des Granits nicht mitdem überein, welches dieselben Körper zeigen, nachdem sie im Feuer geschmolzenworden sind. Endlich hat der Feldspath, der in den Trachyten vorkommt, alsozuverlässig aus glühender Masse krystallifirte, ein eigenthümliches glasiges Au-sehen, wodurch er sich von dem granitischen Feldspath wohl unterscheiden läßt.(Vergl. §. 63.)

Wenn somit triftige Gründe dafür sprechen, daß der Granit kein pluto-nisches Erzeugniß ist, so gilt dieselbe Anficht auch für die ihm so nahe ver-'wandten und beigesellten Gneiße und krystallinischen Schiefer; ja man hatsie auf die Angit- und Horublendegesteine ausgedehnt und nur noch denTrachyien, Basalten und Laven den feurigen Ursprung zuerkannt. Die weiterenFolgen aus diesen noch nichl zum Abschluß gebrachten Erörterungen werdenaber eine tiefgreifende Umgestaltung in die bisherige Betrachtungsweise geolo-gischer Verhältnisse herbeiführen.

2. Q-xupps äsä Grünst sin s.

176 I m Gegensatz zu den Gesteinen der vorhergehenden Gruppe tr i t t derGrünstein niemals in Massen auf, die von größerer Bedeutung sind und ganzeGebirge oder beträchtliche Theile derselben ausmachen. Er bildet vielmehr kleineunregelmäßige Massen, Stöcke, lagcrförmige Körper und vielfach verzweigteGänge, namentlich im Gebiete des Granits, der Schiefergesteine und der Grau-1wacke. I n der Regel stellen die zur Oberfläche hervortretenden Grünfleine kleine!Felskuppen dar, die, zumal in Thonschiefergegenden, schon aus der Ferne er-!kannt werden. Die innere Absonderung der Grüustcine ist vorzugsweise die!

- knollige und kugelförmige, seltener die in Säulen und Platten.Von den vielen Abänderungen, welche der Orünstein darbietet, kommen

namentlich D i o r i t und D i a b a s in stärkerer Verbreitung vor. EigentlicheErzgänge find in den Grünstcinen selten, allein öfter enthalten sie Erze, z. B.Eisen-, Kupfer- und Zinnerze als zufällige Gemenge reichlich genug, um berg-männisch bearbeitet zu werden.

I n Deutschland erscheint Grünstein in folgendensengebirge,, Lausitz, Erzgebirge, Fichtclgebirge, Thüringerwald, Harz, Hunsrückund im granitischen Odenwald, nordöstlich von Darmstadt.

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Feuerbildnngen: 4. Gruppe des Porphyrs. 149

3. QrnppS 6.68 Zsrp6iil)iQä.

Diese mit den Grünsteinen verwandten Gesteine kommen in ähnlicher 177Weise vor. I n größerer Masse erscheinen sie nur in den Alpen, während sie inDeutschland so vereinzelt auftreten, daß sie auf geologischen Karten von kleine-rem Maßstabe verschwinden. Der S e r p e n t i n bildet Stöcke, auch kurze mäch-tige Gänge, meist stark zerklüftet und in Platten abgesondert und erscheint invereinzelten Bergen, Kuppen und Hügeln von abgerundeter Form. I n Deutsch-land am häusigsten im Granulitgebiet des sächsischen Erzgebirges, in Böhmen,im Zobtener und Frankensteiner Gebirge Schlesiens, bei Neichenstein. DerGabbro (§. 103), vorzüglich in den Alpen und Oberitalien und stets vonSerpentin begleitet auftretend, kommt auch an der Bastei im Harz, bei Ehren-breitenstein und im Zobtengebirge vor.

4. Gru-PpS 6.68 Vorp^rs .

Die Porphyre sind nicht allein als häufige Ursache von Gebirgscrhebun- 178gen zu betrachten, sondern es treten dieselben auch vielfach als bedeutende Ge-birgsmassen zu Tage. Sie sind unter ähnlichen Verhältnissen in allen Erd-theilen nachgewiesen, indem sie als stockförmige Massen und weit ausgedehnteGänge den Granit, die Schiefer und vom Flötzgebirge die Grauwackcn- undKohlengruppe durchsetzen.

I n ihrer äußeren Erscheinung zeigen sich die Porphyre ganz besonders ge-eignet zu Berg- und Felsbildung, und häusig bestehen isolirte Berge im Ge-biete anderer Gesteine aus denselben. Ihre Absonderung ist in eckigen Bruch-stücken und vielfacher Zerklüftung in Säulen und Platten. I n der Nähe ihrer 'Berührung mit anderen Gesteinen entstehen häusig Reibungsbreccien(§. 110).

Die Abänderungen des Porphyrs sind mannichfaltig und darunter Pcch-steinporphyr, Melaphyr und Mandelstein besonders ausgezeichnet.

Po rphy re finden wir in folgenden Gebirgen und Gebirgsgegenden:S u d e t e n , Riesengebirge, namentlich als ausgedehntes Gebiet in Grauwackeund Thonschiefer, bei Oschatz, Grimma 2c.; Harz , T h ü r i n g e r w a l d , hier be-sonders bei Masserbcrg bis Eisenach die Hauptmasse des Gebirgsrückens bildend;Nahe tha l , Donne rsbe rg , Bergstraße, Schwarzwald .

Der Pechsteinporphyr erscheint nur sehr vereinzelt, und in Deutschlandist er wohl nur auf Sachsen (Meißen, Freibergj beschränkt.

Die.Melaphyre und Mandelsteine sind mehr verbreitet, bilden jedochnicht sowohl große Gebiete, als vielmehr kleine stockförmige Massen und unregel-mäßige Gänge, in Obcrschlcsien, Böhmen, Sachsen, Thüringcrwaid, Harz,Odenwald, Hunsrück und Nahcthal.

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150 Geologie.

5. (Ärupps ÄS3 N3.8Äit68.

179 I n dem Basalt begegnen wir einem emporgedrungenen Gestein, von höchstentschiedenem Charakter, das selbst für das Auge des Ungeübteren stets ziemlichleicht erkennbar ist. Viel später als die meisten Mißbildungen um seither ge-nannten Masscngesteine durchsetzt er dieselben scharf bis selbst zur Tertiärbil-dung herauf und nur die quartären Bildungen sind erst nach dem Ersannendes Basaltes entstanden.

Die Basaltgestcine bilden oft von den Gebirgsketten unabhängige Züge,von zerstreut bergigem Lande oder in dm flachen Gegenden des Flötzgebirgcs

sehr charakteristische einzelne Kuppen und kegel-förmige Berge. Sie sind über die ganze Erdeverbreitet, und bilden in Deutschland besonderseine auffallende, von Ost nach West sich er-streckende basaltische Zone.

Die freistehenden Nasaltkcgcl erreichen eineHöhe bis 1000 Fuß und bieten sehr mannich-fache und meist sehr zierliche Absonderungendar, indem der Basalt gewöhnlich der Längenach stänglich ist und aus ziemlich regelmäßi-gen fünf- bis sechsseitigen Säulen besteht, wo-von uns Fig. 188 ein Beispiel zeigt. Eineberühmt gewordene, von Vasaltsäulen gebildeteGrotte ist die F i n g a ls höhle auf der InselStaffa in der Nähe der nordschottischcn Küste,Fig. 189.

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Feuerbildungein 6. Gruppe der Vnlcane. 151

Die wichtigeren Abänderungen des Basaltes sind der K l i ngs te in (§. 107)und der Trachyt (§. 108), welch beide Letzteren jedoch nicht häusig verbreitetsind und meistens zugleich mit eigentlichem Basalt vorkommen.

Von Erzgängen find die Gesteine dieser Gruppe nicht durchdrungen.Wir können hier unmöglich aUer Punkte gedenken, wo der Basalt sich her-

vorgedrängt oder kegelförmige Berge gleich großen Maulwurfshügeln aufgewor-fen hat. Es gehören jedoch:

Zur Zone zwischen den Sudeten und der Eifel im nördlichen Deutschland:Die Basalte Schlesiens, der Lausitz; in Böhmen namentlich der größte

Theil des böhmischen Mittelgebirges und viele Berge von da nach dem Fichtel-gebtrge zu; ferner im Meißncrkreise und Erzgebirge, des Thüringerwaldes, eingroßer Theil der Rhön, das ganze VogelgeUrge in Hessen, das größte Basalt-gebiet Deutschlands; am Rhein die Kuppen zwischen Taunus und Westerwald,im Siebengebirge und in der Eifel.

I m südlichen Deutschland ist die Anzahl der Basalte geringer. Er zeigtsich jedoch in mehrfachen Kuppen vom Main bis zum Odenwald, seltener imSchwarzwald und sehr vereinzelt in Würtemberg und Baiern. I n Frankreichist die Auvergne ein Hauptschauplatz basaltischer Gesteine.

Sehr merkwürdige Erscheinungen treten auf an den Gränzen der Berüh-rung des Basaltes mit anderem Gestein zur Zeit seines Empordringens alsfeurig flüssige Masse. Häusig ist da jenes andere Gestein deutlich erkennbardurch die Hitze verändert, geschmolzen, verschlackt, entfärbt 3c., ähnlich wie beithatigen Vulcanen und bei manchen starken Feuerungen unserer Gewerbe nochheutigen Tages in kleinerem Maßstabe Feuergebilde entstehen.

S. (3-rnpps Äsr Vnioa.u.9«

Die Entstehung, die Thätigkeit und die Einwirkung der Vulcane auf ihre 18VUmgebung haben wir bereits im 3. 139 ausführlich geschildert. Es ließen sichnach jener Ansicht alle emporgedrungenen Massengesteine als erloschene Vulcanebezeichnen, von zum Theil außerordentlicher Ausdehnung. Allein erst bei derBasaltgruppe, die der Vulcangruppe unmittelbat vorangeht, treffen wir bedeu-tende Annäherung an den Charakter, welcher heutigen Tages den Vulcanen bei-gelegt wird.

Ein besonderes Merkmal der Vulcane sind die kegelförmigen Erhebungen,die mitunter ziemlich vereinzelt, in Gruppen oder Reihen auftreten. Es gehörtferner zu den Kennzeichen der Vulcane die trichterförmige Kraterbildung an ihrerSpitze. Die Gesteine, welche wir an ihnen selbst und in ihrer Umgebung an-treffen, sind Lava , Schlacken und Trachyt , in welchen Erzgange nicht wahr-genommen werden.

Die Vulcane werden eingetheilt in thä t ige und in erloschene, vonwelchen Deutschland nur einige der letzteren enthält, nämlich die Vulcangruppe

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)52 Geologie.

der E i f c l , welche besonders ausgezeichnet ist. Außerdem kommen in der Rhönund in Böhmen noch einige vulcanische Bildungen vor.

S ch l u H.

181 Werfen wir nochmals einen Blick auf den Gesammtinhalt dessen, was un-ter dem allgemeineren Namen der Mineralogie seither entwickelt wurde, so sehenwir uns, in merkwürdiger Weise vom Kleinen und Einfachen ausgehend, zu dengrößten und höchst vielfach zusammengesetzten Erscheinungen fortschreiten.

Denn im einfachen Mineral lehrt uns di? Oryk tognos ie die in der Na-tur gebildete chemische Verbindung kennen, die in ihrer bestimmten Zusammen-setzung und Krystallform eigentlich ein Theil der Chemie ist. Allein diese kleinenKrystalle treten nicht nur vereinzelt auf, sondern auch in großer Anzahl nebeneinander, als zusammenhängende Massen vereinigt. Ebenso finden wir häufig«die Krystalle verschiedener Minerale gemengt und verbunden in' größeren Massenerscheinen, wobei denn die bestimmte Krystallform sehr oft durch mancherlei Stö-rung, wie durch theilweife oder ganze Schmelzung, Auflösung, durch Reibung,Einmengung u. s. w. beeinträchtigt erscheint. So führt uns in der Betrachtungder gemengten Gesteine die Geognosie zur Betrachtung der größeren Massenund deren Anordnung und Reihenfolge, während endlich die Geolog ie dieEntstehung und mehrfache Umbildung der Erde und ihrer Rinde nachzuweisenund zu erklären versucht. /

182 Wie mannichfach nützlich die hier behandelten Gegenstände sind, wird wohlJedem bei der Beschreibung so vieler für den Gebrauch höchst wichtiger minera-lischer Körper klar geworden sein.

Theils sind es die Minerale selbst, die wie Schwerspath, Strontianspath,Kalkstein, Kochsalz, Schwefel, Kohle und die vielen Erze wichtig find, und dieder Mineralog in der von der Natur ihnen gegebenen Form kennen lehrt, theilszeigt er auf die Verhältnisse hin, unter welchen man dieselben zu finden erwar-ten darf.

Es ist ferner dem Mineralogen leichter, über die aus den VerwitterungenHervorgegangeyen Bodenarten ein Urtheil zu fallen, und in der That ist diefür Ackerbau so wichtige Bodenkunde (Agronomie ) als selbständiger Theileiner wissenschaftlichen Bearbeitung unterworfen worden, deren Grundlage dieMineralogie ist.

Noch eine andere wichtige Beziehung hat jedoch die Gcognosie zu einemunserer unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse, nämlich zum Wasser. Es ist im§. 86 der Physik angedeutet, wie dieses in dem Bestreben, seine Theilchen indie wagerechte Gleichgewichtslage zu versetzen, als Quelle häufig zu Tage dringt,wo es ihm möglich wird, einen Weg sich zu bahnen. Die Erfahrung lehrte

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Artesische Brmmett. 153

jedoch, daß man hierin dem Wasser zu Hülfe kommen, daß man ihm an be-stimmten Orten bestimmte Wege anweisen, mit einem Worte, daß man künstlicheQuellen bohren kann.

Di6 9.rtG8180kSN. VrilQNSN.

Die Möglichkeit der Anlage eines nach der Grafschaft A r t o i s , wo die- 183selbe zuerst versucht wurde, sogenannten artesischen Brunnens hängt von gewis-sen Bedingungen des inneren Gcbirgsbaues ab, die sich ziemlich genau bezeich-nen lassen, weshalb der mit geognostischcn Kenntnissen Ausgestattete beurtheilenkann, ob in irgend einer Gegend die Erbohrung eines solchen Quells möglichoder wahrscheinlich ist.

Dieses wird nun der Fal l sein, wenn die folgenden Bedingungen er-füllt sind:

1. Es muß in einem höher als der Vohrpunkt gelegenen Theile der Erd-oberfläche Wasser in die Erde eindringen. 2. Dieses Nasser muß unterirdischeVerbindungswege bis unter den Bohrpunkt vorfinden. 3. Weder in noch unterdem Bohrpunkt darf jenes Wasser einen natürlichen oder künstlichen Auswegfinden, durch welchen so viel abzufließen vermag, als der Zufluß von obenbeträgt.

Diese drei allgemeinen Bedingungen können nun auf verschiedene Weiseerfüllt sein. Am gewöhnlichsten werden dieselben im Gebiete der FlötzgcbirZedurch die besondere Lage und abwechselnde Beschaffenheit der Schichten hervor-gerufen. Wenn nämlich irgend eine wasscrdurchlassende, z. B. sandige Schichtb, Fig. 190, in etwas geneigter Richtung zwischen zwei wasserdichten z .B. thoni-gen oder mergeligen Schichten a und 6 liegt, so wird das Wasser, welches indie oberen ausgehenden Theile öö der ersteren dringt, dieselben bis zu ihrem

tiefsten Punkte erfüllen, und wenn es nun hier keinen oder keinen hinreichendenAusweg findet, sei es nun wegen muldenförmiger Lagerung, wie in Fig. 190,oder wegen Anlagerung der unteren Schichtenausgehenden an ein festes Gestein,

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154 Geologie.

wie i nF ig .191 , woaunds undurchdringliche Schichten sind, wahrend b das dieWasser durchlassende und cl lenes feste Gestein ist, so wird das Wasser in diejenige

Spannung gerathen, welche erforderlich ist, um einen artesischen Brunnen zuerzeugen. Man braucht dann nur die obere Schicht zu durchbohren, um sogleicheinen freiwillig springenden Quell zu erhalten. Aehnliche oder gleiche Bedin-gungen können jedoch auch im Masscngcstein, durch Klüfte, erfüllt vorhandensein, wiewohl seltener und ohne daß sie sich im Voraus beurtheilen lassen.Nährend man daher in Flötzgebirgsgegenden oft mit großer Zuverlässigkeit dasGelingen der Anlage von artesischen Brunnen voraus zu bestimmen vermag,wird dasselbe in Gegenden, wo Schiefer und Massengesteine herrschen, nur vomZufall abhängen und im Allgemeinen unwahrscheinlich sein.

Kommen artesische Brunnen aus sehr großer Tiefe, so haben sie eine höhereTemperatur, wie z. B. der 1691 Par. Fuß (— 548 Met.) tiefe Brunnen vonGrene l l e bei Par is , der 28" C. Wärme hat und die bei Neufscn inWürtemberg erbohrte Quelle, welche bei 1187 Pariser Fuß — 385 MeterTiefe sogar eine Temperatur von 38,70C. besitzt. Es ist hierdurch die Möglich-keit in Aussicht gestellt, die aus dem ungeheuren Magazine des Erdinnern her-vorgehobene Wärme an der Erdoberfläche, namentlich zur Erwärmung zu be-nutzen. — Enthalten die Flötzschichtcn, aus welchen der artesische Quell auf-steigt, lösliche mineralische Stoffe, so wird derselbe als Mineralwasser erscheinen.Auf diese Weise sind namentlich im kochsalzreichcn Keuper und Zcchstcin mehr-fach Salzsohlen erbohrt worden.

, , - , N s r U d a n . „ „„, . >"" ,' ' ^ , " ^ '

.184 Damit das gleißende Gold und das blinkende Silber, das Eisen, dieKohle, das Salz und vieles Andere, was dem Menschen das Leben angenehmmacht oder für ihn unentbehrlich ist, an's Tageslicht gebracht werden, verrichtetunablässig und mit ernster Beharrlichkeit der B e r g m a n n sein mühseligesGeschäft.

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Bergbau. 155

Es ist das Volk der Bergleute in Deutschland meistens arm, aber redlichund arbeitsam, still und ernst an der Arbeit, heiter und der Musik ergeben inden Ruhestunden. Besondere Sitten und Trachten und eine eigene Ausdrucks-weise in Allem, was ihr Geschäft betrifft, bilden die Bergleute zu einer eigen-thümlichen, vom Landbauer, Seefahrer, Städte- und Waldbewohner besondersunterschiedenen Klasse.

Mi t seinem Gezähe, d. h. Werkzeug, meistens aus der Keilhaue, demSchlägel und Eisen bestehend, und mit dem Grubenlichte versehen, zieht derBergmann aus und arbeitet entweder die tiefenGruben senkrecht in den Boden,die man Schachte nennt, oder er führt Gänge oder S t o l l e n in wagerechterRichtung und, indem er durch Verbindung beider Bauarten das Gestein durch-dringt, verfolgt er nach allen Richtungen die M i n e r a l - und Erzgänge ,welche sich durch das taube Gestein dahinziehen. Ueber sich hat er das H a n -gende, unter sich das Liegende der Gesteinsmassen.

Der Bergmann f ä h r t zu B e r g , wenn er in den Schacht an steilen Lei-tern hinabklettert oder an einem Seile Hinuntergclassen wird; er f äh r t zuTage, wenn er den umgekehrten Weg macht. Die Bergwerke selbst sind mit-unter von erstaunlicher Ausdehnung, denn es giebt Schachte, die an 3000 Fußtief sind. Unter die Meeresoberfläche ist man dagegen erst bis zu 1300 bis1600 Fuß tief in die Erde eingedrungen, was etwa 2/14300 des Halbmessers derErde ausmacht (s. Kosmos, S . 166). Die Stollen erreichen ebenfalls zuweileneine staunenswerthe Länge, wie z. B. der drei Stunden lange G e o r g s - S t o l -len auf dem Harze und der berühmte 10,500 Fuß lange C h r i s t o p h s - S t o l -len im Salzburgischen. Die Stollen sind meistens so hoch, daß ein Manndarin noch eben gehen kann, öfter jedoch niedrig und nur in gebückter oderkriechender Lage zugänglich.

Bei feinem Berufe hat nächst dem Seefahrer wohl der Bergmann neben 183vieler Beschwerde die meisten Gefahren zu bestehen. Es giebt Bergwerke, wovon 1000 Arbeitern jährlich im Durchschnitt 7 durch Unglücksfälle das Lebeneinbüßen und gegen 200 mehr oder weniger beschädigt werden. I n anderensollen sogar von 250 Arbeitern jährlich 12 bis 16 umkommen.

Bald ist es das Waffer, welches von der Seite oder aus der Tiefe an-dringt, bald das Grubengas (Chemie §. 54), welches sich entzündet und Explo-sionen veranlaßt, oder erstickende Gase, wie namentlich Kohlensäure (Chemie Z. 53),werden ihm gefährlich. Auch stürzen manchmal Bauten durch nachlässige S tü -tzung oder durch Erschütterungen ein, und die Arbeiter werden lebendig begra-ben, was namentlich in den durch Erdbeben noch öfter heimgesuchten GegendenSüdamerikas der Fall ist.

Dies Alles hat denn, namentlich in früheren Zeiten, bei den Bergleuteneine reichliche Quelle zu Aberglauben, zu vieler Sage und Dichtung gegeben.Da erzählen sie von mancherlei neidischen Berggeistern, Zwergen und Kobolden,die in dem Berginncrn wohnen, das Erz und die Schätze bewachend, welche sieden Menschen mißgönnen, und darum den Bergmann vielfach an der Arbeit

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156 Geologie.

hindern und ihm Uebeles zufügen. Auch glauben sie wieder, daß wohlthätigeFeen und Geister ihnen helfen und beistehen.

Allein der fromme und erfahrene Bergmann weiß wohl das Mährchen vonder Wahrheit zu trennen, und indem er durch das Fortschreiten der Wissenschaftgeleitet und durch Vorsicht die Gefahren zu vetmeiden sucht, vertraut er aufGott, diesen Schutz und Hort aller Menschen, und betet zu ihm jedesmal, wenner zu Berg fährt.

Und weil er die Gefahren kennt, die ihn beständig umgeben, so ruft er sei-nem Kameraden, der ihm begegnet, einen muntern Gruß zu, daher denn

"Ungestört ertönt der Bergeuralt Zauberwort: Glück a u f ! «

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Nachtrag zur Mineralogie.

Zu §. 47. Wenn Zwei StüÄe von Quarz an einander gerieben werden,so phosphoresciren dieselben, indem eine eigenthümliche, etwas röthliche Licht-erscheinung wahrgenommen wird.

Zu §. 50. C a r n a M t ; dieses Doppelsalz aus Chlorkalium und Chlor-magnesium ( X 0 1 -^- 2 N g O 1 - j - 2 N 0 ) verspricht durch seinen großen Kali-gehalt eine große Bedeutung zu erlangen für die chemische Technik, seitdemman bei Staßfurthein 135 Fuß mächtiges Salzlager entdeckt hat, in welchemder Carnallit vorwaltet, N — 2 ; D ----- 1,618, rein farblos, klar, grob kry-stallinisch; häufiger roth gefärbt durch mikroskopische Schuppen von Eisenglim-mer, dem Avanturin ähnlich.

Zu §. 5 1 . Ein unerschöpfliches Steinsalzlager ist in jüngster Zeit beiS t a ß f u r t h in Preußen erbohrt worden. Seine Mächtigkeit beträgt 1200 Fuß,wovon das untere Lager von 685 Fuß reines Steinsalz ist, während in denoberen Schichten löslichere Salze, insbesondere Chlorkalium, Chlormagnefiumund schwefelsaure Magnesia, hinzutreten und das sogenannte Ab räum salz bi l-den, welches mehrfache technische Verwendung findet.

Zu §. 53. Der F lußspath kommt nicht nur in allen Farben, sondernauch in so vielfachen Abstufungen derselben vor, daß er an Farbenreichthumalle Gesteine übertrifft und daher von den Bergleuten »Erzb lü te« genanntworden ist. Manche Krystalle desselben erscheinen beim auffallenden 3icht.esaphlrblau, beim durchgehenden smaragdgrün und ist hiervon der Namen der»Fluorescenz« für ähnliche Farbenwandlungen entnommen worden. BeimErhitzen phosphorescirt der Flußspath mit grünlichem oder bläulichem Licht.

Zu §. 67. Nephr i t (Nierstein, Beilstein), ein den Augiten verwandtesMineral; N . 5,5; v . 3 ; derb, im Bruch splittrig, lauchgrün; Fundorte:China, Persien, Egypten, Neuseeland. Verarbeitet zu Waffen, Gerathen, Kunst-werken. Dieser Stein ist von Interesse für die Alterthumswissenschaft, indemsich in den Gräbern der ältesten Zeit mitunter bereits Gegenstände von Nephritvorfinden und hieraus Verkchrsbczichungen der betreffenden Bevölkerung nach-gewiesen werden.

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2 Nachtrag zur Mineralogie.

Zu §. 69. Eisenerze. OctaVdrische Krystalle von Magneteisen findensich besonders schön in Tyrol (Gramer und Psitsch); Lager dieses Erzes inSchweden und Norwegen (Dannemora, Fahlun, Arendal). Schwarzeisen-stein wird ein manganhaltiger Braun- und Rotheisenstein genannt. Koh len -eisenstein: Manche Steinkohlen hinterlassen beim Verbrennen (Rösten) eineAsche von so beträchtlichem Eisengehalt, daß dieselben auf Eisen verhüttetwerden, wie z. B. in Westphalen der Fall ist. Eine derartige Steinkohle vonHorde enthalt außer kohlensaurem Eifenorydul noch Thon, kohlensauren Kalkund Magnesia und als nachtheilige Begleiter Schwefeleisen und phosphorsaurenKalk. Geröstet beträgt ihr Eisenoxydgehalt bis 85 Proc., entsprechend 59 Proc.Eisen. Ein großer Theil der englischen Eifenproduction beruht auf der Ver-hüttung ähnlicher eisenhaltiger Steinkohle, des sogenannten V1aok-Vg,nä.

Zu §. 70. Grau-Manganerz oder P o l y a n i t wird ein Mineral ge-nannt, das seiner Zusammensetzung nach Mangan-Ueberoxyd ist und von demP y r o l u s i t durch seine lichtgraue Farbe und meist kürzeren, dickeren Krystall-säulen sich unterscheidet.

Zu §. 85. Petro leum. Unerschöpfliche Quellen von Steinöl sind inNordamerika entdeckt und in Ausbeute genommen worden, so daß dessen Ver-brauch über die ganze Erde sich verbreitet hat. Das Petroleum tritt dort inder älteren Gebirgsbildung in einem 5 bis 6 englische Meilen breiten Districtauf, der sich durch Canada und Pennsylvanien über einige Breitegrade erstreckt.An manchen Stellen, wie z. B. am sogenannten »Oi l -Creek« in Pennsyl-vanien, werden die Steinölquellen zu Hunderten erbohrt und liefern, besondersim Anfang, ungeheure Mengen von Oel, bis zu 1500 Faß täglich! Seitdemhat man auch den europäischen Steinöldistricten mehr Aufmerksamkeit zugewen-det und insbesondere in Galizien, zwischen Krakau und Lemberg, den Betriebder Oelgewinnung gesteigert.

Zu §. 106. Die Mühlsteine von Niedermendig in Rheinpreußen be-stehen nicht aus einem porösen Basalt, sondern, wie §. 109 richtig angegebenist, aus Lava.

Zu §. 109. Statt »Niedermending« lese »Niedermendig.«Zu § .117. Die größten Brüche von Tuffstein in der vulcanischen

Umgebung des Laachersees befinden sich in dem B r o h l t h a l . Der Tuff wirdentweder in groben Stücken ausgeführt oder gemahlen, und in diesem FalleTraß genannt. Zum großen Theile geht er nach Holland, wo er zu Wasser-bauten verwendet wird.

Zu §. 138. Neuere geologische Theorien. Mehr und mehr gewinntdie Ansicht die Oberhand, daß die Umgestaltungen der Erdrinde weniger dieFolge plötzlicher, höchst gewaltsamer Ausbrüche sind, als vielmehr in Kräftenihren Grund haben, deren unmerkliche Wirkungen erst nach.großen Zeiträumenhervortreten. Diese Ansicht wurde in Deutschland vornehmlich durch Bisch of f ,in England durch L y c l l zur Geltung gebracht, beide Geologen von größterAuszeichnung. Der Einfluß der Ausbruchserscheinungen (P lu ton i smus undV ulcanismus) tritt hiernach mehr in den Hintergrund und in demselben Maße

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Nachtrag zur Mineralogie. . 3

wird die geologische Bedeutung der Wasserwirkung (Nep tun i smus ) hervorgeho-ben. Demnach wird angenommen, daß aus der ursprünglich gleichförmigen Ober-stäche der Erde die Gebirge emporgestiegen sind, indem die innere Erdmassedurch Abkühlung sich zusammenzog, wodurch die äußere Erdrinde hier zurMeerestiefe nachsank und dort zur Gebirgshöhe sich erhob. Es werden fernerHunderttausende — ja viele Millionen Jahre M Hülfe gerufen, um diese unddie nachfolgenden Gestaltungswechsel zu erklären.

Die in die Meerestiefe versenkte Erdkruste mußte nunmehr die umänderndenEinwirkungen ( M e t a m o r p h i s m u s ) des Meerwassers und seiner Bestandtheileerfahren, in Verbindung mit dem der Tiefe entsprechenden Druck und vielleichtauch mit der näher gerückten inneren Erdwärme. Wir können in der That ausgeschichtlicher Zeit nachweisen, wie frisch abgelagerter Thonschlamm, der weichund bildsam ist, durch langes Liegen unter dem Druck einer starken Bedeckungallmälig fester wird, ein schieftiges Ansehen gewinnt, in unbildsamen Schiefer-thon und endlich in harten Thonschiefer übergeht.

Durch später eintretende Einsenkungen, die zum Theil auch von unter-irdisch stattgefundenen Auswaschungen veranlaßt sein mochten und die nachanderen Richtungen erfolgten, trat allmälig der einstige Meeresboden wieder andas Tageslicht mit seinen eingebetteten Resten mannigfaltiger Thiere, und dasfrühere Gebirge, eingetaucht in den Meeresgrund, erlitt nunmehr ebenfalls ent-sprechende Umänderungen. Von der Gesteinsmaffe des versunkenen Gebirgesund von der Natur des überstehenden Meereswassers wird dann die Art desentstandenen mctamorphischen Gesteins abhängen und es können hiernach kry-stallinische Schiefer, Glimmerschiefer, Gneiß u. a. m. aus diesen Einwirkungenhervorgehen. Ja — bei den nahen Beziehungen des Gneißes zum Granit istauch dieser in den Kreis der metamorphischen Gesteine gezogen worden und esist letzterer in weitgehendster Weise selbst auf die Diorite, Augitgesteine, Por-phyre und Melaphyre ausgedehnt worden, so daß als unbezweifelte Ausbruch-gestsine (Erupt ivges te ine) nur noch die Basalte, Trachyte und Laven geltenwürden (vergl. §. 175).

Noch sind es kaum hundert Jahre, daß die Bildungsgeschichte der Erdeeine wissenschaftliche Behandlung erfahren hat und daß die Geo log ie in dieReihe der Wissenschaften aufgenommen worden ist. I n diesem kurzen Zeit-raume haben die Ansichten über den Verlauf der Gestaltung und Umgestaltung

- der Erdrinde so mehrfache und schroffe Wandlungen erfahren, daß wir Grundhaben, bei einem anderen Wendepunkte derselben nicht allzu schnell nachzufolgen-Es mag in der That genügen, vorerst die neue Ansicht darzulegen, ohne dieselbein ihren weitgehendsten Folgerungen ein- und durchzuführen; es wird nichtallzu lange Zeit erfordern, um festzustellen, ob dieselbe mehr der Gewalt derThatsachen oder dem Ansehen ihrer Vertreter die bisher zunehmende Geltungverdankt.

Die Gegner der geologischen Wissenschaft überhaupt erkennen in dieserWandelbarkeit ihrer Theorien eine große Schwäche und begründen hierauf einnicht geringes Mißtrauen in dieselbe. Wie uns scheint, mit großem Unrecht.

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4 . Nachtrag zur Mineralogie.

Je mehr das geologische Studium vorschreitet, desto mehr ergiebt sich die Noth-wendigkeit, zur richtigen Lösung seiner Aufgabe von den vielseitigsten, ja vonallseitigen Kenntnissen unterstützt zu sein. Irrwege werden auf diesem Gebieteso lange noch eingeschlagen werden, als man zum Führer eine einseitige Auf-fassung erwählt hat.

Wenn z. B. geologische Gsünde dafür sprechen, den Granit nicht für einfrüher feuerstüsfiges Eruptivgestein zu halten, sondern für ein unter wässerigerEinwirkung gebildetes Umwandlungsgestein, und wenn diese Ansicht durch dieeigenthümlichen, in §. 175 dargelegten Krtzstallisationsverhältniffe seiner Be-standtheile Unterstützung findet, so kann dieselbe dennoch nicht als unbestreitbareWahrheit behauptet werden. Denn einerseits lehrt die Physik, wie unter be-sonderen Bedingungen Erscheinungen eintreten können, höchst verschieden vondem gewöhnlichen Verhalten der Körper, wie z . B . Wasser weit über seinenSiedepunkt erhitzt werden kann, ohne sich in Dampf zu verwandeln, und weitunter seinen Gefrierpunkt erkaltet werden kann, ohne fest zu werden. Anderer-seits lehrt die Chemie, daß wenn verschiedene Körper in einer Lösung gemischtsind, ihre Ausscheidung aus derselben nicht den Temperaturen ihres Erstarrungs-punktes an und für sich entspricht, daß vielmehr hierin große Verschiedenheitstattfindet, je nach den Mischungsverhältnissen.

Zu §. 139. E isper iode . Man bezeichnet hiermit einen geologischenZeitraum, von dem angenommen wird, daß während seiner Dauer ein größererContinent, z. B. Europa, in weit ausgedehnterem Maße als jetzt, ja vielleichtgänzlich mit Eis bedeckt war. Diese Periode der allgemeinen Gletscherverbreitungverlegt man an das Ende der T e r t i ä r z e i t ( S . 109). Europa wäre damalszum größten Theil mit Eis bedeckt gewesen. Später eingetretene Aenderungenin der Ausdehnung und Lage der Nachbarcontinente hält man für die Ursacheder nachgefolgten klimatischen Veränderung und des allmaligen Verschwindensdieser Eismassen, bis auf diejenigen der Polarzone und der höchsten Gebirge.Das trockene Hochland von Afrika wird noch jetzt als die Wärmepfanne vonEuropa angesehen. Von dorther kommende Winde, erhitzt durch den glühendenSand der Wüste, schmelzen das europäische Eis.

Die Gletscher der Alpen zeigen ein langsames thalabwärts gehendes Vor-rücken, gewissermaßen ein Fließen, wobei sie Steine und andere Gegenstände,welche auf dieselben gefallen sind, mitführen und bei späterem Abschmelzen indeutlichen Streifen, sogenannten M o r ä n e n , liegen lassen. Diese ungeheurenallmälig fortrutschenden Eismassen erzeugen auf dem unterliegenden und seit-lichen Gesteine vermöge des großen Druckes abschleifende Einwirkungen, dieunverkennbar ihren Weg bezeichnen. ^ " ^

Gerade aus dem Vorhandensein der Spuren von Moränen und Stein-schliffen in Gegenden, die seit Beginn der Diluvialperiode eisfrei sind, hat manauf das Vorhergehen einer Eiszeit geschlossen, und ebenso hat man dieselbe andas Ende der Tertiärzeit verlegt, weil ähnliche Erscheinungen in den älterenBildungen nicht vorkommen.

Der Eintritt und das Verschwinden einer derartigen Eisverbreitung müßte

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Nachtrag zur Mineralogie. 5

jedenfalls auch auf die Verbreitung der Pflanzen- und Thierwelt vom größtenEinfluß gewesen sein.

Zu §. 146. Das Vorhandensein einer eigenthümlichen Thierwelt in denErdschichten wird als eines der bezeichnendsten Merkmale der verschiedenen sichfolgenden Epochen der Erdbildung angesehen. Letztere haben daher diesem ent-sprechende Benennungen erhalten, welchen man in neueren geologischen Werkenso häusig begegnet, daß sie hier angeführt zu werden verdienen. Als P a l ä o -zoische Epoche bezeichnet man die Epoche der alten Thierwelt, deren Thier-formen den jetzigen höchst unähnlich sind. Die Mesozoische Epoche oderEpoche der mittleren Thierformen läßt eine allmälige Annäherung zu denen derIetztwelt erkennen. I n der Kanon ischen Epoche oder Epoche der neuenThierwelt treten in stets zunehmender Anzahl Thiergeschlechter auf, deren Artengegenwärtig auf der Erde noch leben. Die genannten drei Epochen entsprechenden S . 109 angeführten primären, secundären und tertiären Formationen.Die unmittelbar an die tertiäre Zeit sich anreihende Bildungszeit wird jetzthäufig als die Postp l iocäne Epoche bezeichnet.

Zu §. 153. S t e i n k o h l e n b i l d u n g . Die Entstehung der Steinkohlen-lager ist immer noch in keiner durchaus befriedigenden Weise erklärt. I n s -besondere bietet die wiederholte Wechsellagerung von Stcinkohlenschichten mitdünnen Lagen von Letten oder Schieferthon eine große Schwierigkeit dar. Eineneuere Ansicht sucht dieselbe zu heben, indem sie die Entstehung der Steinkohleaus Meerespflanzen behauptet. Sowie noch jetzt die A lgen eine reiche Pflan-zenwelt der Meere bilden und im Atlantischen Ocean, zwischen den canarischenInseln und Florida, sich eine schwimmende Tangwiese von etwa 40,000 Qua-dratmeilen Oberfläche findet, die aus dem Beerentang, LarAaZsuM daLoifsrnw,besteht, so konnten aus ungeheuren Tangmassen in früherer Zeit die absterben-den Pflanzen, auf dem Meeresboden einsinkend und zersetzt werdend, die Stein-kohle bilden. Von Zeit zu Zeit wäre die entstandene Kohlenschicht bedecktworden von dem Schlamm, welchen die Strömung mächtiger Flüsse mit sichführt, die ins Meer sich ergießen und aus dessen Erhärtung die Lettenschichtenherrühren.

Zu §. 168. A l t e r des Menschengeschlechtes. Bis in die neuereZeit hatte die Ansicht geherrscht, daß in den diluvialen Bildungen keine Spurvom Vorhandensein des Menschen sich vorfände. Allein Thatsachen, welchetheils von Geologen, namentlich aber von Altertumsforschern festgestellt wordensind, fcheinen dafür zu sprechen, daß wir das Alter des Menschengeschlechts indie unmittelbar der Tertiärzeit nachfolgende Postpl iocäne.Epoche hinauf-zurücken haben. Erstlich hat man in einigen Höhlen, vermengt mit den Knochenvon Thieren, die seitdem ausgestorben sind, auch Menschenknochen angetroffen;sodann fanden sich in Erdschichten aus diluvialer Zeit rohe Werkzeuge vonMenschenhand, wie insbesondere Pfeilspitzen, Messer, Schleuderfteine aus Feuer-stein. Endlich wurden Anhäufungen von Knochen und anderen Resten auf-gefunden, welche als die Ueberrcste menschlicher Mahlzeiten anzusehen sind^

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6 Nachtrag zur Mineralogie.

denn diese Knochen ließen die Spuren der Einwirkung des Feuers sowie desGebrauches von Messern erkennen und alle markführenden Knochen waren ge-spalten, damit das Mark herausgezogen und verzehrt werden konnte. Hiernachhätte in Europa der Mensch bereits in derselben Zeit gelebt, als in diesemWelttheile das Mamnmth, das Rhinoceros, der Riesenhirsch und die Höhlenbewohnenden Bären, Hyänen und Löwen verbreitet waren.