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Gut leben mit Gerinnungshemmern – ein Patientenratgeber Dr. med. Hannelore Rott

(Montag bis Freitag 8:00–17:00 Uhr, kostenlos)part-raetsch.berlin/onewebmedia/Marcumar_Patientenratgeber_neu.pdf · Notizen Glossar Glossar Antikoagulans:Mittel,dassdieBlutgerinnungverzögert

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MEDA Pharma GmbH & Co. KG • 61352 Bad Homburg

Gut leben mit Gerinnungshemmern– ein Patientenratgeber

Dr. med. Hannelore Rott

(Montag bis Freitag 8:00–17:00 Uhr, kostenlos)

In Kooperation mit MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Programmplanung:Tibor Szabó

Projektmanagement und Bildredaktion: Jacqueline Schmidt

Redaktion: Ulrike Kriegel,München

Umschlaggestaltung und Layout: SOMMER media GmbH & Co. KG, Feuchtwangen

Bildnachweis:Umschlagfoto vorn: PixlandFotos im Innenteil: creativ collection: S. 24, Emotive/F1online: S. 23,MEDA Pharma GmbH& Co. KG: S. 3, 18, 20, Roche Deutschland Holding GmbH: S. 12,Thomas Möller/ThiemeVerlagsgruppe: S. 23,Yuri Arcurs/Fotolia: S. 13,Yuri Arcurs/iStockphoto: S. 28

Die abgebildeten Personen haben in keinerWeise etwas mit der Krankheit zu tun.

Zeichnungen: Heike Hübner, Berlin

1.Auflage

© 2011 MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KGOswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart

Printed in Germany

Satz: SOMMER media GmbH & Co. KGgesetzt in: Quark XPress 7.5Druck:AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier

Wichtiger Hinweis:Wie jedeWissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unter-worfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere wasBehandlung und medikamentöseTherapie anbelangt. Soweit in diesemWerk eine Dosierungoder eine Applikation erwähnt wird oder Ratschläge und Empfehlungen gegeben werden,darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber undVerlag große Sorgfaltdarauf verwandt haben, dass diese Angaben demWissensstand bei Fertigstellung desWerkesentsprechen, jedoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors,desVerlags oder seiner Beauftragten für Personen-, Sach- oderVermögensschäden ist ausge-schlossen.

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GlossarNotizen

GlossarAntikoagulans: Mittel, dass die Blutgerinnung verzögert.Antikoagulation:Verzögerung der Blutgerinnung.Aorta: Hauptschlagader des Körpers.Arterie: Blutgefäß, das das Blut vom Herzen zu den Organen undzum Gewebe führt.Cumarin: Sekundärer Pflanzenstoff, der z.B. in Gräsern undSchmetterlingsblütlern vorkommt.Cumarin-Derivate:Vom Cumarin abgeleitete synthetische,chemischeVerbindungen.Embolie:Teilweiser oder vollständiger Gefäßverschluss eines Blut-gefäßes durch ein mit dem Blutstrom verschlepptes Blutgerinnsel.Erythrozyten: Rote Blutkörperchen.Fibrin: Eiweißstoff des Blutes, der die mit einem Blutpfropf vor-läufig gestillteWunde endgültig verschließt.Gerinnungsfaktoren: Eiweißstoffe, die die Grundlage der Blutgerin-nung bilden.Hämorrhagische Diathesen: Krankhaft gesteigerte Blutungsneigun-gen.Hämatom:Ansammlung von Blut außerhalb der Blutbahn auf-grund von verletzten Blutgefäßen, auch Bluterguss genannt.Hämostase: Blutstillung.Heparin:Therapeutisch eingesetzte Substanz zur Blutgerinnungs-hemmung.Herzinfarkt:Absterben vonTeilen des Herzmuskels aufgrund vonDurchblutungsstörungen.

INR: International nomalized ratio, gibt die Gerinnbarkeit desBlutes an.Intramuskulär (i. m.): Direkt in den Muskel hinein erfolgend.Intravenös (i. v.): Direkt in eineVene hinein erfolgend.Kammerflimmern: Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auf-grund von unkoordinierten Kontraktionen des Herzmuskels.Koagulation: Blutgerinnung.Leukozyten:Weiße Blutkörperchen.Quick-Wert:VeralteterWert, der die Gerinnbarkeit des Blutes wie-dergibt,Angabe in Prozent.Schlaganfall: Plötzlicher Ausfall bzw. plötzliches Aussetzen vonTeilender Hirnfunktion mit Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen.Subkutan bzw. subcutan (s. c.): Injektionen werden direkt unter dieHaut bzw. in das unter der Haut liegende Fettgewebe verabreicht.thromboembolisch: DieThromboembolie, die häufigste Form derEmbolie, betreffend, zu ihr gehörend.Thromboplastin: Ein an der Blutgerinnung beteiligtes Protein.Thromboplastinzeit: Zeit, die bis zu Bildung eines Blutgerinnselsvergeht, auch Gerinnungszeit genannt.Thrombose:Teilweiser oder vollständiger Gefäßverschluss durch einThrombus.Thrombozyten: „Blutplättchen”, leiten die Blutgerinnung ein.Thrombus: Blutgerinnsel.Urtikaria: Hautausschlag mit juckenden Quaddeln, auch Nessel-sucht genannt.Vene: Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen.Vorhofflimmern: Herzrhythmusstörung im Bereich der Herzvor-höfe mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.

1Inhalt

Inhalt

Vorwort .................................................................. 2

Die Blutgerinnung .......................................... 3

Wie funktioniert die Blutgerinnung? ................ 4Die 3 Säulen der Blutgerinnung ........................ 5Störungen der Blutgerinnung............................ 6

Messung der Blutgerinnung ............................... 8Blutgerinnungswerte – Quick und INR? .......... 9Der „therapeutische Bereich“............................ 10Selbstbestimmung der Blutgerinnung ................ 11

Marcumar® von A bis Z ................................. 13

Wirkweise von Marcumar®................................. 14Wechselwirkungen von Marcumar® .................. 16Nebenwirkungen von Marcumar® ..................... 17Der Marcumar®-Notfallausweis und dasMarcumar®-Patiententagebuch .......................... 18

Verhalten bei Blutungen ..................................... 20Die richtige Ernährung unter Marcumar® ....... 22Frauen und Marcumar® ...................................... 25

Menstruation .................................................... 25Verhütung, Schwangerschaft und Stillzeit........... 25

Marcumar® auf Reisen? ...................................... 26

Service ................................................................ 28

Häufig gestellte Fragen ....................................... 29Adressen................................................................ 32

Gerinnungszentren............................................ 32Webseiten ......................................................... 32

Glossar .................................... hintere Umschlagseite

2Vorwort

Vorwort

Liebe Marcumar®-Patientin,lieber Marcumar®-Patient,

die Zahl der Patienten, die – meist auch dauerhaft – ge-rinnungshemmende Medikamente einnehmen müssen,ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Man geht heutevon ca. einer Million Menschen aus, die unter Medika-tion mit blutgerinnungshemmenden Medikamentenstehen, davon nehmen eine halbe Million Menschendauerhaft Gerinnungshemmer ein.Die Gründe für die Notwendigkeit einer Blutgerin-nungshemmung sind vielfältig.Am häufigsten ist diesder Fall nach überstandenenThrombosen oder Embo-lien, beiVorhofflimmern, nach Einsetzen einer künst-lichen Herzklappe oder auch bei angeborenen Gerin-nungsstörungen, um die Entstehung vonThrombosenbzw. Embolien von vornherein zu verhindern. Je nachUrsache ist eine zeitweise oder dauerhafte Einnahmevon Marcumar® notwendig, denn nur so könnenlebensbedrohliche Komplikationen verhindert werden.Wie bei vielen Medikamenten muss auch bei der Ein-nahme von Marcumar® das eine oder andere beachtet

werden. Neben der regelmäßigen Einnahme vonMarcumar® sollen beispielsweise immer wieder dieBlutgerinnungswerte bestimmt werden. Dies führt dazu,dass viele MenschenVorbehalte gegen eine Behandlungmit Gerinnungshemmern haben und vermuten, keinselbstbestimmtes Leben mehr führen zu können unddamit Einbußen an Lebensqualität hinnehmen zu müs-sen. Doch auch bei demThema Blutgerinnungs-hemmer gilt wie immer im Leben: Je besser man übereine Sache Bescheid weiß, umso sicherer wird man imUmgang mit ihr.Deshalb wird in diesem Ratgeber alles rund um dieMarcumar®-Behandlung erklärt: von den grundlegen-denVorgängen bei der Blutgerinnung und der Bedeu-tung des Gerinnungswertes über dieVorteile der Gerin-nungswert-Selbstbestimmung bis hin zu ganz prakti-schen und alltagsnahen Dingen wie Ernährung, Reisenund bestimmten Lebenssituationen wie Schwanger-schaft und Stillzeit.Dieser Ratgeber will Aufklärung geben und Orientie-rung leisten, damit Sie die Marcumar®-Behandlung alsdas sehen, was sie ist: eine Chance, trotz allem ein ge-sundes und unbeschwertes Leben zu führen.

Ihre Dr. med. Hannelore Rott

DieBlutgerinnung

Eine gut funktionierende Blutgerinnung istlebenswichtig. Lesen Sie hier, wie dieser komplexe

Vorgang funktioniert, welche Störungen derBlutgerinnung vorkommen können und welcheRolle Gerinnungshemmer und die Messung des

Gerinnungswertes spielen.

4Die Blutgerinnung

Wie funktioniert dieBlutgerinnung?

Unser Blut erfüllt in unserem Organismus zahlreichewichtige Aufgaben: So versorgt es die Organe einerseitsmit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert ande-rerseits Kohlendioxid und Stoffwechselprodukte ab; esspielt eine große Rolle bei der Abwehr von Fremdstof-fen und Krankheitserregern, ist an derWärmeregulationdes Organismus beteiligt und bringt Enzyme undHormone an ihreWirkungsorte. Schon allein um dieseAufgaben erfüllen zu können, muss die Fließfähigkeitdes Blutes garantiert sein.Darüber hinaus ist eine gut funktionierende Fließfähig-keit des Blutes bzw. Blutgerinnung auch in anderer, un-mittelbarer Hinsicht lebenswichtig für jeden Menschen:Gerinnt das Blut nicht oder nicht schnell genug, kön-nen sich selbst kleine, normalerweise harmloseVer-letzungen zu lebensbedrohlichen Blutungen auswach-sen (z. B. bei der Hämophilie, auch Bluterkrankheitgenannt). Gerinnt das Blut jedoch zu früh bzw. zu stark,

d. h., ist die Fließfähigkeit des Blutes vermindert, kön-nen schnell Blutgerinnsel entstehen, die die Blutgefäße

DIE

BLUTGERINNUNG

GERINNUNGSFAKTOREN

BLUTPLÄTTCHEN

GEFÄSSW

AND

Die 3 Säulen der Blutgerinnung.

5Wie funktioniert die Blutgerinnung?

verstopfen und ebenfalls rasch lebensbedrohlich werdenkönnen, da sie dieVersorgung von Körperregionenoder Organen beeinträchtigen.Bei der Blutgerinnung handelt es sich um einen kom-plexenVorgang, der auf 3 Säulen ruht (siehe Seite 4).Diese sind:

1. die Gefäßwände2. die Bluttplättchen (Thrombozyten)3. die Gerinnungsfaktoren

Es kommt jedoch nicht nur auf dasVorhandensein derFaktoren an, sondern auch auf das richtige „Timing“,das zeitlich aufeinander abgestimmte Zusammenspielder 3 Säulen-Komponenten.

Die 3 Säulen der Blutgerinnung

Die Blutgefäße verfügen über eine Gefäßwand, die ineinem gewissen Ausmaß elastisch ist, um verschiedenenAnforderungen genügen zu können. Bei einer bluten-denWunde ziehen sich als Erstes die Blutgefäße bzw.die Gefäßwände zusammen, um den austretenden Blut-strom zu verringern und damit die folgende Anheftung

von Blutplättchen zu erleichtern. Bei kleinerenVer-letzungen reicht dieser Mechanismus oft schon aus,um eine Blutstillung zu bewirken. Gleichzeitig mit demZusammenziehen der Gefäßwand wird ein Stoff frei-gesetzt, der die Blutplättchen anlockt.

Blutgefäßsystem

Das Blut wird mithilfe der Blutgefäße durch unse-ren Körper geleitet. Zu den Blutgefäßen werdensowohl die Arterien als auch dieVenen gezählt.Die Blutgefäße bilden ein geschlossenes System,innerhalb dessen sich das gesamte Blut in einemständigen Kreislauf befindet, um seine Aufgaben zuerfüllen. Um jeden Bereich des Körpers versorgenzu können, verjüngen sich die Blutgefäße, ange-fangen bei den großen Gefäßen Aorta und Hohl-vene, über Arterien undVenen hin zu ArteriolenundVenolen, um letztlich in die Haargefäße, diesogenannten Kapillaren, zu münden.

WISSEN

6Die Blutgerinnung

Die Blutplättchen werden auch als Thrombozyten be-zeichnet. Diese werden im Knochenmark gebildet undzirkulieren mit dem Blut, sind jedoch inaktiv. Erst wenneine verletzte Gefäßwand bestimmte Stoffe aussendet,werden sie aktiv. DieThrombozyten sammeln sich dannvermehrt an der verletzten Stelle, heften sich dort an,vernetzen sich untereinander und bilden einen Pfropf(Thrombus), der die Blutungsstelle verschließt. ImLaufe diesesVorgangs ändern die Blutplättchen ihreGestalt von scheibenförmig in kugelförmig.Damit der Pfropf, der dieWunde verschließt, nichtdavongespült wird, muss er an derWunde verankertwerden. Zu diesem Zweck werden parallel einigeGerinnungsfaktoren aktiviert.Diese Gerinnungsfaktoren werden in der Leber produ-ziert und dort an das Blut abgegeben.Zur Herstellungeiniger Gerinnungsfaktoren wird Vitamin K benötigt,das größtenteils durch die Nahrung aufgenommen wird.Mithilfe der Gerinnungsfaktoren wird das Fibrin gebildet,das wie ein Klebstoff dieVerbindung der Blutplättchenuntereinander und an derWunde verankert. So entstehtein stabiler Blutpfropf, unter dem dieWunde heilen kann.

Nach Abschluss derWundheilung wird der Blutpfropfdann vom Körper wieder vollständig abgebaut und daszuvor verletzte Gefäß ist wiederhergestellt.

Störungen der Blutgerinnung

Die Störungen der Blutgerinnung werden in eine über-mäßige Blutgerinnung und eine zu langsame Blutgerin-nung eingeteilt. Beide Formen der Störung könnenaufgrund einerVeranlagung primär vorhanden seinoder im Laufe des Lebens sekundär erworben werden.Eine zu langsame Blutgerinnung birgt immer die Ge-fahr von unkontrollierten Blutungen und somit desVerblutens. Dies ist beispielsweise der Fall bei vererbtenBlutgerinnungsstörungen (Hämophilie, von-Wille-brand-Syndrom u. a.).Die zu starke Blutgerinnung hat eine erhöhte Anfällig-keit fürThrombosen zur Folge und ist nicht als natürli-che Schutzreaktion des Körpers auf eine äußereVerlet-zung, sondern als Fehlreaktion des Blutgerinnungs-systems zu sehen. Findet die Bildung einesThrombusinnerhalb des gesunden Gefäßsystems statt,

7Wie funktioniert die Blutgerinnung?

kann derThrombus das Gefäß verschließen und eineFunktionsminderung oder sogar ein Absterben der ver-sorgten Region zur Folge haben. DerThrombus kannsich aber auch lösen und mit dem Blutstrom z. B. in dieLunge, das Herz oder in das Gehirn geschwemmt wer-den. Die Folgen sind Lungenembolie, Herzinfarkt oderSchlaganfall.Thromben können sich sowohl inVenenals auch in Arterien bilden. Bei einer zu starken Blutge-rinnung muss eine medikamentöse Hemmung derBlutgerinnung (Antikoagulation) erfolgen, um solcheThrombosen oder Embolien zu verhindern.Eine zu starke Blutgerinnung kann auch sekundär,z. B. infolge vonVorhofflimmern entstehen.Vorhof-flimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmus-störungen. Dabei arbeiten die Herzvorhöfe, die norma-lerweise rhythmisch Blut in die Herzkammern pumpen,unregelmäßig und in schneller Folge – das Flimmernentsteht. Im Gegensatz zum Kammerflimmern ist dasVorhofflimmern an sich nicht lebensbedrohlich. Esführt jedoch zu einer Änderung der Fließgeschwindig-keit des Blutes, sodass sich an bestimmten Stellen imVorhof Thromben bilden können, die über die Haupt-

schlagader in das Gehirn gelangen und dort durch ei-nen Gefäßverschluss einen Schlaganfall verursachenkönnen.

DurchVorhofflimmern kann einThrombus entstehen und dieserkann mit dem Blutstrom als Embolus mitgerissen werden.

Aortenbogen

linker Vorhof

linkes Herzohr

Thrombus

linke Herzkammer

8Die Blutgerinnung

Ein Sonderfall ist die erhöhte Gerinnungsneigung desBlutes nach Implantation von z. B. künstlichen Herz-klappen. Hier wird die Blutgerinnung angekurbelt, weilder Körper die Herzklappe als „fremd“ erkennt. Eswerden Gerinnungsfaktoren aktiviert, die zur Bildungvon Blutgerinnseln an der Klappe führen und somitauch die Gefahr von Embolien mit sich bringen. Des-halb muss auch bei einer künstlichen Herzklappeimmer die Gerinnung medikamentös verzögert werden.

Messung der Blutgerinnung

Unter derTherapie mit Gerinnungshemmern ist esunerlässlich, dass Sie regelmäßig Ihre Blutgerinnungmessen bzw. von Ihrem Arzt messen lassen. Dies dientnicht nur der Kontrolle, ob dieTherapie erfolgreich ist,sondern ermöglicht es auch, bei einem zu hohen oderzu niedrigen Gerinnungswert rechtzeitig einzuschrei-ten.Zur Messung der Blutgerinnung wird Blut aus derVeneoder aus Kapillarblut (Fingerbeere oder Ohrläppchen)gewonnen. Dem Blut wird dann ein Zusatz, das soge-nannteThromboplastin beigemischt, das die Blutgerin-nung aktiviert, d. h. die Bildung eines Blutgerinnselsanregt. Die Zeit, die bis zur Bildung des Blutgerinnselsvergeht, also die Gerinnungszeit, wird deshalb auchThromboplastinzeit (kurzTPZ) genannt und in Sekun-den gemessen. Die sich so ergebendeThromboplastin-zeit wird dann entweder in Form des mittlerweile ver-alteten Quick-Wertes oder der INR umgerechnet undangegeben.

9Messung der Blutgerinnung

Blutgerinnungswerte – Quick und INR?

Der Quick-Wert (Angabe in Prozent) war lange derStandardwert, mit dem in deutschsprachigen Länderndie Blutgerinnung angegeben wurde. Da sich derQuick-Wert bei ein und demselben Patienten vonLabor zu Labor, je nach verwendetemThromboplastinund verwendeter Messmethode, unterschied und soeine direkteVergleichbarkeit nicht möglich war, wurdestattdessen die INR (engl. International NormalizedRatio, dt. International Normierter Quotient) einge-führt.Aufgrund der Standardisierung unterliegen INR-Wertekeinerlei Schwankungen und sind bei allen Labor-auswertungen ebenso wie bei allen Selbstmessgerätendirekt vergleichbar. Der INR-Wert wird von derWelt-gesundheitsorganisation (WHO) seit Jahren empfohlen.Trotzdem werden in Deutschland gelegentlich nochQuick- und INR-Wert parallel verwendet.Beim gesunden Menschen beträgt die Blutgerinnungs-zeit ca. 20 Sekunden, was einem INR von ca. 1 bzw.einem Quick-Wert von 70–130% entspricht.

Beispielsweise bedeutet ein INR-Wert von 3, dass dasBlut dreimal langsamer als normal zur Gerinnung be-nötigt, ein Quick-Wert von 70%, dass die Blutgerin-nung 70% der Norm entspricht.Unter einerTherapie mit Marcumar® ist der INRhöher und der Quick-Wert niedriger als normalerweise,d. h., die Blutgerinnungszeit ist verlängert.

Quick-Wert und INR verhalten sichgegensinnig

Je länger die Blutgerinnungszeit ist, umso höher istdie INR, aber umso niedriger ist der Quick-Wert.Oder anders ausgedrückt:� erhöhte INR/erniedrigter Quick-Wert:

verlängerte Gerinnungszeit� erniedrigte INR/erhöhter Quick-Wert:

verkürzte Gerinnungszeit

WICHTIG

10Die Blutgerinnung

Der „therapeutische Bereich“

Bei bestimmten Erkrankungen wie z. B.Thrombosen,Embolien oder Herzinfarkt ist es notwendig, die Blut-gerinnung zu verzögern, um einWiederauftreten derErkrankung zu verhindern. Ebenso ist beiVorhofflim-mern oder nach der Implantation einer künstlichen

Herzklappe eine medikamentöse Hemmung der Blut-gerinnung angeraten, da hierbei ein erhöhtes Risikoeiner Blutgerinnselbildung besteht.

Therapeutischer Bereich

Der therapeutische Bereich ist der Bereich, dereinerseits die medizinisch notwendige Blutgerin-nungshemmung und somit den Schutz vor be-drohlichen Blutgerinnseln und andererseits einemöglichst geringe Blutungsgefahr ermöglicht.

Je nach Erkrankung wird der behandelnde Arzt densogenannten therapeutischen Bereich bzw. Zielbereichbestimmen, der dann auch im Marcumar®-Patienten-tagebuch (siehe Seite 18) vermerkt wird.

Blutungsrisiko

Thrombosegefahr1 100%

> 5 < 10%

INR Quick

So verhalten sich Quick-Wert und INR.

WICHTIG

11Messung der Blutgerinnung

Erhöhter INR-Wert

Bei einem INR-Wert oberhalb des therapeuti-schen Bereichs besteht Blutungsgefahr. Bitte set-zen Sie sich in einem solchen Fall mit Ihrem ArztinVerbindung.

Selbstbestimmung der Blutgerinnung

Ebenso wie Diabetespatienten ihren Blutzucker regel-mäßig selbst messen, können auch Gerinnungspatientenihre Gerinnungswerte selbst messen.Vorteile der Selbstmessung sind:� mehr Flexibilität und Selbstständigkeit und somit eine

höhere Lebensqualität� Verbesserung derTherapiequalität� keine ständigenVenenpunktionen, da bei der Selbst-

messung Kapillarblut aus der Fingerbeere entnommenwird

� unabhängiger sein auf Reisen

Für die Gerinnungsselbstbestimmung existieren – ähn-lich wie für die Blutzuckermessung – handliche Mess-geräte (z. B.CoaguChek®, Roche Diagnostics), die mittelsTeststreifen und einemTropfen Blut aus der Finger-beere nach etwa einer Minute Ihren aktuellen Gerin-nungswert ermitteln.

WICHTIG

Beispiele für therapeutische Zielbereiche.

Indikation INR-WertNormal (ohne Marcumar®) ca. 1,0Vorhofflimmern ca. 2,0–3,0Beinvenenthrombose ca. 2,0–3,0Lungenembolie ca. 2,0–3,0Biologische Herzklappe ca. 2,0–3,0Künstliche Herzklappe ca. 2,0–3,5

12Die Blutgerinnung

Wenden Sie sich für weitere Informationen zur Selbst-bestimmung Ihrer Gerinnungswerte jederzeit an IhrenArzt oder Apotheker. HilfreicheTipps erhalten Sie auchauf derWebseite der Arbeitsgemeinschaft für Selbstkontrolleder Antikoagulation e.V. (www.asaev.de) oder bei RocheDiagnostics (www.coaguchek.de).

Messgerät zur Gerinnungsselbstbestimmung.

WICHTIG

Gehen Sie trotz Gerinnungsselbstmessungregelmäßig zum Arzt

Die Gerinnungsselbstmessung soll Ihnen einenselbstbestimmten Umgang mit Ihrer Erkrankungermöglichen, kann und soll jedoch nicht denregelmäßigen Besuch bei Ihrem behandelndenArzt ersetzen.

Marcumar®

von A bis Z

Es gibt eineVielzahl an Patienten, die Marcumar®

einnehmen.Auf den folgenden Seiten erfahren Siepraktische und alltägliche Dinge für das Leben mit

Marcumar®: von derWirkweise,Wechsel- undNebenwirkungen über Ernährung bis hin zu spezi-ellen Hinweisen für Frauen sowie die Marcumar®-

Behandlung auf Reisen und vieles mehr.

14Marcumar® von A bis Z

Wirkweise von Marcumar®

Marcumar® ist ein Gerinnungshemmer, auch Anti-koagulans genannt, und gehört zur Substanzgruppe derCumarin-Derivate. Derivate sind Abkömmlinge, in die-sem Fall des sekundären Pflanzenstoffs Cumarin, wel-ches z. B. in Schmetterlingsblütlern vorkommt. Der inMarcumar® enthalteneWirkstoff Phenprocoumon istein synthetisch hergestelltes Cumarin-Derivat. Marcu-mar® war das erste orale Präparat zur Gerinnungs-hemmung auf dem deutschen Markt. Deshalb hat sichauch der Begriff „Marcumarisierung“ manifestiert, derim ärztlichen Sprachgebrauch die Einstellung derGerinnungshemmung mittels eines Cumarin-Derivatsbezeichnet.Cumarin-Derivate werden auch alsVitamin-K-Antago-nisten oder „Gegenspieler“ desVitamin K bezeichnet(K steht für Koagulation = Blutgerinnung). Sie hem-men dieWirkung vonVitamin K, was zur Folge hat,dass dieVitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktorennicht aktiviert werden, wodurch die Gerinnbarkeit desBlutes herabgesetzt wird. D.h. die Gerinnungszeit des

Blutes wird in einem gewissen Ausmaß verlängert, undder Bildung von Blutgerinnseln wird auf dieseWeisevorgebeugt. Die Gerinnung wird jedoch nicht vollstän-dig gehemmt.DasWirkprinzip kann mit dem Beispiel einer Pendel-waage sehr gut beschrieben werden. In der einenWaagschale liegt Marcumar®, in der anderenVita-min K. DieWaage wird nun durch Zugabe von Mar-cumar® auf den gewünschten INR-Wert eingestellt,dieWaage ist also im Gleichgewicht und der therapeu-tische Zielwert erreicht. Bei Zugabe einer größerenMenge von Marcumar® oder einer geringeren MengeVitamin K verlässt dieWaage das Gleichgewicht(d. h. das Blutungsrisiko steigt). Umgekehrt verhält essich, wenn zu wenig Marcumar® oder zu vielVita-min K zugeführt wird (siehe Seite 15):Auch in diesemFall geht das Gleichgewicht der beidenWaagschalenverloren, mit dem Unterschied, dass nun anstatt eineserhöhten Blutungsrisikos die Gefahr der Thrombose-entstehung steigt und der therapeutische Effekt nichtmehr erreicht werden kann.

15Wirkweise von Marcumar®

Marcumar® wird sowohl therapeutisch als auch prophy-laktisch beiThrombosen und Embolien eingesetzt.U. a. ist bei folgenden Erkrankungen eine Marcumar®-Therapie indiziert:

� Venenthrombose, Lungenembolie� Vorhofflimmern� Langzeitbehandlung des Herzinfarktes, wenn ein er-

höhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse ge-geben ist

� nach Herzklappenersatz

Es ist sowohl für die vorübergehende Gerinnungshem-mung als auch für eine Langzeitbehandlung geeignet.Die notwendige Marcumar®-Dosis wird vom Arzt indi-viduell anhand der INR-Werte festgelegt. Für jedenPatienten wird ein therapeutischer Bereich (siehe Seite10) bestimmt, innerhalb dessen der INR-Wert liegensollte. Ihr Arzt errechnet dann die Dosierung, die not-wendig ist, um Ihren INR-Wert innerhalb dieses thera-peutischen Bereichs zu halten. Sind Ihre Blutgerin-nungswerte stabil, können dann auch die Messungender Blutgerinnung in größeren Zeitabständen erfolgen.Aufgrund derWirkzeit der Gerinnungsfaktoren dauertes eine gewisse Zeit, bis die gewünschte Hemmung vonVitamin K durch Marcumar® erreicht ist, sodass dieWirkung von Marcumar® erst etwa 36–72 Stunden

Stellen Sie sicher, dass sich Marcumar® undVitamin K imGleichgewicht befinden.

Vitamin K Marcumar R

Thromboserisikosteigt

Blutungsrisikosteigt

Vitamin K

Marcumar R

Thromboserisikosteigt

Blutungsrisikosteigt

Vitamin K

Marcumar R

Thromboserisikosteigt

Blutungsrisikosteigt

16Marcumar® von A bis Z

nach Beginn der Einnahme einsetzt. Muss eine sehrrascheVerzögerung der Blutgerinnung erfolgen, werdenSie anfangs parallel von Ihrem Arzt Heparin erhalten,das sofort wirkt.Abgestimmt auf den festgelegten INR-Wert wird Ihr Arzt Ihnen die entsprechendeMarcumar®-Dosis verordnen.Umgekehrt dauert es auch nach dem Absetzen vonMarcumar® ca. 7–10Tage, bis sich die Blutgerinnungnormalisiert, d. h. dieVitamin-K-Hemmung völlig auf-gehoben ist und die Gerinnungsfaktoren wieder vollfunktionsfähig sind.Bei akuten Blutungen oder in bestimmten anderenSituationen kann Ihr Arzt diese Zeit durch die zusätz-liche Gabe vonVitamin K oder eines Gerinnungs-faktorenkonzentrats verkürzen.

Wechselwirkungenvon Marcumar®

Unter der gleichzeitigen Einnahme von Marcumar®

und anderen Medikamenten könnenWechselwirkun-gen entstehen, d. h., dieWirkung von Marcumar® kannverstärkt oder vermindert werden.Eine Wirkungsverstärkung von Marcumar® kannhervorgerufen werden durch (die folgendenWirkstoffesind nur eine Auswahl):� Schmerz- und Rheumamedikamente wie Acetylsali-

cylsäure, Phenylbutazon, selektive Coxibe� Antibiotika wie Chloramphenicol,Tetracycline,Trimethoprim-Sulfamethoxazol sowie andere Sulfon-amide und Cephalosporine

� cholesterinsenkende Medikamente wie Fenofibrat� Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen wie

Amiodaron, Chinidin, Propafenon� Schilddrüsenhormone� Medikamente zur Behandlung von Depressionen

17Nebenwirkungen von Marcumar®

Eine Wirkungsabschwächung ist möglich durch (diefolgendenWirkstoffe sind nur eine Auswahl):� Schlafmittel wie Barbiturate� Antibiotika wie Rifampicin� Antidiabetika wie Metformin� Antiepileptika wie Carbamazepin� harntreibende Medikamente� Vitamin-K-haltige Präparate� johanniskrauthaltige Präparate

Bitte achten Sie auch auf Wechselwirkungen mitMedikamenten, die Sie nur kurzzeitig einnehmen, wiez. B. ein Antibiotikum bei einem Harnwegsinfekt.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Mar-cumar®-Gebrauchsinformation.

Über Medikamenteneinnahme informieren

Informieren Sie Ihren Arzt und Apotheker überalle Medikamente und alleVitaminpräparate, auchüber solche aus Drogerie- und Supermärkten, dieSie einnehmen, umWechselwirkungen zu vermei-den. Bevor Sie ein neues Medikament einnehmen,halten Sie immer erst Rücksprache mit Ihrem Arztoder Apotheker, ob dieses Medikament sich even-tuell nachteilig auf dieWirkung von Marcumar®

auswirkt. Dies betrifft sowohl verschreibungs-pflichtige wie auch Medikamente für die Selbst-medikation, pflanzliche Präparate etc.

Nebenwirkungenvon Marcumar®

Zu den häufigsten Nebenwirkungen einerTherapie mitMarcumar® gehören Zahnfleisch- und Nasenbluten

WICHTIG

18Marcumar® von A bis Z

sowie Blutergüsse (Hämatome) nach Stoßverletzungen(siehe Seite 20). Gelegentlich kommen Übelkeit,Appetitlosigkeit, Durchfall, Hauterscheinungen wieUrtikaria (Nesselsucht) oder Juckreiz, Netzhautblutun-gen im Auge sowie Blutungen, wie z. B. im Magen-Darm-Trakt, im Bauchraum, im Gehirn oder in ande-ren Organen vor.

Der Marcumar®-Notfallausweisund das Marcumar®-Patienten-tagebuch

Ihr Arzt wird Ihnen ein Marcumar®-Patiententagebuchaushändigen. Zusätzlich erhalten Sie den Marcumar®-Notfallausweis im handlichen Scheckkartenformat, denSie immer, am besten im Portemonnaie oder in derBrieftasche bei den sonstigen Ausweispapieren,mit sich

Kontaktieren Sie beiVerdacht auf Neben-wirkungen Ihren Arzt!

Sollten Sie Nebenwirkungen feststellen oder An-zeichen bemerken, die auf eine Nebenwirkunghindeuten könnten, sprechen Sie mit Ihrem Arztdarüber. Nur er kann einschätzen, ob und welcheKonsequenzen daraus zu ziehen sind.Jede Blutung unter Marcumar® sollte mit dem be-handelnden Arzt besprochen und abgeklärt wer-den!

WICHTIG

Der Marcumar®-Notfallausweis.

19Der Marcumar® Notfallausweis und das Marcumar®-Patiententagebuch

führen sollten.Dieser Notfallausweis informiert in einemNotfall z. B. den Rettungsarzt über dieTatsache, dass SieMarcumar®-Patient sind, sodass dies bei einer Behand-lung berücksichtigt werden kann. In dem Marcumar®-Patiententagebuch werden die gemessenen INR-Werteund die entsprechendeTagesdosis regelmäßig von IhremArzt bzw. innerhalb des Gerinnungsselbstmanagementsvon Ihnen selbst sorgfältig notiert.

DasTagebuch enthält:� alle wichtigen Informationen zu Ihrer Person (Name,

Adresse,Telefonnummern) sowie Adresse undTele-fonnummer Ihres behandelnden Arztes

� Gründe für eine gerinnungshemmendeTherapie� der angestrebte INR-Bereich („individueller Ziel-

bereich INR/Quick“)� Angaben zum verwendetenThromboplastin bei Er-

mittlung der Quick-Werte� eineTabelle für die Eintragungen der jeweiligen Ergeb-

nisse der Kontrollmessungen sowie der Dosierungen� eine Auflistung aller Medikamente, die Sie zusätzlich

einnehmen

Den Marcumar®-Notfallausweis und das Marcumar®-Patiententagebuch erhalten Sie bei Ihrem Arzt oderApotheker sowie unter www.Marcumar.de (Service-materialien). Selbstverständlich können Sie beides auchunter der Marcumar®-Hotline (08 00 - 6 27 28 62,Montag bis Freitag 8:00–17:00 Uhr, kostenlos) be-stellen.

WICHTIG

Tragen Sie Ihren Marcumar®-Notfallausweisimmer bei sich!

Da unter Marcumar® das Blutungsrisiko erhöhtsein kann, muss in Notfallsituationen auch ein an-derer Arzt alle wichtigen Informationen zur IhrerTherapie sofort zurVerfügung haben, um richtigreagieren zu können.Zusätzlich sollten Sie Ihren Ausweis allen Ärzten,die Sie konsultieren, ebenso wie Ihrem Zahnarztimmer vorlegen!

20Marcumar® von A bis Z

Verhalten bei Blutungen

Wir alle kennen das: ImTagesverlauf stößt man sich amTischbein, schneidet sich bei der Zubereitung desAbendessens in den Finger oder verletzt sich bei derGartenarbeit.Vieles davon registrieren wir kaum.Da Marcumar® die Gerinnungsneigung des Blutesherabsetzt, das Blut also längere Zeit benötigt, um zu

gerinnen, sind auch bei unbedeutend erscheinendenVerletzungen längere Blutungen möglich. Ebenso kannZahnfleischbluten nach dem Zähneputzen etwas längeranhalten als gewöhnlich.Viele Gerinnungspatienten sind jedoch verunsichert,wie sie sich zu verhalten haben und wann sie einen Arztoder die Klinik aufsuchen müssen.Bei kleineren Schnittverletzungen, meist an Armenoder Beinen, sollte dieWunde mit einem Druckver-band versorgt und die Extremität hoch gelagert werden.

Nehmen Sie ärztliche Hilfe auch inVerdachtsfällen in Anspruch

Grundsätzlich gilt: Lieber einmal zu oft den Arztaufgesucht als einmal zu wenig.Wenn Sie sichunsicher sind, wie schlimm dieVerletzung ist, oderdie Blutung nach geraumer Zeit nicht nachlässt,sollten Sie immer ärztliche Hilfe in Anspruch neh-men.

WICHTIGDas Marcumar®-Patiententagebuch.

21Verhalten bei Blutungen

Das Kühlen derWunde (z. B. mit einem Coolpack ausder Apotheke) bewirkt, dass sich die Gefäße schnellerzusammenziehen und die Blutung rascher nachlässt.GrößereWunden und blutende Kopfverletzungen soll-ten Sie immer vom Arzt bzw. in der Klinik versorgenlassen (Achtung: Marcumar®-Ausweis vorlegen!).Blaue Flecken können unter der Einnahme von Marcu-mar® leichter entstehen. Hier hilft nur Kühlung, wennmöglich Hochlagerung und Geduld.Verstärktes Zahnfleischbluten sollten Sie zum Anlassnehmen, regelmäßig zwei- bis dreimal im Jahr zur pro-fessionellen Zahnreinigung zu gehen. Denn die eigent-liche Ursache von Zahnfleischbluten ist meist eine Ent-zündung des Zahnfleisches oder des Zahnhalteapparates,nicht die Einnahme von Marcumar®. Sollte sich dasProblem trotz professioneller Zahnreinigung nicht vonselbst erledigen, sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt übereine sichere Behandlungsmethode.Auch Nasenbluten ist keine Folge der Einnahme vonMarcumar®, es kann lediglich aufgrund dessen etwasstärker ausfallen. Bei häufigem Nasenbluten sollten SieIhren Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen. Zur Stillung

einer akuten Blutung können Sie eineTamponade ausZellstoff oder einem Papiertaschentuch fertigen, in dieNasenlöcher einführen und die Nasenflügel einigeMinuten fest zusammendrücken.

Auf Alarmzeichen achten

Blut im Urin oder Stuhl sowie Bluterbrechen sindAlarmzeichen, die auf eine ernsthafte Erkrankunghinweisen können. In diesen Fällen sollten Sie un-bedingt sofort einen Arzt aufsuchen.

WICHTIG

22Marcumar® von A bis Z

Die richtigeErnährung unter Marcumar®

Eines gleich vorweg: Im Prinzip gelten bezüglich derErnährung für Gerinnungspatienten dieselben Regelnwie für „normale“ Menschen. Gesund ist vor allemeine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung,wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)empfiehlt (siehe Seite 23).Achten Sie darauf, dass starkVitamin-K-haltige Lebensmittel nicht im Übermaß aufIhrem Speiseplan vertreten sind. Das Gleichgewichtzwischen Marcumar® undVitamin K sollte möglichstgewahrt bleiben (siehe Seite 14).Vitamin K ist in zahlreichen sowohl pflanzlichen alsauch tierischen Lebensmitteln in unterschiedlichenMengen enthalten.Vitamin K wird zum einen durch Lichteinwirkung zer-setzt, zum anderen ist die Aufnahme des Vitamins durchden Darm abhängig von der Fettzufuhr. DennVitamin

K gehört zu den fettlöslichenVitaminen, die der Orga-nismus nur verwerten kann, wenn gleichzeitig mit demVitamin Fett aufgenommen wird.Lebensmittel, die in der Regel einen hohenVitamin-K-Gehalt aufweisen, sollten Sie nicht exzessiv zu sichnehmen. Beispiele hierfür sind:� Spinat, Blumenkohl, Rosenkohl, Brokkoli, Rotkohl� Kopfsalat, Chinakohl, Endivien, Feldsalat� Fenchel, Mangold, Porree� Zwiebeln, Knoblauch, frische Kresse� Roggen- undWeizenkeime

WICHTIG

Nahrungsergänzungsmittel und Diätpulver

Achten Sie auch bei allen Nahrungsergänzungs-mitteln wie z. B. Vitaminpräparaten oder Diät-pulvern darauf, ob darinVitamin K enthalten ist.

23Die richtige Ernährung unter Marcumar®

Die 10 Regeln der DGE für ein vollwertiges Essen undTrinken helfen Ihnen weiter:� Ernähren Sie sich abwechslungsreich und ausgewogen.� Essen Sie reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln.� Nehmen Sie 5 Portionen Gemüse und Obst (auch in

Form von Säften) amTag zu sich.� Milch- und Milchprodukte sollten täglich (möglichst

fettarm), Fisch ein- bis zweimal wöchentlich, Fleisch,Wurstwaren und Eier nur in Maßen in Ihrem Speise-plan enthalten sein.

� Machen Sie einen Bogen um Fette und fettreicheLebensmittel. Ersetzen Sie tierische durch pflanzlicheFette (z. B. Soja-, Rapsöl und daraus hergestellteStreichfette). Mehr als 60–80 g Fett proTag sollten Sienicht zu sich nehmen.

� Verwenden Sie Zucker und Salz nur sparsam.� Trinken Sie 1,5–2 l Flüssigkeit amTag (am besten

Wasser oder kalorienarme Getränke).

Essen Sie mindestens5 Portionen Obst undGemüse amTag.

EmpfohleneVitamin K-Aufnahme

Empfohlen wird laut der DGE eineVitamin K-Aufnahme von etwa 60–80 µg (Mikrogramm) proTag. Eine Unterversorgung oder stark schwan-kende Aufnahme vonVitamin K ist auch für Mar-cumar®-Patienten nicht empfehlenswert, da diesesich in schwankenden INR-Werten niederschla-gen kann.

WISSEN

24Marcumar® von A bis Z

� Achten Sie auf eine schonende Zubereitung der Spei-sen (mit möglichst niedrigenTemperaturen garen undmit wenig Zugabe von Fett).

� Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und genießen Siees.

� Sorgen Sie regelmäßig (30–60 Minuten amTag) fürkörperliche Bewegung.

Alkohol und Rauchen

Vermeiden Sie hohen Alkoholkonsum, Exzesseund den Genuss von hochprozentigem Alkohol!Größere Mengen Alkohol können die Blutgerin-nung beeinflussen. Zudem ist dieVerletzungsgefahrunter Alkoholeinfluss wesentlich höher. Dabeimüssen Sie aber nicht ganz verzichten: Ein GlasWein am Abend oder auch ein Bier zum Feier-abend sind erlaubt.Auch Rauchen kann die Gerinnung erhöhen.Spätestens jetzt sollten Sie damit aufhören!

Vermeiden Sie hohen Alkoholkonsum.

WICHTIG

25Frauen und Marcumar®

Frauen und Marcumar®

Menstruation

Unter der Einnahme von Marcumar® kann bei einigenPatientinnen die Monatsblutung verstärkt auftreten.Dies ist für die Betroffenen nicht nur außerordentlichlästig, sondern kann auch zu Eisen- und/oderVitamin-B12-Mangel führen.Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt oder einer Gerin-nungspraxis über die verschiedenen Behandlungs-möglichkeiten informieren und ausführlich beraten.Wenn bei Ihnen eine starke Monatsblutung auftritt,sollten Sie ca. zweimal jährlich den Eisenspeicherwert(Ferritin) überprüfen lassen.

Verhütung, Schwangerschaft und Stillzeit

Während einer Behandlung mit Marcumar® sollte eineSchwangerschaft sicher verhütet werden, da das Risikoeiner kindlichen Fehlbildung während der Organbil-dungsphase erhöht ist. Lassen Sie sich von Ihrem Frau-

enarzt über die verschiedenenVerhütungsmöglichkeitenaufklären.Auch nach Beendigung der Einnahme von Marcumar®

sollte noch mindestens 3 Monate sicher verhütet wer-den, da bei Eintritt einer Schwangerschaft während die-ses Zeitraums ebenfalls noch das Risiko kindlicherFehlbildungen gegeben ist.Deshalb sollten Sie eine Schwangerschaft sorgfältig pla-nen. Sprechen Sie sowohl mit Ihrem Frauenarzt alsauch mit Ihrem behandelnden Arzt darüber oder wen-den Sie sich an eine hämostaseologische Beratungsstelle.Marcumar® geht in die Muttermilch über und kann diekindliche Blutungsneigung beeinflussen. Deshalb solltenSäuglinge von mit Marcumar® behandelten MütternVitamin K1 erhalten. Bitte sprechen Sie auch hier mitIhrem Arzt darüber.

26Marcumar® von A bis Z

Marcumar® auf Reisen?

Selbstverständlich können und sollen auch Marcumar®-Patienten in Urlaub fahren. Patienten, die ihre Blutgerin-nungswerte selbst messen, haben es auf Reisen allerdingsein wenig leichter als Patienten, die die Gerinnungswertevom Arzt bestimmen lassen.Denn auch im Urlaubmüssen dieWerte regelmäßig gemessen werden.Deshalbsollten Sie sich rechtzeitig, am besten vor der Buchung,erkundigen, ob in der Nähe Ihres Reiseziels eine entspre-chend spezialisierte ärztlicheVersorgung zurVerfügungsteht. Es kann auch nicht schaden, die wichtigsten Fach-begriffe zumindest in Englisch, am besten aber in derjeweiligen Landessprache, zu beherrschen.Beachten Sieauch, dass außerhalb Deutschlands der Quick-Wert un-üblich ist, international maßgeblich ist der INR-Wert.Eventuell müssen vor Auslandsreisen notwendige Imp-fungen durchgeführt werden. Unter Marcumar®-Behandlung soll aufgrund der Blutungsgefahr nicht tiefin den Muskel (d. h. nicht intramuskulär), sondern nurflach unter die Haut (d. h. subkutan) gespritzt werden.Die meisten Impfungen sind auch subkutan möglich.

WICHTIG

WISSEN

Internationale Gerinnungszentren

Die World Federation of Hemophilia stellt auf ihrerWebseite (www.wfh.org) auch eine SuchfunktionzurVerfügung, mit deren Hilfe Sie weltweit nachGerinnungszentren oder spezialisierten Ärzten imAusland suchen können.

Urlaub in extremen Klimazonen

Vor Reisen in extreme Klimazonen oder in Ge-biete ohne gute ärztlicheVersorgung sollten Sieauf jeden Fall Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

27Marcumar® auf Reisen?

Tipps für den Urlaub:� Vergessen Sie keinesfalls Ihren Marcumar®-Notfall-

ausweis und das Marcumar®-Patiententagebuch!� Sorgen Sie für einen ausreichenden Marcumar®-Vorrat.

� Für den Fall, dass Sie im Ausland einen Arzt brauchensollten, ist es sinnvoll, den letzten Befundbericht odereinen Arztbrief Ihres behandelnden Arztes mitzuneh-men.

� Wenn Sie die Gerinnungswerte selbst messen, denkenSie außer an das Gerät auch an einen ausreichendenVorrat Teststreifen (in derTeststreifenbox transportie-ren, bei Reisen in Länder mit stark schwankendenoder sehr hohenTemperaturen in derThermosflascheo.Ä.) und an Ersatzbatterien für das Gerät.

� Verstauen Sie Marcumar®,Arztbriefe, Notfallausweis,Patiententagebuch, sowie – falls vorhanden – das Ge-rinnungsmessgerät im Handgepäck.

Sollte – trotz besterVorbereitung – der Fall eintreten,dass Ihnen im Ausland das Marcumar® ausgeht, beach-ten Sie, dass ihr Präparat im Ausland einen anderenHandelsnamen tragen kann. DerWirkstoff von Marcu-mar® heißt international Phenprocoumon. Fragen Siegegebenenfalls nach demWirkstoff bzw. versichern Siesich, dass das Ihnen ausgehändigte Medikament denWirkstoff Phenprocoumon enthält. Sicherheitshalbersollten Sie sich nach Möglichkeit an eine internationaleApotheke oder ein Gerinnungszentrum wenden.Am sinnvollsten ist es, wenn Sie sich vor Antritt derReise bei Ihrem Arzt oder Apotheker erkundigen, oban Ihrem Reiseziel Marcumar® erhältlich ist bzw.welches dort erhältliche Präparat Marcumar® ent-spricht.Hilfreich kann auf Reisen auch der europäische Anti-koagulanzien-Ausweis sein, der in elf Sprachen vorliegt.

Service

Hier finden Sie Antworten auf die häufigstenFragen, hilfreiche Adressen undWebseiten sowie

Literatur zur weiterführenden Information.Wenden Sie sich bei allen Unklarheiten an IhrenArzt,Apotheker oder an das Gerinnungszentrum

IhresVertrauens.

29Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen

WelchenWirkstoff enthält Marcumar®?DerWirkstoff von Marcumar® heißt Phenprocoumon.

Zu welcher Tageszeit soll Marcumar® eingenom-men werden?Am besten immer zur selbenTageszeit, die Einnahmesollte wie z. B. Zähneputzen zur täglichen Routinegehören. Empfohlen wird aus praktischen Gründen dieabendliche Einnahme.

Warum lässt sich meine Marcumar®-Dosis soschlecht einstellen bzw. warum schwankt meinINR-Wert?Die Gründe für Schwierigkeiten bei der Marcumar®-Einstellung bzw. für schwankende INR-Werte sindvielfältig. Unter anderen können ursächlich sein:� Die Einnahmevorschriften werden nicht eingehalten.� Änderung der Medikation oder kurzfristige Einnah-

me von zusätzlichen Medikamenten, z. B.Antibiotika.� Die Dosis stimmt nicht.

� Es liegenWechselwirkungen mit anderen Medika-menten vor.

� Es wird zu wenig Salat und Gemüse gegessen, d. h.,der täglicheVitamin-K-Bedarf ist nicht gedeckt.

� Erkrankungen, etwa fieberhafte Infekte oder Durch-fall.

� Änderungen der Ernährung oder eine Diät – beideskann zu schwankendenVitamin-K-Werten führen.

� Exzessiver Alkoholgenuss.

Gibt es eine Altersgrenze für die Einnahme vonMarcumar®?Nein. Marcumar® kann bis ins hohe Alter eingenom-men werden.Wichtig ist jedoch, dass der Patient in derLage ist, derTherapie zu folgen.

Kann man gegen Marcumar® resistent sein?Ja, aber kommt sehr selten vor. Es gibt Menschen, dieauf Marcumar® nur schlecht oder gar nicht ansprechen.Dies ist genetisch bedingt. In einem solchen Fall mussIhnen Ihr Arzt ein anderes Präparat zur Antikoagulationverschreiben.

Gibt es Gegenanzeigen bei Marcumar®?Wie bei jedem Medikament gibt es auch beiMarcumar® Gegenanzeigen, unter denen von einerEinnahme abzusehen ist. Die wichtigsten Gegenanzei-gen sind Erkrankungen, bei denen derVerdacht auf eineLäsion des Gefäßsystems besteht, wie z. B. Magen-Darm-Geschwüre, Hirn- oder Aortenaneurysmen.Auch Erkrankungen, die mit erhöhter Blutungsbereit-schaft einhergehen, etwa hämorrhagische Diathesen(krankhaft gesteigerte Blutungsneigungen), Erkrankun-gen der Leber, Nierenschwäche oder eine schwereVer-minderung der Zahl derThrombozyten sollten vorherausgeschlossen werden.Weitere Gebrauchsinforma-tionen sind der Packungsbeilage zu entnehmen.Bevor IhrArzt Ihnen Marcumar® verschreibt,wird er sichausführlich mit Ihrer Krankengeschichte auseinandersetzen,um mögliche Gegenanzeigen auszuschließen.

Muss ich meinen Marcumar®-Notfallausweisimmer dabei haben?Sie sollten Ihren Ausweis immer mit sich führen. Eben-falls ist es ratsam, Ihr Patiententagebuch, in dem die Er-

gebnisse der Gerinnungstests und die Dosierungen ge-nau notiert sind, bei sich zu tragen (siehe Seite 18).

Was ist bei Injektionen unter der Einnahme vonMarcumar® zu beachten?Aufgrund der Blutungsgefahr sollten Injektionen nichttief in den Muskel (d. h. intramuskulär), sondern nurflach unter die Haut (d.h. subkutan) erfolgen. Injektio-nen in Gelenke sollten ebenfalls unterbleiben.Intravenöse Injektionen oder Infusionen sind jedochproblemlos möglich.

HeilenWunden unter Marcumar® schlechter?Normalerweise kommt es nicht zuWundheilungs-störungen unter Marcumar®.

Kann es bei der Einnahme von Marcumar®

zu Haarausfall kommen?Gelegentlich kann dies der Fall sein. Oft verschwindetder Haarausfall nach einerWeile wieder. Sollten SieHaarausfall feststellen, wenden Sie sich bitte an IhrenArzt. Besonders bei Frauen kann die Ursache für den

30Service

31Häufig gestellte Fragen

Haarausfall auch ein Eisenmangel sein, der sich unterder Einnahme von Marcumar® manifestieren kann. Indiesem Fall können auch zusätzlich brüchige, split-ternde oder eingerissene Fingernägel auftreten. Ihr Arztwird gegebenenfalls den Eisenspeicherwert (Ferritin)im Blut bestimmen und ein Eisenpräparat verschreiben.

Ist unter der Langzeittherapie mit Marcumar®

das Osteoporose-Risiko erhöht?Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischender Langzeiteinnahme von Marcumar® und einem er-höhten Osteoporose-Risiko gibt es bislang nicht.Wennin Ihrer Familie erblich bedingt jedoch ein erhöhtesOsteoporose-Risiko besteht, ist es ratsam, dies abklärenzu lassen (mittlerweile existiert ein einfacher Gentest,mit dem dies möglich ist) und – falls derTest positivausfällt – eine Prophylaxe durch Einnahme von Kal-zium,Vitamin D3 oder gegebenenfalls Bisphosphonatendurchzuführen.Welches dieser Prophylaxe-Medika-mente für Sie geeignet ist, muss Ihr Arzt entscheiden.

Enthält Marcumar® Lactose?Ja, Marcumar® enthält Lactose. Nehmen Sie Marcumar®

daher erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein, wennIhnen bekannt ist, dass Sie unter einer Lactoseunver-träglichkeit leiden.

Was ist zu beachten, wenn die Einnahme vonMarcumar® vergessen wurde?Wenn Sie die Einnahme von Marcumar® vergessen haben,setzen Sie einfach die normale Einnahme fort.Auf kei-nen Fall sollten Sie dann zum Ausgleich die doppelteMenge einnehmen, dies kann zu einer Überdosierungführen. Sie sollten jedoch Ihren Arzt über die verges-sene Einnahme informieren und dies in Ihrem Marcu-mar®-Patiententagebuch dokumentieren. Der Arzt wirddann entscheiden, ob eine Bestimmung des INR-Wer-tes notwendig ist.

Muss ich meinen Zahnarzt informieren?Ja, Ihr Zahnarzt sollte unbedingt informiert werden,damit er bestimmte Behandlungen anders vorbereitenkann. Er wird mit Ihnen auch Besonderheiten der

Zahnpflege besprechen, beispielsweise geeignete Zahn-bürsten, spezielle Zahnseide etc.

Wenn Sie weitere Fragen bezüglich Marcumar® haben,hilft Ihnen die Gebrauchsinformation weiter oder spre-chen Sie bei allen Unklarheiten auch gerne Ihren Arztoder Apotheker an.

Adressen

Gerinnungszentren

Die Deutsche Hämophilie-Gesellschaft stellt auf ihrerWebseite (www.deutsche-haemophiliegesellschaft.de) un-ter „Organisation“ → „Behandler“ ein nach Bundeslän-dern geordnetes entsprechendesVerzeichnis zurVerfügung.Ein internationalesVerzeichnis, das über eine Such-maske angesteuert werden kann, ist auf der (englisch-sprachigen)Webseite der World Federation of Hemophilia(www.wfh.org) unter „Resources“ → „TreatmentCentre Directory (Passport)“ zugänglich.

Obwohl die Bezeichnung Hämophilie-Gesellschaft bzw.Federation of Hemophilia nahe legt, dass hier nur Patien-ten mit der Bluterkrankheit versorgt werden, sind diegenannten Adressen ebenso hilfreich für Marcumar®-Patienten.

Webseiten

� Marcumar®, www.Marcumar.deMarcumar®-Patienten finden ihre Login-Daten in derMarcumar®-Gebrauchsinformation.

� Arbeitsgemeinschaft Selbstkontrolle der Antikoagula-tion e.V., www.asaev.de

� Deutsche Herzstiftung, www.herzstiftung.de� Die Herzklappe, www.die-herzklappe.de� DieThromboseneigungen, www.die-thrombose-

neigungen.de� Gerinnungs-Selbstmanagement, Roche Diagnostics,

www.coaguchek.de� Thrombosedienst Mainz, www.thrombosedienst-

mainz.org� World Federation of Hemophilia, www.wfh.org

32Service

GlossarNotizen

GlossarAntikoagulans: Mittel, dass die Blutgerinnung verzögert.Antikoagulation:Verzögerung der Blutgerinnung.Aorta: Hauptschlagader des Körpers.Arterie: Blutgefäß, das das Blut vom Herzen zu den Organen undzum Gewebe führt.Cumarin: Sekundärer Pflanzenstoff, der z.B. in Gräsern undSchmetterlingsblütlern vorkommt.Cumarin-Derivate:Vom Cumarin abgeleitete synthetische,chemischeVerbindungen.Embolie:Teilweiser oder vollständiger Gefäßverschluss eines Blut-gefäßes durch ein mit dem Blutstrom verschlepptes Blutgerinnsel.Erythrozyten: Rote Blutkörperchen.Fibrin: Eiweißstoff des Blutes, der die mit einem Blutpfropf vor-läufig gestillteWunde endgültig verschließt.Gerinnungsfaktoren: Eiweißstoffe, die die Grundlage der Blutgerin-nung bilden.Hämorrhagische Diathesen: Krankhaft gesteigerte Blutungsneigun-gen.Hämatom:Ansammlung von Blut außerhalb der Blutbahn auf-grund von verletzten Blutgefäßen, auch Bluterguss genannt.Hämostase: Blutstillung.Heparin:Therapeutisch eingesetzte Substanz zur Blutgerinnungs-hemmung.Herzinfarkt:Absterben vonTeilen des Herzmuskels aufgrund vonDurchblutungsstörungen.

INR: International nomalized ratio, gibt die Gerinnbarkeit desBlutes an.Intramuskulär (i. m.): Direkt in den Muskel hinein erfolgend.Intravenös (i. v.): Direkt in eineVene hinein erfolgend.Kammerflimmern: Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auf-grund von unkoordinierten Kontraktionen des Herzmuskels.Koagulation: Blutgerinnung.Leukozyten:Weiße Blutkörperchen.Quick-Wert:VeralteterWert, der die Gerinnbarkeit des Blutes wie-dergibt,Angabe in Prozent.Schlaganfall: Plötzlicher Ausfall bzw. plötzliches Aussetzen vonTeilender Hirnfunktion mit Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen.Subkutan bzw. subcutan (s. c.): Injektionen werden direkt unter dieHaut bzw. in das unter der Haut liegende Fettgewebe verabreicht.thromboembolisch: DieThromboembolie, die häufigste Form derEmbolie, betreffend, zu ihr gehörend.Thromboplastin: Ein an der Blutgerinnung beteiligtes Protein.Thromboplastinzeit: Zeit, die bis zu Bildung eines Blutgerinnselsvergeht, auch Gerinnungszeit genannt.Thrombose:Teilweiser oder vollständiger Gefäßverschluss durch einThrombus.Thrombozyten: „Blutplättchen”, leiten die Blutgerinnung ein.Thrombus: Blutgerinnsel.Urtikaria: Hautausschlag mit juckenden Quaddeln, auch Nessel-sucht genannt.Vene: Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen.Vorhofflimmern: Herzrhythmusstörung im Bereich der Herzvor-höfe mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.

www.Marcumar.de

-Hotline 08 00 - 6 27 28 62

9255

-005

3

MEDA Pharma GmbH & Co. KG • 61352 Bad Homburg

Gut leben mit Gerinnungshemmern– ein Patientenratgeber

Dr. med. Hannelore Rott

(Montag bis Freitag 8:00–17:00 Uhr, kostenlos)

In Kooperation mit MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Programmplanung:Tibor Szabó

Projektmanagement und Bildredaktion: Jacqueline Schmidt

Redaktion: Ulrike Kriegel,München

Umschlaggestaltung und Layout: SOMMER media GmbH & Co. KG, Feuchtwangen

Bildnachweis:Umschlagfoto vorn: PixlandFotos im Innenteil: creativ collection: S. 24, Emotive/F1online: S. 23,MEDA Pharma GmbH& Co. KG: S. 3, 18, 20, Roche Deutschland Holding GmbH: S. 12,Thomas Möller/ThiemeVerlagsgruppe: S. 23,Yuri Arcurs/Fotolia: S. 13,Yuri Arcurs/iStockphoto: S. 28

Die abgebildeten Personen haben in keinerWeise etwas mit der Krankheit zu tun.

Zeichnungen: Heike Hübner, Berlin

1.Auflage

© 2011 MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KGOswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart

Printed in Germany

Satz: SOMMER media GmbH & Co. KGgesetzt in: Quark XPress 7.5Druck:AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier

Wichtiger Hinweis:Wie jedeWissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unter-worfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere wasBehandlung und medikamentöseTherapie anbelangt. Soweit in diesemWerk eine Dosierungoder eine Applikation erwähnt wird oder Ratschläge und Empfehlungen gegeben werden,darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber undVerlag große Sorgfaltdarauf verwandt haben, dass diese Angaben demWissensstand bei Fertigstellung desWerkesentsprechen, jedoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors,desVerlags oder seiner Beauftragten für Personen-, Sach- oderVermögensschäden ist ausge-schlossen.

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