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NEUES AUS BERLIN MITTE Ausgabe 9, Mai 2011 THEATER-SPECIAL: BERLIN IM LAMPENFIEBER DIE UNGEWÖHNLICHSTEN THEATER DER STADT INTERVIEW MIT LARS EIDINGER Mittes Monatsheft! CATCH ME DEUTSCH + ENGLISH

Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

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Neues aus Berlin Mitte

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Page 1: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

NEUES AUS BERLIN MITTE

Ausgabe 9, Mai 2011

THEATER-SPECIAL: BERLIN IM

LAMPENFIEBER

DIE UNGEWÖHNLICHSTEN THEATER DER STADT

INTERVIEW MIT LARS EIDINGER

Mittes Monatsheft!

CATCHME

DEUTSCH + ENGLISH

Page 2: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9
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Editorial 3

MITTE INS HERZ

Deutsches Theater, Schaubühne, Volksbühne oder Maxim Gorki Theater – die Liste der renommier-ten Spielstätten in Berlin, deren Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlt, ist lang. Zugleich wächst eine hochaktive Theater-Subkultur heran, die mit ungewöhnlichen Inszenierungen, ausge-fallenen Orten oder bemerkenswerten Besetzungen aufwartet.

Wir besuchten für euch den Berliner Stückemarkt, Sprungbrett in die Theaterkarriere vieler junger Autoren und seit 1978 fester Bestandteil des Berliner Theatertreffens. In unserer Reihe Berliner Ge-sichter erklärt die Souffleuse des Theaters an der Parkaue, wie wichtig Feinfühligkeit in ihrem Job ist und warum die Schauspieler sie manchmal als Buchstabenpolizistin titulieren. Lars Eidinger sprach mit uns über den Konflikt des modernen Mannes und über das Luxusproblem, den Hamlet gespielt zu haben. Ob er Spaß bei der Fotosession hatte? Entscheidet selbst! Außerdem zeigen wir euch Ber-lins ungewöhnlichste Theater, wie zum Beispiel das Dokutheater im Bunker tief unter der Erde oder einen Jugendknast, in dem Delinquenten in professionell inszenierten Stücken zu sehen sind.

Die Mitte-Muttis reiften bei Besuchen des Theaters an der Parkaue und des GRIPS Theaters zu der Erkenntnis, dass sich dortige Aufführungen durchaus als Therapie für Mädchen mit Pink-Syndrom oder dem Berufswunsch Prinzessin eignen.

Viel Spaß dabei!

Eure MitteSchön-Redaktion

Von Würzburg über München nach Berlin, und endlich angekommen, lebt Judith zusammen mit zwei liebenswerten

Vierbeinern in Schöneberg – ja, genau da, wo sich kaum jemand hin verirrt. Finden kann man Frauchen & Co vorwiegend

draußen – auf grünen Wiesen, in geschlossenen Fabriken und auf verbotenen Wegen. Seit über zwei Jahren ist sie als

Redakteurin und Social Media Managerin tätig und betreut nebst einigen anderen Projekten seit Anfang März Mitte-

Schön auf Facebook. Besucht sie doch mal: facebook.com/mitteschoen

JUDITH BUSCH

Alle haben ihr abgeraten, nach dem Studium nach Berlin zu ziehen, getan hat sie es trotzdem – oder gerade deswegen. In

der Nähe von Leipzig aufgewachsen, ging sie nach dem Abitur nach Stuttgart, um Literaturwissenschaft und Geschichte

zu studieren. Direkt nach Abgabe ihrer Magisterarbeit zog sie in die Stadt ihres Herzens, mit der sie sich von klein auf

durch familiäre Bande verbunden fühlt – und wird ihr nicht so schnell den Rücken kehren. Im April hat sie ein Praktikum

in der Redaktion von MitteSchön angefangen. Hier kann sie nicht nur ihre Begeisterung für Theater, Film, Kunst und

Musik mit ihrem Händchen fürs Schreiben verbinden, sondern auch die Hauptstadt erkunden und besser kennenlernen.

KATHARINA GEIßLER

In Wiesbaden gedeiht Pauls Leidenschaft und journalistische Hingabe für die Mode, bevor er vor zwei Jahren hessische

Heimatfilmidylle gegen Spree-Metropole tauscht. Während sich Paul für das Styling der okkulten Fotostrecke im vergan-

genen Heft auf ein Tänzchen mit invozierten Geistern eingelassen hat, wagte er sich nun in die muffigen Katakomben

eines ehemaligen DDR-Kostümfundus irgendwo tief unter der Erde im Südosten Berlins. Ein furchtloser Kerl!

cargocollective.com/sameoldjokes

PAUL SCHLOSSER

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4 Impressum

HERAUSGEBER

Toni Kappesz

VERÖFFENTLICHUNG

Vollstrudel GmbHSchröderstr. 1210115 Berlin, Germany

PROJEKT MANAGER

Anne Kammerzelt ([email protected])

PROJEKT MANAGER ONLINE

André Uhl ([email protected])

ARTDIREKTION

Dörte Lange ([email protected]) GRAFIKDESIGN

Evelyn Hahn ([email protected])

REDAKTION

Anne Kammerzelt ([email protected])André Uhl ([email protected])

PRESSE

Pelén Boramir ([email protected])

REDAKTEURE

Eugen Bräunig, Paul Schlosser, Bettina Schuler, Tina Fraas, Björn Lüdtke, Martin Steinmetz, Oliver Janik, Jesi Khadivi

FOTOGRAFEN

Eugen Bräunig, Björn Lüdtke, Paul Schlosser, Joachim Zimmermann, Florian Braun

ÜBERSETZUNG

Nicholas Tedeschi ([email protected]), Moritz Estermann

ANZEIGENVERMARKTUNG

[email protected]

WEBSEITE

www.mitteschoen.com

DRUCK

Henke Pressedruck

MITTESCHÖN NO 9

COVERFOTO: Lars Eidinger, fotografiert von Florian Braun.

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Inhaltsverzeichnis 5

VERANSTALTUNGSTIPPSEvent Recommendations

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKEMitteSchön Favourite Pieces

GLÜCKSTAGO Happy Day

THEATER, TOP SECRET... Theater, top secret…

BERLINS UNGEWÖHNLICHSTE THEATERBerlin’s most unusual theaters

BERLINER ILLUSTRATOREN: SEBASTIAN BLINDEBerlin Illustrators: Sebastian Blinde

INTERVIEW: LARS EIDINGERInterview: Lars Eidinger

MISSSTÄNDE UND ANDERE BELANGLOSIGKEITEN

DRESS TO IMPRESS

10 FRAGEN AN NORA VON WALDSTÄTTEN

WIR MITTE-MUTTISWe Mitte Mums

KUNSTTIPPS VON EYEOUTEYEOUT Art Events

BERLINER GESICHTER: JUTTA RUTZ, SOUFFLEUSEBerlin Faces: Jutta Rutz, prompter

ENGLISCHE ÜBERSETZUNGENEnglish Translations

MITTESCHÖN ONLINE UND VERLOSUNGMitteschön Online and Give Away

STADTPLANCity Map

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INHALT / CONTENT

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6 Veranstaltungstipps von Tina Fraas, Translations P. 40

BallettEintritt: 9 – 42 !30. Mai, 19:30 Uhr, ab 10 Jahren

Das im wahrsten Sinne des Wortes bezau-bernde Kinderbuch Der Zauberer von Oz von L. Frank Baum erschien bereits im Jahr 1900. Der gleichnamige Film mit der wun-dervollen Judy Garland ist immer wieder eine schöne Abwechslung im Weihnachts-programm. Jetzt hat sich das Staatsballett Berlin der Geschichte angenommen und gastiert damit in der Komischen Oper Berlin. Choreographiert wurde das Stück von Giorgio Madia, der schon mehrfach international ausgezeichnet wurde – das Er-gebnis ist ein bezaubernder, wundervoller Theaterabend für die ganze Familie!

OZ – THE WONDERFUL WIZARD

Tanzstück von Giorgio Madia

Musik von Dmitri Schostakowitsch

Komische Oper Berlin

Behrenstraße 55-57

Tickets: 030 – 20 60 92 630

www.komische-oper-berlin.de

OZ – THE WONDERFUL WIZARD

Britpop Indie RockEintritt: VVK ab 16 !19. Mai, 21 Uhr

Inmitten von 250.000 Fans bei einem Oasis Konzert 1996, waren Luke Crow-ther, Sänger, und Joel Stoker, Gitarrist, so beeindruckt und inspiriert, dass sie sich kurzerhand entschlossen, selbst eine Band zu gründen. Die beiden gebürtigen Londo-ner Jungs finden Bassist Rob Pyne in Walt-hamstow, und Schlagzeuger Grant Marsh entdecken sie bei seinem Clubabend in Ostlondon.Und schon gab es eine neue „The“ Band, nämlich The Rifles. Im Jahr 2004 gab es dann den ersten Auftritt, gefolgt vom ers-ten Album. Erklärte Fans der Rifles, sind Graham Coxen (Blur) und Paul Weller, der als Britpop-Veteran auch schon mal auf den Nachwuchs verweist und manchmal mit auf der Bühne steht. Über mangelnde Fans und Supporter können sich The Rifles ohnehin nicht beschweren: „Da war so ein 19-jähriger, der zog sein T-Shirt hoch und zeigte mir ein Tattoo, das er gerade hatte machen lassen: Da stand The Rifles und quer über seinem Rücken war eine Gitar-re…“, berichtete Luke Crowther. Nach ih-rem sehr erfolgreichen dritten Album The great Escape, kommen die Londoner jetzt mit ihrer Akustik Tour zu uns.

Postbahnhof

Straße der Pariser Kommune 8

www.postbahnhof.de

THE RIFLES AKUSTIK

TheaterstückEintritt: 10 – 32 !5. Mai Premiere, 9. und 27. Mai

Viscontis preisgekrönter Klassiker Roc-co und seine Brüder, unvergessen in der Hauptrolle Alain Delon, entstand 1960. Die Bühnenadaption ließ immerhin 48 Jahre auf sich warten und wurde 2008 in Bo-chum uraufgeführt. Jetzt endlich kommt Rocco mitsamt seinen Brüdern nach Ber-lin, und zwar ans Maxim Gorki Theater. Rosaria Parondi folgt mit ihren Söhnen Rocco, Simone und Ciro ihrem ältesten Sprössling Vincenzo nach Mailand, um der sizilianischen Armut zu entfliehen. Als sich Simone in Nadia verliebt, die aber an Rocco interessiert ist, verfällt Simone dem Alkohol, und die Brüder werden zu uner-bittlichen Feinden, was in einer Tragödie endet. Inszeniert wird das Stück von Antú Rome-ro Nunes. Das Nachwuchstalent beendete seine Ausbildung an der Ernst Busch Schule erst 2009 mit seiner Diplominszenierung Der Geisterseher. Nach Regieausflügen zum Thalia Theater und dem Schauspiel Frankfurt ist er seit der Spielzeit 2010/11 jüngster Hausregisseur am Maxim Gorki Theater.

Maxim Gorki Theater Berlin

Am Festungsgraben 2

Tickets: 030 – 20 22 11 15

www.gorki.de

ROCCO UND SEINE BRÜDER

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LesungEintritt: VVK 18,50 !13 Mai, 20 Uhr

Bei Sven Regener ist es ja schwierig zu sa-gen, was er denn jetzt ist: schreibender Mu-siker oder musizierender Schreiberling. Auf Wunsch seiner Plattenfirma bloggte Regener erstmals 2005 einige Tage vor dem Start der neuen Element of Crime Plat-te. Über die Jahre hinweg wurde er immer wieder gefragt, ob er nicht bloggen wolle, und so bloggte er sich durch die virtuelle Welt vom Spiegel über die taz bis zum ös-terreichischen Standard. Schon beim ers-ten Blog war, wie er sagte, nach ein paar Tagen die Luft raus, und damit es dem Le-ser nicht zu langweilig wurde, erfand er ei-nen imaginären Freund: Hamburg Heiner (HH). Und immer wenn’s nichts mehr zu sagen gab, rief der HH an. Die Dialoge mit dem fiktiven Heiner sind oft zum Schreien komisch und versüßen die gesammelten Einträge Regeners, die sich um Presse-termine, Touren oder Reisen drehen. Die gesammelten Blogeinträge sind jetzt als Buch erschienen, und Herr Regener geht auf Lesereise – ohne Hamburg Heiner. Für Fans und solche, die es werden wollen.

Babylon Mitte

Rosa-Luxemburg-Straße 30

Tickets: 030 – 24 25 969 (ab 17 Uhr)

www.babylonberlin.de

SVEN REGENERMEINE JAHRE MIT HAMBURG HEINER

Veranstaltungstipps von Tina Fraas, Translations P. 40 7

BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE

Instrumentalisierter TechnoEintritt: ab 27,20 !5. Mai, 21 Uhr

Die musikalische Vergangenheit mit der Gegenwart vereinen, dachten sich die drei Herren vom Brandt Brauer Frick Ensemble, als sie sich als Band zusammenschlossen. Die Vergangenheit bestand wohl aus viel Klavierunterricht, massig Tonleitern und – im Fall des jungen Brandts – Schlagzeug üben. Wenn man diese Instrumente dann schon beherrscht, warum das Können nicht nutzen, um zeitgemäße Techno-Mu-cke zu machen! Gesagt, getan – und heraus kam ein vielbeachtetes Debüt-Album mit dem Titel You make me real. Auch inter-national feierte das Trio ein sehr erfolgrei-ches Jahr 2010. Für ihre anstehende Live Tournee hat sich das Ensemble um zehn Berufsmusiker erweitert und überzeugt nun mit seiner orchestralen Technosym-biose das Publikum. Und welche Location könnte dafür besser geeignet sein als das Berghain? Berghain, Panorama Bar

Am Wriezener Bahnhof

www.berghain.de

AusstellungEintritt frei18. März – 30. Mai

Margarita Broich ist schon hunderte Büh-nentode gestorben. Sie spielte unter ande-rem unter Christoph Schlingensief, Claus Peyman, Robert Wilson und Heiner Müller. Die Schauspielerin weiß um die Intensität, mit der man eine andere Rolle verkörpert, sich fast ganz in ihr auflöst. Wenn der Vorhang fällt, der Saal sich leert, die Schauspieler wieder zu sich selbst zu-rückkehren – das hat etwas sehr Intimes.Diese flüchtigen Momente, in denen dem Schauspieler noch die Rolle ins Gesicht geschrieben steht, hält Broich fotogra-fisch fest. Angefangen hat sie mit einem Selbstportrait nach einer Aufführung von Schlingensiefs Rosebud, auf dem sie mit starrem Blick und blutverschmiertem Ge-sicht in die Kamera starrt. Jetzt sind im Martin Gropius Bau über 60 ihrer Fotogra-fien zu sehen, unter anderem von Ben Be-cker, Kate Winslet, Veronika Ferres, Klaus Maria Brandauer und Thomas Quasthoff.

Martin-Gropius-Bau

Niederkirchnerstraße 7

www.berliner-festspiele.de

Öffnungszeiten: Mi bis Mo, 10 – 20 Uhr

Di geschlossen

WENN DER VORHANG FÄLLT

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8 Mitte Streets

MITTESCHÖNLIEBLINGSSTÜCKETexte Paul Schlosser

KEINE ALTEN K(L)AMELLENIst: ein farblich passender Schuh zum ersten Softeis im FrühlingKann: gut zur Lieblingsjeans oder schicker Abendgarderobe aussehenKostet: 260 !

Dass sich Kaviar gut zum Schampus, randvoll auf dem Perlmuttlöffel oder zur Faltenvorsorge im Gesicht macht, ist nicht neu. Dass sich die Königsspeise jedoch auch gut für Füße eignet, war uns bisher nicht bekannt. Während sich die einen ein halbes Vermögen in den Mund schieben, können andere nun in weitaus länger an-haltende Freuden investieren – Kaviar Gauche und der Schuh-Riese Görtz machen erneut gemeinsame Sache und präsentieren insgesamt elf neue Modelle, die sich nicht vor dem überwiegend internationalen Sortiment des großen Unternehmens zu verstecken brauchen. Die jungen Designerinnen des Berliner Modelabels zeigen ihr Talent gewohnt mit einer innovativen Mischung aus Luxus und Avantgarde. Besonders auffällig ist das für Kaviar Gauche recht untypische Farbspektrum der begehrenswerten Heels. Passend zur Saison sehen wir viele Pastelltöne, offene For-men und die in ihren Kollektionen immer wiederkehrenden Lamellen, während im Winter noch überwiegend Schwarz und Nieten dominierten. These heels are made for walking! www.Goertz.de

SPECTACULAR SPECTACLESIst: ein natürlicher BlickfangKann: deine Nase zieren Kostet: auf Anfrage

Wenn es um das Erfurter Label Herrlicht geht, das sich dem Design von Holzbril-len verschrieben hat, hätten wir gern so ein edles Brett vorm Kopf. Bislang ist diese Rahmengestaltung aus Holz, das man idealerweise bereits in einer breiten Palette an Farbtönen und Maserungen vorfindet, noch eher eine Randerschei-nung auf dem Brillenmarkt. Demnach staunte ich nicht schlecht, als ich mich in der Brillenschneiderei Yves in der Gormannstraße von der Flexibilität und Leichtigkeit dieser Gestelle überzeugen konnte. Gerade mal bis zu 10 Gramm wiegt so eine Brille und lässt sich verblüffend angenehm auf dem Nasenrücken tragen. Die Modelle des Designers Alexander Licht sind absolut frei von Kunst-stoff oder Metall. Selbst die Bügelscharniere bestehen aus Schicht-Holz und die Kolorierung entspricht den natürlichen Farbtönen der verwendeten Hölzer und reicht von hellem Beige über warmes Rot bis zu harmonischen Brauntönen und tiefem Schwarz, welches aus fossilen Holzstämmen gewonnen wird. Brillenschneiderei Yves in der Gormannstraße 8 in Mitte, www.brillenschneiderei.de

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WELCOME TO THE JUNGLEIst: ein Bettbezug für KidsKann: kleine Entdecker warm haltenKostet: 72,80 !

Bei jedem Besuch des Berliner Marimekko Flagship Stores habe ich binnen Sekunden mit Schweißausbrüchen, Schwindel und Ohnmachtsgefühl zu kämpfen und befinde mich schneller wieder auf der Alten Schönhauser Straße, als mir meine Begleitung von den niedlichen Untersetzern und Kissenbezügen vorschwärmen kann. Ob nun Klei-dung, Gummistiefel, Clogs, Regenmäntel, Mousepads, Geschirr, Schnuller oder Nordic-Walking-Stöcke, es gibt offenbar nichts, auf das man die knalligen Muster nicht drucken könnte. Beim gemütlichen Surfen vorm heimischen Computermonitor lass ich mir das dann schon eher gefallen. Und wenn man auch in meinen eigenen vier Wänden wohl nie ein Dekokisschen mit dem populären Mohnblütendruck finden wird, muss ich ge-stehen, dass ich die Kinderbettwäsche aus 100 % Baumwolle mit geschlechtsneutralem Dschungelprint sogar ziemlich cool finde. Den Bezug, der komplett ohne schädliche Che-mikalien hergestellt wird, gibt es außerdem mit romantischen oder gewohnt dekorati-ven Retro-Drucken und klaren geometrischen Mustern. Marimekko, Alte Schönhauser Straße 42, 10119 Berlin, www.marimekko.com

OH, JEREMYIst: nicht das, was es zu sein scheintKann: Lippenstift, Handy und goldene Kreditkarte beherbergenKostet: 365 !

Eine Clutch wie diese zu besitzen sollte eigentlich im Fashion Grundgesetz festge-legt werden, denn wie sonst soll man bitteschön zu einem eleganten abendlichen Dinner erscheinen? Mit einer überdimensionalen Tüte, schlimmstenfalls noch ausgebeult von Einkäufen, etwa? In Zeiten der XXL-Handtaschen, die vom Volu-men dem Reisegepäck Konkurrenz machen, bildet die Panties-Clutch von Jeremy Scott also ein feines Gegenstück. Der amerikanische Designer nimmt der Mode gerne mal das Elitäre und verpasst ihr eine ordentliche Prise Humor. Anders als andere Handtaschen, die beim Opernbesuch oder dem schicken Abendessen zwi-schen Oberkörper und Unterarm geklemmt lediglich als dezentes Accessoire die-nen, ist die garantiert blütenreine Lederbuxe ein wahrer Blickfang. Ob sich die Clutch in puristischem Design jedoch genauso gut auf dem Tisch beim Edel-Itali-ener macht, müsste wohl erst auf eigene Faust rausgefunden werden. www.colette.fr

Mitte Streets 9

IT WAS ACCEPTABLE IN THE 90’SIst: aber auch außerhalb der 90er tragbarKann: dich andere überragen lassenKostet: 154 !

Neulich fragte mich ein Taxifahrer, ob PRADA der englische Begriff für Bruder sei. NADA, leider falsch. Den boshaften Stiefbruder des unangefochtenen Trendschuhs dieser Saison aus dem Hause Miucca Prada habe ich im amerikanischen Online Store Assembly NY den-noch ausfindig machen können. Das Creeper-ähnliche Modell von Cominando ist, wie sein italienisches Vorbild, ein Hybrid aus Derbyschuh und dicker, riffeliger Schaumstoffsohle, wie man sie sonst nur von Sneakern oder Flip Flops kennt. Ob nun aus geknüpftem Hanf, Krepp, gezackt, in Knallfarben, die jeweils zum Farbrausch der Frühjahrskleidung korres-pondieren, oder mit Plateau – klassisches Schuhwerk wie Budapester oder Oxfords werden in diesem Sommer mit unkonventioneller Sohle gepaart! www.Assemblynewyork.com

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10 Glückstag

Olga & Marck

im Happy Shop

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Glückstag 11

MEHR ALS EINE MITTESCHNITTE

Toast und Wasser, Coffee-to-go, Frozen Joghurt, Walnuss-Focaccia,

Veggie-Burger. Es ist gerade mal kurz nach neun, als ich mich von

der Brunnenstraße auf den Weg zum „Keyser Soze“ begebe. Das Café

ist direkt auf der Tucholskystraße. Gleich schräg gegenüber von der

Wunderkindfiliale, die gerade dicht gemacht hat. Als unser Fotograf

Joachim und ich hier eintreffen, ist der Laden noch so gut wie leer.

Für uns gibt's jedenfalls erstmal Toast, Kaffee und Wasser. Kurz

darauf brechen wir auf, um Mittes historisches Viertel sozusagen per

Zufallsmodus zu erkunden. Für alle, die es ganz genau wissen wollen:

Wir nehmen euch mit auf einen Rundgang durch die Spandauer

Vorstadt sowie das angrenzende Scheunenviertel östlich der

Rosenthaler Straße.

Text Eugen Bräunig Bilder Joachim Zimmermann

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12 Glückstag

Zunächst beschließen wir, einfach der August-straße, d.h. Berlins Galerienmeile, ein Stückchen zu folgen. Wir kommen vorbei an dem KW, dem wie ausgestorben wirkenden me Collector's Room sowie der Galerie Eigen + Art, die u. a. namhafte Künstler wie Martin Eder und Neo Rauch ver-tritt. Cruba – das Geschäft der Modedesignerin Mira Becker – ist um diese Zeit noch geschlossen. Während ich noch einen verstohlenen Blick in die Auslage werfe, hat Joachim ein weißes Kätzchen in der Sonne vor der Bäckerei gegenüber ent-deckt. Anziehungspunkte für Mensch und Tier gleichermaßen sind an diesem Morgen offen-sichtlich nur die besonders sonnigen Fleckchen in Mitte.

Wir biegen ab in die Sophienstraße. Da kommen uns auch schon zwei, drei interessante junge Leutchen entgegen. Die lassen wir jedoch gleich wieder aus den Augen, als wir ein paar Meter weiter einen ziemlich coolen älteren Herrn mit einem Kanister Motorenöl erspähen. Gut gelaunt stellt sich uns dieser wenig später als Manfred Wisselinck vor. Wir treffen ihn vor seiner Woh-nung an, die sich gleich schräg gegenüber vom Sophienclub befindet. Obwohl Herr Wisselinck gerade auf dem Weg zur Reha ist, nimmt er sich ein paar Minuten für uns Zeit. Einige gute Ita-liener gebe es hier in der Gegend, z. B. auf der Alten Schönhauser. Im Sophienclub sei er auch schon einmal gewesen. Allerdings findet Herr Wisselinck die Getränke dort zu teuer. Außerdem meint er: „Schreiben Sie sich mal meine Meinung zum Coffee-to-go auf. Das kann ja wohl so nicht im Sinne der Umwelt sein. Das hat dermaßen zugenommen... und überall stehen die Becher herum!“ Den Kiez findet er trotzdem „schon ein bisschen lieblich“. Seine Kinder leben in Amerika, erzählt er uns weiter. Bei ihren Besuchen würden die sich natürlich auch über die Einkaufsmög-

lichkeiten in der Gegend freuen.

Wir laufen weiter die Straße hinunter, überque-ren die Rosenthaler Straße und gehen vorbei an einem weiteren Hotspot: dem wie immer gut be-suchten Café Caras. Die Neue Schönhauser geht in die Alte über und noch bevor wir die hier an-sässigen Restaurants Mädchenitaliener und Can-tamaggio erreicht haben, treffen wir die Kaviar Gauche-Mitarbeiterin Steffi, 21. Sie ist bepackt mit Klamotten und auf der Suche nach dem grü-nen Mercedes ihrer Chefin. Während wir sie ein Stückchen bei der Suche begleiten, schwärmt sie uns vor, wie toll doch dieser Frozen Joghurt-Laden auf der Münzstraße sei. Yoli heißt der. In den vergangenen Monaten hat Steffi hier einmal das ganze Spektrum an Joghurt-Toppings durch-probiert – von Ananas über Brownie, Granatapfel und Himbeer bis hin zu Oreo, Smarties und Zit-ronentarte. Den Mercedes müssen wir unterwegs irgendwie übersehen haben. Am Café Hauser beschließen wir, doch lieber wieder umzukeh-ren. „Die haben übrigens ein Wahnsinns-Walnuss-Focaccia“, meint Steffi noch. Den Wagen finden wir schließlich doch unmittelbar vor dem Canta-maggio... Aber Restaurants wie dieses machen in Mitte gern erst gegen 18 oder 19 Uhr auf. So auch in diesem Fall. Steffi muss jetzt wieder zurück in den Laden. Und in anderthalb Wochen sogar wie-der zurück nach Düsseldorf, wo sie Mode und De-signmanagement studiert.

Wir hingegen dürfen uns an dieser Stelle eine klei-ne Pause gönnen. Auf der anderen Straßenseite ist ein sonniger Platz mit Spielplatz, Bäumen und Sitzgelegenheiten. Wir blicken auf das Café Blau-es Band. Hier scheint so ziemlich die gesamte Crew des Starstyling Stores (Mulackstraße) zum späten Frühstück versammelt zu sein. Ein schö-nes Bild. Die Sonne strahlt, und vor dem korea-

Keyser SozeTucholskystr. 33www.keyser-soze.de

KW Institute for Contemporary Art Auguststr. 69www.kw-berlin.com

me Collectors Room Auguststr. 68www.me-berlin.com

Galerie Eigen + Art Auguststr. 26www.cgi.art-art.com

Cruba by Mira Becker Auguststr. 28www.cruba-mirabecker.com

Sophienclub Sophienstr. 6www.sophienclub.com

Cantamaggio Alte Schönhauser Str. 4www.cantamaggio.de

Mädchenitaliener Alte Schönhauser Str. 12

YamYam Alte Schönhauser Str. 6www.yamyam-berlin.de

Keyser Soze YoliManfred

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Keyser Soze

Steven

Steffi

Glückstag 13

Sophienclub

KatzeYamYam

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nischen Restaurant YamYam schließt gerade ein Mädchen ihr Fahrrad an. Wieder etwas gestärkt gehen wir hinüber und sprechen sie an. Fine, 23, studiert Anthropologie und jobbt im YamYam. Sie hat gleich eine ganze Reihe guter Tipps für uns: Die Agentur Platoon, vorn am Rosa-Luxem-burg-Platz. „Die fördern lokale Künstler und auch so Guerilla-Aktionen“, erzählt Fine, während Joa-chim sie vor einer der letzten großen Freiflächen dieser Gegend fotografiert. Als nächstes nennt sie den Made in Berlin an der Ecke zur Münzstraße.. Inzwischen haben wir so viele tolle Empfehlun-gen erhalten, dass wir erstmal kurz beratschlagen müssen, wo es denn nun eigentlich als nächstes hingehen soll. Wir entschließen uns, erstmal die kleine Max-Beer-Straße hinunterzulaufen, um anschließend den Frozen Joghurt Laden Yoli an-zusteuern.

Dort angekommen erfahren wir wieder einmal, dass Mitte eben doch erst 13 Uhr aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen pflegt. Der Laden ist noch geschlossen, und während wir noch grübeln, wie es denn nun weitergehen soll, kommt ein irgendwie total sympathisch und hei-ter wirkender Typ mit längeren Haaren auf uns zu. Wenn man einmal so drin ist, wildfremde Menschen anzuquatschen, fällt das irgendwann gar nicht mehr so schwer. Und so erfahren wir auch von diesem Kandidaten gleich darauf, dass er Sebastian heißt, 35 Jahre alt ist und ebenfalls als Journalist tätig ist. Jedoch ist er nur für ein paar Tage in der Stadt, um hier eine Radio-Do-kumentation über Rosa Luxemburg zu machen. Sebastian mag das Kaffeemitte. Egal was die Leute sagen. Seine Begründung dafür ist überzeugend: Da sei irgendwann mal so ein sich küssendes Paar gewesen, das er dort an einem Wintertag durch die Fenster gesehen habe. Und jetzt müsse er im-mer an die beiden denken, wenn er selbst mal auf

ein Tässchen im Kaffeemitte sitzt. Was Sebastian offen bedauert, ist der seit Neustem fehlende Co-micladen neben dem Café. Und tatsächlich: Als wir wenig später am Kaffeemitte vorbeikommen, sind die Räume vom Groben Unfug nebenan be-reits leer gezogen. An Sebastian kann es nicht ge-legen haben. Er beteuerte, hier immer mit vollen Händen herausgegangen zu sein!

Wir beschließen, einfach die Weinmeisterstraße noch bis zum Ende zu laufen, um anschließend in die Gipsstraße einzubiegen. Das stellt sich als eine gute Idee heraus. Denn tatsächlich treffen wir mit der isländischen Künstlerin Gutdny Gut-dmundsdóttir auch hier wieder auf einen weite-ren aufgeschlossenen Kiezbewohner. Auf dem begrünten Platz vor einem Geschäft namens Urban Speed sowie der JR Ledermanufaktur er-zählt sie uns von ihrem Studium an der HFBK in Hamburg, ihren Zeichnungen und Skulpturen. Natürlich hat sie auch auf Anhieb einige Emp-fehlungen für uns parat: Das Hackbart Café und auch ein Restaurant namens The Barn gefallen ihr sehr gut. Dann hat sie noch einen sichtlichen Geistesblitz. Da gebe es so einen Laden namens Rianna in Berlin gleich um die Ecke, auf der Gro-ßen Hamburger Straße. Da sollen wir unbedingt hingehen. Gesagt, getan. Und schon sind wir da. Etwa zeitgleich mit uns trifft auch Rianna selbst ein. Die Besitzerin dieses knallbunten und tod-schicken Ladens fängt sogleich mit Begeisterung an, uns ihre Geschichte zu erzählen. Zwanzig Jahre lang hat sie den Laden nämlich in Athen geführt. Der Umzug nach Berlin ist jetzt zwei Jah-re her. Sie meint, so etwas wie ihren eklektischen Mix habe es in Berlin so vorher eben noch nicht gegeben: zum einen hochwertigste Second Hand Ware, sogar Haute Couture wie einzelne Teile von Jean Paul Gaultier aus dem Vorjahr. Hinzu kom-men ihre selbst entworfenen Taschenkollektio-

14 Glückstag

Blaues Band *Lil* Shop

Rianna in Berlin

Fine

Platoon

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Glückstag 15

nen und natürlich die Neuware einiger selten bis gar nicht in Deutschland vertriebenen Labels wie zum Beispiel Just In Case. Da wir es mit einer ech-ten Insiderin zu tun haben, kann Rianna sogleich ein neues Fähnchen in unsere Modelandkarte stecken. Denn mit den Worten „Ich würde nir-gendwo anders einkaufen“ schickt sie uns zielsi-cher in den Happy Shop. Dieser wurde gerade erst Anfang Jahres auf der Torstraße eröffnet.

Auf dem Weg dorthin schauen wir nun noch ein-mal im Yoli vorbei. Der Laden hat inzwischen ge-öffnet, sodass wir uns selbst ein Bild von deren Leckereien machen können. Im Happy Shop an-gekommen, überrumpeln wir die Stylistin Olga, 25, und den Creative Director Marck, 26, gleich mit einer ganzen Menge Fragen und Fotos. Doch die beiden sind stolz wie Oscar über ihr verspiel-tes Ladenkonzept und führen uns bereitwillig die von der Decke abgehängten, verstellbaren Klei-derbügelaufhängungen vor. Mir fehlen die Wor-te, um dieses ungewöhnliche Interior Design so richtig auf den Punkt zu beschreiben. Zu den ver-tretenen Labels zählen Topshop, Meadham Kirch-hoff, Hannes Roether, Camilla Skovgaard sowie Minä Perhonen. Als wir erneut um eine Empfeh-lung bitten, fällt wie aus der Pistole geschossen der Name *Lil* Shop. Die beiden verabschieden uns freundlich, und wir machen uns wieder auf den Weg.

Nur wenige Schritte weiter fällt uns eine neue größere Niederlassung des Comicladens Grober Unfug auf. Das war der, den Sebastian ja an der Weinmeisterstraße so vermisst hatte. Hier an der Ecke Torstraße/Christinenstraße läuft uns nur Augenblicke später auch der bislang bunteste Vo-gel unserer heutigen Tour über den Weg: Steven, 27, in Begleitung seines winzigen Jack-Russels, der den Namen Max trägt. Der angehende Sozial-

pädagoge vermisst den Kickerladen, „den se jetzt zugemacht haben“. Aber in den Weinbergspark geht er nach wie vor gern. Und zum Piercen ins Classic Tattoo am Rosa-Luxemburg-Platz. Tattoos hingegen seien ihm dort zu teuer. Verständlich nach dem Medienrummel, den der Laden in der letzten Zeit bekommen hat.

Im *Lil* Shop schließlich angekommen, treffen wir auf den New Yorker Personal Shopper Ste-ven Mills, der hier gerade die Vertretung macht. Er gehe gern ins Oliv auf der Münzstraße. Aber Geschäfte? Steven ist bisher noch nicht so be-geistert von Berlins Stores und Boutiquen. Doch am Ende nennt er uns mit Firmament, Soto, Ulf Haines und dem Civilist Store sogar eine ganze Reihe bemerkenswerter Modegeschäfte. Es ist ein nettes Gespräch, und während Joa und Steven noch ein Foto vor dem Laden machen, lerne ich auch die Besitzerin und Namensgeberin Lil ein-mal persönlich kennen. Für alle Anhänger des japanischen Modeschöpfers Jun'ya Watanabe: Ihr Laden führt nahezu ausschließlich das Label Comme des Garçons.

Da wir uns auf der Brunnenstraße befinden, bin ich auch nur noch einen Katzensprung von zu Hause entfernt. Joa und ich können noch ein paar Schritte gemeinsam laufen. Erst vorne an der Ecke zur Veteranenstraße trennen sich unse-re Wege. Vorerst, versteht sich!

Yoli Frozen Yoghurt

Münzstr. 11

www.yoli-berlin.de

Platoon Agency

Alte Schönhauser Str. 3

www.platoon.org

Made in Berlin

Neue Schönhauser Str. 19,

www.kleidermarkt.de

Starstyling

Mulackstr. 4

www.starstyling.net

Rianna in Berlin

Große Hamburger Str. 25

www.riannainberlin.com

Happy Shop

Torstr. 67

www.happyshop-berlin.com

Lil*Shop

Brunnenstr. 184

www.lil-shop.com

Civilist Store

Brunnenstr. 13

www.civilistberlin.com

Soto Berlin

Torstr. 72

www.facebook.com/sotoberlin

Firmament powered by The Glade

Linienstr. 40

www.am-firmament.com

GutdnyThe BarnSteven Mills

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THEATER, TOP SECRET... Text Martin Steinmetz Translation P. 41

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„Unser Hauptanliegen ist, dass die Autoren nachhaltig ge-fördert und dass sie vor allem auch gespielt werden“, sagt Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Stückemarktes. Oft wer-den Autoren von Intendanten und Theatermachern im ganzen Land angeworben, auch von Bühnen in Österreich und der Schweiz. Nicht die Biografie der Autoren sei für die Jury entscheidend, sondern die Kraft ihrer Texte, sagen die Macher des Wettbewerbs, der seit 1978 fester Bestandteil des Berliner Theatertreffens ist. Dieses Jahr lassen renommierte Dramaturgen und Schauspieler fünf von 350 eingereichten Stücken in szenischen Lesungen vor dem Publikum leben-dig werden. Wenn im Saal das Licht gedimmt wird und die Schauspieler mit der Lesung beginnen, geht es doch anders zu als im regulären Theater, sehr viel organischer und di-rekter. Denn das ist schließlich das Konzept.

„Für uns ist das oft eine Mutfrage. Wenn ein Theater sagt, wir führen ein Stück auf, dann ist das meist ein langer Pro-zess. Beim Stückemarkt ist es so, dass wir das Stück gut fin-den und es deshalb auch in Szene setzen möchten“, sagt die 34-jährige Theatermacherin. Als nächstes wird nach Regis-seuren und Schauspielern Ausschau gehalten, die involviert werden könnten. „Wir bauen uns sozusagen ausgehend vom Stück das Szenario drum herum“, sagt die Leiterin. Ein Sprungbrett, das oft die Welt bedeutet.

Das Konzept scheint zu fruchten, denn immer länger wird die Liste derer, für die der Stückemarkt ein Sprungbrett in die Theaterkarriere ist. Manche Autoren werden nicht nur gespielt, sondern auch als Hausautoren an renommierten Bühnen engagiert, wie etwa Phillip Löhle, der 2007 mit Gos-podin beim Stückemarkt dabei war und nun fest für das Ma-xim Gorki Theater arbeitet. Andere Erfolgsgeschichten sind unter anderem die von Anja Hilling und Oliver Kluck, die seit einiger Zeit die junge deutsche Theaterlandschaft mit-gestalten.

Es ist eine sehr bunte Mischung aus Stücken, die dieses Jahr in den Lesungen präsentiert werden – die Bühnenstücke sind formal, ästhetisch aber auch inhaltlich sehr unter-schiedlich. Dimitrij Gawrisch aus Kiew erzählt in Brachland beispielsweise vom Schicksal zweier junger Männer, die aus einem osteuropäischen Land nach Deutschland kommen,

hier illegal leben und versuchen, Arbeit zu finden. Es ist ein Konfliktstück mit gesellschaftlicher Relevanz.

In foreign angst beschreibt Konradin Kunze eine Art Psycho-thriller im Kopf der Hauptfigur, die in ein Kriegsgebiet reist. Viele seiner Erfahrungen hält der Protagonist mit seiner Vi-deokamera fest. Spannend ist das Stück vor allem, weil im Verlauf der Geschichte unklar bleibt, ob das Beschriebene Realität oder Hirngespinst ist.

Eine Familie, die daran zerbricht, dass ihre Mitglieder sich nicht gegenseitig helfen, aber eigentlich aufeinander ange-wiesen sind, ist außerdem Thema. Die Geschichte nimmt Mario Salazar als Gerüst für sein Stück Alles Gold was glänzt, bei dem der Leser oft nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll. Der 30-jährige Salazar wuchs in Prenzlauer Berg auf, lebte in Frankreich und Argentinien. Zur Spielzeit 2008/2009 arbeitete er als Hospitant bei der Aufführung von Rummelplatz am Gorki-Theater, inszeniert von Armin Petras. Zu dem Zeitpunkt wurde er richtig von der Theater-welt gepackt, sagt er mit breitem Grinsen. „Das Schöne am Theater und das Schöne am Stückemarkt ist, dass man den Text sehen darf“, sagt Salazar. „Wenn der Text im Buch und ganz für sich bleibt, hat das natürlich auch seinen Reiz, weil man seine eigenen Gedanken dazu entwickelt. Trotzdem finde ich es immer wieder spannend, wenn man die Bilder aus seinem Kopf in Bewegung bringen kann.“

So 08. Mai, 19:30 Uhr, BRACHLAND von Dmitrij Gawrisch, 9 Euro, Szenische Einrichtung Stephan Kimmig,Mi 11. Mai, 18:30 Uhr, FOREIGN ANGST von Konradin Kunze , 9 Euro, Szenische Einrichtung Friederike Heller,Do 19. Mai, 21:00 Uhr, ALLES GOLD WAS GLÄNZT von Mario Salazar, 9 Euro, Szenische Einrichtung Florian Fiedler.

Weitere Informationen zum gesamten Spielplan des Stückemarkts sowie zum Programm des Theatertreffens mit Public Viewings unter www.theatertreffen-berlin.de oder unter 030 – 25 48 91 00.

Ähnlich wie Geheimakten werden die Stücke junger Autoren beim

„Stückemarkt“ behandelt: Die Namen der Schreiber werden auf dem Cover

geschwärzt, bevor ihre Texte auf den Tischen der Jurymitglieder landen, die

dann ihre Favoriten auswählen. Jedes Jahr ist der „Berliner Stückemarkt“

Showcase und Talentschmiede zugleich – für viele Teilnehmer geht es

danach schnell nach oben und sie sind bald schon kein Geheimtipp mehr.

Mitte Streets 17

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Mitte Streets 19

Text und Fotos Björn Lüdtke Translation P. 41

BERLINS UNGEWÖHNLICHSTE THEATER

Ins Theater gehen kann jeder. Hinsetzen, Vorhang auf,

zuschauen, Vorhang zu. Aber es gibt auch ungewöhnlichere

Orte, an denen geschauspielert, gesungen oder getanzt wird.

Die abgefahrensten Berlins haben wir für euch rausgesucht.

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20 Mitte Streets

Dokutheater im Bunker

Marina Schubarth, Regisseurin des Do-kumentartheater Berlin, befasst sich vor allem mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs oder Katastrophen wie der von Tschernobyl. Um den Zuschauer direkt in die Geschichten mit einzubeziehen, wählt sie Bunker als Spielort. Das Stück OST-Arbeiter beispielsweise handelt von Zwangsarbeitern – da liegt es nahe, den Bunker am Blochplatz im Wed-ding als Bühne zu wählen, der tatsächlich von Kriegsgefangenen gebaut wurde. In den achtziger Jahren wurde er zum Luft-schutzbunker umfunktioniert – die per-fekte Kulisse für das Stück Und der Name des Sterns heißt Tschernobyl –, denn Schu-barth findet, er erinnere ganz an das Inne-re eines Reaktors. Ein Thema, das vor den aktuellen Geschehnissen in Japan ganz neue Bedeutung gewinnt.Auf die Frage, ob es sie nicht bedrückt, an einem solchen Ort zu arbeiten, antwortet Schubarth: „Meine Darsteller sind etwas ganz Besonderes. Trotz der schweren The-men lachen wir oft, und die Atmosphäre, die die Darsteller kreieren, macht sogar die kalten Bunkerräumlichkeiten warm. So ist es mir eine Freude, zu meiner Ar-beit zu gehen. Trotzdem ist es unheimlich, wenn man alleine im Bunker ist.“Die Zuschauer seien vom Spielort unter der Erde fasziniert. „Doch dann, glaube ich, sind alle sehr froh, dass sie wieder in ein freies, bombenloses Leben hochsteigen können. Das ist auch mein Regiewunsch.

Ich wünsche mir, dass die Menschen ver-stehen, dass der Krieg nur eines tut, er nimmt alles, zerstört alles. Und wenn man dann die Bunkertüre wieder von außen schließt, wünsche ich mir, dass man auf-atmet und glücklich ist, dass man in dieser Zeit in friedlichen Verhältnissen lebt, die man versuchen sollte zu bewahren.“

Theater im Jugendknast

Es gibt nicht viele Justizvollzugsanstalten auf der Welt, deren Insassen Theater spie-len dürfen. Da gibt es zum einen die Pro-ben mit dem Theaterteam aus Regisseur, Produktionsleitung oder Bühnenbild. Zum anderen werden die einstudierten Stücke einem Publikum gezeigt, das von der an-deren Seite der Gefängnismauern kommt. Das bedeutet für die Gefängnisleitung ein gewisses Sicherheitsrisiko und vor al-lem zusätzliche Arbeit. Doch davor scheut man sich in der Jugendstrafanstalt in Te-gel nicht, und siehe da, das klappt ganz prima. Selbst wenn die Laienschauspieler mit langen Holzstöcken und Axt-Attrap-pen auf der Bühne hantieren, hat man als Zuschauer zu keiner Sekunde das Gefühl, nicht sicher zu sein. Und das, obwohl es keine Trennung zwischen Bühne und Zu-schauern gibt. Auch das Sicherheitsperso-nal ist kaum bemerkbar.Die Stücke sind professionell inszeniert, die Darsteller bekommen Sprech- und Schauspielunterricht. Gut ist auch, dass man darauf verzichtet, den pädagogischen

oder moralischen Zeigefinger zu erheben. Schon nach kurzer Zeit vergisst man, dass man sich im Gefängnis befindet.Nach den Aufführungen bekommen die Zuschauer die Möglichkeit, sowohl mit dem Team als auch mit den Inhaftierten zu sprechen. Der junge Mann, der wegen versuchten Mordes einsitzt und für das Stück Krabat ganz in Weiß sogar extra Gi-tarre gelernt hat, sitzt seit Mitte 2009, bis 2013 muss er noch. Nicht ganz ohne Stolz antwortet er auf die Frage nach seinem Lampenfieber: „Ich hatte das Glück, vor einem Jahr schon mal mitspielen zu dürfen und bin deshalb so-zusagen ein kleiner Veteran. Man schlot-tert noch’n bisschen, aber im Großen und Ganzen geht’s ganz gut... Durch die Schein-werfer sieht man die Zuschauer halt nicht.“ Er gibt zu, dass er sich das doch recht kom-plexe Stück nie angeschaut hätte, bevor er ins Gefängnis kam. Aber die Erfahrung hat ihn verändert. Wenn er rauskommt, will er weiter Theater spielen. Die Texte des Stücks sind recht anspruchs-voll, die Choreographien der getanzten Szenen nicht weniger. Allen Beteiligten ist während der Aufführung, vor allem aber beim enthusiastischen Schlussapplaus ihr Stolz anzumerken. Stolz darauf, etwas gelernt, geschafft und bewältigt zu haben. Man wünscht sich instinktiv, dass alle Inhaftierten dieser Welt Theater spielen dürften.Im Juni läuft Don Quichote in der JVA Tegel, im September – dann unter freiem Him-mel – Maria und Elisabeth, frei nach Fried-

Gefängnistheater, Foto: Thomas Aurin Das Helmi Puppentheater

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Mitte Streets 21

rich Schillers Maria Stuart. Unbedingt an-schauen.

Das Helmi Puppentheater

Das Helmi mit Worten zu beschreiben fällt sehr schwer. Klar, es handelt sich um ein Puppentheater. Wie die Legende es will, fand die erste Aufführung auf dem Hem-holtzplatz im Prenzlauer Berg statt, mit Puppen aus einer alten Matratze, ein paar Stoffresten und Draht. Hänsel und Gretel stand damals auf dem spontanen Spiel-plan. Ja, interessante Geschichte.Doch eigentlich kann man das Helmi nur spüren. In der Bauchgegend, wenn man vor Schmerzen nicht mehr lachen will, aber trotzdem nicht aufhören kann. Wenn man vor Verzweiflung in seine Jacke beißt. Erst dann weiß man, was das Helmi ist.Mit den Puppen, denen während der Auf-führungen auch schon mal die eine oder andere Extremität abfällt, werden vor al-lem bekannte Theaterstücke oder Filme nachgespielt. Gerade lief Rocky an. Ob sie sich an ein Skript halten, wollen wir wissen. Florian Loycke, fester Bestandteil des Ensembles: „Es entsteht ein Buch wäh-rend der Proben, wo eben auch ein paar Texte aus dem Film oder anderen Quellen vorkommen wie Raupe Nimmersatt, Drei (Tom Tykwer), Verwandlung (Kafka) oder Cheech und Chong, Hans und die Bohnen-ranke, Sisyphos (Camus). Manche Texte sind auch von uns, etwa die Hälfte. Bei der Aufführung kommen noch ein paar dazu.“ Wenn man ehrlich ist, dann sind aber ge-

rade die Texthänger und Improvisationen am lustigsten. Wenn sich die Puppenspie-ler, die sich nicht verstecken, wie beim Puppentheater üblich, in die Situationen reinsteigern und selbst anfangen zu ki-chern. (Kleiner Tipp: Man achte auf die Mi-mik von Emir Tebatebai, das ist der Herr mit den Locken – was nicht heißen soll, dass die anderen nicht auch zum Schießen sind).Ob die Puppen und das Bühnenbild kom-plett aus Müll gefertigt seien. Dazu Loy-cke: „Für mich ist das ja auch kein Müll, sondern der Reichtum der Stadt bezie-hungsweise das Strandgut der Stadt. Wenn ich nicht Puppen bauen würde, wäre ich wahrscheinlich ein krasser Messie. So ver-brauche ich die Sachen schnell wieder...“Besonders empfehlenswert ist Matrix. Ja-cke zum Reinbeißen nicht vergessen.

Unterwasseroper

Unter Wasser singen, wie soll das denn funktionieren? Nun, fragen wir mal die Initiatorin der Unterwasseroper Aquaria Palaoa, Claudia Herr. „Ich war früher Leis-tungsschwimmerin und bin durch Zufall im Stadtbad Neukölln gelandet. Das größte betriebene Jugendstilbad Deutschlands ist vom Ambiente her wie eine Oper. Ich hatte sofort die Inspiration, dort eine Oper zu re-alisieren. Mein erster Versuch war die Per-formance AquAria, in der ich den Gesang und das Schlagwerk unter Wasser entdeckt habe. Das war im Jahr 2000. Seit dem lässt mich das Thema nicht mehr los.“

Das 28-köpfige Ensemble befindet sich während der Aufführung über, im und un-ter Wasser. Auch das Schlagwerk spielt im Becken. Die Berliner Komponistin Susan-ne Stelzenbach integriert Klänge aus dem antarktischen Tiefeis, aufgezeichnet von der Palaoa-Horchstation, und Interviews mit den dort lebenden Wissenschaftlern in eine Musiktheater-Handlung.Im Stück geht es um Jugend. Darum, ein Gesellschaftsmodell zu finden, in dem die Alten nicht ausgeschlossen sind. Vor allem Mezzosopranistin Claudia Herr, die die Rolle der jungen Frau spielt, taucht und singt dabei. Schwer vorstellbar? Stimmt. Bleibt also nur eins – selber anschauen.

Karten und Spielpläne unter:

www.dokumentartheater.de

www.gefaengnistheater.de

www.das-helmi.de

www.unterwasseroper.de

Nächste Produktion von „aufBruch“: „Don Quichote“

„Freiluftgefangenentheater“ in der „JVA Tegel“ am

22.6., 24.6., 29.6. sowie 1.7., 6.7., 8.7., 13. und 15.7.2011 um

18 Uhr. Karten sind nur im Vorverkauf mit persönlicher

Anmeldung ab 23.5.2011 an der Kasse der „Volksbühne“

erhältlich.

Dokumentartheater Unterwasseroper

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ILLUSTRATOR DES MONATS: SEBASTIAN BLINDETranslation P. 42

Als Kind, ich wurde 1979 in Berlin geboren, bin ich oft mit meiner Mutter durch den Matsch in unserem Garten in Köpenick gekrochen. Wir haben Raupen und ähnliches Getier in rauen Mengen in diversen Gläsern gesammelt, um dann in Ruhe jede Kleinigkeit der gefangenen Insekten und deren fremdartigen Trans-formationsprozess studieren zu können. Auch heute sind solche Entdeckungen von bizarren Naturformen oft der Startpunkt für eine neue Arbeit, und obwohl ich die beobachteten Texturen, Federn, Schuppen oder Felle detailgetreu darstelle, leben meine Illustra-tionen am Ende doch auch von der staunenden Sicht eines Kindes, das all diese Eindrücke als Requisiten in der Fantasie zu neuen Szenarien komponiert und immer noch etwas Erfundenes oder Erträumtes hin-zuaddiert. So ist auch die Poster-Illustration für Mit-teSchön das Resultat aus vielen Stunden mit Brehms Tierleben, einer Traumsequenz, in der ich schreiend durch die verlassenen Gänge meiner alten Platten-bauschule renne, und einer generell skeptischen Ein-stellung Katzen gegenüber. Das Ergebnis ist eine Mo-mentaufnahme, das letzte, diffuse Bild einer langen Nacht mit unruhigem Schlaf und eine Erinnerung an die vielfältigen Möglichkeiten unseres Unterbewusst-seins, Erlebtes mit den Auswüchsen unserer Fantasie zu vermengen. Neben meinen freien Arbeiten, groß-formatigen, detailreichen Zeichnungen, in denen ich mich wochenlang verlieren kann, konnte ich einige interessante Projekte, zum Beispiel kürzlich für die Initiative Musik, realisieren. Um daran anzuknüpfen, bin ich immer auf der Suche nach neuen Ideen, guten Aufträgen, Ausstellungsmöglichkeiten und natürlich nach dem Hirsch mit dem goldenen Geweih.

www.sebastian-blinde.com

[email protected]

Du bist Illustrator und möchtest mit dei-nem Artwork das nächste heraustrennbare „MitteSchön“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: [email protected].

Kulturgut 23

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Kieztalk 27

DER WANDELBARE:LARS EIDINGER

Seit nunmehr zwölf Jahren ist Lars Eidinger an

der Schaubühne. Er hat dort die Hauptrolle in

„Endstation Sehnsucht“, den Alceste in Molières

„Menschenfeind“ und den Hamlet in einer Insze-

nierung von Thomas Ostermeier gespielt. Auch

im Fernsehen war er schon in zahlreichen Rol-

len zu sehen, so zum Beispiel als Geliebter von

Nicolette Krebitz in dem Beziehungsdrama „Ver-

hältnisse“. Eine Rolle, die ihm eine Nominierung

für den Deutschen Fernsehpreis einbrachte.

Doch trotzdem wird sein Name vor allem mit ei-

nem Film verbunden, mit Maren Ades preisge-

kröntem Film „Alle Anderen“, in dem er neben

Birgit Minichmayer den orientierungslosen Mitt-

dreißiger Chris gibt, der zwischen der Angst vor

einer bürgerlichen Existenz und dem Wunsch

nach gesellschaftlicher Anerkennung schwankt.

Wir haben den Schauspieler getroffen und mit

ihm über seine Rollen, sein Männlichkeitsver-

ständnis und den Unterschied zwischen Film und

Theater gesprochen.

Text Bettina Schuler Bilder Florian Braun Garderobe: Marita Kaiser Translation P. 42

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28 Kieztalk

„Alle Anderen“ ist DER Film über die Ge-neration der heutigen Mittdreißiger, die nichts mehr fürchten als die gesellschaft-liche Anpassung, sich aber trotzdem nach dem klassischen beruflichen Erfolg sehen. War euch bewusst, dass ihr mit der Ge-schichte von Chris und Gitti haarscharf den Nerv der Zeit trefft?

Nein, dafür sind wir zu viel Teil dieser Ge-neration und leben dieses Leben alle noch viel zu sehr. Es ging auch nicht darum, ein Abbild unserer Generation zu zeichnen oder ein Urteil über sie zu fällen. Aber na-türlich freut es mich, dass sich so viele Zu-schauer in dem Film wieder erkennen.Ich habe immer gedacht, dass ein Film gar nichts mehr bewegen kann und er die Zuschauer im besten Fall so lange beschäf-tigt, wie er andauert. Doch das trifft auf Alle Anderen überhaupt nicht zu. Obwohl der Film schon zwei Jahre alt ist, höre ich immer noch, wie die Leute darüber disku-tieren. Damit macht der Film nichts ande-res als Politik: Er beschäftigt die Menschen und verändert etwas bei ihnen. Was kann man sich von einem Film mehr wünschen, in dem man mitspielt?

Chris, deine Rolle in „Alle Anderen“, fühlt sich im Verlauf des Filmes immer mehr von dem traditionellen, männlichen Rol-lenbild angezogen, obwohl er eigentlich ein recht aufgeklärter und moderner Mann ist. Glaubst du, viele Mittdreißiger sehnen sich im Grunde ihres Herzens nach dieser klas-sischen Rollenverteilung, weil sie eine klare Orientierung und Halt verspricht?

Ich persönlich sehne mich danach über-haupt nicht. Ich bin eher erleichtert, dass ich diesem Männerbild, mit dem ich selbst zum Teil auch noch aufgewachsen bin, nicht mehr gerecht werden muss. Ich finde es viel besser, dass die Grenzen zwischen Männlich- und Weiblichkeit immer weiter verschwimmen. Aber ich bin mir natürlich auch der Probleme und Konflikte bewusst, die daraus resultieren.Einerseits verlangen Frauen heute, dass Männer sich öffnen und ihre Gefühle zei-gen. Anderseits ist es genau das, was sie bei Männern abstößt. Keine Frau will einen Mann, der ihr die ganze Zeit sagt, dass er unsicher ist und nicht weiß, wo es bei ihm hingeht. Im Gegenteil: Eine gewisse Sou-veränität und Härte wird von Frauen als attraktiv empfunden. Was wiederum dem Bedürfnis nach mehr emotionaler Offen-heit widerspricht. In genau diesem Kon-flikt befinden sich die heutigen modernen Männer.

Ein unlösbarer Konflikt?

Ich denke, dass es einfach noch einige Zeit braucht, bis sich dieser Konflikt entspannt und endgültig löst. Aber wenn ich die heu-tigen Zwanzigjährigen beobachte, habe ich immer das Gefühl, dass die in dieser Bezie-hung schon viel weiter sind als meine Ge-neration, die in den 80ern groß geworden ist und noch versucht, ihre Emotionen mit Coolness zu deckeln so wie Chris.

Der sich schlussendlich dann doch nicht traut, zu seinen Entscheidungen und Ge-fühlen zu stehen. Was übrigens bei Hamlet,

„Ich bin eher erleichtert, dass

ich diesem Männerbild, mit

dem ich selbst zum Teil auch

noch aufgewachsen bin, nicht

mehr gerecht werden muss.

Ich finde es viel besser, dass die

Grenzen zwischen Männlich-

und Weiblichkeit immer weiter

verschwimmen.“

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Kieztalk 29

den du ja auch schon an der Schaubühne gespielt hast, ganz ähnlich ist. Nur, dass er sein Handeln nicht hinter der Coolness, sondern hinter einer Maske des Wahnsinns versteckt.

Das habe ich noch nie gehört. Aber klar, Hamlet wird ja auch immer als der gro-ße Zögerer interpretiert. Und im Grunde könnte Gitti auch während einer Hamlet-Vorstellung plötzlich auf die Bühne treten und schreien: „Jetzt entscheid dich doch endlich mal!“Aber ist diese Zögerlichkeit nicht das Grundproblem aller Menschen? Dass wir lieber stagnieren, als unsere Träume in Angriff zu nehmen, weil wir uns vor den Konsequenzen dieser Veränderung fürch-ten? Das kenne ich auch aus meinem eige-nen Leben.

In dem du schon seit zwölf Jahren an der Schaubühne spielst. Auch hier kein Wunsch nach Veränderung?

Als Kind habe ich mal den Fußballverein gewechselt, weil die anderen mir gesagt haben, dass es doch viel besser ist, in der Landesliga als in der untersten Liga zu spielen. Außerdem haben sie mir noch ein Fahrrad versprochen. Das fand ich natür-lich cool. Aber im Endeffekt war es eine rein karrieristische Entscheidung, auch wenn ich noch ein Kind war.Nach dem Wechsel habe ich dann recht schnell aufgehört, Fußball zu spielen, weil es mir einfach keinen Spaß mehr gemacht hat. Dadurch habe ich erst gemerkt, wie sehr mein Spaß am Fußball mit der Mann-

schaft zusammenhängt. So ähnlich ist es auch mit der Schaubühne. Sie ist mein Verein. Die Leute dort schätzen mich und meine Meinung. Das müsste ich mir an ei-nem anderen Theater alles neu erarbeiten.

Und eine komplette Existenz als Filmschau-spieler?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Dafür probe und spiele ich viel zu gerne. Thea-terspielen ist einfach ein ganz anderes Er-lebnis. Sowohl mit den Kollegen als auch mit dem Publikum. Beim Film spielst du weder live, noch hast du immer einen Kol-legen, den du anspielst. Das ist beim Ma-chen natürlich viel unbefriedigender als zweieinhalb Stunden den Hamlet auf der Bühne zu spielen und direkt mit dem Pub-likum in Kontakt treten zu können.

Thomas Ostermeier, der künstlerischen Leiter der Schaubühne, mit dem dich eine enge Freundschaft und ein Arbeitsverhält-nis verbindet, hat mal gesagt, Schauspiele-rei sei ein Angstberuf...

Für mich ist Angst erstmal nichts Negati-ves. Als Kind habe ich es geliebt, Geister-bahn zu fahren, auch wenn ich tierisch Angst davor hatte. Aber das Tolle und Auf-regende daran war ja, diese Angst zu über-winden.Mit dem Theater ist es eigentlich nicht an-ders. Meine größte Angst ist, dass ich da-bei nicht mehr aufgeregt bin. Als Kind ist man ja auch vor Weihnachten aufgeregt. Wenn diese Aufregung weg ist, macht es nur noch halb so viel Spaß.

Ich finde es spannend, immer wieder Hemmungen und Ängste auf der Bühne zu überwinden. Das ist auch der Grund, warum ich auf der Bühne gerne in die Extreme gehe: damit es für mich und die Zuschauer spannend bleibt - und nicht um der Provokation willen, so wie es mir man-che Kritiker gerne unterstellen.

Was kann es nach dem Hamlet eigentlich noch für eine Rolle geben?

Das ist wirklich schwierig, insbesondere weil alles, was ich mir von der Rolle ver-sprochen habe, auch eingelöst wurde. Ich konnte alles, was mich beschäftigt, alle meine Sehnsüchte und Interessen in diese Rolle einbringen. Dadurch merke ich jetzt natürlich, wie sehr mich andere Rollen einschränken.Aber, ehrlich gesagt, ist das auch ein ech-tes Luxusproblem. Viel schlimmer wäre es, wenn ich diese Rolle nie hätte spielen können.Demnächst werde ich mit Hans-Christian Schmid drehen. Das wird wieder eine neue Herausforderung.

Für alle, die noch mehr über Lars Eidinger erfahren wol-

len verlosen wir 3x das Buch „backstage 3 – EIDINGER“

von Michael Eberth, das gerade im Verlag „Theater der

Zeit“ erschienen ist.

Einfach eine Mail an [email protected] senden

und mitmachen!

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Mitte Streets 31

Ja, das ist ein Originalzitat. Und jetzt muss das niemand erraten oder sogar wissen, um mindestens eine total reduktionistische Bürotischlampe eines skandinavischen Nachwuchsdesigners zu gewinnen – das überlassen wir den – nebenbei sehr geschätzten Kollegen von Brandeins und ihrer letzten Seite. So viel sei verra-ten: es ist weder Barack Obama noch Uli Hoeneß. Errät man ja doch nicht: General Strategus, Lagerkommandant (Asterix und die Goten). Dass Asterix – neben der Jugend – die beste Vorbereitung für das Erwachsensein war, ist ja den in den 60ern und 70ern Geborenen hinlänglich bekannt. Und ich spre-che jetzt nicht von den lateinischen Zitaten Marke „Alea iacta est!“ oder „Morituri te salutant!“, die man nach Lektüre von 2, 3 Heften mehr oder weniger alle auswendig kannte und mit denen man noch heute nach ein paar Gläsern Primitivo in geselliger Runde ein kleines Latinum vortäuschen kann. Naja, kurz halt. Es ging um viel mehr: Asterix war ein gezeichneter Bildungsauf-trag in der Tradition anderer großer französischer Intellektueller wie Sartre, Camus oder Zola, und deswegen war er – wie das Ou-evre der genannten Herren – für die Ewigkeit geschrieben. Und ist deshalb so aktuell. Nehmen wir „Sie sind alle so dumm – und ich bin ihr Chef!“ – geradezu auf den Leib geschrieben für bereits oben genannte Herren, kommt aber sicherlich auch Frau Mer-kel ein ums andere Mal über die Lippen, wenn sie an ihre Jungs denkt – man erinnere sich nur (kurz bitte!) an den völlig zu Recht vergessenen Ex-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Günther Oettinger und seine Trauerrede für den verstorbenen

NS-Richter und späteren Ministerpräsidenten Filbinger oder an seine ersten Gehversuche in der englischen Sprache – als deut-scher EU-Kommissar in Brüssel! „Die spinnen, die Römer!“ – ein Bonmot von Asterix, der seinen latent xenophoben Ansichten nahezu in jedem Heft Ausdruck verleiht. Auch heute nicht aus-schließlich und immer von der Hand zu weisen, man denke nur an Silvio Berlusconi, Francesco Totti und – nicht zu vergessen – den Fiat Multipla von vorne. Aber zur Ehrenrettung der Gallier sei gesagt: wo Extrempositio-nen eingenommen werden, gibt es ja immer auch eine „Voice of Reason“ und die ist einmal mehr Methusalix vorbehalten: „Ich habe nichts gegen Fremde.“ („Das Geschenk Cäsars“) Andere Themen mit Tagesaktualität: Essstörungen! „Ich bin nicht dick!“ (Obelix, mit der hierfür symptomatischen gebetsmühlenartigen Wiederholung in jedem 2. Heft) oder Drogenmissbrauch: „Ein Hörnchen Wein bleibt ungern allein.“ (Majestix in Asterix und der Avernerschild) „Das Dorf bin ich!“ (Grobianix in Der große Gra-ben) – das erinnert natürlich nicht nur an Kim Jong II oder das Despotentum der Münchner Wiesnwirte, sondern klingt auch verdächtig stark nach Felix Magath. Klar ist aber damals wie heute: „Beati pauperes spiritu!“ – frei übersetzt: „Selig sind die geistig Armen!“ (Quadratus, Baumeis-ter, „Die Trabantenstadt“), und dass wir von den Franzosen jede Menge lernen können, wissen wir also nicht erst seit Paul Bocuse und Franck Ribéry.

Text Oliver Janik Illustration Evelyn Hahn

„Was ich noch sagen wollte…“

– Hinweise auf Missstände und

andere Belanglosigkeiten.

„SIE SIND ALLE SO DUMM – UND ICH BIN IHR CHEF!“ (LERNEN VON DEN FRANZOSEN)

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32 Mitte Streets

Seit Anfang der 90er haben Wolfgang Schultes und sein Team ein System ge-schaffen, das privaten und geschäftlichen Kunden gleichermaßen erlaubt, sich auf eine faszinierende Reise durch die textile Kulturgeschichte zu begeben. Für die Ab-schlussarbeiten von Film- und Theater-Hochschulabsolventen, angehenden Fo-tografen oder Theatergruppen wird sogar ein Rabatt von 20 Prozent gewährt.

Ich befinde mich auf einem Streifzug durch unterirdische Katakomben irgend-wo im Südosten Berlins: Hier begegnet

mir ein ausgestopfter Alligator, der mit weit aufgerissenem Maul auf einer Chai-selongue thront, um ihn herum ein Kof-fer voller FDJ-Fahnen und Wimpel mit der Aufschrift „DDR-Sportfest 1969“. Ein paar Regale weiter steht ein schwer bewaffneter Barbar zwischen Barockkleidern und Uni-formen der Verkehrsbetriebe und grinst mit einem lebensgroßen Skelett um die Wette.

Das, was hier nach einer Episode der ame-rikanischen Horror-Kultserie der 90er Ge-schichten aus der Gruft klingt, spielt sich

so oder ähnlich täglich in den Gemäuern des Berliner Kostümfundus ab und erfor-dert bei seinen Besuchern schon mal Ner-ven wie Drahtseile.

Der DFF-Fundus zählt nicht nur zu den größten Requisiten-Lagern der Bundesre-publik, sondern ist womöglich auch der skurrilste seiner Art in ganz Deutschland. Alles was damals das DDR-Fernsehballett und andere Ost-Größen in ihren Sendun-gen trugen, wanderte in den gut sortierten Adlershofer Fundus, der sich fern vom Tru-bel der Großstadt über prall gefüllte 4000

DRESS TO IMPRESS

Don’t be a drag just be a queen – um es mal nonchalant mit den Worten der sich

gerne in Fleisch kleidenden Revolutionärin der Pop-Kultur Stefani Germanotta

auszudrücken. Weshalb auf der nächsten Mottoparty, dem Kostümball oder zur

Drag-Queen Kandidatur durch modische Fauxpas von sich reden machen, wo doch

mit authentischen Kleidern und märchenhaften Roben aus dem Theaterfundus

der glanzvolle Auftritt garantiert wäre! Den meisten Fundus ist der Verleih an

Privatpersonen strikt untersagt. Beim Adlershofer Kostümverleih ist das anders.

Text und Fotos Paul Schlosser Translation P. 41

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Quadratmeter inmitten eines unscheinba-ren Gewerbegebiets erstreckt. Sämtliche Kostüme und Requisiten der Sammlung sind Originale.

Da das DDR-Fernsehen viele Filme selbst drehte, wuchs der Fundus sehr schnell. Ne-ben 35 000 Kostümen, dem drittgrößten Lagerbestand an Echthaarperücken und unzähligen Mützen, Masken und Hüten gehören 350 000 Requisiten zum Fundus, die vom Salzstreuer bis zum Beichtstuhl den größten Teil des Verleihs ausmachen. Über zwei Drittel des Umsatzes werden mit Ausstattungsgegenständen aus allen Epochen gemacht. Besonderer Fokus liegt dabei auf historischen und DDRtypischen Gegenständen. Die Liste bekannter Spiel-filme, die von diesem Lagerbestand profi-tierten, ist lang: Goodbye Lenin, NVA oder Sonnenallee; jedoch auch für den preisge-krönten Film Das Leben der Anderen oder Boxhagener Platz bedienten sich Requisi-teure im Adlershofer Fundus.

Dass auch Märchen, Ritter und alles, was mit martialischem Aussehen zu tun hat, ein großes Thema sind, beweist die jüngs-te Zusammenarbeit mit der internatio-nalen Filmproduktion Hensel and Gretel: Witch Hunters. Der Blockbuster spielt eini-ge Jahre, nachdem Hänsel und Gretel aus dem Pfefferkuchenhaus fliehen konnten, und begleitet das Geschwisterpaar, das sich inzwischen zu rachsüchtigen und weit bekannten Kopfgeldjägern entwickelt

hat, die es auf die flotte Hexe, gespielt von X-Mens Leading Lady Famke Janssen, abge-sehen haben.

Besonders beeindruckt bin ich von den zahlreichen DDR-Fernsehballett-Kostümen mit historischem Wert, ihrer detaillierten Ausarbeitung und der handwerklich be-eindruckenden Umsetzung. Was damals an hochwertigen Materialien fehlte, wur-de durch die schier grenzenlose Kreativi-tät der Kostümbildner wieder ausgegli-chen. Falls für die Verarbeitung mal ein extravagantes Muster vorgesehen war, jedoch der geeignete Stoff fehlte, wusste man sich mit Pinsel und Farbe zu helfen. Hüte und andere Kopfbedeckungen wur-den währenddessen aus einfachem Papier oder Folie kreiert, die jedoch erstaunlich edel wirken und wohl jeden japanischen Origami-Trickkünstler grün vor Neid an-laufen lassen würden.

Adlershofer Requisiten- und Kostümfundus

Ernst-Augustin-Str. 7 12489 Berlin

www.fundus-berlin.de

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Aktuell ist die in Berlin lebende Schauspie-lerin in einem Kampagnenfilm des Mine-ralwasserherstellers „Vöslauer“ zu sehen. Wir stellten Nora zehn Fragen und erfuh-ren, wie sie sich auf ihre Rollen vorbereitet, mit wem sie gerne einmal vor der Kamera stehen würde und wozu die Identifikation mit einer Filmfigur führen kann...

1. Du lebst jetzt seit acht Jahren in Berlin. Was sind deine liebsten Orte in der Stadt?Jedes Restaurant, das ein tolles Wiener Schnitzel kredenzt (lacht).

2. Gibt es etwas, was du an der deutschen Hauptstadt nicht magst oder etwas, was du hier vermisst?Ich vermisse die Kaffeehauskultur. Stun-denlang, ohne musikalische Beschallung, zu lesen, zu plaudern und eine weitere Me-lange beim Herrn Ober zu bestellen.

3. Wo würdest du leben, wenn nicht hier?Berlin als Basis empfinde ich als goldrich-tig. Aber zusätzliche Wohnungen in Paris, London und Wien wären durchaus prak-tisch.

4. Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen bereits während des Schauspielstudiums, verschiedene Auszeichnungen und gro-ßes Lob von den Kritikern – das alles sieht

stark nach Bilderbuchkarriere aus. Hast du manchmal an deinem Weg gezweifelt?Nicht an meinem Weg, aber ob er sicher ausgeht. Ob sich all das einstellt, wovon ich träume. Und sicherlich, aber das ist eine gute Berufskrankheit, zweifle ich auch an mir. Denn Demut empfinde ich als das oberste Gebot.

5. Hast du ein bestimmtes Rezept, eine spe-zielle Art und Weise, wie du dich auf eine neue Rolle vorbereitest?Ich erstelle mir immer eine genaue Rollen-biographie. Wie war ihre Kindheit, wovon träumt sie, was ist ihr größter Albtraum!? Wie bewegt sie sich, und was ist ihre Lieb-lingsmusik?! Ich versuche, mir verschiede-ne Ebenen zu erschließen, die dann meine Figur ergeben, mit ihrer spezifischen Lo-gik, eigenem Instinkt und Impuls.

6. Wenn du freie Auswahl hättest: Mit wem würdest du gerne einmal vor der Kamera stehen?Mit Tilda Swinton!

7. Was war dein bisher skurrilstes Erlebnis bei einem Dreh?Als ich im Zuge meiner Carlos Drehar-beiten einen Schwangerenbauch umge-schnallt bekommen habe und merkte, wie ich den unbewußt anfing zu streicheln

und von den echten Müttern am Set Tips bekommen habe, wie eine Geburt sich an-fühlt und vor allem anhört!

8. Die meisten kennen dich aus Film- und Fernsehproduktionen. Du spielst aber auch am „Deutschen Theater Berlin“ und am „Schauspielhaus“ in Köln. Stehst du lieber vor der Kamera oder auf der Bühne?Beides ist mir enorm wichtig. Aber, ich gebe zu, mit dem Lampenfieber vor einer Theatervorstellung umzugehen, ist schon eine Herausforderung.

9. Neben Theater, Kino und Fernsehen bist du nun auch in einem Werbefilm von „Vös-lauer“ zu sehen (www.vöslauer-derfilm.com)? Wie kam es denn zu dieser unge-wöhnlichen Zusammenarbeit?Ich fand das gesamte Projekt sehr stim-mig. Vöslauer Wasser, das innovative Kon-zept und den fast schon kurzfilmartigen Spot mit einer verzaubernden Geschichte.

10. Kannst du uns etwas über dein zukünf-tiges Projekt verraten? Wo werden wir dich als nächstes zu sehen bekommen?Über mein nächstes Filmprojekt, muss ich mich leider noch in Schweigen hüllen. Aber am Deutschen Theater und am Schau-spiel Köln bin ich offiziell zu sehen (lacht).

10 FRAGEN AN NORA VON WALDSTÄTTEN

Geliebte eines internationalen Top-Terroristen, eine eiskalte

Internatsschülerin, die ein tödliches Intrigennetz um ihre

Mitschüler spinnt, ein Mädchen, dass ihren Freund mit wilden

Flirts in den Wahnsinn treibt. Für Nora von Waldstätten bildeten

diese Rollen ideale Plattformen, ihr eindrucksvolles Spiel einem

großen Publikum zu präsentieren. Und zwar so überzeugend,

dass die geborene Wienerin bereits mit dem „New Faces Award“

und dem „Max Ophüls Preis“ ausgezeichnet wurde.

Text André Uhl Fotos Vöslauer Translation P. 41

34 Kieztalk

Page 35: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

Mitte Muttis 35

Dass ersteres auf Grund ihrer Herkunft so gut wie unmöglich ist und letzteres leider nicht zum Broterwerb ausreicht, ist ihr ebenso wenig zu vermitteln, wie dass die Welt nicht nur aus glitzernden Feen mit pinken Flügeln besteht. Und so frage ich mich häufig, wenn sie mir abends ein Buch über regenbogenfarbene Ein-hörner in die Hand drückt, was wir eigentlich falsch gemacht haben in punkto frühkindlicher Kulturerziehung und wo sie eigentlich hin sind, die guten alten Grimmschen Märchen mit der bösen Stiefmutter, die alle Kinder am liebsten um die Ecke bringen will. Gehen die heute über-haupt nicht mehr? Nein, findet meine Tochter. Zu unheimlich. Und: zu wenig pink. Also streichen wir die wieder von der Liste. Was also stattdessen? Vielleicht Kunst, wäre das dem Kind genehm? Langweilig, findet meine Kleine. Da malt sie doch lieber selber. Das ist ja gut und schön, doch was ist mit mei-nem elterlichen Bildungsauftrag? Muss ich mei-nem Kind nicht wenigstens ein ganz klein wenig Kultur nahe bringen? Oder wird sie noch mit fünfundzwanzig glauben, dass das Theater eine Datingbörse für Singles ab 50 ist? Nein! Zumindest nicht, wenn ich mit ihr ins The-ater an der Parkaue gehe, das sich mit seinem Repertoire insbesondere an das junge Publikum wendet und Kinderbuchklassiker wie James Krüss Timm Thaler oder Erich Kästners Doppel-tes Lottchen zu seinen Stücken zählt. Selbst für die ganz kleinen Gäste ab 5 Jahren gibt es dort schon einiges zu sehen, so wie das Tanzstück Bettina bummelt oder den DDR-Kinderbuch-klassiker Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt von Hannes Hüttner.

Doch können die Kinder sich im Theater Par-kaue die Stücke nicht nur anschauen. Nein, sie können auch selbst in einem mitspielen, wenn sie Mitglied in einem der fünf Theaterclubs werden, die sich an Kinder und Jugendliche zwi-schen 9 und 24 Jahren richten. Eine weitere gute Adresse, um sein Kind in punkto Bildung ein Stück weiterzubringen, ist das Grips-Theater Berlin, dessen Stücke sich the-matisch insbesondere an die älteren Kids ab 12 Jahre richten. So wie David S. Craigs Stück Big Deal?, in dem der Autor einen Teeanger und dessen Vater über die Gefahren von Marihuana-Konsum diskutieren lässt. Ein Zwiegespräch, bei dem man, wie der Autor selbst feststellen muss-te, plötzlich eine ganz andere Meinung vertritt, wenn es die eigenen Kinder sind, die das Zeug konsumieren, und nicht mehr man selbst. Die diesmonatigen Highlights im Grips-Theater sind jedoch sicher die beiden Gastspiele A Clock-work Orange und Für Ewig und Hundertmilli-onen Tage, die im Rahmen des Kinder- und Ju-gendtheaterfestivals AUGENBLICK MAL! gezeigt werden und die nur ein Teil des großartigen Pro-gramms darstellen, welches das Festival auch in diesem Jahr wieder zu bieten hat. Auch ich würde mit meiner Tochter sehr gerne dort hingehen, doch leider macht es nur wenig Sinn. Da sie spätestens nach 10 Minuten wieder gehen will, weil ihr die Feuerwehr zu laut, die Schauspieler zu unheimlich oder der Theater-saal zu dunkel ist. Ich befürchte allerdings, dass sie nur so schnell wie möglich zurück in ihr pin-ke Spielzeughölle will. Aber ich gebe nicht auf. Irgendwann wird sie schon kapieren, dass Ein-hornkunde kein Schulfach ist.

WIR MITTE-MUTTIS

Polly Pocket, Prinzessin Lillifee und Pink in allen

Formen: das ist der derzeitige Horizont meiner

vierjährigen Tochter, die als Berufswunsch

wahlweise Prinzessin oder Funkenmariechen angibt.

AUGENBLICK MAL!

11. Kinder- und Jugendtheaterfestival

augenblickmal.de

14. bis 19. Mai

Theater an der Parkaue

Junges Staatstheater Berlin

Parkaue 29

10367 Berlin

Tel. 030 – 55 77 520

Alle Infos über den Theaterclub erfahrt

ihr unter www.parkaue.de unter der

Kategorie Mitmachen/Projekte/Themen

– Theaterclubs

Nächste Termine u.a.

„Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“

5 bis 9 Jahre, 60 Min.

2./ 20. Mai jeweils um 10.00 Uhr

„Bettina bummelt“

5 bis 10 Jahre, 50 Min.

4./ 5. Mai jeweils um 10.00 Uhr

„Das doppelte Lottchen“

7 bis 12 Jahre, 125 Min. mit Pause

9. Mai um 9.30 Uhr

GRIPS Theater

Altonaer Straße 22

10557 Berlin

www.grips-theater.de

„Big Deal?“

23. Mai um 18:00 Uhr

24. und 25. Mai um 11:00 Uhr

Text Bettina Schuler Fotos Christian Brachwitz Translation P. 43

Page 36: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

KUNSTTIPPS VON EYEOUTText Jesi Khadivi Translation Moritz Estermann, P. 44

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

MIE OLISE 29. April – 11. Juni 2011DUVE Berlin, Invalidenstr. 90, S3, S5, S7, S75 Hauptbahnhof, Di-Fr, 11–18 h; Sa, 12–18 h

+49 30 77 90 23 02, [email protected], www.duveberlin.com

1941 trafen sich die Physiker Niels Bohr und Werner Heisenberg in Kopenhagen, um die Frage der Atombombe zu besprechen. Das Treffen verlief nicht sonderlich konstruktiv – Bohr ver-ließ vorzeitig und aufgebracht den Raum. Diese historisch verbriefte Zusammenkunft ist In-halt der faszinierenden Ausstellung von Mie Olise. In den elf gezeigten gestischen Gemälden interpretiert Olise die Architektur des Gebäudes, in dem sich die zwei bedeutenden Physiker trafen. Getreu ihrer multidisziplinären Arbeitsweise und fesselnden Recherche zeigt sie neben den Malereien englische Übersetzungen nie abgeschickter Briefe Bohrs an seinen entfremdeten Freund und Kollegen. Die einzige Skulptur der Ausstellung weist den Weg zu einem unbekannten Ort in Berlin, wo die Künstlerin Bilsenkraut und Tollkirsche gepflanzt hat. Zwei Gewächse, deren Überleben nach einer Atombombe am wahrscheinlichsten ist.

Courtesy DUVE Berlin

ALON LEVIN29. April – 18. Juni 2011Klemm’s, Brunnenstr. 7, U8 Rosenthaler Platz, Di–Sa, 11–18 h

+49 30 40 50 49 53, [email protected], www. klemms-berlin.com

Die großformatigen Holzskulpturen von Alon Levin nehmen Bezug auf modernistische Utopien und soziale Theorien über Raum, Fortschritt und Wachstum. Das Interesse an Ordnung und deren Zerstörung leitet den Künstler in seiner Arbeit; der Konflikt zwischen diesen Antipolen generiert eine beinah fassbare Spannung in seinen Arbeiten. Für Levin existiert „irgendwo zwischen den Ruinen das Potential für das authentisch Neue“. Der Künstler bespielt in seiner lang erwarteten zweiten Einzelausstellung bei Klemm’s den gesamten Raum mit einer Installation aus Holzelementen. Die genauen Details der Ar-beit werden jedoch erst zur Eröffnung enthüllt.

Alon Levin: The Everything of an Almost Future, 2010

(Detail) Courtesy Klemm's, Berlin

STERLING RUBY8. April – 28. Mai 2011Sprüth Magers Berlin, Oranienburger Str. 18, S1, S2, S25 Oranienburger Strasse, Di–Sa, 11–18 h

+49 30 28 88 40 30, [email protected], www.spruethmagers.com

Wunderschöne und gleichzeitig harte Formen definieren die Installationen von Sterling Ruby. So auch in I Am Not Free Because I Can Be Exploded Anytime – Rubys Ausstellung bei Sprüth Magers, die den Titel einer Gemeinschaftsarbeit von Jenny Holzer und der Graffiti Künstlerin Lady Pink trägt. Die Gemälde, Collagen und Skulpturen drängen den Besucher zur Konfrontation mit dem amerikanisch-obsessiven Freiheitsbegriff – Rot-, Blau- und Weißtöne dominieren die Ausstellung. Das Spannungsfeld zwischen plakativ und zurückhaltend eingesetzten Farben wird in dem extremen Formalismus der Arbeiten aufgenommen und setzt sich in der Wahl der Materialen fort: bunt bemalte Stoffe und hängende Skulpturen aus Füllfasern konterkarieren düstere Stehlen und gesprayte Arbeiten auf Leinwand. Die Bronz-eskulptur Peacehead versinnbildlicht den schwindenden Optimismus und die Ernüchter-ung einer Nation – ein bröckelndes, besprühtes Peace-Symbol.

Sterling Ruby – I Am Not Free Because I Can Be Exploded

Anytime (Installationsansicht)

© Sterling Ruby, Courtesy Sprüth Magers Berlin London

36 Kulturgut

Page 37: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

Mitte Streets 37

Wo Natur auf urbanes Lebensgefühl trifft, wer-den rund 700 Party-Gäste ihre Stadt bei einem loungigen Picknick, Live-Bands und DJ-Sounds einmal von der grünen Seite erleben.

Unter anderem gibt die isländische Elektropop-Formation FM Belfast auf ihrem einzigen Tour-stop in Berlin eine Preview ihres neuen Albums Don’t Want To Sleep.

Zu Post-Punk, Disco, House und Techno sorgt Foals (DJ Set) für gute Laune unter freiem Him-mel. Neben DJ und Produzent Hunee, der mitt-lerweile Musik für Labels wie Feel Music, W.T. Re-cords, Internasjonal und Retreat macht, ist Hugo Capablanca mit vintage Sounds, Disco, Boogie und Oldschool House für die richtige Stimmung zuständig.

Und für alle, die gerne alles wild gemischt hö-ren, ist Remmidemmi am Start. Remmidemmi ist Popmusik, ist Michael Jackson und Phoenix, ist MGMT und Bonnie Tyler, ist Hip Hop mit An-zug, ist ein Kindergeburtstag ohne Kinder.

Unter sonnigem Freiluft-Ambiente vor den Reg-lern feiern oder einfach nur im Liegestuhl mit einem kühlen Heineken – Was will man mehr!

Die Tickets für diesen musikalischen Ausflug gibt es lediglich unter www.heineken.de/greens-phere zu ergattern. Macht mit, seid schnell und genießt die Sonne, die Musik und das kalte Hei-neken.

Ab 12. Mai könnt ihr auf mitteschoen.com 2x2 Tickets gewinnen!

ELECTRO-LOUNGE IM GRÜNEN

Berlin hat wieder grüne Wiesen, die Sonne scheint, der Grill wurde

auch schon das ein oder andere Mal benutzt – jetzt braucht man

nur noch den richtigen Ort, um an einem schönen, warmen

Sonntag abzuhängen. Und den haben wir für euch: Am 29. Mai

lädt „Heineken“ mit der neuen Eventreihe „Heineken Green

Sphere“ zum ausgelassenen Chillen im Treptower Park ein.

Translation P. 43

Page 38: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

38 Kieztalk

Es gibt verschiedene Positionen im Theater, für die es eigentlich gar keine spezielle Ausbildung gibt. Dazu gehört auch der Beruf der Souffleuse, in dem sehr viele Quereinsteiger arbeiten. So wie ich.

Eigentlich habe ich Lebensmitteltechnologie an der Humboldt-Universität studiert, doch mein Herz hat schon immer dem The-ater gehört. Schon während meiner Studienzeit habe ich als Gar-derobiere oder Programmverkäuferin am Theater gearbeitet und auch danach habe ich dort weiter nebenher gejobbt.

Nach der Wende ging es mit meiner Berufssparte den Bach run-ter, und ich bekam panische Angst vor der Arbeitslosigkeit. Als ich dann von einem Mitarbeiter der Volksbühne gefragte wurde, ob ich mein Hobby nicht zum Beruf machen wolle, musste ich nicht lange nachdenken. Das war 1990.

Seit 1996 bin ich am Theater an der Parkaue tätig. Das kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit. Damals, zu DDR-Zeiten, hieß es noch Theater der Freundschaft und war bereits ein Theater für Jugendliche und Kinder.

Für mich ist es eine extrem große Herausforderung, an einem Ju-gend- und Kindertheater zu arbeiten. Nicht nur weil die Kinder ein sehr kritisches Publikum sind, sondern auch weil man im bes-ten Fall eine neue Generation für das Theater begeistert.

Der Name Souffleuse ist von dem französischen Wort ‚souffler‘ abgeleitet, was man ins Deutsche als ‚hauchen‘ oder ‚wehen‘ über-setzen kann. Ich finde, diese beiden Verben beschreiben ziem-lich genau meine Arbeit, denn ich mache nichts anderes, als den Schauspielern bei Bedarf ihren Text zuzuhauchen.

Als Vorbereitung auf meine Arbeit lese ich mir die Stücke zu Hau-se laut vor, damit sie mir später besser über die Lippen gehen. Während der Proben ist es vor allem wichtig, den Kontakt zu den Schauspielern zu halten und zu schauen, wie sie reagieren und welche Signale sie aussenden, wenn sie hängen. Zugleich muss ich mit einem Ohr auch immer bei dem Regisseur sein und da-rauf achten, ob er Textänderungen durchgibt. Dementsprechend muss ich dann meinen Text aktualisieren.

Jeder Schauspieler geht ganz anders vor beim Lernen des Textes. Manche können ihn schon bei der ersten Probe, andere lernen ihn erst durch das Spielen. Einige Schauspieler ändern den Text auch ein wenig ab und machen ihn sich dadurch mundgerecht. Das muss ich dann natürlich auch notieren.

Manche Schauspieler nennen mich scherzhaft die „Buchstaben-polizistin“. Aber bei manchen Sätzen muss ich einfach sehr genau sein, da sie als Stichwort für die Bühnentechnik dienen und die Techniker ohne diese Stichworte ihren Einsatz verpassen.

Als Souffleuse muss man sehr feinfühlig sein. Sonst merkt man nicht, ob der Schauspieler hängt oder nur eine künstlerische Pause einlegt. Deshalb kann man sich als Souffleuse auch nicht einfach mit seinem Textbuch gemütlich in die Vorstellung setzen und darüber nachdenken, was man später noch einkaufen will. Man muss die ganze Zeit extrem aufmerksam sein, denn es kann jederzeit etwas passieren. Das ist wohl auch das Schwierigste. Die Plötzlichkeit, mit der man gebraucht wird und die keine wirkliche Routine aufkommen lässt. Darauf lässt man sich ein oder nicht.

Jutta Rutz,

Souffleuse am „Theater an der Parkaue“,

57 Jahre

BERLINER GESICHTER

Text Bettina Schuler Fotos Eugen Bräunig Translation P. 44

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Page 40: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

Events (p. 6)

ROCCO AND HIS BROTHERS

A play based on the film by

Luchino Visconti

Admission: !10 – 32

Premiere 5 May

9 and 27 May

Visconti’s award-winning classic Rocco and His Brot-

hers, which memorably featured Alain Delon in the

main role, is from 1960. The stage adaptation took 48

years in coming and was first performed in 2008 in

Bochum. Now Rocco and his brothers are finally co-

ming to Berlin to the Maxim Gorki Theater.

Rosaria Parondi and her three sons Rocco, Simone,

Ciro escape the poverty in Sicily and follow the eldest

sibling, Vincenzo, to Milan. While Ciro strives for a

normal family life, Simone and Rocco try to make ca-

reers as boxers. Simone, who falls in love with Nadia

but she has a thing for Rocco, succumbs to alcohol.

The brothers become unforgiving enemies, and it

ends in tragedy.

The play was directed by Antu Romero Nunes. The up

and coming talent recently finished his studies at the

Ernst Busch School in 2009 with a diploma produc-

tion of Der Geisterseher. After directing stints at the

Thalia Theater and Schauspiel Frankfurt, he joined

the Maxim Gorki Theater for the 2010-11 season beco-

ming the youngest director on staff.

Maxim Gorki Theater Berlin

Am Festungsgraben 2

Tickets: 030 – 20 22 11 15

www.gorki.de

OZ – THE WONDERFUL WIZARD

Ballet

Admission: ! 9 – 42

30 May, 7:30 pm, appropriate

for ages 10 and older

The truly magical children’s

book The Wizard of Oz by L. Frank Baum was publis-

hed in 1900. The eponymous film with the wonder-

ful Judy Garland is always a nice change at Christmas

time. The Staatsballett Berlin is telling the story in a

performance at the Komische Oper Berlin. The piece

was choreographed by Giorgio Madia who has won se-

veral international awards – the result is a charming,

wonderful evening of theater for the whole family!

OZ – THE WONDERFUL WIZARD

Choreographed by Giorgio Madia

Music by Dmitri Schostakowitsch

Komische Oper Berlin

Behren Strasse 55-57

Tickets: 030 – 20 60 92 630

www.komische-oper-berlin.de

THE RIFLES ACOUSTIC

Acoustic Britpop Indie Rock

Admission: in advance 16 !/box

office: to be announced

19 May, 9 pm

In the middle of 250,000 fans at an Oasis concert in

1996, Luke Crowther, vocals, and Joel Stoker, guitarist,

were so impressed and inspired that they decided to

form a band. The two London-born boys found bassist

Rob Pyne in Walthamstow, and discovered drummer

Grant Marsh at a club night in East London.

And that’s how it goes: a new band, The Rifles. Their

first performance in 2004 was followed by their first

album. Avid fans include Graham Coxen (Blur) and

Paul Weller, a Britpop veteran, who is betting on the

young talents and sometimes even joins them on sta-

ge. The Rifles cannot complain about a lack of fans and

supporters: “Some 19-year-old pulled up his shirt and

showed me a tattoo he had just gotten: there was the

The Rifles and a guitar across his back...” shares Luke

Crowther. After their very successful third album,

The Great Escape, the Londoners are coming to Berlin

with their Acoustic Tour. The concert had to be relo-

cated to the Postbahnhof due to high demand. Buy

tickets while they’re still available!

Postbahnhof

Strasse der Pariser Kommune 8

www.postbahnhof.de

BRANDT BRAUER FRICK

ENSEMBLE

Instrumentalized Techno

Admission: starting at ! 27.20

5 May, 9 pm

The three guys from the Brandt

Brauer Frick ensemble were thinking: combine a mu-

sical past with the present when they formed their

band. And that past probably included a lot of pia-

no lessons, lots of musical scales – and in the case of

Brandt, drum practice.

If you’ve already mastered these instruments, then

why cannot use your skills to make contemporary

techno music. No sooner said than done, and a highly

acclaimed debut album entitled You make me real is

released. The trio celebrated international success in

2010. For their upcoming live tour, the ensemble has

increased to ten professional musicians to treat their

audiences with their orchestral-techno symbiosis.

And what location could be better suited for it than

Berghain?

Berghain, Panorama Bar

Am Wriezener Bahnhof

www.berghain.de

SVEN REGENER

MEINE JAHRE MIT

HAMBURG HEINER

Reading

Admission: in advance ! 18.50,

box office: to be announced

13 May, 8 pm

It’s difficult to say what Sven Regener is now: a musi-

cian who writes or a music-making writer. Regener, at

the request of his record company, blogged for a few

days before the release of the new Element of Crime

record in 2005. He’s been asked repeatedly over the

years whether he wouldn’t blog and thus, has blogged

his way through the virtual world of the Spiegel to the

taz to the Austrian standard. He said that the spark

was gone after a few days with the first blog, and so

that it wouldn’t be too boring for the reader, he in-

vented an imaginary friend: Hamburg Heiner (HH).

And whenever there was nothing more to say, he

called HH. The dialogue with the fictitious Heiner is

often hysterical and sweetens Regener’s collected

entries, which revolve around press events, tours and

travel. The collected blogs have now been published

as a book. Mr. Regener is on a reading tour – without

Hamburg Heiner – for fans and those who want to be.

Babylon Mitte

Rosa-Luxemburg-Strasse 30

Tickets: 030 – 24 25 969 (after 5 pm)

www.babylonberlin.de

WENN DER VORHANG FÄLLT

Exhibition, 18 March – 30 May

Admission free

Margarita Broich has died

hundreds of deaths on stage.

The actress has acted for Chris-

toph Schlingensief, Claus Peyman, Robert Wilson

and Heiner Müller. She understands the intensity of

playing roles, and how it almost completely dissolves

within you.

It is something very intimate, when the curtain goes

down (WENN DER VORHANG FÄLLT), the auditorium

empties and the actors become themselves again.

Broich has photographed these fleeting moments

when you can still see the role in the actor’s face. She

began with a self-portrait taken after a performance

40 English Translations

Page 41: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

of Schlingensief’s Rosebud in which she is staring

fixedly with a bloodied face into the camera. Over 60

of her photographs, which include Ben Becker, Kate

Winslet, Veronica Ferres, Klaus Maria Brandauer and

Thomas Quasthoff are now on view in the Martin Gro-

pius Bau.

Martin-Gropius-Bau

Niederkirchnerstrasse 7

www.berliner-festspiele.de

Opening times: Wednesday to Friday | 10 am to 8 pm,

Closed Tuesday

Theater, top secret... (p. 16)

Plays by young playwrights

at the Berliner Stückemarkt (a

market place for plays) are tre-

ated like secret documents: the

playwrights’ names are blacke-

ned out before the texts land on

the tables of the jury members

who then choose their favorites. Each year the market

is both a showcase and talent smith – for many parti-

cipants, a meteoric rise follows and they’re no longer

secret.

“Our main concern is that the authors are sustainably

promoted, and most importantly, that they are perfor-

med,” says Yvonne Büdenhölzer, head of the market.

Authors are often recruited by directors and theater

professionals throughout the country, even by the-

aters in Austria and Switzerland. It’s not the author’s

biography that’s decisive for the jury, but the power of

the texts, say the organizers of the competition, which

has been an integral part of the Berlin Theatre Mee-

ting since 1978. This year’s renowned dramaturgs and

actors will breathe life into five of the 350 submitted

plays in the form of staged readings in front of a live

audience. When the lights dim in the auditorium and

the actors begin with the reading, it’s very different

than the regular theater, a lot of organic and direct.

And that’s the idea.

“For us it’s often a question of courage. If a theater says

that they’re putting on a piece, then it’s usually a long

process. Here at the play market, if we think the play’s

good, we want to have it performed,” says the 34-year-

old theater professional.

The next step is to look out for directors and actors

who could become involved. “We build, so to speak, the

scenario around the play,” says the director.

A springboard into the world. The concept seems to be

bearing fruit for those for whom the market serves as

a springboard for their theater careers. Some authors

aren’t just performed, but also join the staff of presti-

gious stages such as Phillip Löhle who was at the mar-

ket in 2007 with Gospodin and now works for the Ma-

xim Gorki Theater. Other success stories include Oliver

Kluck and Anja Hilling, who are currently shaping the

young German theater scene.

This year’s colorful mix will be presented in the rea-

dings – the stage pieces are formal, but aesthetically

and content-wise vary widely. Dimitrij Gawrisch from

Kiev tells in Brachland the fate of two young men who

come from an Eastern European country to Germany,

live here illegally and try to find work. It is a conflict

piece with social relevance.

In Konradin Kunze’s psychological thriller foreign

angst, he describes what’s going on in the head of the

main character who travels into a war zone. The pro-

tagonist records many of his experiences with his

video camera. The piece is particularly interesting be-

cause throughout the story it’s unclear whether what

he describes is reality or fantasy. A family that falls

apart due to the fact that its members do not help each

other, and are actually dependent on each other is also

a theme. Mario Salazar uses the story as a basis for his

play Alles Gold was glänzt, in which the reader often

does not know whether to laugh or cry. The 30-year-

old Salazar grew up in Prenzlauer Berg and has lived in

France and Argentina. He interned in the on the Gorki

Theater production of Rummelplatz, which was direc-

ted by Armin Petras in for the 2008/2009 season. It

was at this time that Salazar was hooked by the theater

world, he says with a broad grin.

“The nice thing about theater and the market is that

you can see the text,” said Salazar. “When the text in

the book remains entirely unto itself, it also has an

appeal because you can develop your own thoughts. I

always think it’s exciting when you can get the images

in your mind moving.”

The performance dates of the play market will be pub-

lished along with the play schedule in early April.

International Jury: Author and dramaturg Martin

Heckmann, director and theater artist Nurkan Erkulat

from Turkey, director Barbara Mundel from Freiburg,

Iris Laufenberg (head of the Berlin Theater Meeting),

Jan Klata (director and writer from Poland).

Berlin’s most unusual theaters

(p. 18)

Anyone can go to the theater.

Seats are taken, the curtain

opens, there is a performance,

the curtain closes. But there

are unusual places where per-

formances, song or dance take

place. We’ve selected Berlin’s

most out of the ordinary for you.

Documentary Theater in Bunkers

Marina Schubarth, director of the Documentary The-

ater Berlin, focuses on the WWII horrors, or disasters

such as Chernobyl. In order to involve the audience

directly in the stories she chooses bunkers as venues.

The play OST-Arbeiter, for example, deals with forced

laborers – so it’s very appropriate that the bunker on

Bloch Platz in Wedding was chosen as a stage because

it was actually built by prisoners of war.

It was converted into a bomb shelter in the Eighties

– Schubarth thinks its the perfect backdrop for the

play Und der Name des Sterns heißt Tschernobyl (And

the name of the Star is called Chernobyl) – because it

resembles the inside of a reactor. It’s a topic that has

taken a whole new meaning considering the current

events in Japan.

When asked if it doesn’t depress her to work in such a

place, Schubarth responds: “My actors are very special.

Despite the serious subject matter, we often laugh. The

atmosphere that the performers create even makes

the cold bunker rooms warm. It’s a pleasure to go to

work. Nevertheless, it’s scary when you’re all alone in

the bunker.”

Audiences are fascinated by the subterranean venue.

“But still, I think everyone’s very happy to leave and re-

turn to their free, bomb-less lives. It’s also my director’s

wish. I wish that people understand that war does only

one thing: it takes and destroys everything. And when

you close bunker door from the outside, I hope that

you take a deep breath and are happy that you’re living

in this time, in peace and you should try to preserve it. ”

Theatre in a Juvenile Detention Center

There aren’t many prisons in the world where inmates

can act in their own theater group. They have rehearsal

with the theater team that includes a theater director,

production manager or set designer. The rehearsed pi-

eces are presented to an audience from the other side

of the prison walls.

It means a certain security risk and above all, additio-

nal work for the prison. But they’re not worried at the

juvenile detection center in Tegel (JVA), and lo and be-

hold, it works just fine. Even when the amateur actors

have to use with long wooden clubs and ax props on

stage, the audience never feels unsafe. And that even

though there is no separation between stage and au-

dience. The security staff is hardly noticeable.

The plays are professionally produced; the actors recei-

ve elocution and acting classes. It’s also good that they

don’t to raise an educational or moral index finger. Be-

fore long you forget that you’re even in a prison.

The audience has the opportunity to talk both with the

team and with the prisoners after the performance. A

young man, who has been incarcerated for attempted

murder since mid-2009 and will be until 2013, even

English Translations 41

Page 42: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

learned to play the guitar for the play Krabat ganz in

Weiss.

It wasn’t without pride that he answered a question

about his stage fright. “I had the luck to perform a year

ago and am, so to speak, somewhat of a veteran. You

still tremble a bit, but by and large, it works out well...

You can’t see the audience because of the lights.”

He admits that he would have never looked at the quite

complex play before he went to prison. But the expe-

rience has changed him. He wants to continue theater

acting when he gets out.

The text of the play is quite challenging, as is as the

choreography of the dance scenes. You see the parti-

cipants’ pride during the performance, especially du-

ring the enthusiastic final applause. They are proud to

have learned something, to have achieved something

and to have overcome. You instinctively wish that all

prisoners in the world were allowed to have theater

groups.

Don Quixote will be performed in the JVA Tegel in June.

Be sure not to miss an open air production of Mary and

Elizabeth in September that is loosely based on Fried-

rich Schiller’s Maria Stuart.

The Helmi Puppet Theater

It’s very difficult to describe the Helmi in words. Sure,

it’s a puppet theater. As legend would have it the first

performance took place with dolls made from an old

mattress, a few rags and wire on the Hemholtz Platz in

Prenzlauer Berg. Hansel and Gretel spontaneously ap-

peared on the schedule. An interesting story.

But in fact, you only feel Helmi. That is, in your gut,

when you it hurts to laugh but you just can’t stop. So,

out of desperation you bite your jacket. Only then will

you know Helmi.

Well-known plays or films are re-created with the dolls,

which lose the one or other extremity during the show.

Rocky was just on.

We ask whether they stick to a script. Florian Loycke,

a permanent member of the ensemble, responds: “A

script, in which there just a few lines from the movie,

or from other sources such as The Very Hungry Ca-

terpillar, 3 (Tom Tykwer), Metamorphosis (Kafka) and

Cheech and Chong, Jack and the Beanstalk, Sisyphus

(Camus) develops during rehearsals. About half of the

text is by us. A few more lines are added during the

performance.”

To be honest, it’s precisely when lines are forgotten

and they improvise that it’s most fun. Sometimes the

puppeteers, who are not hidden like in a usual puppet

show, get into the situations and even start to giggle.

(Hint: Pay attention to Emir Tebatebai’s facial expressi-

ons, he’s the man with the curly hair – which is not to

say that others aren’t killing).

A question: are the puppets and sets made completely

out of garbage? Loycke answers: “It’s not waste for me,

but rather the city’s wealth, or the flotsam and jetsam

of the city. If I didn’t build puppets, I would probably

be a real slob. So now I quickly use up the things...”

We especially recommended The Matrix. Don’t forget

that jacket to bite.

Underwater opera

Singing underwater. How’s that supposed to work?

Let’s ask the initiator of the underwater opera Aquaria

Palaoa, Claudia Herr. “I used to be a professional swim-

mer, and by chance ended up in the pool in Neukölln.

It is Germany’s largest Art Nouveau pool that is still in

operation has an atmosphere like an opera. I immedi-

ately had the inspiration to put on an opera there. My

first attempt was a performance of AquAria in which

I discovered vocals and percussion under water. That

was 2000. I’ve been preoccupied with the subject ever

since.”

The 28-member ensemble is in, over and under water

during the performance. The drums are also played in

the pool. The Berlin composer Susanne Stelzenbach

integrates sounds from the Antarctic ice, which were

recorded by the Palaoa listening station, and inter-

views with the scientists who live there, into a musical

theater piece.

The play is about youth. Finding a model of society

in which the elderly are not excluded. Mezzo-soprano

Claudia Herr plays the role of the young woman dives

and sings. Hard to imagine? Right. That leaves only one

thing – take a look for yourself.

Illustrator of the month:

Sebastian Blinde (p. 23)

I was born in 1979, and as a

child I used to crawl in the mud

with my mother in our garden

in Köpenick, Germany. We coll-

ected millions of caterpillars

and similar creatures in vari-

ous glasses in order to study

the captured insects and their strange transformati-

on processes.

Even today the discovery of bizarre forms of nature

are often the starting point for a new work, and alt-

hough I present the observed textures, feathers, sca-

les or skins true to detail, ultimately my illustrations

live from the astonished sight of a child. All these im-

pressions are prop fantasies that compose new scena-

rios and always add something found or dreamt.

My poster illustration for MitteSchön is the result of

many hours with Brehm's Life of Animals, a dream

sequence in which I run screaming through the de-

serted corridors of my old school in East Germany

and a generally skeptical attitude towards cats. It’s a

snapshot; the last, diffuse image of a long night of

restless sleep and a reminder of the huge potential

our subconscious has to blend experiences with the

excesses of our imagination.

In addition to my freelance work, large-scale, detailed

drawings, in which I can lose myself for weeks, I’ve re-

cently been able to do some interesting projects, like

for example, with the Initiative Musik GmbH. To tie in

with this, I’m always looking for new ideas, good jobs,

and exhibition opportunities and of course the stag

with the golden antlers.

The Transformer: Lars Eidinger

(p. 26)

Lars Eidinger has been perfor-

ming on the Schaubühne stage

for twelve years. He played the

male lead in A Streetcar Named

Desire, Alceste in Molière’s Mis-

anthrope and Hamlet in a Tho-

mas Ostermeier production.

He’s been seen in numerous roles on television, such

as Nicolette Krebitz’s lover in the relationship drama

Verhältnisse, a role that earned him a German Televi-

sion Prize nomination.

But his name is especially associated with one in

particular film: Maren Ade’s award-winning film Alle

Anderen, in which he played the disoriented thirty-

something Chris who vacillates between the fear of

a bourgeois existence and a desire for social accep-

tance. We met the actor and talked to him about his

role, his understanding of masculinity and the diffe-

rence between film and theater.

“Alle Anderen” is the film about today’s thirtyso-

mething generation who fears nothing more than

social assimilation, but still yearns for classical, pro-

fessional success. Were you aware that the story of

Chris and Gitti would so closely capture the spirit of

the times?

No. We’re too much a part of this generation for that,

and all still living this life too much. It also wasn’t

about creating an image of our generation or to judge

it. But of course I’m pleased that so many viewers re-

cognized themselves in the story.

I’ve always thought that a film can’t change anything;

at best, that it only engages the audience for as long

as it lasts. But this doesn’t apply to Alle Anderen at all.

Although the film is already two years old, I still hear

people discussing it. The film is making politics: people

are preoccupied by it and it changes something in them.

What more can you ask from a film in which you acted?

42 English Translations

Page 43: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

English Translations 43

Chris, the character you played in “Alle Anderen” is

increasingly attracted to the traditional male role

model, although he is actually a very enlightened and

modern man. Do you think many thirtysomethings

sincerely long for these classical roles because they

promise clear direction and support?

I personally don’t long for them at all. I’m relieved

that I don’t have to live up to the image of men I part-

ly grew up with. I think its better that the boundaries

between masculinity and femininity are increasingly

blurring. But I’m also aware of the problems and con-

flicts that result from it.

On the one hand women expect men be open and

show their feelings. On the other hand, that’s exact-

ly what repels them in men. No woman wants a man

who constantly tells her that he’s insecure and doesn’t

know what he wants. Indeed, women find a certain in-

dependence and toughness attractive. Which in turn

contradicts the need for more emotional openness.

This is exactly the conflict men today face.

An irreconcilable conflict?

I think it’ll just take some more time until this con-

flict eases and finally dissolves. But when I observe

today’s twenty-year-olds, I always have the feeling

that in this case they’re much further along than my

generation that grew up in the 80’s and is still trying

to cap their emotions with coolness like Chris.

Who in the end doesn’t trust himself to stand by his de-

cisions and feelings. Which, by the way, is very similar

to Hamlet whom you’ve also played on the stage. Just

that he doesn’t hides his actions behind coolness, but

behind a mask of madness.

I’ve never heard that before. But of course Hamlet is

also always interpreted as the great procrastinator.

Basically it would be possible for Gitti suddenly ap-

pear on stage in Hamlet and scream: decide for Christ

sakes!

But isn’t this reluctance everyone’s basic problem?

That we’d rather stagnate than live our dreams be-

cause we are afraid of the consequences of this

change? I know this from my own life.

Because you have acted for twelve years at the Schau-

bühne? No desire for change?

As a child I once changed my football team because

the others told me that it’s much better to play in the

national league in the lowest league. They also pro-

mised me a bicycle. I thought that was really cool, of

course. But in the end, it was a purely career decision,

even if I was a child.

After the change I very quickly stopped playing foot-

ball because it simply wasn’t fun anymore. I realized

how much my pleasure depended on the football

team. It’s the same with the Schaubühne. They’re my

club. They appreciate my opinion and me. I would

have to earn that again in a different theater.

And a life only as a film actor?

I can’t imagine that. I like to rehearse and act too

much for that. Theater acting is simply a completely

different experience, both with your colleagues and

with the audience. In the film you neither act live, nor

do you always have a colleague you act with. This is of

course much less satisfactory than playing Hamlet on

stage for two and a half hours, and connecting direct-

ly with the public.

Thomas Ostermeier, the artistic director of the theater,

with whom you have a close friendship and working

relationship, once said acting was a job of fear...

I don’t think fear’s negative initially. As a child I loved

ghost train rides even though I was petrified. But the

great and exciting thing about it was to overcome this fear.

It’s really not different any with theater. My biggest

fear is that it’ll no longer be exciting. As a child you’re

so excited before Christmas. It’s only half as much fun

when the excitement is gone.

I find it exciting to overcome inhibitions and fears

again and again on stage. This is also the reason why I

like to go to extremes on stage. This keeps it exciting

for the audience, and me and not for the sake of pro-

vocation, as some critics like to accuse me of.

Is there a substantial role after Hamlet?

That’s really difficult, especially because everything I

promised myself from the role was fulfilled. I was able

to bring all of my desires and concerns to the role. I’m

only realizing now of course how much other roles

restrict me.

But, frankly, that’s a real luxury problem. It’d be much

worse if I had never played this role.

I’ll soon be working with Hans-Christian Schmid.

That’ll be a new challenge.

For those who still want to learn more about Lars Ei-

dinger, we’re giving away three copies of the book

“Backstage 3 – Eidinger” by Michael Eberth, which

has just been published by “Theater der Zeit”. Send an

email to [email protected] and join in!

We Mitte Mums (p.

35)

Polly Pocket, Princess Lillifee

and pink in all its forms: that’s

the current horizon of my four-

year-old daughter whose care-

er choice is either princess or one of those dancing

girls in the carnival in Cologne. It’s neither possible to

convey to her that the former is impossible because

of her family tree, and the latter, unfortunately not

sufficient enough to earn a living, nor that the world

is not all glittery fairies with pink wings.

Evenings, when she puts a book about rainbow-colo-

red unicorns into my hand, I often ask myself what

we’ve done wrong in terms of early childhood cultu-

ral education, and where have the good ol’ Grimm’s

fairy tales with a wicked stepmother who wants to do

away with all children gone? Are they no longer ap-

propriate nowadays?

No, says my daughter. Too scary. And: too little pink.

So we scratch them off the list. What then instead?

Would art perhaps be acceptable to the child? Boring,

my little one thinks. She’d rather paint herself.

That’s all well and good, but what about my parental

educational responsibility? Don’t I have to bring my

child at least a little bit closer to culture? Or when

she’s 25 will still believe that the theater is a dating

market for singles over 50?

No! At least not when I go with her to the Theater an

der Parkaue that dedicates its repertoire to young au-

diences and children’s classics such as James Kruss’

Timm Thaler and Erich Kastner’s Doppelte Lottchen.

Even for children from 5 years of age, there’s plenty

on offer, like dance piece Bettina bummelt or the East

German children’s classic Bei der Feuerwehr wird der

Kaffee kalt by Hannes Huettner.

Children not only watch theater at the Parkaue; they

can even act in plays when they become a member of

one of the five theater clubs that are aimed at children

and young people 9 to 24-years-old.

Another good place to bring children in terms of

education is the GRIPS Theater Berlin whose plays are

especially for kids over 12 years. Like David S. Craig’s

play Big Deal? In which a teenager and his father

discuss the dangers of marijuana use. A dialogue in

which the author suddenly has a very different opi-

nion it’s his own child who uses the stuff and not

himself.

However, this month’s GRIPS Theatre highlights are

surely the two visiting productions of A Clockwork

Orange and Für Ewig und Hundertmillionen Tage,

which are part of the Children and Youth Theatre Fes-

tival AUGENBLICK MAL! and represent only a part of

the great program that the festival has to offer again

this year.

I’d happily go there with my daughter but unfortuna-

tely it makes little sense. She’ll want to go after 10 mi-

nutes because the firefighters are too scary, the actors

too loud, and the theater too dark. And I’m afraid that

she’ll just as soon go back into her pink toy hell. But I

Page 44: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

won’t give up. One day she’ll understand that unicor-

nology isn’t a subject in school.

EYEOUT Art Events (p. 36)

Sterling Ruby

Beautiful, brutal forms domi-

nate Sterling Ruby’s installa-

tions. I Am Not Free Because I

Can Be Exploded Anytime is no

exception. Taking its title from

a collaborative work by Jenny

Holzer and the graffiti artist Lady Pink, Ruby’s current

exhibition at Sprüth Magers includes painting, collages

and sculptures that evoke the claustrophobia and par-

anoia of America’s cultural obsession with freedom.

The main exhibition space is dominated by a palette

of reds, whites and blues that alternate between vivid

and restrained hues. The formal qualities of the works

on view mirror this tension, ranging from brightly

colored, organic fabric and fiberfill hanging sculptures

to more somber plinths and spray painted works on

canvas. Peacehead, a spray-painted bronze sculpture

of a collapsed peace symbol, perfectly encapsulates

the exhibition’s mood of a nation’s optimism deflated.

Alon Levin

Alon Levin’s large-scale wooden

sculptures reference moder-

nist utopias and social theo-

ries about space, progress and

growth. Order and its disrupti-

on are guiding interests in the

artist’s practice; the conflict between the two genera-

te a palpable excitement in the work. As Levin says,

“somewhere among the ruins there is the potential

for the authentically new.” In his highly-anticipated

second solo exhibition with Klemm’s, Levin creates a

wooden installation filling the entire gallery space,

whose exact details are kept under wraps until its

opening.

Mie Olise

In 1941 the physicians Niels

Bohr and Werner Heisenberg

met in Copenhagen to discuss

the question of the nuclear

bomb. The meeting ended

poorly, with Bohr storming out

in fury. Mie Olise’s fascinating exhibition takes the

historic meeting as its subject and includes eleven ge-

stural oil paintings that interpret the architecture of

the building where the two acclaimed physicists met.

Keeping with her intriguing research based on mul-

ti-disciplinary practice, the new body of paintings

is accompanied by

English translations

of letters Bohr never

sent to his estranged

friend and colleague.

There's also a sculp-

tural work that is the

key to finding the lo-

cation in Berlin whe-

re the artist planted

Henbane and Bella-

donna, the two plants

most likely to survive

after an atomic bomb.

Berlin Faces

(p. 38)

Jutta Rutz, prompter

at the Theatre an der

Parkaue, 57-years-old.

There are several jobs

in the theater for which there really is no special trai-

ning. This includes the work of the prompter; a field

many people enter later in life, as I did. I actually

studied food technology at Humboldt University, but

my heart has always belonged to the theater. While

a student I already worked as a dresser or program

vendor at the theater, and afterwards I continued

to work there on the side. After the wall came down

the work I did almost dried up. I was terrified about

being unemployed. When I was asked by someone at

the Volksbühne whether I wanted to make my hobby

into a profession, I didn’t have to think long. That was

1990. I’ve been at the Theater an der Parkaue since

1996. I’ve known it since I was a kid. At that time in

the time of the GDR, it was called Theater of Friend-

ship, and even then was already a theater for young

people and children. It is an extremely big challenge

for me to work in a youth and children’s theater. Not

only because children are a very critical audience, but

also because you’re inspiring a new generation of the-

atergoers. The German word for what I do is derived

from the French word, “souffler”, which is translated

as “to breathe” or “to blow.” I find these two verbs

pretty much describe my work because I don’t do

anything else but whisper the actors their text when

needed. In preparation for my work, I read the plays

aloud to myself at home so in order to be better able

to speak the text clearly later. It’s especially impor-

tant during rehearsal to maintain contact with the

actors, to see how they react and to pick up what sig-

nals they send out when they forget their lines. I also

have to listen to the director and know if he gives any

text changes. I alter my text accordingly. Every actor

goes about learning his lines very differently. Some of

them already know their lines at the first rehearsal;

others learn them only during acting. Some actors

also change the text a little to make it suit their own

speech. I also have to make a note of that, of course.

Some actors jokingly say I police their lines. But I just

have to be very accurate with some lines because they

serve as a cue for the stage technicians and they might

miss their cues without these keywords. You have to

be very sensitive to work as a prompter. Otherwise,

you don’t notice whether an actor has really forgot-

ten his lines or is just taking a creative breath. That’s

why you can’t just make yourself comfortable with

the text during the performance and think about the

shopping you’ll do later. You have to be extremely at-

tentive the entire time, because anything can happen.

Probably the most difficult thing is the suddenness

with which you might be needed and that’s there no

real routine. You either accept it or not.

44 English Translations

Page 45: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

Kieztalk 45Mitteschön Online 45 Mitteschön Online 45

MITTESCHÖN ONLINE

MITTE STREETSBERLINS BOULEVARD DER STARSEin Spaziergang auf dem Walk of Fame. Der Filmhistoriker Gero Gandert hatte den brillanten Einfall, auch herausragenden deutschen Filmschaffenden ein Denkmal zu setzen. Inzwischen gibt es in Berlin die sogenannte GmbH Boulevard der Stars und seit drei Monaten ist nun auch die Starmeile eröffnet. Hier ein paar Bilder von der Eröffnung mit Organisatoren, Architekten, einigen Prominenten sowie dem Bürgermeister …

BRAVE NEW WORLDICH LESE GERADE… „THE FILM CLUB“David Gilmour – da denken jetzt alle an Pink Floyd. Aber weit gefehlt – die Rede ist hier nämlich von David Gilmour dem kanadischen Fernsehmoderator, Filmkritiker und Autor! Dieser Gilmour hat nämlich ein Buch namens The Film Club (die grauenhafte dt. Übersetzung lautet Unser allerbestes Jahr) geschrieben, dass mich bislang so …

KIEZTALKDER NETTE NORWEGER – INTERVIEW MIT MODDIIch betrete das Hotel Holiday Inn Express – hier bin ich mit Moddi verabredet. Ich freue mich sehr auf das Interview mit diesem fröhlichen Norweger, der so unbeschwert und einfach echt wirkt – auf der Bühne und dahinter. Seine Musik hat mich am Vorabend bei seinem Konzert im HAU 2 in den Bann gezogen. Nach dem ich beim vorher Reinhören eher den Eindruck hatte, dass Moddis Musik ruhig und getragen ist …

Die Sonne scheint, man hat Sehnsucht nach Meer und fremden Städten, und das dringen-de Bedürfnis verreisen zu wollen. Koffer, Reisetasche, Rucksack, es gibt so viele Möglich-keiten, seine Klamotten, seine Schuhe oder sein Sportequipment zu verstauen.Der Trolli von Eastpak vereint das Praktische mit dem Stylischen: Er hat mehrere Fächer und Kompressionsgurte, so nennt man das, ist in grau zwar schlicht, aber nicht unauffäl-lig. Und es wäre kein Trolli, wenn er nicht den obligatorischen einsteckbaren Teleskop-griff hätte. Ob für die Frau oder den Mann – den zieht doch jeder gerne hinter sich her. Wir finden den Trolli super, da er nicht nur gut aussieht, sondern zudem auch noch ex-trem geschickt ist. Denn nicht immer passt der sperrige Koffer für Wochenendausflüge, Städtereisen oder Festival-Trips.

Ab heute verlosen wir ihn auf mitteschoen.com! Gute Reise. Infos: 65 x 38 x 33,5 cm, Schaumgefüttert, Double-Deck-Stauraum mit mehreren Fächern, mehrere Reißverschlusstaschen.

LASS UNS VERREISEN – ABER SCHÖN

Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!

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Page 47: Mitteschön Magazin - Ausgabe 9

Stadtplan 47

LEGENDE

Kultur1. Galerie Eigen + Art, Auguststr. 26

2. KW Institute for Contemporary Art, Auguststr. 69

3. Platoon Agency, Alte Schönhauser Str. 3

4. Theatertreffen im Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr. 24

5. Dokumentartheater Berlin, Brunnenstr. 105

6. Gefägnistheater, Justizvollzugsanstalt Tegel, Seidelstr. 39

7. Das Helmi Puppentheater, Czarnikauer Str. 4a

8. Unterwasseroper im Stadtbad Neukölln, Ganghoferstr. 3

9. Maxim Gorki Theater Berlin, Am Festungsgraben 1

10. Schaubühne, Kurfürstendamm 153

11. Deutsches Theater Berlin, Schumannstr. 13

12. Theater an der Parkaue, Parkaue 29

13. GRIPS Theater, Altonaer Str. 22

Läden14. me Collectors Room, Auguststr. 68

15. Cruba by Mira Becker, Auguststr. 28

16. Sixties, Oranienburger Str. 11

17. Made in Berlin, Neue Schönhauser Str. 19

18. Starstyling, Mulackstr. 4

19. Rianna in Berlin, Große Hamburger Str. 25

20. Happy Shop, Torstr. 67

21. Lil*Shop, Brunnenstr. 184

22. Civilist Store, Brunnenstr. 13

23. Soto Berlin, Torstr. 72

24. Firmament powered by The Glade, Linienstr. 40

25. Adlershofer Requisiten- & Kostümfundus, Ernst-Augustin-Str. 7

Bars/Cafés/Clubs26. Keyser Soze, Tucholskystr. 33

27. Sophienclub, Sophienstr. 6

28. Cantamggio , Alte Schönhauser Str. 4

29. Mädchenitaliener, Alte Schönhauser Str. 12

30. Yamyam, Alte Schönhauser Str. 6

31. Yoli Frozen Yoghurt, Münzstr. 11

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