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Dozent: Prof. Dr. Andreas Diedrich Modul: Betriebswirtschaftslehre 1B Themenbereich: Finanzierung/Finanzmanagement Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Wirtschaft

Modul: Betriebswirtschaftslehre 1B Themenbereich ... · PDF fileEigenkapitalrentabilität) oder auf ein einzelnes Investitionsobjekt (Rendite der Investition). Rentabilitätsgrößen

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Dozent: Prof. Dr. Andreas Diedrich

Modul: Betriebswirtschaftslehre 1B Themenbereich: Finanzierung/Finanzmanagement Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Wirtschaft

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Lehrbücher der Allgemeinen BWL Überblick zum Thema Wöhe, G./Döring, U.: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, München 2010 Jung, H.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, München 2010, Müller, D.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre für Ingenieure, Berlin, Heidelberg 2006 Vertiefende Literatur/spezielle Lehrbücher zum Themenfeld Finanzierung/Finanzmanagement Wöhe, G./ Bilstein J.: Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, München 2009 Periodon, L./Steiner, M.: Finanzwirtschaft der Unternehmung, München 2009 Olfert, K.: Finanzierung, Ludwigshafen 2011

Finanzierung Literaturhinweise

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 2

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements Zusammenhang von güterwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Prozessen

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Beschaffungsmarkt Absatzmarkt

Finanz-/Kapitalmarkt

Arbeitsmarkt

Kauf von Produktionsfaktoren - Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe - Maschinen Auszahlungen für Produktions- faktoren

Verkauf von Fertigprodukten

Einzahlungen/Umsatzerlöse

Aufnahme von Beteiligungskapital

Aufnahme von Fremdkapital

Kapital- rückzahlungen Zinszahlungen

Transformations- prozesse

Beschaffung von Arbeitskräften

Lohn- und Gehaltszahlungen

Die betriebliche Finanzwirtschaft/das betriebliche Finanzmanagement umfasst alle finanziellen Maß- nahmen zur Steuerung der Zahlungsströme, die zur Vorbereitung, Durchführung und Veräußerung der Unternehmensleistungen erforderlich sind. *) Die Reihenfolge der Prozesse (1-7) ist idealtypisch dargestellt. In der Praxis können einzelne Prozessschritte in der Reihenfolge abweichen bzw. fehlen. Insgesamt endet der Gesamtprozess nicht mit der einmaligen Kapitalrückzahlung, sondern der gesamte güter- und geldwirtschaftliche Prozessablauf wiederholt sich.

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Beziehungen zwischen Kapital, Vermögen, Finanzierung und Investition

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Finanzierungsvorgänge (Aufnahme von Eigen- und Fremdkapital) führen zur Bildung von Kapital. Dieses wird auf der Passivseite der Bilanz als Eigen- und Fremdkapital ausgewiesen. Das Kapital wird in den Folgeperioden in Aktivposten des Anlage- und Umlaufvermögens investiert. Die Verwendung der Aktiva (Umsatzerlöse, Abschreibungen, …) führt zum Verzehr des Vermögens (Desinvestition) und zur Rück- überführung in liquide Mittel. Die Rückzahlung des aufgenommen Kapitals an die Eigen- und Fremd- kapitalgeber stellt abschließend den Vorgang der Entfinanzierung dar.

Finanzierung

Kapital

Investition Vermögen

Desinvestition Entfinanzierung

Bestandsgrößen (statisch)

Strömungsgrößen (dynamisch)

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements

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Finanzwirtschaftliche Vorgänge in bilanzieller Sicht

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Aktiva

Kapitalverwendung Investitionen Vermögen - Anlagevermögen -- Gebäude -- Maschinen -- … - Umlaufvermögen -- Zahlungsmittel -- kurzfr. Forderungen -- Rohstoffe -- …

Passiva

Kapitalbeschaffung Finanzierung i.e.S. Kapital - Eigenkapital - Fremdkapital -- langfr. FK -- kurzfr. FK

Kreditaufnahme Erhöhung der Passivseite (Fremdkapital) Erhöhung der Aktivseite (Zahlungsmittelbestand) Aktiv-/Passivmehrung Bilanzverlängerung Forderungseingang Erhöhung des Zahlungsmittelbestandes Reduzierung des Forderungsbestandes Aktivtausch Umschuldung (Rückzahlung eines Kredits aus den Mittelzuflüssen einer Kapitalerhöhung) Reduzierung des Fremdkapitals, Erhöhung des Eigenkapitals Passivtausch Kredittilgung Reduzierung von Fremdkapital, Verminderung des Zahlungsmittelbestandes Aktiv-/Passivminderung Bilanzverkürzung

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements Aufgabenbereiche des Finanzmanagements

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Kapitalbeschaffung (Finanzierung i.e.S.)

Kapitalverwendung (Investition)

Kapitaldisposition (Steuerung von Zahlungs-

strömen)

strukturelle und dispositive Liquiditätssicherung

Finanzmanagement = Planung, Organisation, Durchführung, Kontrolle und Steuerung von Maßnahmen der Kapitalbeschaffung und Kapitalverwendung zur Erreichung der finanzwirtschaftlichen Ziele • Rentabilität • Sicherheit/Risiko • Unabhängigkeit

Als unabdingbare Nebenbedingung ist hierbei die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens (Liquidität) zu gewährleisten.

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Begriffsabgrenzungen: Finanzierung i.e.S.

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Quelle: Wöhe/Döring

• Summe aller Maßnahmen der Mittelbeschaffung und -rückzahlung dienen. (Gestaltung der Zahlungs-, Informations-, Kontroll- und Sicherungsbeziehungen zwischen Unternehmen und Kapitalgebern.)

• Bereitstellung finanzieller Mittel, die zur Durchführung einer Investition benötigt werden.

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements

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Aufgabenbereich des betrieblichen Finanzmanagements

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Teilaufgabe Finanzierung i.e.S. - Ermittlung des Kapitalbedarfs nach Volumen und zeitlicher Dauer (Finanzplanung) - Konkretisierung der finanzwirtschaftlichen Ziele (Zielhierarchie) - Formulierung zieladäquater Finanzierungsgrundsätze (Finanzierungspolitik/Bankenpolitik) - Ermittlung zieloptimaler Finanzierungsalternativen (Märkte, Kapitalgeber, Instrumente, …) - Vergleich und Bewertung der Finanzierungsalternativen - Durchführung der Finanzierung (Vertragsgestaltung) - Überwachung der planmäßigen Zahlungsströme (Controlling des Finanzierungsprozesses – Ein-/Auszahlungen, Veranlassen von Sondermaßnahmen bei Leistungsstörungen, Nachkalkulation) Teilaufgabe Investition - Bestimmung/Ableitung des Investitionsbedarfs - Ermittlung der Investitionsziele (Mindestrendite/Kalkulationszins, obligate Investitionen) - Ermittlung und Bewertung von Investitionsalternativen (Investitionsrechnungen) - Investitionsentscheidungen (Einzelinvestitionen, Investitionsprogramme) - Durchführung und Überwachung der Investition (Auszahlungs-, Einzahlungsreihen) - Sondermaßnahmen bei Leistungsstörungen (z.B. vorzeitiger Verkauf, Stilllegung, …) - Nachkalkulation und Erfolgskontrolle

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements

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Aufgabenbereich des betrieblichen Finanzmanagements

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•Risikoarten •Risikotragfähigkeit •Maßnahmen

• Informations-

bedarf • Informationsquellen • Informations-

empfänger(Reports)

• Kapitalvolumen • Kapitalkosten • Kapitalstruktur • …

• Investitionsvolumen • Investitionsobjekt • Investitionsdauer • …

Investitions-management

Finanz-management i.e.S.

Risiko-management

Informations-management

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements

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Finanzierung Gliederung

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 12

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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(1) Rentabilität

Die Rentabilität beschreibt das Gewinnziel des Unternehmens als Relation zwischen dem Gewinn (Erfolg) und dem zur Gewinnerzielung eingesetzten Kapital. Die Rentabilität kann sich hierbei entweder auf das gesamte Unternehmen bzw. einzelne Geschäftsbereiche beziehen (Gesamtkapitalrentabilität, Eigenkapitalrentabilität) oder auf ein einzelnes Investitionsobjekt (Rendite der Investition). Rentabilitätsgrößen (Soll-Rentabilität, Kalkulationszinsfuß, …) dienen bei einer ex-ante-Betrachutng als Planungsgröße; ex post werden sie im Rahmen der Nachkalkulation (Ist-Rentabilität) zu Kontroll-zwecken ermittelt. Die Rentabilität einer Maßnahme kann sowohl periodenbezogen, d.h. i.d.R. am Ende des Jahres, als auch maßnahmenbezogen am Ende des Investitionszeitraums (Finanzierungszeitraums) er- mittelt werden. Zu Zwecken des Unternehmensvergleichs (Benchmarking) werden Zielrentabilitäten als Ausdruck des unternehmerischen Gewinnziels (Mindestrendite) vom Management bzw. den Kapitalgebern formuliert. Das Rentabilitätsziel steht mit anderen unternehmerischen Zielsetzungen (temporär) in Zielkonflikten. Beispielsweise können Maßnahmen zur Sicherung und Ausweitung des Marktanteils periodenbezogen den Gewinn des Unternehmens und damit die Periodenrentabilität mindern.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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(1) Rentabilität

Eigenkapitalrentabilität = Gewinn Eigenkapital

Gesamtkapitalrentabilität = Gewinn + FK-Zinsen Eigenkapital + Fremdkapital

Rendite eines Investitionsobjektes = Erträge, die dem Investitionsobjekt zurechenbar sind Kapitaleinsatz, den das Investitionsobjekt erfordert

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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(2) Sicherheit/Risiko

Kapitalbeschaffungs- und Kapitalanlageentscheidungen erfolgen i.d.R. unter Risiko. Festen vertraglichen Verpflichtungen (z.B. Kaufvertrag bei Investitionen, Kreditvertrag bei Kapitalaufnahmen) stehen unsichere zukünftige Einzahlungsströme gegenüber. Veränderungen der Marktbedingungen (Kursschwankungen, Zinsentwicklung, …) bedingen Marktpreisrisiken, Veränderungen der Schuldnerbonität bergen Ausfallrisiken und führen im Extremfall zu einem Totalausfall kalkulierter Einzahlungen (Rückzahlungen, Tilgungen). Veränderte Rahmenbedingungen an den güterwirtschaft-lichen Märkten bedingen eine Erhöhung der Material- und Personalkosten und/oder eine Reduzierung der Absatzpreise für Fertigprodukte. In beiden Fällen trägt der Investor der Risiko, dass die kalkulierte Rendite der Investition nicht erreicht werden kann. Zwischen dem Rentabilitätsziel und dem Risikoziel besteht i.d.R. ein positiver, komple-menmtärer Zielbezug. D.h. Anlage- und Investitionsentscheidungen mit hohem Risikogehalt werden von Investoren nur bei hohen Renditechancen wahrgenommen. Andererseits werden risikoarme Anlagen/Investitionen auch nur eine geringe Rendite erzielen. Die konkrete Rendite-/Risikowahl stellt ein subjektive Einschätzung des Entscheidungsträgers dar und wird maßgeblich von seiner persönlichen Risikopräferenz bestimmt.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 16

(2) Sicherheit/Risiko

Sicherheit Unsicherheit Risiko i.W. S

Ungewissheit Risiko i.e.S.

= Möglichkeit des Abweichens vom erwarteten Wert positive Abweichung = Chance; negative Abweichung = Risiko (Risikogehalt steigt mit der Langfristigkeit sowie der Irreversibilität der Entscheidung)

= der Entscheider hat überhaupt keine Vorstellungen über die zu- künftigen Entwicklungen. rationale Entscheidungen werden unmöglich

= dem Entscheider liegen objektive oder zumindest subjektive Wahrscheinlichkeiten bezüglich zukünftiger Entwicklungen und Er- eignisse vor.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

Page 17: Modul: Betriebswirtschaftslehre 1B Themenbereich ... · PDF fileEigenkapitalrentabilität) oder auf ein einzelnes Investitionsobjekt (Rendite der Investition). Rentabilitätsgrößen

Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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(3) Unabhängigkeit

Bei Kapitalaufnahmeentscheidungen steht das Interesse des Kapitalaufnehmenden nach Unab-hängigkeit und Dispositionsfreiheit im Gegensatz zum Interesse des Kapitalgebenden nach Mit-spracherechten. Bei der Eigenkapitalbeschaffung durch Aufnahme zusätzlicher Gesellschafter reduzieren sich i.d.R. die Rechte (Stimmrechte) der Altgesellschafter. Der Neugesellschafter kann zukünftig anteilsmäßig an der Willensbildung und den Entscheidungen des Unternehmens mitwirken. Bei der Aufnahme von Fremdkapital müssen i.d.R. Sicherheiten (Aktiva des Unternehmens) gestellt werden, die die unternehmerische Verfügungsgewalt hierüber eingrenzen und weitere Kreditauf-nahmen einschränken bzw. verhindern. Aus dem Bestreben nach unternehmerischer Unabhängigkeit kann ein Verzicht auf weitere Kredit- aufnahmen bzw. eine Aufnahme weiterer Gesellschafter resultieren. Insgesamt wird hierdurch ein Wachstum des Unternehmens begrenzt bzw. zumindest zeitlich verlangsamt.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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(4) Liquidität (Die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) des Unternehmens stellt i.e.S. keine Zielgrößen, sondern eine unabdingbare Nebenbedingung dar. Eine Verletzung dieser Nebenbedingung führt zur Insolvenz, d.h. das Unternehmen darf/kann seine Tätigkeit nicht weiter ausführen.)

Der Liquiditätsbegriff wird in der Literatur wie in der Unternehmenspraxis mit unterschiedlichen Inhalten (unterschiedliches Begriffsverständnis) belegt. Grundsätzlich lassen sich folgenden Begriffsvarianten unterscheiden:

(1) Liquidität als Fähigkeit von Wirtschaftssubjekten, ihren Zahlungsverpflichtungen bei berechtigter Anforderung zu jedem Zeitpunkt vollständig nachkommen zu können, d.h. berechtigte und fällige Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können.

(2) Liquidität als Eigenschaft von Vermögensgegenständen (Aktiva) zur Rückumwandlung in Geld (Liquidierbarkeit). Bei der Beurteilung der Liquidierbarkeit wird auf mögliche

Liquidationskosten sowie den benötigten Liquidationszeitraum abgestellt. (3) Liquidität als Deckungsverhältnis von Vermögensteilen (Aktiva) zu Verbindlichkeiten (Passiva). Abhängig von den in diese Relationen (Kennzahlen) einbezogenen Bilanzpositionen werden unterschiedliche Liquiditätsgrade differenziert. (4) Liquidität als positiver Zahlungsmittelbestand.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 19

(4) Liquidität/Liquiditätskennzahlen

Liquidität 1. Grades = Zahlungsmittel

kurzfristige Verbindlichkeiten x 100

Liquidität 2. Grades = monetäres Umlaufvermögen kurzfristige Verbindlichkeiten

x 100

Liquidität 3. Grades = kurzfristiges Umlaufvermögen

kurzfristige Verbindlichkeiten x 100

Grenzen/Kritikpunkte der Liquiditätsbeurteilung auf der Basis von Liquiditätskennziffern ?

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

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Zielbeziehungen/Zielkonflikte

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 20

Liquidität/Rentabilität

Liquiditätsziel

Rent

abili

täts

ziel

Erläutern und bewerten Sie die Zielbe- ziehung zwischen den Zielen „Sicherung der Liquidität“ (Nebenbedingung) und „Steigerung der Rentabilität.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

hoch niedrig

hoch

niedrig

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Zielbeziehungen/Zielkonflikte

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Rentabilität/Risiko

Risikoziel

Rent

abili

täts

ziel

Erläutern und bewerten Sie die Zielbeziehung zwischen den Zielen „Reduzierung/Begrenzung des Risikos“ und „Steigerung der Rentabilität“.

2 Zielgrößen des betrieblichen Finanzmanagements

gering hoch

gering

hoch

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Finanzierung Gliederung

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 22

1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Kapitalbedarf, Kapitalbedarfsentwicklung

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• Der Kapitalbedarf des Unternehmens unterliegt ständigen Schwankungen.

• Zur Sicherung der Liquidität (Zahlungsfähigkeit) sowie zur Optimierung der Finanzierungskosten (Rentabilität) ist eine möglichst exakte Abschätzung des Kapitalbedarfs nach Höhe, Zeitpunkt des Bedarfs sowie Dauer des Bedarfs notwendig.

• Erst auf der Basis der Kapitalbedarfsermittlung und der hiermit einhergehenden Finanzplanung sind Entscheidungen zur Kapitalbedarfsdeckung möglich.

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Einflussfaktoren des Kapitalbedarfs und der Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft

interne Faktoren externe Faktoren

• Unternehmensgröße/Umsatz • Produktionsverfahren • Beschäftigungsniveau • Prozessgeschwindigkeit • Lagerbestände/Lagerumschlag • Produktions- und Absatzprogramm • Investitionsprogramm • vorhandenes Kapital • …

• Entwicklung auf den Gütermärkten (Preise) • Entwicklung am Kapitalmarkt (Zinsen, Kurse) • Entwicklung am Arbeitsmarkt (Lohnniveau) • Zahlungsgewohnheiten der Kunden/Kundenstruktur • rechtliche Aspekte • Steuern • …

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Ableitung/Prognose des Kapitalbedarfs

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geplantes Leistungsprogramm des Unternehmens (Arten-/Mengenprogramm)

benötigtes Anlagevermögen • Immobilien • Maschinen • Fahrzeuge • …

benötigtes Umlaufvermögen • Roh-/Hilfsstoffe • Fertiglager • Debitoren • liquide Mittel

Kapitalbedarf Anlagevermögen • Kostenvoranschläge/Anzahlungen • Zahlungskonditionen • …

Kapitalbedarf Umlaufvermögen • Produktionskosten pro Tag x • Kapitalbindung in Tagen

Kapitalbedarfsdeckung

langfristige Kapitalbedarfs- deckung • Eigenkapital • Bankkredite • …

kurzfristige Kapitalbedarfs- deckung • Kundenkredite • Lieferantenkredite • Bankkredite

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Ermittlung der durchschnittlichen Kapitalbindung

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Tage

Lagereingang des Materials

Produktions- beginn

∅ Lagerzeit des Materials

Lagereingang Fertiggüter

∅ Produktions- dauer

Verkauf Lager- ausgang

∅ Lagerzeit Fertiggüter

Zahlung Kunde

∅ Zahlungsziel Debitorenfrist

∅ Zahlungsziel Kreditorenfrist

∅ Kapitalbindung

Zahlungen an Lieferanten und Mitarbeiter

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzplanung

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Begriff des Finanzplans

Der Finanzplan ist die tabellarische Aufstellung der finanziellen Auswirkungen aller zukünftigen Aktivitäten des Unternehmens. Er beschreibt die Art und den Umfang sowie die zeitliche Dimension der Beanspruchung des Finanzierungs-potenzials des Unternehmens.

Grundstruktur von Finanzplänen

Anfangsbestand an Zahlungsmitteln zu Beginn der Planperiode + Planeinzahlungen in der Planperiode - Planauszahlungen in der Planperiode

Endbestand an Zahlungsmittel am Ende der Planperiode

zeitliche Struktur von Finanzplänen

• langfristige Finanzpläne (Grobplanung 3 – 10 Jahre) • mittelfristige Finanzpläne (3 Monate bis 3 Jahre) • kurzfristige Finanzpläne (detaillierte Auflistung von Planeinzahlungen/ -auszahlungen, zeitliche Differenzierung Woche, Monat, Quartal, bis ein Jahr) • Finanzdisposition (Vorschaurechnung für den nächsten Tag, die nächsten zwei Tage)

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzplanung

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Ziele der Finanzplanung

Sicherung der Liquidität Erhöhung der Rentabilität

- Vermeidung „teurer“ Kreditaufnahmen - Nutzung „günstiger“ Anlagemöglichkeiten - Vermeidung von Liquidationskosten Reduzierung der Unsicherheit

Grundsätze der Finanzplanung

• Grundsatz der inhaltlichen Präzision lückenlos (vollständig) überschneidungsfrei betragsgenau • Grundsatz des Saldierungsverbotes temporale Sensibilität von Zahlungsbewegungen Bruttoprinzip • Grundsatz der zeitlichen Präzision exakte Fristigkeit (Eintrittszeitpunkt, Dauer) Planungshorizont (abnehmende Planungssicherheit)

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Juni Juli August(1) Anfangsbestand an liquiden Mitteln 8,1 4,3Einzahlungen im Leistungsbereich(2) Umsatzerlöse 149,7(3) +/- Veränderungen der Forderungen -4,8(4) +/- Veränderung der erhaltenen Anzahlungen -5,2(5) Summe der Einzahlungen im Leistungsbereich 139,7Auszahlungen im Leistungsbereich(6) Materialkosten 67,4(7) +/- Veränderungen der RHB-Vorräte 5,5(8) +/- Veränderungen der Warenverbindlichkeiten -3,5(9) +/- Veränderungen der geleisteten Anzahlungen +/-0(10) Auszahlungen für Material 69,4(11) sonstige finanzwirksame Kosten 65,2(12) Auszahlungen im Leistungsbereich 134,6(13) Auszahlungen für Investitionen in Sachanlagen 13,9(14) Summe der Auszahlungen 148,5(15) Über-/Unterdeckung (1)+(5) - (14) im Leistungsbereich -0,7terminierte Ein- und Auszahlungen im Finanzbereich(16) Auszahlungen von Krediten +5(17) Tilgung von Krediten und Zinszahlungen 0(18) Über-/Unterdeckung im Finanzbereich +5(19) Über-/unterdeckung (Gesamt) 4,3(20) offenen Kreditlinien 16(21) Ausgleich aus offenen Kreditlinien 0(22) Enbestand an liquiden Mitteln 4,3(23) Endbestand an offenen Kreditlinien 16

3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Beispiel für einen kurzfristigen Finanzplan

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Überführung von Kosten in Auszahlungen und von Erträgen in Einzahlungen

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• Finanzpläne arbeiten mit Zahlungsströmen (Einzahlungen(Auszahlungen). Die Daten des betrieblichen Rechnungswesens (Kosten/Leistungen, Aufwendungen/Erträge) müssen daher vor der Verarbeitung im Finanzplan transformiert werden. (vgl. 1. Semester „Kinetische Werte)

(1) Überleitung von Umsatzerlösen in Umsatzeinzahlungen Umsatzerlöse - Erlösberichtigungen (z.B. Rabatte) - Zunahme der Forderungen aus Lieferung und Leistung + Abnahme der Forderungen aus Lieferung und Leistung + Zunahme der (entsprechend) erhaltenen Anzahlungen - Abnahme der (entsprechend) erhaltenen Anzahlungen = Einzahlungen aus Umsatzerlösen (2) Überleitung von Aufwand in Auszahlungen

Aufwand - Zunahme der entsprechenden Schulden + Abnahme der entsprechenden Schulden = Auszahlungen

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Überführung von Kosten in Auszahlungen und von Erträgen in Einzahlungen

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 31

• Finanzpläne arbeiten mit Zahlungsströmen (Einzahlungen(Auszahlungen). Die Daten des betrieblichen Rechnungswesens (Kosten/Leistungen, Aufwendungen/Erträge) müssen daher vor der Verarbeitung im Finanzplan transformiert werden. (vgl. 1. Semester „Kinetische Werte)

(1) Überleitung von Umsatzerlösen in Umsatzeinzahlungen Umsatzerlöse - Erlösberichtigungen (z.B. Rabatte) - Zunahme der Forderungen aus Lieferung und Leistung + Abnahme der Forderungen aus Lieferung und Leistung + Zunahme der (entsprechend) erhaltenen Anzahlungen - Abnahme der (entsprechend) erhaltenen Anzahlungen = Einzahlungen aus Umsatzerlösen (2) Überleitung von Aufwand in Auszahlungen

Aufwand - Zunahme der entsprechenden Schulden + Abnahme der entsprechenden Schulden = Auszahlungen

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Überführung von Kosten in Auszahlungen und von Erträgen in Einzahlungen

BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 32

(3) Überleitung von Materialkosten (= periodenbezogener Materialverbrauch) in Auszahlungen für Material Materialkosten + Zunahme der Vorräte - Abnahme der Vorräte - Zunahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen + Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen + Zunahme der geleisteten (entsprechenden) Anzahlungen - Abnahme der geleisteten (entsprechenden) Anzahlungen = Auszahlungen für Material

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Zeitliche Transformation von Erlösen in Einzahlungen bzw. von Verbindlichkeiten in Auszahlungen

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• Gemäß dem Planungsgrundsatz der zeitlichen Präzision ist es notwendig nicht die vertraglichen Zahlungstermine im Finanzplan zu berücksichtigen, sondern die tatsächlichen. Die vertraglichen Zahlungsströme müssen daher entsprechend der realen Zahlungsgewohnheiten der Kunden in tat- sächliche Zahlungsströme transformiert werden.

Grundüberlegungen: (1) Phasenfolge: Auftrag Umsatz Zahlungsstrom (2) empirische Ermittlung der Verweilzeitverteilung (Liquidationsspektrum)

Umsatz

Periode der Entstehung der Forderung

Prozent des Forderungs- betrages, der in der jeweiligen Periode gezahlt wird. (Liquidationsspektrum)

t 0 t+1 50 t+2 40 t+3 10

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Zeitliche Transformation von Erlösen in Einzahlungen bzw. von Verbindlichkeiten in Auszahlungen

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Umsatzforderungen Transformationsquoten

Mai 120

Juni 100

Juli 140

August -

Mai 0

Juni 0,5 0

Juli 0,4 0,5 0

August 0,1 0,4 0,5 0

Umsatzforderungen

Mai 120

Juni 100

Juli 140

Mai Juni Juli August Einzahlungen

Summe

0 0 0 0

60 0 0 60

48 50 0 98

12 40 70 122

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzanalyse und Finanzkontrolle als Beurteilungsgrundlage der finanziellen Ausgangssituation des Unternehmens

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Funktionen der Finanzanalyse

Die Finanzanalyse dient der Beurteilung der finanziellen Lage einer Unter- nehmung. Sie ist Ausgangspunkt für finanzwirtschaftliche Dispositionen und Ent- scheidungen (Planung) sowie Mittel der Ergebnisbeurteilung früherer Dispo- sitionen (Kontrolle).

Arten von Finanzanalysen

Basiert die Finanzanalyse auf internen Unternehmensdaten und wird durch das Unternehmen selbst durchgeführt, spricht man von einer internen Finanzanalyse. Erfolgt die Analyse (nur) auf der Grundlage veröffentlichter Unternehmensdaten (Bilanz, GuV, Lagebericht, Anhang, …) durch einen externen Analysten, spricht man von einer externen Finanzanalyse. Eine Finanzanalyse/Finanzkontrolle, die sich auf Werte eines bestimmten Zeit- punktes (z.B. Bilanzstichtag) bezieht, wird als statische Analyse bezeichnet. Werden die Veränderungen finanzieller Größen im Zeitablauf betrachtet und analysiert, spricht man von einer dynamischen Finanzanalyse.

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzanalyse und Finanzkontrolle als Beurteilungsgrundlage der finanziellen Ausgangssituation des Unternehmens

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Vorgehensweise bei Finanzanalysen

• Ermittlung von relevanten Unternehmensdaten • Aufbereitung (Umgliederung, Korrektur) der Ausgangsdaten • Bildung von standardisierten Kennzahlen (absolute Zahlen, Verhältniszahlen, Gliederungszahlen, Indexwerte) • Vergleiche/Benchmarking und Interpretation der Vergleichswerte (Zeitver- gleiche, Unternehmensvergleiche, Soll-Ist-Vergleiche, …)

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzanalyse und Finanzkontrolle als Beurteilungsgrundlage der finanziellen Ausgangssituation des Unternehmens

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Kennzahlen Überblick

• Liquiditätskennzahlen (s.o.) • Kennzahlen zur Vermögensstruktur • Kennzahlen zur Kapitalstruktur • Anlagendeckungsgrade • Rentabilitätskennzahlen (s.o) • sonstige Erfolgskennziffern • Kennzahlensysteme (z.B. DuPont-Schema)

Kennzahlen zur Vermögensstruktur (1) Investitionsverhältnis = Umlaufvermögen

Anlagevermögen

(2) Umlaufintensität = Umlaufvermögen Gesamtvermögen

(3) Anlagenintensität = Anlagevermögen Gesamtvermögen

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzanalyse und Finanzkontrolle als Beurteilungsgrundlage der finanziellen Ausgangssituation des Unternehmens

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Kennzahlen zur Kapitalstruktur (1) Verschuldungsgrad = Fremdkapital

Gesamtkapital

(2) Eigenfinanzierungsgrad = Eigenkapital Gesamtkapital

(2) Anspannungskoeffizienten = Eigenkapital Fremdkapital

Anlagendeckungs- grade (1) Anlagendeckungsgrad 1 = Eigenkapital

Anlagevermögen

(2) Anlagendeckungsgrad 2= Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital Anlagevermögen

(2) Anlagendeckungsgrad 3 = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital Anlagevermögen + langfristig gebundenes UV

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3 Kapitalbedarf, Finanzplanung und Finanzanalyse Finanzanalyse und Finanzkontrolle als Beurteilungsgrundlage der finanziellen Ausgangssituation des Unternehmens

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Kennzahlensysteme (z.B. DuPont-Schema)

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 4.1 Außenfinanzierung 4.1.1 Beteiligungsfinanzierung 4.1.2 Kreditfinanzierung 4.2 Innenfinanzierung 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) Klassifikation von Finanzierungsalternativen

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Überlassungsfrist des Kapitals

Herkunft des Kapitals

Rechtsstellung des Kapitalgebers

• kurzfristige Finanzierung (kleiner ein Jahr) • mittelfristige Finanzierung (ein bis vier Jahre) • langfristige Finanzierung (größer vier Jahre) •„unbefristet“

• Außenfinanzierung • Innenfinanzierung

• Eigenfinanzierung

• Fremdfinanzierung

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4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) Klassifikation von Finanzierungsalternativen

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Kapitalherkunft

rechtliche Stellung Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung

Innenfinanzierung

Außenfinanzierung

• Selbstfinanzierung • Finanzierung aus Ver- mögensumschichtungen • Finanzierung aus Ab- schreibungsgegen- werten

• Beteiligungs- finanzierung

• Finanzierung aus Rückstellungen

• Kreditfinanzierung • Subventions- finanzierung

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4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) Unterscheidung: Eigenkapital- Fremdkapital

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Kriterien Eigenkapital Fremdkapital

Haftung mindestens in der Höhe der Einlage (Mit-) Eigentümerstellung

keine Haftung (Gläubigerstellung)

Ertragsanteil volle Teilnahme am Gewinn/Verlust

i.d.R. fester Zinsanspruch

Unternehmensleitung i.d.R. berechtigt grundsätzlich ausgeschlossen

Verfügbarkeit i.d.R. unbegrenzt i.d.R. terminiert

steuerliche Belastung Gewinn voll besteuert Zinsen bei dem Unternehmen als Aufwand steuerlich absetzbar

Finanzierungskapazität durch private Vermögenslage der Unternehmer beschränkt (bzw. mangelnder Emissionsfähigkeit beschränkt)

(unbeschränkt), vom Vorliegen von Sicherheiten abhängig

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4.1.1 Beteiligungsfinanzierung Eigenfinanzierung (Finanzierung mit Eigenkapital)/Beteiligungsfinanzierung

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Funktionen des Eigenkapitals

• Basis zur Finanzierung des Unternehmens

• Haftungsfunktion fängt Verluste aus der Unternehmenstätigkeit auf (Verluste Reduzierung des EK) dient den Gläubigern als Sicherheit • Indikator für die Beteiligungs- und Haftungsverhältnisse der Gesellschafter und Grundlage für die Gewinnverteilung

*) Die Texte auf den folgenden Charts sind teilweise übernommen aus: Müller, David: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre für Ingenieure, Berlin, Heidelberg 2006

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*) Die Texte auf den folgenden Charts sind teilweise übernommen aus: Müller, David: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre für Ingenieure, Berlin, Heidelberg 2006

• Die Beteiligungsfinanzierung umfasst alle Formen der Beschaffung von Eigenkapital durch Kapitaleinlagen der bisher bereits vorhandenen oder neu hinzutretenden Gesellschafter des Unternehmens. • Sie findet stets bei Gründung des Unternehmens, aber auch bei späteren Kapitalerhöhungen statt. • Die Rechtsform eines Unternehmens hat entscheidenden Einfluss auf die Aufbringung von Eigenkapital in Form der Beteiligungsfinanzierung.

Eigenkapital/ Beteiligungsfinanzierung

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung Eigenfinanzierung (Finanzierung mit Eigenkapital)/Beteiligungsfinanzierung

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Eigenfinanzierung - Aufbringung des Eigen-/Beteiligungskapitals bei nichtemissionsfähigen Unternehmen

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Einzelkaufmann Die Beschaffung von Eigenkapital für eine Einzelunternehmung ist vollständig von der Person des Unternehmers abhängig, da im Wesentlichen ausschließlich sein Vermögen zur Verfügung steht. Da das Eigenkapital variabel ist (es besteht keine gesetzliche Vorschrift über die Höhe des Eigenkapitals), kann es vom Unternehmer durch Zuführung aus dem Privatvermögen erhöht und durch Ent- nahmen auch verringert werden. Beim Einzelkaufmann liegen keine Konflikte zwischen Kapitalgeber und Unternehmensleitung vor, da der Unternehmer alle Rechte und Pflichten selbst trägt.

OHG Bei der OHG ist die Höhe des Eigenkapitals ebenfalls nicht vorgeschrieben. Eigenkapital kann durch die Erhöhung der Einlagen bestehender Gesellschafter oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter aufgebracht werden. Da mit den Haftungspflichten auch entsprechende Mitbestimmungsrechte verbunden sind, ist die Aufnahme neuer Gesellschafter nur begrenzt möglich.

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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KG In einer KG existiert neben der Einlagenerhöhung der bestehenden oder der Aufnahme neuer Komplementäre durch die Aufnahme von Kommanditisten eine weitere Möglichkeit zur Eigenkapitalerhöhung. Komplementäre haften wie die Gesellschafter einer OHG, die Kommanditisten hingegen lediglich in Höhe der Kapitaleinlage, deren Höhe beliebig ist. Demgegenüber sind Komman- ditisten von der Beteiligung an der Geschäftsführung ausgeschlossen.

Stille Gesellschaft Unternehmen können das Eigenkapital durch die Aufnahme eines stillen Gesellschafters erhöhen. Der stille Gesellschafter ist am Gewinn stets zu beteiligen, die Verlustbeteiligung ist auf die Höhe der Einlage beschränkt bzw. kann auch ausgeschlossen werden.

GmbH Die Kapitalerhöhung einer GmbH ist gegen Einlagen oder aus Gesellschafts- mitteln möglich. Im Rahmen der Kapitalerhöhung gegen Einlagen werden neue Mittel in Form von Geld oder Sacheinlagen zugeführt. Wenn Rücklagen in Stamm- kapital umgewandelt werden, lieg eine Kapitalerhöhung aus Gesellschafts- mitteln vor. Die Haftungsbeschränkungen der GmbH erleichtern die Eigenkapital- aufnahme, die geringe Handelbarkeit der GmbH-Anteile hingegen begrenzt diese.

Eigenfinanzierung - Aufbringung des Eigen-/Beteiligungskapitals bei nichtemissionsfähigen Unternehmen

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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AG Die Rechtsform der Aktiengesellschaft ist aus folgenden Gründen am besten für die zur Kapitalaufbringung großer Eigenkapitalbeträge geeignet. - Aufteilung des Kapitals in kleine und kleinste Teilbeträge, so dass eine Beteiligung schon mit geringem Kapital möglich ist (Nennwertaktien mindesten 1€ Nennwert, alternativ Stückaktien) - hohe Verkehrsfähigkeit der Anteile, da sie Effekten (vertretbare Wertpapiere) darstellen, die grundsätzlich an der Börse eingeführt und gehandelt werden können - die Organisationsform (Unternehmensverfassung der AG) gestattet eine große Anzahl von Eigentümern - detaillierte rechtliche Ausgestaltung des Gesellschaftervertrages durch das Aktiengesetz, welches die Rechte der Eigentümer regelt

Eigenfinanzierung - Aufbringung des Eigen-/Beteiligungskapitals bei emissionsfähigen Unternehmen

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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AG Mindestanforderungen - Die Mindesthöhe des gezeichneten Kapitals einer AG beträgt € 50.000,-- - (§ 7 AktG). - Es dürfen nennwertlose Aktien (Stückaktien) emittiert werden. Bei Nutzung von Aktiennennbeträgen müssen diese auf mindestens einen Euro lauten (§ 8 AktG). - Bei Bareinlagen (Erwerb der Aktien gegen Geld) muss der eingeforderte Betrag mindestens ein Viertel des geringsten Ausgabebetrags und bei der Ausgabe der Aktien für einen höheren als diesen auch das Disagio umfassen (§ 36a AktG). - Das Eigenkapital der AG besteht aus folgenden Teile: -- gezeichnetes Kapital (Aktienkapital, Grundkapital) -- Kapitalrücklage (Rücklagen aus Einzahlungen – Disagio-) -- Gewinnrücklagen (Rücklagen aus nicht ausgeschütteten Gewinnen) -- Gewinnvortrag

Eigenfinanzierung - Aufbringung des Eigen-/Beteiligungskapitals bei emissionsfähigen Unternehmen

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Aktienarten

Aktien

Einteilung nach der Zerlegung des Grundkapitals

• Nennwertaktien (Mindestnennwert 1 Euro) • nennwertlose Stückaktien (Grundkapital/Anzahl der A.) • Quotenaktie (z.B. 1/100.000 am Grundkapital) (nennwertlose Aktien) (In Deutschland nicht erlaubt)

Einteilung nach den Übertragungsbe-

stimmungen

• Inhaberaktien • Namensaktien • Vinkulierte Namensaktien

Einteilung nach dem Umfang der

verbrieften Rechte

• Stammaktien • Vorzugsaktien

Einteilung nach dem Ausgabezeitpunkt (Kap.-Erhöhung)

• alte Aktien • junge Aktien

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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BWL 1B Finanzierung/Finanzmanagement© Prof. Dr. A. DiedrichFH D Fachbereich Wirtschaft 51

Aktienarten nach der Zerlegung des Grundkapitals

Nennwert vs. Stückaktien

• Wird das Grundkapital in Nennwertaktien eingeteilt, werden Nennbe-tragsaktien emittiert, die Summe Nennwerte ergibt das Grundkapital .

• Stückaktien sind nennwertlose Aktien, die wie Nennbetragsaktien einen Anteil am Grundkapital verkörpern. Der auf die einzelne Aktie entfallende anteilige Betrag am Grundkapital (fiktiver Nennwert) lässt sich errechnen, indem das Grundkapital durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien dividiert wird. Die Ausgabe von Stückaktien setzt voraus, dass in der Satzung die Anzahl der insgesamt umlaufenden Aktien angegeben wird.

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Beispiel: Stückaktie

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Beispiel: Nennwertaktie

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Aktienarten nach der Form der Eigentumsübertrag

Inhaber- vs. Namenaktien

• In Bezug auf die Übertragung der Aktien kann zwischen Inhaber- und Namensaktien unterschieden werden. Als Inhaberaktien werden Aktien bezeichnet, welche durch Einigung und Übergabe übertragen werden. Jede Person, in deren Eigentum sich die Aktie befindet, kann die daraus resultierenden Rechte geltend machen.

• Im Gegensatz dazu tragen Namensaktien den Namen des Aktion des Aktionärs, welcher in das Aktienregister mit Namen, Geburtsdatum und Adresse eingetragen wird. Dem höheren Verwaltungsaufwand der Namensaktien steht die erleichterte Kommunikation der AG mit den Aktionären gegenüber.

• Sollen unerwünschte Erwerber vom Erwerb der Aktien ausgeschlossen

werden, kann dies durch die Ausgabe vinkulierter Namensaktien geschehen. Vinkulierte Namensaktien können nur durch Zustimmung des Vorstandes der Gesellschaft übertragen werden. Die Vinkulierung ist dann zwingend erforderlich, wenn es sich um so genannte Nebenleistungsaktien-gesellschaften handelt, bei denen die Aktionäre verpflichtet sind, außer der Kapitaleinlage gewisse ständig wiederkehrende und nicht in Geld bestehende Nebenleistungen zu erbringen (z.B. Zuckerfabriken, Molkereien, …)

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Aktienarten nach der Art der verbrieften Rechte

Stamm- vs. Vorzugsaktien

• Nach dem Umfang der verbrieften Rechte werden Stammaktien und Vorzugs-aktien unterschieden.

• Stammaktien verbriefen die im Aktiengesetz für den Normalfall vorgesehenen Rechte.

Rechte des (Stamm-)Aktionärs • Beteiligung am Gewinn, • Teilnahme an der Hauptversammlung, • Stimmrecht in der Hauptversammlung, • Auskunft durch den Vorstand, • Bezug junger Aktien sowie • Anteil am Liquidationserlös.

• Vorzugsaktien räumen dem Inhaber über die im Aktiengesetz als Mindestmaß

vorgeschriebenen hinausgehend zusätzliche Rechte ein. Das kann die Gewinn-verteilung (Dividendenvorzüge), die Stimmrechtsausübung (Stimmrechts-vorzüge) oder den Anteil am Liquidationserlös betreffen. Die Ausgabe von Mehrstimmrechtsaktien ist seit dem 01.06.2003 nicht mehr zulässig, bestehende Mehrstimmrechte erlöschen, wenn die Hauptversammlung deren Fortgeltung nicht mit mindestens 75 % des anwesenden Grundkapitals beschlossen hat.

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Stamm- vs. Vorzugsaktien

• Absolute Vorzugsaktien verbriefen dem Aktionär diese Vorrechte zusätzlich zu den mit der Stammaktie verbundenen Rechten. Hingegen ist bei relativen Vor- zugsaktien das zusätzlich gewährte Vorrecht mit einem Nachteil (z.B. Stimm- rechtsausschluss) bzw. mit der Einschränkung eines Rechtes verbunden.

• Übliche Praxis ist es, dass das Stimmrecht bei Vorzugsaktien ausgeschlossen wird und dieser Nachteil mit einem höheren Dividendenanspruch kompensiert wird. • Gründe für die Ausgabe von Vorzugsaktien: - Vorzugsaktien werden als Mittel der Eigenfinanzierung angewendet, wenn

aufgrund des zu geringen Kurses der Aktie (kleiner als der Nennwert) eine Kapitalerhöhung nicht möglich ist (Verbot der Unter-Pari-Emission). Um dennoch an das benötigte Eigenkapital zu gelangen, werden die Vorzugsaktien mit den oben genannten Vorrechten als zusätzlichen Kaufanreiz ausgestattet.

- Eine weiterer Grund für die Ausgabe von stimmrechtslosen Vorzugsaktien

ist häufig, dass dem Unternehmen (zusätzliches) Kapital zufließen soll, ohne dass die neuen Aktionäre am Entscheidungsprozess im Unternehmen beteiligt werden müssen. (Ausgabe stimmrechtsloser Vorzugsaktien).

Aktienarten nach der Art der verbrieften Rechte

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Vorzugsaktien • Arten von Dividendenvorzugsaktien prioritätischer Dividendenanspruch

Bei der Gewinnverteilung ist an den Vorzugsaktionär eine Vorzugsdividende zu zahlen, bevor an die Stammaktionäre eine Dividende ausgeschüttet wird. Bis zu einem bestimmten Betrag wird der Gewinn nur an Vorzugsaktionäre ausgeschüttet. Ist dieser Betrag erreicht, so werden darüber hinaus Gewinne nur den Stammaktionären zugewiesen, bis diese die gleiche Dividende erhalten wie die Vorzugsaktionäre. Noch verbleibende Beträge des Bilanz-gewinns werden auf alle Aktien verteilt .

prioritätischer Dividendenanspruch mit Überdividende Der prioritätische Dividendenanspruch kann zudem noch durch eine

Überdividende erweitert werden, wodurch den Vorzugsaktionären stets eine höhere Dividende gezahlt wird als den Stammaktionären. Z.B. Prioritätsdividende 0,10 Euro je Aktie, danach 0,10 Euro über Dividende der

Stammaktionäre).

Aktienarten nach der Art der verbrieften Rechte

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Vorzugsaktien • Arten von Dividendenvorzugsaktien Limitierte Vorzugsdividende

Bei dieser Art wird die Vorzugsdividende auf einen bestimmten Höchstbetrag (z.B. 0,25 Euro/Aktie) festgesetzt. Darüber hinaus erhalten die Vorzugs-aktionäre keine weiteren Gewinnanteile, sondern der gesamte verbleibende Gewinn wird an die Stammaktionäre verteilt.

Kumulative Vorzugsaktien Bei kumulativen Vorzugsaktien besteht ein Dividendenanspruch auch in

Verlustjahren. Der Dividendenanspruch der Vorzugsaktionäre, der in Verlust- jahren nicht bedient werden konnte, wird im darauf folgenden Jahr nachge-

zahlt. Kann in zwei aufeinanderfolgenden Jahren der kumulative Dividen-denanspruch nicht oder nur teilweise befriedigt werden, so erhält der Vorzugsaktionär wieder ein Stimmrecht.

Aktienarten nach der Art der verbrieften Rechte

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Aktienwert und Aktienwertermittlung

• Börsenkurs: Der Börsenkurs ist ein an einer Börse festgestellter Preis eines Wertpapiers. Der Börsenkurs bildet sich durch Angebot und Nachfrage nach einem Wertpapier/nach einer Aktie am Markt (an der Börse). Analysten unterteilen die Kursbildungsfaktoren am Aktienmarkt in Volkswirtschaftliche, betriebswirtschaftliche und sonstige (z.B. psycho-logische) Faktoren.

• Bilanzkurs: Das Verhältnis zwischen dem bilanziellen Eigenkapital und dem ge- zeichneten Kapital (Grundkapital) drückt die Kennzahl „Bilanzkurs“ aus. Bilanzkurs =

• korrigierter Bilanzkurs: Im Bilanzkurs sind die Teile des Eigenkapitals nicht berücksichtigt, die infolge von Bewertungsmaßnahmen als stille Reserven in den Bilanz- ansätzen nicht ausgewiesen sind. Das effektiv vorhandene und an der

Leistungserstellung mitwirkende Eigenkapital ist daher um die stillen Rücklagen höher als das bilanzierte Eigenkapital. korrigierter Bilanzkurs =

bilanziertes Eigenkapital gezeichnetes Kapital (Grundkapital)

bilanziertes Eigenkapital + stille Rücklagen gezeichnetes Kapital (Grundkapital)

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Aktienwert und Aktienwertermittlung

• Ertragskurs: Der Ertragskurs beschreibt das Verhältnis zwischen dem kapitalisierten Reinertrag (Ertragswert) und dem gezeichneten Kapital (Grundkapital).

Ertragswertkurs = Ertragswert = x 100 Fazit: Während der Bilanzkurs lediglich zum Ausdruck bringt, wie viele Rücklagen im Verhältnis zum gezeichneten Kapital vorhanden sind, d.h. wie hoch der „innerer Wert“ einer Aktie aufgrund der vorhandenen Vermögenssubstanz ist, zeigt der Ertragswertkurs den inneren Wert einer Aktie unter Berücksichtigung der Ertragserwartungen. Bei der Beurteilung der Aussagefähigkeit der Kennzahlen müssen die spekulativen Momente berücksichtigt werden, die in der Schätzung der stillen Reserven und der nachhaltig zu erzielenden Gewinne sowie im Ansatz des Abzinsungsfaktors liegen.

Ertragswert gezeichnetes Kapital (Grundkapital)

zukünftiger durchschnittlicher Gewinn pro Jahr Kapitalisierungszins

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft

• Erhöht eine AG das Grundkapital, werden junge Aktie ausgegeben. Bisher umlaufende Aktien werden im Gegensatz dazu als alte Aktien bezeichnet. Junge Aktien sind Aktien aus einer Kapitalerhöhung, die für das laufende Geschäftsjahr noch nicht bzw. noch nicht voll divi-dendenberechtigt sind. Nach dem nächsten Dividendentermin werden die jungen Aktien den alten Aktien gleichgestellt.

• Eine Kapitalerhöhung kann mit dem Zufluss von Geld- oder

Sacheinlagen oder ohne einen solchen Zufluss erfolgen.

• Im Rahmen der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erhält das Unternehmen keine Mittel von außen, sondern es wandelt Teile der Kapitalrücklage bzw. der Gewinnrücklage in Grundkapital um. Die Kapitalerhöhung erfolgt demzufolge aus finanziellen Mitteln, welche dem Unternehmen in früheren Perioden zugeflossen sind.

Kapitalerhöhungen mit der Zuführung neuer Finanzmittel sind:

• die ordentliche Kapitalerhöhung, • die genehmigte Kapitalerhöhung und • die bedingte Kapitalerhöhung.

Kapitalerhöhung

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft

• Eine Kapitalerhöhung hat eine Satzungsänderung zur Folge, da das gezeichnete Kapital in den Statuten der Gesellschaft auf-geführt werden muss. Da Satzungsänderungen nur von der Hauptversammlung der AG vorgenommen werden können, hat diese auch die Entscheidung über eine Kapitalerhöhung zu treffen. Die Beschlussfassung hat mit einer Dreiviertelmehrheit des bei der Beschlussfassung vertretenen gezeichneten Kapitals zu erfolgen.

Kapitalerhöhung

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft

•Die ordentliche Kapitalerhöhung stellt die Normalform der Beteiligungs-Bezugsrechte auf junge Aktienfinanzierung dar. Dabei werden gegen Zuführung von Geld- oder Sacheinlagen junge Aktien ausgegeben.

•Altaktionäre verfügen grundsätzlich über ein Recht auf den Bezug junger Aktien entsprechend der bisherigen Beteiligung an der Gesellschaft. Dieses Recht wird als Bezugsrecht bezeichnet.

•Der rechnerische Wert des Bezugsrechtes wird vom Bezugsverhältnis, dem

Emissionskurs der jungen Aktien (auch Bezugskurs oder Ausgabekurs ge-nannt) und dem Börsenkurs der alten Aktien bestimmt. Das Bezugsverhältnis spiegelt die Relation des bisherigen Grundkapitals zum Erhöhungskapital wider und gibt an, auf wie viele alte Aktien welche Anzahl junger Aktien entfällt. Das Bezugsrecht stellt einen Ausgleich für den Wertverlust der alten Aktien dar und ermöglicht die Wahrung des bestehenden Stimmrechts- und Beteiligungsverhältnisses.

Wert des Bezugsrechts =

•Der Altaktionär muss das Bezugsrecht nicht ausüben, sondern kann es auch

verkaufen.

ordentliche Kapitalerhöhung

Börsenkurs der alten Aktie – Emissionskurs der neuen Aktie Bezugsverhältnis + 1

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft

•Eine bedingte Kapitalerhöhung ist nur zulässig zur Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten an Gläubiger von Wandelschuldverschrei-bungen, zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen oder zur Ausgabe von Belegschaftsaktien.

•Der Nennbetrag des genehmigten Kapital darf die Hälfte des zum Zeitpunkt der Beschlussfassung vorhandenen Grundkapitals nicht überschreiten

bedingte Kapitalerhöhung

• Im Rahmen der genehmigten Kapitalerhöhung wird der Vorstand durch die Hauptversammlung ermächtigt, - in den nächsten fünf Jahren - mit Genehmigung des Aufsichtsrates - das Grundkapital bis zu einem bestimmten Nennbetrag (genehmigtes

Kapital) durch Ausgabe neuer Aktien gegen Einlage zu erhöhen. •Das genehmigte Kapital darf die Hälfte des zum Zeitpunkt der

Beschlussfassung vorhandenen Grundkapitals nicht überschreiten.

•Auf diese Weise verfügt das Unternehmen über die Möglichkeit, einen günstigen Zeitpunkt zur Kapitalerhöhung abzuwarten.

genehmigte Kapitalerhöhung

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft

• Im Rahmen der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erhält das Unter-nehmen keine Mittel von außen, sondern es wandelt Teile der Kapital-rücklage bzw. der Gewinnrücklage in Grundkapital um. Die Kapitalerhöhung erfolgt demzufolge aus finanziellen Mitteln, welche dem Unternehmen in früheren Perioden zugeflossen sind.

Kapitalerhöhung aus

Gesellschafts-mitteln

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Prozess des Börsengangs

Planung und Vorbereitung Strukturierung Marketing

Preisfindung Platzierung u. Stabilisierung

Aufgaben nach Handelsauf-

nahme • Prüfung der Börsen- reife und der Voraus- setzungen - Aktiengesellschaft - Businessplan • Equity Story • Emissionskonzept

• Rekrutierung des Bankenkonsortiums • IPO-Berater (Rechts- anwälte, Wirtschafts- prüfer, etc.) • IR/PR-Agenturen • Due Diligence • Bewertung • Prospekt • Corporate Governance

• Investor Relations • Pre-Marketing • Road Show

• Preisfindung • Platzierung bei Institutionellen Investoren • Friends and Family-Programme • Mitarbeiterbeteili- gungsprogramme

• Ad-hoc-Meldungen • Insider Informationen und Comliance • Jahres-/Quartalsab- schlüsse • Unternehmenskalender • Analystenkonferenzen • Investor Relations

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Investor Relations (Beispiel : BVB Aktie) Li

ve-D

emo

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Investor Relations (Beispiel : BVB Aktie)

4.1.1 Beteiligungsfinanzierung

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 4.1 Außenfinanzierung 4.1.1 Beteiligungsfinanzierung 4.1.2 Kreditfinanzierung 4.2 Innenfinanzierung 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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Grundüberlegungen und Begriffsabgrenzung

4.1.2 Kreditfinanzierung

Begriff: Kredit ist das Vertrauen in die Fähigkeit und Bereitschaft, Schuldver-pflichtungen ordnungsgemäß zu erfüllen.

Grundüberlegungen: Der Kreditgeber verzichtet für den Zeitraum der Kreditgewährung auf

die Nutzung seiner Finanzmittel und überlässt diese dem Kreditnehmer.

Dafür erwartet der Kreditgeber Zinsen. Da die Kreditvergabe eine in

die Zukunft gerichtete Handlung darstellt, bestehen für den Kredit-geber folgende Risiken:

• Ausfallrisiko: Der Kreditnehmer ist nicht mehr in der Lage, seine

vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. • Terminrisiko: Vertragliche Verpflichtungen werden verspätet erfüllt.

Um diese Risiken abzusichern, prüft der Kreditgeber die Kreditfähigkeit und die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers und verlangt Kreditsicherheiten.

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Prozess der Kreditfinanzierung

4.1.2 Kreditfinanzierung

Suchprozess Auswahl- u. Verhandlungs-prozess

• Ermittlung des Kapitalbedarfs (zeitlich, volu-mensmäßig)

• Auswahl mög-licher Kredit-geber

• Wahl einer Kreditform (Finanzierungs-instrument)

• Austausch von Informationen (Problem der Informations-asymmetrie)

• Beurteilung der Kreditfähigkeit •Beurteilung der

Kreditwürdigkeit - persönliche -wirtschaftliche

•Angebot von Sicherheiten

Vereinbarungs- Vertrags-prozess

• Dokumentation der ausgehan-delten Vertrags- parameter Angebots-/(Ver-tragserstellung

• Abschluss des Vertrags (Unterschrift)

• Erstellung begleitender Vertragsdoku-mente (z.B. Sicherungs-verträge)

• Sicherheitenbe- stellung

lfd. planmäßiger Erfüllungsprozess

• Kreditbereit-stellung

• Kreditauszahlung • lfd. Zinszahlungen • Kredittilgung • lfd. Kreditüber- wachung (Infor-

mationsflüsse) •Freigabe von Sicherheiten •Abschluss des

Kreditkontos bei vollständiger Rückzahlung oder

Kündigung des Kreditvertrages

Maßnahmen bei Leistungs-störungen

• Feststellung der Leistungsstörung •Kreditkündigung •Verhandlungen

über Stundungen, Laufzeitverlän-

gerungen etc. •ggf. Wertberichti-

gungen •ggf. Einleitung

von“Zwangsmaß- nahmen“ (z.B.

Verwertung von Sicherheiten etc.)

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Kreditwürdigkeit und Kreditbesicherung

4.1.2 Kreditfinanzierung

• Kreditwürdig sind Unternehmen, von denen eine vertragsgemäße Erfüllung der Kreditverpflichtungen erwartet werden kann.

• Die Kreditwürdigkeit (Bonität) ist in persönlicher und in wirtschaftlicher Hinsicht zu beurteilen. Als

persönlich kreditwürdig gilt derjenige, der für sich bzw. sein Unternehmen aufgrund seiner Zuverlässigkeit, fachlichen Qualifikation und unternehmerischen Fähigkeiten Vertrauen verdient.

• Wirtschaftlich ist ein Unternehmen kreditwürdig, wenn die wirtschaftlichen und finanziellen

Verhältnisse sowie die Vermögenslage des Unternehmens die Erfüllung der vertraglichen Ver-pflichtungen erwarten lassen.

• Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Kreditwürdigkeit bieten sich folgende Informationsquellen an: • Auskünfte: Selbstauskünfte, Auskunfteien, andere Kreditinstitute, Referenzen; • Öffentliche Register: Handels- oder Vereinsregister, Grundbuch; • Jahresabschlussanalyse: finanz- und ertragswirtschaftliche Analyse; • Steuerbilanzen und Steuererklärungen, • Finanz- und Investitionspläne, • Betriebsbesichtigung.

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Kreditwürdigkeit und Kreditbesicherung

4.1.2 Kreditfinanzierung

• Neben diesen Analysen, welche die Substanz und Ertragskraft des Unternehmens als Sicherheit

beurteilen, existieren weitere Möglichkeiten der Besicherung von Krediten, die Kreditsicherheiten.

• Auf Kreditsicherheiten kann der Gläubiger zurückgreifen, wenn der Schuldner den Zahlungsver-pflichtungen nicht vertragsgemäß nachkommt. Kreditsicherheiten werden in Personalsicherheiten und Realsicherheiten unterteilt.

Sicherheiten

schuldrechtliche Sicherung

(Personalsicherheiten)

Bürgschaft

Garantie

Schuldbeitritt

sachenrechtliche Sicherung

(Realsicherheiten)

Eigentumsvor- behalt

Sicherungsüber-eignung

Sicherungs-abtretung

Pfandrechte

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Relevante Vertragsparameter von Kredit-/Finanzierungsverträgen

4.1.2 Kreditfinanzierung

• Kreditgeber/Kreditvertragspartei (Banken, Lieferanten, Kunden, Staat) • Kreditbetrag (Nominalbetrag, Auszahlungsbetrag, Disagio) • Kreditlaufzeit • Zinssatz (Nominalzins, Effektivzins) • Rückzahlungsart (Ratentilgung, Annuitätentilgung, endfällige Tilgung, tilgungsfreie Zeiträume) • Kündigungsmöglichkeiten • Sicherheiten • Zweck/Verwendungsvereinbarungen • sonstige Vereinbarungen

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Kreditwürdigkeit und Kreditbesicherung

4.1.2 Kreditfinanzierung

• Neben diesen Analysen, welche die Substanz und Ertragskraft des Unternehmens als Sicherheit

beurteilen, existieren weitere Möglichkeiten der Besicherung von Krediten, die Kreditsicherheiten.

• Auf Kreditsicherheiten kann der Gläubiger zurückgreifen, wenn der Schuldner den Zahlungsver-pflichtungen nicht vertragsgemäß nachkommt. Kreditsicherheiten werden in Personalsicherheiten und Realsicherheiten unterteilt.

Sicherheiten

schuldrechtliche Sicherung

(Personalsicherheiten)

Bürgschaft

Garantie

Schuldbeitritt

sachenrechtliche Sicherung

(Realsicherheiten)

Eigentumsvor- behalt

Sicherungsüber-eignung

Sicherungs-abtretung

Pfandrechte

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Finanzierungsformen/Finanzierungsinstrumente (differenziert nach Kreditgebern)

4.1.2 Kreditfinanzierung Fr

emdf

inan

zieru

ng

über den Leistungs-

prozess verbundene Kapitalgeber

Finanz-kreditgeber

Lieferanten

Kunden

Nichtbanken

Banken

öffentliche Hand

Kaufpreisstundung ( Zahlungs-ziele – Lieferantenkredit)

Kundenkredit (Anzahlung)

• KK-Kredit • Diskontkredit • Akzeptkredit

• Avalkredit • Lombardkredit • Darlehen

• Darlehen • Schuldscheindarlehen • Schuldverschreibungen (Obligationen)

• Kredite aus Förderprogramen

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Finanzierungsformen/Finanzierungsinstrumente (differenziert nach Laufzeit)

4.1.2 Kreditfinanzierung

Kontokorrentkredit Wechselkredit Lombardkredit Avalkredit Akzeptkredit

Normalform Wandelschuldverschreibung Optionsschuldverschreibung Gewinnschuldverschreibung

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Kurzfristige Fremdfinanzierung: Beispiel Diskontkredit

4.1.2 Kreditfinanzierung

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Sonderformen der Fremdfinanzierung: Bespiel Leasing

4.1.2 Kreditfinanzierung

Leasing

Leasinggeber

direktes Leasing

indirektes Leasing

Verpflichtungscharakter des Vertrages

Operating Leasing

Financial Leasing

Leasinggegenstand

Mobilien- Leasing

Immobilien- Leasing

• Hersteller- leasing • Händler- leasing

• Institutionelles Leasing (eigen- ständige Leasing- gesellschaften)

• IT • Maschinen • Kfz • …

• gewerbl. Gebäude (Büroge- bäude)

• kurzfristige Kündigung möglich, • i.d.R. An- schlussmieter (Second-Hand- Leasing) • Investitionsrisiko beim Leasinggeber

• unkündbare Grundmietzeit • Investitions- risko beim Leasingnehmer

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Sonderformen der Fremdfinanzierung: Beispiel Leasing

4.1.2 Kreditfinanzierung

Vorteile: - Leasing erlaubt eine Investition/Investitionsnutzung ohne Eigenkapital - Leasing ermöglicht die Erhaltung des Finanzierungsspielraums (aber, lfd. Leasingraten) - Leasing ist eine objektbezogene Finanzierung, d.h. die Erträge aus dem Objekt dienen direkt der Bezahlung der Leasingraten (pay as you earn) - Leasing nutzt steuerliche Optimierungsmöglichkeiten (Leasingerlasse) - Kein Eingang in die Bilanz Funktionen: - Finanzierungs- und Investitionsfunktion - Dienstleistungsfunktion (Full-Service-Leasing) - Absatzförderungsfunktion

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Sonderformen der Fremdfinanzierung: Beispiel Factoring

4.1.2 Kreditfinanzierung

Factor (Anbieter des Factoring)

Klient/Verkäufer Nachfrager des

Factoring

Käufer Nachfrager der Leistungen des

Klienten 2. Kaufvertrag und Lieferung auf Ziel

1. Factoring- vertrag

3. Bevorschussung der Forderung 4. Zahlung der Kauf-

summe

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 4.1 Außenfinanzierung 4.1.1 Beteiligungsfinanzierung 4.1.2 Kreditfinanzierung 4.2 Innenfinanzierung 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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Überblick: Formen der Innenfinanzierung

4.2 Innenfinanzierung

Innenfinanzierung

Finanzierung aus Umsatzerlösen

Finanzierung durch Vermögensumschichtungen

Selbst- finanzierung

Finanzierung aus Abschreibungs- gegenwerten

Finanzierung aus Rückstellungen

Innenfinanzierung ist die Freisetzung von bisher in Vermögensgegenständen gebundenen Mitteln, die aus dem betrieblichen Umsatzprozess resultieren oder durch Vermögensumschichtungen erzielt werden.

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Selbstfinanzierung

4.2 Innenfinanzierung

offene Selbstfinanzierung: Werden Gewinne im Unternehmen zurückbehalten, liegt Selbstfinanzierung vor. Werden Gewinne nicht ausgeschüttet und ist die Gewinneinbehaltung in der Bilanz ersichtlich, handelt es sich um eine offene Selbstfinanzierung. Die einbehaltenen Gewinne werden ausgewiesen und versteuert. Bei Personen-gesellschaften und Einzelunternehmungen geschieht die offene Selbst-finanzierung durch Gutschrift auf dem Kapitalkonto und Verzicht auf die Gewinnentnahme. Kapitalgesellschaften führen den einbehaltenen Gewinn den offenen Rücklagen oder dem Gewinnvortrag zu. Das Eigenkapital und der Zahlungsmittelbestand des Unternehmens werden erhöht.

stille Selbstfinanzierung: Die stille Selbstfinanzierung erfolgt durch die Bildung von stillen Reserven,

die nicht in der Bilanz ersichtlich sind. Handels- und steuerrechtliche Gestaltungsspielräume können genutzt werden, um einen Gewinnanteil nicht auszuweisen und einzubehalten. Das kann sich durch die Unterbewertung von Vermögenspositionen oder die Überbewertung von Schulden vollziehen. Stille Rücklagen können jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum gebildet werden, da die Rücklagen in der Zukunft aufgelöst werden. Der Effekt der stillen Selbstfinanzierung besteht in dem Zahlungsaufschub von Steuern bzw. der Gewinnausschüttung. Für den Zeitraum zwischen Bildung und Auflösung der Rücklagen erhält das Unternehmen einen zinslosen Zahlungsaufschub beim Finanzamt und den Gesellschaftern.

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Selbstfinanzierung

4.2 Innenfinanzierung

Vorteile: • Vermeidung von Zins- und Tilgungszahlungen • Finanzierung ohne Stellung von Sicherheiten möglich • erhöhte Kreditwürdigkeit bei Fremdfinanzierungen • Stabilisierung der Mehrheitsverhältnisse • Mittel aus der Selbstfinanzierung können ohne Zweckbindung investiert werden • das Unternehmen wird unabhängiger von Kapitalgebern und vom Kapitalmarkt

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Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten

4.2 Innenfinanzierung

Grundüberlegung: Abschreibungen dienen dazu, den Werteverzehr von langlebigen, abnutzbaren Vermögensgegenständen abzubilden und stellen in der Verrechnungsperiode Aufwand dar. In der Kalkulation der Produkte werden Abschreibungen verrechnet und durch den Produktverkauf erwirtschaftet. Sachanlagevermögen wird durch die Verrechnung

von Abschreibungen in Umlaufvermögen (Halb- und Fertigfabrikate) oder Geldver- mögen (beim Verkauf der Produkte in derselben Periode) umgewandelt.

Dieser Prozess findet zeitstetig mit der Erwirtschaftung von Umsätzen statt. Die Abschreibungsverrechnung gewährleistet, dass am Ende der Nutzungsdauer einer Anlage die Nachfolgeanlage beschafft werden kann. Die aus den Abschreibungs- gegenwerten zufließenden liquiden Mittel stehen dem Unternehmen bis zur Beschaffung der Nachfolgeanlage zur Verfügung. Diese Gegenwerte können zur Schuldentilgung eingesetzt, extern investiert (z. B. festverzinslich angelegt) oder zur Beschaffung von Erweiterungsinvestitionen verwendet werden.

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Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten

4.2 Innenfinanzierung

Beispiel: Jahre 1 2 3 4 5 6 7 8

Maschinen

1 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000

2 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000

3 1000 1000 1000 1000 1000 1000

4 1000 1000 1000 1000 1000

Gesamtjahres-abschreibung

1000 2000 3000 4000 4000 4000 4000 4000

Gesamte auflaufende Mittel (kumuliert)

1000 3000 6000 10000 10000 10000 10000 10000

erforderliche Reinvestitionen

4000 4000 4000 4000 4000

Kapitalfrei-setzung

1000 3000 6000 6000 6000 6000 6000 6000

Phase des Kapazitätsaufbaus Reinvestitionsphase

Kapazitätserweiterung ab dem dritten Jahr möglich

Ein Unternehmen kauft in vier aufeinander folgenden Jahren je eine Maschine zum Wert von € 4000, --, die sie linear über vier Jahre abschreibt. Die Jahresabschreibung je Maschine beträgt € 1000,--. Anschaffungskosten Nutzungsdauer (Jahre)

=

4000 4

= 1000

Dauerhafte Kapitalfreisetzung ab dem dritten Jahr € 6000,--.

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Finanzierung aus Rückstellungen

4.2 Innenfinanzierung

• Rückstellungen sind für ungewisse, zukünftige Verpflichtungen zu bilden. • Ein Finanzierungseffekt der Rückstellungsbildung ergibt sich aus dem vorübergehenden Verbleib von

finanziellen Mitteln im Unternehmen, die im Umsatzprozess erzielt wurden. Fällt der Grund für die Bildung der Rückstellung weg, sind diese erfolgswirksam aufzulösen, der Finanzierungseffekt endet zu diesem Zeitpunkt.

• Für den Finanzierungseffekt ist die Höhe und Fristigkeit der Rückstellungen entscheidend. Die

Mehrzahl der Anlässe für die Rückstellungsbildung ist kurzfristiger Natur, wie z. B. Rückstellungen für Steuernachzahlungen oder für Garantieleistungen. Bei kurzfristigen Rückstellungen können sich die jährliche Neubildung und Auflösung zeitlich überschneiden, weshalb ein Bodensatz an kurzfristigen Rückstellungen zur Finanzierung im Unternehmen verbleibt.

• Langfristiger Natur und deshalb für die Unternehmensfinanzierung von besonderem Interesse sind

Pensionsrückstellungen. Als Pensionsrückstellungen gelten Lohn- und Gehaltsbestandteile, die im Unternehmen einbehalten und angesammelt werden. Vom Zeitpunkt der Zusage einer Alters-, Invaliden- bzw. Hinterbliebenenversorgung bis zum Eintritt des Versorgungsfalls verbleiben die

finanziellen Mittel im Unternehmen. Dieser Zeitraum kann mehrere Jahre bzw. Jahrzehnte betragen. • Die Bildung von Rückstellungen setzt die Existenz eines Gewinns voraus, d. h. die Rückstellungen

müssen in Form von Umsätzen dem Unternehmen zugeflossen sein.

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Finanzierung aus Vermögensumschichtungen

4.2 Innenfinanzierung

• Wenn außerhalb des betriebsgewöhnlichen Leistungserstellungsprozesses Bestandteile des Anlage -oder Umlaufvermögens verkauft und auf diese Weise finanzielle Mittel freigesetzt werden, handelt es sich um eine Finanzierung aus Vermögensumschichtung.

• Im Normalfall werden dazu Gegenstände des nicht betriebsnotwendigen Vermögens (z. B. Wert-papiere des Umlaufvermögens) veräußert. In finanziellen Notsituationen können auch Gegenstände des betriebsnotwendigen Vermögens veräußert werden, was jedoch die Betriebsbereitschaft gefährden kann.

• Ein hoher Innenfinanzierungssaldo stellt nicht in jedem Fall ein Zeichen für die finanzielle Stärke eines Unternehmens dar. Im Einzelfall kann ein solcher Saldo gar ein Hinweis auf eine Gefährdung des Unternehmens sein, wenn die Innenfinanzierung z. B. auf Vermögensumschichtungen (Abbau von Vorräten und Forderungen) beruht und aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven keine Investitionen in das Anlagevermögen stattfinden.

• Maßnahmen zur Stärkung der Innenfinanzierungskraft können sowohl in der Erhöhung der Umsatz-überschüsse, als auch in der Verringerung der Kapitalbindung bestehen. Möglichkeiten für eine Freisetzung gebundener Mittel im Anlagevermögen liegen neben der Veräußerung von Gegenständen des Anlagevermögens in einer effizienteren Nutzung vorhandener Vermögensgegenstände. Eine Verringerung der Kapitalbindung im Umlaufvermögen ist durch die Reduktion von Vorräten und Kundenforderungen möglich.

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Finanzierung Gliederung

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1 Grundtatbestände des betrieblichen Finanzmanagements 2 Zielgrößen/Steuerungsgrößen des betrieblichen Finanzmanagements 3 Kapitalbedarf, Finanzanalyse und Finanzplanung 4 Formen der Kapitalbeschaffung (Finanzierung) 4.1 Außenfinanzierung 4.1.1 Beteiligungsfinanzierung 4.1.2 Kreditfinanzierung 4.2 Innenfinanzierung 5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

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Investitionsbegriff

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Zahlungsstromorientierter Investitionsbegriff Eine Investition ist ein Zahlungsstrom, welcher mit einer Auszahlung beginnt und in späteren Zeitpunkten Einzahlungen bzw. eine Reduktion von Auszahlungen erwarten lässt. Bilanzorientierter Investitionsbegriff Eine Investition stellt die Umwandlung von Kapital in Vermögen dar. D.h. eine Investition ist eine für eine längere Frist beabsichtigte Bindung finanzieller Mittel in materiellen oder immateriellen Objekten, mit der Absicht, diese Objekte in Verfolgung einer individuellen betrieblichen Zielsetzung zu nutzen.

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Investitionsbegriff – Arten von Investitionen (Investitionsobjekte)

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Investitionen können nach dem Investitionsobjekt in Real- und Finanzinvestition unterschieden werden. Realinvestitionen lassen sich differenzieren in materielle Realinvestitionen, auch güterwirtschaftliche Investitionen genannt, und in immaterielle Realinvestitionen, auch als Potenzialinvestitionen bezeichnet. Zu den Potenzialinvestitionen zählen Ausgaben für Innovationen (dazu gehören Grundlagenforschung, Technologieentwicklung, Vorentwicklung sowie Produkt- und Prozessentwicklung), für Aus- und Weiterbildung und für Werbung. Finanzinvestitionen liegen bei einer Kapitalbindung in finanziellen Anlageformen wie Anleihen oder Aktien vor.

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Investitionsbegriff – Arten von Investitionen nach Investitionsanlässen/-zielen

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Mit Errichtungsinvestitionen (Anfangs-, Neu-, Gründungsinvestitionen) beginnt die Tätigkeit eines Unternehmens an einem Standort.

• Zu den laufenden Investitionen zählen zum einen Großreparaturen und Überholungen, zum anderen Ersatzinvestitionen. Eine reine Ersatzinvestition liegt vor, wenn vorhandene Betriebsmittel durch identische Objekte ersetzt werden. Häufig erfolgt ein Ersatz durch ein verbessertes Betriebsmittel. Ersatzinvestitionen sind dann gleichzeitig

• Rationalisierungs- und/oder Erweiterungsinvestitionen.

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Investitionsbegriff – Arten von Investitionen nach Investitionsanlässen/-zielen

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Zu den Ergänzungsinvestitionen zählen Erweiterungs-, Veränderungs- und Sicherungsinvestitionen. Erweiterungsinvestitionen führen zur Erhöhung der Kapazität bzw. des Leistungsvermögens eines Unternehmens. Charakteristische Eigenschaft von Veränderungsinvestitionen ist die Modifikation bestimmter Merkmale des Unternehmens, wobei diese verschiedene Motive aufweisen kann. So dienen Rationalisierungsinvestitionen primär der Kostenverringerung, Umstellungsinvestitionen der Anpassung an geänderte Absatzmengen der bisherigen Produktarten und Diversifizierungsinvestitionen der Vorbereitung auf Veränderungen des Absatzprogramms, die durch die Einführung neuer Produkte oder die Versorgung neuer Märkte bewirkt werden.

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Investitionsbegriff – Arten von Investitionen nach Investitionsanlässen/-zielen

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Sicherungsinvestitionen schließlich stellen Maßnahmen dar, die zur Ausschaltung von Gefahrenquellen für das Unternehmen oder zur Vorbereitung auf diese geeignet sind. Beispiele sind Beteiligungen an Rohstoffbetrieben, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, Werbung, Aus- und Weiterbildung sowie - bei entsprechend weiter Sicht des vermögens-orientierten Investitionsbegriffs das Halten von Vorratsbeständen.

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Entscheidungen im Rahmen des Investitionsprozesses

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Die Investitionsplanung umfasst die : • Festlegung des Zielzustandes, Identifikation der mit der Zielerreichung verbundenen Probleme, • Suche nach Alternativen zur Problemlösung, Prognose zukünftiger Einflussfaktoren und • Bewertung der Alternativen, • Auswahl der als vorteilhaft identifizierten Alternative und Treffen der Entscheidung. Die Investitionskontrolle setzt sich aus einem Soll-Ist-Vergleich und einer Abweichungsanalyse der investitionsbezogenen Willensbildungs- und Realisierungsprozesse im Verlaufe des Investitionslebenszyklus zusammen. Typischerweise lassen sich folgende Entscheidungsprobleme unterscheiden: • Entscheidung über die Durchführung oder Unterlassung einer Investition. Dabei ist die Frage zu

klären, ob eine einzelne, isoliert betrachtete Investition durchgeführt werden soll oder nicht ( absolute Vorteilhaftigkeit).

• Auswahl des optimalen Investitionsobjektes aus einer Menge von alternativen Maßnahmen.

Alternativen sind in diesem Zusammenhang sich gegenseitig ausschließende Handlungsmöglich-keiten (z.B. Maschine A oder Maschine B) relative Vorteilhaftigkeit).

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Entscheidungen im Rahmen des Investitionsprozesses

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Entscheidung über die ökonomisch optimale Nutzungsdauer eines Investitionsobjektes zu Beginn der Nutzungsdauer.

• Wenn das Investitionsobjekt schon im Unternehmen genutzt wird, stellt sich die Frage, zu

welchem Zeitpunkt der Ersatz des Objektes optimal ist. Die zu Beginn der Nutzung ermittelte optimale Nutzungsdauer wird auf diese Weise vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen überprüft.

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Zielgrößen des Investitionsprozesses

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Mit der Durchführung einer Investition werden unterschiedliche Ziele verfolgt. Dazu gehören: • technische Ziele: Flexibilität, Integrierbarkeit, Standortanforderungen, Kapazität, Qualität,

Instandhaltungsmöglichkeiten, etc. • wirtschaftliche Ziele: einzusetzende Finanzmittel, zu erzielende Einzahlungen, Nutzungsdauer etc. • soziale Ziele: Gesundheit und Wohlbefinden, Arbeitssicherheit, Mensch-Maschine-Beziehung etc. • ökologische Ziele: Energie- und Rohstoffverbrauch, Emissionen, Recyclingfähigkeit etc.

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Kalkulationszins als Ziel-/Entscheidungsgröße

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit (absolute und/oder relative Vorteilhaftigkeit) einer Investition spielt i.d.R. der Kalkulationszins der Investition eine wesentliche Rolle.

Der Kalkulationszins wird vom Unternehmen „frei gewählt“. Bei der Wahl des Kalkulationszinssatzes orientiert sich das Unternehmen an der Alternativverzinsung des eingesetzten Kapitals am Kapitalmarkt.

Erfolgt die Investition aus Eigenkapital, dient der Eigenkapitalzins, d.h. die durchschnittliche Eigenkapital-verzinsung (EK-Rendite) als Vergleichsgröße, alternativ der Anlagezins für risikofreie Anlagen am Kapital-markt. Erfolgt die Investition aus Fremdkapital, dient der Fremdkapitalzinssatz für Bankkredite/ Kapital-marktkredite mit vergleichbarer Laufzeit als Vergleichsmaßstab. Wird die Investition sowohl mit Eigen- wie Fremdkapital finanziert, sollte ein gewogener Durchschnittszinssatz gewählt werden.

Diese Orientierungsgrößen werden um Risikozuschläge ergänzt. Der Risikozuschlag berücksichtigt hierbei den Risikogehalt der Investition im Vergleich zu einer risikofreien, d.h. nicht spekulativen Anlage am Kapitalmarkt. Der Risikogehalt der Investition steigt mit der Länge des Investitionszeitraums sowie dem Innovationsgehalt der Investition.

Ein weiterer Zuschlag zum „Ausgangszins“ (Alternativzins am Kapitalmarkt) erfolgt im Hinblick auf die unternehmerische Tätigkeit. Die Investition stellt eine ureigene unternehmerische Handlung dar, die im Hinblick auf einen zu erzielenden Gewinn (Unternehmerlohn) erfolgt. Vor diesem Hintergrund ist im Kalkulationszins ein kalkulatorischer Gewinnzuschlag zu berücksichtigen.

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Kalkulationszins als Ziel-/Entscheidungsgröße

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

geplante Rentabilität der Investition in Prozent

geplante Investitions- ausgaben (Budget)

obligate Investition

Kalkulationszins

rentable Investitionen nicht rentable Investitionen

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Investitionsentscheidungen und Investitionsrechnungsverfahren im Überblick

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Rechenverfahren, welche im Rahmen der Planung von Investitionsentscheidungen eingesetzt werden, werden als Investitionsrechnungen bezeichnet.

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Vorteilhaftigkeit von Investitionen (Entscheidungskriterien)

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Ziel der Investitionsrechnung ist es, die Vorteilhaftigkeit der Durchführung einer Investitionsmaß-nahme festzustellen.

• Dazu sind zwei Arten der Vorteilhaftigkeit zu unterscheiden:

• Absolute Vorteilhaftigkeit: Wenn die Durchführung der Maßnahme vorteilhafter ist, als deren

Unterlassung, liegt eine absolute Vorteilhaftigkeit vor. Mit der Feststellung der absoluten Vorteil-haftigkeit wird die Alternative ”Durchführung der Investition“ mit der Alternative ”Nichtstun“ verglichen.

• Relative Vorteilhaftigkeit: Stehen zwei sich ausschließende Maßnahmen zur Auswahl, wird die

vorteilhaftere Variante der beiden als relativ vorteilhaft bezeichnet. Diese muss zugleich absolut vorteilhaft sein. Wenn festgestellt wurde, dass die Durchführung der Investition besser ist als deren Unterlassung, wird mit der Untersuchung der relativen Vorteilhaftigkeit die beste Alternative identifiziert.

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Investitionsrechnungsverfahren – Statische Investitionsrechnungen

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Charakteristisch für die statischen Verfahren ist, dass diese auf Rechnungsgrößen des internen Rechnungswesens basieren und die finanziellen Investitionswirkungen einperiodisch betrachtet werden (Ausnahme: Amortisationsrechnung).

• Deshalb werden die statischen Verfahren auch als kalkulatorische Verfahren bezeichnet. Mit der Verwendung durchschnittlicher Werte wird der Ein-Jahres-Zeitraum als repräsentativ für die gesamte Nutzungsdauer der Investitionsmaßnahme verwendet. Zu den in der Praxis weit verbrei-teten statischen Verfahren gehören die • Gewinnvergleichsrechnung, •Kostenvergleichsrechnung, • Rentabilitätsvergleichsrechnung und • Amortisationsrechnung.

• Zur Gruppe der einperiodischen statischen Investitionsrechnungen zählen die Gewinn-, die Kosten- und die Rentabilitätsvergleichsrechnung. Da den Betrachtungen nicht der gesamte Planungszeitraum zugrunde liegt, sondern nur eine Jahresabrechnungsperiode, ist die Verwendung periodisierter Erfolgsgrößen erforderlich. Kalkulatorische einperiodische Investitionsrechnungen sind Rechnungen, die sich auf eine fiktive Jahresabrechnungsperiode beziehen und mit den periodisierten Erfolgs-größen Kosten und Erlöse arbeiten.

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Investitionsrechnungsverfahren – Dynamische Investitionsrechnungen

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

• Ein wesentlicher Mangel der statischen Verfahren, die Nichtbeachtung der zeitlichen Unterschiede zwischen Ein- und Auszahlungen, wird mit der dynamischen Betrachtungsweise behoben. Das Auf- oder Abzinsen der jeweiligen Zahlungen trägt dem zeitversetzten Anfall der Zahlungen Rechnung.

• Zur finanzmathematischen Berücksichtigung von Zins und Zinseszins werden folgende Annahmen getroffen: • Investitionen lassen sich auf Zahlungsreihen reduzieren, welche aus Ein und Auszahlungen bestehen. • Zeit wird in identische Abschnitte unterteilt. Jede Periode wird von einem Anfangs- und Endzeitpunkt

begrenzt, wobei der Anfangszeitpunkt einer Periode gleichzeitig den Endzeitpunkt der Vorperiode bildet.

• Jede Zahlung erhält ein Datum, der Index kennzeichnet den Zeitpunkt der Zahlung.

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Gegenüberstellung von statischen und dynamischen Investitionsrechnungsverfahren

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Methodendynamische statische

Unterscheidungs-kriteriummathematische Basis

Finanzmathematik keine

Zeitbezug Zeitpräferenz wird durch Auf- oder Ab-zinsen berücksichtigt

Zeitpräferenz wird nicht berücksichtigt (Einperi-odenbetrachtung)

Rechenelemente Ein- und Auszahlungen Kosten- und Leistungen, Aufwand und Erträge

Schätzung der Rechenelemente

Einzelschätzungen und Einzeldiskontierung

Betrachtung einer re-präsentativen Periode und/oder Durchschnitts-bildung

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5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Eine Form der Bewertung von Investitionsalternativen stellt die Betrachtung der Kosten dar, welche mit den Maßnahmen verbunden sind. Dieses Vorgehen bietet sich bei sog. Muss-Investitionen an, die keine Erlöse erzielen, bzw. bei Investitionen mit identischen Erlösgrößen. Es sind die Kostenkomponenten Betriebskosten KB und Kapitaldienst KD zu berücksichtigen. Die Summe der beiden Komponenten ergibt die Kosten der Maßnahme K: K = KB +KD Ein Vergleich der Kosten zeigt die Vorteilhaftigkeit der Investition. Es gilt:

• Ein Investitionsobjekt ist absolut vorteilhaft, falls seine Kosten geringer sind als die der Unterlassensalternative.

• Ein Investitionsobjekt ist relativ vorteilhaft, falls seine Kosten geringer sind als die eines jeden anderen zur Wahl stehenden Objektes.

Neben den Betriebskosten (Lohnkosten, Kosten für den Verbrauch von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Energiekosten, Kosten für Instandhaltung und Wartung, Raumkosten, Werkzeugkosten) sind auch die in einer kurzfristigen Betrachtung als fix geltenden kalkulatorischen Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen in die Rechnung aufzunehmen. Die Summe aus kalkulatorischen Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen wird als Kapitaldienst bezeichnet. Kalkulatorische Abschreibungen dienen der Erfassung der tatsächlichen Wertminderung des Anlagever-mögens.

Beispiel für ein statisches Investitionsrechnungsverfahren : Kostenvergleichsrechnung

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5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Bei Unterstellung eines linearen Abschreibungsverlaufes ergibt sich der jährliche Abschreibungsbetrag Abkalk aus: Abkalk = mit I als Investitionskosten, L als Liquidationserlös und N als Nutzungsdauer. Der Unternehmer muss zusätzlich zu dem Werteverzehr des Anlagevermögens den Kapitaleinsatz berücksichtigen, wobei er für das in der Investitionsmaßnahme gebundene Kapital kalkulatorische Zinsen ermitteln muss. Die Existenz eines Liquidationserlöses ist bei der Ermittlung des durchschnittlich gebundenen Kapitals KB folgendermaßen zu berücksichtigen: I − L 2

I – L 2

+ L = I + L 2

KB =

Beispiel für ein statisches Investitionsrechnungsverfahren : Kostenvergleichsrechnung

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Beispiel für eine Kostenvergleichsrechnung

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Grunddaten:Kostengrößen Anlage A Anlage BAnschaffungswert (€) 200000 100000Nutzungsdauer (N = Jahre) 10 10Liquidationserlös (€) 0 0Kapazitätauslastung in der Periode (ME)) 26.000 26.000Maximalkapazität pro Periode (ME/Jahr) 30.000 30.000Zinssatz (i in Prozent) 10 10

Fixkostenermitlung:Abschreibungen (€) 20.000 10.000Zinsen (€) 10.000 5.000sonstige Fixkosten (€) 8.000 8.200Fixkosten gesamt 38.000 23.200Fixkosten je Mengeneinheit (€/ME) 1,46 1,16

Ermittlung der variablen Kosten:Löhne- und Lohnnebenkosten (€/ME) 0,22 0,84Materialkosten (€/ME) 0,07 0,09sonstige vaiable Kosten (€/ME) 0,05 0,18variable Kosten gesamt (€/ME) 0,34 1,11

Stückkosten gesamt (€/ME) 1,80 2,27

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Beispiel für eine Kostenvergleichsrechnung

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Ermittlung der kritischen Menge (kritische Auslastung) Die Kostenvorteilhaftigkeit der Maschinen A und B ist von der jeweiligen Kapazitätsauslastung abhängig. Um zu ermitteln, bei welcher Auslastungsmenge die Maschine A bzw. die Maschine B die vorteilhaftere ist, wird die „kritische Menge“ ermittelt. Es ist die Menge, bei der die Kosten beider Alternativen gleich sind. Es gilt: KA = KB

KfixA + KvarA *x = KfixB + KvarB * x Bezogen auf das Beispiel gilt: 38.000 + 0,34 x = 23.200 + 1,11 x 14.800 = 0,77 x 19.220,779 = x 19221 ≈ x

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Beispiel für eine Kostenvergleichsrechnung

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Ermittlung der kritischen Menge (kritische Auslastung)

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000

23.200 = KfixB

38.000 = KfixA

kritische Menge = 19.221

(44.535)

38.000 + 0,34 * 19.221 = 44.535,14 23.200 + 1,11 * 19.221 = 44.535,32

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Beispiel für ein dynamisches Investitionsrechnungsverfahren: Kapitalwertmethode

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Der Kapitalwert (Nettobarwert, Net Present Value, Discounted Cashflow) ist ein außerordentlich häufig verwendetes Entscheidungskriterium. Der Kapitalwert stellt die Summe aller auf einen Zeitpunkt ab- bzw. aufgezinsten Ein- und Auszahlungen dar. Auf diese Weise repräsentiert der Kapitalwert alle Zahlungen einer Investition in einem Betrag. Verschiedene Investitionsobjekte lassen sich über die Kapitalwerte vergleichen. Die Wahl des Bezugszeitpunktes (Endwert oder Gegenwartswert) ist für den Vergleich unerheblich, wichtig ist lediglich, dass für alle Alternativen derselbe Zeitpunkt verwendet wird. Üblicherweise wird der Zeitpunkt t = 0 gewählt, der den heutigen Wert verkörpert. Der Investor möchte mit dem Investitions-objekt Einzahlungen erzielen, die größer sind als die Auszahlungen. Zur Vergleichbarkeit der Zahlungen werden diese auf den Zeitpunkt t = 0 transformiert, also barwertig betrachtet. Demzufolge muss der Bar-wert der Einzahlungen E0 höher liegen, als der Barwert der Auszahlungen A0, die Differenz aus den beiden Werten muss größer bzw. gleich Null sein. Es gilt E0 − A0 ≥ 0 und mit der Bezeichnung des Kapitalwertes C0 folgt C0 ≥ 0.

C0 = −I0 + mit I0 = Anschaffungsauszahlung zum Zeitpunkt t = 0 Rt = jährlicher Rückfluss als Einzahlungsüberschuss LN = Liquidationseinzahlung zum Zeitpunkt t = N q = (1+i) mit i als Kalkulationszinssatz N = Nutzungsdauer des Investitionsobjektes

Σ t=1

N Rtq−t + LNq−N

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Beispiel für eine Kapitalwertberechnung (Kapitalwertmethode)

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Abzinsungsfaktor für im siebten Jahr

5 %

Ermittlung der Auf-/Abzinsungsfaktoren aus Zinstabellen

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Beispiel für eine Kapitalwertberechnung (Kapitalwertmethode)

5 Formen der Kapitalverwendung (Investitionen)

Kauf einer Maschine für 60.000 €. Nutzung der Maschine über 6 Jahre. Verkauf der Maschine nach dem sechsten Jahr zu einem Restwert von 6.000 €. Kalkulatorischer Zins 10 Prozent.

Nutzungsjahr Auszahlungen Einzahlungen Überschüsse Abzinsungsfaktor Gegenwartswert

0 C = 60.000 a0 = 23.000

- - 1.0000 -83.000

1 a1 = 28.000 e1 = 28.000 0 0,9091 0,002 a2 = 35.000 e2 = 40.000 5.000 0,8264 4.132,003 a3 = 35.000 e3 = 60.000 25.000 0,7513 18.782,504 a4 = 40.000 e4 = 20.000 -20.000 0,6830 -13.660,005 a5 = 34000 e5 = 60.000 26.000 0,6209 16.143,406 a6 = 22.000 e6 = 50.000 28.000 0,5645 15.806,007 -I er= 6.000 6.000 0,5132 3.079,20

-38.716,90