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I Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen Abteilung Köln Masterstudiengang (M. Sc.) Master of Science in Addiction Prevention and Treatment Motivation in der Suchttherapie Eine qualitative Studie zu motivationsfördernden und motivationsaufrechterhaltenden Methoden und Interventionen in der Dramatherapie und Verhaltenstherapie im Kontext der klinischen Suchttherapie Masterthesis Vorgelegt von Anika Becker Erstprüferin: Frau Prof. Dr. Tanja Hoff Zweitprüferin: Frau Dipl.-Psych. Barbara Schickentanz Köln, Januar 2013

Motivation in der Suchttherapie - KatHO NRW€¦ · Motivation spielt in unserem Leben eine ständige Rolle, sie beeinflusst, was wir tun, wie wir etwas tun und warum wir es tun

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I

Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

Abteilung Köln

Masterstudiengang (M. Sc.)

Master of Science in Addiction Prevention and Treatment

Motivation in der Suchttherapie

Eine qualitative Studie zu motivationsfördernden und

motivationsaufrechterhaltenden Methoden und Interventionen in der Dramatherapie und Verhaltenstherapie im Kontext der

klinischen Suchttherapie

Masterthesis

Vorgelegt von Anika Becker

Erstprüferin: Frau Prof. Dr. Tanja Hoff Zweitprüferin: Frau Dipl.-Psych. Barbara Schickentanz

Köln, Januar 2013

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Zusammenfassung Gegenstand der vorliegenden Studie ist die Motivationsförderung in der klinischen

Suchttherapie durch Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten. Dabei wurden zum

einen die jeweiligen Vorgehensweisen beider Therapieformen betrachtet und miteinander

verglichen bezüglich ihrer Unterschiede und Übereinstimmungen. Zum anderen wurden

die Verhaltenstherapeuten befragt, inwieweit sie die Dramatherapie für eine sinnvolle

Ergänzung der Suchttherapie halten. Die Daten wurden in einem Leitfadeninterview und

mit einem ergänzenden Basisdatenfragebogen erhoben und nach der qualitativen

Inhaltsanalyse von Mayring ausgewertet. Befragt wurden jeweils sieben

Dramatherapeuten und sieben Verhaltenstherapeuten.

Zusammengefasst besagen die Ergebnisse, dass Dramatherapeuten und

Verhaltenstherapeuten in der Suchttherapie häufig die gleichen Ziele verfolgen. Die

angewandten Methoden unterscheiden sich hingegen häufig, schließen sich aber nicht

gegenseitig aus. Während die Verhaltenstherapeuten von Anfang an problemorientiert

vorgehen, wählen die Dramatherapeuten meist einen Einstieg, der nicht sofort das

Problem fokussiert. Die konkrete Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Problem erfolgt

bei ihnen erst im weiteren Prozess. Beide Therapieformen halten ein transparentes

Vorgehen in der Arbeit mit Suchtmittelabhängigen für wichtig. Ebenso legen beide Wert

auf eine gute therapeutische Beziehung und vertreten die Haltung, dass der Patient

jeweils für sich selbst verantwortlich ist und selbst entscheiden kann, was er tut. Bezüglich

der Motivationsförderung finden es beide Therapieformen im Sinne der Stärkung der

Selbstwirksamkeitserwartung wichtig, das Erkennen und Reflektieren eigener

Verhaltensweisen zu fördern und Verhaltensalternativen zu entwickeln, zu üben und

auszuprobieren. Außerdem wird das Wahrnehmen, Ausdrücken und Analysieren eigener

Gefühle, Bedürfnisse, Motive und Ziele von beiden Therapieformen in der

suchttherapeutischen Arbeit für wichtig erachtet. Während die Dramatherapeuten dabei

gezielt Variationen von emotionaler Involvierung und rationaler Distanz innerhalb der

dramatischen Realität anstreben und stark auf erfahrungsorientierte, spielerische

Methoden und Interventionen setzen, liegt ein Schwerpunkt der Verhaltenstherapie auf

Methoden und Interventionen der kognitiven Umstrukturierung, bei der über Veränderung

von Gedanken letztendlich die Veränderung von Gefühlen und Handlungen erreicht

werden soll. Die Vermittlung von theoretischem Störungswissen spielt in der VT im

Gegensatz zur DT eine zusätzlich wichtige Rolle.

Insgesamt können sich die befragten Verhaltenstherapeuten eine Ergänzung der

Suchttherapie durch die DT vorstellen, knüpfen diese aber zum Teil an Bedingungen.

Besonders positiv wurden die vielfältigen Möglichkeiten der Emotionsarbeit bewertet.

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Zusammenfassung ..........................................................................................................II 1. Einleitung..................................................................................................................1

2. Theoretischer Hintergrund ......................................................................................4

2.1. Motivation .............................................................................................................4

2.1.1. Einführende Überlegungen zum Thema Motivation ........................................... 4

2.1.2. Motivation im therapeutischen Kontext allgemein .............................................. 5

2.1.2.1. Therapiemotivation und Änderungsmotivation ................................................... 5

2.1.2.2. Intrinsische und extrinsische Motivation............................................................. 5

2.1.2.3. Motive und Ziele ................................................................................................ 6

2.1.2.4. Motivierende Strategien, Methoden und Interventionen..................................... 7

2.1.3. Motivation in der Suchttherapie ....................................................................... 11

2.1.3.1. Motivational Interviewing ................................................................................. 13

2.1.3.2. Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung.......................................... 15

2.2. Verhaltenstherapie .............................................................................................16

2.2.1. Verhaltenstherapie und Suchttherapie............................................................. 16

2.2.2. Verhaltenstherapie und Motivation .................................................................. 17

2.3. Dramatherapie ....................................................................................................20

2.3.1. Definition und Begriffsklärungen ...................................................................... 20

2.3.1.1. Dramatherapie................................................................................................. 21

2.3.1.2. Theatertherapie ............................................................................................... 22

2.3.1.3. Psychodrama .................................................................................................. 22

2.3.2. Historischer Hintergrund und Entwicklung der Dramatherapie ......................... 24 2.3.3. Kernkonzepte der Dramatherapie.................................................................... 25 2.3.4. Methoden und Techniken der Dramatherapie.................................................. 29

2.3.4.1. Methoden ........................................................................................................ 29

2.3.4.2. Techniken........................................................................................................ 31

2.3.5. Phasen der dramatherapeutischen Arbeit........................................................ 33 2.3.6. Dramatherapie und Motivation......................................................................... 34 2.3.7. Dramatherapie und Suchttherapie ................................................................... 34 3. Fragestellungen .....................................................................................................35

4. Untersuchungsdesign ...........................................................................................35

4.1. Die qualitative Vorgehensweise ................................................................... 35 4.1.1. Experteninterviews .......................................................................................... 36

4.1.2. Interviewleitfaden ............................................................................................ 37

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4.1.3. Durchführung................................................................................................... 38

4.1.3.1. Informationsschreiben ..................................................................................... 38

4.1.3.2. Basisdatenfragebogen..................................................................................... 38

4.1.3.3. Stichprobe ....................................................................................................... 39

4.1.4. Auswertung ..................................................................................................... 40

4.1.4.1. Auswertung des Basisdatenfragebogens......................................................... 40

4.1.4.2. Qualitative Inhaltsanalyse................................................................................ 40

4.1.4.3. Gütekriterien.................................................................................................... 41

5. Ergebnisse..............................................................................................................43

5.1. Darstellung der Expertengruppe.......................................................................43

5.2. Darstellung der Ergebnisse der Experteninterviews .......................................47

6. Diskussion..............................................................................................................68

6.1. Überlegungen zur befragten Expertengruppe............................................. 68 6.2. Präferierte Methoden zu Beginn der Therapie............................................. 70 6.3. Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit

sich selbst ..................................................................................................... 73

6.3.1. Motivationsförderung durch Transparenz ........................................................ 73

6.3.2. Motivationsförderung durch Emotionsarbeit..................................................... 75

6.3.3. Motivationsförderung durch Verhaltensänderung ............................................ 78

6.4. Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit ............................................................................ 81

6.4.1. Ambivalenz...................................................................................................... 83

6.5. Umgang mit geringer Veränderungsmotivation .......................................... 84 6.6. Umgang mit unklarer Behandlungsmotivation............................................ 86 6.7. Motivationsförderung bei plötzlich auftauchenden Krisen ........................ 88 6.8. Besonders motivationsfördernde Aspekte der Dramatherapie und

Verhaltenstherapie........................................................................................ 91 6.9. Wirkfaktoren bezüglich der Motivationsförderung in der Dramatherapie

und Verhaltenstherapie ................................................................................ 93 6.10. Dramatherapie als Ergänzung der Suchttherapie - im Rahmen der

künstlerischen Therapien - aus Sicht der Verhaltenstherapeuten ........... 94 7. Résumé.................................................................................................................101

Literaturverzeichnis.....................................................................................................103 Erklärung......................................................................................................................110 Anhang..... ....................................................................................................................111

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1. Einleitung Motivation spielt in unserem Leben eine ständige Rolle, sie beeinflusst, was wir tun, wie

wir etwas tun und warum wir es tun. Entsteht das Gefühl, zu etwas nicht motiviert zu sein,

kostet es in der Regel viel Anstrengung, die jeweiligen Anforderungen dennoch

umzusetzen. Häufig werden diese Tätigkeiten dann auch gar nicht ausgeführt.

Demgegenüber steht die Motivation als Antriebskraft. Sind wir zu etwas sehr motiviert,

fällt uns die Umsetzung deutlich leichter. Motivation beeinflusst nicht nur Bereiche

unseres Lebens, wie Alltag, Sport und Beruf, sondern ebenso die Psychotherapie. In der

vorliegenden Studie geht es um Motivation im Rahmen der Suchttherapie.

Im Zusammenhang mit abstinenzorientierten Behandlungsangeboten wird in der

Suchttherapie häufig von einer Unterteilung in vier Phasen gesprochen: „Kontakt- und

Motivationsphase, Entzugsphase, Entwöhnungsphase und Integrations- und

Nachsorgephase“ (Bühringer & Metz, 2009; REITOX, 2012). Die Motivationsphase wird in

diesem Zusammenhang als Festigung der Motivation zur Behandlung gesehen.

Motivation spielt jedoch darüber hinaus eine wichtige Rolle im gesamten

suchttherapeutischen Prozess (Frischknecht& Kiefer, 2011; Heidenreich, 2000). Dabei

geht es zum einen um die Motivation, überhaupt an dem jeweiligen Behandlungsangebot

teilzunehmen, und zum anderen um die Motivation, sich selbst zu verändern (Kanfer,

Reinecker & Schmelzer, 2006; Sachse, Langens & Sachse, 2012). In der vorliegenden

Studie soll der Frage nach möglichen Methoden und Interventionen der

Motivationsförderung im suchttherapeutischen Prozess nachgegangen werden.

Aufgrund der Komplexität der Suchthilfe und der Suchttherapie wird eine Eingrenzung auf

den klinischen suchttherapeutischen Bereich vorgenommen. Laut der deutschen

Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zeigt eine Studie von Flöter und

Pfeiffer-Gerschel aus dem Jahr 2011, dass der klinische Bereich zur Behandlung

substanzbezogener Störungen folgende Kapazitäten umfasst: 300 spezialisierte

Krankenhausabteilungen mit mindestens 7.500 Betten, mehr als 190 Einrichtungen mit

mehr als 2000 Plätzen für den qualifizierten Entzug, mindestens 320 Einrichtungen für die

stationäre Rehabilitationsbehandlung mit mehr als 13.200 Plätzen und über 100

Einrichtungen mit mehr als 1000 Plätzen für die teilstationäre, sprich ganztägig ambulante

und tagesklinische Rehabilitation (REITOX, 2012). Die klinische suchtherapeutische

Behandlung stellt somit einen großen Bereich suchttherapeutischer Arbeit dar und fordert

entsprechend qualifizierte Vorgehensweisen.

In der Suchttherapie ist die kognitive Verhaltenstherapie eine etablierte und effektive

Therapieform, die auch konkrete Strategien zur Motivationsförderung beschreibt (vgl.

Bühringer et al., 2009; Margraf, 2009). Bühringer et al. (2009) machen darauf

aufmerksam, dass dabei auch häufig Verfahren anderer Therapieformen integriert

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werden. In den „Reha-Therapiestandards für Alkoholabhängigkeit“ der deutschen

Rentenversicherung (2009) wird die verhaltentherapeutische Psychotherapie neben

anderen Therapieformen als evidenzbasiertes Therapiemodul (ETM) aufgeführt und mit

einer Mindestdauer von 240 Minuten pro Woche pro Patient empfohlen. Die durchgeführte

Studie interessiert sich neben den theoretischen Ausführungen zur Motivationsförderung

in der Verhaltenstherapie vor allem für die praktische Umsetzung der motivierenden

Arbeitsweisen im Klinikalltag der Suchtkliniken. Um einen Einblick in diese

Vorgehensweisen zu bekommen, wurden Verhaltenstherapeuten aus Kliniken der

Suchtrehabilitation interviewt.

Die Herangehensweise der Dramatherapie, eine Therapieform aus dem Bereich der

künstlerischen Therapien, ist hingegen, so lässt sich vermuten, in den deutschen

Suchtkliniken nicht weit verbreitet und wahrscheinlich auch häufig nicht bekannt. In der

eigenen Arbeit mit abhängigen Patienten im klinischen Kontext konnte der motivierende

Effekt der Dramatherapie erlebt werden. Der fachliche Austausch mit Dramatherapeuten

bestätigte diesen Eindruck. In der Literatur konnte bezüglich der dramatherapeutischen

Motivationsförderung jedoch nichts Spezifisches gefunden werden. Die vorliegende

Studie soll daher Methoden und Interventionen der dramatherapeutischen

Vorgehensweisen in der Suchttherapie bezüglich der Motivationsförderung erfragen,

schriftlich festhalten und somit einen ersten Überblick ermöglichen.

In den „Reha-Therapiestandards für Alkoholabhängigkeit“ der deutschen

Rentenversicherung (2009) wird die Dramatherapie (auch Theatertherapie genannt), im

Kontext der Gestalterischen Ergotherapie, der Künstlerischen Therapien und der

Freizeitgestaltung unter den evidenzbasierten Therapiemodulen angeführt, mit einer

Empfehlung für den gesamten Bereich von 120 Minuten pro Woche pro Patient. Die

Theatertherapie ist somit im Rahmen der Klassifikation therapeutischer Leistungen in der

medizinischen Rehabilitation (Deutsche Rentenversicherung, 2007) zu kodieren (F154

Theatertherapie einzeln, F164 Theatertherapie in der Gruppe). Der Fachverband Sucht

e.V. machte 2009 in einer Stellungnahme darauf aufmerksam, dass für einige der

angeführten evidenzbasierten Therapiemodule keine evidenzbegründeten Studien

vorlägen, dass die Notwendigkeit dieser therapeutischen Leistungen sich jedoch aus dem

gesetzlichen Auftrag des Rehabilitationsträgers ergebe. Diese Studie möchte einen

Beitrag dazu leisten, Daten bezüglich der Dramatherapie in der klinischen Suchttherapie

zu erheben und somit insgesamt die Möglichkeiten der Suchttherapie weiter

wissenschaftlich zu erforschen. Zu diesem Zweck wurden Interviews mit

Dramatherapeuten geführt, die Erfahrungen in der klinischen suchtherapeutischen Arbeit

haben. Um zudem einen Eindruck zu bekommen, inwieweit eine verstärkte Integration der

Dramatherapie in den Suchtrehabilitationskliniken denkbar wäre, wurden außerdem die

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Verhaltenstherapeuten gefragt, inwieweit sie die Dramatherapie als eine sinnvolle

Ergänzung der Suchttherapie sehen. Zusätzlich wurden die berichteten Vorgehensweisen

der Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten miteinander verglichen, um

festzustellen, wo die Unterschiede und Übereinstimmungen beider Therapieformen in der

suchttherapeutischen Arbeit liegen.

Hinweis:

Für eine bessere Lesbarkeit wird jeweils in der männlichen Form geschrieben, die

weibliche Form ist aber jedes Mal ebenfalls gemeint.

Auch wird, wie im klinischen Kontext häufig üblich, jeweils von „Patienten“ gesprochen

(außer in Zitaten oder etablierten Bezeichnungen). „Klienten“ oder „Rehabilitanden“

werden durch diesen Begriff ebenso gemeint.

Bei der mehrfach auftretenden Doppelnennung von Dramatherapie (DT) und

Verhaltenstherapie (VT) wird meist erst die DT genannt. Dies ist nicht als eine Wertung

der Therapieformen zu betrachten, sondern wurde anhand der alphabetischen

Reihenfolge der Anfangsbuchstaben festgelegt.

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2. Theoretischer Hintergrund 2.1. Motivation 2.1.1. Einführende Überlegungen zum Thema Motivation

Motivation ist sowohl ein Begriff im alltäglichen Sprachgebrauch als auch Gegenstand

vieler Forschungsaktivitäten (Nübling, Muthny & Bengel, 2006). Definitionen des

Konstrukts Motivation fallen unterschiedlich aus, je nachdem welche Theorie der

Begriffsbestimmung zugrunde gelegt wird.

Fragt man nach der Motivation eines Menschen, so fragt man nach den „Beweggründen“

des Handelns, so Sachse et al. (2012). Die Beweggründe, führen die Autoren weiter aus,

werden dabei vor allem durch zwei Faktoren bestimmt, zum einen durch den subjektiven

Wert eines Ziels und zum anderen durch die Erwartungen, welche die Person an die

Zielerreichung knüpft. Sei sowohl der Wert des Zieles als auch die Erwartung, dieses

erreichen zu können, hoch, sei auch von einer hohen Handlungstendenz auszugehen.

Laut Sachse et al. (2012) kann demnach Motivation mit der Stärke der Handlungstendenz

gleichgesetzt werden, „je höher die Handlungstendenz, desto höher die Motivation“ (S.

13).

Frischknecht und Kiefer (2011) definieren Motivation, indem sie die Einführung von

Heckhausen & Heckhausen (2010) in den Zusammenhang von Motivation und Handeln

zusammenfassen: „Motivation wird als Prozess angesehen, bei dem eine Interaktion aus

personenspezifischen Faktoren (Bedürfnisse, Motive, Ziele) und situationsspezifischen

Faktoren (Gelegenheiten, Anreize) zur Initiation einer Handlung führt, welche dem

Streben nach Wirksamkeit folgt und entweder Annäherungs- oder

Distanzierungscharakter besitzt“ (S. 322). Die Bedeutung der Wechselbeziehung

zwischen Person und Situation betont auch Rheinberg (2004). Er führt aus, dass unser

Verhalten nicht durchgängig und in gleicher Stärke durch „Personenmerkmale wie

überdauernde Motive oder Interessen“ geprägt werde, sondern dies erst dann geschehe,

„wenn die Situation potenzielle Anreize und Handlungsgelegenheiten biete, die inhaltlich

zum fraglichen Motiv passen“ (Rheinberg, 2004, S.21).

Allein der Versuch einer Definition von Motivation macht deutlich, wie komplex das Thema

ist. Die Motivationspsychologie blickt dabei auf eine lange Geschichte mit einer Vielzahl

verschiedener Theorien zurück (vgl. Heckhausen et al., 2010; Horstmann & Dreisbach,

2012; Rheinberg, 2008; Rothermund & Eder, 2011).

Im Folgenden wird der Schwerpunkt auf Motivation im allgemeinen therapeutischen

Kontext gelegt und anschließend bezüglich der suchttherapeutischen Arbeit vertieft. Auf

Theorien der Motivationspsychologie wird nur soweit eingegangen, wie sie für die

Erläuterung der praktischen Motivationsarbeit von Bedeutung sind.

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2.1.2. Motivation im therapeutischen Kontext allgemein

Motivation kann als ein Konstrukt an sich betrachtet oder in einzelne Formen von

Motivation unterteilt werden. In der therapeutischen Arbeit ist eine Unterteilung häufig

hilfreich. Im Folgenden soll daher auf die Aspekte Therapiemotivation,

Änderungsmotivation, intrinsische Motivation, extrinsische Motivation, Motive und Ziele

sowie die Rolle der Therapeut-Klient-Interaktion und konkrete Strategien der

Motivationsförderung eingegangen werden.

2.1.2.1. Therapiemotivation und Änderungsmotivation

Im therapeutischen Kontext ist es unbedingt notwendig, so Sachse et al. (2012), eine

Unterscheidung zwischen Therapiemotivation und Änderungsmotivation zu machen (vgl.

Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006). Therapiemotivation besage lediglich, dass der

Patient dazu bereit sei, an einer Therapie teilzunehmen. Diese Bereitschaft könne aber

zum Beispiel auch daraus resultieren, dass der Patient sozialem Druck ausweiche oder

erwarte „erlöst zu werden“, durch die therapeutische Behandlung, ohne selbst dafür etwas

verändern zu müssen. Die Änderungsmotivation impliziere hingegen immer, „dass man

für ein Problem und für die Kosten die Verantwortung übernimmt und sich dadurch für die

Veränderung im hohen Maße selbst zuständig fühlt“ (Sachse et al., 2012). Heidenreich

(2000) geht noch einen Schritt weiter, indem er feststellt, dass Veränderungsmotivation

das Bestreben bezeichne, „problematisches Verhalten mit oder ohne Therapie zu

verändern“ (S.24). Kanfer et al. (2006) erklären, dass eine Änderungsmotivation häufig

erst gemeinsam mit dem Patienten entwickelt werden müsse und im Laufe des

Therapieprozesses Schwankungen unterlegen sei. Auch die Therapiemotivation sei nicht

als statisch zu betrachten. Aufgabe der Therapeuten sei es, die Motivation ihrer Patienten

ständig im Auge zu behalten und wenn nötig diese gezielt zu unterstützen (Sachse et al.,

2012). Es sei dann auch nicht die Frage, ob ein Patient motiviert oder unmotiviert sei,

sondern vielmehr gehe es darum herauszufinden, wofür der Klient gerade motiviert sei,

und bei diesen Themen anzuschließen (Kanfer et al., 2006).

2.1.2.2. Intrinsische und extrinsische Motivation

Eine weitere Unterteilung findet statt, wenn von intrinsischer und extrinsischer Motivation

die Rede ist. Von intrinsisch motiviertem Verhalten spricht Rheinberg (2008), wenn etwas

um seiner selbst willen geschieht. Im weiteren Sinne könne intrinsisch motiviert auch

bedeuten, dass eine Person aus eigenem Antrieb handele. In der Konsequenz wird von

extrinsisch motiviertem Verhalten gesprochen, „wenn der Beweggrund des Verhaltens

außerhalb der eigentlichen Handlung liegt, oder weiter gefasst: wenn die Person von

außen gesteuert erscheint“ (Rheinberg, 2008, S.149). Rheinberg verweist darauf, dass im

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Rahmen der Motivationstheorien die genaue Definition dieser beiden Begriffe

unterschiedlich ausgelegt wird. Kanfer et al. (2006) geben hinsichtlich ihres

Selbstmanagement-Ansatzes den Aufbau intrinsischer Motivation als eines der obersten

Ziele an. Sie betonen, dass es in diesem Zusammenhang auch wichtig sei, den Patienten

bei allen therapeutischen Entscheidungen (z.B.: Auswahl Therapieziele und Methoden)

mit einzubeziehen und die intrinsische Motivation des Patienten dadurch zu steigern.

2.1.2.3. Motive und Ziele

Eng im Zusammenhang mit der Motivation stehen Motive und Ziele. Laut Rothermund und

Eder (2011) sind Motive affektbezogen, „sie stellen Vorlieben bzw. Empfänglichkeiten für

bestimmte Klassen von thematisch ähnlichen Anreizen dar“ (S. 91). Motive beeinflussen,

wie Menschen auf Situationen, Tätigkeiten oder Ziele emotional reagieren, und werden

häufig nicht bewusst wahrgenommen (Sachse et al., 2012). Motive können vielfältig sein

und sind bei jedem Menschen anders ausgeprägt. Häufig vorkommende Motive sind:

Leistung/Kompetenz, Macht/Dominanz und Anschluss/Intimität (vgl. Rothermund et al.,

2011; Sachse et al., 2012). Motive, in dem Sinn wie sie gerade beschrieben wurden,

werden auch als „implizite Motive“ bezeichnet, in Abgrenzung zu „expliziten Motiven“,

welche auch als „Zielsetzung“ definiert werden (vgl. Heckhausen et al., 2006).

Ziele werden „meistens begriffen als eine mentale Repräsentation eines erwünschten

Ergebnisses oder Verhaltens“ (Sevincer & Ottinger, 2009, S.37). Sevincer et al. (2009)

fahren fort, dass zwischen einem Sollzustand (dem Ziel) und dem gegenwärtigen

Istzustand durch das Setzen eines Ziels eine Diskrepanz entstehe. Durch Handlungen

werde versucht, diese Diskrepanz zu reduzieren. Zusätzlich gebe es Ziele, die darauf

zielen, erst gar keine Diskrepanz entstehen zu lassen. Die Autoren nennen für das erste

Ziel das Beispiel, Gewicht reduzieren zu wollen, wohingegen ein Beispiel des zweiten

Ziels besage, Gewicht halten zu wollen. Im Vergleich zu den eher unbewusst ablaufenden

Prozessen der Motive sind Ziele eher auf einer bewussten Ebene anzuordnen. Fragt man

Menschen direkt nach ihren Zielen, können diese häufig benannt werden (vgl. Sachse et

al., 2012). Obwohl sowohl Ziele als auch Motive wichtige Aspekte des

Motivationsprozesses ausmachen, stimmen sie nicht immer überein. Passen die Ziele

einer Person nicht zu ihren Motiven, führt dies meist zu Unzufriedenheit. Sachse et al.

(2012) verdeutlichen dies an dem Beispiel einer Person mit einem ausgeprägten

Anschlussmotiv, welche aber ausschließlich Ziele verfolgt, beruflich weiterzukommen. Da

das Anschlussmotiv nicht befriedigt wird, erlebt die Person trotz Erfolge im Berufsleben ihr

Leben als öde und leer.

In der Therapie ist es von Bedeutung, dass Patienten sich Klarheit verschaffen über ihre

Ziele, um der Therapie eine Richtung zu geben, Anreize für Veränderung zu schaffen und

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um das Erreichen von Zielen zu ermöglichen. Häufig sind diese nicht von Beginn an

greifbar für die Patienten und müssen erst erarbeitet werden. Es sollten kurzfristige und

langfristige Ziele verfolgt werden, die in kleinen Schritten umzusetzen sind. Hinsichtlich

der bereits erwähnten Änderungsbereitschaft ist es wichtig, bei der Zieldefinition die

aktuelle Motivation des jeweiligen Patienten zu berücksichtigen (vgl. Kanfer et al., 2006;

Michalak & Vielhaber,1996; Sachse et al., 2012). Patienten sollten außerdem davon

überzeugt sein, das jeweilige Ziel auch erreichen zu können. Im Sinne der Erwartung-mal-

Wert-Theorie ist dies motivationsfördernd: Je höher der persönliche Wert eines Zieles ist

und je höher die subjektive Einschätzung (Erwartung) ausfällt, dieses auch erreichen zu

können, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu zielführenden

Handlungen kommt (vgl. Heckhausen et al., 2006; Horstmann et al., 2012; Sachse et al.,

2012; Zwerenz, 2005).

Den Motiven kommt ebenfalls eine wichtige Rolle im therapeutischen Prozess zu, weil sie

die Grundlagen, das „Bauchgefühl“, für die Ziele der Patienten bilden und somit ebenfalls

der Motivation der Betroffenen eine Richtung geben. Patienten, die keinerlei Kontakt zu

ihren Motiven bekommen, also gar nicht wissen, was ihnen Spaß macht und was für sie

persönlich wichtig ist, wissen häufig nicht, was sie in der Therapie erreichen wollen (vgl.

Sachse et al., 2012). Die Autoren ergänzen, dass es daher wichtig ist, dass Patienten

lernen, Emotionen wieder wahrzunehmen und nach Zielen zu streben, die mit ihren

Motiven im Einklang sind. Dies passt zu Entwicklungen in der Motivationspsychologie, die

davon ausgehen, dass affektive Zustände eine wichtige Rolle spielen, um zielgerichtet

Handeln zu können (vgl. Brandstätter & Otto, 2009).

2.1.2.4. Motivierende Strategien, Methoden und Interventionen

Hinsichtlich der Motivationsfrage spielt auch die Therapeut-Klient-Interaktion eine wichtige

Rolle. Michalak et al. (1996) sprechen sich in diesem Zusammenhang gegen eine

Trennung von Motivationsphasen aus, bei denen die erste Phase auf Beziehungsaufbau

und die Fortsetzung einer therapeutischen Beziehung ausgerichtet ist und die zweite

Phase auf Stärkung der Veränderungsmotivation. Diese Form der Trennung schreiben die

Autoren unter anderem dem Selbstmanagement-Ansatz von Kanfer et al. zu. Michalak et

al. (1996) plädieren stattdessen für ein Vorgehen, bei dem die Therapeut-Klient-

Interaktion von Anfang an auf eine günstige Beeinflussung der Veränderungsmotivation

ausgerichtet ist. Sie betonen dabei die Wichtigkeit verbaler Äußerungen innerhalb der

Therapeut-Klient-Interaktion und verweisen auf Erkenntnisse die gewonnen wurden mit

Hilfe des „Codiersystems zur Interaktion in der Psychotherapie“ (CIP). Diese Erkenntnisse

besagen, dass sich erfolgreiche Therapieverläufe anhand bestimmter Äußerungs-

Frequenzen in der Therapeut-Klient-Interaktion differenzieren lassen. „Demgemäß ist es

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günstig, dass der Therapeut mit einfühlenden oder unterstützenden Beiträgen reagiert,

wenn der Klient über Ziele, Änderungsvorschläge oder Selbstkontrollversuche spricht,

Erfolge berichtet, neue Einsichten oder Zuversicht zu erkennen gibt“ (Michalak et al.,

1996, S.147). Hafen (2002) zufolge widerspricht dies dem Selbstmanagement-Ansatz

nicht, sondern setzt nur „den in den therapeutischen Grundprinzipien und Strategien

formulierten Motivationsgedanken auf der Ebene des verbalen Interaktionsverhaltens fort“

(Hafen, 2002, S.20).

Insgesamt wird in der Literatur von einer ganzen Reihe verschiedener Strategien,

Methoden und Interventionen zur Förderung der Änderungsmotivation von Patienten

berichtet. Kanfer et al. (2006) benennen im Rahmen des Selbstmanagement-Ansatzes

folgende Grundstrategien zur Steigerung der Motivation, von denen einige bereits erwähnt

wurden:

Tabelle 1 Motivierung durch Grundbedingungen, nach Kanfer et al. (2006)

Grundbedingungen

Motivierung durch Maximierung des Ausmaßes an persönlicher Kontrolle beim Klienten

Selbstgesetzte Ziele als Motivationsquelle

Motivieren durch Steigerung von „self-efficacy“

Motivieren durch Selbststeuerung und Selbstmotivation des Verhaltens

Motivierung durch maximale Transparenz

Motivieren durch das Prinzip der Freiwilligkeit

Diese Strategien stellen gewissermaßen den Grundstock der therapeutischen Arbeit dar.

Abhängig von der jeweiligen Situation und dem betroffenen Patienten können im Verlauf

des Therapieprozesses zusätzlich spezielle Motivationsstrategien eingesetzt werden. Eine

funktionierende Therapeut-Klient-Beziehung wird vorausgesetzt. Kanfer et al (2006)

unterscheiden dabei zwischen drei unterschiedlichen Ansatzpunkten: 1. einem

unerwünschten Ausgangszustand oder Problemzustand, 2. potenziellen Mitteln und

Lösungswegen und 3. dem erwünschten Zielzustand. Die folgende Tabelle gibt die

jeweiligen speziellen Motivationsstrategien wieder.

Tabelle 2 Drei Gruppen spezieller Motivationsstrategien, nach Kanfer et al.(2006)

Ausgangspunkt: Unerwünschter Anfangszustand

Konfrontation mit Inkonsistenzen und Widersprüchen des Problemverhaltens

Verdeutlichung durch Übertreibung bestehender Einstellungsmuster

Sokratische Methode

ABCDE-Technik nach Ellis

Methoden, die von einer automatischen zu einer kontrollierten Informationsverarbeitung

führen

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Patienten in Kontakt bringen mit positiven Zielen (z.B. durch Informationen oder Fantasie zu

Idealzuständen)

Prinzipielle Lösungsvielfalt demonstrieren (z.B. indem die Aufmerksamkeit auf andere

Personen gerichtet wird)

„reframing“ (Umdeuten) und „relabeling“ (Umetikettieren), die Situation in einem neuen

Rahmen betrachten

Ausgangspunkt: Potenzielle Mittel und Wege

Kleine und überschaubare Ziele formulieren und Vertrauen in die eigene

Veränderungskompetenz stärken

Vereinbarung einer Probezeit, Bedenkzeit

Experimentieren mit kleinen Veränderungen im sicheren Rahmen (z.B. im Rollenspiel)

Aufmerksamkeit auf erfolgreich gemeisterte Situationen lenken

Im sicheren Rahmen gezielt etwas Neues erfahren lassen und dadurch erleben, dass etwas

änderbar ist, Selbstwirksamkeit stärken

Misserfolge analysieren

Neu- oder Umattribuierung von Misserfolgsursachen

Alte Verhaltensmuster, Automatisierungen frühzeitig stoppen und durch kontrollierte

Verarbeitungsmechanismen ersetzen

Anreize schaffen, die den sekundären Krankheitsgewinn übersteigen

Fähigkeiten und Fertigkeiten aufbauen

Frühzeitig Informationen vermitteln

Erwartungen abklären

Erfolge verdeutlichen durch vorher, nachher Vergleiche

Bei Angst vor Neuem: Sicherheitsaspekte mit einbauen

Selbstbelohnung integrieren

Ausgehend von den Werten der Patienten Anreize für die Verhaltensänderung schaffen

Patienten neugierig machen auf selbstgesetzte Ziele

Soziale und materielle Ressourcen des Patienten nutzen

Ausgangspunkt: Erwünschter Zielzustand

Anstoßen von Fantasien: „was wäre, wenn....“

Imaginationsübungen

„Selbst-Experimente“

Rollenspiele

Vergleiche mit anderen Personen anstellen

Gezielte Informationssuche über infrage kommende Ziele

Das im Zusammenhang mit dem Ausgangspunkt „erwünschter Zielzustand“

angesprochene Anstoßen der Fantasie wird von Michalak et al. (1996) als die

„Wunderfrage“ bezeichnet. Sie habe eine lange Tradition in der Therapie und ermögliche

eine Konzentration auf Zielzustände, ohne sich in diesem Moment mit

Handlungskonsequenzen auseinandersetzen zu müssen. Ein möglicher weiterer Schritt

sei, im Anschluss den Weg zum Ziel zu erarbeiten und dies durch eine Exploration der

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10

Ausnahmen voranzutreiben. Als Ausnahmen werden dabei Situationen verstanden in

denen ein Stück des Wunders bereits erlebt wurde.

Im Zusammenhang mit Strategien zur Motivationssteigerung schlagen Sachse et al.

(2012) eine weitere Form der Imaginationsübung vor, um eine „Passungsprüfung“

vorzunehmen. Mit „Passungsprüfung“ ist dabei gemeint, gemeinsam mit dem Patienten zu

überprüfen, ob die verfolgten Ziele tatsächlich mit seinen Motiven übereinstimmen. Laut

Sachse et al. (2012) haben Untersuchungen von Schultheiss (2001) und Brunnstein

(2010) ergeben, dass dies durch „die Vorstellung der Verfolgung und Verwirklichung eines

Ziels gelingen kann“ (Sachse et al., 2012, S. 70). Durch die Imagination der genauen

Schritte zum Ziel werden emotionale Reaktionen und dadurch auch die Motive angeregt.

Wenn es dem Patienten gelinge seine Aufmerksamkeit auf diese zu lenken, könne

überprüft werden, ob sich das Verfolgen eines jeweiligen Ziels gut anfühle.

Ausgehend von Motivationsmangel und Motivationsblockaden beschreiben Sachse et al.

(2012) weitere Strategien welche in Tabelle 3 aufgeführt sind.

Tabelle 3 Strategien zum Abbau von Motivationsblockaden, nach Sachse et al. (2012)

Blockade Strategie Unklare Kosten und Ziele Therapieziele erarbeiten und klären

Schemata erarbeiten

Kosten erarbeiten und differenzieren

Alternativen erarbeiten, welche die Kosten

reduzieren können

Mögliche Gewinne konkretisieren und

differenzieren

Alienation (schlechter Zugang zu eigenen Motiven) Vergleiche herstellen zwischen Situationen, die

als angenehm erlebt und Situationen die als

unangenehm erlebt werden

Beobachtung und Reflektion basaler

Alltagssituationen und –handlungen und wie

diese jeweils erlebt werden (Nähe zum

Achtsamkeitskonzept)

Motivkonflikte Mit Hilfe eines Vier-Felder-Schemas:

Konflikt identifizieren

Konfliktrollen klären und definieren

Bewertung des Konflikts klären

Ängste und Risiken Zugrunde liegende Ängste und Schemata klären

Ein-Personen-Rollenspiel (nach Sachse)

Ergänzend verweisen Sachse et al. (2012) bezüglich des Motivierungsprozesses

einerseits auf Strategien der Gesprächsführung hin und andererseits auf zwei spezifische

Motivierungstechniken, das Ein-Person-Rollenspiel und die Pro-und-Kontra-Diskussion.

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11

Die Strategien der Gesprächsführung können mit folgender Aufzählung zusammengefasst

werden: Kosten bewusst machen, Kosten relevant machen, Verantwortung für Kosten

aufzeigen, Gewinne einer Veränderung herausarbeiten, Gewinne relevant machen,

Gewinne erreichbar machen, für Verantwortung loben und Motivation unterstellen.

Das Ein-Personen-Rollenspiel dient der kognitiven Umstrukturierung und Veränderung

von Schemata und ist, so Sachse et al. (2012) auch als Motivierungstechnik einzusetzen.

Der Patient sitzt dabei zunächst auf einem Stuhl, welcher die Klientenposition

symbolisiert, und vertritt seine in der Therapie bereits herausgearbeiteten dysfunktionalen

Annahmen. Im Folgenden wechselt er auf einen zweiten Stuhl, der die Position eines

Therapeuten symbolisiert, und unterhält sich mit dem „echten“ Therapeuten, der die

Funktion eines Supervisors übernimmt über Gegenstrategien für die dysfunktionalen

Annahmen. Anschließend teilt der Patient-Therapeut diese dem Klienten mit. Mit diesem

Wechseln wird weitergearbeitet. Auch bei der Pro-und-Kontra-Diskussion wird mit Hilfe

von Stühlen gearbeitet, sie dient der Alternativenüberprüfung. Vier Stühle stehen sich

jeweils zu zweit, im Sinne eines Kreuzes, gegenüber. Auf dem einen Stuhl sitzt der Klient,

ihm gegenüber sitzt der Therapeut. Der dritte Stuhl steht für die Pro-, der ihm

gegenüberstehende vierte Stuhl für die Kontraposition. Der Therapeut bleibt immer sitzen.

Als er selbst sitzt der Klient auf der Klientenposition, betrachtet die Auseinandersetzung

und kann diese auch mit dem Therapeuten thematisieren. Auf den Pro- und Kontra-

Stühlen werden jeweils die Argumente, die für die eine oder andere Seite einer

Entscheidung oder Haltung sprechen, durch den Klienten vertreten.

2.1.3. Motivation in der Suchttherapie

Die unter dem vorrangegangenen Abschnitt beschriebenen allgemeinen Überlegungen

und Strategien zur Förderung der Motivation im therapeutischen Kontext sind auch auf

den suchttherapeutischen Kontext übertragbar. Bezüglich der Motivation in der

Suchttherapie sollen in diesem Abschnitt jedoch zum einen konkrete Zusammenhänge mit

der Sucht hergestellt werden und zum anderen noch nicht erwähnte Vorgehensweisen

ergänzt werden, die aus dem Bereich der Suchthilfe kommen oder suchtspezifisch

eingesetzt werden.

Bezüglich der Rolle der Motivation in der Suchtbehandlung kann von einer Unterteilung in

eine traditionelle und eine moderne Suchtbehandlung gesprochen werden. Die

traditionelle Suchtbehandlung geht von einem statischen Motivationskonzept aus,

welches das Vorhandensein von Motivation als Vorraussetzung für eine Therapie

bezeichnet, beziehungsweise der Veränderung von Motivation im Therapieprozess keine

Beachtung schenkt (vgl. Heidenreich, 2000; Lindenmeyer, 2005; Petry, 1996). Petry

(1996) verweist in diesem Zusammenhang auf DiCicco et al. (1978), welche davon

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12

ausgegangen seien, dass der Motivationsbegriff überflüssig sei, da Alkoholiker an sich

unmotiviert seien und nur Konfrontation sie zu einer Behandlung bewegen könne.

Diesem sogenannte Trait-Ansatz steht die moderne Suchtbehandlung gegenüber, welche

den Motivationsaufbau als Teil des therapeutischen Prozesses betrachtet (vgl.

Frischknecht et al., 2011) und daraus eine Verantwortung der Therapeuten ableitet,

gemeinsam mit ihren Patienten an deren Veränderungsmotivation während des gesamten

Therapieprozesses zu arbeiten (Heidenreich, 2000).

Aufgrund der Ausrichtung der vorliegenden Studie steht Motivation im Rahmen des

klinischen suchttherapeutischen Kontextes im Mittelpunkt dieser Ausführungen,

grundsätzlich umfasst die Motivationsarbeit in der Suchthilfe jedoch ein viel breiteres Feld

(vgl. Vogelgesang, 2010b). So spielt die Motivationsförderung in Selbsthilfegruppen,

Suchtberatungsstellen und ambulanten Suchthilfeangeboten eine wichtige Rolle (vgl.

John, U., Veltrup, C., Driessen, M., Wetterling, T. & Dilling, H., 2000), und auch den

Hausärzten (vgl. Aulhorn, 2009) kommt ebenso wie den Allgemeinkrankenhäusern (vgl.

Freyer, 2006) eine zunehmend motivationsfördernde Aufgabe zu. Hingewiesen sei

außerdem auf Studien, die sich mit Motivation im Zusammenhang mit

Entzugsbehandlungen und dem Übergang in eine anschließende

Entwöhnungsbehandlung beschäftigen (vgl. Arnold, 2000; Göttle, 2004; John et al., 2000),

was hier jedoch nicht weiter vertieft werden soll.

Eine typische Aufgabe, der sich die Suchttherapie gegenübersieht, ist die ambivalente

Veränderungsmotivation der Suchtpatienten. Petry (2010) spricht vom „Problem der

unmittelbaren Gratifikation“ (S. 137). Suchtmittelkonsum führe zu einer direkten

Entlastung von Lebensproblemen, habe langfristig jedoch negative Konsequenzen.

Dementgegen stehen suchtmittelfreie Lösungsstrategien und Verhaltensweisen, welche

jedoch zunächst gekoppelt seien an eine verstärkte Stressbelastung, welche erst

langfristig abnähme. Frischknecht et al. (2011) bezeichnen die Ambivalenz der

Suchtmittelabhängigen als doppelten Annäherungs-Vermeidungskonflikt. Der Konsum

habe sowohl wünschenswerte als auch abstoßende Wirkungen, ebenso wie die Abstinenz

Verbesserung verspräche aber auch Schwierigkeiten und Probleme (vgl. Miller & Rollnick,

2009). Grundsätzlich, sagen Frischknecht et al., sei Ambivalenz ein ganz natürlicher

Zustand eines Entscheidungsprozesses und jedem Menschen aus dem Abwägen von

Vor- und Nachteilen bekannt. Da der Zustand als unangenehm erlebt werde, versuche der

Mensch ihn schnellst möglich zu beenden. Die Autoren machen außerdem darauf

aufmerksam, dass für Außenstehende oftmals nicht zu erkennen sei, welche inneren

Faktoren für den Abhängigen für oder gegen die jeweiligen Alternativen sprechen.

Patienten in einem solchen Zustand würden dadurch manchmal nicht motiviert wirken.

Miller et al. (2009) verdeutlichen die Ambivalenz mit Hilfe der Abbildung einer Waage, die

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13

auf jeder Seite zwei Arten von Gewichten hat: jeweils den Nutzen und jeweils die Kosten

der Veränderung und des Status Quo. Ergänzt werden kann das Bild der Waage durch

ein Vier-Felder-Schema zu Vor- und Nachteilen der jeweiligen Alternativen (Miller et al.,

2009).

2.1.3.1. Motivational Interviewing

Eine in der Suchtbehandlung mittlerweile weit verbreitete Vorgehensweise, die unter

anderem darauf abzielt, die Ambivalenzen der Patienten zu verstärken, um dadurch

wiederum die Motivation zu fördern, ist das Motivational Interviewing (MI) von Miller und

Rollnick (vgl. Frischknecht, 2012; Körkel, 2012; Lindenmeyer, 2005; Miller et al., 2009;

Petry 2010). Ursprünglich entstand MI als Gegenbewegung zu den bis dahin stark

konfrontativ ausgerichteten Vorgehensweisen in der Behandlung Alkoholabhängiger

(Demmel, 2008; Petry, 1996). MI ist ein klientzentriertes und direktives

Behandlungsverfahren (Demmel 2008), das auf die Stärkung der Eigenmotivation der

Patienten zielt (Körkel, 2012). Miller et al. (2009) beschreiben MI (in der deutschen

Übersetzung) wie folgt:

„Motivierende Gesprächführung ehrt und respektiert die Entscheidungsfreiheit des

Individuums. Sie ist eine partnerschaftliche, nicht vorschreibende

Behandlungsmethode, in der der Therapeut den Klienten unterstützt, die der

Person eigene intrinsische Motivation und Ressourcen für eine Veränderung

hervorzurufen. MI beinhaltet die Überzeugung, dass jede Person Motivation und

Ressourcen innehat und diese eher hervorgerufen als aufgepfropft werden

müssen“ (S. 65)

Die Autoren nennen vier Behandlungsprinzipien: Empathie ausdrücken, Diskrepanzen

entwickeln, Widerstand umlenken und Selbstwirksamkeit fördern. Sie ergänzen diese

Prinzipien anschließend durch eine Anzahl therapeutischer Strategien: offene Fragen

stellen, aktives Zuhören, bestätigen, zusammenfassen, Change-Talk hervorrufen,

Umgang mit Widerstand und Zuversicht aufbauen.

Widerstand, so Frischknecht et al. (2011), „sollte als Signal gesehen werden, dass die

Motivation des Patienten eine andere ist als die des Therapeuten“ (S. 324). Eine Reaktion

auf wahrgenommenen Widerstand könne im Sinne des MI eine Reflektion sein, in der die

Meinung des Patienten anerkannt werde. Andere Möglichkeiten seien: eine doppelte

Reflektion, bei der zusätzlich auf frühere nicht widerständige Aussagen verwiesen werde;

eine Verschiebung des Gesprächsfokus’, um die zugrunde liegende Dissonanz

abzuschwächen; eine Wertschätzung des Patienten durch Umformulierung der

widerständigen Aussage, welche den Patienten zugleich neue Aspekte erkennen lasse.

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14

Wichtig sei vor allen Dingen, die Wahlfreiheit und Möglichkeit der Kontrolle des Patienten

zu verdeutlichen.

Nach einer nunmehr 30-jährigen Entwicklungs- und Erprobungszeit wird MI mittlerweile in

verschiedenen Variationen im Suchthilfebericht angewandt, zum Beispiel in der Form des

motivierenden Case Management (MOCA) als Verfahren zur heroin-gestützten

Behandlung von Opiatabhängigen (Vogt, Schmid, Schu, Simmedinger & Schlanstedt,

2007). Durch die Deutsche Hauptsstelle für Suchtfragen e.V. wird ein übersichtlicher

Kurzleitfaden angeboten, zum Beispiel für Hausarztpraxen, welcher sich an dem

FRAMES-Ansatz orientiert (Frischknecht et al., 2011). FRAMES, so Burtscheidt (2001),

steht als Akronym für die von Miller und Hester (1995) identifizierten Schlüsselelemente

des MI. Tabelle 4 stellt die Elemente des FRAMES-Ansatztes dar. Auf die

Kombinationsmöglichkeit von MI mit kognitiv-verhaltentherapeutischen

Therapieprogrammen wird im Abschnitt „Verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen zur

Beeinflussung der Motivation“ ergänzend eingegangen. MI wird darüber hinaus aber auch

in nicht-suchttherapeutischen Bereichen angewandt (Körkel, 2012).

Tabelle 4 zitiert nach Fleischknecht et al., 2012, S.327

Die Elemente des FRAMES-Ansatzes

Persönliche Risiken des Trinkens rückmelden (Feedback)

Eigenverantwortung für Veränderung betonen (Responsibility)

Ratschläge für Veränderung geben (Advice)

Aufzeigen verschiedener Behandlungsmöglichkeiten (Menu)

Empathische, nicht konfrontative Gesprächsführung (Empathy)

Selbstwirksamkeit des Patienten bekräftigen (Self-Efficacy)

Laut Körkel (2012) bestätigen 10 Meta-Analysen, dass MI wirksamer als keine oder eine

unspezifische Intervention ist. MI sei außerdem mindestens so effektiv wie bewährte

andere Interventionen. Körkel ergänzt: „Die MI-Prozessforschung legt nahe, in

Äußerungen pro Veränderung („change talk“) und verbaler Selbstverpflichtung zum

Handeln („commitment talk“) wichtige Vorbedingungen tatsächlicher Verhaltensänderung

zu sehen“ (S. 108). Da mehrere von über 200 Randomized Controlled Trials (RCT) die

Wirksamkeit von MI nachgewiesen haben, so Körkel (2012), habe außerdem die US-

amerikanische „national Registry of Evidence-based Programs and Practices“ (NREPP)

MI 2008 aufgenommen.

Zur Untersuchung von MI-Interventionen liegt mittlerweile mit dem „MI-SCOPE;D“, der

deutschen Übersetzung des „Motivational Interviewing Sequential Code for Observing

Process Exchanges“ ein reliables Kodiersystem vor (Hannöver, Blaut, Kniehase, Martin &

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Hannich, 2012). Die Vorgehensweise ermögliche, so Hannöver et al., die Kodierung von

transkribierten MI-Interaktionen.

2.1.3.2. Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung

Ein Therapieschulen übergreifendes und häufig im suchttherapeutischen Kontext

eingesetztes Modell, um die Phasen der Verhaltensänderung oder auch der

Veränderungsmotivation zu beschreiben, ist das Transtheoretische Modell der

Verhaltensänderung (TTM) von DiClemente und Prochaska (Heidenreich, 2000). Das

Modell wird empirisch eher kritisch betrachtet, wird aber von Praktikern aufgrund seiner

guten Verständlichkeit gerne herangezogen und diente bereits vielen Studien als

Grundlage (Aulhorn, 2009; Frischknecht et al, 2011). Hingegen der ursprünglichen

Annahme, dass die Phasen linear durchlaufen werden, wird mittlerweile von einem

zyklischen Ablauf ausgegangen (Aulhorn, 2009, Heidenreich, 2000). Die Unterteilung des

Veränderungsprozesses in einzelne Stadien wird dabei von einigen Autoren als hilfreich,

von anderen aber als wahllos kritisiert, da Veränderung ein dauerhafter Prozess sei und

eine Aufteilung somit willkürlich (Aulhorn, 2009). Hilfreich ist die Unterteilung auch

insofern, als den einzelnen Phasen motivationsfördernde Interventionen zugeordnet

werden können, um eine Abstimmung auf den jeweils aktuellen Stand des Patienten im

Prozess zu erleichtern (Burtscheidt, 2001). Sowohl Frischknecht et al. (2011) als auch

Burtscheidt (2001) schlagen abgestimmt auf die verschiedenen Veränderungsphasen

konkrete Interventionen vor. In Tabelle 5 werden die Interventionen von Burtscheidt und

Frischknecht et al. pro Phase zusammengefasst.

Tabelle 5 Therapeutische Interventionen im Rahmen des TTM (nach Burtscheidt, 2001; Frischknecht et al., 2011)

Phase des TTM Interventionen / Rolle des Therapeuten Precontemplation

(Absichtslosigkeit) Wohlwollende, fürsorgliche Haltung

Ambivalenzverstärkung bzgl. Abstinenz und Konsum

Entwicklung von Dissonanzbewusstsein

Contemplation

(Absichtsentwicklung) Sokratische Gesprächsführung

Geleitetes Entdecken bzgl. der Vor- und Nachteile von

Abstinenz und Konsum

Entscheidungsgrundlage schaffen

Entwurf von Veränderungsstrategien

Stärkung von Selbstwirksamkeit

Preparation

(Vorbereitung) Plan der Veränderungsstrategien ausbauen

Auf Widrigkeiten vorbereiten

Action

(Handlung) Generalisierung auf andere Verhaltensweisen

Konsolidierung der neuen Verhaltensweisen

Beratung bei Schwierigkeiten

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Unterstützung

Maintenance

(Aufrechterhaltung) Erarbeitung von Rückfallprophylaxestrategien

Umgang mit evtl. doch auftretenden Rückfällen erarbeiten

2.2. Verhaltenstherapie

2.2.1. Verhaltenstherapie und Suchttherapie

Die Verhaltenstherapie (VT) geht davon aus, dass Sucht ein erlerntes fehlangepasstes

Verhalten ist, „das durch spezifische therapeutische Interventionen modifiziert werden

kann“ (Vogelgesang, 2010a, S. 48). Bühringer und Metz (2009) beschreiben vier kognitiv-

verhaltenstherapeutische Konzepte zur Entstehung der Substanzstörung:

Zum einen kommt es durch positive Verstärkung (positive Wirkung des Konsums) und

negative Verstärkung (negative emotionale und soziale Situationen werden nicht mehr

wahrgenommen) zu einer operanten Konditionierung des Suchtmittelgebrauchs und

zur Ausbildung von speziellen Hinweisreizen. Dies passt zu der Theorie des Konsums

als Selbstmedikation.

Zum anderen kommt es zu einer klassischen Konditionierung. Hierbei wird ein

ursprünglich neutraler Reiz zu einem bedingten Reiz, indem er in Zusammenhang mit

dem positiven Erleben des Suchtmittelkonsums auftritt. Dieser bedingte Reiz, z.B.

Gerüche, Orte, Personen oder Tätigkeiten, stellt dann wiederum als Hinweisreiz den

Auslöser für einen erneuten Konsum dar. Die im Laufe einer vorangeschrittenen

Abhängigkeit auftauchenden Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion entwickeln

sich ebenfalls zu Stimuli für eine erneute Substanzeinnahme.

Das dritte Konzept bezieht sich auf die kognitiven Ansätze. Einerseits spielt das auf

Bandura zurückgehende Konstrukt der Selbstwirksamkeit eine wichtige Rolle.

Andererseits das Kognitive Modell der Sucht nach Beck, Abb. ?. , welches im Laufe

der Therapie aufgedeckt und bearbeitet werden soll und in welchem Grundannahmen

und automatische sowie erlaubniserteilende Gedanken eine zentrale Rolle spielen.

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Als viertes wird schließlich das biopsychosoziale drei-Faktoren-Modell genannt

welches auf Feuerlein zurückgeht. Die drei Faktoren Person, Droge und Umwelt

bestehen dabei aus jeweils folgenden Komponenten:

Person: psychische Merkmale (Belastungsvermeidung, Belohnungsabhängigkeit,

Neugierde), somatische Merkmale (genetische Faktoren, Toleranzentwicklung).

Droge: physikalische Merkmale, chemische Merkmale und Zubereitungsform.

Umwelt: kulturelle Faktoren (Genussorientierung), soziale Faktoren (Desintegration)

und personelle Faktoren (Defizite an Bezugspersonen) (Bühringer et al., 2009)

Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Sucht schließen sich diese Konzepte nicht

gegenseitig aus, sondern können vielmehr ineinander greifen (vgl. Vogelgesang, 2010a).

Sie bilden den Grundstock für das kognitiv-verhaltenstherapeutische Vorgehen in der

Suchttherapie und somit auch für die motivationsfördernden Interventionen.

2.2.2. Verhaltenstherapie und Motivation

Grundvoraussetzung, um alle kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen nicht nur

als technische Abläufe zu erleben, ist eine positive therapeutische Beziehung, in der

Vertrauenswürdigkeit, Empathie und Wertschätzung vonseiten des Therapeuten vermittelt

werden (Vogelgesang, 2010a). In Bezug auf Suchtpatienten sei es dabei wichtig, sich der

möglichen Ressentiments gegen die Therapie bewusst zu sein und diese zu

thematisieren. Aus verhaltenstherapeutischer Sicht ist vor allem auch die Auswirkung des

Wegfalls des positiven Verstärkers (Suchtmittel) zu bedenken, da dies schnell zu

Abbruchgedanken nach dem Entzug führen kann (Bühringer et al., 2009). Die Autoren

verweisen in diesem Zusammenhang auf das Phasenmodell zum Aufbau einer

therapeutischen Beziehung von Kanfer, welches von diesem für die Arbeit mit

Suchtmittelabhängigen modifiziert worden ist.

Zur Stärkung der Änderungsbereitschaft spielt auch in der VT die differenzierte

Zielformulierung eine wichtige Rolle. Dieser Aspekt soll hier jedoch nicht noch einmal

aufgegriffen werden, da er bereits im Kapitel „Motive und Ziele“ behandelt wurde.

Burtscheidt (2001) unterteilt die verhaltentherapeutischen Konzepte und Ansätze in zwei

Bereiche, welche miteinander in Verbindung stehen, zum einen der Bereich des

Entwickelns sozialer Kompetenzen, zum anderen der Bereich der kognitiven Strukturen

und Prozesse. Das Entwickeln sozialer Kompetenzen sei in der Suchttherapie wichtig, da

viele Abhängige aufgrund ungünstiger Sozialisationsbedingungen diese gar nicht oder nur

unzureichend entwickeln konnten oder aber die früher vorhandenen Fähigkeiten im Laufe

der Abhängigkeit verloren gegangen seien. Der Autor unterscheidet zwei Bereiche der

Kompetenzdefizite: „1. unmittelbar zur Bewältigung von rückfallträchtigen Situationen und

Abstinenzverletzungen erforderliche spezifische Fertigkeiten 2. allgemeine unspezifische

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Kompetenzen, die indirekt die Wahrscheinlichkeit rückfallträchtiger Situationen

reduzieren“ (S. 45). Im Sinne der bereits erwähnten Selbstwirksamkeit ist das Aufbauen

dieser Kompetenzen demnach motivationsfördernd, da es die

Selbstwirksamkeitserwartung der Patienten stärkt und dadurch motiviert, Veränderungen

zu wagen. Therapeutische Techniken sind hierbei vor allem das Bewältigen realistischer

In-vivo-Situationen (auch im Rahmen von Hausaufgaben) und Rollenspiele (Burtscheidt,

2001). Diese Techniken machen Therapiefortschritte für den Patienten sofort erlebbar und

wirken dadurch zusätzlich positiv auf die Motivation ein (Bühringer et al. 2009).

Rollenspiele bieten außerdem einen sicheren Rahmen, in dem Verhalten ausprobiert und

einstudiert werden kann (Fliegel, 2009).

Im zweiten von Burtscheidt (2001) genannten Bereich, dem Bereich der kognitiven

Prozesse und Strukturen, strebt die VT danach, durch kognitive Umstrukturierung

Emotionen und Handeln zu verändern (vgl. Vogelgesang, 2010a). In der kognitiven

Theorie wird dabei „die zentrale Stellung, die dem Denken in der Generierung von

Emotionen und Aktionen zukommt“, betont (Vogelgesang, 2010a, S.59). Da die

Kognitionen erheblich einfacher zu beeinflussen seien als Emotionen, sei die

Veränderung des Denkens der wesentliche Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie.

Für die Suchttherapie ergibt sich hieraus die Aufgabe, auf allen Ebenen die

Überzeugungen und Erwartungen zu identifizieren und zu beeinflussen, die zum

Suchtmittelkonsum führen (Burtscheidt, 2001). Der therapeutische Prozess bestehe

daher, so Burtscheidt (2001), aus einem zirkulären Durcharbeiten von

Wahrnehmungsverzerrungen und Kernüberzeugungen. Dabei müssen konditionale

Überzeugungen und suchtmittelbezogene Erwartungen identifiziert und in Beziehung zu

auslösenden Situationen gesetzt und an der Realität überprüft werden. Im Sinne der

attributionalen Motivationstheorien wirkt dies vor allem dann motivationsfördernd, wenn

die Patienten letztendlich Erfolge beim Meistern schwieriger Situationen auf internale und

stabile Ursachen zurückführen können (vgl. Horstmann et al., 2012). In diesem

Zusammenhang wird noch einmal die Bedeutung des bereits erwähnten Konstrukts der

Selbstwirksamkeit deutlich (vgl. Kap. „Verhaltenstherapie und Suchttherapie“).

Wie bereits im Kapitel „Motivational Interviewing“ erläutert wurde, spielt die Stärkung der

Selbstwirksamkeitserwartung im Kontext des MI eine wichtige Rolle. MI wird auch im

Rahmen der VT gerne eingesetzt, um die Motivation der Patienten zu stärken (vgl.

Bühringer et al., 2009). Zusätzlich zu der Anwendung von MI als alleinstehende

Gesprächstechnik kann Mi auch angewandt werden, um kognitiv-verhaltenstherapeutisch

ausgerichteten Programmen eine stärker patientenorientierte Ausrichtung zu geben und,

so Körkel (2012b), „die Gefahr einer technokratischen Behandlung vermeiden“ (S.126).

Der Autor nennt drei Beispiele von kognitiv-verhaltenstherapeutischen

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Konsumreduktionsprogrammen, welche er mit dem MI-Ansatz kombiniert durchgeführt

hat. Er kommt zu dem Ergebnis für die Praxis, dass MI auch für die zieloffene Suchtarbeit

eine gute Grundlage bildet, durch MI die strukturierten Konsumreduktionsprogramme an

Leichtigkeit gewinnen, außerdem eine größere Bereitschaft zur Mitarbeit entsteht und MI

in Kombination mit diesen Programmen eine Brücke zur Abstinenz bauen kann.

Neben MI greifen Verhaltenstherapeuten zur Förderung der Änderungsmotivation auch

auf das bereits erläuterte Transtheroretische Modell der Verhaltensänderung von

DiClemente und Prochaska zurück (Bühringer et al.,2009). Weitere Techniken der VT,

welche unter anderem auch im Zusammenhang mit der Motivationsförderung eingesetzt

werden können, sind die sokratische Dialogführung, Imaginationsübungen (z.B.:

Zukunftsimaginationen), Protokollierung handlungsleitender und emotionsgenerierender

Kognitionen, Verhaltensexperimente, Analysen von Vor- und Nachteilen (z.B. in einem

Vier-Felder-Schema), Methoden zur Veränderung innerer Dialogstrategien (z.B. im

Rollenspiel) (Vogelgesang, 2010a) und Problem- bzw. Verhaltensanalysen (Barteling,

Echelmeyer & Engbertding, 2008; Kanfer et al., 2006). Tabelle 6 zeigt eine Übersicht von

kognitiven Verfahren zur Motivationsförderung.

Tabelle 6 Kognitive Verfahren zur Motivationsförderung, (zitiert nach Bühringer et al, 2009, S. 362)

Zielbereiche Verfahren 1. Problemanalyse Aktueller Anlass für Therapiebeginn, z.B. äußerer

Druck (Justiz, Familie, Arbeitsplatz, Gesundheit) Objektive positive Konsequenzen einer

Behandlung Vom Patienten wahrgenommene

positive/negative Konsequenzen des Konsums/der Abstinenz

Erwartungen an die eigene Kompetenz zur Verhaltensänderung („self-efficacy“)

Sonstige Störungen (funktionaler Zusammenhang zum Substanzmissbrauch/Komorbidität)

Motivierende Gesprächsführung Aktives Zuhören (offene Fragen, Reformulieren,

Zusammenfassen) Partnerschaftliche Haltung Entscheidungsmatrix über Vor- und nachteile des

Konsums/der Abstinenz Herausarbeitung und Bekräftigung positiver

Konsequenzen und Erwartungen an eine Therapie

Modifizierung falscher drogenbezogener Überzeugungen (beliefs)

Kognitive Neubenennungen Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes

2. Fördernde und hemmende Faktoren für Veränderung Faktoren in der sozialen Umgebung (Partner,

Angehörige, Arbeitsplatz) Zuschreibung der Verantwortung für den

Therapieerfolg durch den Patienten Depressive Verstimmungen (Zukunftsplanung) Phase der Veränderungsbereitschaft des

Patienten Gesundheitliche Situation

Reattribution der Verantwortung Kognitionsevozierung negativer Gedanken Kognitives Neubenennen Aufbau eines positiven Selbstwertes

3. Zielsetzung des Patienten Bereich Drogenkonsum (z.B. Abstinenz,

Methadonsubstitution, Weiterführung des illegalen Konsums, kontrolliertes Trinken)

Sonstige Lebensbereiche

Erarbeitung mit dem Patienten Motivierende Gesprächsführung

4. Zielvereinbarung Festlegung der Therapieziele (Drogenbereich,

sonstige Bereiche) Prioritätenliste

Löschung/Modifizierung von Rückfallstimuli Herausarbeitung aktueller und zukünftiger

positiver Konsequenzen Bekräftigung der „self-efficacy“

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5. Therapiedurchführung Selbstbeobachtung

Setzung neuer Ziele/Standards Stimuluskontrolle Selbstverstärkung

Ein weiteres wichtiges Element in der VT ist die Psychoedukation. Lindenmeyer (2005)

stellt bezüglich des Suchtpatienten fest, „je größer sein Handlungsspielraum im Umgang

mit suchtspezifischen Informationen ist, umso eher kann er diese im Sinne der

Entwicklung von Abhängigkeitsakzeptanz und Abstinenzmotivation in sein Selbstkonzept

integrieren“ (S. 73). In diesem Zusammenhang spielt in der VT die größtmögliche

Transparenz durch den Therapeuten eine bedeutsame Rolle, was beinhaltet, dass nicht

nur Information zu medizinischen und psychologischen Aspekten der Suchterkrankung

vermittelt werden, sondern auch über das verhaltenstherapeutische Vorgehen und die

einzelnen Techniken aufgeklärt wird (Vogelgesang, 2010a). Abhängigkeitsakzeptanz und

Abstinenzmotivation können im Rahmen der Gruppentherapien gefördert werden, indem

die Gruppe durch gezielte Rollenspiele oder Übungen als Experimentierraum genutzt wird

und neue Erfahrungen gesammelt werden können (Lindenmeyer, 2005).

Motivationstheoretisch sei hierbei vor allem wichtig, dass die Patienten sich nicht dazu

gedrängt fühlen, bestimmte Meinungen und Vorgehensweisen übernehmen zu müssen,

sonder vielmehr die Vielfalt der in der Gruppe aufkommenden Informationen den

jeweiligen Handlungsspielraum erweitere. Bereits seit einigen Jahren gibt es eine Reihe

von Therapiemanualen, die im gruppentherapeutischen Kontext diese

Informationsvermittlung fördern. Als Beispiele seien hier genannt: das strukturierte

Trainingsprogramm S.T.A.R. zur Rückfallprävention von Körkel und Schindler (2003), das

Programm „der springende Punkt“ als stationäre Kurzintervention bei Alkoholmissbrauch

von Lindenmeyer (2001) und die vier gruppentherapeutischen Motivierungsprogramme

von Petry (1996). Letztere unterscheiden sich in sofern von den beiden Erstgenannten,

als vor allem auf die Wirkung gruppendynamischer Prinzipien gesetzt wird, was sich in

einer Vielzahl interaktiver Übungen und Rollenspiele ausdrückt, welche sich „hinsichtlich

ihres therapeutischen Vorgehens am sokratischen Dialog orientieren“ (Petry, 1996, S. 56).

2.3. Dramatherapie 2.3.1. Definition und Begriffsklärungen

Die Dramatherapie zählt zu den künstlerischen Therapien und nutzt die Kunstform

Theater zu therapeutischen Zwecken. Verschiedene Definitionen im englisch- und

deutschsprachigem Raum versuchen die Essenz der Dramatherapie in wenigen Worten

zusammenzufassen:

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21

„Die Drama- und Theatertherapie ist eine künstlerische Therapie (wie z. B. Musik-,

Kunst- und Tanztherapie), die die verwandelnde Kraft des Theaters zu

psychotherapeutischen Zwecken einsetzt.“ (Institut für Theatertherapie, ITT, 2012)

“Drama Therapy is an active, experiential approach to facilitating change. Through

storytelling, projective play, purposeful improvisation, and performance,

participants are invited to rehearse desired behaviors, practice being in

relationship, expand and find flexibility between life roles, and perform the change

they wish to be and see in the world.“ (National Association for Drama Therapy,

NADT, 2012).

“Drama therapy is the intentional and systematic use of drama/theatre process to

achieve psychological growth and change. The tools are derived from theatre, the

goals are rooted in psychotherapy. Although drama therapy can be practiced

within the theoretical framework of almost any existing school of psychotherapy, it

also has its own unique heritage; its conceptual roots can be traced to various

multidisciplinary sources, the most obvious of which is theatre.” (Emunah, 1994,

S.3)

Im Folgenden wird eine Einführung in die Dramatherapie gegeben, welche in Deutschland

noch recht wenig bekannt ist, zuvor sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine einheitliche

Definition der Dramatherapie schwierig ist, da weder eine eindeutige

Gründungspersönlichkeit noch eine eindeutige Grundtheorie der Dramatherapie

auszumachen ist. Über gemeinsame Wurzeln und Kernkonzepte soll ein Verständnis der

Dramatherapie dennoch ermöglicht werden. Zunächst sollen einige Begrifflichkeiten

geklärt werden: Dramatherapie, Theatertherapie, Psychodrama

Im Deutschen werden die Begriffe „Dramatherapie“ und „Theatertherapie“ mittlerweile

synonym verwendet. Die Unterscheidung liegt in ihrem Ursprung.

2.3.1.1. Dramatherapie

Ein Grund für die deutsche Bezeichnung „Dramatherapie“ (DT) ist auf die Anlehnung an

die längere Tradition der Dramatherapie in den USA, Großbritannien und den

Niederlanden zurückzuführen, wo von „Drama Therapy“ (USA), „Dramatherapy“ (UK) und

„Dramatherapie“ (NL) die Rede ist (vgl. The British Association of Dramatherapists,

BADth, 2012; Martens, 2002; NADT, 2012; Nederlandse Vereniging voor Dramatherapie,

NVDT, 2012).

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Anders als im Englischen, wo das Wort „Drama“ für die Begriffe Schauspiel, Theater,

(das) Drama und Dramaturgie verwendet wird, bezeichnet man im Deutschen mit „Drama“

vor allem eine Literaturgattung oder ein trauriges Geschehen (Duden, 1997).

Umgangssprachlich drückt das Wort „Drama“ oder „dramatisch“ in Deutschland häufig

etwas Negatives oder auch etwas unecht, übertrieben, theatralisch Wirkendes aus.

Neumann (2002) weist daher darauf hin, dass einer „dramatischen“ Therapie deshalb in

Deutschland Abwertung entgegengebracht werden könnte. Dem steht entgegen, dass

eine direkte Anlehnung an die englische Bedeutung des Begriffs Drama ein Verstehen

des dramatherapeutischen Kerngedankens der „dramatischen Realität“ oder auch der

„dramatischen Empathie und Distanzierung“ (vgl. Kap. „Kernkonzepte der

Dramatherapie“) erleichtert.

Ein weiteres Argument für die Bezeichnung Dramatherapie ist die ursprünglich

altgriechische Bedeutung des Wortes „Drama“ als Begriff für „Handlung“ (Aissen-Crewett,

1999), welcher umfassender ist als der Begriff „Theater“.

Aufgrund der genannten Überlegungen wurde sich dafür entschieden, in der vorliegenden

Arbeit den Begriff „Dramatherapie“ zu verwenden. Ausnahmen stellen Zitate dar.

2.3.1.2. Theatertherapie

In den letzten Jahren gewinnt in Deutschland der Begriff „Theatertherapie“ an Bedeutung,

unter anderem hat sich der deutsche Berufsverband der Drama- und Theatertherapeuten

für den Namen „Deutsche Gesellschaft für Theatertherapie“ (DGfT) entschieden. Ein

Grund für diese Entwicklung ist das Anliegen, der Kunstform Theater als Quelle

Nachdruck zu verleihen (Neumann, 2002). Dieser Aspekt wird in dem Kapitel „Historischer

Hintergrund und Entwicklung der Dramatherapie“ noch vertieft werden. Ein anderes Motiv

liegt in der Gründung der „Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien“ 2008

(BAG KT, 2012). In diesem Zusammenschluss der Berufs- und Fachverbände der

künstlerischen Therapien wurde sich, so Junker, Vorsitzender der DGfT (persönl.

Mitteilung, 14.07.12), darauf geeinigt, für eine größere Einheitlichkeit die einzelnen

künstlerischen Therapien jeweils nach ihrer Kunstform zu benennen. Analog zu Musik-,

Kunst- und Tanztherapie ist hier also die Sprache von Theatertherapie.

2.3.1.3. Psychodrama

Psychodrama und Dramatherapie/Theatertherapie sind keine Synonyme. Für beide

Therapieformen gibt es getrennte Studien- bzw. Ausbildungsgänge und eigene

Berufsverbände.

Aufgrund ihrer dennoch deutlichen Ähnlichkeit werden Unterschiede, Übereinstimmungen

und die Frage, inwiefern die Dramatherapie vom Psychodrama abstammt bzw. das

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Psychodrama durch die Dramatherapie beeinflusst wird, kontrovers von Experten beider

Therapieformen diskutiert (u.a. Kedem-Tahar & Kellermann, 1996). In dem Versuch einer

Abgrenzung zur Dramatherapie, welche keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, soll

auf das Psychodrama hier nur kurz eingegangen werden.

Der Arzt, Psychotherapeut und Philosoph Jakob Levy Moreno entwickelte in der ersten

Hälfte des 20. Jahrhunderts das Psychodrama (von Ameln, Gerstmann und Kramer,

2004). Anders als bei der Dramatherapie gibt es beim Psychodrama somit eine eindeutige

Gründungsperson. Moreno, welcher aus Wien stammte, ließ sich sowohl von seinen

Theatererfahrungen als auch von seiner Tätigkeit als Psychiater inspirieren und baute in

den USA das Psychodrama zu einer gruppendynamischen Therapieform weiter aus

(Johnson, 2009b). Ebenso wie in der Dramatherapie werden im Psychodrama

spielerische Darstellungen zum therapeutischen Zweck eingesetzt. Die ursprünglich vor

allem auf Improvisationen beruhende Vorgehensweise entwickelte sich bei zunehmend

klinischer Ausrichtung zu einer spezifischen und strukturierten Therapieform (Kedem-

Tahar et al., 1996). An dieser Stelle zeigt sich ein weiterer Unterschied zur Dramatherapie

welche in vielen Methoden zum einen gerade an den Improvisationen und dem freien

Spiel und zum anderen an den therapeutischen Möglichkeiten der Kunstform Theater

ansetzt (vgl. Kap. „Kernkonzepte der Dramatherapie“ und „Methoden und Techniken der

Dramatherapie“). Das Psychodrama hingegen legt viel Wert auf Realitätsnähe, so von

Ameln et al. (2004). Die Autoren verweisen darauf, dass im Psychodrama, im

sogenannten Protagonistenspiel, mit den realen Themen und Situationen des

Protagonisten (Patient, dessen Thema bearbeitet wird) gearbeitet wird und der

Protagonist dabei klare Verhaltensangaben für die Rollen vorgibt. Die zu bearbeitenden

Situationen können sich dabei auch auf innere Anteile des Protagonisten oder Aspekte

der Zukunft beziehen (von Ameln et al., 2004). Im Psychodrama werden deutliche

Techniken angewandt, z.B. Rollentausch, Spiegeln und Doppeln (vgl. von Ameln et al.,

2004; Kedem-Tahar et al., 1996). Von diesen Techniken wird auch gerne von

Dramatherapeuten im Kontext der Szenen- und Rollenarbeit Gebrauch gemacht (vgl. Kap.

„Phasen der dramatherapeutischen Arbeit), wodurch sich die Nähe zum Psychodrama

zeigt. Ebenso wie das Psychodrama in einigen Methoden, zum Beispiel im

Gruppenrollenspiel, seinerseits wiederum sehr der Dramatherapie ähnelt, wenn es freies

Spiel anwendet.

Ein weiterer und an dieser Stelle letzter Unterscheidungspunkt zwischen Psychodrama

und Dramatherapie zeigt sich im Maß differenzierter Lehre bezüglich der Behandlung von

Patienten mit einer Abhängigkeitsproblematik. Während in der deutschen Ausbildung zum

Theatertherapeuten die Behandlung Suchtkranker ein Teil des regulären

Ausbildungsprogramms ist (ITT, 2012), gibt es für Fachkräfte aus dem Arbeitsbereich

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Sucht die Möglichkeit, eine VDR anerkannte Weiterbildung zum Suchttherapeuten auf

Grundlagen des Psychodramas zu machen (Moreno Institut). Zu weiteren Informationen

zum suchtspezifischen Psychodrama sei auf das Themenheft „Sucht“ verwiesen (Fangauf

& Stimmer, 2004). Ein zweites Themenheft „Sucht“ befand sich bei der Verfassung dieser

Studie noch in Arbeit.

2.3.2. Historischer Hintergrund und Entwicklung der Dramatherapie

Die eindeutigste Quelle der Dramatherapie ist das Theater. Bereits dem antiken

griechischen Theater, der griechischen Tragödie, wurde eine heilende Funktion als

„psycho-soziales Ereignis“ zugeschrieben (Langley, 2006). Entwicklungen in der

Theaterszene des 20. Jahrhunderts nahmen durch ihre Ausrichtung, Darstellungsart und

schauspielerischen Techniken direkten Einfluss auf die Entwicklung der Dramatherapie.

Die in diesem Zusammenhang in der dramatherapeutischen Literatur am häufigsten

erwähnten Theatermacher seien hier, sich beziehend auf eben diese Literatur, kurz

erwähnt (vgl. (Aissen-Crewett, 1999; Emunah, 1994; Langley, 2006; Johnson, 2009;

Jones, 2007; Schlage, 2008) Während Stanislawski eine maximale Identifikation der

Schauspieler mit ihrer Rolle anstrebte, indem sie persönliche Erfahrungen und vor allem

Emotionen als Quellen für ihr Spiel hervorrufen sollten, stand für Beck die Distanzierung

des Schauspielers zur Rolle im Vordergrund, um sowohl Schauspielern als auch

Zuschauern eine möglichst objektive Betrachtung der jeweiligen Situation und Thematik

zu ermöglichen und Denken und Fühlen zu trennen. Artaud wiederum appellierte im

Vergleich zu Beck nicht an die Vernunft, sondern an deren Grenzen, er strebte mit seinem

„Theater der Grausamkeit“ die Konfrontation mit eigenen inneren Konflikten an und

verband damit eine Reinigung des Geistes und der Seele. Für Grotowski hingegen stand

die Verbindung zwischen Schauspieler und Publikum im Vordergrund und die Aufgabe

der Schauspieler, möglichst reduziert auf die Ausdrucksmöglichkeiten ihres Körpers ihr

Inneres in einer Art Selbstentblößung zu offenbaren. Allein die Orientierung an diesen

vielfältigen Theatertechniken bietet eine reichhaltige Inspirationsquelle für die

dramatherapeutische Arbeit.

Johnson (2009b) beschreibt Morenos Psychodrama als eine weitere wichtige Quelle der

DT. Sich von der zunehmend klinischen und strukturierteren Vorgehensweise Morenos

distanzierend, richteten sich die Pioniere der DT in den USA in der Mitte des 20.

Jahrhunderts jedoch wieder verstärkt auf die Kraft und Möglichkeiten des Theaters und

schufen damit ihre eigene Therapieform (Kedem-Tahar et al., 1996;Johnsons, 2009b). In

Deutschland handelt es sich bei der DT um eine junge Therapieform (Lutz, 2008), die sich

erst 1995 in der Deutschen Gesellschaft für Theatertherapie (DGfT) organisierte. Die

spezielle Entwicklung der DT in Deutschland ist bei Martens (2002) nachzulesen.

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Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe englischsprachiger Literatur zur Dramatherapie. In

deutscher Sprache ist die Auswahl noch gering, nimmt aber zu. Es fehlen bis jetzt

weitestgehend empirische Studien (Ausnahmen in Deutschland: Koch & Chyle, 2009;

Neumann, Frielinghaus & Römer, 2004). Die meiste Literatur besteht aus

Erfahrungsberichten und Methodenbeschreibungen. In jüngerer Zeit werden dagegen

auch zunehmend konkreter und differenzierter die Wirkmechanismen, Grundphänomene

und Prozesse der DT beschrieben, auf welche im folgenden Abschnitt noch eingegangen

werden wird. Arbeiten zu Bewertungs- und Beurteilungsmöglichkeiten der DT prägen die

aktuelle internationale Entwicklung der DT (Johnson, Pendzik & Snow, 2012; Jones,

2011). Im Abschluss des folgenden Abschnitts soll auch darauf kurz eingegangen werden.

2.3.3. Kernkonzepte der Dramatherapie

Aus Ermangelung einer einheitlichen Grundtheorie wurde als Ausgangspunkt für die

Darstellung der Theorie der DT das Phänomen der Dramatischen Realität gewählt,

welches als ein Kernkonzept der DT bezeichnet werden kann.

“Dramatic reality is a core concept in drama therapy, and perhaps also the most

genuine feature of the field. All drama therapists draw on dramatic reality in some

form, both in their clinical practice and in their theoretical thinking” (Pendzik, 2006,

S. 2).

Dieses Phänomen, so Pendzik (2006), werde von verschiedenen Autoren unterschiedlich

benannt, z.B. von Moreno als „surplus reality“, Johnson spreche von „playspace“ und

Lahad bezeichne es als „fantastic reality“. Gemeint ist jeweils, dass das dramatische Spiel

etwas schafft, was auf Imagination oder Fiktion beruht, aber im Hier und Jetzt erlebt wird

und damit eine Verbindung zwischen Imagination und Wirklichkeit herstellt: „dramatic

reality is broadly defined as the manifestation of imagination in the here and now”

(Pendzik, 2008, S. 4). Das Kern- und damit Verbindungsstück ist somit das Erleben im

Hier und Jetzt. Die Besonderheit bestehe, so Pendzik, darin, dass durch das dramatische

Spiel eine eigene Realität erschaffen werde in der neue Erfahrungen gemacht werden

und Emotionen sowie innere psychische Konflikte ausgedrückt werden können, auch die,

welche vielleicht noch nicht als „real“ erlebt werden. Die dramatische Realität stellt somit

einen schützenden Experimentierraum dar, welcher gleichzeitig als real und nicht real

erlebt wird. Trotz der Verbindung zur Realität haben die Handlungen im „so tun als ob“ der

dramatischen Realität keine direkten Konsequenzen in der Realität des Alltags. (Aissen-

Crewett, 1999; Pendzik, 2006). In der Dramatischen Realität gelten die Regeln und

Möglichkeiten der Fantasie und Vorstellungskraft. Anders als bei der reinen Fantasie ist

laut Pendizik (2006) die Vorraussetzung für die Dramatische Realität jedoch, dass die

Fantasie sich nicht nur im Kopf abspielt oder besprochen wird, sondern sichtbar gemacht

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wird durch eine Übertragung in die Realität. Jones (2007) geht in seiner Erläuterung der

Wichtigkeit der „life-drama connection“ noch einen Schritt weiter, indem er erklärt, dass

das reine Verbleiben und Arbeiten in der Fantasie sogar kontratherapeutisch sein könne

und keinen therapeutischen Effekt mehr für die Realität habe, wenn beide Ebenen von

Imagination / Fiktion und Realität strikt getrennt bleiben würden:

“Any change, any new way of being, insights, new relationships or discoveries

might be contained discretely within the dramatherapy space. The client would not

be able to bring life experiences into the dramatherapy, nor would they be able to

take the experiences within the dramatherapy into their life outside the session or

group” (Jones, 2007, S.118)

Als Medium dieser Übertragung dient in der DT zum Großteil das vielseitige Spektrum des

dramatischen Spiels. Jennings „EPR paradigm“ verdeutlicht diese Bandbreite. Das EPR

(embodiment – projection – rol) basiert auf der kindlichen Entwicklung des dramatischen

Spiels in den ersten sieben Lebensjahren und skizziert die Möglichkeiten des

dramatischen Spiels auch in der Arbeit mit Erwachsenen, angefangen mit Formen des

Körperausdrucks und der Verkörperung, über projektives Spielen mit Objekten bis hin zu

Spielformen, welche mit Rollen und Rollenübernahme einhergehen (vgl. Jennings, 2012;

Lutz, 2008; Pendzik, 2003). Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für das dramatische Spiel

als auch für die Persönlichkeit des Spielers / Patienten sieht auch Jones (2007) in seiner

Beschreibung des Spielens als einen der Kernprozesse der DT. Er verweist zusätzlich auf

positive Effekte innerhalb des therapeutischen Prozesses, wenn sich Spielfreude im Spiel

entwickeln kann.

In unmittelbarem Zusammenhang mit der Dramatischen Realität steht ein weiterer

Grundgedanke der DT: die Ästhetische Distanzierung. Ein Phänomen, welches das

Zusammenspiel von emotionaler Involvierung und rationaler Distanzierung beschreibt.

Konkret zeigt sich die Ästhetische Distanzierung, indem ein Spieler sich in eine

(Fantasie)rolle hineinversetzen und diese intensiv erleben kann, sich gleichzeitig aber

bewusst ist, dass er eine Rolle spielt und somit der Ausstieg aus dieser jederzeit möglich

ist. Der Patient erlebt als Spieler somit zum einen seine Handlungs- und

Entscheidungsfähigkeit und zum anderen, dass er durch das Gestalten und Formen

Einfluss nehmen kann und dem Geschehen nicht ausgeliefert ist (Lutz, 2008). Eine gute

Ästhetische Distanzierung beschreibt Pendzik als „people are emotionally involved but

able to observe it and recognize it as “as if” (Pendzik, 2008, S.10). Im therapeutischen

Prozess wird versucht, ein Gleichgewicht zwischen „Unterdistanzierung“ und

„Überdistanzierung“ zu erreichen. Während eine Person, so Lutz (2008), im Zustand der

„Unterdistanzierung“ von ihren Gefühlen überwältigt wird, ist der Kontakt zu den

Emotionen in der „Überdistanzierung“ minimiert. Im therapeutischen Prozess eingesetzte

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27

Techniken aus der Theaterarbeit nach Stanislawski eignen sich, um die Distanzierung zu

verringern, während Techniken aus der Arbeit von Brecht die Distanzierung fördern (vgl.

„Historischer Hintergrund und Entwicklung der Dramatherapie“). Jones (2007) verweist

zusätzlich darauf, dass sich ein Patient zum einen durch „dramatherapeutic empathy“ mit

einer Rolle identifizieren kann und dadurch die Möglichkeit bekommt, sich im Einfühlen in

andere Personen und Rollen zu üben und somit sein emphatisches Vermögen zu stärken.

Zum anderen schaffe „dramatherapeutic distancing“ durch das Spiel eine Distanz zu der

Realität, wodurch dem Patienten eine Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit der

eigenen Situation erleichtert wird.

Im Rahmen der Dramatischen Realität sind verschiedene Prozesse auszumachen,

welche zusätzlich zu der bereits beschriebenen Wirkung der Dramatischen Realität an

sich und der Ästhetischen Distanzierung die Wirkung der DT beeinflussen. Jones (2007)

beschreibt diesbezüglich differenziert acht Kernprozesse und untermauert diese mit

Analysen von Fallbeispielen. Auf die Prozesse „Playing“ und „Life-drama connection“

wurde bereits in der Beschreibung der Dramatischen Realität eingegangen.

„Dramatherapeutic empathy and distancing“ wurden im Zusammenhang mit der

Ästhetischen Distanzierung erwähnt. Die verbleibenden fünf Prozesse werden ausgehend

von Jones (2007) und Langley (2006) kurz zusammengefasst.

„Dramatic projection“ bezeichnet die Externalisierung innerer Anteile, Konflikte und

Emotionen durch die Projektion auf ein Objekt oder eine Rolle, „A relationship between

the inner state of the client and the external dramatic form is established and developed

through action“ (Jones, 2007, S. 84).

Mit diesem Prozess eng zusammen hängt der Prozess „role playing and personification“.

Bei Ersterem spielt der Patient im Rollenspiel entweder sich selbst, eine fiktive Person

oder Figur oder eine Person oder Rolle, die er aus dem Alltagsleben kennt.

Personifikation beschreibt den Prozess, etwas oder bestimmte persönliche Qualitäten und

Anteile zu „vermenschlichen“, indem sie auf ein Objekt projiziert werden, diese dann zum

„Leben“ erweckt werden und dann z.B. sich bewegen oder sprechen können. „Role

playing and personification“ ermöglichen es den Patienten, sich selbst auszudrücken und

sich in andere hineinzuversetzen. Die vielfältigen Spielmöglichkeiten ermöglichen es dem

Patienten, eine Vielzahl verschiedener Blickwinkel einzunehmen.

DT ist ein andauernder Prozess der Veränderung („Transformation“). Durch das Mitwirken

im Rollenspiel, in Improvisationen oder Erarbeitung wichtiger persönlicher Themen mit

Hilfe von Objekten und Symbolen befindet sich der Patient ständig in einer Phase der

Veränderung, was als einen positiven Einfluss auf den therapeutischen Prozess

beschrieben wird.

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Ein weiter Prozess ist der des „active witnessing“. Hierunter wird die Zustand verstanden,

dass der Patient in der DT sowohl Zuschauer und Zeuge von den Darstellungen seiner

Mitpatienten als auch von seinen eigenen Darstellungen sein kann, so wie von den

Interaktionen der Patienten untereinander als auch von denen mit dem Therapeuten. Dies

beinhaltet automatisch, dass der Patient seinerseits wiederum auch von den anderen

beobachtet wird.

Als letzter Prozess sei an dieser Stelle der Prozess des „Embodiment“ erwähnt. Auf die

Verkörperung wurde bereits im Zusammenhang mit Jennings EPR kurz eingegangen.

Langley (2006) beschreibt diesen Prozess als das Ausdrücken von Gefühlen, Gedanken

und Erfahrungen durch den eigenen Körper, ohne dabei die Sprache zu benutzen.

Physische Aktivität sei eine Darstellung des inneren Zustandes. Durch Embodiment

könnten die Patienten gleichzeitig daran arbeiten, die eigenen Anspannungen zu

reduzieren, und ihre Fähigkeit verbessern, sich nur durch Bewegung und Haltung

auszudrücken.

Die verschiedenen Prozesse der DT stehen in engem Kontakt untereinander, laufen

gegebenenfalls zeitgleich ab und erzielen stellenweise eine ähnliche Wirkung,

unterscheiden sich aber durch ihre Ausrichtung.

In letzter Zeit nehmen, wie bereits im Kapitel „Historischer Hintergrund und Entwicklung

der Dramatherapie“ erwähnt, die Bemühungen zu, die Dramatherapie greifbarer und auch

überprüfbarer zu machen. Als Abschluss dieses Abschnitts sei als Beispiel hier auf

Pendzik verwiesen, die in ihrem „6-key Model“ einen methodenübergreifenden Zugang

zur Einschätzung des dramatherapeutischen Prozesses vorstellt (Pendzik, 2003, 2008,

2012). Pendzik unterscheidet dabei sechs „Schlüsselaspekte“. Die ersten zwei beziehen

sich auf die Form und sind zu unterteilen in den Aspekt des Übergangs und den Aspekt

der Qualität. Die folgenden zwei „Schlüssel“ beschäftigen sich mit dem Inhalt und

beziehen sich zum einen auf die dargestellten Charaktere und Rollen und zum anderen

auf die Themen und Handlungen. Die letzten beiden Aspekte befassen sich mit den

Auswirkungen außerhalb der Dramatischen Realität, einerseits mit den Reaktionen und

Antworten und andererseits mit der Metarealität. Pendzik (2012) fasst es wie folgt

zusammen:

„1. The passage between ordinary reality and dramatic reality

2. The quality and style of dramatic reality

3. The characters and roles that populate it

4. The plot, themes, conflicts and other contents

5. The response to dramatic reality from outside

6. Metareality – or the unmanifested subtext” (Pendzik, 2012, S. 199)

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29

2.3.4. Methoden und Techniken der Dramatherapie

Methode bezeichnet im Folgenden ein komplexes Gefüge aus definierten

Vorgehensweisen, welches danach strebt, eine dahinterstehende Idee, oder ein Modell in

Handlung umzusetzen. Als Techniken werden einzelne „Werkzeuge“ und

Vorgehensweisen bezeichnet, die an sich losgelöst von anderen Techniken umgesetzt

werden können. Die Handlungsebene einer Methode besteht aus kombinierten

Techniken. In unterschiedlichen Methoden können die gleichen Techniken zum Einsatz

kommen.

2.3.4.1. Methoden

In der DT haben sich eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden entwickelt. Um einen

Eindruck der Bandbreite der dramatherapeutischen Ansatzpunkte zu geben, seien hier

einige exemplarisch vorgestellt.

An der Bedeutung der Rolle setzt Landys Rollenmethode an. Landy (2009) bezeichnet

seine „Role Method“ als eine dramatherapeutische Anwendung der Rollentheorie, welche

auf den drei Elementen Rolle, Gegenrolle („counterrole“) und „Guide“ (eine Art innerer

Führer) aufbaut. Ein Dramatherapeut, welcher mit der Rollenmethode arbeite, gehe meist

davon aus, sagt Landy (2009), dass zumindest eine Rolle, welche der Patient im Leben

zu erfüllen habe, für ihn nicht verfügbar, zu schwach entwickelt oder unzureichend mit

seinen anderen Rollen oder Rollen in seinem Umfeld verbunden sei. Es gehe darum,

eben diese Rolle ausfindig zu machen. „The initial task of therapy, then, is to help the

client access that role and identify it” (Landy, 2009, S. 68). Die Gegenrolle verkörpert

dabei nicht zwingend das Gegenteil der Rolle, sondern kann Aspekte derselben

darstellen, welche vermieden oder verleugnet werden( vgl. Landy, 2009; Langley, 2006).

Der Guide fungiert als Vermittler zwischen Rolle und Gegenrolle und hat dabei gleichzeitig

die Aufgabe, den Patienten dabei zu unterstützen, seinen eigenen Weg zu finden und

verschiedene Anteile zu integrieren. Ausgehend von diesen drei Grundelementen arbeitet

Landy mit einer Vielzahl von ihm klassifizierten Rollen („taxonomy of roles“), welche er

durch jahrelange Studien von Theaterrollen entwickelt hat (Landy, 2009). Der

dramatherapeutische Prozess in der Arbeit mit der Rollenmethode besteht dabei aus

folgenden 8 Schritten( vgl. Landy 1996):

„1. Invoking the role. 2. Naming the role. 3. Playing out/working through the role. 4.

Exploring alternative qualities in subroles. 5. Reflecting upon the role play:

discovering role qualities, functions and styles inherent in the role. 6. Relating the

fictional role to everyday life. 7. Integrating roles to create a functional role system.

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8. Social modelling: discovering ways that clients’ behavior in role affects others in

their social environments” (Landy, 2009, 75).

Geschichten zu erzählen, ist die Grundlage für Lahads Methode „Six-Piece Story-Making“

(6PSM), welche auf seinem Modell des BASIC Ph basiert. Lahad geht davon aus, dass

die Verhaltensweisen eines Menschen auf sechs Dimensionen zurück zu führen sind:

Glaube und Überzeugungen, emotionale Betroffenheit, Soziales, Imagination, Kognition,

Physiologisches („Belief and Values; Affect (emotional); Social; Imaginative; Cognitive,

and Pshysiological.“ Lahad, 1992, S. 152). Diese Dimensionen bilden das Akronym

BASIC Ph. In der 6PSM Methode wird der Patient dazu aufgefordert, eine Geschichte in

sechs Bildern zu malen oder zu zeichnen. Jedem Bild liegt ein konkreter Auftrag zu

Grunde: 1. Darstellung des Hauptcharakters, des Helden, 2. Mission oder Auftrag des

Hauptcharakters, 3. Hilfe und Unterstützung, welche der Hauptcharakter bekommt, 4.

Hindernisse, welche der Hauptcharakter zu überwinden hat, 5. Umgang des

Hauptcharakters mit diesem Hindernis, 6. Klimax, Höhepunkt, Ablauf. Im Anschluss wird

der Patient dazu aufgefordert, dem Therapeuten die Geschichte zu erzählen. Letzterer

unterstützt durch Fragen den weiteren Ausbau der Geschichte (Lahad, 1992; Lahad,

2009). Der Therapeut konzentriert sich dabei auf den Ton, in welchem die Geschichte

erzählt wird, den Kontext der Geschichte und ihre Botschaft, und darauf welche, der

sechs Dimensionen des BASIC Ph am stärksten vertreten ist, und arbeitet mit diesen

Erkenntnissen anschließend weiter (Lahad, 1992; Pendzik, 2003).

Improvisation bzw. das freie Spielen steht im Mittelpunkt der Methode „Developmental

Transformation“ von Johnson (2009a). Die Patienten werden dazu aufgefordert, von ihren

jeweiligen Gedanken und Gefühlen auszugehen und diese im dramatischen Spiel in

Bewegungen, Geräuschen, Bildern und Szenen auszudrücken. Rollen und Szenen

verändern sich innerhalb des „Developmental Transformation“ ständig, abhängig von

Wahrnehmung, Bewusstsein und Vorstellungen der Patienten. Der Prozess erinnere

dabei, so Emunah (1994), an die Natur des kindlichen Spiels. Trotz des andauernden

Flusses des freien Spiels, an dem auch der Therapeut teilnimmt, folgt die Methode klaren

Vorgaben mit u.a. strukturgebenden festgelegten Ritualen, einer Reihe von definierten

Interventionen und Techniken (Johnson, 1991; Johnson, 2009a).

Als letztes sei an dieser Stelle auf zwei Methoden hingewiesen, bei welchen jeweils die

Gruppe als Zuschauer und als Mitspieler von Bedeutung ist. Beide Methoden sind nicht

von Dramatherapeuten als dramatherapeutische Methoden entwickelt worden, kommen

aber in der Dramatherapie zum Einsatz.

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31

Die Methode des „Playback -Theaters“ wurde in den 1970er Jahren von Fox und Salas

als eine Form des soziokulturellen Animationstheaters in New York gegründet (Martens,

2008). Der Kern dieser Methode besteht darin, dass eine Person aus der Gruppe oder im

Rahmen des Animationstheaters aus dem Publikum von einer Situation, die er erlebt hat

und welche noch mal genauer betrachtet werden soll, berichtet. Alle Anwesenden hören

der Schilderung der Geschichte aufmerksam zu, anschließend besetzt der Betroffene alle

Rollen, inklusive seiner eigenen, mit Personen aus der Gruppe, dem Publikum. Die

Übernahme der Rollen und das Einrichten der Spielfläche wird durch den „Moderator“,

Therapeuten, anhand bestimmter Vorgehensweisen unterstützt. Das Spiel beginnt. Der

Betroffene sieht sich gemeinsam mit dem Moderator und dem Publikum das „Playback“

seiner Situation an. Anschließend wird gefragt, ob etwas verändert werden soll. Mit

Playback-Theater als künstlerische Methode im Heilungsprozess setzt sich Martens

(2008) auseinander. Stoltenhoff-Erdmann (2008) bezieht sich auf Playback-Theater in der

Dramatherapie.

Die Methode „The Blagg” wurde von Thompson (1999), im Rahmen seiner Arbeit mit

Kriminellen, als ein Workshop für Gruppen von Menschen mit problematischem,

aggressivem oder verletzendem Verhalten („offending behaviour“) entwickelt. In dieser

Methode wird durch die Gruppe gemeinsam nach einer genauen Vorgehensweise Stück

für Stück die Figur des Jo Blagg entwickelt, als eine Person, die in der gleichen Situation

ist wie die Gruppe selbst, z.B. in einer Vollzugsanstalt. Anhand von Übungen,

Rollenspielen und Reflektionen wird herausgearbeitet, was Jo Blagg getan, gedacht und

gefühlt hat während seines Verbrechens, wer dadurch mitbetroffen ist, welche

Konsequenzen daraus hervorgehen und inwieweit sich seine Einstellung, Gefühle und

Gedanken bezüglich der Tat verändert haben. Im weiteren Verlauf setzt sich die Gruppe

mit den einzelnen Schritten und Entscheidungen auseinander, die zu der Tat geführt

haben. Jede einzelne Szene wird noch einmal durchgespielt und nach

Lösungsmöglichkeiten gesucht die nicht zur Tat führen. Am Ende steht die

Verabschiedung von der Figur des Jo Blagg. Es besteht die Möglichkeit, mit den

Teilnehmern Übereinstimmungen zwischen ihrer eigenen Geschichte und der des Jo

Blagg zu besprechen oder auch die Methode auf eine reale Person aus der Gruppe

anzuwenden, ohne die verbindende, fiktive Person des Jo Blagg zu kreieren.

2.3.4.2. Techniken

Wie bereist in dem Kapitel „Historischer Hintergrund und Entwicklung der Dramatherapie“

erwähnt, werden in der DT verschiedenste Techniken der Schauspielkunst angewandt,

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32

aufgrund ihrer Komplexität und Vielfältigkeit werden sie hier jedoch nicht weiter

differenziert.

Eine häufig angewandte Intervention der DT ist das Arbeiten mit den sogenannten

Theaterfunktionen (Cimmermans & Boomsluiter, 1992). Der Therapeut überträgt dabei

gezielt dem Patienten bestimmte Aufgabenbereiche oder lässt den Patienten sich diese

selbst wählen: Die Funktion des Zuschauers mit der Aufgabe zu observieren und

Rückmeldung zu geben; die Funktion des Schauspielers, der die Rollen spielt und dabei

zum Teil eigene Anteile in die Rolle projiziert aber auch Spielanweisungen umsetzen

muss; die Funktion des Autors, welcher sich die Geschichte ausdenkt; die Funktion des

Regisseurs, welcher bestimmt, wie die Geschichte im Spiel umgesetzt werden soll und

was neben dem Text noch von Bedeutung ist.

Langley (2006) fasst eine ganze Reihe dramatherapeutischer Techniken zusammen,

welche auf der Kreativität beruhen, die, so Langley, jedem Menschen eigen sei. Neben

den bereits erwähnten Techniken der Schauspielerei benennt sie: Kinderspiele,

Gruppenspiele, Übungen, um spezielle Fähigkeiten zu entwickeln, wie z.B. soziale

Kompetenzen, Vertrauen und Selbstvertrauen, Improvisation (das spontane Ausspielen

einer Szene oder Geschichte ohne vorherige Probe), Erarbeitung und weiteres Proben

einzelner Szenen und Geschichten, welche zusammen entwickelt werden, Arbeiten mit

Skript (Ausschnitte aus einem Theaterstück spielen, eine komplett einstudierte Aufführung

vor einem Publikum aufführen oder Improvisationen zu einem bestimmten Thema / Stelle

aus einem Theaterstück oder einer Szene durchführen), Geschichten erzählen,

Geschichten alleine oder in der Gruppe entwickeln, Geschichten nacherzählen,

Improvisation und Ausspielen einzelner Geschichten.

Ergänzen lassen sich diese Aufzählungen durch: Rollenspiel mit fiktiven und realen

Rollen, u.a. von konkreten Alltagssituationen, Puppenspiel, Arbeit mit Masken, Ritualen,

Mythen, Symbolen, Bewegungs- und Körperarbeit im Raum auf die Gruppe bezogen oder

auf das Individuum bezogen, Konzentrationsspiele, Fantasie- und Imaginationsreisen,

Gedichte schreiben.

Das ITT beschreibt:

Vor allem der spielerische, handlungs- und körperorientierte Ansatz und die

Betonung des Erlebens und des Ausdrucks erschließen neue Perspektiven und

Handlungsmöglichkeiten, ermöglichen Zugänge zu Emotionen, die weit über die

verbale Ebene hinausgehen, und können dank ihrer künstlerischen,

gestalterischen Form (sog.“ästhetische Distanz“) einen hohen Grad an Schutz

bieten. (ITT, 27.10.12)

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33

2.3.5. Phasen der dramatherapeutischen Arbeit

Zusätzlich zu den unterschiedlichen Vorgehensweisen lassen sich in der DT verschiedene

Phasen beschreiben. Je nach Patient und Zielsetzung ist der gesamte therapeutische

Prozess einer Phase zuzuschreiben, oder er durchläuft mehrere Phasen mit stellenweise

auch einem erneuten Aufgreifens bereits durchlaufener Phasen. In der

dramatherapeutischen Literatur gibt es verschiedene Beschreibungen dieser Phasen,

welche sich zum Teil ähneln, aber nicht unbedingt übereinstimmen (vgl. Emunah, 1994:

Jennings, 1990; Pendzik, 2003, 2012). Die fünf Phasen nach Emunah (Emunah, 1994)

werden in zusammengefasster Form in der folgenden Tabelle kurz vorgestellt.

Tabelle 7 Phasen der dramatherapeutischen Arbeit, nach Emunah 1994)

Ziele Methoden, Techniken, Interventionen Phase 1: Dramatisches Spiel Sichere und vertrauensvolle

therapeutische Beziehung herstellen Ängste und Unsicherheiten im Umgang

mit der Dramatherapie nehmen Zugang zur eigenen Kreativität und

Spontanität fördern Wahrnehmung eigener Fähigkeiten

anstoßen Wahrnehmung der Fähigkeiten der

Gruppenmitglieder fördern

Aktivierende, spielerische, interaktive Übungen

Leichte Improvisationen und Theaterspiele

Phase 2: Szenenarbeit Erleben „anders sein“ zu können Eigene Verhaltensmuster durch das

Spielen unterschiedlichster Rollen aufbrechen

Möglichkeit, sich selbst im Spiel von anderen Seiten zu erleben

Einen sicheren Raum bieten, indem Themen zunehmend emotionaler und aufdeckender werden können

Bedürfnis nach Reflektion Raum geben

Zunehmend Szenen aus den freien Improvisationen entwickeln

Szenen weiter bearbeiten Charaktere und Rollen entwickeln Nicht die Rolle der eigenen Person

spielen, sondern andere Rollen übernehmen

den geschaffenen Experimentier- und Erfahrungsraum der Patienten schützen

Verhalten nicht problematisieren Raum schaffen indem von selbst über

Erfahrungen und Erlebnisse berichtet werden kann

Feedback von Mitpatienten Phase 3: Rollenspiel Raum zur „Erprobung“ der Realität

schaffen Genügend Sicherheit schaffen, um die

Auseinandersetzung mit der eigenen Situation und zur Selbstbeobachtung anzuregen

Reale Lebenssituationen spielen Aktuelle Konflikte od. Beziehungsthemen

im Rollenspiel darstellen, erforschen und bearbeiten

Patienten spielen sich selbst oder die Rollen von anderen

Konflikte aus der Gruppe können zum Thema gemacht werden

Techniken des Psychodramas und Soziodramas

Distanz zur Realität im Spiel verkleinern Therapeut interveniert häufig aus der Rolle

des Regisseurs (hilft Wiederholungen zu vermeiden, Auseinandersetzungen mit bestimmten Aspekten zu fokussieren)

Unterscheiden zwischen Rollenspielen, zum Üben realer Verhaltensweisen, und Rollenspielen, um eine Art Katharsis zu ermöglichen

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34

Phase 4: Autobiographische Inszenierung aktuellen Alltagssituationen in den

Hintergrund treten lassen, um existenzielle biographische Kernfragen zu bearbeiten

Ereignisse und Themen aus der Vergangenheit darstellen die Einfluss auf die Gegenwart haben

Aufkommende Gefühle und Erinnerungen bearbeiten

Phase 5: Dramatisches Ritual Abschluss gestalten Übergänge zu Neuem schaffen Wichtiges Geschehen zelebrieren

Orientierung an Ritualen aus früheren Zeiten

Wünsche mit der Gruppe teilen

2.3.6. Dramatherapie und Motivation

Die Literaturrecherche ergab keine explizite dramatherapeutische Literatur zur

Motivationsaufrechterhaltung und Motivationsförderung. Indirekt beinhalten die vorab

angeführten Methoden, Phasen und Prozesse der DT dagegen eine ganze Reihe

motivierende Faktoren.

2.3.7. Dramatherapie und Suchttherapie

In Deutschland kann bezüglich der DT im Rahmen der Suchttherapie auf zwei Arbeiten

verwiesen werden.

Im Rahmen dramatherapeutischer Arbeit in der ambulanten Suchtrehabilitation berichtet

Lutz (2002) von zwei Prinzipien, die sie innerhalb des gemeinsamen Entwickelns eines

auf persönliche Themen bezogenen Theaterstücks vermitteln möchte: „erstens, dass

Stabilität auch in der Bewegung, ohne Fixierung, zu finden ist; und zweitens, dass

Aktivität und Spannung auch ohne die bekannte An- und Verspannung möglich ist!“ (Lutz,

2002, S.158). Die Autorin bezieht diese Prinzipien auf zwei Mechanismen, welche sie als

typisch in der suchttherapeutischen Arbeit empfindet: zum einen die durch den

Suchtmittelkonsum eingeschränkte Verhaltensflexibilität innerhalb von Beziehungen,

wodurch sie auch eine Beschränkung der emotionalen Schwingungen feststellt; und zum

anderen zunehmende innere Spannungen, welche auch zu einer Anspannung und

Einschränkung der körperlichen und geistigen Beweglichkeit führen können. In der

produkt- und prozessorientierten Arbeitsweise der gemeinsamen

Theaterstückentwicklung, mit der Notwendigkeit sich intensiv und über einen längeren

Zeitraum hinweg auseinander zu setzen, sieht Lutz die Möglichkeit diese beiden

Prinzipien umzusetzen.

Auch die zweite deutsche Arbeit im Rahmen des Suchthilfekontextes bezieht sich auf das

Entwickeln und Spielen von Theaterstücken. Ensel (2002) berichtet über Interviews mit

ehemaligen Drogenabhängigen, die durch die „Wilde Bühne“ zum Theaterspielen kamen.

Die „Wilde Bühne“ Stuttgart ist ein soziokulturelles Forum für ehemalige Dogenabhängige.

Das Ensemble entwickelt eigene Theaterstücke und führt diese im Bereich der

Jugendarbeit und Suchtprävention auf, spielt aber auch klassische Theaterstücke auf

einer eigenen Bühne in Stuttgart.

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35

Deutschsprachige Arbeiten zur Dramatherapie im Rahmen stationärer Suchttherapie

konnten nicht gefunden werden.

3. Fragestellungen Vor dem Hintergrund der einleitend beschriebenen Überlegungen zu dieser Studie und

dem dargestellten theoretischen Kenntnisstand lassen sich folgende Fragestellungen

formulieren:

Welche Methoden und Interventionen der Motivationsförderung in der konkreten Arbeit

mit Suchtmittelabhängigen im klinischen Kontext werden in der Dramatherapie und der

Verhaltenstherapie genutzt?

Inwieweit stimmen Methoden und Interventionen der Motivationsförderung in der

Dramatherapie und der Verhaltenstherapie überein und sind Unterschiede

feststellbar?

Können die motivationsfördernden Ansätze der Dramatherapie im Rahmen der

künstlerischen Therapien, aus Sicht der Verhaltenstherapeuten, eine sinnvolle

Ergänzung für die klinische Suchtrehabilitation darstellen?

Im Rahmen dieser Fragestellungen werden Interventionen als zielgerichtete Form des

Kommunizierens gesehen, welche eine bestimmte Wirkung beim Gegenüber

beabsichtigten (Neumann-Wirsig, 2009). Methoden werden im Sinne der bereits im

Kapitel „Methoden und Techniken der Dramatherapie“ vorgenommenen Definition als eine

Verdichtung mehrerer Interventionen oder Techniken verstanden, die ebenfalls danach

streben, gezielt etwas zu bewirken.

4. Untersuchungsdesign 4.1. Die qualitative Vorgehensweise Für die Beantwortung der genannten Fragestellungen bietet sich ein Vorgehen im Sinne

der qualitativen Forschung an, welche, so Bortz und Döring (2006), die Erfahrungsrealität

verbalisiert und interpretiert.

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Cropley (2005) beschreibt drei Kernideen des qualitativen Ansatzes. Als erstes benennt er

die Aufgabe der Forschung, mitzuerleben „wie Menschen die Welt verstehen (d.h. sich in

ihre Realität einzufühlen)“ (S. 41). Eng damit im Zusammenhang steht die zweite

Kernidee, dass Versuchsperson und Forscher zusammenarbeiten, um herauszufinden,

wie sich die Realität für die Versuchsperson darstellt. Diese Gedanken passen zu dem

Anliegen der vorliegenden Studie herauszufinden, wie das konkrete therapeutische

Vorgehen zweier verschiedener Therapieformen hinsichtlich bestimmter Situationen und

Zielsetzungen aussieht (Fragestellung 1 und 2). Auch die Frage nach der Einschätzung

bestimmter therapeutischer Methoden (Fragestellung 3) entspricht diesen zwei

Kernideen.

Die dritte Kernidee von Cropley bezieht sich auf die Hypothesen. Anders als bei der

quantitativen Forschung, so Cropley, stehen in der qualitativen Forschung die Hypothesen

nicht am Anfang einer Studie, sondern können erst am Ende einer Studie aus den

gewonnenen Informationen formuliert werden.

4.1.1. Experteninterviews

Um Informationen bezüglich der Vorgehensweise von Drama- und Verhaltenstherapeuten

zu erhalten, wurde sich für die Methode des Experteninterviews entschieden. Przyborski

und Wohlrab-Sahr (2008) definieren Experten als Personen, „die über ein spezifisches

Rollenwissen verfügen, solches zugeschrieben bekommen und eine darauf basierende

besondere Kompetenz für sich selbst in Anspruch nehmen“ (S.133). Als Experten der DT

und VT wurden daher Drama- und Verhaltenstherapeuten befragt, die im klinischen

Suchtkontext arbeiten.

Wie an späterer Stelle noch deutlich werden wird (vgl. Kap. „Interviewleitfaden), fand eine

Unterteilung des Interviews in zwei Teile statt. Angelehnt an die Beschreibung von Bogner

und Menz (2002) lässt sich der erste Teil des Interviews, durchgeführt mit sowohl

Verhaltenstherapeuten als auch Dramatherapeuten, zum einen als systematisierendes

Experteninterview beschreiben. Das „aus der Praxis gewonnene, reflexiv verfügbare und

spontan kommunizierbare Handlungs- und Erfahrungswissen“ (Bogner et al. S. 37) stand

im Vordergrund dieses Interviewteils. Bezüglich der Dramatherapie handelt es sich aber

auch um eine Orientierung in einem in Deutschland so gut wie nicht erforschten

Praxisfeld. In dieser Hinsicht können die Interviews mit den Dramatherapeuten zum

anderen auch als explorative Experteninterviews gesehen werden (vgl. Bogner et al.).

Dies gilt ebenfalls für den zweiten Teil des Interviews, welcher ausschließlich mit den

Verhaltenstherapeuten durchgeführt wurde und diese unter anderem um Einschätzungen

bezüglich der vorgestellten DT-Methoden gebeten wurden. Die Verhaltenstherapeuten

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37

dienen diesbezüglich somit als „komplementäre Informationsquelle“ (Bogner et al. S.37),

welche in explorativen Experteninterviews häufig hinzugezogen wird.

Przyborski et al. (2008) weisen darauf hin, dass ein Experteninterview auf Augenhöhe

geführt werden soll. Der Experte müsse sich auch als solcher angesprochen fühlen.

Gleichzeitig sei es wichtig, selbst als Experte aufzutreten. Es gehe darum, dem

Interviewten zu signalisieren, dass man an seinen ganz persönlichen Erkenntnissen und

Erfahrungen interessiert sei, also an mehr als nur den formal bekannten

Vorgehensweisen.

Für die geplanten Experteninterviews wurde die Form eines Leitfadeninterviews gewählt,

welches sich vor allem für Forschungskontexte mit relativ eng begrenzter Fragestellung

eignet (Przyborski et al. 2008), wie es hier bezüglich der Motivation der Fall ist.

4.1.2. Interviewleitfaden

Ein teilstandardisiertes Leitfadeninterview bietet den Experten Raum für persönliche

Ausführungen und ermöglicht eine flexible Anpassung des Interviewverlaufs. Gleichzeitig

stellt der Leitfaden sicher, dass alle Experten zu den gleichen für die Fragestellung

relevanten Punkten bzw. Konstrukten befragt werden (vgl. Cropley, 2005; Przyborski et al.

2008).

Przyborski et al. (2008) schlagen vor, dass ein Gespräch mit Experten, bei dem es um

persönliche Erfahrung, Wissen und Deutung geht, sechs Phasen beinhalten sollte: 1.

Vorgespräch, 2. Selbstpräsentation des Experten, 3. Stimulierung einer selbstläufigen

Sachverhaltsdarstellung, 4. Aufforderung zur beispielhaften und ergänzenden

Detaillierung, 5. Aufforderung zur spezifischen Sachverhaltsdarstellung und 6.

Aufforderung zu Theoretisierung/Generierung von Deutungswissen. Auf die Phasen 1 und

2 wird an späterer Stelle (vgl. Kap. „Informationsschreiben“ und „Basisdatenfragebogen“)

noch eingegangen. Die vier übrigen Phasen werden im Interviewleitfaden berücksichtigt,

der für die vorliegende Studie entwickelt wurde und auf folgenden drei Einheiten aufbaut:

Leitfrage / Erzählaufforderung

Zu erfassendes Konstrukt

Aufrechterhaltungsfrage /

Steuerungsfrage / Vertiefungsfrage

Das zu erfassende Konstrukt gibt jeweils das Phänomen vor, um das es in diesem

Interviewabschnitt gehen soll. Eine diesbezügliche selbstläufige Sachverhaltsdarstellung

(Phase 3) soll jeweils durch die Leitfrage stimuliert werden. Bei Bedarf kann ergänzend

auf die Aufrechterhaltungs-, Steuerungs- und Vertiefungsfragen zurückgegriffen werden.

Diese letzte Einheit umfasst damit die beschriebenen Phasen vier und fünf. Der

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38

Interviewleitfaden dieser Studie, welcher im Anhang abgebildet ist, fordert im

Zusammenhang mit Leitfrage 8 (Wirkfaktoren) zur Theoretisierung auf (Phase 6).

Wie bereits im Zusammenhang mit den Ausführungen zum Experteninterview erwähnt, ist

der Interviewleitfaden (Anhang 3) in zwei Teile unterteilt. Der erste Teil umfasst acht

Konstrukte und wurde sowohl mit den Drama- als auch den Verhaltenstherapeuten

durchgeführt. Der zweite Teil besteht aus fünf weiteren Konstrukten, zu welchen

ausschließlich die Verhaltenstherapeuten befragt wurden. Dieser Teil dient der

Beantwortung der dritten Fragestellung, welche erfragt, inwieweit die

Verhaltenstherapeuten die Ansätze der Dramatherapie im Rahmen der künstlerischen

Therapien als eine sinnvolle Ergänzung für die klinische Suchttherapie sehen.

Vor Durchführung des ersten Interviews wurde ein Probeinterview mit einer

Dramatherapeutin durchgeführt, um die Verständlichkeit der Fragen, die Logik der

Fragenfolge und die ungefähre Länge des Interviews testen zu können. Es zeigte sich,

dass zwei Fragen umformuliert werden mussten. Die übrigen Fragen wurden als

verständlich und solchermaßen beschrieben, dass ein sich stets weiter in das Thema

Hineinversetzen und Hineindenken möglich war. Die Interviewdauer betrug 45 Minuten.

Da die Probandin nicht allen Kriterien der Studie entsprach, ging das Interview nicht in die

Auswertung ein.

4.1.3. Durchführung

4.1.3.1. Informationsschreiben

Der erste Kontakt zu den Experten erfolgte durch ein kurzes direktes Gespräch, ein

Telefonat oder per E-Mail. Anschließend wurde ihnen ein allgemeines

Informationsschreiben zur Studie (Anhang 1) per E-Mail zugeschickt. Ohne auf Theorien

oder Vermutungen bezüglich der Fragestellungen vertiefend einzugehen, informiert das

Schreiben über das Thema der Studie. Gleichzeitig erläutert das Schreiben die

Rahmenbedingungen: Interviewdauer ca. 45 Minuten, Ort des Interviews durch Experten

wählbar, Zeitpunkt des Interviews möglichst zeitnah, Aufnahme des Interviews mit

Diktiergerät, Schweigepflicht der Interviewerin, Löschen der Aufnahme nach Auswertung.

Die von Przyborski et al. (2008) geforderte Phase des Vorgesprächs ist dieser

Studienphase zuzuordnen.

4.1.3.2. Basisdatenfragebogen

Gemeinsam mit dem Informationsschreiben wurde ein Basisdatenfragebogen an die

Experten versandt (Anhang 2). Dieser diente anonymisiert dazu, Basisdaten zur Person,

Ausbildung und Erfahrung im suchttherapeutischen Bereich des Experten abzufragen und

gleichzeitig die Rahmenbedingungen seiner therapeutischen Arbeiten herauszufinden.

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39

Die knappe Form des Fragebogens stellte einerseits eine Zeitersparnis für die

Durchführung der Interviews dar und ermöglicht es andererseits den Experten, sich kurz

vorzustellen (vgl. Phase 2 Przyborski et al., 2008).

4.1.3.3. Stichprobe

Die Stichprobe setzt sich aus Experten der Drama- und Verhaltenstherapie zusammen.

Die Fragestellungen dieser Studie nach motivationsaufrechterhaltenden Interventionen

und Methoden sind nicht an ein spezielles suchttherapeutisches Setting geknüpft. Der

Schwerpunkt liegt auf den Interventionen und Methoden selbst. Um in der Auswertung

dennoch vergleichende Überlegungen anstellen zu können und die Unterschiedlichkeit

der einzelnen Arbeitsbereiche nicht zu groß werden zu lassen, wurde entschieden, die

Auswahl der Therapeuten dennoch einzuschränken. Die Eingrenzung besagt, dass alle

Experten Erfahrungen im stationären suchttherapeutischen Bereich vorweisen müssen.

Einrichtungen dieses klinischen Bereichs können sein: stationäre qualifizierte Entgiftung

und Motivationsbehandlung, stationäre Suchtrehabilitation, stationäre

allgemeinpsychiatrische Behandlung mit einzel- oder gruppentherapeutischer Behandlung

der Suchtproblematik.

Die Experten der Verhaltenstherapie sollten zudem alle das Kriterium erfüllen, aktuell in

Einrichtungen der stationären Suchttherapie zu arbeiten. Hierdurch soll ein gemeinsamer

Kontext für die Beantwortung der dritten Fragestellung (ist die DT eine sinnvolle

Ergänzung für die klinische Suchttherapie) geschaffen werden.

Die Dramatherapeuten arbeiten zum Teil aktuell nicht mehr im stationären Rahmen der

Suchthilfe, weisen aber alle Erfahrungen in den genannten stationären Bereichen vor.

Weitere Kriterien der Expertenauswahl sind:

Die Experten verfügen über eine eindeutige verhaltenstherapeutische bzw.

dramatherapeutische Ausbildung. Die Betroffenen haben mindestens 2, möglichst mehr

Jahre Erfahrung in verhaltenstherapeutischer, bzw. dramatherapeutischer Funktion im

klinischen Suchthilfebereich. Die Gesamtgruppe der Experten setzt sich sowohl aus

Frauen als auch Männern zusammen. Die Probanden arbeiten, wenn möglich, im nicht-

forensischen (strafrechtlichen) klinisch therapeutischen Kontext.

Die Stichprobengröße wurde auf 14 Personen festgelegt.

Dabei wurde zum einen berücksichtigt, dass die Stichprobe groß genug sein sollte, um

einen Eindruck der Unterschiedlichkeit und Übereinstimmung der zu untersuchenden

Therapieformen zu ermöglichen, und zum anderen der Aufwand den Rahmen einer

Masterarbeit nicht überschreiten sollte. Die Stichprobe setzt sich aus je sieben

Verhaltenstherapeuten und sieben Dramatherapeuten zusammen. Die Probanden werden

jeweils gezielt gefragt, ob sie zu einer Teilnahme an der geplanten Studie bereit sind.

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4.1.4. Auswertung

4.1.4.1. Auswertung des Basisdatenfragebogens

Der Basisdatenfragebogen wurde in Form von Exceltabellen ausgewertet und die

Stichprobe anhand dieser Daten beschrieben. Zur besseren Veranschaulichung werden

einzelne Variablen in extra Tabellen dargestellt.

4.1.4.2. Qualitative Inhaltsanalyse

Für die Auswertung der Experteninterviews wurden die einzelnen Interviews zunächst

transkribiert. Die Richtlinien der Transkription sind Anhang 4 zu entnehmen. Anschließend

erfolgte eine Auswertung des Materials in Form einer qualitativen Inhaltsanalyse nach

Mayring (2010). Laut Mayring variieren die Definitionen einer qualitativen Inhaltsanalyse.

Eine Übereinstimmung bestehe jedoch seines Erachtens nach darin, dass es Ziel einer

solchen Analyse ist, Material zu analysieren, welches „aus irgendeiner Art von

Kommunikation stammt“ (S. 11). Er ergänzt, dass die qualitative Inhaltsanalyse

Kommunikation analysieren will, indem sie diese fixiert und dabei systematisch,

regelgeleitet und theoriegeleitet vorgeht.

Die bereits angesprochene Transkription fixiert in der vorliegenden Studie die verbale

Kommunikation der Interviews.

Mit theoriegeleitet wird gemeint, dass „die Analyse einer präzisen theoretisch begründeten

inhaltlichen Fragestellung folgt“ (Mayring, 2010, S. 57) und das zu analysierende Material

dazu verwendet wird, um, so Mayring, „an diese Erfahrung anzuknüpfen, um einen

Erkenntnisfortschritt zu erreichen“ (S.58). Die bereits beschriebenen Fragestellungen der

vorliegenden Arbeit erfüllen diese Kriterien und geben die Richtung der Analyse vor.

Als systematisches Vorgehen bezeichnet Mayring (2010) eine Analyse, welche

zielgerichtet nach zuvor festgelegter Schritten durchgeführt wird. Diese Schritte seien dem

jeweiligen Material anzupassen und nicht als Standartinstrument zu verstehen. Im Sinne

einer regelgeleiteten Inhaltsanalyse wird zudem vorab bestimmt, wie die

Interpretationsschritte der Analyse konkret durchgeführt werden. Der Analysevorgang soll

hierdurch für andere nachvollziehbar und auch überprüfbar gemacht werden. Als eine

Grundform des Interpretierens beschreibt Mayring die Zusammenfassung. Als

Interpretationsregeln führt er die Paraphrasierung, die Generalisierung auf ein

festgelegtes Abstraktionsniveau und zwei Formen der Reduktion an.

Für die Auswertung der durchgeführten Studie bedeutet dies konkret, dass zunächst

festgelegt wurde, dass eine erste Reduktion des Materials erfolgen soll. Angestrebt wurde

ein Abstraktionsniveau von komprimierten Aussagen einzelner Experten zu den zu

beantwortenden Konstrukten des Interviews. Die komprimierten Aussagen sollten in Form

von Kategorien als erste Reduktion festgehalten werden. Parktisch umgesetzt wurde die

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41

Zusammenfassung in Form einer Zusammenfassungsmaske. In dieser Maske wurde die

Paraphrasierung, gefolgt vom Schritt der Generalisierung und der anschließenden ersten

Reduktion eingetragen (Anhang 5-17). Für den Schritt der zweiten Reduktion wurde das

Abstraktionsniveau weiter angehoben. Ziel war es jetzt, zu Experten übergreifenden

Aussagen bezüglich der Konstrukte zu gelangen. In einer weiteren

Zusammenfassungsmaske (Anhang 18) wurde dieser Schritt von der ersten zur zweiten

Reduktion festgehalten und Experten übergreifende Kategorien gebildet. Diese zweiten

Kategorien stellten schließlich die Ergebnisse dar.

Neben der Zusammenfassung beschreibt Mayring (2010) noch zwei weitere Grundformen

des Interpretierens. Bei der Explikation gehe es darum, einzelne Textstellen durch

zusätzliches Material zu ergänzen bzw. zu erklären. Dies geschieht bei der vorliegenden

Arbeit im Rahmen der Diskussion. Die Strukturierung als dritte Grundform ermögliche es

schließlich, bestimmte Aspekte des Textes herauszufiltern oder unter Berücksichtigung

vorher festgelegter Kriterien einzuschätzen. Das systematische Vorgehen anhand der zu

Beginn festgelegten Konstrukte stellt eine Form der Strukturierung dar.

4.1.4.3. Gütekriterien

Die Anwendung klassischer Gütekriterien (Reliabilität, Validität und Objektivität) der

quantitativen Forschung auf den Bereich der qualitativen Forschung gestaltet sich

schwierig (vgl. Cropley, 2005;Mayring, 2002, 2010; Przyborski et al., 2008). Als

Möglichkeiten einer Reliabilitätsbestimmung einer Inhaltsanalyse schlägt Mayring (2010)

vor, die Analyse von mehreren Personen durchführen zu lassen und die Ergebnisse

anschließend zu vergleichen. Schwerpunktmäßig stehe die Objektivitätsbestimmung

hierbei jedoch im Vordergrund. Eine andere Vorgehensweise könne, so Mayring, darin

bestehen, dass der Forscher, ohne seine erste Kodierung zu überprüfen, diese in einem

zweiten Durchgang wiederhole. Beide Vorgehensweisen sind im Rahmen einer

Masterarbeit nicht zu realisieren.

Für diese Studie wurde sich deshalb an den sechs Gütekriterien orientiert, die Mayring

(2002) für die qualitative Forschung formuliert hat. Die Verfahrensdokumentation

dokumentiert das Verfahren des Forschungsprozesses, um diesen für andere

nachvollziehbar und deutlich zu machen. Die argumentative Interpretationsabsicherung

besagt, dass Interpretationen argumentativ begründet werden müssen. Das bedeutet

auch, dass Brüche in der Interpretation sowie das Vorverständnis bezüglich des

Forschungsgegenstandes, erklärt werden. Nur so könne eine sinnvolle theoriegeleitete

Deutung stattfinden. Alternativdeutungen müssen gesucht und überprüft werden. Die

Regelgeleitetheit wurde bereits im Kontext der qualitativen Inhaltanalyse erklärt und

besagt, dass sich die Forschung an bestimmte Verfahrensregeln hält die sich aber dem

Forschungsgegenstand gegebenenfalls anpassen. Punkt vier befasst sich mit der Nähe

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zum Gegenstand, was bedeutet, „möglichst nah an der Alltagswelt des beforschten

Subjekts“ (S. 146) anzuknüpfen, und versucht eine Übereinstimmung der Interessen mit

der beforschten Person zu erreichen. Kommunikative Validierung bezeichnet den

Vorgang, den Beforschten die Interpretationen nochmals vorzulegen, mit ihnen zu

diskutieren und die Gültigkeit somit zu überprüfen. Die Triangulation schließlich beschreibt

das Vorgehen, für die Beantwortung der Fragestellung verschiedene Lösungswege zu

suchen, z.B. verschiedene Datenquellen, verschiedene Interpreten oder auch eine

quantitative Analyse.

Die ersten vier Kriterien wurden in der vorliegenden Studie berücksichtigt. Die letzten

beiden Kriterien sind wiederum im Rahmen einer Masterarbeit nicht zu erfüllen.

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5. Ergebnisse Im Folgenden werden die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse, der

Interviewtranskripte und die Ergebnisse des Basisdatenfragebogens dargestellt. Zunächst

wird die Gruppe der Experten anhand der Ergebnisse des Basisdatenfragebogens

abgebildet. Anschließend folgt in tabellarischer Form die Darstellung der gewonnenen

Ergebnisse aus der Expertenbefragung.

5.1. Darstellung der Expertengruppe Im Rahmen der Studie wurden sieben Dramatherapeuten und sieben

Verhaltenstherapeuten interviewt. Wie auch in Tabelle 9 sichtbar wird, setzten sich beide

Expertengruppen aus jeweils 5 Frauen und zwei Männern zusammen. Das

durchschnittliche Alter der Dramatherapeuten beträgt 48 Jahre, das durchschnittliche Alter

der Verhaltenstherapeuten liegt bei 45 Jahren. Der Altersdurchschnitt der Gesamtgruppe

der Interviewten liegt somit bei 47 Jahren.

Die Tabelle zeigt weiter, dass fünf der Verhaltenstherapeuten vom Grundberuf her

Psychologen sind, wovon einer zusätzlich auch Sozialarbeiter ist. Die zwei übrigen

Verhaltenstherapeuten sind gelernte Sozialarbeiter/Sozialpädagogen mit einer

zusätzlichen verhaltenstherapeutischen Qualifikation. Alle sieben Dramatherapeuten

geben die Dramatherapie als berufliche Grundqualifikation an, fünf von ihnen benennen

noch zusätzliche Grundqualifikationen. Jeweils einmal wurde genannt: Schauspielerin,

Jugend-Heimerzieherin, Theologe, Philosoph, Kommunikationswissenschaftlerin,

Theaterpädagogin. Die weitere berufliche Qualifikation bzw. weitere therapeutische

Ausbildungen der Experten sind sehr individuell und vielfältig und der Tabelle zu

entnehmen.

Gefragt nach der Ausbildung in einer bestimmten therapeutischen Schule, nennen alle

Dramatherapeuten die DT, alle Verhaltenstherapeuten die VT und zusätzlich folgende

Ausrichtungen in der abgebildeten Häufigkeit:

Tabelle 8

Zusätzliche Ausbildung in einer therapeutischen Schule

Anzahl der Dramatherapeuten

Anzahl der Verhaltenstherapeuten

Systemische Familientherapie 2 2

Verhaltenstherapie 1 -

Integrale Psychologie 1 -

Humanistische Therapie 1 1

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Jeweils sechs der Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten haben keine spezifische

Weiterbildung im Bereich Motivation, wohingegen jeweils ein Therapeut beider

Therapieformen sich im Bereich Motivational Interviewing weitergebildet hat.

Die Dauer der Tätigkeit im Suchthilfebereich variiert bei den Dramatherapeuten zwischen

2 und 20 Jahren. Bei den Verhaltenstherapeuten reicht die Spanne von 4,5 bis 29 Jahre.

Im Durchschnitt arbeiten die Dramatherapeuten 9 und die Verhaltenstherapeuten 13

Jahre im Suchthilfebereich, insgesamt ergibt das einen Durchschnitt von 11 Jahren.

Tabelle 9 gibt einen Überblick über die genannten Daten mit dem Schwerpunkt auf

Ausbildung, Erfahrung und Qualifikation der Therapeuten.

Tabelle 9

Die zweite Übersichtstabelle (Tabelle 12) umfasst Informationen zu den

Rahmenbedingungen der therapeutischen Arbeit. Die stationäre

Rehabilitationsbehandlung als Betätigungsfeld ist die bei beiden Therapeutengruppen am

meisten vertretene Suchthilfeeinrichtung. Die Verteilung der Einrichtungsformen gliedert

sich wie folgt:

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45

Tabelle 10

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reut

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ohne

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DT 5 2 1 1 1 1 1 1 1 -

VT 7 - 2 - - 1 - 1 - 1

Tabelle 11 weist außerdem darauf hin, wie viele Dramatherapeuten und

Verhaltenstherapeuten Kenntnisse in der Arbeit mit Abhängigen von verschiedenen

Substanzen haben. Die Verteilung, wie viele Therapeuten der DT oder VT mit jeweils

welcher Substanzabhängigkeit Erfahrung haben, stellt sich wie folgt dar:

Tabelle 11

Art der Substanzabhängigkeit DT VT

alkoholabhängig 7 6

alkohol- und medikamentenabhängig 3 5

illegal drogenabhängig 3 6

mehrfachabhängig 6 6

Bezüglich der Arbeit mit den Patienten zeigt sich, dass alle sieben Dramatherapeuten mit

ihren Patienten in Einzeltherapien arbeiten, dies tun auch sechs der sieben

Verhaltenstherapeuten. Im gruppentherapeutischen Setting arbeiten jeweils sechs der

sieben Therapeuten aus beiden Expertengruppen.

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46

Tabelle 12

Sowohl die Antwort auf die Frage nach der Arbeit mit einem Co-Therapeuten als auch die

nach der durchschnittlichen Verweildauer der Patienten in der Therapie, gestaltet sich

sehr unterschiedlich und ist jeweils Tabelle 12 zu entnehmen.

Der Kontakt zu den Patienten außerhalb der regulären Gruppen- und Einzeltherapien

stellt sich bei Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten unterschiedlich dar:

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47

Tabelle 13

Vis

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Gru

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egel

vers

toß

DT 1 1 1 3 3 - 1 1 1 1 - - - -

VT 4 3 1 7 - 2 - - 1 - 1 1 1 1

Bevor im Folgenden mit den Ergebnissen der Experteninterviews fortgefahren wird, sei an

dieser Stelle ergänzend erwähnt, dass die Interviews aufgrund organisatorischer Gründe

in verschiedenen Kontexten durchgeführt wurden. Mit fünf Experten wurde in ihrer

jeweiligen Klinik gesprochen (DT=1, VT=4). Bei vier Experten fanden die Interviews im

privaten Umfeld der Interviewten statt (DT=3, VT=1). Drei Therapeuten wurden in einer

Hochschule oder einem Fortbildungshaus aufgesucht (DT=2, VT=1) und mit zweien

wurde in einem Cafe gesprochen (DT=1, VT=1). Unabhängig vom Ort des Interviews

variierte die Dauer der Interviews zwischen 28 und 50 Minuten.

5.2. Darstellung der Ergebnisse der Experteninterviews Die beiden ersten Fragestellungen der vorliegenden Studie beziehen sich auf einen

Therapieschulenvergleich bezüglich Interventionen und Methoden zur

Motivationsförderung und Aufrechterhaltung. Um jeweils die Aussagen der Vertreter

beider Therapieformen nebeneinander stellen zu können, werden im Folgenden die

Ergebnisse der Konstrukte 1 bis 8 in Form von Tabellen dargestellt. Neben den Methoden

und Interventionen werden im Zusammenhang genannte Ziele ergänzend aufgeführt, da

sie das Bild der Vorgehensweisen vervollständigen.

Im Vorfeld der Studie wurden als angestrebtes Abstraktionsniveau

therapeutenübergreifende Aussagen festgelegt (vgl. Auswertung, Qualitative

Inhaltsanalyse). Aus diesem Grund und für eine bessere Übersicht und Lesbarkeit wurde

darauf verzichtet, mit Zitaten aus den Interviewtranskriptionen zu arbeiten. Aus denselben

Gründen lassen sich die Ergebnisse in der abgebildeten Form auch nicht einzelnen

Therapeuten zuordnen. Ist diese Zuordnung gewünscht, sei auf die im Anhang (Anhang 5

- 17) abgebildeten Zusammenfassungsmasken verwiesen. Die Ergebnisse lassen sich

hier zu den anonymisierten Interviewtranskripten zurückverfolgen.

Die in den Tabellen angeführten Zahlen in Klammern verweisen darauf, wie viele

Therapeuten jeweils den entsprechenden Aspekt benannt haben.

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48

Die Konstrukte 9 bis 13, ausschließlich beantwortet durch die Verhaltenstherapeuten,

sollen eine Antwort auf die dritte Fragestellung geben. Sie sind ebenfalls in Form einer

Tabelle abgebildet.

Konstrukt 1

Konstrukt 1 bezieht sich auf die präferierte Vorgehensweise von Drama- und

Verhaltenstherapeuten zu Beginn der Therapie, um die Motivation ihrer Patienten für die

Therapie aufzugreifen und zu fördern.

Tabelle 14

Dramatherapie

Verhaltenstherapie 1. Ziele: Vertrauen entwickeln, erst mit sich

selbst, dann mit Gruppe und Therapeut Kontakt aufnehmen (3)

In Bewegung kommen (3) Aktiv abschalten (im Sinn von

Konzentration aufs „Hier & Jetzt“) (1) Ängste und Unsicherheiten abbauen (1) Spielfreude, Humor, Lachen (4) Erfolgserlebnis, eigene Kompetenzen

entdecken (2) Einen ersten Eindruck vom Patienten

bekommen (1) Tempo nicht fallen lassen, etwas tun (2) Unlust aufgreifen und überwinden (1) Scheitern als dazugehörend erleben (1) Wettkampfcharakter erleben (1) Themenorientierter Einstieg in die

Suchtproblematik, ohne sofort problemorientiert zu arbeiten (1)

2. Methoden: Luftballonspiele (1) Bewegungsspiele im Kreis (3) Klatschspiele (3) Konzentrationsspiele (1) Pantomimespiele, z.B. „Ich packe

meinen Koffer“ (1) Bewegung und Körperarbeit im Raum

mit Achtsamkeitsübungen (2) Arbeit zum Titel „Ach wie gut, dass

niemand weiß“. Thema: Verheimlichung. Übung: in der Bewegung im Raum ein Körperteil vor den anderen verstecken (1)

1. Ziele: Patient loben können (1) Eigenmotivation stärken (1) Aufklären (1) Ängste nehmen (1) Konzentration, Präsenz, Lockerung und

Motivation fördern (1) 2. Methoden: Motivational Interviewing (3) Patient stellt sich persönlich mit

persönlichen Aspekten zu seiner Person der Gruppe vor (2)

4-Felder-Schema / Vor- und Nachteile von Abstinenz und Trinken (1)

Rollenspiele (1) Ballspiele (1) 3. Interventionen: Vertiefung der Vorstellung im

Einzelgespräch (1) Positive Verstärkung (1) Anliegen, Behandlungsgrund,

Leidensdruck und Veränderungswünsche abklären (1)

Informationen geben, in den therapeutischen Ablauf einbinden, sich selbst als Therapeut vorstellen (2)

4. Keine Lieblingsmethode (1)

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49

Staturen/Skulpturen bauen zur eigenen Befindlichkeit (1)

Platz im Raum suchen, der sich angenehm anfühlt (1)

Gespräch führen (1)

3. Interventionen Auf den Patienten abstimmen (1) Kurze Anfangsrunde, wenig reden,

fragen, ob Patienten etwas mitteilen wollen oder Wünsche haben (1)

4. Keine spezielle Lieblingsmethode (1)

Konstrukt 2

Konstrukt 2 ist das umfangreichste Konstrukt. Es befasst sich mit der Frage, welche

Methoden und Interventionen jeweils angewandt werden, um die Motivation der Patienten

aufrechtzuhalten, sich mit sich selbst über den gesamten Verlauf der Therapie

auseinander zu setzen. Um der Vielfältigkeit dieses Konstruktes gerecht zu werden,

wurde es in vier Unterkonstrukte unterteilt. Der erste Teil bezieht sich auf allgemeine

Aspekte der Aufrechterhaltung der Motivation und Motivationsförderung bezüglich der

Auseinandersetzung mit sich selbst.

Tabelle 15 Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Ziele: Therapeutische Beziehung festigen (1) Patient in seinem „so-sein“ annehmen,

Raum bieten für Fragen und Widerstand (2)

Erst Sicherheit auf einer Stufe gewinnen, bevor es weitergeht (1)

Erfolgserlebnisse sichern (1) Neue Blickwinkel ermöglichen (1) Entdecken von Ressourcen und deren

Nutzung ermöglichen und unterstützen (2)

Humor (1) Interesse der Patienten an sich selbst

wecken (1) 2. Methode: (1) Symbolisches Arbeiten mit „Krafttieren“ Rollen aus Märchen oder Mythen lesen

oder spielen (1)

1. Ziele: Therapeutische Beziehung festigen (1) Patienten in seinem „so-sein“

annehmen, Raum bieten für Fragen und Widerstand (2)

Ziele festlegen und gewichten (1) Sinken der Motivation sofort ansprechen

(2) Selbstwirksamkeit erhöhen (1) Rechte und Pflichten schaffen, an die

sich beide Seiten gebunden fühlen (1) Druck bzgl. der Therapiedauer

rausnehmen, erst mal anfangen (1) 2. Methoden: Waage Metapher(1) Sokratischer Dialog (1) Kontraktmanagement (1)

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50

3. Interventionen: Orientierung und Sicherheit geben

durch verlässliche Rahmenbedingungen: klare Strukturen und Abläufe, Fortsetzung und Aufgreifen von bereits Besprochenem (3)

Sprachliche Abstimmung auf den Patienten (1)

Verdeutlichen, dass kein Zwang besteht und Patienten nichts tun müssen, was sie nicht wollen, und Fehler erlaubt sind (2)

Aufbauendarbeiten (um den Zugang zu erleichtern) (1)

3. Interventionen: Orientierung und Sicherheit geben durch

verlässliche Rahmenbedingungen: klare Strukturen und Abläufe, Fortsetzung und Aufgreifen von bereits Besprochenem (2)

(Sprachliche) Abstimmung auf den Patienten (2)

Wöchentliche Kurzkontakte Als Therapeut authentisch sein und

Patienten dadurch zu authentischem Verhalten ermutigen (1)

Sich rückversichern bei den Patienten, dass sie mit den Fragen und Konfrontationen zurechtkommen (1)

4. Zusätzlich wichtig bzgl. Motivation: Patienten fühlen sich medizinisch gut

versorgt Patienten können gut schlafen und gut

essen (1) Das zweite Unterkonstrukt von Konstrukt 2 beschäftigt sich mit der Bedeutung von

Transparenz im therapeutischen Prozess bezüglich Motivationssteigerung und

Aufrechterhaltung und den damit einhergehenden Interventionen und Methoden.

Tabelle 16

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Transparentes Vorgehen ist grundsätzlich wichtig in der Arbeit mit Suchtpatienten und wirkt motivationsfördernd (5) 2. Ziele: Sicherheit schaffen (1) Patienten zeigen, dass man sie als

mündig betrachtet (1) Entscheidungsraum ermöglichen und

Übernahme der Selbstverantwortung stärken (1)

Verbindungen/Transfer zwischen Übungen der DT und den persönlichen Situationen der Patienten erhöhen (1)

Als Therapeut Modell für eine offene Kommunikationsform sein (1)

1. Transparentes Vorgehen ist grundsätzlich wichtig in der Arbeit mit Suchtpatienten und wirkt motivationsfördernd (6) 2. Ziele: Sicherheit schaffen (1) Patienten zeigen, dass man sie als

mündig betrachtet (1) Entscheidungsraum ermöglichen und

Übernahme der Selbstverantwortung stärken (1)

Patienten müssen Experten für eigene Erkrankung werden (1)

Kontrollüberzeugung entwickeln (1) Entstehung und Aufrechterhaltung von

Veränderung muss verstanden werden (1)

Steigerung der Selbstwirksamkeit (1) Patienten in Steuerung und Überprüfung

integrieren, Überblick über Prozess

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51

3. Interventionen: Über Ziele und Sinn einzelner Übungen

und Methoden im Vorfeld aufklären. Ausnahmen möglich, wenn es die Intervention behindern würde, dann folgt die Aufklärung im Anschluss (5)

In der Regel nicht im Vorfeld über Ziel und Sinn der Interventionen aufklären, sondern es „im Erleben“ lassen und somit versuchen zu verhindern, dass Kognitionen blockieren. Aufklären nur, wenn es hilfreich scheint oder wenn Patienten in den Widerstand gehen (1)

Reflektionsrunden am Ende der DT-Stunde (1)

Auf Selbstverantwortung aufmerksam machen (1)

integrieren, Überblick über Prozess behalten, Orientierung fördern

Verdeutlichen, dass keine „Spielchen“ gespielt und keine Verhaltenstests durchgeführt werden (1)

3. Methode: Zwischenbilanz (Aktueller Stand?

Aktuelles Thema? Noch im Plan? Veränderung nötig?) (1)

4. Interventionen:

Der Zeitpunkt, Ziele und Sinn von Vorgehensweisen zu benennen, kann variieren. Therapeutische Anwendungen können auch im Nachhinein erklärt werden anhand dessen was erarbeitet wurde (2)

In Unterkonstrukt 3 des zweiten Konstruktes geht es um die Bedeutung der

Auseinandersetzung mit Emotionen und Gefühlen im therapeutischen Prozess bezüglich

Motivationssteigerung und Motivationsaufrechterhaltung. Auch hier wurden wieder

Interventionen und Methoden abgefragt.

Tabelle 17

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Gefühle sind in der DT wichtig, spielen immer eine Rolle im therapeutischen Prozess (7) 2. Ziele: Aktuelle Gefühle, Impulse und

Körperbefindlichkeiten wahrnehmen, zum Ausdruck bringen und besprechbar machen (3)

Distanz zu eigenen Gefühlen herstellen können um sie bearbeitbar zu machen (1)

Gefühle aushalten können (1) Selbststeuerung, Selbstwirksamkeit

bzgl. eigener Gefühle erleben (1) Erfahren, was Gefühle bei anderen

auslösen können, und sich selbst emotional in anderen wiedererkennen (1)

Spaß in der Gruppe erleben (1)

1. Gefühle sind in der VT wichtig, spielen immer eine Rolle im therapeutischen Prozess (7) 2. Ziele: Patienten zum Experten seiner Gefühle

machen, Gefühle ergründen (2) Patienten Gefühle wahrnehmen lassen

(1) Angst und Unsicherheit zum Thema

machen (2) Emotionale Blockaden lösen (1) Innere Szenen spürbar und nutzbar

machen (1) Selbstsicherheitsgefühl und

Kontrollüberzeugung stärken (1)

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52

3. Methoden: Arbeit mit Körperhaltung und Ausdruck

(1) Felder legen (1) Gefühle in

Staturen/Skulpturen/Bühnenbildern ausdrücken (3)

Fiktive Improvisationen und Rollenspiele zu Gefühlen (1)

Kontakt, Gefühle erleben in einer Übung mit einem Verbindungsstab (1)

Projektionsarbeit mit Stofftieren (Ängste und Unsicherheiten thematisieren) (1)

Theatertechniken, die von außen nach innen arbeiten (Commedia dell’arte, Clownerie) (1)

Pantomimespiele: z.B. „heiteres Gefühleraten“, Gesichter verziehen (1)

Geschichten zu einem Gefühl erfinden (1)

Geschichten zu einem Gefühl suchen (1)

Sich in Rollen intensiv einleben und diese dann wieder verlassen und in eine andere wechseln (ästhetische Distanzierung) (1)

4. Interventionen: Darstellungen und das Spielen dürfen

übertrieben werden Echtheit der Gefühle muss nicht

zugegeben werden

3. Methoden: ABC-Schema (1) Imaginationsübungen (1) Aufstellungsarbeit (1) Imaginationsübung/Gedankenreise (1) Arbeit mit dem „inneren Team“ (1) 5-Spalten-Technik

(Depressionstherapie) (1) Rollenspiele (1) Gefühle malen zu meditativer Musik (1)

4. Interventionen: Eigene Gefühle benennen (2) Emotionale Inhalte verbalisieren,

reflektieren, spiegeln, erfragen (2) Vor- und Nachteile der

Auseinandersetzung mit Gefühlen besprechen (1)

Gefühle am Sandsack rauslassen (1) Wertschätzung von Gefühlen (1) Gruppeninteraktion bezüglich Emotionen

stimulieren (2) „Stopp“ als Kommunikationszeichen

absprechen (1) „einfrieren“ von schwierigen Momenten

(1) Zusammenhang zwischen Gefühlen und

Impulsdurchbrüchen herstellen (1) Körpersignale (z.B.: Anspannung)

erfragen (1)

Im vierten und letzten Unterkonstrukt von Konstrukt 2 steht die Frage nach der

Bedeutung der Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensweisen im therapeutischen

Prozess bezüglich Motivationssteigerung und Motivationsaufrechterhaltung im Mittelpunkt.

Tabelle 18

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Ziele: Feedback geben und empfangen können (1) Stärkung der Selbstakzeptanz (1) Handlungsstrategien entwickeln und

Handlungsfähigkeiten erkennen (3) Wahlmöglichkeiten für Entscheidungen

vergrößern (1) Eigene Verhaltensweisen reflektieren können

1. Ziele: Veränderung der Einstellung zum

Verhalten (1) In Erfahrungen bringen, ob

Verhalten aufgebaut oder Verhaltenskontrolle erlernt werden muss (1)

Alternative Verhaltensweisen erarbeiten (1)

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53

(2) Aufmerksamkeit und Wahrnehmung schärfen

(2) 2. Methoden: Arbeit mit dem „inneren Team“ (1) Rollenspiele zu realen und fiktiven

Situationen (2) Playbacktheater (1) Spiel mit Theaterfunktionen (Zuschauer,

Spieler, Regisseur, Bühnenbilder, Autor) (1) Verhalten und Eigenschaften von

Mitpatienten in einer Gruppenpräsentation als Karikatur darstellen (1)

Auseinandersetzungen spielerisch in gruppendynamischen Übungen (1)

Vertrauensübung/Selbstwahrnehmungsübung mit großem elastischem Schlauchtuch für die ganze Gruppe (1)

3. Interventionen: Reflektion in der Nachbesprechung der

einzelnen Aufgabenstellungen (5) Austausch zwischen Spielern und

Zuschauern (3) („Rückkopplungseffekt“: bei anderen etwas besser erkennen können als bei sich selbst)

Wechsel vom Zuschauer zum Regisseur (1) Rollenwechsel (1) Wahrnehmungsfragen stellen (1) Animieren, eigenen Impulsen im Spiel zu

folgen (1) Transfer zu persönlicher Situation fördern (1)

erarbeiten (1) Auseinandersetzung mit der

eigenen Problematik (1) Schwierigkeiten des

Veränderungsprozesses verstehen können (1)

2. Methoden: Zum Visualisieren und Verankern:

aufschreiben, Merksätze, Symbole, Berichte schreiben, Arbeitsblätter, Handouts (3)

Sokratischer Dialog (1) Kontroverse Debatte (1) Gespräche im gestuften Vorgehen

einstudieren (1) Rollenspiele (1) Biografiearbeit (1) 3. Interventionen: im Gruppenprozess spiegeln und

reflektieren (2) Partner einbeziehen (1) Bedenken bzgl.

Verhaltensänderung besprechen und reflektieren (1)

Interaktionen der Gruppe zunutze machen (1)

Konstrukt 3

Konstrukt 3 setzt sich mit der Aufrechterhaltung der Motivation der Patienten bezüglich

der Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit auseinander. Dieses Konstrukt ist

zwar deutlich weniger umfangreich als Konstrukt 2, wird aber aufgrund seiner Komplexität

dennoch in zwei Unterkonstrukte aufgeteilt.

Der erste Teil bezieht sich auf die allgemeinen Aspekte bezüglich der Aufrechterhaltung

der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit. Tabelle 19 Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Alle sieben befragten Dramatherapeuten setzen sich gezielt und konkret in der

1. Alle sieben befragten Verhaltenstherapeuten setzen sich gezielt

Page 58: Motivation in der Suchttherapie - KatHO NRW€¦ · Motivation spielt in unserem Leben eine ständige Rolle, sie beeinflusst, was wir tun, wie wir etwas tun und warum wir es tun

54

Therapie mit dem Thema der Abhängigkeit auseinander. 2. Im Zusammenhang mit den Interventionen und Methoden werden dabei folgende Zusatzziele genannt: Persönliche Rückfallsituationen

analysieren (2) Ablehnungsstrategien bewusst machen

und trainieren (1) Verhaltensalternativen erarbeiten (1) Stärken und Schwächen analysieren (1) Verhalten analysieren (3) Nähe und Distanz reflektieren (1) Denkmuster erkennen können (1) Neue Perspektiven ermöglichen (1) Distanz zu Emotionen in der Situation

herstellen, um diese bearbeitbar zu machen (1)

Abhängigkeit besprechbar machen (1) Rückfall nicht als Katastrophe sehen (1) 3. Angewandte Methoden: Körperarbeit:

- Das Fallen des Rückfalls bewusst erleben (1)

- Mittelweg zwischen Anspannung und Entspannung erleben (1)

Imaginationsübungen (1) JoBlagg (1) Seilarbeit:

- Grenzen legen und wahrnehmen (1) - „Lebenskuchen“ Alltag in

Konsumzeiten symbolisieren (1) Vertrauensübungen (1) Aufstellungsarbeit (1) Rollenspiele zu realen persönlichen

Situationen (4) Rückfall- oder Suchtsituation spielen,

herausfinden was in der Situation gefehlt hat und dazu eine Wunscherfüllungsszene spielen (1)

Zeitraffer der wichtigsten Situationen (1) Fiktive Rollenspiele (1) Rollenanalysen (1) 4. Zusätzliche Interventionen: Metaphern und Symbole verwenden (1) Gezielt Entscheidungen treffen lassen

(1) Positionierung fokussieren (1)

und konkret in der Therapie mit dem Thema der Abhängigkeit auseinander. 2. Im Zusammenhang mit den Interventionen und Methoden werden dabei folgende Zusatzziele genannt: Verhalten analysieren, Gedankengänge,

Beweggründe, auslösende Gefühle reflektieren (3)

Krankheitsakzeptanz fördern Funktion der Abhängigkeit und

Zusammenhänge zwischen Lebens-, Suchtthemen und Verhalten verstehen (3)

Schuld und Scham thematisieren (1) Selbstwertgefühl stärken (1) Abstinenzmotivation stärken (3) Kompetenzen fördern (1) Veränderungsmotivation stärken (1) 3. Angewandte Methoden: Rückfallprävention, gestuftes Vorgehen

(z.B. nach Körkel oder nach Marlatt u. Gordon) (2)

Vorträge und Informationen zum Thema Sucht (3)

Literatur, Arbeitsblätter, Fragebögen (z.B.: Jellinek-Schema, Suchtfibel) (4)

„Blitz“: Mein Name ist ... und ich bin alkoholabhängig“ (1)

Lebenslauf und Suchtlebenslauf schreiben und ggf. vorstellen (3)

Verhaltensanalyse (3) Funktionsanalyse (3) Biografiearbeit (2) Aufstellungsarbeit (2) Zielerreichungsskala (nach Funke) und

Ziele definieren (2) Genogramm (1) 4. Zusätzliche Interventionen Besprechung von Suchtthemen und

aktuellen Suchterlebnissen (2) „Nasses Verhalten“ ansprechen und

reflektieren (1) Konsummotive und Konsumfunktionen

hinterfragen (3) Kompetenzaufbau besprechen (1) Tägliche Auseinandersetzung mit dem

Thema der Abhängigkeit in der Gruppe (3)

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55

Rückfall konstruktiv aufarbeiten (1) Angehörigenarbeit (1) Psychische Abhängigkeit verdeutlichen

in Abgrenzung zur Abhängigkeit von einer bestimmten Substanz (1)

Der zweite Teil von Konstrukt 3 befasst sich ebenfalls mit der Aufrechterhaltung der

Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit, hier stehen

aber Methoden und Interventionen im Vordergrund, die sich mit der Ambivalenz zwischen

Abstinenz und Konsum auseinander setzen.

Tabelle 20 Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Sechs der sieben befragten Dramatherapeuten äußern sich konkret zur therapeutischen Arbeit bzgl. der Ambivalenz. 2. Im Zusammenhang mit den Interventionen und Methoden werden dabei folgende Zusatzziele genannt: Selbstwahrnehmung fördern (2) Verbildlichen, verdeutlichen der

Ambivalenz (1) Existenz der Ambivalenz akzeptieren

lernen (1) Anstrengungen und Konsequenzen der

Ambivalenz deutlich machen (1) 3. Angewandte Methoden: Seilarbeit (2):

- Verbindung zwischen den zwei Polen (1)

- Unterscheidung der Pole durch Aufteilung des Raumes, ergänzt durch Raumlauf (1)

Symbolarbeit (u.a. mit Stofftieren) (2) Aufstellung, innere Anteile /

Repräsentanten durch Gruppenmitglieder darstellen und spielen lassen (2)

Gruppenrollenspiel „Engelchen / Teufelchen“ (1)

Rollenspiel mit vorgegebener blockierender Struktur (1)

4. Zusätzliche Interventionen: Ambivalenzen direkt ansprechen (1)

1. Sechs der sieben befragten Verhaltenstherapeuten äußern sich konkret zur therapeutischen Arbeit bzgl. der Ambivalenz. 2. Im Zusammenhang mit den Interventionen und Methoden werden dabei folgende Zusatzziele genannt: negative Konsequenzen des Konsums

verdeutlichen (3) positive Konsequenzen und Attraktivität

des Suchtmittels bearbeiten (2) Kosten der Abstinenz erkennen können

(1) Alternativen zum Suchtmittelkonsum

suchen (1) Ambivalenzen aufdecken (2) Ambivalenzen verstärken (2) Ambivalenzen endkatastrophisieren(1) Verhalten explorieren (1) 3. Angewandte Methoden: Waage-Metapher (1) Sokratische Gesprächsführung (1) Vier-Felder-Schema (1) 4. Zusätzliche Interventionen Ambivalenzen thematisieren (3) Zukunftsvisionen entwickeln (1) Kosten der Abstinenz verdeutlichen (1) Mit Verhalten konfrontieren, Tendenzen

im Verhalten aufzeigen (2) Verständnis zeigen (1) Das „sich – einfühlen“ kommunizieren

(1)

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56

Konstrukt 4

Ausgehend von dem Beispiel, einen Patienten in Therapie zu haben, der zwar an allem

teilnimmt, dennoch aber den Eindruck vermittelt, sich nicht verändern zu wollen, wird in

Konstrukt 4 nach dem Umgang mit geringer Veränderungsmotivation gefragt.

Tabelle 21

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

1. Ziele: Ursache für die Schwierigkeiten

herausfinden (2) Zugrunde liegende Gefühle

wahrnehmen und mitteilen können (1) Problem differenzieren (1) Eigenverantwortung des Patienten

wahren, ihn entscheiden lassen, Recht zustehen, sich nicht verändern zu wollen (3)

Therapeut: Eindrücke überprüfen (1) 2. Methoden: Standbild zur nicht vorhandenen

Veränderungsmotivation darstellen (1) Ambivalenzen bzgl. Veränderung im

Engelchen/Teufelchen-Spiel darstellen (1)

Innere Anteile mit Psychodrama-Spiel darstellen (1)

Ja-Nein-Sager-Spiele (1) „Motz-Haltung“ oder „wilder

Jugendlicher“ spielen (1) das Thema inszenieren (1) 3. Interventionen: Patient auf sein Verhalten ansprechen,

ihn mit Eindrücken konfrontieren (3) Verdeutlichen, dass Schwierigkeiten

dazu gehören, als Chancen umbenennen (1)

Aktuelles Verhalten mit früherem vergleichen (1)

Möglichkeit Interessen ins Gleichgewicht zu bekommen besprechen (1)

Verhalten als Lösungsstrategie benennen, wertschätzen und im Bezug auf die langfristige Effektivität und den Alltag hinterfragen (1)

1. Ziele: Eigenverantwortung des Pat. wahren (1) 2. Methoden: Biografiearbeit (korrigierende

emotionale Erfahrung ermöglichen als Einstieg zum Weiterarbeiten) (1)

Überprüfen und Hinterfragen des Eindrucks im Team mit allen Behandelnden des Patienten und dem Patienten selbst (1)

3. Interventionen: Beobachtungen, eigene Eindrücke

spiegeln, damit konfrontieren, entweder im Einzel oder in der Gruppe (7)

Veränderungswunsch hinterfragen, Ziele aufschreiben, erzählen lassen (2)

Verbindung zu früheren Verhaltensweisen und Motiven herstellen und explorieren (2)

Humor einsetzen (2) Als Therapeut mit eigenen Emotionen

arbeiten (1) Frühzeitige Therapiebeendigung, wenn

Pat. noch nicht so weit ist (2)

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57

Vorteile des Verhaltens thematisieren (1)

Paradoxe Interventionen (1) Loslassen und bei weiterer Teilnahme

auf das Medium Theater vertrauen (1) Therapieabbruch bei nicht vorhandener

Veränderungsbereitschaft (2) Zuschauerrolle übernehmen lassen (1) Verhalten im Hier und Jetzt der DT (z.B.

bzgl. einer Szene) besprechen, später Transfer zum realen Leben (1)

Gruppe einbeziehen, Feedback (1)

Pat. noch nicht so weit ist (2) Hypothesen zum Verhalten des Pat.

entwickeln und ansprechen (1) Pat. zur Therapie einladen (1) (Therapie Neulinge) in Ruhe lassen (1)

Konstrukt 5

Konstrukt 5 geht ebenfalls von einem Beispiel aus und fragt nach Methoden und

Interventionen im Umgang mit unklarer Behandlungsmotivation. Das Beispiel bezieht sich

auf die Situation, dass ein Patient stark von Außenstehenden zur Therapie gedrängt

wurde und Zweifel darüber äußert, ob die Therapie wirklich das Richtige für ihn sei.

Tabelle 22

Dramatherapeuten

Verhaltenstherapeuten

1. Ziele: Interne Behandlungsmotivation

fördern(1) Patient in Eigenverantwortung lassen (3) Geringe oder fehlende

Behandlungsmotivation akzeptieren (2) Eigene Bedürfnisse und Wünsche

wahrnehmen können (1) Wünsche und Fähigkeiten reaktivieren

(1) Eindruck vom Therapieangebot

vermitteln (2) 2. Methoden: Arbeit mit Wünschen (2):

- „Wunderfrage“ was wäre wenn? - Zukunftsbild mit Symbolen darstellen

und in Alltag transformieren - Wünschszenen spielen

Reflektion des Therapieprozesses in Standbildcollage, anschließend Reflektion (1)

Achtsamkeitsübungen (1) Bei Fremdmotivation: Paar- oder

Familientherapie (1)

1. Ziele: Interne Motivation fördern (3) Patient in Eigenverantwortung lassen

(2) Pat. akzeptieren, Skepsis anerkennen

(4) Selbstwahrnehmung des Pat. fördern

(3) Herausfinden, wie die (minimale)

intrinsische Motivation aussieht und womit der Pat. arbeiten will (1)

Arbeitsbeziehung etablieren (1) Bild von der Dynamik zur

einflussnehmenden Person bekommen(1)

2. Methoden: → Geleitetes Entdecken: eigene

Bedürfnisse und Wünsche in Dialogform erarbeiten (1)

Arbeit mit der Persönlichkeitstheorie von Sachse (1)

Sokratischer Dialog (1) Motivational Interviewing (1) Angehörigenarbeit oder Arbeit mit der

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58

3. Interventionen: Einladend arbeiten, bei Schwierigkeiten

abholen, Therapieangebot machen (2) Bei externer Motivation: Möglichkeiten

der Therapie erklären (1) Eigenverantwortung,

Entscheidungsmöglichkeiten stärken (2) Zweifel, Beobachtungen ansprechen (3) Mitpatienten zu Feedback animieren (1) Vereinbarungen, Ziele festlegen (2) Vielfältigkeit der DT erleben lassen (1) Veränderungsbereitschaft hinterfragen

(1) Bei Fremdmotivation: Interaktionsmuster

und Co-Abhängigkeit thematisieren (1) Bei nicht vorhandener innerer

Motivation: Therapieabbruch (1) (Therapiebeginn) zuschauen lassen (1) Nach Handlungsstrategien, Wünschen,

Zukunftsplänen fragen Ergänzung: Nicht vorhandene Behandlungsmotivation ist in der DT / im Spiel schwer zu verbergen (2)

einflussnehmenden Person (2) 3. Interventionen: Angebot machen, Therapie

auszuprobieren (1) Informationen zur Therapie geben (2) Eigenverantwortung verdeutlichen:

Patient macht Therapie, der Therapeut hilft (2)

Skepsis benennen, damit konfrontieren(4)

Erfahrene Mitpatienten einbeziehen(2) Therapieauftrag vom Patienten geben

lassen, keine Aufträge von Dritten (1) Konsequenzen möglicher

Entscheidungen verdeutlichen (2) Verdeutlichen, dass man versucht zu

verstehen (in der Ich-Form sprechen) (3) Auf den Abhängigkeits-Autonomie-

Konflikt beziehen (1) Mit internen und externen

Kontrollüberzeugungen arbeiten (1) Bahrfußpfad gehen, sich selbst spüren

(1) Offen extrinsische und intrinsische

Motivationsfaktoren besprechen (1) Ergänzung: Minimale intrinsische Motivation ist immer vorhanden (1)

Konstrukt 6

Erfragt wurde im Zusammenhang mit Konstrukt 6, wie die Therapiemotivation in plötzlich

auftauchenden Krisensituationen aufrechterhalten bleiben bzw. wieder gestärkt werden

kann.

Tabelle 23

Dramatherapie

Verhaltenstherapie 1. Ziele: Konstruktive Konfrontation ermöglichen (1) Versuchen Ressourcen des Patienten zu

aktivieren (1) Akzeptanz des Zustandes signalisieren (1) 2. Methoden: Innere Bewegung durch äußere Bewe-

gung ausdrücken, Therapeut macht mit, unterstützend nach Gefühlen fragen (1)

1. Ziele: Beziehung zum Patienten festigen (1) Rückkehr erleichtern (1) Zeit erwirtschaften (1) 2. Interventionen: Patienten ernst nehmen (1) Krisengespräch führen (4) Dringlichkeit hinterfragen (1) Lang- und kurzfristige Konsequenzen

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Von vornherein in der DT ein Theaterstück als Rahmen benutzen: - Gruppenzugehörigkeit - Verantwortung für das Stück

3. Interventionen: Empathisches Vorgehen: Patienten

zeigen, dass man ihn ernst nimmt (1) Nicht in allem mitgehen, Alternativen zum

dichotomen Denken anbieten (1) Vereinbarung bezüglich Entscheidung und

Überprüfung derselben absprechen (1) Transparentes, authentisches Vorgehen:

eigene Gefühle zurückspiegeln (1) Abbruch akzeptieren (4) Bei Abbruch als Flucht: mehr Sicherheit

herstellen (Rückgang zu vertrauten Übungen, mehr Struktur) (1)

Rückfall als Abbruchgrund: Angebot, diesen in der DT zu bearbeiten (1)

Entwicklungsorientiertes Gespräch führen: erworbene und benötigte Fähigkeiten reflektieren (1)

Möglichkeiten/Vorraussetzung/Bereitschaft für weitere Behandlung abklären (1)

besprechen (3) Beweggründe erfragen (3) Wenn möglich, die Gruppe mit

einbeziehen (1) Abbruch akzeptieren (3) Offizielle Verabschiedung einfordern

und Gruppenfeedback (1) Patient mitteilen, dass er weiterhin

willkommen ist (1) Bei Ziellosigkeit: erneut Ziele suchen

(1) Bei Suchtdruck: Verhaltensanalyse

erneut durchgehen (1) Möglichkeit der Überforderung

abklären (1) Mögliche äußere Anlässe abklären (3) Versuchen Lösungen zu finden (2) Mögliche Ängste abklären (1) Auffordern, sich Zeit zum Reflektieren

und Entscheiden zu nehmen (1)

Konstrukt 7

Konstrukt 7 fragt nach jeweils besonders motivationsfördernden Aspekten

beziehungsweise Methoden und Interventionen der Drama- und Verhaltenstherapie.

Tabelle 24

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

Rollenspiele: Sinn und Zweck ist für

Patienten einfach nachzuvollziehen (1) Playbacktheater: ist durchstrukturiert,

bietet viel Halt und Distanz, ermöglicht Katharsis (1)

Dramatherapeutisches Arbeiten von der Fantasie über das Analoge hin zum konkreten Alltag (1) - „Hochhausspiel“ (anklingeln):

schnelles Spiel, spricht viele therapeutische Aspekte an, bleibt spielerisch (1)

- „Märchenspiele“/ „Veränderungsspiele“ (Held, Hindernis, Helfer, Weg, Ziel, positives Ende) (1)

Arbeit mit 4- oder 3-Felder-Schema:

Hintergründe detailliert und differenziert betrachten (1)

Emotionsfokussierte Schematherapie:

Plananalyse: Verwurzelung der Schemata und Gefühle verfolgen (1)

Positive Verstärkung (2) Ressourcenaktivierung (1) Kognitive und emotionale

Umstrukturierung (1) Therapeutische Arbeitsbeziehung (auf

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Ende) (1) Mischung zwischen „Kür“ und „Pflicht“:

Spielwiese, sich ausprobieren, Spielen dürfen und Verhaltensanalyse mit Verhaltensänderung (1)

Körperarbeit: erst mehr mit dem Körper

als mit dem Kopf arbeiten, später die Kognition dazunehmen (1)

Wahrnehmungs- und

Konzentrationsspiele als Einstieg in zentrale Themen nutzen (1)

Stufenarbeit der DT (1) Therapeutische Beziehung:

authentisches Verhalten, Auftreten dem Patienten gegenüber (1)

Augenhöhe mit dem Patienten) (1) Transparentes Vorgehen (1) Therapeut ist für die Methoden, Patient

für die therapeutischen Inhalte verantwortlich (1)

Rückzüge des Patienten akzeptieren (1) Patienten viel Kontrolle und Sicherheit

geben (1) Verhaltensketten etablieren: viele kleine

Schritte sind für einen großen nötig (1) Realitätsgehalt des eigenen Weltbildes

überprüfen lassen (1) Verhalten kritisch hinterfragen (1)

Konstrukt 8

Das achte Konstrukt fragt die Therapeuten nach den Wirkfaktoren, welche sie hinsichtlich

der Motivationsförderung und Aufrechterhaltung in ihrer jeweiligen Therapieform

wahrnehmen.

Tabelle 25

Dramatherapie

Verhaltenstherapie

Geschützte Rahmen der DT ermöglicht: Spielfreude, Lachen und genießen können, freies Bewegen, Körperarbeit, Experimentierraum (4)

DT aktiviert und „verführt zum Leben“ (1)

Erfahren von Alternativen, Eigenverant-wortung und Selbststeuerung (1)

Rollenarbeit wirkt in der DT, indem - eigene Unterschiedlichkeiten durch

Rollenwechsel erlebt werden (1) - die Rollenspiele einen sicheren

Rahmen bieten, in welchem Gefühle echt erlebt werden (1)

- die Rolle das Ich schützt und es sich gleichzeitig zeigen kann (1)

- im Schutz der Rolle nicht akzeptierten Gefühlen begegnet werden kann und diese ausgehalten werden können (1)

- man im Schutz der Rolle etwas tun darf, was man sonst nicht darf (1)

Selbstwertstabilisierung, Patienten lernen, sich selbst zu verzeihen, Selbstakzeptanz und Akzeptanz der Vergangenheit (2)

Selbstwirksamkeitsüberzeugung (1) Angstreduktion (1) Stabile verlässliche Beziehung

(korrigierend zu Erfahrungen der Patienten) (2)

Die persönliche, authentische Vorgehensweise des Therapeuten und seine Fähigkeit, Dinge zu vermitteln, bestimmen die Wirksamkeit einzelner Methoden (1)

Erfüllung der Grundbedürfnisse (nach Epstein) (1)

Grundvoraussetzung: Patienten müssen verstehen, worum es geht (gleiche Sprache wie Patienten sprechen (2)

Patienten arbeiten an ihren eigenen Zielen (1)

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darf, was man sonst nicht darf (1) Spiel ermöglicht

Handlungsehrfahrungen und Erfolge, die im Alltag noch nicht gelingen würden, eigene Fähigkeiten können erkannt werden, Erfolgserlebnisse werden gemacht und machen Mut für den Alltag (4)

Appelliert an das Ganzheitliche im Menschen (1)

Ermöglicht Auseinandersetzung und Konfrontation mit Gefühlen und Bedürfnissen (2)

Die Kreativität in der DT spricht andere Bahnen im Gehirn an als die vertrauteren Kognitionen (1)

Ermöglicht Alternativerfahrung (mehr zu sein als die Sucht) (3)

Basissicherheit und Vertrauen ist die Vorraussetzung für das Wirken der DT (2)

Die Wirkung hängt immer von der therapeutischen Beziehung ab (1)

Der Therapeut muss an seine Methoden glauben (1)

Lernen durch Spielen: Erwachsene lernen in der DT durchs Spielen (1)

Im Spiel werden Ressourcen und Hindernisse aktiviert, DT setzt bei den Ressourcen an, um die Hindernisse zu überwinden (1)

Bietet vielfältige Analysemöglichkeiten (1)

Bietet Raum für Kontakt und Beziehungsgestaltung (1)

Lernen in einem anderen Rahmen/geschützten Kontext: sich ausprobieren und über Dinge sprechen (1)

Modellwirkung des Therapeuten: kompetentes Verhalten bezüglich Offenheit, Umgang mit Problemen und Konfliktfähigkeit (1)

„Nachbeelterung“, fürsorglicher Umgang (1)

Zur Beantwortung der folgenden Konstrukte wurden ausschließlich die

Verhaltenstherapeuten befragt. Es wurden Fragen gestellt zur Einschätzung der im

Interview vorgestellten dramatherapeutischen Vorgehensweisen und in wiefern diese von

den Verhaltenstherapeuten als eine mögliche sinnvolle Ergänzung des therapeutischen

Programms in den jeweils eigenen Kliniken gesehen werden.

Konstrukt 9

Konstrukt 9 befasst sich mit interaktiven Bewegungs-, Konzentrations-, Reaktions- und

Wahrnehmungsspielen und Übungen der DT.

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Tabelle 26

Verhaltenstherapeuten 1. Als Ergänzung der VT vorstellbar (wenn durchgeführt durch Dramatherapeuten (1)) (7) 2. Positive Aspekte der Vorgehensweise: Förderung der Gruppenkohäsion, erleichtert Reden und Austausch der Patienten

untereinander, dadurch Steigerung der Wirksamkeit, fördert die Grundlagen (2) Ermöglicht einen anderen Kontakt zwischen Therapeut und Patient (1) Erhöht die Dynamik, lockert auf, ermöglicht Spaß in der Gruppe, verhindert, dass es

trocken und zu verkopft wird (4) Fördert Kontakt zu eigenen Gefühlen und bietet Raum, diese zu erleben (3) Ermöglicht korrigierende emotionale Erfahrungen (1) Selbstdarstellung mit gemäßigtem Kontrollverlust: einige Sachen fließen einfach raus

(1) Ermöglicht anderen Zugang zu Patienten, die sich ansonsten hinter viel Reden

verstecken(1) Interessant und spannend, gut als Einstieg (u.a. auf Verhaltensebene) (2) 3. Kritische Aspekte der Vorgehensweise: Schwer, es als Therapie anzusehen (aber als Hilfsmittel schön) (1) Als alleiniges Angebot nicht ausreichend, nicht das zentrale Thema (2) Es darf kein Spielen um des Spielens willen sein (1) Schwierig vorzustellen, da so etwas noch nie gemacht wurde (1) Gefahr der Überforderung der Patienten (1) Patienten, die nicht freiwillig teilnehmen würden, wären schwer zu motivieren (1) 4. Wichtig bei der Anwendung der Vorgehensweise: Guter Austausch im Team (1) Der Gesamtauftrag muss klar sein (1) Therapeut muss bereits eine Beziehung zur Gruppe haben (1) Akzeptieren, wenn Patienten nicht mitmachen wollen (1) 5. Bekannt ist die Vorgehensweise: Aus eigener Anwendung (im kleinen Rahmen) (5) Als „aktive Pause“, angeboten durch die Sporttherapie oder den Therapeuten selbst

(1) Aus Theaterprojekten in der Klinik (1) Aus der systemischen Arbeit (1) Aus Selbsterfahrungsgruppen und thematischen Gruppen (1) 6. Übereinstimmung mit der VT: Korrektur der Grundüberzeugungen und der emotionalen Erfahrungen (1) Verhaltensänderung durch Veränderung der Überzeugung (1) Ansatz am Handeln und Tun (1) Spielerische Ansätze im Rollenspiel (1)

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7. Unterschied zur VT: VT würde grundsätzlich über Ziele aufklären und Wahlmöglichkeit anbieten(1) VT ist kopflastiger, es ist schwieriger auf Atmosphäre oder Gefühle einzugehen (2)

Konstrukt 10

Um Distanzierungstechniken der DT und die Einschätzung derselben durch die

Verhaltenstherapeuten geht es in Konstrukt 10. Erneut wurde zusätzlich gefragt, wie eine

Ergänzung des bestehenden Therapieprogramms durch diese Vorgehensweise durch die

Verhaltenstherapeuten eingeschätzt wird.

Tabelle 27 Verhaltenstherapeuten 1. Vorgehensweise ist als Ergänzung der VT vorstellbar (7) 2. Positive Aspekte der Vorgehensweise: Spielerische und lockere Form der Distanzierung (2) Schöne Vorgehensweise mit guten Ideen (1) Angstfreier, freieres Überlegen möglich, da es nicht direkt um die eigene Person geht

(1) Schweres Thema kann in einem anderen Rahmen bearbeitet werden (1) Korrigierende emotionale Erfahrungen möglich (z.B.: Power, Kraft, Freude bei

zusätzlicher Depression) (1) Bei zusätzlicher Traumatisierung: Bearbeitung durch Vorgehensweise gut möglich (1) Möglichkeit der Fortführung der in der VT erarbeiteten Themen (1) Gute Einstiegsmöglichkeit, Erwartung: mehr Tiefgang im anschließenden Gespräch

(2) Kann helfen, Ambivalenzen, Diskrepanzen und stockende Gruppenprozesse

aufzudecken und anzugehen (1) 3. Kritische Aspekte der Vorgehensweise: Nichts für dauerhaft in der Therapie (1) 4. Wichtig bei der Anwendung der Vorgehensweise: Direkter und persönlicher Bezug zur Realität muss im Anschluss hergestellt werden

(1) Gute und sorgfältige Nachbereitung (1) Muss ernst genommen und nicht verblödelt werden (1) Zugang der Patienten erleichtern, indem ein konkreter Bezug zur Sucht oder zu

anderen Themen hergestellt wird (1) Guter interkollegialer Austausch (1) 5. Bekannt ist die Vorgehensweise: Aus Rollenspielen mit Rollentausch (1) Aus der sozialen Gruppenarbeit mit Kindern (1)

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Aus psychoedukativen Gruppen (z.B.: Pro- und Kontrapositionen einnehmen) (1) Aus eigener Arbeit mit Geschichten (1) Erinnert an Techniken der Traumatherapie (z.B.: Bildschirmtechnik) (1) 6. Übereinstimmung mit der VT:

Gleiche Ziele, nur anderer Zugangsweg (1) Gemeinsames Erarbeiten von Zielen (1) Auch in der VT eine sinnvolle Methode, in der Gruppe dynamischer als im Einzel (1) 7. Unterschied zur VT: VT schafft Distanz durch: theoretische Auseinandersetzung, Gespräche, Internet,

Literatur (1) DT externalisiert die eigene Thematik (1) DT wirkt stärker als die VT auf die emotionale Ebene ein (2) Vorgehen ist spielerischer als die Rollenspiele der VT (1)

Konstrukt 11

Konstrukt 11 beschäftigt sich mit Formen der Szenenarbeit in der Dramatherapie und fragt

wiederum zum einen nach Meinung der Verhaltenstherapeuten zu dieser Vorgehensweise

und zum anderen nach Möglichkeit und Einschätzung als Ergänzung dieses DT-

Angebotes in den eigenen Kliniken.

Tabelle 28

Verhaltenstherapeuten

1. Alle sieben Verhaltenstherapeuten können sich Methoden der Szenenarbeit der DT, stellenweise unter bestimmten Bedingungen, als Ergänzung der VT vorstellen. 2. Die Vorgehensweise ist für die Verhaltenstherapeuten als Ergänzung vorstellbar um: Sich auszuprobieren, Verhalten zu üben und das Verhaltensrepertoire zu vergrößern

(3) Eine hilfreiche Unterstützung für den Therapieprozess zu sein (1) Den Patienten Zugang zu anderen Seiten in sich zu ermöglichen (1) Neue Materialien für den Therapieprozess ans Tageslicht zu befördern, das Spielen

einer Rolle und die Wahl derselben sagt bereits etwas über den Patienten aus (1) Einen Zugang zu den Gefühlen der Patienten zu bekommen, da auf die Gefühle der

Patienten angespielt wird (1) 3. Aus Erfahrungen mit der Szenenarbeit der DT als Ergänzung zur VT wird berichtet: Dass die Szenenarbeit die Aufstellungsarbeit innerhalb der Gruppen-VT gut ergänzen

kann, weil die DT einzelne Aspekte der Aufstellung aufgreifen und vertiefen kann und die DT differenziertere Möglichkeiten der Darstellung kennt. (1)

Dass die VT zum Teil einzelne Aspekte der Szenenarbeit spontan einsetzt, die DT diese aber gezielter und mit festeren Techniken unter professioneller Anleitung

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erweitern kann, daher gute Fortführung möglich. (1) 4. Wichtig bei der Szenenarbeit als Ergänzung finden die Verhaltenstherapeuten: Eine für die Patienten deutliche Verknüpfung der Szenenarbeit mit der Suchtthematik

(1) Bereits vorhandene Fähigkeit der Patienten sich über innere Barrieren

hinwegzusetzen (1) Der anleitende Therapeut muss in der Lage sein, die Vorgehensweise einerseits

authentisch und humorvoll vermitteln zu können und andererseits durchzugreifen, wenn durch Patienten zu viel getestet wird (1)

5. Kritisch merken Verhaltenstherapeuten an: Wenn keine offensichtliche Verknüpfung mit der Suchtthematik hergestellt wird,

besteht die Gefahr, einfach nur tolle Dinge ohne Zusammenhang auszuprobieren (1) Zuviel Freiraum innerhalb der Vorgehensweise könnte die Patienten überfordern (1) Die Angst der Patienten vor Neuem und Veränderung könnte ein zu großes Hindernis

für diese Vorgehensweise sein (1) 6. Bekannt ist die Vorgehensweise aus:

Eigenem Vorgehen: andere Patienten spielen die Situation eines Betroffenen (1) Aus psychodramatischen Übungen und Arbeitsgruppen (1) DT in der eigenen Klinik (1) 7. Unterschied zur VT:

VT würde in der konkreten Arbeit bei der Person selbst im Hier und Jetzt bleiben, z.B. mit Rollentausch arbeiten und sich nicht in der Fantasie bewegen (1)

Konstrukt 12

Die Methode des Rollenspiels steht im Konstrukt 12 im Mittelpunkt und befasst sich

sowohl mit dem Rollenspiel, angewandt in der VT, als auch mit dem Rollenspiel der DT. Tabelle 29

Verhaltenstherapeuten 1. Allen sieben Verhaltenstherapeuten sind Rollenspiele aus der eigenen Arbeit bekannt. 2. Rollenspiele sind eine wichtige Methode der VT. (4) 3. Rollenspiele dienen als: Übungsfeld und Experimentierraum (2) Möglichkeit des Kompetenzerwerbs (1), differenziert:

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- Kommunikationstraining (1), Vermittlung der Vielfältigkeit von Kommunikation und Informationsvermittlung durch das Zusammenspiel von: Reden, körperlichem Verhalten, Mimik und Gestik (1)

- Soziales Kompetenztraining (3) - Ablehnungstraining (1)

Möglichkeit des Perspektivwechsels (2) 4. Wichtige Aspekte des Rollenspiels in der VT: Im Rollenspiel eingeübtes Verhalten wird anschließend in der Realität überprüft, diese

Realitätsprüfung ist wichtig. (1) Rollenspiele möglichst mit der Videokamera aufnehmen. (1) Rollenspiele möglichst in der Gruppe und unter Einbeziehung der Gruppe

durchführen.(1) 5. Spielerischere Ansätze des Rollenspiels: Methode: Die gleiche Situation mit verschiedenen Gemütszuständen durchspielen. (1) Üben, sich durchzusetzen (1): fiktive Kinosituation mit zuvor instruierten

Verhaltensweisen der Mitspieler. Betroffener übt, sich in der Situation durchzusetzen 6. Unterschiede zwischen Rollenspielen in der VT und der DT: Rollenspiele in der VT sind häufig manualisiert, werden mit Arbeitsblättern unterstützt

und sind weniger persönlich. (1) In der DT ist mehr Raum, die persönlichen Kompetenzen anhand persönlicher

Situationen der Patienten zu vertiefen. (1)

Konstrukt 13

Das 13. Konstrukt ergänzt noch einmal abschließend Ansichten der

Verhaltenstherapeuten zur VT.

Tabelle 30

Verhaltenstherapeuten

1. Allgemein: Überraschend, wie vertraut die DT letztendlich ist (1) Es wäre schön, Dramatherapeuten im Haus zu haben, da das Spielerische zum Lösen

gerade bei kognitiven und stark leistungsorientierten Patienten gut vorstellbar ist (1) Wunsch nach mehr emotionsfördernden Elementen (1) Einiges aus der DT wird bereits umgesetzt, mehr ist im Rahmen einer Kurzzeittherapie

schwer unterzubringen (1) 2. zur konkreten Umsetzung: Als Zusatzangebot gut vorstellbar (2) DT darf nicht separat sein, sondern muss wie alle anderen Therapiebausteine auch

eingebunden sein ins Team. (2) Als Theaterworkshops bereits bekannt, als regelmäßiges Therapieangebot vorstellbar

bei folgenden Bedingungen (1):

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- gute Begleitung - Warnsystem bezüglich Indikation und Kontraindikation - müsste einen Prozess bedeuten keine losen Angebote

Gut am Anfang und am Ende der Therapie vorstellbar, in der Mitte, in der Phase der intensiven Arbeit an der Identität des Patienten, nur für einen Teil vorstellbar (1)

DT als Einzel vorstellbar (1) 3. Bedenken: DT scheint relativ viel Zeit zu benötigen, das kann problematisch sein (2) DT, die nicht gut eingebunden ist, ist im Rahmen der Suchttherapie

kontratherapeutisch, da es dann nur „nette Spielchen sind“, Spaß kennen die Patienten, den können sie auch mit Alkohol haben, Bedeutung der DT geht verloren wenn sie nicht eingebunden ist (1)

4. Kritik: Dramatherapeuten arrangieren sich zu oft damit, dass sie kein gleichwertiger

Therapiebaustein sind und separat nebenherlaufen (1) Dramatherapeuten verkaufen sich zum Teil unter Wert (1)

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6. Diskussion 6.1. Überlegungen zur befragten Expertengruppe

Die Fragestellungen, die dieser Studie zugrunde liegen und im Folgenden beantwortet

werden sollen, beziehen sich alle drei auf suchttherapeutische Vorgehensweisen im

klinischen Kontext. Die befragten Experten haben zum Teil jedoch auch in nicht-klinischen

Zusammenhängen mit Suchtmittelabhängigen gearbeitet (vgl. Tabelle 10 und Tabelle 12).

Beim Auswerten der Interviewtranskripte entstand vereinzelt der Eindruck, dass zum Teil

von Methoden berichtet wurde, die außerhalb des klinischen Kontextes angewandt

wurden. Anhand der Interviews war dies jedoch nicht sicher feststellbar. Es wurde sich

dafür entschieden, alle Äußerungen dennoch mit in die Auswertung einzubeziehen, da es

sich jeweils um Vorgehensweisen handelt, die auch im klinischen Kontext vorstellbar

scheinen. Ein Bemerken dieser Abweichungen während der Interviews und ein

entsprechendes gezielteres Nachfragen wäre im Nachhinein an diesen Stellen

wünschenswert gewesen.

Im Zusammenhang mit der Darstellung der Expertengruppe fiel außerdem auf, dass die

befragten Verhaltenstherapeuten im Durchschnitt deutlich mehr Kontaktmomente mit den

Patienten außerhalb der regulären Therapiegruppen und Einzelgespräche haben als die

Dramatherapeuten. Drei Dramatherapeuten geben zum Beispiel an, außerhalb der

regulären Therapie keinen Kontakt zu den Patienten zu haben, von den

Verhaltenstherapeuten gibt dies keiner an. Von den Dramatherapeuten führen drei

zusätzlich kurze organisatorische Einzelgespräche, aufseiten der Verhaltenstherapeuten

haben alle befragten Therapeuten diese Kontaktmomente (vgl. Tabelle 12 und Tabelle

13). Die Vermutung liegt nahe, das dieser Unterschied durch die verschiedenen

Funktionen zustande kommt die Verhaltenstherapeuten und Dramatherapeuten in der

Regel in den klinischen Einrichtungen bekleiden. Verhaltenstherapeuten haben häufig

neben anderen Aufgaben auch die Funktion des Bezugstherapeuten, was in den meisten

Fällen Kontaktmomente mit dem Patienten außerhalb der regulären Angebote mit sich

bringt. Dies war bei sechs der sieben befragten Verhaltenstherapeuten der Fall.

Dramatherapeuten hingegen sind häufig ausschließlich für die Dramatherapie zuständig,

die Patienten kommen dafür extra zu ihnen, wodurch sich die Kontaktmomente

einschränken. Kritisch ist anzumerken, dass diese Informationen bezüglich des

Bezugstherapeuten nicht dem Basisdatenfragebogen zu entnehmen sind, sondern in den

kurzen Gesprächen vor und nach den Interviews gewonnen wurden. Für die

Beantwortung der Fragestellungen ist dieser Unterschied insofern interessant, als die

unterschiedliche Form der Kontaktmomente eventuell auch unterschiedliche

Möglichkeiten der Motivationsförderung bedeuten. Da sich die Befragung der Experten

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jedoch ausschließlich mit den Methoden und Interventionen der Motivationsförderung

befasste und dabei nicht auf die Form, bzw. die Rahmenbedingungen des

Kontaktmomentes an sich eingegangen wurde, kann eine gewisse Verzerrung der

Ergebnisse entstanden sein. Aufgrund der beschriebenen unterschiedlichen Funktionen

der Therapeuten und der Tatsache, dass es sich um eine Feldstudie und keine

Laborstudie handelt, kann jedoch von gleichen Rahmenbedingungen von vornherein nicht

ausgegangen werden.

Für eine größere Vergleichbarkeit wäre es wünschenswert gewesen, wenn alle befragten

Experten den gleichen Kriterien unterlegen hätten. Aufgrund der Tatsache, dass es in

Deutschland jedoch nur sehr wenige Dramatherapeuten gibt, die in der klinischen

Suchttherapie arbeiten, konnte das Kriterium bezüglich der aktuellen Beschäftigung im

suchtklinischen Kontext bei den Dramatherapeuten nicht gehalten werden.

Des Weiteren wurde zum Teil durch den Basisdatenfragebogen, zum Teil auch durch die

Interviews deutlich, dass Vertreter beider Therapieformen mit Patienten zu tun haben, die

sich neben ihrer Abhängigkeit auch strafbar gemacht haben. Zwei der Dramatherapeuten

haben neben ihrer Tätigkeit in der stationären Suchtrehabilitation in der suchtforensischen

Psychiatrie bzw. im Maßregelvollzug gearbeitet. Drei der Verhaltenstherapeuten gaben

an, straffällige Patienten in ihren regulären Gruppen zu haben. Diese Information wurde

nicht explizit erfragt. Es lässt sich jedoch vermuten, dass sich die motivationsfördernde

Arbeit mit diesen Patienten besonderen Herausforderungen gegenübergestellt sieht. Zu

erwarten wäre, zumindest zu Beginn der Behandlung, eine zum Teil geringere interne

Motivation zur Verhaltensänderung bezüglich des Suchtmittelkonsums und damit

einhergehend eine größere Fremdmotivation bzw. Unfreiwilligkeit vonseiten des

Patienten. Im Rahmen dieser Studie wurden diese Unterschiede nicht berücksichtigt, da

der Schwerpunkt ein anderer war. In möglichen weiteren Studien könnte dieses

differenzierte Betrachten jedoch sinnvoll sein und für die praktische Motivationsarbeit

interessante Ergebnisse liefern.

Die weitere Diskussion orientiert sich an den drei zu beantwortenden Fragestellungen

dieser Studie. Um Zusammenhänge leichter erkennen zu können und eine bessere

Übersicht zu ermöglichen, erfolgt eine Unterteilung in die befragten Konstrukte. Die

Fragestellungen eins und zwei werden dann jeweils bezüglich dieses Konstrukts

beantwortet. Die Beantwortung der dritten Fragestellung erfolgt im Anschluss.

Abschließend werden Überlegungen zu weiteren Forschungsansätzen aufgeführt.

Um möglichen Irritationen zuvor zu kommen, sei darauf hingewiesen, dass alle Aussagen

zu Vorgehensweisen von Vertretern beider Therapieformen aufgenommen wurden, die

von ihnen jeweils zu motivationsfördernden Interventionen und Methoden gemacht

wurden. Es wurde dabei keine Überprüfung oder Unterscheidung vorgenommen, ob die

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jeweilige Vorgehensweise „echt“ verhaltenstherapeutisch oder dramatherapeutisch ist.

Daher kann es gut sein, dass Vorgehensweisen aus anderen Therapieformen

wiedererkannt werden. Von Bedeutung für diese Studie ist die praktische Vorgehensweise

der Therapeuten in ihrer Therapie. Im Sinne einer zunehmenden gegenseitigen

Beeinflussung der verschiedensten Therapieformen untereinander ist zu erwarten, dass

die gewonnenen Antworten nicht alle den Lehrbüchern entsprechen. Außerdem sind sie

aufgrund der Stichprobengröße und Untersuchungsform nicht als allgemeingültig zu

betrachten, sondern geben lediglich einen Eindruck der motivationsfördernden

Vorgehensweise der Dramatherapie und Verhaltenstherapie wieder.

6.2. Präferierte Methoden zu Beginn der Therapie Methoden und Interventionen:

Um die Motivation ihrer Patienten, sich an dem Therapieangebot zu beteiligen,

aufzugreifen und weitere zu fördern, wenden die befragten Dramatherapeuten zu Beginn

der Therapie gerne verschiedene Bewegungs-, Konzentrations- und Reaktionsspiele im

Rahmen der Gruppe an. Einige Beispiele dieser Methoden sind der Tabelle zu Konstrukt

1 zu entnehmen. Ziel dabei ist es unter anderem, vom Nachdenken weg und ins Tun und

Handeln zu kommen im Sinne einer Motivierung durch aktives Abschalten. (vgl. Tabelle

14, S.49). Andere beliebte Einstiegsmethoden sind kleine Pantomimeübungen oder

Übungen der Körperarbeit kombiniert mit Wahrnehmungs- und Achtsamkeitselementen.

Dramatherapeuten scheinen zu Beginn der Therapie vor allem Wert darauf zu legen, dass

die Patienten mit sich, der Gruppe und dem Therapeuten in Kontakt kommen, dass

Ängste abgebaut und Vertrauen entwickelt wird und Raum geschaffen wird für positive

Erlebnisse und Möglichkeiten zu Empfinden von Freude und Spaß (vgl. Tabelle 14,

S.49). Eine Therapeutin nennt die Notwendigkeit, zuerst wieder mit sich selbst in Kontakt

zu kommen, bevor eine Auseinandersetzung mit anderen Personen oder schwierigen

Themen möglich wird (vgl. zusätzlich Anhang 5, Paraphrase DT6). Eine andere wiederum

beschreibt, dass sie Patienten in der Einzeltherapie zunächst bittet, ihrem Befinden durch

eine Körperhaltung Ausdruck zu verleihen (vgl. zusätzlich Anhang 5, DT2). Diese Ansätze

passen zu der Äußerung von Sachse et al. (2012), dass es wichtig sei, dass Patienten

wieder lernen wahrzunehmen, was ihnen Spaß macht und was ihnen wichtig ist, um so ihren Motiven näher zu kommen und letztendlich auch besser entscheiden zu können,

was ihnen für ihre Therapie wichtig ist (vgl. Kap. „Motive und Ziele“). Gleichzeitig deckt

sich dieses Ergebnis mit den Zielen und Vorgehensweisen, welche Emunah (1994) der

ersten Phase der Dramatherapie, dem dramatischen Spiel, zuschreibt (vgl. Tabelle 7).

Die Aussagen der interviewten Verhaltenstherapeuten sagen zusammengefasst, dass es

ihr Ziel ist, ebenfalls zu Beginn den Kontakt zu den Patienten aufzubauen, um deren

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Motivation zu fördern. Dies passt zu der Aussage von Vogelgesang (2010a), dass eine

gute therapeutische Beziehung als Grundlage für den kognitiv-verhaltenstherapeutischen

Prozess wichtig ist (vgl. Kap. „Verhaltenstherapie und Motivation“). Zusätzlich geht es den

Verhaltenstherapeuten darum, am Anfang Informationen zu vermitteln über die

therapeutische Vorgehensweise und den Therapieverlauf und auch Informationen

vonseiten der Patienten zu bekommen. Zwei Therapeuten lassen die Patienten sich zu

Beginn der Gruppe vorstellen. In Einzelgesprächen wird die Vorstellung vertieft. Anliegen,

Leidensdruck und Veränderungswünsche sollen abgeklärt werden, so eine der

Therapeutinnen. Als Basis ihrer Interventionen wird in diesem Zusammenhang von drei

Therapeuten das Motivational Interviewing benannt. Ein Verhaltenstherapeut arbeitet zu

Beginn ebenfalls mit Rollenspielen und Ballspielen. (vgl. Tabelle 14, S.49)

Übereinstimmungen und Unterschiede:

Sowohl den interviewten Verhaltenstherapeuten als auch den Dramatherapeuten ist es

wichtig, zuerst den Kontakt zu den Patienten aufzubauen, Ängste zu nehmen und die

Motivation der Patienten positiv zu verstärken. Frischknecht et al. (2012) weisen darauf

hin, dass bereits der erste Eindruck, den die Patienten von einem Therapeuten haben, die

Behandlungsmotivation beeinflusst. Es sei günstig, wenn der Therapeut als unterstützend,

empathisch und kompetent wahrgenommen wird.

Unterschiede beider Therapieformen lassen sich in der jeweiligen Herangehensweise

ausmachen. Während die Dramatherapeuten spielerische Einstiege suchen, die in der

Regel nicht direkt auf das Problem der Abhängigkeit ausgerichtet sind, richten die

Verhaltenstherapeuten neben der gegenseitigen Vorstellung direkter den Fokus auf die

Abhängigkeitserkrankung. Aus den spielerischen Übungen der DT können sich Einstiege

in das Thema der Suchterkrankung entwickeln. Eine Dramatherapeutin berichtet

außerdem, dass sie gezielt themenorientiert einsteigt und somit auf Suchtthemen in ihren

Übungen abzielt, dabei aber nicht problemorientiert vorgeht. Die VT hingegen stellt

direkter den Zusammenhang zur persönlichen Suchtproblematik des Einzelnen her. Dies

deckt sich mit dem Grundprinzip der VT, problemorientiert vorzugehen (Magraf, 2009).

Hinsichtlich der Motivation ist anzunehmen, dass das direkte Benennen der

Suchtproblematik den Patienten Orientierung bietet und motivationsfördernd wirkt, indem

sofort Transparenz bezüglich der Ausgangssituation (der Problematik) und einer

möglichen Ausrichtung der Therapie hergestellt wird. Dies passt zu den Aussagen von

Kanfer et al. (2006) im Hinblick auf zu beachtende Punkte im Erstkontakt mit Patienten.

Unter anderem sei es wichtig abzuklären, welcher Art die Erwartungen des Patienten

seien, worauf sich die Eigenmotivation des Patienten richtet und in welcher Form

Fremdmotivation eine Rolle spielt. Die Herangehensweise der DT kann hingegen

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motivierend wirken, indem sie den Patienten mehr Zeit zum Ankommen und

Kontaktaufbau lässt und durch den spielerischen Einstieg die Atmosphäre auflockert.

Kritisch kann bezüglich der Vorgehensweise der Verhaltenstherapeuten angemerkt

werden, dass die schnelle Fokussierung auf die Suchtproblematik auch als Konfrontation

und Abschreckung erlebt werden kann. Hiergegen lässt sich wiederum einwenden, dass

die befragten Verhaltenstherapeuten diesem negativen Erleben durch eine empathische

Haltung und Vorgehensweisen im Sinne des Motivational Interviewing (vgl. Miller et al.,

2009) entgegenwirken und Wert auf eine positive therapeutische Beziehung legen.

Bezüglich der Vorgehensweise der Dramatherapeuten kann kritisch angemerkt werden,

dass den Patienten zu Beginn die Orientierung fehlen könnte hinsichtlich der

Funktionalität dieses spielerischen Einstiegs. Demgegenüber steht die Möglichkeit der

DT, in der Besprechung der einzelnen Übungen Zusammenhänge mit der Persönlichkeit

des jeweiligen Patienten und auch der suchttherapeutischen Behandlung herzustellen und

somit für die nötige Orientierung zu sorgen. Gleichzeitig werden in der DT die

spielerischen Übungen gerne zum Einstieg in weiterführende Themen genutzt (vgl.

Anhang 5, DT1), sodass eine Vertiefung hinsichtlich einer problemorientierten

Vorgehensweise möglich ist.

Ein anderer Aspekt des Themas Motivation in der Anfangsphase der Therapie bezieht

sich auf die Therapeuten selbst. Die bereits unter dem Punkt „Überlegungen zur befragten

Expertengruppe“ angesprochene Frage nach der therapeutischen Funktion, den

Aufgaben des jeweiligen Therapeuten, kann in diesem Zusammenhang eine wichtige

Rolle spielen. So kann z.B. die Aufgaben der Bezugstherapeuten, zu Beginn der Therapie

möglichst schnell viele Informationen über den jeweiligen Patienten zu sammeln, die

Vorgehensweise beeinflussen. Ebenso kann das Wissen einen Einfluss haben, dass

andere die Aufgabe haben, die Anamnese zu erheben, und man selbst sich diese

Informationen im Team oder durch das Lesen der Dokumentation verschaffen kann,

während man selbst die Aufgabe hat, eine Gruppenatmosphäre zu kreieren, in der

Patienten sich darauf einlassen, neue Dinge auszuprobieren. Geht man davon aus, dass

heutzutage in den klinischen Einrichtungen Zeitdruck herrscht, ist die jeweils

beschriebene Herangehensweise der Verhaltenstherapeuten und Dramatherapeuten nicht

nur auf jeweils ihre Art motivationsfördernd, sondern eventuell auch der zeitlichen

Effizienz geschuldet.

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73

6.3. Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung

mit sich selbst 6.3.1. Motivationsförderung durch Transparenz Methoden und Interventionen:

Transparentes Vorgehen in ihrer Arbeit mit Suchtmittelabhängigen halten die befragten

Dramatherapeuten grundsätzlich für wichtig, um die Patienten dazu zu motivieren, sich

mit sich selbst auseinander zu setzen. Diese Aussage machen fünf von sieben

Dramatherapeuten. Als Gründe werden unter anderem benannt, den Patienten als ein

Rollenmodell für offene Kommunikation dienen zu wollen, ihnen Entscheidungsräume zu

ermöglichen und ihre Selbstverantwortung zu verdeutlichen, Sicherheit zu schaffen und

zu signalisieren, dass man sie als mündige Erwachsene ernst nimmt. Die DT schafft

Transparenz, indem sie im Vorfeld einzelner Methoden und Übungen über deren Sinn und

Ziel aufklärt. Eine der befragten Therapeutinnen gibt an, extra nicht im Vorfeld über die

Ziele der Vorgehensweise aufzuklären, um einer Blockade des Erlebens durch

Kognitionen entgegenzuwirken. Sie erkläre die Ziele der Übungen nur, wenn es für die

Übung sinnvoll scheint oder Patienten ansonsten Widerstand zeigen. Fünf der

Dramatherapeuten sagen hingegen, dass sie grundsätzlich offen über Sinn und Ziele

aufklären, von diesem Vorgehen aber abweichen, wenn es die Wirkung einer Methode

verhindern würde. In solchen Fällen werden die Beweggründe im Anschluss offen

gemacht und die Patienten im Vorfeld über diese Reihenfolge informiert. (vgl. Tabelle 16,

S.51)

Der Nachbesprechung der gesamten Therapiestunde aber auch der einzelnen Übungen

scheint in der DT sowohl hinsichtlich der Transparenz als auch hinsichtlich der

Motivationsförderung eine wichtige Rolle zuzukommen (vgl. Tabelle 16, S.51). Sie

erleichtert den Transfer des in den Rollenspielen und verschiedenen Darstellungsformen

der DT Erlebten in die Alltagsrealität der Patienten bzw. macht für einige Patienten diesen

auch erst möglich. Jones (2007) betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der

„life-drama connection“, ohne die DT in bestimmten Situationen sogar kontratherapeutisch

wirken könne (vgl. Kap. „Kernkonzepte der Dramatherapie“).

Sechs der sieben Verhaltenstherapeuten benennen konkret, dass sie transparentes

Vorgehen grundsätzlich wichtig finden in der Arbeit mit Suchtpatienten. Margraf und

Schneider (2009) beschreiben Transparenz in der VT als „Durchschaubarkeit,

Nachvollziehbarkeit und Offenlegung therapeutischer Ziele und Interventionen“ (S.733).

Die Ergebnisse der Interviews in diesem Zusammenhang lassen sich in zwei

Zielrichtungen der Befragten unterscheiden. Zum einen scheinen die

Verhaltenstherapeuten ein transparentes Vorgehen zu praktizieren, um eine positive

Therapeut-Klient-Beziehung zu fördern. Als Ziele werden diesbezüglich genannt:

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Sicherheit schaffen, dem Patienten zeigen, dass man ihn als mündig betrachtet,

Entscheidungsräume ermöglichen und Übernahme der Verantwortung stärken, Patienten

in die Steuerung und Überprüfung des Therapieprozesses integrieren und Übersicht

ermöglichen (Tabelle 16, S.51). Diese Beschreibungen decken sich mit der Aussage von

Vogelgesang (2010a), dass maximale Transparenz vonseiten des Therapeuten im

Rahmen suchttherapeutischer kognitiver Verhaltenstherapie eine anzustrebende

partnerschaftliche Beziehung zwischen Patient und Therapeut fördere. Zum anderen

beziehen sich durch die Verhaltenstherapeuten genannten Ziele bezüglich der

Transparenz auf die Person des Patienten selbst: Die Patienten müssten Experten für die

eigene Erkrankung werden, Kontrollüberzeugungen und

Selbstwirksamkeitsüberzeugungen entwickeln und stärken und letztendlich verstehen, wie

Veränderungen entstehen und aufrechterhalten bleiben können. Als Methode wird die

Zwischenbilanz genannt. Zwei befragte Therapeuten weisen darauf hin, dass es für

manche therapeutischen Anwendungen sinnvoll sei, diese erst im Nachhinein anhand

dessen, was erarbeitet wurde, zu erklären. (Tabelle 16, S.51)

Übereinstimmungen und Unterschiede:

Sowohl die Mehrheit der befragten Verhaltenstherapeuten als auch die Mehrheit der

befragten Dramatherapeuten bezeichnen Transparenz als ein wichtiges Element der

Suchttherapie und erwähnen diese auch im Zusammenhang mit der Frage nach der

Motivationsförderung (Tabelle 16, S.51). Dies passt zu der Angabe von Kanfer et al.

(2006), dass „Motivierung durch maximale Transparenz“ (S. 167) eine der

Grundstrategien zur Steigerung von Motivation sei. Bei der VT gilt Transparenz als eines

der 9 Prinzipien, die allen verhaltenstherapeutischen Methoden zugrunde liegen (Margraf,

2009), und ist somit fester Bestandteil dieser Therapieform. Unter anderem soll

Transparenz, so Margraf, zur erhöhten Akzeptanz der Therapiemaßnahme und zur

Förderung der Compliance führen. Bezüglich der DT hingegen konnte in der Literatur

keine grundsätzliche Forderung nach einem transparenten Vorgehen im Sinne einer

ständigen Offenlegung therapeutischer Ziele und Interventionen gefunden werden. Fest

steht jedoch, dass zumindest die Mehrzahl der befragten Dramatherapeuten im Kontext

einer suchttherapeutischen Behandlung eine solche Vorgehensweise bevorzugt. Sowohl

von einigen Dramatherapeuten als auch von wenigen Verhaltenstherapeuten wird jedoch

auch darauf aufmerksam gemacht, dass es bei manchen therapeutischen Anwendungen

sinnvoller sein kann, erst im Nachhinein die genauen Ziele zu besprechen (Tabelle 16,

S.51).

Als ein weiterer Unterschied lässt sich ausmachen, dass die befragten

Verhaltenstherapeuten bezüglich Transparenz unter anderem auf eine Reihe kognitiver

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Prozesse abzielen (Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeit, Entstehungs- und

Aufrechterhaltungsprozesse verstehen). Während die interviewten Dramatherapeuten

neben anderen Zielen Verständnis und Transfer des im dramatischen Spiel Erlebten und

eine Verbindung mit der persönlichen Realität erreichen wollen.

6.3.2. Motivationsförderung durch Emotionsarbeit Methoden und Interventionen:

Alle sieben befragten Verhaltenstherapeuten sagen aus, dass Gefühle in der VT immer

eine wichtige Rolle im therapeutischen Prozess spielen und dies auch bezüglich der

Motivationsförderung der Fall sei. Emotionen, so auch Pauli, Rau und Birbaumer (2009),

motivieren Verhalten.

Die durch die Verhaltenstherapeuten genannten Ziele in diesem Zusammenhang

beziehen sich zum einen darauf, Gefühlen Raum zu geben, sie wahrzunehmen, nutzbar

zu machen und sie zu benennen. Als Methoden werden genannt: Aufstellungsarbeit,

Imaginationsübungen, Arbeit mit dem „inneren Team“, Rollenspiele, Gefühle malen zur

Musik.

Zum anderen wird angegeben, dass es, so zwei Interviewte, darum gehe, die Patienten

zu Experten ihrer eigenen Gefühle zu machen. Auch bezüglich der Gefühle sollen

Selbstsicherheit und Kontrollüberzeugung gestärkt werden (vgl. Tabelle 17, S.52). Als

Methoden werden das ABC-Schema und die 5-Spalten-Technik angegeben, beides

Vorgehensweisen zur kognitiven Umstrukturierung, die unangemessene kognitiv-

emotionale Bewertungen überprüfen. Diese Herangehensweise wird durch die

Darstellung der emotions- und kognitionspsychologischen Grundlagen der

Verhaltenstherapie von Rinck und Becker (2009) gestützt. Die Autoren weisen darauf hin,

dass es wichtig ist, die Verarbeitung kognitiver Informationen und Emotionen in

Zusammenhang zu bringen und nicht isoliert zu bearbeiten. Die kognitive Verarbeitung

zeichne sich durch „die Flexibilität der Reaktion aus, die Erweiterung des

Entscheidungsspielraumes“ (S.119).

Durch die interviewten Verhaltenstherapeuten werden ferner eine ganze Reihe

Interventionen benannt, die ebenfalls Verbindungen zwischen Emotionen und Kognitionen

herstellen: Gefühle benennen, reflektieren, spiegeln und erfragen, als Therapeut eigene

Gefühle benennen, Vor- und Nachteile der Auseinandersetzung mit Gefühlen besprechen,

Körpersignale erfragen und die Verbindung von Impulsdurchbrüchen und Emotionen

verdeutlichen. Weitere Interventionen beziehen sich auf das Wahrnehmen von Gefühlen

und den direkten Umgang mit Gefühlen: Gefühle am Sandsack rauslassen,

Wertschätzung von Gefühlen, Gruppeninteraktionen bezüglich gezeigter oder

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wahrgenommener Gefühle stimulieren, „Stopp“ als Kommunikationszeichen absprechen

und „einfrieren“ von schwierigen Momenten. (vgl. Tabelle 17, S.52)

In der DT ist die Auseinandersetzung mit Emotionen ebenfalls ein grundsätzlicher Teil der

Therapie und auch Teil der Motivationsaufrechterhaltung und –förderung im

suchttherapeutischen Kontext. Dies sagen alle sieben befragten Dramatherapeuten aus

(vgl. Tabelle 17, S.52). Bereits im Zusammenhang mit der Anfangsphase der Therapie

wurde auf den motivierenden Effekt von Spaß und Freude erleben eingegangen. Auch

Jones (2007) verweist auf den positiven Effekt für den therapeutischen Prozess durch das

Entstehen von Spielfreude. Allein dadurch, dass Gefühle die Grundlage vieler

dramatherapeutischer Szenen und Übungen darstellen, so eine der befragten

Therapeutinnen (vgl. Anhang 6, DT6), würden diese immer wieder Gegenstand der

Therapie sein.

Drei der Dramatherapeuten benennen als Ziele, dass ihre Patienten aktuelle Gefühle,

Impulse und Körperbefindlichkeiten wahrnehmen, zum Ausdruck bringen und

besprechbar machen können (Tabelle 17, S.52). Laut Pendzik (2006; vgl. Kap

„Kernkonzepte der Dramatherapie“) ist dies in der dramatischen Realität möglich, da

diese Emotionen Raum gibt bzw. ein „in Kontakt kommen“ mit Gefühlen und die

Bearbeitung derselben ermöglicht. Als weitere Ziele geben die befragten

Dramatherapeuten an, dass Patienten eigene Gefühle aushalten und eine Distanz zu

ihnen herstellen können sowie Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit bezüglich eigener

Gefühle erleben bzw. stärken können. Lutz (2008) beschreibt, dass es bezüglich der

Arbeit mit Emotionen in der DT darum gehe, ein Gleichgewicht zwischen einer

Überdistanzierung und einer Unterdistanzierung im therapeutischen Prozess herzustellen

(vgl. Kap „Kernkonzepte der Dramatherapie“). Die Autorin erklärt: „Beim

dramatherapeutischen Theaterspiel wird versucht, durch die Aktivierung des emotionalen

Gedächtnisses eine weitgehende Identifikation mit der Figur zu erreichen und durch die

gleichzeitig mögliche Distanzierung von ihr – denn sie ist ja eine „Rolle“, die man wieder

ablegen kann, die volle Präsenz und Handlungsfähigkeit auf der Bühne und im

Lebenskontext aufrecht zu erhalten“ (Lutz, 2008, S. 56). Die Arbeit an der Form spiele

dabei die entscheidende Rolle, da man, wenn man etwas gestalte, nicht ausgeliefert sei,

sondern damit umgehe und dem Ganzen Form gebe. Tabelle 17 zu Konstrukt 2.3 nennt

eine ganze Reihe Methoden, welche die interviewten Dramatherapeuten anwenden, um

jeweils abgestimmt auf die Patienten mit dem Thema Gefühle umzugehen: Methoden, wie

Pantomimespiele zu Gefühlen, Techniken der Theaterarbeit, die von außen nach innen

wirken (z.B. Commedia dell’arte, Clownerie), Improvisationen zu vorgegebenen

Gefühlszuständen oder Gefühlswechseln und das Erfinden oder auch Vorlesen von

Geschichten zu Gefühlen, ermöglichen es den Dramatherapeuten, sich mit ihren

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Patienten dem Thema Gefühle überhaupt erst mal zu nähern, ohne dass die eigenen

echten Gefühle im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Andere Methoden, wie z.B.

eine Übung zu zweit, in der eine Verbindung beider Personen durch einen gehaltenen

Stab hergestellt wird und ohne verbale Absprachen die Aufgabe besteht, sich zu zweit

durch den Raum zu bewegen, ermöglichen es den Patienten, im Moment auftretende

eigene Gefühle wahrzunehmen. Gleiches gilt für Methoden, in denen mit verschiedenen

gelegten Feldern gearbeitet wird, denen zuvor bestimmte Fragestellungen oder

Situationen zugeordnet wurden und wo dazu aufgefordert wird, die dabei aufkommenden

Gefühle wahrzunehmen. Methoden, die verstärkt mit Körperhaltungen und

Körperausdruck arbeiten, ermöglichen es, fiktive aber auch eigene Gefühle

auszudrücken. Die vielfältigen Reflektionsmöglichkeiten, die an späterer Stelle noch

angesprochen werden (vgl. Kap. „Motivationsförderung durch Verhaltensänderung“),

können die Fähigkeit, eigene Gefühle verbal auszudrücken, zusätzlich verstärken. Andere

Methoden wiederum ermöglichen es dem Patienten, eigene Gefühle einerseits verstärkt

wahrzunehmen und zu fokussieren, andererseits sich von diesen aber auch gezielt

zudistanzieren, z.B. durch Symbolarbeit, Arbeit mit Skulpturen oder Bühnenbildern oder

auch durch das intensive Einleben und dann aber auch wieder Verlassen von realen und

fiktiven Rollen (vgl. Tabelle 17, S.52; Anhang 6). Das Formgeben in der Dramatischen

Realität macht dabei die Gefühle besprechbar und bearbeitbar (vgl. auch Kap.

„Kernkonzepte der Dramatherapie“). Eine der Therapeutinnen erklärt, dass erst durch das

Einleben in Rollen und das Wechseln aus bzw. in andere Rollen die Fähigkeit erworben

werden muss, aus Gefühlskostümen auszusteigen. Basierend auf den Prinzipien der

Traumatherapie sei es wichtig, den Patienten erst Vertrauen in die eigene Person zu

vermitteln, sprich Rollenwechsel bewältigen zu können, und dann erst eine

Suchtexposition anzustreben (vgl. Anhang 6, DT7). Dies passt zu den Anregungen

Pendziks (2003, 2008, 2012), die Qualität des Übergangs zwischen Realität und

dramatischer Realität als einen der Schlüsselaspekte der DT zu überprüfen (vgl. auch

Kap. „Kernkonzepte der Dramatherapie“).

Übereinstimmungen und Unterschiede:

Übereinstimmend betonen alle befragten Experten die Relevanz von emotionsbezogener

Arbeit für den suchttherapeutischen Prozess. Hinsichtlich der Motivationsförderung halten

ebenfalls alle Probanden Emotionen für wichtig. Dies deckt sich mit der Darstellung von

Brandtstätter et al. (2009), dass affektive Zustände, im Kontext der

Motivationspsychologie, „eine wichtige Voraussetzung für motiviertes, zielgerichtetes

Handeln“ seien (S.14).

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Beide Therapieformen nennen außerdem Methoden und Interventionen, die darauf

abzielen, Emotionen bei den Patienten hervorzurufen, und es ermöglichen sollen, diese

bewusster und differenzierter wahrzunehmen (u.a. Aufstellungsarbeit/Skulpturenbau,

Rollenspiele). Hierbei fällt auf, dass die Dramatherapeuten im Vergleich zu den

Verhaltenstherapeuten in diesem Zusammenhang ein größeres Spektrum an Methoden

beschreiben mit einer Vielzahl verschiedener (häufig spielerischer) Ansatzpunkte. Die DT

kreiert dabei Erfahrungsräume, die es ermöglichen, die erlebten Emotionen zu

thematisieren.

Die interviewten Verhaltenstherapeuten hingegen setzten zusätzlich zu diesem ersten

Aspekt, indem Gefühle hervorgerufen und wahrgenommen werden, verstärkt auch auf

einen weiteren Aspekt der Emotionsbearbeitung: auf die kognitiven und emotionalen

Prozesse. Die VT zielt auf das Verändern von Suchtmittelkonsum fördernden Emotionen

und Handlungen und setzt dazu bei der Bearbeitung und Umstrukturierung

dysfunktionaler Kognitionen an (Vogelgesang, 2010a). Die genannten Methoden ABC-

Schema und 5-Spalten-Technik sind Beispiele von Vorgehensweisen, die eine

kleinschrittige und damit differenzierte Analyse kognitiver Vorgänge im Zusammenhang

mit konkreten persönlichen Situationen ermöglichen.

Auch die Dramatherapeuten analysieren durchaus die Zusammenhänge von Situation,

Emotionen und Gedanken mit ihren Patienten. Dies wird auch der folgende Abschnitt

noch verdeutlichen. Dieser Vorgang scheint aber weniger im Zentrum der Aufmerksamkeit

zu stehen, da es vordergründig eher um das Erleben und Fühlen der Emotionen zu gehen

scheint, und folgt weniger festgelegten Schritten, als dies bei der VT der Fall ist.

6.3.3. Motivationsförderung durch Verhaltensänderung Methoden und Interventionen:

Bezüglich der Motivationsförderung im Zusammenhang mit dem Thema der

Verhaltensänderung wird von drei befragten Verhaltenstherapeuten darauf verwiesen,

dass es stützend für die Motivation der Patienten sei, wichtige therapeutische Themen zu

visualisieren, festzuhalten und damit zusätzlich zu verankern. Als Beispiele werden

genannt: Notizen machen, Merksätze, Symbole, Berichte schreiben, Arbeitsblätter und

Handouts (Tabelle 18, S.53).

Die Motivierung zur Verhaltensänderung könne des Weiteren über gezielte

Gesprächsführung (sokratischer Dialog, kontroverse Debatte) gefördert werden. In

diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Bedeutung des Motivational Interviewing

(vgl. Kap. „Motivational Interviewing“) für die Suchttherapie hingewiesen sowie auf die

Strategien der Gesprächführung, welche Sachse et al (2012) beschreiben (vgl. Kap.

„Motivierende Strategien, Methoden und Interventionen“).

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Ziele spielen im Motivationsprozess ebenfalls eine wichtige Rolle, wie bereits in der

theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Motivation deutlich wurde,

beeinflussen sie die Handlungsrichtung (vgl. Kap. „Motive und Ziele“). In diesem Sinne

kann der Hinweis einer Verhaltenstherapeutin verstanden werden, zunächst in Erfahrung

zu bringen, ob es darum gehe Verhalten neu aufzubauen oder Verhaltenskontrolle zu

erlangen. Außerdem gehe es darum, die Einstellung zu dem Verhalten zu verändern.

Ergänzend verweisen die befragten Verhaltenstherapeuten auf das Einstudieren und

stufenweise Üben von Verhaltensweisen, z.B. im Rollenspiel. Bedenken bezüglich einer

Verhaltensänderung sollten besprochen und alternative Verhaltensweisen erarbeitet

werden. Außerdem gehe es darum, die Zusammenhänge mit der eigenen Problematik zu

erkennen. Als Methode wird die Biografiearbeit vorgeschlagen und auch gegebenenfalls

das Einbeziehen von Angehörigen. Zusätzlichen wird vermehrt auf das Nutzen von

Interaktionen innerhalb der Gruppe und das Spiegeln und Reflektieren von

Verhaltensweisen im Gruppenprozess verwiesen. Geht man von der Erwartung-mal-Wert-

Theorie aus (vgl. Kap. „Motive und Ziele“) lassen sich diese Vorgehensweisen gut im

Sinne der Motivationsförderung verstehen. Die Patienten sollen zu einer realistischen

Einschätzung ihrer Verhaltensweisen und Fähigkeiten gelangen und diese ausbauen bzw.

verändern. Dies wiederum beeinflusst die persönliche Einschätzung, inwieweit sie ein

angestrebtes Ziel auch tatsächlich erreichen können. Eine höhere

Selbstwirksamkeitserwartung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich auch

Handlungen in die angestrebte Richtung unternommen werden (vgl. Kap.

„Verhaltenstherapie und Motivation“).

Der Nachbesprechung der einzelnen Aufgabenstellungen kommt laut fünf der sieben

interviewten Dramatherapeuten eine wichtige Funktion zu, wenn es darum geht, die

Patienten zur Verhaltensänderung zu motivieren. Eigene Verhaltensweisen sollen durch

die Patienten reflektiert und eigene Handlungsfähigkeiten erkannt werden. Dazu müssten

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung geschärft werden. Außerdem solle ein Transfer zur

persönlichen Situation des Patienten gefördert werden. (Tabelle 18, S.53). Im Rahmen

ihres 6-key-Model befasst sich Pendzik (2003, 2008, 2012) im 5. Abschnitt mit diesem

Prozess außerhalb der von ihr beschriebenen dramatischen Realität und bezeichnet es

als „the response to dramatic reality from outside“ (vgl. Kap. „Kernkonzepte der

Dramatherapie“). Im Sinne einer Selbstwirksamkeits- und Selbstvertrauenssteigerung

kann hier von einem motivationsfördernden Prozess gesprochen werden.

Die Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensweisen kann in der DT durch eine Reihe

verschiedener Methoden erfolgen. Es sei wichtig, dass die Patienten neue

Handlungsstrategien entwickeln. Genannt wurden in dem Zusammenhang unter anderem

folgende Beispiele: Rollenspiele zu realen und fiktiven Situationen, Playbacktheater,

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Arbeit mit dem inneren Team, Arbeit mit Theaterfunktionen (Zuschauer, Spieler,

Regisseur, Bühnenbildner, Autor), Übungen zur Selbstwahrnehmung (Tabelle 18, S.53).

Ergänzend sei auf die unter „Methoden und Techniken der Dramatherapie“ beschriebenen

Vorgehensweisen verwiesen. Bezüglich der bereits erwähnten Nachbesprechung wird

zusätzlich auf das Anregen eines Austauschs zwischen Zuschauern und Spielern

hingewiesen und auf den „Rückkopplungseffekt“ aufmerksam gemacht: es falle leichter

bei anderen etwas zu erkennen als bei sich selbst.

Eine befragte Therapeutin benennt außerdem, dass sie die Patienten dazu animiere, im

Spiel eigenen Impulsen zu folgen (Tabelle 18, S.53; Anhang 6, DT6). Dies passt zu der

von Sachse et al. (2012) beschriebenen Bedeutung des „Bauchgefühls“ als Äußerung der

häufig unbewussten Motive, welche gemeinsam mit den Zielen der Motivation eine

Richtung geben (vgl. Kap. „Motive und Ziele“).

Übereinstimmungen und Unterschiede

Übereinstimmend lässt sich feststellen, dass sowohl die VT als auch die DT die Motivation

ihrer Patienten zur Verhaltensänderung über das Stärken der Selbstwirksamkeit und des

Selbstvertrauens fördern möchten. Im Rahen der geführten Interviews lässt sich

außerdem sagen, dass beide Therapieformen in diesem Zusammenhang

Verhaltensreflektionen und das Entwickeln und Erproben neuer Verhaltensstrategien für

wichtig halten. Das Rollenspiel ist diesbezüglich eine Methode, die von beiden

Therapieformen angewandt wird.

Bezüglich der Rollenspiele lässt sich festhalten, dass die VT in der Regel im Rollenspiel

mit realen Situationen der Patienten arbeitet (vgl. Fliegel, 2009), während die DT sowohl

mit realen Situationen als auch viel mit fiktiven Rollenspielsituationen arbeitet (Tabelle 18,

S.53; Emunah 1994).

Unabhängig von den Rollenspielen scheint in der VT außerdem differenzierten

Gesprächsstrategien eine wichtige Rolle zuzukommen. In der DT wurde erneut die

Bedeutung der Nachbesprechung deutlich. Eigenständige Gesprächsstrategien scheinen

in der DT, anders als in der VT, weniger wichtig zu sein. Sie werden scheinbar in der

Regel im direkten Bezug zu den Rollenspielen bzw. anderen dramatherapeutischen

Methoden angewandt.

Ergänzungen zur Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit

sich selbst

Vertreter beider Therapieformen verweisen darauf, dass es wichtig für die Motivation der

Patienten sei, sie in ihrem „so-sein“ anzunehmen und in die therapeutische Beziehung zu

investieren. Geschehen könne dies unter anderem durch klare Rahmenbedingungen und

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Strukturen und durch das sprachliche Abstimmen auf den Patienten (Tabelle 15, S.50).

Einige Verhaltenstherapeuten verweisen zusätzlich auf die Wichtigkeit von klaren Zielen

im therapeutischen Prozess. Die Rolle von Zielen im Kontext von Motivation wurde bereits

an mehreren Stellen thematisiert, an dieser Stelle sei daher nur auf einige Methoden

hingewiesen, welche von den befragten Therapeuten zur Zielklärung genannt wurden:

Abwägen der Zielprioritäten mithilfe der Waage-Metapher, sokratische Dialogführung,

Kontraktmanagement (Tabelle 15, S.50).

Vonseiten der Dramatherapeuten wurde ergänzend erwähnt, dass es motivierend sei,

Patienten in Kontakt mit ihren Ressourcen zu bringen und sie in deren Nutzung zu

unterstützen. Außerdem motiviere es, wenn die Patienten Sicherheit in einer

aufbauenden, gestuften Vorgehensweise erfahren können, welche zusätzlich

Erfolgserlebnisse sichere. Letzteres wurde an dieser Stelle zwar vonseiten der

Verhaltenstherapeuten nicht explizit benannt, deckt sich aber grundsätzlich mit der

Vorgehensweise der VT, zum Beispiel im Zusammenhang mit einem stufenweise

Aufbauen und Üben von Verhaltensweisen. Eine Verhaltenstherapeutin weist überdies

darauf hin, dass es Patienten motiviere, etwas bereits Besprochenes wieder aufzugreifen.

(Tabelle 15, S.50)

6.4. Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung

mit der eigenen Abhängigkeit Methoden und Interventionen:

Alle sieben befragten Dramatherapeuten sagten aus, dass sie sich innerhalb der DT

gezielt und konkret mit der Thematik der Abhängigkeit auseinandersetzen.

Bezüglich Rückfallsituationen gehe es darum, persönliche Rückfallsituationen zu

analysieren, Ablehnungsstrategien sowie Verhaltensalternativen zu trainieren und

bewusst zu machen, Distanz zu den Emotionen der jeweiligen Situation herzustellen, um

diese bearbeitbar zu machen, und Rückfalle letztendlich nicht als Katastrophe zu erleben.

(Tabelle 19, S.55)

Neben den Rückfallsituationen geht es den Dramatherapeuten aber scheinbar auch um

das Bearbeiten von Situationen und Verhaltensweisen, die insgesamt in Verbindung mit

der Abhängigkeit stehen, und darum, diese besprechbar zu machen und zu analysieren.

(weitere Ziele vgl. Tabelle 19, S.55)

Methodisch nannten die Dramatherapeuten in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe

von Rollenspielvariationen: Jo Blagg, Rollenspiele zu persönlichen realen Situationen,

u.a. Rückfallsituationen, Wunscherfüllungsszenen (als Ergänzung zu Suchtsituationen, in

denen etwas gefehlt hat), Zeitraffer der wichtigsten Situationen und Momente, fiktive

Rollenspiele.

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Zusätzlich zu den Rollenspielen wird in der DT aber auch durch Mittel von Körperarbeit,

Imaginationsübungen, Seilarbeit, Rollenanalyse, Symbolarbeit und Aufstellungsarbeit an

der Suchtthematik gearbeitet (Tabelle 19, S.55)

Bezüglich der Motivationsförderung lässt sich vermuten, dass die Vorgehensweise der DT

einen Erfahrungsraum schafft, in dem die Patienten bezüglich ihrer Suchterkrankungen zu

Selbsterkenntnissen kommen und zunehmende Selbstwirksamkeitsüberzeugungen

entwickeln können. Eine dadurch steigende Motivation, etwas an der eigenen Situation

verändern zu wollen, ist anzunehmen. Bis jetzt fehlen diesbezüglich jedoch Literatur und

eindeutige Studien.

Ein Dramatherapeut wies außerdem darauf hin, dass interessant sein könnte, genauer zu

unterscheiden, inwieweit sich bezüglich der verschiedenen Formen der Süchte auch die

motivationsfördernden Maßnahmen unterscheiden. Diese Differenzierung wurde im

Rahmen dieser Studie nicht vorgenommen, bietet aber Möglichkeiten für weitere Studien

in dieser Richtung.

In der Verhaltenstherapie ist die gezielte und konkrete Auseinandersetzung mit der

Suchtproblematik bereits in den Grundprinzipien verankert: „Verhaltenstherapie ist

problemorientiert“ (Margraf, 2009, S.6). Alle sieben befragten Verhaltenstherapeuten

bestätigen eine solche Vorgehensweise.

Wie bereits im Kapitel „Verhaltenstherapie und Motivation“ beschrieben wurde, spielt in

der VT die Informationsvermittlung eine wichtige Rolle (Lindenmeyer, 2005; Vogelgesang,

2010a). Dies steht in Zusammenhang mit einem weiteren bereits erwähnten Grundprinzip

der VT, dem Prinzip der Transparenz, welches unter anderem beinhaltet, plausible

Erklärungsmodelle für die jeweils vorliegende Problematik zu vermitteln (Margraf, 2009).

Hiermit übereinstimmend benennen drei Verhaltenstherapeuten als Methode, um zur

Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit zu motivieren, Vorträge und

Informationen zum Thema Sucht. Vier Therapeuten sagen außerdem aus, dass sie mit

Literatur, Arbeitsblättern und Fragebögen arbeiten (z.B.: Jellinek-Schema, Suchtfibel).

Zusätzlich wird mit Informationen vermittelnden, gestuften

Rückfallpräventionsprogrammen gearbeitet. Als Beispiele werden genannt:

Rückfallpräventionsprogramm nach Körkel und Schindler, Rückfallpräventionsschema

nach Marlatt und Gordon. (Tabelle 19, S.55)

Eine ganze Reihe weiterer Methoden wird von den befragten Verhaltenstherapeuten

angeführt, um Verhalten, Gedankengänge, Beweggründe und auslösende Gefühle zu

analysieren und zu reflektieren. Außerdem gehe es darum, die Funktion der Abhängigkeit

und die Zusammenhänge von Lebens- und Suchtthemen zu verstehen. Als Methoden

werden genannt: Lebenslauf und Suchtlebenslauf schreiben und gegebenenfalls

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vorstellen, Verhaltensanalyse, Funktionsanalyse, Biographiearbeit, Aufstellungsarbeit,

Zieldefinitionen und Genogram (vgl. Kap. „Verhaltenstherapie und Motivation“).

Drei Verhaltenstherapeuten sagen aus, dass eine tägliche Auseinandersetzung mit der

Abhängigkeit in den Gruppen stattfinde. Außerdem werden aktuelle Suchtthemen und

Suchterlebnisse thematisiert.

Unterschiede und Übereinstimmungen

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich alle interviewten Experten gezielt und

konkret in ihren Therapiestunden mit der Thematik der Abhängigkeit auseinander setzen.

Ebenso erfolgt sowohl im Rahmen der VT als auch im Rahmen der DT eine

Auseinandersetzung mit Verhalten, welches im Zusammenhang steht mit dem

Suchtmittelkonsum. Rückfälle können in beiden Therapieformen bearbeitet werden.

Als unterschiedlich kann man bezeichnen, dass die Verhaltenstherapie in ihren

Vorgehensweisen zur Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit stärker theoretisch

ausgerichtet ist, mehr Faktenwissen vermittelt und stärker mit Erklärungsmodellen arbeitet

als die DT. Die DT geht auch in der Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit von ihren

vielfältigen Darstellungs-, Erfahrungsmöglichkeiten und der Körperarbeit aus. Je nach

Thematik bewegt sie sich dabei mehr in der Fiktion oder arbeitet mit konkreten realen

Situationen. Die Analysen werden daran angeknüpft und Verbindungen zu Verhalten,

Gedanken und Gefühlen der Patienten hergestellt. Außerhalb der Aktivität in der

dramatischen Realität und der beschriebenen Analyseprozesse findet, soweit bekannt,

keine zusätzliche, separate Wissensvermittlung über die Suchterkrankung in der DT statt.

6.4.1. Ambivalenz Methoden und Interventionen

Eine ambivalente Veränderungsmotivation der Patienten ist ein immer wiederkehrendes

Thema in der Suchtbehandlung (vgl. Kap. „Motivation in der Suchtbehandlung“). Die

befragten Verhaltenstherapeuten nennen als konkrete Methode, um die Ambivalenz zu

bearbeiten, die Waage-Metapher, die sokratische Gesprächführung und die Arbeit mit

einem Vier-Felder-Schema. Dies deckt sich größtenteils mit Beschreibungen von

motivierenden Maßnahmen in der Suchttherapie durch Miller et al. (2009) und Petry

(2010). Es sei wichtig, so die Verhaltenstherapeuten, die Ambivalenzen zu thematisieren,

aufzudecken, zu verstärken und auch zu endkatastrophisieren. Diese Beschreibung

wiederum passt zu der Vorgehensweise des Motivational Interviewing (Miller et al. 2009;

vgl. Kap. „Motivational Interviewing“), auch wenn es an dieser Stelle nicht direkt von den

Verhaltenstherapeuten benannt wird, was an früherer Stelle (Tabelle 14, S.49) aber

bereits der Fall war. Des Weitern wird angegeben, dass es darum gehe, negative

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Konsequenzen des Konsums zu verdeutlichen und gleichzeitig positive Konsequenzen

und die Attraktivität des Suchtmittels zu bearbeiten. Die Kosten der Abstinenz müssten

erkennbar werden und Alternativen zum Suchtmittelkonsum gesucht werden.

Auch in der DT spielt das Thema der Ambivalenz gegenüber der Abstinenzentscheidung

und Veränderungsbereitschaft eine Rolle. Die Ambivalenz kann verdeutlicht und „sichtbar“

gemacht werden in Methoden wie einem Gruppenrollenspiel mit „Engelchen“ und

„Teufelchen“, welche die jeweiligen Seiten vertreten, in einer Aufstellung innerer sich

widersprechender Anteile, in der Arbeit mit Symbolen (z.B. mit Stofftieren) oder auch in

einem Rollenspiel mit vorgegebenen sich gegenseitig blockierenden Zielen. Die

Selbstwahrnehmung der Patienten soll dabei gefördert werden. Außerdem gehe es

darum, die Anstrengungen und Konsequenzen der Ambivalenz deutlich zu machen sowie

die Existenz der Ambivalenz zu akzeptieren (Tabelle 20, S.56). In einer Seilarbeit können

zusätzlich entweder die Verbindungen der zwei Pole sichtbar gemacht werden, indem sie

in den Raum gelegt werden, oder die Unterscheidung der beiden Hälften durch

„Trennung“ des Raumes in zwei Teile verdeutlicht werden. Beide Vorgehensweisen

können dabei unterstützen, sich in das, was die Ambivalenz ausmacht, einzufühlen

(Tabelle 20, S.56; Anhang 7, DT2, DT6).

Übereinstimmungen und Unterschiede

Beide Therapieformen stimmen darin überein, dass sie sich direkt mit der Ambivalenz

auseinander setzen und diese zum Thema machen. Die dabei verfolgten Ziele decken

sich zum Teil und streben ansonsten in die gleiche Richtung.

Die Methoden unterscheiden sich in ihrer Formgebung. Wobei die DT erneut spielerische,

kreative Formen der Darstellung und Rollenspiele sucht und die Verhaltenstherapeuten

verstärkt auf gezielte Gesprächsführung und Analyse-Techniken, wie das Vier-Felder-

Schema, setzen. Wobei anzumerken ist, dass die VT in diesem Zusammenhang durchaus

auch zu Rollenspielen greift und Formen des Engelchen-Teufelchen-Rollenspiels kennt

(vgl. Vogelgesang, 2010a).

6.5. Umgang mit geringer Veränderungsmotivation Methoden und Interventionen

Drei der sieben Dramatherapeuten geben an, dass sie einen Patienten auf sein Verhalten

ansprechen würden, wenn sie den Eindruck hätten, dass er sich nicht verändern möchte.

Genau so viele sagen außerdem, dass es wichtig sei, die Eigenverantwortung des

Patienten zu wahren und ihn über sein Verhalten entscheiden zu lassen. Dem Patienten

sei das Recht zuzugestehen, sich nicht verändern zu wollen.

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85

Als weitere Interventionen werden genannt: verdeutlichen, dass Schwierigkeiten

dazugehören, und diese als Chancen umbenennen, aktuelles mit früherem Verhalten

vergleichen und Möglichkeiten besprechen, inwieweit sich evtl. gegenläufige Interessen

vereinbaren lassen. Auch die Vorteile des durch den Patienten gezeigten Verhaltens

können besprochen werden, so eine Dramatherapeutin, oder das Verhalten könne als

eine Lösungsstrategie benannt und als solche wertgeschätzt werden, wobei dann

anschließend die langfristige Effektivität dieser Lösungsstrategie, in Bezug auf den Alltag,

hinterfragt werden sollte.

Im Zusammenhang mit dem Beispiel eines Patienten, der zwar an allem teilnimmt,

gleichzeitig aber den Eindruck vermittelt, sich nicht verändern zu wollen, wurden unter

anderem folgenden zwei Herangehensweisen genannt: Ja-Nein-Spiele und

Spielkonstellationen, in denen es darum gehe, eine „Motz-Haltung“ einzunehmen oder

einen „wilden Jugendlichen“ zu spielen. Diese Methoden nähern sich spielerisch dem

Thema der Abgrenzung, ohne dabei die konkrete Situation direkt zu thematisieren,

können aber gegebenenfalls als eine Überleitung zu einer direkten Auseinandersetzung

genutzt werden. Einerseits ist vorstellbar, dass eine solche Vorgehensweise den Einstieg

ins Thema erleichtert, da das Verhalten innerhalb der spielerischen Übungen direkte

Anknüpfungspunkte für eine Thematisieren bietet und gleichzeitig die karikaturalen

Aspekte für eine Auflockerung der Situation sorgen können. Andererseits scheint eine

solche Vorgehensweise ein gutes Gespür des Therapeuten vorauszusetzen, die Situation

gut einschätzen zu können und die Übungen dergestalt anzuleiten, dass sie nicht als

Konfrontation mit dem eigenen Widerstand erlebt werden und diesen dadurch noch

vergrößern.

Andere durch die Dramatherapeuten genannten Methoden zielen darauf ab, die geringe

Veränderungsmotivation darzustellen, Ursachen und damit einhergehende Gefühle zu

erkennen und zu benennen und mögliche Probleme zu differenzieren. Als Beispiele

wurden genannt: Das Thema inszenieren oder in einem Standbild darstellen, die

Ambivalenzen bezüglich der Veränderung in einem Engelchen-Teufelchen-Rollenspiel

darstellen, innere Anteile im Psychodrama-Spiel darstellen. (Tabelle 21, S.57)

Alle sieben befragten Verhaltenstherapeuten sagen aus, dass es darum gehe, den

Eindruck einer geringen Veränderungsmotivation mit dem Betroffenen anzusprechen und

ihm eigene Eindrücke und Beobachtungen zu spiegeln. Dies könne je nach Situation

entweder in der Gruppe oder im Einzel geschehen. Es sei auch unterstützend

Hypothesen zum Verhalten des Patienten zu formulieren und diese mit ihm zu

besprechen.

Als weitere Interventionen werden genannt: Veränderungswünsche zu hinterfragen,

indem Ziele aufgeschrieben oder erzählt werden. Der Patient sollte zur Therapie

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eingeladen werden, so eine der Therapeutinnen. Zwei weitere geben an, es sei gut,

Verbindungen zu früheren Verhaltensweisen und Motiven des Patienten herzustellen und

diese zu explorieren. Wiederum zwei Verhaltenstherapeuten weisen darauf hin, dass es

hilfreich sein kann, mit Humor in einer solchen Situation zu arbeiten.

Als Methode wird zum einen die Biografiearbeit genannt mit dem Ziel, eine korrigierende

emotionale Erfahrung zu ermöglichen und diese als Einstieg für weiteres Arbeiten zu

nutzen. Zum anderen wird beschrieben, dass der betroffene Patient zu einem Team

eingeladen wird, an dem alle seine Behandler teilnehmen, und gemeinsam mit dem

Patienten der Eindruck einer geringen Veränderungsmotivation überprüft wird.

Zwei Verhaltenstherapeuten merken außerdem an, dass es auch zu einer frühzeitigen

Therapiebeendigung kommen könne, wenn der Patient noch nicht so weit sei. (Tabelle

21, S.57)

Übereinstimmungen und Unterschiede

Sowohl die befragten Dramatherapeuten als auch die interviewten Verhaltenstherapeuten

stimmen darin überein, dass der Eindruck einer geringen Veränderungsmotivation eines

Patienten thematisiert werden sollte.

Unterschiede lassen sich insofern zwischen beiden Vertretergruppen der Therapieformen

feststellen, als die Verhaltenstherapeuten einheitlich reagieren und aussagen, dass ein

solcher Eindruck angesprochen und gespiegelt werden müsse, und die

Dramatherapeuten weniger einheitlich auf eine solche Situation reagieren. Ein Teil der

Dramatherapeuten sagt aus, dass sie den Eindruck ebenfalls direkt ansprechen würden.

Ein anderer Teil setzt auf die für die DT typischen interaktiven Darstellungsmethoden und

verknüpft eine Thematisierung mit diesen. Das weitere konkrete Vorgehen variiert auch

bei den Verhaltenstherapeuten.

In der Literatur finden sich verschiedene Beschreibungen von möglichen Strategien beim

Umgang mit geringer oder unklarer Veränderungsmotivation, die sich zum Teil mit den

hier angeführten decken. An dieser Stelle sei jedoch lediglich auf die

Motivationsstrategien nach Kanfer et al. (2006) verwiesen (vgl. Kap. „Motivierende

Strategien, Methoden und Interventioenen“).

6.6. Umgang mit unklarer Behandlungsmotivation Methoden und Interventionen

Ausgehend von einem Beispiel, in dem ein Patient von Außenstehenden zur Therapie

gedrängt wurde und selbst immer wieder starke Zweifel darüber äußert, ob Therapie das

Richtige für ihn sei, bemerken vier der sieben Verhaltenstherapeuten, dass es wichtig sei,

den Patienten mit seiner Haltung zu akzeptieren und die Skepsis anzuerkennen. Als Ziele

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werden am häufigsten genannt, die interne Motivation und die Selbstwahrnehmung des

Patienten zu fördern sowie den Patienten in seiner Eigenverantwortung zu lassen.

In Bezug auf methodisches Vorgehen geben zwei Verhaltenstherapeuten an, die

einflussnehmende Person in die Arbeit einbeziehen zu wollen. Des Weiteren werden als

Methoden genannt: Geleitetes Entdecken (eigene Bedürfnisse und Wünsche in

Dialogform erarbeiten), Arbeit mit der Persönlichkeitstheorie nach Sachse, Sokratischer

Dialog und Motivational Interviewing (Tabelle 22, Konstrukt 5). Im Sinne der

Motivationsförderung fällt auf, dass die genannten Vorgehensweisen stark auf das

Entdecken und Fördern der Wünsche, Motive und Ziele des Patienten ausgerichtet sind

und somit die intrinsische Motivation der Patienten ansprechen. Kanfer et al. (2006)

bezeichnen das Fördern der intrinsischen Motivation als eines der höchsten Ziele des

Selbstmanagement-Ansatzes. Eine Therapeutin weist darauf hin, dass eine minimale

intrinsische Motivation immer vorhanden sei (Tabelle 22, S.58).

Die Verhaltenstherapeuten benennen eine ganze Reihe Interventionen, um mit unklarer

Veränderungsmotivation umzugehen, die hier nicht alle noch einmal angeführt werden

aber der Tabelle 22 (S.58) zu entnehmen sind. Am häufigsten wird dabei genannt, den

Patienten mit dem Eindruck seiner unklaren Behandlungsmotivation zu konfrontieren. Drei

Therapeuten sagen, dass sie es wichtig finden, dem Patienten zu verdeutlichen, dass

man bemüht sei, ihn zu verstehen. Jeweils zweimal wird benannt, dass es wichtig sei,

dem Patienten Informationen über Art und Möglichkeit der Therapie zu geben, und dass

es darum gehe, die Eigenverantwortung des Patienten noch einmal zu verdeutlichen: der

Patient macht die Therapie, der Therapeut hilft.

Insgesamt vier der befragten Dramatherapeuten sagen aus, dass es wichtig sei, den

Patienten in seiner Eigenverantwortung zu lassen und die geringe oder fehlende

Behandlungsmotivation zu akzeptieren. Es sei aber auch wichtig, sagen drei

Dramatherapeuten, eigene Beobachtungen und Zweifel bezüglich der

Behandlungsmotivation direkt anzusprechen. Die Vorgehensweisen der DT sind des

Weiteren darauf ausgerichtet, eigene Bedürfnisse und Wünsche besser wahrzunehmen,

die interne Behandlungsmotivation zu fördern und Fähigkeiten wieder zu reaktivieren.

Als Methoden werden unter anderem verschiedene Formen der Arbeit mit Wünschen

beschrieben: die „Wunderfrage“ stellen „was wäre wenn...?“, ein Zukunftsbild mit

Symbolen darstellen und anschließend in den Alltag transformieren, Wunschszenen

spielen. Michalak et al. (1996) verweisen auf die lange therapeutische Tradition der

„Wunderfrage“, deren Vorteil es sei, sich mit möglichen Zielzuständen auseinander setzen

zu können, ohne direkt mit den Handlungskonsequenzen konfrontiert zu sein (vgl. Kap.

„Motivierende Strategien, Methoden und Interventionen“).

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Eine Therapeutin arbeitet mit Standbildcollagen, die den bisherigen Therapieprozess

reflektieren und anschließend besprochen werden können. Eine weitere Therapeutin

schlägt bei starker Fremdmotivation durch Angehörige eine eventuelle Kombination mit

einer Paar- oder Familientherapie vor.

Als weitere Interventionen werden unter anderem benannt: einladend arbeiten und den

Patienten bei seinen eventuellen Schwierigkeiten abholen (ihn zum Beispiel auch erst

einmal zuschauen lassen), Entscheidungsmöglichkeiten verdeutlichen und

Eigenverantwortung diesbezüglich stärken, Ziele festlegen und Vereinbarungen treffen,

wie es weiter gehen soll. Weitere Interventionen sind der Tabelle 22 (S.58) zu entnehmen.

Zwei Dramatherapeuten teilten außerdem mit, dass sie es als sehr schwierig einschätzen,

im Rahmen der DT eine nicht vorhandene oder sehr geringe Behandlungs- bzw.

Veränderungsmotivation nicht zu zeigen. Im dramatherapeutischen Prozess würde dies

eigentlich immer sichtbar werden und damit auch besprechbar sein (Tabelle 22, S.58;

Anhang 9, DT6).

Übereinstimmungen und Unterschiede

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verhaltenstherapeuten und

Dramatherapeuten bezogen auf die Situation einer unklaren Behandlungsmotivation bei

einem Patienten viele gemeinsame Ziele verfolgen. Jeweils Vertreter beider

Therapieformen halten folgende Aspekte für wichtig: Eindruck der unklaren

Behandlungsmotivation ansprechen, Patient und seine Situation akzeptieren,

Möglichkeiten der Therapie verdeutlichen, Patienten die Entscheidungsfreiheit lassen,

intrinsische Motivation fördern und gegebenenfalls außenstehende Einfluss ausübende

Person mit einbeziehen. Im Rahmen der intrinsischen Motivationsförderung fällt bei

beiden Therapieformen eine Fokussierung auf Wünsche, Ziele und Motive der Patienten

auf. (Tabelle 22, S.58)

Wie bereits an früherer Stelle lässt sich eine Unterschiedlichkeit zwischen VT und DT in

der Formgebung der einzelnen Methoden feststellen. Außerdem fällt erneut auf, dass es

bei den Verhaltenstherapeuten häufigere und höhere Mehrfachnennungen bezüglich

einzelner Methoden, Interventionen und Ziele gibt. Auf diesen Aspekt wird am Ende des

folgenden Absatzes eingegangen.

6.7. Motivationsförderung bei plötzlich auftauchenden Krisen Methoden und Interventionen

Vier der befragten Dramatherapeuten sagen aus, dass sie es akzeptieren, wenn ein

Patient plötzlich abbrechen will. Zusätzlich werden unterschiedliche Interventionen jeweils

einmal benannt. Zum einen beziehen sich diese auf die therapeutische Beziehung, es sei

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wichtig, dem Patienten zu zeigen, dass man ihn ernst nimmt. Im Sinne der Transparenz

sei auch eine authentische Reaktion vonseiten des Therapeuten wünschenswert, indem

man zum Beispiel auch seine eigenen Gefühle bezüglich der Situation benenne. Andere

Interventionen richten sich auf das weitere Vorgehen: Möglichkeiten, Vorraussetzung und

Bereitschaft für eine weitere Behandlung abklären; Vereinbarungen treffen, wann eine

Entscheidung getroffen wird und wann diese überprüft werden soll; entsteht der

Abbruchgedanke als „Flucht“, wieder verstärkt Sicherheit herstellen, Rückgang zu

Vertrautem und mehr Struktur anbieten; Rückfall als Abbruchgrund: Angebot, diesen in

der DT zu bearbeiten. In Gesprächen sei es außerdem möglich, bereits erworbene und für

die Zukunft benötigte Fähigkeiten zu reflektieren sowie Alternativen zum dichotomen

Denken anzubieten. (Tabelle 23, S.59)

Als konkrete Methoden werden in diesem Zusammenhang nur zwei Vorgehensweisen

benannt. Die eine besteht aus der Idee, direkt von vorneherein in der DT an einem

Theaterstück zu arbeiten und somit durch das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und der

Verantwortung für das Stück, dass auf der Teilnahme der gesamten Gruppe basiert,

einen verbindlichen Rahmen zu schaffen. Es ist sicherlich wünschenswert, dass ein

solches zusätzliches Verantwortungs- und Zugehörigkeitsgefühl dafür sorgt, dass ein

Patient nicht abbricht, es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit ein solches Vorhaben auf

die verschiedenen Klinikstrukturen übertragbar ist. Die positiven Effekte eines solchen

Vorgehens beschreibt Lutz (2002) und verweist dabei auf eigene dramatherapeutische

Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise im nicht-klinischen Kontext (vgl. „Dramatherapie

und Suchttherapie“).

Die zweite Methode bezieht sich auf eine Einzeltherapie mit Patienten und besagt, dass

der Patient die Aufgabe bekommt, die Bewegung seines inneren Gefühlszustandes in

äußere Bewegungen im Raum umzusetzen. Er wird dabei durch die Therapeutin begleitet

und unterstützt. (Tabelle 23, S.59)

Mehrere Verhaltenstherapeuten sagen, dass sie im Falle eines angekündigten Abbruchs

ein Krisengespräch führen, lang- und kurzfristige Konsequenzen besprechen, die

Beweggründe erfragen und mögliche äußere Anlässe abklären.

Im Zusammenhang mit der Gruppe wird vorgeschlagen, die Gruppe mit einzubeziehen für

Rückmeldungen und, wenn es zum Abbruch kommt, auch eine offizielle Verabschiedung

in der Gruppe einzufordern.

Steht der Abbruch noch nicht absolut sicher fest, wird vorgeschlagen, die

Zielformulierungen mit dem Patienten noch einmal zu überprüfen und bei starkem

Suchtverlangen noch einmal eine Verhaltensanalyse durchzuführen. Es sei auch hilfreich,

den Patienten dazu aufzufordern, sich Zeit zum Reflektieren und zum Treffen einer

Entscheidung zu nehmen.

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Komme es zum Abbruch, müsse dieser Akzeptiert werden, so drei der

Verhaltenstherapeuten. Außerdem gehe es dann darum, die Beziehung zu dem Patienten

zu festigen, so eine Therapeutin, und ihm auch mitzuteilen, dass er weiterhin willkommen

sei. (Tabelle 23, S.59)

Übereinstimmungen und Unterschiede

Übereinstimmend stellen Vertreter beider Therapieformen fest, dass es wichtig sei, den

Patienten in seiner Verantwortung zu lassen und einen Abbruch zu akzeptieren. Beide

Therapieformen reagieren darüber hinaus auf Abbruchankündigungen mit

Gesprächsangeboten. Die Verhaltenstherapeuten scheinen dabei stärkeren Wert auf das

Analysieren von lang- und kurzfristigen Konsequenzen zu legen als die

Dramatherapeuten. Verdeutlichen sich in den Gesprächen Themen, deren Bearbeitung

einen Abbruch verhindern könnten, werden diese jeweils dramatherapeutisch oder

verhaltenstherapeutisch spezifisch weiterbearbeitet.

Motivationspsychologisch lassen sich die Antworten dergestalt interpretieren, dass

zunächst versucht wird, die Ambivalenz derart zu verstärken, dass der Patient eine

weitere Behandlung für sinnvoll hält und gleichzeitig auch davon überzeugt ist, diese

bewältigen zu können. Gehen die Vertreter der Therapieformen davon aus, dass sie mit

ihrer therapeutischen Arbeit jeweils an der Motivation ihrer Patienten anschließen, kann

die Akzeptanz von Abbrüchen so verstanden werden, dass im Rahmen der Therapie

keine ausreichende Motivation mehr vorhanden ist, die als Anknüpfungspunkt für den

therapeutischen Prozess dienen kann. In diesem Sinne ist keine weitere Therapie mehr

möglich.

Bezüglich der Unterschiede fällt auf, dass die Dramatherapeuten erneut weniger

einheitlich antworten (nur eine Mehrfachnennung) als die Verhaltenstherapeuten.

Diese Beobachtung fiel auch bereits im Zusammenhang mit dem Umgang geringer

Veränderungsmotivation und unklarer Behandlungsmotivation auf. Die Ursachen hierfür

können vielfältig sein. Ein möglicher Grund könnte darin liegen, dass die DT keine

Standards für den Umgang mit solchen Situationen hat. Ein anderer könnte sein, dass die

Verhaltenstherapeuten alle in klinischen Suchtrehabilitations-Einrichtungen arbeiten und

daher die Rahmenbedingungen zumindest ähnlicher sein dürften als in den sehr

unterschiedlich klinischen Einrichtungen, in denen die Dramatherapeuten beschäftigt sind

oder waren. Eine weitere Ursache könnte auch in der durchgeführten Reduktion liegen.

Hier wurde bewusst keine unterschiedliche Form der Zusammenfassung vorgenommen.

Ob dies unbewusst geschehen ist, könnte nur eine erneute Auswertung des Materials,

eventuell durch eine andere Person, klären. Die Ursachen dieser Unterschiede lassen

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91

sich also nur vermuten. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass weder möglichst gleiche

noch möglichst unterschiedliche Aussagen ein Qualitätsmerkmal darstellen müssen.

6.8. Besonders motivationsfördernde Aspekte der Dramatherapie und Verhaltenstherapie

Die durch die Verhaltenstherapeuten benannten besonders motivationsfördernden

Aspekte der VT fallen sehr individuell aus, es gibt nur eine Mehrfachnennung. Als

besonders motivationsfördernd im Zusammenhang mit der therapeutischen Haltung und

der therapeutischen Beziehung wurde genannt: eine therapeutische Arbeitsbeziehung auf

Augenhöhe mit dem Patienten führen; der Therapeut ist für die Methode, der Patient für

die Inhalte verantwortlich; Rückzüge vom Patienten akzeptieren und Patienten viel

Kontrolle und Sicherheit geben (Tabelle 24, S.60). Auch Vogelgesang (2010a) betont die

Wichtigkeit einer positiven therapeutischen Beziehung, die zum einen die Vorraussetzung

für den Erfolg aller Interventionen und Methoden darstelle und zum anderen auch eine

positive soziale Lernerfahrung ermögliche.

Des Weiteren sei es motivationsfördernd, dass die VT die Möglichkeit biete, das eigene

Verhalten und den Realitätsgehalt des eigenen Weltbildes zu überprüfen. Als besonders

motivationsfördernde Methoden und Interventionen werden genannt: Emotionsfokussierte

Schematherapie, die Plananalyse (Verwurzelung der Schemata und Gefühle verfolgen);

Etablierung von Verhaltensketten (viele kleine Schritte sind für das Erreichen eines

großen nötig); die Arbeit mit dem Vier- oder Drei-Felder-Schema (Hintergründe detailliert

und differenziert betrachten). Die genannte Plananalyse versucht einen Zugang zu den

Motiven einer Person herzustellen (vgl. Bartling et al., 2008), welche wiederum wichtig

sind für die Ausrichtung der Motivation eines Menschen (vgl. Kap. „Motive und Ziele“).

Das Vier-Felder-Schema wird im Rahmen der Motivationsförderung gerne angewandt, um

Verhaltensalternativen gegeneinander abzuwägen (Petry, 2010).

Außerdem seien kognitive und emotionale Umstrukturierung, positive Verstärkung,

Ressourcenaktivierung und transparentes Vorgehen weitere motivationsfördernde

Elemente der VT. (Tabelle 24, S.60)

Im Zusammenhang mit der VT überrascht diese Aufzählung nicht. Positive Verstärkung ist

im Rahmen der operanten Konditionierung eine klassische Komponente der VT zur

Beeinflussung von Verhalten (Michael & Ehlers, 2009). Die kognitive und emotionale

Umstrukturierung spielt in der VT im Suchtbereich ebenfalls eine wichtige Rolle und

wurde bereits mehrfach erwähnt, unter anderem im Zusammenhang mit der theoretischen

Auseinandersetzung mit der VT in der Suchttherapie (vgl. Kap. „Verhaltentherapie und

Motivation“). Gleiches gilt für die Transparenz als sowohl wichtiger Faktor im

Zusammenhang mit der Motivation (vgl. kap. „Motivierende Strategien, Methoden und

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Interventionen“, Tabelle 1) und als eines der Grundprinzipien der VT (Margraf, 2009). Die

Ressourcenaktivierung hat in der VT in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung

gewonnen (Margraf, 2009).

Auch die Antworten der Dramatherapeuten fallen zum Punkt der besonders

motivationsfördernden Methoden sehr individuell aus. Ein Teil der Aussagen bezieht sich

auf den Charakter der Dramatherapie und ihr stufenweises Vorgehen. So wird als

besonders motivationsfördernd unter anderem der dramatherapeutische Arbeitsprozess

von der Fantasie über das Analoge hin zum konkreten Alltag beschrieben. Als Beispiel

wird die Arbeit mit einem Märchen genannt, wobei zuerst das Märchen und dessen

Elemente ausgearbeitet werden (Held, Hindernis, Helfer, Weg, Ziel, positives Ende) und

anschließend eine Situation aus dem Leben des Patienten anhand der Elemente des

Märchens erarbeitet wird (vgl. Anhang 11, DT5). Auch der Aufbau von Wahrnehmungs-

und Konzentrationsspielen als Einstieg in persönlichere Themen sei motivationsfördernd.

Ebenso die Tatsache, dass man zuerst mehr mit dem Körper und weniger mit dem Kopf

arbeite, später aber die Kognition dazunehme.

Außerdem sei die Mischung der Dramatherapie „zwischen Kür und Pflicht“

motivationsfördernd: zum einen sei die DT eine „Spielwiese“, auf der alles ausprobiert

werden könne und auf der man Spaß habe, und zum anderen gehe es um konkrete

Verhaltensanalysen und Verhaltensänderungen.

Auch im Rahmen der DT wird die therapeutische Beziehung als ein wichtiger

Motivationsfaktor genannt.

Als besonders motivationsfördernde Methoden werden zum einen die Rollenspiele

genannt, mit der Begründung, dass Sinn und Zweck dieser Methode für die Patienten

einfach nachzuvollziehen seien. Und zum anderen das Playbacktheater, weil es gut

durchstrukturiert sei, viel Halt und Distanz biete und gleichzeitig Katharsis ermögliche.

(Tabelle 24, S.60)

Dramatherapiespezifisch wurde keine Literatur gefunden, die hier zur Diskussion

herangezogen werde könnte. Betrachtet man die zusammengefassten Aussagen der

Dramatherapeuten jedoch aus allgemeiner motivationspsychologischer Sicht, lassen sich

folgende Aspekte benennen: das stufenweise Vorgehen der DT ermöglicht es den

Patienten, jeweils Handlungssicherheit auf einer Stufe zu erlangen, Freude und Spaß in

den spielerischen Herangehensweisen zu erleben und Erfolgserlebnisse zu haben. Hier

kann von Motivation im Sinne einer positiven Verstärkung gesprochen werden (vgl.

Michael et al., 2009). Die im Rahmen der dramatherapeutischen Übungen aufgetanen

Erfahrungen können im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Handlungssicherheit

die Selbstwirksamkeitserwartung der Patienten fördern. Gleichzeitig können Methoden,

die verstärkt auf den Bereich der Fantasie oder auf Wünsche abzielen, die Patienten darin

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unterstützen, sich bewusster zu werden über ihre Ziele und Motive (vgl. Kanfer et al.,

2006; Michalak, 1996). In Kombination mit der gestiegenen Selbstwirksamkeit kann dies

im Sinne der Erwartung-mal-Wert-Theorie die Veränderungsmotivation der Patienten

stärken (vgl. Kap. „Motive und Ziele“).

6.9. Wirkfaktoren bezüglich der Motivationsförderung in der Dramatherapie und Verhaltenstherapie

Die Dramatherapeuten nennen eine Vielzahl an Wirkfaktoren, die aus ihrer Sicht die

motivationsfördernde Wirkung der DT ermöglichen. Die vollständige Auflistung ist der

Tabelle 25 (S.61) zu entnehmen, im Folgenden wird nur auf die am häufigsten genannten

Wirkfaktoren eingegangen.

DT wirkt, so vier der Dramatherapeuten, weil sie durch den geschützten Rahmen

Spielfreude, Lachen, „genießen - können“ und freies Bewegen ermöglicht und sowohl

Experimentierraum als auch Raum für Körperarbeit bietet.

Ein weiterer wichtiger Wirkfaktor ist laut vier Dramatherapeuten das Spiel. Spiel

ermögliche Handlungserfahrungen und Erfolge, die im Alltag noch nicht möglichen wären.

Außerdem können im Spiel eigene Fähigkeiten erkannt werden. Erfolgserlebnisse im

Spiel können Mut für den Alltag machen.

Beide genanten Faktoren lassen sich der von Pendzik (2006, 2008) beschriebenen

dramatischen Realität als einem Kernprozess der DT zuordnen (vgl. Kap. „Kernkonzepte

der Dramatherapie“).

Ebenfalls im Zusammenhang mit der dramatischen Realität steht die Rollenarbeit, die als

ein weiterer Wirkfaktor von mehreren Dramatherapeuten benannt wird, wobei jeweils auf

unterschiedliche Facetten der Rollenarbeit eingegangen wird: Rollenwechsel ermöglichen

das Erleben der eigenen Unterschiedlichkeit; Rollenspiele stellen (künstlich) einen

sicheren Rahmen her, in dem Gefühle echt erlebt werden können; die Rolle bietet einen

Schutz für das Ich, indem es sich gleichzeitig zeigen kann; in einer Rolle kann nicht

akzeptierten Gefühlen begegnet werden und diese können im Schutz der Rolle

ausgehalten werden; im Schutz der Rolle darf man etwas tun, was man sonst nicht darf

(Tabelle 25, Konstrukt 8). Diese vielfältige Qualität, die der Rollenarbeit zugeschrieben

wird, passt zu der Darstellung von Jones (2007), der „role playing and personification“ als

einen der 8 Kernprozesse der DT beschreibt. Unter anderem ermöglichen die

reichhaltigen Rollenspielvarianten dem Patienten, so Jones, einen differenzierteren Blick

auf sich selbst und seine Umwelt und erleichtern ein „sich- ausdrücken“ sowie das „sich-

hineinversetzen“ in andere.

Als weitere Wirkfaktoren werden benannt: die Möglichkeit zur Auseinandersetzung und

Konfrontation mit Gefühlen und Bedürfnissen sowie die Möglichkeit von

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Alternativerfahrungen (mehr zu sein als die Sucht). Vertreter der DT weisen außerdem

darauf hin, dass für das Wirken der DT Basissicherheit und Vertrauen vonseiten der

Patienten sowie eine positive therapeutische Beziehung notwendig ist. (Tabelle 25,

Konstrukt 8)

Die Verhaltenstherapeuten geben sehr individuelle Antworten bezüglich der Wirkfaktoren

der VT hinsichtlich der Motivationsförderung (Tabelle 25, S.61). Folgende genannte

Wirkfaktoren beziehen sich auf die therapeutische Beziehung: das Erleben einer stabilen

verlässlichen Beziehung (korrigierend zu Erfahrungen der Patienten); die Wirksamkeit

einzelner Methoden wird durch die persönliche, authentische Vorgehensweise des

Therapeuten und seine Fähigkeit, Dinge zu vermitteln, bestimmt (Patienten müssen den

Therapeuten verstehen können); Modellwirkung des Therapeuten: kompetentes Verhalten

bezüglich Offenheit, Umgang mit Problemen und Konfliktfähigkeit kann erlebt werden; und

„Nachbeelterung“, der fürsorgliche Umgang des Therapeuten mit dem Patienten.

Entgegen dem häufig vorherrschenden Vorurteil der VT gegenüber, dass sie „zu

technisch“ sei, zeigt sich hier, wie viel Bedeutung die Verhaltenstherapeuten der

therapeutischen Beziehung zusprechen. Dies deckt sich mit Ausführungen von Hoffmann

(2009), Kanfer et al. (2006) und Vogelgesang (2010a), welche die Wichtigkeit der

therapeutischen Beziehung betonen.

Außerhalb der therapeutischen Beziehung wurden folgende Wirkfaktoren von den

Verhaltenstherapeuten benannt: Selbstwertstabilisierung: die Patienten lernen, sich selbst

zu verzeihen, und entwickeln eine Selbstakzeptanz und eine Akzeptanz der

Vergangenheit; Patienten arbeiten an ihren eigenen Zielen; Entwickeln einer

Selbstwirksamkeitsüberzeugung; Angstreduktion; in einem geschützten Rahmen lernen

und sich ausprobieren können; Erfüllung der Grundbedürfnisse (nach Epstein).

Unabhängig von beiden Therapieformen wurde im Rahmen der Interviews und deren

Auswertung deutlich, dass die therapeutische Haltung eine wichtige Rolle im

Motivationsprozess spielt. Im Interview wurde nach diesem Aspekt nicht gezielt gefragt.

Hinsichtlich ihrer Wichtigkeit stellt sich die Frage, ob eine genauere Thematisierung nicht

wünschenswert gewesen wäre. Positiv lässt sich anmerken, dass die Rolle der

therapeutischen Haltung durch die Interviewten selbst einen Weg in die Interviews fand.

6.10. Dramatherapie als Ergänzung der Suchttherapie - im Rahmen der künstlerischen Therapien - aus Sicht der Verhaltenstherapeuten

Im zweiten Teil des Interviews wurden den Verhaltenstherapeuten vier verschiedene

Ansatzpunkte der DT vorgestellt und sie um eine Einschätzung derselben als ergänzende

therapeutische Maßnahme in der Suchttherapie gebeten. Ebenso wie es bei dem

Vergleich der beiden Therapieformen nicht darum ging, festzustellen, ob die eine besser

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ist als die andere, geht es in diesem Teil der Studie auch nicht darum, die Dramatherapie

an Stelle der Verhaltenstherapie anwenden zu wollen. Es geht um die Frage der

sinnvollen Ergänzung.

Die vier vorgestellten Herangehensweisen der DT werden der Bandbreite der DT nicht

gerecht, sollen aber einen Einblick in ihre Unterschiedlichkeit ermöglichen.

Beim ersten vorgestellten Ansatzpunkt geht es um interaktive gruppendynamische

Bewegungsspiele, zum Beispiel mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen

Bewegungsabläufen. Diese gruppendynamischen Vorgehensweisen werden von

Dramatherapeuten eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs (Theater)spielen

zu dienen, eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen,

Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl individuelle als auch Gruppenfähigkeiten

zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person

in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Emunah (1994) beschreibt diese

Herangehensweise als dramatisches Spiel und sieht in ihr gleichzeitig die erste Phase

von fünf Phasen des dramatherapeutischen Prozesses (vgl. Kap. „Phasen der

dramatherapeutischen Arbeit“). Die bereits dargestellten Ergebnisse zu bevorzugten

Vorgehensweisen der interviewten Dramatherapeuten zu Beginn der Therapie beziehen

sich zum größten Teil auf diese interaktiven gruppendynamischen Bewegungsspiele (vgl.

Tabelle 14, S.49).

Fünf der sieben Verhaltenstherapeuten geben an, dass sie eine solche Vorgehensweise

im kleinen Rahmen aus eigener Anwendung kennen. In einer der Kliniken wird zusätzlich

ein ähnliches Angebot in Form einer „aktiven Pause“ durch die Sporttherapeuten

angeboten. In einer anderen Klinik sind solche Methoden Teil von gelegentlich

angebotenen Theaterprojekten. Außerdem ist dieses Vorgehen aus der systemischen

Arbeit, Selbsterfahrungsgruppen und thematischen Gruppen bekannt. (Tabelle 26, S.63)

Die befragten Verhaltenstherapeuten nennen eine ganze Reihe positiver Aspekte des

dramatischen Spiels. Zusammenfassend sagen vier der Verhaltenstherapeuten, dass

diese Methoden die Dynamik erhöhen, auflockern, Spaß in der Gruppe ermöglichen und

verhindern, dass es zu trocken und zu „verkopft“ wird. Die Gruppenkohäsion werde

gefördert und erleichtere das Reden und den Austausch der Patienten untereinander.

Dies könne eine wichtige Grundlage für die weitere therapeutische Arbeit sein und somit

die Wirksamkeit weiterer Methoden steigern. Auch eine andere Form des Kontaktes

zwischen Therapeut und Klient sei bei solchen Methoden möglich. Außerdem, so drei der

Verhaltenstherapeuten, fördert ein solches Vorgehen den Kontakt zu eigenen Gefühlen

und bietet Raum, diese zu erleben. Korrigierende emotionale Erfahrungen werden

möglich. (Tabelle 26, S.63)

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Kritisch merken zwei Verhaltenstherapeuten an, dass diese Vorgehensweise als

alleiniges therapeutisches Angebot nicht ausreichend sei. Es sei ein schönes Hilfsmittel,

so eine der Therapeutinnen, aber schwer als Therapie anzusehen. Ein weiterer Therapeut

gibt an, dass es ihm schwer falle, sich ein solches Vorgehen vorzustellen, da er keinerlei

Erfahrungen damit habe. Er sehe die Gefahr einer Überforderung der Patienten und stelle

es sich schwer vor, Patienten zur Teilnahme zu motivieren, die nicht von vorneherein

freiwillig mitmachen würden. (Tabelle 26, S.63)

Einzelne Verhaltenstherapeuten weisen auf Aspekte hin, die sie im Zusammenhang mit

interaktiven gruppendynamischen Bewegungsspielen der Dramatherapie für wichtig

halten. Der Gesamtauftrag, der an das therapeutische Angebot geknüpft sei, müsse

deutlich sein. Außerdem sei es wichtig, einen guten Austausch mit dem übrigen

Behandlungsteam zu haben. Eine Verhaltenstherapeutin hält es für notwendig, dass der

Therapeut bereits eine Beziehung zur Gruppe haben muss, bevor er die vorgestellten

Methoden anwendet. Auch sei es wichtig, es zu akzeptieren, wenn Patienten sich nicht an

dieser Vorgehensweise beteiligen wollen. (Tabelle 26, S.63)

Der Ansatz am Handeln und Tun wird als Übereinstimmung mit der VT gesehen. Ebenso

das Streben nach Verhaltensänderung durch Veränderung und Korrektur der

Grundüberzeugungen und emotionalen Erfahrungen. Es ähnele auch dem spielerischen

Ansatz der Rollenspiele in der VT. Der Unterschied sei hingegen, dass die VT kopflastiger

vorgehen würde und dadurch schwieriger auf die Atmosphäre und Gefühle eingehen

könne als es der DT mit solchen Herangehensweisen möglich sei. Die VT würde

außerdem grundsätzlich beim Anwenden solcher Behandlungsweisen über Ziele

einzelner Methoden aufklären und den Patienten eine Wahlmöglichkeit anbieten.

Insgesamt sagen alle sieben befragten Verhaltenstherapeuten, dass sie sich eine

Ergänzung der Suchttherapie durch ein solches dramatherapeutisches Angebot vorstellen

können. Ein Therapeut schränkt ein, dass für ihn die Vorraussetzung sei, dass nicht er

selbst, sondern Dramatherapeuten solche Methoden durchführen. (Tabelle 26, S.63)

In der Dramatherapie im Allgemeinen und auch speziell in der dramatherapeutischen

Behandlung Suchtkranker spielt die Auseinandersetzung mit Emotionen eine wichtige

Rolle. In der DT wird von ästhetischer Distanzierung durch gezielt eingesetzte

dramatherapeutische Methoden und Techniken und dem Streben nach einem

Gleichgewicht zwischen Über- und Unterdistanzierung gesprochen. Es geht um gezielte

Variationsmöglichkeiten zwischen emotionaler Involvierung und rationaler Distanz. Dabei

kann mit Märchen, Mythen, Geschichten und Symbolen gearbeitet werden, mit fiktiven

Rollen oder auch mit Situationen, die sich auf die realen persönlichen Themen der

Patienten beziehen, diese aber verfremden (z.B. Rollenspiel: Expertenrunde zu einem

wichtigen Thema in einer Talkshow). Ziel ist es, eine Distanz zu den eigenen

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Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil

angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen (vgl. Kap.

„Kernkonzepte der Dramatherapie“).

Die Verhaltenstherapeuten berichten, dass ihnen ein solches Vorgehen zum Teil aus

Rollenspielen mit Rollentausch bekannt sei und auch aus psychoedukativen Gruppen, bei

denen zum Beispiel Pro- und Kontrapositionen eingenommen werden. Es erinnere auch

an Techniken aus der Traumatherapie (z.B. Bildschirmtechnik). Ein Therapeut gibt an,

selbst gerne und häufig mit Geschichten in der Therapie zu arbeiten. Eine Therapeutin

kennt solche Methoden aus der sozialen Gruppenarbeit mit Kindern. (Tabelle 27, S.64)

Positiv wird gesehen, dass es sich um eine lockere und spielerische Form der

Distanzierung handele. Schwere Themen könnten dadurch in einem anderen Rahmen

bearbeitet werden. Eine freiere und vor allem angstfreie Auseinandersetzung sei möglich,

da es weniger direkt um die eigene Person gehe. Positiv wird durch eine Therapeutin, die

bereits mit Dramatherapeutinnen zusammenarbeitet, eingeschätzt, dass eher depressive

Patienten, im Sinne einer emotionalen korrigierenden Erfahrung, ihre eigene Kraft und

Power sowie Freude erleben können. Bei zusätzlich zur Suchterkrankung traumatisierten

Patienten sei hingegen die Bearbeitung des Traumas mit Hilfe dieser

Distanzierungstechniken gut möglich. (Tabelle 27, S.64)

Wichtig bei den dramatherapeutischen Distanzierungstechniken sei, wird vonseiten der

Verhaltenstherapeuten angemerkt, dass im Anschluss ein direkter und persönlicher

Bezug zur Sucht und zur Realität im allgemeinen hergestellt werde. Dies würde, so wird

vermutet, auch den Zugang der Patienten zu einem solchen Vorgehen erleichtern. Auch

müsse eine gute Nachbereitung stattfinden, da sich zum Beispiel auch die dargestellten

destruktiven Anteile und Positionen, auch wenn sie nur gespielt seien, in den

Gehirnstrukturen verankern würden. Außerdem sei es wichtig, dass die Methoden von

den Patienten ernstgenommen und nicht „verblödelt“ werden. Ebenso wie bei der

vorherigen Herangehensweise wird auch hier wieder die Notwendigkeit eines guten

kollegialen Austausches betont. (Tabelle 27, S.64; Anhang 14)

Bezüglich der Frage nach der Übereinstimmung mit der VT wird darauf hingewiesen, dass

beide Therapieformen die gleichen Ziele verfolgen und nur die Zugangswege andere

seien. Gemeinsam sei der VT und der DT auch, dass sie beide gemeinsam mit ihren

Patienten Ziele erarbeiten. Außerdem seien solche spielerischen Distanzierungstechniken

auch eine sinnvolle Methode im Rahmen der VT. Eine andere Therapeutin hingegen sieht

das externalisierende Element der dramatherapeutischen Distanzierungstechniken als

eher untypisch für die VT an. Typische Vorgehensweisen der VT, um Distanz zu schaffen,

seien entgegen der beschriebenen dramatherapeutischen Methoden: theoretische

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Auseinandersetzungen, das Führen von Gesprächen, Arbeiten mit dem Internet und mit

Literatur.

Insgesamt kommen alle sieben befragten Therapeuten zu dem Ergebnis, dass sie sich

eine Ergänzung des suchtherapeutischen Angebotes in ihren Kliniken durch eine

Dramatherapie, die mit verschiedenen Distanz schaffenden Methoden arbeitet, vorstellen

können. Von einer Therapeutin wird kritisch angemerkt, dass sie diese Vorgehensweisen

als einen guten Einstieg in Themen betrachte, aber nicht als dauerhaft anzuwendende

Methode. (Tabelle 27, S.64)

Des Weiteren wurde den Verhaltenstherapeuten die Szenenarbeit der DT vorgestellt.

Diese typisch dramatherapeutische Vorgehensweise wurde dabei wie folgt geschildert: „In

der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen

erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht

sich selbst, sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum,

dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen, in dem er

anders sein kann, als er es sonst ist, und in dem er sich ausprobieren kann.

Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und

gefördert werden. Die Motivation, mit Verhaltens- und Ausdrucksweisen experimentieren

zu wollen, soll gestärkt werden“ (Anhang 3, Interviewleitfaden). Emunah (1994) beschreibt

die Szenenarbeit als zweite Phase der DT (vgl. Kap. „Phasen der dramatherapeutischen

Arbeit“, Tabelle 7). Ein wichtiges Element dieser Phase ist der Schutz des „Spielsraums“,

in dem Verhalten nicht problematisiert wird und Patienten den Raum bekommen, selbst

auf ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen zu kommen (Emunah, 1994).

Alle sieben Verhaltenstherapeuten können sich ein solches Vorgehen als Ergänzung der

Suchttherapie in den eigenen Kliniken vorstellen. Drei Therapeuten geben an, dass es

denkbar sei, dass die Patienten sich ausprobieren und ihr eigenes Verhaltensrepertoire

durch diese Methoden vergrößern können. Andere sehen eine hilfreiche Unterstützung für

den Therapieprozess auch dadurch, dass neue Materialen gewonnen werden und bereits

die Wahl einer Rolle etwas über die Patienten aussagen könne. Ebenfalls könnten solche

Methoden den Patienten Zugang zu anderen Seiten der eigenen Person und zu eigenen

Gefühlen ermöglichen. (Tabelle 28, S.65)

Eine Verhaltenstherapeutin berichtet aus Erfahrung mit der Szenenarbeit als Ergänzung

zur Aufstellungsarbeit in der VT, dass die DT eine gute Ergänzung darstelle, weil sie

einzelne Aspekte der Aufstellungsarbeit aufgreifen und durch ihre differenzierten

Darstellungsmöglichkeiten vertiefen könne. Ihrer Meinung nach ist es so, dass die VT

spontan Aspekte der Szenenarbeit in ihren Therapieprozessen einsetzt. Die DT könne

diese gut fortführen, da sie gezielter, mit festeren Techniken und im Umgang mit diesen

Techniken professioneller ausgebildet an der VT anknüpfen könne. (Tabelle 28, S.65)

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Ein Verhaltenstherapeut gibt an, dass ihn die Szenenarbeit an seine Vorgehensweise

erinnere, im Rollenspiel die Situation eines Patienten durch Mitpatienten darstellen zu

lassen. Eine andere Therapeutin sagt, sie kenne solche Methoden aus

psychodramatischen Übungen und Arbeitsgruppen. Der Unterschied zur VT sei, dass

diese konkret im Hier und Jetzt mit der Person arbeite, zum Beispiel mit Rollentausch,

sich aber nicht in der Fantasie bewegen würde. (Tabelle 28, S.65)

Kritisch sei die Szenenarbeit zu betrachten, wenn keine direkte Verbindung zur

Suchtproblematik hergestellt würde, da dann die Gefahr bestände, einfach nur tolle Dinge

auszuprobieren ohne jeglichen Zusammenhang. Ebenfalls kritisch wird angemerkt, dass

der große Freiraum der Vorgehensweise die Patienten überfordern könne. Auch sei es

gut vorstellbar, dass die Angst der Patienten vor Neuem und vor Veränderung ein zu

großes Hindernis für diese Herangehensweise sei. (Tabelle 28, S.65)

Der Einsatz der Szenenarbeit im Rahmen ihres eigenen Beschäftigungsfeldes wird dann

von einigen Verhaltenstherapeuten auch an Bedingungen geknüpft. Eine deutliche

Verbindung mit der Suchtthematik sei notwendig. Ebenso müssten die Patienten in der

Lage sein, sich über innere Barrieren hinwegsetzen zu können. Außerdem müsse der

anleitende Therapeut im Stande sein, zum einen die Methoden authentisch und humorvoll

vermitteln zu können und zum anderen durchzugreifen, wenn vonseiten der Patienten zu

viel getestet werde.

Als letzter Ansatz der Dramatherapie wurden Rollenspiele vorgestellt, bei denen konkrete,

reale Lebenssituationen durchgespielt werden und bestehende Probleme, Konflikte,

Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert werden können. Im Sinne der

Dramatherapie als „Labor“ und „Experimentierraum“ können alternative Verhaltensweisen

gesucht, ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben außerhalb der

Therapiegruppe angewandt werden. Rollenspiele und die Erprobung der Realität stellen

die dritte Phase der Dramatherapie laut Emunah (1994) dar (vgl. Kap. „Phasen der

dramatherapeutischen Arbeit“, Tabelle 7). In Methoden, wie zum Beispiel „JoBlagg“ und

dem Playbacktheater, werden Rollenspiele in der DT in einen zusätzlichen methodischen

Kontext eingebunden (vgl. Kap. „Methoden und Techniken der Dramatherapie“).

Rollenspiele sind auch in der VT eine Standardmethode (vgl. Fliegel, 2009) und werden

ebenfalls in der Suchttherapie eingesetzt (Lindenmeyer, 2005; Petry, 1996). Besonders

häufig kommen Rollenspiele in der VT im Rahmen des Trainings sozialer Kompetenzen

zum Einsatz (Hinsch & Pfingsten, 2007; Pfingsten, 2009) und im Zusammenhang mit der

Rückfallprävention (Altmannsberger, 2004; Körkel et al., 2003).

Allen sieben Verhaltenstherapeuten sind Rollenspiele aus der eigenen Arbeit vertraut. Sie

werden von ihnen als eine wichtige Methode der VT angesehen. Einige Experten

bedauern in den Interviews, dass die Zeit für den Einsatz von Rollenspielen häufig sehr

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knapp sei. Laut der befragten Verhaltenstherapeuten dienen Rollenspiele als Übungs-

und Experimentierfeld und als Möglichkeit des Kompetenzerwerbs bezüglich

verschiedener kommunikativer Fähigkeiten: Reden, körperliches Verhalten, Mimik und

Gestik. Rollenspiele würden auch häufig im sozialen Kompetenztraining und im

Ablehnungstraining eingesetzt. Sie dienen außerdem der Möglichkeit des

Perspektivwechsels. (Tabelle 29, S.67)

Bei Rollenspielen in der VT sei es empfehlenswert, sie mit der Kamera aufzunehmen.

Außerdem sollte das eingeübte Verhalten im Anschluss immer in der Realität überprüft

werden. Ein Therapeut gibt an, dass Rollenspiele möglichst in der Gruppe und unter

Einbeziehung derselben stattfinden sollten. (Tabelle 29, S.67)

Der Unterschied zu den Rollenspielen der DT bestehe darin, so eine der

Verhaltenstherapeutinnen, dass die Rollenspiele der VT häufig manualisierter seien, zum

Teil durch Arbeitsblätter unterstützt würden und dadurch weniger persönlich ausfielen als

die der DT. Die Rollenspiele der Dramatherapie würden hingegen mehr Raum bieten, die

persönlichen Kompetenzen der Betroffenen in persönlichen Situationen zu vertiefen.

Vereinzelt werden durch die befragten Verhaltenstherapeuten auch spielerische

Herangehensweisen beschrieben. Zum Beispiel sei es möglich, die gleiche Situation in

verschiedenen Gemütszuständen zu spielen. Oder es werde mit fiktiven Situationen

gearbeitet. Als Beispiel wird die Situation eines fiktiven Kinobesuchs benannt, bei der

Mitspieler instruiert werden, bestimmte Verhaltensweisen zu spielen, und der Betroffene,

welcher die Instruktionen nicht kennt, üben soll, sich in der entstehenden Situation

durchzusetzen. (Tabelle 29, S.67)

Ergänzend wurde durch eine Verhaltenstherapeutin bezüglich der DT insgesamt

festgestellt, dass sie überraschend vertrauter war als zunächst angenommen. Es werde

außerdem einiges aus der DT bereits umgesetzt, im Rahmen einer Kurzzeittherapie sei

mehr jedoch nur schwer möglich. Der Zeitaspekt wurde auch von anderen

Verhaltenstherapeuten als bedenklich eingestuft. Die DT scheine viel Zeit zu benötigen.

Es sei schwer vorstellbar, wie dies in die knappen Therapiezeiten zu integrieren sei.

(Tabelle 30, S.67)

Eine andere Therapeutin gab an, dass sie es wünschenswert fände, Dramatherapeuten in

der Klinik zu haben, da der spielerische Ansatz gerade bei stark kognitiven und

leistungsorientierten Patienten zum Lösen gut vorstellbar sei. Es wurde der Wunsch nach

mehr emotionsfördernden Methoden geäußert.

Bezüglich der konkreten Umsetzung der DT als Ergänzung im Rahmen der klinischen

Suchttherapie wurde darauf hingewiesen, dass die DT nicht separat oder als einzelnes

Angebot laufen dürfe, sondern in jedem Fall wie alle anderen Therapiebausteine auch ins

Team mit eingebunden werden müsse. DT müsse einen therapeutischen Prozess

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bedeuten. Ein guter Austausch sei wichtig. Im Rahmen der Suchttherapie könne die DT

ansonsten auch kontratherapeutisch sein, da die Gefahr bestehe, dass sie dann nur als

„nette Spielchen“ wahrgenommen werde, so eine der Verhaltenstherapeutinnen. Spaß sei

den Patienten auch aus Zeiten des Suchtmittelkonsums bekannt, das müsse nicht

vordergründig vermittelt werden. Auch ginge die therapeutische Bedeutung der DT dann

verloren. (Tabelle 30, S.67)

Eine andere Therapeutin gibt an, dass DT auch als Einzeltherapie vorstellbar sei. Darüber

hinaus könne sie es sich gut vorstellen, dass die Patienten zu Beginn und in der letzten

Phase, der Therapie an der DT teilnehmen könnten. Bezüglich der mittleren Phase in der

es um eine persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Identität gehe, könne sie

sich DT für einzelne Patienten vorstellen. Wichtig wäre es auch, genaue Kriterien für

Indikation und Kontraindikation festzulegen und sozusagen ein Warnsystem zu integrieren

anhand dessen man über Teilnahme oder Nichtteilnahme entscheiden könne. (Tabelle

30, S.67)

Aus der Erfahrung mit Dramatherapeuten wird kritisch angemerkt, dass

Dramatherapeuten sich zu oft damit arrangieren würden, nicht als vollwertiger

Therapiebaustein gesehen zu werden und mehr nebenherzulaufen. Die

Dramatherapeuten müssten stärker für sich eintreten. (Tabelle 30, S.67)

Abschließend sei bezüglich der vier vorgestellten Ansatzpunkte der DT noch einmal

darauf hingewiesen, dass sie zwar zur besseren Besprechung einzeln dargestellt wurden,

in der dramatherapeutischen Praxis aber in der Regel kombiniert werden. Abhängig von

Therapieprozess, Zielsetzung und Patienten können die Methoden ineinander übergreifen

und sich gegenseitig als Einleitung, Vertiefung oder auch Abrundung dienen.

7. Résumé Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten

in der Suchttherapie häufig gleiche Ziele verfolgen, dabei aber neben ähnlichen

Vorgehensweisen stellenweise unterschiedliche Schwerpunkte setzen und zum Teil

unterschiedliche Methoden anwenden. Beide Therapieformen scheinen sich damit gut zu

ergänzen und jeweils voneinander profitieren zu können. Die befragten

Verhaltenstherapeuten können sich eine Ergänzung der Suchttherapie durch die

Dramatherapie vorstellen, halten sie zum Teil sogar für wünschenswert, knüpfen sie

teilweise aber auch an Bedingungen. Es wäre interessant, in einer weiteren Studie zu

erfragen, inwieweit Dramatherapeuten die Verhaltenstherapie als eine sinnvolle

Ergänzung ansehen.

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Die Interviews mit den Verhaltenstherapeuten zeigten auch, dass die Dramatherapie in

der klinischen Suchtrehabilitation größtenteils nicht bekannt ist.

Für eine zukünftig stärkere Integration der Dramatherapie in die suchttherapeutischen

Kliniken scheint es daher wichtig zu sein, mehr Aufklärung bezüglich der Dramatherapie

zu leisten. Ziel wäre es, Ihre Vorgehensweisen bekannt zu machen und auf die Tatsache

hinzuweisen, dass im Rahmen der Klassifikation therapeutischer Leistungen (KTL) der

medizinischen Rehabilitation (Deutsche Rentenversicherung, 2007) die Theatertherapie

(Synonym: Dramatherapie; vgl. „Kap. „Definition und Begriffsklärung“) als Teil der

Therapiestandards angegeben werden kann. Hierfür wäre es wünschenswert, dass ein

theoretisches Konzept für die dramatherapeutische Arbeit in der klinischen Suchthilfe

formuliert wird. Dabei ginge es nicht darum, die Vielfältigkeit der Dramatherapie im Sinne

eines Moduls festzulegen und eventuell einzuschränken, sondern darum, Transparenz

bezüglich ihrer Vorgehensweise und Möglichkeiten zu schaffen. Die vorliegenden

Ergebnisse könnten eine erste Grundlage für solche Überlegungen bieten. Eine

theoretische Erläuterung könnte dabei helfen, die Dramatherapie für Vertreter anderer

Disziplinen verständlicher zu machen und ihre Akzeptanz damit zu erhöhen. Gleichzeitig

wäre es gut, die Effektivität der Dramatherapie in der Suchthilfe durch empirische Studien

zu unterbauen.

Bei der Auswertung der vorliegenden Studie wurde die Entscheidung getroffen, eine

therapeutenübergreifende Darstellung der dramatherapeutischen und

verhaltenstherapeutischen Verfahrensweisen vorzunehmen, um den Schwerpunkt auf die

beiden Therapieformen und weniger auf die Personen der einzelnen Therapeuten zu

legen. In der Konsequenz bedeutet dies den Verlust der Facetten der jeweils

personenspezifischen Vorgehensweise. Bereits die vorliegenden Ergebnisse lassen

erkennen, dass sowohl die DT als auch die VT durch die jeweiligen Therapeuten ganz

unterschiedlich umgesetzt wird. Eine erneute und auf die einzelnen Therapeuten

ausgerichtete Auswertung der Interviewtranskripte könnte ein Bild dieser vielfältigen und

individuellen Ausführungsmöglichkeiten der Dramatherapie und Verhaltenstherapie

geben.

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Erklärung Hiermit versichere ich, die vorliegende Masterthesis ohne unerlaubte fremde Hilfe nur mit

den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die den

Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht worden. Diese Arbeit hat

in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen.

Köln, Januar 2013 Anika Becker

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Anhang

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Anhang 1 Informationsschreiben Anika Becker Köln Tel.: 0221 16890400 / Mobil: 0176 29468551 [email protected]

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich wende mich an Sie als Experten im Bereich der Suchttherapie und würde mich freuen, wenn

Sie sich einen Moment Zeit nehmen um dieses Anschreiben zu lesen.

Als angehende Suchttherapeutin arbeite ich auf einer Station zur qualifizierten Entgiftung und

Motivationsbehandlung von alkohol- und medikamentenabhängigen Frauen und Männern im St.

Vinzenz-Hospital, Dinslaken. Berufsbegleitend absolviere ich den Masterstudiengang „Suchthilfe“

an der Katholischen Hochschule in Köln. Zurzeit beschäftige ich mich mit meiner Masterthesis.

In einer qualitativen Studie setze ich mich mit dem Thema der Motivationsförderung bei

Suchtpatienten auseinander, wobei es mir um einen Einblick in individuelle therapeutische

Herangehensweisen geht. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne Interviews mit

Dramatherapeuten und Verhaltenstherapeuten durchführen. Dabei soll es auch um die Frage nach

Unterschieden und Übereinstimmungen beider Therapieformen bezüglich Motivationsförderung

und Motivationsaufrechterhaltung gehen.

Ich hoffe, auf diese Weise eine Sammlung unterschiedlichster Interventionen und Methoden zur

Motivationsförderung und Motivationsaufrechterhaltung zu erhalten.

Um die Interviews analysieren zu können, werden sie auf Tonband aufgenommen, anonymisiert

und nach Fertigstellung der Masterarbeit gelöscht. Ich selbst unterliege als Interviewerin der

Schweigepflicht. Ich gehe davon aus, dass das Leitfadeninterview etwa 45 Minuten dauert.

Zur Erhebung von Basisdaten zu Ihrer Person schicke ich Ihnen beigefügt einen zusätzlichen

Fragebogen mit. Ich möchte Sie bitten, wenn Sie sich zu einer Teilnahme entscheiden können,

diesen auszudrucken und ausgefüllt zum Interview mitzubringen.

Es wäre toll, wenn Sie mich unterstützen würden und sich für ein Interview zur Verfügung stellen

könnten. Vielleicht dient es ja einer kleinen Entwicklung der Suchttherapie.

Bei einer Zustimmung zum Interview werde ich mich schnellst möglich mit Ihnen für eine

Terminabsprache in Verbindung setzen.

Für Fragen stehe ich natürlich jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Anika Becker

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Anhang 2 Fragebogen zur Erhebung von Basisdaten

Ich bitte Sie den vorliegenden Fragebogen vor dem vereinbarten Interviewtermin auszufüllen und

zu diesem mitzubringen.

Der Fragebogen wird anonymisiert und unterliegt der Schweigepflicht. Datum:

weiblich männlich Alter:

Berufliche Grundqualifikation: (Mehrfachnennung möglich) Psychologe / Psychologin

Dramatherapeut /Dramatherapeutin

Arzt /Ärztin

Sozialarbeiter / Sozialarbeiterin

Sozialpädagoge / Sozialpädagogin

Schauspieler / Schauspielerin

Sonstiges:________________________________________________________________

Weitere berufliche Qualifikationen / therapeutische Ausbildungen:

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Ausbildung in einer bestimmten therapeutischen Schule: (Mehrfachnennung möglich)

Verhaltenstherapie

Tiefenpsychologisch orientierte Therapie

Psychoanalyse

Systemtherapie

Humanistische Therapie

Dramatherapie

nicht zutreffend

Sonstige:_________________________________________________________________

Spezielle Weiterbildungen zum Bereich Motivation / Motivationsförderung

Ja Nein

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Welche:

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Dauer der beruflichen Tätigkeit im Suchthilfebereich in Jahren:___________________

Art der Suchthilfeeinrichtung:

Entzugsstation

Qualifizierte Entgiftung und Motivationsbehandlung

Stationäre Rehabilitation

Sonstiges:_______________________________________________________________

Klientel: (Mehrfachnennung möglich)

Alkoholabhängige

Alkohol- und Medikamentenabhängige

Illegal Drogenabhängige

Mehrfachabhängige

Einzeltherapie:

Ja Nein

Gruppentherapie:

Ja Nein

Die Gruppen werden gemeinsam mit einem Co-Therapeuten durchgeführt:

Ja Nein Durchschnittliche Anzahl der Patienten in den Therapiegruppen:_________________ Durchschnittliche Verweildauer der Patienten in der Therapie (in Wochen):_________

Welchen Kontakt gibt es mit den Patienten außerhalb der Gruppen- und Einzeltherapien: (Mehrfachnennung möglich)

Visiten

Organisatorische Gesprächsrunden

Gruppen zur Vorbesprechung des Wochenendes

Gruppen zur Nachbesprechung des Wochenendes

Kurze Einzelkontakte für organisatorische Dinge

Keinerlei sonstigen Kontakt

Sonstiges:_______________________________________________________________________

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Anhang 3

Im folgenden ist der Interviewleitfaden für die Interviews mit den Verhaltenstherapeuten

abgebildet. Er umfasst zwei Zusatzfragen mit vier Unterfragen die im Interviewleitfaden

der Dramatherapeuten nicht enthalten sind. Da die Leitfäden ansonsten

übereinstimmen, wurde darauf verzichtet auch den Interviewleitfaden der

Dramatherapeuten abzubilden.

Interviewleitfaden Leitfrage / Erzählaufforderung Zu erfassendes

Konstrukt Aufrechterhaltungsfrage/

Steuerungsfrage/ Vertiefungsfrage

1. Ich freue mich, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Mich interessiert Ihre ganz persönliche Vorgehensweise in der Therapie. Wie Sie in meiner Anfrage gelesen haben geht es um das Thema Motivation. Wie sieht Ihre Lieblingsmethode aus, um die Therapiemotivation Ihrer Patienten am Anfang der Therapie zu wecken?

Präferierte Methode zu Beginn der Therapie

Was tun Sie, um Patienten zu Beginn der Therapie zum Mitmachen zu motivieren? Wie sehen Ihre Lieblingsmethoden aus um die Patienten dazu zu motivieren in die Therapie einzusteigen?

2. Was tun Sie um die Motivation Ihrer Patienten sich mit sich selbst auseinander zusetzen, möglichst über den gesamten Verlauf der Therapie aufrecht zu erhalten?

Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich Auseinander-setzung mit sich selbst.

Was tun Sie, wenn Sie merken, dass Patienten sich nicht länger mit sich selbst auseinandersetzen möchten? In wie weit spielt es Ihrer Meinung nach eine Rolle für die Motivation der Patienten diese über Ziel und Wirkung der einzelnen angewandten Methoden aufzuklären? In wie weit spielen Gefühle bezüglich der Motivation der Patienten in Ihrer Therapie eine Rolle und in welcher Form arbeiten Sie mit diesen? Wie gehen Sie mit Ängsten und Unsicher-heiten in der Therapie um? In wie weit motivieren Sie die Patienten zur Reflektion eigener Verhaltensweisen und zur Veränderung derselben?

3. Welche Methoden und Interventionen wenden Sie an um die Patienten zur

Aufrechterhaltung der Motivation

In welcher Form gehen Sie mit Themen wie Abstinenz

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Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuhalten?

bezüglich der Auseinander -setzung mit der eigenen Abhängigkeit

und Verhaltensänderungen um? Greifen Sie mögliche Ambivalenzen der Patienten in Ihren Therapien auf und wenn ja wie tun Sie das? In wie weit setzen Sie sich mit der Motivation Ihrer Patienten zu Konsumieren auseinander? Gibt es bestimmte Themen oder Methoden durch die Sie ihrer Meinung nach Patienten schneller motivieren können?

4. Nachdem es um die Aufrechterhaltung der Motivation während des Therapieverlaufs ging, möchte ich jetzt auf drei einzelne Beispiele zu sprechen kommen. Wenn Sie sich einen Patienten vorstellen der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem Sie selbst aber das Gefühl haben, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen nicht verändern möchte, wie gehen Sie mit diesem Patienten um?

Umgang mit geringer Veränderungs- motivation

Der Patient möchte sich scheinbar nicht verändern, was tun Sie? Wie gehen Sie mit Patienten um bei denen Sie den Eindruck haben, dass sie Ihnen scheinbar etwas vorspielen und eigentlich keine Motivation zur Veränderung haben? Was erleben Sie in der Arbeit mit solchen Patienten als besonders hilfreich? Beschreiben Sie bitte was Sie genau tun. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

5. In einer anderen Situation könnte es vorkommen, dass Sie aus der Anamnese oder Berichten von Kollegen wissen, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und dass der Patient selbst auch immer wieder äußert, dass er nicht weiß ob diese Therapie wirklich das Richtige für ihn ist. Wie gehen Sie mit einem solchen Patienten um?

Umgang mit unklare Behandlungs- motivation Thema Selbst- und Fremdmotivation

Was erleben Sie in der Arbeit mit solchen Patienten als besonders hilfreich? Wie unterstützen Sie einen Patienten dabei sich auf seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu konzentrieren? Wodurch gelingt es Ihnen bei Ihren Patienten die Selbstverantwortung und Eigenmotivation anzustoßen? In welcher Form gehen Sie auf die Einflüsse von außen Stehenden ein?

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Können Sie mir beschreiben woran Sie merken, dass die Behandlungsmotivation des Patienten zunimmt? Können Sie auch hier ein konkretes Beispiel nennen?

6. Erfahrungen zeigen, dass es in der Therapie auch immer wieder zu plötzlichen Krisen kommen kann und Patienten manchmal aus unterschiedlichsten Gründen die Therapie plötzlich abbrechen möchten. Wie reagieren Sie auf eine solche Situation?

Umgang mit Krisen

Haben Sie mit bestimmten Interventionen oder Methoden gute Erfahrungen gemacht auf die Sie in einem solchen Fall zurückgreifen. Wenn ja wie sehen diese aus? Fällt Ihnen ein Beispiel dazu ein? Und wenn ja wie sieht dieses aus? Mögliche Beispiele: Mehrbettzimmer, Nachbar schnarcht Freunde oder Familiemitglieder rufen an und plötzlich ist das Zuhause wichtiger Konflikte mit Mitpatienten Konflikte mit Mitarbeitern.

7. Welche verhaltenstherapeutische Methode zur Motivationsförderung finden Sie besonders effektiv?

Was beeinflusst Ihrer Meinung nach die Motivation der Patienten am meisten?

8. Sie haben mir jetzt verschiedene Vorgehensweisen in Ihrer Arbeit mit Patienten beschrieben, um die Motivation der Patienten zu halten oder zu fördern. Welche ganz persönlichen Ideen und Vermutungen haben Sie im Zusammenhang mit diesen Interventionen und Methoden bezüglich der Wirkfaktoren?

Wirkfaktoren bezüglich Motivationsförder-ung

Warum stärkt das was Sie tun die Motivation der Patienten? Es geht nicht um wissenschaftlich nachgewiesene Wirkfaktoren, sondern um das was Sie persönlich als Grund für die Wirkung vermuten. Was ist das spezifisch motivierende an der VT? In wie fern stellen die motivationsfördernden Möglichkeiten der VT etwas besonderes dar?

Zusatzfrage VT 1: Im Rahmen dieser Studie befrage ich, wie sie ja wissen, neben Verhaltenstherapeuten auch

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Verhaltenstherapeuten auch Dramatherapeuten. Ich werde Ihnen jetzt erst kurz beschreiben, was Dramatherapie überhaupt ist und Ihnen dann vier Ansatzpunkte der DT vorstellen. Der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Ich werde Ihnen im folgenden vier Methoden aus der Dramatherapie vorstellen bei denen es unter anderem auch darum geht die Patienten dazu zu ermutigen sich mit sich selbst auseinander zusetzen. Ich möchte Sie bitten mir nach jeder Methode kurz mitzuteilen was sie von dieser Methode halten. 1. In der Dramatherapie werden interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Was halten Sie von dieser Methode?

Interaktive gruppen-dynamische Bewegungsspiele

Kennen Sie die Methode bereits? Und wenn ja aus welchem Kontext? Sehen Sie in dieser Methode Unterschied und Übereinstimmungen mit der VT?

Inwieweit können Sie sich vorstellen, dass die beschriebene Vorgehensweise eine sinnvolle Ergänzung, im Bereich der künstlerischen Therapien, in der Suchttherapie darstellen können? Können Sie sich einen Einsatz der DT in Ihrer Institution vorstellen?

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2. Die Dramatherapie arbeitet unter anderem mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Pat. X weiterhin Alkohol zuhause aufbewahren will nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Was halten Sie von dieser Methode? 3. In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen indem er anders sein kann als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhalten- und Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen, soll gestärkt werden. Was halten Sie von dieser Methode?

4. In Rollenspielen werden in der Dramatherapie konkrete reale Lebenssituationen durchgespielt und bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden. Was halten Sie von dieser

Distanzierungs-techniken Szenenarbeit Rollenspiele

Kennen Sie die Methode bereits? Und wenn ja aus welchem Kontext? Sehen Sie in dieser Methode Unterschied und Übereinstimmungen mit der VT?

Inwieweit können Sie sich vorstellen, dass die beschriebene Vorgehensweise eine sinnvolle Ergänzung, im Bereich der künstlerischen Therapien, in der Suchttherapie darstellen können? Können Sie sich einen Einsatz der DT in Ihrer Institution vorstellen?

Kennen Sie die Methode bereits? Und wenn ja aus welchem Kontext? Sehen Sie in dieser Methode Unterschied und Übereinstimmungen mit der VT?

Inwieweit können Sie sich vorstellen, dass die beschriebene Vorgehensweise eine sinnvolle Ergänzung, im Bereich der künstlerischen Therapien, in der Suchttherapie darstellen können? Können Sie sich einen Einsatz der DT in Ihrer Institution vorstellen?

Kennen Sie die Methode bereits? Und wenn ja aus welchem Kontext? Sehen Sie in dieser Methode Unterschied und Übereinstimmungen mit der VT?

Inwieweit können Sie sich

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Methode?

vorstellen, dass die beschriebene Vorgehensweise eine sinnvolle Ergänzung, im Bereich der künstlerischen Therapien, in der Suchttherapie darstellen können? Können Sie sich einen Einsatz der DT in Ihrer Institution vorstellen?

Zusatzfrage VT 2: Wollen Sie bezüglich der Dramatherapie noch etwas ergänzen?

Ergänzungen zur DT

9. Und als letzte Frage: Gibt es Ihrer Meinung nach noch wichtige Aspekte bezüglich Ihrer therapeutischen Arbeit und dem Thema Motivation / Motivationsförderung der Patienten welche noch nicht benannt wurden? Was möchten Sie noch ergänzen?

Ergänzungen Abrundung

Fehlt ihrer Meinung nach noch etwas?

Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview.

Abschluss

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Anhang 4 Vorgaben zur Transkription

das gesprochene Wort transkribieren Dialektfärbungen werden eingedeutscht (ham wa = haben wir). Echte Dialektausdrücke

bleiben und werden nach Gehör geschrieben alle anderen nonverbalen Äußerungen nicht mittranskribieren

„mhm“, „äh“, „ne“ usw. weglassen Unverständliches mit Punkten versehen/ darstellen

Abbrüche oder längere Pausen mit - kennzeichnen. Bei längen Pausen mehrere ---

Werden Namen von Einrichtungen oder Personen genannt durch XXX ersetzen. Die Namen

der Einrichtungen dürfen nicht im Text auftauchen.

Formatierung: 1,5 Zeilenabstand Schriftart: Arial

Schriftgröße: 11

Tabellenform, 3 Spalten (siehe Beispiel unten)

Spalte 1: durchlaufende Nummerierung der gesprochenen

Einheiten Spalte 2: „I“ Als Zeichen dafür, dass die Interviewerin spricht

„E“ Als Zeichen dafür, dass der Experte spricht

Spalte 3: transkribierter Text

Überschrift: „Interview Transkription DT1“

Die DT Nummerierungen (2,3,4 usw.) stehen jeweils

in den Kassettenhüllen und dienen als Kennzeichen

zur Unterscheidung der einzelnen Interviews. Namen

der Interviewten dürfen nicht aufgeführt werden.

Beispiel:

Interview Transkription DT1

1. I

2. E

3. I

4. E

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Anhang 5 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 1: Präferierte Methode zu Beginn der Therapie Fall Text-

stelle Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 8 Übung in der Gruppentherapie: Klatscher wird weitergegeben und dadurch Kontakt gemacht, Augenkontakt

Gruppentherapeutische Übung: Klatschspiel

DT1 8 Klatscher jeweils zum Nachbarn weiter geben und ab einem bestimmten Moment auch die Richtung wechseln

Klatschspiel

DT1 8 Eine dynamische Übung bei der Spielfreude entsteht Dynamik und Spielfreude entstehen DT1 8 Zeigt eine basale Art der Dramatherapie: Nonverbal Kontakt machen, Spielfreude herstellen. Basale Form der Dramatherapie DT1 8 Übung als Observationsmittel interessant Observationsmittel DT1 8 Solche Observationen kann man direkt nutzen um an den entsprechenden Themen mit den

Patienten weiter zu arbeiten Observationen zum Einstieg in die weitere therapeutische Arbeit nutzen

DT1 8 Patienten spiegeln was observiert wurde Observationen spiegeln

K1.1 Anfangsübung in der Gruppentherapie z.B.: „Klatschspiel“ Klatscher an den Nachbarn geben, Blickkontakt machen. Richtung kann im Spielverlauf gewechselt werden.

Dynamik und Spielfreude entsteht K1.2 Solche Übungen sind Observationsmittel für den Therapeuten.

Möglichkeiten: Pat. Observationen spiegeln Observationen als Einstieg in die weitere therapeutische

Arbeit verwenden.

DT2 2 Keine direkte Lieblingsmethode Keine Lieblingsmethode DT2 2 Patienten erst mal kommen lassen und schauen wo man ihn abholen kann Patienten kommen lassen und sich auf ihn abstimmen DT2 2 Anfang kann rein bewegungsmäßig sein Am Anfang nur Bewegungsübungen DT2 2 Anfang kann ein Gespräch sein Am Anfang nur ein Gespräch DT2 2 Am Anfang mit etwas anfangen was dem Patienten vertraut ist Abstimmen auf den Patienten DT2 2 Nicht direkt mit einer Methode ansetzen Nicht sofort eine Methode DT2 2 Kann Patient sich öffnen, dann ist eine gerne angewandt Methode. Befindlichkeit als Statur

darstellen Ist der Patient soweit: Einstiegsmethode: Befindlichkeit als Statur darstellen

DT2 4 Pat. wird eingeladen sich einen Platz: im Raum zu suchen den er für sich gerade angenehm findet

Platz im Raum suchen der sich angenehm anfühlt

DT2 4 Soll sich vorstellen er sei ein Künstler der Skulpturen herstellt und gleichzeitig sei er auch das Material des Künstlers

Künstler stellt Skulpturen her und ist gleichzeitig das Material

DT2 4 Der Künstler wolle eine Skulptur darstellen die durch die Haltung der Skulptur die aktuelle Befindlichkeit des Pat. ausdrückt

Haltung der Skulptur drückt Befindlichkeit aus

K1.3 Keine direkte Lieblingsmethode K1.4 Patient kommen lassen und sich auf ihn abstimmen, etwas machen

was ihm vertraut ist, z.B. indem zuerst nur: Bewegungsübung Ein Gespräch

K1.5 Kann der Patient sich öffnen, ist er angekommen ist eine mögliche Einstiegsmethode:

„Befindlichkeit als Statur darstellen“: Platz im Raum suchen der sich angenehm anfühlt, die Rolle des Künstlers und gleichzeitig die des Materials übernehmen, Skulptur so formen, dass sie die Befindlichkeit des Pat. ausdrückt

DT3 2 In der Gruppenarbeit sind ganz einfache Übungen bei denen die Patienten sich sicher und wohl fühlen am Anfang am wichtigsten

Einfache Übungen zu Beginn der Gruppenarbeit

DT3 2 Wichtig ist, dass die erste Angst vor dem Spielen genommen wird Angst vor dem Spielen nehmen DT3 2 Dass eine Art Zusammenarbeit entsteht Zusammenarbeit fördern DT3 2 Dass Vertrauen in der Gruppe und zu mir als Therapeutin entsteht Vertrauen in Gruppe und Therapeuten entwickeln DT3 2 Das die Patienten in der aller ersten Stunde schon ein Erfolgserlebnis haben Erfolgserlebnis DT3 2 Dass Patienten zum Beispiel merken, das sie etwas können was sie sich vorher nicht zugetraut

haben Neue Kompetenzen entdecken

K1.6 Einfache Übungen zu Beginn der Gruppenarbeit um: Angst vor dem Spielen nehmen Zusammenarbeit fördern Vertrauen in Gruppe und Therapeuten entwickeln Erstes Erfolgserlebnis zu haben Neue Kompetenzen zu entdecken

DT3 4 Anfangsübungen meistens im Kreis, z.B. Klatscher mit Händen im Kreis weitergeben, Klatscher kann schnell die Richtung ändern

Anfangsübungen im Kreis,

DT3 4 Erklärung: Übung zur Konzentrationsförderung um sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren Konzentrationsförderung auf das Hier und Jetzt DT3 4 Eine Art Start um andere Dinge erst mal zu vergessen Abschalten DT3 4 Man wird gezwungen nicht nachzudenken sondern geht direkt in die Erfahrung Nicht Denken sondern Handeln DT3 4 Aus dem Kopf raus und ins Tun kommen Nicht Denken sondern Handeln DT3 4 Übungen bei denen gelacht wird Lachen

K1.7 Anfangsübungen meistens im Kreis (z.B. einen schnellen Klatscher weitergeben der die Richtung wechseln kann) Ziel dabei:

Konzentrationsförderung auf das Hier und Jetzt Nicht Denken sondern Handeln Abschalten Lachen können

DT4 2 Lieblingsmethode ist es das Tempo am Anfang der Stunde nicht fallen zu lassen Lieblingsmethoden: Tempo am Anfang der Stunde nicht fallen lassen

DT4 2 Immer kurze Anfangsrunde Kurze Anfangsrunde DT4 2 Wichtigste Frage: Wollen Patienten am Anfang der Dramatherapie irgendwas mitteilen, damit sie

ankommen können? Wichtigste Frage: Wollen Patienten am Anfang der Dramatherapie irgendwas mitteilen, um anzukommen?

DT4 2 Gibt es Wünsche oder Themen für die Stunde? Gibt es Wünsche oder Themen für die Stunde? DT4 2 Patienten können ankommen ohne viel reden zu müssen wenig reden

K1.8 Tempo am Anfang der Therapie nicht fallen lassen durch: Kurze Anfangsrunde Wenig reden Sondern nur: Frage ob Patienten etwas mitteilen wollen Frage ob es Wünsche oder Themen gibt

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DT4 2 Reden wird kurzgehalten wenig reden DT4 4 Aufwärmspiel nach der Anfangsrunde Aufwärmspiel nach der Anfangsrunde DT4 4 Bewegungsorientiertes Spiel zur Konzentration und um im Körper anzukommen, Beispiel: „Sip

Sap Sup“ = Klatscher in die richtige Richtung mit dem richtigen Wort weitergeben Bewegungs- und Konzentrationsspiel „Sip Sap Sup“

DT4 4 „Packe meinen Koffer“ als Pantomimespiel: der Gegenstand der in den Koffer gepackt wird wird pantomimisch dargestellt und durch die Gruppe im weiteren Verlauf wiederholt

Pantomimespiel „Ich packe meinen Koffer“

DT4 4 Ein Konzentrations- und Bewegungsspiel Konzentrations- und Bewegungsspiel

K1.9 Aufwärmspiele, Konzentrations- und Bewegungsspiele, nach der Anfangsrunde:

„Sip Sap Sup“ (Klatscher in die richtige Richtung mit dem richtigen Wort weiter geben)

Pantomimespiel „Ich packe meinen Koffer“ (Gegenstände pantomimisch darstellen die in den Koffer gepackt werden)

DT5 2 Kleiner Übungsaufbau zur Motivationsförderung: im Kreis stehen, eine Person macht eine Bewegung vor, die kann so klein wie möglich sein und alle machen sie nach. Dann ist der nächste an der Reihe und so weiter

Übungsaufbau zur Motivationsförderung: Bewegungskreis

DT5 2 Motivationsförderung dadurch, häufig gemeinsam gelacht wird, da alles erlaubt ist, auch Gesten die zeigen, dass man keine Lust hat und es blöd findet und die dann dennoch von allen nachgemacht werden

Alle Bewegungen sind erlaubt. Motivationsförderung durch gemeinsames Lachen darüber

DT5 2 Übung lockert meistens auf Auflockerung DT5 2 Ballonübung: Ballon in verschiedenen Schwierigkeitsgraden hin und herspielen Ballonübung DT5 2 Wird zum Teil als Kinderspiel oder Blödsinn erlebt Kinderkram DT5 2 Beinhaltet auch einen starken Konkurrenzgedanken Aspekt von Konkurrenz DT5 2 Schwierigkeitssteigerung durch konkrete Spielanweisungen: z.B. nur mit dem Finger oder Knie

spielen, Ballon darf nicht auf den Boden kommen Möglichkeiten der Schwierigkeitssteigerung

DT5 2 Ein Zweiter oder ein dritter Ballon kommen dazu Möglichkeiten der Schwierigkeitssteigerung DT5 2 Suchtpatienten werden damit konfrontiert sich selbst zu überschätzen Konfrontation mit der eigenen Selbstüberschätzung DT5 2 Erleben im Spiel ihr Scheitern auf eine lustige Art Scheitern gehört dazu

K1.10 Zwei Übungen zur Motivationsförderung zu Beginn in der Gruppe: „Bewegungskreis“

Eine Person macht eine Bewegung vor, alle Bewegungen sind erlaubt, und die Gruppe macht sie nach. Jeder kommt reihum dran.

„Ballonspiel“ Ein, zwei oder drei Ballons mit gezielten Spielanweisungen (z.B. nur Finger, nur Knie benutzen) hin und her spielen. Ballon darf nicht auf den Boden kommen.

K1.11 Motivationsförderung indem spielerisch:

Unlust aufgegriffen und überwunden wird Gemeinsam gelacht werden kann Scheitern dazu gehört Wettkampfcharakter Konfrontation mit eigener Selbstüberschätzung

DT6 2 Als Einstiegsübungen mag ich sehr gerne Körper- und Achtsamkeitsübungen Körper- und Achtsamkeitsübungen DT6 2 Meine Erfahrung ist, dass es Menschen sehr unterstützt bevor sie in den Kontakt mit anderen

gehen, dass sie Kontakt mit sich selber bekommen Bevor man Kontakt zu anderen aufnimmt muss man Kontakt zu sich selbst haben

DT6 2 So starte ich überhaupt um Menschen zu motivieren, denn ich glaube, dass es schwierig ist mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen oder sich mit einem Thema zu konfrontieren wenn man keinen Kontakt zu sich selbst hat

Kontakt zu sich selbst ist die Grundlage der Motivationsarbeit um sich mit anderem auseinander zusetzen

DT6 2 Deswegen starte ich mit Körperübungen, wo die Achtsamkeit auf den Bodenkontakt, die Atmung und die eigenen Körperteile bezogen ist

Körperübungen mit Achtsamkeit bezüglich Bodenkontakt, Atmung und einzelne Körperteile

K1.12 Es unterstütz die Pat. erst zu sich selbst Kontakt aufzunehmen und dann erst zu der Gruppe oder zu konfrontierenden Themen.

Lieblingsmethode: Körperübungen mit Achtsamkeit bezüglich Bodenkontakt, Atmung und einzelne Körperteile

DT7 2 Aufhänger finden der einen anderen Zugang ermöglicht Zugang finden DT7 2 Beispiel mit Alkoholikergruppe: Grundmuster des Verheimlichens ansprechen durch

Therapieeinstieg zum Titel „ach wie gut das niemand weiß“ aus Rumpelstilzchen Einstieg ins Thema Verheimlichung durch Verfremdung

DT7 2 Zunächst Versteckspiele durchgeführt Verstecken gespielt DT7 2 Als Dramatherapeutin fange ich damit an die Leute in Bewegung zu bringen, körperlich etwas

auszudrücken Bewegung und Körperausdruck

DT7 2 Aufgabenbeispiel: durch den Raum gehen und dabei unbemerkt ein Körperteil verstecken Bewegungsspiel DT7 2 Sofort zeigt sich der Effekt: es fällt erst recht auf Effekt: es fällt auf DT7 2 Teilnehmer befassen sich dadurch themenorientiert mit einem Thema hinter der Sucht und nicht

problemorientiert Themenorientiert anstelle von problemorientiert

DT7 12 Ich versuche zunächst mal Dinge zu tun die Spaß machen Spaß erleben DT7 12 Die den Körper aktivieren Körper aktivieren DT7 12 Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Süchtige ein Grundmuster vom Versagen haben Versagen als Hintergrundmuster DT7 12 Am Anfang wirklich nur Dinge tun die sie wirklich können Erfolgserlebnisse ermöglichen

K1.13 Zugang finden der durch in- Bewegung-kommen und Körperausdruck einen themenorientierten Einstieg in die Suchtproblematik ermöglicht ohne sofort problemorientiert zu arbeiten.

Beispiel: Thema Verheimlichung: Einstieg zum Titel „Ach wie gut das niemand weiß“ (Rumpelstilzchen). Übungsbeispiel dazu: durch den Raum bewegen und ein Körperteil unbemerkt verstecken. Effekt: es fällt auf.

K1.14 zunächst ist es wichtig Dinge zu tun die Spaß machen, die den

Körper aktivieren, die Erfolgserlebnisse ermöglichen

VT1 4 Patienten stellen sich in der Gruppe vor. Vorstellung in der Gruppe VT1 4 Pat. erzählen was zu sich, zum privaten Hintergrund und zu den Gründen warum sie in die

Therapie gekommen sind Vorstellung in der Gruppe

VT1 4 Verhaltenstherapeutisches, kognitives Vorgehen Verhaltenstherapeutisches, kognitives Vorgehen VT1 4 Vertiefung der Vorstellung im Erstgespräch mit Therapeutin Vertiefung Vorstellung im Erstgespräch VT1 4 Vorgehen nach Miller und Rollnick: was spricht für Abstinenz, was dagegen? Vorgehen nach Miller und Rollnick VT1 4 Vier-Felder-Schema Vier-Felder-Schema

K1.15 Patienten stellen sich selber persönlich in der Gruppe vor K1.16 Vertiefung der Vorstellung im Einzelgespräch/Erstkontakt mit der

Therapeutin. Vorgehen nach Miller und Rollnick: Vor- und Nachteile Abstinenz abwiegen. Anwendung Vier-Felder-Schema

VT2 2 Loben Loben VT2 2 Patienten zu ihrer Therapieentscheidung beglückwünschen Zur Therapieentscheidung beglückwünschen VT2 2 Etwas einbauen wofür der Patient gelobt werden kann Loben

K1.17 Positive Verstärkung: Zur Therapieentscheidung beglückwünschen, etwas einbauen wodurch der Pat. gelobt werden kann

VT3 2 Ich komme gut mit Motivational Interviewing zurecht MI VT3 2 Ich habe sonst nichts konkretes womit ich arbeite aber das nehme ich als Basis Mi als Basis VT3 2 Gut um beide Seiten zu aktivieren und deutlich zu machen, dass man nichts einreden möchte

sondern einfach beide Seiten darstellt Verschiedene Seiten deutlich machen

VT3 2 Um die Eigenmotivation zu entwickeln Entwickeln von Eigenmotivation

K1.18 Mi als Basis Vorgehensweise zu Beginn die verschiedenen Seiten deutlich zu machen und die Eigenmotivation der Patienten zu stärken

K1.19 Keine konkrete Vorgehensweise

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VT4 2 Keine Lieblingsmethode Keine Lieblingsmethode VT4 2 Allgemein erst mal aufklären, die Angst nehmen und in den therapeutischen Ablauf einbinden Aufklären, Angst nehmen, in Therapeutischen Ablauf einbinden VT4 2 Teilnahme an einer Zusatzgruppe für neue Patienten Teilnahme an Zusatzgruppe

K1.20 Allgemein: aufklären, Ängste nehmen, in den therapeutischen Ablauf einbinden

K1.21 Keine Lieblingsmethode

VT 5 2 Am ehesten geht es in die Richtung von Motivational Interviewing. MI VT5 2 Schauen: was ist das Anliegen von dem Patienten, warum ist er da, was ist der größte

Leidensdruck, was soll am schnellsten verändert werden? Schauen nach: Anliegen, Behandlungsgrund, Leidensdruck, Veränderungswünsche

K1.22 am ehesten MI und schauen nach: Anliegen, Behandlungsgrund, Leidensdruck und Veränderungswünschen

VT6 2 Einerseits Rollenspiel, andererseits ein Ballspiel Rollenspiel oder Ballspiel VT6 4 Pat. bekommen einen Ball zugeworfen verknüpft mit einem Gegenstand aus einem vorher

benannten Zimmer (Küche, Wohnzimmer usw.) . Jeder muss sich merken von wem er den Ball bekommt, zu wem er ihn weiter wirft und mit welchem Begriff.

Ballspiel

VT6 4 Das wird möglichst schnell so oft wiederholt bis es sitzt. Ballspiel VT6 4 Dann kommt ein zweiter Ball in einer zweiten Farbe und einem neuen „Zimmer-Gegenstand“

hinzu. Ballspiel

VT6 4 Das fordert Konzentration, „online-sein“, lockert und motiviert Konzentration, Präsents, Lockerung, Motivation

K1.23 Rollenspiel K1.24 Ballspiel um Konzentration, Präsents, Lockerung, Motivation zu

fördern. (Pat. bekommt Ball zugeworfen verknüpft mit einem Gegenstand aus einem vorher benannten Zimmer (Küche, Wohnzimmer usw.). Jeder muss sich merken von wem er den Ball bekommt, zu wem er ihn weiter wirft und mit welchem Begriff. Möglichst schnell. Zweiter Ball mit neuem Gegenstand kommt hinzu.)

VT7 2 Ich versuche mich kurz vorzustellen, was über mich als Person zusagen, z.B. dass ich Familienvater bin

Vorstellung der eigenen Person K1.25 Vorstellung der eigenen Person, mit persönlichen Aspekten

VT7 2 Hat der Pat. keine Therapieerfahrung versuche ich meine Rolle, was Therapie überhaupt ist und wie das mit den Gruppen läuft vorzustellen.

Informationen über Therapie grundsätzlich und die Abläufe und Rollen im Speziellen

K1.26 Informationen geben über Therapie grundsätzlich und die Rolle des Therapeuten und die Abläufe im Speziellen

VT7 4 Viel Infos über die Abläufe Infos über die Abläufe

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Anhang 6 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 2: Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit sich selbst Fall Text-

stelle Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 35 Ich denke die therapeutische Basishaltung ist wichtig Therapeutische Basishaltung DT1 35 Humor in der Therapie kann zur Stärkung der Motivation beitragen Motivationsförderung durch Humor DT1 35 Abstimmung auf die Patienten Abstimmung auf den Patienten DT1 35 in dem Sinne auch die Sprache der Patienten sprechen Sprache der Patienten sprechen DT1 35 Kein zu hochdünkender Sprachgebrauch Abstimmung auf den Patienten DT1 35 Letztendlich hat es auch mit Vertrauensband zu tun Vertrauen DT1 35 Patienten können so sein wie sie sind und müssen sich nicht verstellen Authentisches Verhalten DT1 38 Humor bedeutet nicht, dass man nicht in die Tiefe gehen kann Humor muss nicht oberflächig sein DT1 38 Es hat nichts mit Oberflächigkeit zu tun Humor hat nichts mit Oberflächigkeit zu tun DT1 38 Humor ist im Gegenteil manchmal gerade das Mittel um tiefer gehen zu können Durch Humor kann man tiefer gehen DT1 38 Klatschübung humorvoll umsetzen Übung mit Humor DT1 38 Rückmeldung darüber geben, dass Lachen beobachtet wurde Reflektion der Übung DT1 38 Konzentration auf das Hier und Jetzt reflektieren Reflektion der Übung DT1 38 Für kurze Zeit kein Gedanke an Suchtdruck Ablenkung DT1 38 Ein Stück über eine andere Person machen, die man imitiert Imitation einer anderen Person im Spiel DT1 40 Bei schlechter Gruppendynamik um Feedback oder Kritik zu üben, oder bei guter

Gruppendynamik Bei schlechter oder guter Gruppendynamik zum Feedback geben oder Kritik üben

DT1 40 Gruppentherapie mit acht Patienten von denen dürfen vier über die anderen richtig lästern über äußere Merkmale und Charaktereigenschaften

Merkmale und Charaktereigenschaften von Mitpatienten nachspielen

DT1 40 Merkmale und Charaktereigenschaften werden vergrößert dargestellt und ein Stück daraus gemacht

Merkmale und Charaktereigenschaften im Spiel vergrößern

DT1 40 Stück wird der Restgruppe vorgespielt ohne zu benennen wer wen spielt Präsentation des Stücks vor Restgruppe DT1 40 Besprechung mit den Zuschauern in welchem Spiel sie sich erkennen Reflektion eigener Erkennungspunkte DT1 40 Kann sehr konfrontierend sein Konfrontationserfahrung DT1 40 Die Erfahrung zeigt, dass Patienten dann auch über sich schmunzeln können Schmunzeln über sich selbst DT1 40 Stärkung der Selbstakzeptanz Stärkung der Selbstakzeptanz DT1 48 Im Prinzip war das Ziel der Interventionen immer transparent Transparentes Vorgehen

DT1 48 Das große Ziel ohne Drogen und Delikt auszukommen ist so sowieso immer deutlich Hauptziel immer klar DT1 48 Kleinere Ziele benennen sinnvoll Transparentes Vorgehen sinnvoll DT1 48 Ein Appell einer Übung manchmal nicht direkt deutlich oder veränderte sich im Spielprozess,

dann zum Teil auch verhüllend gearbeitet Stellenweise verhüllend gearbeitet, wenn sich der Appell einer Übung während dieser veränderte

DT1 51 Transparenz bei der Zielgruppe ganz wichtig Transparentes Vorgehen wichtig DT1 51 Lügen und Verheimlichen Teil des Problemverhaltens Problemverhalten: Lügen und Verheimlichen DT1 51 Man hat eine Beispielfunktion als Therapeut und auch als persönliche Haltung Modellfunktion des Therapeuten DT1 51 Alternatives Kommunikationsverhalten zeigen Alternatives Kommunikationsverhalten DT1 51 Ansonsten würde man ähnliches Verhalten zeigen, wenn man mit doppeltem Boden arbeitet Gleiches inadäquates Verhalten

K2.1 durch die therapeutische Grundhaltung K2.2 durch Humor in der Therapie

K2.3 durch Abstimmung auf den Patienten (auch im Sprachgebrauch) K2.4 durch Vertrauen in die therapeutische Beziehung K2.5 dadurch, dass Patienten authentisch sein dürfen K2.6 Humor kann helfen in der Therapie tiefer zu gehen K2.7 humorvoll umgesetzte Klatschübung zur Ablenkung durch

Konzentration auf das Hier und Jetzt und Erleben von Spaß in der Gruppe

K2.8 Bei schlechter oder guter Gruppendynamik zum Feedback geben

und Kritik üben und Stärkung der eigenen Selbstakzeptanz: Die hälfte der Gruppe vergrößert Merkmale und Charaktereigenschaften der anderen Hälfte in einem kleinen Stück und spielt ihnen diese vor ohne zu benennen wer wessen Merkmale und Charaktereigenschaften darstellt. Reflektion eigener Erkennungspunkte mit den Zuschauern. Erfahrung: kann konfrontierend sein aber auch Schmunzeln hervorrufen.

K2.9 Transparentes Vorgehen wichtig bei Zielgruppe, da man als

Therapeut eine Modellfunktion hat und Pat. alternatives Kommunikationsverhalten vermittelten sollte, da Lügen und Verheimlichen Teil des Problemverhaltens ist

K2.10 Verhüllend gearbeitet, wenn sich der Appell einer Übung während

dieser veränderte

DT2 6 Ich bespreche, reflektiere mit dem Patienten am Ende noch einmal den Gesamtablauf der Stunde Abschließende Reflektion am Ende der Stunde DT2 6 Damit sich für den Patienten noch mal verdeutlicht was das Thema war, was stattgefunden hat

und was für ihn jetzt das Wesentliche im Moment ist Thema verdeutlichen, Quintessenz benennen

DT2 8 Womit er die Stunde verlässt, was er sich mitnimmt Quintessenz DT2 12 Hausaufgaben gebe ich nicht, weil die Erfahrung zeigt, dass das Therapieprogramm dafür zu

dicht ist und die Patienten sie überfordert fühlen Keine Hausaufgaben, weil Überforderung

DT2 12 Ich sehe das nicht als förderlich Nicht motivierend DT2 12 Erklären des Einsatzes einer bestimmten Methode nicht grundsätzlich, sondern bei kopflastigen

und sehr kognitiv orientierten Patienten Nicht zwingend transparent bezüglich Ziel und Grund einer Methode, abhängig vom Patienten

K2.11 Reflektion der Therapiestunde am Ende jeder Stunde: Thema noch mal verdeutlichen, Patient benennt für sich das Wesentliche

K2.12 Hausaufgaben werden gezielt nicht gegeben, da diese im vollen

Therapieprogramm oft als Überforderung erlebt werden und das damit verbundene Scheitern eher demotivierend wirkt

K2.13 Wenn es für den Patienten hilfreich scheint oder wenn Widerstand

auftaucht werden Ziel und Grund einzelner Methoden und

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DT2 12 Oder wenn Widerstand auftaucht Bei Widerstand DT2 16 Mir ist wichtig zu betonen, dass sie sich nicht hineingezwungen fühlen Kein Zwang DT2 16 Sie müssen nichts machen was sie nicht wollen oder was sie nicht verstehen Kein Zwang DT2 16 Das ist glaube ich das Motivation fördernde Motivationsfördernd DT2 20 Methoden nicht über Kopf und Kognition zu verstehen Methoden nicht kognitiv verstehbar DT2 20 Was motiviert, ist, dass sie verstehen, dass es Raum gibt um Fragen zu stellen und Widerstand

zu zeigen Raum für Fragen und Widerstand ist motivationsfördernd

DT2 20 Eigene Position darf beibehalten werden Eigene Position erlaubt DT2 20 Sie müssen nicht folgen Folgen nicht zwanghaft DT2 24 Gefühle spielen eine große Rolle Emotionen wichtig DT2 32 Als erstes versuche ich eine Beziehung aufzubauen und Vertrauen zu schaffen Vertrauensvolle Beziehung aufbauen DT2 32 Es erscheint hilfreich zu vermitteln, dass es ein Experiment ist und es kein falsch und richtig gibt Experiment ohne Falsch und Richtig DT2 32 Es gibt keine Fehler Keine Fehler DT2 32 Es gibt nur das was gerade im Moment passiert Nur Hier und Jetzt DT2 32 Einstieg möglichst einfach Einfacher Einstieg DT2 32 z.B. zwei Felder in den Raum legen lassen mit Stoffen oder Seilen Felder legen DT2 32 Eins heißt ich fühle mich gut, das andere ich fühle mich schlecht Felder zuordnen DT2 32 Drittes Feld installieren als neutrales Feld Zusatzfeld DT2 32 Erklärung der Übung aus dem neutralen Feld heraus Erklärung DT2 32 Einladung des Patienten zu einem Experiment Einladung zum Experiment DT2 32 Experiment: schauen zu welchem Feld er sich im Moment hingezogen fühlt Experiment starten DT2 32 Sich in das entsprechende Feld begeben und auf Körperempfindungen achten. Feld wählen, Körperempfindungen beachten DT2 32 Vielleicht auch auf Gefühle und Gedanken Gefühle und Gedanken DT2 32 Patienten Zeit lassen Zeit lassen DT2 32 Fragen, ob er sich bewegen möchte oder nicht Bewegung gewünscht? DT2 32 Ob Worte oder Töne kommen wollen Ergänzungen DT2 32 Dann Wechsel ins neutrale Feld, sich neutralisieren, ausstreichen Fortsetzung DT2 32 Dann ins andere Feld Fortsetzung DT2 32 In der abschließenden Reflektion werden immer unterschiedliche Empfindungen in den

unterschiedlichen Feldern beschrieben Abschluss Reflektion

DT2 32 Vom Verstand her für viele Patienten schwer nachzuvollziehen Vom Verstand her schwer nachzuvollziehen DT2 32 Erklärung: wir sind mehr als das Denken und haben auch eine Körperintelligenz die sich über die

Körpersprache melden kann Körperintelligenz und Körpersprache

DT2 32 Über Empfindungen oder eben unterschiedliche Gefühle Äußerung in Empfindungen und Gefühlen DT2 36 Versuche Ängste und Unsicherheiten in der Therapie zu thematisieren Ängste thematisieren DT2 36 Zum Beispiel indem gefragt wird, welches Tier die Angst wäre, wenn es ein Tier wäre. Tier als Symbol für die Angst DT2 36 Kiste mit Tieren Kiste mit Tieren DT2 36 Tier auswählen Tier auswählen DT2 36 Zweites Tier wählen welches das Gegenteil der Angst symbolisiert, angstfrei Tier als angstfreies Symbol DT2 38 Pat. auffordern Geschichte mit den beiden Tieren zu spielen Geschichte spielen DT2 40 Veränderungen auf der emotionalen Ebene Emotionale Veränderung DT2 42 Stofftiere Stofftiere DT2 95 Jemandem mit seinen Ressourcen in Kontakt bringen Ressourcenaktivierung DT2 95 Bedürfnisse wahrnehmen lassen Bedürfnisse wahrnehmen DT2 95 Bedürfnisse haben dürfen Bedürfnisse DT2 95 Erlaubnis seine Bedürfnisse zu äußern Bedürfnisse DT2 95 Zum Beispiel mit einem Krafttier arbeiten Symbolisieren DT2 95 Und seine Fähigkeiten in einem weitern Schritt als seine eigenen betrachten Fähigkeiten übertragen DT2 95 In dem Zusammenhang die Sucht als gescheiterten Lösungsversuch honorieren Sucht ist ein gescheiterter Lösungsversuch DT2 95 Das Symbolisieren mit Tieren Symbolisieren DT2 95 Oder auch mit Rollen aus Mythen und Märchen Mythen und Märchen DT2 97 Rollen aus Märchen und Mythen vorlesen und Rollen aus Märchen und Mythen vorlesen DT2 97 Patient eine Szene aussuchen lassen die ihn besonders anspricht Szenenwahl DT2 97 Szene durchspielen Szene durchspielen DT2 97 Arbeit mit dem inneren Team Auseinandersetzung mit eigenen Persönlichkeitsanteilen DT2 97 Mit den eigenen Persönlichkeitsanteilen Auseinandersetzung mit eigenen Persönlichkeitsanteilen DT2 97 Die einzelnen Anteile darstellen und miteinander in Kommunikation treten lassen Auseinandersetzung mit eigenen Persönlichkeitsanteilen DT2 97 Dadurch Standpunkt bestimmen Standpunktbestimmung DT2 97 Aber auch zusammenarbeiten, überlegen wie man weiter kommen kann Zukunftsplanung DT2 99 Die einzelnen Anteile erst als Tiere oder Symbole darstellen Symbolisieren DT2 99 Pat. nimmt im weiteren Verlauf die Position ein Personalisieren

Interventionen erklärt, nicht grundsätzlich, da sie nicht immer über Kopf und Kognition zu verstehen sind

K2.14 Motivationsförderung dadurch, dass den Patienten verdeutlicht

wird, dass kein Zwang besteht, sie nichts tun müssen was sie nicht wollen

K2.15 Raum für Fragen und Widerstand ist motivationsfördernd K2.16 Emotionen spielen in der DT eine wichtige Rolle K2.17 Vorbereitung für Methoden:

Vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Verdeutlichen, dass es nicht um Richtig oder Falsch geht und keine Fehler gemacht werden können. Es geht ums Erleben des Moment im Hier und Jetzt.

K2.18 Methode: Felder legen.

Zwei Felder in den Raum legen mit Stoffen oder Seilen. Felder zuordnen, eins heißt ich fühle mich gut, eins ich fühle mich schlecht. Zusätzlich ein neutrales Feld installieren. Aus dem neutralen Feld heraus Übung als Experiment erklären. Zum Experiment einladen: Zu welchem Feld fühlen sie sich im Moment hingezogen? Feld betreten, auf Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle achten. Pat. Zeit lassen. Fragen, ob er sich bewegen möchte, ob Worte oder Töne kommen. Wechsel ins neutrale Feld, sich neutralisieren, ausstreichen. Betreten des nächsten Feldes. Erneutes Wahrnehmen zulassen. Abschließende Reflektion im neutralen Feld. Vom Verstand her oft schwer nachzuvollziehen, aber Äußerung der Empfindungen und Gefühle durch die Körpersprache, Ausdruck der Körperintelligenz.

K2.19 Ängste und Unsicherheiten Thematisieren durch symbolische

Geschichte mit Stofftieren: ein Stofftier steht für die Angst, ein zweites für angstfrei. Pat. erfindet spielend eine Geschichte.

K2.20 Patienten mit ihren Ressourcen und Bedürfnissen in Kontakt

kommen lassen können K2.21 Möglichkeit der symbolischen Arbeit, z.B. mit „Krafttieren“ und

Rollen aus Mythen und Märchen K2.22 Passende Märchen oder Mythen vorlesen. Pat. eine Szene

raussuchen lassen die ihn besonders anspricht, Szene durchspielen und daran arbeiten.

K2.23 Arbeit mit dem inneren Team. Das innere Team zunächst

symbolisieren dann Rollenübernahme durch den Patient. Reflektion im neutralen Feld. Vermittlung von eigenen Handlungsstrategien da zuhause anwendbar, motiviert, verdeutlicht Handlungsfähigkeit.

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DT2 99 Zum Beispiel über Haltung, Stimme und Tempo Personalisieren DT2 99 Schlüpft dann in die Rolle Rollensübernahme DT2 99 Bei Bedarf in andere Rollen des inneren Teams wechseln Rollenwechsel DT2 99 Im Prinzip ein Selbstgespräch führen Selbstgespräch DT2 99 Reflektion im neutralen Feld Reflektion DT2 99 Weiter arbeiten mit den Rollen bei Bedarf Weitere Rollenarbeit DT2 99 Motivierend und bestärkend, weil es etwas an die Hand gibt Handlungsstrategie DT2 99 Können sie zuhause mit kleinen Symbolen auch durchspielen Selbstständiges Hantieren DT2 99 Vermittelt ein Gefühl von Handlungsfähigkeit Handlungsfähig sein DT2 111 Wesentlicher Beitrag zur Motivation bei Suchtpatienten, um dabei zu unterstützen Unterscheiden

zu lernen was wirklich für einen unterstützend und nachhaltig ist Lernen was tut mir gut und was nicht

DT2 111 Dafür neue Blickwinkel auf Situationen bekommen Neue Blickwinkel erfahren DT2 111 Und dadurch neue Wahlmöglichkeiten zu bekommen Wahlmöglichkeiten haben DT2 111 Um dann das wählen zu können was gut tut und nicht das was sich gegen einen richtet. Wahlmöglichkeiten haben

K2.24 Es ist motivationsfördernd für den Patienten, wenn er dabei

unterstützt wird neue Blickwinkel zu erleben und für sich herauszufinden was tut mir nachhaltig gut und was nicht. Dadurch entstehen neue Wahlmöglichkeiten für Entscheidungen.

DT3 6 Um die Motivation aufrecht zu halten finde ich es wichtig, dass die Patienten regelmäßig Erfolgserlebnisse haben

Motivation wird durch Erfolgserlebnisse gefördert

DT3 6 Dass sie sich nicht zu hohe Ziele stecken Ziele müssen erreichbar sein DT3 6 Und merken, dass sie etwas erreichen können Erfolgserlebnisse sind wichtig DT3 6 Das sie clean bleiben können Erfolg clean zu bleiben DT3 8 Ich merke, dass es motivationsfördernd wirkt die Patienten über Sinn und Ziele der einzelnen

Übungen aufzuklären Transparenz über Sinn und Zweck einer Übung wirkt motivationsfördernd

DT3 8 Ich erkläre nicht alles bis ins Detail aber gehe kurz auf Sinn und Zweck ein Sinn und Zweck erklären aber nicht alles bis ins Detail DT3 8 Ich habe den Eindruck, dass die Patienten sich dann positiv darauf einstellen könne und sich

einlassen können Patienten können sich dann besser einlassen

DT3 8 Manchmal erkläre ich eine Übung bewusst nicht Eine Übung bewusst nicht erklären DT3 8 Ein bisschen Chaos kann manchmal hilfreich sein um was Neues zu erreichen Neues kann durch Chaos entstehen DT3 8 Aber das sage ich den Patienten dann auch vorher Transparent damit umgehen DT3 10 Umgang mit Gefühlen ist in der Therapie motivationsfördernd Arbeit mit Gefühlen ist motivationsfördernd DT3 10 Gefühle spielen auch sonst in der Therapie immer eine Rolle Arbeit mit Gefühlen ist in der Therapie immer wichtig DT3 14 Anregung zur Reflektion eigener Verhaltensweisen in der Nachbesprechung jeder Stunde Verhaltensweisen werden in der Nachbesprechung reflektiert DT3 14 Austausch zwischen Spielern und Zuschauern anregen Austausch zwischen Spielern und Zuschauern wichtig DT3 14 Das Publikum als Zuschauer hat in der DT eine wichtige Funktion Publikum in der DT wichtig DT3 14 Es kann auf passive Art und Weise viel gelernt werden Passiv lernen möglich DT3 14 Es gibt dem Pat. aber auch starke Möglichkeiten zur Reflektion Gute Möglichkeit der Reflektion DT3 14 Pat. spielen dann nicht selbst können sich aber im Spiel der anderen wiedererkennen Zuschauer erkennen sich im Spiel der anderen DT3 14 Gefühle und Gedanken die dabei entstehen können auch wieder nachbesprochen werden Gefühle und Gedanken werden reflektiert DT3 16 Zuschauer können auch in die Regisseur-Rolle wechseln und korrigierende

Verhaltensanweisungen an die Spieler geben Zuschauer werden zum Regisseur

DT3 16 Es kann auch ein Rollenswechsel stattfinden Rollenwechsel finden statt

K2.25 Motivation wird durch Erfolgserlebnisse gefördert, dafür dürfen die Ziele nicht zu hoch gesteckt sein.

K2.26 Transparenz über Sinn und Zweck einer Übung wirkt

motivationsfördernd Es muss nicht alles bis ins Detail erklärt werden Übungen können auch mal bewusst nicht erklärt werden

aber das wird dann auch mitgeteilt. K2.27 Arbeit mit Gefühlen ist motivationsfördernd K2.28 Anregung der Pat. zur Reflektion eigener Verhaltensweisen durch:

Reflektion in der Nachbesprechung Austausch zwischen Spielern und Zuschauern Reflektion der Eindrücke, Empfindungen der Zuschauer Wechsel vom Zuschauer zum Regisseur Rollenwechsel

DT4 6 Ich mache die Pat. immer wieder drauf aufmerksam, dass sie für sich selbst verantwortlich sind Pat. sind für sich selbst verantwortlich DT4 6 Und ich stelle Fragen die die Aufmerksamkeit schärfen Aufmerksamkeit durch Fragen schärfen DT4 6 z.B. was haben Sie dazu beigetragen, dass die Situation das Spiel gelungen ist? Aufmerksamkeit durch Fragen schärfen DT4 6 Was haben sie bei anderen beobachtet? Aufmerksamkeit durch Fragen schärfen DT4 6 Reine Wahrnehmungsfragen Wahrnehmungsfragen DT4 8 Im dramatherapeutischen Teil, bei den Rollenspielen Reflektion der Wahl der Rolle, der Situation,

des „Wie“ und des Ortes Wahl der Rollen reflektieren

DT4 8 Reflektion der Eigenschaften der dargestellten Rolle Eigenschaften der Rolle reflektieren DT4 8 Und Reflektion der Möglichkeiten die Rolle und die Eigenschaften zu verändern Veränderungsmöglichkeiten reflektieren DT4 8 Mit Ziel der Situationsänderung Ziel ist die Situationsänderung DT4 8 Nachspielen realer Situationen und Konflikte aus dem Leben der Pat. Reale Rollenspiele DT4 8 Wichtig Eigenschaften und Verhalten der Person zu reflektieren und gegebenenfalls zu

verändern Veränderungsmöglichkeiten reflektieren

DT4 10 Zu Beginn jeder Stunde kurz sagen wie Aufbau und Inhalt der Stunde aussehen Inhalt und Aufbau der Stunde bekannt geben DT4 10 Struktur der Stunden wiederholt sich und ist den Pat. dadurch auch bekannt Sich wiederholende Struktur DT4 10 Nur die Übungen variieren Übungen variieren DT4 10 Das sorgt für einen sicheren, vertrauten Rahmen Rahmen schafft Sicherheit und Vertrauen DT4 10 Der sichere Rahmen ermöglicht es wiederum, dass die Pat. sich mehr auf sich und ihre

Problembereiche konzentrieren können Durch Rahmen Konzentration auf Probleme möglich

DT4 14 Die besten Erfahrungen habe ich mit der Methode des Playbacktheaters gemacht. Playbacktheater ist eine gute Methode DT4 14 Pat. erzählt als Erzähler eine Situation aus seinem Leben die ihn aktuell beschäftigt Erzähler einer Lebenssituation DT4 14 Gruppe hört gut zu und stellt Fragen, wenn etwas undeutlich ist Zuhören und Nachfragen

K2.29 Gefühl der Selbstverantwortung bei den Pat. stärken indem sie immer wieder auf diese aufmerksam gemacht werden

K2.30 Wahrnehmungsfragen stellen im Verlauf der Therapiestunde und

vor allem in der Reflektion der Rollenspiele dadurch die Aufmerksamkeit schärfen. Wichtige Punkte dabei: Wahl der Rolle, Eigenschaften, Veränderungsmöglichkeiten.

K2.31 Spielen realer Alltagssituationen und Konflikte der Pat. und differenzierte Reflektion derselben

K2.32 Transparenz wichtig. Grundstruktur der einzelnen Stunden bleibt

dieselbe und wird zusätzlich jeweils angekündigt + Inhalt der Stunde, nur die Übungen variieren. Dadurch wird ein sicherer und vertrauter Rahmen gebildet indem Pat. sich auf sich selbst und ihre Probleme konzentrieren können.

K2.33 Playbacktheater ist eine gute Methode die Pat. in Kontakt mit ihren

eigenen Gefühlen zu bringen und zur Auseinandersetzung mit für sie bedeutsamen Situationen in ihrem Leben anzuregen. Methode: Pat. erzählt als Erzähler eine Situation aus seinem Leben die ihn aktuell beschäftigt, Gruppe fragt nach bei Unklarheit, Betroffener übernimmt Rolle des Regisseur’ und bestimmt Spieler zum Spielen seiner Situation, Bühnenbild wird

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DT4 14 Betroffener geht in die Rolle des Regisseurs und bestimmt Spieler zum Spielen seiner Situation Rollenverteilung DT4 14 Sozusagen als Stellvertreter Stellvertreter DT4 14 Regisseur führt Regie: Bühnenbild, Spieler bekommen Spielaufträge Beginn der Rollenarbeit DT4 14 Regisseur wird Zuschauer Rollenarbeit DT4 14 Szene wird gespielt, Zuschauer guckt zu Rollenarbeit DT4 14 Betroffener sieht die Situation aus der Distanz Distanzierung DT4 14 Bewirkt meist eine Menge Effektiv DT4 14 A-ha-Erlebnis oder Gefühle werden wieder erlebt oder greifbarer Kontakt zu Gefühlen DT4 14 Emotionen bekommen viel Raum dürfen zugelassen werden Kontakt zu Gefühlen DT4 14 Sind die Gefühle sehr mächtig und kann der Betroffene da noch nicht gut mit umgehen Gefühle zu mächtig DT4 14 Besteht die Möglichkeit das Gefühl an sich noch mal als Bühnenbild aufzubauen Symbolische Darstellung der Gefühle DT4 14 Das symbolische Arbeiten schafft eine erneute Distanz Distanz durch symbolische Darstellung der Gefühle DT4 14 Kann dadurch noch mal von außen betrachtet werden Distanz durch symbolische Darstellung der Gefühle DT4 14 Wird dadurch besprechbar Wird besprechbar

gebaut, Spieler bekommen Anweisungen, Regisseur wird Zuschauer, sieht seine eigene Situation aus der Distanz. Wahrnehmungen von dem was ausgelöst wurde reflektieren

K2.34 Ergänzend zum Playbacktheater: werden zu heftige Gefühle

ausgelöst können diese in einem symbolischen Bühnenbild noch einmal separat dargestellt und mit allen zusammen aus der Distanz betrachtet und reflektiert werden. Distanz macht sie besprechbar.

DT5 6 Ich biete ihnen immer an die verschiedenen Funktionen der Theatertherapie zu nutzen Funktionen der Theatertherapie nutzen DT5 6 Das sie selbst entscheiden können ob sie lieber als Spieler, als Zuschauer, als Kritiker, als

Bühnenbildner, als Erfinder beteiligt sein wollen Funktionen der Theatertherapie nutzen

DT5 6 Ich mache sie immer wieder darauf aufmerksam, dass auch nur zugucken eine Funktion ist wodurch man sich auch mit sich selbst auseinandersetzen kann

Auseinandersetzung mit sich selbst durch die Rolle des Zuschauers

DT5 6 Ich beziehe die Zuschauer in die Reflektion mit ein Reflektion mit den Zuschauern DT5 8 Eigentlich kläre ich schon über Ziel und Sinn einer Methode auf aber nicht immer Transparenz nicht immer wichtig DT5 8 Das ist ja gerade das schöne an der Dramatherapie, dass viel aus Geschichten und Symbolen

heraus einfach passiert DT entwickelt sich aus der Situation heraus

DT5 8 Und man unerwartet in einer Funktion der Theatertherapie landet Ungeplante Übernahme einer Theatertherapiefunktion DT5 8 Ich erkläre ihnen, dass das Leben eigentlich auch ständig aus Narrationen und Symbolen besteht

und man im echten Leben dann auch darin eine Rolle einnimmt Brückenschlag zum alltäglichen Leben

DT5 8 In der Therapie ist das Einnehmen der Rollen nur explizit Unterschiede zum täglichen Leben DT5 8 Die Dramatherapie bietet Platz zum Experimentieren wie in einem Labor Möglichkeiten der DT DT5 8 Das man dabei auch ruhig scheitern kann Möglichkeiten der DT DT5 8 Scheitern ist manchmal sogar gut und gewünscht Möglichkeiten der DT DT5 8 Wie als Stilmittel bei der Clownerie Möglichkeiten der DT DT5 10 Emotionen überhaupt erst mal erkennen können Emotionen erkennen DT5 10 Emotionen übertrieben darstellen wie in der Commedia dell’Arte oder Clownerie Emotionen übertreiben DT5 10 Im Spiel verschiedene Emotionen durchgehen Emotionen durchspielen DT5 10 Das darf ruhig plakativ sein Emotionen übertreiben DT5 10 Immer erst von außen nach innen arbeiten Arbeit von außen nach innen DT5 10 Mit verschiedenen Theatertechniken die das fördern und bei denen Gefühle nicht als „echte“

zugegeben werden müssen Schutz der echten Gefühle durch Theatertechniken

DT5 12 Beispiel Nachahmung: heiteres Gefühleraten Nachahmung DT5 12 Pantomime: Gesichter verziehen, als Statur stellen, übertrieben traurig, froh usw. darstellen Pantomime DT5 12 Wenn man es vertiefen möchte: eine Geschichte rund um ein Gefühl entwickeln oder mitbringen Geschichten DT5 12 Geschichte ausspielen Geschichten DT5 12 Bemerken, dass es total gespielt sein darf Es darf gespielt sein DT5 14 Reflektion der Verhaltensweisen im Spiel durch den „Kritiker“, der anders als ein normaler

Zuschauer beurteilend guckt. Reflektion durch den Kritiker

DT5 14 Bespricht Beurteilungen mit „Regisseur“ und „Spielern“. Reflektion durch den Kritiker DT5 14 Theaterfunktionen besprechen Theaterfunktionen besprechen DT5 14 Detaillierte Reflektion des Spielgeschehens und Erleben dabei durch Fragen Detaillierte Gesamtreflektion DT5 14 Auch Patienten können Fragen stellen Detaillierte Gesamtreflektion

K2.35 Nutzen der verschiedenen Funktionen der Theatertherapie: Spieler, Zuschauer, Kritiker, Bühnenbildner, Erfinder. In jeder Funktion kann man sich mit sich selbst auseinandersetzen. Alle Funktionen werden in die Reflektion mit einbezogen

K2.36 Nicht immer über Sinn und Ziel einer Methode aufklären. DT

entwickelt sich aus dem Moment heraus, z.B. aus Narrationen und Symbolen, dadurch ungeplante Übernahme einer Theatertherapiefunktion möglich. Erklärung für Pat.: Leben besteht aus Geschichten in denen wir oft ungeplant eine Rolle einnehmen, in der DT geschieht dies nur explizit.

K2.37 DT ist wie ein Labor mit Platz zum Experimentieren für Pat., dabei

ist Scheitern erlaubt und stellenweise sogar gewünscht K2.38 Wichtig um die Pat. überhaupt dazu zu motivieren sich mit ihren

Gefühlen auseinander zusetzen ist distanziert mit Gefühlen zu arbeiten, von außen nach innen arbeiten: Gefühle durchspielen, ruhig übertreiben, Gefühle erkennen können. Wichtig: nicht zugeben müssen ob die Gefühle echt sind. Methoden: Theatertechniken die von außen nach innen arbeiten

z.B. aus dem Bereich Commedia dell’Arte oder der Clownerie

K2.39 Übungen um spielerisch mit Gefühlen umzugehen: Nachahmen: heiteres Gefühleraten; Pantomime: Gesichter verziehen, Gefühle als Statur stellen dabei übertreiben; Geschichte rund um ein Gefühl erfinden oder mitbringen, Geschichte ausspielen mit der Bemerkung, dass es total gespielt sein darf.

K2.40 Motivation der Pat. zur Reflektion und Veränderung eigener

Verhaltensweisen durch differenzierte Reflektion der Spielsituation und der einzelnen ausgeübten Theaterfunktionen

DT6 6 Meiner Erfahrung nach ist es wichtig das Interesse der Menschen für sich selbst zu wecken Interesse für die eigene Person wecken DT6 6 Und der Punkt der Selbstwirksamkeit ist wichtig Selbstwirksamkeit ist wichtig DT6 6 Suchtpatienten sehen sich oft als Opfer Suchtpatienten sehen sich oft als Opfer DT6 6 Ich finde es wichtig sie die Selbstwirksamkeit und das „Selbst-Handeln-können“ erfahren zu

lassen Selbstwirksamkeit und das „Selbst-Handeln-können“ erfahren

DT6 6 Selbst handeln heißt wirklich in einer Szene einem eigenen Impuls nachzugehen und zumerken, dass man selbst derjenige ist der gestalten kann

selbst handeln können erfahren

DT6 6 Es wird mir nicht übergestülpt Nicht Opfer sein

K2.41 Es ist wichtig bei dem Pat. die Interesse für sich selbst zu wecken K2.42 Das Arbeiten an der Selbstwirksamkeit und der Gewissheit selbst

Handeln zu können ist wichtig, da Suchtpat. Sich oft als Opfer sehen Intervention: In einer Szene selbst einem eigenen Impuls nachgehen und merken, dass man derjenige ist der gestaltet

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DT6 8 Ich arbeite in der Regel aufbauend Aufbauend arbeiten DT6 8 Erst etwas Aufwärmendes, Kontaktspiele z.B. ein Klatschkreis und das geht dann über in das

Thema „Ja-Nein“ Vom Aufwärmspiel zum Thema „Ja-Nein“

DT6 8 Der Klatscher geht hin und her, der Kontakt ist wichtig, nicht mit der Aufmerksamkeit wegsacken, Klatsch-Konzentrations- und Kontaktspiel DT6 8 Als nächstes statt des Klatschers einen Stampfer nehmen, dass bringt Energie und führt

stellenweise schon zu Konfrontationen Klatscher in Stampfer verwandeln

DT6 8 Der Stampfer kann hin und her geschickt werden Mit Stampfen weiter spielen DT6 8 Das ist ein Punkt der für Suchtpatienten häufig schwierig ist, weil sie sich der Konfrontation

entziehen Schwierigkeit für Suchtpat.: sich nicht der Konfrontation entziehen

DT6 8 In diesem Spiel findet eine Form von Auseinandersetzung statt auf der spielerischen Art und Weise und trotzdem ist es eine Auseinandersetzung

Eine spielerische Auseinandersetzung als Übungsfeld

DT6 8 Dann arbeite ich gerne mit „Ja“ und „Nein“ und jeweils einer klaren Körpergeste weiter. Übergang zum Thema „Ja“ und „Nein“ DT6 8 Derjenige der ein „Ja“ kriegt entscheidet ob er das „Ja“ aufnimmt“ und es mit einer klaren

Körpergeste weitergibt, oder ob er es mit einer klaren Körpergeste und einem „Nein“ ablehnt Mit „Ja“ und „Nein“ weiterspielen

DT6 8 Dieses Aushalten von einem „Nein“ das ich bekomme und ich gebe auch ein „Nein“ zurück, da ist meine Erfahrung, dass man schnell an das Motiv kommt selbst etwas verändern zu können, an sich selbst arbeiten zu können, und das Motiv aufrecht zu halten.

Situationen der Auseinandersetzung aushalten Kontakt mit eigenen Möglichkeiten

DT6 8 Es kommt schnell zu Übertragungen auf Alltagssituationen in denen man sich genau so verhält, es z.B. nicht schafft ein „Nein“ zu halten

Transfer zu persönlichen Verhaltensweisen

DT6 8 Da kann man ansetzen um mit dem Thema „Nein“ weiter zu arbeiten Ausgangspunkt für weitere thematische Arbeit DT6 10 Ich mache beides, manche Übungen erkläre ich vorher andere nicht Manche Übungen erklären mit Sinn und Ziel andere nicht DT6 10 Manchmal helfen Erklärungen den Pat. Erklärungen können helfen DT6 10 Pat. sind Erwachsene Leute und haben ein Recht darauf zu wissen warum sie was tun sollen Recht auf Wissen und Information DT6 10 Manchmal blockieren Erklärungen zu sehr Erklärungen können blockieren DT6 10 Es kann auch helfen darauf aufmerksam zu machen, dass es ein „Übungsparcours“ für die

Gruppe ist und das „Nein“ nicht persönlich gemeint ist Den unpersönlichen Charakter verdeutlichen

DT6 14 Meiner Erfahrung nach sind Gefühle das womit die meisten Patienten nicht mit umgehen können Schwierigkeiten mit Gefühlen umzugehen DT6 14 Und Gefühle sind die Grundlagen von ganz vielen Szenen und Übungen in der Dramatherapie Gefühle sind Grundlagen von vielen Szenen und Übungen in der

Dramatherapie DT6 14 Die Gefühlsarbeit taucht deshalb immer wieder auf Häufig Gefühlsarbeit DT6 14 z.B. Staturen bauen, als eigene Form von Körperausdruck, zu unterschiedlichen Gefühlen Staturen bauen zu unterschiedlichen Gefühlen DT6 14 Gefühle frei aussuchen oder gezielt, z.B. welches fehlt mir? Welches habe ich lange nicht

gehabt? Welches hätte ich lieber? Mit welchem habe ich Schwierigkeiten? Staturen bauen zu unterschiedlichen Gefühlen

DT6 16 Staturen nehme ich gerne als Ausgangspunkt um damit weiter zu arbeiten, z.B. kleine Improvisationen dran zu hängen

Improvisation aufbauend auf Staturen

DT6 16 Beispiel einer Partneraufgabe: zwei Personen überlegen sich ein Gefühl und stellen es in einer Statur dar die anderen dürfen einmal sagen was sie sehen, es gibt nicht richtig oder falsch nur den eigenen Blickwinkel. Nächster Schritt: alle fantasieren was die beiden sein könnten. Nächster Schritt: Szene anklatschen und die beiden Personen spielen sozusagen mit den Gefühlen.

Beispiel: von Staturen zu Gefühlen hinzu Improvisation zu Gefühlen

DT6 16 Andere Aufgabe die ich gerne mache: zwei sitzen in einem Cafe. Jeder überlegt sich für sich welche Person man ist und mit welchem Gefühl man im Cafe sitzt und warum man da sitzt. Es beginnt als Standbild, dann wird die Szene angeklatscht und die Aufgabe ist es in der Improvisation dem Gefühl zu folgen. Das Gefühl kann sich dabei verändern. Anschließende Reflektion dazu was überhaupt passiert ist und warum sich welches Gefühl wie verändert hat

Beispiel: von Statur Cafe-Szene mit festgelegten, Gefühlen, Rollen und Beweggründen hinzu einer Improvisation die den Gefühlen folgt

DT6 26 Über die Gefühlsarbeit die Leute dazu motivieren ihre Gefühle auszuhalten und sie nicht durch Konsum zu deckeln

Motivieren Gefühle auszuhalten

DT6 26 Das Ausdrücken von Gefühlen im Spielen im geschützten Raum der Gruppe erfahren, ist wichtig. Spielerische Gefühlsarbeit im geschützten Raum DT6 26 Reaktionen mit zu kriegen, dass da etwas passiert Reaktionen erleben DT6 26 Playback ist auch gut. seine eigene Szene durch andere spielen lassen und sie sich ansehen,

dann Veränderungsvorschläge machen und diese spielen lassen. Am Ende evtl. selbst spielen und spüren, dass man es auch anders machen kann, dass ist wichtig.

Playbacktheater um Selbstwirksamkeit zu stärken

DT6 28 Kontakt zu den eigenen Gefühlen bekommen, indem man durch die Darstellung emotionaler Inhalte von Mitpatienten gerührt wird.

Kontakt zu Gefühlen

DT6 30 Ich arbeite mit fiktiven und realistischen Alltagsrollen je nachdem was gerade da ist, meine Erfahrung ist, dass eine Mischung günstig ist.

Mischung von fiktiven und realistischen Alltagsrollen ist in der Arbeit günstig

DT6 30 Es ist zum Beispiel gut in fiktiven Rollen zu lernen Konflikte besser auszuhalten. Fiktive Rollen sind gut um zu lernen Konflikte besser auszuhalten DT6 30 In Konfrontationen gehen geht viel besser in fiktiven Rollen Konfrontationen sind leichter in fiktiven Rollen DT6 30 Also die Stärke eines Tieres was zum Beispiel mit einem anderen Tier kämpft etabliert sich

innerlich und meine Erfahrung ist, dass die dann sozusagen mitgenommen werden kann in eine realistische Szene

Übertragung von Qualitäten der fiktiven Rolle auf die realistische Rolle

DT6 30 Das was ich mir unter diesem starken Rollenschutz angeeignet habe, die Qualitäten an die ich herangekommen bin, kann ich sozusagen dann mitnehmen. Deshalb arbeite ich gerne mit einer Mischung

Übertragung von Qualitäten der fiktiven Rolle auf die realistische Rolle

K2.43 Aufbauend arbeiten, Übungen aufeinander folgen lassen. Z.B. vom Aufwärmspiel (Klatsch-Konzentrations- und Kontaktspiel) zum Thema „Ja-Nein“ Methode: Klatscher im Kreis hin und herschicken, Klatscher durch Stampfer ersetzen, Konfrontationen nehmen zu. Stampfer durch „Ja“ und „Nein“ kombiniert mit jeweils deutlicher Körperhaltung ersetzen. Auseinandersetzung aushalten. Transfer zu persönlichen Verhaltensweisen zulassen und fördern, in weitere thematischer Arbeit zum Thema „Ja“ und „Nein“ vertiefen

K2.44 Manche Übungen erklären mit Sinn und Ziel andere nicht.

Erklären weil: Pat. erwachsen sind und ein Recht auf Wissen und

Information haben Erklärungen unterstützen und helfen können Klarheit schaffen wann es um etwas persönliches und wann

um eine Übung geht Nicht erklären weil: Erklärungen blockieren können

K2.45 Die meisten Pat. haben Schwierigkeiten mit Gefühlen umzugehen.

Und Gefühle sind Grundlagen von vielen Szenen und Übungen in der Dramatherapie, daher häufig Gefühlsarbeit

K2.46 z.B. Staturen bauen, als eigene Form von Körperausdruck, zu

unterschiedlichen Gefühlen: Gefühle frei aussuchen oder gezielt, z.B. welches fehlt mir? Welches habe ich lange nicht gehabt? Welches hätte ich lieber? Mit welchem habe ich Schwierigkeiten?

K2.47 Improvisationen auf Staturen aufbauen:

Beispiel 1: von Staturen zu Gefühlen hinzu Improvisation zu Gefühlen

Beispiel 2: von Statur Cafe-Szene mit festgelegten, Gefühlen, Rollen und Beweggründen hinzu einer Improvisation die den Gefühlen folgt

Anschließend Reflektion der stattgefundenen Veränderung K2.48 Über spielerische Gefühlsarbeit im geschützten Raum der DT-

Gruppe Pat. motivieren ihre Gefühle auszuhalten und sie nicht durch Konsum zu deckeln. Dabei durch Reaktionen der Gruppe erfahren was Gefühle auslösen.

K2.49 Playbacktheater um eigene Situation und Verhaltensweisen zu

reflektieren und die Selbstwirksamkeit zu stärken. K2.50 Kontakt zu den eigenen Gefühlen bekommen indem man durch die

Darstellung emotionaler Inhalte von Mitpatienten gerührt wird. K2.51 Eine Mischung von fiktiven und realistischen Alltagsrollen ist in der

Arbeit günstig. Fiktive Rollen sind gut um zu lernen Konflikte besser

auszuhalten In eine Konfrontationen gehen geht viel besser in fiktiven

Rollen Übertragung einzelner, erlebter Qualitäten der fiktiven Rolle, welche sich innerlich etablieren, auf die realistische Rolle sind möglich

K2.52 Pat. Sicherheit vermitteln durch: gutes Heranführen guten Aufbau Wiederholungen durch Partnerübungen (vor allem bei Übungen mit

Präsentationen)

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DT6 40 Sicherheit bekommt man, wenn man gut an etwas herangeführt wird, deshalb ist ein guter Aufbau wichtig

Sicherheit durch gutes Heranführen

DT6 40 Deswegen arbeite ich auch gerne mit Wiederholungen Sicherheit durch Wiederholungen DT6 40 Mit kleinen Schritten arbeiten die aufeinander aufbauen Sicherheit durch guten Aufbau DT6 40 Erst mal Sicherheit in den einzelnen Schritten gewinnen, bevor man weiter geht Erst Sicherheit gewinnen bevor man weiter geht DT6 40 Sicherheit kann es auch geben mit einer anderen Person etwas zu zweit zu machen, deswegen

sind Partnerübungen gut Sicherheit durch Partnerübungen

DT6 40 Vor allen Dingen auch bei Verfahren wo es darum geht etwas vorzumachen und angeguckt zu werden

Sicherheit durch Partnerübungen bei Übungen mit Präsentation

DT6 40 Das „Angeguckt-werden“ ist für viele schwierig Schwierigkeit der Präsentation DT6 40 Sicherheit geben indem man die Struktur deutlich macht. Sicherheit durch klare Strukturen DT6 50 Arbeit mit Kontaktübungen, z.B. mit Stäben. Stab in der Länge eines Besenstiels der Stab wird

durch die Hände gehalten, als Verbindung von zwei Menschen. Kontaktübungen, Kontakt zwischen zwei Menschen

DT6 50 Impulsarbeit, ohne zu sprechen, geht auch ohne Blickkontakt, es geht über den Impuls der durch den Stab geschickt wird.

Impulsarbeit, Impulse wahrnehmen

DT6 50 Thema: eigene Bedürfnisse und Gefühle spüren: „will ich den Impuls geben? Will ich führen? Will ich geführt werden?“

eigene Bedürfnisse und Gefühle spüren

DT6 50 Es geht darum was ich selbst fühle und was der andere wahrnimmt Was fühle ich und was nimmt der andere wahr? DT6 52 Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung: 10x1,20 Meter fester stabiler aber elastischer Stoff

der zu einer großen Schlaufe geknotet ist Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung

DT6 52 Gruppe stellt sich in den Schlauch und hängt sich mit den Rücken rein Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung DT6 52 Verschiedene Bewegungs- und Vertrauensübungen in dem Tuch möglich Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung DT6 52 Spüren wie viel man sich reinfallen lassen kann Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung DT6 52 Wie viel man kontrollieren kann wann etwas unangenehm oder unsicher wird. Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung

klare Strukturen Erst einmal Sicherheit in den einzelnen Schritten gewinnen bevor man weiter geht

K2.53 Eigene Bedürfnisse und Gefühle spüren durch Kontaktübung (Stab in der Länge eines Besenstiels der Stab wird durch die Hände gehalten, als Verbindung von zwei Menschen): Impulsarbeit, Impulse wahrnehmen. Was fühle ich und was nimmt der andere wahr?

2.54 Vertrauens- und Selbstwahrnehmungsübung: Die Gruppe stellt sich

in einen Schlauch (10x1,20 Meter fester stabiler aber elastischer Stoff der zu einer großen Schlaufe/Schlauch geknotet ist) und lehnt sich mit ihren Körpern in den Schlauch dessen Stoff von den Oberschenkeln bis zum Rücken hochgezogen wird. Spüren wie viel man sich reinfallen lassen kann Spüren was man kontrollieren kann Wann etwas unangenehm oder unsicher wird Was angenehm ist

DT7 4 Ich versuche jeweils zu den persönlichen Themen einen Zugang zu finden Zugang zu persönlichen Themen DT7 4 Und nicht die problemorientierte Sicht primär im Fokus zu haben, sondern auf die Lebensfreude

und das was dem Leben einen Sinn gibt zu gucken. Ressourcenorientiert arbeiten

DT7 10 Jeder bringt einen Text mit, kann auch ein Kalenderspruch, ein Gedicht oder etwas aus einem Film sein und daraus werden dann die idealen Szenen erarbeitet

Inspiration

DT7 10 Versuch dadurch den eher unterschwelligen Themen nahe zu kommen die gar nicht immer bewusst sind

Arbeit an unterschwelligen, unbewussten Themen

DT7 14 Arbeit an den Gefühlen durch Arbeit mit Körperhaltungen Körperhaltung als Zugang zu Gefühlen DT7 14 Ausprobieren welche Körperhaltung welches Gefühl hervorruft Körperhaltung als Zugang zu Gefühlen DT7 14 Anhängige können merken, dass sie selber etwas tun können um zu beeinflussen wie sie sich

fühlen Selbstwirksamkeit erleben

DT7 14 Es geht dabei immer um Selbststeuerung Selbststeuerung DT7 14 Abhängige erleben sich oft den Gefühlen ausgeliefert Auslieferung an Gefühle DT7 14 Wesentlicher Teil der Methode ist es mit den Körperhaltungen anzufangen und dann eine

Verbindung zu den Gefühlen herzustellen Körperhaltung als Zugang zu Gefühlen

DT7 14 Dramatherapeutisches Grundwerkzeug: ästhetischer Distanzierung Ästhetische Distanzierung DT7 14 Meint: ich schlüpfe in eine Rolle mit einem bestimmten Gefühlskostüm, ich lege die Rolle wieder

ab und kann in dem nächsten Moment in eine andere Rolle schlüpfen Ästhetische Distanzierung

DT7 14 Dadurch können Pat. praktisch lernen, dass sie nicht automatisch einem Gefühl auf ewig und allen Zeiten ausgeliefert sind, sondern Fähigkeiten erwerben können aus einem Gefühlskostüm auszusteigen

Selbststeuerung erleben

DT7 16 Im Grunde ist das was ich tue ein Grundkonzept aus der Traumatherapie Grundkonzept der Traumatherapie DT7 16 Es geht zunächst mal um Stabilisierung Stabilisierung DT7 16 Zunächst mal muss ich jemandem das Vertrauen in seine eigene Person vermitteln Selbstvertrauen DT7 16 Und in meine Fähigkeiten Vertrauen in Therapeutin DT7 16 Und dann kommt, Traumaexposition, bzw. hier die Suchtexposition Exposition DT7 16 Erst wenn das Vertrauen da ist und die Fähigkeiten von Rollenwechsel und Gefühlswechsel

beherrscht werden kann ich sie auf Problemsituationen anwenden Exposition

DT7 20 Aufforderung zur Reflektion von Verhaltensweisen indem immer Zuschauer beim Spielen der Szenen dabei sind und Rückmeldungen geben können

Reflektion eigener Verhaltensweisen durch Rückmeldungen

DT7 20 Man sieht auch immer bei andern alles viel besser als bei sich selbst und das hat dann diesen Rückkopplungseffekt

Nutzen des Rückkopplungseffekts

DT7 20 Ehrlichkeit bei den Rückmeldungen untereinander ist eine Chance die die Pat. im Alltag oft nicht haben, wo sie meist versuchen viel zu verstecken

Ehrlichkeit als Chance

DT7 20 Übend er Selbstwahrnehmung möglich Selbstwahrnehmung schulen

K2.55 Als Therapeutin Zugang zu den persönlichen Themen der Pat. suchen. Ressourcenorientiert anstelle von problemorientiert arbeiten

K2.56 Zuerst mit Körperhaltungen arbeiten darüber dann eine Verbindung

zu den Gefühlen herstellen. Pat. können hinsichtlich der Gefühle Selbstwirksamkeit und Selbststeuerung erleben, im Gegenteil zu dem sich sonst den Gefühlen häufig ausgeliefert fühlen.

K2.57 Dramatherapeutisches Grundwerkzeug: ästhetischer Distanzierung:

in eine Rolle schlüpfen mit einem bestimmten Gefühlskostüm, die Rolle wieder ablegen und im nächsten Moment in eine andere Rolle schlüpfen können. Weitere Möglichkeit Selbststeuerung zu erleben, lernen Gefühlen nicht automatisch ausgeliefert zu sein, sondern Fähigkeiten erwerben zu können aus Gefühlskostümen auszusteigen.

K2.58 Ansatz ist im Grunde ein Grundkonzept der Traumatherapie:

zunächst geht es um Stabilisierung, Pat. muss Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die des Therapeuten gewinnen, dann erst erfolgt die Exposition, hier Suchtexposition. Erst wenn das Vertrauen da ist und die Fähigkeiten von Rollenwechsel und Gefühlswechsel beherrscht werden können sie auf Problemsituationen angewendet erden.

K2.59 Anregung zur Reflektion eigener Verhaltensweisen durch

Zuschauerrollen und Feedback bei der Arbeit mit Szenen. Nutzung des Rückkopplungseffekts bei anderen besser

etwas erkenn zu könne als bei sich selbst Ehrlichkeit bei den Rückmeldungen ist eine Chance welche

die Pat. sonst meist nicht haben Schulung der Selbstwahrnehmung

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VT1 12 Ich glaube es ist sehr entscheidend, dass ich Pat. über Sinn und Ziel einer Methode, Übung aufkläre

Transparenz

VT1 12 Meine Erfahrung ist, dass Pat. sich schnell entmündigt fühlen, wenn sie nicht klar haben wofür eine Übung gut ist

Gefahr des Entmündigungsgefühls

VT1 12 Ich gehe von einem mündigen Patienten aus der in der Lage ist eine gute Entscheidung für sich zu treffen

Patienten sind Mündig

VT1 12 Bei Unklarheit wird die therapeutische Beziehung auch schnell auf die Probe gestellt Belastungsrobe der therapeutischen Beziehung VT1 12 Es besteht die Gefahr, dass der Pat. aus dem Therapieprozess aussteigt Abbruch des Therapieprozess’ VT1 16 Gefühle sind das Element in der Suchttherapie Gefühle sind wichtig VT1 16 Das Suchtmittel dient einem Regulierungsprozess Suchtmittelkonsum ist ein Regulierungsprozess VT1 16 Pat. müssen alternative Umgehensweisen mit ihren Gefühlen entwickeln Alternative Umgangsweisen müssen entwickelt werden VT1 16 Der erste Schritt ist Gefühle zu benennen Gefühle benennen VT1 16 Gefühle einsortieren im Umgang mit Impulsdurchbrüchen Gefühle benennen VT1 16 Aus der schamtherapeutischen Sicht her Ursache dafür suchen warum Gefühle einen so aus der

Bahn werfen Ursachen suchen

VT1 16 Pat. zum Experten über seine Emotionen machen Experte der eigenen Emotionen werden VT1 16 Im Sinne von Beck: ABC-Schema ABC-Schema VT1 18 Emotionen und Gefühle das A und O der Verhaltenstherapie Gefühle sind wichtig VT1 18 Über Schematherapie: Vorstellungsübungen, Imagination an etwas ran zu kommen Imaginationsübungen VT1 18 Arbeit am Sandsack um an Gefühle heran zu kommen, bei emotionaler Blockade Arbeit am Sandsack VT1 18 Aus einem bestimmten Vorstellungsbild heraus Innere Bilder VT1 18 Aufstellungsarbeit in der Gruppentherapie Aufstellungsarbeit in der Gruppentherapie VT1 18 Um innere Szenen noch mal spürbar und nutzbar machen zu können Innere Bilder VT1 20 Bei persönlichkeitsgestörten Patienten Arbeit mit dem „inneren Team“. Arbeit mit dem „inneren Team“ VT1 20 Welche Anteile sprechen? Arbeit mit dem „inneren Team“ VT1 20 Pat. mit schwierigem biographischen Hintergrund: Familienaufstellung Familienaufstellung VT1 20 Moment aus der Herkunftsfamilie einfrieren Familienaufstellung

K2.60 Haltung: Transparentes Vorgehen ist wichtig. Pat. als mündig

betrachten. Sonst: Gefahr des Entmündigungsgefühls Belastungsrobe der therapeutischen Beziehung Gefahr Abbruch des Therapieprozess’

K2.61 Gefühle sind wichtig in der Suchttherapie. Pat. muss zum Experten

seiner Emotionen werden. Interventionen: Gefühle benennen Zusammenhang Gefühle und Impulsdurchbrüche herstellen Schematherapeutisch: Ursachen suchen ABC-Schema von Beck

K2.62 schematherapeutisch: Imaginationsübungen K2.63 Arbeit am Sandsack. Aus einem bestimmten Vorstellungsbild

heraus emotionale Blockaden lösen K2.64 Aufstellungsarbeit in der Gruppentherapie, um innere Szenen noch

mal spürbar und nutzbar machen zu können. Bei persönlichkeitsgestörten Patienten Arbeit mit dem

„inneren Team“, Anteile sprechen lassen Pat. mit schwierigem biographischen Hintergrund:

Familienaufstellung, Moment aus der Herkunftsfamilie einfrieren

VT2 6 Auch das Behandlungskonzept und Hintergründe der Arbeit erklären Transparenz bezüglich des Behandlungskonzeptes

VT2 6 Macht so ca. 40% der Motivation aus, abhängig von der Vorbereitung der Pat. Macht fast die Hälfte der Motivation aus VT2 8 Gefühle sind mit das wichtigste in der Therapie Gefühle sind sehr wichtig in der Therapie VT2 8 Zu gucken was etwas gefühlsmäßig mit mir macht. Auswirkung eigener Gefühle wahrnehmen VT2 8 Am Ende der Aufnahmephase eine Entspannungsanleitung die emotional angegangen wird Emotionale Entspannungsanleitung VT2 8 Pat. lassen die letzte Woche Revue passieren Die Woche vorbeiziehen lassen VT2 8 Mir ist wichtig, dass die Pat. spüren was sie in ihrem Leben durchgemacht haben Spüren was sie durchgemacht haben VT2 10 Die Entspannungsübung, Gedankenreise ist eine ganz klare Methode die wir anwenden um mit

Gefühlen der Pat, zu arbeiten Gedankenreise ist eine gute Methode in der Arbeit mit Emotionen

VT2 10 Es funktioniert meist auch gut Pat. auf einander aufmerksam zu machen, Verbindungen unter einander herzustellen

Kontakt zwischen Pat. herstellen

VT2 10 Und ich nutzte die Gruppe ganz stark, lasse sie aufeinander reagieren Mit der Dynamik der Gruppe arbeiten VT2 12 Ängste spreche ich von Anfang an an Ängste direkt ansprechen VT2 12 Gemeinsam überlegen wie die Angstauslösende Situation hinbekommen werden kann Strategie für Angstsituation suchen VT2 14 Ich biete ihnen ein Stopp an Stopp anbieten VT2 14 Ich sage das sie es halt so machen sollen wie es im Moment für sie geht Sich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten bewegen

K2.65 Transparenz macht etwas die Hälfte der Motivation aus, wichtig

auch bzgl. Behandlungskonzept K2.66 Gedankenreise als Entspannungsübung angeleitet in der die

Woche noch einmal an den Pat. vorbei zieht und sie angeregt werden die Auswirkung ihrer Gefühle und ihre Erlebnisse im Leben wahrzunehmen

K2. 67 Den Kontakt der Pat. untereinander herstellen (hinsichtlich

Gefühle) K2.68Hinsichtlich Emotionen mit der Dynamik der Gruppe arbeiten, die

Gruppe nutzen K2.69 Ängste direkt ansprechen, Strategie für den Umgang mit der

angstauslösenden Situation suchen, sich dabei im Rahmen der eigenen Möglichkeiten bewegen

K2.70 Bei Ängsten die Möglichkeit des „Stopp“ anbieten.

VT3 8 Zeitnah eingreifen und darüber ein Gespräch führen wenn ich den Eindruck habe die Therapiemotivation lässt nach

Sinken der Therapiemotivation sofort ansprechen

VT3 8 Fragen woran es liegt Hinterfragen VT3 8 Versuchen mit dem Pat. über den Sokratischen Dialog zu einer Entscheidung zu kommen Einscheidungsfindung durch Sokratischen Dialog VT3 8 Mit dem Widerstand arbeiten, nicht versuchen den Pat. platt zu machen Mit Widerstand arbeiten VT3 8 Pat. ernst nehmen Pat. ernst nehmen VT3 8 Selbstwirksamkeit des Pat. versuchen zu erhöhen Selbstwirksamkeit erhöhen VT3 8 Sofort thematisieren damit es nicht schlimmer wird sofort ansprechen VT3 10 Umgang mit Gefühlen spielt dabei eine große Rolle Umgang mit Gefühlen ist wichtig VT3 10 Da die Pat. vor der Behandlung draußen alle Veränderungen mit Alkohol gekontert haben,

müssten sie eigentlich Trinken, wenn sie merken sie verändern sich Trinken als konditionierte Reaktion auf Veränderung

K 2.71 Sinken der Therapiemotivation sofort ansprechen und hinterfragen. Sokratischer Dialog.

K2.72 Mit Widerstand arbeiten, Pat. ernstnehmen und Selbstwirksamkeit

erhöhen K2.73 Umgang mit Gefühlen ist dabei wichtig, da bis jetzt das Trinken

eine konditionierte Reaktion auf Veränderung war, wobei Angst und Unsicherheit eine große Rolle spielt. Deshalb an der Selbstsicherheit des Pat. arbeiten

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VT3 10 Das hat ganz viel mit Angst zu tun Angst spielt eine große Rolle VT3 10 Es hat viel mit Unsicherheit zu tun Unsicherheit spielt eine große Rolle VT3 10 Es geht uns nicht darum die Angst zu beseitigen, Angst ist auch ein beschützender Faktor, aber

darum das die Pat. Sicherheit bekommen Sicherheit gewinnen

VT3 10 Sicherheit aus sich selbst heraus, nicht durch andere Selbstsicherheit VT3 14 Es wird viel mit Aufschreiben gearbeitet Es wird viel aufgeschrieben VT3 14 Pat. schreiben in den Gruppen nichts auf, weil es ablenkt In der Gruppe wird nicht mitgeschrieben

VT3 14 Sie bekommen ein Handout Handouts werden verteilt VT3 14 Oder es werden viele Schlagwörter an die Tafel geschrieben zum nachlesen Schlagwörter an die Tafel schreiben VT3 14 Pat. fixieren die Sachen in Wochenberichten Wochenberichte schreiben VT3 14 Es gibt viele Arbeitsblätter die die Pat. stellenweise ausgeteilt bekommen Arbeitsblätter VT3 14 Arbeitsblätter werden auf die Patienten abgestimmt Arbeitsblätter VT3 16 Pat. schreiben unter der Woche einen Wochenbericht der am Freitag eingesammelt und

nachgeguckt wird Wochenberichte wird eingesammelt

VT3 16 Bericht wird kommentiert oder Besprochen Wochenberichte wird kommentiert VT3 16 Pat. formulieren am Ende der Woche Ziele für die nächste Woche Ziele formulieren VT3 16 Ziele werden schriftlich fixiert Ziele fixieren VT3 16 Erreichend er Ziele wird überprüft und reflektiert Ziele reflektieren, überprüfen VT3 20 Neue Therapien werden im Vorfeld erklärt Neue Therapien im Vorfeld erklären VT3 20 Bestimmte therapeutische Anwendungen wie z.B. der Sokratische Dialog erst im Nachhinein

über das was sich entwickelt hat Therapeutische Anwendungen erst im Nachhinein erklären

VT3 20 Oder auch bei der kognitiven Umstrukturierung dysfunktionalen Grundüberzeugungen erkläre ich natürlich wie sie dahin kommen, aber erst am Ende

Therapeutische Anwendungen erst im Nachhinein erklären

VT3 20 Das finde ich unentbehrlich Erklärung unentbehrlich VT3 22 Weil ich finde, dass sie Experten für ihre eigene Erkrankung werden müssen Experten für eigene Erkrankung werden VT3 22 Sie müssen eine Kontrollüberzeugung bekommen Kontrollüberzeugung bekommen VT3 22 Sie müssen wissen was zu einer Veränderung führt damit sie das draußen auch noch weiter so

machen Erreichen von Veränderungen verstehen

VT3 22 Sie müssen wissen, dass das was passiert an ihnen liegt und nicht an der Therapieform Selbstwirksamkeit VT3 22 Das baut auch Ängste und Unsicherheiten ab, denn Süchtige haben ständig Angst vor

Kontrollverlust Ängste und Unsicherheiten abbauen

VT3 22 Den sie ja auch ständig erleben wenn sie saufen Bekannt durchs Trinken VT3 22 Deshalb ist es wichtig ihnen Kontrolle zu geben Kontrollüberzeugung stärken VT3 24 Es gibt eine Menge Arbeitsblätter (um Pat. zu helfen sich von eigenen Verhaltensweisen bewusst

zu werden und diese zu reflektieren) Arbeitsblätter zu eigenen Verhaltensweisen

VT3 24 Ich arbeite viel mit der 5-Spalten-Technik aus der Depressionstherapie: entdecken der Situation, spontane Reaktion auf die Situation, Gefühl in der Situation, neu Bewertung des Gefühls, neue Beschreibung des Gefühls

Arbeit mit 5-Spalten-Technik aus der Depressionstherapie

VT3 24 Damit geben ich den Pat. wieder mehr Kontrolle Kontrollüberzeugung stärken VT3 24 Diese Arbeit mit den Basics wiederholt sich immer wieder Basics wiederholen VT3 24 Und eine stabile therapeutische Beziehung ist wichtig eine stabile therapeutische Beziehung ist wichtig

K2.74 Es wird viel mit Aufschreiben gearbeitet: Handouts für/nach Therapiegruppen durch Therapeuten Schlagwörter an die Tafel schreiben Wochenberichte schreiben + nachgucken + kommentieren Arbeitsblätter (z.B. auch zur Auseinandersetzung mit

eigenen Verhaltensweisen) Wochenzeile schriftlich festlegen + überprüfen + reflektieren

K2.75 Erklären was man tut ist unentbehrlich. Zeitpunkt kann variieren:

Neue Therapien im Vorfeld erklären, therapeutische Anwendungen erst im Nachhinein erklären an hand dessen was erarbeitet wurde (z.B. Sokratischer Dialog, kognitive Umstrukturierung dysfunktionalen Grundüberzeugungen)

K2.76 Erklärung unentbehrlich weil Pat.:

Experten für eigene Erkrankung werden müssen Kontrollüberzeugung entwickeln müssen Verstehen müssen wie sie Veränderungen bewirken und

aufrechterhalten können Selbstwirksamkeit gesteigert werden muss Ängste und Unsicherheiten, Angst vor Kontrollverlust

dadurch abgebaut werden K2.77 Arbeit mit 5-Spalten-Technik aus der Depressionstherapie

(entdecken der Situation, spontane Reaktion auf die Situation, Gefühl in der Situation, neu Bewertung des Gefühls, neue Beschreibung des Gefühls) um:

Eigene Verhaltensweisen zu reflektieren Kontrollüberzeugung zu stärken

K2.78 Basics wiederholen K2.79 Stabile therapeutische Beziehung ist wichtig

VT4 4 Intervention hängt vom einzelnen Patienten ab Abstimmen auf den Pat. VT4 6 Wenn der Eindruck entsteht, dass die Motivation zurückgeht, dann dies direkt ansprechen Nachlassen der Motivation direkt ansprechen VT4 6 Entweder in der Gruppe oder im Einzelgespräch Gruppen- oder Einzelgespräch VT4 6 Da gibt es das Waagesystem: Vorteile mit dem Pat. benennen Waagesystem VT4 6 Im Endeffekt die Ziele mit dem Pat. noch mal konkret besprechen Ziele besprechen VT4 6 Selbstmotivation durch die eigenen Ziele Selbstmotivation fördern VT4 8 Waagesystem: was spricht für die Therapie, was spricht gegen die weitere Therapie? Wagesystem VT4 12 Ziele davon ausgehend neu definieren oder neu gewichten Ziele definieren + gewichten VT4 14 Auseinandersetzung mit den Gefühlen spielt immer eine Rolle in der Suchttherapie Auseinandersetzung mit Gefühlen ist wichtig VT4 14 Spielt sogar die Hauptrolle Auseinandersetzung mit Gefühlen ist am wichtigsten VT4 14 Gefühle zulassen können fällt Pat. schwer Schwer Gefühle zuzulassen VT4 14 Umgang mit Angstgefühl es nicht zu schaffen ohne Suchtmittel Versagensangst VT4 14 Vor- und Nachteile der Auseinandersetzung mit den Gefühlen besprechen Auseinandersetzung mit Gefühlen VT4 18 Mit Schaubildern arbeiten Mit Schaubildern arbeiten VT4 22 Offenheit ist immer wichtig im therapeutischen Prozess Offenheit ist immer wichtig VT4 22 Sonst kommen die Pat. nicht nur mit sich und ihren Gefühlen nicht klar sondern auch nicht mit

uns Beziehung nicht möglich

K2.80 Abstimmung auf individuellen Pat. K2.81 Nachlassen der Motivation direkt ansprechen in Gruppen- oder

Einzelgespräch K2.82 Standort bestimmen, Ziele besprechen, definieren, neu gewichten

und dadurch die Selbstmotivation fördern K2.83 Waagesystem: Vor- und Nachteile ausloten K2.84 Auseinandersetzung mit den Gefühlen spielt die wichtigste Rolle in

der Suchttherapie Pat. fällt es schwer Gefühle zuzulassen Versagensängste häufig vorhanden

K2.85 Vor- und Nachteile der Auseinandersetzung mit den Gefühlen

besprechen, evtl. mit Schaubildern arbeiten

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VT4 22 Dass ist dann ganz schlecht für die Motivation Demotivierend VT4 24 Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensweisen geschieht im Gruppenprozess Auseinandersetzung mit Verhaltensweisen im Gruppenprozess VT4 24 Pat. werden dazu angehalten über ihre Verhaltensweisen nachzudenken Verhaltensweisen reflektieren VT4 24 Bekommen Verhaltensweisen durch die Gruppe gespiegelt Verhaltensweisen spiegeln VT4 24 Da lässt sich auch gut entwickeln wo der Pat. steht und wo er hin will Standortbestimmung und Zielabklärung

K2.86 Offenheit ist immer wichtig im therapeutischen Prozess sonst ist eine Beziehung mit Suchtpat. Nicht möglich und das wirkt stark demotivierend

K2.87 Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensweisen im

Gruppenprozess: Verhaltensweisen gegenseitig spiegeln und reflektieren

VT5 4 Ein wesentliches Element ist für mich die zwischenzeitliche Bilanzierung: wo stehen wir gerade? Um welches Thema geht es gerade und sind wir da noch in dem Plan den wir uns mal vorgenommen haben? Oder müssen wir etwas verändern?

Die zwischenzeitliche Bilanzierung ist ein wesentliches Element

VT5 4 Pat. in die Steuerung und die Überprüfung mit reinholen Pat. in die Steuerung und Überprüfung integrieren VT5 4 Meine Erfahrung ist, dass Pat. das sehr schätzen, weil sie dann selber eine Orientierung

bekommen Pat. schätzen die Orientierung die sie bekommen

VT5 4 Und man verzettelt sich nicht so und fragt sich nachher nicht was das mit der Ausgangsfragestellung zu tun hat

Überblick bleibt erhalten

VT5 4 Ich finde es sehr wichtig, dass die Patienten etwas Visuelles haben Etwas Visuelles ist wichtig VT5 4 Das sie ein Therapietagebuch führen oder aus jeder Stunde etwas mitbekommen, ein Leitspruch,

oder einen Ergebnissatz oder auch ein Bild oder ein Symbol für das was man sich erarbeitet hat in der Stunde

Etwas Visuelles ist wichtig

VT5 4 Es ist dann nicht nur im Gedächtnis und wird dort irgendwie verarbeitet, sondern durch diese Visualisierung wird natürlich auch das was wir da gemacht haben besser verankert

Bessere Verankerung durch etwas Visuelles

VT5 4 Es ist dann nicht mehr so Fehler anfällig und kann noch besser verarbeitet werden Bessere Verankerung, weniger Fehler VT5 4 In der nächsten Stunde greife ich es dann noch mal auf und frage ob wir noch mal darüber

sprechen sollen Rückgriff auf den Prozess

VT5 4 Also immer mal Rückgriffe machen um das Prozesshafte deutlich zu machen und zu signalisieren, dass sich die Dinge auch wieder entwickeln

Rückgriff auf den Prozess, prozesshaften Charakter verdeutlichen

VT5 4 Ich denke das hält den Klienten sehr in seinem Prozess und das motiviert auch sehr Motiviert, hält Pat. in seinem Prozess VT5 6 Ich bin Verhaltenstherapeutin und da ist die Transparenz ja besonders wichtig Transparenz ist wichtig in VT VT5 6 Immer sagen warum man was macht Immer begründen VT5 6 Und mit Pat. gemeinsam gucken ob das Vorhaben für ihn geeignet ist, ob er bereit ist

mitzumachen Abstimmen auf und mit dem Pat.

VT5 8 Indem Moment indem ich für die Pat. wichtige Themen anspreche lassen sich Gefühle gar nicht vermeiden

Gefühle kommen bei wichtigen Themen automatisch dazu

VT5 8 Und es geht natürlich neben dem Inhaltlichen auch immer darum zu gucken wie es dem Pat. damit geht

Der Inhalt und das Befinden ist wichtig

VT5 8 Die Gefühle durch weitere Fragen ergründen und bearbeiten Gefühle ergründen VT5 10 Sowohl in der Trias der VT: kognitiv, emotional, physiologisch Trias der VT VT5 10 Wichtig aus der Gesprächstherapie: Verbalisierung emotionaler Inhalte, Reflektion, Spiegeln Wichtig aus der Gesprächstherapie: Verbalisierung emotionaler

Inhalte, Reflektion, Spiegeln VT5 10 Das sind wichtige Methoden um mit den Gefühlen in Kontakt zu kommen sie wertzuschätzen, zu

beschreiben und auch Veränderung zu verdeutlichen Methoden um mit Gefühlen in Kontakt zu kommen

VT5 14 Ich denke die Einstellung des Pat. ist das Zentrale, wenn wir über Problemverhalten oder problematische Situationen sprechen

Zentral steht die Einstellung

VT5 14 Lernen etwas anders zu machen, anders zu denken, anders zu reflektieren, sich anders zu verhalten, also inneres und äußeres Verhaltens gleichermaßen

Veränderung bezüglichen innerem und äußerem Verhalten

VT5 14 Darum geht es letztendlich ja und das ist der Kern der motivierenden Arbeit der Kern der motivierenden Arbeit VT5 14 Manchmal kommen wir im Dialog zu dem Ergebnis, dass der Pat. sich nicht sicher ist ob er in

einer bestimmten Situation sein Verhalten verändern möchte dann müssen Bedenken der Pat. reflektiert werden

Bedenken der Pat. müssen reflektiert werden

VT5 14 Was spricht dafür, was spricht dagegen, welche Nebenwirkungen könnte es haben? Bedenken der Pat. müssen reflektiert werden VT5 14 Im weiteren Therapieverlauf geht es dann darum zu gucken ob man Verhalten aufbauen muss,

oder Verhaltenskontrolle Verhalten aufbauen oder Verhaltenskontrolle

VT5 16 Wenn es mehr um die innere Struktur geht, um Erwartungen, Vorstellungen, Einstellungen, dann kann man das in einem sokratischen Dialog oder in einer kontroversen Debatte miteinander erarbeiten, je nachdem was dem Pat. mehr liegt

Sokratischer Dialog oder kontroverse Debatte

VT5 16 Manchmal geht es auch um den Aspekt wie der Partner mitgenommen werden kann in so einem Veränderungsprozess

Einbeziehung des Partners

VT5 16 Dass ist auch etwas motivierendes, dass wichtige Bezugspersonen mit gehen auf der Linie die der Pat. sich aussucht, oder zumindest nicht dagegen arbeiten

Motivationsförderung durch Unterstützung der Angehörigen

VT5 16 Und dann ist es manchmal nötig, dass man so ein Gesprächsverhalten einübt Gesprächsverhalten einüben VT5 16 Und dass würde man auch erst mal ausprobieren in der Therapiesituation und dann schrittweise

übersetzen in den Ernstfall Gestufte Vorgehensweise des Verhaltensaufbaus

K2.88 Zwischenbilanz ist ein wesentliches Element: aktueller Stand, aktuelles Thema, noch im Plan, Veränderung nötig?

Integriert Pat. in Steuerung und Überprüfung Überblick über den Prozess bleibt erhalten Fördert Orientierung der Pat. (was diese schätzen)

K2.89 Wichtig, dass Pat. etwas Visuelles aus den Therapiestunden mitnehmen (z.B.: Therapietagebuch, Leitspruch, Ergebnissatz, Bild, oder Symbol), steht dafür was erarbeitet wurde.

Verankerung fällt dadurch leichter und ist weniger Fehler anfällig und kann besser verarbeitet werden

K2.90 Rückgriffe machen, an vorheriger Stunde anknüpfen

Verdeutlicht prozesshaften Charakter Hält Pat. in seinem eigenen Prozess Motiviert dadurch

K2.91 Transparenz ist wichtig in der VT: sagen warum man was macht

und mit Pat. gucken ob er zustimmen kann K2.92Gefühle kommen bei wichtigen Themen der Pat. automatisch dazu.

Neben dem Inhaltlichen sind Gefühle immer wichtig und werden weiter ergründet. Im Sinn der Trias der VT: kognitiv, emotional, physisch. Wichtige Methoden aus der Gesprächstherapie um mit Gefühlen in Kontakt zu kommen: Verbalisierung emotionaler Inhalte, Reflektion, Spiegeln.

Schätzen die Gefühle wert, beschreiben und verdeutlichen die Veränderung.

K2.93 Kern der Motivationsarbeit, wenn es um Problemverhalten oder

problematische Situationen geht, ist die Arbeit an der Einstellung des Pat. Es geht darum inneres und äußeres Verhalten zu verändern: etwas anders zu machen, anders denken, anders reflektieren, sich anders verhalten. Äußert der Pat. Bedenken in einer bestimmten Situation etwas Bestimmtes zu verändern muss das reflektiert werden. Im weiteren Verlauf ist dann die Frage ob Verhalten aufgebaut oder Verhaltenskontrolle gelernt werden muss.

K2.94 Beispiel: Arbeit an der inneren Struktur (Erwartungen,

Vorstellungen, Einstellungen): Erarbeitung im Sokratischen Dialog oder einer kontroversen Debatte, je nachdem was dem Pat. mehr liegt.

K2.95 Beispiel: Einbeziehung des Partners. Unterstützung, oder

zumindest nicht dagegen arbeiten durch den Partner ist auch ein Motivationsfaktor. Gespräche im gestuften Vorgehen einüben und durchführen.

K2.96 Kontraktmanagement hat einen hohen Stellenwert für die

Motivation. Gut formulierte Vereinbarungen mit dem Pat. treffen, mit Rechten und Pflichten, an die beiden Partner im therapeutischen Prozess gebunden sind

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VT5 64 Einen hohen Stellenwert für die Motivation hat auch das Kontraktmanagement Kontraktmanagement

VT5 64 mit Pat. explizit, manchmal implizit, Vereinbarungen treffen die gut formuliert sein müssen Vereinbarungen treffen

VT5 64 Im Sinne eines Vertrags mit Rechten und Pflichten Vertrag schließen

VT5 64 Beide Partner sind dann im therapeutischen Prozess gebunden Vertrag schließen

VT6 6 Versuch wöchentlichen Einzelkontakt mit jedem Patienten Wöchentliche kurze Einzelkontakte VT6 6 Tagesberichte in denen Pat. sich mit den Ereignissen des Tages, Gefühlen und Gedanken

beschäftigen. Stellenweise Besprechung in der Gruppe Reflektion des Tages in Tagesberichten

VT6 8 Hauptsächlich angewandt Methode: MI MI VT6 10 Sinn und Ziel von Übungen wird erklärt, wenn Pat. Schwierigkeiten haben sich auf etwas, z.B.

klientzentrierte Rollenspiele einzulassen, aber nicht immer, es kommt auf die Situation an. Sinn und Zweck einzelner Interventionen und Übungen gezielt erklären, aber nicht immer

VT6 Rollenspiel: Einbezug der gesamten Gruppe mit klar definierten Aufgaben: Beobachter, Akteur. Rollenspiele unter Einbeziehung der Gruppe VT6 12 Problematische Situation detailliert vom Pat. erklären lassen, Mitpat. die Rolle des Pat. selbst

übernehmen lassen, Pat. übernimmt Rolle der gegenüberstehenden Person, weil er die am besten kennt.

Detaillierte Darstellung der Situation mit Rollentausch

VT6 12 Durch Verhalten des Mitspielers neue Verhaltensmöglichkeiten erfahren Neue Verhaltensmöglichkeiten erfahren VT6 12 Rollen tauschen, Pat. versucht Vorerfahrungen aus der ersten Szene in sein Verhalten

einzubauen Rollentausch und neue Verhaltensalternativen

VT6 Versuchen zu verstehen wie man sich in bestimmten Konfliktsituationen anders verhalten kann VT6 14 Rollenspiele sind motivationsfördernd, weil sie sich intensiv mit dem was als Problem

beschrieben wird beschäftigen Intensive Beschäftigung mit der persönlichen Problematik

VT6 14 Hier wird auch auf die Gefühlsebene geguckt , was für Suchtkranke Menschen häufig schwer ist Gefühlsarbeit VT6 16 Bei Schwierigkeiten Gefühle zu benennen: Arbeit mit einem Medium, z.B. Gefühle malen zu

meditativer Musik. Gefühle malen um mit ihnen in Kontakt zu kommen

VT6 16 Über das Bild und die Farben erarbeiten wo der Pat. gerade gefühlsmäßig steht Gefühle malen um mit ihnen in Kontakt zu kommen VT6 66 Die Medizinische Versorgung spielt eine große Rolle bezüglich der Motivation: Pat. müssen sich

medizinisch gut versorgt fühlen. Medizinisch gute Versorgung ist wichtig

VT6 66 Pat. haben zu Beginn häufig Schwierigkeit die Länge der Therapie zu akzeptieren, da ist es erst mal wichtig ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen und sie ankommen zu lassen und erst später konkret zu werden

Erst ankommen lassen

VT6 66 Erst mal ist gut essen und gut schlafen wichtig. Essen und Schlafen sind wichtig

K2.97 durch wöchentliche kurze Einzelkontakte K2.98 Reflektion des Tages in Tagesberichten: Ereignissen des Tages,

Gefühlen und Gedanken. Zum Teil spätere Besprechung in der Psychotherapiegruppe

K2.99 Sinn und Zweck einzelner Interventionen und Übungen gezielt

erklären, aber nicht immer (z.B. wenn Pat. Schwierigkeiten haben sich auf etwas, z.B. klientzentrierte Rollenspiele einzulassen). Kommt auf Situation an

K2.100 Um sich intensiv mit eigener Problematik zu beschäftigen,

alternative Verhaltensweisen zu erfahren und auf der Gefühlsebene zu arbeiten: Rollenspiele unter Einbezug der Gruppe.

Problematische Situation detailliert vom Pat. erklären lassen, Mitpat. die Rolle des Pat. selbst übernehmen lassen, Pat. übernimmt Rolle der gegenüberstehenden Person, weil er die am besten kennt

Rollentausch mit versuch der Verhaltensänderung K2.101 Unterstützung bei der Arbeit auf der Gefühlsebene wichtig, da es

Suchtpat. häufig schwerfällt. Mögliche Vorgehensweise: zu meditativer Musik Gefühle malen und anschließend das Bild, die Farben und den gefühlsmäßigen Stand des Pat. besprechen

K2.102 Die medizinische Versorgung spielt eine große Rolle bezüglich der

Motivation: Pat. müssen sich medizinisch gut versorgt fühlen K2.103 Wichtig Pat. erst einmal ankommen zu lassen. Und nicht sofort

über die Länge der Therapie diskutieren (welche ihnen häufig zu lang scheint). Erst mal Luft aus den Segeln nehmen

K2.104 Essen und Schlafen sind wichtig

VT7 6 Abhängig von der persönlichen Motivation des Pat. einen Kombination zwischen auf der einen Seite konfrontieren und die Kosten des Verhaltens deutlich machen und auf der anderen Seite viel Verständnis zeigen und Annerkennung dessen was bereits gemacht und erlebt wurde

Kombination von Konfrontation und Annerkennung, Verständnis zeigen

VT7 6 Böse formuliert: Zuckerbrot und Peitsche Zuckerbrot und Peitsche VT7 6 Gerade bei abhängigen Pat. sehr deutlich machen, dass keine Spielchen gespielt werden Verdeutlichen, dass keine Spielchen gespielt werden VT7 8 Das keine Verhaltenstest stattfinden Keine Verhaltenstests VT7 8 Versuchen authentisch zu reagieren und z.B. auch Ärger rüberzubringen Als Therapeut authentisch reagieren VT7 8 Dass das bei mir legitim ist und das sie das auch machen dürfen Pat. als Beispiel für eigenes authentisches Vorhalten dienen und

Reaktionen würdigen VT7 8 Insofern versuche ich recht transparent vorzugehen Transparentes Vorgehen VT7 8 Auch immer wieder bei den Patienten nachfragen, Rückmeldungen holen, wie es ihnen z.B. mit

Fragen oder Konfrontationen geht Rückversichern bei Pat.

VT7 10 Gefühle sind das Entscheidende in der Therapie Gefühle sind das Entscheidende in der Therapie VT7 10 Viele Suchtpatienten sind gute Schauspieler die auch schnell mitkriegen was der Therapeut will Suchtpatienten sind gute Schauspieler VT7 10 Mein Hauptziel ist immer an die Gefühle ranzukommen. Hauptziel ist Kontakt zu den Gefühlen VT7 10 Sowohl an die positiven Gefühle, was die Drogen und die Konsumzeit so positiv gemacht hat Positive Gefühle bezüglich Konsum VT7 10 Ganz stark an die Minderwertigkeitsgefühle, Schamgefühle Minderwertigkeitsgefühle, Schamgefühle VT7 10 Deswegen sind die meisten ja da, die nicht geschickt wurden oder einen Paragraphen haben. Ursache für die Behandlung VT7 10 Bei denen ist ja ein gewisser Leidensdruck offensichtlich da Leidensdruck VT7 12 Nach Gefühlen fragen Gefühle erfragen

K2.105 Abgestimmt auf Pat. : Kombination von Konfrontation mit Verhalten und Annerkennung, Verständniszeigen für Situation und bereits geleistetes (Zuckerbrot und Peitsche)

K2.106 Transparentes Vorgehen

Verdeutlichen, dass keine Spielchen mit Pat. gespielt werden

Keine heimlichen Verhaltenstests durchgeführt werden K2.107 Als Therapeut authentisch reagieren und damit Pat. zu eigenem

authentischem Reagieren animieren, ihre Reaktionen würdigen K2.108 Sich bei Pat. rückversichern, dass wie mit Fragen und

Konfrontationen zurecht kommen K2.109 Gefühle und der Kontakt zu diesen (Positive Gefühle bezüglich

Konsum, Minderwertigkeitsgefühle, Schamgefühle) sind das Entscheidende in der Therapie, wird aber erschwert dadurch, dass Suchtpatienten gute Schauspieler sind und durchschauen was der Therapeut will

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VT7 12 In Therapiesituationen bezüglich Gefühle vertiefend nachfragen Gefühle erfragen VT7 12 Ich harke nach und versuche zu unterstützen, dass die mal formulieren was sie spüren Gefühle zu benennen VT7 12 Auch versuchen mit Körpersignalen zu arbeiten, bei Körpersignalen nachzufragen, Z.B.

Anspannung Körpersignale erfragen

VT7 14 Zum Reflektieren von Verhaltensweisen kann die Interaktion der Gruppe sehr hilfreich sein Reflektion von Verhaltensweisen durch die Gruppe VT7 14 Versuchen die Pat. über ihre Biografie an die Verhaltensmuster ran zu führen. Zugang zu Verhaltensweisen über die Biografie VT7 14 Damit Pat. ein Verständnis dafür entwickeln warum es so schwer ist ihre Verhaltensmuster, die

sie meistens schon kennen, zu verändern Verständnis für Schwierigkeit der Verhaltensänderung

K2.110 Gefühle erfragen, vertiefend nachfragen und dabei unterstützen Gefühle zu benennen.

K2.111 Körpersignale erfragen, z.B. ob irgendwo Anspannung

wahrgenommen wird und dann wo. K2.112 Interaktion der Gruppe zur Anregung der Reflektion von

Verhaltensweisen nutzen K2.113 Über Biografiearbeit Zugang zu Verhaltensweisen herstellen und

Verständnis für Schwierigkeit der Verhaltensänderung wecken,

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Anhang 7 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 3: Aufrechterhaltung der Motivation bezüglich der Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit

Fall Text-

stelle Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 10 Soziale Kompetenzen, von außen nach innen arbeiten Nein sagen in alltäglichen Situationen Ablehnungsstrategien DT1 10 Vorausschauend in die Zukunft: Kontakt mit altem Umfeld, Konsumanimationsversuche Rückfallrisikosituationen betrachten DT1 10 Einsicht gewinnen in eigene sensible Punkte Einsichtgewinnen in eigenen Schwächen DT1 10 Was fällt mir leicht? Wo habe ich Schwierigkeiten? Stärken und Schwächen analysieren DT1 14 Tiefer gehend, analytischer arbeitend, der Empfänglichkeit für die Sucht nachgehen Analytischer arbeiten: Konsummotiven nachgehen DT1 14 Auf die Suchtproblematik übersetzt die Methode JoBlagg Angepasst Methode JoBlagg DT1 19 Jo Blagg: Delikt gerichtete Methode in der eine Deliktkette gebildet wird, ausgehend vom Moment

des Delikts geht man in der Zeit zurück JoBlagg: Deliktkettenarbeit

DT1 19 Welche Ursachen, welche Situationen haben zu dem Delikt geführt? Analyse Delikt DT1 21 Die Situationen werden in Standbildern dargestellt Darstellung in Standbildern DT1 21 Meistens wurden die Situationen dann auch ausgespielt, weil die Standbilder zu statisch waren Ausspielen der Standbilder DT1 21 Bei jeder Situation wird Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Folgen des Handelns

nachgegangen (kognitiv verhaltenstherapeutisch) Verhaltensanalyse (VT)

DT1 21 Rückgang zum Teil bis in die Kinderzeit Rückgang bis in die Kinderzeit DT1 21 Gewinnen von Einsicht, Bewusstwerdung, empathisches Vermögen Einsicht, Selbstbewusstsein, Empathie DT1 21 Beim Schwerpunkt auf Suchtverhalten: Einfluss auf Umgebung, Familie und Partner Suchtverhalten: Einfluss auf Umgebung, Familie und Partner DT1 23 Das schöne an der Dramatherapie, dass viel im Spiel deutlich wurde Verdeutlichung im Spiel DT1 23 Feedback von Mitpatienten: was nehmen sie wahr? Feedbackmöglichkeit DT1 23 Rollentausch: merken was mein Verhalten in anderen auslöst Rollentausch: hineinversetzen in andere DT1 25 Eigentliche Methode JoBlagg arbeitet mit einer fiktiven Person, ich mit direkter Situation des

Patienten JoBlagg Original: Arbeit mit einer fiktiven Person. JoBlagg hier: Arbeit mit realer Person

DT1 29 Arbeit mit fiktive Person bringt mehr Sicherheit aber zu viel Abstand Mehr Sicherheit und mehr Abstand durch fiktive Person DT1 29 Fiktive Person wird durch Gesamtgruppe ausgedacht Gruppe denkt sich fiktive Person aus DT1 29 Fokussierung auf den Patienten persönlich: einerseits konfrontierend, andererseits schärft es die

Konzentration und die Zusammenarbeit Fokussierung auf Person des Patienten: Konfrontierend, fördert die Zusammenarbeit und Konzentration

DT1 29 Konfrontation dadurch sich selbst detailliert in einem Steckbrief zu beschreiben Konfrontation mit eigener Person DT1 29 Stärkt das emphatisches Vermögen Stärkung der Empathie DT1 29 Jeder weiß er kommt auch noch dran Jeder kommt dran DT1 29 Fördert die Zusammenarbeit Fördert Zusammenarbeit DT1 29 Jeder achtete verstärkt darauf was er wie sagt, wie er Kritik äußert Fördert konstruktive Kritik DT1 29 Man ist sehr verletzlich Verletzbarkeit

K3.1 Persönliche Rückfallrisikosituationen des Pat. betrachten, Stärken und Schwächen analysieren, Ablehnungsstrategien trainieren an Hand der persönlichen Situationen

K3.2 Angepasste Form von JoBlagg. JoBlagg = Deliktkettenarbeit mit

fiktiver Person durch Gruppe ausgedacht, ausgehend vom Moment des Delikts bis in gewünschte Zeit davor. In der Suchttherapie auf Aspekte des Suchtverhaltens gerichtet und mit realer Person des Patienten, da weniger Abstand. Momente/Situationen in Standbildern darstellen, evtl. ausspielen. Verhaltensanalyse der jeweiligen Situation (VT). Rollentausch, Feedback durch Zuschauer. Stärkung von Einsicht und Bewusstsein bzgl. des eigenen Suchtverhaltens. Stärkung der Empathie gegenüber den Mitbetroffenen.

K3.3 Arbeit mit Person des Patienten in der Methode JoeBlagg:

Konfrontation mit den eigenen Anteilen seiner eigenen Person durch Schreiben + Präsentation des eigenen Steckbriefs. Gruppendynamik: Stärkung der Empathie der Mitpatienten untereinander: jeder weiß er kommt auch dran. Dadurch auch mehr Vorsicht beim Kritiküben und Förderung der Konzentration. Verletzbarkeit der Einzelnen wird deutlich.

DT2 34 Ich arbeite gerne mit dem sogenannten Lebenskuchen Arbeit mit dem Lebenskuchen DT2 34 Im fortgeschrittenen Therapieverlauf, fast gegen Ende Fortgeschrittener Therapieverlauf DT2 34 In den Raum mit Seilen einen Kreis installieren und in einzelne Stücke unterteilen wie bei einem

Kuchen Kuchen mit Seilen darstellen

DT2 34 Die Größe der Stücke hängt davon ab wie viel Raum der jeweilige „Inhalt“ einnimmt für den Patienten: Z.B. Ehefrau, Kinder, Beruf, Freunde, Hobbys, er für sich alleine und wie viel Raum hat bis jetzt der Alkohol eingenommen

Stücke symbolisieren Bereiche des Lebens

DT2 34 Das als Bild der Vergangenheit betrachten Retrospektive DT2 34 Bewusst den Alkohol rausnehmen Alkohol rausnehmen DT2 34 Sich in die Mitte des Lebenskuchen stellen Platzierung in der Mitte des Lebenskuchen DT2 34 Reaktionen kommen lassen Wahrnehmen DT2 34 Erfahrung, Eindrücke mit dem Patienten reflektieren Reflektion DT2 34 Fehlen des Alkohols und die zurückgelassene Lücke reflektieren Reflektion DT2 50 Ich mache gerne die Seilarbeit Seilarbeit DT2 50 Wo es um zwei Polaritäten geht Polaritäten

K3.4 „Lebenskuchen“; Übung für fortgeschrittenen Therapieverlauf: Im

Raum mit Seilen einen Kreis installieren, unterteilen wie Kuchenstücke. Stücke symbolisieren Bereiche/Bezugspersonen des Alltags des Patienten zu Konsumzeiten. Größe der Stücke verdeutlicht den Raum die der jeweilige Inhalt einnimmt. Alkohol füllt ein Stück. Bild von Außen in der Retrospektive betrachten. Pat. entfernt Alkohol, tritt in den Lebenskuchen, lässt Eindrücke wirken. Reaktion kommen lassen. Abschließende Reflektion: Fehlen des Alkohols, Wahrnehmung der zurückgelassenen Lücke, Eindrücke, Gefühle, wie soll die Zukunft sein?

K3.5 Seilarbeit. Seil liegt gespannt zwischen zwei Polen: Abhängigkeit und

Gesundheit. Pat. an der Linie entlang gehen lassen, dabei Fokussierung auf Selbstwahrnehmung: Körperwahrnehmung, Atmung, Gefühle, wie hoch wird die Eigenmotivation empfunden

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DT2 50 Auf der einen Seite die Abhängigkeit und auf der anderen Seite die Gesundheit Abhängigkeit vs. Gesundheit DT2 50 Pat. an der Linie entlang gehen lassen Auf der Grenze laufen DT2 50 Wahrnehmung ganz auf sich selbst, den eigenen Körper richten Selbstwahrnehmung DT2 50 Beobachtung: wo wird es eng, verändert sich die Atmung, kommen Gefühle? Selbstwahrnehmung DT2 50 Wie hoch wird die Eigenmotivation empfunden sich der Gesundheit anzunähern? Hinterfragen der Motivation DT2 55 Sich einen eigenen Raum mit Seilen im Raum abgrenzen Raum einteilen DT2 55 Sich in den eigenen Raum legen Positionieren DT2 57 Schauen was es macht wenn sich jemand von außen dem Raum nähert Wahrnehmung DT2 57 Häufiges Erlebnis: alle dürfen ganz nah ran kommen, Distanzlosigkeit, nicht gut bei sich selbst

sein Übermäßige Nähe

DT2 57 Oder einen riesen Raum um sich haben, niemanden an sich ran lassen Übermäßige Distanz DT2 57 Damit experimentieren, verkörperlichen, nachspüren Experimentieren, Selbstwahrnehmung DT2 57 Aktiv werden können, Handeln können Etwas Bewirken können DT2 57 Eigene Bedürfnisse wahrnehmen und in ein ausprobierendes handeln kommen Neues Verhalten ausprobieren DT2 59 Das braucht der Pat. auch wenn der Alkohol wieder auf ihn zukommt Abgrenzung vom Alkohol DT2 59 Sich abgrenzen können Abgrenzung vom Alkohol DT2 59 Den Raum mit anderen Sachen füllen können Alternativen haben DT2 61 Mit dem Thema Abstinenz arbeite ich auch wieder mit Stofftieren Arbeit mit Stofftieren DT2 61 Für die Sucht wird ein Tier gewählt, z.B. ein Tiger Wahl des Tieres DT2 61 Pat. wählt für sich auch ein Tier Wahl des Tieres DT2 61 Pat. probiert aus wie es ist wenn er sich in den Raum stellt und die Sucht auch im Raum steht Positionierung wahrnehmen DT2 61 Pat. stellt sich zu seinem Tier Sich selbst positionieren DT2 61 Das Suchttier steht oft ganz weit weg Distanz DT2 61 Patient ist ja abstinent Aktuelle Abstinenz DT2 61 Er wird ganz sicher in sein alkoholfreies Leben marschieren Zuversicht DT2 61 Wenn die Position neben dem eigenen Tier eingenommen wird, wird häufig die Erfahrung

gemacht, dass die Sucht doch noch näher dran steht Ernüchterung

DT2 61 Positionen der Tiere werden korrigiert Anpassung DT2 61 Werden ausgelotet Experimentieren DT2 61 Wenn Ambivalenzen gespürt werden wird dazu aufgefordert mit der Nähe zu experimentieren Experimentieren DT2 61 Die Sucht wird noch mal fokussiert Fokussierung der Sucht DT2 61 Ja stimmt wenn ich in den Laden gehe ist der Alkohol nicht so weit weg wie ich es gerne hätte Vergleich zum realen Alltag DT2 61 Darauf zu gucken was gemacht werden kann wenn so ein „Tiger“ im Leben anwesend ist Lösungssuche DT2 61 Ich lenke es in die Richtung Dompteur Dompteur DT2 61 Zum Raubtierdompteur werden, sich selbst dazu ausbilden Sich zum Raubtierdompteur machen DT2 61 Das heißt zu gucken: wie verhalten sich Tiger, was brauchen sie zum Fressen, wie groß muss

das Gehege sein? Analyse der Situation

DT2 61 Die Reflektion immer wieder in den Alltag zu übertragen Transformation in den Alltag DT2 65 Indem ich auf die metaphorische Ebene gehe hole ich die Leute ein Stück weit von ihrem

gewohnten Denkverhalten weg Neue Denkmuster durch Metaphern

DT2 65 Damit sind neue Blickmöglichkeiten möglich Alternative Blickwinkel möglich DT2 65 Sie können etwas entdecken was sie in ihren gewohnten Denkmustern nicht erkennen können Neue Denkmuster

DT2 65 Ich arbeite auch damit in Rollen zu schlüpfen aber da mache ich häufig die Erfahrung, dass

dieser Schritt viel größer ist als einen Gegenstand in die Hand zu nehmen und so zu tun als wäre ich das

Rollenübernahme schwieriger als symbolische Arbeit

DT2 67 Da muss man sich selber noch nicht bewegen Schonraum DT2 67 Da ist auch eine große Scheu in die Darstellung zu gehen Angst vor Darstellung DT2 67 Damit würde ich sie manchmal zu sehr nackt machen, ihnen zu nahe treten Bloßstellen DT2 67 Mit Symbolen ist das einfacher Symbole sind leichter DT2 69 Bei Alkohol und Sucht ist sowieso eine große Beschämung da Sucht ist beschämend DT2 69 Das muss ich dann nicht noch verstärken Keine Verstärkung

Atmung, Gefühle, wie hoch wird die Eigenmotivation empfunden sich der Gesundheit anzunähern?

K3.6 Seilarbeit. Einen eigenen Raum mit Seilen im Raum abgrenzen und

sich hineinlegen. Wahrnehmen was es in einem auslöst, wenn jemand sich dem eigenen Raum nähert. Experimentieren mit Nähe und Distanz. Eigene Reaktionen wahrnehmen und reflektieren. Die Erfahrung machen aktiv werden zu können, Alternativen auszuprobieren, sich abzugrenzen. Fähigkeiten die der Pat. auch im Alltag wieder braucht.

K3.7 Arbeit mit Stofftieren zum Thema Abstinenzzuversicht.

Pat. wählt für sich selbst und für die Sucht jeweils ein Stofftier. Positioniert beide im Raum so wie er meint, dass sie momentan zueinander im Verhältnis stehen. Meist zu Beginn größer Abstand und große Zuversicht des Patienten jetzt weiter abstinent zu leben. Aufforderung sich zu seinem Tier zu stellen und Abstände erneut wahrzunehmen. Meist Feststellung, dass die Sucht doch zu weit weg steht. Suchen des richtigen Abstandes. Fokussierung der Sucht und des Suchttieres. Vergleiche zum realen Alltag kommen lassen. Lösung suchen wie mit dem „Tier“ umzugehen ist. Selbst zum „Raubtierdompteur“ werden. Danach konkrete Übertragung auf die persönliche Alltagssituation und die dortigen Gefahren und Lösungsmöglichkeiten.

K3.8 Motivationsförderung durch Arbeit mit Metaphern und Symbolen. Pat.

werden aus ihrem gewohnten Denkverhalten geholt, neue Blickwinkel und Denkmuster werden durch eine andere Art der Erfahrung möglich. Bietet mehr Schonraum, Sicherheit und weniger das Gefühl der Bloßstellung als Arbeit mit Rollenübernahme. Scham häufig sowieso stark vorhanden bei Suchtpatienten.

DT3 6 Und dass man mit ihnen den Rückfall aufarbeiten kann, wenn er doch passiert, ohne dass es direkt eine Katastrophe ist

Rückfall ist keine Katastrophe

DT3 20 Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit indem viele reale Situationen aus dem Alltag gespielt und bearbeitet werden

Reale Alltagssituationen spielen um sich mit Abhängigkeit auseinander zusetzen

DT3 20 Das kann sehr direkt sein indem das was gerade im Alltag erlebt wird auf die Bühne gebracht wird

Alltag direkt auf die Bühne bringen

DT3 20 Oder indirekt in z.B. nonverbalen Übungen wie z.B. Vertrauensübungen Indirekte Bearbeitung DT3 22 Eine Situation spielen in welcher der Suchtdruck stark war Suchtdrucksituation spielen DT3 22 Situation entweder selber spielen Situation selber spielen

K3.9 Bezüglich eines Rückfalls ist es wichtig, dass Pat. diesen nicht als

Katastrophe sehen sondern ihn konstruktiv aufarbeiten können K3.10 Sich mit der Abhängigkeit auseinandersetzen indem reale

Alltagssituationen, z.B. Suchtdrucksituation, direkt auf der Bühne nachgespielt wird. Erfassung der schwierigsten Momente im Zeitraffer. Betroffener ist Spieler oder Regisseur

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DT3 22 Oder als Regisseur andere spielen lassen Als Regisseur andere spielen lassen DT3 22 Situation im Zeitraffer durchgehen um die schwierigen Momente raus zu filtern Wichtige Momente im Zeitraffer rausfiltern DT3 22 Entweder durch realistisches Spiel Realistisches Spiel DT3 22 Oder durch Darstellung der Schlüsselmomente in Symbolen Symbolische Darstellung DT3 22 Symbolische Arbeit oder stärkere Fragmentierung ist sinnvoll um Abstand zu der Situation

herzustellen wenn sonst die Emotionen zu stark wieder erlebt werden würden Abstand und Sicherheit durch symbolische Darstellung

DT3 24 Wenn die wirkliche Wiederbelebung der Situation nicht sinnvoll scheint dann entscheide ich mich dafür mit einer Art Aufstellung zu arbeiten, mit Tableaus, mit Symbolen oder Stühlen oder Bällen

Abstand und Sicherheit durch symbolische Darstellung

DT3 28 Ambivalenzen in der Therapie aufzugreifen ist gerade im Bezug auf Motivation wichtig Für die Motivation ist die Arbeit mit Ambivalenzen wichtig DT3 28 Ich finde es wichtig, dass die Pat. merken, dass die Ambivalenzen immer da sind und dass das

auch okay ist Eigenschaften der Ambivalenzen müssen verstanden und akzeptiert werden

DT3 30 Da arbeite ich viel mit Symbolen Arbeit mit Symbolen DT3 30 In der Einzeltherapie z.B. Vor- und Nachteile von Clean-Bleiben einfach mit Symbolen im Raum

aufstellen Symbolische Aufstellung im Raum

DT3 30 In der Gruppe arbeite ich gerne mit Engelchen und Teufelchen Ambivalenzen Personifizieren DT3 30 Betroffener nennt Argumente dafür und dagegen und die werden von ausgewählten Mitspielern

wiederholt und „diskutiert“ Ambivalenzen Personifizieren

DT3 30 Betroffener lässt es einfach auf sich wirken Selbstwahrnehmung DT3 30 Versucht im Raum dazu eine Position zu finden Positionierung DT3 30 Oder guckt wozu er sich am meisten hingezogen fühlt Selbstwahrnehmung DT3 30 Welcher Emotionen entstehen Selbstwahrnehmung DT3 32 Worte des Betroffenen möglichst mit gleicher Intonation wiederholen Spiegeln

K3.11 Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit in indirekten Übungen zum Thema, z.B. nonverbalen Übungen wie z.B. Vertrauensübungen

K3.12 Sich mit der Abhängigkeit auseinandersetzen indem symbolisch

oder mit stark fragmentierenden Übungen (z.B.: Tableaus, Aufstellungen, mit Stühlen oder Bällen) gearbeitet wird um mehr Distanz zu den Emotionen der Situation herzustellen

K3.13 Für die Motivation ist die Arbeit mit Ambivalenzen wichtig, wichtig

sie zu verstehen und ihre Existenz zu akzeptieren. K3.14 Arbeit mit Ambivalenzen in der Einzeltherapie:

Gerne mit Symolen, z.B. Vor- und Nachteile von Abstinenz mit Symbolen im Raum aufstellen

K3.15 Arbeit mit Ambivalenzen in der Gruppentherapie: Arbeit mit „Engelchen“ und „Teufelchen“: Betroffener nennt Argumente dafür und dagegen und die werden von ausgewählten Mitspielern möglichst gleich wiederholt und „diskutiert“, Betroffener lässt dies auf sich wirken und sucht sich dazu eine Position im Raum, schaut wo er sich hingezogen fühlt. Reflektion der Selbstwahrnehmung.

DT4 18 Das passiert oft eher unbewusst, dass in dargestellten Konfliktsituationen im Rollenspiel zum Beispiel plötzlich Weinflaschen auftauchen oder die Situation in einer Kneipe stattfindet

Suchtthema wird unbewusst durch Pat. ins Rollenspiel integriert

DT4 18 Und dann ist die Abhängigkeit auf der Bühne Abhängigkeit wird dargestellt DT4 18 Und dadurch auch besprechbar Abhängigkeit ist besprechbar DT4 18 Patienten stellen damit selbst die direkte Verbindung zwischen ihrer Sucht und der

Therapiestunde her Zusammenhang zwischen Therapie und Sucht deutlich

DT4 18 Häufige Themen dabei sind auch Suchtdruck und Rückfälle Wichtige Themen Suchtdruck und Rückfälle DT4 18 Ist die Situation auf der Bühne kann thematisiert werden, dass der Alkohol als Lösung diente Alkohol als Lösungsstrategie DT4 18 Alternative Verhaltensmöglichkeiten und Lösungsansätze können exploriert werden Alternative Lösungsstrategien explorieren DT4 18 Es kann geguckt werden welches Handwerkszeug Pat. benötigen um alternative

Verhaltensmöglichkeiten im Rollenspiel und später im Alltag umzusetzen Benötigte Fähigkeiten verdeutlichen

DT4 18 Im Rollenspiel dargestellte Suchtsituationen werden im Anschluss nachbesprochen und Pat. mit ihrer Lösungsstrategie Alkohol konfrontiert

Konfrontation mit süchtigen Lösungsstrategien

DT4 18 Im Rollenspiel selbst kann damit weitergearbeitet werden das abgeklatscht wird wenn jemand im Spiel nicht mehr weiter weiß und sich dann Rat in seiner Coachinggruppe aus Mitpat. Holt.

Rollenspielarbeit mit Coachinggruppen

DT4 18 Danach gehen sie wieder ins Rollenspiel Rollenspielarbeit DT4 18 Verhaltensweisen werden ausprobiert Alternative Lösungsstrategien explorieren DT4 18 Pat. können so selbst versuchen auf Lösungsmöglichkeiten zu kommen Alternative Lösungsstrategien selbst finden DT4 28 Thematisierung der Ambivalenzen durch vorstrukturierte Rollenspielszene Ambivalenzen thematisieren DT4 28 Ehepaar lebt zusammen, beide wollen die Beziehung aufrecht erhalten Ziel Beziehung aufrecht halten DT4 28 Der eine ist Alkoholiker und möchte trinken Suchtdruck DT4 28 Der andere möchte das verhindern Trinken verhindern DT4 28 Das Hin- und Hergerissen wird im Rollenspiel deutlich Darstellung der Ambivalenzen DT4 28 Auch für das Publikum ist die Zerrissenheit deutlich Ambivalenzen werden gesehen DT4 28 Auch wie zäh das Zusammenleben ist Anstrengungen sichtbar DT4 28 Das Versteckspiel wird sichtbar Versteckspiel sichtbar DT4 28 Mir ist wichtig, dass das transparent und besprechbar wird durch das Rollenspiel Transparenz wichtig DT4 28 Ich arbeite da auch gerne mit Rollenwechsel, dass die zwei die gespielt haben abgelöst werden

durch andere Rollenwechsel werden durchgeführt

K3.16 Suchtthema wird häufig unbewusst durch Pat. ins Rollenspiel integriert indem sie Suchtsituationen darstellen, häufig bezüglich Suchtdruck und Rückfalle. Ist die Sucht auf der Bühne ist sie besprechbar.

K3.17 Ergänzung Rollenspiele mit Suchtsituationen: Situationen mit Pat.

nachbesprechen. Konfrontation mit süchtigen Lösungsstrategien K3.18 Ergänzung Rollenspiele mit Suchtsituationen: Im Rollenspiel weiter

an Lösungsstrategien/ Verhaltensalternativen arbeiten: Pat. probieren verhalten im Rollenspiel aus, klatschen ab wenn sie nicht mehr weiter wissen, beraten sich mit ihrer Coachinggruppe aus Mitpat. Und versuchen es weiter. Können so selbständig alternative Strategien finden.

K3.19Thematisierung der Ambivalenzen durch vorstrukturierte Rollenspielszene: Ehepaar lebt zusammen möchten unbedingt Beziehung behalten, Alkoholiker möchte außerdem trinken, zweite Person will das unbedingt verhindern. Zerrissenheit, Versteckspiel, Anstrengung wird transparent und besprechbar. Arbeit mit Rollenwechsel möglich.

DT5 18 Über die Arbeit mit Rollen Rollenarbeit DT5 18 Thematisierung der gewählten Rollen Wahl der Rolle DT5 18 Auch hinsichtlich der Charaktereigenschaften der Rollen Charakter der Rolle DT5 18 Wissen über Charakterstrukturen in Theatersprache verpacken und in die Rollen einfließen

lassen Rollenarbeit

DT5 18 Keine Charakteranalyse sondern Rollenanalysen mit verschiedenen Schwerpunkten, z.B. Abhängigkeit

Rollenanalyse anstelle einer Charakteranalyse

DT5 18 Thematisierung der Abhängigkeit weniger im Spiel als viel mehr in der Analyse des Spiels und der Rollenbeschreibung

Thematisierung der Abhängigkeit durch Analyse des Spiels und der Rolle

K3.20 Thematisierung der Abhängigkeit weniger im Spiel als viel mehr durch die Analyse des Spiels und durch Rollenanalyse (anstelle einer Charakteranalyse des Pat.), z.B. bezüglich Charaktereigenschaften oder Abhängigkeit , dabei zu Beginn eher fiktive Rollen, bei zunehmendem Vertrauen realistische Alltagsrollen. Sind näher am Pat. dran Sind konfrontierender

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DT5 20 Am Anfang eher fiktive Rollen spielen, später eher realistische Alltagsrollen Erst fiktive dann realistische Rollen DT5 20 Das ist eine Entwicklung die passiert Entwicklung findet statt DT5 20 Wenn das Vertrauen da ist und gemerkt wird, dass es gar nicht schlimm ist zu spielen werden

häufig realistische Situationen gewünscht Mit zunehmendem Vertrauen mehr realistische Rollen

DT5 20 Die sind dichter am Alltag und an der Person des Pat. dran Dichter am Pat. DT5 20 Dann kommt meist erst die Konfrontationsphase Konfrontationsphase DT5 22 Kurz vor der Entlassung im Rollenspiel Verhaltensweisen ausprobieren wie es ist wenn man

wieder ins Milieu zurück kommt Rückfallprophylaxe

DT5 24 Ambivalenzen sind im Verhalten ständig da Ständige Präsenz von Ambivalenzen DT5 24 Ambivalenzen immer wieder ansprechen Ambivalenzen ansprechen DT5 24 Fallen im Spiel manchmal auf indem jemand was sagt und der Körper erzählt etwas ganz

anderes Ambivalenzen ansprechen

DT5 29 Geleitete Fantasie, eine Methode mit viel Ruhe Methode geleitete Fantasie DT5 29 Es kann um verschiedene Themen gehen z.B. um Situationen in denen häufig Suchtdruck

entsteht Verschiedene Themen möglich

DT5 29 Stille aushalten Stille aushalten DT5 31 Gucken was für Bilder und Gefühle entstehen Bilder und Gefühle entstehen DT5 31 Manchmal wollen Pat. das ins Spiel übertragen Übertragung ins Spiel DT5 31 Situation dann detailliert durchsprechen und durchspielen Übertragung ins Spiel DT5 31 Anschließend reflektieren Reflektion

K3.21 Auseinandersetzung mit der Abstinenz kurz vor Ende der Entlassung in Rollenspielen die sich auf die Rückkehr ins alte Milieu beziehen.

K3.22 Ambivalenzen der Pat. werden im Spiel häufig sichtbar indem

jemand was sagt und der Körper erzählt etwas ganz anderes. Ambivalenzen sollten immer wieder angesprochen werden.

K3.23 Geleitete Fantasie. Methode zu verschiedenen Themen möglich,

z.B. Suchtdruck, Konsummotive, Bilder und Gefühle entstehen lassen. Evtl. anschließend ins Spiel übertragen und detailliert besprechen und durchspielen. Abschließende Reflektion

K3.24 Einfach mal Stille aushalten und gucken was das mit mir macht.

Reflektion am Abschluss

DT6 18 Die Abhängigkeit vom Suchtstoff spiegelt sich im Verhalten der Person wieder und das ist immer mein Anliegen die Eigenwirksamkeit und den eigenen Willen zu stärken, indem es darum geht die Pat. in der Gruppe aufzufordern eigene Ideen durchzusetzen und nicht immer auf die Impulse von anderen zu warten, sondern sagen, „dass entscheiden sie jetzt mal!“

Abhängigkeit spiegelt sich im Verhalten wieder und dem entgegen wirken, Selbstwirksamkeit und Willen stärken

DT6 18 Auch darauf achten, dass die Personen sich nicht untereinander etwas zuschieben, das sie bei ihrem eigenen Punkt bleiben

Bei sich selbst bleiben

DT6 22 Arbeit an der Ambivalenz indem wir versucht haben wirklich die Ambivalenzen anzugucken. Ambivalenz genau betrachten DT6 24 Wir haben den Raum mit einem Seil in zwei Hälften geteilt und die eine Seite war die Seite wo er

mit seiner Haltung „ich gehe in die Entwöhnung, ich mache das!“ in Kontakt gekommen ist. Das war erst mal so wie ein Raumlauf.

Die zwei Seiten der Ambivalenz durch eine Raumteilung symbolisiert. Raumlauf

DT6 24 Und dann ist er auf die andere Seite gegangen „ich ändere nicht, ich kann mein Bier trinken“ Raumlauf DT6 24 Am Ende war ganz klar wenn er einfach weiter trinkt dann brauch er nichts machen und dann

kommen auch die Gefühle nicht Verdeutlichung der ambivalenten Seiten

DT6 24 Das ist das was ich häufig erlebe, wenn der Stoff weg ist kommen die ganzen Gefühle und das können die Leute nicht ertragen

Gefühle aushalten ist nicht ertragbar

DT6 24 Es ist die Frage wie wir es in der kurzen Zeit schaffen können den Leuten soviel mitzugeben, dass sie merken es lohnt sich die Gefühle auszuhalten, weil sie etwas dafür kriegen was sie im Endeffekt immer vermisst haben

Positiven Konsequenzen wenn Gefühle ausgehalten werden können verdeutlichen

K3.25 Abhängigkeit spiegelt sich im Verhalten wieder, deshalb dem entgegen wirken und Selbstwirksamkeit und Willen stärken Pat. im Rahmen von Übungen Entscheidungen treffen

lassen Darauf achten, dass sie bei ihren eigenen Punkten auch

wirklich bleiben

K3.26 Die unterschiedlichen Seiten der Ambivalenz genau betrachten indem sie in einer Raumteilung mit Seiten symbolisiert werden und im Raumlauf den Seiten jeweils einzeln nachgegangen wird. Unterstützung bieten aufkommende Gefühle auszuhalten

DT7 6 z.B. Rückfall- oder Suchtsituation spielen Rückfall- der Suchtsituation spielen DT7 6 Und praktisch als Subtext oder Hintergrundszene zu gucken was hat gefehlt in der Situation Mangel in der Szene erkennen DT7 6 Und dann eine Wunscherfüllungsszene spielen Wunscherfüllungsszene DT7 6 Und gucken wie die Person das bekommen was sie benötigt Bedürfnisbefriedigung DT7 24 Das passiert im zweiten Teil der Therapie: für jeden Einzelnen schauen was für ihn die

Situationen sind in denen er zum Suchtmittel greift Individuelle Konsumsituationen konkretisieren

DT7 24 Alternativmöglichkeiten durchspielen Alternativmöglichkeiten DT7 24 In der Körperarbeit daran arbeiten, dass das Suchtmittel häufig eine Möglichkeit ist aus einer

Überspannung raus zu kommen Körperarbeit zur Überspannung

DT7 24 In der Körperarbeit einen Mittelweg finden zwischen Erschöpfung / Unterspannung und Überspannung

Einen Mittelweg finden

DT7 24 Körperlich erfahren, dass es so etwas wie eine Mittelspannung, eine angenehme Erregtheit z.B. gibt

Einen Mittelweg finden

DT7 26 Oder in der Körperarbeit rein körperlich zu spüren wie es ist wenn man den Stand verliert: was passiert wenn ich auf meinen Füßen stehe und nach hinten falle?

Körperarbeit

DT7 26 Rückfälle durchspielen, detailliert Rückfall durchspielen DT7 26 Als Chance um wirklich genau zusehen welche Schritte dazu geführt haben Detailanalyse DT7 28 Als Dramatherapeuten haben wir die Möglichkeit die verschiedenen Seiten der Ambivalenz

auszuspielen Ambivalenzen spielerisch darstellen

DT7 28 z.B kann eine Person aus der Gruppe diese inneren Seiten auswählen Ambivalenzen spielerisch darstellen DT7 28 Den Seiten innere Sätze und Text geben so wie sie für sie stimmen Ambivalenzen spielerisch darstellen DT7 28 Dann schauen wir was passiert, die Seiten können z.B. streiten Ambivalenzen spielerisch darstellen DT7 28 Ergänzende Möglichkeit: die Person selber als Ich-Funktion etablieren Ich-Funktion etablieren

K3.27 Rückfall- oder Suchtsituation spielen, herausfinden was in der

Situation gefehlt hat und dazu eine Wunscherfüllungsszene spielen. Inspirationsmöglichkeiten: z.B. Texte, Gedichte, Kalendersprüche oder Stellen aus einem Film. Dadurch Arbeit an unterschwelligen, teils unbewussten Themen möglich.

K3.28 Individuelle Konsumsituationen der Einzelnen konkretisieren.

Alternativmöglichkeiten durchspielen. K3.29 In der Körperarbeit daran arbeiten, dass das Suchtmittel häufig eine

Möglichkeit ist aus einer Überspannung raus zu kommen der dann eine Erschöpfung folgt. In der Körperarbeit einen Mittelweg / Mittelspannung finden zwischen Erschöpfung / Unterspannung und Überspannung. Z.B. eine angenehme Erregtheit.

K3.30 Rückfälle konkret durchspielen als Chance einer Detailanalyse K3.31 Körperarbeit: das Fallen des Rückfalls bewusst erleben. Was

passiert wenn ich auf meinen Füßen stehe und nach hinten falle? K3.32 Ambivalenzen spielerisch darstellen indem z.B. eine Person ihre

inneren Seiten benennt, mit Personen aus der Gruppe besetzt und

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DT7 28 Die dann lernt die anderen Kräfte innerhalb der Person zu steuern Steuerungsfunktion erlernen DT7 28 Die Selbststeuerungsfunktion Selbststeuerungsfunktion DT7 28 Oft ist das ein Aha-Erlebnis das diese Funktion überhaupt besteht Aha-Erlebnis

ihnen innere Sätze und Text mitgibt die für sie stimmen. Die Seiten treten dann in Interaktion. Ergänzende Möglichkeit: die Person selber als Ich-Funktion etablieren mit der Aufgabe die anderen Kräfte zu steuern. Stärkung der Selbststeuerungsfunktion

VT1 8 Im Prinzip geht es um Ambivalenzverstärkung Ambivalenzverstärkung VT1 8 Tendenzen des Verhalten aufzeigen wenn gemerkt wird der Pat. ist an einem kritischen Punkt

angelangt. Verhaltenstendenzen aufzeigen

VT1 8 Im Sinne der sokratischen Dialogführung das Verhalten durchexplorieren Sokratische Gesprächsführung VT1 10 Vier-Felder-Schema um vom Kopf her klar zu kriegen was passiert da eigentlich Vier-Felder-Schema VT1 10 Dadurch auch Endkatastrophisieren. Endkatastrophisieren VT1 22 Vorträge zum Thema Sucht Vorträge VT1 22 Thematisierung in der Gruppentherapie Gruppentherapie VT1 22 Fokussierung und Konfrontation durch die Patienten untereinander. Gruppendynamik VT1 22 Blitz: „mein Name ist .... und ich bin alkoholabhängig“ Blitz VT1 22 Besprechung aktuell anliegender Themen wie z.B. Suchtdruck in der Gruppe. Gruppentherapie VT1 22 Suchtlebenslauf in der Gruppe vorstellen Suchtlebenslauf vorstellen VT1 22 In der Gruppe Zusammenhang Suchtlebenslauf und Lebenslauf reflektieren Suchtlebenslauf vorstellen VT1 22 Vorstellung eines nassen – Tages im Sinne einer Kleinen Verhaltensanalyse Verhaltensanalyse: nasser Tag VT1 22 Erarbeitung einer Funktionsanalyse in der ihr individuelles Entwicklungsmodel der Sucht

dargestellt wird Funktionsanalyse

VT1 22 Angehörigenarbeit, Angehörigenseminare auch konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema der Abhängigkeit

Angehörigenarbeit

VT1 22 Paar- und Familiengespräche Angehörigenarbeit VT1 26 Entwicklung von Krankheitsakzeptanz Krankheitsakzeptanz VT1 26 Suchtmittelkonsum als Lösungsstrategie bezüglich der eigenen Hilflosigkeit dem eigenen

Gefühlsleben gegenüber Inadäquate Lösungsstrategie

VT1 26 Sich selbst mit seiner Sucht zu konfrontieren Konfrontation VT1 26 Konfrontation mit einem nassen Tag Konfrontation VT1 26 Schuld und Scham durch die Gruppenarbeit bearbeiten Schuld und Scham VT1 26 Erfahren, dass sie für ihr Suchtverhalten nicht verurteilt werden. Selbstwertgefühl stärken VT1 26 Das sie als Person mehr sind als die Symptome ihrer Sucht Selbstwertgefühl stärken

K3.33 wichtig ist die Ambivalenzverstärkung, mögliches Vorgehen: Tendenzen im Verhalten aufzeigen Sokratische Gesprächsführung Vier-Felder-Schema Dadurch endkatastrophisieren und Verhalten explorieren

K3.34 Vorträge zum Thema Sucht K3.35 Gruppentherapie: Besprechung von Suchtthemen und aktuellen

Suchterlebnissen, z.B Suchtdruck. Fokussierung und Konfrontation durch die Gruppe

K3.36 Blitz: „mein Name ist .... und ich bin alkoholabhängig“ K3.37 Suchtlebenslauf schreiben und in der Gruppe vorstellen und

reflektieren K3.38 Verhaltensanalyse: nasser Tag, in der Gruppe, Entwicklung von

Krankheitsakzeptanz K3.39 Erarbeitung einer Funktionsanalyse in der ihr individuelles

Entwicklungsmodel der Sucht dargestellt wird K3.40 Angehörigenarbeit: Angehörigenseminare, Paar- und

Familiengespräche. K3.41 Schuld und Scham in der Gruppe bearbeiten, Stärkung des

Selbstwertgefühles und erfahren, sie als Person mehr sind als die Symptome ihrer Sucht

VT2 4 Pat. Fragen worunter sie gelitten haben, was die Sucht mit ihnen gemacht hat Persönliche Nachteile des Konsums erfragen VT2 4 Versuchen einen Bezug zur Biografie der Pat. herzustellen Bezug zur Biografie herstellen VT2 4 Ich habe die Idee, dass es für viele Pat. wichtig ist eine Idee davon zu bekommen warum sie so

sind wie sie sind Zusammenhänge Sucht und Auslöser

VT2 16 Wir geben ganz viele Informationen zum Thema Abhängigkeit, theoretisch und mit konkreten Beispielen

Viele Information zur Abhängigkeit

VT2 16 Pat. beschreiben lassen was sie selbst erlebt haben Eigene Erfahrungen erzählen VT2 16 Literatur an die Hand geben Literatur VT2 16 Konkrete Arbeitsblätter mit denen die Pat. arbeiten können Arbeitsblätter VT2 18 Abstinenz als erklärtes Ziel abklären Abstinenzmotivation abklären VT2 18 Klare Ansage wenn Abstinenz nicht das Ziel ist wird die Therapie nach der Aufnahmephase

beendigt Beendigung der Therapie bei fehlender Abstinenzmotivation

VT2 22 Ambivalenzen greife ich auf Ambivalenzen aufgreifen VT2 22 Im ersten Teil der Therapie geht es mehr um die negativen Konsequenzen des Konsums Thematisierung der Negativen Konsequenzen des Konsums VT2 22 Aber ich arbeite mit den Pat. auch immer daran zu gucken was das Suchtmittel so attraktiv

gemacht hat. Attraktivität des Suchtmittels bearbeiten

VT2 22 Ich konfrontiere auch mit der wahrgenommenen Ambivalenz und versuche dadurch die Pat. dazu zu ermutigen sich diese weiter anzugucken und nach Alternativen Strategien zu suchen

Konfrontation mit der Ambivalenz, alternative Strategien suchen

K3.42 Nachteile des Konsums verdeutlichen K3.43 Bezug zur Biografie herstellen, auch hinsichtlich Auslöser für den

abhängigen Konsum K3. 44 Viele Informationen zur Abhängigkeit geben: theoretisch und mit

konkreten Beispielen K3.45 Von eigenen Erlebnissen bzgl. Abhängigkeit berichten K3.46 Literatur K3.47 Arbeitsblätter K3.48 Abstinenzmotivation ist als Ziel vorgegeben. K3.49 Beendigung der Therapie bei fehlender Abstinenzmotivation K3.50 Ambivalenzen aufgreifen und wenn nötig auch mit diesen

konfrontieren, um zur weiteren Auseinandersetzung zu motivieren K3.51 Ambivalenzen: negative Konsequenzen des Konsums

thematisieren K3.52 Ambivalenzen: Attraktivität des Suchtmittels bearbeiten und

Alternativen suchen VT3 12 Ein Bauchmensch bei den Vorgehensweisen Arbeiten nach Intuition VT3 12 Wir arbeiten mit etablierten Materialien wie mit dem Rückfallprogramm von Körkel, der Suchtfibel,

nach Marlatt und Gordon Arbeiten mit etablierten Materialien

K3.53 Als „Bauchmensch“ mit der eigenen Intuition arbeiten. K3.54 Gebrauch etablierter Materialien, mit Klassikern wie mit dem

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VT3 12 Das sind Klassiker um Mechanismen zu erklären Klassiker VT3 12 Aber manchmal ist es individueller Abgestimmt auf das Individuum VT3 12 Individuelle Probleme aufgreifen und an Hand des SORCK-Schemas verhaltenstherapeutisch

bearbeiten Verhaltenstherapeutisches Vorgehen an Hand des SORCK-Schemas

VT3 26 Jeder Tag Gruppe ist hier eine Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit Auseinandersetzung mit Abhängigkeit in der Gruppe VT3 26 Durch das kognitiv verhaltenstherapeutische Arbeiten wird das Verhalten betrachtet kognitiv verhaltenstherapeutische Vorgehen, Verhalten reflektieren VT3 26 Gedankengänge werden erfragt Gedankengänge reflektieren VT3 26 Beweggründe werden hinterfragt Beweggründe reflektieren VT3 26 Auslösende Gefühle werden erarbeitet Auslösende Gefühle reflektieren VT3 26 Pro und Kontra vom Trinken werden offen diskutiert Pro und Kontra vom Trinken diskutieren VT3 26 Wenn in der Gruppe etwas auftaucht und jemand versucht dann was „vom Pferd zu erzählen“

wird erst mal gestoppt und Biografiearbeit gemacht Biografiearbeit wenn dabei ausgewichen wird

VT3 26 In einer Aufstellung wird nachgespürt welche Rolle die Sucht gespielt hat und welche Rolle die Eltern oder die Beziehung dabei gespielt haben und welche der Pat. selbst

Aufstellungsarbeit: rolle der Sucht nachspüren

VT3 26 Damit die Situation verändert werden kann Veränderung ermöglichen VT3 26 Wir machen es wirklich spürbar Spürbar machen VT3 28 Bei der Aufstellungsarbeit wird erst mal gefragt ob der Pat. Lust dazu hat. Bereitschaft abfragen VT3 28 Die Person selbst bleibt außen vor und bestellt Vertreter für die einzelnen Punkte Vertreter bestimmen VT3 28 Die Person guckt erst mal von außen und lässt das Leben quasi vor sich ablaufen Zuschauerposition VT3 28 Zwischendurch lasse ich sie dann auch Situationen übernehmen Spielerposition VT3 28 Ich lasse sie quasi für den Moment mal reinhorchen, austauschen Selbstwahrnehmung VT3 30 Die Aufstellung ist Interaktiv Interaktion VT3 30 Nur am Anfang werden Haltung und Position festgelegt Ausgangspunkt sind Haltung und Position VT3 30 Es wird durch Fragen modifiziert Modifizierung durch Fragen VT3 30 Und dann kommt man in eine ganz bewegliches Rollenspiel Dynamisches Rollenspiel VT3 32 Tägliche Auseinandersetzung mit dem Thema Abstinenz Auseinandersetzung mit Abstinenz VT3 32 Zu Beginn Zielerreichungsskala nach Funke ausfüllen Zielerreichungsskala nach Funke VT3 32 Drei Ziele zu Beginn der Therapie formulieren, werden wöchentlich überprüft Ziele formulieren + überprüfen VT3 32 Abstinenz soll da nicht bei stehen weil es kein ab zu stufendes Ziel ist sondern die Konsequenz

einer Lebensveränderung Abstinenz dabei nicht als Ziel aufschreiben, sondern als Konsequenz einer Lebensveränderung

VT3 34 Ambivalenzen werden immer thematisiert Ambivalenzen thematisieren VT3 34 Es wird gezielt über Abstinenz geredet, dass es nicht nur bedeutet nicht zu trinken sondern auch

sein Verhalten zu verändern Abstinenz thematisieren

VT3 34 Auch darüber, dass man bestimmtes Verhalten zeigt anstatt zu saufen „nasses“ Verhalten VT3 34 Wir sagen: man muss nicht saufen um zu saufen „nasses“ Verhalten VT3 34 Verhalten wird dann direkt angesprochen und reflektiert „Nasses“ Verhalten direkt ansprechen und reflektieren VT3 36 Motive für den Konsum werden hinterfragt Konsummotive hinterfragen

Rückfallprogramm von Körkel, der Suchtfibel oder nach Marlatt und Gordon

K3.55 Abgestimmt auf das Individuum arbeiten, verhaltestherapeutisch an

Hand des SORCK-Schemas K3.56 tägliche Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit in der Gruppe.

Kognitiv verhaltenstherapeutische Vorgehen: Verhalten, Gedankengänge, Beweggründe und auslösende Gefühle reflektieren

K3.57 Pro und Kontra vom Trinken offen und direkt diskutieren K3.58 bei Ausweichen Biografiearbeit: Aufstellungsarbeit: Rolle der Sucht

nachspüren, spürbar machen, dadurch Veränderung ermöglichen. Bereitschaft abklären. Dann: Ausgehend von Anfangshaltung und –position, Vertreter bestimmen, erst Zuschauer dann zwischenzeitlich Spielerposition einnehmen, dynamisches Rollenspiel entstehen lassen. Selbstwahrnehmung unterstützen, Situation durch Fragen modifizieren.

K3.59 Tägliche Auseinandersetzung mit dem Thema Abstinenz. Abstinenz

nicht als ein ab zu stufendes Ziel sehen sondern als Konsequenz einer Lebensveränderung

K3.60 „Nasses“ Verhalten direkt ansprechen und reflektieren K3. 61 Ziele von Beginn an formulieren, Zielerreichungsskala nach Funke.

Wöchentlich überprüfen K3.62 Konsummotive hinterfragen

VT4 26 Jeder Pat. muss seine Suchtkurve vorstellen Suchtkurve vorstellen VT4 26 Pat. erstellen bei der Erhebung der Anamnese ihren Lebenslauf verbunden mit ihrem

Suchtlebenslauf Lebenslauf verbunden mit Suchtlebenslauf

VT4 26 Unterstützt durch Fragebögen zu Suchtmittelkonsum, Arbeit, Familie, Lebensverlauf und dergleichen Sachen

Unterstützt durch Fragebögen

VT4 26 Wo man gut Zusammenhänge erkennen kann Zusammenhänge erkennen können VT4 26 Ich selbst mache bei der Erhebung der Anamnese sehr häufig ein Genogramm Erstellung eines Genogramm VT4 26 Und lasse die Pat. Beziehungslinien, Pfeile oder dergleichen selbst dazu machen Erstellung eines Genogramm VT4 26 Dadurch wird meistens vieles sichtbar Es wird sichtbar VT4 28 Ich denke wenn der Pat. langsam an den Punkt kommt sich selbst ansatzweise zu begreifen

motiviert das in den meisten Fällen weiter zu machen Selbstverständnis motiviert

VT4 30 Das Thema Abstinenz ist immer anwesend Abstinenz ist immer anwesend VT4 30 Wichtig ist für die Motivation, dass es eine zufriedene Abstinenz sein soll Ziel zufriedene Abstinenz motivationsfördernd VT4 30 Das kann im Gruppenkontext oder im Einzel gut erarbeitet werden und hilft die Motivation wieder

herzustellen Ziel zufriedene Abstinenz motivationsfördernd

VT4 34 Ambivalenzen lassen sich im Normalfall durch das Verhalten des Pat. leicht aufdecken Ambivalenzen aufdecken VT4 34 Das kann mit der Methode der Wage gemacht werden, muss aber nicht Wage eine mögliche Methode VT4 36 Ambivalenzen erst einmal aufdecken Ambivalenzen aufdecken VT4 38 Wenn es mit problematischen Beziehungen zu tun hat kann eine Möglichkeit sein auch ein Blick

auf das Genogramm zu werfen Genogramm zur Auseinandersetzung mit Ambivalenz

VT4 38 Wie mit den Pat. an der Ambivalenz gearbeitet wird hängt auch davon ab was ich von dem Pat. schon habe

Art und Weise der Bearbeitung

VT4 40 Die Gründe für den Konsum und was sie durch den Konsum dieses Mittels erreichen wird im therapeutischen Prozess besprochen

Konsummotive und Konsumfunktionen besprechen

K3.63 Bei Anamneseerhebung Lebenslauf mit Suchtlebenslauf verbunden darstellen. Erstellung unterstützen durch Fragebögen zu den einzelnen Themenbereichen. Zusammenhänge werden dabei gut erkennbar

K3.64 Bei der Anamneseerhebung Genogramm erstellen.

Zusammenhänge werden sichtbar. Sich selbst zu begreifen motiviert.

K3.65 Das Thema Abstinenz ist immer anwesend. Arbeit am Ziel

zufriedene Abstinenz wirkt motivationsfördernd K3.66 Ambivalenzen zeigen sich häufig im verhalten. Ambivalenzen

aufdecken. Art und Weise der Bearbeitung hängt davon ab was bereits mit dem Pat. erarbeitet wurde. Möglichkeiten z.B.: Methode der Wage, Blick aufs Genogramm bezüglich Beziehungsaspekte

K3.67 Konsummotive und Konsumfunktionen besprechen

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VT5 16 Vorgehen in einer Rückfallpräventionssituation: ich würde so ein gestuftes Vorgehen des Verhaltensaufbaues, des Trainings, des Kompetenzaufbaues mit dem Pat. besprechen und durchgehen

Gestufte Vorgehensweise des Verhaltensaufbaus

VT5 18 Es geht um das Aufgreifen der Ambivalenz Es geht um Ambivalenzen VT5 18 Die Ambivalenz zu stärken und auf die Seite dessen zu gehen was für eine Veränderung spricht

halte ich für sehr wichtig Ambivalenzen stärken

VT5 18 Die Frage wo ich selber etwas verändern kann ist sehr wichtig. Eigene Möglichkeiten etwas zu verändern VT5 18 Da geht es konkret um Konsumverhalten was für den Pat. selbst und seine Umgebung belastend

ist Belastendes Konsumverhalten

VT5 18 Vor allen Dingen geht es auch um die negativen Konsequenzen des Konsums, für seine Umgebung, aber vor allem für den Pat. selbst

Negative Konsequenzen des Konsums

VT5 18 Da würde ich zum Beispiel eine Aufstellung machen was sind negative Konsequenzen Negative Konsequenzen auflisten VT5 18 Und auch so eine Vision entwickeln, wie stelle ich mir mein Leben in zehn Jahren ohne

Suchtmittel vor? Zukunftsvision entwickeln

VT5 18 Verschiedene Methoden einsetzen damit der Patient eine Vision entwickeln kann für das Leben nach dem Suchtmittel

Zukunftsvision entwickeln für nach dem Suchtmittel

VT5 18 Und dann geht man Schritt für Schritt, unter der Nutzung der negativen Konsequenzen, an die Veränderung ran

Veränderung angehen

VT5 20 Das Konsummotiv muss angesprochen werden Konsummotiv ansprechen VT5 20 K Es soll nicht zu einer Verherrlichung der Drogenwirkung kommen aber für den Patienten

entstehen Kosten wenn er nicht mehr konsumiert, er wird auf etwas verzichten müssen Nicht zur Verherrlichung sondern um Aufmerksam zu machen auf die Kosten

VT5 20 Und es ist nicht möglich eins zu eins alternative Verhaltensweisen aufzubauen eins zu eins alternative Verhaltensweisen sind nicht möglich VT5 20 Darüber müssen wir mit dem Patienten offen reden Offenheit VT5 20 In der geschützten Atmosphäre der Klinik geht das noch aber später im Alltag wird es haarige

Situationen geben wo der Pat. in der Lage sein muss etwas auszuhalten oder abzufedern Schwierige Situationen tauchen nach dem Klinikaufenthalt auf

VT5 20 Im Sinne der Aufrechterhaltung muss ich über Motive sprechen, nicht so sehr im Sinne der Entstehung, da ist das Suchtmittel denke ich in eine Lücke getreten

Über Konsummotive im Sinne der Aufrechterhaltung sprechen nicht im Sinne der Entstehung

VT5 20 Da würde ich mit den Pat. gucken was sie als Erwachsene Menschen für Erfahrungen machen können um diese Lücke aufzufüllen

Verpasstes nachholen

K3.68 Beispiel: Vorgehen in einer Rückfallpräventionssituation. Gestuftes Vorgehen des Verhaltensaufbaues, des Trainings, des Kompetenzaufbaues mit Pat. besprechen und durchführen.

K3.69 Es ist sehr wichtig die Ambivalenzen zu stärken und sich vor allem

die Seiten angucken die für eine Veränderung sprechen Belastendes Konsumverhalten, für den Pat. und für seine

Umgebung Negative Konsequenzen des Konsums für Pat. + Umgebung

K3.70 Zukunftsvision für die Zeit nach dem Suchtmittelkonsum entwickeln,

z.B. für in zehn Jahren K3.71 Durch Nutzen der negativen Konsequenzen Schritt für Schritt an

der Veränderung arbeiten K3.72 Konsummotive müssen angesprochen werden nicht um:

Drogenwirkung zu verherrlichen Entstehung zu thematisieren Sondern um: Auf die Kosten der Abstinenz aufmerksam zu

machen/vorzubereiten Im Sinne der Gefahr der Aufrechterhaltung der Abhängigkeit

in schwierigen Situationen nach dem Klinikaufenthalt K3.73 Mit Pat. besprechen was es für eine „Lücke“ ins einem Leben gab

und welche durch den Konsum gedeckt wurde. Erarbeiten wie das verpasste aufzufüllen/zu kompensieren

VT6 18 Auseinandersetzung mit dem Jellinek-Schema Jellinek-Schema VT6 Lebens- und Suchtanalyse, mit anschließender Präsentation in der Gruppe Lebens- und Suchtanalyse, mit anschließender Präsentation in der

Gruppe VT6 20 Jellinek-Schema: Auseinandersetzung mit der eigenen Sucht an Hand eines Fragebogens Jellinek-Schema VT6 24 Abstinenz hat eine hohe Bedeutung aber zunächst geht es um Krankheitseinsicht und das

Entwickeln einer Veränderungsmotivation Krankheitseinsicht und Veränderungsmotivation sind die Grundlage für die Abstinenz

K3.74 Jellinek-Schema: Auseinandersetzung mit der eigenen Sucht an Hand eines Fragebogens

K3.75 Erarbeitung Lebens- und Suchtanalyse, mit anschließender

Präsentation in der Gruppe K3.76 Die Auseinandersetzung mit der Frage der Abstinenz ist wichtig

aber erst geht es um Krankheitseinsicht und das Entwickeln einer Veränderungsmotivation

VT7 16 Ziel: Funktion der Abhängigkeit zu verstehen, eine Idee zu bekommen was hinter der Abhängigkeit steht

Funktion der Abhängigkeit verstehen

VT7 16 Pat. vermitteln, dass die Substanz eine wichtige Rolle spielt, aber nicht das Entscheidende ist, sondern eher die psychische Abhängigkeit

Bedeutung der psychischen Abhängigkeit

VT7 16 Ab einem gewissen Punkt ist es dann egal was die Substanz ist Rolle der Substanz VT7 16 Andersherum gesagt: die Gefahr von Suchtverlangen ist entsprechend groß, es geht deshalb

nicht nur darum von der Substanz wegzukommen, weil die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass man dann zu einer anderen Substanz greift wenn man nicht verstanden hat welche entsprechenden Gefühle der Auslöser sind

Funktion der Abhängigkeit verstehen

VT7 16 Die Situationen wo es schwierig wird, wo der Suchtdruck und die Rückfallgefahr groß sind Rückfallgefahren erkennen VT7 18 An der Frage der Abstinenzmotivation zeigt sich ob die Pat. tatsächlich ihr Verhalten verändern

wollen oder nur abstinent von ihrer Hauptsubstanz werden wollen, andere Substanzen aber weiter konsumieren wollen.

An Hand der Frage nach der Abstinenzmotivation klären welche Substanzen da mit eingeschlossen sind und Frage der Motivation der Verhaltensänderung klären

VT7 18 Es gilt zu verdeutlichen, dass es nicht um die Substanz sondern um die weitreichendere Krankheit der Sucht dahinter geht

Es geht um Sucht an sich und nicht um die Substanz

VT7 18 Kosten und Gründe für die Abstinenz deutlich machen Kosten und Gründe verdeutlichen VT7 18 Ziele dadurch verdeutlichen Ziele verdeutlichen VT7 20 Biographiearbeit mit den Patienten machen Biographiearbeit

K3.77 Ziel: Pat. verstehen die Funktion der Abhängigkeit. Deswegen folgendes verdeutlichen: Bedeutung der psychischen Abhängigkeit (Substanz ist

wichtig, aber entscheidend ist die psychische Abhängigkeit) Die Substanz an sich ist weniger wichtig, weil die

Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass zu einer anderen Substanz gegriffen wird, wenn Auslöser und Funktion nicht begriffen werden

K3.78 Abklären in wieweit eine umfassende Abstinenzmotivation

gekoppelt mit der Motivation zur Verhaltensänderung besteht, oder inwieweit es einfach darum geht eine bestimmte Substanz nicht mehr zu konsumieren, ohne die Ersatzsubstanzen beachten zu wollen

K3.79 Kosten der Abstinenz und Gründe für die Abstinenz verdeutlichen

und daraus Ziele formulieren

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VT7 20 An Hand von konkreten Themen und Verhaltensweisen die sich in der Gruppe zeigen Zusammenhänge mit dem Suchtverhalten der betroffenen Person erarbeiten und Bezug zu der Funktion der jeweiligen Substanz herstellen

Ausgehend von aktuellen Situationen Zusammenhänge mit dem Suchtverhalten erarbeiten

VT7 22 An den Ambivalenzen mit „Zuckerbrot und Peitsche“ arbeiten „Zuckerbrot und Peitsche“ VT7 22 Konfrontieren und in Frage stellen wenn Pat. sich selbst überschätzen, Blödsinn erzählen und

der Eindruck entsteht, dass sie alles gut reden Konfrontation und in Frage stellen

VT7 22 Im besten Fall die Gruppe mit einbeziehen, die häufig kritische Fragen stellen Gruppe mit einbeziehen VT7 22 Auch versuchen die Wahrnehmung des Pat. nachzuvollziehen Einfühlen in den Pat. VT7 22 Verdeutlichen, dass man glaubt sich einfühlen zu können und dadurch Nähe herstellen Einfühlen kommunizieren VT7 22 Davon ausgehend wieder auf kritische Punkte zu sprechen kommen Auf Basis der Nähe schwierige Themen besprechen

K3.80 Über Biografiearbeit an den Verhaltensstrategien der Pat. und Funktionen der Substanz arbeiten

K3.81 An Hand von konkreten Themen und Verhaltensweisen die sich in

der Gruppe zeigen Zusammenhänge mit dem Suchtverhalten der betroffenen Person erarbeiten und Bezug zu der Funktion der jeweiligen Substanz herstellen

K3.82 Arbeit an der Ambivalenz mit „Zuckerbrot und Peitsche“:

Konfrontation und Verhalten von Pat. in Frage stellen (Gruppe mit einbeziehen, die häufig kritisch fragen)

Versuchen die Wahrnehmung des Pat. nachzuvollziehen, sich einzufühlen und dies zu kommunizieren, dadurch Nähe schaffen

Auf Basis der Nähe schwierige Themen besprechen

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Anhang 8 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 4: Umgang mit geringer Veränderungsmotivation

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 42 Deutlich machen, dass Schwierigkeiten, Rückfälle auch dazugehören Akzeptanz von Schwierigkeiten DT1 42 Umbenennen, wenn Motivation an einem Rückfall festgemacht wird, der Rückfall kann auch eine

Chance sein Umbenennung der Schwierigkeiten in Chancen

DT1 42 Rückfall und Verhalten vergleichen mit Rückfällen davor Aktuelle Schwierigkeiten und Verhalten mit früheren vergleichen DT1 42 Und auch wenn es um nachlassende Motivation ohne Rückfallgeschehen geht, probieren

zusammen mit dem Patienten raus zu kristallisieren woran das Absinken liegt und wie eine Veränderung bewirkt werden kann

Ursache für Schwierigkeiten herauskristallisieren

DT1 43 Nicht vorhandene Motivation in ein Standbild umsetzen, um sich genau angucken zu können wie das aussieht

Standbild zur nicht vorhandenen Motivation

DT1 43 An die Gefühlswelt dabei kommen ist Kern der Sache Gefühle deutlich bekommen DT1 43 Bewusst werden von eigenen Gefühlen und das auch äußern können und dürfen Gefühle deutlich bekommen und mitteilen DT1 58 In Gruppen häufig hilfreich Patienten mit ihrem Verhalten zu konfrontieren Konfrontation mit verhalten 58 Das schöne in der Dramatherapie damit spielen zu können In der Dramatherapie kann man damit spielen DT1 58 Engelchen/Teufelchen Engelchen/Teufelchen DT1 60 Ein Problem wird kristallisiert indem die verschiedenen inneren Stimmen die sich dazu im Kopf

abspielen im Spiel dargestellt werden Problem differenzieren indem Ambivalenzen dargestellt werden

DT1 60 Zwei Mitpatienten spielen für den betroffenen Patienten, eigentlich sein Gewissen Darstellung der Ambivalenzen durch Mitpatienten DT1 60 Habe ich oft Engelchen und Teufelchen genannt Ambivalenzen = Engelchen/Teufelchen DT1 60 Schauen welcher Anteil gewinnt Gewichtung der Anteile DT1 60 Oder wie bekomme ich ein Gleichgewicht hin Möglichkeiten für Gleichgewicht? DT1 60 Grundsätzlich sich bewusst werden davon wie die einzelnen Anteile überhaupt aussehen Anteile erkennen DT1 60 Häufig mehr als zwei Anteile Mehrere Anteile DT1 60 Arbeiten in Richtung Psychodrama Psychodrama DT1 60 Jeder Anteil wird durch einen anderen Mitpatienten auf der Spielfläche verkörpert Anteile durch Spieler verkörpern DT1 60 Gucken welche Gefühle ausgelöst werden Gefühle DT1 60 Das der Patient sich deutlich darüber wird was ihn innerlich bewegt Innere Anteile erkennen

K4.1 Bei nachlassender Motivation: Ursache für Schwierigkeiten herauskristallisieren, verdeutlichen dass Schwierigkeiten dazu gehören, Umbenennen in Chancen, aktuelles Verhalten mit früherem vergleichen

K4.2 Bei nachlassender, nicht mehr vorhandener Motivation: Standbild

darstellen zur nicht vorhandenen Motivation. Kern dabei: zugrunde liegende Gefühle wahrnehmen und äußeren können/dürfen

K4.3 Patienten mit ihrem Verhalten konfrontieren K4.4 Problem differenzieren indem Ambivalenzen spielerisch als Dialog

durch Mitpatienten dargestellt werden, z.B. als Engelchen/Teufelchen.

Gewichtung der Anteile und Möglichkeiten der Gleichgewichtsherstellung thematisieren, damit verbundene Gefühle erkennen

K4.5 Variante bei mehreren inneren Anteilen: Psychodrama: Jeder Anteil

wird durch einen anderen Mitpatienten auf der Spielfläche verkörpert Gewichtung der Anteile und Möglichkeiten der Gleichgewichtsherstellung thematisieren, damit verbundene Gefühle erkennen

DT2 71 Versuch mit dem Pat. zu erarbeiten wofür das gut ist, dass es jetzt so ist wie es ist Wertschätzung des Verhaltens DT2 71 Erfahrung zeigt, dass ich mit Patienten schneller wieder in Bewegung und weiter komme, wenn

ich nicht bewerte Prozess in Gang halten durch Nicht-Bewertung

DT2 71 Pat. oft erstaunt darüber, dass es auch als was Gutes gesehen wird Erstaunen über Wertschätzung DT2 71 Erfährt auf sein Verhalten ansonsten meistens Widerstand und Konfrontation Widerstand gewohnt DT2 73 Ich gehe davon aus, dass das Verhalten des Patienten ein Versuch ist mit der Situation

umzugehen und diese weiter steuern zu können Verhalten als Lösungsstrategie sehen

DT2 73 Aus dem Spiel oder aus der Situation heraus benennen, dass es eine wunderbare Schutzmaßnahme ist

Positive Funktion beschreiben

DT2 73 Dann verändert sich nichts und dann ist Sicherheit da Sicherheit durch Vertrautes DT2 73 Das ist vielleicht gut, weil Unsicherheiten Angst machen Unbekanntes macht Angst DT2 73 Die Frage ist es hilft jetzt, aber hilft es auch im Alltag? Frage nach Effektivität DT2 75 Aber ich stelle es zur Verfügung Etwas anbieten DT2 77 Pat. entscheidet selbst ob es im Alltag hilft Eigene Entscheidung treffen DT2 77 Er ist nicht entmündigt und ein Mensch der ernst zu nehmen ist Selbstverantwortlichkeit

K4.6 Haltung des Patienten Wertschätzen, als aktuelle Lösungsstrategie benennen und mit ihm erarbeiten wozu diese gut ist, was die aktuellen Vorteile sind. Widerstand vermeiden. Frage aufwerfen ob dieses Verhalten auch langfristig und im Alltag effektiv ist. Pat. seine Selbstverantwortlichkeit lassen.

DT3 34 Als erstes Versuche ich den Grund dafür raus zu finden warum er sich nicht verändern möchte Suche nach dem Ursprung der geringen Veränderungsmotivation DT3 34 Wenn ich denke, dass jemand nur da ist weil das vielleicht andere wollen dann suche ich ein

Gespräch Gespräch führen bei extrinsischer Motivation

K4.7 Als erstes nach dem Ursprung der geringen Veränderungsmotivation suchen

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DT3 34 Meine Beobachtungen mit dem Patienten zu teilen Beobachtungen besprechen DT3 34 Meine Eindrücke diesbezüglich überprüfen Eindrücke überprüfen DT3 34 Manchmal ist Provokation ein gutes Mittel wenn ich den Eindruck habe, dass jemand einfach nur

faul ist Paradoxe Intervention zur Überprüfung

DT3 34 Ihm direkt sagen, dass ich denke, dass er dann alles gelernt hat und wir die Therapie beenden können

Paradoxe Intervention zur Überprüfung

DT3 34 Dadurch überprüfen ob doch noch Motivation vorhanden ist Motivation überprüfen DT3 34 Stimmt der Patient der Beendigung zu dann beendige ich die Therapie auch Auf Wunsch Beendigung der Therapie DT3 34 Das wichtigste ist denke ich, dass eigentliche Bewegung zur Veränderung von dem Patienten

kommen muss und nicht von mir Veränderungsimpuls muss vom Pat. kommen

K4.8 Gespräch mit dem Pat. über die eigenen Beobachtungen führen, diese dadurch überprüfen

K4.9 Stellenweise paradoxe Intervention hilfreich um

Veränderungsmotivation zu überprüfen: feststellen dass er dann auch entlassen

werden kann K4.10 Pat. entscheidet ob die Therapie fortgesetzt wird.

Veränderungsimpuls muss aber vom Pat. selbst kommen

DT4 32 Es kommt oft vor, dass der Eindruck entsteht, dass ein Pat. sich nicht ändern will und das darf auch sein

Geringe Veränderungsmotivation darf sein

DT4 32 Wenn er trotzdem alles mitmache vertraue ich auf das Medium Theater, dass es trotzdem etwas bewirkt früher oder später

Das Medium Theater wirkt für sich

DT4 32 Ich muss dann loslassen und darauf vertrauen Loslassen und als Therapeut darauf vertrauen das es wirkt

K4.11 Pat. hat das Recht dazu sich nicht verändern zu wollen. Der Therapeut muss dann loslassen und bei der DT darauf vertrauen, dass das Medium Theater trotzdem etwas bewirken wird wenn der Pat, teilnimmt

DT5 33 Wenn Pat. wirklich nicht will frage ich ihn ob es sinnvoll ist das er bleibt weil er dann einen Therapieplatz für einen anderen blockiert

Weitere Teilnahme in Frage stellen

DT5 33 Wenn ein Funken Motivation vorhanden ist dürfen sie blieben und als Zuschauer erst mal gucken ob es für sie etwas ist

Überprüfung der Situation aus der Zuschauerrolle heraus

DT5 33 Und auch um zu gucken ob es nicht nur eine Form von Widerstand ist Widerstand prüfen DT5 33 Ihn damit auch konfrontieren Konfrontieren DT5 35 Ja-Nein-Sager-Spiele, wenn noch eine Funke Bereitschaft zum Mitspielen da ist Ja-Nein-Sager-Spiele DT5 35 Auf alles nur „ja“ sagen oder auf alles nur „nein“ sagen dürfen Ja-Nein-Sager-Spiele DT5 35 In Dialog Form Dialog Form DT5 37 Oder „wilder Jugendlicher“ spielen, die Motzhaltung in der Gruppe übernehmen Widerstand ausspielen DT5 37 Die motzende Rolle kann in verschiedenen Situationen gespielt werden Widerstand ausspielen

K4.12 Weitere Teilnahme im direkten Gespräch offen in Frage stellen K4.13 Wenn noch ein Funken Motivation vorhanden ist erst mal in die

Zuschauerrolle wechseln und weitere Teilnahme und mögliche eigene Widerstände überprüfen, auch klar besprechen

K4.14 In der DT: Ja-Nein-Sager-Spiele, z.B. alles nur „ja“ sagen oder auf

alles nur „nein“ sagen dürfen. K4.15 In der DT: „wilder Jugendlicher“ spielen, die Motzhaltung in der

Gruppe übernehmen, kann in verschiedenen Situationen gespielt werden

DT6 32 Wenn sich das Verhalten auch im Spiel zeigt würde ich es zuerst im Hier und Jetzt der Szene spiegeln und ansprechen

Verhalten im Bezug auf die Szene ansprechen wenn es sich darin zeigt

DT6 32 oder ich würde die Gruppe im Sinne von Rückmeldungen mit einbeziehen Die Gruppe mit einbeziehen DT6 32 Dabei würde ich natürlich darauf achten, dass es konstruktive Rückmeldungen sind und nicht im

Sinne von „du hast alles falsch gemacht!“ Die Gruppe mit einbeziehen

DT6 32 Ich würde es erst im Bezug auf sein Verhalten in der DT ansprechen und mit ihm besprechen was ihm innerhalb der DT helfen kann

Verhalten in Bezug auf DT ansprechen und Lösungsansätze für die DT besprechen

DT6 32 Und dann ist der Transport in sein Leben Transfer ins Leben

K4.15 Wenn sich das Verhalten auch im Spiel zeigt würde ich es im Hier und Jetzt der Szene spiegeln und ansprechen

K4.17 Verhalten in Bezug auf DT ansprechen und Lösungsansätze für die

DT besprechen, dann erst der Transfer ins Leben K4.18 Die Gruppe mit einbeziehen im Sinne von konstruktiven

Rückmeldungen

DT7 32 Ich versuche dann genau das Thema zu inszenieren Thema inszenieren DT7 32 Wenn es nicht funktioniert konfrontiere ich den Patienten mit meinem Eindruck den ich von ihm

habe Konfrontation mit den eigenen Eindrücken

DT7 32 Wenn er dabei bleibt brauchen wir nicht weiter arbeiten Therapiebeendigung

K4.19 Die immer wiederkehrende Leier etwas nicht zu können inszenieren und dadurch bearbeiten

K4.20 Funktioniert das nicht oder möchte der Pat. sich wirklich nicht

verändern wird die Therapie beendet

VT1 30 Verhalten spiegeln Spiegeln VT1 30 Verbindung mit früheren Verhaltensweisen und Motiven herstellen und diese explorieren Reflektieren und Explorieren VT1 30 Zusammenhang mit Suchtverhalten herstellen Reflektieren und Explorieren VT1 30 Eigenverantwortung des Patienten wahrhaben und ihm die Entscheidung über weiteres Arbeiten

überlassen Eigenverantwortung wahren

VT1 30 Eigene Eindrücke spiegeln Spiegeln

K4.21 Beobachtungen und eigene Eindrücke spiegeln K4.22 Verbindung mit früheren Verhaltensweisen und Motiven herstellen

und diese explorieren K4.23 Eigenverantwortung des Patienten wahren

VT2 26 Eindruck von geringer Veränderungsmotivation ansprechen, konfrontieren Mit geringer Veränderungsmotivation konfrontieren VT2 26 Pat. aufschreiben oder erzählen lassen was er denn in der Therapie verändern möchte Pat. sich schriftlich oder mündlich dazu äußern lassen VT2 26 Darauf aufmerksam machen, dass er ja etwas von uns möchte wenn er in die Therapie kommt Auf das Eigeninteresse aufmerksam machen VT2 28 Wenn ich das Gefühl habe er spielt mir etwas vor konfrontiere ich ihn damit Konfrontation mit dem Eindruck er spielt mir etwas vor VT2 28 Abhängig vom Kontakt in der Gruppe oder im Einzel Im Einzel od. in der Gruppe VT2 28 Ich versuche es immer mit ein bisschen Humor zu machen, aber schon auch zu konfrontieren Humorvoll aber konfrontierend

K4.24 Mit Eindruck von geringer Veränderungsmotivation oder etwas vorgespielt zu bekommen konfrontieren ( im Einzel od. in der Gruppe, abhängig vom Kontakt).

K4.25 Pat. aufschreiben oder erzählen lassen was er denn in der Therapie

verändern möchte, dabei auch darauf aufmerksam machen, dass er etwas wollte

K4.26 Humor einsetzen, aber konfrontieren

VT3 38 Ich spreche das an Eindruck ansprechen den man vom Pat. hat VT3 38 Ich finde es legitim, jeder hat das Recht Therapie zu machen Verhalten ist legitim VT3 38 Wir versuchen keinen gegen seinen Willen zu verändern Keiner muss sich gegen seinen Willen verändern

K4.27 Pat. auf den Eindruck ansprechen den man von ihm hat, ihm sein verhalten spiegeln,

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VT3 38 Wir spiegeln ihm sein Verhalten Verhalten spiegeln VT3 38 Wir arbeiten mit unseren Emotionen, im Sinne von wie wirkt das auf mich? Mit eigenen Emotionen arbeiten VT3 38 Wir fragen ihn ob er so weiterleben möchte Veränderungswunsch hinterfragen VT3 38 Das extrem angepasste Verhalten hinterfragen Verhalten hinterfragen VT3 38 Fragen ob er es von draußen kennt Wiedererkennen erfragen VT3 38 In die Biografiearbeit einsteigen Biografiearbeit VT3 38 Dann kommt es oft zu korrigierenden emotionalen Erfahrungen korrigierende emotionale Erfahrungen VT3 38 Darüber kommt der Pat. oft ins Arbeiten Ins Arbeiten kommen VT3 38 Wenn das nicht passiert wird auch schon mal eine Therapie vorzeitig beendet Frühzeitige Therapiebeendigung VT3 38 Nicht im Sinne einer Entlassung gegen ärztlichen Rat sondern mit dem Hinweis, dass es jetzt

anscheinend noch nicht der richtige Zeitpunkt ist und er gerne wiederkommen kann. Therapie zu früh, gerne später noch mal

K4.28 Mit eigenen Emotionen arbeiten K4.29 Verhalten ist legitim, keiner muss sich gegen seinen Willen

verändern K4.30 Veränderungswunsch und Verhalten hinterfragen K4.31 Fragen ob dieses Verhalten von sich selbst bereits bekannt ist K4.32 Biografiearbeit um korrigierende emotionale Erfahrungen und ein

Einsteigen ins Arbeiten zu ermöglichen K4.33 Frühzeitige Therapiebeendigung wenn derjenige einfach noch nicht

so weit ist

VT4 42 Pat. auf Verhalten ansprechen Verhalten ansprechen VT4 42 Frage nach der konkreten Art der Verhaltensweisen des Pat. Konsequenzen abhängig von konkreter Art der Verhaltensweise VT4 42 Verletzen diese Regeln der Klinik gibt es die entsprechenden Konsequenzen Konsequenzen abhängig von konkreter Art der Verhaltensweise VT4 42 Alles andere wird mit den Pat. in der Gruppe besprochen oder im Einzel Bearbeitung in Gruppe oder Einzel VT4 42 Häufig erst im Einzel Einzel VT4 42 Aber die Gruppe merkt es häufig auch und dann kann es gut im Gruppenkontext geklärt werden Gruppe

K4.34 Verhalten ansprechen entweder und er Gruppe oder im Einzelgespräch

K4.35 Konsequenzen abhängig von Art der Verhaltensweisen wenn diese

gegen Regeln der Klinik verstoßen

VT5 22 Als erstes würde ich eine Hypothese entwickeln warum der das macht Hypothesen entwickeln VT5 22 Entweder hat er nicht wirklich eine Veränderungsbereitschaft weil er es nicht einsieht, oder es

nicht für erforderlich hält Tatsächlich keine Veränderungsbereitschaft

VT5 22 Oder er ist hilflos und weiß nicht was es ihm bringen soll Veränderungsbereit aber hilflos und verständnislos VT5 22 Ich würde das dann in der Metakommunikation mit dem Pat. ansprechen „ich frage mich was sich

bei Ihnen denn entwickelt in der Zeit, wo Sie denn gerade sind im Prozess, weil ich das selber gar nicht mitbekomme was sich für sie gerade verändert“.

In der Metakommunikation ansprechen

VT5 22 Ich würde es auf jeden Fall ansprechen auf jeden Fall ansprechen

K4.36 Hypothesen zu dem Verhalten entwickeln: 1. Tatsächlich keine Veränderungsbereitschaft, sieht es nicht ein oder hält es nicht für erforderlich. 2. Veränderungsbereit aber hilflos und verständnislos bezüglich Möglichkeiten Auf jeden Fall ansprechen. Beim zweiten in der Metakommunikation

VT6 32 Erst mal mit der Situation konfrontieren Konfrontation VT6 32 Pat. ins Kleinteam einladen (alle die in den Therapieprozess integriert sind) und gemeinsame

Überprüfung der Behandlungsmotivation und möglicher Unterstützungsmöglichkeiten Besprechung mit Pat. im Kleinteam

VT6 32 Pat. zur Therapie einladen Einladung zur Therapie VT6 32 Wenn er keine Therapiemotivation und Veränderungsbereitschaft hat ihn vorzeitig nach Hause

schicken Entlassung bei abwesender Therapiemotivation und Veränderungsbereitschaft

K4.37 Pat. mit der Situation konfrontieren K4.38 Überprüfung der Situation im Kleinteam mit allen für den Pat.

zuständigen Behandelnden und dem Pat. selbst. Einladung zur Therapie

K4.39 Entlassung bei Bestätigung abwesender Therapiemotivation und

Veränderungsbereitschaft

VT7 24 Hat der Pat. noch keine Therapieerfahrung und ist erst am Anfang der Therapie lasse ich ihn relativ in Ruhe

Therapieneulinge in Ruhe lassen

VT7 24 Hat Pat. Therapieerfahrung und zeigt deutlich nach außen, dass er sich nicht ändern will: Konfrontation mit seinem Verhalten

Erfahrene und demonstrativ Verhaltens änderungsunwillige konfrontieren

VT7 24 Eindruck spiegeln, Punkte verdeutlichen an denen der Eindruck festgemacht wird Eindruck spiegeln und erklären VT7 24 Mit Humor und Ironie arbeiten Arbeit mit Humor und Ironie

K4.40 Therapieneulinge relativ in Ruhe lassen K4.41 Erfahrene und demonstrativ Verhaltens änderungsunwillige mit

Verhalten konfrontieren, Eindruck spiegeln und Punkte verdeutlichen an denen der Eindruck festgemacht wird

K4.42 Mit Humor und Ironie arbeiten

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Anhang 9 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 5: Umgang mit unklarer Behandlungsmotivation

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 64 Ich habe den Eindruck, dass das in der Dramatherapie ganz schnell deutlich wird Motivation wird in der DT schnell sichtbar DT1 64 Dadurch, dass im Spiel ausprobiert wird und es nicht in erster Linie um Sprache geht Ausprobieren im Spiel, nicht nur Sprache DT1 64 Ich sage immer der Körper kann nicht lügen Der Körper lügt nicht DT1 64 In einem Gespräch kann ich erzählen wie motiviert ich bin Etwas vortäuschen im Gespräch möglich DT1 64 Im Medium ist es schwierig das aufrecht zu halten, wenn es nicht stimmt Im Medium schwieriger DT1 64 Bei externer Motivation deutlich machen was die Therapie bringen kann damit daraus eine

interne Motivation entstehen kann Konzept erklären

DT1 64 Wenn keine eigene Motivation für die Therapie da ist dann Abbruch der Therapie Keine Motivation = Abbruch der Therapie DT1 64 Letztendliche Motivation muss von Innen kommen sonst ist keine Veränderung möglich Innere Motivation ist Voraussetzung für Veränderung

K5.1 Nicht vorhandene Behandlungsmotivation ist in der Dramatherapie im Spiel und in der Darstellung schwieriger zu verbergen als im Gespräch

K5.2 Bei externer Motivation Möglichkeiten der Therapie erklären um

interne Motivation zu fördern K5.3 Abbruch der Therapie wenn gar keine eigene Behandlungsmotivation

vorhanden ist K5.4 Innere Motivation ist Voraussetzung für Veränderung

DT2 81 Ich arbeite eher einladend Einladend arbeiten DT2 81 Hole den Pat. bei seinen Schwierigkeiten ab Patienten orientiert DT2 81 Sage ihm, dass es schwer sein muss hier zu sein, wenn er gar nicht hier sein will Verständnis zeigen DT2 81 Frage ihn ob es trotzdem etwas gibt worin ich ihn begleiten kann wenn er schon einmal hier ist Angebot machen DT2 81 Vormittel dem Pat., dass es seine eigne Verantwortung und Entscheidung ist ob etwas passiert Eigenverantwortung verdeutlichen DT2 83 Methode „Wunderfrage“ Methode „Wunderfrage“ DT2 83 Ich lasse sie mit Symbolen eine wunderbare Zukunft aufbauen Darstellungen der Wunderzukunft DT2 83 Das Wunder ist geschehen, du bist gesund und wie sieht deine Zukunft dann aus? Frage nach der Wunderzukunft DT2 83 Pat. bauen dann ein Zukunftsbild Zukunftsbild DT2 83 Oft erinnern sie sich dann an Fähigkeiten und Wünsche die wieder lebendig werden Reaktivierung von Wünschen und Fähigkeiten DT2 83 Dann lade ich ein auf die jetzige Lebenssituation zu gucken und zu überlegen ob es die

Möglichkeit gibt die irgendwie einzubauen Transformation in den Alltag

DT2 83 Vielleicht nicht genau in der Form, aber zum Teil Einschränkungen DT2 83 Erneuter Brückenschlag in die Realität, den Alltag Transformation in den Alltag DT2 85 Pat. werden motiviert, weil sie sich an etwas erinnern was sie eigentlich schon vergessen hatten Motivation durch Erinnerungen DT2 87 Ich lasse den Patienten in seiner Eigenverantwortung und versuche nicht ihm etwas abzunehmen Eigenverantwortung deutlich machen DT2 87 Wenn ein Patient nichts machen will, dann wird in der Stunde auch nichts gemacht Verantwortung liegt beim Patienten DT2 87 Um deutlich zu machen, dass nur etwas passiert wenn er etwas passieren lässt Eigenverantwortung deutlich machen DT2 87 Das nicht irgendjemand anderes das für ihn tut Verantwortung liegt beim Patienten

K5.5 Einladend arbeiten. Patienten bei seinen Schwierigkeiten abholen und Verständnis für diese zeigen. Arbeitsangebot machen. Seine eigene Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeit verdeutlichen

K5.6 Methode „Wunderfrage“: sich vorstellen ein Wunder ist geschehen,

man ist gesund und wie sieht dann die Zukunft aus? Ein Zukunftsbild durch Symbole darstellen. Dient der Reaktivierung von Wünschen und Fähigkeiten. Erinnerung daran wirkt motivierend. Transformation in den Alltag, wie können Teile des Wunder-Zukunftsbildes bereits jetzt in den Alltag integriert werden?

K5.7 Patienten in seiner Eigenverantwortung lassen. Wenn er sich auf das

therapeutische Angebot nicht einlassen kann dann passiert auch nichts, es wird ihm nichts anderes aufgezwungen und keiner nimmt ihm die Verantwortung ab selbst etwas zu tun.

DT3 36 Ich würde ein direktes Gespräch mit dem Patienten über seine Zweifel führen Direktes Gespräch führen DT3 40 Wenn es eher am Anfang der Therapie ist würde ich ihm anbieten erst mal nur zu schauen und

zu beobachten Nur zuschauen dürfen

DT3 40 Damit der Patient die Möglichkeit bekommt herauszufinden ob die DT etwas für ihn ist Eindruck von dem Therapieangebot bekommen DT3 40 Manchmal wirkt es stark motivierend einfach zuschauen zu dürfen Nur zuschauen dürfen motiviert DT3 40 Die Gruppe einzusetzen Die Gruppe einsetzen DT3 40 Und dadurch die eigene Motivation zu verändern Motivationsveränderung anstoßen DT3 40 Weil sie bei den anderen sehen, dass es denen was bringt Übertragung des Effekts bei anderen auf sich selbst

K5.8 Direktes Gespräch mit Pat. über die Zweifel führen K5.9 Mehr zu Beginn der Therapie: Pat. nur zuschauen lassen damit er

einen Eindruck vom Therapieangebot bekommen kann und bei den anderen der Gruppe sieht was es ihnen bringt. Dadurch Motivationsförderung möglich.

DT4 34 Akzeptieren, dass der Pat. an der Richtigkeit der Behandlung zweifelt Geringe oder fehlende Behandlungsmotivation akzeptieren DT4 34 Fragen welche Handlungsstrategien er bereits hat oder erworben hat Nach vorhanden Handlungsstrategien fragen DT4 34 Nach Wünschen und Zukunftsperspektiven fragen Wünsche und Zukunftsperspektive DT4 34 Wird der Wunsch nach dem weiteren Trinken geäußert die Mitpat. darauf reagieren lassen Mitpatienten reagieren auf Konsumwunsch DT4 34 Äußerungen von erfahrenen Mitpat. Häufig hilfreicher als Überredungsversuche des Therapeuten Reaktion der Mitpat. besonders wichtig DT4 36 Reflektion des therapeutischen Prozess in Form einer Standbildkollage Reflektion in Standbildkollage

K5.10 Geringe oder fehlende Behandlungsmotivation akzeptieren K5.11 Nach vorhanden Handlungsstrategien, Wünschen und

Zukunftsperspektiven fragen K5.12 Rückmeldungen der Mitpat. besonders wichtig.

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DT4 36 Mitpat. geben dazu Rückmeldungen Reaktion der Mitpat. besonders wichtig DT4 36 Häufig auch kritisch bezüglich der geringen Veränderung Kritik bezüglich wenig Veränderung

Überredungsversuche des Therapeuten nicht hilfreich. K5.13 Reflektion des therapeutischen Prozess’ in Form einer

Standbildkollage, inklusive Feedback dazu von den Mitpat. DT5 41 Direkt ansprechen Direkt ansprechen DT5 41 Vereinbarung treffen es sich zumindest für drei Mal anzugucken Vereinbarungen treffen DT5 41 Spiele und Übungen anbieten in denen man die Wirkung der DT erleben kann Wirkung der DT erleben DT5 41 z.B. Aufwärmspiele bei denen man Lachen kann Aufwärmspiele DT5 41 Oder Betroffener übernimmt die Funktion des Autors und die anderen spielen nach seinen

Anweisungen Übernahme Funktion des Autors

DT5 41 Stärkung der Selbstwirksamkeit, dass man etwas bewegen kann Selbstwirksamkeit erleben DT5 41 Oder direkt an konkreten Verhaltensweisen in einer distanzierten Spielsituation arbeiten Arbeit an konkreten Verhaltensweisen DT5 41 Erfahrungen reflektieren Reflektion

K5.14 Beobachtungen, Einschätzung direkt ansprechen K5.15 Vereinbarung treffen sich die DT zumindest erst mal anzugucken

(z.B. 3x). In der Zeit Wirkung der DT erleben lassen durch Aufwärmspiele, Lachen Eigene Selbstwirksamkeit in der Funktion des Autors

erleben Arbeit an konkreten Verhaltensweisen in einer distanzierten

Spielsituation

DT6 34 Ich gehe weich damit um Weicher Umgang DT6 34 Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen erst mal etwas tun weil andere das sagen oder weil es

nicht mehr geht, aber dass das eigene Erleben dann etwas verändert Häufig kommt die Motivation erst von außen oder durch die Umstände, aber das Erleben kann das verändern

DT6 34 mit Zielen arbeiten und alle paar Sitzungen Überprüfen wo man steht Arbeit mit Zielen DT6 34 Wenn sich jemand gar nicht einlässt ist das in der DT immer wunderbar zu sehen Nicht-einlassen in der DT gut sichtbar DT6 34 Dann passiert nichts und man sieht es so deutlich, dass man dann auch gut darüber reden kann Nicht-einlassen in der DT gut sichtbar, dadurch ansprechbar DT6 34 Wenn er sich gar nicht einlassen will schicke ich ihn wieder raus Keine Teilnahme wenn er gar nicht will DT6 36 Die Grundlage dafür seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen ist überhaupt zu

Spüren Spüren ist die Grundlage um eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen

DT6 36 Der nächste Schritt ist dabei zu bleiben und sich nicht davon abbringen zu lassen Nächster Schritt: sich nicht von Wünschen abbringen lassen DT6 36 Viele Pat. können dass nicht weil sie keine Ruhe und Zeit haben Mangel an Ruhe und Zeit DT6 36 Deswegen arbeite ich mit Achtsamkeitsübungen Achtsamkeitsübungen DT6 36 Im spielerischen Kontext Arbeit mit Wünschen und Fantasie Spielerisch: Arbeit mit Wünschen und Fantasie DT6 36 Zum Beispiel spielen wo man gerne mal sein würde, was man gerne tun würde, Arbeit mit Wünschen und Fantasie DT6 36 Erst mal nur innerhalb der DT unabhängig von der realistischen Umsetzung Fantasie unabhängig von realistischer Umsetzung DT6 36 Und dann zu gucken was liegen da für Themen und Bedürfnisse drunter Unterliegende Themen entdecken DT6 38 Die Stärkung der Selbstverantwortung steckt in den Methoden der DT einfach drin. Stärkung der Selbstverantwortung ist Teil der DT Methoden DT6 38 Pat. suchen selbst eine Rolle aus, gestalten die Rolle selbst, sind verantwortlich für die

Improvisation Selbstverantwortungsaspekte der DT

DT6 38 Die Selbstverantwortung zu handeln wird in den dramatherapeutischen Methoden immer wieder angestoßen

Stärkung der Selbstverantwortung ist Teil der DT Methoden

DT6 38 Wenn Stillstand bei dem Pat. ist, passiert eben nichts und es ist offensichtlich, dass nichts passiert, auch für die anderen

Druck zu Handeln

DT6 38 Andererseits ist es natürlich so, dass es für den Pat. eine große Hürde ist sich zu überwinden aktiv zu sein, aber dann auch zu merken, ich bin derjenige der hier etwas verändern kann indem ich das so, so oder so spiele.

Druck zu Handeln, Selbstwirksamkeit spüren

K5.16 Weicher Umgang denn häufig kommt die Motivation erst von außen oder durch die Umstände, aber das Erleben kann das verändern. Unterstützend:

mit Zielen arbeiten und alle paar Sitzungen Überprüfen wo man steht

K5.17 Nicht-einlassen in der DT gut sichtbar, dadurch ansprechbar. Keine

Teilnahme wenn Pat. gar nicht will K5.18 Arbeit mit Achtsamkeitsübungen, da Spüren die Grundlage ist um

eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen. Der nächste Schritt ist sich nicht von Wünschen abbringen lassen

K5.19 Im spielerischen Kontext Arbeit mit Wünschen und Fantasie (z.B.:

spielen wo man gerne mal sein würde, was man gerne tun würde) unabhängig von realistischer Umsetzung. Und dann unterliegende Themen und Bedürfnisse entdecken

K5.20 Stärkung der Selbstverantwortung ist Teil der DT Methoden, z.B.:

Pat. suchen selbst eine Rolle aus, gestalten die Rolle selbst, sind verantwortlich für die Improvisation.

K5.21 Selbstverantwortung zum Handeln wird fokussiert: bei Stillstand

beim Pat. passiert nichts und dass ist für alle offensichtlich. Einerseits große Hürde für den Pat. sich zu überwinden

aktiv zu sein, andererseits merkt er das er derjenige ist der verändern kann indem er etwas so, so oder so spielt.

DT7 34 Wenn die Partner starken Druck ausüben das etwas getan werden muss Fremdmotivation DT7 34 Ich habe eine familientherapeutische Ausbildung familientherapeutische Ausbildung DT7 34 Dann Paar- und Familientherapie machen Paar- und Familientherapie DT7 34 Auch im Hinblick auf die Co-Abhängigkeit und die etablierten Interaktionsmuster des Paares Interaktionsmuster des Systems DT7 39 Pat. konfrontieren und ihn fragen ob er Leben will oder so bleiben will wie es jetzt ist Konfrontation mit geringer Behandlungsmotivation DT7 39 Will er so bleiben, dann respektiere und akzeptiere ich das Entscheidung respektieren und akzeptieren DT7 42 Wichtig das auch in der Paar- und Familientherapie direkt anzusprechen, auch die Partner zu

konfrontieren Konfrontation vor dem anderen

K5.22 Bei starker Fremdmotivation, wenn z.B. die Partner starken Druck ausüben, dann paar- und familientherapeutisch arbeiten. Die Interaktionsmuster und auch die Co-Abhängigkeit thematisieren und mit der fraglichen Behandlungsmotivation konfrontieren

K5.23 Pat. konfrontieren und ihn fragen ob er Leben will oder so bleiben

will wie es jetzt ist. Entscheidung respektieren und akzeptieren

VT1 34 Angebot machen zu schauen wo es hinführt, wenn Pat. doch schon mal da ist Ein Angebot machen VT1 34 Dazu motivieren es zumindest zu versuchen, um sich hinterher nicht vorwerfen zu müssen es

nicht versucht zu haben. Es versuchen

VT1 34 Skepsis benennen und anerkennen Skepsis benennen und anerkennen VT1 36 Geleitetes Entdecken, Dialogform um Pat. dabei zu unterstützen sich auf eigene Bedürfnisse und

Wünsche zu konzentrieren Geleitetes Entdecken

K5.24 Angebot machen es auszuprobieren wenn Pat. doch schon mal da ist und zu schauen wo es hinführt, sich selbst die Chance geben es zumindest zu versuchen

K5.25 Skepsis benennen und anerkennen K5.26 Geleitetes Entdecken, Dialogform um Pat. dabei zu unterstützen

sich auf eigene Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren VT2 30 Mir ist wichtig, dass der Pat. selbst die Entscheidung für die weitere Therapie trifft. Pat. Entscheidung treffen lassen VT2 30 Ich konfrontiere ihm mit allem was ich über ihn weiß und dann muss er selbst entscheiden Konfrontation mit der Situation des Pat. VT2 30 Ich zeigte ihm auch mögliche Konsequenzen auf Konsequenzen aufzeigen VT2 30 Selbstverantwortung ist wichtig Selbstverantwortung ist wichtig VT2 30 Klar die Haltung gegenüber Pat. vertreten: Therapie ist etwas was der Pat. macht und wir helfen Therapie macht der Pat. der Therapeut hilft

K5. 27 Selbstverantwortung des Pat. ist wichtig, er trifft die

Entscheidungen. Deutlich machen: Therapie macht der Pat., der Therapeut hilft

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VT2 34 Es hängt vielleicht von der Fragetechnik ab, z.B. in der Vorstellungsrunde nach negativen Konsequenzen fragen

Fragetechnik

VT2 34 Beispiele von negativen Konsequenzen anbieten, von anderen Pat. möglichst konkret Beispiele anbieten

K5.28 Pat. mit Informationen zu seiner Situation konfrontieren, mögliche Konsequenzen seiner Entscheidung deutlich machen

K5.29 Fragetechnik: z.B. z.B. in der Vorstellungsrunde nach negativen

Konsequenzen fragen, evtl. Beispiele anbieten zum Vergleich VT3 40 Ich spreche dann immer in der Ich-Form, z.B. ich stelle mir das schwer vor so fremdgesteuert zu

sein! In der Ich-Form sprechen

VT3 40 Auf den Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt beziehen und es auf sich selbst und eigenen Emotionen beziehen

Auf den Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt beziehen, und auf eigene Emotionen

VT3 40 Pat. Ernst nehmen Pat. Ernst nehmen VT3 40 Den Menschen sehen Menschen sehen VT3 40 Nicht verbieten, dass er sich nicht hängen lassen darf Pat respektieren VT3 40 Saufen als Autonomiebestrebung direkt benennen Konsum als Autonomiebestrebung VT3 40 Fragen wie wir Autonomie und Selbstwirksamkeit verschafft werden können ohne ihn zu zwingen Autonomiebestrebung thematisieren VT3 42 Ich arbeite viel mit internen und externen Kontrollüberzeugungen, d.h. es hegt viel um

Definitionen Interne und externe Kontrollüberzeugungen

VT3 42 Was ist da? Was soll sein? Was muss dafür verändert werden? Interne und externe Kontrollüberzeugungen VT3 42 Bei den Bedürfnissen des Pat. anschließen Bedürfnisorientiert VT3 42 Sachse beschreibt das gut mit der Spielebene und der tiefer liegenden Ebene Persönlichkeitstheorie nach Sachse VT3 42 Ich arbeite weniger manualisiert als vielmehr vor dem Hintergrund der Persönlichkeitsentwicklung Persönlichkeitstheorie nach Sachse VT3 42 Das machen wir dann wieder transparent und treten in einen Sokratischen Dialog Transparenz und Sokratischen Dialog VT3 42 Diese motivierende Interviewtechnik MI

K5. 30 In der Ich-Form sprechen K5.31 Auf den Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt beziehen, und auf

eigene Emotionen K5.32 Menschen sehen, Pat. Ernst nehmen und respektieren K5.33 Saufen als Autonomiebestrebung direkt benennen und diese

thematisieren K5.34 Mit Interne und externe Kontrollüberzeugungen arbeiten und an den

Bedürfnissen des Pat. anschließen: Was ist da? Was soll sein? Was muss dafür verändert werden?

K5.35 Mit der Persönlichkeitstheorie nach Sachse arbeiten aber nicht im

manualisierten Sinne, mehr vor dem Hintergrund der Persönlichkeitsentwicklung. Diese transparent machen und mit Sokratischen Dialog und MI weiter bearbeiten

VT4 44 Dass hängt vom Zeitpunkt der Therapie ab Abhängig vom Zeitpunkt der Therapie VT4 44 Wir haben viele §35 Patienten die kommen mit der Motivation in die Therapie die Zeit gut rum zu

bringen und aus dem Knast zu wollen Motivation nicht in den Knast zu wollen

VT4 44 Einige Pat. lassen sich dadurch motivieren indem man das therapeutische Programm erklärt Motivation durch Erklärung des therapeutischen Programms VT4 44 Manche Pat. zeigen in der Klinik ein bestimmtes Verhalten nicht was sie sonst zeigen Neue Verhaltensweisen VT4 46 Häufig wird es in der Klinik nicht gezeigt weil es nicht nötig ist Alte Verhaltensweisen nicht mehr nötig VT4 46 z.B. weil Gewalt verboten ist, oder weil sie sonst unter Konsum ausgeführt wird Alte Verhaltensweisen verboten VT4 46 Pat. staunen darüber das sie diese Impulse dann gar nicht verspüren wenn sie eine Zeit lang

clean sind und dass ist auch wieder eine gute Motivation für die Pat. Motivation durch neue Selbstwahrnehmung

VT4 48 Alte und neue Verhaltensweisen mit Pat. im Gruppenkontext reflektieren Verhaltensweisen in der Gruppe reflektieren VT4 48 Pat. sollen lernen auf sich zu achten, auf ihre Befindlichkeiten und darauf wo sie gerade stehen Selbstwahrnehmung stärken und fördern VT4 52 Durch immer wieder nachfragen Durch Nachfragen VT4 52 Man erspürt manchmal wo der Pat. seine Problematik hat Problematik spüren VT4 52 Manchmal gerade in dem Bereich den sie nicht benennen können Durch Pat. selbst nicht aussprechbar VT4 54 Das Gefühl dann ansprechen Gefühle ansprechen VT4 54 Dann kann der Pat. einsteigen Einsteigen ermöglichen VT4 54 Zum sich selbst wieder spüren eigenen sich auch ganz praktische Herangehensweisen wie z.B.

einen Weg über einen Barfußpfad Selbstwahrnehmung stärken und fördern

VT4 60 Pat. haben von Beginn an bei uns relativ viel Selbstverantwortung Hohe Selbstverantwortung VT4 60 Ich denke schon, dass das motivationsfördernd ist Das ist motivationsfördernd

K5.36 Motivation zu Beginn der Therapie bei Pat. mit §35 häufig nicht in den Knast zu wollen und Therapie gut rum zu bekommen. Intrinsische Motivation fördern durch:

Erklärung des therapeutischen Programms Klinik bietet Rahmen indem Pat. neue Verhaltensweisen bei

sich erleben können da alte zum Teil nicht mehr erlaubt (Gewalt) oder nicht nötig sind, bzw. der Impuls durch Abstinenz und Rahmenbedingungen nicht mehr da ist.

Alte und neue Verhaltensweisen in der Gruppe reflektieren. Motivation durch neue Selbstwahrnehmung

K5.37 Selbstwahrnehmung stärken und fördern durch: Nachfragen Selbst die Problematik beim Pat. zu spüren und dies

aussprechen, dadurch Pat. einen Einstieg ins Thema ermöglichen

Praktische Herangehensweise: Barfußpfad gehen K5.38 Motivationsförderung durch Selbstverantwortung der Pat. bezüglich

Aufgaben und Ausgangsregeln im Therapieprozess.

VT5 26 Ich denke immer ein Minimum an intrinsischer Motivation ist immer vorhanden Minimum intrinsischer Motivation ist immer vorhanden VT5 26 Es geht darum zu schauen was hat der Pat. für ein Interesse etwas zu verändern Was will der Pat. verändern VT5 26 Schauen ob man von dem Pat. eine Aufgabe bekommen kann, im besten Fall etwas im Hier und

Jetzt Aufgabe von Pat. geben lassen

VT5 26 An dieser Aufgabe arbeiten An Aufgabe arbeiten VT5 26 Erst mal eine Arbeitsbeziehung etablieren Arbeitsbeziehung etablieren VT5 26 Für Pat. als Menschen interessieren, gar nicht sofort zwingend mit dem Thema Sucht Interesse am Menschen VT5 26 Pat. deutlich machen dass da jemand ist der versucht ihn zu verstehen Interesse am Menschen VT5 26 Und im Laufe der Zeit gucken was für Aspekte hochkommen mit denen der Pat. nicht zufrieden

ist und an denen man dann arbeiten kann Themen werden deutlich

VT5 28 Man kann versuchen an die intrinsische Motivation des Pat. zu kommen indem man erst mal guckt was haben die Menschen um ihn herum für Interessen und in wieweit kann er Aspekten davon zustimmen

Von der extrinsischen Motivation zur intrinsischen Motivation

VT5 28 Offen besprechen wer hat welches Interesse Von der extrinsischen Motivation zur intrinsischen Motivation VT5 30 An der Selbstverantwortung arbeiten indem man dem Pat. deutlich sagt, dass man keine

Aufträge von Dritten übernimmt und gucken muss wie ein Auftrag von ihm aussehen könnte Auftrag vom Pat. Grundvoraussetzung für Behandlung

VT5 30 Das kann manchmal ein paar Stunden dauern Auftrag vom Pat. Grundvoraussetzung für Behandlung

K5.39 Ausgang: Minimum intrinsischer Motivation ist immer vorhanden. Frage: was will der Pat. selbst verändern?

Auftrag vom Pat. geben lassen (am besten etwas im Hier und Jetzt) und daran arbeiten

K5.40 Wichtig: erst Arbeitsbeziehung etablieren: Interesse am Menschen

zeigen, deutlich machen, dass man versucht ihn zu verstehen. Nicht sofort zwingend mit dem Thema Sucht arbeiten wollen. Gucken was dabei deutlich wird womit der Pat. nicht zufrieden ist. Damit weiterarbeiten

K5.41 Von der extrinsischen Motivation zur intrinsischen Motivation

kommen indem man offen Bespricht wer welches Interesse hat und welchen Aspekten davon der Pat. zustimmen kann

K5.42 An der Selbstverantwortung des Pat. arbeiten indem man deutlich

sagt, dass man keine Aufträge von Dritten übernimmt und gucken muss wie ein Auftrag von ihm aussehen könnte

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VT5 30 Aber dann auch irgendwann sagen, wenn ich keinen Auftrag bekomme, dann können wir keine Behandlung machen, dann können wir irgendetwas anderes machen

Auftrag vom Pat. Grundvoraussetzung für Behandlung muss wie ein Auftrag von ihm aussehen könnte

VT6 28 Viele Pat. Sind extrinsisch motiviert Extrinsische Motivation VT6 28 Bezüglich der Ambivalenzen der Pat. geht es als erstes darum die intrinsische Motivation der Pat.

zu fördern Arbeit an Ambivalenzen indem intrinsische Motivation gefördert wird

VT6 30 Hilfreich ist es dabei in der Gruppenpsychotherapie zu erleben inwieweit erfahrenere Mitpat. für sich deutlich haben was sie verändern müssen

Profitieren durch Erfahrung von erfahreneren Mitpat.

VT6 30 Hilfreich frühzeitig Angehörige mit in die Therapie einzubeziehen: Paargespräche, Angehörigengespräche und Familienseminare

Einbeziehen der Angehörigen

K5.43 Arbeit mit der Ambivalenz bei extrinsischer Motivation: Indem intrinsische Motivation gefördert wird Profitieren durch Erfahrung von erfahreneren Mitpat. und

deren Veränderungsabsichten Angehörigenarbeit

VT7 26 Versuchen die außenstehenden, Einfluss nehmenden Personen zum gemeinsamen Gespräch einzuladen

Einfluss nehmenden Personen zum gemeinsamen Gespräch einladen

VT7 Sich selbst einen Eindruck machen von der Dynamik Eindruck von der Dynamik bekommen VT7 26 Ansonsten das Vorgehen nicht wirklich ändern: versuchen die Kosten wieder zu erhöhen Kosten verdeutlichen VT7 26 Voraussetzung: Pat. muss sich zumindest ein Minimum einlassen können und etwas von sich

erzählen wo man dann weiter einharken kann Voraussetzung: Pat. muss sich einlassen können

VT7 26 Kann Pat. sich gar nicht einlassen: versuchen es zurückzumelden ohne ihn persönlich anzugreifen, deutlich machen, dass sein Verhalten in Ordnung ist, dass es seine eigene Verantwortung ist

Rückmelden wenn er sich gar nicht einlassen kann, Akzeptanz seines Verhalten verdeutlichen

VT7 26 deutlich machen, dass sein Verhalten in Ordnung ist, dass es seine eigene Verantwortung ist An Eigenverantwortung appellieren VT7 26 Das man als Therapeut nicht persönlich verärgert ist sondern es auf Grund der Erfahrung anders

sieht Eigenes Verhalten erklären

VT7 26 Die Gruppe mit einbeziehen, Pat. dazu motivieren seine Zweifel in der Gruppe zu besprechen Pat. motivieren die Gruppe zu involvieren VT7 26 Mitpat. haben oft einen anderen Zugang und manchen pat. fällt es leichter sich von Mitpat. etwas

sagen zu lassen Anderen Zugang der Mitpat. untereinander nutzen

K5.44 Einfluss nehmenden Personen zum gemeinsamen Gespräch einladen und sich selbst ein Bild von der Dynamik machen

K5.45 Ansonsten das Vorgehen nicht wirklich ändern: Kosten

verdeutlichen. Voraussetzung: Pat. muss sich minimal einlassen können, Informationen geben und auf Fragen antworten

K5.46 kann Pat. sich nicht einlassen:

Rückmeldung diesbezüglich geben ohne ihn persönlich anzugreifen,

deutlich machen, dass sein Verhalten in Ordnung ist, an Eigenverantwortung appellieren, eigene andere Meinung erklären Pat. motivieren die Gruppe zu involvieren und anderen

Zugang der Mitpat. untereinander nutzen

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Anhang 10 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 6: Umgang mit Krisen (Bezogen auf Motivation!)

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 68 Ich komme wieder mit Abstimmung Abstimmung DT1 68 Dem Patienten deutlich machen, dass man ihn sieht Patienten sehen und es ihm zeigen DT1 68 Das man auch die Probleme sieht und die auch anerkennt Wahrnehmung von Problemen signalisieren DT1 68 Ohne direkt schwarz weiß denken zu müssen Kein dichotomes Denken DT1 68 Ursachen heraus finden mit dem Patienten Ursachen Suche DT1 68 Dauer eines Zeitraumes zum Nachdenken über die getroffene Entscheidung vereinbaren Zeitraum zum Überprüfen der Entscheidung DT1 68 Nicht sofort in allem mitgehen was der Patient sagt Pat. nicht sofort in allem zustimmen DT1 68 Gründe versuchen herauszufinden Ursachen suchen DT1 70 Ich sehe es nicht als meine Aufgabe ihn überzeugen zu müssen Aufgabe ist nicht überzeugen zu müssen DT1 72 Patienten gehen lassen wenn er will Abbruch zulassen, akzeptieren DT1 72 Transparenz ist auch hier wieder wichtig Transparentes Vorgehen DT1 72 Eigene Befindungen zurückgeben ist ganz wichtig Befindungen Rückmelden DT1 72 Kann zu positiven und konstruktiven Konfrontationen führen Möglichkeit positiver und konstruktiver Konfrontation DT1 72 Verhaltend es Patienten spiegeln Verhalten spiegeln

K6.1 Emphatisches Vorgehen: Patienten zeigen, dass man ihn und seine Probleme wahrnimmt aber nicht sofort in allem mitgehen sondern Alternativen zu dichotomen Denken anbieten.

K6.2 Zeitraum zum Überprüfen der Entscheidung absprechen K6.3 Gründe und Ursachen der Krise versuchen zu explorieren K6.4 Transparentes Vorgehen: eigene Empfindungen zurück spiegeln.

Ermöglicht positive und konstruktive Konfrontation K6.5 Abbruch zulassen, akzeptieren

DT2 89 Ich versuche den Patienten wieder in seine Ressourcen zu holen Ressourcenaktivierung DT2 89 Aus irgendeinem Grund fühlt er sich sehr aufgebracht Pat. ist aufgebracht DT2 89 Ich lade ihn ein das was ihn innerlich so bewegt durch den Körper eine Bewegung zu geben Das Innere körperlich ausdrücken DT2 89 Den Körper zur Verfügung zu stellen um es auf diese Weise noch mal auszudrücken was einen

bewegt Das Innere körperlich ausdrücken

DT2 89 Sich mit dem Patienten zusammen bewegen Sich zusammen bewegen DT2 89 Ihm damit praktisch die Erlaubnis geben, dass es sein darf Akzeptanz des Zustandes DT2 89 Zwischendurch fragen was er fühlt Gefühlen nachgehen DT2 89 Häufig kommen andere Gefühle dabei raus und Bedürfnisse des Patienten Gefühle verändern sich, Bedürfnisse werden wahrgenommen DT2 89 Bedürfnisse reflektieren Reflektion

K6.6 Versuch die Ressourcen des Patienten zu aktivieren. Indem er dazu aufgefordert wird das was ihn innerlich so sehr bewegt durch Bewegung und seinen Körper auszudrücken, sich selbst dabei mitbewegen. Akzeptanz des Zustandes dadurch signalisieren. Zwischendurch fragen was er fühlt, häufig verändern sich Gefühle. Bedürfnisse reflektieren.

DT3 42 Habe ich den Abbruch bereits erwartet und habe ich den Eindruck der Pat. ist noch nicht so weit, und habe ich schon versucht mit ihm dran zu arbeiten, mache ich nicht so viel

Bei erwartetem Abbruch wird nicht viel gemacht

DT3 42 Habe ich den Eindruck der Pat. ist gerade an einem wichtigen Veränderungspunkt Angst vor Veränderung DT3 42 Hat vielleicht Angst vor dem was kommt Angst vor der Zukunft DT3 42 Oder starke Emotionen kommen hoch Konfrontation mit Emotionen DT3 42 Und der Pat. flüchtet durch sein Verhalten Flucht durch Abbruch DT3 42 Dann versuche ich wieder mehr Sicherheit in die Therapie einzubauen Sicherheit in der Therapie verstärken DT3 42 Manchmal vielleicht wieder ein paar Schritte zurückgehen in der Therapie Schritte rückwärts machen DT3 42 Oder mal für eine bestimmte Zeit Pause machen Pause machen DT3 42 Oder bekannte, vertraute Übungen wiederholen Bekanntes wiederholen DT3 44 Sicherheit geben Übungen mit deutlicher Struktur, oder klaren Vorgaben wie z.B. Texte. Struktur gibt Sicherheit DT3 46 Zum Beispiel kurze Dialoge Sicherheit durch Dialoge

K6.7 Abbruch akzeptieren wenn er vorhersehbar war und bereits vorher versucht wurde ihm entgegen zu wirken

K6.8 Erfolgt der Abbruch als Flucht, weil der Pat. an einem wichtigen

Veränderungspunkt angekommen ist und ihm dies evtl. Angst macht, Emotionen hochkommen, dann versuchen wieder mehr Sicherheit herzustellen durch Rückkehr zu vertrauten Übungen Rückkehr zu einem sichereren Punkt in der Therapie Zusätzliche Struktur, z.B. durch Texte, Dialoge

DT4 40 Abbruchwunsch auf Grund eines Rückfalls, dann kann der Rückfall in der DT bearbeitet werden Rückfall kann bearbeitet werden DT4 40 Wenn Pat. ganz abbrechen wollen, brechen sie ab Abbrechen möglich

K6.9 Ist ein Rückfall der Grund wir das Angebot gemacht ihn in der DT zu bearbeiten

K6.10 Bei klarem Abbrechwunsch, abbrechen lasen

DT5 49 Direkt entwicklungsorientiert mit dem Pat. sprechen, Gespräch führen DT5 49 Was hat er gelernt, was braucht er um zurecht zu kommen? Reflektion der Therapie DT5 49 Reicht das was er hat? Reflektion der Therapie

K6.11 Mit Pat. ein entwicklungsorientiertes Gespräch führen, erworbene und benötigte Fähigkeiten reflektieren. Beispiele die in der Therapie beobachteten wurden dem Pat. spiegeln und

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DT5 49 Beispiele die in der Therapie beobachteten werden dem Pat. spiegeln und reflektieren Beobachtungen spiegeln reflektieren DT6 44 Versuchen mit den Pat. zu gucken wie und in welcher Form sie weiter mitmachen können Nach konkreten Möglichkeiten in der DT suchen. DT6 44 Wenn sie abbrechen wollen, dann brechen sie ab Abbruch wenn sie es wollen

K6.12 Versuchen mit den Pat. zu gucken wie und in welcher Form sie weiter mitmachen können

K6.13 Wenn Pat. abbrechen wollen, dann brechen sie ab

DT7 46 Ich fand es hilfreich in der DT dazu überzugehen ein Theaterstück mit einer Gruppe zu entwickeln zu eigenen Themen

Theaterstück als Rahmen

DT7 46 Und stark auf die Verantwortung der Gruppe für das Stück zu setzen Verantwortung für das Stück DT7 46 Also wenn jemand aussteigt wirklich zusagen: wir sind auf dich angewiesen Gruppenzugehörigkeit DT7 46 Gruppenzugehörigkeit und Verantwortung sind dabei die hilfreichsten Aspekte Verantwortung für das Stück und Gruppenzugehörigkeit

K6.14 Hilfreich in der DT ein Theaterstück als Rahmen zu benutzen und dann auf Gruppenzugehörigkeit und Verantwortung für das Stück zu setzen. In Krisen kann dann auf diese verweisen werden.

VT1 42 Krisengespräch miteinander führen Krisengespräch VT1 42 Dringlichkeiten, Prioritäten abklären Prioritäten abklären VT1 42 Lang- und kurzfristige Konsequenzen Konsequenzen

K6.15 Krisengespräch führen und dabei Prioritäten, Dringlichkeiten, lang- und kurzfristige Konsequenzen abklären

VT2 36 In der Regel ein Einzelkontakt mit Pat. und frage wie es dazu gekommen ist, was passiert ist Beweggründe im Einzelkontakt erfragen VT2 36 Konsequenzen mit Pat. bewerten Konsequenzen thematisieren VT2 36 Wenn möglich, bei gutem Kontakt, auch in der Gruppe Gruppe mit einbeziehen wenn möglich VT2 36 Gruppe mit einbeziehen, z.B. Gruppe reagieren lassen Gruppe mit einbeziehen wenn möglich

K6.16 Beweggründe im Einzelkontakt erfragen und Konsequenzen thematisieren

K6.17 Wenn möglich Gruppe mit einbeziehen, z.B. Gruppe reagieren

lassen VT3 44 Ich rede grundsätzlich nicht dagegen Nie dagegen reden VT3 44 Sie müssen sich aber offiziell verabschieden und dürfen nicht einfach gehen Offizielle Verabschiedung ist Pflicht VT3 44 Sie müssen sich von der Gruppe verabschieden, bekommen Rückmeldungen Verabschiedung von der Gruppe mit Rückmeldungen VT3 44 Bekommen auch die Rückmeldung sie sind weiterhin willkommen Rückmeldung: sie sind weiter willkommen VT3 44 Wir versuchen die Beziehung zu festigen und sagen das er eingeladen ist wieder zu kommen Beziehung festigen VT3 44 Es erleichtern wieder zu kommen Rückkehr erleichtern

K6.18 Grundsätzlich nicht dagegen reden K6.19 Offizielle Verabschiedung ist Pflicht, auch von der Gruppe.

Bekommen Rückmeldung K6.20 Bekommen auch die Rückmeldung sie sind weiterhin willkommen +

eingeladen wiederzukommen. Um: Beziehung zu festigen Rückkehr zu erleichtern

VT4 66 Mit Patienten die abbrechen wollen weil sie nicht mehr wissen was sie in der Klinik sollen kann man noch mal in die Zielfindungsphase gehen

Bei Ziellosigkeit in die Zielfindungsphase gehen

VT4 66/68 Mit Patienten die Suchtdruck haben ist es häufig sinnvoll noch die Verhaltensanalyse mit dem Patienten durchzugehen

Bei Suchtdruck Verhaltensanalyse

K6.21 Bei Abbruchgedanken auf Grund von Ziellosigkeit in die Zielfindungsphase gehen

K6.22 Bei Suchtdruck als Grund für Abbruchgedanken noch mal die

Verhaltensanalyse durchgehen VT5 32 Mir ist immer wichtig, dass der Pat. klar hat, dass er das tun kann Behandlungsabbruch respektieren und akzeptieren VT5 32 Das ich respektiere und akzeptiere wenn die Behandlung beendet werden soll Behandlungsabbruch respektieren und akzeptieren VT5 32 Auf die Ursache schauen Ursache suchen VT5 32 Mögliche Überforderung abklären Überforderung abklären VT5 32 Gibt es im äußeren Leben Umstände die ihn unter Druck setzen? Mögliche äußere Anlässe abklären VT5 32 Gibt es äußere Anlässe Mögliche äußere Anlässe abklären VT5 32 Vielleicht kommen Themen an die der Pat. sich noch nicht ran traut Überforderung abklären VT5 32 Abklären ob Mitpat, Mitarbeiter oder Therapeut selbst mit irgendetwas Angst machen Ängste abklären

VT5 32 Besprechen was eine Behandlungsbeendigung für Konsequenzen hat Konsequenzen der Behandlungsbeendigung besprechen VT5 32 Falls Pat. an einer kritischen Stelle hängt, fragen wie man ihm über diese kritische Krise hinweg

helfen kann, um Stabilisierung zu ermöglichen Angebot machen, Unterstützung anbieten

VT5 32 Dem Pat. ein Angebot machen Angebot machen, Unterstützung anbieten VT5 Im Zweifel Abbruch respektieren aber Pat. bitten sich Zeit zur Reflektion zu nehmen um zu gucken

ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt weiter zu arbeiten Abbruch respektieren, Zeit zum reflektieren nehmen

VT5 32 Versuchen Zeit zu erwirtschaften Zeit erwirtschaften

K6.23 Behandlungsabbruch respektieren und akzeptieren K6.24 Ursache suchen: Überforderung, mögliche äußere Anlässe, Ängste

abklären K6.25 Konsequenzen der Behandlungsbeendigung besprechen K6.26 Auffordern sich Zeit zum reflektieren der Entscheidung zu nehmen,

Zeit erwirtschaften K6.27 Angebot machen, Unterstützung anbieten

VT6 36 Sofort das Gespräch mit dem Pat. suchen Gespräch suchen VT6 36 Beweggründe ausführlich schildern lassen Beweggründe schildern lassen VT6 36 Liegt es an organisatorischen Dingen oder an etwas in der Beziehung zu Mitpat. oder Mitarbeitern

versuchen eine Lösung zu finden (z.B. Zimmerwechsel, Gruppenwechsel, Bezugstherapeutenwechsel, Klinikwechsel)

Lösung suchen

K6.28 Sofort das Gespräch mit dem Pat. suchen K6.29 Beweggründe schildern lassen und Lösung suchen. Bei

organisatorischen Dingen oder Problemen mit Mitpat. oder Mitarbeitern versuchen eine Lösung zu finden (z.B. Zimmerwechsel, Gruppenwechsel, Bezugstherapeutenwechsel, Klinikwechsel)

VT7 32 Ich respektiere und akzeptiere relativ schnell einen Abbruch Abbruch respektieren und akzeptieren VT7 32 Ich versuche nicht den Pat. zu überreden Nicht überreden wollen VT7 32 Den Pat. sehr ernst nehmen Pat. ernst nehmen VT7 32 Einerseits verdeutliche, dass diese Entscheidung in Ordnung ist, andererseits versuchen Auslöser

und Grund für den Abbruch deutlich zu bekommen Entscheidung akzeptieren, versuchen Gründe zu erfahren

K6.30 Abbruch respektieren und akzeptieren. Sprich: Nicht überreden wollen Pat. ernst nehmen Entscheidung akzeptieren aber mit authentischem Interesse

versuchen Gründe zu erfahren

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VT7 32 Häufig ist es die hohe Erwartungshaltung der Pat. und der Druck den sie sich selbst machen Hohe Erwartungshaltung und eigener Druck VT7 32 Oder es sind Konflikte Konflikte VT7 32 Sind es Konflikte mit mir versuche ich sei zu klären Konflikte versuchen zu klären VT7 32 Auf jeden Fall authentisch Interesse verdeutlichen authentisch Interesse verdeutlichen

Falls Konflikte zugrunde liegen versuchen diese zu klären Ursache häufig: Hohe Erwartungshaltung der Pat. und

Druck den sie sich selbst machen

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Anhang 11 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 7: Besonders motivationsfördernde Methoden der DT

Fall Text-

stelle Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT2 24 Ich mache die Erfahrung, dass gerade durch theater- und dramatherapeutische Methoden die Menschen schnell auf die Gefühlsebene kommen

Durch DT und TT schnell bei Emotionen

DT2 24 Pat. oft überrascht darüber, dass das passiert Für Pat. überraschend DT2 24 Gerade Suchtpatienten die soviel abgedeckelt haben Vor allem für Suchtpatienten DT2 28 Kommen durch diese Methoden an ihre Gefühle Kommen durch Methoden an Emotionen DT2 28 Das hat immer einen hohen Motivationscharakter für die Patienten Hoher Motivationscharakter DT2 30 Dieses Feedback bekomme ich immer wieder Wird bestätigt DT2 30 Pat. können die Situation klar benennen Prägnante Erfahrung DT2 30 Waren meistens sehr emotionale Momente Emotionale Momente

K7.1 Durch Methoden der DT und TT wird das Arbeiten auf der emotionalen Ebene schnell möglich, gerade auch mit Suchtpatienten. Erlebnisse oft einprägsam und mit hohem Motivationscharakter

DT3 48 Ich denke Rollenspiele sind immer besonders motivationsfördernd Rollenspiele sind besonders motivationsfördernd DT3 48 Weil sie so nah am realen Leben sind Nähe zum realen Leben gegeben DT3 48 Und dadurch für die Patienten Sinn und Zweck der Therapie so einfach nachzuvollziehen ist Sinn und Zweck ist leicht zu verstehen

K7.2 Rollenspiel sind auf Grund ihrer Realitätsnähe besonders motivationsfördernd weil Sinn und Zweck der Therapie für die Pat. dabei einfach nachzuvollziehen ist

DT4 42 Das Playbacktheater Playbacktheater ist motivationsfördernd DT4 42 Es bietet einen durchstrukturierten Rahmen mit viel Halt und Distanz Klare unterstützende Rahmenbedingungen DT4 42 Dadurch passieren die meisten Katharsismomente Katharsis möglich DT4 42 Pat. erleben einen Wendpunkt und dadurch noch mal eine Motivationssteigerung Motivationssteigerung durch Wendepunkt DT4 42 Bereitschaft nimmt zu sich auf den Therapieprozess wirklich einzulassen und etwas zu verändern Therapie- und Veränderungsmotivation nehmen zu DT4 48 Die therapeutische Haltung ist dabei ganz wichtig Therapeutische Haltung ist wichtig DT4 48 So wie ich den Kontakt zu den Patienten aufbaue so kommt es auch zurück Therapeutische Haltung ist wichtig

DT4 48 Ich bin authentisch, gehe auch mal humorvoll an Sachen ran, Authentizität ist wichtig DT4 48 oder spiegele zurück was ich sehe Authentizität ist wichtig DT4 48 Mache den Patienten deutlich das sie sein dürfen wie sie sind Patient in seiner Person akzeptieren DT4 48 Das Konflikte, Wut und Unlust sein dürfen Patient in seiner Person akzeptieren DT4 48 Das Medium an sich ist attraktiv, aber es hängt auch viel von der therapeutischen Haltung ab Therapeutische Haltung ist wichtig

K7.3 Playbacktheater ist auf Grund seines durch strukturierten Rahmens mit viel Halt und Distanz und der Möglichkeit für Katharsismomente sehr motivationssteigernd. Therapie- und Veränderungsmotivation können nehmen dadurch häufig zu

K7.4 Die therapeutische Haltung spielt immer auch eine wichtige Rolle. Als Therapeut muss ich authentisch sein

und den Patienten mit seinen Eigenarten als Person akzeptieren. Auch mal humorvoll an Sachen ran gehen oder klare Rückmeldungen geben. Konflikte, Wut und Unlust dürfen sein.

DT5 51 Das Hochhausspiel. Hochhausspiel DT5 53 Pat. stehen im Kreis, jeder stellt sich vor hinter einer Wohnungstür im Hochhaus zu stehen Grundaufstellung DT5 53 Einer geht los und klingelt an der Tür eines anderen Spielverlauf DT5 53 Ziel: wer draußen ist will reinkommen, wer drinnen ist darf nicht reinlassen Ziele DT5 53 Es darf keine Gewalt angewendet werden weder in der Realität noch in der Fantasie Regeln DT5 53 Herausforderung zu merken wann habe ich gewonnen oder verloren Herausforderung DT5 53 Man muss sich spontan Taktiken einfallen lassen Herausforderung DT5 53 Man wird mit eigenen Abwehrmechanismen konfrontiert die im Spiel sichtbar werden Eigene Verhaltensweisen erkennen DT5 53 Und erkennt auch Verhaltensweisen der anderen wieder Verhaltensweisen der anderen erkennen DT5 53 Aber alles bleibt auf der spielerischen Ebene Spielerische Ebene DT5 53 Schnelles Spiel Schnelles Spiel DT5 53 Oder Veränderungsspiele im Märchen. Ein Held oder eine Heldin die bestimmte Hindernisse

überwinden und ihr Ziel erreichen Klassischer Märchenaufbau

DT5 55 Meistens wird gemeinsam ein Märchen erfunden Märchen erfinden DT5 55 Therapeut achtete darauf das die wichtigsten Elemente vorhanden sind: Held/Heldin, Hindernis,

Helfer, Weg, Ziel, positives Ende. Klassischer Märchenaufbau

DT5 55 Märchen ausformulieren Klassischer Märchenaufbau

K7.5 Hochhausspiel: Pat. stehen im Kreis, jeder stellt sich vor hinter einer Wohnungstür im Hochhaus zu stehen, einer geht los und klingelt an der Tür eines anderen, Ziel: wer draußen ist will reinkommen, wer drinnen ist darf nicht reinlassen, Gewalt ist nicht erlaubt. Herausforderungen:

Erkennen wann habe ich gewonnen, wann verloren? Schnell spontan Taktiken einfallen lassen Konfrontation mit eigenen Abwehrmechanismen Eigene Verhaltensweisen und die von anderen erkennen

Schutz: schnelles Spiel und es bleibt auf der spielerischen Ebene

K8a.6 Ein Veränderungsspiel: gemeinsames Märchen erfinden. Therapeut achtete darauf das die wichtigsten Elemente vorhanden sind: Held/Heldin, Hindernis, Helfer, Weg, Ziel, positives Ende. Märchen spielen. Analogie zur Behandlung, zum Leben besprechen. Situation aus dem Leben an Hand der Elemente des Märchens erarbeiten

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DT5 55 Märchen spielen, darf auch übertrieben oder clownesk Märchen spielen DT5 55 Analogie zur Behandlung und dem Leben herstellen Analogie herstellen DT5 55 Situation aus dem Leben an Hand der Elemente des Märchens erarbeiten Spielen realer Lebenssituation DT5 61 Ich denke das Arbeiten von der Fantasie, über das Analoge hin zum konkreten Alltag ist das

Wichtige. Aufbau wichtig

K7.7 Insgesamt in der DT mit Suchtpatienten ist das Arbeiten von der

Fantasie, über das Analoge hin zum konkreten Alltag das Wichtige

DT6 46 Grundlegend ist die Körperarbeit wichtig Körperarbeit als Grundlage DT6 46 Mehr mit dem Körper als mit dem Kopf arbeiten Körper statt Kognition DT6 46 Ich fange immer mit dem Körper an, der Körper wird aktiviert die Kognition kann zum Teil später

dazu kommen Kognition kann später zum Körper dazu kommen

DT6 46 Körper aktivieren durch Achtsamkeitsübungen, Übungen die den Körper mit einbeziehen, z.B.: Staturenarbeit mit Gefühlen, Pantomime

Körperaktivierung

DT6 46 Lernen, dass der Körper ein Freund ist und nicht ein Feind Körper als Freund nicht als Feind DT6 46 Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen die einen Einstieg bieten für zentrale Themen Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen als Einstieg für

zentrale Themen DT6 46 Eine Mischung zwischen Kür und Pflicht: Pflicht: knallharte Verhaltensanalyse mit

Verhaltensänderung; Kür: „Spielwiese“, alles aufprobieren und spielen dürfen Mischung aus Kür und Pflicht

DT6 46 Motivation bedeutet, dass der Mensch Lust und auch die Idee bekommt es lohnt sich etwas zu verändern.

Motivation

DT6 46 Ich will es ihm schmackhaft machen Motivation DT6 46 Er muss die Arbeit machen, ich kann ihm nur etwas bieten wo er sagt dass es sich lohnt Motivation

K7.8 Grundlegend ist die Körperarbeit wichtig. Mehr mit dem Körper als mit dem Kopf arbeiten. Mit der Körperarbeit beginnen und eventuell später die Kognitionen dazu nehmen. Möglichkeiten der Körperaktivierung:

Achtsamkeitsübungen Staturenarbeit mit Gefühlen Pantomime

Lernen, dass der Körper ein Freund ist und nicht ein Feind K7.9 Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen als Einstieg für

zentrale Themen K7.10 Eine Mischung aus Kür und Pflicht macht es: Pflicht: knallharte

Verhaltensanalyse mit Verhaltensänderung; Kür: „Spielwiese“, alles aufprobieren und spielen dürfen

K7.11 Motivation bedeutet, dass der Mensch Lust darauf und auch die

Idee bekommt es lohnt sich etwas zu verändern. Dem Pat. in der DT schmackhaft machen, dass es sich lohnt

DT7 52 DT ist Stufenarbeit DT ist Stufenarbeit K7.12 DT ist Stufenarbeit VT1 44 Vier-Felder-Schema, Drei-Felder-Schema Felder-Schema VT1 44 Um Hintergründe detaillierter zu betrachten Felder-Schema VT1 44 Ergänzung durch stärker Emotions fokussiertere Schematherapie Schematherapie als Ergänzung VT1 46 Gemeinsam mit dem Pat. von einer Metaebene aus auf die Situation schauen Metaebene einnehmen VT1 48 Im Sinne einer Plananalyse Verwurzlung der Schemata und Gefühle verfolgen Plananalyse

K7.13Arbeit mit Vier-Felder-Schema oder Drei-Felder-Schema um Hintergründe detaillierter und differenzierter betrachten zu können

K7.14 Ergänzung durch stärker Emotions fokussiertere Schematherapie,

im Sinne einer Plananalyse Verwurzlung der Schemata und Gefühle verfolgen

VT2 38 Positive Verstärkung Positive Verstärkung VT2 38 Ressourcen verstärken Ressourcen verstärken

K7.15 Positive Verstärkung K7.16 Ressourcen verstärken

VT3 46 Das A und O ist die kognitive Umstrukturierung und daraus resultiert die emotionale Umstrukturierung

Kognitive und emotionale Umstrukturierung K7.17 Kognitive und emotionale Umstrukturierung

VT5 34 Zentral steht die therapeutische Arbeitsbeziehung in der ich ein Partner des Pat. bin, also auf gleicher Augenhöhe arbeite

therapeutische Arbeitsbeziehung: auf gleicher Augenhöhe mit Pat.

VT5 34 Das ich mein Vorgehen erläutere und Transparenz reinbringe Transparenz ist wichtig VT5 34 Ich stelle mich als Experte für die Methoden zur Verfügung , aber der Pat. ist für die Inhalte

verantwortlich Therapeut ist für Methoden, Pat. für Inhalte verantwortlich

VT5 34 Pat. darf sich zurückziehen und ich bin deshalb nicht böse Rückzug von Pat. wird akzeptiert VT5 34 Ein guter Therapieprozess braucht die Mitwirkung des Pat. und muss deshalb um die Themen

gehen die Pat. interessieren Themen müssen den Pat. interessieren für einen guten Therapieprozess

VT5 34 Ich gebe Struktur vor die sich als sinnvoll erwiesen hat aber Pat. muss sich entscheiden Struktur und Themen anbieten, Pat. entscheidet VT5 34 Ganz viel Transparenz Transparenz VT5 34 Ganz viel Kontrolle bei dem Pat. Pat. hat Kontrolle VT5 34 Ich muss Sicherheit geben, Pat. muss dass Gefühl haben, dass ich mit dem was er mir präsentiert

umgehen kann Sicherheit geben können

VT5 34 Dass ich nicht ängstlich bin, nicht unter Stress gerate wenn er z.B. von Suizidgedanken erzählt Sicherheit geben können

K7.18 Eine therapeutische Arbeitsbeziehung: auf gleicher Augenhöhe mit Pat.

K7.19 Transparenz ist wichtig K7.20 Therapeut ist für Methoden, Pat. für Inhalte verantwortlich. Struktur

und Themen anbieten, Pat. entscheidet. Themen müssen den Pat. für einen guten Therapieprozess interessieren

K7.21 Rückzüge von Pat. werden akzeptiert K7.22 Pat. ganz viel Kontrolle geben K7.23 Sicherheit geben, deutlich machen, dass man mit der Thematik des

Pat. umgehen kann

VT6 38 VT ist gut um Pat. zu erreichen die völlig verkopft und intelligent sind Bei rationalen Pat. K7.24 Methoden der VT sind gut bei stark rationalen, verkopften, intelligenten Pat.

VT7 34 Ganz basal ist das Verstärken: kleine Schritte würdigen und loben Verstärken ist wichtig VT7 34 Versuchen Verhaltensketten zu etablieren: verdeutlichen, dass viele kleine Schritte ein großer sind Verhaltensketten etablieren VT7 34 Die kleinen Schritte funktionieren nur dann wenn man sie sehen kann Schritte müssen sichtbar sein VT7 34 Dafür ist ein realistisches Weltbild wichtig Bedeutung eines realistischen Weltbildes

K7.25 Verstärken ist wichtig: kleine Schritte würdigen und loben K7.26 Verhaltensketten etablieren: verdeutlichen, dass viele kleine

Schritte ein großer sind und die kleinen Schritte sichtbar sein

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VT7 34 Verhalten kritisch hinterfragen Verhalten hinterfragen müssen K7.27 Überprüfen wie realistisch das eigene Weltbild ist. K7.27 Verhalten kritisch hinterfragen

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Anhang 12 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 8: Wirkungsmechanismen/Wirkfaktoren bezüglich Motivationsförderung

Fall Text-

stelle Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

DT1 76 Ich denke die Möglichkeit der DT ist, dass sie ganzheitlich ist DT ist ganzheitlich DT1 76 DT appelliert nicht nur an die Kognitionen und ans Sprechen, sondern an die Totalheit DT appelliert an das Ganzheitliche DT1 76 Die meisten Menschen kennen DT nicht aber wenn die erste Angst überschritten ist erleben es

viele Patienten als eine Ergänzung, ist meine Erfahrung DT wird als Ergänzung erfahren

DT1 78 Das wird von den Patienten auch als motivierend erfahren Motivierend DT1 78 Das Totale Ganzheitlich DT1 78 Und das die Emotionen angesprochen werden Auseinandersetzung mit Emotionen DT1 78 Wichtig ist auch das was wir Spielfreude nennen Spielfreude DT1 78 Dafür muss ich als Therapeut einen geschützten Rahmen herstellen Herstellung eines geschützten Rahmens DT1 78 Damit ich mich als Patient einigermaßen frei in dem Medium bewegen kann, freies Bewegen im Medium DT1 78 Mich ausprobieren kann Ausprobieren DT1 78 Auch das motiviert den Patienten Motivierend

K8.1 DT appelliert an das Ganzheitliche des Patienten und ist dadurch motivierend

K8.2 DT wird als etwas ergänzendes erfahren und motiviert dadurch K8.3 DT ermöglicht die Auseinandersetzung mit Emotionen K8.4 DT schafft einen geschützten Rahmen indem sich Spielfreude, freies

Bewegen im Medium und ein sich ausprobieren können entwickeln kann, was motivierend wirken kann

DT2 101 Ich glaube das diese Methoden wirken weil sie außerhalb der Kognition laufen Methoden gehen nicht über die Kognition DT2 101 Alles was über die Kognition läuft sind eingefahrene Verhaltensmuster und Denkmuster Alles was über die Kognition läuft sind eingefahrene

Verhaltensmuster und Denkmuster DT2 101 Durch die kreativen Methoden werden andere Bereiche im Gehirn erreicht wodurch andre

Verhaltensmöglichkeiten möglich werden die außerhalb der Probleme liegen Kreativität aktiviert andere Gehirnbereiche und neue Verhaltensmöglichkeiten

DT2 101 Wenn ich in den gewohnten Denkbahnen bleiben und viel kognitiv reflektiere, habe ich das Gefühl sie rühren immer in der selben Suppe

Alles was über die Kognition läuft sind eingefahrene Verhaltensmuster und Denkmuster

DT2 101 In den kreativen Methoden können sie auch ganz unverfänglich ausprobieren in dem so-tun-als-ob.

Kreative Methoden schaffen Experimentierräume

DT2 101 Sie merken, dass sie die Fähigkeiten etwas anders zu machen in sich tragen Fähigkeiten werden erkannt DT2 105 Sie merken, dass sie mehr sind als ihre Sucht Erkennen ihr Person außerhalb der Sucht

K8.5 Dramatherapie wirkt weil sie durch ihre Kreativität andere Bereiche im Gehirn anspricht als Methoden die nur über die Kognition gehen und dadurch in den gleichen Denkbahnen bleiben. Kreative Methoden schaffen Experimentier- und Erfahrungsräume in denen eigene Fähigkeiten erkannt werden und Pat. feststellen könne, dass sie mehr sind als die Sucht. (Zitat 105)

DT3 50 Methoden können nicht losgelöst vom Pat. gesehen werden Methoden müssen immer im Zusammenhang mit dem Pat. stehen DT3 50 Und nicht los gelöst von der Beziehung zwischen dem Pat. und mir Methoden stehen immer im Zusammenhang mit der

therapeutischen Beziehung DT3 50 Ich glaube es muss immer eine Basissicherheit vorhanden sein Eine Basissicherheit muss immer da sein DT3 50 Die therapeutische Beziehung spielt immer eine Rolle Die therapeutische Beziehung spielt immer eine Rolle DT3 50 Es ist immer eine Abstimmung auf die jeweils aktuelle Situation Methoden müssen immer auf die aktuelle Situation abgestimmt sein DT3 52 Dramatherapie spezifisch: im Spiel können Erfolge erzielt werden die im Alltagsleben manchmal

noch nicht erzielt werden können In der DT werden Erfolge erzielt die es im Alltagsleben noch nicht gibt

DT3 52 Dadurch fühlen die Pat. , dass sie etwas können Erfolgserlebnisse werden erfahren DT3 52 Erfolgserlebnisse werden nicht nur besprochen, sondern im Spiel erfahren Erfolgserlebnisse werden nicht nur besprochen sondern erfahren DT3 54 Ich kann nur erfolgreich mit etwas arbeiten woran ich als Therapeut auch glaube

K8.6 Methoden wirken nicht alleine als solche sondern stehen immer im Zusammenhang dem Pat., der aktuellen Situation und der therapeutischen Beziehung.

K8.7 Grundvoraussetzung dafür das etwas wirken kann ist immer eine

Basissicherheit des Pat. K8.8 Der Therapeut muss an seine Methoden selbst glauben damit etwas

wirken kann K8.9 Dramatherapie spezifisch: im Spiel können Erfolge erzielt werden die

im Alltagsleben manchmal noch nicht erzielt werden können. Erfolgserlebnisse können damit erfahren werden und nicht nur besprochen werden.

DT4 46 Durch das Rollenspiel wird eine vermeintliche Sicherheit aufgebaut Gefühlte Sicherheit durchs Rollenspiel DT4 46 Die Gefühle die dabei entstehen sind aber echt Gefühle sind echt DT4 46 Und damit wirkt es unglaublich gut und direkt zum Herzen durch Berührt die Menschen DT4 46 Und es kann Spaß machen, gerade Improvisationstechniken Es macht Spaß DT4 46 Die Patienten werden unglaublich aktiviert Es aktiviert DT4 46 Auch ihre Kreativität und Spielfreude Aktiviert Kreativität und Spielfreude

K8.10 DT wirkt weil die Rollenspiele einen sicheren rahmen bieten in dem die entstehenden Gefühle aber echt sind.

K8.11 DT weil sie die Pat. körperlich aktiviert und ihre Kreativität und

Spielfreude weckt. Pat. können in der DT wieder Lachen und genießen.

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DT4 46 Sie können wieder lachen und Genießen Lachen können und genießen DT5 59 Es ist die Natur des Menschen, dass er durchs Spielen lernt Der Mensch lernt durchs Spielen DT5 59 In der DT spielt er noch mal als Erwachsener Spielen als Erwachsener DT5 59 Problemlernen durch Spielen Der Mensch lernt durchs Spielen DT5 59 Dabei werden Ressourcen aber auch Ängste und Hindernisse aktiviert Aktivierung verschiedener Anteile DT5 59 Die DT setzt bei den Ressourcen an und Versucht ein Helfer zu sein um Wege zu finden mit den

Hindernissen umzugehen Ressourcen als Ansatzpunkt

DT5 59 In der DT kann man Proben und Üben DT ist ein Übungsraum DT5 59 Sicherheit aufbauen in der Spielentwicklung von der Fantasie, über Analogien bis hin zu realen

Alltagssituationen Aufbau wichtig

DT5 59 Lebensechte Spiele ausprobieren DT ist ein Übungsraum DT5 59 Dadurch Mut bekommen es im Alltag auszuprobieren Mut für den Alltag entwickeln DT5 59 Probehandeln im verhaltenstherapeutischen Sinn Probehandeln DT5 59 Stellenweise in Hausaufgaben oder in Reflektionen konkret und detailliert das Verhalten

analysieren, Verbindungen zum Alltag herstellen Analysieren

DT5 59 Möglichkeiten sein Leben und Verhalten zu analysieren, herausbekommen was fehlt Analysieren DT5 59 Mehr der psychodynamische Aspekt der DT Psychodynamische Aspekte

K8.12 Der Mensch lernt durchs Spielen. In der DT spielt der erwachsene Mensch noch einmal um zu lernen.

K8.13 Im Spiel werden Ressourcen aber auch Ängste und Hindernisse

aktiviert. Die DT setzt an den Ressourcen an und unterstützt dabei Wege zu finden mit den Hindernissen umzugehen

K8.14 DT bietet einen echten Übungsraum der gut genutzt werden kann

weil durch den Aufbau der DT über Fantasie, Analogie und realistisches Alltagsspiel genügend Sicherheit erworben werden kann. So kann Mut für die Umsetzung im Alltag entstehen

K8.15 DT wirkt durch die vielfältigen Analysemöglichkeiten die das Spiel

bietet, das kann stärker verhaltenstherapeutisch oder psychodynamisch sein

DT6 48 Der Boden der Wirkfaktoren ist so zu sagen, dass es einen Raum gibt wo Kontakt und Beziehung gestaltet wird zwischen Therapeut und Patient und zwischen den Patienten untereinander.

Raum um Kontakt um Beziehung zu gestalten

DT6 48 Das Vertrauen da ist und die Menschen sich öffnen und zeigen können und dadurch erste Schritte getan werden können

Vertrauen schaffen

DT6 48 Einer der wichtigsten Wirkmechanismen in der DT ist, dass wir unser Ich durch die Rolle schützen können und etwas von uns in der Rolle zeigen können.

Schutz durch die Rolle

DT6 48 Unter dem Schutz der Rolle nicht tolerierten Gefühlen Raum und Platz geben und über das Ausprobieren einen Umgang mit diesen Gefühlen finden, merken dass man sie aushalten kann.

Gefühle äußern in der Rolle

DT6 48 Ein anderer wichtiger Wirkmechanismus der DT: im Spiel etwas tun dürfen was man sonst nicht darf.

Außerhalb der Regeln, Werte und Normen der Realität

K8.16 Boden der Wirkfaktoren: ein Raum wo Kontakt und Beziehung gestaltet wird zwischen Therapeut und Patient und zwischen den Patienten untereinander

K8.17 Vertrauen wodurch die Menschen sich öffnen und zeigen können

und dadurch erste Schritte tun K8.18 Unser Ich durch die Rolle schützen können und etwas von uns in

der Rolle zeigen können K8.19 Unter dem Schutz der Rolle nicht tolerierten Gefühlen Raum und

Platz geben und über das Ausprobieren einen Umgang mit diesen Gefühlen finden, merken dass man sie aushalten kann

K8.20 Im Spiel etwas tun dürfen was man sonst nicht darf

DT7 52 Ganz wichtig finde ich in der DT den Einsatz vom Körper und Handlungserfahrungen Körperarbeit ist wichtig

DT7 52 Als Gegenpool zur zunehmenden Passivität der Sucht in Aktion zu kommen Aktiv werden ist wichtig für Suchtpat. DT7 52 Aktiv sein als etwas positives Erleben Aktiv sein ist positiv DT7 52 z.B. angenehme Gefühle oder Gruppenzusammenhalt Aktiv sein ist positiv DT7 52 Ansatz an Handlung und Handlungsfähigkeit Handlungsfähigkeit DT7 52 Durch die Methode des Rollenwechsels lernen ich kann unterschiedlich sein Rollenwechsel DT7 52 Rollenvarianz ist wichtig Rollenvarianz DT7 52 Möglichkeit der Konfrontation mit eigenen Bedürfnissen Konfrontation mit eigenen Bedürfnissen DT7 52 Möglichkeit Alternativen erfahrbar zu machen, nicht nur auszudenken Alternativen erfahren, erleben DT7 54 Wichtig ist die „Verführung zum Leben“ „Verführung zum Leben“ DT7 54 Die Eigenverantwortung Eigenverantwortung DT7 54 Und die Selbststeuerung Selbststeuerung DT7 54 Gruppenarbeit als Alternativerfahrung zur häufigen Einsamkeit und dem Gefühl nicht dazu zu

gehören Gruppenarbeit als Alternativerfahrung

K8.21 Körperarbeit ist in der DT wichtig um als Gegenpool zur

zunehmenden Passivität der Sucht in Aktion zu kommen und das positiv zu erleben

K8.22 Handlungserfahrungen zu machen, an der Handlungsfähigkeit

anzusetzen ist wichtig in der DT K8.23 Durch die Methode des Rollenwechsels zu lernen, dass man

unterschiedlich sein kann. Zusätzlich die Möglichkeiten der Rollenvarianz

K8.24 Konfrontation mit eigenen Bedürfnissen K8.25 Möglichkeit Alternativen erfahrbar zu machen, nicht nur

auszudenken K8.26 DT kann „Verführung zum Leben“ sein und Eigenverantwortung und

Selbststeuerung fördern K8.27 DT kann als Alternativerfahrung zur häufigen Einsamkeit und dem

Gefühl nicht dazu zu gehören dienen

VT1 53 Wirksam ist, dass die Pat. sich lernen selbst zu verzeihen Sich selbst verzeihen VT1 53 Sich selbst und ihre Vergangenheit akzeptieren Selbstakzeptanz VT1 53 Wirksam ist, dass die Pat. im Sinne einer Selbstwirksamkeits - Überzeugung das Gefühl

entwickeln sich selbst helfen zu können Selbstwirksamkeits - Überzeugung

K8.28 Wirksam ist, dass die Pat. lernen sich selbst zu verzeihen und sich selbst und ihre Vergangenheit akzeptieren

K8.29 Wirksam ist, dass die Pat. im Sinne einer Selbstwirksamkeits -

Überzeugung das Gefühl entwickeln sich selbst helfen zu können VT2 40 Das was funktioniert ist eine Selbstwertstabilisierung Selbstwertstabilisierung

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VT2 40 Wir haben so viele Pat. mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen Viele Schulgefühle und Selbstvorwürfe VT2 40 Es ist wichtig, dass Pat. dass Gefühl bekommen ich bin noch was wert, ich werde akzeptiert Selbstwertstabilisierung VT2 40 Angstreduktion Angstreduktion VT2 40 Pat. haben häufig das Gefühl sie holen sich jetzt ihre Strafe ab Angstreduktion

K8.30 Selbstwertstabilisierung, bei vielen Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen

K8.31 Angstreduktion

VT3 48 Was wirkt ist die Beziehung Die Beziehung wirkt VT3 48 Und alles was zu einer stabilen verlässlichen Beziehung dazu gehört und auch korrigierend ist zu

dem was sie erlebt haben Die Beziehung wirkt

VT3 48 Vier Grundbedürfnisse nach Epstein Grundbedürfnisse nach Epstein VT3 48 Selbstwertstabilisieren, Selbstkontrolle erfahren, Fehler dürfen gemacht werden Bedürfnisse

K8.32 Was wirkt ist die Beziehung und alles was zu einer stabilen verlässlichen Beziehung dazu gehört und auch korrigierend ist zu dem was Pat. erlebt haben

K8.33 Arbeiten an der Erfüllung der Grundbedürfnisse wirkt

VT4 72 Es kann nur wirken wenn der Pat. das auch versteht Pat. muss es verstehen können VT4 72 Das heißt man muss eine gemeinsame Sprache sprechen Eine gemeinsame Sprache sprechen VT4 72 Der Pat. muss selbst zu seinem Ziel finden Der Pat. muss selbst zu seinem Ziel finden VT4 72 Pat. muss z.B. bei der Methode der Wage die Gewichte selbst festlegen Der Pat. muss selbst zu seinem Ziel finden VT4 72 Und es macht nicht immer Sinn jedem Pat. zu sagen, dass er bleiben muss Pat. müssen selbst entscheiden zu bleiben

K8.34 Pat. verstehen worum es geht K8.35 Pat. selbst ihre Ziele definieren K8.36 Pat. selbst entscheiden können ob sie bleiben oder nicht

VT5 36 Der Wirkfaktor ist hauptsächlich das Lernen in einem anderen Kontext: im geschützten Rahmen der therapeutischen Situation über Dinge sprechen und ausprobieren

Lernen in einem anderen Kontext

VT5 36 Modellwirkung des Therapeuten Modellwirkung des Therapeuten VT5 36 Hinsichtlich Verhalten: kompetentes Verhalten mit Abgrenzung, Offenheit, mit Problemen und

Kritikfähigkeit Modellwirkung hinsichtlich Verhalten

VT5 36 Und auch im Sinne von „Nachbeelterung“, fürsorglich sein, entgegenkommend an der Person des anderen interessiert

Modellwirkung hinsichtlich Interesse an anderen Personen

K8.37 Der Wirkfaktor ist hauptsächlich das Lernen in einem anderen Kontext: im geschützten Rahmen der therapeutischen Situation über Dinge sprechen und ausprobieren

K8.38 Modellwirkung des Therapeuten.

Hinsichtlich Verhalten: kompetentes Verhalten mit Abgrenzung, Offenheit, Umgang mit Problemen und Kritikfähigkeit

Im Sinne von „Nachbeelterung“, fürsorglich sein, entgegenkommend an der Person des anderen interessiert

VT6 40 Es ist wichtig den Pat. nicht abgehoben gegenüber zu treten sondern auf Augenhöhe und ihre Sprache zu sprechen

Auf Augenhöhe und in der Sprache der Pat. sprechen

VT6 40 Einen menschlichen Kontakt suchen, es geht vor allem um zwischenmenschliche Begegnung Zwischenmenschliche Begegnung

K8.39 Auf Augenhöhe und in der Sprache der Pat. sprechen K8.40 Die zwischenmenschliche Beziehung, der menschliche Kontakt

wirkt VT7 62 Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Rolle des Therapeuten als Person eine wichtige Rolle

spielt Die Person des Therapeuten ist wichtig

VT7 62 Ich glaube weniger an die Techniken als vielmehr daran, dass es daran liegt was dem einzelnen Therapeuten liegt und wie er dass rüber bringen kann

Die persönliche, authentische Vorgehensweise des Therapeuten ist wichtiger als die Techniken

VT7 62 Das wird in der klassischen VT eher vernachlässigt In VT vernachlässigt

K8.41 Die persönliche, authentische Vorgehensweise des Therapeuten, das was ihm liegt und wie er es rüber bringen kann ist wichtiger als die Techniken (auch wenn es nicht klassisch VT ist)

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Anhang 13 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 9: Verhaltenstherapie und interaktive Bewegungsspiele und Übungen der Dramatherapie

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

VT1 55 Das ist gut für den Gruppenzusammenhalt Gruppenzusammenhalt VT1 55 Aus der Forschung weiß man, dass gruppendynamische Übungen die Gruppenkohäsion und

damit die Wirksamkeit fördern Förderung der Gruppenkohäsion Wirksamkeit

VT1 59 Im Kleinen mache ich es selbst sehr gerne Eigene Durchführung VT1 59 Weil es auflockert Auflockerung VT1 59 Weil sonst die Therapie zu sehr verkopft und dröge wird Wirkt gegen verkopft und dröge

VT1 57 Interaktive Bewegungsspiele und Übungen halte ich für eine gute Ergänzung Gute Ergänzung VT1 57 Ich halte es nicht für zentral aber ich kann nur mit Gruppen arbeiten die als Gruppe funktionieren

und das fördern diese Methoden Nicht das zentrale Thema aber gut für die Grundlage

VT1 59 Ich würde meine Funktionsanalyse dafür aber nicht abgeben wollen Funktionsanalyse wichtig

VT1 61 Wenn es Dramatherapeuten Durchführung als Ergänzung vorstellbar in der Klinik Ergänzung vorstellbar

K9.1 Gutes Vorgehen zur Förderung der Gruppenkohäsion und dadurch Steigerung der Wirksamkeit

K9.2 Wird im kleinen Rahmen manchmal selbst angewandt K9.3 Hilfreich weil es auflockert und verhindert, dass die Therapie sonst

zu verkopft und dröge wird K9.4 Interaktive Bewegungsspiele und Übungen der DT eine gute

Ergänzung um das Funktionieren einer Gruppe zu fördern K9.5 Interaktive Bewegungsspiele: nicht das zentrale Thema aber gut für

die Grundlage K9.6 Funktionsanalyse gegen Interaktive Bewegungsspiele nicht

eintauschen K9.7 Interaktive Bewegungsspiele als Ergänzung in der Klinik vorstellbar

wenn man es nicht selbst durchführen muss, sondern Dramatherapeuten das übernehmen

VT2 44 Ich glaube, dass es Pat. komisch vorkommen kann, habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es gerade deshalb die Gruppe auflockern kann

Auflockerung, auch dadurch das es den Pat. komisch vorkommt

VT2 44 Das Kontakte geknüpft werden Erleichtert Kontakt VT2 44 Das Leute auch mal lachen und ein bisschen Spaß haben Spaß erleben können VT2 44 Wir können das in unserem Rahmen sicher nicht so durchziehen aber ich würde es mir manchmal

wünschen, dass man so Einheiten machen kann Hier nicht möglich, aber Wunsch das es möglich wäre

VT2 44 Das man es wein bisschen auflockern kann Auflockerung VT2 44 Ich glaube, dass das vielen Pat. den Kontakt untereinander erleichtert Erleichtert Kontakt VT2 44 Das es das auch leichter macht miteinander zu sprechen, wenn ich nicht so angespannt bin Erleichtert Austausch VT2 46 Als Ergänzung gut vorstellbar Als Ergänzung gut vorstellbar VT2 46 Ein wenig schon in Rahmen der Sport- und Bewegungstherapie vertreten In Sport- und Bewegungstherapie vertreten VT2 46 In der Aufnahmegruppe haben wir eine Einheit von ½ Stunde als Aktiv Pause Aktiv Pause VT2 46 Damit die Pat. aus dem Sitzen raus kommen aus dem Sitzen raus kommen VT2 46 Manchmal mache eich es auch selber Stellenweise selbst durchgeführt VT2 46 Im Grunde ist es leichte Gymnastik Leichte Gymnastik VT2 46 Ich merke ich kriege dadurch anderen Kontakt Kontakt Therapeut/Pat. dadurch anders möglich VT2 46 Pat. kriegen anderen Kontakt unter einander Kontakt Pat. untereinander anders möglich VT2 46 Amüsieren sich beim „Rumhampeln“ Spaß haben VT2 46 Ich könnte es mir als kleinen Baustein für zwischendurch vorstellen Als Ergänzung gut vorstellbar VT2 46 Ich tue mich ein bisschen schwer damit es als Therapie aufzufassen, aber als Hilfsmittel finde ich

es sehr schön Schwer es als Therapie aufzufassen, als Hilfsmittel gut

VT2 48 VT stark kognitiv ausgerichtet VT stark kognitiv VT2 48 Wir reden viel Viel reden VT2 48 Geben und bekommen viele Informationen Informationen bekommen und geben VT2 48 Das Ganze läuft über den Kopf Kopflastig

K9.8 Kommt den Pat. vielleicht komisch vor, aber dadurch Auflockerung. Dadurch mehr Austausch, miteinander Reden möglich

K9.9 Erleichtert es Kontakt aufzunehmen, und ermöglicht andere Art des

Kontakt zwischen Pat./Therapeut und Pat. untereinander K9.10 Ermöglicht es Spaß zu erleben, zu Lachen K9.11 Für Klinik wünschenswert, innerhalb der Rahmenbedingungen aber

nicht möglich K9.12 Als zusätzliches Angebot gut vorstellbar als Ergänzung K9.13 In Form einer Aktiv Pause wird bereits etwas ähnliches Angeboten

(leichte Gymnastik), meist durch Sport- und Bewegungstherapie, manchmal durch Therapeutin selbst. Kennt daher: schneller Spaß haben untereinander, andere und leichtere Form des Kontaktes, aus dem Sitzen raus kommen gut für Pat.

K9.14 Schwer das als Therapie anzusehen, als Hilfsmittel sehr schön K9.15 VT stark kognitiv, mit viel Reden, Informationen bekommen und

geben, kopflastig K9.16 DT Kontakt zu Gefühlen fördern und Erleben ermöglichen durch

spielerische Herangehensweise

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VT2 48 Das Spielerische kann eine gute Möglichkeit sein um an die Gefühle ran zu kommen Kontakt zu Gefühlen durch spielerische Herangehensweise VT2 48 Gefühle nicht nur beschreiben sondern sie hochkommen zu lassen Gefühle erleben VT2 48 Diese Erfahrung mache ich auch mit der erwähnten Entspannungsübung in der Aufnahmegruppe Erfahrung aus der Entspannungsübung/Gedankenreise bekannt VT2 48 Solche Elemente können es fördern an die Gefühle ran zu kommen Kontakt zu Gefühlen wird gefördert

VT3 52 Finde ich super Herangehensweise ist super VT3 52 Mache ich auch häufig in der Gruppe weil ich merke die sind gehemmt, gerade bei wichtigen

persönlichen Themen Eigene Anwendung wenn Pat. gehemmt sind

VT3 52 DT hat auch viel mit Selbstdarstellung zu tun und damit die Dinge nicht mehr richtig kontrollieren zu können, weil es dann einfach aus einem raus fließt

DT hat mit Selbstdarstellung zu tun und in Maßen Kontrollverlust, Sachen fließen einfach raus

VT3 52 Wenn die Pat. im Vorfeld zu viel Denken sind sie komplett blockiert Zuviel Denken blockiert VT3 52 Als Auflockerung „Flaschendrehen“ mit einem selbstgebastelten Pfeil, das ist ein „Brüller“

schlechthin weil wir Flaschendrehen spielen Auflockerung durch Flaschendrehen

VT3 52 Es lockert auf, muss sich nicht freiwillig melden, es ist spielerisch und man kommt schneller ins Gespräch

Spielerisch, lockerer Einstieg

VT3 54 Eine große Übereinstimmung mit der VT ist, dass es auch um die Korrektur von Grundüberzeugungen geht

Übereinstimmung DT VT: Korrektur der Grundüberzeugungen

VT3 54 Besteht die Überzeugung keine Fehler machen zu dürfen, nicht locker sein zu dürfen, sich nicht blamieren zu dürfen dann kann ich durch diesen spielerischen Einstieg die erste Korrektur erleben

Korrektur der Grundüberzeugungen

VT3 54 Und es geht auch um Veränderung von Situationen Veränderung von Situationen VT3 54 Situationen die erst mal schwierig erscheinen kann ich durch einfachste spielerische Mittel

verändern Veränderung von Situationen durch spielerische Mittel

VT3 54 Und ich fühle mich auch gut dabei, dass ist dann die korrigierende emotionale Erfahrung korrigierende emotionale Erfahrung VT3 54 Da sind wir genau in dieser 5-Spalten-Technik und dass führt automatisch in die

Verhaltenstherapie rein Zusammenhang mit 5-Spalten-Technik und damit VT

VT3 56 Keine deutlichen Unterschiede zur VT da geht es im Prinzip ja auch um die Veränderung des Verhaltens durch Veränderung der Überzeugungen

Keine deutlichen Unterschiede zur VT: es geht um die Veränderung des Verhaltens durch Veränderung der Überzeugungen

VT3 56 Wie man das macht finde ich unerheblich Vorgehensweise unerheblich VT3 56 Es ist wichtig das nach einer Struktur und mit einem Ziel zu machen, nicht nur des Spielens willen Wichtig es nicht nur des Spielens willen zu machen VT3 56 Aber so sehe ich die DT auch nicht, dass es einfach nur ein nettes Spielen ist, es hat ja die

Hintergründe der emotionalen persönlichen Öffnung DT macht es nicht nur um des Spielens willen. Hintergrund: emotionalen persönlichen Öffnung

VT3 56 Und da finde ich gibt es keine wesentlichen Unterschiede Keine deutlichen Unterschiede zur VT VT3 58 DT ist eine super Fortführung der VT Fortführung der VT VT3 58 Gruppenpsychotherapie hat oft mit sehr viel Reden zu tun In er Gruppenpsychotherapie wird viel geredet VT3 58 Und es gibt Menschen, oft Männer mit einer starren Fassade die, ich sage immer: unter der

Krankheit des starken Mannes leiden, Machtposition durchs Reden

VT3 58 Da helfen keine Einstige Machtposition durchs Reden VT3 58 Sobald sie etwas zu erzählen haben beißen sie sich in der Machtposition fest und diskutieren mich

kaputt Machtposition durchs Reden

VT3 58 Die DT ist oft dann eine super Ergänzung diesem Verhalten keine Option zu geben DT gibt diesem Verhalten keine Möglichkeit VT3 58 Weil dann „Sprachverbot“ herrscht und die Pat. mit dem Körper arbeiten müssen Mit dem Körper arbeiten und nicht reden dürfen VT3 58 Oder mit anderen Zugängen Andere Zugänge VT3 58 Bei uns funktioniert das mit der Absprache sehr gut Absprachen funktionieren gut VT3 58 Wir treffen uns einmal in der Woche im Team und dann wird für jeden Pat. überlegt was in der DT

fixiert werden soll und dass wird dann wiederum in der Gruppe aufgegriffen. 1x in der Woche wird abgesprochen was in der DT weiter bearbeitet werden soll

K9.17 Herangehensweise ist super, ermöglicht korrigierende emotionale

Erfahrung wenn schwierige Situationen durch spielerische Mittel vereinfacht werden

K9.18 Wird selbst angewendet wenn Pat. zu gehemmt sind, oder in

ähnlicher Form im „Flaschendrehen“: mit einem selbstgebastelten Pfeil. Ermöglicht einen spielerisch lockeren Einstieg wo zu viel Denken blockiert

K9.19 DT hat mit Selbstdarstellung zu tun und in Maßen Kontrollverlust,

Sachen fließen einfach raus K9.20 Übereinstimmung DT VT:

Korrektur der Grundüberzeugungen (Besteht die Überzeugung keine Fehler machen zu dürfen, nicht locker sein zu dürfen, sich nicht blamieren zu dürfen dann kann ich durch diesen spielerischen Einstieg die erste Korrektur erleben)

korrigierende emotionale Erfahrung, passt zur 5-Spalten-Technik und führt damit zur VT

es geht um die Veränderung des Verhaltens durch Veränderung der Überzeugungen

K9.21 DT macht es nicht nur um des Spielens willen. Hintergrund:

emotionalen persönlichen Öffnung. Ziel und Struktur sind wichtig, nicht nur Spielen um des Spielens willen

K9.22 DT ist eine gute Fortführung der VT. Beispiel: schafft es ein Pat.

weil er gut reden kann sich in der Gruppenpsychotherapie hinter einer Machtposition aus Reden zu verschanzen und nichts an sich ran zu lassen, ist die DT eine gute Ergänzung weil sie dem Reden gezielt weniger Raum einräumen, und mit dem Körper oder anderen Zugängen arbeiten kann. Dadurch gibt die DT diesem Verhalten dann keine Möglichkeit.

K9.23 Guter Austausch: 1x in der Woche wird im Team abgesprochen

was in der DT weiter bearbeitet werden soll, und dass kommt dann wieder in die Gruppe.

VT4 76 Ich finde es hoch interessant, sehr spannend Sehr interessant VT4 76 Ich finde es richtig gut und wenn ich es mir überlege ist es auch klar warum das

motivationsfördernd ist Motivationsfördernd

VT4 76 Wenn bei uns in der Klinik mal etwas mit Theater oder dergleichen vorbereitet wird, war das immer sehr motivationssteigernd

Theaterarbeit in der Klinik als motivationsfördernd erlebt

VT4 76 Ich wende auch Bewegung an um Dynamik in die Gruppe zu bringen Dynamik in die Gruppe bringen durch Bewegung VT4 78 Ich habe eine systemische Aufstellung gemacht und da wird viel mit Aufstellungen, Skulpturen

oder auch mit Bewegung oder dergleichen gearbeitet Systemisches Arbeiten

VT4 80 Die Methoden sind anders als in der VT aber die Ergebnisse können die gleichen sein Methoden in der VT anders, Ergebnisse gleich VT4 80 Ich finde so ein Vorgehen alleine auch nicht ausreichend, aber als Einstieg um in Bewegung und

in den therapeutischen Prozess zu kommen finde ich es richtig gut Als Einstieg gut, als alleiniges Vorgehen nicht ausreichend

VT4 80 Als Ergänzung könnte ich es mir gut vorstellen weil es für manche Pat. ein Weg sein könnte um in die Therapie zu finden

Gute Ergänzung, auch für den Einstieg in die Therapie

VT4 80 Auf jeden Fall um wirklich eine gute Gruppendynamik herzustellen Gut für Gruppendynamik VT4 86 Ich könnte es mir auch in unserer Klinik vorstellen Für Klinik vorstellbar VT4 86 Zum teil mit Schwierigkeiten weil es eine Männerklinik ist Schwierig da nur Männer

K9.24 sehr interessante und spannende Vorgehensweise, motivationsfördernder Aspekt gut nachzuvollziehen durch:

Erfahrung: Vorbereitung von Theaterstücken in der Klinik immer motivationssteigernd, auch wenn Pat. vorher Schwierigkeiten haben sich darauf einzulassen

K9.25 Erfahrungen aus der eigenen Arbeit:

selbst Bewegung anwenden um Dynamik in die Gruppe zu bekommen

systemische Ausbildung: Aufstellungen, Skulpturen oder auch mit Bewegung arbeiten

K9.26 DT als Ergänzung gut in der eigenen Klinik vorstellbar da:

gut für Gruppendynamik gut für den Einstieg in die Therapie Als alleiniges Vorgehen nicht ausreichend

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VT4 86 Aber wenn so etwas gemacht wird kommen die Pat. ganz gut damit klar und lernen einfach mal sich anders auszudrücken

Pat. kommen damit klar

VT5 40 Das kenne ich aus der Therapie als ich noch Gruppentherapien gemacht habe Aus Gruppentherapien bekannt VT5 40 Jetzt kenne ich es aus Selbsterfahrungsgruppen Aus Selbsterfahrungsgruppen bekannt VT5 40 Und aus thematischen Gruppen die ich anbiete Aus thematischen Gruppen bekannt VT5 40 Wenn der Auftrag den ich mit der Gruppe habe klar ist finde ich so etwas als Aufwärmübung gut Vorgehen ist gut wenn der Auftrag mit der Gruppe klar ist VT5 40 Ich muss dann aber schon eine gewisse Beziehung oder eine Position in der Gruppe haben, das

die mich als jemanden akzeptieren der die Gruppe organisiert und so etwas auch reinbringt Beziehung zur Gruppe Voraussetzung

VT5 40 Es muss ein minimales Warming-up im Bezug auf mich als Gruppenleiter zumindest stattgefunden haben, dass finde ich die Voraussetzung

Beziehung zur Gruppe Voraussetzung

VT5 40 Ich würde es akzeptieren wenn da jemand nicht mitmachen möchte, gerade am Anfang eines Gruppenbildungsprozesses

Teilnahmeverweigerung akzeptieren

VT5 40 Zwischendurch kann man das als Auflockerung machen wenn man sich mal festgefahren hat z.B. Auflockerung für zwischendurch VT5 40 Oder auch um wieder miteinander in Bewegung zu kommen Um miteinander in Bewegung zu kommen VT5 44 Übereinstimmung mit VT: es geht über das Handeln, das Tun Übereinstimmung mit VT: es geht über das Handeln, das Tun VT5 44 VT hat immer auch den Fokus darauf wie etwas in Verhalten umgesetzt werden kann, auch wenn

in der VT viel geredet wird Übereinstimmung mit VT: es geht über das Handeln, das Tun

VT5 46 Ein möglicher Unterschied zur VT kann sein, dass weiß ich aber nicht wie die DT das macht, dass bevor eine Methode eingesetzt wird nicht unbedingt über diese aufgeklärt wird. Also ob man in der DT nicht eher an Compliance oder die Bereitschaft der Autorität des Gruppenleiters erst einmal in einen Prozess zu folgen und dann zu gucken was sich daraus ergibt.

Unterschied zur VT: VT würde immer vorher über die Übung und ihr Ziel aufklären

VT5 46 Das wäre in der VT anders. Da würde ich dem Klienten erklären was es für Möglichkeiten gibt, was ich ihm vorschlagen kann und dann mit ihm abklären wozu er bereit ist

Unterschied zur VT: VT würde immer vorher über die Übung und ihr Ziel aufklären

K9.27 Bekannt aus: eigener Zeit als Gruppentherapeutin, Selbsterfahrungsgruppen, thematischen Gruppen

K9.28 Vorgehen gut wenn der Gesamtauftrag mit der Gruppe klar ist, gut

für Auflockerung für zwischendurch, um miteinander in Bewegung zu kommen

K9.29 Beziehung des Therapeuten zur Gruppe Voraussetzung um solche

Übungen anzubieten K9.30 Akzeptieren wenn Pat. nicht mitmachen wollen K9.31 Übereinstimmung mit VT: es geht über das Handeln, das Tun K9.32 Unterschied zur VT: VT würde immer vorher über die Übung und

ihr Ziel aufklären und Pat. die Wahlmöglichkeiten geben sich auf diese Vorgehensweise einzulassen oder etwas anderes zu tun

VT6 44 Die VT ist sehr regelhaft, hoch strukturiert, mit vielen Fragebögen, geht nicht so sehr auf den einzelnen Pat. ein, da ist es Schwierig auf die Atmosphäre oder die Gefühle einzelner Pat. einzugehen,

VT hoch strukturiert, schwieriger auf Atmosphäre oder Gefühle einzelner Pat. einzugehen

VT6 44 Da finde ich die DT hilfreich, es gelingt eher auf Augenhöhe zu kommen DT hilfreich um auf Gefühle und Atmosphäre einzugehen VT6 44 Wir haben bei uns auch keine reine VT sondern eine Mischform aus verschiedenen

Therapieformen Mischform von Therapien

K9.33 VT: regelhaft, hoch strukturiert, viele Fragebögen, geht nicht so sehr auf den einzelnen Pat. ein, dadurch ist es Schwierig auf die Atmosphäre oder die Gefühle einzelner Pat. einzugehen. DT ist da ein guter Zugang zu.

K9.34 Aus eigener Arbeit bekannt.

VT7 36 Ich tue mich schwer mir das in meiner Bezugsgruppe vorzustellen, aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich es noch nie gemacht habe

Schwer vorzustellen

VT7 36 Vom Prinzip her finde ich es spannend, gerade mit den kriminellen Pat. bei denen Kontrolle und Macht eine wichtige Rolle spielt

Vom Prinzip her spannend, gerade mit kriminellen Pat.

VT7 36 Die wären da vermutlich dermaßen überfordert du würden versuchen es lächerlich zu machen, dass wäre dann schon wieder sehr spannend

Vermutung, dass es überfordern würde

VT7 36 Für mich und die Pat. wäre es ungewohnt Ungewohnt VT7 36 Ich könnte mir vorstellen, dass bei diesem Vorgehen als Einstieg sich auf der Verhaltensebene

ganz viel zeigen könnte Verdeutlichung auf der Verhaltensebene

VT7 38 Übereinstimmung mit VT ein bisschen in Form der Rollenspiele der VT, die letztendlich auch ein Spiel sind

Spielerischer Ansatz in Rollenspielen der VT erkennbar

VT7 38 Ein Raum indem man sich ausprobieren kann Raum zum Ausprobieren VT7 38 Und ein Raum indem Pat. merken, dass manche Dinge doch nicht so leicht sind selbst wenn sie

nur ein Spiel sind Raum eigenen Schwierigkeiten zu begegnen

VT7 38 Ich hätte, als Verhaltenstherapeut, Schwierigkeiten es einfach zu machen Schwierig es einfach ohne Erklärung zu machen VT7 38 Ich müsste im Vorfeld rüber bringen können worum es bei diesem Vorgehen geht und worum auch

nicht Erklärung im Vorfels wichtig

VT7 38 Dass es einzuordnen ist Erklärung im Vorfels wichtig VT7 40 In meiner Gruppe wäre erst einmal Arbeit nötig die überhaupt dahin zu bewegen Bereitschaft der Pat. zur Teilnahme zu wecken schwierig VT7 42 Ich glaube für Pat. die da freiwillig hingehen würden könnte es produktiv sein Produktiv für die die freiwillig gehen VT7 42 Wenn ich Pat. dafür einfach einbuchen würde, glaube ich das sie schwer überfordert und frustriert

sein würden und es nicht gut fänden. Ich glaube bei denen wäre es relativ viel Arbeit sie dazu zu bewegen

Bereitschaft der Pat. zur Teilnahme zu wecken schwierig

K9.35 Fällt schwer sich das für die eigene Bezugsgruppe vorzustellen, da so etwas noch nicht mit ihnen gemacht wurde und für alle (einschl. Therapeut) ungewohnt ist. Vermutung: Pat. wären überfordert, vor allem die kriminellen Pat. mit hohem Bedürfnis nach Kontrolle und Macht

K9.36 Vorgehen vorstellbar da es spannend wäre die Pat. in so einer

Situation zu erleben und als Einstieg auf der Verhaltensebene viel verdeutlichen könnte

K9.37 Vorstellbar, dass es für Pat. die freiwillig daran teilnehmen würden

produktiv sein könnte K9.38 Pat. die nicht freiwillig teilnehmen würden wären wahrscheinlich

sehr schwer dazu zu motivieren, wären überfordert und frustriert

K9.39 Vergleichbar mit VT ein bisschen im Rollenspiel, was ja auch

eigentlich ein Spiel ist

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Anhang 14 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 10: Verhaltenstherapie und Distanzierungstechniken und Methoden in der Dramatherapie

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

VT1 67 Pat. setzen sich in der VT auch durch Distanzierung mit ihren Themen auseinander indem sie im Internet surfen, mit Informationsheften arbeiten oder Dinge zum Thema lesen

Distanzierung durch theoretisches Auseinandersetzung

VT1 67 Es ist nett die Distanzierung durch ein Spiel zu machen Distanzierung durchs Spiel ist nett VT1 67 Vielleicht eine nette Ergänzung Nette Ergänzung VT1 71 Künstlerisch kreative Distanzierungstechniken sehr motivationsfördernd Künstlerisch kreative Distanzierungstechniken sehr

motivationsfördernd VT1 71 Weil sie etwas spielerisches haben Spielerischer Charakter VT1 71 Weil sie den Zugang auflockern Aufgelockerter Zugang VT1 71 Und sich mit einem schweren Thema in einem anderen Rahmen auseinandersetzen Schweres Thema in einem anderen Rahmen

K10.1 Distanzierte Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik erfolgt in der VT durch theoretische Auseinandersetzung unterstützt z.B. durch Gespräche, Internet, Literatur.

K10.2 Spielerische Distanzierung scheint kann eine nette Ergänzung sein. K10.3 Künstlerisch kreative Distanzierungstechniken haben etwas

spielerisches, ermöglichen aufgelockerten Zugang, setzen sich mit einem schweren Thema in einem anderen Rahmen auseinander

VT2 53 Das finde ich hervorragend, das würde ich selbst gerne mal ausprobieren Hervorragende Idee, Wunsch es selbst auszuprobieren VT2 53 Ich glaube, dass es tatsächlich dann angstfreier ist Wirklich angstfreier VT2 53 Und ich bin nicht gezwungen mich selbst darzustellen und kann dadurch freier Überlegen Freier Überlegen können, weil man nicht sich selbst darstellt VT2 53 Das finde ich sehr schön Schöne Vorgehensweise VT2 55 Das haben wir manchmal auch beim Rollenspiel im Sinne eines Rollentausches gemacht Ähnliches bekannt vom Rollenspiel mit Rollentausch VT2 57 Das zwingt mich dann eine andere Haltung einzunehmen und von einer anderen Seite zu gucken Zwingt dazu eine andere Haltung mit einem anderen Blickwinkel

einzunehmen

K10.4 Schöne Vorgehensweise, Hervorragende Idee, Wunsch es selbst auszuprobieren, da: gut vorstellbar, dass es angstfreier ist und Pat. Freier Überlegen können, weil sie sich nicht selbst darstellen müssen

K10.5 bekannt z.T. vom Rollenspiel mit Rollentausch, zwingt dazu eine

andere Haltung mit einem anderen Blickwinkel einzunehmen

VT3 60 Von Unterschieden möchte ich gar nicht sprechen Keine Unterschiede VT3 60 Ich finde das Ziel ist immer das Gleiche, nämlich den Pat. voran zu bringen Die Ziele sind gleich VT3 60 Es sind Ergänzungen Ergänzungen VT3 60 Wenn es z.B. Pat. mit einer Depression gelingt sich auf die DT einzulassen und mitzumachen Trotz Depression sich auf DT einlassen VT3 60 Wenn sie den Hintern hoch kriegen und Freude empfinden ist das schon mal eine super Erfahrung Korrigierende emotionale Erfahrung VT3 60 Erleben, dass sie Kraft, Power und Freude empfinden Korrigierende emotionale Erfahrung VT3 60 Das ist dann eine super Ergänzung zur Gruppenpsychotherapie was da gar nicht so gut geht Ergänzungen VT3 60 Bei Traumatisierten arbeiten wir auch viel mit Distanzierungstechniken Distanzierungstechniken in der Arbeit mit Traumatisierten VT3 60 Stabilisierungstechniken, Z.B. Sachen in den Tresor packen Stabilisierungstechniken VT3 60 Der Vorteil der DT ist, ich kann tatsächlich mein Leben nachspielen Vorteile der DT: unbelastet nachspielen VT3 60 Tatsächlich unbelastet eine Situation nachstellen und darüber meine größten Ängste besprechbar

und spielbar machen. Vorteile der DT: unbelastet nachspielen

VT3 60 Das schaffen wir mit einer klassischen VT nicht so gut VT schafft das nicht VT3 60 Wir können stabilisieren VT stabilisiert VT3 60 Wir können es wegsperren VT kann wegschließen VT3 60 Aber damit arbeiten kann die DT besser, finde ich DT kann besser damit weiter arbeiten VT3 60 Bei der reinen Alkoholabhängigkeit erlebe ich es als Ergänzung im Sinne von Fortführen DT Ergänzung im Sinne von Fortführung VT3 60 Wenn sie aus der Gruppe raus kommen und die Tür zu einem Thema gerade geöffnet ist, die Zeit

aber einfach um ist, weiß ich, die können in der DT relativ pragmatisch aber tiefgreifend damit weiterarbeiten

DT Ergänzung im Sinne von Fortführung

VT3 60 Und die Pat. sind gut aufgehoben Pat. sind gut aufgehoben

K10.6 Keine Unterschiede da DT und VT das gleiche Ziel haben, Zugangswege nur unterschiedlich. DT Ergänzung im Sinne von Fortführung

K10.7 DT als Ergänzung bei Pat. mit zusätzlicher Depression: Korrigierende emotionale Erfahrung, wenn sie es schaffen mitzumachen und erleben, dass sie Kraft, Power und Freude empfinden K10.8 DT als Ergänzung bei Pat. mit zusätzlicher Traumatisierung: VT

kann stabilisieren durch Stabilisierungstechniken, Sachen im Tresor wegschließen, DT kann besser mit der Situation arbeiten durch die Distanzierungstechniken

K10.9 DT bei reiner Alkoholabhängigkeit: Ergänzung im Sinne von

Fortführung: Wenn sie aus der Gruppe raus kommen und die Tür zu einem Thema gerade geöffnet ist, die Zeit aber einfach um ist, weiß ich, die können in der DT relativ pragmatisch aber tiefgreifend damit weiterarbeiten, sind gut aufgehoben

VT4 90 Als Einstieg finde ich es gut aber nicht um es dauerhaft anzuwenden Als Einstieg gut aber nicht für dauerhaft VT4 90 Die direkte Frage bleibt nicht erspart Direkter Bezug muss hergestellt werden VT4 90 Im Spiel kann er 10 mal was anderes sagen und wenn man ihn persönlich fragt sagt er, ja aber

meine Familie, das kann ich nicht machen usw. Der persönliche Bezug muss hergestellt werden

VT4 90 Damit lässt es sich sicher auch zu schönen Ergebnissen kommen bezüglich Ambivalenzen und Diskrepanzen in seinem Verhalten

Ambivalenzen und Diskrepanzen können deutlich werden

K10.10 Als Einstieg gut aber nicht für dauerhaft. K10.11 Der anschließende direkte, persönliche Bezug zur Realität ist

wichtig. K10.12 Kann helfen Ambivalenzen aufzudecken, mit Diskrepanzen oder

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VT4 90 Kann zum Aufdecken beitragen Trägt zum Aufdecken bei VT4 92 Solche Formen sind mir bekannt ich habe es aber selbst noch nicht angewendet, nur mit Kindern Aus der Arbeit mit Kindern bekannt VT4 94 In der sozialen Gruppenarbeit Soziale Gruppenarbeit mit Kindern VT4 96 Übereinstimmend mit der VT ist, dass man die Ziele des Pat. gemeinsam mit ihm erarbeitet Übereinstimmung mit VT: Ziele gemeinsam erarbeiten VT4 96 Wobei er bei dieser Methode durch die Distanzierung eine schöne Möglichkeit hat es erst mal zu

externalisieren DT Methode: Externalisierung durch Distanzierung

VT4 96 Es muss nicht in ihm selbst stattfinden Externalisierung VT4 96 Ich finde es nur gut es dann auch wieder zurück zu holen Bezug zur persönlichen Realität wichtig VT4 98 Es könnte eine sinnvolle Ergänzung sein Sinnvolle Ergänzung VT4 98 Ich finde es eine gute Methode wenn der Gruppenprozess stoppt, wenn es in der Gruppe

Diskrepanzen gibt Gute Methode bei auftauchenden Diskrepanzen, oder wenn der Gruppenprozess stoppt

stockenden Gruppeprozessen umzugehen K10.13 Übereinstimmung mit VT: Ziele gemeinsam mit Pat. erarbeiten K10.14 Unterschied DT zur VT: Externalisierung der eigenen Thematik

durch Distanzierungstechniken K10.15 Bekannt aus der sozialen Gruppenarbeit mit Kindern, mit

Erwachsenen noch nie angewandt K10.16 Als Ergänzung sinnvoll.

VT5 52 Ich kenne das aus psycho-edukativen Gruppen da macht man das relativ häufig, dass man so pro und contra geht und die Pat. dazu auffordert sich aufzuteilen, dass sie auch mal Gegenpositionen einnehmen

Bekannt aus psycho-edukativen Gruppen

VT5 52 Gute und sorgfältige Nachbereitung ganz wichtig, da sich durchs Tun und Argumentieren Dinge verfestigen

Gute Nachbereitung ganz wichtig

VT5 52 Da ist auch was spielerisches bei und es geht nicht immer so ernst zu, dass kenne ich ganz gut Spielerisch, lockeren Charakter VT5 54 Durchaus auch in der VT eine sinnvolle Methode für die Gruppenarbeit Auch in VT sinnvoll VT5 54 Im Einzel auch möglich aber nicht so dynamisch und spielerisch, eher ein bisschen gezwungen Im Einzel möglich aber wenig dynamisch VT5 54 Das wird sicher auch relativ häufig gemacht In VT relativ häufig

K10.17 Bekannt aus psycho-edukativen Gruppen: relativ häufig Pat. dazu auffordern sich aufzuteilen und Pro und Contra in Gegenpositionen einnehmen

K10.18 Gute und sorgfältige Nachbereitung ganz wichtig, da sich durchs

Tun und Argumentieren Dinge verfestigen K10.19 Auch in der VT sinnvolle Methode. Ist spielerisch und locker. Vor

allem im Gruppenprozess gut, im Einzel möglich aber weniger dynamisch.

VT6 46 Absolut bekannt aus der eigenen Arbeit Bekannte Vorgehensweise VT6 46 Fan von Geschichten Fan von Geschichten VT6 46 Viele Geschichten bezüglich Loslassen Geschichten bezüglich Loslassen VT6 46 Wichtige Themen in der Arbeit mit Alkoholabhängigen wie Nein-Sagen, Loslassen, Abgrenzung

und Gefühlswahrnehmung können in Geschichten verpackt gut rüber gebracht werden Geschichten können wichtige Themen verpacken

VT6 46 Pat. hat die Gelegenheit für sich alleine zu überprüfen was für ihn zutrifft und was nicht Eigener Bezug zu Inhalten prüfen VT6 48 Geschichten vorlesen am Ende der Therapiestunden zu bestimmten Themen Geschichten vorlesen VT6 50 Ergänzung zur VT: nicht auf der kognitiven sondern auf der emotionalen Ebene arbeiten Arbeit auf emotionaler Ebene anstelle von kognitiver Ebene

K10.20 Bekannte Vorgehensweise aus eigener Arbeit. Fan von Geschichten, Geschichten vorlesen. Geschichten können wichtige Themen in der Arbeit mit Alkoholabhängigen wie Nein-Sagen, Loslassen, Abgrenzung und Gefühlswahrnehmung verpacken.

K10.21 Ergänzung zur VT: nicht auf der kognitiven sondern auf der

emotionalen Ebene arbeiten

VT7 44 Spontan muss ich an die Bildschirmtechnik und andere Techniken der Traumatherapie denken Techniken der Traumatherapie VT7 44 Ich könnte mir vorstellen, dass es funktioniert Funktionieren vorstellbar VT7 44 Dass es dadurch auch ein bisschen lebhafter wird wenn man vermeintlich nicht seine eigene

Meinung vertreten muss Aktivierung

VT7 44 Es müsste aber halbwegs ernsthaft angegangen werden und nicht verblödelt werden Voraussetzung es ernst zu nehmen VT7 44 Ich könnte mir vorstellen, dass dadurch im Anschluss ein Rahmen da ist wodurch ein

emotionaleres Gespräch mit mehr Tiefgang möglich wird im Bezug auf jeden Einzelnen Mehr emotionaler Tiefgang in anschließender Besprechung vorstellbar

VT7 46 Ich könnte es mir als Ergänzung in der Klinik vorstellen Als Ergänzung vorstellbar VT7 46 Wenn es eine Gruppe sein soll die für alle Patienten da ist, nicht nur für die die sich eh gut auf so

etwas einlassen können, dann müsste es etwas sein was sich konkret auf die Sucht bezieht oder in einer anderen Form konkret ist und nicht zu frei ist.

Konkreter Bezug zur Sucht oder anderen Themen wichtig

VT7 46 Sonst wären glaube ich viele Pat. überfordert Gefahr der Überforderung VT7 46 Die Zusammenarbeit mit den anderen Therapiegruppen, der interkollegiale Austausch wäre extrem

wichtig, was in der Klinik nicht immer leicht ist interkollegiale Austausch extrem wichtig

VT7 48 Unterschiede zur VT: spielerischer als ein Rollenspiel Spielerischer als ein Rollenspiel der VT VT7 48 Es geht mehr als in der VT darum auf die emotionale Ebene zu kommen Stärker auf die emotionale Ebene ausgerichtet als VT VT7 48 Deutliche Unterschiede zur klassischen VT Deutliche Unterschiede zur klassischen VT

K10.22 Lässt an Techniken der Traumatherapie (z.B.: Bildschirmtechnik denken)

K10.23 Funktionieren der Vorgehensweise vorstellbar, wenn es halbwegs

ernst genommen wird und nicht verblödelt wird. K10.24 Als Ergänzung in der Klinik vorstellbar. K10.25 Vorstellbar, dass ein Gespräch im Bezug auf jeden Einzelnen im

Anschluss mehr emotionalen Tiefgang hat K10.26 Um für möglichst alle Pat. einen Zugang zu ermöglichen sollte ein

konkreter Bezug zur Sucht oder anderen Themen deutlich sein. Bei zu freiem Angebot droht die Gefahr der Überforderung

K10.27 Interkollegiale Austausch wäre extrem wichtig K10.28 Deutliche Unterschiede zur klassischen VT K10.29 Spielerischer als ein Rollenspiel der VT K10.30 Stärker auf die emotionale Ebene ausgerichtet als VT

Page 169: Motivation in der Suchttherapie - KatHO NRW€¦ · Motivation spielt in unserem Leben eine ständige Rolle, sie beeinflusst, was wir tun, wie wir etwas tun und warum wir es tun

Anhang 15 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 11: Verhaltenstherapie und Szenenarbeit in der Dramatherapie

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

VT1 73 Das wäre nur dann sinnvoll wenn ein Zusammenhang zur Suchterkrankung besteht Zusammenhang zur Suchterkrankung muss deutlich werden VT1 73 Ich sehe die Gefahr bei diesem Vorgehen, dass man tolle Dinge ausprobieren kann und sich selbst

explorieren kann aber die Pat. den Zusammenhang zur Sucht verlieren Gefahr, dass der Zusammenhang zur Suchterkrankung verloren geht

VT1 75 Es hängt auch davon ab ob die Patienten es schaffen, gespielter Rahmen hin oder her, ihre eigenen Barrieren zu überwinden

Pat. müssen in der Lage sein eigenen Barrieren zu überwinden

VT1 79 Wenn ein spielerisches Erleben der Thematik möglich ist und anschließend eine direkte Verknüpfung mit der Suchtthematik stattfindet kann es eine sehr sinnvolle Ergänzung sein

Auf die Verknüpfung des spielerischen Erlebens und der Suchtthematik kommt es an

VT1 79 Auf die Verknüpfung käme es für mich an Auf die Verknüpfung mit der Suchtthematik kommt es an

K11.1 Wichtig ist bei diesem Vorgehen die Verknüpfung des spielerischen Erlebens und der Suchtthematik.

K11.2 Gefahr besteht sonst, dass wenn die Verknüpfung nicht geschieht

der Zusammenhang zur Suchtproblematik verloren geht und die Patienten einfach nur tolle Dinge ausprobieren

K11.3 Pat. müssen in der Lage sein eigenen Barrieren überwinden zu

können auch wenn es ein spielerischer Rahmen ist VT2 80 Kann ich mir auch gut vorstellen zum ausprobieren Zum Ausprobieren gut vorstellbar VT2 80 Ich denke, dass es aber gerade wenn es ums Einüben von neuen Verhaltensweisen geht wichtig

ist genau zu gucken wie es in der Realität aussieht Geht es ums Einstudieren von Verhaltensweisen aber Überprüfung von Realitätstauglichkeit wichtig

VT2 80 In der Realität muss ich es ja auch machen und kann nicht nur spielen, bin nicht immer auf der Bühne

Leben in der Realität nicht auf der Bühne

VT2 80 Als Übungsfeld finde ich es hilfreich Als Übungsfeld hilfreich

K11.4 Zum Ausprobieren und Üben gut vorstellbar und hilfreich K11.5 Verhaltensweisen aber Überprüfung von Realitätstauglichkeit

wichtig, da in der Realität gelebt wird und man sich nicht immer auf der Bühne befindet

VT3 62 Das passt zu dem was ich beschrieben habe zu den Aufstellungen die wir machen Passt zu den Aufstellungen VT3 62 Der Vorteil der DT ist, dass es da noch mal vertieft werden kann Vorteil DT: vertieft VT3 62 Bei uns kleinere Gruppe Kleine Gruppe VT3 62 Man kann sich kurzschließen und dann kann etwas aus der Aufstellung in der DT noch mal

aufgegriffen werden DT greift Aspekte aus der Aufstellung auf

VT3 62 In der DT kann es noch mal differenzierter dargestellt werden Darstellung in DT differenzierter VT3 62 Da sind noch mal mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren und da gehört es dann auch qua

Definition hin Mehr Möglichkeiten bei DT

VT3 62 In der Gruppe machen wir so etwas spontan In der Gruppenpsychotherapie spontan VT3 62 In der DT geschieht das Ganze gezielter mit festeren Techniken und professioneller Anleitung In DT gezielter VT3 62 Dann ist es wieder eine Fortführung Fortführung

K11.6 Passt zu den Aufstellungen mit denen wir arbeiten. Vorteil: in der DT kann die Aufstellung noch mal vertieft werden:

Bei uns: DT Gruppe kleiner DT greift Aspekte aus der Aufstellung auf Darstellung in DT differenzierter möglich, da mehr

Möglichkeiten K11.7 In der VT Gruppenpsychotherapie werden Aspekte der

Szenenarbeit spontan eingebaut, in der DT geschieht das Ganze gezielter mit festeren Techniken und professioneller Anleitung. Daher gute Fortführung

VT4 100 Ich kenne das im leicht anderen Kontext Im anderen Kontext bekannt VT4 100 Das der Pat. einen Ersatz für sich sucht und einen Ersatz für einen Gesprächspartner und der Pat.

selbst erst mal in der Zuschauer Rolle bleibt und sich das anguckt. Stellvertreterrollenspiel

VT4 100 Insofern kenne ich das und wende das auch an Methode bekannt VT4 100 Ich wende es häufig bei familiären Problematiken oder Konflikten an Anwendung bei familiären Konflikten VT4 100 Das wird das Problem nicht entgültig klären aber es kann die Ängste nehmen Klärt nicht das Problem aber nimmt die Angst VT4 106 Es ist eine gute Methode um dem Pat. noch mal den Zugang zu sich selber und auch mal zu den

anderen Seiten in sich zu ermöglichen Sich selbst anders erleben

K11.8 Im anderen Kontext bekannt: Pat. wählt Ersatz für sich und seinen Gegenüber, bleibt selbst Zuschauer der Situation. In der Form auch selbst angewandt, meist bei familiären Konfliktsituationen. Klärt nicht das Problem aber nimmt die Angst

K11.9 Gute Methode um Pat. den Zugang zu sich selber und zu den

anderen Seiten in sich zu ermöglichen

VT5 48 Bekannt aus psychodramatischen Übungen die ich gemacht habe Bekannt aus psychodramatischen Übungen VT5 48 Aus der Arbeit mit Arbeitsgruppen: verteilte Rollen im verfremdeten Setting Bekannt aus Arbeit mit Arbeitsgruppen VT5 50 Als Entwicklungsorientierte, Brainstorming orientierte Methode, wenn dadurch sozusagen

Materialien für die Bearbeitung erreichbar werden, weil das einiges in Bewegung bringt, halte ich das für sehr interessant

Interessant wenn dadurch Materialien für die Bearbeitung erreichbar wird

VT5 50 So eine Rollenübernahme, ohne Zwang, einfach zum ausprobieren, ich glaube das sagt schon viel über die Person selber aus

Gibt Informationen über die Person selbst

VT5 50 Welche Rolle sie wählt und wie sie sich in dieser Rolle auch verhält Gibt Informationen über die Person selbst VT5 50 Ich glaube eher nicht, dass vollständig neue Erfahrungen möglich sind Keine vollständig neuen Erfahrungen möglich

K11.10 Vorgehen bekannt aus: psychodramatischen Übungen und aus der Arbeit mit Arbeitsgruppen

K11.11 Interessante Methode wenn sie neue Materialien für die

Bearbeitung zu Tage fördert und einiges in Bewegung bringt. Auswahl und verhalten in der Rolle gibt Informationen über die Person selbst.

K11.12 Nicht vorstellbar, dass es vollständig neuen Erfahrungen

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VT5 50 Trotzdem wird eine ganze menge Material erst einmal ans Tageslicht kommen worüber man arbeiten kann

Bringt neues material nach vorne

VT5 50 Die VT würde das nicht so machen. Die würde explizit den Rollentausch zum Beispiel vorschlagen VT macht das nicht so VT5 50 Im Sozialen Kompetenztraining oder so was in der Richtung VT ist konkreter an der Person VT5 50 Da geht es eher darum, dass die Person stark bei sich und im Hier und Jetzt bleibt und nicht in der

Fantasie irgendwohin marschiert. VT ist konkreter an der Person

VT5 50 Vielleicht würde man so etwas ganz am Ende der Therapie einmal ausprobieren, aber eher nicht in der VT

Nicht typisch VT

ermöglicht K11.13 Unterschied zur VT, VT würde diese Methode eher nicht

anwenden, sondern stark bei der Person des Pat. im Hier und jetzt bleiben und sich nicht so in der Fantasie bewegen, eher expliziter Rollentausch, Training sozialer Kompetenzen

VT7 50 Ich merke bei al diesen Techniken meine verhaltenstherapeutische Sorge, dass für viele Patienten der viele Freiraum eine Überforderung ist

Sorge, dass es zuviel Freiraum gibt der die Pat. überfordert

VT7 50 Es geht natürlich auch wieder viel mehr um die Gefühle Es geht um Gefühle VT7 52 Ich glaube das Entscheidende ist, dass das Vertrauen zum Therapeuten groß sein muss damit die

Pat. sich darauf einlassen können Vertrauen zum Therapeuten wichtig ums sich einlassen zu können

VT7 52 Das Ziel das Repertoire zu erweitern verfolge ich ja auch Ziel das Repertoire zu erweitern bekannt VT7 52 Und es ist gerade das Schwierige, dass viele so ängstlich und festgefahren sind und Angst vor der

Veränderung und dem Anderssein haben Angst vor Veränderung als Schwierigkeit

VT7 52 Da bin ich skeptisch ob die Pat. das machen würden Einlassen der Pat. unklar VT7 52 Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass es funktioniert Vorstellbar, dass es funktioniert VT7 52 Aber ich denke das Entscheidende ist, dass der Therapeut der es anbietet damit sehr authentisch

um gehen kann und auch über die Methode lachen kann Therapeut muss humorvoll und authentisch die Methode vermitteln können

VT7 52 Andererseits muss er auch in der Lage sein Pat. die anfangen zu testen in ihre Schranken zu verweisen

Therapeut muss durchgreifen können

VT7 52 Ich glaube es gehört viel dazu ein authentischer und gleichzeitig ernster Therapeut zu sein Aufgabe des Therapeuten ist anspruchsvoll VT7 52 Ich stelle mir das anstrengend vor Anstrengend VT7 54 Als Ergänzung könnte ich es mir vorstellen. Als Ergänzung vorstellbar

K11.14 Bedenken: Zu viel Freiraum der Pat. überfordert Angst vor Veränderung könnte Hindernis sein sich

einzulassen K11.15 Als Ergänzung vorstellbar und auch vorstellbar das die

Vorgehensweise funktioniert, spielt stark auf Gefühle an. K11.16 Das Ziel das Verhaltensrepertoire zu erweitern ist auch Ziel in der

eigenen Therapie K11.17 Wichtige Voraussetzung für den Therapeuten:

humorvoll und authentisch die Methode vermitteln können durchgreifen können

Page 171: Motivation in der Suchttherapie - KatHO NRW€¦ · Motivation spielt in unserem Leben eine ständige Rolle, sie beeinflusst, was wir tun, wie wir etwas tun und warum wir es tun

Anhang 16 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 12: Verhaltenstherapie und Rollenspiele der Dramatherapie

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

VT1 81 Mit Rollenspielen arbeiten wir ganz viel in verschiedenen Bereichen Rollenspiel werden in der VT viel angewandt VT1 81 Z.B. m Kommunikationstraining Kommunikationstraining VT1 81 Oder im sozialen Kompetenztraining Sozialen Kompetenztraining

K12.1 Rollenspiel werden in der VT viel angewandt, z.B.: im Kommunikationstraining oder im sozialen Kompetenztraining

VT2 61 Ich muss an ein Rollenspiel denken das ich gemacht habe mit einem Pat. Eigene Erfahrung mit Rollenspiel VT2 61 Wir haben eine Situation durchgespielt die für ihn schwierig war mit seinem Chef Situation mit Chef durchgespielt VT2 61 Hinterher hat er erzählt, dass er es in der Realität genau so gemacht hat wie es ihm ein Mitpat.

Vorgespielt hat Strategie in der Realität so durchgeführt

VT2 61 Das war sehr hilfreich für den Pat. Als hilfreich erlebt VT2 61 Die Realitätsprüfung finde ich dabei wichtig Realitätsprüfung wichtig VT2 63 Rollenspiele sind grundsätzlich ein wichtiges Element in der Therapie. Rollenspiele sind wichtig VT2 63 Ich denke das machen die Verhaltenstherapeuten auch Rollenspiele sind Teil der VT VT2 63 Das ist nicht typisch Dramatherapie Rollenspiele sind nicht typisch Dramatherapie VT2 63 Das ist als Übungsfeld enorm wichtig Als Übungsfeld sehr wichtig VT2 63 Wir machen es kaum in der Aufnahmephase weil wir da keinen Raum für haben, aber im weiteren

Verlauf ist es wichtig In der intensiven Therapiephase wichtig

VT2 63 Auch so banale Sachen wie ein Ablehnungstraining Ablehnungstraining

K12.2 Eigene Erfahrung mit Rollenspiel: z.B.: Situation von Pat. mit Chef durchgespielt. Anschließend hat Pat. Strategie so in der Realität umgesetzt und das RS als hilfreich erlebt. Diese Realitätsprüfung ist wichtig

K12.3 Rollenspiel sind in der Therapie wichtige Übungsfelder, z.B. auch

beim Ablehnungstraining K12.4 Rollenspiele sind nicht typisch Dramatherapie, sondern auch

wichtiger Teil der VT

VT3 64 Wir arbeiten mit einem manualisierten soziales Kompetenztraining von Hinsch und Pfingsten. GSK von Hinsch und Pfingsten VT3 64 Da gibt es feste Abläufe, Strukturen und Arbeitsblätter GSK von Hinsch und Pfingsten VT3 64 Es ist nicht so persönlich Nicht persönlich VT3 64 Wenn wir feststellen eine bestimmte Kompetenz muss weiter trainiert werden, vielleicht auch im

Zusammenhang mit einer bestimmten persönlichen Situation, dann gibt es den direkten Draht zur DT

Kontakt zur DT wenn Kompetenzen vertieft werden müssen

VT3 64 DT soll da noch mal genauer hingucken DT soll vertiefen VT3 64 Pat. die eigene Rolle spielen lassen Persönlicher machen VT3 64 Im sozialen Kompetenztraining werden die Kompetenzen trainiert, aber weiter ausprobiert wird es

in der DT Ergänzung GSK und DT

K12.5 Manualisiertes soziales Kompetenztraining von Hinsch und Pfingsten mit festen Abläufen und Arbeitsblättern, wenig persönlich. Hier werden die Kompetenzen trainiert. In der DT können die einzelnen Kompetenzen, u.a. an Hand persönlicher Situationen, vertieft werden und durchgespielt werden

VT4 108 Das ist mir bekannt Bekannt VT4 110 Aus dem Systemischen und aus der Verhaltenstherapie Aus dem Systemischen und aus der Verhaltenstherapie

K12.6 Rollenspiele sowohl aus dem systemischen Arbeiten als auch aus der VT bekannt, und angewandt.

VT5 56 Ganz wichtige Methode in der VT vor allem wenn es um den Kompetenzerwerb geht wichtige Methode in der VT5 56 Sich im geschützten Rahmen ausprobieren und sich vielleicht mal aus verschiedenen Perspektiven

eine Rolle angucken Experimentierraum schaffen

VT5 56 Am besten mit Videoaufzeichnungen wenn möglich Mit Videoaufzeichnung

K12.7 Ganz wichtige Methode in der VT vor allem wenn es um den Kompetenzerwerb geht. Rollenspiele schaffen einen sicheren Experimentierraum indem man auch verschiedene Perspektiven von Rollen ausprobieren kann. Am besten mit Videoaufzeichnungen wenn möglich

VT6 52 Bekannt aus der eigenen Arbeit Bekannt aus eigener Arbeit VT6 52 z.B. Arbeit mit Pat. der Schwierigkeiten hat sich durchzusetzen Zum Üben sich durchzusetzen VT6 52 Rollenspiel: Betroffener Pat. geht raus, eine Gruppe von Mitpat. nimmt auf Stühlen platz die einen

Kinosaal darstellen, Instruktion: sie sind eine Gruppe von Mitpat. die sich einen schönen Abend machen wollen, einer sitzt auf einem falschen Platz, Aufgabe: es dem Dazukommenden nicht so leicht machen. Instruktion des Betroffenen: versuchen Recht auf seinen Platz mit Kreativität durchzusetzen.

Rollenspiel zum Üben sich durchzusetzen

VT6 52 Restgruppe beobachtete. Anschließende Nachbesprechung und Reflektion Zuschauer als Beobachter VT6 52 Aufbau Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Selbstsicherheit, erfahren sich Hilfe einzufordern Ziele: Aufbau Selbstwirksamkeitsüberzeugung und

Selbstsicherheit, erfahren sich Hilfe einzufordern

K12.8 Arbeit mit Rollenspielen bekannt aus eigener Arbeit, überwiegendes Arbeiten in der Gruppe mit Rollenspielen wobei die Gruppe möglichst immer mit einbezogen wird

K12.9 Beispiel Rollenspiel: Üben sich durchzusetzen:

Betroffener Pat. geht raus, eine Gruppe von Mitpat. nimmt auf Stühlen platz die einen Kinosaal darstellen, Instruktion: sie sind eine Gruppe von Mitpat. die sich einen schönen Abend machen wollen, einer sitzt auf einem falschen Platz, Aufgabe: es dem Dazukommenden nicht so leicht machen.

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VT6 52 Reflektion der Gefühle Reflektion der Gefühle VT6 56 Überwiegende Arbeit mit Rollenspielen Überwiegende Arbeit mit Rollenspielen VT6 58 möglichst immer mit Einbezug der Gruppe Immer mit Gruppe

Instruktion des Betroffenen: versuchen Recht auf seinen Platz mit Kreativität durchzusetzen. Restgruppe beobachtete. Anschließende Nachbesprechung und Reflektion

Ziel: Aufbau Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Selbstsicherheit, erfahren sich Hilfe einzufordern

VT7 36 Rollenspiele machen und einen Perspektivwechsel mit den Pat. versuchen. Rollenspiel zum Perspektivwechsel

VT7 56 Rollenspiel hören sich stark nach klassischer VT an Rollenspiele klassisch VT VT7 56 Etwas spielerische Aspekte des Rollenspiels wenn z.B. gleiche Situationen mit verschiedenen

Gemütszuständen durchgespielt werden sollen. Spielerische Aspekte des Rollenspiels

VT7 56 Es ist schwierig Pat. tatsächlich in ein Rollenspiel zu bekommen Motivation zu Rollenspielen schwierig VT7 56 Ich bin ein Freund von Rollenspielen und finde es nicht so entscheidend ob die jetzt konkret oder

nicht so konkret sind Rollenspiele gut, egal ob konkret oder weniger konkret

VT7 56 Ich finde wichtiger, dass deutlich wird, dass es nicht nur ums Reden geht sondern um körperliches Verhalten, Mimik, Gestik und das Zusammenspiel von allem

Entscheidend bei Rollenspielen: Vierfältigkeit der Kommunikation verdeutlichen: Nicht nur reden sondern: Zusammenspiel von um körperlichem Verhalten, Mimik und Gestik

VT7 56 Das ganz viele Informationen darüber vermittelt werden Vielfältige Informationsvermittlung VT7 56 Im eigenen Therapiealltag nicht viel zeit dafür Selber wenig Zeit dafür

K12.10 Rollenspiele unterstützenden Perspektivwechsel K12.11 Rollenspiele sind klassisch VT und gut im Therapieprozess. Leider

selbst wenig Zeit dafür und Pat. häufig schwer dazu zu motivieren

K12.12 Spielerische Aspekte des Rollenspiels z.T. auch in der VT

vertreten (z.B.: gleiche Situationen mit verschiedenen Gemütszuständen durchspielen)

K12.13 Entscheidend bei Rollenspielen: Sie verdeutlichen die Vielfältige

Informationsvermittlung und Vierfältigkeit der Kommunikation: Nicht nur reden sondern: Zusammenspiel von körperlichem Verhalten, Mimik und Gestik

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Anhang 17 Qualitative Inhaltsanalyse Zusammenfassungsmaske Konstrukt 13: Ergänzungen zur Dramatherapie durch die Verhaltenstherapeuten

Text- stelle

Paraphrase Generalisierung Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem)

VT1 85 Mich hat überrascht wie vertraut mir das letztendlich war Vertraut K13.1 Überrascht wie vertraut es letztendlich ist VT2 65 Einiges der DT machen wir schon Einiges aus DT wird bereits umgesetzt VT2 65 In Kurzzeittherapie mit ausschließlich Verhaltenstherapeuten ist es schwierig dafür noch mehr

Raum zu finden Mehr Umsetzung im gegebenen Rahmen schwierig

VT2 65 Wünsche mir manchmal , dass wir mehr Elemente hätten die diesen Emotionalen Teil mehr hervorlocken

Wunsch nach mehr Emotions fördernden Elementen

VT2 65 Ich glaube es ist aber auch etwas das Zeit braucht Es braucht Zeit VT2 65 Ich fände es schön wenn wir eine Dramatherapeutin oder zwei im Hause hätten Es wäre schön Dramatherapeuten im Haus zu haben VT2 65 Ich denke, dass das Spielerische gerade bei den stark leistungsorientierten und kognitiven

Patienten mal ganz gut ist, wenn sich dadurch einfach mal was löst Das Spielerische zum Lösen gerade bei kognitiven und stark leistungsorientierten Pat. gut vorstellbar

K13.2 Einiges aus DT wird bereits umgesetzt, mehr im Rahmen von Kurzzeittherapie schwer unterzubringen

K13.3 Wunsch nach mehr Emotions fördernden Elementen K13.4 Vermutung das die DT oder Ähnliches auch Zeit braucht K13.5 Es wäre schön Dramatherapeuten im Haus zu haben, da das

Spielerische zum Lösen gerade bei kognitiven und stark leistungsorientierten Pat. gut vorstellbar ist

VT3 66 Ich finde DT muss immer eingebunden sein in das Teamgefüge DT muss eingebunden sein ins Team VT3 66 Es sollte nicht als ein separates Modul angeboten werden, wie alle anderen Therapieformen auch

nicht Kein separates Modul

VT3 66 In der Suchttherapie ist das unverantwortlich Das ist unverantwortlich in der Suchttherapie VT3 66 Sonst funktioniert es nicht richtig Es funktioniert nicht VT3 66 Dann macht man ein paar nette Spielchen, die Spaß machen und die man seit dem Kindergarten

nicht mehr gemacht hat DT ist dysfunktional

VT3 66 Und so wird es dann auch bewertet Entsprechende Bewertung VT3 66 Damit geht oft die Bedeutung der Dramatherapie unter Bedeutung der DT geht verloren VT3 66 Dann kriegt es den Charakter einer netten Unterhaltung Nette Unterhaltung VT3 66 Das wird leider viel zu oft gemacht Passiert oft VT3 66 Das funktioniert vielleicht in der Arbeit mit Depressiven aber nicht mit Suchtpatienten Es funktioniert nicht VT3 66 die haben dann einfach nur Spaß und sie haben auch Spaß wenn sie saufen, dass müssen sie

nicht trainieren DT ist dysfunktional

VT3 66 Sondern es geht um die Verarbeitung, die Veränderung Es geht um Verarbeitung und Veränderung VT3 66 Das wirkt nur wenn die DT als gleichwertiger Therapiebaustein zu den anderen Bausteinen

gesehen wird DT als gleichwertiger Baustein

VT3 66 Das finde ich oft das Manko bei der Dramatherapie als solche Manko der DT VT3 66 Die arrangieren sich oft damit und sagen dann irgendwann, dass sie nicht so wichtig sind Dramatherapeuten arrangieren sich, geben auf VT3 68 Es hat auch viel mit Lobby zu tun, wenn man sich unter Wert verkauft wird man auch unter Wert

bezahlt Dramatherapeuten arrangieren sich, geben auf

K13.6 DT darf kein separates Modul sein, sondern muss wie alle anderen Therapiebausteine auch ins Team eingebunden sein und mit an der Verarbeitung und Veränderung der Pat. arbeiten

K13.7 Ist die DT nicht eingebunden:

Ist es in der Suchttherapie unverantwortlich, weil die DT dann als „nette Spielchen“ wahrgenommen wird, was für Suchtpatienten contratherapeutisch sein kann, Spaß können sie auch mit Alkohol haben.

Bedeutung der DT geht verloren Wird zur netten Unterhaltung

K13.8 Kritik: Dramatherapeuten arrangieren sich zu oft damit, dass sie

kein gleichwertiger Therapiebaustein sind und separat nebenher laufen. Dramatherapeuten verkaufen sich zum Teil unter Wert.

VT5 58 DT Zusatzangebot in der Klinik gut vorstellbar DT als Zusatzangebot vorstellbar VT5 58 Es gibt bereits Theaterworkshops Theaterworkshops gibt es bereits VT5 58 Erfahrungen zeigen, dass eine gute Begleitung auf Grund der hohe Eigendynamik wichtig ist Gute Begleitung wichtig VT5 58 Als Therapieangebot auch vorstellbar, wichtig wäre dann die Kontraindikation zu klären Als Therapieangebot vorstellbar VT5 58 Es wäre wichtig ein Warnsystem zu haben in welchen Phasen ein solches Angebot wirklich als

Bereicherung und positiv aufzufassen ist und wann nicht Warnsystem für Indikation wichtig

VT5 58 Ich kann mir das gut am Anfang und am Ende der Therapie vorstellen Gut am Anfang und am Ende der Therapie vorstellbar VT5 58 In der Mitte der Therapie wenn es wirklich um die eigene Person und die Identität geht könnte ich

mir vorstellen, dass es nur für einen kleineren Teil der Pat. geeignet ist In der Mitte für einen Teil der Pat. vorstellbar

VT5 62 Im Einzel könnte ich es mir auch vorstellen DT Einzel vorstellbar VT5 62 DT würde ja einen therapeutischen Prozess bedeuten und nicht mal irgendein paar Einheiten

szenisches Spielen oder Rollenspiele. DT müsste einen Prozess bedeuten keine losen Angebote

K13.9 DT als Zusatzangebot in der Klinik gut vorstellbar K13.10 Gelegentliche Theaterworkshops gibt es bereits K13.11 Auch als Therapieangebot vorstellbar. Wichtig:

gute Begleitung Warnsystem bezüglich Indikation und Kontraindikation Müsste einen Prozess bedeuten keine losen Angebote Abstimmung mit anderen therapeutischen Angeboten

K13.12 Gut am Anfang und am Ende der Therapie vorstellbar, in der Mitte,

in der Phase der intensiven Arbeit an der Identität des Pat., nur für einen Teil vorstellbar

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VT5 62 Man müsste sicherstellen, dass andere Therapieangebote dadurch nicht konterkariert oder ineffektiv werden

Abstimmung mit anderen therapeutischen Angeboten

VT5 62 Ich könnte mir vorstellen, dass in einer bestimmten Phase der Therapie ein verstärktes therapeutisches Angebot ein dramatherapeutisches ist

Verstärktes DT- Angebot in bestimmten Phasen vorstellbar

VT5 62 Allerdings braucht man meiner Ansicht nach dafür relativ viel Zeit, was im stationären Bereich häufig schwierig ist

Zeitintensität kann im klinischen Bereich zum Problem werden

VT5 62 Im ambulanten Bereich müssten die Pat. einigermaßen stabil sein Ambulante Pat. müssten für DT stabil sein

für einen Teil vorstellbar K13.13 DT als Einzel vorstellbar K13.14 Erwartete Zeitintensität der DT kann im klinischen Bereich zum

Problem werden K13.15 Ambulante Pat. müssten für DT stabil sein

VT6 60 Grundsätzlich als Ergänzung gut vorstellbar Als Ergänzung vorstellbar K13.16 Grundsätzlich als Ergänzung gut vorstellbar

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Anhang 18 Anhang 18 zeigt am Beispiel des Konstruktes 11 eine Tabelle in der aus der ersten Reduktion die zweite Reduktion gewonnen wird. Da die zweite Reduktion den Ergebnissen

entspricht, welche alle in Form von Tabellen im Kapitel „Ergebnisse“ abgebildet sind, und die erste Reduktion bereits der ersten Zusammenfassungsmaske eines jeden

Konstrukts zu entnehmen ist, wurde darauf verzichtet alle Tabellen der ersten und zweiten Reduktion anzuhängen. Tabelle 18 zeigt daher als Beispiel die Form dieses

Arbeitsschrittes.

Konstrukt 11: Verhaltenstherapie und Szenenarbeit in der Dramatherapie Reduktion 1(Erstes Kategoriensystem) Reduktion 2(zweites Kategoriensystem) K11.1 Wichtig ist bei diesem Vorgehen die Verknüpfung des

spielerischen Erlebens und der Suchtthematik. K11.2 Gefahr besteht sonst, dass wenn die Verknüpfung nicht

geschieht der Zusammenhang zur Suchtproblematik verloren geht und die Patienten einfach nur tolle Dinge ausprobieren

K11.3 Pat. müssen in der Lage sein eigenen Barrieren

überwinden zu können auch wenn es ein spielerischer Rahmen ist

K11.4 Zum Ausprobieren und Üben gut vorstellbar und hilfreich K11.5 Verhaltensweisen aber Überprüfung von

Realitätstauglichkeit wichtig, da in der Realität gelebt wird und man sich nicht immer auf der Bühne befindet

K11.6 Passt zu den Aufstellungen mit denen wir arbeiten. Vorteil: in der DT kann die Aufstellung noch mal vertieft werden: Bei uns: DT Gruppe kleiner DT greift Aspekte aus der Aufstellung auf Darstellung in DT differenzierter möglich, da mehr

Möglichkeiten K11.7 In der VT Gruppenpsychotherapie werden Aspekte der

Szenenarbeit spontan eingebaut, in der DT geschieht das Ganze gezielter mit festeren Techniken und professioneller Anleitung. Daher gute Fortführung

R2K11.1 Alle sieben Verhaltenstherapeuten können sich Methoden der Szenenarbeit der DT, stellenweise unter bestimmten Bedingungen, als Ergänzung der VT vorstellen.

R2K11.2 Die Vorgehensweise ist für die Verhaltenstherapeuten als Ergänzung vorstellbar um:

→ Sich auszuprobieren, Verhalten zu üben und das Verhaltensrepertoire zu vergrößern (3)

→ Eine hilfreiche Unterstützung für den Therapieprozess zu sein (1)

→ Den Patienten Zugang zu anderen Seiten in sich zu ermöglichen (1)

→ Neue Materialien für den Therapieprozess ans Tageslicht zu befördern, unter anderem da das Spielen einer Rolle und die Wahl derselben bereits etwas über den Patienten aussagt (1)

→ Einen Zugang zu den Gefühlen der Patienten zu bekommen, da auf die Gefühle der Patienten angespielt wird (1)

R2K11.3 Aus Erfahrungen mit der Szenenarbeit der DT als Ergänzung zur VT wird berichtet:

→ Dass die Szenenarbeit die Aufstellungsarbeit innerhalb der Gruppen-VT gut ergänzen kann, weil die DT einzelne Aspekte der Aufstellung aufgreifen und vertiefen kann und die DT differenziertere Möglichkeiten der Darstellung kennt. (1)

→ Dass die VT zum Teil einzelne Aspekte der Szenenarbeit spontan einsetzt, die DT diese aber gezielter und mit festeren Techniken unter professioneller Anleitung erweitern kann, daher gute Fortführung möglich. (1)

R2K11.4 Wichtig bei der Szenenarbeit als Ergänzung finden die Verhaltenstherapeuten:

→ Eine für die Patienten deutliche Verknüpfung der Szenenarbeit mit der Suchtthematik (1)

→ Bereits vorhandene Fähigkeit der Patienten sich über innere Barrieren hinwegzusetzen (1)

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K11.8 Im anderen Kontext bekannt: Pat. wählt Ersatz für sich und seinen Gegenüber, bleibt selbst Zuschauer der Situation. In der Form auch selbst angewandt, meist bei familiären Konfliktsituationen. Klärt nicht das Problem aber nimmt die Angst

K11.9 Gute Methode um Pat. den Zugang zu sich selber und zu

den anderen Seiten in sich zu ermöglichen

K11.10 Vorgehen bekannt aus: psychodramatischen Übungen und aus der Arbeit mit Arbeitsgruppen

K11.11 Interessante Methode wenn sie neue Materialien für die

Bearbeitung zu Tage fördert und einiges in Bewegung bringt. Auswahl und verhalten in der Rolle gibt Informationen über die Person selbst.

K11.12 Nicht vorstellbar, dass es vollständig neuen Erfahrungen

ermöglicht K11.13 Unterschied zur VT, VT würde diese Methode eher nicht

anwenden, sondern stark bei der Person des Pat. im Hier und jetzt bleiben und sich nicht so in der Fantasie bewegen, eher expliziter Rollentausch, Training sozialer Kompetenzen

K11.14 Bedenken: Zu viel Freiraum der Pat. überfordert Angst vor Veränderung könnte Hindernis sein sich

einzulassen K11.15 Als Ergänzung vorstellbar und auch vorstellbar das die

Vorgehensweise funktioniert, spielt stark auf Gefühle an. K11.16 Das Ziel das Verhaltensrepertoire zu erweitern ist auch

Ziel in der eigenen Therapie K11.17 Wichtige Vorraussetzung für den Therapeuten:

humorvoll und authentisch die Methode vermitteln können

durchgreifen können

→ Der anleitende Therapeut muss in der Lage sein, die Vorgehensweise einerseits authentisch und humorvoll vermitteln zu können und andererseits durchzugreifen wenn durch Patienten zu viel getestet wird (1)

R2K11.5 Kritisch merken Verhaltenstherapeuten an: → Wenn keine offensichtliche Verknüpfung mit der Suchtthematik hergestellt wird besteht die Gefahr, einfach nur tolle Dinge

ohne Zusammenhang auszuprobieren (1) → Zuviel Freiraum innerhalb der Vorgehensweise könnte die Patienten überfordern (1) → Die Angst der Patienten vor Neuem und Veränderung könnte ein zu großes Hindernis für diese Vorgehensweise sein (1) R2K11.6 Bekannt ist die Vorgehensweise aus:

→ Eigenem Vorgehen: andere Patienten spielen die Situation eines Betroffenen (1) → Aus psychodramatischen Übungen und Arbeitsgruppen (1) → DT in der eigenen Klinik (1) R2K11.7 Unterschied zur VT:

→ VT würde in der konkreten Arbeit bei der Person selbst im Hier und Jetzt bleiben, z.B. mit Rollentausch arbeiten und sich nicht in der Fantasie bewegen (1)

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Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

Abteilung Köln

Masterstudiengang (M. Sc.)

Master of Science in Addiction Prevention and Treatment

Motivation in der Suchttherapie

Eine qualitative Studie zu motivationsfördernden und –motivationsaufrechterhaltenden Methoden und Interventionen in der

Dramatherapie und Verhaltenstherapie im Kontext der klinischen Suchttherapie

Masterthesis

Anhang Teil 2

Vorgelegt von Anika Becker

Erstprüferin: Frau Prof. Dr. Tanja Hoff Zweitprüferin: Frau Dipl.-Psych. Barbara Schickentanz

Köln, Januar 2013

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Interview Transkripte

DT7 bis DT1 &

VT7 bis VT1

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Transkript DT7 1. I Ja, es geht um Motivation wie gesagt und die Einstiegsfrage ist dann auch hast, du eine Lieblingsmethode mit

der du am Anfang die Patienten dazu motivierst dich auf den Therapieprozess einzulassen? Also wie du mit deinen Patienten anfängst in der Therapie.

2. E Ja, ich fange damit an, dass ich versuche ein Thema zu finden oder einen Aufhänger der in Regel einen anderen Zugang ermöglicht. Also zum Beispiel mit einer Alkoholikergruppe habe ich damit angefangen „Ach wie gut, dass niemand weiß...“ Als Grund – also als Titel. Natürlich ist das auch verbunden mit dem Märchen Rumpelstilzchen, um praktisch gleich das anzusprechen, also das Grundmuster des Verheimlichens. Und dann habe ich alle möglichen Versteckspiele zunächst gemacht. Also als Dramatherapeutin fange ich damit an die Leute in Bewegung zu bringen, also körperlich etwas auszudrücken. Zum Beispiel durch den Raum gehen und dabei versuche ich, ohne das die anderen das merken, irgendein Körperteil zu verstecken und dann merkt man gleich den Effekt, dann fällt es erst recht auf. Aber das ist dann was, wo die Teilnehmer schon mal in Aktion sind und noch nicht problemorientiert sondern Thema orientiert, dass ich hinter der Sucht sehe. Also mit dieser Grundannahme, dass Sucht ein Versuch ist ein Thema – ein Lösungsversuch für ein Problem und nicht die Sucht selber das Problem ist, und das ist der Grundansatz, dass ich immer versuche an das darunter oder dahinter liegende Thema zu kommen.

3. I Gut. Und was machst du um die Motivation deiner Patienten, also die Bereitschaft sich mit sich selber auseinander zusetzen, das du dass über den gesamten Verlauf der Therapie beibehalten, hinbekommen können?

4. E Ja, also wie mit diesem Einstieg versuche ich dann jeweils das persönliche Thema der einzelnen Klienten oder auch Gruppenmitglieder da einen Zugang zu finden, und vor allem ist es mir immer wichtig zu schauen, also nicht immer die problemorientierte Sicht primär im Fokus zu haben, sondern zum Beispiel zu schauen wo ist den die Lebensfreude, oder was gibt dem Leben einen Sinn. Das ich danach frage und eher in dem Sinn zielorientiert arbeite.

5. I Und kannst du da Beispiele nennen, was du dann in der praktischen Arbeit machst mit den Patienten? 6. E Also zum Beispiel, habe ich da ein Projekt gemacht eben mit den Alkoholikern, wo wir dann jeweils eine

Rückfall- oder Suchtsituation gespielt haben und ich dann geschaut habe jeweils, oder praktisch als Subtext, oder als Hintergrundszene, was hat mir in dieser Situation gefehlt? Und dann praktisch diese Wunscherfüllungsszene gespielt habe. Und zum Beispiel eine Frau, das war so eine ältere 60 jährige Frau - und ich habe ihnen dann wirklich so, dass sie einen Text mitbringen - , hatte als Text zum Beispiel "ich wünschte mir das du mich hältst, drei Sekunden nur!" Also es war – und dann stand sie quasi mit dem Glas da. Also das praktisch die Sehnsucht danach ging jemanden zu haben der sie hält und der Alkohol ganz klar dann nur die Betäubung dieses Schmerzes und dieser Sehnsucht war. Und dann arbeite ich daran zu schauen, was braucht sie um jemanden zu finden der für sie da ist.

7. I Und du hast gerade gesagt, sie hat den Text mitgebracht, das heißt es ging über mehrere Stunden? 8. E Das war eine Gruppe die ging über ein Jahr. Einmal die Woche 2 Stunden. 9. I Und bei allen war dann immer die der erste Ausgang zu gucken, was ist eine reale Szene, kann man das auch

sagen? 10. E Eine ideale, Abhängigkeit sehen in dem Sinn, und dann haben wir eben alternativ Szenen gespielt. Und die

Aufgabe war, also um überhaupt zu den Szenen zukommen, dass jeder eine Text mitbringt, das kann ein Kalenderspruch sein, das kann ein Gedicht sein kann aber auch irgendwas aus einem Film sein. Und da habe ich versucht quasi diesen unterschwelligen Themen dadurch nahe zu kommen die gar nicht so bewusst sind.

11. I Und hat das, wenn du so mit den Patienten arbeitest, deiner Meinung nach einen Einfluss auch auf die Bereitschaft der Patienten sich zu öffnen und etwas zu machen, wenn du denen offen und direkt sagst was auch immer das Ziel von der Methode ist, oder lässt du das teilweise auch unausgesprochen?

12. E Zunächst mal rede ich jetzt nicht theoretisch sondern also – es hat auch schon mal jemand so benannt, dass meine Methode zunächst mal Verführung zum Leben ist. Also ich versuche zunächst mal wirklich Dinge zu tun die Spaß machen, die den Körper aktivieren. Also gerade mit dem Hintergrund, dass auch Suchtabhängige wirklich so ein Grundmuster haben von Versagen, ich kann das nicht, ich kann jenen nicht, ich kann sonst was nicht. Und ich versuche am Anfang wirklich immer nur Dinge zu machen die sie wirklich können. Und dadurch habe ich sie in der Regle schon aktiviert und irgendwann geht’s dann, zum Beispiel diese Suchtszene, dass ist dann wirklich erst im zweiten Drittel, dann sage ich geht es darum wirklich zu schauen was hält sie vom Leben ab? Also wirklich ein erfülltes Leben zu haben und dass wir dann gemeinsam danach schauen.

13. I Und Gefühle, welche Rolle spielen die dabei in der Therapie? 14. E Gefühle haben eine ganz wichtige Rolle und da arbeite ich – ich hab dann auch eine ganze Reihe daraus

entwickelt, mit dem Beratungsstellenarzt. Ich habe eben lang an einer psychosozialen Beratungsstelle, 15 Jahre gearbeitet. Psychosomatik Grundkurs hieß das immer, um den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche zu sehen, wo ich, wo wir dann wirklich immer mit Körperhaltung gearbeitet haben. Also zum Beispiel, wenn ich die Schultern hänge und so durch den Raum gehe habe ich ein ganz bestimmtes Gefühl, wenn ich mich aufrichte habe ich ein anderes. Und auch das hat eben sich als sehr effektiv erwiesen, dass eben die Abhängigen die Idee kriegen, ich kann selber etwas tun damit ich mich anders fühle. Denn sie erleben sich ja ganz oft irgendwelchen Gefühlen ausgeliefert und es geht immer drum um diese Selbststeuerung. Und da ist auf der körperlichen Ebene anzufangen und dann die Verbindung zu den Gefühlen, das ist wesentlicher Teil der Methode. Und sich auch ein Stück weit, also das ist dramatherapeutisches Grundwerkzeug das wir immer mit ästhetischer Distanzierung arbeiten, d.h. ich schlüpfe in eine Rolle, mit einem bestimmten Gefühlskostüm und ich lege die Rolle wieder ab und kann indem nächsten Moment in eine andere Rolle schlüpfen. Damit lerne ich praktisch, oder die Teilnehmer lernen, dass ich nicht automatisch einem Gefühl auf ewig und allen Zeiten ausgeliefert bin, sondern ich die Fähigkeit erwerbe aus einem Gefühlskostüm auszusteigen und in ein anderes zu gehen.

15. I Könnte man das so zusammenfassen, dass du sagst, du versuchst ja eigentlich eine Konfrontation mit unangenehmen Gefühlen indem Sinne zu vermeiden, indem du ein Stück weiches Heranführen, also du gestaltest sozusagen einen angenehmen Weg sich auch auseinander zu setzen, dass man sich auch darauf einlassen kann ohne verletzt zu werden.

16. E Nicht ganz. Also was ich tue, also dass ist auch wirklich ein Grundkonzept aus der Traumatherapie, und oft gibt es ja diese Doppelung. Sucht ist oft auch ein Weg mit posttraumatischen Belastungsstörungen umzugehen, wo es zunächst mal geht um diese Stabilisierung. Also ich muss zunächst mal jemand das Vertrauen in die eigene Person vermitteln und in meine Fähigkeiten und erst dann kommt dann quasi die Traumaexposition, oder indem

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Fall die Suchtexposition. Dann wenn ich A, Stärken überhaupt wahrnehmen kann und B, das Vertrauen in die Gruppe und mich als Therapeutin da ist, erst dann kann ich mich an die schwierigen Gefühle machen und wenn ich dann die Fähigkeit schon gelernt habe des Rollenswechsels, oder des Gefühlswechsels, dann kann ich das Anwenden auf diese Problemsituation, aber es muss zuerst erarbeitet sein.

17. I Das was ich gesagt habe gilt dann sozusagen nur für den ersten Teil, für die Stabilisierung und danach kommt der andere Teil.

18. E Genau, als Vorbereitung quasi der Problemexposition. 19. I Und forderst du deine Patienten auch gezielt dazu auf ihre Verhaltensweisen zu reflektieren und dahin zu

gucken was sie machen? 20. E Ja. Und das ist eben weil wir in Szenen spielen und immer Zuschauer dabei sind und das ist ja das Tolle, dass

man immer bei anderen viel besser sieht als bei sich selber und das hat dann eben wirklich diesen Rückkoppelungseffekt und auch die Rückmeldungen werden immer ehrlicher der Gruppenteilnehmer. Und das ist eben eine Chance, die sie im Alltag nie haben. Zumal sie auch sehr viel zu verstecken suchen, also da wird immer mehr Ehrlichkeit und damit auch die Chance sich selber wahrzunehmen, das ist ja auch ein Grundproblem von Suchtabhängigen, dass sie ja wirklich die Selbstwahrnehmung benebeln. Sich ihre Gefühle, ihren Körper, ihre Wirkung nicht wahrnehmen wollen. Und alles was wir tun ist eigentlich das Gegenstück davon.

21. I Indem man entweder selber in die Rolle des Zuschauers schlüpft und das auch bei anderen sieht, oder auch bei sich selbst merkt, dass ich durchs Spielen, dadurch, dass ich mich präsentiere, gleichzeitig auch mich selber wahrnehme.

22. E Ja. Und in dem Moment indem ich handele, also der Körper agiert, ist das Verstecken vorbei, da kann ich nichts verstecken, der Körper lügt nicht, ist da eine sehr reale Erfahrung. Nur indem ich mich nicht bewege, oder nicht sichtbar mache, kann ich mich ja verstecken.

23. I Und was hast du für Methoden oder für Vorgehensweisen um dann auch weiterhin die Thematisierung oder auch die Auseinandersetzung mit der Sucht zu konkretisieren?

24. E Das ist dieser zweite Teil, also dass wir wirklich schauen was sind Situationen wo ich zum Suchtmittel greife? Also da versuchen wir wirklich auch individuell rauszufinden: eben bei der einen immer wenn sie sich einsam fühlt. Bei einem Mann der Gruppe war es zum Beispiel, der hatte wirklich immer – das war eher im beruflichen Kontext wenn er sich wirklich runtergemacht fühlte von seinem Chef oder von seinem Kollegen, dann hat er sich zugedröhnt. Und das individuell zu verfolgen und dann auch durchaus auch Alternativmöglichkeiten auch durchzuspielen, dass wäre dann möglich. Oder ganz oft ist ja Sucht auch – das Suchtmittel eine Möglichkeit aus einer Überspannung auch rauszukommen und das ist die Körperarbeit bei der ganzen Therapie, zu versuchen da einen Mittelweg zu finden aus Überspannung und dann darausfolgender Erschöpfung und Unterspannung, überhaupt körperlich lernen, dass es so etwas wie eine Mittelspannung, also eine angenehme Erregtheit zum Beispiel gibt. Also nicht eine Übererregtheit oder völlige Schlaffheit.

25. I Und greifst du das Thema der Abstinenz gezielt auf? Also ist dann zum Beispiel eine Frage die im Raum steht? 26. E Das ist eine große Frage. Und da hat sich ja auch in den zwanzig Jahren in dem ich in dem Bereich arbeite auch

viel getan, also eine ganze Zeit lang war das auch in der Stelle oder in den Kliniken in denen ich gearbeitet habe eben das große Thema, gibt es so was wie eine Grundabstinenzregel? Wie gehen wir mit Rückfällen um? Ist ein Rückfall zum Beispiel ein Grund, jemanden aus der Therapie zu weisen oder aus der Klinik zu entfernen? Bis zu diesem, dass war also das was wir verfolgt haben, dass der Rückfall ein stückweit zum Prozess dazugehört. Und ich habe dann, oder wir haben dann gezielt versucht – also auch rein körperlich: ich stehe auf meinen Füßen und was passiert das ich praktisch den Stand verliere, also nach Hinten falle und wirklich das Thema gezielt mit einzubeziehen und wenn jemand einen Rückfall hatte, dass dann durchzuspielen. Als Chance wirklich genau zu sehen, wirklich detailliert, das - diese Schritte haben genau dazu geführt. Also mit diesem Hintergrund: erst wenn ich weiß was ich tue, kann ich tun was ich will.

27. I Ambivalenzen ist ja auch so ein Thema das häufig in der Sucht vorkommt. Was ist da so deine Methode oder Vorgehensweise damit umzugehen?

28. E Ja das ist das klassische und ja auch das Grundthema das Sucht ja quasi ein Versuch ist einem Dilemma, zu entkommen, ja also einem wo zwei Seiten, mindestens zwei Seiten in einem streiten, und auch vom Suchtmittel Abschied zu nehmen ist immer genau diese zwei Seiten. Eine Seite zieht mich hin, die andere weg. Und da haben wir natürlich als Dramatherapeuten die tolle Möglichkeit genau diese Seiten auszuspielen. Also indem wir – also eine Person zum Beispiel aus der Gruppe, diese verschiedene innere Seiten auswählt. Denen wirklich entsprechende innere Sätze und Text gibt, wie sie stimmen, und dann schauen wir was passiert. Dann etablieren wir zum Beispiel die Person selber als Ich-Funktion, die dann die anderen Kräfte innerhalb der Person lernt zu steuern. Also normal ist zunächst, dass die Ich-Funktion gar nicht da ist, da ist das eine Bedürfnis und da ist das andere, die streiten und wer stärker ist gewinnt. Die Ich-Funktion ist überhaupt nicht etabliert, oder die Selbststeuerungsfunktion. Und die setzen wir dann dazu. Und oft ist das ein Aha-Erlebnis, dass die überhaupt existiert.

29. I Und das Motiv des Konsums, also warum konsumiert wird, spielt das auch eine Rolle? 30. E Ja, also das habe ich ja jetzt schon in verschiedenen Beispielen erklärt. Das ist natürlich das Zentrale. Also was

ist der Auslöser, Trigger, das ich wirklich zum Suchtmittel greife? Das ist also wirklich das ganze A und O der therapeutischen Arbeit.

31. I Okay, jetzt haben wir ja über verschiedene Punkte zur Aufrechterhaltung der Motivation oder der Bereitschaft sich auf den Therapieverlauf auch einzulassen gesprochen, jetzt möchte ich dir erst mal drei verschiedene Beispielsituationen kurz nennen. Also die erste ist, wenn du dir einen Patienten vorstellst der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du aber den Eindruck bekommst er spielt dir etwas vor oder er möchte auch nichts verändern an seinem Verhalten, wie gehst du mit einem solchen Patienten um?

32. E Also das mit dem Vorspielen funktioniert bei der Methode schlecht, aber was ich sehr wohl kenne ist die Erfahrung, das es Patienten oder Klienten gibt die immer wieder in quasi die gleiche Leier zurückkehren, die gleichen Klagen und ich kann ja nicht und ich möchte ja gerne aber es funktioniert nicht. Ja, ich versuche dann genau dieses Thema zu inszenieren. Wenn es nicht funktioniert, dann konfrontiere ich damit und sage ich habe den Eindruck sie wollen lieber so bleiben wie sie sind, gut, dass ist ihre Entscheidung, aber dann brauchen wir nicht weiter arbeiten.

33. I Die Zweite Situation. Es kann ja auch sein, dass du aus der Anamnese oder auch aus Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient eigentlich von Außenstehenden zur Therapie motiviert wurde und das der Patient auch selber immer wieder äußert, dass er eigentlich nicht weiß ob Therapie so das Richtige für ihn ist. Was machst du

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dann mit einem solchen Patienten? 34. E Das ist ja sogar das fast Häufigere. Also ich habe ja viel in einer ambulanten Beratungsstelle ja gearbeitet, wo es

ganz oft so ist, dass die Partner mehr oder weniger den Druck ausüben, du musst was tun. Daraus haben wir ein Stückweit den Schluss gezogen, - also ich habe eine familientherapeutische Ausbildung und mein Kollege mit dem ich das lange Jahre gemacht habe auch - dass wir dann wirklich Paar- oder Familientherapie machen. Also wirklich schauen was ist eigentlich die Interaktion, auch mit dem Hintergrund mit dem Thema der Co-Anhängigkeit, dass der Partner natürlich in seiner Form mitspielt und sich bestimmte Interaktionsmuster zwischen den Partnern etabliert haben die das eigentliche Problem sind.

35. I Das heißt diese Fremdmotivation wird ganz gezielt in den Mittelpunkt gestellt. 36. E Genau, ja. 37. I Und kannst du beschreiben was du als hilfreich erlebst um Patienten dann dazu zu bringen wieder zu gucken,

was sind meine eigenen Wünsche oder Bedürfnisse? Was will ich eigentlich selber? 38. E Ja, dass ist das A und O hier auch bei der Arbeit, was ich auch vorhin als Beispiel gesagt habe. Es geht wirklich

nur wenn ich für mich was will und mein Leben in die Hand – oder wirklich Leben will. Mit ein Hintergrundsthema von Sucht ist ja die Lebensverweigerung. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich also wirklich in diesem Sinn nur mit motivierten Klienten arbeite und nicht mit welchen die quasi erst im Methadonprogramm oder ähnliches sind. Die nur irgendwie versuchen noch zu bewältigen, den Alltag zu bewältigen.

39. I Und kannst du trotzdem dann auch noch mal was benennen, also gibt es dann auch noch eine Erfahrung die du gemacht hast, was dann wirklich auch noch mal besonders hilfreich ist, irgendeine Form von einer Übung wo die Patienten sich gut auf sich selbst konzentrieren können?

40. E Ja ich mache viele Übungen um sich auf sich selbst zu konzentrieren aber in diesem speziellen Fall bin ich eher konfrontativ und frag: wolle sie Leben? Wollen sie so bleiben? Und wenn jemand ja sagt, dann respektiere und akzeptiere ich das.

41. I Gut. Das Thema der Selbstverantwortung ist dann ja eigentlich auch direkt angesprochen. Gibt es da noch etwas zu ergänzen?

42. E Ja, dass ist gerade in der Familientherapie, oder in der Paartherapie dann auch wichtig, solche Dinge dann auch vor dem Partner auszusprechen. Oder auch für beide Partner. Und oft ist auch sehr hilfreich die wohlwollenden Partner auch zu konfrontieren. Also weil ja ganz oft in Familien oder auch von Kindern die Sucht mit verheimlicht wird und damit auch stabilisiert, da also auch das ganze System mitspielt. Und eben oft auch wirklich in den Firmen. Also in der Beratungsstelle in der ich gearbeitet habe gab es ein extra Programm für Firmen um ja, ein stückweit Aufklärung für Kollegen und Chefs zu machen, dass es hilfreicher ist zu konfrontieren als das möglichst lang stillschweigend zu übergehen.

43. I Und das dann auch mit dem Patienten zusammen, oder als informatives Angebot? 44. E Auch mit dem Patienten zusammen, also wirklich ein offensives Vorgehen, also immer unter diesem: Ach wie gut

das niemand weiß... ja, diesen ganzen Verheimlichungsversuch auszuheben. 45. I Und als letztes dann noch mal, was ja immer wieder vorkommt sind ja auch plötzliche Krisen wo dann wirklich

von jetzt auf gleich, aus ganz unterschiedlichen Gründen die Therapie abgebrochen werden soll. 46. E Ja zwar eben immer genau an dem Punkt, wo es eben eigentlich um die entscheidende Veränderung geht das

ist ein bekannter Effekt. Was ich da als hilfreich fand, war jetzt wirklich auch in der dramatherapeutischen Arbeit, wo ich dann auch ein Stück weit dazu überging – also zum Beispiel ein Theaterstück zu entwickeln, also auch mit den eigenen Themen. Und ich da auch sehr stark auf die Verantwortung der Gruppe und auf das Stück zu setzen. Also wenn da jemand aussteigt, wirklich zu sagen: wir sind auf dich angewiesen. Also wirklich an dem Punkt praktisch der Gruppenzugehörigkeit und Verantwortung, dass ist meiner Ansicht nach das einzig hilfreiche da.

47. I Also sozusagen von vorneherein eine Theaterstück oder eine Aufführung zu planen um dadurch die Verantwortung oder die Verbindlichkeit in der Gruppe zu stärken.

48. E Die Verbindlichkeit, genau. Das ist dafür zum Beispiel ein gutes Mittel. 49. I Das Theater wirklich an der Stelle auch noch mal ganz gezielt als Rahmen zu benutzen. 50. E Theater, das sag ich dann auch immer, ist eine Gemeinschaftskunst. Also alleine kann ich in dem Sinn nicht

Theater machen und damit das ganze geschehen kann ist jeder einzelne wichtig. Und das gibt auch wirklich nochmal so einen Gegenpool zu dem: ach ist ja alles egal, oder ich bin ja unwichtig.

51. I Kannst du das noch mal versuchen – jetzt hast du ja ganz viel verschiedenes erzählt schon, noch mal so auf den Punkt zu bringen was deiner Meinung nach also wirklich gerade an der dramatherapeutischen Methode das ist was die Patienten auch dazu bringt, daran zu bleiben und sich auseinander zusetzen?

52. E Ja. Also wie gesagt, dass ist wirklich eine Stufenarbeit. Also A; ganz wichtig an der Dramatherapie finde ich wirklich diesen Einsatz von Körper, also wirklich körperliche und Handlungserfahrungen zu machen. Ein Suchtkennzeichen ist ja wirklich immer mehr inaktiv zu werden. Die Methode fordert einfach ich muss aktiv sein und das Aktivsein ist auch etwas was durchaus Gewinn bringt, oder zum Teil angenehme Gefühle oder Gruppenzusammenhalt. Das ich wirklich an der Handlung ansetze und an der Handlungsfähigkeit ganz konkret. Das nächste Thema ist wirklich eben diese Rollenwechsel, also, dass ich lerne über die Methode ich kann unterschiedlich sein, ich muss nicht immer der gleiche Versager oder Alkoholiker sein. Also ich hatte eine Frau zum Beispiel, die war auch in dem Theaterstück dabei, eine ganz biedere brave Hausfrau, die hatte sich dann als – wir haben dann Antirollen verschrieben – hat sie sich eine Domina gewählt, ja, die da mit Peitsche und roten Lederstiefeln – die war so begeistert von ihrer Antirolle und ihr Mann übrigens auch, dass auf einmal eine ganz andere Dimension in ihre Beziehung kam und ihre Erlebniswelt. Ja also diese Rollenvarianz ist eben ganz wichtig. Und eben auch dann die Konfrontation mit den eigenen Bedürfnissen und eben diese Möglichkeit Alternativen einfach erfahrbar zu machen, also nicht einfach nur auszudenken, sondern konkret erfahrbar zu machen.

53. I Ich glaube, damit hast du meine nächste Frage auch schon ein bisschen beantwortet aber ich stell sie trotzdem noch mal, also da geht es noch mal darum welche Ideen und Vermutungen hast du bezüglich der Methoden und Interventionen in Bezug auf Wirkfaktoren, Wirkmechanismen? Da hast du ja jetzt viel schon zu beschrieben, aber möchtest du da noch etwas ergänzen?

53. E Ja, also im Endeffekt geht es wirklich um dieses Ja oder diese Verführung zum Leben und eben diese Eigenverantwortung und Selbststeuerung. Und ich glaube nicht unwichtig, also auch zur Suchtgenese ist, dieses Gefühl wirklich alleine – nicht dazu zu gehören und da ist wirklich Gruppenarbeit, in der Form in der ich das mache, eine ganz wichtige Alternativerfahrung. Und das war auch erstaunlich in den Gruppen immer was die –

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also außerhalb der Gruppe an regelmäßigen Treffen, auch über Jahre und so weiter, also da entstand ein ganz starker Gruppenzusammenhalt.

54. I Gut. Das waren von meiner Seite schon die Fragen. Es bleibt noch die Frage an dich, gibt es deiner Meinung nach noch etwas wichtiges, jetzt auch zu dem Thema was du noch nicht gesagt hast?

55. E Na ja, also ganz wichtig finde ich schon, also ich habe über relativ viele Jahre für relativ viele Suchteinrichtungen, Teams Supervision gemacht und da war ich schon immer sehr stark mit dieser Resignation konfrontiert die eben genau die Patienten oder Klienten betrifft die eben wirklich nicht mehr an sich – oder keine Chance sehen, also das betrifft dann wirklich diese sogenannte Motivation. Wo es wirklich nur um die Elendsverwaltung mehr oder weniger geht. Also dass fand ich eigentlich das schwierigere oder oft auch mit den Drogenabhängigen im Gefängnis, oder vor allem mit den Metadon Patienten.

56. I Also da die Auswirkung dann auf das Team so zu spüren. 57. E Auf das Team, ja. Und eben dieses Ausmaß an Ohnmacht und Aussichtslosigkeit, dass fand ich sehr belastend. 58. I Okay, Dankeschön! Ergänzung: 59. E Ja und daran anschließend eben auch die Grundhaltung, dass ich wirklich nur mit Menschen arbeiten kann die in

irgendeiner Form wirklich eine eigene Motivation noch haben. Beziehungsweise Motivation, heißt für mich hier konkret, sich selber eine Chance geben und zum Einsatz bringen irgendwas an ihrem Leben verändern zu wollen. Und ohne das sehe ich therapeutisch wirklich wenig an Möglichkeit, wenn sie diese Grundmotivation nicht schaffen. Mein Job ist schon jemand dann zu ermutigen und zu befähigen dann weiter zu gehen, aber selber was wollen ist Voraussetzung und sonst bleibt mir eben nichts anderes als die Verwaltung des Elends übrig.

60. I Gut. Dankeschön! Transkript DT6 1. I Hast Du eine Lieblingsmethode mit der du bei den Patienten am Anfang die Therapiemotivation wecken

möchtest oder wecken kannst? 2. E Aber die Frage gilt jetzt allgemein oder schon in Hinblick auf Suchtpatienten? 3. I Immer auf Suchtpatienten. 4. E Für mich und das ist dann immer auch die Antwort, ist für mich eben, ob es ein Suchtpatienten ist oder ein

depressiver Patient, ist die Motivation ja tatsächlich an sich arbeiten zu wollen. Das ist bei Suchtpatienten besonders stark, weil da Motivation Verhaltensänderungen hinzukriegen auch schwierig ist. Ich mag als Einstiegsübung sehr sehr gerne, ich beginne alle Therapien mit so genannten Körper- und Achtsamkeitsübungen. Meine Erfahrung ist, dass das Menschen sehr unterstützt, bevor sie in den Kontakt mit anderen gehen, dass sie Kontakt mit sich selber bekommen. So starte ich überhaupt Menschen zu motivieren, weil ich glaube, dass Leute, wenn sie, ohne sich an einem Punkt selber gefunden zu haben in der Therapie im Kontakt mit den anderen oder in Konfrontation mit Themen es schwierig für diese Menschen ist damit umzugehen. Deswegen starte ich gerne mit einer Körperarbeit die eben von Achtsamkeitsübungen, auf den Bodenkontakt, auf die Atmung, auf die einzelnen Körperteile bezogen ist. Mein Eindruck ist, gerade bezogen auf Suchtpatienten, die noch etwas entzügig sind, es zentriert sie, hilft Ihnen einen Bogen zu finden und dann ist eigentlich der nächste Schritt in den Kontakt zu gehen.

5. I Was tust du, um die Motivation deiner Patienten, sich mit sich selbst auseinander zu setzen während des ganzen Prozesses dann auch aufrecht zu halten?

6. E Meine Erfahrung ist es eigentlich, wichtig ist bei den Menschen Interesse für sich selbst zu wecken und dieser Punkt der Selbstwirksamkeit. Also meine Erfahrung ist gerade mit Suchtpatienten, sie sehen sich oft als Opfer. Also:" Ich konnte nicht anders. Mein Leben ist so schwierig, deswegen musste ich trinken, Tabletten nehmen oder sonst irgendwas. Ich war depressiv, deswegen musste ich den Stoff zu mir nehmen." Für mich ist ein wesentlicher Punkt die Selbstwirksamkeit und selbst handeln zu können. Ich finde, dass wir in der Dramatherapie viele Möglichkeiten zur Verfügung haben, dieses Selbstwirksame und selbst Handeln erfahrbar zu machen. Selbst handeln heißt wirklich in einer Szene einem eigenen Impuls nachzugehen und zu merken, ich bin hier derjenige, der gestalten kann. Es wird mir nicht übergestülpt.

7. I Hast du noch andere Beispiele, die du dafür nennen kannst? 8. E Um diese Motivation aufrecht zu erhalten? Ja, in der Regel ist es so wie ich arbeite ist klar es auch etwas

Aufbauendes, dass in der Anwärmübung zum Beispiel bei solchen Kontaktspielen wie zum Beispiel dem Klatschkreis, also ein Klatscher wird in den Kreis geschickt, wird aufgenommen von jemandem Anderen und wieder zurück gegeben, baue ich sehr gerne eine ganze Serie auf, dass am Ende zum Beispiel das Thema "Ja - Nein", was ich auch sehr wichtig finde für die Klientel heraus kommt. Also, wir beginnen mit einem Klatschkreis, wo dieser Klatscher hin und her geht, wo eben der Kontakt wichtig ist, die Aufmerksamkeit und ich nicht in mir selbst versacken kann, sonst weiß ich nicht, wo der Klatscher gelandet ist. Der nächste Schritt ist, wir nehmen statt des Klatschers einen Stampfer auf den Boden, das bringt Energie und es fängt schon an, dass Konfrontation passiert. Das ist auch ein Punkt der für Suchtpatienten sehr schwierig ist, weil sie sich Konfrontation entziehen. In diesem Spiel am Anfang ist die Konfrontation drin. Ich schicke dir einen Fußstampfer und ich schick' dir den zurück und nochmal. Es geht hin und her und es findet eine Form von Auseinandersetzung statt auf der spielerischen Art und Weise - und trotzdem ist es eine Auseinandersetzung. Danach arbeite ich sehr gerne mit "Ja - Nein". Es gibt eine klare Geste für "Ja" und eine klare Geste für "Nein". Geschickt wird eben das "Ja" mit einer klaren Geste auch mit diesem Wort "Ja" und derjenige, der ein "Ja" kriegt kann entscheiden, ob er das "Ja" aufnimmt, ob er das "Ja" weiterschickt oder er benutzt das "Nein", aber auch mit der klaren Körpergeste. Und dieses Aushalten, ich bekomme ein "Nein" von jemand anderem aber ich gebe auch ein "Nein". Da ist meine Erfahrung, dass dies das Motiv "Ich kann etwas verändern" und "Ich kann an mir arbeiten" auch aufrecht erhält, weil durch diese spielerische Art und Weise die Menschen einfach an Themen kommen. Es kommt ganz schnell: "Oh, so lasse ich mich auch immer wieder überreden!" " Eigentlich wollte ich ja beim "Nein" bleiben. Jetzt habe ich hier "Nein" gemacht und Frau XXX, die Mitpatientin, bettelt ganz lieb mit ihrem "Ja" und zack, falle ich irgendwie um."

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Das ist das, wo ich zum Beispiel ansetze und frage: "Was brauchen Sie, um bei dem "Nein" zu bleiben?" Und das ist natürlich im übertragenen Sinn das "Nein" für alles, für das "Nein" zum Stoff aber auch "Nein" zu Anforderungen wo ich mich abgrenzen will.

9. I In wie fern spielt es eine Rolle, ob du die Übungen erklärst, du also wirklich auch den Grund erklärst, den Sinn, warum du das machst?

10. E Ich tue beides. Es gibt Situationen, da erkläre ich nicht sondern wir spielen es einfach. Aber, wo ich gute Erfahrungen gemacht habe ist, wenn ich eben sehe, wie schwer es Menschen dann fällt, ich eben auch erkläre, wofür es gut ist. Oder, dass ich bei diesen Übungen immer wieder auch sage: "Versuchen Sie das "Nein" nicht persönlich zu nehmen. Es ist ein Übungsparcours der Gruppe." Das ist zum Beispiel etwas, was total wichtig ist, weil die Menschen sich erst mal persönlich betroffen fühlen, wenn sie ein "Nein" kriegen, von jemandem anderen. Und das ist ja genau oft das, was nicht aushaltbar ist. Ich finde auch dass erwachsene Menschen ein Recht darauf haben, zu verstehen, warum sie solche Übungen machen. Aber auch nicht zu viel und direkt am Anfang, weil das blockiert dann oft die Leute.

11. I Also abhängig von den Übungen, mal am Anfang, mal am Ende. 12. E Genau. 13. I In wie fern arbeitest du mit Gefühlen? 14. E Also für mich ist immer Gefühl Grundlage von ganz vielen Szenen und Übungen in der Dramatherapie und

meiner Erfahrung nach genau das, womit die meisten Menschen oder die meisten meiner Patienten eben nicht wirklich umgehen können. In Folge dessen taucht die Gefühlsarbeit immer irgendwie auf. Z.B. in der Anwärmzeit gibt es immer Körperübungen, wo die Gefühle Platz finden, zum Beispiel Statue bauen, als eigene Form von Körperausdruck mit unterschiedlichen Gefühlen und dann erst mal frei, jeder kann sich etwas aussuchen aber dann zum Beispiel auch, welches Gefühl fehlt mir, welches hätte ich lieber, mit welchem habe ich Schwierigkeiten, welches habe ich ganz lange nicht gehabt. Auch um so ein bisschen klarer zu kommen, mit den Patienten, mit der Gruppe. Wut ist ein ganz schwieriges Thema. "Trau' ich mich gar nicht dran, habe ich Angst vor. Trauer kann ich bei mir schwer zulassen" und das ist natürlich für unsere Klientel genaus das Thema, der Umgang mit Gefühlen, was eine große Schwierigkeit ist.

15. I Du hast jetzt gerade gesagt, dass du mit Statuen arbeitest. Gehst du damit auch weiter dann? 16. E Ja, ich mag es gerne als Ausgangspunkt diese Statuenarbeit mit Gefühlen zu machen und daran kleine

Improvisationen zu hängen. Es gibt zum Beispiel eine Partneraufgabe: zwei Leute überlegen sich ein Gefühl, stellen es mit dem Körperausdruck dar und die anderen Teilnehmer sagen einmal ihren Eindruck, was sehen sie, da gibt es nicht richtig oder falsch, es gibt nur den eigenen Blickwinkel und dann gibt es so eine Runde, als Fantasie, was könnten die beiden den sein? Dann ist der nächste Schritt, die Szene wird angeklatscht und die beiden spielen sozusagen mit den Gefühlen, was auch sehr viel mit Gefühlen zu tun haben kann die in einem sein können, wie Angst und Wut aber auch was Thema von Status ist, also viel Autorität, wie Macht / Ohnmacht, diese ganzen Geschichten. Das ist zum Beispiel eine Variante. Was ich sehr gerne mache ist zum Beispiel die Vorstellung, zwei sitzen in einem Café und die Aufgabe ist für die beiden, sie überlegen sich, als welche Personen sie in diesem paar Café sitzen und mit welchem Gefühl sie da sitzen und warum sie da sitzen. Beginn ist eben, es ist ein Standbild, dann wird die Szene angeklatscht und es entsteht sozusagen eine freie Improvisation und Aufgabe ist, mit diesem Gefühl zu gehen. Das Gefühl kann sich verändern im Laufe der Improvisation, kann stärker werden, kann zurück gehen und nachher gucken wir, nach der Szene, im Sinne von Rollen-Feedback, was ist eigentlich passiert? Also ich bin da als traurige Freundin rein gegangen und war was ist mit mir passiert? Warum hat sich das Gefühl verändert? Das ist eine Möglichkeit.

17. I Hast du auch eine bestimmte Vorgehensweise oder Intervention damit die Patienten angeregt werden sich gezielt mit der Abhängigkeit auseinander zu setzen?

18. E Es kommt darauf an wie lange ich die Patienten habe. Wir machen hier im Haus ja die so genannte qualifizierte Entgiftung. Sie bleiben drei Wochen bei uns. Manchmal ist es so, dass sie in der ersten Woche oder in den ersten Tagen auch nicht in der Lage sind eine Therapie zu machen, nachdem wie entzügig sie sind. D.h., bei einer Frequenz von zwei mal pro Woche habe ich sie maximal vier mal. Anders ist es mit Suchtpatienten, die doppeldiagnosenmäßig auf eine andere Station sind und die sind wegen einer Depression da oder einer posttraumatischen Belastungsstörung und gleichzeitig ist die Sucht da. Dann ist natürlich mehr Zeit. Es kommt so ein bisschen darauf an. Diese Abhängigkeit, die einmal vom Stoff da ist, ist natürlich im gesamten Verhaltensmuster drin und das ist immer mein Anliegen, diese Eigenwirksamkeit und diesen eigenen Willen ein Stückchen zu stärken, indem es darum geht, die Patienten hier in der Gruppe aufzufordern, eigene Ideen durchzusetzen und zum Beispiel nicht immer zu warten, dass der Mitpatient die Ideen hat, sondern zu sagen: "Das entscheiden Sie jetzt mal!" oder auch darauf zu achten, dass die Leute sich nicht untereinander etwas zuschieben sondern, dass jeder sozusagen, bei seinem eigenen Punkt bleibt, weil diese Abhängigkeit zieht sich ja durch.

19. I Gibt es dann auch Teile wo es auch gezielt um Ambivalenzen von Patienten geht, die auftauchen? 20. E Was meinst du jetzt mit Ambivalenzen genau? 21. I Einfach, dass Patienten hin und her gerissen sind, dass sie zum Beispiel nicht genau wissen, will ich eigentlich

abstinent leben oder will ich das nicht, also dieses hin und her gerissen sein in der Sucht. 22. E Ich hatte gerade einen Patienten in Einzeltherapie, das war es bewusst so gewählt. Das war ganz stark. Er hat

also wirklich ganz stark diese Ambivalenz gefühlt. Ich habe versucht, mit ihm wirklich diese Ambivalenz anzugucken, dass er verschiedene Haltungen zu diesen verschiedenen Gefühlen bringt. Wir haben den Raum aufgeteilt: "Also das spricht dafür, wirklich nichts mehr zu trinken, diese weitere Behandlung zu machen" und: "Was erwartet ihn auf der anderen Seite?" Ich habe da mit ihm gearbeitet, um ihm das noch einmal deutlich zu machen, diese Ambivalenz, die eigentlich nur in seinen Gedanken vorkam.

23. I Und mit "Raum aufteilen", was meinst damit genau? 24. E Ich habe wirklich eine Mitte gemacht, also das ist die Seite in ihm. Wir haben so angefangen, dass ich den Raum

aufgeteilt habe ich einem Seil und die eine Seite war, wo er Kontakt bekommen hat, mit dem "Ich gehe in die Entwöhnung. Ich mache das. Ich stelle mich dem, keinen Alkohol mehr zu trinken. Was erwartet mich da?" Das war erst einmal so wie in einem Raumlauf. Und dann ist er auf diese andere Seite gegangen: "Ich ändere nichts. Ich kann mein Bier trinken. Es bleibt alles so, wie es ist. Ich muss mich nicht anstrengen." Und am Ende, was sehr deutlich war, das auf der Seite, wenn er nichts mehr verändern will, ganz klar kam: "Und ich muss nichts tun. Wenn ich weiter das Pensum zu mir nehme, dann kommen diese ganzen Gefühle nicht." Das ist das, was

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ich immer erlebe, sobald der Stoff weg ist, kommen die Gefühle und das können die Leute nicht ertragen. Die Frage ist, wo können wir in dieser kurzen Zeit einfach die Motivation schaffen, den Leuten so viel mitgegeben, dass sie merken, es lohnt sich, diese Gefühle auszuhalten, weil sie im Endeffekt auch etwas dafür kriegen, was sie eigentlich immer vermisst haben.

25. I Hast du da für dich etwas? 26. E Ich glaube, dass es die Gefühlsarbeit ist, das Ausdrücken von Gefühlen, weil es viele Patienten, auch wenn sie

nur kurz in der Gruppe sind, dass es ein Schutzraum ist, wo sie mit Gefühlen, ich sage spielen, im wahrsten Sinne des Wortes, etwas erleben zu können, dass zurück zu geben, Reaktionen mit zu kriegen, dass da etwas passiert. Ich habe da immer so das Gefühl wie, es muss erweckt werden. Da finde ich die Gefühlsarbeit hat besonders gut aber ich finde auch zum Beispiel diese Verfahren wie "Play-back" wirklich gut, also dass ein Patient eine Situation mitbringt, wo er sagt, "Das war schwierig für mich. Ich hätte gerne anders gehandelt, ich wusste aber nicht wie." Und wir sagen, gut, er kann sich von außen die Situation einfach anschauen. Zwei oder drei Leute, je nach dem, wie viele man in der Szene braucht, spielen ihm die Situation noch mal und er sieht es von außen und dann ist eben die Frage, was hätte er denn gerne anders machen wollen? Dann ist der nächste Schritt, dass er sich erst einmal wünscht, dass ein Mitpatient das spielt, was er so gerne hätte und mein Ziel ist immer, denjenigen selbst auf die Bühne zu kriegen am Ende der Sitzung und es gelingt auch so gut wie immer, dass derjenige selber seine Veränderung spielt und selber spürt, "Ich kann das auch anders machen." Also das finde ich sehr wichtig.

27. I Gibt es auch Möglichkeiten, das du mit den Motiven, warum sie konsumiert haben, arbeitest? 28. E Das kommt ein bisschen darauf an, wie viel Zeit ich habe. Was immer viel so kommt ist dieses Verpackte, "Da ist

immer so viel Stress. Da war immer so viel los" und ich versuche eher es so ein bisschen zu Entkernen. Also worum ging es denn wirklich? Ging es um den Verlust oder ging es um dieses Betäuben? Ich glaube, dies ist mit so ein Zipfel zu verstehen, warum derjenige diesen Stoff braucht. Oft ist es so, gerade bei dem Spielen von Szenen, das ist so eine wunderbare Gruppentherapie, dass die Leute auch untereinander sich Szenen schenken. Jetzt hatte ich einen jungen Patienten, auch mit einer Suchtgeschichte in der Gruppe und eine andere Patientin, keine Suchtpatientin, hat ein Bild gestellt. Es ging um innere Wünsche. Diese Patientin hat ein Bild mit einer anderen Patientin gestellt und das Thema war Schutz und Geborgenheit. Sie wurde geschützt und geborgen gehalten von einer Mitpatientin. Dieses Bild hat den jungen Mann so berührt beim Zuschauen. Bei ihm war vorher ganz viel Fassade da und er hat eigentlich sein wirkliches Gefühl nicht gezeigt. Er war so gerührt von diesem Bild, dass diese alte Dame, sie war schon 75, gezeigt hat:" ich habe das nicht gehabt als Kind, bin nicht gehalten und geliebt worden und das ist eigentlich das, was ich mir eigentlich wünsche." Und das war so ein Moment, dass es in wirklich hochgekommen ist und er Kontakt mit diesem Gefühl bekommen hat, das ist das, was mir fehlt, also Schutz und Geborgenheit und geliebt zu werden. Also das sind so Situation, da freue ich mich, wenn das da ist. Wenn es also wirklich um das authentische Gefühl geht und auch wirklich um das Bedürfnis es zu spüren, das habe ich nie gehabt.

29. I In wie fern arbeitest du mit fiktiven Rollen und in wie fern arbeitest du mit diesen realistischen Alltagsrollen? 30. E Meine Erfahrung ist, dass eine gute Mischung therapeutisch günstig ist, wobei ich mit dem immer arbeite was da

ist. Es gibt Situationen in der Therapie wo ein aktueller Konflikt einfach da ist und da würde es mir nicht einfallen lassen, dass Gruppe jetzt - jeder macht sich eine Rolle selber und wir spielen damit oder wir eine Fantasiegeschichte spielen, sondern, dass was da ist, damit arbeite ich auch. Allerdings, anders herum gesagt, ist meine Erfahrung, dass es zum Beispiel gut ist in fiktiven Rollen zum Beispiel Konflikte ein bisschen besser aushalten zu lernen, in Konfrontation gehen viel besser geht in fiktiven Rollen. Also die Stärke eines Tieres zum Beispiel, was einem anderen Tier kämpft, etabliert sich innerlich und das ist meine Erfahrung, kann sozusagen mitgenommen werden in den realistischen Szenen. Also das, was ich unter diesem starken Rollenschutz mir angeeignet habe, die Qualitäten, an die ich heran gekommen bin, kann ich sozusagen dann da mitnehmen und deswegen arbeite ich sehr gerne mit einer Mischung. Und das ist auch meine Erfahrung, dass das gut kommt.

31. I Jetzt ging es ja um verschiedene Methoden so im ganzen Verlauf einer Therapie. Jetzt habe ich noch drei verschiedene Beispielsituationen. Also, wenn Du dir zum Beispiel einen Patienten vorstellst, der regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass der eigentlich sich selbst und seinen Verhaltensweisen gar nicht verändern möchte, was machst du dann ein Patienten?

32. E Also es kommt so ein bisschen darauf an, woran ich das merke. Wenn ich zum Beispiel merke, dass es hier auch in den Improvisationen und in den Szenen immer so ist, also d.h., er bleibt bei seinem Muster, dann meine ich also, er könnte anders in bestimmten Situationen, aber er tut es einfach nicht. Ich würde dann erst 'mal bei dem Patienten im Hier und Jetzt in der Szene gucken und ihm spiegeln, oder, was ich sehr gerne mache, dass es die Gruppe eigentlich tut, dass ich als Therapeutin mich raushalte, sondern es der Gruppe übergeben, im Sinne von Rückmeldung. Dabei achte ich natürlich darauf, dass die Leute nicht im Sinne "Du hast alles falsch gemacht" sondern "Was kommt rüber? Was kriegen Sie selber für ein Gefühl?" und das funktioniert eigentlich relativ gut. Das zum Beispiel die Gruppe so jemandem sagt: "Das machst du jetzt immer, seit fünf Sitzungen gehst du aus dem Kontakt wenn es schwierig ist, brichst die Szene ab! Bis dahin, dass ich selbst aktiv werde und denjenigen darauf anspreche und sage: "So, hier in der Dramatherapie sehe ich, dass sie die Spannung in solch einer Szene wenn es um Konflikt geht, sie halten sie nicht aus sondern sie brechen ab. Sie gehen aus der Rolle oder sonst irgendetwas. Die Frage ist, was brauchen Sie um hier, in der Szene in der Rolle bleiben zu können und das auszuhalten. Und dann ist die Frage, was braucht derjenige. Braucht er einen Spieler an seiner Seite, wie auch immer. Ich würde es erst über die Szene machen und dann ist der Transport in sein Leben.

33. I Gut, eine andere Situation könnte ja sein, dass du zum Beispiel aus der Anamnese oder vielleicht auch einfach von Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient halt sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und vielleicht äußert er das halt auch immer wieder zwischendurch, dass er gar nicht weiß, ob das auch das Richtige für ihn ist, Therapie. Was machst du mit so einem Patienten?

34. E Also, ich gehe weich damit um, weil meine Erfahrung ist, dass viele Menschen auch erst 'mal gehen, weil es irgendwie nicht mehr geht oder weil die anderen sagen, was bei Suchtpatienten oft der Fall ist und das aber das eigene Erleben etwas verändert. Was ich immer auch gerne mache ist, dass ich mit Zielen arbeite, alle paar Sitzungen zu gucken, wie sieht es denn jetzt eigentlich aus, offen damit umgehe: "Ich hatte den Eindruck, dass das hier gar nicht ihr Ding ist. Was hat sich denn verändert? Wir haben jetzt 3 Sitzungen Dramatherapie gemacht. Wie geht es Ihnen da? Was ist passiert? Ist etwas passiert?" Und meistens ist es schon so, also wenn die Leute sich ein Stückchen einlassen. Wenn sich gar keiner einlässt, ist es in der Dramatherapie immer wunderbar zu sehen. Wenn jemand total blockiert, blockiert er. Dann passiert auch nichts aber dann ist es auch so offensichtlich, dann können wir auch direkt damit umgehen. Ich kann da direkt als Therapeutin mit umgehen.

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Wenn sich jemand dahin selbst und sagt: "Ich mache nichts," den schicke ich wieder raus. 35. I Hast du Vorgehensweisen womit Du deine Patienten besonders dabei unterstützen kannst, dass sie sich

wirklich auf ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse fokussieren können? 36. E Meine Erfahrung ist insgesamt, dass dieses sich auf eigene Wünsche und Bedürfnisse fokussieren, also die

Grundlage davon ist, es überhaupt zu spüren. Und das ist erst 'mal ein Riesenfeld, sich das zu erobern. Der nächste Schritt ist, dabei zu bleiben und sich nicht davon abbringen zu lassen. Aber der erste Schritt ist erst mal zu spüren. Meine Erfahrung ist, dass viele meiner Patienten das nicht wirklich können, weil es keine Ruhe und Zeit gibt und deswegen zum Beispiel arbeite ich immer mit Achtsamkeitsübungen. Weil das die Leute wirklich zu sich bringt, ein bisschen in Ruhe bringt um ein bisschen besser spüren zu können. Auf der spielerischen Art und Weise arbeite ich unheimlich gerne mit Wünschen und Fantasien. Also, zum Beispiel zu spielen, wo würde ich gerne mal sein, was würde ich gerne mal tun, wo würde ich gerne mal hin und da kommen die wildesten Sachen raus, die sind erst mal hier im Dramatherapieraum unabhängig von realistischer Umsetzung. Hinter jedem Wunsch, - ich hatte das letztlich bei einer Patientin mit dieser Ballonfahrt also in die Luft zu gehen und diesen Moment zu überwinden, sie hat Angst und hält sich sozusagen fast am Boden fest und dann mutig zu sein und in die Luft zu gehen und sich dem zu stellen da liegen so viel Themen drunter und deswegen arbeite ich gerne damit. Also das ist sozusagen diese Idee, oder ich möchte unheimlich gerne einmal nachts im Kaufhaus eingeschlossen werden und alles ausprobieren, was liegt eigentlich als Bedürfnis da drunter, das geht total gut mit diesem Weg

37. I Und wie gelingt es dir die Selbstverantwortung von den Patienten nochmal zu wecken, zu stärken? 38. E Also für mich ist das in vielen dramatherapeutischen Methoden einfach mit drin, weil, jemand sucht sich selber

seine Rolle aus, er gestaltet sie selber und er ist verantwortlich für die Improvisation. Das ist einfach so eine Stärkung zu wissen, ich habe jetzt diese Rolle, ich bin verantwortlich für diese Improvisation und meine Aufgabe ist, auf meine Impulse zu achten aber genauso die Impulse des Anderen anzunehmen. Und da drin, in vielen methodischen Schritten in der Dramatherapie wird das, also es ist einfach eine Methode, wo das immer wieder angeregt wird, weil ich muss letztendlich handeln. Wenn Stillstand bei mir ist, passiert eben nichts und es ist offensichtlich, dass nichts passiert. Also für den Anderen passiert eben auch nichts. Andererseits ist es natürlich so, dass es für den Patienten eine große Hürde ist, also sich zu überwinden, aktiv zu sein aber eben auch zu merken, ich bin auch derjenige, der hier etwas verändern kann, indem ich das so, so oder so spiele.

39. I Du hattest vorhin auch schon gesagt, dass die Frage ist, wenn jemand unsicher ist, was braucht der um das spielen zu können. Du hattest als ein Beispiel genannt, dass zum Beispiel noch eine zweite Rolle mitspielt. Kannst du noch so andere Beispiele nennen, was die Dramatherapie für Möglichkeiten hat um so Sicherheit zu geben?

40. E Also ich glaube, die Sicherheit erlangt jemand, wenn er gut darangeführt ist. Deswegen ist für mich grundsätzlich ein guter Aufbau von einer an Anwärmübung, wo diese Einzelschritte immer wieder gemacht werden, deswegen arbeite ich auch gerne mit Wiederholung, also in der Anwärmung, das sozusagen immer mehr Sicherheit kommt und eben auch so ein langsamer Schritt von einem an Statue bauen zur laufenden Szene. Also wir haben erst einmal nur eine Statue, da muss keiner spielen sondern es ist nur der Körperausdruck und der nächste Schritt ist, es gibt ein bisschen Bewegung und dann ist erst mal wieder Stopp. Und dann gibt es eine laufende Szene. Also das ist zum Beispiel für unsichere Leute eine gute Möglichkeit also ganz langsam so daran zu gehen und natürlich dieses jemanden an der Seite zu haben oder zu zweit etwas zu spielen, vor einigen sich auch zu zeigen. Deswegen arbeite ich auch sehr gerne mit Partnerübungen bei allen Verfahren wo es um angucken geht, weil das angucken ist ja auch etwas Schwieriges. Ich zeige etwas und fünf Leute gucken zu. Und wenn sie das zu zweit machen ist es oft, und das ist, was die Patienten beschreiben, dann deutlich leichter. Aber Erfahrung ist einfach, das Ganze so aufzubauen dass der Patient sagt: "Ah ja, am Dienstag, OK, wir haben auch erst das Bild gestellt, ah ja, dann wurde das angeklatscht, dann gibt es sozusagen eine kleine laufende Szene. OK, jetzt, heute ist das Ende offen, heute ist es, die ganze Improvisation."

41. I Also die Struktur dann auch deutlich zu machen? 42. E Genau, ja. 43. I Was natürlich auch häufig passiert sind einfach plötzlich auftauchenden Krisen, wo es dann auch dazu kommen

kann, dass ein Patient aus ganz unterschiedlichen Gründen die Therapie plötzlich abbrechen möchte. Was hast du dann für Möglichkeiten darauf zu reagieren?

44. E Also es gibt natürlich immer mal Situationen wo ein Patient sagt: "Ich kann heute an der Gruppe nicht teilnehmen, weil es mir so schlecht geht," und mein Versuch ist immer den Patienten in der Situation jetzt also nicht, es geht jetzt nicht um er will die Therapie abbrechen aber er ist einfach nicht gekommen weil es ihm so schlecht geht. Was ich sage ist: "Gut, also wenn es ihnen schlecht geht und sie legen sich ins Bett, ist es das was sie immer tun oder sonst irgendetwas trinken oder nehmen. Jetzt geht es darum in diesem Zustand zu gucken, sind sie dazu in der Lage in diesem Zustand ewas zu tun und selbst" und das ja die Eigenaktion, eine Stunde oder eineinhalb Stunden Dramatherapie zu machen, das ist ja eine Leistung und da versuche ich mit den Leuten zu gucken auch zu sagen: "Sie können hier so sein wie es ist." Also, man kann auch einfach mal nur Zuschauer sein und einen Teil mitmachen, und das finde dann auch schon viel, anstatt sich zurückzuziehen und sich wieder ins Bett zu legen. Wenn das einmal gelingt, ist meine Erfahrung, kann ich darauf zurück greifen. Es gibt natürlich auch Patienten, das erleben wir immer wieder, es gibt Leute, die kommen dreimal im Jahr zur qualifizierten Entgiftung und die kommen immer wieder und brechen es immer wieder ab. Ja. Das ist dann so. Dann können wir nichts mehr tun.

45. I Um das jetzt noch einmal auf den Punkt zu bringen, welche dramatherapeutischen Methoden zur Motivationsförderung oder auch -aufrechterhaltung kannst du benennen, die du besonders effektiv findest?

46. E Grundlegend ist für mich die Körperarbeit wichtig. Ich arbeite vielmehr mit dem Körper als mit dem Kopf. Das ist keine kognitiven Geschichte, die zwar auch in manchen Szenen dazu kommt, aber ich fange immer mit dem Körper an. D.h., der ganze Körper wird sozusagen aktiviert, es gibt diese Achtsamkeitsübungen und es gibt sehr viele Übungen, wo der Körper mit einbezogen wird, also zum Beispiel die Statuenarbeit mit Gefühl aber ich arbeite auch sehr gerne mit der Pantomime, weil ich möchte eigentlich, dass die Menschen lernen, dass der Körper der Freund ist und nicht der Feind. Das ist einfach für mich eine ziemliche Grundlage. Dann, Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen wie dieses Klatschspiel, was dann weitergeht auf "Ja - Nein", auf so zentrale Themen. Weil das ist auch letztendlich womit die Leute sich beschäftigen. Wenn ich da, sag' ich mal, den Fuß zwischen die Tür kriege und die merken:"Oh, ja, das hat ja was mit mir, das hat was mir zu tun, "Ja -Nein" hat was mit mir zu tun, das findet in meinem Leben, in mir statt", dann ist schon viel gewonnen und ich

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wechsel eben gerne zwischen, ich nenne das immer, dass es ein bisschen Kür und Pflicht. Pflicht ist tatsächlich, ich gucke mir knallhart mein Verhalten an, ich schaue mir das von außen an, ich versuche eine Verhaltensänderung und die Kür ist, ist wirklich Spielwiese, ich kann hier alles spielen und mich ausprobieren. Diese Mischung, die macht es eigentlich für mich, Motivation bedeutet für mich, dass der Mensch an einer Stelle, ich sage wirklich, Lust und auch die Idee bekommt: "Es lohnt sich etwas zu verändern." Ich will es ihm, wie soll ich sagen, schmackhaft machen, also ich meine es so wie, er muss ja Arbeit tun, ich kann ihn nur etwas bieten, wo er sagt: "Ja, es lohnt sich." Es lohnt sich auch wieder Gefühle zu fühlen. - Ist das deutlich genug?

47. I Ja, das finde ich schon. Wir haben jetzt viel über deine Vorgehensweisen geredet, das hast du ja jetzt deutlich beschrieben. Hast Du auch irgend eine Idee im Zusammenhang mit diesen Sachen, was machst, was so die Wirkmechanismen dabei sind oder die Wirkfaktoren? Warum wirkt das, was Du machst, was die Dramatherapie macht?

48. E Also der Wirkfaktor, wenn ich ganz außen anfange, dann fange ich an und sage, der Wirkfaktor ist, dass es einen Raum gibt, wo Kontakt und Beziehung gestaltet wird zwischen mir und dem Patienten und den Patienten innerhalb der Gruppe das ist sozusagen der Boden. Ja also, dass erst mal wirklich vertrauen da ist, dass Menschen sich öffnen und zeigen können und die Schritte getan werden können. Dieser Punkt, wir schützen sozusagen unser Ich über eine Rolle und zeigen eben etwas von uns in der Rolle. Das ist für mich einer der wichtigsten Wirkmechanismen in der Dramatherapie. Wo wir auch immer wieder drüber sprechen in der Gruppe, weil ich zum Beispiel Patienten habe, die sagen: "Ich habe mein Leben lang eine Rolle gespielt und jetzt soll ich hier auch wieder eine Rolle spielen" und die aber nach ein paar Mal Dramatherapie entdecken: "Oh, ja, ich entdecke mich selber." Und es gibt eben diese Möglichkeit, unter dem Schutz der Rolle diesen nicht tolerierten Gefühl einfach Raum und Platz zu geben aber, das finde ich im nächsten Schritt wichtig, nicht nur erst mal auszuprobieren sondern auch wirklich einen Umgang damit zu finden, zu erleben, ich sterbe nicht davon Wut zu fühlen. Ich habe auch irgendwie eine Möglichkeit das zu händeln. Also das ist für mich zum Beispiel ein ganz wichtiger Wirkungsmechanismus in der Dramatherapie, also wirklich die Arbeit an den Gefühlen in den Rollen und eben auch, vieles ist ja geprägt von: "Das darf man, das darf man nicht" und hier gibt es für einen Moment auch etwas, wo Dinge getan werden dürfen im Spiel, die sonst nicht toleriert sind. Weil, man muss sich im Benehmen, man darf nicht über Grenzen gehen, man darf nicht unverschämt sein und all diese ganzen Sachen. Man darf nicht neidisch sein oder auch solche Gefühle wie Scham und Schuld, die dürfen sich hier zeigen. Und das ist für mich einer der wichtigsten Punkte in der Dramatherapie, eigentlich.

49. I Gut. Wir sind auch schon dann bei der letzten Frage angekommen und zwar: Gibt es noch etwas, was jetzt deiner Meinung nach noch nicht zur Sprache kam oder, was du denkst, was noch wichtig ist?

50. E Ich arbeite gerne auch zum Beispiel in Kontaktübungen mit Materialien, zum Beispiel arbeite ich sehr gerne mit Stäben, dass zum Beispiel ein Stab in der Länge eines Besenstiels die Verbindung ist zwischen zwei Menschen und der Stab wird gehalten eben über die Hand und der ganze Raum ist frei und es ist Impulsarbeit, es wird nicht gesprochen, man muss sich auch nicht dabei angucken sondern es geht über diesen Impuls, der über diesen Stab geschickt wird und die Aufgabe ist, erst 'mal nur wahrzunehmen und da sind wir sozusagen bei dem Boden angelangt, also Thema, eigene Bedürfnisse und Gefühle spüren oder dass sich das da festhält, zu spüren : "Will ich eigentlich den Impuls geben, also möchte ich führen oder möchte ich geführt werden?" Das erste ist immer, es gibt nicht richtig oder falsch sondern wahrzunehmen, was ich im Moment will und wenn ich nur geführt werden will ist es genauso in Ordnung wie, ich möchte meinen Partner hier durch die Gegend schieben. Und dann gibt es darüber einen Austausch, der nächste Schritt ist nämlich Fremdwahrnehmung und Eigenwahrnehmung. Wenn ich sage: "Ich hatte das Gefühl, Du hast nur geführt" und der andere sagt: "Ich hatte das Gefühl, nur du hast geführt", dann sind wir genau bei diesem Punkt "Wie fühle ich es? Aber was nimmt der Andere von mir eigentlich wahr?" Das etwas, das finde ich sehr, sehr sinnvoll und da mag ich gerne solche Übungen im Raum, zum Beispiel mit diesen Stab. Ich habe auch ein großes Bewegungstuch mit dem ich sehr gerne arbeite. Das ist Bademodenstoff, 10 Meter, zusammengeknotet, und da können bis zu zwölf Leute in der Gruppe sich rein stellen und da mache ich zum Beispiel ein ganzes Anwärmprogramm mit.

51. I Wie so eine große Schlinge dann eigentlich? 52. E Das ist wie eine große Schlinge und es ist im Grunde genommen ein Meter zwanzig breit und so wenn ich das

auseinander nehme, man sich mit dem Rücken da reinhängen kann und die Arbeit ist eigentlich, wie viel kann ich in dieses Tuch in der Gruppe im Kreis abgeben und wo kontrolliere ich für mich auch immer? Ich kann, wenn mir das unangenehm ist auch nur stehen oder ich kann mich mehr reinfallen lassen. Wie ist es, wenn ich mich mit dem Rücken reinfallen lasse, wie ist es, wenn ich mich mit dem Vorderen reinfallen lasse? Es ist eine ganz stark stärkende Arbeit in der Gruppe. Es ist wirklich vertrauensbildend, auf so eine Art und Weise, es geht wirklich nur um Körper. Da geht es nicht um Verwandlung oder Spiel, es geht um mich, wie fühle ich mich in diesem Kreis, wie viel kann ich abgeben, weil, natürlich, je nach dem, wer wo steht, dass sofort unmittelbar Wirkung hat auf diesen Kreis. D.h., die Gruppe ist natürlich auch voneinander abhängig. Das ist eine ziemlich intensive Arbeit, wo die Leute auch sehr gut sehen können: "Au ja, jetzt traue ich mich einfach mehr, mich in dieses Tuch auch reingeben zu können".

53. I Wahrscheinlich verändert sich der Kreis dann auch ständig auch von der Form her, der bleibt ja nicht rund, oder? 53. E Wobei, wenn sich jeder ein bisschen rein gibt, dann ist es tatsächlich so, sozusagen ein stabiler Kreis, jeder gibt

sich sozusagen ein bisschen ab und es gleicht sich aus, wenn der eine nicht so viel abgibt. Und dann gibt es eben auch ein so einen Moment, wo es darum geht, als Botschaft: "Finde einen Stand jetzt im Kreis in diesem Tuch, wo du dich wohl fühlst". Wenn es nur ein kurzer Moment ist, hat dieser Moment wieder etwas mit Eigenaktivität zu tun. Weil ich muss meine Körperballance so machen und ich muss finden: "Oh, nein, wenn ich mich so viel rein hänge, dann fühle ich mich unsicher". Oder zu merken,: "Oh, ich kann mich ja doch ein bisschen mehr fallen lassen, weil das Tuch mich hält, in meinem Rücken und es ist wirklich so, ich werde gehalten, aber ich selber kann es bestimmen ". Da ist wieder so beides drin. Und natürlich diese Themen, was Abgrenzung angeht, was ja auch bei Suchtpatienten ein starkes Dingen ist, dass ich das in allen Improvisationen immer gerne einbaue, wie, was weiß ich, die Haustür ist auf und zu, jemand klingelt, das sind alles so diese Improvisationssachen die man ausbauen kann, wo dann oft auch persönliche Themen kommen. Also, diese Haustür steht für was, irgendjemand will etwas von mir und da kann jemand sich auch gut wiederfinden. Der klingelt im übertragenen Sinne an meiner Haustür und ich kann nicht "Nein" sagen.

54. I Also verschiedene kurze Improvisationsszenen zum Thema Abgrenzung? 55. E Genau und dann auch ein bisschen zu gucken, da finde ich einfach die Gruppenarbeit unglaublich gut. Meine

Erfahrung ist, dass die Patienten untereinander sehr gut ihre Themen finden, dass die sich dann verwandeln, bei demjenigen als Schwiegermutter klingeln oder als Exfreund und dem auf die Bude rücken. Ja, da sind die sehr

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gut miteinander und fordern sich auch. Das ist auch meine Aufgabe, so ein Klima zu schaffen, dass das kommt, dass sie sich untereinander auch fordern, also wirklich in so einen Arbeitsmodus zusammen reingehen.

56. I OK. Ich danke dir dann für das Interview. 57. E Es war mir ein Vergnügen. Transkript DT5 1. I Ja, also freut mich, dass du dich für das Interview bereit erklärt hast und wie du ja weißt, geht’s um das Thema

Motivation und meine erste Frage ist: wie sieht deine Lieblingsmethode aus, um die Therapiemotivation deiner Patienten am Anfang der Therapie zu wecken?

2. E ------- Also da gibt’s en kleiner Übungsaufbau und das Schönste und Motivationsförderndste ist im Kreis stehen am Anfang und dann macht eine Person eine Bewegung vor und die kann so klein wie irgend nur möglich sein und dann im zweiten Schritt machen alle andern die nach, der nächste und so weiter. Ja und das Schöne is an der Übung und fördert die Motivation nämlich wenn man. auch kein Bock hat und zum Beispiel Stinkefinger zeigt oder irgendwie ne blöde Grimasse zieht, machen alle nach und das regt einfach an, zum Lachen. Im Sinne von Spiegeln, weil es zum Spiegeln kommt und eine natürlich Reaktion des Menschen ist. Und meistens ist es dann schon bisschen aufgelockert --- und dann die zweite Übung, die ich dran anschließe, also die jetzt heut nenne, da gibt’s dann ganz ganz viele, aber ist zum Beispiel tatsächlich so ein einfaches Ding wie Ballon --- hin- und herschieben in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und das find ich als zweite Staffelung von Motivation wichtig, weil das auch so von oh jetzt machen wir Kinderspiele und so einen Blödsinn ------ aber dann da is en ganz starker Konkurrenzgedanke drin, da gibt’s ne Klausel, da darf man den Ballon nich auffen Boden fallen lassen und dann kommt plötzlich en zweiter dazu und darf man nur die Finger oder en Knie benutzen und so weiter und so fort und das wird immer schwieriger und grade bei Suchtpatienten die sich schnell stark überschätzen, ist der dritte Ballon schon --- also so ---- so witzig, dass man da die Regel ständig überschr, also man verliert eigentlich ständig und das muss daher auf zwei reduzieren muss.

3. I Gut. Dass man die nur einmal machen darf, is wichtig. 4. E ..... Also …………………… anders erinnern. ---- Ah ja, das is, man muss genau drauf achten, es gibt so Übungen

bei Gruppen, die gefallen denen immer wieder und dann kann man sie fast ritualisieren. Wenn man merkt, die wecken zuviel Widerstand auf, dann is es gut zu wechseln.

5. I Ok. Und was tust du, um die Motivation deiner Patienten sich mit sich selbst auseinander zu setzen, möglichst über den gesamten Verlauf der Therapie aufrecht zu halten?

6. E --- Also ich biete ihnen - auf jeden Fall immer an, dass sie in den verschiedenen Funktionen sich zurechtfinden können von Theatertherapie, also so – als -----Spieler, aber dass sie auch selbst entscheiden können, ob sie lieber Zuschauer sind oder ganz kritisch auf das Spiel von andern gucken als Kritiker oder Bühnenbildner, sie helfen dann, das, die kleine Bühne aufzubauen oder eben, dass sie Erfinder der Geschichte sind, also das, da mach ich sie immer wieder aufmerksam, es gibt gibt eben auch die Möglichkeit, dass sie da, also auch gu oder einfach nur gucken is ne Funktion und dass sie sich mit sich selbst auseinandersetzen, dass ich sie dann als Zuschauer auch frag, wenn sie zugeschaut haben, was ihnen aufgefallen ist.

7. I Ok. Und inwieweit spielt das deiner Meinung nach auch ne Rolle, inwieweit du die Patienten auch aufklärst über Sinn und Ziel einer solchen Methode oder Vorgehensweise?

8. E Oh ja, das is eigentlich, da ja aber das nicht schon beim ersten mal, ne. So sukzessiv. Is ja relativ einfach, also so ------- das macht ja auch grad Dramatherapie so klasse, dass man eben sagt, es gibt wirklich so rezeptive Funktionen, dass man einfach ma da hockt oder man hat irgend nen Satz gesagt und plötzlich ist das ein Gegenstand der Geschichte, erzählt en blöden Witz, man spielt den plötzlich, man hat garnit gewusst, dass man Autor von ner Geschichte is. Und dann erzähl ich ihnen einfach, das Leben besteht ständig zum Beispiel aus Narrationen, Geschichten, Symbolen und das wird nix nix anderes als sowas zum Beispiel Autor sein und das mal, wenn man in Aktion kommt, automatisch eigentlich wie im echten Leben, ja irgend ne Position plötzlich hat, also ne Rolle einnimmt, die man im echten Leben ja auch hat, immer, egal und dass die hier nur explizit is und jetzt kann ich die ganzen Fraktio Funktionen so runterrasseln und bei Sucht find ich immer, die wollen immer ganz konkret und handfest und die meisten sind doch sehr verhaltenstherapeutisch orientiert und das man sagt, hier kann man wirklich üben wie im Labor und man darf hier zu zu Kunsttherapie zu Kunsttherapie wozu Kunst und eben Theaterkunst auch gehört dazu, dass einfach experimentiert wird und dass man scheitern kann, dass das Scheitern eigentlich sogar gewollt is, dass sogar en Stilmittel des Scheiterns, also wo das Scheitern gewünscht is bei der Clownerie und dass man hier einfach drauflos machen kann, dass alles ersma gut is.

9. I Und inwiefern spielt dann auch an der Stelle mit Zusammenhang mit der Motivation eine Rolle, dass du dich auch mit Gefühlen der Patienten dann auseinandersetzt?

10. E Ja, das is aber jetzt ziemlich schwierig. Das bau ich hier ganz einfach auf, also dass man so erst überhaupt mal Emotionen erkennt, wenn man die vorspielt und macht und dann sehr übertrieben wie in der Commedia dell’arte, dass ich Clownerien - und also überhaupt mal erst Erkennungsprogramm einschalten und --- erstmal zum Beispiel ---- Spiel, durch verschiedene Emotionen gehen, das darf sehr plakativ sein, also eigentlich total übertrieben und also jetzt komm ich wieder auf Methoden. Aber dass so, um die Frage zu beantworten, eigentlich ersma so wirklich so an der von außen nach innen, auf jeden Fall, wenn du’s so willst. Also alles Theatertechniken, die --- die fördern, dass du von außen nach innen gehst und auch nit zugeben musst, ob du das Gefühl jetzt echt hast oder nicht.

11. I Ja. Und kannst du davon ne konkretes Beispiel von nennen, wie das dann aussieht im Spiel? 12. E Also zum Beispiel ist erstmal so ne Grundübung wäre Nachahmung. Zum Beispiel --- heiteres Gefühleraten, also

wie sonst Beruferaten, also Pantomimespiel. Pantomime - sonst zum Beispiel Gesichter verziehen oder eben auch in ner Statue stehn, also übertrieben traurig sein, übertrieben froh sein, übertrieben, also, was man von Smilys eben kennt oder von Fernseh und Plakaten - und das total übertreibt. Und die nächste näher dran wär dann wär dann eben die Körperhaltung auch einnehmen, das is ja dann statuisch, ne. Und dann auch ne, wenn man dann tiefer gehen will, wär ne Möglichkeit um ne Geschichte, um Gefühl herum zu erfinden oder mitzubringen. Und die dann auch tatsächlich zu spielen -- Das Schöne is find ich dann, dass man einfach sagen kann, es darf total gespielt sein, du musst hier erstma nit fühlen. ---- Ja klar kann - Sucht, is unwahrscheinlich schwer überhaupt ans Gefühl ranzukommen und sind oft totale Überforderungen, das habe ich am Anfang ja schon gesagt.

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13. I Ja. Und inwieweit motivierst du die Patienten zur Reflexion eigener Verhaltensweisen und Veränderungen von denselben?

14. E Also im Spiel - hab ich ja den Kritiker schon erwähnt, also der der nicht nur Zuschauer is, sondern der auch beurteilend guckt im Sinne von ich hab n bestimmtes Wissen über Theater und teil das später dann mit den Schauspielern und oder Regisseuren und so weiter - und das machen wir tatsächlich auch im Sinn so wie fanden Sie das Spiel, ganz erstma ganz einfach und dann mach ich ein Interview, meistens, ganz klein so wie viel Raum wurde benutzt? wieviel Anteil hat ein Spieler gehabt? was für Positionen hat er genommen? --- ja, so also eigentlich so die die Theaterfunktionen benennen. Aber das das klingt jetzt sehr akademisch und toll. Das sind oft so ganz kleine Fragen. So, ham Sie gemerkt, dass Sie aufgestanden sind? Also ich mach jetzt ma paar Beispiele, dass man das irgendwie nit falsch versteht, ne. Sonst klingt das so hochtrabend. So --- ham Sie gemerkt, sie wollten heut nur Zuschauer sein und Sie waren dann sind in die Roll, in zum Beispiel auf die Bühne gekommen und haben dort den Vogel gespielt. Und dann ja und das hat mir unwahrscheinlich gut gefallen, das hat mir, ja das war eine Hilfsfunktion. Also so was zum Beispiel oder jemand anders sagt ja ich fühlte mich am Anfang beim Blitzlicht so schrecklich gar nicht so wohl und sie haben alle echt gelacht, also sie haben einmal gelacht im Spiel. Im Spiel, also so so kleine Sachen sind das. Was was ich davor gesagt hab, klingt so. Lacht Das is oft ganz klein ...

15. I Und dieser Kritiker, ist das dann ne Rolle, die du übernimmst oder übernehmen die auch die Patienten? 16. E Auch die Patienten. Also ich, durch Interview kann man dazu anraten und dadurch, dass der Therapeut dann die

Moderation hat, kann man auch ne Negativkritik von Patienten, was natürlich auch passiert, ne, öhh ich fühl mich ziemlich blöd und wo, kann man auch noch mal intervenieren ja. Dass sie nicht sagen nee das stimmt nicht, sondern das in anderes Licht setzt.

17. I Ja ok. Ok und welche Methoden und Interventionen wendest du an, um die Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuregen?

18.

E

------- Denkpause Unterbrechung Ja, das is also am Anfang garnicht möglich. Also bei mir zumindest ----- es kommt natürlich drauf an, es kommt auf die Sucht an, ne. Is ganz unterschiedlich. --- Also in der Suchtforensik zum Beispiel --- wo viele Canna, also eher so harte Drogen abhängig waren, da ist das eher möglich, als bei Alkoholkranken zum Beispiel. Also meine Erfahrungen, ne. --- Also kommts nochma drauf an und das nenn ich ma, also weil Suchtforensik da war das eher sogar gewünscht, aber weil da en bestimmter Druck, glaub ich, auch dahintersteht. Die haben nur anderthalb Jahre, aber die wollen unbedingt diese Zeit nutzen, um en gutes Bild von sich abzugeben, damit se eben --- naja also um en gutes Gutachten bekommen, ne. Vielleicht Strafmilderung ………………….. nur anderthalb Jahre da - im Maßregelvollzug und die sind eher sind ziemlich jung oft, ne, also eher jüngeres Kaliber und sind auch darin echt nämlich echt dehnbarer und lang noch nicht so abgebaut wie so ältere Alkoholiker --- aber da hatt ich immer das Gefühl, dass diese, also grade weil das so von außen gewollt is, dass das sich verändert, das is so ne Art ich änder mich jetzt ma, aber ich glaub, im Innern tun die sich nich verändern. Das, also das is mehr so en Vermuten. Gut, zeigt natürlich auch ein bisschen auch die Statistik natürlich so her, aber - da war eher Konfrontieren sogar gewünscht. Und dann aber meist so in Rollen, also welche Rollen wählen die? Wie spielen die die Rollen? Das kann man genau beschreiben, ne. Und ich habs dann mit Zuhilfenahme, also was ich dann noch mache, is eigentlich mein Wissen über Charakterstrukturen und lass das dann, erklär es denen überhaupt nich, aber mein Hintergrundwissen und dann lass ich das über die Rollen einfließen, also ersma zum Erkennen, ne. Ham se gemerkt, dass sie – eigentlich immer nur der Ja-Sager waren? Also in Theatersprache, wie zum Beispiel jetzt das is recht dünn, ne, der Ja-Sager waren. Oder dass sie die Nein-Rollen immer genommen haben? Als Oppositionsrollen, also ich versuch das dann zu umschreiben, und zwar so, dass dass man das deutlich erkennen kann aus dem Spiel heraus, also ich mach keine Charakteranalyse gar nich, sondern ich mach so ne Art Rollenanalyse auf en bestimmten Aspekt wie zum Beispiel Abhängigkeit und dann kommen die meist sagen ja was müsst ich denn dann machen? ja konfrontieren zum Beispiel. Ja mit was denn? Ja, so wie Sie sich echt fühlen und dann werden die oft sogar auch stutzig, also weil sie dann merken, in der Rolle selbst --- ups ich trau mich eigentlich gar nich genau zu sagen, wie es mir geht. Das geht mir eigentlich fast immer so. Passen sich dadurch wahnsinnig an an den andern oder machen sich abhängig. Also echt im Spiel, also im nit im Spiel sondern eher durch die Analyse vom Spiel über bestimmte Rollenbeschreibungen.

19 I Und sind das dann eher realistische Alltagsrollen, also dass Situationen nachgespielt werden oder mehr fiktive Rollen?

20 E Na am Anfang eher fiktiv, nachher eher realistisch nach dem Vertrauen, da wollen die dann, also wenn die merken hups ich kann ja spielen und das macht ja mehr Spaß und das is ersma garnich so gefährlich, dann ham die oft auch den Wunsch, echte Situationen zu spielen, ne. Und dann is es oft viel für die auch --- dichter am Alltag aber auch sehr dicht an ihnen selbst dran. Und dann kommt erst die Konfrontationsphase. Das is so en Aufbauen.

21 I Ok. Und inwieweit spielt das Thema der – der Abstinenz da dann auch ne Rolle? Hat das einen konkreten Platz, wird das konkret benannt?

22 E Ach ja, also da, das kommt aufs Setting an. Wenn das gewünscht is, abstinenz, kommt das ganz oft vor. Kommt aufen aufen Haupttherapeuten an, das merkt man so, wenn sonst eher also --- zumindest jetzt die letzten Jahre hat man gemerkt, dass es, die Suchtbehandlung geht über lange Jahre der Phasen und geht aus’m Krankenhaus, fällt wieder, kommt wieder zurück und man baut einfach immer mehr so die Ressourcen überhaupt von dem Patient auf, also man sieht nich mehr ne Behandlung in sich geschlossen sondern eigentlich über ganze Lebensspannen. Und dadurch find ich das auch, find ich diese --- Suchtbehandlung immer angenehmer werden, weil man jetzt selbst als Therapeut nich mehr so den Druck hat, jetzt muss der unbedingt mit diesen acht Wochen, sechs Monaten, zwölf Monaten geheilt sein, ne. Und von daher spielt das eigentlich, dass man mit so nem, wie gesagt so ja wir wollen die größtmögliche Unterstützung in dieser Zeit wo er jetzt da is geben, damit er immer mehr über sein Leben lang aufbaut, wie is es ohne Drogen, also ohne Drogen zu leben, ohne Suchtmittel, ohne Suchtmittel. Und das find ich eher sehr entspannt, auch für die ganze Behandlung, also so für die ganze Behandlungsphilosophie, ist ja erst 2005, oder so, dass sich das durchgesetzt hat und das so auf die Abstinenz garnich so en riesen Druck legen muss, sondern eher so wir bauen ganz viel auf, da is ja grad

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dann die Theatertherapie ganz stark, wir bauen erst mal die Ressourcen auf und die Abstinenzfrage is ma garnich so, spielt garnich so ne große Rolle, außer wenn jemand kurz vor der Entlassung is, dann is ganz oft der Wunsch und auch der Druck dann von den andern gewesen, ja probier ma aus, wie is es, wenn du in also suchtverdächtiges Milieu wieder zurück kommst, wie is es, wenn du was angeboten bekommst, also wie gehsse damit um und dann hab ich dann aber immer auch ganz klar deutlich gesagt, das is jetzt wenn man da echt drin is, nomma ganz anders, das Beste is ersma überhaupt, das zu vermeiden in so ne Situation zu kommen und dies spielen hat glaub ich wenig Zweck, gerne mach ich’s trotzdem. Also es gibt so ne Untersuchung, dass wenn man ins Milieu zurück kommt, dann kann man sich kaum wehren.

23 I Ok. Und hast du bestimmte dramatherapeutische Methoden, um dich mit Ambivalenzen von Patienten auch bezüglich ihrer Sucht auseinander zu setzen?

24 E ------------- Die Frage hab ich mir noch nie gestellt. Ambivalenzen, also das is, also die Frage is jetzt für mich neu, also die hab ich mir selbst noch nie gestellt, aber ich kann natürlich was dazu sagen, weil Ambivalenz is ja ständig da, also im Verhalten, ne, und das das is eher so ständig ansprechen. Also, das is manchmal auch total witzig, also was der Körper erzählt was ganz anderes als dann die Person sagt. Oder was ich eben schon, hab ich ja schon einen genannt, dass er sagt, oh nein ich spiel nich, ne und spielt plötzlich jemand oder lacht ganz viel, ne. Und das sprech ich dann, also sprech ich an, aber so mit den Ambivalenzen is mehr später damit konfrontieren. Dass dass man eben halt damit ständig mit diesen Ambivalenzen konfrontier, ich habs noch nie ohne dem Stichwort Ambivalenz gesehen, fällt mir grade auf.

25 I Also dann mehr meinst du so im Sinne von, dass du dich noch mal in der Reflexion dann darauf beziehst und das dadurch dann noch mal verstärkst und aufgreifst?

26 E Ja genau und zum Beispiel, wenn jemand tatsächlich merkt, langsam kommt er dahinter, was für en Gefühl dieses Leere und dieses wahnsinnige --- ich weiß garnicht, was wie es mir geht und was was in mir passiert und was man durch Alkohol oder und Drogen und und Drogen versucht, zu kompensieren, wenn man da näher dran kommt, dann kommt ja meistens tiefe Trauer und und Schrecken und und allein gelassen und dann kommt ja erst so die ganze was ganze Persönlichkeitsstruktur nach draußen und da --- das is ja dann schon ne wahnsinnige Konfrontation, dass man nich immer agiert und dann das Mittel, was einen schädigt und was vermeiden, wo man eigentlich nie hinkommen möchte.

27 E Und das natürlich so, dass dass wenn du das mit Ambivalenzen meinst, dann tu ich das auch. 28 I Ja. Ich mein, das sind jetzt natürlich auch, was du ansprichst, sind auch so Konsummotive so en bisschen, ne,

hast du da auch was dramatherapeutisches, wie du damit umgehst? 29 E Ja, also da gibt’s ------ das eher durch wirklich Stille, also dass man zum Beispiel sagt, die erfinden ne

Geschichte und dass man erst mal en paar Minuten ganz still is. Und das is schon oft ne große Überforderung. Ich denk man merkt das daran, man muss genau sagen, wieviel Minuten und dann lass ich die am Besten auf die Uhr gucken dabei und sag so jetzt vier Minuten - weil je mehr Stille, umso schrecklicher wird’s. Und das andere zum Beispiel ------ es gibt Methoden, geleitete Fantasie wo ganz viel Ruhe drin vorkommt, - dass man jemand in den Wald führt und es is dunkel und beschreib da ma oder beschreib ma en schwarzes also en weißes Blatt Papier, was dadrauf is, das sind so Methoden, wo man irgendwie dann merkt, dass sie inner Analogie von ups jetzt wird’s mir mulmig oder was is, wenn sie nach Hause kommen nach em Schwimmfest und sie sind alleine, oder dieses Sonntagnachmittagsloch. Oder nachem Feiern, nachem Urlaub das Loch. Da haben viele echt Angst. Also überhaupt alleine zu sein inner Wohnung is löst ganz schwer Angst aus. Und dann darein zu finden und sagen so was was wünschen Sie sich jetzt? Also geleitete Fantasie oder daraus Geschichten entwickeln.

30 I Ja, also über geleitete Fantasie sozusagen in diesen in diese Situation zu führen, dass dass sozusagen der Druck entstehen könnte, der Wunsch entstehen könnte jetzt zu trinken an der Stelle und dann an der Stelle erstma zu bleiben und damit dann weiter zu arbeiten.

31 E Genau zu gucken was für Bilder entstehen dann? Was für Gefühle entstehen dann? und manchmal wollen, die dann auch schon echt spielen. Also echt so wir komm nach Hause und so – und dann fangen die an, zu erzählen und dann aber dann von ner vom Regiestuhl aus sie zu fragen, „ja erzählen Sie ruhig weiter, was würden Sie jetzt machen?“ „Ich würd mir am Liebsten meine Freundin zu mir wünschen.“ „Okay, die ist jetzt nicht hier also wie weiter?“ Und so weiter und so fort. „Ja dann ruf ich sie an“. Also all diese Schritte, um die das allein zu vermeiden, zu auch zu begleiten. Sagen „ja okay, dann rufen sie sie jetzt mal an“. „Gut - sie ist nich da“. „Jetzt?“ „Ja dann geh ich jetzt zu ihr hin“ „ja sie wissen, sie ist ja nicht da - wo ist sie denn?“, Und dann zu merken, ja wie wie dann zu beschreiben, ham ses gemerkt, wie verzweifelt sie waren, dass sie alle Möglichkeiten gesucht haben, um irgendwie Kontakt mit jemand anderem zu kriegen aber sie konnten echt nicht alleine sein.

32 I Ok. Also jetzt ham wer ja über verschiedene Methoden auch wirklich da ging es um die Aufrechterhaltung halt auch so von der Motivation gesprochen, jetzt hab ich nochmal drei verschiedene Beispiele und du muss ma gucken inwiefern das auch passt dann im Zusammenhang mit der Forensik --- wenn du dir einen atienten vorstellst, der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen überhaupt nicht verändern möchte, was machst du dann mit dem?

33 E

----------- Ja es kommt drauf an. Also wenn der wirklich nich will, dann frag ich ihn, ob das günstig is, dass er bleibt, weil er dann en Therapieplatz für en andern, der will, blockiert. Das hab ich auch schon öfters gemacht, die ham auch öfters nein gesagt, also kamen nich mehr. Das zweite is, dass sie das ja so, wenn sie noch en Funken davon haben, dann dürfen sie als Zuschauer auch bleiben und beurteilen, ob das für sie gut is oder nich oder ob das ne Form des Widerstands is. Also schon en Versuch, sie so nochma zu konfrontieren, ne. Sie sagen von ja das das zum Beispiel „das ist a la Freud der Widerstand, gucken se sich das nochma an.“ Und wenn dem so ist, kann man ihnen helfen. Und wenn sie total blockieren am Widerstand, dann geht das nich. Das ist dann relativ konfrontierend.

34 I Ok. Und dann mehr im Gespräch oder auch im, gibt’s auch ne Spielform oder was dramatherapeutisches? 35 E Es gibt na Ja- Nein-Sager, ne. Das is dann schon, wenn er da en Funken davon hat, also wenn er en Funken

überhat zum Mitspielen, das man eben dieses Ja-Nein-Spiel, ne. „Ja“ so auf alles Nein sagen und im andern alles Ja.

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36 I Ok. Also wie so en Dialog dann das Spielen, das einer darf nur ja sagen und der andre darf nur nein sagen. 37 E Genau. Oder --- einfach spielen --- wilder Jugendlicher. Also so die Motzhaltung so inner Gruppe und da is auch

einer drin, also der den Widerstand total spielen darf. Also es gibt, oder du kannst dann da so aufem Schiff is er dann der motzende Kapitän, der alles irgendwie immer - oder der Steuermann oder Kapitän, also so wie man sagt ja - und alle andern Analogiespiele von Ja und Nein. All dieses „öh, is doch alles Scheiße hier!“ Oder so oder so, - so was in der Art.

38 I Ja. Also das er das richtig ausspielt, einfach da rein geht? 39 E Wenn er da Spaß dran hat, dann sag ich ja können se nicht überlegen -. Das wär die vierte Variation, dass man

ihn en bisschen lockt. Wenn jemand total weigert, das is ja ok. Dann is er noch nich so weit.

40 I Ok. Also eine andere Situation: Es könnte vorkommen, dass du aus der Anamnese oder Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und dass er selber immer wieder äußert, dass er eigentlich keine, also nich so wirklich weiß, ob Therapie das Richtige für ihn ist. Gibt’s da was dramatherapeutisches, um darauf zu reagieren damit umzugehen?

41 E Das is ja relativ einfach, ja. Also wenn --- wir das zur Kenntnis nehmen, sagen wir ein Gefühl, dass er von außen geschickt werden, ist die gleiche Antwort wieder, gucken Sie sich das mal an, dreimal, wie das für Sie is, aber dann in den dreimal bitt ich Sie auf jeden Fall mitzumachen und erklär gleichzeitig, dann schock ich ihn, is erstmal Shocking, aber dass er dann eben diese Zuschauerfunktion gibt. Und darin sie ihn auch oder sie befrage, ne. Und dann würd ich en paar Spiele anbieten, also wo wo er oder sie mitmachen kann und wo sie dann wirklich so die diese Wirkung von Theatertherapie oder Dramatherapie erfahren können, ne. Und das wär zum Beispiel das das Entenspiel, wirklich wo man ernsthaft lachen kann, ein Spiel wo es ganz viel Auswirkung gibt, also dass zum Beispiel die Person ne Geschichte erzählt, die andern spielen so ooh und auf jeden Fall auch en Spiel wo es --- der die Person dadran echt selbst dran betei also echt spielt auch, Zum Beispiel als Regisseur oder als Autor, wo man dann nachher beschreiben kann, was passiert is, also wo ne Wandlung drin is. Das is auf jeden Fall so, dass man so drei Möglichkeiten beim Ersten mit dem herzhaft lachen, dass man, is so dieses Aufwärmspiel oder dass man was vormacht, alle anderen machen nach, also es kann auch en Warmingup sein. Zweitens ja dass man Autor is und das wird gespielt, also was für ne Auswirkung hat, wenn man was sagt, also dieses wow, also diese Selbstwirksamkeit, ne. Ich sag was und dann passiert’s. Und das Dritte is, dass man im Spiel was macht und --- du willst ja immer konkrete Beispiele, dass man im Spiel was macht, zum Beispiel mir mir gefällt was nich und ich äußer das ganz klar. Zum Beispiel inner Schule, Schulhof, als Kind, was dann, je jünger umso besser, weiter von alten Personen weg. Und sag ich möchte das nich, dass du das von mir nimmst sonst bin ich echt böse auf dich. Und der andre sagt oh sorry sorry sorry, also das im Spiel und dann ham ses gesehn, sie warn böse, sie ham was geäußert und is auch noch passiert. Also das nur diese drei Schritte, das mein ich damit.

42 I Ok. Gut - und gibt es etwas, wo du, ja auch nochmal dramatherapeutisch konkret auch darauf hin arbeitest, dass die Patienten sich mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinandersetzen?

43 E Ja, das hab ich ja schon gesagt. Das is sogar ziemlich wichtig, ne. --- Also, dies diese Leere erfahren, is ja schon en ganz stark sich auseinandersetzen mit all den Bedürfnissen und Gefühlen und dann bin ich natürlich, na en bisschen so mit meinem Theologenherz auch scharf drauf, also so diese Leere, was is, wenn man Leere erfährt? Also wenn man echt bedürftig is, wo ma sich richtig schlech, also alleine schlecht fühlt, aber nit körperlich sondern psychisch, im Sinne von ooh, ich hätt so gern - also Sehnsucht, Verlangen. Ich möcht nach was anderm. Und da gibt’s ganz schöne Spiele für diese die sehr geschickt sind, hab ich eben schon beschrieben, ne. Das find ich ganz wesentlich sogar, also dann merkt man auch, wie weit wie man noch gehen kann, wenn man noch so dehnbar is, dass man in den Raum kommt oder nit.

44 I Ja. Und das Beispiel war ja vorhin auch, dass dass ne so im Raum steht, dass von Außenstehenden stark darauf eingewirkt wurde, dass diese Therapie durchgeführt wird. Gibt es auch ne Herangehensweise, dass du dann auch dich mit diesen Außenstehenden, also dass du die sozusagen mit einbeziehst in die Therapie, nicht dass die Personen an sich selbst teilnehmen, sondern dass du guckst, was hat das für nen Einfluss?

45 E Na ja, das war wo ich bisher gearbeitet hab eher immer Team. Also man hat da direkt zusammenarbeiten können, ne. Also einer baut zum Beispiel Druck auf, der Hauptbehandler oder der Psychiater oder Bezugspfleger oder so und die andern fangen das auf. Und ich weiß noch von Therapien außerhalb, dass es sinnvoll is, die die außerhalb, aber dass kennst du ja. Das brauch ich dir ja nich erzählen. ……………………………………….

46 I Ok. Gut. Ja dann noch als drittes Beispiel also es passiert ja auch immer wieder, dass plötzlich Krisen auftreten und Patienten einfach die Therapie auch abbrechen möchten. Ja, was is so deine Reaktion darauf, wie gehst du damit um?

47 E Also wenn die mir das selbst zu mir äußern. 48 I Genau, wenn die das äußern und wenn das auch dann einfach auch in die Therapie mit reinkommt. 49 E Dann bin ich einfach so entwicklungsorientiert und sag, dass sie sich auch bewusst sein müssen, was sie alles

schon gelernt haben und das es en normaler Schritt is, also diese Frustration nich aushalten, was grad zu dem Krankheitsbild gehört, also da bin ich ziemlich radikal. Und beschreib das dann an konkreten Beispielen in der Thera - also meine, was ich gesehen hab von ihnen und sag sie müssen das echt abwägen und dass es echt super frustrierend is und wenn se dadrüber raus kommen, dass ich ihnen bieten kann, damit se genau über diesen Frust kommen. Dann wär‘n wir wahnsinnig weit gekommen. Also ganz konkret was kann ich und dann natürlich zurückspielen ans Team, also sagen, „hey, der ist echt gefährdet“ „ach ja, wissen wir schon lange“ oder „gut, das war zum ersten Mal, gut, dass du’s sagst“. Ich hab dann das und das angeboten.

50 I Ja ok. Gut - Ja genau, genau und nochma konkret, um das jetzt nochma auffen Punkt zu bringen. Welche dramatherapeutische Methode zur Motivationsförderung und Aufrechterhaltung findest du besonders effektiv? Gibt es da etwas?

51 E --------------------(lange Pause) Ja kenn ich en paar, also das is das Hochhausspiel, kennt ihr auch das brauch ich ja nich beschreiben, ne.

52 I Doch du musst es noch mal beschreiben, is ja für Nicht-Dramatherapeuten.

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53 E

Also alle stehn in einem Kreis und jeder der im Kreis steht, steht eigentlich nicht in einem Kreis sondern in einem Hochhaus und in seiner Wohnung und sieht vor sich, also er steht eigentlich hinter seiner Tür in der Wohnung drin. Und das Spiel is so aufgebaut, es geht eine Person los und klingelt an der Tür und der, der von außen is, der hat das Ziel um reinzukommen und der drin is, hat das Ziel, dass keiner reinkommt. Ein sehr schwieriges Spiel für Suchtleute und dann klingeln, ach so und das einzigste Regel is eigentlich man darf keine Gewalt anwenden, also in echt aber auch in Fantasie, echt halt. Das heißt ich komm nich mit nem Karabiner oder mit ner Granate an oder ja, oder nem Brecheisen, also auch in der Fantasie nich. Und es gibt en innerliches, was jetzt für Suchtleute auch schon wahnsinnig schwierig ist, also wann hab ich jetzt gewonnen, wann hab ich verloren. Also irgendwann merkt man, jetzt muss ich den aber reinlassen. Oder ich steh draußen und merke, ooh das war so en gutes, so ne gute Taktik, so en gutes Argument, da wollt ich jetzt echt nich mehr reingehn. Und das ist ein wahnsinniges Spiel, weil es diese Elemente hat wo man echt so fühlen muss wo is denn jetzt die Grenze --- dass ich gewonnen oder verloren hab, um eben am Ziel reinzukommen oder dem Ziel, den andern rauszuhalten, das ist eins. Und das andere is so, dass man wirklich Spontantaktiken versinnen muss, wie man da jetzt reinkommt. Und das is meistens sehr konfrontierend, weil alle coping- alle Abwehrmechanismen, alles was man so vom Alltag kennt, ist in dem Spiel drin und das ist das Schöne, dass dann alle voneinander sehen Haaa, das is ja wie in echt, also und wenn das ja echt is zielt ne Dramatherapie, also es is zwar alles gespielt, aber ich erkenne, dass all die, das was ich jetzt hier spiele -- das kennen wir ja alle auch voneinander von den Gesprächstherapien und wie man sich miteinander normalerweise auch unterhält, dass man merkt so von ooh, da is ne wahnsinnige Power drin in dem Spiel. Ich beschreib das auch, also aber nur als Spiel, ne. Was für ne Taktik der verwendet hat …und dann also so diese Power der Dramatherapie, dass alle Motive eigentlich sofort rauskommen, ohne dass man es eigentlich wollte vielleicht durch die Schnelligkeit von dem Spiel, das mach ich gern. Das andere so Veränderungsspiele, also so Märchen. Zum Beispiel so der Held oder die Heldin, die durch bestimmte Hindernisse dann ihr Ziel doch erreichen und also unterstützender. Dramatherapeutische Methode.

54 I Wie läuft so ein Spiel dann ab? 55 E Also meistens so, dass dass man zusammen ein Märchen erfindet, weil die meisten wissen dann auch doch nich

mehr en Märchen ganz astrein und das is das Schöne an Dramatherapie, da darf einfach en Märchen auch erfunden werden, wobei ich als Therapeut dann drauf achte, dass aus den Elementen, die dann meistens so en bisschen unzusammenhängend zusammengerufen wird, eben auf jeden Fall es gibt einen Held, ne Heldin, es gibt en Hindernis, es gibt nen Helfer und es gibt en Weg, um zum Ziel, also es gibt auch en Ziel, was ich erreichen möchte, um dahin zu kommen. Und --- im Märchen geht’s meistens gut ab, sag ich dann immer beim guten Märchen, was gut ausgeht und dann auch die Wege mindestens wie überwindet der Held durch den Helfer das Hindernis, wie sieht das konkret aus und wie war das bei dem Hindernis. Also dass man so ne Entwicklung sieht. Und dann als Analogie, dass es eigentlich wie ein Weg der Behandlung is über mehrere Jahre, vielleicht auch en Jahrzehnt und dass man, dass die meisten eben immer bei dem Obstakel-Hindernis hängen geblieben sind, ne. Dass es eben genau die Lebensgeschichte is und das sind alles, is eben, also man kann sehr schön nen Lebensweg beschreiben und dann sag ich auch, das genau wie in Therapie, ich helfe Ihnen jetzt, tatsächlich diese Therapie hilft Ihnen, die Helfer so stark zu machen, die innerlichen, die äußeren, dass sie das Hindernis überwinden können. Dann gehn die meistens so ach so is Dramatherapie, also auch durch Spielen, ne. Und dann is es meistens ja ziemlich witzig, da kommt eigentlich, stilisiert das en bisschen, dass das nich zu echt is, man darf auch ein bisschen clownesk spielen. Oder dass man einfach ma sagt, ok. Und das Dritte is dann, dass jemand, meistens wenn da en Vertrauen aufgebaut is, man sagt ja ich hab echt Stress und ich hab so eine Angst, meine Frau heute Abend anzurufen ---- dann sag ich „gut könn wir das jetzt spielen. Das is wie im Märchen, wissen se noch? Sie sind jetzt der Held, der das Obstakel is im, ja is beschreiben se, was is jetzt das-“ Und dann wird es natürlich spannend, was jetzt genau das Hindernis is. Is das die Strenge der Frau? Ist es die Angst, um zu sagen, muss noch drei Monate bleiben? Is die Angst, dass sie fremd gegangen is? is es, was is jetzt genau das Hindernis? Und die meisten sagen dann natürlich, ja das Telefon anpacken und dann müssen natürlich alle lachen. Also genau anfangen, zu beschreiben, was. Und dann wird’s eigentlich ganz schnell deutlich und dann ok jetzt ist „Labor“, „wer ist jetzt ihre Frau?, wo is wo is das Telefon und was brauchen Sie jetzt, dass sie’s wohl machen können?“ Ja und dann beim nächsten Mal wieder drüber berichten. Das wars. Also so in diesen Stufen.

56 I Ok. Ja du hast jetzt ganz viele verschieden Vorgehensweisen erzählt aus deiner Arbeit. - Ja welche ganz persönlichen Ideen oder Vermutungen hast du im Zusammenhang mit diesen Interventionen und Methoden bezüglich der Wirkungsmechanismen von der Dramatherapie?

57 E Jetzt mal theoretisch? 58 I Jetzt darfst du auch theoretisch, genau, was deine Vermutungen sind. 59 E Jo, dass ist ja relativ einfach also ein Mensch, sag ich mal theoretisch ein Mensch lernt durch spielen. Also so ist

er gebaut, ne. Und da ist es auch so eigentlich, er spielt noch mal als Erwachsener mit den Möglichkeiten die man hat, also so so Probelernen. Und aktiviert dadurch auch wirklich ganz viele so Ressourcen, aber eben auch Ängste und Hindernisse die man schon kennt. Ich finde die Kunst des Dramathera - der Dramatherapeuten ist, dass sie genau die Ressourcen anbaggert und ausschaufelt zusammen mit dem Patient, also das kommt dann auf die Motivation an, und das was man von Außen angetragen bekommt oder selbst entwickelt, das ist klar, dass man dann eben ganz viele Möglichkeiten entwickelt um also Helfer eigentlich zu entwickeln, um also im Bild zu bleiben, um mit den Hindernissen umgehen zu können das was die Sucht eben verursacht hat. Das ist so, sag mal, theoretisch ein Erklärungsmodell. Das andere ist, das man wirklich Proben kann, also echt Üben kann, im wahrsten Sinne des Wortes Üben kann. Also du merkst ja so bei mir gehst echt vom sich überhaupt vertraut machen mit Dramatherapie, dann so in Analogien spielen und dann das tatsächlich, also von der Fantasie immer mehr ins echte Spiel. Und man dann tatsächlich in diesem lebensechten Spiel probiert, ausprobiert und dadurch auch Mut bekommt es im Alltag zu erproben. Und da wird oft auch durch Hausaufgaben oft so der Link gelegt in den Alltag. Das ist dann in der Hinsicht, ich sag mal, dass ist eher verhaltenstherapeutisch motiviert werden. Während diese Stille, rauskriegen und sich konfrontieren mit dem was da echt fehlt, das finde ich eher schon psychodynamisch, so Aspekte. Von daher denke ich so, von ja das ist auch so, wenn man Wirkfaktoren beschreiben wollte ist es tatsächlich so, dass eben theoretisch ein Mensch ist ein spielender Mensch, der lernt durch Spielen. Hirnorganisch kann man das auch bestimmen mit den ganzen Spiegelneuronen, schon alleine

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wenn ich sehe eröffnet mir das zumindest die Möglichkeit damit auch zu spielen. Lehrtheoretisch ist es ja ..... und ich denke ja verhaltenstherapeutisch auch ganz eindeutig, dass man wirklich immer wieder wie Probehandelt, man probierts aus, man probierts wieder aus, sieht das Scheitern und analysiert das Scheitern, warum ist es gescheitert? Wie gehe ich damit um? Was ist beim nächsten Mal? Und das psychodynamische meine ich wirklich mehr, dass man versucht, wenn der Mensch noch stabil genug ist, das man flexibel in sich genug ist, und zu gucken was fehlt ihm wirklich. Also was fehlt dem Mensch. Wie kann er das entdecken und wie kann er sich das dann holen? Und nicht wieder Drogen nehmen müssen. Und ich weiß es gibt zu allem zu wenig Untersuchungen.

60 I Okay, wir sind schon bei der letzten Frage. Gibt es deiner Meinung nach noch etwas was ich jetzt noch nicht gefragt habe, was aber deiner Meinung nach noch wichtig ist Dramatherapie? Sucht? Motivation?

61 E Ja gibt es eigentlich schon ein echtes Modul Dramatherapie für verschiedene Suchtbehandlungen? Also was mir noch fehlt ist tatsächlich die verschiedenen Süchte. Ist doch sehr unterschiedlich die Herangehensweise. Ich hab versucht es jetzt sehr allgemein zu beantworten, aber ich denke es gibt kein echtes Modul, also man könnte eins machen, so eine Art Ritual, aber das ist mehr so XXXXX (eigener Name) was ich erzählt hab so von dem Warming up, so Themenfindung, also das ist halt das klassische, aber so dieses - vom Analogen ins Konkrete, also vom Analogen und Fantasie in Konkrete so könnte es im echten Leben sein, das finde ich immer ziemlich wichtig. Jetzt noch mal zurückschalten, ich glaube man muss sich mit den verschiedenen Süchten auseinandersetzen, also differenzierter gucken in der Dramatherapie. Was braucht man bei den verschiedenen Süchten? Das ist sehr unterschiedlich finde ich. Also von dem was ich mitgemacht habe. Die größten Schwierigkeiten fand ich immer dann, wenn sehr verschiedene Süchte zusammen waren. Was in der Forensik oft ist. Weil das gibt ganz große Unterschiede des Vermeidungsverhaltens von Patienten.

62 I Willst du dazu noch was ergänzen? Okay, lassen wir so stehen. Dann danke ich dir fürs Interview! Transkript DT4 1. I Genau, also wie du jetzt schon gelesen hast, geht’s halt um Motivation und meine erste Frage ist: wie sieht deine

Lieblingsmethode aus, um die Therapiemotivation deiner Patienten am Anfang der Therapie zu wecken? 2. E ---- Ich überleg nochmal in Ruhe. Also meine Lieblingsmethode ist, glaube ich, gar nicht erst das Tempo am

Anfang so fallen zu lassen. Das heißt meine Anfangsrunde ist immer sehr kurz. Das Wichtigste, was ich frage ist, ob sie etwas unbedingt in der Gruppe eben am Anfang der Dramatherapie sagen wollen, damit sie auch wirklich ankommen --- und worauf ich auch noch achte ist, ob sie eben ein bestimmtes Thema mitbringen oder einen Wunsch haben für die Stunde. Das heißt also, sie können einfach pur ankommen, ohne aber lange reden zu müssen. Ich halt das immer gerne kurz.

3. I Ok. Und gibt gibt’s auch irgendeine bestimmte Übung, die du dann gerne machst, oder? 4. E Ja, also wichtig ist dann eben diese Anfangsrunde, das wir dann auch Unterbrechung

Ja und nach der kurzen Anfangsrunde fang ich an mit einem Aufwärmspiel. Das ist meistens ein bewegliches Spiel zur Konzentration und eben auch in dem Körper anzukommen und das ist dann zum Beispiel sip sap sop. Also dass man mit einem Klatscher seine Mitspieler eben anspielt und man muss sich darauf konzentrieren, ob man den Klatscher in die richtige Richtung mit dem richtigen Wort weitergibt. Oder aber auch - packe meine Koffer in Pantomime, dass man dann eben den Gegenstand, den man in den Koffer packt, pantomimisch darstellt und die Gruppe wiederholt dann immer die Gegenstände und man muss sich um die - mit dem Körper bewegen und da konzentrieren, ob man alle Gegenstände auch richtig einpackt.

5. I Ok. Und was tust du, um die Motivation deiner Patienten sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, möglichst über den gesamten Verlauf der Therapie aufrecht hältst?

6. E Das geht darüber, dass ich sie immer wieder darauf aufmerksam mache, dass sie für sich selbst verantwortlich sind und dann sind das einfach auch Fragen, die der Aufmerksamkeit dienen, wie zum Beispiel: wie fühlen Sie sich dabei oder was ham sie grade gedacht oder was ham sie dazu beigetragen, dass die Situation gelingen konnte oder das Spiel gelingen konnte. Oder was ham Sie bei den andern beobachtet, also rein Wahrnehmungsfragen, wie sie die Situation oder das Spiel wahrgenommen haben. Und wie sie dann eben selber zum Gelingen beigetragen haben.

7. I -- Gibt’s da auch bestimmte Übungen? 8. E --Naja, in den in den im dramatherapeutischen Teil, wenn wir eben Rollenspiele gespielt haben, dann ist das ganz

klar, dann geht das dadrum, welche Rolle ham sie sich ausgesucht zu spielen, welche Situation, also wie, was und wo, was ist geschehen und wo ist es geschehen und wer hat da die Situation - gefühlt. Und da ist es natürlich wichtig zu gucken, woher kennen sie die Eigenschaften der Rollen und wie ham sie die dargestellt und wie können sie auch die Rolle oder die Eigenschaften so verändern, dass sich die Situation auch ändert, also wir spielen meistens Konflikte nach oder eben Situationen aus der eigenen, aus dem eigenen Leben und dabei ist es dann natürlich wichtig, das zu koppeln an der eigenen Person und am Verhalten und was sieht sie eben und was sieht sie nicht und das dann eben nachzuspielen, zu reflektieren und zu verändern.

9. I Und in wieweit spielt das deiner Meinung Meinung nach eine Rolle, ob du die Patienten ganz gezielt und deutlich darüber aufklärst, welches Ziel und welche Wirkungen diese einzelnen Übungen oder Methoden auch verfolgen?

10. E Ja also ich gestalte die Stunde immer so, dass ich am Anfang gleich eine eine kurze Übersicht gebe, was ich geplant habe, also wie sich die Dramatherapiestunde aufbaut und was der Inhalt ist. Das heißt, sie sind dann von Anfang an darüber informiert, aber sie kennen es auch, weil es ist, in der Regel halte ich die gleiche Struktur ein, nur verändere die einzelnen Übungen vielleicht, aber so sind sie einfach sich sicher, wie die Stunde abläuft und was dann dadrin passiert, das ist ein ganz sicherer Rahmen und dann ------ nochma stopp, ich hab grad den Faden verloren ----- Unterbrechung Und durch diese äußere Struktur, also den festen Rahmen, den ich dann halten kann, dadurch ist es für sie leichter möglich, sich auf sich und auf ihre Ressourcen und auf ihre, ja auf Problembereiche zu konzentrieren und dann eben sich dadrin weiter zu entwickeln. Genau, das wollt ich sagen.

11. I Ok 12. E Lacht 13. I Und das heißt, also du hattest es ja grade schon kurz angesprochen, dass Gefühle und auch Ängste und

Unsicherheiten haben dann sozusagen auch en ganz, haben da en deutlichen Raum auch bei dir in der Therapie. Kannst du da nochmal was zu sagen, gibt’s da auch bestimmte Methoden, wie du die aufgreifst oder wie du damit

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umgehst? 14. E Warte eben, da muss ich nachdenken. ---------- Also ich, womit ich die besten Erfahrungen gemacht habe, ist mit

der Methode des Playbacktheaters. Da geht es dadrum, dass die Patienten dann als Erzähler eine Situation aus ihrem Leben erzählen, die für sie schwierig war oder prägend war oder wo sie einfach noch Fragezeichen zu haben, die sich nicht erklären können. Diese Situation erzählen sie an die Gruppe und die Gruppe hat halt den Auftrag, auch gut zuzuhören und Fragen zu stellen, wenn noch was undeutlich is. Und dann geht der Patient in die Position des Regisseurs, er bestimmt also Patienten aus der Gruppe, die dann diese Situation nachspielen, also einen Stellvertreter für sich und auch eben die andern Rollen, die noch fehlen. Dann regissiert er diese Szene, es wird ein Bühnenbild aufgebaut, die einzelnen Personen werden in das Bühnenbild eingebaut und sie bekommen einen klaren Auftrag, wie sie spielen sollen. Und dann rutscht der Regisseur in die Zuschauerposition und kann sich die Situation, wie sie dann von seinen Mitpatienten gespielt wird, einfach nochmal anschauen. Und diese Distanz, die dann dadurch, dass er sie, dass er die Situation erzählt hat und jetzt auf der Bühne als Zuschauer sehen kann, da passiert ne ganze Menge im beim Patienten selber. Er hat bekommt quasi so ein Aha-Erlebnis oder ihm werden bestimmte --- Zusammenhänge klarer oder aber auch einfach das Gefühl, was er in der Situation gefühlt hat, aber noch nicht greifen konnte, spürt er dann auf einmal, weil er in der Distanz des Zuschauers das ganz anders wahrnehmen kann. Und haben dann Ängste und oder auch Wut oder Trauer haben dann einen ganz großen großen Freiraum, um auch gefühls, also die dürften dann gespürt werden, gefühlt werden. Und wenn diese Emotionen halt sehr sehr groß sind und der Patient da noch nicht mit gut mit umgehen kann, sie auch noch nicht verworten kann, dann gebe ich ihm die Möglichkeit, dass er das Gefühl nochmal aktiv als Bühnenbild aufbauen kann, so dass dann nochmal die Arbeit mit seinem Gefühl passiert auf einer einer auch mit Distanz wieder, ne, er stellt symbolisch das Gefühl dar auf der Bühne und kann es sich nochmal von außen betrachten und dann wird es besprechbar für ihn und dann kann er’s auch denn mit eigenen Worten umschreiben.

15. I Ja. Und symbolisch darstellen heißt dann an der Stelle, dass er Symbole, zum Beispiel Gegenstände auswählt und auf die Bühne stellt oder macht er das auch mit Mitpatienten?

16. E Nee, dann is es nur noch symbolisch. Also mit Gegenständen, Requisiten, verschiedenen Stoffen oder Kissen, so dass das einfach ein ein ein Bild wird, was wir uns alle anschauen können. Genau. -- Und dann bekommt er, was dann eben ganz wichtig ist, ist diese Verbindung mit den Mitpatienten, die geben dem dem Protagonisten, also dem Patienten, der im Mittelpunkt steht, die geben dem dann auch Rückmeldung und damit auch wieder den Halt und die Sicherheit.

17. I Ok. Welche Methoden und Interventionen wendest du an, um Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuregen?

18. E ------- Das entsteht beinah - unbewusst, indem die Patienten dann in, grade so in Konfliktsituationen es oft im Rollenspiel mit verarbeiten, also es kommen dann auf einmal Weinflaschen oder eben einfach Getränkeflaschen mit auf die Bühne und es wird dann e oder es wird eine Kneipensituation nachgespielt und damit ist die Abhängigkeit sofort auf der Bühne und damit auch besprechbar. Und damit legen die Patienten beinah selbstständig die Verbindung von der Therapiesituation auch zu ihrer Sucht und --- also grade auch so Suchtdruck ist ja in der Therapie auch großes Thema. - Oder auch Rückfälle, die dann bearbeitet werden, also es ist dann --- schnell auf der Bühne und dann besprechbar. Genau. --- Ja und nachspielbar, also es wird dann, genau, ich, jetzt bin ich soweit, ja, nachdenke, werden dann Situationen nachgespielt, wo eben auf Grund von persönlichen Umständen - der Alkohol immer als Lösung diente und dann kann auch noch exploriert werden, was denn für andere Lösungsmöglichkeiten da sind und welche welches Handwerkszeug ihnen dann guttut, um, auch wenn sie nach der Therapie wieder in die alte Situation zurückkommen, wie sie dann damit umgehen können.

19. I Und das wird dann auch weiter im Rollenspiel bearbeitet oder wird das dann in der Nachbesprechung besprochen?

20. E Beides, also es wird in der, nach dem Rollenspiel mit der Kneipensituation oder mit dem mit den Flaschen in der Küche da wird es erst mal nachbesprochen und dann auch - damit konfron, also die werden auch damit konfrontiert, ne, das ist dann ganz deutlich, dass sie so handeln würden, wenn eine schwierige Lebenssituation vor ihnen ist und dann ist es aber auch möglich, das zu besprechen und meistens mache ich das dann so, dass diese Rollensituation mit Coachinggruppen dann eben verändert wird, also das heißt, die Schauspieler auf der Bühne haben jeweils im Hintergrund Mitpatienten, die ihnen dann Tipps geben von außen, wie sie dann die Situation im Rollenspiel verändern können. Das heißt also, sie spielen und probieren aus und wenn sie nicht weiterwissen, klatschen sie eben kurz ab, gehen zu ihrer Coachinggruppe und besprechen das, was sie jetzt anders machen könnten und dann geht’s wieder ins Rollenspiel, es wird ausprobiert und so versuchen sie dann selber auf ne gute Lösung für sich zu kommen.

21. I Und inwiefern nimmt das Thema Abstinenz dabei auch nochmal nen eigenen Platz ein? 22. E Soweit sind die meistens noch gar nicht. Also - das im besten Fall sind Patienten dabei, die jahrelang abstinent

waren, die das wirklich geschafft haben - dann ist das Thema, dann kriegen die anderen Patienten das auch zu hören, wie das funktioniert hat - ja, es gibt aber auch einige, die dann sagen, kontrolliert trinken ist auch ne Möglichkeit und das Wort Abstinenz oder trocken zu leben is -- noch schwierig. Also selbst, wenn die Patienten nach sechzehn Wochen nach Hause fahren, --- die Motivation haben, trocken zu leben, bleibt doch ein Rest von Unsicherheit. -- Das is halt, auf Grund der stationären Behandlung sind sie in so nem geschützten Kokon, wo sie einfach durch die Tagesstruktur da wunderbar trocken leben können, aber das dann zu Hause nach nach zu Hause zu zu transferieren, ist einfach schwierig.

23. I Genau 24. E Und dieses Bewusstsein das ham sie dann schon und damit gehn sie nach Hause. 25. I Und hast du eine bestimmte Übung oder auch bestimmte Methoden, wie du mit Ambivalenzen auch dann in dieser

Sucht bezüglich der Abhängigkeit mit den Patienten umgehst? 26. E ------ Bestimmt ------- 27. I So einfach, wenn die so hin- und hergerissen sind zwischen das 28. E Nee mir fällt da dieses eine die eine Szene ein, die wir zusammen entwickelt hatten oder die du entwickelt hattest,

wo ein Ehepaar zusammen lebt und glücklich und zufrieden ist im Sinne von beide wollen die Beziehung aufrecht erhalten und beide wollen etwas gemeinsam machen und der eine möchte aber trinken und der andre möchte das verhindern, dass dass der Mann oder die Frau dann trinkt und diese dieses Hin- und Hergerissensein zwischen etwas gemeinsam machen wollen, aber doch auch trinken wollen, das kommt dann im Rollenspiel wunderbar auf der auf der Bühne heraus, also grade auch das Publikum spürt dann diese Zerrissenheit und wie zäh das dann doch, das Zusammenleben dann doch ist und – und dieses Unausgesprochene dabei, das das Versteckspiel, also

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das wird dann alles sehr sichtbar. -- Also mir ist wichtig, dass das eben besprechbar wird, dass das transparent wird, dass man auch hin- und hergerissen sein darf -- das ist mir wichtig. Und mit so nem Rollenspiel wird das dann auch echt spürbar. Und da arbeit ich auch gerne mit Rollenwechsel, also dass dann die die zwei, die sich bereit erklärt haben, diese Szene zu spielen, dass die auch abklatschen können und andere zwei das ausprobieren können, weil dann wieder neue Spielideen reinkommen und sich die Szene dann doch ändern kann.

29. I Genau 30. E Aber die gibt es am besten wieder. 31. I Ok. Also jetzt ging es ja um verschiedene Methoden eigentlich so der Aufrechterhaltung auch von der Motivation

im Therapieverlauf, jetzt möchte ich nochmal auf drei verschiedene Beispiele zu sprechen kommen. Das erste ist, wenn du dir einen Patienten vorstellst, der zwar regelmäßig an allen Therapien teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen eigentlich nicht ändern möchte. Wie gehst du mit so einem Patienten um?

32. E --- Ja das kommt gut vor und regelmäßig vor --- das darf dann ja auch sein. Also ich kann ihn ja nicht zwingen, aber dadurch, dass er ja mitmacht und auch in die verschiedenen Rollen schlüpft, vertrau ich einfach auch dadrauf, dass das --- dass das Medium Theater einfach wirkt. Und da muss ich dann einfach loslassen und darauf vertrauen, dass das seine Wirkung entfaltet, früher oder später.

33. I Ok. -- Also in einer andern Situation könnt es vorkommen, dass du aus der Anamnese oder vielleicht auch aus Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und dass der Patient auch immer wieder äußert, dass er eigentlich nicht weiß, ob Therapie wirklich das Richtige für ihn ist. Was machst du in einer solchen Situation?

34. E - Ja, das erstma so akzeptieren - und dann eben auch nachfragen, welche, welches Handwerkszeug er denn dann auch schon in seinem Köfferchen hat, wie er sich dann das Leben nach der Therapie vorstellt und was so seine Perspektiven sind oder Wünsche für die Zukunft. Und meistens is es halt so, dass die auch echt sagen, ich ich will mein Bier am Abend trinken und das verharmlosen oder auch bagatellisieren, dass das ja gar nicht so schlimm ist und ja, also meistens ist es dann einfach wertvoll, wenn diese Einstellung dann so bleiben darf, aber durch andere Patienten, weil das hat nicht so viel Wirkung, wenn ich ihn versuche, zu überzeugen. Aber durch eben die Aussagen und die Berichte von andern Patienten, wenn er die einfach hören kann, das find ich das Wertvollste dann dadran. Weil die Einstellung, oft sind es auch welche, die vom Arbeitgeber dann --- gezwungen worden sind, an ner Therapie teilzunehmen, um damit sie ihren Job behalten können, oder aber die Familie konnte nicht mehr und sie sollten zur Therapie gehen und was verändern. Gut, - das Wertvollste für mich auch da, dass sie dabei sind und in der Gruppe sind und die Dinge auch einfach hören und die Erlebnisberichte im besten Fall von rückfälligen Patienten hören und darüber dann etwas mitnehmen. Genau. Meistens machen die auch ganz angepasst die Übungen mit - und auch Fragen oder Reflexionsfragen, ja, kommt dann auch wenig, aber das muss man, also ich lass das dann immer so stehen und vertraue einfach dadrauf, dass sie dann ihren Weg gehen werden, wie auch immer.

35. I Und gibt es sonst auch dramatherapeutische Übungen, womit du das nochma verstärken kannst, dass die sich auch noch nochmal bewusst werden von ihren persönlichen eigenen Wünschen und Bedürfnissen?

36. E Ja, ich mach das so, dass sie - über Statuentheater, dass sie nochma um ihren therapeutischen Prozess zu reflektieren oder dass wo sie grade stehn und wo sie hinwollen, dass sie das anhand von so ner so ner Standbildkollage darstellen und da ist es dann meistens so, dass sie dann eben auch die Rückmeldung auch von Mitpatienten bekommen, dass da ja wenig Bewegung ist in diesem Prozess war und dass auch nicht deutlich ist, was ihre Bedürfnisse sind oder ihre Wünsche für die Zukunft, weil diese Standbilder, meistens sind es dann auch nur ein oder zwei, weil die sehr starr sind und ähnlich sind und dass da kaum Bewegung drin war und diese Rückmeldung nehmen sie dann mit. ---- Ja. Meistens -- ist das doch Eindruck weckend für die Patienten, dann so eine Rückmeldung auch zu hören und eben auch rückblickend mit diesen Statuen dann ein Bild mitzunehmen von, ja so isses dann einfach, genau.

37. I -- Und solche Au Einflüsse von außen, haben die nochmal gezielt einen Platz auch in der Dramatherapie, also dass die dann auch nochmal in irgendeiner Form bearbeitet werden?

38. E Dass jetzt die der die Maßnahme aufgrund des Arbeitgebers entstanden ist? Nee, also das das besprech ich nicht weiter, das ist - das macht die Psychologin meistens oder der Sozialarbeiter, der das dann nochmal mit dem durchgeht. Aber nicht in der Dramatherapie selber.

39. I Ok. Erfahrungen zeigen ja auch, dass es häufig in der Therapie auch zu plötzlichen Krisen kommen kann und Patienten halt manchmal aus ganz unterschiedlichen Gründen die Therapie plötzlich abbrechen möchten. Ja, und was ist dann in einem solchen Fall deine Vorgehensweise?

40. E Also ich hatte es ganz extrem, ein Patient -- wollte nicht zur Dramatherapie, weil dieser Raum mit schwarzen Vorhängen behangen war und also es war, letzten Endes wurde deutlich, dass er so schwer traumatisiert war, dass der gar nicht in so ein Setting reingehörte und diese schwarzen Vorhänge waren für ihn quasi der Auslöser, um die ganze Therapie dann auch abzubrechen, was mit ihm aber gut besprochen worden ist und er dann in ne andere, in ein anderes klinisches Setting überwiesen wurde -- ja meistens sind diese Abbrüche mit Rückfällen auch verbunden, also dass die Patienten dann eben während ihres Aufenthaltes halt Alkohol konsumiert haben und im besten Fall sind sie dann doch nochmal nach einer kurzen Auszeit bereit, diesen Rückfall zu bearbeiten und dann kann diese Bearbeitung dann auch in ner Dramatherapie stattfinden. -- Aber wenn sie auch ganz abbrechen, dann brechen sie ab, also dann sind sie von jetzt auf gleich dann nich mehr inner Dramatherapie, dann gibt’s auch kein Abschied oder eine Abrundung des Prozesses oder eine eine ja, eine ein Austausch, ein Dialog darüber, wie der Prozess gelaufen ist oder wo sie jetzt stehen, also dann ist der abrupt der Abbruch.

41. I Ok. Ja, um das jetzt nochmal auf den Punkt zu bringen. Welche dramatherapeutische Methode zur Motivationsförderung und Aufrechterhaltung findest du besonders effektiv?

42. E ------- Also, ich komm immer wieder zurück zu diesem Playbacktheater, weil in diesem Rahmen, der ja schön durchstrukturiert ist und der sehr viel Struktur und Halt und auch Distanz bietet, passieren die meisten echten Katharsismomente. Das heißt also, sie erleben durch diese Methode einen Wendepunkt und damit nochmal eine Motivationssteigerung, - sich noch mal auf den Therapieprozess wirklich einzulassen und Dinge zu verändern. Also, da erleb ich die besten, also das ist am Effizientesten.

43. I Ja ok. Und du hast mir jetzt von verschiedenen Vorgehensweisen in deiner Arbeit halt mit den Patienten berichtet. Welche ganz persönlichen Ideen und Vermutungen hast du im Zusammenhang mit den Wirkmechanismen und oder Wirkfaktoren halt bei diesen Methoden? ---- Also, hast du irgend ne Idee, warum wirkt das, was was

44. E Lacht

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45. I die Dramatherapie macht? 46. E Lacht --- -- weil durch das --- Rollenspiel eine vermeintliche Sicherheit aufgebaut wird, aber das Gefühl einfach

echt ist und damit wirkt es unglaublich gut und sofort - zum Herzen durch - und es kann Spaß machen, also grade auch so Improvisationstechniken, wo‘s einfach darum geht, mal in in einen Spielfluss zu kommen, werden die Patienten unglaublich aktiviert, auch in ihrer Kreativität und Spielfreude und - sie kommen mal wieder ins Lachen und ins Genießen auch rein. Das alles bietet eben das Medium und das ist wunderbar und das wirkt einfach unglaublich gut.

47. I Ok. Ja und als letzte Frage: gibt es deiner Meinung nach noch irgendwelche wichtigen Aspekte bezüglich deiner therapeutischen Arbeit und dem Bereich Motivation - mit den Suchtpatienten - was noch nicht benannt wurde?

48. E Ja, ich find, die therapeutische Haltung ist dabei ganz wichtig, weil so wie ich den Kontakt oder die Beziehung mit den Patienten aufbaue, -- so kommt es dann auch wieder zurück, also bin ich authentisch und geh auch humorvoll auch mal an die Sache ran und sach dem Patienten auch mal ganz deutlich: ja so sind sie einfach, ne, und kann ich gut verstehen, dass sie auch mal nich in eine Rolle schlüpfen wollen, die Ihnen dann zu unbequem ist. Aber grade dadurch, dass dann eben, --- dass ich authentisch bin und auch ganz, also mich darum bemühe wirklich in ei, die Beziehung aufrecht zu halten und zu halten, dass eben Konflikte sein dürfen oder dass man auch wütend sein darf oder dass eben auch mal eine Unlust sein darf - dass dadurch eben die Patienten gerne zur Dramatherapie kommen. Also ich mein, das Medium an sich bietet sehr viel Attraktivität, aber es hängt auch von der therapeutischen Haltung ab - wie offen man dann für die Patienten ist und wie offen man für den Kontakt auch ist, dass sie dann gerne kommen und sich auch bewegen wollen.

49. I Ja. Ok, dann dank ich dir für das Interview. Transkript DT3 1. I Schön, dass du mitmachst und - also es geht ja hauptsächlich um Motivation und meine 1. Frage ist: Wie sieht

deine Lieblingsmethode aus, um die Therapie-Motivation deiner Patienten am Anfang von der Therapie so in Gang zu bringen?

2. E Halt - so, ich denke in der Gruppenarbeit find ich dat am Allerwichtigsten, dass es ganz ganz einfache Übungen sind, wo Patienten schnell - sich sicher fühlen, also erst mal das Wichtigste find ich, dass sie sich wohlfühlen, dass die erste - erste Angst vorm Spielen genommen wird, dass ne Art der Zusammenarbeit entsteht, Vertrauen zur Gruppe, zu mir als Therapeutin und dass sie eigentlich in der allerersten Stunde schon ein Erfolgserlebnis haben. Dass sie zum Beispiel erfahren, oh ich kann was, was ich nicht von mir erwartet hätte.

3. I Kannst du dafür ein Beispiel geben, was du da mit denen für Übungen machst? 4. E Also meistens fang ich erst mal an mit ner Übung im Kreis und zum Beispiel en en Klatschen in nen Händen

weitergeben und dann erklär ich das immer, das ist zur Konzentrationsförderung, sich erst mal auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, also einfach so ne Art Start für alles andere erstma vergessen und das zweite so en Klatschen weitergeben, was schnell die Richtung ändert. Wo man dann wirklich auch gezwungen wird, eigentlich, nicht nachzudenken, sondern gleich in die Erfahrung reingeht, also erst mal aussem Kopf ins Tun. Und wo auch gelacht wird, gelacht wird, ja, ja.

5. I Gut. Was tust du, um die Motivation deiner Patienten mit sich selber auseinander zu setzen, möglichst über den gesamten Verlauf der Therapie aufrecht zu erhalten?

6. E Also um die Motivation, mit sich selber zu arbeiten, ja ja. – Also ich glaub, was ich jetzt grad gesagt hab, ist dann wichtig, also dass die wirklich also regelmäßig Erfolgserlebnisse haben, also sich auch nicht zu hohe Ziele stellen, sondern wirklich immer, ja, vieles auch dabei erreichen können, aber auch dass du einfach clean bist, also auch bei der Arbeit bist. Dass du das nicht, wenn zum Beispiel ein Patient zurückfällt, bedeutet, dass, dass er jetzt wieder, Patienten denken dann immer: oh Gott, ich hab nix gelernt und ich schaffs nicht. Und dann auch wirklich einfach zu gucken, aber was ist diesmal anders gegangen als beim letzten Mal? Oder was haste gelernt oder was haste schon eingesetzt von dem, was du gelernt hast oder einfach zu gucken, ok was muss noch verbessert werden? Und wirklich ganz vorsichtig dann an die Sache ran zu gehen.

7. I ----- Und in inwiefern hast du das Gefühl, spielt, ist das, spielt das dabei ne wichtige Rolle, dass du deinen Patienten direkt und deutlich sagst, was, was deiner Meinung nach die Methoden für en Sinn haben, also dass du genau erklärst, was du machst und es auch begründest?

8. E Also meistens merk ich, dass das, glaub ich, motivationsfördernd wirkt. Also ich erklär nicht bis ins Detail, wir machen jetzt die Übung und die geht genau darum darum, also meistens erklär ich, bevor wir mit ner Übung anfangen oder in zwei drei Sätzen, was was Sinn und Zweck der Sache ist. Und ich glaub schon, dass das einfach auch viel Einfluss darauf so ein „mind set“ bei Patienten erreicht, dass sie sich auch positiv drauf einstellen und einlassen. Und manchmal ganz bewusst sag ich auch: ok jetzt machen wir diese Übung und ich erklär auch nicht, worum es geht - weil es manchmal auch wichtig ist, so en bisschen Chaos zu kreieren, will man was Neues erreichen. Aber das sag ich dann eigentlich auch.

9. I Und inwiefern spielen Gefühle von Patienten dann dabei auch für dich ne Rolle? -----Also insgesamt, wenn’s um die Motivationsförderung geht, inwiefern gehst du dann da, hast du das Gefühl, spielen dann auch Gefühle, sind dann ein wichtiger Teil davon?

10. E Ich glaub, die sind immer ein wichtiger Teil, kann man glaub ich garnicht trennen. Ja ------- 11. I Ok und -- inwieweit motivierst du die Patienten zur Reflexion von eigenen Verhaltensweisen? 12. E ---- Ich glaub, dass ich das schon oft und regelmäßig mache in der Arbeit --- 13. I Machst du das in bestimmten Situationen und dann auch mit ner bestimmten Methode? 14 E Muss ich kurz drüber nachdenken. ----- Na ja, oft, oft ist Teil der Übung auch ne Nachbesprechung, einfach also so

wie so, dass ich eigentlich am Ende zum Beispiel von ner Gruppentherapie oder auch von ner Einzeltherapie eigentlich immer – wieder ende im Kreis oder in der Sitzgruppe und, und eigentlich auch gemeinsam zu reflektieren und gemeinsam nachzubesprechen und --- also das ist ne Art oder auch, aber auch zum Beispiel die Zuschauer und Spieler, also da regen Austausch eigentlich immer wichtig finde. Zum Beispiel die Zuschauer zurückgeben, was sie gesehen haben, weil es auch, na ja, das Publikum als Zuschauer, das ist bei der Dramatherapie auch immer ne wichtige Funktion und wird auch viel gelernt, auf ne passive Art und Weise, in dem Sinne, aber ist oft --- naja, das gibt dem Patienten auch ne ganz starke Möglichkeit zur Reflexion. Sie spielen dann zwar nicht sich selber, aber sie sehen: oh ja, das kenn ich auch oder es kann auch sein, das Spiel von Patien, von andern Patienten oft ganz starke Emotionen hervorruft. Auch das ist wichtig, um wieder nachzubesprechen.

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15 I Und – setzt du da nochmal bestimmte Methoden auch ein, wo du dann auch, gerade, was du grad beschrieben hast, so diese Zuschauer- und Spielerfunktionen nochmal gezielt versuchst, irgendwie mit einzubringen?

16. E ---Ja, also zum Beispiel, dass ich auch die, die Zuschauer dann ganz gericht frage, um wieder Tipps und Anweisungen, also dann praktisch die Regisseursrolle auch wieder einzunehmen, um halt die Spieler wieder --- also so --- wenn man im Verhalten ausdrückt, im Verhalten zu korrigieren oder Tipps zu geben, wie sie Sachen anders und besser - machen könnten. - Ja, oder auch Rollenwechsel, ja.

17. I Also, beim Rollenwechsel meinst du jetzt, dass dann von den Zuschauern jemand in die Rolle des Spielers wechselt und ---

18. E Ja, genau, ja 19. I Welche Methoden und Interventionen wendest du an, um die Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen

Abhängigkeit anzuregen? 20. E Muss ich auch erst mal drüber nachdenken,---- 8 Monate her ---- Also, so wie so arbeite ich viel mit realistischem

Spiel, also dass sie wirklich also Szenen und - aus ihrem Alltagsleben einbringen und dass wir damit arbeiten und ich glaube, das ist aber immer ne ganz starke Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit. - Also das ist ganz, ganz direkt. Kannst du dir direkt vorstellen, also das was du diese Woche erlebt hast ist dann also praktisch auf der Bühne aber auch indirekt zum Beispiel Übungen, die einfach auch ganz nonverbal sind, also zum Beispiel jemand muss die Augen schließen und der andere führt denjenigen durch den Raum oder, oder - und, und darf sich also wirklich nicht selber bewegen.

21. I Und bei dem ersten, was du gesagt hast mit den - also wirklich ganz konkreter Alltagssituation, wie läuft das dann ab? Kannst du da ein Beispiel für geben?

22. E Zum Beispiel, dass ich einfach frage: war in dieser Woche eine Situation, in der du starke Sucht gespürt hast? Und das war, und dann wirklich die Situation - ent - entweder selber gespielt oder aber auch als Regisseur andere spielen lassen - ja nachspielen. Und dann einfach was war - was war Auslöser für die Situation, also dann auch also im Zeitraffer bringen, um wirklich auch die schwierigen Momente raus zu filtern. Und das kann sein durch realistisches Spiel, dass es wirklich realistisch nachgespielt wird oder auch einfach, dass bestimmte Schlüsselmomente durch Symbole dargestellt werden. Also, wenn du das machst, wenn starke Emotionen auch verbunden sind, versuch ich immer, das ein bisschen mehr zu, ja stilieren - bisschen mehr in ne Form zu bringen, dass du nicht sofort wieder die ganzen Emotionen von der Situation, ja, dass da en bisschen Abstand entsteht.

23. I Und mit dem Symbol, mischst du das dann mit der Spielform oder ist das dann mehr über, ist, wird das dann mehr eine Art von Aufstellung zum Beispiel?

24. E Das kommt ganz drauf an, wie weit die Patienten, also wie emotional verbunden die Patienten in der Situation sind. Wenn ich das Gefühl hab, dass das Spielen oder das wirklich Wiederbeleben von ner Situation nicht sinnvoll ist, weil es zum Beispiel zu viel emotional hervorruft oder zuviel Sucht in dem Moment auch wieder hervorruft, wodurch das Denken einfach wieder - lacht – schwierig wird, dann entscheide ich mich für ne Art Aufstellung, so in Tableaus oder in, in stillstehenden Bildern oder in ner Einzeltherapie wirklich nur mit Symbolen oder Stühlen oder Bällen oder sonstwas. Aber wenn ich denke, dass die Patienten soweit sind, um die Situation also eigentlich nochmal wiederzubeleben und im Spiel anders zu handeln, also auch da wieder so ein Erfolgserlebnis eigentlich – im Handbereich, also das - dann eher auch spielen. Und manchmal auch ne Mischform, ja.

25. I Ok, und dann hast du gesagt, du machst, machst auch mehr was wo es …… im nonverbalen Bereich gehst und hast das Beispiel gegeben mit durch den Raum führ, geführt werden – in inwiefern hat das dann auch damit zu tun, dass die Patienten dazu angeregt werden, sich mit ihrer Sucht zu beschäftigen, mit ihrer Abhängigkeit?

26. E Es gibt auf jeden Fall ganz stark immer Momente, in denen sie merken, Impulse fühlen, dass sie irgendwas nicht wollen oder schwierig finden und das sind halt oft auch Parallelmomente, wo sie auch merken, oh ja dies is en Moment, in dem ich normalerweise auch zum Mittel greifen würde oder mich, mich betäuben will oder -----

27. I Ok. - Greifst du mögliche Ambivalenzen von deinen Patienten in der Therapie auf? 28. E Ob ich Ambival- ja. Ja auf jeden Fall. Ich glaub, das ist immer ganz wichtig, weil ich glaub, die sind einfach immer

vorhanden. Gerade wenn es geht um Motivation, denkt, das ist nie was, dass die einfach immer da ist und dass die immer im selben – ja, in der selben Größe oder so da ist, ich denk, es ist ganz wichtig, um auch zu erfahren, dass die Ambivalenzen, also dass die, ja dass die da sind und dass es auch ok ist, dass sie sich damit auseinandersetzen. Ich glaube, wie ich das mache, ist wahrscheinlich die nächste Frage – lacht

29. I Genau 30. E Also auch da arbeite ich, glaub ich, ganz viel mit Symbolen, also ne Einzeltherapie viel mit Symbolen, also wirklich

zum Beispiel Vor- und Nachteile vom clean-bleiben einfach durch Symbole im Raum aufzustellen, gibt manchmal einfach so en ganz sichtbaren Eindruck, wo steh ich grade, ja, so ne Art – ja Aufstellung auch wieder. Was ich gerne in der Gruppe mache, ist mit Engelchen und Teufelchen arbeiten, also dass sie zum Beispiel im Raum stehen, dass sie Argumente nennen, dafür und dagegen und dass diese Argumente dann wieder durch Spieler aus der Gruppe, die sie selber wählen, besprochen werden und dass sie dann einfach incasseren zum Beispiel und dann noch ne Position im Raum suchen oder wo fühl ich mich hingezogen, was macht das mit mir, welche Emotionen ruft das auf? Was, die eigenen Argumente eigentlich zu hören, zum Teil.

31. I Das heißt Engelchen und Teufelchen wiederholen die Argumente, die der Spieler vorgegeben hat. 32. E Genau. Also auch wortwörtlich mit derselben Intonation so möglich --- die Innenwelt wird dann praktisch

ausgespielt also dargestellt. 33. I OK. Ja, jetzt nachdem es um die Aufrechterhaltung der Motivation während des Therpieverlaufs ging, möcht ich

jetzt auf einzelne Beispiele nochmal zu sprechen kommen. Also, wenn du dir jetzt einen Patienten vorstellst, der regelmäßig an allen Therapien teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen eigentlich nicht verändern möchte. Was machst du mit so einem Patienten?

34. E Also, erst mal überleg ich dann, was dafür der Grund ist, also, das. Ich versuch erst mal ne Hypothese zu formulieren für mich selbst, glaub ich. -- Wenn ich merke, dass so ne, also keine Veränderung auftritt, dann kann ein großer Grund zum Beispiel einfach auch mit meiner Arbeit zusammenhängen. Zum Beispiel, dass jemand in der Gruppe zu ängstlich ist, dass dass es vielleicht viel sinnvoller ist, jemanden in ner Einzeltherapie zu sehen. -- Wenn ich denke, dass jemand eigentlich nicht motiviert ist, um an sich selbst zu arbeiten sondern zum Beispiel nur da ist, weil Frau, Kinder oder sonstiges ne Veränderung fördern, dann versuch ich das auch, ja manchmal auch zu ‘nem Gespräch einfach zu machen. Also ganz einfach meine Observationen mit dem Patienten zu teilen. Ja, und ja zu checken, ob das stimmt oder nicht, oder mit Provokation in dem Sinne, dass ich, wenn ich denke, oh es könnte vielleicht, derjenige braucht nur ein bisschen, ist einfach ein bisschen faul, also in dem Sinne faul oder es ist einfach so, ne, der wählt einfach immer den einfachen Weg, dann finde ich Provokation, also in dem Sinne, dass

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ich dann zum Beispiel ganz radikal vorstelle, die Therapie sofort zu beenden, weil der Patient alles gelernt hat, was er lernen kann. Und dann findet man doch schon mal heraus, ob da doch noch ein Wille ist zur Veränderung oder dass es einfach jemand sofort sagt ok ist ist gut und dann denkt ist gut. Ja. Und das Wichtigste dabei ist, glaub ich, dass ich nicht versuche, an, wie man hier so schön sagt, an einem toten Pferd zu ziehen, also dass die Bewegung vom Patienten kommen muss und nicht von mir.

35. I OK. Ja in einer anderen Situation könnte es vorkommen, dass du aus der Anamnese oder Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient sehr von Außenstehenden, was du auch grade schon hattest, ne, zur Therapie halt motiviert wurde und der Patient auch selber immer wieder äußert, dass er garnicht weiß, ob die Therapie für ihn das Richtige ist, also dass da große Zweifel sind, was machst du dann?

36. E Also, wenn die Zweifel wirklich so deutlich geäußert werden, dann würd ich, glaub ich, einfach drüber reden und ja, was sind die Zweifel, was wird da einfach weiter bestimmt?

37. I Also dann mehr im Gespräch und jetzt nicht in einer dramatherapeutischen gezielten Form? 38. E Ja -- also wenn das in ner Gruppe ist, auf jeden Fall im Gespräch, weil das ist dann glaub ich schwierig in ner, ne,

das ist so ne Art, finde ich voorwaarde voor Therapie, wo es dann bisschen drum geht, oder 39. I Mal ganz kurz stopp / kurze Unterbrechung 40. E Und wenn ich dran denke, dass es, also wenn das noch am Anfang der Therapie ist, dann würd ich‘s, glaub ich

eher so machen, dass ich da eigentlich ziemlich wenig mit mache und dass ich grade den Patienten eigentlich einlade, erst mal zu schauen, ob die Thera, also das mach ich eigentlich immer, ich, wenn ich mit Patienten anfange, dann sag ich: jetzt guck mal erst, ob es was für dich ist, observier, mach mit, weil nicht für jeden ist Dramatherapie die beste Therapie. Ich glaub, es ist eigentlich immer wichtig, dass der Patient auch den Raum fühlt vor allem und auch kriegen, um auch wirklich heraus zu finden, ob sie was damit können oder nicht. Manchmal wirkt das sehr stark motivierend, um einfach sitzen und gucken zu dürfen, was es anderen bringt und dann einfach auch die Gruppe einzusetzen, um dann auch wieder die eigene Motivation, glaub ich, zu verändern. Dadurch, dass andere viel daran haben, dann wissen sie oft selber noch nicht, was kann ich hiermit, aber ich bleib erst mal noch da, weil anscheinend bringt es viel. Ja, oder eigentlich ganz passiv zu sagen, setzt sich hin, guckt zu und dann, ja … Ja

41. I OK. Und Erfahrungen zeigen halt auch immer wieder, dass plötzlich Krisen auftreten können und der Patient manchmal aus unterschiedlichsten Gründen einfach die Therapie plötzlich abbrechen möchte. Ja, was ist deine Reaktion in solchen Situationen?

42. E Unterschiedlich. Manchmal, wenn ich schon selber Zweifel hatte, ob die Therapie gut für den Patienten ist, oder denk ich, ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt, dann - ja, dann denk ich ok, ich habs schon erwartet und mach eigentlich nicht so viel. Aber das, wenn ich wirklich schon vorher deutliche Anzeichen gesehen hab und auch schon vorher paar Sachen eingesetzt hab und die alle nicht irgendwie gefruchtet haben, dann, ja, ist es nicht anders. Wenn ich denke, dass es, also oft sieht man ja, weil das grade so ne Krisis auftritt, wenn Patienten wirklich so ne, also grade am wichtigen Veränderungspunkt sind, wenn sie merken, ok ich bin – zum Beispiel ich hab noch viel Arbeit vor mir, ich merk, dass grad viel Emotionen hochkommen, die finde ich schwierig und dass es einfach so ne Art Flucht ist vor dem, was kommt - dann versuch ich wieder, ob ich, dann denk ich, es wird onveilig - unsicher für so nen Patienten, dann guck ich, wie ich einfach mehr Sicherheit wieder einbauen kann und das kann einfach bedeuten in der Therapie wieder drei Schritte zurück und einfach ok, wieder einfacher zu machen für den Patienten und wieder - Also manchmal ist so ne Reaktion auch auf ein paar schwere Sitzungen die Folge und dann sag ich auch „ja, vielleicht sollen wir einfach zwei Wochen Pause machen oder sollen wir einfach wieder ne Übung vom Anfang, die du schon gut kannst, wieder zurückhole?“ Dass also wieder einfach die Erfolgserlebnisse wieder zum Vordergrund kommen nicht einfach nur die die heftige Situation.

43. I Hast du da bestimmte Übungen, wo du weißt, die sind zum Beispiel schnell, die geben schnell so ne Sicherheit wieder oder die machen schnell ein Wiedereinsteigen möglich?

44. E Also das, glaub ich zum Beispiel viel Sicherheit bringt sind einfach Übungen auch, wo ne deutliche Struktur drin ist, also zum Beispiel arbeiten mit Text, wo der Text schon vorgegeben ist oder wo deutliche Absprachen in der, in der Szene sind oder einfach Übungen, die vertraut sind, die die schon gemacht haben. Ja, vor allem Text ist was, was ich einsetze, was Sicherheit bietet. Zum Beispiel.

45. I Und was bedeutet dann Text? 46. E Texte, zum Beispiel kurze Dialoge, die dann zum Beispiel noch freie Einführung der Rollen und der Situation

gewährleisten, aber wo ansonsten was gesprochen werden ist, also die, der Dialog, Gespräch zwischen zwei Menschen, dass das schon vorgegeben ist.

47. I OK. --- Ja, um das jetzt nochmal so ein bisschen auf den Punkt zu bringen. Welche dramatherapeutische Methode zur Motivationsförderung und Aufrechterhaltung findest du besonders effektiv? Also gibt’s, gibt’s da was?

48. E --- Also, ich denke, dass, einfach, ganz einfache Rollenspiele immer sehr motivationsfördernd sind. Weil die halt nah am Leben liegen und dem Patienten dadurch die Parallele, also so zum Sinn und Zweck der Therapie also ganz deutlich ist. Wenn ich mehr mehr abstrakte oder verhüllende Spielformen für den Patienten habe ist die Parallele auch schwerer zu ziehen, das ist überhaupt für viele Menschen, glaub ich. Das kann dann, könnte dann grade die sinnvolle Übung sein aber wenn’s um die Motivation geht denk ich, realistisches Spiel, die eigentlich eher, erhöht. Bei meinen Patienten zumindest.

49. I OK. Du hast mir jetzt verschiedene Vorgehensweisen in deiner Arbeit mit den Patienten beschrieben, um die Motivation halt zu fördern und jetzt welche ganz persönlichen Ideen oder Vermutungen hast du im Zusammenhang mit diesen Interventionen und Methoden bezüglich der Wirkmechanismen oder der Wirkfaktoren? Warum wirken die?

50. E ---- Also ich glaube, was ganz wichtig ist, ist, dass Methoden nie – einzeln, also los vom Patienten gesehen werden können und auch nie los von der Beziehung, die ich zum Patienten habe. Also ich glaub, ich kann nicht einfach sagen, ist es ne Methode, die immer gut wirkt oder – also ich glaub, was immer wichtig ist, dass ne Art Basissicherheit gefühlt wird und dass auch die Beziehung zwischen Patienten und Therapeut, dass die immer irgendwie ist, oder anwesend ist, also die Basis, das ist immer wichtig. Und darüber, wenn’s geht um Methoden oder grade auch, was ich in der Dramatherapie mache, dass das immer abhängig ist von der Situation, von der Person des Patienten. Von was gerade spielt, dass es einfach nicht auf’m Papier stehen kann: In der Situation A bitt Übung B anwenden.

51. I Und gibt es da etwas, wo du wo du also wo du noch sagen kannst, so das ist dann an der Stelle auch so dramatherapiespezifisch?

52. E Also, was glaub ich, in der Dramatherapie ganz wichtig ist, ist, dass wir im Spiel Erfolge erzielen können, die wir im

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Alltagsleben vielleicht noch nicht so erzielen können, so dass die einfach fühlen: ich kann was. Also, dass die Erfolgserlebnisse wirklich nicht nur besprochen werden, du kannst das und das machen, sondern dass die auch wirklich im Spiel merken, ich kann das. Ich kann zum Beispiel meine Stimme erheben oder ich kann nein sagen oder ich kann böse werden. Und wenn das im Leben noch nicht klappt, sagen sie im Spiel schon: he, ich hab was erreicht. Ich glaub, das kann eigentlich keine andere Therapie gewährleisten.

53. I OK. Und als let letzte Frage: Gibt es deiner Meinung noch irgendwelche wichtigen Aspekte bezüglich deiner therapeutischen Arbeit mit den mit dem Thema Motivation, die wir jetzt noch nicht benannt haben, also noch etwas, was du ergän ergänzen möchtest?

54. E ----- Was ich glaub ich ganz wichtig finde, ist, dass immer nur Übungen und Sachen arbeiten, also wirken, an die man selbst als Therapeut ganz stark glaubt. Ich glaub, wenn ich nicht dahinterstehe, was ich mache, dass das auch überhaupt nicht rüberkommt. Das das aber ganz wichtig ist. Und ansonsten, vielleicht fällt mir gleich noch was ein. Lacht

55. I OK. Ja dann dank ich dir schon mal für das Interview. Transkript DT2 1. I Ja, also wie du ja schon jetzt gehört hast von mir, geht es halt um Motivation insgesamt und ich würd als erstes

gerne wissen, hast du eine Lieblingsmethode, mit der du gerne in die Therapie startest und mit der du deine Patienten motivierst, um an der Therapie halt teilzunehmen?

2. E Nee, keine keine direkte - sondern für mich ist immer wichtig, den Patienten erst mal kommen zu lassen, Eindruck zu bekommen und - eher zu schauen, wo kann ich ihn da abholen und danach setz ich dann ne Methode, kann manchmal rein bewegungsmäßig sein, wenn ihm das, ne, wenn mir so erscheint, dass dem das am vertrautesten ist, kann auch ein Gespräch sein, also dass ich noch gar nicht -irgendwelche Methoden ansetze, genau, sondern erst mal schauen, wie der kommt und dementsprechend – agieren. Genau, wenn ich den Eindruck hab, er ist offener offener, dann mach ich gerne sowas wie Befindlichkeit – als Statur gestalten.

3. I Genau, kannst du einfach nochmal beschreiben, was du dann genau machst, weil, also auch jetzt für das weitere Gespräch, dass du wirklich versuchst, einfach die Übung nochmal so zu beschreiben für jemanden, der Dramatherapie halt gar nicht kennt?

4. E Also jetzt diese Befindlichkeit als Starttour – dann lad ich den Patienten ein --- sich nen Platz im Raum zu suchen, den er für sich grade angenehm empfindet. Sich vorzustellen, er sei ein Künstler, der Skulpturen herstellt und er sei aber auch gleichzeitig das Material dieses Künstlers und der Künstler wolle eine Skulptur formen, die eben ausdrückt in Haltung, also eine Haltung – wie er sich jetzt eben gerade fühlt.

5. I Ja ok. Ja gut. Und was tust du, um die Motivation deiner Patienten, also sich mit sich selbst auseinander zu setzen, über den gesamten Therapieverlauf auch aufrecht zu erhalten?

6. E ---- Ich mache so was, dass ich am Ende der Stunde mit dem Patienten die, den Gesamtablauf der Stunde nochmal reflektiere – damit sich das also auch für den Patienten nochmal verdeutlicht, was eigentlich, was bis jetzt war und was das Thema war und befrage ihn danach nochmal, was für ihn das Wesentliche jetzt im Moment ist

7. I Ja 8. E womit er die Stunde verlässt. Also ich sag dann manchmal gerne was was steckt er sich davon in die Tasche

und nimmt es mit 9. I Ja 10. E aus dem Raum 11. I Ja 12. E Genau – weil Hausaufgaben geb ich nicht, weil bei uns das Therapieprogramm so dicht ist, ja, dass ich immer

wieder erfahren hab, das ist ne Überforderung. Also die kommen dann und sagen ja oh Gott, hab ich vergessen und tut mir leid und – genau, das seh ich nicht als förderlich.

13. I Ok ja. – Und hast du insgesamt von, bei deiner Arbeit dann das Gefühl, dass das ne – spielt das eine Rolle, ob du den Patienten erklärst, warum du welche Methode einsetzt oder nich, hat das was mit der Motivationsförderung auch zu tun für dich?

14. E Seh ich unterschiedlich. Also das kann sich von Patient zu Patient kann sich das unterscheiden – nach meiner Erfahrung. Also wenn wenn ich Patienten hab, die sehr kopflastig sind, also sehr kognitiv orientiert, da flecht ich das immer wieder ein, wenn ich merke, es kommt ne Abwehr auf oder en Wiederstand oder – manchmal kommen auch ganz konkrete Fragen oder es wird abgewertet, wenn ich nen Vorschlag mache.

15. I Ja 16. E Dann – erklär ich, warum ich das für sinnvoll halte, jetzt das und das und das anzubieten. Und – also da ist mir

wichtig, auch immer wieder zu betonen, sie müssen sich nicht hineingezwungen fühlen und sie müssen bei mir auch nichts machen, was sie nicht wollen oder verstehen – und das ist glaub ich das motivationsfördernde.

17. I Mhm, ja 18. E Also nicht unbedingt, dass sie verstehen, dass ich oft den Eindruck hab, auch wenn ich’s dann erklärt hab,

haben sie’s trotzdem noch nicht verstanden 19. I Ja 20. E weil die Methoden ja auch nicht über die Kopf und die Kognition zu verstehen sind, sollen sie es machen aber

dass sie - was motiviert ist - dass sie verstehen, dass es Raum haben kann, Fragen zu stellen und Wiederstand zu zeigen. Also die eigene Position beizubehalten und nicht folgen zu müssen.

21. I Ja 22. E Ok 23. I Ja. Ok und inwiefern spielen dann Gefühle in der Therapie ne Rolle? 24. E --- Gefühle --- spielen bei mir ne große Rolle --- weil weil ich immer wieder die Erfahrung mache, dass grade

durch die theater- und dramatherapeutischen Methoden die die Menschen sehr schnell auf die Gefühlsebene kommen und ich immer wieder erlebe, wie überrascht die selber sind, dass das so passiert. Also jetzt grad auch bei den Suchtpatienten, die sich ja gut abge- also abgedeckelt haben,

25. I Ja 26. E ihre Gefühle gut abgedeckelt haben, ja auch auch mit dem Alkohol.

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27. I Ja 28. E Dass sie eben durch diese Methoden in ihren Gefühlen landen, ja und ---- das hat immer einen hohen

Motivationscharakter für die Patienten. 29. I Ja 30. E Also, dieses Feedback bekomm ich immer wieder, wenn so ein Therapieabschnitt, ne, also Prozess

abgeschlossen wird, dass die sagen, die können mir das dann auch immer klar benennen. In der Stunde diese Situation und dann da in der Stunde jene Situation, das werd ich nicht vergessen, das war für mich ganz wichtig und das waren meistens sehr emotionale Momente.

31. I Kannst du beschreiben, was du dann mit den Patienten machst? Also vorher, was du vorher für Methoden anwendest, um die an diese oder wo die dann die Möglichkeit haben, an diese Gefühle zu kommen?

32. E ----- Also als erstes versuch ich, ne Beziehung aufzubauen und Vertrauen zu schaffen und da - erscheint mir immer sehr hilfreich, denen zu vermitteln, dass es keine Fehler gibt, die man machen kann, dass alles ein Experiment ist --- eben es gibt kein Falsch und kein Richtig, ja, es gibt noch nicht mal ein Besser oder Schlechter, sondern es gibt nur das, was jetzt grade im Moment passiert. Dann versuch ich die die ersten Sachen möglichst einfach zu wählen, also nicht zu ausgefallene Methoden dann einzusetzen -- ja genau was, jetzt muss ich gerade ratatata - was nehm ich da zum Beispiel - also ich arbeite zum Beispiel gerne mit mit dass ich die zwei Felder im Raum legen lasse oder ne, mit Seilen oder mit Stoffen oder wie auch immer und --- das eine heißt ich fühl mich gut, das andere heißt ich fühl mich schlecht. Und dann noch ein drittes Feld installiere, das ist für mich immer so das neutrale Feld. Von da aus erklär ich die diese Übung und lade den Patienten zu einem Experiment ein, ne. Und das Experiment sähe dann so aus, dass er jetzt schauen kann, welches Feld zieht mich im Moment an und dann sich dort hinein zu begeben und nur auf die Körperempfindungen zu achten. Vielleicht auch auf Gefühle und vielleicht auch auf Gedanken. Und wenn, ich lass ihm dann ein bisschen Zeit, stelle frei ob er sich bewegen möchte oder nicht und wenn Worte kommen wollen, könn ses und Töne, genau. Und wenn er dann das gemacht hat in einem Feld, geht er über die neutrale Zone, ne, sich ausstreichen, wirklich neutralisieren, ins andere Feld. Und es ist immer so, es ist immer so, dass ein unterschiedliches Empfinden festgestellt wird, wenn wir dann danach reflektieren, was ist da passiert. Genau. Und das ist für die dann, ja, das ham sie dann erlebt, ja, und dann sagt vom Verstand her immer, kommen immer noch so wie: ja aber das kann doch gar nicht sein und was was machen Sie denn hier mit mir, so ungefähr. Und dann führ ich einfach darauf zurück, dass dass wir mehr sind, als das Denken, ja, sondern dass wir ne Körperintelligenz haben und ---- so wie er’s dann in dem Moment erlebt hat, dass die halt Gespräch, als Körpersprache eben über diese Empfinden, oder eben unterschiedliche Gefühle die dann auch auftauchen. Also so als eine Methode.

33. I Ja, also das, du hattest ja gesagt, dass, du hast Übungen, die eher einfacher sind zum Einsteigen, ne, das war jetzt eine von diesen einfachen, ne. Und kannst du noch ne andere Methode vielleicht beschreiben --- wo es dann im weiteren Prozess, wo du dann im weiteren Prozess mit arbeitest?

34. E Das ist grad wieder bei den Suchtpatienten, da arbeite ich gerne mit dem sogenannten Lebenskuchen, also so nenne ich das. Und eben das ist dann aber wirklich im fortgeschrittenen Therapieverlauf fast schon gegen Ende im Sinne von im Raum mit Seilen einen Kreis zu installieren und in dem Kreis abzuteilen, wie eben bei einem Kuchen, wie viel Raum nimmt die Ehefrau ein, wie viel die Familie, also Kinder, wenn er hat, der Beruf, Freunde, Hobbys - und der Bereich, wo er nur mit sich selbst ist und wie viel Raum hat bisher der Alkohol eingenommen? Und dann das noch mal als das Bild der Vergangenheit zu betrachten und dann ganz bewusst den Alkohol raus zu nehmen und sich dann in diesen Lebenskuchen hinein zu stellen und das gibt oft ne sehr deutliche Reaktion, wenn der Alkohol, zwar nur symbolisch aber sichtbar weg ist aus dem Lebenskuchen und dann eben mit dem Patienten das erst mal reflektieren, was ist denn da jetzt gerade passiert und das dann ist das für die wie selbst, also wie so ne Messlatte und die spüren ganz genau und sind dann oft auch sehr ehrlich, hups das will ich noch gar nicht. Oder ho, Hilfe, oh das ist toll, aber was mach ich jetzt mit diesem freien Raum? Und das wäre dann, da knüpf ich dann weiter an und guck, also ne, such mir ne nächste Methode, ja.

35. I Ja. Ok. Gut und jetzt, ich sag mal Ängste und Unsicherheiten, die im Verlauf der Therapie ja auch aufkommen können. Wie gehst du damit um?

36. E Tja, also so ganz spontan dann, ich halte selber inne, also ich, es ist so ein bisschen wie --- ich versuche, zu thematisieren, zum Beispiel in Form von -- wenn ich dieses Gefühl mit der Angst, also wenn ich das so mit dem schon, wenn der soweit ist, dass ich das so formulieren kann, wenn das ein Tier wäre, ich hab da so ne Kiste mit Tieren, lass ich ihn ein Tier wählen, ja, und dann ist es halt das Tier, ne, sagen wir er nimmt nen Hasen, ja, und jetzt steht der Hase für die Angst und dann lass ich ihn noch ein Tier wählen, das genau das Gegenteil ist, angstfrei,

37. I Ja 38. E und lass ihn mit den beiden Tieren ne Geschichte erfinden, die er dann spielt. 39. I Ja 40. E Und dann verändert sich auf der emotionalen Ebene auch etwas. 41. I Ja. Und das sind dann Stofftiere oder Holztiere? 42. E Stofftiere, Plüschtiere. 43. I OK. Und inwiefern spielt das Reflektieren von Verhaltensweisen eine Rolle bei dir in der Therapie? 44. E --------- Muss ich jetzt grad mal ein bisschen drüber nachdenken. ------ Also in dem Moment, also ich hatte ja

eben das mit dem Kuch, mit dem Lebenskuchen erzählt, ne --- da greif ich manchmal auf, wie der Patient sich durch den Kuchen bewegt, das seh ich ja von außen und ich kann dann manchmal so Sachen sehen, also der lässt ein Feld, ne, das hat der zwar installiert aber das das hat der nie nie mehr angesprochen, betreten, bis hin sich dem nie zugewandt sondern war immer abgewandt, ja. Und das greif ich dann auf im Sinne von mir ist aufgefallen, so von außen betrachtet, ne, das, da war gar nicht viel Bezug zu dem Feld und was wäre denn, wenn Sie sich dem jetzt mal zudrehen? Ne, und dann kann der das machen und dann macht der wieder seine Erfahrung und dann reflektieren, reflektier ich, kennen Sie das aus Ihrem Leben, können Sie, gibt’s da nen Bezug, kann es sein, dass Sie in Ihrem Leben den Bereich wirklich auch nicht im Auge haben, also – das Sie sich darin gar nicht bewegen, also, dass Sie es für vernünftig halten, dass es den gibt aber Sie machen nichts damit?

45. I Ja 46. E Genau, also das wär so ein Verhaltensabgleich, so. 47. I Ja. Also sozusagen du gehst nochmal auf was ein, was du in einer Darstellung im Raum gesehen hast und

bietest dann darüber ne Reflexion an, indem du nochmal nachfragst, ne, ich ich sehe das, wie sieht das aus, wie

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können Sie das selber wahrnehmen, wie sehen Sie das? 48. E Genau. Oder kennen Sie das halt aus Ihrem Leben, was ich da hier grad sehe? 49. I -Ja, kennst du, also arbeitest du noch mit anderen Methoden, wo es auch ganz gezielt darum geht halt, dass die

Patienten dazu motiviert werden, sich mit ihrer Abhängigkeit auseinander zu setzen? 50. E Ja ---- Also ich nehm, mach gerne diese Seilarbeit --- wo es ja so, irgendwie so so um zwei Polaritäten geht und

dann auf die eine Seite die Abhängigkeit und auf der anderen Seiten, auf der anderen Seite die Gesundheit, ja. Und lass den Patienten an an immer wieder mal an dieser Linie entlang gehen und ganz mit der Wahrnehmung, ne, auf sich selbst, auf en Körper ausgerichtet im Sinne von wo fängt’s an, eng zu werden, ja, oder verändert sich der Atem oder kommen Gefühle auf oder so, genau, um um da, dass er da immer für sich selber auch wieder gucken kann, wo steht er denn wirklich und wie hoch ist sein wirklich seine empfundene Motivation, sich der Gesundheit anzunähern oder so, genau. Hab ich jetzt die Frage noch im Blick?

51. I Ja 52. E Oder bin ich, ja 53. I Doch, hast du noch 53. E Lacht Gut. Kannst du sie nochmal 54. I Ich kann die nochmal wiederholen, also es geht halt darum, also was du für Methoden halt anwendest, um die

Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuhalten. 55. E Genau, genau. -- Und für mich ist, also noch ne andere Sache. Ich arbeite eben ganz viel über den Körper, ja.

Das das, ne andere Sache ist dann, also die, sich in nen eigenen Raum zu legen 56. I Auch mit Seilen dann? 57. E Mit Seilen --- und - zu schauen, was es macht, wenn sich jemand von außen dem eigenen Raum nähert. Ja, weil

ich da immer wieder erlebe, also da gibt es entweder sowas wie, „was? Nee, ich muss hier garnichts abgrenzen, bei mir kann jeder total nah rankommen!“, ja, also ne Distanzlosigkeit, also wirklich kein gutes Gefühl für nähere Distanz, das ist ja für mich auch immer ein Zeichen dafür, dass der dann nicht wirklich gut bei sich ist, ja oder eben nen Riesenraum um sich rum lässt, das überhaupt niemand an sich ranzukommen, an an ihn rankommen und damit experimentieren, um das nochmal zu verkörperlichen oder zu- nachzuspüren - da gibt es etwas - das ist mir noch gar nicht bewusst in mir selber -- und ich ich kann da - ich kann da aktiv werden, also ich kann ins Handeln gehn und auch zum Beispiel üben, dann wenn jemand so distanzlos ist, wenn er gespürt hat nee das stimmt ja doch gar nicht wirklich, was ich hier mache, dass der dann mal stopp sagt, also so wie so die eigenen Bedürfnisse auch anderweitig wahrzunehmen und da in einausprobierendes Handeln zu führen.

58. I Ja 59. E Ja. Und weil, ich denk, das brauch er ja auch, wenn der Alkohol wieder auf ihn zukommt, dass er dann darauf

stopp sagen kann und ne Alternative in sich hat, ich kann meinen Raum auch anders füllen, ich muss es jetzt nicht über den Alkohol machen, ne.

60. I In welcher Form gehst du mit dem Thema Abstinenz um? 61. E ------- Insofern, als dass ich ------- also da arbeite ich dann auch entweder mit den Stofftieren, wo dann auch die

Sucht, ne, für die Sucht auch en Tier gewählt ist und ----- der Patient sich selber halt auch, also für sich selbst auch ein Tier wählt --- und er ausprobiert, wie das ist, wenn er sich selbst in den Raum stellt und die Sucht, sagen wir mal, ist en Tiger, sind oft mehr Raubtiere, die da gewählt werden, der steht eben auch im Raum und er stellt sich zu seinem Tier und oft ist es so, dass der Tiger ganz ,,, ist. Er ist ja jetzt abstinent und der Tiger ist ganz weit weg und dann muss er das, ne, und er wird jetzt hier ganz sicher in die, also in die alkoholfreie, sein alkoholfreies Leben marschieren und wenn die sich zu zu sich selbst hinstellen, kommt ganz oft die Erfahrung: Mhm, also das stimmt hier nicht, das ist viel näher dran, als ich gedacht habe und dann wird es korrigiert und dann loten die aus wo issen die Sucht und oft ist eben auch das eigene Tier weggedreht von der Sucht und wenn diese Ambivalenz im Gefühl da ist, dann forder ich sie auf mit der Nähe zu experimentieren, wenn er sich anders ausrichtet, also die Sucht nochmal zu fokussieren auch und darauf aufbauend --- kommt dann auch oft vom Patienten selber: ja, stimmt ja, wenn ich in den Laden gehe, da steht der Alkohol, das ist nicht so weit weg, wie ich’s gerne hätte und dann daraus folgernd zu gucken, ja was kann ich denn machen, wenn da so ein Tiger in meinem Leben ist? Und ich lenk es gerne ein bisschen in die Richtung zum Dompteur, zum Raubtier-Dompteur zu werden. Also sich selbst zum Raubtier-Dompteur auszubilden, das heißt zu gucken, wie verhalten sich Tiger, ne, was brauchen die zu Fressen, wie groß muss das Gehege sein, was brauchen sie für nen Zaun und das dann in der Reflexion immer wieder in den Alltag zu übertragen, ja was ist denn im Alltag ein Traum für sie, ja. Oder wie kann ich mich beschäftigen, was kann, also Sport treiben zum Beispiel, ne, um dem Tiger, um dem auch Auslauf zu geben, also der Kraft die da drinsteckt. Solcher Art.

62. I Ja. Ok. -- ja inwieweit setzt du dich mit der Motivation deiner Patienten zum Konsum auseinander? Also mit der 63. E ------ Also das, da versuch ich halt wirklich auf die Funktionalität des Alkohols, ne, für den Patienten --- jeder über

ne andere Ebene, sagen wir mal, ne, das ist schon klar, ne, die die Sucht ist der Tiger, dann guck ich nochmal ist der Alkohol nochmal en eigenes Tier. Manchmal ist es so, ja und wenn es klar ist, also sagen wir mal es ist jetzt der Tiger, dann guck ich mir an, was was hat der denn für gute Seiten? Was hat denn so ein Tiger, was ist denn so toll an dem Tiger? Also und dann kommt da vielleicht: ja der ist frei, der ist wild und ungezügelt, ja und der macht jedem intensive Gefühle und dann - zieh ich die Verbindung, das ist ja das auch, was der Alkohol oft macht, ja, dass der so en Eindruck vermittelt von ja ich bin so frei und ich hab überhaupt keine Hemmungen mehr und das, was ich alles nicht mag, das gibt es ja gar nicht, also ... überwindest, genau und es dann deutlich, also daran deutlich zu machen, -- dass das ja nur ne ne ne Scheinfunktion hat, ja, so und die Gefahr, die da aber auch drin liegt, wenn wenn wenn’s außer Kontrolle gerät, also immer über diese symbolische Ebene, genau. Hab ich das jetzt einiger Maßen deutlich gemacht? Ich habe das Gefühl ich hab mich selbst verhudelt. Ne.

64. I Genau, du hast jetzt grad schon gesagt, also du arbeitest ganz viel über die symbolische Ebene. Kannst du erklären, warum?

65. E ------- Weil ----- ich in dem Moment - also die Leute irgendwie ein Stück weit weghole von von ihrem gewohnten Denkverhalten, ja, und also indem ich auf diese metaphorische Ebene gehe, das isses ja, ne, weiß ich ja auch, die andere Hirnhälfte wird aktiviert und damit sind neue Blickmöglichkeiten auf das Problem möglich oder die können eben irgendwie selber auch nochmal anderes entdecken, was sie in ihrem gewohnten Denkmuster einfach gar nicht entdecken können. Das zeigt sich ja auch immer wieder, ne. Und in Rollen zu schlüpfen, das mach ich auch --- da isses aber so, da mach ich oft die Erfahrung, der Schritt ist viel größer, als einen Gegenstand in die Hand zu nehmen und zu sagen: So, jetzt tun wir mal so, als wäre ich das, ja.

66. I Ja

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67. E Weil die sich selber, also sich selber noch nicht bewegen müssen, weil da ist auch so ne große Scheu so in Darstellung zu gehen. Und ich hab auch das Gefühl, dass dass ist,- da würd ich die manchmal zu nackt machen, also da würd ich ihnen zu nahe treten, also ich würde sie zu sehr beschämen, ja. Genau. Und das mit den Symbolen ist einfacher.

68. I Ja. Also das heißt auch, insofern dann auch wieder jetzt hinsichtlich Motivation ach ein Stück weit motivierend dadurch, dass du ihnen viel Schutz anbietest und sie nicht bloßstellst oder sie nicht so schnell in schwierige Situationen bringst, wo es für sie sehr schwierig wird durch die Rollenübernahme?

69. E Genau, ganz genau. Also - weil, ich mein, wenn Alkohol oder Sucht, ne, da da ist ja sowieso vom Grund her so ne große Beschämung und ja - das muss ich ja nicht nochmal verstärken.

70. I Ok. Also jetzt ham wir ja auch viel über die Aufrechterhaltung auch von der Motivation gesprochen und vor allen Dingen auch über den Therapieverlauf. Ich hab jetzt nochmal drei verschiedene Beispiele zu konkreten Situationen. Also, wenn du dir einen Patienten vorstellst, der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du selbst aber also das Gefühl hast, dass der sich selbst oder seine Verhaltensweise nicht verändern möchte. Wie gehst du mit dem dann um?

71. E ---- Wie geh ich mit dem um? ---- Ich versuch mit ihm zu erarbeiten, wofür das gut ist, dass es jetzt so ist. Also meiner, meiner Erfahrung nach komme ich auch da mit dem Patienten immer eher weiter oder in Bewegung, wenn ich keine Wertung reingebe, ja sondern zu schauen, das ist dann für den Patienten oft wieder erstaunlich, dass da was Gutes drin sein soll, ja, weil oft erfährt er da eher: oh, jetzt ist der Patient im Widerstand und der muss aber jetzt ma und jetzt, ne, is der wird der konfrontiert und jetzt fühlt sich provoziert

72. I Ok. Ja genau, du hast jetzt grad vor der Pause gesagt, dass du – dass du die Patienten dann da abholst an der Stelle, wo sie sind und das erstma akzeptierst und mit denen auch guckst, was hat das auch, ja, für ne gute Seite eigentlich, dass sie jetzt grade sich damit schwertun.

73. E Wofür ist das gut, ja. --- Ich geh immer davon aus, dass das letztendlich ja alles Versuche sind, also vom Patienten sind das Versuche, mit sich selbst und mit seiner Situation so umzugehen, dass dass er das Gefühl hat, er kann das alles noch steuern, ja. Und da mach ich die Erfahrung, wenn wenn ich solche Fragen stelle oder sich das ergibt aus nem Spiel heraus, dass ich dann auch mal sage: na ja, das wär ne wunderbare Schutzmaßnahme, dann verändert sich nichts und dann ist Sicherheit da, das ist ja vielleicht ganz gut, ja, dass erst mal einfach alles sicher ist, ja. Weil Unsicherheit ist ja - macht ja Angst. Genau, und dass die dann viel eher bereit sind, wenn ich dann sage, ne, für den Moment ist das ne gute Maßnahme gewesen, weil das hat Sicherheit geschaffen, ja und eben jetzt nicht, keine Veränderung anzugehen, das gibt Sicherheit und dafür gibt’s bestimmt nen guten Grund. Die Frage ist: es hilft jetzt, hilft es dann auch im Alltag?

74. I Ja 75. E Aber ich stell’s zur Verfügung 76. I Ja 77. E Und er entscheidet, ob’s für ihn im All, ob ob er’s da auch als positiv sieht oder nicht, ja. Der ist ja nicht

entmündigt, is ja kein, is ja immer noch ein ---- 78. I Ja 79. E Mensch, den, der ernst zu nehmen ist, ja. 80. I Ja. Ok. Und die das zweite Beispiel ist also in einer anderen Situation könnte es vorkommen, dass du aus der

Anamnese oder aus Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde. Und dass der Patient auch immer wieder äußert, dass er eigentlich nicht so wirklich weiß, ob die Therapie das Richtige für ihn ist. Ja, was machst du dann mit einem solchen Patienten?

81. E Also arbeite ich auch immer eher einladend. Also nicht zwingend und versuche auch, ihn eher erst mal da sein, abzuholen, dass es für ihn sehr schwierig sein muss, jetzt hier zu sein, weil er sich das schließlich gar nicht gewählt hat. Ja, und von da aus dann zu schauen, nochmal zu fragen, da er ja nun da ist, ob es irgendwas gäbe, wo ich ihn vielleicht trotzdem begleiten kann oder ihm was anbieten kann. Also, versuch immer erst mal zu vermitteln, es ist seine Entscheidung, ob was passiert oder nicht. Nicht meine. Also ihn in die eigene Verantwortung zu nehmen und ihn auch zu lassen.

82. I Ja. Ok. – Und machst du machst du irgendwas, kannst du was beschreiben, wie du mit den Patienten daran arbeitest, gezielt zu gucken, was ist denn so das, was sind denn so die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Also es geht ja in die Richtung, was du grade schon beschrieben hast. Hast du da auch ne Methode?

83. E Ich ich formulier manchmal, also arbeite ich mit dieser Methode, die die die Wunderfrage zu stellen und dann lasse ich die wieder mit Symbolen, ja, eine wunderbare Zukunft aufbauen. Also, dieses Wunder ist geschehen, du bist gesund und wie würde deime Zukunft aussehen? Genau, und dann bauen die sich ein Zukunftsbild -- und das Spannende daran find ich, dass dann oft sowas passiert, dass die sich an Fähigkeiten oder an Wünsche erinnern, die sie hatten und wo die sehr lebendig werden auf einmal, ja, und hinterher selber überrascht sind, ja stimmt, das hab ich ganz vergessen und dann lad ich ein ja ok, in Ihrer jetzigen Sit, jetzigen Lebenssituation gäb‘s ne Möglichkeit, das da irgendwie einzubauen, vielleicht nicht genau in der Form aber was könnte ne Form sein? Und dann wieder den Brückenschlag in die Realität, in den Alltag zu machen.

84. I Ja. Und Selbst- Selbstverantwortung und so die Eigenmotivation, um die anzustoßen bei den Patienten? 85. E Das ist zum Beispiel eines, also weil wenn die sich an sowas erinnern, ja, dann --- fühlen die sich auch motiviert,

stimmt, also im Sinne von stimmt, das hab ich ganz vergessen und stimmt, das könnt ich ja eigentlich machen und es wär gar nicht so schwierig, das und das und das und das aufzu aufzugreifen. Genau und dann --- ja wie mach ich das noch? ---- Im Sinne von ----- jetzt ist die Frage weg

86. I Also, es war die Frage, inwieweit du die Selbstverantwortung und die Eigenmotivation bei den Patienten anstößt, also wie du das machst.

87. E ---- Also zum einen eben, dass ich sie in der Eigenverantwortung lasse, also nicht versuche, irgendwas abzunehmen. Ich- es kann auch mal sein, dass ich ne Stunde nichts mache mit denen. Wenn sie sagen: nee ich will heut nicht, es geht nicht, nein, weil- totaler Widerstand und dann bleib ich damit und sag „Ja manchmal ist es so“. Und dann ist es das Allerbeste und es fühlt sich am sichersten an und dann nichts zu tun. Also --- sie dadurch auch nochma also anzustoßen, es passiert wirklich nur was, wenn er es passieren lässt oder sie. Ja, und das nicht irgendjemand anders muss was tun. Oder eben der Patient kommt mit so ner ansprüchlichen Haltung, was ja auch gerne passiert, so was machen wir denn heut, ne und ich die Frage dann zurück gebe in dem Sinne - was möchten Sie denn machen, ne, und was würde Ihnen gut tun zu machen? Und dann erst was anbiete.

88. I Ok. Und Erfahrungen zeigen halt auch immer wieder, dass es ja in der Therapie auch zu plötzlichen Krisen

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kommen kann und Patienten manchmal aus ganz unterschiedlichen Gründen einfach die Therapie plötzlich abbrechen möchten. Ja, was machst du mit solchen Situationen?

89. E --- Also ich versuch dann schon erst mal den Patienten wie in ne Ressource zu holen, - also eher mit dem --- also zum Beispiel, mit dem, wenn er wenn er sehr aufgebracht ist, das ist ja dann oft, ne, dann ist irgendwie --- der Einzeltherapeut hat konfrontiert und er ist total aufgebracht, weil fühlt sich überhaupt nicht gesehen und nicht verstanden, falsche Klinik, schlechte Therapeuten und und und und. Und -- ich geh dann mit dem, also lade ein, dieses dieses, was ihn da innerlich so sehr bewegt, dem, durch den Körper ne Bewegung zu geben, also den Körper dafür zur Verfügung zu stellen und so dass das sich da auch nochmal ausdrücken kann und dann geh ich mit mit mit. Also, ich bewege mit und --- geb praktisch zum Einen die Erlaubnis, dass das sein darf, ja, dass das was Natürliches ist und die Erfahrung, es geht vorüber und dann, dann frag ich ab, so was ist denn jetzt da und dann kommt oft was was ganz anderes raus, also nicht die Wut oder der Ärger und ich will hier weg sondern ich brauche oder, ja das hat mich jetzt verletzt, oder da fühl ich mich gut. Also er kommt an sein eigentliches Bedürfnis und das reflektier ich dann.

90. I Ok. Also das heißt, du gehst dann, wenn du sagst, du gehst mit der Bewegung mit, du machst wirklich die, machst wirklich so einzelne Arm- oder Handbewegungen, Abläufe wirklich richtig nach, dass du das mit dem genau gleich versuchst zu machen?

91. E Nicht genau gleich. Das geht nicht, aber ich versuche, in in das Gefühl, was in der Bewegung steckt, ja, dass ich da mitgehe, ja. Dass ich selber auch wie auch meine meine Form von Ärgerlichkeit oder wenn, ne, dass ich die auch mit in Bewegung lasse.

92. I Ja. Aber der Patient gibt das vor und du schließt dich dem an. 93. E Genau. 94. I Ok. Ja, um das jetzt nochmal so ein bisschen auf den Punkt zu bringen. Welche dramatherapeutische Methode

zur Motivationsförderung und Aufrechterhaltung findest du besonders att, affekt, ach Gott, effektiv? Kannst du da was benennen?

95. E ---- Also eigentlich, ich kann das jetzt erst mal nur wieder abstrakt. Es ist schon immer dieses an die Ressourcen bringen an und dass dass dass dass er Bedürfnisse hat, dass es gut ist, Bedürfnisse zu äußern und dass er Erlaubnis hat, Bedürfnisse zu äußern und und und. Und da genau das mit dem Krafttier mach ich gerne und oft und das find ich auch sehr wirkungsvoll und an dem Tier dann ableiten eben seine Kraft, seine Fähigkeiten und und und. Und ihn dann quasi auch als die eigene zu betrachten, also mit dem Krafttier. ----- Da auch wieder die Arbeit mit den Tieren -- wo ich über die Tiere verdeutlichen kann, dass das erst mal ein positiver Versuch war, mit seiner emotionalen Lage oder mit seiner Lebenssituation noch umzugehen, also, er ist ja in Handlung gegangen, hat sich dann halt eben nur erwiesen, hm das mit den Suchtmitteln das war irgendwie auf Dauer gesehen keine wirklich zuträgliche Handlungsmaßnahme. Ja, und das geht immer über die Tiere geht das bei mir ganz gut, ne, genau. Also dieses Symbolisieren und eben manchmal mach ich das auch mit mit Rollen aus Märchen oder Mythen, wo sich jemand in ne schwierige Situation gebracht hat aber dann auch einen Weg daraus findet.

96. I Also, dass du dann ne bestimmte Rolle aus einem Märchen oder aus einer Mythe halt auch vorschlägst oder vorliest auch?

97. E Ja genau. Und wo er dann ne Szene auswählen kann, die ihn besonders anspricht und dann spielen wir das sozusagen durch. Also ich stell mich zur Verfügung und kann da auch ne Rolle einnehmen. Genau. Das ist eine Form und dann, was ich auch gerne mache, das ist und ich da auch sehr hilfreich finde, das ist so die Arbeit mit dem inneren Team, ne, also mit den eigenen Persönlichkeitsanteielen und die so langsam heraus zu arbeiten und das dann auch immer darzustellen, also diese einzelnen Anteile darzustellen und die miteinander in Kommunikation gehen zu lassen, um sich dann ne Klarheit zu verschaffen und dann Standpunktbeschreibung wie es grad aussieht oder auch ne Motivation, ja. Und eben wie können wir zusammenarbeiten, sich stützen, um vorwärts zu kommen.

98. I Also, jetzt hattest du ja grade erzählt mit dem inneren Team, dass du damit arbeitest. Kannst du das nochmal beschreiben, wie du das machst mit dem Darstellen, wie das dann konkret aussieht, die Arbeit?

99 E ----- Wenn, also oft tauchen auf da im inneren Team, ganz klar das Ich, also der Mensch selbst, ja, das ist dann der Teamchef und dann gibt’s meistens das innere Kind, was so seine Schattierungen hat, der Antreiber, Kritiker, ja, genau. Nehmen wir mal die drei jetzt und dafür lass ich erst wieder Tiere wählen oder sonstige Gegenstände als Symbol und dann im weiteren Verlauf, dass der Patient dann wieder diesen Platz einnimmt und wieder über die Haltung erst mal schauen, wie sich die Haltung verändert. Manchmal verändert sich die Stimme, manchmal verändert sich ein Tempo. Die Energie wie jemand auftritt, wie der geht und all das lass ich den ausprobieren und dann wird es wie eine Rolle. Dann hat sich das wie in eine Rolle alles verdichtet und aus der Rolle heraus kann der Patient dann sprechen zu diesen anderen. Und wenn dann ein anderer Teil antworten will, dann verlässt er die eine Rolle und schlüpft in die andere. Also die sind ja alle so in der Art entwickelt und dann kann der immer von einer Rolle in die andere wechseln und führt im Prinzip ein Selbstgespräch. Genau, und dann gehn wir hinterher wieder ins neutrale Feld und da findet dann die Reflexion darüber statt, was ist denn jetzt hier eigentlich passiert? Ja, was nimmt er davon mit. Und da passieren dann eben so Sachen, da da kommen dann die inneren Konflikte werden dann sehr deutlich, was weiß ich, dass da der Teamchef will wirklich gerne abstinent sein, ja, aber es gibt noch en Saboteur da drin, ja, oder der Faulpelz oder der innere Schweinehund oder wie es auch immer heißt, ganz unterschiedlich, ne, der sagt: ach nee nee lass das mal lieber und ist doch viel zu anstrengend und da kann ich dann erarbeiten, immer per Rückfrage, was er für Ideen hat, wie die beiden miteinander umgehen können, ne, wenn die da so en Konflikt haben, der eine will ja was ganz anderes als der andere und wie vielleicht die anderen Teammitglieder, was die noch beitragen können, dass dieser Konflikt sich löst oder ob die noch Ideen haben und und und und. Und genau, und entwickel praktisch mit ihm da auch sowas wie so ne über dieses Rollenspielen in die Rollen schlüpfen, sowas wie so eine innere Gesprächskultur und es hat Auswirkungen aufs Befinden. Also, ist meine Erfahrung, das sagen die hinterher immer, dass es für sie hilfreich war -- jetzt wieder klarer zu sehen, was eigentlich in ihnen passiert und die Erleichterung, eine Handhabe zu haben. Also, dass dass sie da wie ein Material kriegen, weil das können die zu Hause auch machen, indem sie irgendwelche kleinen Gegenstände, ist ja völlig belanglos, was man nimmt und gehen nochmal in diese innere Teamsituation und können das mit sich selber spielen. Also sie können das mit nach Hause nehmen und können damit weitermachen. Genau, und das motiviert glaub ich auch und bestärkt, also, ja, gibt ihnen das Gefühl von Handlungsfähigkeit.

100. I Ok. Also du hast mir jetzt verschiedene Vorgehensweisen ja mit deiner Arbeit auch beschrieben – und welche

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ganz persönlichen Ideen oder vielleicht auch Vermutungen hast du einfach und im Zusammenhang mit diesen Interventionen und Methoden bezüglich der Wirkungsmechanismen oder der Wirkfaktoren? Warum wirkt das, was du tust?

101. E Also, ich glaube das wirkt, weil diese Methoden, außer also vom neurologischen her, ja außerhalb von, also nicht total, aber losgelöst auch von ner Kognition passieren und --- alles was ist halt was über die Kognition läuft, das sind ja wie so eingefahrene Verhaltensmuster, die sich also als Denkmuster, als eingefah, also als Denkmuster, wenn ich wenn ich -- diese mehr kreativen Methoden anwende, dann komm ich ja in andere Bereiche im Gehirn und dadurch sind andere neue Verhaltensmöglichkeiten einfach möglich, ja, die außerhalb vom Problem liegen, ja. Wenn ich immer in den gewohnten Denkbahnen bleibe, also auch da viel mit Sprache und Reflexion und kognitiver Reflexion umgehe, hab ich immer das Gefühl, die die bleiben halt, die rühren immer in derselben Suppe, also ja, das geht nicht und über Bewegung und eben kreatives Bewegen, kreative Methoden eröffnen sich neue Handlungsmöglichkeiten. Und und die können’s ausprobieren erst mal ganz unverfänglich, indem sie so tun als ob, ja, als könnten sie’s oder wären sie jemand anders, der das Problem nicht hat oder - und dann im Nachhinein wissen sie aber doch, weil sie es ja erlebt haben, dass sie die Fähigkeit auch in sich tragen, es anders zu machen.

102. I Ja 103. E Und das ist glaub ich auch das, was dann auch hilft und wirkt. 104. I Ja. Ja und als letzte Frage: Gibt es deiner Meinung nach noch wichtige Aspekte bezüglich deiner

therapeutischen Arbeit mit den Suchtpatienten unter dem Thema Motivation, welche du jetzt noch nicht benannt hast. Möchtest du noch irgendwas ergänzen?

105. E ------ Also, ich kann wirklich, also für mich mit den Suchtpatienten kann ich immer wieder für mich nur wiederholen, dass ich da gute Erfahrungen mache oder in Bezug auf die Motivation zu ner Abstinenz, indem ich über diese anderen Methoden, also diese mehr kreativen oder bewegungsbetonten Methoden den Patienten erlebbar und erfahrbar mache, dass sie mehr sind, als ihre Sucht oder dass sie die Fähigkeit haben, sie müssen garnichts neues machen, sondern es ist mehr etwas wieder zuzulassen oder zu entdecken -- eben auch in anderes Verhalten zu gehen, also dass eigentlich, dass sie alles haben, was sie brauchen, ja und sie nicht jetzt Welten bewegen müssen sondern eher umschalten oder sich umdrehen oder so und dass die das sehr bestärkt oder motiviert oder auch erleichtert, das ist nicht so groß, wie es jetzt erst mal erscheint. Ich mein, natürlich ist es sehr groß aber es ist machbar, es gibt Handlungsmöglichkeit, also auch für sie und sie haben schon viel, was sie brauchen.

106. I Ja 107. E Also sie haben keinen, sie sind nicht unvollkommen, haben, ne, oder haben nen Makel, ja, sondern da ist sehr

wohl Fähigkeit. 108. I Ja 109. E Genau 110. I Ja, dankeschön. Dann bedank ich mich für dein Interview. Nachtrag 111. E Noch mal was ganz wesentliches für mich was zur Motivation beiträgt bei der Suchterkrankung: ist, zu

unterstützen unterscheiden zu lernen, was ist wirklich für mich zuträglich? Und was ist nachhaltig für mich zuträglich und unterstützend für mich? Und da unterschieden zu lernen indem ich eben neue Blickwinkel auf die Situation bekomme und dann neu zu entscheiden was wähle ich den jetzt? Also praktisch wieder auch Wahlmöglichkeiten zu bekommen für das was mir letztendlich gut tut und nicht für das zu wählen was sich gegen mich richtet.

Transkript DT1 1. I Es geht halt wie gesagt um den Bereich Motivation, Motivationsarbeit mit Suchtpatienten, und erst mal finde

ich es super, dass du dich interviewen lässt von mir - 2. E Ja, gerne. 3. I Als erstes würde ich – also es geht vor allem immer wirklich darum das du erzählst was du selber mit den

Patienten gemacht hast - 4. E Genau 5. I Also ganz speziell deine persönliche Arbeitsweise. Wie du da die Dramatherapie halt eingesetzt hast. Also

das ist so das was mir wichtig ist. Und ja so als Einstiegsfrage habe ich die Frage, ob du irgendeine Lieblingsmethode hattest um mit den Patienten zu starten, um da so ein bisschen die Therapiemotivation, die Bereitschaft für die Therapie, zu wecken?

6. E Na ja, ganz klassisch ist natürlich, also wenn, also das ist natürlich überhaupt keine Methode sondern nur ne Übung, ist halt dieses Klatschspiel, dass ich immer gemacht habe. Das kennst du denke ich?

7. I Genau. Beschreib ruhig noch mal, weil geh‘ ruhig einfach davon aus, das es einfach für Leute ist die Dramatherapie halt nicht kennen, also das du einfach alles dann wirklich auch noch mal beschreibst.

8. E Okay, prima. Ja. Ja das ist ne Übung, da muss ich dann sofort daran denken, also in der Gruppentherapie, wo wo man einen Klatscher eigentlich weiter gibt, und mit diesem Klatscher Kontakt macht, also mit dem Nachbarn Augenkontakt muss ich machen. Ich gebe den Klatsch zu dir, du klatscht zu deinem Nachbarn, und so macht ein Klatscher eigentlich die Runde und dann ab einem gewissen Moment darf man den Klatscher auch wieder zurück geben, und dann bedeutet dass das die Richtung verändert wird, und das ist ne sehr –dynamische Übung wo eigentlich immer Spielfreude an den Tag kommt und zur gleichen Zeit finde ich, dass eh ja noch immer – ja auf ´nem ganz basalen Niveau macht es eigentlich Dramatherapie deutlich, also nonverbal, vor allem eigentlich, Kontakt machen und Spielfreude und als Observationsmittel finde ich es halt auch immer interessant. Gerade in der Suchtforensik, was dann schnell passierte war, dass entweder kein Kontakt, kein Augenkontakt stattfand – also ich muss echt das Deutsche wieder lernen, mein Gott– eh oder das halt echt kleine fechte Kämpfe stattfanden, also zwischen den Männern, dass es dann immer hin und her geschickt wurde zwischen zweien, dass dann halt echt ja die die – das sind dann kleine Momente wo wo die man dann oder die ich dann auch sofort genutzt habe um dann wieder weiter zu gehen, so: „oh erkennst du das auchmals, dass du so gleich so anspringst auf auf“ ja. - Das jetzt mehr, also das ist natürlich mehr ne Aufwärmübung wo ich sofort dran denken musste.--- Ehm ne andere Übung, die ich bei bei den

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Suchtpatienten, Patienten der Suchtforensik, letztendlich doch echt immer wieder gemacht habe ist, geht mehr in Richtung sozialevaardigheids training, soziale, Soziale – Fähigkeit.

9. I Ja, soziale Kompetenzen 10. E Soziale Kompetenzen – eh - - ist hier mehr von Außen nach Innen gearbeitet, echt das „Nein“ sagen, ganz

simpel, ja in gewissen alltäglichen Situationen oder halt immer in die Zukunft denkend „wenn du wieder zu Hause bist“ ne, „du kommst wieder in dein Umfeld und“ na ja, dann dass der Kumpel kommt und fragt dann wieder „ach komm, einen können wir doch heben und stell dich doch nicht so an!“ Eh diese Sachen die die – zumindest immer wieder Einsicht auch gaben, fand ich bei den Patienten, so von „oh ja wo, wo sind jetzt eigentlich meine ---wo bin ich gevoelig vor, also wo fällt es mir leicht, bei welchen Personen fällt es mir leicht bei meinem Standpunkt zu bleiben und wo komm ich ans Schwanken und so weiter.

11. I Also wo sind so meine Themen, meine eigenen Themen? 12. E Ja 13. I Und was spricht mich an, wo merke ich, wo sind meine Punkte, meine wunden Punkte so? 14. E Genau, ja. – na ja und dann eine weitere Arbeit war eigentlich dann tiefer gehend, ne. Neben dem eigentlich

diesem soziale Kompetenztraining dann mehr zu schauen, okay was sind da - - wirklich mehr analytisch arbeiten. Wo kommt es jetzt eigentlich her meine Gefühligkeit für Sucht? Dann mehr, da hab ich eigentlich doch auch - - übersetzt eigentlich die Methode von JoBlagg genutzt, ne also, bei gut in der Suchtforensik ist natürlich auch ein Delikt da, ne, und dann nimmst du eben das Delikt, du kennst die Methode denke ich auch,

15. I Ja UNTERBRECHUNG MIT RAUMWECHSEL 16. I Vor der kurzen Pause hattest du zum einen erzählt, dass du Richtung Soziales Kompetenztraining mit den

Patienten arbeitest und zum anderen auch ein bisschen noch mal vertiefend, ne? 17. E Ja. 18. I Kannst du zu beiden einfach noch mal ganz konkrete Beispiele benennen was du dann wirklich machst mit

den Patienten? 19. E Ja also, mehr in die Tiefe gehend ist ne Methode die nennt sich JoBlagg und ehm - - ja eigentlich

deliktgerichtete Methode wo eigentlich eine Deliktkette gebildet wird, also ausgehend von dem Moment des Deliktes geht man in der Zeit zurück, welche Ursachen, welche Situationen haben letztendlich zu dem Delikt geführt. Und da es eben um Patienten aus der Suchtforensik ging war das halt immer parallel Thema, ne die Sucht natürlich auch eigentlich. Und das ist ne sehr- und und diese Situationen werden - - ja in Plateaus, sagt man das so im Deutschen?

20. I So Standbilder 21. E Standbilder eigentlich - - deutlich gemacht, ich habe das meistens dann halt auch noch ausgespielt, soweit

das Plateau oder so ein Standbild zu statisch war, um und so wenig über das Gefühl gesagt hat. Und bei jeder Situation wird dann eben auch nachgegangen, eigentlich kognitiv verhaltenstherapeutisch, was war der Gedanke in der Situation? Was war das Gefühl in der Situation? Und was ganz wichtig ist bei der Methode von eben auch von was waren hier die Folgen? Die Folgen von dem wie ich mich in dem Moment entschieden habe. Und so geht man eigentlich die Zeit zurück, das kann bis zur Kinderzeit eben sein, oder in den meisten Fällen sind wir da irgendwo gelandet, das hat viel, ja, Einsichten gegeben, bwustwording, ja und und empathisches Vermögen was halt dann in der forensischen Psychiatrie wichtig ist, aber sicherlich denke ich auch in der Behandlung von Süchtigen. Ja was was (sucht) welchen Effekt hat mein Handeln auf andere. Da lag der Schwerpunkt wohl bei dem Delikt natürlich auch, aber natürlich auch bei dem Suchtverhalten, was wie beeinflusse ich meine Umgebung. Also meine Familie die dann co-abhängig ist? Meine Partner? Und so weiter? So weil da ist das Bewusstsein häufig - - meiner Erfahrung her, eben gar nicht so gegeben.

22. I Und hast du das dann mit denen Besprochen die Punkte die du jetzt gerade benannt hast? 23. E Ja, dass ist natürlich gerade das schöne an Dramatherapie, dass das meistens im Spiel deutlich wurde. Es

war auch immer ein gruppentherapeutisches Setting wodurch - - ich habe viel mit Feedback gearbeitet, na was nehmen die anderen wahr? Also gibt es - - was habt ihr jetzt gesehen in so nem Spiel? Und da, also falls der Patient, meistens passierte das wohl das im Spiel – auch durch Rollentausch – Patienten sich bewusst waren davon, was es in meinem Gegenüber losmachen kann und, also das eigene Verhalten, oder Feedback von anderen -

24. I Und du hast gesagt das du, die Standbilder habt ihr noch ausgespielt, wie wie muss man sich das vorstellen, das Ausspielen?

25. E Ja, meistens wurde die Situation besprochen, es waren natürlich in dieser Methode dann Situationen die, ich muss noch dazu sagen, die eigentliche Methode JoBlagg ist ne fiktive Person, und ich habe immer- - mit den echten Personen gearbeitet, also nicht mit einer fiktiven Situation. Die Situation wurde erst verbal in kaart gebracht und dann eigentlich ausgespielt.

26. I Okay, also schon ein bisschen improvisiert aber mit ´ner vorher ´ner andern Rahmenbesprechung wie es laufen sollte?

27. E Ja. Genau, ja. 28. I Und was war der Grund dafür warum es keine fiktive Person war? 29. E Ehm - - - ich hab das, als ich das zum ersten Mal die die Methode benutzt hab, das auch so gemacht wie es

im Buch steht quasi, ne mit ´ner fiktiven Person, das - - bringt mit Sicherheit auch was, aber ich merkte, dass dadurch der Abstand eigentlich zu groß war. Ehm - Was zum Teil natürlich gerade der Sinn der Methode ist also um die Methode eigentlich zugänglicher zu machen, beschließt die Gruppe, sie lässt eine fiktive Person entstehen, ne worin sie sich finden kann und dadurch sind sie nicht selbst direkt „ich bin es nicht“. Was aber zum Teil dann auch wieder, fand ich, zu einem zu großen Abstand führen konnte und zumindest in der Gruppe oder der Gruppen wo ich das angeboten habe, das waren Männer die kurz davor waren wieder zu resozialisieren, die in xxxxxxxxxx, ja also im Knast oder in der Therapieeinrichtung saßen und dann aber in der höchsten Stufe waren und die - - das denke ich auch wirklich nötig hatten - - da noch mal - - na ja in die Tiefe zu gehen. Also in dem Moment in dem ich das erste Mal mit ´ner, na ja, eh es mit dem Patient selbst gemacht habe, so von wegen „es geht jetzt um dich, du du du darfst dich da jetzt hinstellen und mach mal schreib mal ´nen Steckbrief, wer bist du?“ War das super konfrontierend, zur gleichen Zeit schärfte das total die Konzentration und auch die Zusammenarbeit war ne ganz andere. Ne also weil, natürlich hat derjenige da eben gestanden und geschwitzt und und auch alle Charaktereigenschaften, sich selbst in so einen Steckbrief zu zu benennen, zur gleichen Zeit lieferte das ihm gerade das Extra - - op. Das ist kein Deutsch aber gut. Und

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auch in der Zusammenarbeit mit den anderen Patienten war das schon Teil, auch von so ´nem empathischen Vermögen, was sie dann natürlich auch ganz anders, jeder wusste ich bin komm ja auch noch dran. Muss das auch noch machen, und eh das förderte wirklich die Zusammenarbeit auch. Also darauf achten wie sage ich jetzt was? Wie gebe ich jetzt Kritik? Das ist natürlich - - kwetsbaar, was ist kwetsbaar?

30. I Verletzlich 31. E Ja, ja. 32. I Okay, und vorher zum Sozialen Kompetenztraining gibt es da noch etwas was du so kurz als Beispiel sagen

könntest wie du gearbeitet hast? 33. E Ja, das waren verschiedene verschiedene Arten und Weisen. Wir hatten ein ganz konkretes

Kompetenztraining dar, das war Programm, das musste auch jeder folgen, und dann, das war abgeleitet vom Goldsteintraining. Also ganz, ja vermutlich bekannt, also so so anfangen mit sich vorstellen, ach Gott, es waren verschiedene Themen, ich glaube 10 verschiedene Themen und es wurde dann eigentlich abgehandelt um es mal so zu sagen, das war wirklich mehr ein Training. Und innerhalb von der Therapie - - - hab ich gemerkt, dass es vor allem bei sehr ich-schwachen Personen, hab ich das dann noch mal als extra Unterstützung gegeben, zum Beispiel das Nein sagen. Ja doch eher Kritik geben können, na ja mehr für sich selbst sorgen, dass dann, fand ich vielmehr dramatherapeutisch gerichtet, aber na ja man kann das auch Übersetzen in Training, soziale Kompetenzen. Ja. - - - - Auch schauen von okay, ja was sind Verhaltensmuster die ich immer noch, was ja natürlich auch zum Suchtverhalten gehört, die ich irgendwann mal angelernt habe, und die jetzt vielleicht einfach gar nicht mehr nötig sind, weil ich mich eh in einer gewissen Art und Weise weiter entwickelt habe, oder eigentlich vielleicht ein anderes Selbstbild mittlerweile habe. Aber ich die Verhaltensmuster halt immer noch mitschleppe. So dann auch über ne Einsicht dann eigentlich auch- - - ´nen Schritt wieder setzen zu können und die Sucht dann auch in den Griff zu kriegen.

34. I Gut, okay und wie hast du das gemacht das die, wie hast du dramatherapeutisch daran gearbeitet, dass die Patienten dann auch die Motivation behalten habe, über die, ja bei euch ja auch sehr langen Therapiezeiten von 6 Monaten? Ja

35. E - - - - Ja ich denke das so ne therapeutische Basishaltung natürlich wichtig ist. Und ich denke, wenn ich so an meine Therapien zurückdenke, - - ich finde, dass Humor in der Therapie anwesend sein darf. Und das auch zur Motivation beitragen kann. Ja Abstimmung auf die Patienten, in dem Sinne auch ihre Sprache sprechen, nicht zu hochdüngend Wortbenutzungen wie, oder aber, also das merkte ich, dass das ganz viel auch macht. Also so ich will nicht die Termen benutzen sich auf die gleiche, - ja sich abzustimmen, das ist der Aspekt, das denke ich. Und das hat natürlich was mit einem Vertrauensband letztendlich auch zu tun. Also dass ich den Eindruck hatte Patienten können halt auch, müssen sich nicht, also das ist in der Suchtforensik natürlich ganz schwierig, sich nicht zu verstellen, weil auf der einen Seite musst du all diesen Normen da entsprechen um in die nächste Stufe zu kommen, und aber so gut wie möglich das eigentlich dann, hatte ich den Eindruck, dass so in den Griff zu, oder zu stimulieren das sie sich öffnen können. - - - Ist das eine Antwort auf deine Frage?

36. I Doch das ist schon eine Antwort, ja. Genau. Und mit dem Humor hast du da auch eine bestimmte Übung oder bestimmte Sachen auch angewandt? Oder, also hatte das mehr auch mit den Übungen zu tun oder mehr mit der Haltung?

38. E Das war zum Teil eine Kombination. Um - - schon mit der Haltung denke ich - - wobei ich auch deutlich machen will, ich hab den, so von Humor bedeutet absolut nicht, dass du dann nicht in die Tiefe gehen kannst. Also es hat nichts mit Oberflächigkeit zu tun, sondern es ist gerade ein Mittel um ab und zu juist, eh gerade, tauchen zu können. So das wollte ich noch gesagt haben und an Übungen, ja wenn ich zum Beispiel, wo ich zu Anfang sagte ja mit der mit der Klatschübung, ja es ist eigentlich ne total dumme Übung, das habe ich auch immer zu – gesagt ne, „wir machen jetzt was ganz schwierig!“ und dann mussten Sie halt klatschen und dann guckt natürlich jeder erst mal was machen wird denn jetzt hier für ´nen Schwachsinn? Um dann hinterher zu sagen, wohl Observationen zurück zu geben, und auch zu sagen, von ja aber ich merkte ihr hattet alle Spaß, wir haben alle eben mal gelacht. Wo warst du mit deiner Konzentration? Oh ja, du warst im Hier und Jetzt! Du musstest jetzt eben mal nicht, hast keinen Suchtdruck erfahren, oder hast keinen, ne, weil du halt so halt einfach ja. (Das ist dann auch ein Beispiel von ´ner Übung. Ne andere Übung ist, die ich auch sehr schön fand, die sehr konfrontierend sein kann aber auch sehr komisch, ja wirklich eigentlich ne andere Person imitieren und da dann ein Stück drüber machen. - - - Ja und das finde ich hat auch viel mit Humor zu machen.

39. I Also so ne kurze Improvisation dann? 40. E Es sind verschiedene Möglichkeiten. Also eine das ist, das hab ich entweder gemacht in der Gruppe, wenn die

Gruppendynamik eh eh entweder ganz schlecht war oder ganz gut. – Um das deutlich zu kriegen, wenn schlecht war eigentlich ist das ne Art Feedback oder Kritik geben auch, ne. In der Gruppentherapie, ich habe 8 Patienten, die vier Patienten dürfen über die anderen vier jetzt mal richtig lästern, also sie suchen über - - äußerliche Kennmerken oder Merkmale, aber halt auch Charaktereigenschaften. Die werden aus - die werden vergrößert und ein kleines Stück von gemacht. Und das wird dann an die andere Gruppe gesagt, eh gezeigt, ohne das erzählt wird wer jetzt wen spielt. Die anderen müssen dann eigentlich gucken erkennen sie sich darin? Und in was erkennen sie sich? Und wenn’s gut ist. Es kann sehr konfrontierend sein, aber was ich halt auch viel gemerkt habe, das es herkenning, also das man sich erkennt dann, von oh ja, das bin ich tatsächlich. Aber halt auch na ja schmunzeln darf (betont), was natürlich auch eigentlich zu ´ner, wenn wir es haben über Selbstakzeptanz, auch ein großer Schritt ist.

41. I Und wenn wenn du da Gefühl hattest das die Patienten das nicht halten konnten, also das die Therapiemotivation, also die Bereitschaft sich mit sich selbst auch auseinander zu setzen, das die nachgelassen hat, was hast du dann gemacht?

42. E - - - - na wenn ich so an xxxxxxxx denke, gehört es natürlich zum Prozess dazu, dass es Rückfälle gab. Und und und das sich die, na ja das dann auch wiederholt hat, also, so ne, so ne Schleife eigentlich anwesend war. - - - Na ich denke was ich dann vor allem gemacht habe ist, - - - - dem Patienten gegenüber deutlich zu machen - - - - das es dazu gehört, auf der einen Seite also eine gewisse Akzeptanz, okay, wieder doch ne Abstimmung, also begreifen, dass es schwierig ist. Das es auch Scheiße ist. Das es um eh - - - Umbenennen, ich mach jetzt Motivation mehr an so ´nem Rückfall fest halt, dass das ne Chance ist und auch so ´nen Rückfall zu vergleichen mit ´nem vorherigen Rückfall. Von: War das anders? Was waren da - - - welche Schritte hast du wohl gemacht? Also Rückfälle gehören im allgemeinen natürlich bei einer Suchtarbeit dazu. Aber wie gehe ich dann mit einem Rückfall um? Dann in der forensischen Psychiatrie natürlich auch noch bin ich geschnappt worden? Oder hab ich halt ein Bier getrunken und merke Scheiße Scheiße ich hab das

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irgendwie, oder meinetwegen auch ne Flasche Korn oder sonst was und mache ich den Schritt selbst um zum Therapeuten zu gehen? Und zu sagen, na das ist schon mal ein wahnsinniger Schritt, also da eigentlich ins Detail gehen und gucken, okay wo hat es mit zu tun? Und das eigentlich auch bei ´ner Motivation, wenn es ohne einen Rückfall nach unten geht, die Motivation weniger wird, - ich denke einfach zu zu probieren zu raus zu kristallisieren mit dem Patienten zusammen, womit hat das jetzt zu tun? Also wo kommt das her? Um dann da ne Veränderung angeben zu können.

43. I Okay, und in welcher Form haben dabei dann auch Gefühle, also vielleicht auch Ängste und Unsicherheiten, aber auch andere Gefühle ne Rolle gespielt in der Arbeit mit den Patienten?

44. E Meine eh? 45. I Nein, die von den Patienten. 46. E Naja ich denke das ist das A und O. Naja, oder als Dramatherapeut ich glaub - - auch wenn wir es über

Kompetenztraining haben, dann sind das natürlich, ist das natürlich die Außenseite, ne? So, wenn du dich so verhältst nach Außen hin, na dann dann bist du gesellschaftlich – geht das in Ordnung. Ne, wenn ich einen gewissen Abstand bewahre und so. – Aber das ist natürlich gefühlt von na ja unserem Gefühlsleben. Und das war sicherlich auch ein ganz wichtiger Aspekt und natürlich auch juist – juist ein ganz schwieriger Aspekt, gerade weil ich habe eigentlich ausschließlich mit Männern gearbeitet in der Suchtforensik und dann da über Gefühle zu reden oder das, aber dann ist auch gerade Dramatherapie häufig. Ne Übung, die ich auch häufig gemacht habe ist in ´nem - in ´nem Bild eigentlich auch wieder – auch in der - - ja jetzt komme ich da wieder drauf, in ´ner. Bei einem Patienten der auch kein, der es einfach nicht mehr sah, der keine Motivation mehr hatte einfach das in einem Bild mal umzusetzen um die. Wie sieht das jetzt eigentlich aus? Um so auch mehr an seine Gefühlswelt zu kommen. Und auch noch deutlicher zu kriegen, wo hat das jetzt eigentlich mit zu, mit zu tun. - - Das das ich denke das ist der Kern der Sache. Und da habe ich auch immer probiert – darauf hin zu arbeiten. Also das sie mehr Bewusstsein kriegen über ihr Gefühl und das auch äußern können und dürfen. Das es nötig ist. Also ja.

47. I Und in wie fern hast du den Eindruck das es dabei, also auch jetzt, eh um die Motivation der Patienten letztendlich auch weiter zu halten, also die Bereitschaft sich auseinander zu setzen, in wie fern hat es deiner Meinung auch damit zu tun oder spielt es Rolle, dass du den Patienten direkt sagst warum du was machst? Oder machst du das überhaupt; sagst du offen warum du welche Methode einsetzt?

48. E Vom Prinzip wohl. Vom Prinzip war das eigentlich immer alles sehr transparent. –... Ich meine das große Doel ist natürlich klar, ne? Probieren zu Leben ohne Drogen – und ohne Delikt. Kleinere Zielsetzungen wurden in der Therapie eigentlich immer benannt und das finde ich auch sinnvoll. Ich kann mir vorstellen es ab und zu, oder manchmal liegen auch verschiedene Appells in Übungen oder auch in einem Spiel und dann kommt wiederum was ganz anders, oder du, oder ich observierde was ganz anderes als was jetzt die doelstellung war. Na dann kann man vielleicht auch sagen, dass ich auch verhüllend zum Teil gearbeitet hab, aber nicht - - - - in großen Linien auf jeden Fall nicht. - Ne, da war das schon schon deutlich. Auch habe ich mit, wenn ich mit Rollen gearbeitet hab, so hier mit Lieblingsrollen, oder was ja eigentlich in erster Linie mehr ein bisschen mehr ne verhüllende Methode ist. Also der Patient wählt ne Rolle die er gerne spielen möchte, und das ist dann auch erst mal nur das was ich dann erzähl, und später wird dann wohl analysiert, oh was? Entweder kommt der Patient dann selbst damit, von: was hat das eigentlich mit mir zu tun? ...Ist es mehr ein Wünsch wirklich diese Rolle? Oder spiele ich eigentlich, vergrößere ich Charaktereigenschaften die ich auch in mir trage? - - - dann wurde es eigentlich während der Arbeit deutlich, oder dann analysiert.

50. I Und jetzt im Bereich, oder im Kon (Abbruch), im Rahmen der Arbeit mit den Suchtpatienten, war das für dich eine bewusste Entscheidung zu sagen, ich mach das, also ich bin eher transparent? Ist das…

51. E Naja, ich finde das halt gerade ganz wichtig bei - - - bei dieser Zielgruppe - - das da eine Transparenz ist. Weil ein Teil vom Problemverhalten ist natürlich lügen lügen lügen. Und alles unter den Teppich kehren und, also in der akuten Sucht, so von es nicht erzählen, probieren natürlich das zu verheimlichen und ich finde das ist - - wenn wir es haben über eine Beispielfunktion auch vom Therapeuten - - gehört das dann eigentlich dazu - - Als Therapeutseiende aber auch, als na ja eine persönliche Haltung, also so geht es auch, also so kann man auch miteinander kommunizieren. Ansonsten würde ich ja beinahe das Gleiche auch machen, wenn ich mit so ´nem doppelten Boden - arbeite.

52. I Also, du hast ja jetzt auch schon viel eigentlich auch erzählt, und wie du auch gezielt auch schon mit an dem an der Suchtproblematik ja auch mit Patienten gearbeitet hast, würdest du jetzt zu in diesem Bereich noch was ergänzen wollen? Also was du gezielt gemacht hast um um wirklich so die Patienten zu motivieren, sich mit ihrer Sucht auseinander zu setzen?

53. E - - - - Ja ich denke, ich habe da neulich noch mal so drüber nachgedacht, dass - - ich würde glaube ich jetzt noch konfrontierender arbeiten. Es ist jetzt das ich mit Süchtigen gearbeitet habe ein paar Jahre her. - - - und damit meine ich das ich merke bei meiner Arbeit in XXXXXX, das ist jetzt ein Jahr her. Das ich, ich hab früher probiert alles viel mehr aus dem Patienten kommen zu lassen, das ist noch immer meine Basisidee eigentlich, mittlerweile bin ich dahinter gekommen, dass manchmal kann man auch Sachen einfach sagen. Also einfach - - sagen hör mal zu wenn du so und so weitergehst dann dann dann schaffst du es nicht, also wir müssen da jetzt mal irgendwie hier l am Karren trekken, und nicht warten bis der Patient es erfährt und was weiß ich, sondern - das meine ich mit direkter.

54. I Ja 55. E Ja. Und ich denke dann, oder das ist zumindest meine Erfahrung. Das ist zumindest auch noch mal ein

Unterschied, auch von meiner Erfahrung her ob du mit Drogenabhängigen oder Multiabhängigen oder mehr nur Alkoholabhängigen arbeitest. Vor allem, nach meiner Erfahrung die Drogenabhängigen - - die wollen auch gefordert werden, das war eigentlich ne sehr motivierte Zielgruppe, die aber auch wirklich, die wollten es auch wissen. Wo wo, die wollten in die Tiefe gehen, wo wo meine Erfahrung mit Alkoholabhängigen ist, dass da viel mehr Vermeiden natürlich ist und und und das auch nicht so, da will ich auch gar nicht hingucken. Ist auch noch mal ganz unterschiedlich finde ich von der Arbeit her.

56. I Okay. Ja jetzt haben wir ja auch ganz viel so über über den Therapieverlauf eigentlich ja auch gesprochen und über Motivation. Und jetzt hab ich noch so ein paar einzelne Beispiele auch, also wo es um konkrete Situationen geht. Also zum Beispiel: Wenn Du dir einen Patienten vorstellst der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem Du selbst aber dann das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen nicht mehr verändern möchte, also, dass der so ein stückweit dir was vorspielt, dass so der Eindruck entsteht. Wie gehst Du dann, oder wie bist du dann damit umgegangen?

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SEITENWECHSEL 57. I Kannst du einfach noch mal mit der Antwort auf die Frage anfangen? 58. E Ja. Das ja, dass das häufig dann die Gruppe eigentlich dann da auch geholfen hat denjenigen zu

konfrontieren, dass er tut als ob oder oder, na ja, eigentlich gewünschtes Verhalten da an den Tag legt. Zum Teil hatte ich den Eindruck, dass ist dann natürlich auch das schöne an Dramatherapie, ich habe halt häufig mit so diesen, ja Engelchen Teufelchen, oder wie auch immer, also so verschiedene wie immer man es auch nennt, oder der wijze geest, was auch in die Richtung geht. Was sind meine rationellen Gedanken? Was sind meine emotionalen Seiten? Und so weiter, und was ist da ein Mittelweg? Oder, dass es ganz schwierig war, sich wirklich zu verstellen.

59. I Kannst du dann noch mal kurz erklären, was du dann machst wenn du damit arbeitest, mit Engelchen Teufelchen oder dem weisen Geist?

60. E Das ist, erst mal wird eigentlich ein Problem kristallisiert, das kann jetzt mal ganz ... warum will ich trinken und warum nicht? Um welche Stimme in meinem Kopf, oder sagt, hey komm einer geht wohl, und dann wird es eigentlich im Spiel rauskristallisiert. Und ein anderer Patient, also ein Patient steht zentral und zwei andere Patienten spielen dann eigentlich, na ja so diese, wie soll man sagen zwei, also Engelchen Teufelchen habe ich es häufig genannt, eben dass Gewissen eigentlich. Um auch hier wieder deutlich zu kriegen, okay welche, sowieso welcher Anteil gewinnt, um es mal so zu sagen. Oder aber auch wie kann ich die beiden ins Gleichgewicht kriegen. Auch sich da überhaupt bewusst zu werden, was geht da eigentlich ab. Und meistens sind es natürlich noch viel mehr, sind es nicht nur zwei Seiten, und das geht dann mehr in Richtung Psychodrama. Also das wird dann auch gemacht, also die Patienten dann eigentlich, dann standen da vier, fünf Patienten auf der Spielfläche. Und ja, was ist dann jetzt das Gefühl, und was macht – um dann da zu schauen das deutlich zu kriegen für einen Patienten, was geht eigentlich in meiner innerlichen Welt so ab?

61. I Also werden dann die einzelnen inneren Anteile durch Spieler besetzt? 62. E Ja, genau. 63. I Ja, ich habe noch ein anderes Beispiel, und zwar, musst du mal gucken in wie fern das auch auf die Forensik

zutrifft. Es könnte ja auch sein, dass du durch die Anamnese oder auch von Berichten durch Kollegen weißt, dass der Patient einfach sehr stark durch Außenstehende zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde, und dass der Patient auch selbst immer wieder äußert, dass er eigentlich nicht so richtig weiß, ob das jetzt wirklich auch so das Richtige für ihn ist, Therapie für ihn. So eine grundsätzliche Frage da ist, ob überhaupt eine Behandlungsmotivation da ist. Ja, was machst du dann damit?

64. E Ja, auch hier habe ich wieder den Eindruck, dass das bei Dramatherapie ganz schnell deutlich wird. Dadurch, dass wir viel im Spiel ausprobieren und es nicht nur um die Sprache geht, natürlich ist die Sprache auch ein Mittel von uns, aber, ja ich habe immer gesagt und das sage ich auch immer noch, der Körper der kann nicht lügen. Also meine Emotionen, alles was ich dann, das kann auch nicht lügen. Ich kann in einem Gespräch mit dem Psychologen, also verbal deutlich erzählen wie motiviert ich bin, und dass ich das ganz toll finde und im Medium geht das irgendwie ganz schwierig. Von daher, dass das, ganz schnell deutlich wird. Das war in der Suchtforensik auch tatsächlich so, dass am Anfang die Motivation echt von Außen kam. Schlicht und ergreifend, weil niemand ins Gefängnis will. Die Leute halt dann in erster Instanz dachten, ja dann mal Therapie, kann auch nicht schaden, aber es eigentlich eine externe Motivation es dann nur gibt. Aber die sich in den meisten Fällen veränderte zu einer internen Motivation, in dem Moment wo deutlich ist, ja, was kann ich hier holen? Oder, was kann ich lernen? Was kann ich - - Auch hier war eigentlich Transparenz und es deutlich machen, ja wenn hier das nicht kommt, ja dann Tschüß, weil dass ist natürlich die, letztendliche Motivation muss natürlich von innen kommen, anders kann keine Veränderung stattfinden.

65. I Also dann auch so Wünsche und Bedürfnisse, und auch so die Verantwortung von den Patienten, dass halt durch das Spiel, dass du versucht hast durch das Spiel das noch mal so heraus zu kristallisieren, beziehungsweise die dahin zu führen, dass ihnen das selber deutlich wird was sie selber wollen?

66. E Ja genau. 67. I Okay, ja. Ein Beispiel, es gibt ja auch immer wieder einfach Krisen mit Patienten und, also in der Forensik ist

das ja dann auch wahrscheinlich wieder anders, aber dass auch Patienten letztendlich die Therapie ein stückweit abbrechen möchten, oder vielleicht auch einfach die Teilnahme an der Gruppe ein abbrechen möchten. Ja, was hast du mit so Krisenmomenten gemacht?

68. E Ja ich denke, dass es auch hier wieder darum geht, ich komme wieder mit Abstimmung, also dem Patienten deutlich zu machen, dass man ihn sieht, dass man auch das Problem sieht und das auch erkennt. Ohne dann gleich schwarz weiß denken zu müssen, also wenn ein Patient sagt „ich schmeiß das hier alles hin“, dann kann er das äußern und dann würde ich auch wieder gucken, na, wo stehst du denn jetzt, wo kommt das den jetzt her? Oder vielleicht auch zu sagen, gut du machst einfach einen Tag Pause. Du gehst auf dein Zimmer, oder was weiß ich irgendwie, wir reden dann morgen weiter, oder wir machen morgen weiter, aber lass es jetzt erst noch mal besinken. Also auf der einen Seite denke ich den Patienten hören und sehen indem was er sagt, sicherlich nicht sofort darin mitgehen. Also ich würde jetzt nicht, wenn ein Patient sagt, komm, aus einer Frustration, oder es kann natürlich tausend Gründe haben. Es kann ja Suchtdruck sein, es kann irgendwie von warum ich das hinschmeißen will. Es geht halt eher darum mal zu gucken auch hier wieder, wo kommt das denn jetzt eigentlich her? Um den Patient fünf Tage lang oder ne Woche lang kontinuierlich, ja dann würde ich sagen okay. Ist das deutlich? Reicht das?

69. I Ja. Und dann ist auch gut, dann würdest du ihn auch in Ruhe lassen? 70. E Ja natürlich, meine Rolle, ich will, denke ich mit dem Patienten da auch gucken, aber es ist auch nicht meine

Rolle in dem Sinne dann da Überzeugungsarbeit zu leisten. Sage ich das gut? Ja, ich denke schon. 71. I Ja. Du bietest ihm den Rahmen an, noch mal genau zu gucken was ist der Ursprung, woher kommt das

Ganze? Und das machst, also das ist mit ihm möglich. Und auch die Möglichkeit, dass muss nicht an dem Tag sein, dass kann auch noch danach passieren, aber wenn das einfach wiederholt gesagt wird „ich möchte das nicht“, dann ist auch gut.

72. E Ja dann ist auch gut, ja. Und ich denke auch, na ja Transparenz und auch hier glaube ich eigene Befindung zurückgeben, ist ganz wichtig. Ich glaube dass das oft zu positiven oder konstruktiven Konfrontationen führen kann. Das Verhalten auch zu spiegeln.

73. I Okay. Also um das Ganze jetzt noch mal so ein bisschen auf den Punkt zu bringen, gibt es dramatherapeutische Methoden oder Interventionen, wo du sagst, also dass finde ich total wichtig, also auch im Bereich von Motivationsförderung, Motivation bei Suchtpatienten?

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74. E Also ich finde es schwierig da jetzt echt eine Methode zu nennen, wo ich sagen würde so ja von – ich denke so alle Sachen die ich benannte, mit Sicherheit auch noch ein paar mehr wo ich jetzt vielleicht nicht drauf komme. Ich finde eigentlich alle Methoden die so ein bisschen darauf gerichtet sind auch auf die Einsicht in mein eigenes Verhalten, also dieses Engelchen Teufelchen, also kognitiv verhaltenstherapeutische Methode sind das eigentlich, die finde ich sehr sinnvoll. Gut. Ja.

75. I Okay. Also jetzt ging es ja wirklich viel um das konkrete Tun. Wenn du jetzt mal überlegst, kannst du was benennen, wo du meinst, also wie du dir erklärst was das für Wirkmechanismen oder sind welche da jetzt speziell in der Dramatherapie wirken, also was das so ausmacht? Auch das spezifisch Motivierende sozusagen der Dramatherapie? Die Möglichkeiten die die Dramatherapie da hat?

76. E Ja, ich denke die Möglichkeit ist eben, dass es, ja wie soll ich dass nennen, es ist ganzheitlich, es ist einfach nicht nur, Dramatherapie tut nicht nur einen Appell auf meine Kognizie, also auf mein Denken, nicht nur einen Appell aufs Sprechen, wie beim Psychotherapeuten, sondern auf die Totalheit. Das haben Patienten, zumindest das ist meine Erfahrung, nach ´ner anfänglichen, niemand kennt Dramatherapie, oder ganz viele Menschen kennen Dramatherapie nicht. Wenn diese erste Angst überschritten ist kommt diese Einsicht ganz schnell, von „Oh ich kann hier tatsächlich“ es ist eine toevoeging, also ne ---

77. I Etwas was hinzugefügt wird, also ein Zusatz 78. E Also im Therapiesetting. In der Therapieeinrichtung. Was als motivierend dann eigentlich auch erfahren wird

dann von den Patienten. Ich denke das ist es vor allem. Also das Totale, das aber halt auch die emotionelle Seite angesprochen wird. Und wichtig natürlich auch, ja wir nennen das dann immer Spielfreude, das ist einfach dieser geschützte Rahmen, den ich als Therapeut auch kreieren muss. Wo, wenn ich mich nicht frei als Patient, einigermaßen frei in diesem Medium bewegen kann, auch, dass bedeutet wenn ich mich ausprobieren kann, ja dann ist es schwierig. Aber dass ist natürlich meine Rolle als Therapeut um das zu stimulieren. Und auch das tut was mit der Motivation der Patienten. Ist das deutlich so?

79. I Ja. Okay. Wir sind jetzt auch eigentlich schon am Ende angekommen. Gibt es denn noch etwas was du noch ergänzen möchtest? Also etwas was ich jetzt noch nicht gefragt habe? Oder was deiner Meinung nach noch fehlt, was noch ne wichtige Rolle spielen würde in diesem Rahmen?

80. E Na ja, was ich, aber das ist jetzt nicht spezifisch auf die Arbeit mit Suchtpatienten bezogen, aber ich hab, oder erfahre immer als sehr bereichernd, Arbeit mit anderen Disziplinen auch zusammen. So, oder Austausch das ist denke ich so im Team, und mit Sicherheit eigentlich auch bei Süchtigen wenn wir es denn haben auch über Transparenz und so weiter wichtig, aber halt auch einfach sehr schön. Ich habe das also als sehr bereichernd erfahren. Aber wie gesagt, dass ist eigentlich mehr ein allgemeines Ding.

81. I Ja, dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview! Transkript VT7 1. I Meine erste Frage lautet, hast du am Anfang der Therapie eine Methode mit der du gerne startest, um am

Anfang die Motivation der Patienten aufrecht zu halten, oder zu wecken noch mal? 2. E Okay, muss ich kurz nachdenken. Das Problem ist einfach das erst mal so viele Orga Dinge zu klären sind, dass

es ein bisschen schwierig ist aber ich versuche mich kurz vorzustellen, also ein bisschen was über mich zu sagen, dass ich Familienvater bin zum Beispiel, was ich wichtig finde. Und wenn es ein Patient ist der noch überhaupt keine Therapieerfahrung hat, also erste Behandlung, erste Langzeit, dann versuche ich so ein bisschen meine Rolle und was Therapie überhaupt so ist, also gerade Gruppe, weil da Sorge haben, ja es bleibt aber auch nicht sehr viel Zeit.

3. I Also viel Informationen geben. 4. E Ja genau, es sind sehr viele Infos über Abläufe und ich muss ganz viele Daten schon erheben. 5. I Und wie arbeitest du daran, dass du die Motivation der Patienten sich mit sich selbst auseinander zusetzen über

den ganzen Prozess der Therapie aufrecht erhältst? 6. E Ist relativ unterschiedlich, je nachdem wie motiviert der Patient dann auch ist, sagen wir es mal so, bei bei vielen

Patienten versuche ich so eine Kombination zwischen auf der einen Seite konfrontieren, die Kosten deutlich zu machen von dem Verhalten und auf der anderen Seite viel Verständnis und Anerkennung von dem was sie bisher so gemacht haben erlebt haben. Also so ein bisschen böse gesagt, Zuckerbrot und Peitsche.

7. I Und spielt das deiner Meinung nach eine Rolle, für die Motivation jetzt wiederum, ob du die Patienten über Ziel und Sinn von deinen Vorgehensweisen oder auch Übungen auch aufklärst?

8. E Ja – schon. Also ich versuche – ich versuche das gerade sehr deutlich zu machen, dass ich gerade mit den abhängigen Patienten, dass ich keine Spielchen spiele, keine – was viele irgendwie befürchten – so Tests mache, also Verhaltenstests und dann irgendwann sie auflaufen lasse. Sondern ich versuche da sehr authentisch rüber zu bringen wenn irgendetwas nicht klickt oder mich das ärgert, dass ich das mache und umgekehrt, dass es halt auch legitim ist, dass sie das bei mir machen. Also insofern versuche ich schon recht transparent vorzugehen. Also zu erklären - oder auch immer was ich – warum ich was frage, also immer wenn ich den Eindruck habe, da gibt es Fragezeichen. Und auf jeden Fall auch immer wieder nachfragen ob es jetzt okay ist? Ob sie sich ernst genommen fühlen? Gerade, wenn ich halt kritischer nachfrage oder sie konfrontiere, versuche ich auch da mir die Rückmeldung zu holen ob es okay ist.

9. I Und in wie weit spielen deiner Meinung nach auch wieder Gefühle hinsichtlich der Motivation der Patienten eine Rolle, also auch damit dann zu arbeiten?

10. E Für meine Begriffe spielen Gefühle nicht die Rolle, sondern es ist das Entscheidende. Viele Patienten sind eher, viele Suchtpatienten erlebe ich als gute Schauspieler und die kriegen schnell mit natürlich auch was ich will. Aber mein Hauptziel ist natürlich immer auch an die Gefühle ranzukommen. Also sprich an – sowohl an die Gefühle, an die positiven Gefühle warum das so eine - was die Drogen oder die Zeit halt auch so positiv gemacht hat. Aber natürlich ganz stark an die Minderwertigkeitsgefühle, Schamgefühle, all das was halt – weshalb sie ja eigentlich auch da sind. Das eben man, bei den meisten zumindest die nicht gerade geschickt sind oder mit einem Paragraphen da sind, ist ja offensichtlich ein gewisser Leidendruck da. Und da versuche ich bisher mit zu arbeiten.

11. I Kannst du dann Beispiele nennen was du dann machst? 12. E Ich frage nach den Gefühlen. Also ich versuche sehr, und das ist für sie ja ganz schwierig, immer wieder das –

was fühlen sie denn? Immer wieder wenn die mir was erzählen hake ich nach und versuche die zu unterstützen,

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und das ist für viele teilweise auch sehr anstrengend und auch unangenehm, aber das die mal versuchen zu formulieren worüber wir eigentlich gerade sprechen, denn meisten kommt da ja nur was wie „Scheiße, geht gar nicht!“ Und ich versuche dann immer, „ja, dass ist kein Gefühl, was ist es denn? Ist es Ärger, ist es Scham ist es Traurigkeit? Auf wen ist es Ärger auf mich selbst oder auf jemand anderes?“ Also ich versuche da auch mit Körpersignalen – also ist jetzt die Anspannung irgendwie zu spüren? Also einfach so ein bisschen zu unterstützen sich besser bewusster wahrzunehmen.

13. I Und in wie weit motivierst du deine Patienten ihre eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren? 14. E Das versuche ich, also dadurch, dass ja Gruppe und Einzel ich alle – es war jetzt lange so, als ich eine volle

Stelle hatte, dass ich den Patienten auch in der Gruppe und im Einzel hatte, da ist dann die Gruppe sehr hilfreich weil da soviel Interaktion ist und dann kann man das ja auch in der Gruppe recht gut besprechen, also gerade wenn dann deutlich wird, dass da jetzt stärkere Gefühle eine Rolle spielen und ich versuche, vom Prinzip auf jeden Fall, meine Patienten über die Biografie an die Verhaltensmuster ran zu führen, also, dass sie ein Verständnis dafür entwickeln können warum bestimmte Verhaltenmuster die sie – die meisten kenne ja ihre Verhaltensmuster, ich erzähle denen ja jetzt nichts komplett neues, aber warum das so schwer ist die zu verändern. Und dass das vermutlich dann, ja bei den meisten mit der Kindheit, oder der Biografie auch zu tun hat. Die dann nicht rauskommen.

15. I Und was wendest du für Methoden oder für Interventionen an um die Patienten dazu anzuregen sich mit ihrer Abhängigkeit gezielt auseinander zu setzen?

16. E Also als Ziel, wenn es gut läuft, ist es die Funktion der Abhängigkeit zu verstehen. Einfach Ideen zu haben was hinter dieser Abhängigkeit steht. Also ich versuchen den Patienten immer ein Stück weit zu vermitteln, dass die Substanz klar eine Rolle spielt, aber das nicht die Substanz das Entscheidende ist, sondern eher die psychische Abhängigkeit und das es dann, ab einem gewissen Punkt zumindest, egal ist was für eine Substanz das jetzt genau ist. Anders herum gesprochen, dass die Gefahr von Suchtverlagerung halt entsprechen groß ist, dass es nicht nur darum geht vom Cannabis los zu kommen oder von Amphetaminen loszukommen, weil die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, dass man dann direkt wieder von etwas anderem abhängig ist, wenn man nicht verstanden hat was die entsprechenden Gefühle oder Auslöser sind, was die mit einem zu tun haben. Also die Situation wo es dann halt sehr schwierig wird und wo der Suchtdruck dann groß wird und die Rückfallgefahr groß ist.

17. I Habe ich jetzt die Frage beantwortet? 18. E Ja, schon. Und in welchem Rahmen spielt dann da die Arbeit von der Abstinenzmotivation eine Rolle? Die spielt

insofern auch schon, also klar eine Rolle, weil genau da ist ja dann der Zusammenhang weil dann einige Patienten, viele dann relativ schnell formulieren – ob sie es machen weil sie wissen dass viele es gerne hören wollen – also, dass sie von ihrer Hauptdroge abstinent sein wollen und dann ist dann die Frage was ist denn mit den anderen? Also wo dann vielleicht Missbrauch eine Rolle spielt und dann wird klar, na ja, vielleicht geht es ja gar nicht um diese eine Droge sondern um eine Sucht, eine Erkrankung die viel weiter geht als das es nur eine Substanz ist. Und da kann man ja – also das wäre quasi der nächste Schritt und klar, bei denjenigen die da sehr am zweifeln sind und offen genug sind das zuzugeben, geht es dann wieder von vorne los, die Kosten deutlich zu machen, die Gründe für die Abstinenz – die ja schlussendlich auch in die Klinik geführt haben – deutlicher wieder hervor zu heben. Um also erst mal überhaupt wieder das Ziel vor Augen zu haben.

19. I Und hast du dafür auch irgendwelche bestimmte Methoden oder Vorgehensweisen die du dann anwendest? Wie du das dann machst, dass umzusetzen was du jetzt gerade beschrieben hast?

20. E Ich versuche über die Biografie und dann auch möglichst über, also dafür brauche ich natürlich die Informationen von den Patienten die mir erzählen, wie die letzte Zeit des Konsums, wie die letzten Jahre so was – oder wenn in der Gruppe schon deutlich wird, dass da jemand eher impulsiv ist oder eher halt nicht Nein sagen kann - wenn das dann schon konkreter Thema geworden ist, aber an Hand von konkreten Situationen, oder Situationen die gerade geschildert worden sind deutlich zu machen, ob da vielleicht ein Zusammenhang besteht der mit der Person zu tun hat und deutlich zu machen – und dann nach Möglichkeit auch die Drogen ins Spiel zu bringen, wo die denn vermeintlich kurzfristig gute Dienst geleistet hat aber auf Dauer zum Problem geworden ist.

21. I Und wie arbeitest du mit Ambivalenzen von den Patienten? 22. E Ja wie ich vorhin schon platt gesagt habe, mit Zuckerbrot und Peitsche. Also das ist so, das mache ich glaube

ich eher aus dem Bauchgefühl heraus. Also klar Patienten die mir irgendwas erzählen wollen, und viele können ja gut reden, die sich rausreden und es sich schön machen, da werde ich dann teilweise auch sehr sehr deutlich. Also wenn die sich total überschätzen und erzählen, dass sie nach wenigen Wochen, weil sie ja kein Suchtdruck haben jetzt auch gehen können, weil sie ja geheilt sind, dann werde ich da definitiv deutlicher und stelle sehr in Frage, und manchmal glaube ich auch darüber hinaus. Also wenn ich – ab einem gewissen Punkt, wenn mir jemand einfach zu viel Blödsinn redet, dann sage ich dem das auch, dass das für meine Begriffe Blödsinn ist was er da erzählt und im besseren Fall auch in der Gruppe. Also wenn es gut läuft ist die Gruppe ja auch beteiligt und stellt dann kritische Fragen oder stellt das in Frage was da jemand sagt. Und auf der anderen Seite aber wieder auch mit viel, ja mit dem Versuch die Wahrnehmung des Patienten nachzuvollziehen und dadurch, dass ich versuche rüber zu bringen, dass ich mich glaube, einfühlen zu können, auch wieder eine Nähe herstellen, um dann wieder auf die kritischen Punkte zu sprechen zu kommen.

23. I Okay. Ich habe jetzt noch drei konkrete Beispielsituationen und die erste ist halt, wenn du dir jetzt einen Patienten vorstellst, der zwar ganz regelmäßig zu allen Therapien kommt, aber bei dem du selbst das Gefühl hast, dass er sich selbst, seine Verhaltensweisen eigentlich nicht verändern möchte, wie gehst du dann mit so jemanden um?

24. E Also wenn die ersten Wochen – also das ist unterschiedlich. Wenn das ein Patient ist der noch keine Therapieerfahrungen hat, in den ersten Wochen, dann lasse ich den erst mal in Ruhe, oder relativ in Ruhe zumindest. Wenn das ein Patient ist der entweder schon Therapieerfahrung hat oder sein sich nicht ändern wollen sehr nach außen trägt, dann konfrontiere ich ihn damit. Melde ihm genau das zurück was mein Eindruck ist, woran ich das fest mache, weshalb ich das vielleicht auch schon nachvollziehen kann, aber dass – ich glaube wenn ich drüber nachdenke, ich arbeite schon auch ein bisschen, oder relativ viel mit Humor oder Ironie, dass ich dann die Frage stelle warum er denn glaubt warum man dann ein halbes Jahr Reha gewilligt bekommt hat und warum er den gleichzeitig denkt warum denn so viele trotzdem dass sie so lange hier waren, trotzdem wieder rückfällig werden? Also versuche da schon deutlich zu machen, dass es schon eine sehr schwierige Erkrankung ist. Aber vom Prinzip melde ich es zurück, also versuche ich ihn drauf hin zu weisen und mit Beispielen, dass da was nicht ganz passt für meine Begriffe.

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25. I Okay, eine andere Situation wäre halt, dass du selber rausgefunden hast, oder vielleicht aus der Anamnese oder von Kollegen weißt, dass der Patient vor allen Dingen von Außenstehenden zur Therapie gedrängt wurde und der Patient auch immer wieder sagt, dass er gar nicht weiß ob Therapie denn wirklich so das Richtige für ihn ist. Was machst du da?

26. E Na ja, im besten Falle, was oft nicht ganz so funktioniert, macht es halt auch Sinn genau die Leute die da vielleicht mehr Interesse haben eben halt auch einzuladen, ein gemeinsames Gespräch zu haben um halt dann mit den Menschen die da entsprechend eine Rolle spielen direkt sprechen zu können und das irgendwie auch einordnen zu können, was das auch für eine Dynamik in der Struktur halt auch ist. Das klappt natürlich nicht so häufig und ist natürlich auch nicht immer im Interesse vom Patienten möglicherweise, aber wenn da jemand sehr – ja, die Motivationslage sehr unklar ist. Wie zum Beispiel auch bei unseren, wir haben ja auch viele mit Paragraphen, die halt gesetzlich – oder auch Arbeitgeber – dann ändere ich mein Vorgehen nicht prinzipiell, sondern versuche auch da die Kosten wieder zu erhöhen. Also das geht natürlich nur wenn der Patient sich zumindest ein bisschen drauf einlässt und ein bisschen was von sich erzählt, also sprich ein paar Informationen preis gibt, wo man halt kritisch nachhaken kann oder – dann kann das funktionieren. Wenn das ein Patient ist der überhaupt nicht bereit ist sich auf was einzulassen würde ich dann auch versuchen das sehr direkt zurück zu melden, ohne aber persönlich zu werden. Also schon sehr deutlich machen, dass es okay ist, dass es seine Verantwortung ist und das ich damit jetzt nicht persönlich verärgert bin, oder irgendwas. Aber das auf Grund meiner Erfahrung ich das eben ein bisschen anders sehe. Dann versuche ich eigentlich immer die Gruppe mit zu involvieren, also wenn das im Einzel stattfindet den Patient zumindest motivieren in der Gruppe darüber mal zu sprechen, also über seine Zweifel ob denn jetzt bereit ist oder nicht, weil es oft für dann andere Patienten da – oft einen anderen Zugang haben oder es oft auch leichter für bestimmte Patienten ist sich die Meinung da dann anzuhören, oder es doch noch mal anders nahe kommt, wenn der Psychologe da mal wieder irgendwas Schlaues von sich lässt.

27. I Und hast du da auch noch mal eine bestimmte Vorgehensweise um die Patienten auch noch mal auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche aufmerksam zu machen? Also sie noch mal da hinzubringen an diesen Punkt?

28. E Also speziell Patienten wo die Veränderung so unklar ist, also die eher extrinsisch motiviert sind? 29. I Ja , genau. 30. E Habe ich eigentlich gerade schon versucht irgendwie – ganz speziell oder so – also ich bin nicht so der Freund,

glaube ich, von motivational Interviewing oder so was, das liegt mir nicht. 31. I Okay. Gut. Was ja immer wieder vorkommt, sind ja auch Krisen wo die Patienten dann von jetzt auf gleich die

Therapie plötzlich abbrechen möchten. Ja, wie gehst du dann damit um? 32. E Ich glaub ich bin da – ich sage relativ schnell, dass es okay ist wenn sie das machen wollen. Also ich fange nicht

an sie überreden zu wollen. In die Rolle möchte ich nicht kommen. Also ich nehme die Patienten dann sehr ernst. Also auch, dass ich dann sage, - also dass sind dann aber auch eher die Patienten die dann auch freiwillig da sind, die zumindest nicht von Außen negative Konsequenzen haben – Auf der einen Seite machen ich denen einfach sehr deutlich, dass es in Ordnung ist, auf der anderen Seite versuche ich darauf einzugehen was denn dann der Auslöser oder der Grund ist für den Abbruch und in vielen Stellen, oder zumindest in einigen, geht es dann eher darum, dass da eine hohe Erwartungshaltung ist, Druck den die Patienten sich selbst machen, dass doch eigentlich bereits alles hier oder da und was weiß ich – oder es sind halt Konflikte, wenn es gut läuft mit mir, dann kann ich direkt versuchen es zu klären, aber ich versuchen auf jeden Fall hinterher zuhaken und zu verstehen und deutlich zu machen es interessiert mich auch, ohne direkt dann irgendwie ins Rotieren zu kommen und den abhalten zu wollen.

33. I Und gibt es verhaltenstherapeutische Methoden, wo du sagen würdest das findest du besonders effektiv um an der Motivation zu arbeiten mit Patienten?

34. E Da müssten mir jetzt ganz viele Sachen einfallen. Ganz basal ist sicherlich verstärken, also loben, also würdigen und die kleinen Schritte. Ja das mache gerne. Was ist das dann? Also eigentlich sind das dann Verhaltensketten die ich versuche da zu etablieren, aber ganz konkret ist einfach klar: ich versuche sehr schnell mit den Patienten ins Gespräch zu kommen, dass viele Schritte ein großer sind, dass aber kleine Schritte auch dann nur funktionieren wenn man sie sehen kann. Dazu gehört ein realistisches Weltbild und dann ist man ja auch schon ganz gut mitten in der Therapie. Das ist was, ja. Neben der Kritik und in Frage stellen und auch mal in die Beine fahren, ganz klar würdigen und loben und deutlichen machen was da alles schon passiert ist und was sie alles schon erlitten haben und weshalb es dann auch nachvollziehbar ist, dass es nicht so leicht ist anderen zu vertrauen, sich zu vertrauen, an Änderungen zu glauben etc.

35. I Jetzt kommen wir zur Dramatherapie. Ich lese dir als erstes einfach ein Stück vor über die Dramatherapie. Der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen und vier davon wollte ich dir jetzt kurz vorstellen. Als erstes einfach interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen werden in der DT eingesetzt um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Ja, wenn du das jetzt so hörst, was hältst du von so einer Vorgehensweise?

36. E Ich habe direkt gedacht beim Einstieg, wo ja zumindest auch eine Schnittmenge ist, gedacht, dass ich auch Rollenspiele mache. Also das war dann gerade wegen dem „Drama“, dass kam mir gerade noch mal so. Das ich mit meinen Patienten auch versuche die Perspektiven auch zu tauschen, zu wechseln. Aber jetzt zu der konkreteren Frage, ich glaube das vom Prinzip – die konkrete Frage, da geht es ja um ein Spiel, es geht ja noch nicht direkt um ein Rollenspiel, es geht ja um ein Spiel was nichts direkt mit Rollen zu tun hat im Endeffekt. Ich tue mich ein Stück schwer mir das in meiner Bezugsgruppe vorzustellen, das hat aber eher damit zu tun denke ich, dass ich das noch nicht gemacht habe. Vom Prinzip könnte ich mir – wärs aber glaube ich ganz spannend, weil gerade meine – wenn ich an die kriminellen Patienten denke wo unglaublich viel Kontrolle und auch Macht

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eine Rolle spielt, die wären da so dermaßen mit überfordert und würden dann wahrscheinlich auch versuchen das lächerlich zu machen, das wäre dann schon wieder sehr spannend. Also ich glaube das wäre für viele, inklusive mir, auch ein Stück sehr ungewohnt und viele hätten da Angst auf jeden Fall. Von daher könnte es ganz gut sein. Also ich könnte mir vorstellen das über – also es geht ja um einen Einstieg wenn ich das richtig verstanden habe, das da auf jeden Fall noch mal auf Verhaltensebene deutlicher werden könnte oder deutlich wird, wer sich wie gerne zeigt. Also was in der Gruppe ja so oder so passiert aber das so auf eine andere Weise vielleicht noch mal zeigt.

37. I Und siehst du Übereinstimmungen mit oder auch Unterschiede zur Verhaltenstherapie dabei? 38. E Na ja, ich denke so ein bisschen ans Rollenspiel, was ja auch ein Spiel ist, was aber natürlich konkretere

Situationen und die in, wenn es nicht gerade ganz Basic ist, schon Situationen aus dem Leben des Patienten seien sollen. Also wo es natürlich deutlich klarere Regeln gibt. Da würde ich schon einen Zusammenhang in jedem Fall sehen, dass es ein Raum ist, wo man sich auch in jedem Fall probieren kann und wo viele Patienten auch, wenn sie sich einlassen schnell merken, dass es doch nicht so leicht ist und doch nicht nur ein Spiel, so gut sie schauspielern können teilweise. Also ich glaube und da kommt dann der Verhaltenstherapeut in mir durch, ich hätte da Schwierigkeiten es einfach zu machen. Also ich müsste das irgendwie im Vorfeld auch rüber bringen worum es jetzt da geht, also ohne das es dann keine Möglichkeit gibt es einfach auch zu machen aber das irgendwie einzuordnen. Also ich weiß nicht wie das dann gemacht würde, so einfach wir machen das jetzt mal, oder ob das schon den Patienten ein bisschen auch die Kontrolle darüber gegeben wird, dass die verstehen worum es geht und worum halt aber auch nicht.

39. I Also dass kann in der Dramatherapie, da wird das durchaus gemacht. Also zu erklären auch warum man das dann macht. Also verschiedene Appelle, sag ich mal, die die Übung dann auch beinhaltet.

40. E Aber ich glaube es wäre schwer. Also in meiner Gruppe gäbe es einige die würden sich komplett weigern. Da wäre erst mal Arbeit nötig die dahin zu bewegen.

41. I Und wenn du das jetzt nicht anbieten müsstest sozusagen, sondern so als Ergänzung von außen kommen würde, könntest du dir das dann vorstellen?

42. E Dann hätte ich viele, dann wäre das – dann wäre das quasi so eine indikative Gruppe oder so was und dann gäbe es sicherlich – klar, wenn da nur Patienten hingehen die da Interesse dran haben, die sich da was drunter vorstellen können und die dafür offen sind, dann würde es sicherlich produktiv sein. Ich glaube nur das Patienten die ich da mehr oder weniger reinbuche, die würden glaube ich durch die Sitzungen schwer überfordert und frustriert und natürlich würden sie es nicht so nennen sondern eher so „was soll der Scheiß!“ oder so, aber das wäre glaube ich relativ viel Arbeit die dazu zu bewegen.

43. I Die Dramatherapie arbeitet auch mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet oder entwickelt und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Patient X weiterhin Alkohol zu Hause aufbewahren will nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Was hältst du von so einer Vorgehensweise?

44. E Ich muss jetzt spontan an so – ich weiß nicht wie die Technik heißt – aber an so, bei Traumabehandlung, also an so Bildschirmtechnik und so was, also da sehe ich jetzt so die – wenn ich es richtig verstehe würde es ja darum gehen sich auf der einen Seite schon mit einem emotionalen Thema zu befassen, was aber eher schon so durch die Hintertür – ich meine klar es ist ja schon ein klares Thema aber spielerischer und ich könnte mir schon vorstellen, dass das funktioniert, dass da auch ein bisschen lebhafter und gerade wenn man nicht, oder vermeintlich nicht seine eigene Meinung vertreten muss, sondern das ist ja willkürlich ist wer in welche Gruppe rein kommt, könnte ich mir schon vorstellen, dass im Anschluss, also wenn’s halbwegs ernsthaft angegangen wird und nicht nur verblödelt, das es dann im Anschluss ein bisschen emotionaler, ein bisschen – oder wenn da viele Meinungen zu Wort gekommen sind die dann deutlich geworden sind – das dann im Anschluss ein bisschen bessere, ja so ein emotionaler Rahmen quasi da ist und ein bisschen mehr Tiefgang im anschließenden Gespräch was es jetzt konkret für jeden einzelnen heißt. Ja, könnte ich mir vorstellen.

45. I Und könntest du dir so was bei euch als Ergänzung vorstellen? Also wiederum, muss nicht von dir sein, könnte auch durch einen Dramatherapeut von außen sein.

46. E Könnte ich mir dann vorstellen, also einfach auch, ich denke jetzt nicht nur an Patienten die da sowieso für offen sind, sondern dass es eine Gruppe sein müsste wo auch Patienten die da eher skeptisch sind was mit anfangen können, ich könnte mir dann vorstellen das es funktionieren könnte, wenn es so ist wie das Beispiel jetzt war, also wenn’s etwas – wenn die Sucht – oder wenn es konkreter ist, also wenn es nicht zu viel Freiraum ist, weil ich glaube viele Patienten sind dann damit überfordert und das kommt aber einigen Schauspielern wahrscheinlich sehr entgegen. Und dann wäre natürlich die Zusammenarbeit, also die Interaktion, der interkollegiale Austausch wäre dann extrem wichtig, was oft auch nicht so leicht ist bei uns in der Klinik, das mitzubekommen was da jetzt eigentlich gerade in der anderen Gruppe so läuft. Aber vom Prinzip her könnte ich es mir vorstellen, ja.

47. I Und siehst du da auch wieder Anknüpfungspunkte oder auch Unterschiede zur VT. 48. E Na ja, zur klassischen VT so oder so, aber den Unterschied den ich da am ehesten sehe, der versuch, so wie ich

das jetzt einschätze, tatsächlich mehr darum geht auf die emotionale Ebene zu kommen und man das erleichtert indem man halt eine andere Rolle einnimmt und die aber schon im Gegensatz zu anderen Meinungen schon auch vertritt und überzeugend rüberkommt und das ja. Genau es ist halt spielerischer als ein Rollenspiel zu einer klaren Situation.

49. I Und jetzt kommt eigentlich noch mal so ein Zwischenbereich zum Rollenspiel. In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst, sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum, dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen indem er anders sein kann als er es sonst ist und indem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhalten- uns Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen soll gestärkt werden.

50. E Da muss ich jetzt gerade – was ich auch gerne mache, dass habe ich gerade nicht im Kopf gehabt, dass ist eher gestalttherapeutisch, mit Stühlen arbeiten. Da muss ich jetzt gerade dran denken. Also klar, auch da geht es

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wieder viel mehr um Gefühle. Was ich immer so ein bisschen merke bei all diesen Techniken und Interventionen, ist so ein bisschen meine verhaltenstherapeutische Sorge, dass es für viele Patienten eine Überforderung ist, gerade weil so viel Raum ist und auch gerade da jetzt um so mehr. Also sagen wir es mal so, für meine Begriffe ist das entscheidende um so mit einem – oder es ist ja eine Gruppe vermute ich

51. I Es geht sowohl als auch. 52. E Okay, das Vertrauen zum Therapeuten muss halt, glaube ich, meine Vermutung, muss sehr groß sein. Weil nur

dann die Patienten sich auch wirklich darauf einlassen. Also das hört sich – dieses Repertoire erweitern, sich mal anders erleben, das ist ja auch, was ich – was mein Ziel ja auch ist. Und für meine Begriffe ist es ja gerade die Schwierigkeit das viele aber so ängstlich und festgefahren sind und soviel Angst vor der Veränderung wirklich mal anders ein und wirklich mal – haben. Das ich da wirklich ein bisschen skeptisch bin. Auf der anderen Seite könnte ich mir auch vorstellen, dass es funktioniert. Aber ich denke das Entscheidende ist, dass der Therapeut der das anbietet zu den Patienten, wie soll ich sagen, sehr authentisch ist, im Sinne von drüber lachen können, über sich selbst, über die Technik. Auf der anderen Seite auch sehr die Kandidaten die da dann anfangen zu testen auch in die Schranken zu weisen. Also ich glaube da gehört viel dazu ein sehr authentischer und ernster Therapeut zu sein. Also ich stelle mir das anstrengend vor.

53. I Dann könntest du es dir auch als Ergänzung bei euch vorstellen? 54. E Ja. 55. I Ja als letzte Methode kommt jetzt das Rollenspiel. Das ist halt in der Dramatherapie auch konkrete reale

Lebenssituationen durchspielen und bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster explorieren. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden. Was ist so deine Einschätzung zu der Methode, woher kennst du das auch?

56. E Also wer es erfunden hat weiß ich auch nicht. Das hört sich jetzt ganz stark nach klassischer VT an. Was in der VT dann ja schon Richtung Drama gehen würde wäre ja so Situationen, die nicht ganz konkret mit dem Leben der Patienten zu tun haben wie einmal die Suppe zurückgehen lassen und zwar einmal ärgerlich, einmal normal, einmal unterwürfig, was weiß ich. Aber da geht es ja dann auch noch mal mehr darum verschiedene Emotionen auszutesten. Sagen wir es mal so, es ist schon schwer genug Patienten tatsächlich in ein Rollenspiel reinzubekommen. Wobei lustiger Weise viele ja extrem gute Rollenspieler sind. Nur wenn es halt quasi unter Beobachtung und es deutlicher wird worum es überhaupt geht, dass haben viele da ihre Hemmungen. Ich bin immer ein Freund von Rollenspielen. Ob konkret oder nicht konkret finde ich nicht so entscheidend, sondern eher, dass mal deutlicher wird, dass es nicht nur um Reden geht, sondern dass körperliches Verhalten aber auch Mimik, Gestik alles zusammen spielt. Und die ganzen die vielen Informationen die Menschen halt so bereitstellen da zusammenkommen, das finde ich erst mal super. Ich komme da nur nicht oft zu.

57. I Du kommst da nicht oft zu? 58. E Ne. 59. I Das war es schon zur Dramatherapie. Möchtest du da irgendwas zu ergänzen? 60. E Ne. 61. I Möchtest du, letzte Frage, zu deiner therapeutischen Arbeit noch etwas ergänzen im Bezug zur

Motivationsförderung, Motivationsaufrechterhaltung? 62. E Ich möchte ergänzen, dass ich – habe ich ja vorhin schon bei: was ein guter Dramatherapeut dann sein müsste

– dass ich zu tiefst davon überzeugt bin, dass der Therapeut als Person eine extrem wichtige Rolle spielt, was in der klassischen VT ja eher als zu vernachlässigende Variable gesehen wird, das sehe ich überhaupt nicht so. Von daher glaube ich weniger an die Technik sondern an das was einem halt liegt und wie man das rüber bringen kann.

63. I Dann danke ich dir für das Interview! 63. E Bitte! Transkription VT6 1. I Die Einstiegsfrage lautet, haben Sie eine Lieblingsmethode mit der Sie gerne zu Beginn der Therapie mit den

Patienten starten? Wo Sie sozusagen am Anfang noch mal die Motivation von den Patienten aufgreifen wollen und noch mal verstärken dadurch.

2. E Ja, einerseits Rollenspiele, auf der anderen Seite so ein Ballspiel. Also da werden so zusammen – die Patienten stehen in einem Kreis, bekommen einen Ball zugeworfen – soll ich das jetzt kurz erklären?

3. I Ja genau, das ist super. 4. E Also sie stehen in einem Kreis und bekommen einen Ball zugeworfen, verknüpft mit einem Gegenstand,

meinetwegen aus der Küche, Badezimmer, oder Wohnzimmer und derjenige muss sich merken von wem er den Ball bekommt und zu wem er den Ball dann weiterleitet, mit welchem Begriff. Dann geht das die ganze Runde und endet wieder bei dem Therapeuten, der ja den Ball zuerst reingeschmissen hat. Dann wird das Ganze noch mal wiederholt und wenn Fehler sich da einschleichen noch mal von Vorne und dann, in der Regel reicht dann ein Trainingslauf und dann geht es um Geschwindigkeit, also das möglichst schnell zu machen, und wenn das sitzt, dann wird ein zweiter Ball in einer anderen Farbe genommen mit einem anderen Gegenstand, mit Gegenständen aus einer anderen Räumlichkeit aus einem Haus, dann wird dieselbe Runde wiederholt und wenn beides dann sitzt dann fängt man wieder mit dem ersten Ball an und nach einer Weile kommt der zweite Ball ins Rennen und das fordert bei den Patienten enorm viel Konzentration. Die sind ganz schön online und auch gut locker und motiviert. Das wäre so eine Übung, die ich dann gerne mache vorher.

5. I Ja gut. Und wie arbeiten Sie dann mit Ihren Patienten weiter im Verlauf der Therapie um die Motivation Ihrer Patienten aufrecht zu halten sich mit sich selbst auseinander zu setzen?

6. E Na ja, ich versuche zumindest einmal pro Woche so jeden Patienten kurz im Kontakt zu sehen. Die Patienten haben dann auch die Aufgabe auch Tagesberichte zu schreiben, sprich also auch mit dem, was sie so am Tag erlebt haben, wo sie sich gedanken- und gefühlsmäßig mit beschäftigt haben also auch niederzuschreiben und in der Gruppenpsychotherapie wird dann bei dem einen oder anderen auch drüber geredet.

7. I Und haben Sie das Gefühl – Sie sagen in der Gruppenpsychotherapie. Wenden Sie dann da auch noch mal bestimmte Methoden an um diese Bereitschaft aufrecht zu erhalten?

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8. E Ja, zum Beispiel das Motivational Interviewing, also in der Hauptsache eigentlich. 9. I Und spielt es Ihrer Meinung nach für die Motivation Ihrer Patienten eine Rolle ob sie die Patienten über Ziel und

Sinn von bestimmten Übungen im Vorfeld aufklären? 10. E - - Das macht bei Patienten Sinn, die grundsätzlich enorme Schwierigkeiten haben zum Beispiel sich auf ein

therapeutisch klientenzentriertes Rollenspiel einzulassen. Da macht es Sinn, das vorher zu erklären, aber nicht immer. Das kommt immer auf die Situation an. Rollenspiele die gestalte ich nicht im Einzelkontakt, sondern versuche dann die ganze Gruppe mit ins Boot zu nehmen, also das jeder sozusagen einen Beitrag zu leisten kann und eine Rolle übernehmen kann, sei es als Beobachter, die auch klar definiert ist, oder auch als Akteur.

11. I Können Sie da kurz noch mal ein Beispiel geben wie sie dann mit Rollenspielen arbeiten? 12. E Das ich zum Beispiel die Situation also erfrage, ja, um was es sich da konkret für ein Problem handelt. Wer

daran beteiligt ist. Wo das Gespräch üblicherweise stattfindet. Also dass ich das im Detail von den Patienten erklären lasse, dann einen anderen Patienten in der Gruppe bitte seine – also die Rolle des Patienten zu übernehmen und der Patient die Rolle des Vaters, oder der Mutter oder anderer zu übernehmen, weil die die ja am besten kennen sozusagen und da – ja einfach auch, dass der Patient einfach auch mitbekommt wie man in bestimmten Situationen anders auch damit als bisher üblich, anders damit umgehen kann. Und dann wird die Rolle noch mal getauscht, dass sozusagen der Mitspieler, der Mitpatient die Rolle des Vaters, Mutter etc. übernimmt und der Patient sich selber spielt und sozusagen die Vorerfahrungen die er gemacht hat versucht in seine Handlungsweisen einzubauen um so dann auch verstehen zu lernen wie man sich in bestimmten Konfliktsituationen anders verhalten kann.

13. I Und empfinden Sie die Methode des Rollenspiels dann auch als motivationsfördernd? 14. E Ja, auf jeden Fall fördernd in dem Sinne, sich intensiv mit dem, was da als Problem beschrieben wird, zu

beschäftigen weil oftmals gerade suchtkranke Menschen neigen ja dazu nicht auf der Gefühlsebene zu gucken sondern eher dann das eigentliche Problem, dass die dann schon auch wahrnehmen aber eher dann weg zudrängen. Und hier geht es halt darum sich konkret mit der Situation eben auseinander zu setzen, auch auf der Gefühlsebene zu gucken, was bedeutet das denn, wenn ich mich so oder so verhalte, für mich, welche Konsequenzen hat das?

15. I Und jetzt haben Sie die Gefühle auch schon angesprochen, gibt es da auch was – also das spielt ja auch eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Motivation, haben Sie dann da auch eine bestimmte Vorgehensweise wie Sie dann gerne mit Patienten an ihren Gefühlen konkret arbeiten?

16. E Also wenn jemand also schon auch Schwierigkeiten hat eigene Gefühle zu benennen, dann bediene ich mich oft eines Mediums, beispielsweise Malen. Also das dann eine meditative Musik läuft und die Patienten die Aufgabe haben dann ihre Gefühle zu malen. Ja, einfach mal so den Stift und verschiedene Farben dann auch so kreisen zu lassen, oder wie auch immer. Grund der Bedeutung der Farben aus psychologischer Sicht kann man mit Patienten ganz gut erarbeiten wo die im Moment auch gefühlsmäßig stehen um dass einfach auch mal so ein Bild verstehen zu lernen.

17. I Und welche Interventionen und Methoden wenden Sie an um die Patienten dazu zu motivieren sich mit der Abhängigkeit gezielt auseinander zu setzen?

18. E Na ja, also wir haben hier so verschiedene Bausteine in der Klinik, das ist einmal das Jellinek – Schema so sich damit zu beschäftigen, dann die Lebens- und Suchtanalyse und die Erarbeitung der Gruppe dann auch vorzutragen das sind so die Methoden.

19. I Und das mit dem Jellinek – Schema das ist mir jetzt nicht so bekannt, also Jellinek ist mir ein Begriff, aber wie das mit dem Bearbeiten des Schemas läuft können Sie da kurz noch etwas zu sagen?

20. E Ja, da gibt es ja einen Fragebogen zu wo also bestimmte Dinge abgefragt werden wie beispielsweise „In welchen Situationen gelang es mir nicht die Kontrolle über den Alkohol zu haben?“ oder „Habe ich Kontrollverlust schon einmal erlebt, wie hat der sich für mich dargestellt?“ Solche Dinge werden da abgefragt.

21. I Also Arbeit mit einem Fragebogen. 22. E Ja. 23. I Und in wiefern ist es Ihrer Meinung nach auch wichtig, jetzt wieder im Rahmen der Motivation, sich mit der

Abstinenz oder der Frage nach der Abstinenz auseinander zusetzen? 24. E Na ja, ich meine das hat schon eine hohe Bedeutung aber zunächst einmal geht es ja überhaupt mal um die

Motivation in seinem Leben etwas verändern zu müssen, sprich Krankheitseinsicht zu haben, um daraus eben auch eine Veränderungsmotivation auch zu entwickeln. Und da ist oftmals die Lebens- und Suchtanalyse, abgekürzt „Luser“ nennen wir das, die eben auch für sich zu erarbeiten und die machen wir so ab etwa Mitte der Therapie, also da ist so der Zeitpunkt, wo man sich mit der Luser beschäftigen sollte.

25. I Und in wiefern greifen Sie dann auch Ambivalenzen von den Patienten auf? 26. E Jetzt im Bezug auf Motivation? 27. I Genau. 28. E Klar, dass ist immer auch Thema in der Gruppenpsychotherapie, bzw. im Einzelkontakt. Viele sind ja eher

extrinsisch motiviert, ja, durch den Arbeitgeber der Druck macht, oder die Ehefrau die Druck macht oder ich habe Patienten die zum Beispiel, polytoxikomane Patienten, die also auch mit Gericht, delinquent geworden sind und dann mit Gerichtauflagen auch zu tun haben und da geht es zunächst einmal darum intrinsische Motivationsanteile zu fördern. Das ist so das allererste was wir hier in der Klinik machen mit den Patienten.

29. I Und wie gehen Sie dann vor um da dran zu kommen an diese intrinsische Motivation? 30. E Also hilfreich ist ja dann die Gruppenpsychotherapie, wo sie alleine also durch die Erfahrungen der Patienten,

die schon länger dabei sind, auch eine Menge mitbekommen, was die hier für sich in der Therapieverändern müssen. Also andere Patienten sind da oft sehr hilfreich. Dann bieten wir ja auch Familienseminare an, bzw. Paargespräche, Angehörigengespräche um recht frühzeitig auch Angehörige mit in die Therapie einzubeziehen. Um eben auch gerade die intrinsische Motivation gerade dann zu fördern.

31. I Okay. Jetzt ging es ja über die Aufrechterhaltung der Therapiemotivation im Therapieverlauf, da haben wir ja jetzt drüber gesprochen, und jetzt möchte ich ihnen drei Beispiele einfach noch kurz nennen. Also eine Situation könnte ja zum Beispiel sein, dass Sie einen Patienten haben der zwar ganz brav an allen Therapieangeboten teilnimmt bei dem Sie selbst aber den Eindruck haben, dass er sich selbst eigentlich gar nicht verändern möchte, also wo so eine geringe Veränderungsmotivation wahrnehmbar ist. Wie gehen Sie dann mit so einer Situation um?

32. E Also erst mal konfrontieren mit der Situation und letztendlich dann auch die Therapiemotivation im Rahmen des Kleinteams überprüfen lassen. Also da wird der Patient sozusagen zum Kleinteam eingeladen, im Kleinteam sind

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die Bezugstherapeuten des Kleinteams vertreten sowohl als auch Ergotherapeuten und Sporttherapie, also alle – und ein Arzt – also alle, die im Therapieprozess mit involviert sind und der Patienten der wird , ja schon auch auf den Pott gesetzt und seine Behandlungsmotivation überprüft im Sinne von "Was will er hier überhaupt für sich erreichen und wie können wir ihn dabei unterstützen?", das ist ganz wichtig auch die Frage um den Patienten auch irgendwo einzuladen, ja. Und letztendlich, also wenn der Patient also nicht die Veränderungsbereitschaft hat und keine Therapiemotivation, dann schicken wir ihn auch vorzeitig nach Hause.

33. I Die zweite Situation geht ein bisschen in die Richtung was Sie gerade auch schon erzählt haben. Es kann ja auch sein das Sie aus der Anamnese oder aus Berichten von Kollegen wissen, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und das der Patient auch immer wieder äußert, dass er nicht weiß, ob die Therapie so das Richtige für ihn ist. Wollen Sie da noch etwas zu ergänzen zu dem was sie schon gesagt haben?

34. E Nö, das war es schon. 35. I Das ist das eigentlich schon gewesen. Und als dritte Situation, es passiert ja auch immer wieder, dass plötzlich

Krisen auftauchen und der Patient plötzlich von jetzt auf gleich die Therapie abbrechen möchte. Wie gehen Sie dann mit so einer Situation um?

36. E Also da suche ich natürlich immer sofort das Gespräch mit dem Patienten und lass mir also auch sehr ausführlich seine Beweggründe schildern. Oftmals sind es ja auch ganz banale Dinge, die einen Patienten hier nicht bleiben lassen sozusagen. Da werden Gründe vorgetragen wie: "Der Nachbar schnarcht." Und ich meine, es ist ja schon auch eine ganz besondere Situation die wir hier in der Klinik haben, das private Umfeld, also die Privatsphäre ist ja doch sehr eingeschränkt. Also man hat einen Zimmerkollegen auf dem Zimmer, der da wohl schnarcht oder andere Schlafgewohnheiten hat, oder wie auch immer und versuchen wir natürlich auch Patienten in sofern auch entgegen zu kommen, dass wir uns bemühen, dass er entweder in ein anderes Zimmer kommt, oder möglicherweise auch, wenn die therapeutische Arbeitsbeziehung nicht stimmt gucken, ob er möglicherweise in eine andere Klinik, eine Schwesterklinik kommt, oder auch einen Gruppenwechsel vollziehen kann. Also da können wir dem Patienten auch ganz erheblich entgegen kommen und in der Regel kriegen wir die auch wieder ins Boot damit.

37. I Um das auch noch mal ein bisschen auf den Punkt zu bringen, wenn Sie noch mal verhaltenstherapeutisch gucken, was denken Sie ist da das Wichtige, oder sind da die möglichen Methoden um an der Motivation der Patienten zu arbeiten?

38. E Also eine reine verhaltenstherapeutische Methode weiß ich nicht, ob die so sinnvoll ist. Da fließen ja von gestalt- über tiefenpsychologische Aspekte fließen ja da mit ein. Es kommt eigentlich immer, find ich, darauf an, wen man da gegenüber sitzen hat, Also wenn es beispielsweise ein Patient ist der völlig verkopft durch die Gegend läuft hochgradig intelligent ist den kann man natürlich verhaltenstherapeutisch viel besser erreichen als jemanden der eher so gefühlsmäßig unterwegs ist und da sind so Vertrauensübungen beispielsweise, die sind da sehr hilfreich, aber auch in der Verhaltenstherapie wende ich die auch an.

39. I Eine Frage habe ich noch zu den Verhaltenstherapeuten. Sie haben ja jetzt verschiedene Vorgehensweisen von Ihrer Arbeit auch beschrieben, die ja auch sehr unterschiedlich sind. Welche ja ganz persönliche Ideen und Vermutungen haben Sie denn, dann auch wieder im Zusammenhang mit Motivation und diesen Methoden bezüglich der Wirkmechanismen und Wirkfaktoren? Warum wirkt das was Sie machen?

40. E Warum wirkt das? Also einmal kriege ich ja die entsprechende Rückmeldung von den Patienten in Form der Tagesberichte oder auch in Einzelkontakten oder eben auch in der Gruppe. Ich finde immer ganz wichtig, dass man nicht so therapeutisch abgehoben den Patienten gegenübertritt sondern in Augenhöhe und versucht die Sprache auch zu sprechen. Das halte ich für das Wichtigste überhaupt, denen menschlich einfach zu kommen. Ja, dass ist für mich das Wichtigste. Alles andere sind Techniken die das dann so mehr oder weniger begleiten, unterstützen, ja so einen professionellen Touch verleihen, aber letztendlich geht es um zwischenmenschliches Begegnen. Und merke deutlich, wenn ich beispielsweise in Urlaub gehe, eine Vertretung da ist und da ist ein eingefleischter Verhaltenstherapeut, Diplompsychologe, psychologischer Psychotherapeut der auch schon lange im Geschäft drinnen ist sozusagen, eine andere Vorgangsweise hat als beispielsweise ein Sozialpädagoge. Also es kommt auch sehr auch auf den beruflichen Hintergrund an, finde ich. Mehr fällt mir da jetzt im Moment nicht ein.

41. I Das ist doch okay, Dankeschön. Dann haben wir den verhaltenstherapeutischen Teil jetzt eigentlich schon abgeschlossen und dann geht es jetzt um die Dramatherapie. Ich weiß gar nicht ob Sie die Dramatherapie an sich kennen, Psychodrama wahrscheinlich, oder?

42. E Ja aber auch nur so eher am Rande, es wäre vermessen jetzt zu behaupten ich würde das kennen. 43. I Kein Problem, ich lese Ihnen einfach ein Stück über die Dramatherapie vor und erkläre damit die Dramatherapie

und danach kommen dann eben diese vier verschiedenen Zugangsweisen. Also der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Ich werde Ihnen im folgenden vier Methoden davon oder Zugangsformen kurz vorstellen. In der ersten ist das so, dass in der Dramatherapie interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen, eingesetzt werden um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Jetzt haben Sie ja selber auch schon erzählt, dass sie so was auch machen, sehen Sie da einen Unterschied zur Verhaltenstherapie in solchen Übungen oder auch Übereinstimmungen?

44. E Ja also Verhaltenstherapie ist ja sehr so regelhaft, da wird ja gar nicht so sehr auf den einzelnen Patienten eingegangen sondern da gibt es viele Fragebögen, das ist hochstrukturiert und glaube ich auch sehr hinderlich um so auf die Atmosphäre oder auf die einzelnen Gefühle der Patienten auch eingehen zu können. Da finde ich die Dramatherapie hilfreich und wir machen hier in der Klinik keine reine Verhaltenstherapie also mit Übungen und anschließend mit irgendwelchen Hausaufgaben, wo Patienten das dann selbstständig und eigenverantwortlich noch mal für sich einüben können, sondern es ist irgendwo so eine totale Mischform, also da

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spielen alle möglichen Therapiemethoden - finden da ihren Einfluss. Also das ist keine reine Verhaltenstherapie die ich mache. Es gibt andere Kollegen die das anders machen und da passiert nämlich genau das was ich eben schon angesprochen habe, dass der Therapeut, ob er das will oder auch nicht, eine Stufe über dem Patienten stehen wird. Und durch die z.B. Dramamethode gelingt es eher so auf Augenhöhe zu kommen.

45. I Gut. Ein zweiter Ansatz der Dramatherapie ist das Arbeiten mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen, diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Pat. X weiterhin Alkohol zu hause aufbewahren will nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Kennen Sie solche Vorgehensweisen auch?

46. E Absolut. Ich bin absoluter Fan von Geschichten und ich habe alle Möglichen Geschichten bezüglich loslassen. Das ist ja immer ein Thema, auch in der Therapie. Alkoholkranke können das nicht, die haben das verlernt, genauso wie sich abgrenzen können und mal Nein sagen und Gefühlswahrnehmungen, dass sind die wichtigsten Themen über die es eigentlich in der Therapie zu sprechen gilt. Und dann halte ich so das Futtern von irgendwelchen Geschichten für ausgesprochen hilfreich weil die dann noch mal in so einer Geschichte verpackt genau so diese Botschaften rüber bringen können und der Patient die Gelegenheit dann auch hat das alleine für sich noch mal zu überprüfen, was da für ihn zutrifft und was eher nicht.

47. I Und wie arbeiten Sie dann mit den Geschichten, lesen Sie die dann vor oder - 48. E Die lese ich vor, immer so zum Ende einer Indikativgruppe oder am Ende einer Gruppenpsychotherapie. Zu

einem bestimmten Thema, wenn jetzt zum Beispiel ein Patient seine Luser vorgetragen hat und genau immer wie bei fast allen das Thema Abgrenzung sich darstellt, dann lese ich am Ende dann auch die Geschichte vor, oder wenn es um Trauerbewältigung geht, dann das Märchen von der Traurigkeit z.B., das passt dann, das passt einfach.

49. I Und wo sehen Sie da auch wieder die Ergänzungen zur Verhaltenstherapie bei dieser Methode? 50. E Ja die ist einfach, dass nicht auf der kognitiven Ebene sondern auf der emotionalen Ebene gearbeitet werden

kann und da auch ein Zugang wie durch das Medium Geschichte zum Beispiel sich ausgesprochen günstig auswirkt.

51. I Ja, als drittes kommt die Szenenarbeit. In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum, dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen indem er anders sein kann als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhalten- uns Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen soll gestärkt werden. Ist das auch was Vertrautes für Sie?

52. E Ja absolut! Das baue ich ja auch immer ein in so Rollenspielen und da gibt es die unterschiedlichsten – wenn wir jetzt beispielsweise einen Patienten haben der sich wenig durchsetzen kann, der vieles mit sich machen lässt, der sich nicht klar abgrenzen kann, dann leite ich ein Rollenspiel ein, dass derjenige um den es geht erst mal rausgeht und bitte dann ja also Mitpatienten, also vier Stück brauche ich dann, die sollen sich schön in eine Reihe setzen und stellen sich vor, sie sind im Kino, da vorne ist die Leinwand und sie sind ne Gruppe von Mitpatienten, die sich abends einen schönen Abend machen wollen und einer von ihnen sitzt aber auf einem Sitzplatz der nicht auf seiner Karte steht, auf seiner Eintrittskarte, sondern die sitzen auf dem Platz von dem Patienten der gleich da rein kommen wird. Das ist die Information die die bekommen und die Instruktionen: "Versuchen Sie es ihm nicht zu leicht zu machen so mit sofort aufstehen und Entschuldigung, sondern wir sind hier, gehen sie mal aus dem Bild, sie stören, oder wir sind hier ne Klicke die sich einen schönen Abend machen will und sie stören hier und so." Und dann gehe ich halt raus und instruiere denjenigen um den es geht, dass er schon gucken soll, dass er den Platz da behauptet, nutzen sie ihre Kreativität und ihre Fantasie. Und dann kommt der dann rein, die Übung beginnt dann, ja und dann – die anderen die dann nicht mitmachen aus der Gruppe haben die Rolle des Beobachters, die wissen also genau sie sind da um zu beobachten was da passiert. Und dann nachher in der Analyse, in der Reflektion, erst mal befragen so wie ging es ihnen dabei? Wie haben sie sich dabei gefühlt? Und die anderen Mitpatienten werden dann befragt: "Wie hat er auf sie gewirkt? Wie ging es ihnen erst mal in der Rolle in der sie waren? Und wie hat derjenige auf sie gewirkt?" Und dann, wenn so die Reflektion abgeschlossen ist, dann hat der Patient die Möglichkeit das noch mal für sich einzuüben und aus den Rückmeldungen, aus den Erfahrungen die er da bekommen hat, das für sich dann auch einzuüben. Also Beispielsweise dann den Kinobesitzer zu holen, den Platzwart zu holen, dafür zu sorgen, dass derjenige da jetzt auch aufsteht. Nicht viel rumdiskutieren sondern im Grunde machen, genau, darum geht es im Grunde, also Aufbau von Selbstsicherheit, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, sich gut abgrenzen können, sich Hilfe einfordern das ist ja auch nicht so einfach, das machen die ja auch nicht so einfach Hilfe einfordern. Und das ist sozusagen eine Vorstufe dessen was Patienten lernen müssen wenn sie die Therapie beendigt haben, also wenn es mir nicht gut ist, wie spüre ich das bei mir erst mal überhaupt? Wie kann ich das Gefühl benennen und wie fordere ich mir Hilfe ein. Das sind ganz wichtige Dinge, die ein Patient dann lernen muss.

53. I Und welche Übereinstimmungen, bzw. Unterschiede sehen Sie da auch wieder zur Verhaltenstherapie? 53. E Eine Verhaltenstherapie würde einen Fragebogen austeilen, ja oder würde eine Hausaufgabe geben, also

eigentlich eher so ein bisschen oberflächiger glaube ich, also weniger eingehend auf die Gefühlsebene. 54. I Und als viertes kommt das Rollenspiel, was Sie ja auch schon beschrieben haben und wo es eben auch in der

Dramatherapie darum geht, ganz konkrete Situationen aus dem realen Alltag auch teilweise durchzuspielen, mit Rollentausch auch und neue Verhaltensweisen wider einzustudieren, oder teilweise auch einfach nur zu üben und gucken was könnte für mich passen. Und damit arbeiten Sie ja auch.

55. E Ja, überwiegend. 56. I Überwiegend sogar? Also in fast jeder Gruppenstunde? 57. E Ja, immer dann, wenn ein Patient ein bestimmtes Problem beschreibt biete ich Rollenspiel an aber ich mache es

nicht so wie das üblicherweise in der Verhaltenstherapie ist, dass Patienten dann in der Kleingruppe einüben und ja mehr oder weniger dann auch mit sich selbst beschäftigt sind, sondern ich versuche die ganze Gruppe da mit einzubinden. Das im Grunde jeder dann auch, der vielleicht auch nicht aktiv ist, das jeder dann auch etwas

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davon hat. Wobei das immer eine Gradwanderung ist. Also oftmals fühlen sich Patienten die dann als Akteure auftreten dann überfordert, also diese große Bühne dann auch für sich zu haben, dass ist manchmal für Patienten dann auch nicht so einfach aber die begleite ich dann schon und passe auch gut auf, dass der dann auch nicht alleine ist mit dem, sondern dass ich bei ihm bin und auch zwischendurch mal einen Stopppunkt dann mach und dann nachfrage wie, auf der Gefühlsebene nachfrage.

58. I Also Dramatherapie gibt es in Holland als eigenständiges Studium, als Bachelorstudiengang, mittlerweile gibt es auch einen Masterstudiengang dazu. In Deutschland gibt es das als Weiterbildung. Wie würden sie das einschätzen hier für die Klinik, könnten Sie sich vorstellen, dass das eine sinnvolle Ergänzung wäre auch einen Dramatherapeuten jetzt zusätzlich, ich sage mal zu den Ergotherapeuten, einzustellen?

59. E Ja grundsätzlich schon aber meines Erachtens nach ist die Dramatherapie beim Leistungsträger nicht anerkannt. 60. I Doch, über die KTLs kann man die abrechnen. 61. E Okay. 62. I Die ist nicht gleichgestellt mit der Verhaltenstherapie oder mit der Ausbildung die Sie ja jetzt auch haben, aber im

Rahmen von den Zusatztherapien, also von den künstlerischen Therapien und der Ergotherapie ist sie in den KTLs mit aufgenommen.

63. E Ja, grundsätzlich auf jeden Fall. 64. I Okay, das war der Teil zur Dramatherapie. Gibt es sonst noch etwas was sie grundsätzlich zu ihrer Arbeit oder

insgesamt noch ergänzen möchten, was sie denken was wichtig ist im Rahmen ihrer Arbeit, in der Arbeit mit Suchtpatienten in der Klinik und dem Thema Motivationsförderung und Motivationsaufrechterhaltung?

65. E Also was ich erlebe ist, dass immer mehr Patienten überwiegend extrinsisch motiviert sind und deutlich kranker werden. Also auch mehr und mehr komorbide Störungen vorhanden sind, so das eigentlich nur bedingt mit reiner Motivationsarbeit zu erreichen ist, dass ein Patient letztlich hier auch bleibt und die Therapie dann zu einer intrinsischen Motivation überwiegend kommt. Ich glaube, das hier auch so die ärztliche Versorgung so immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ich habe so die Erfahrung gemacht, wenn sich ein Patient sowohl psychotherapeutisch als auch medizinisch sich gut betreut und behandelt fühlt, fällt es ihm leichter eine überwiegend intrinsische Motivation zu entwickeln, wobei die Behandlungsdauer dabei auch schon eine erhebliche Rolle spielt, also aus meiner Sicht je länger er Therapie macht desto besser. Für viele Patienten ist aber, wenn man so auf die Kostenzusage des Leistungsträgers guckt und da beispielsweise also 12 Wochen draufsteht, ist das für den schon , ja ein Horror eigentlich, solange bleibt der im Leben nicht. Und das erlebe ich auch in den Einzelgesprächen, dass es direkt um ein Gezocke geht wie lange letztendlich eine Therapiezeit zu dauern habe aus Sicht des Patienten. Und da ist es zunächst mal wichtig auch erst mal Luft aus den Segeln zu nehmen, erst mal hier ankommen und das Wichtigste für Patienten erst mal gut Essen, gut Schlafen und dann nach einer Weile kann man sich mal verbindlich über eine Therapiezeit unterhalten, aber nicht sofort. Also das ist etwas was mir auffällt. Und was ich auch in der Zeit in der ich jetzt bis her wirklich als Therapeut gearbeitet habe, deutlich auch verändert hat.

66. I Also es ist deutlich schwieriger geworden? 67. E Ja. Und die Behandlungszeiten in der Regel immer kürzer werden. Also die ersten Zusagen, die ersten

Kostenzusagen, das pendelt sich so zwischen 8 bis 12 Wochen ein etwa aber die Tendenz ist offensichtlich, je kürzer desto besser für den Leistungsträger.

68. I Okay, dann Danke ich Ihnen dann sind wir schon durch! Transkription VT5 1. I Wie gesagt, es geht um das Thema Motivation. Und die Einstiegsfrage lautet dann auch: Haben Sie eine

Lieblingsmethode mit der Sie gerne zu Beginn der Therapie starten, um die Motivation der Patienten zu Beginn zu wecken oder auch einfach noch mal aufzugreifen und zu fördern?

2. E Eine Lieblingsmethode? Also, da ich aus der Gesprächspsychotherapie komme, kann man am ehesten sagen, das geht so in Richtung Motivational Interviewing. Ja, also wirklich zu schauen: was ist das erste Anliegen des Patienten, warum ist der da, was ist der größte Leidensdruck und wo soll am schnellsten etwas verändert werden? Von daher könnte ich sagen, gesprächspsychotherapeutischer Einstieg, non-direktiv, so nach Rogers, und das kommt eben dem heutigen MI so sehr nahe.

3. I Und wenn Sie dann weiter mit den Patienten arbeiten, also dann im Verlauf der Therapie, was tun Sie da um die Motivation der Patienten aufrecht zu erhalten?

4. E Also, ein wesentliches Element für mich ist immer die zwischenzeitliche Bilanzierung: wo stehen wir gerade, um welches Thema geht es gerade und sind wir da noch in dem Plan, den wir uns mal vorgenommen haben, oder müssen wir da etwas verändern? Also den Klienten immer mit reinholen in die Steuerung und in die Prüfung, was machen wir da gerade und wie steht das im Zusammenhang mit den Zielen, die wir uns gesetzt haben? Also das ist so meine Erfahrung, dass Patienten das sehr schätzen, weil sie dann selber auch noch mal Orientierung bekommen und man verzettelt sich nicht irgendwo und denkt nachher, ach ja, wo sind wir denn jetzt gelandet oder was hat das denn mit den Ausgangsfragestellungen zu tun und mit den Problemen, die wir uns angucken wollten. Also Bilanzierung mache ich sehr gerne. Dann finde ich es immer sehr wichtig, dass Patienten etwas Visuelles haben, also sei es, dass sie ein Tagebuch führen, also ein Therapietagebuch, oder nur aus jeder Therapiestunde irgendetwas mitbekommen, einen Leitspruch, oder einen kurzen Ergebnissatz, oder manchmal auch ein Symbol oder ein Bild für irgendetwas, was man sich erarbeitet hat in der Stunde. Weil das auch, sage ich mal, dann so – es ist nicht nur im Gedächtnis und wird dort irgendwie verarbeitet, sondern durch diese Visualisierung wird natürlich auch das, was wir in der Stunde gemacht haben, auch besser verankert. Es ist dann nicht mehr so fehleranfällig, es kann noch mal besser verarbeitet werden. Natürlich verarbeitet der Klient das dann trotzdem auf seine Art und Weise, und in der nächsten Stunde greifen wir das dann noch mal auf. Ich frage auch immer in der nächsten Stunde: was war für sie so wichtig, ist in der Zwischenzeit noch was – so im Rückblick auf die letzte Stunde, was ihnen eingefallen ist, oder wo wir heute noch mal drüber sprechen sollten? Also dass man auch immer noch mal so Rückgriffe macht, um so das Prozesshafte deutlich zu machen. Und das ist auch so ein Signal zu sagen, die Dinge entwickeln sich auch weiter, wenn wir heute über etwas sprechen und wir reden drei Tage später noch mal, dann hat sich in der Zwischenzeit ja auch wieder was getan beim Klienten. Und das, denke ich, hält den Klienten sehr in seinem eigenen Prozess und das motiviert halt auch sehr.

5. I Und inwiefern spielt das dabei Ihrer Meinung nach eine Rolle, oder klären Sie den Patienten auch über die Ziele,

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die Sie verfolgen auch auf? Also wenn Sie zum Beispiel sagen: Der kriegt die Aufgabe, ein Therapietagebuch zu führen, oder der kriegt die Aufgabe, sich ein Symbol zu suchen?

6. E Ja. Also das ist ja – ich bin von Haus aus ja Verhaltenstherapeutin und da ist diese Transparenz ja besonders wichtig. Also immer auch zu sagen warum man was macht und auch mit dem Patienten gemeinsam zu gucken ob das, was wir da vor haben auch wirklich für ihn das geeignete ist, ob er bereit ist, da mitzumachen. Das mit dem Therapietagebuch ergibt sich oft von ganz alleine. Also da würde ich, glaube ich, nicht in allen Fällen eine solche Hausaufgabe geben, sondern das zeigt sich dann, wenn ich zum Beispiel frage: Wollen sie sich vielleicht wichtige Sätze aufschreiben? Dann schenke ich dem Patienten auch schon mal so eine kleine Kladde, und sage, das ist jetzt ihre Therapiekladde und was sie möchten, tragen sie da einfach ein, oder ich trage ihnen mal etwas ein dazu. Und da muss man einfach schauen, wie nimmt der Klient das an. Aber ich erkläre das, wozu das gut ist.

7. I Und auch noch einmal bezüglich der Motivation: Inwiefern spielt das dann eine Rolle, auch mit Gefühlen zu arbeiten und wie machen Sie das dann?

8. E Also in dem Moment, in dem ich für den Patienten wichtige Dinge anspreche, lässt sich das ja gar nicht ausklammern. Ja, also alleine die Tatsache, dass das ja zentrale Themen sind oder wichtige Themen für den Patienten, das bedeutet auch, dass er emotional beteiligt ist, und dann geht es natürlich immer wieder darum, neben der Besprechung von Inhalten, auch zu sagen wie geht es Ihnen dann? Wie fühlt sich das an? Wo ist das Gefühl, das problematisch ist oder schwer auszuhalten? Wie können wir das erleichtern? Wo ist es vom Gefühl her etwas sehr Positives, wie können sie sich das erhalten? Wie können sie da immer drauf zurückgreifen wenn sie mal in einer schwierigen Situation sind? Die Gefühle lassen sich ja gar nicht trennen in den Gesprächen von den Inhalten, die man bespricht.

9. I Das heißt, die werden dann im Gespräch noch einmal aufgegriffen, sozusagen, die Gefühle, konkretisiert und noch mal weiter bearbeitet.

10. E Ja. Also sowohl in dieser Trias: kognitiv, emotional, physiologisch, was die VT angeht, aber natürlich von der Gesprächstherapie ganz besonders wichtig – so Verbalisierung emotionaler Inhalte, Reflexion, Spiegeln, ja, das sind ganz wichtige Methoden, um auch mit den Gefühlen in Kontakt zu kommen, sie wertzuschätzen, zu beschreiben und auch Veränderungen deutlich zu machen.

11. I Und inwiefern spielt für Sie dann, auch wieder im Bezug auf die Motivation, es eine Rolle, die Patienten dazu anzuregen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren?

12. E Das habe ich jetzt inhaltlich nicht ganz verstanden, was Sie damit meinen. 13. I Ja, also auch wieder im Hinblick auf die Motivation, zu gucken, inwiefern motivieren Sie auch die Patienten dazu,

sich mit eigenem Verhalten auseinander zu setzen, auch zu gucken auf eigene Verhaltensstrategien? 14. E Ach so, das im Zusammenhang mit der Motivation. Na ich denke, wenn wir über Problemverhalten oder

problematische Situationen sprechen, dann ist natürlich das Verhalten des Klienten, seine Einstellung dazu, das ist natürlich das Zentrale. Lernen, etwas anders zu machen, anders zu denken, anders zu reflektieren, sich anders zu verhalten, also inneres und äußeres Verhalten gleichermaßen. Und darum geht es ja letztendlich auch, und darum ist es ja der Kern der motivierenden Arbeit. Das sind dann manchmal, – kommen wir dann im Dialog zu Ergebnissen, die der Klient, – wo der Klient vielleicht sagt: gut, das weiß ich jetzt nicht ob ich das machen möchte. Ob ich mich an irgendeiner Stelle abgrenzen möchte, an irgendeiner Stelle durchsetzen möchte. Und dann muss man das natürlich reflektieren: was spricht dafür, was spricht dagegen, was für Nebenwirkungen könnte das haben? Wenn ich jetzt zum Beispiel auf der Szene sage: „Ich will nicht mehr konsumieren“, führt das dann dazu, dass ich sage: „Gut, dann gehe ich nicht mehr zu meinen Szeneplätzen, weil ich mir das nicht zutraue, oder weil die Kosten zu hoch sind, oder weil ich eben nicht sicher bin ob ich es dann tatsächlich auch schaffe“, und dann geht es ja im weiteren Therapieverlauf – wenn ich jetzt so an die Einzeltherapien denke – wirklich darum: müssen wir Verhalten aufbauen oder müssen wir Verhaltenskontrolle aufbauen? Je nach dem.

15. I Und können Sie Beispiele nennen wie sie dann methodisch oder mit welchen Interventionen Sie dann vorgehen? Was sie dann konkret tun?

16. E Gut, das hängt jetzt natürlich von der Störung ab, wenn wir jetzt so bei einer Rückfallpräventionssituation bleiben, dann wird man natürlich gucken: was sind Rückfallauslöser? Wie kann ich die anders wahrnehmen? Wie kann ich sensibler dafür werden? Welche Situationen kenne ich schon, die für mich Hochrisikosituationen sind? Welches Verhalten kann ich da nicht zeigen? Können wir dieses Verhalten aufbauen miteinander? Können wir das im Rollenspiel ausprobieren? Dann in der nächsten Stufe vielleicht in einer relativ wohlwollenden Umgebung mal ausprobieren, und dann in der nächsten Stufe sozusagen in echt, in der Echtzeit ausprobieren? Also dann würde ich so ein gestuftes Vorgehen des Verhaltensaufbaues, des Trainings, des Kompetenzaufbaues mit dem Patienten besprechen und durchgehen. Wenn es so um die innere Struktur mehr geht, um Erwartungen, Vorstellungen, Einstellungen, dann kann man das in einem sokratischen Dialog oder in einem, ja in einem – in einer kontroversen Debatte miteinander erarbeiten, je nachdem, was dem Patienten mehr liegt, wie der sich besser entwickeln kann. Das merkt man ja, also das macht man ja nicht am Anfang, sondern das macht man dann im zweiten Drittel der Behandlung frühestens, und dann weiß man ja auch schon welche Kommunikationsstile bevorzugt der Patient und wie kann man sich da als Therapeut auch drauf einstellen. Ja? Also das wäre so ein Beispiel Rückfallprävention, Rückfallprophylaxe. Oder manchmal gibt es auch so einen Aspekt, wie kann ich meinen Partner oder meine Partnerin mitnehmen in einen Veränderungsprozess? Was wäre mir da wichtig? Das ist auch etwas sehr Motivierendes, dass wichtige Bezugspersonen sozusagen auf der Linie mitgehen, die der Patient sich auswählt, oder zumindest nicht dagegen arbeiten. Und dann ist es manchmal nötig, dass man auch so ein Gesprächsverhalten einübt: wie kann ich denn dem Partner oder Mutter, Vater, wer immer da wichtig ist, erklären, worum es mir geht und was mir wichtig wäre, und wie kann ich dann auch Vereinbarungen treffen wie ich unterstützt werden kann. Und das würde man dann auch erst mal ausprobieren in der Therapiesituation und würde es dann übersetzen, auch so schrittweise übersetzen in den Ernstfall.

17. I Und welche Methode und Interventionen wenden Sie an, um die Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit bei den Patienten zu fokussieren, beziehungsweise sie auch da wieder zu motivieren?

18. E Ja, es geht ja da wirklich um das Aufgreifen der Ambivalenz. Der Suchtmittelabhängige nimmt ja nicht gerne Suchtmittel, die Phase ist ja längst vorbei, d.h. es gibt auch Ansätze wo der Patient sagt, das ist auch nicht schön am Suchtverhalten. Diese Ambivalenz zu stärken und auf die Seite dessen zu gehen, was spricht denn für eine Veränderung? Das ist halt sehr wichtig. Wo kann ich selber etwas verändern? Bei mir selbst, an meiner Umgebung, im Zusammenhang im Gespräch mit Bezugspersonen? Das ist dann ganz wichtig. Da geht es konkret auch um Symptomverhalten einerseits, was ja für den Patienten selbst und seine Umgebung auch störend und belastend ist, vor allen Dingen auch um die negativen Konsequenzen des Konsums, das ist auch

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ganz ganz wichtig für die Person selbst, für seine Umgebung, aber letztendlich für die Person selbst. Also es schlägt ja immer auf den Patienten selbst zurück. Und da würde ich zum Beispiel auch so eine Aufstellung machen: was sind negative Konsequenzen? Wie stelle ich mir aber – auch so eine Vision zu entwickeln – wie stelle ich mir mein Leben in zehn Jahren vor ohne Suchtmittel, ja? Kann ich mir das heute schon vorstellen? Kann ich mir das ausmalen? Das können nicht alle Patienten, aber da verschiedene Methoden einzusetzen, dass der Patient eine Vision entwickeln kann für das Leben nach dem Suchtmittel. Ja und dann wird man halt Schritt für Schritt, unter Nutzung dieser negativen Konsequenzen, würde man Schritt für Schritt an Veränderungen ran gehen.

19. I Und die – ich sage mal das Motiv des Konsums für den Patienten wird das dabei auch noch mal konkret aufgegriffen?

20. E Ja, da müssen wir ran gehen, weil wir sagen zwar immer, wir sollten da nicht drüber sprechen, damit es nicht zu einer Verherrlichung der Drogenwirkung kommt, aber das weiß man ja inzwischen, das sind ja die Kosten, die der Patient aufzubringen hat, das heißt, er wird auch auf etwas verzichten müssen, wenn er das Suchtmittel nicht mehr konsumiert und man kann nicht eins zu eins alternative Verhaltensweisen dazu aufbauen. Das heißt, dass – wir müssen mit dem Patienten offen reden und müssen sagen, dass: wenn sie jetzt auf das Suchtmittel verzichten, hat das Nebenwirkungen in ihrem Alltag. In der Therapiesituation vielleicht noch nicht, vor allen Dingen in der stationären Therapie nicht, da ist ja alles rundum aufgebaut, dass man eine gute Lernatmosphäre hat und dass der Patient sich einigermaßen wohlfühlt und seine ersten Schritte tun kann, aber nachher im Alltag wird es natürlich auch haarige Situationen geben, wo ich auch in der Lage sein muss etwas auszuhalten oder etwas abzufedern, und da muss ich über die Motive sprechen im Sinne der Aufrechterhaltung. Im Sinne der Entstehung der Abhängigkeit, glaube ich, weniger, sondern da würde ich so sagen, das Suchtmittel ist in eine Lücke getreten, weil ich in meinem Leben an einer bestimmten Stelle bestimmte Ressourcen, bestimmte Kompetenzen, bestimmte Möglichkeiten nicht hatte, hatte das Suchtmittel sozusagen einen Angriffspunkt, so wie zum Beispiel bei einem viralen Infekt halt. Und dann würde ich auch sagen, was sind das für Dinge und wie können Sie als erwachsener Mensch oder als jemand, der sich jetzt weiter entwickelt von seiner Persönlichkeit her, wie können Sie da auch ein Stückchen nachholen, oder neue Erfahrungen machen, die diese Defizite oder diese fehlenden Erfahrungen dann kompensieren können?

21. I Gut, jetzt haben wir ja schon über verschiedene Dinge gesprochen, was Sie in Ihrer Therapie tun im Verlauf. Ich habe jetzt noch mal drei Situationsbeispiele, die ich Ihnen nennen möchte, und das erste ist: wenn Sie sich einen Patienten vorstellen, der regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem Sie aber das Gefühl haben, dass er sein Verhalten gar nicht verändern möchte, dass er seine Verhaltensweisen also gar nicht verändern möchte, wie gehen Sie mit so einem Patienten um?

22. E Also ein Patient, der sich eigentlich im Setting gut anpasst? Ja, da würde ich erst mal so eine Hypothese entwickeln: warum macht der das? Das kann einmal damit zusammenhängen, dass der nicht wirklich eine Veränderungsbereitschaft hat, weil er das für sich nicht einsieht oder weil er das für sich nicht für erforderlich hält. Es kann aber auch sei, dass er hilflos ist, dass er sagt: ich mache das hier mal mit, aber was hat das für Auswirkungen auf meinen Alltag. Und das würde ich, glaube ich, in der Metakommunikation mit dem Patienten ansprechen. Da würde ich irgendwann mal sagen – ich würde sagen: Sie sind so ein fleißiger Patient, sie sind immer da, sie sind immer mit dabei, ich frage mich, was sich bei Ihnen denn entwickelt in der Zeit, wo Sie denn gerade sind im Prozess, weil ich das selber gar nicht mitbekomme, was sich für Sie gerade verändert. Aber das kann natürlich trotzdem sein, wir schauen in die Patienten ja nicht hinein. Also ich würde es dann zum Thema machen, ich würde es mit dem Patienten ansprechen.

23. I Gut, eine andere Situation kann ja sein, dass Sie selber bereits aus der Anamnese, aus Berichten oder auch aus dem Austausch mit Kollegen erfahren haben, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Therapie gedrängt wurde, und dass der Patient selber auch immer wieder äußert, dass er gar nicht weiß, ob Therapie wirklich das Richtige für ihn ist. Was wäre dann Ihre Vorgehensweise?

24. E So bei einer vermutet extrinsischen Motivation ohne ausreichende intrinsische Anteile? 25. I Genau. 26. E Ich denke immer ein Minimum an intrinsischer Motivation ist immer vorhanden, sonst hätte der Patient sich nicht

darauf eingelassen. Und sei es nur, dass es wichtige Personen in seinem Umfeld gibt, denen er es recht machen möchte, weil die Macht über ihn haben oder weil die ihm wichtig sind, oder was auch immer. Da würde es aus meiner Sicht darum gehen zu schauen, was hat der Patient denn überhaupt für Interessen etwas zu verändern? Das kann ja erst mal fernab einer Rückfallprävention oder fernab der Aufarbeitung der Suchtgeschichte überhaupt liegen. Ich glaube, ich würde erst mal schauen, ob ich von dem Patienten direkt eine Aufgabe bekommen kann, um was es jetzt gehen soll, und das kann günstigstenfalls etwas im Hier und Jetzt sein. Also wirklich zu sagen, hat er eher Interesse daran, Informationen zu bekommen, dann würde ich ihm die halt geben. Oder hat er Interesse daran, eine bestimmte Entwicklung in seinem Leben sich mal anzugucken, das muss gar nichts mit Sucht zu tun haben. Aber ich würde erst mal gucken ob nicht eine Arbeitsbeziehung etablierbar ist. Ja? Ich würde mich interessieren für ihn als Mensch, auch unabhängig von Suchtmittel und vom Behandlungsauftrag, um zu schauen – also auch im Sinn der Etablierung einer guten Arbeitsbeziehung, dass er – er oder sie -– auch merkt, da ist jemand der versucht mich zu verstehen in meinem So-Sein wie ich hier jetzt bin. Und darüber werden sich höchstwahrscheinlich Ansatzpunkte ergeben, denn dieser Mensch kann ja auch nicht zufrieden in seinem Leben sein, d.h. da gibt es so Aspekte, die – wenn man sich so einlässt miteinander – werden die einfach hochkommen, da kann man dann sozusagen eingreifen.

27. I Und können Sie ein Beispiel nennen wie Sie daran arbeiten würden, wirklich noch mal stärker auf die Wünsche von dem Patienten zu gucken oder ihn dazu zu bringen, wirklich auf seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu gucken?

28. E Ja, man könnte ja zum Beispiel bei den intrinsischen Motivatoren anfangen, man könnte ja sagen so: ihr soziales Netzwerk sieht so und so aus, und wer von diesen Personen hat denn ein Interesse daran, dass sie etwas verändern an ihrem Suchtmittelkonsum, oder findet ihn problematisch oder leidet darunter? Dann könnte man erst mal die Außenperspektive miteinander ja quasi abklappern, dass man guckt wer in seinem Umfeld hat denn welche Motivation, warum er jetzt hier sein sollte? Und dann auch nachfragen: ist da für sie was dran? Können sie das verstehen? Sehen sie da auch Aspekte, die sie ähnlich sehen oder ist das vollkommen abwegig, oder so? Also, dass man das auch offen miteinander bespricht, wer hat welches Interesse? Das kann ich mir gut vorstellen dann.

29. I Und gibt es auch etwas, was Sie benennen können, wie Sie ihm auch verstärkt seine Selbstverantwortung noch

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mal deutlich machen können? 30. E Ja, das kommt über die therapeutische Arbeitsbeziehung, indem ich dann sage: wissen Sie, ich übernehme keine

Aufträge von Dritten, ja, das müssen wir uns alles genau angucken und dann überlegen: ergibt sich daraus ein Auftrag von ihnen, ein Weg, worum es gehen soll? Und mit dieser Vorgabe, also wenn der Patient dann sagt, also ich würde schon vielleicht, was weiß ich, ein paar Stunden daran arbeiten, mit hartnäckigen Brocken ein bisschen länger vielleicht, aber dann auch irgendwann sagen: wenn ich keinen Auftrag von ihnen bekomme dann können wir keine Behandlung machen, ja? Dann können wir etwas anderes machen, aber keine Behandlung. Und Zwangsbehandlungen machen wir nicht, also ich muss schon einen Auftrag haben vom Patienten selbst. Das dauert manchmal eine Weile, natürlich.

31. I Als drittes Beispiel könnte eine andere Situation ja sein, dass eine plötzliche Krise auftaucht, das hat man ja auch immer mal wieder, und dass Patienten ganz plötzlich von jetzt auf gleich die Therapie auch abbrechen möchten. Was ist dann Ihre Umgehensweise damit?

32. E Also mir ist das immer wichtig, dass der Patient klar hat, dass er das tun kann. Also, dass ich das akzeptiere und respektiere, wenn er oder sie sagt, ich möchte die Behandlung nicht fortsetzen. Ich würde dahin schauen: was ist die Ursache dafür? Ist das – weil manchmal müssen uns Patienten auch deutlich machen es reicht jetzt mal, ich kann nicht mehr verändern, vielleicht in einem Jahr noch mal wieder, da sind wir als Therapeuten – ja da haben wir ja manchmal viel höhere Ansprüche als die Patienten selber oder auch als sie tatsächlich umsetzen können, weil es braucht jede Entwicklungsphase ja auch wieder Zeit zur Konsolidierung und so. Also ich würde wirklich erst mal fragen, fühlt sich der Patient überfordert? Sind wir an ein Thema gekommen, für das er noch nicht bereit ist? Gibt es in seinem äußeren Leben Umstände, die ihn unter Druck setzen, also ich muss nach Hause, weil irgendwas da passiert ist oder so. Gibt es irgendwelche anderen äußeren Anlässe, also bei manchen Patienten sind es dann ganz simple Sachen, die sagen: ich kann nicht hier bleiben, ich habe keine Winterkleidung, und ich schäme mich, das zu sagen und deswegen muss ich im September die Therapie abbrechen, wenn es anfängt kalt zu werden, oder so. Also solche Dinge abklären, äußere Dinge aber auch innere Dynamik: bin ich noch weiter zur Veränderung bereit? Kommen jetzt Themen, an die ich mich im Augenblick noch nicht ran traue. Gibt es in der aktuellen Situation noch etwas, was mir Angst macht? Das können auch andere Patienten sein, das kann ich als Therapeut sein, also das würde ich ansprechen. Ich würde auch noch mal besprechen: was für Konsequenzen hat das, wenn ich jetzt die Behandlung beende? Ich würde auch noch mal signalisieren –– wenn es so wäre – würde ich signalisieren: „Wissen sie, sie sind jetzt an einer kritischen Stelle, sie haben eine ganze Menge geschafft. Wie kann ich ihnen helfen über diese Krise hinweg zu kommen? Weil das wäre jetzt wichtig, damit sie auch einen Schritt in die Stabilisierung gehen können.“ Also würde ein Angebot machen. Und wenn – ja im Zweifel würde ich sagen: „Ich respektiere das und bitte sie aber, sich ausreichend Zeit zur Reflexion zu nehmen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, weiter zu arbeiten und was wir dann ändern müssen, damit das gehen kann.“ Also ich würde auch versuchen, ein bisschen Zeit zu erwirtschaften. Sozusagen: „Nehmen sie sich Zeit bis heute Abend oder bis morgen früh, überlegen sie sich das alles noch mal, was wir besprochen haben. Und treffen sie ihre Entscheidung dann.“ Also so würde ich mit der Situation umgehen.

33. I Um den ersten Teil des Interviews noch mal abzuschließen, oder vor allen Dingen auch noch mal auf den Punkt zu bringen, jetzt noch mal die Frage, können Sie bezüglich Ihrer verhaltenstherapeutischen Arbeit ein paar Punkte nennen, was Ihnen besonders wichtig scheint, um die Motivation Ihrer Patienten aufrecht zu erhalten?

34. E Ganz zentral ist für mich die therapeutische Arbeitsbeziehung, in der ich ein Partner des Patienten bin, also auf gleicher Augenhöhe zu arbeiten. Dass ich mein Vorgehen erläutere, also viel Transparenz hereinzubringen. Dass ich mich schon als Experte zur Verfügung stelle für die Methoden, die ich vorschlage, dass aber der Patient für die Inhalte verantwortlich ist. Dass der Patient sich zurückziehen darf, dass ich deswegen nicht böse bin. Ja, dass ich aber für einen guten therapeutischen Prozess seine Mitwirkung brauche, und dass es deshalb um Themen gehen muss, an denen er oder sie selber interessiert ist. Also, dass ich die Themen nicht vorgebe, dass ich eine Struktur vorgebe oder etwas vorschlage, was sich als sinnvoll erwiesen hat, aber der Patient muss sich entscheiden. Also ganz viel Transparenz, ganz viel Kontrolle bei dem Patienten. Das ist natürlich bei Patienten die stärker beeinträchtigt sind in ihrer Sozialisation, bis hin zur Persönlichkeitsstörungen zum Beispiel, muss ich natürlich auch eine gewisse Sicherheit geben. Also der Patient muss das Gefühl haben, dass ich mit dem, was er mir präsentiert, umgehen kann. Dass ich nicht ängstlich bin, dass ich nicht unter Stress gerate, wenn er mir zum Beispiel schwierige Themen erzählt oder wenn er mir von Suizidgedanken erzählt, so dass er das Gefühl hat: „So, das darf ich da, und damit überfordere ich den Therapeuten nicht.“ Und das muss man natürlich miteinander ausprobieren. Also das wären für mich die wichtigsten Dinge aus verhaltenstherapeutischer Sicht. Beziehungsgestaltung auch.

35. I Und auch noch mal aus verhaltenstherapeutischer Sicht, was sind dann Ihrer Ansicht nach die Wirkmechanismen, die Wirkfaktoren dabei?

36. E Wirkfaktor ist natürlich hauptsächlich das Lernen in einem anderen Kontext, zum Beispiel in der therapeutischen Situation, über Dinge zu sprechen oder Dinge auszuprobieren, ja auch in einem geschützten Rahmen. Die Modellwirkung des Therapeuten, und zwar nicht nur im Hinblick auf Verhalten – kompetentes Verhalten mit Abgrenzung und mit Offenheit und mit Problemen und Kritikfähigkeit – sondern auch, ja auch im Sinne von modellhaft, den Klienten, na, andere Therapierichtungen sagen da so etwas wie „nachbeeltern“ oder fürsorglich sein. Aber sozusagen auch modellhaft fürsorglich, entgegenkommend und an der Person des anderen interessiert zu sein. So das finde ich wichtig.

37. I Gut. Jetzt geht es ja in der Studie, die ich mache, um die Dramatherapie, deswegen würde ich Ihnen jetzt gerne erst mal ein Stück Text vorlesen, in dem die Dramatherapie erklärt wird, und danach gibt es dann noch mal vier verschiedene Herangehensweisen der Dramatherapie, die ich Ihnen dann kurz vorstelle, und dann da auch noch mal Fragen zu stelle.

38. E Gut. 39. I Also der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Handeln oder Handlung. Die

Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform, die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen, den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Und dazu stelle ich Ihnen jetzt die vier Methoden mal kurz vor. In der ersten Methode sieht das folgendermaßen aus: Es werden in der Dramatherapie interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen,

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eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl individuelle als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Kennen Sie solche Methoden auch aus Ihrem Arbeitsalltag?

40. E Ja, kenne ich natürlich auch aus der Therapie, früher, als ich Gruppentherapie noch gemacht habe, und kenne ich jetzt auch noch aus den Selbsterfahrungsgruppen und den thematischen Gruppen, die ich immer noch anbiete. Also dass es wichtig ist, die Mitglieder einer Gruppe, auch Ausbildungsgruppen, miteinander in Interaktion zu bringen auf eine spielerische, nicht konkurrierende und, ja sage ich mal, niedrigschwellige Art und Weise. Etwas was jeder kann, wo jeder mitmachen, und wo auch bei Hemmungen oder vielleicht bei Einschränkungen, was da möglich ist. Das kenne ich.

41. I Und was halten Sie von so einer Methode, so einer Vorgehensweise? 42. E Ich denke, wenn der Auftrag, den ich mit der Gruppe habe, klar ist, finde ich das als Aufwärmübung sehr gut.

Aber dazu muss ich schon ein bisschen eine Beziehung oder eine Position in dieser Gruppe haben. Es muss klar sein, dass ich die Übung anleiten kann, dass also alle soweit compliant sind, dass sie mich als jemanden, der die Gruppe organisiert und der solche Sachen auch reinbringt, akzeptiert, d.h. es muss ein Warming-up vorher auch stattgefunden haben, zumindest mal minimal im Bezug auf mich als Gruppenleiter. Das finde ich ist die Voraussetzung. Und ansonsten ist das ja relativ niedrigschwellig zu machen. Ich würde das auch akzeptieren, wenn dann jemand sagt: da mache ich nicht mit. Gerade so in der Anfangsphase eines Gruppenbildungsprozesses. Zwischendurch kann man solche Dinge als Auflockerung machen, wenn man sich zum Beispiel mal festgefahren hat oder auch – ja um wieder miteinander in Bewegung zu kommen, egal warum man jetzt irgendwo gerade festhängt miteinander.

43. I Und sehen Sie da jetzt konkret noch mal zur Verhaltenstherapie Übereinstimmungen oder auch Unterschiede? 44. E Ja, die Übereinstimmung ist natürlich die, dass man sagt, es geht übers Handeln, das Tun. Das würde die

Verhaltenstherapie ja auch immer sagen, da wird zwar auch viel geredet, aber es ist immer auch im Fokus wie kann, wird das, kann das in Verhalten umgesetzt werden? Wie kann ich das ausprobieren? Wie kann ich das dann verfeinern, entwickeln? Also diese Handlungsbasis ist da, denke ich, die gleiche bei beiden.

45. I Und Unterschiede gibt es die auch? Etwas, wo Sie sagen, da ist ein deutlicher Unterschied? 46. E Ich weiß nicht inwiefern in der Dramatherapie immer so aufgeklärt wird bevor eine Methode angesetzt wird. Also

ob man da nicht eher appelliert an Compliance, oder die Bereitschaft oder die Autorität des Gruppenleiters, erst einmal einen Prozess mitzumachen und dann zu gucken, was sich daraus ergibt. Das wäre in der Verhaltenstherapie, die ja im engeren Sinne eine therapeutische Grundmethode ist, anders. Also da würde ich erst dem Klienten erklären was für Möglichkeiten es gibt und was ich ihm vorschlage und wozu – und dann mit ihm abklären, wozu er bereit ist.

47. I Gut. Eine zweite Form ist die Szenenarbeit. In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst, sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum, dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen, in dem er anders sein kann, als er es sonst ist, und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation, mit Verhalten- und Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen, soll gestärkt werden. Und da stellt sich dann auch wieder die Frage, ist das etwas, was Sie selber kennen?

48. E Ich kenn es aus einigen psychodramatischen Übungen die ich gemacht habe. Ich kenne es auch aus der Arbeit mit zum Beispiel Arbeitsgruppen, wo man ja auch schon mal mit verteilten Rollen in so einem verfremdeten Setting – ja, wenn also ein Arbeitsteam sich zum Beispiel vorstellt, eine Expeditionsgruppe zu sein, da gibt es dann halt verschiedene Rollenzuteilungen und dass man dann auch darauf achtet, dass der Leiter der Arbeitsgruppe nicht unbedingt der Expeditionsleiter ist, sondern auch mal eine andere Aufgabe übernimmt. Daher kenne ich das.

49. I Und wiederum, was ist da so Ihre Einstellung zu? Was halten Sie von solchen Vorgehensweisen? 50. E So als entwicklungsorientierte, ja, brainstormingorientierte, also dass damit auch Materialien für die Bearbeitung

sozusagen erreichbar werden, weil das einiges in Bewegung bringt, halte ich das für sehr interessant. Ich glaube, dass so eine Rollenübernahme, es wird ja niemand in eine Rolle gezwungen, sondern es wird erarbeitet, was möchte ich gerne mal auch ganz anders als sonst, wo möchte ich mich auch finden oder Erfahrungen machen? Ich glaub, dass das dann doch auch schon eine ganze Menge über die Person dann selber auch aussagt, welche Rolle sie wählt und wie sich dann in dieser Rolle dann auch verhält. Also ob so vollständig neue Erfahrungen möglich sind, das glaube ich eher nicht, trotzdem wird eine Menge Material einfach ans Tageslicht kommen, worüber man arbeiten kann. Die Verhaltenstherapie würde das nicht so machen. Die würde schon explizit den Rollentausch zum Beispiel vorschlagen, im Sozialen Kompetenztraining, so was in die Richtung. Aber da geht es ja mehr darum, dass die Person sehr stark bei sich selbst und im Hier und Jetzt auch bleibt und nicht in der Fantasie sozusagen woanders hin marschiert. Ich kann mir vorstellen, dass man mit einzelnen Patienten am Ende der Behandlung so etwas auch mal ausprobiert, aber das ist eher unwahrscheinlich in der VT.

51. I Gut. Ja, die dritte Herangehensweise, da geht es vor allen Dingen um Distanzierungstechniken und da gibt es halt verschiedene Möglichkeiten. Also hierbei werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, dabei geht es aber schon immer um ganz reale persönliche Themen von den Patienten, die werden nur halt nicht auf den Patienten selbst, auf die Person bezogen sondern halt durch diese Distanzierung auf etwas anders halt projiziert. Also, um noch mal ein ganz konkretes Beispiel – auch noch mal aus der Suchtarbeit – nennen zu können, wäre zum Beispiel, man könnte herangehen, wenn es jetzt zum Beispiel darum geht, ist es jetzt sinnvoll, dass Patient X Alkohol zuhause aufbewahrt? Dass das nicht direkt im Bezug auf den Patienten besprochen wird, sondern in der Gruppe gesagt wird, okay, wir spielen jetzt mal eine TV-Talkshow, wo es um das Thema geht: „Wie gehen Alkoholabhängige mit Alkohol zuhause um?“ Dann werden Kleingruppen aufgeteilt und die Kleingruppen kriegen vorher festgelegt, in welche Richtung ihre Antwort geht, die sie vertreten müssen, und diese Richtung muss auch nicht deren eigene sein, sondern sie haben die Aufgabe, dann in diese Position reinzugehen, sich vorher Argumente zu überlegen und das dann auch zu vertreten. Danach – also in der Reflektion dieses Rollenspiels – kann dann auch wieder der konkrete Brückenschlag zu dem realen Alltagsleben des einzelnen Patienten gemacht werden, aber zunächst geht es über diese Distanzierung.

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Und da ist auch wieder die Frage, was halten Sie von so einer Methode und kennen Sie das irgendwoher? 52. E Ja, ich kenne das auch aus psychoedukativen Gruppen, da macht man das relativ häufig mit so Verfremdungen,

also dass man mit so Pro und Kontra geht und dass man dann auch die Patienten auffordert, sich entweder so aufzuteilen, dass sie auch mal die Gegenposition einnehmen. Ich denke das bedarf einer guten und sorgfältigen Nachbearbeitung, damit – denn mit dem Tun und Argumentieren verfestigen sich natürlich auch Dinge. Das hat halt, das hat einen Einfluss auf die Einstellung und von daher kann man das nicht einfach mal tun und sagen, so jetzt nimmt mal jeder seine Erfahrungen mit, man muss es dann tatsächlich gut aufarbeiten. Daher kenne ich es eigentlich ganz gut. Es ist auch was Spielerisches dabei, es macht auch Spaß. Es geht nicht immer so ernst zu. Das kenne ich ganz gut, solche Techniken.

53. I Und ist in diesem Sinne dann auch Teil der VT? 53. E Ja, das ist durchaus eine sinnvolle Methode das zu machen in den Gruppen. Man kann es auch im Einzel

natürlich machen, dann ist es allerdings nicht so dynamisch und nicht ganz so spielerisch, das ist dann ein bisschen gezwungener, aber man kann es auch im Einzel machen, dass man dem Patienten sagt: und wenn sie sich jetzt mal überlegen: „Sie sind der Personalrat bei ihnen in der Firma und sie wollen eine Betriebsvereinbarung gegen Alkohol am Arbeitsplatz machen, wie würden sie gegenüber dem Chef denn argumentieren warum das wichtig ist?“ Oder so was. Und dann sind sie wieder im Rollenspiel und mit so speziellen Funktionen, die dann jemand übernimmt, also das kann ich mir gut vorstellen und das wird sicher auch relativ häufig gemacht.

54. I Und als vierte Methode dann auch das Rollenspiel, was auch in der Dramatherapie auf ganz konkrete reale Lebenssituationen bezogen ist, und wo es einfach wirklich darum geht, noch mal konkrete Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster durchzuspielen, zu reflektieren, zu explorieren und alternative Verhaltensweisen auszuprobieren und zu trainieren, bevor sie im realen Leben angewendet werden

55. E Das ist eine ganz wichtige Methode in der Verhaltenstherapie, vor allem wenn es um Kompetenzerwerb geht. Ja, sich auszuprobieren, wie gesagt erst mal in dem geschützten Rahmen einer bestimmten Rolle, vielleicht auch mal aus verschiedenen Perspektiven sich eine Rolle anzugucken. Ja, mit Videoaufzeichnung am besten, wenn möglich.

56. I Jetzt haben Sie ja mal so vier verschiedene Methoden von der Dramatherapie gehört, oder Einstiegsweisen. Wenn Sie sich das jetzt so insgesamt noch mal durch den Kopf gehen lassen, könnten Sie sich vorstellen, oder dass so ein dramatherapeutisches Zusatzangebot, also wirklich so im Rahmen von den künstlerischen Therapien, können Sie sich so etwas als Angebot auch hier in XXXXXX vorstellen?

57. E Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Wir machen das auch in gewisser Weise mit Workshops, mit Theaterworkshops. Die Erfahrung zeigt aber, dass man das sehr gut begleiten muss, weil die eine Eigendynamik entwickeln, die auch nicht immer in die richtige Richtung geht. Das heißt es ist ein mächtiges Instrument und von daher ist es... Ich glaube es ist relativ aufwendig, das wirklich gut zu machen.

58. I Und im Sinne von einem Therapieangebot? Also ich sage mal wirklich zu sagen, es gibt Dramatherapie und da gehen die Patienten, oder eine bestimmte Gruppe von Patienten, einmal in der Woche hin. Weniger in einem Sinne von einem Projekt, bei dem man an einem Theaterstück gezielt arbeitet.

59. E Oder auch an einer Szene, das ist ja oft kein ganzes Theaterstück. Das kann ich mir auch vorstellen, wobei mir da noch mal wichtig wäre, die Kontraindikationen genau anzuschauen. Wir haben viele Patienten die zum Beispiel psychosenah sind, egal ob jetzt drogeninduziert oder ob aus einer eigenständigen Krankheitsentwicklung heraus, da müsste man genau hinschauen was mit wem da geht und was nicht geht. Menschen kommen hier in der Bezugstherapie in der eigenen Therapie häufig auch in persönliche Krisen die auch die Identität der Person betreffen, also man müsste auch so ein Warnsystem haben, um zu erkennen, in welcher Phase ein solches Angebot wirklich als Bereicherung und positiv aufzufassen ist. Das kann ich mir ganz am Anfang vorstellen und auch vielleicht noch am Ende der Behandlung. In der Mitte der Behandlung, wenn es wirklich um mich als Person und meine Identität geht, könnte ich mir vorstellen, dass es nur für einen kleineren Teil der Patienten geeignet ist.

60. I Oder dann im Einzel vielleicht? Wenn die Möglichkeit dann da ist, es auf das Individuelle dann zuzuspitzen. 61. E Kann ich mir vorstellen. Wobei Dramatherapie würde ja bedeuten nicht mal ein paar Einheiten irgendwas

Szenisches oder Rollenspiele, sondern Dramatherapie würde ja auch einen Prozess voraussetzen, sonst würde man ja nicht Therapie sagen. Und dafür bräuchte man ja auch eine gewisse Zeit, und man müsste auch sicherstellen, dass nicht andere therapeutische Angebote da konterkarieren oder dadurch ineffektiv werden oder so. Also ich könnte mir vorstellen, dass in einer bestimmten Phase in der Therapie dort ein verstärktes therapeutisches Angebot ein dramatherapeutisches Angebot ist. Das kann ich mir vorstellen. Allerdings braucht man dafür auch wieder aus meiner Sicht relativ viel Zeit, so dass ja, bei den zurückgehenden Zeiten, gerade im stationären Bereich, ich das eher schwieriger finde. Und im ambulanten Bereich müssten Patienten einigermaßen stabil sein. Bei einer ausgeprägten Psychopathologie hielte ich es für schwierig.

62. I Dankeschön. Dann sind wir mit dem Teil auch durch und dann ist noch mal abschließend jetzt die Frage: Wenn Sie noch mal auf Ihre therapeutische Arbeit gucken, gibt es da etwas im Zusammenhang mit Motivation, Motivationsförderung bei dem Sie denken, das ist jetzt noch nicht benannt worden oder da wollen Sie noch etwas ergänzen?

63. E Ja, eine Sache habe ich noch nicht benannt, das ist das Kontraktmanagement. Also dass wir mit Patienten tatsächlich explizit, und manchmal auch eher implizit, Vereinbarungen treffen, die gut formuliert sein müssen. Also wirklich im Sinne eines Vertrags Vereinbarungen treffen mit Rechten und Pflichten für beide Seiten. Also das, finde ich, hat auch noch mal einen hohen Stellenwert für die Motivation des Patienten, sich zu binden. Aber der Partner im therapeutischen Prozess ist auch gebunden, das ist jetzt nichts Patientenlastiges. Das finde ich noch mal wichtig.

64. I Gut. Dann danke ich Ihnen! Dann sind wir am Ende des Interviews angekommen. Transkript VT4 1. I Schön, dass Du dich für das Interview bereit erklärt hast. Und meine erste Frage lautet: Wie sieht deine

Lieblingsmethode aus um die Patienten am Anfang der Therapie dazu zu motivieren in die Therapie einzusteigen? Hast du da eine Lieblingsmethode?

2. E Im Prinzip nicht, aber im Allgemeinen ist das so, dass die dann erst mal aufgeklärt werden, dass die Angst genommen wird, dass die gut eingebunden werden in den therapeutischen Ablauf, das es Zusatzgruppen gibt für

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neue Patienten in der Klinik. Ja, und dann läuft das langsam an und die Ängste werden überwunden. 3. I O.k., gut. Und kannst du erzählen was du machst, um die Motivation deiner Patienten sich über den ganzen

Verlauf mit sich selbst auseinander zu setzen aufrecht zu erhalten? 4. E Ja, das hängt auch von jedem einzelnen Patienten ab. Flauten oder auch Tiefpunkte im therapeutischen Alltag

sind nichts Unnormales. Es ist häufig so, dass die Patienten etwa zur Mitte der Therapiezeit mal ein leichtes Tief haben. Das hängt ganz von dem Patienten ab. Warum hat er das Tief? Woher kommt das? Kommt das daher, weil man an die wunden Punkte geraten ist und er sich nicht damit auseinandersetzen möchte? Kommt es daher, weil er zu viele Suchtdruckmomente hat? Davon hängt das einfach ab, wie man einsteigen kann.

5. I Und woran merkst du das dann, dass die Motivation nicht mehr da ist? Oder dass die fraglich ist? 6. E Dass die fraglich ist, ganz einfach an der Beteiligung. Am therapeutischen Prozess. 7. I Und kannst du Beispiele nennen, was du dann machst, also wenn du merkst, dass die zurückgeht? 8. E Das wird erst mal konkret mit dem Patienten angesprochen. Entweder in der Gruppe oder im Einzelgespräch.

Und – ja, dann wird halt einfach geschaut, wie kriegen wir die Motivation wieder gesteigert? Entweder - da gibt es dieses Waagesystem, dass man mal einfach die Vorteile für den Patienten noch mal benennt. Und im Endeffekt ist es so, dass man mit dem Patienten dann noch mal ganz konkret die Ziele bespricht. Ja, dass die sich an ihren Zielen selber wieder motivieren können.

9. I Ja, also mit dem Waagesystem meinst du - 10. E Das ist – was spricht dafür die Therapie fertig zu machen? Was spricht dagegen für den Patienten? 11. I Und dann davon ausgehend die Ziele zu definieren neu? 12. E Davon ausgehend die Ziele neu zu definieren vielleicht nicht mal unbedingt, aber vielleicht neu zu gewichten. Da

wir gerade beim Thema Waage waren. Oder auch neu zu definieren oder überhaupt anders zu definieren. 13. I Und in wiefern spielen da Gefühle von Patienten deiner Meinung nach auch eine Rolle? 14. E Die spielen natürlich eine Rolle und zwar die Hauptrolle im Prinzip, weil es geht ja um die Gefühlssachen, mit

denen unsere Patienten einfach ihre Probleme haben. Sie haben ihre Gefühle nie zulassen können und sie immer mit Suchtmitteln versucht zu verdrängen und jetzt sind die plötzlich da und sie müssen sich damit auseinandersetzen, das ist erst mal nicht immer so leicht. Das Zweite ist das Angstgefühl, werde ich das zukünftig ohne Suchtmittel auch schaffen können? Dadurch, dass ich in der Klinik arbeite, fühlen die sich bei uns so ein bisschen wie in einer Käseglocke sagen sie immer. Und viele von unseren Patienten haben dann auch Angst vor dem Danach.

15. I Und wie kannst Du dann die Patienten dann dazu motivieren trotz dieser Ängste oder anderen Gefühle weiter im Prozess zu bleiben?

16. E Indem wir die Vorteile des Weitermachens gemeinsam besprechen und der Patient für sich entscheidet, sind die Vorteile jetzt ausschlaggebender? Oder sind die Nachteile ausschlaggebender?

17. I Also auch an der Stelle in Bezug auf die Gefühle noch mal das Abwägen. Und spielt es deiner Meinung nach, bezogen auf Motivation, eine Rolle ob du den Patienten über Ziele oder auch Wirkung einzelner Interventionen und Methoden aufklärst?

18. E Das entwickeln sich manchmal einfach im Gespräch, wie man dann mit dem Patienten umgehend. Ich würde nicht sagen, dass ich da eine spezielle Methode anwende. Die Geschichte mit der Waage das erkläre ich dem Patienten schon oder auch, dass man - da gibt es noch so Bildchen mit einem Zug, wo man dann auch im Tunnel, und die Wege, und die Weichen usw. gestellt werden. Das kann man mit den Patienten schon besprechen. Manches entwickelt sich einfach im Prozess. Im Gespräch.

19. I Aber kannst du sagen, ob es deiner Meinung nach wichtig ist, gerade auch bei Suchtpatienten damit auch offen umzugehen mit so Zielen, oder ist es nichts Allgemeines, sondern mehr von der Situation abhängig?

20. E Dass die Patienten mit ihren Zielen offen umgehen? 21. I Nein, dass du mit den Zielen offen umgehen ist. 22. E Das ist wichtig. Offenheit ist immer wichtig im therapeutischen Prozess, sonst kommen die Patienten ja - die

kommen mit sich schon nicht mehr klar und ihren Gefühlen und wenn sie dann mit uns nicht mehr klarkommen, dann haben wir schlechte Karten im Punkt Motivation.

23. I Gut. In wieweit motivierst du deine Patienten denn zur Reflektion eigener Verhaltensweisen? 24. E Das passiert bei uns in den meisten Fällen im Gruppenprozess. Dass die Patienten einfach dazu angehalten

werden über ihre Verhaltensweisen nachzudenken. Das kriegen sie auch gut gespiegelt von der Gruppe. Und da lässt sich dann eben auch gut entwickeln, wo steht der Patient und wo will er hin?

25. I Und welche Methoden und Interventionen wendest du an, um die Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuregen?

26. E Welche Methoden wende ich da an? – – Also wir haben bei uns in der Klinik mit den Patienten klargemacht in den Gruppenregeln, dass jeder Patient auch seine Suchtkurve vorstellen muss. Dass die Patienten bei der Erhebung der Anamnese im Prinzip ihren Lebenslauf verbunden mit ihrem Suchtlebenslauf erstellen. Da gibt es Fragebögen auch die eben die Suchtmittel, wie, wann? Und Fragebogen zur Lebensgeschichte, wo Arbeit, Familie und dergleichen Sachen erfragt werden. Und wo man dann ganz gut Zusammenhänge erkennen kann. Ich selber mache bei der Erhebung der Anamnese sehr häufig das Genogramm und lasse die Patienten Beziehungslinien, Pfeiler oder dergleichen selber dazu machen. Und dadurch wird auch meistens schon Vieles sichtbar.

27. I Und dass das Gefühl, dass das auch motivierend wirkt? 28. E Ich denke auf jeden Fall, wenn der Patient langsam an den Punkt kommt sich selber ansatzweise zu begreifen,

das motiviert in den meisten Fällen weiter zu machen. 29. I Und in wie fern, oder in welcher Form gehst du dabei auch mit dem Thema Abstinenz um? 30. E In welcher Form? Also ich arbeite ja in einer Rehabilitationseinrichtung, stationär. Bei uns ist Abstinenz nun mal

das Ziel. Also wir arbeiten nicht mit kontrolliertem Konsum oder dergleichen. D.h. das Thema Abstinenz ist immer mit anwesend sozusagen. Und wichtig ist, was gerade die Motivation noch betrifft, dass es auch eine zufriedene Abstinenz sein soll. Und das kann mit den Patienten im Gruppenkontext oder auch zum Teil im Einzel ganz gut erarbeitet werden und hilft einfach die Motivation wiederherzustellen.

31. I Also, wie könnte eine zufriedene Abstinenz aussehen? 32. E Genau. Wo dann in allen Bereichen – das sind eigentlich so Punkte die regelmäßig im therapeutischen Prozess

laufen und mit denen der Patient ja auch seine Zielfindung immer wieder neu überarbeitet. 33. I Du hast ja jetzt auch schon die Methode der Waage ein paar Mal genannt. Wenn es jetzt um Ambivalenzen, geht

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die Du bei deinen Patienten bemerkst, gibt es dann zusätzlich noch etwas, oder benutzt du dann auch die Methode der Waage, mit dem Abwägen?

34. E Das wird nicht zwanghaft mit der Methode der Waage gemacht. Die Ambivalenzen des Patienten, die lassen sich ja im Normalfall durch sein Verhalten sehr leicht aufdecken und häufig genug weiß der ja erst mal von seinen Ambivalenzen gar nichts. Und – – es ist nicht immer nötig die Waage zu machen, das hängt, ja, das hängt schon wirklich davon ab, ob der Patient wirklich motiviert ist zur Veränderung und diese Ambivalenzen unbewusst mit sich rumträgt.

35. I Und was könnte dann alternativ die Methode sein? Oder die Vorgehensweise sein? 36. E Dann müssen erst mal die Ambivalenzen aufgedeckt werden, die müssen mit dem Patienten geklärt werden.

Auch wie er durch sein Verhalten diese Ambivalenzen sichtbar macht. Einfach. Das lässt sich ja auch in den meisten Fällen auf die Beziehung in seinem Elternhaus oder Ähnliches zurückführen. Das lässt sich meistens gut mit den Patienten erarbeiten.

37. I Und die Form wie du das bearbeitest, also das Aufdecken, was du jetzt benannt hast wie muss ich mir das konkret in der Praxis vorstellen?

38. E Das kommt ganz auf die Situation und auf den Patienten an und auf den – . An welchem Punkt sind wir? Was habe ich schon von ihm? Dann Übertragungsmechanismen stattfinden, die Ambivalenzen auf der Beziehung klar werden. Also wenn ich jetzt mit einem Patienten, wenn ich merke der fängt an und die therapeutische Beziehung wird problematisch, lässt sich das doch auch häufig auf eine problematische Beziehung zur Mutter zurück führen. Und dann kommt es auf den Patienten und auf die Situation an und auf was habe ich. Das heißt in einem Fall war es nichts weiter als noch mal einen Blick aufs Genogramm zu werfen.

39. I Und in wieweit setzt du dich in deiner Therapie mit der Motivation deiner Patienten des Konsums auseinander, also das zu konsumieren was sie konsumieren?

40. E Die Gründe für den Konsum und das, was sie durch den Konsum dieses Mittels erreichen das wird im therapeutischen Prozess besprochen. Das ist, ja, mittelabhängig und wir haben ja auch zum Großteil Polietoxe, wo das dann wirklich die, – die treiben sich an und holen sich mit anderen Mitteln wieder runter. Und – also da muss ich sagen, bis jetzt bin ich da eigentlich noch nie auf Probleme gestoßen.

41. I Also, jetzt haben wir ja über verschiedene Aspekte geredet, wo es um die Aufrechterhaltung der Motivation ging. Jetzt habe ich im Folgenden noch drei Beispiele. Also fangen wir mal mit dem ersten an. Also wenn du dir einen Patienten vorstellst, der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen nicht verändern möchte. Wie gehst du mit so einem Patienten um?

42. E Also das wird mit dem Patienten angesprochen. Jetzt ist es auch erst mal die Frage, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen - er nimmt zwar überall teil, aber die Verhaltensweisen kommen ja trotzdem zum Tragen. Dann kommt es auch wieder darauf an, welche Verhaltensweisen sind es? Es gibt Regeln in der Klinik an die sich die Patienten halten müssen und ist diese Regel verletzt, dann gibt es Konsequenzen von Abmahnung, Ermahnungen, Ausgangssperrung, bis zu Entlassungen. Und alles Andere wird mit dem Patienten einfach auch in der Gruppe geklärt. Und im Einzel. Also häufig spreche ich es im Einzel erst an. Aber der Therapeut ist nicht der Einzige der das bemerkt, die Gruppen sind da sensibel für und so kommt es dann auch häufig, dass ich es gar nicht erst im Einzel ansprechen muss, sondern, dass es super gut auch im Gruppenkontext geklärt werden kann.

43. I Das zweite Beispiel. In einer anderen Situation könnte es vorkommen, dass Du aus Berichten von Kollegen oder aus der Anamnese weißt, dass der Patient von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und er selbst auch immer wieder äußert, dass er nicht weiß, ob diese Therapie wirklich das Richtige für ihn ist. Was machst du dann mit einem solchen Patienten.?

44. E Das kommt darauf an, zu welchem Zeitpunkt der Therapie das funktioniert. Wir haben ja viele §35 Patienten, die kommen zum Teil mit solchen Aussagen in die Therapie. Ich möchte hier die Zeit gut rumbringen und ich möchte, ja, einfach aus dem Knast, oder nicht zurück. Einige der Patienten lassen sich tatsächlich erst mal indem man das therapeutische Programm erklärt motivieren. Andere schaffen es, indem sie Verhaltensweisen in der Klinik nicht zeigen die sie sonst wahrscheinlich haben, möglicherweise aufgrund der Suchtmittel. Und einige dieser Patienten sind dann aber auch nur einen begrenzten Zeitraum im therapeutischen Prozess, weil abgebrochen wird, Rücktfälligkeiten sind.

45. I Kannst du beschreiben was du mit den Patienten machst, also die die Du jetzt gerade zum Beispiel als Zweites benannt hast, die einfach merken, dass sie in eurem therapeutischen Kontext, bestimmte Verhaltensweisen gar nicht zeigen. Was machst du dann mit denen?

46. E Es lässt sich in den meisten Fällen gut klären, wo kommt das Verhalten eigentlich her? Und das ist häufig auch der Grund warum das in der Therapieeinrichtung eigentlich gar nicht gezeigt wird, weil es dort nicht nötig ist. Weil Gewalt, mal davon abgesehen dass sie verboten ist, und Gewaltandrohung passiert. Die meisten Patienten sind einfach gewalttätig unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol und staunen selber, dass diese Impulse überhaupt nicht mehr vorhanden sind, wenn die eine Zeit lang clean sind was dann auch wieder eine gute Motivation ist für die Patienten doch ein cleanes Leben anzustreben.

47. I Also kann man das so sagen, dass du dann sozusagen mit denen das reflektierst, diesen Prozess den sie da erleben in der Klinik? Auch ihr anderes Verhalten in Anführungsstrichen?

48. E Ja, das ist auch im Großteil im Gruppenkontext, dass das angesprochen wird, dass das auffällig ist bei den anderen Patienten. Ich mache eine kleine Eingangsrunde wenn ich in die Gruppe gehe, wo die Patienten lernen sollen so mal auf sich zu achten, auf ihre Befindlichkeiten. Eben auch wo stehe ich, was macht das mit mir? Und einige, ja, dann schauen, wo sie weiterkommen wollen.

49. I Und hast du dafür auch eine Methode? Also für das, was du jetzt gerade beschreibst dieses wo stehe ich, was macht das mit mir? Das ist ja etwas, womit du sie sehr stark auf sich selbst zurückwirfst, oder? Kann man das so sagen?

50. E Das kann man schon so sagen. Es funktioniert auch nicht immer, weil das ist ein langsamer Lernprozess, die Patienten da wirklich ganz langsam hinkommen, dass die merken, dass die sich selber auch spüren lernen.

51. I Und wie machst du das? 52. E Durch immer wieder nachfragen. - - - Man erspürt auch manchmal wo der Patient seine Problematik hat. Ja, also

auch wenn die es nicht benennen können dann vielleicht gerade in dem Bereich, den sie am wenigsten benennen können. Und wo man dann mit ihm gemeinsam noch mal drauf schauen kann.

53. I Also dann sprichst du den Bereich, an den du spürst, den du wahrnimmst?

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53. E Wo ich das Gefühl habe – ich sage dann auch, ich habe das Gefühl so und so -- Und darauf kann der Patient einsteigen. Zum sich selber wieder spüren lernen eignen sich auch ganz praktische Herangehensweisen, wie zum Beispiel einmal ein Weg über einen Barfußpfad.

54. I Hast Du da noch andere Beispiele was Du mit den Patienten machst? 55. E Das ist immer situationsabhängig, ja, das hängt davon ab wie äußert sich der Patient. – Wenn die jetzt zum

Beispiel gerade in der Eingangsrunde sich alle wieder darüber aufregen, dass es in der Früh heute wieder nur ein Brötchen gab und den Rest Brot, und dergleichen Sachen mehr und über die Küche schimpfen. Dann kann man doch auch erst mal mit dem Patienten gemeinsam gucken, wo kommt das eigentlich her? Ist das der Zustand im Moment in unserer Gruppe, der diesen Unmut macht? Oder ist es in ihnen selber? Das sind häufig solche Ausdrucksweisen für eine Tiefphase halt in der Therapie.

56. I Und wodurch gelingt es dir bei deinen Patienten die Selbstverantwortung zu wecken? 57. E - - Ich weiß nicht, ob mir das in jedem Fall gelingt. 58. I Was machst du denn? 59. E Was mache ich? Die Patienten in unserer Klinik haben von Beginn der Therapie an relativ viel

Selbstverantwortung. Wir haben eine relativ großzügige Ausgangsregelung. Die dürfen Laptop haben, die dürfen Handy haben. - - Ja – – trotz alledem ist das so, dass sich die Verantwortung, dass sich das langsam steigert, es ist eine Woche Ausgangssperre zum Beispiel, dann Dreierausgang, Zweierausgang, Einzelausgang, dann erweiterter Ausgang. In der Zeit lernen die Patienten ganz langsam immer einen Schritt nach vorne zu gehen. Es gibt auch andere Sachen die in Selbstverantwortung gemacht werden, Gruppensprecher, die diese Anregungen auch aufnehmen, weiterleiten. Patientensprecher, die diesbezüglich auch dann im Kontakt zu Therapeuten und der Leitung und dergleichen stehen. Großgruppe, wo die Patienten auch das Thema bestimmen, Diskussionen eigenverantwortlich durchführen. Viele Veranstaltungen, die von den Patienten vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet werden.

60. I Und hast du denn – oder würdest Du sagen, dass diese, wie du auch sagst, bei euch recht hohe Form von Eigenverantwortung die die Patienten haben von Anfang an, dass das auch motivationsfördernd ist, sich überhaupt auf so einem Therapieprozess einzulassen?

61. E - Ich denke schon, ja. Ich habe jetzt so einen kleinen Vergleich gehabt, weil ich vorher in einer Klinik gearbeitet habe wo die Regeln strenger waren, wo die Sache anders lief, auch was Eigenverantwortung und dergleichen betraf. - - - Es hatte in diesem Fall auch nicht nur Nachteile, sondern war einfach auch durch örtliche Gegebenheiten bedingt, deswegen fange ich jetzt so ein bisschen an so zu überlegen weil ich jetzt diese Vergleichgeschichte gleich im Kopf habe. – Ja, unsere Patienten in der Klinik, die gehen gut verantwortlich damit um, auch andere auf Verhaltensrückfälle aufmerksam zu machen. Ja, das Aufdecken von Rückfällen bei Anderen ist trotzdem schwierig, damit haben die Patienten in den meisten Fällen ein großes Problem, das ist zum Beispiel ist dann wieder so eine Grenzgeschichte. Also wenn da Patient nach gutem Start wieder mal anfängt Probleme in der Impulskontrolle zum Beispiel zu kriegen oder dergleichen mehr, dann macht die Gruppe ihn gut drauf aufmerksam, also das funktioniert finde ich in der Klinik gut.

62. I Gut. Ein drittes Beispiel, es kommt ja auch immer wieder vor, dass plötzlich Krisen auftreten und Patienten ganz plötzlich aus verschiedenen Gründen die Therapie von jetzt auf gleich abbrechen möchten. Passt ja auch zu dem was du gerade erzählt hast. Wie gehst du dann damit um? Und wie arbeitest du dann wieder therapiemotivierend, motivationsfördernd?

63. E Das hängt von den Gründen ab, warum der Patient die Therapie am liebsten abbrechen möchte. 64. I Kannst du einfach sonst Beispiele nennen für die verschiedenen Situationen? 65. E Für die verschiedenen Situationen, das ist ganz unterschiedlich. Der eine überlegt abzubrechen, weil er

Suchtdruckzustände hat mit denen er irgendwo nicht mehr klar kommt im Moment. Der Nächste überlegt abzubrechen, ja ich weiß nicht was ich wirklich hier soll! Das sind dann Patienten, mit denen man wirklich noch in die Zielfindungsphase gehen kann.

66. I Bei dem zweiten Beispiel, dass du jetzt genannt hast? 67. E Bei dem zweiten Beispiel, ja. Und bei ersten Beispiel ist es häufig auch ganz sinnvoll die Verhaltensanalyse noch

mal mit dem Patienten durchzugehen. Zu gucken, was kann er tun in welcher Situation. 68. I Gut. du hast mir ja jetzt ja verschiedene Vorgehensweisen auch in deiner Arbeit beschrieben. Welche ganz

persönlichen Ideen oder Vermutungen hast du im Zusammenhang mit diesen Methoden und Interventionen die du beschrieben hast, bezüglich der Wirkmechanismen oder der Wirkfaktoren?

69. E - 70. I Warum wirkt das was du machst? 71. E Es kann nur wirken wenn der Patient das auch versteht. Das heißt man muss mit dem Patienten eine

gemeinsame Sprache, würde ich jetzt mal sagen sprechen, und er muss zu seinem Ziel finden, nicht ich. Selbst wenn es die Waage ist. Dann muss der Patient das Gewicht festlegen der einzelnen Punkte und es macht nicht immer Sinn – dann jedem Patienten zu sagen, er muss unbedingt bleiben.

72. I Also wie du ja weißt, befrage ich neben den Verhaltenstherapeuten auch Dramatherapeuten und ich lese dir jetzt einfach mal ein Stück vor indem ich beschreibe was Dramatherapie ist überhaupt und danach werde ich dir vier Ansatzpunkte der Dramatherapie vorstellen und dich dann jeweils, wenn ich dir diese vier Punkte vorstelle, dich jeweils dazu befragen.

73. E Okay. 74. I Der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die

Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Ich werde dir im Folgenden vier Methoden aus der Dramatherapie vorstellen bei denen es unter anderem auch darum geht die Patienten dazu zu ermutigen sich mit sich selbst auseinander zusetzen. Ich möchte dich bitten mir nach jeder Methode kurz mitzuteilen was du von dieser Methode hältst. Das Erste ist: In der Dramatherapie werden interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen, eingesetzt um entweder als Aufwärmübungen fürs

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Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Wenn du das so hörst, was hältst du dann von diesem Vorgehen?

75. E Ich finde es hoch interessant. Ich finde es sehr spannend. Ich finde es auch richtig gut und wenn ich so überlege, dann ist das klar, dass das auch motivationsfördernd ist, denn wenn bei uns in der Klinik was mit Theater oder dergleichen vorbereitet wird, das war ungeheuer motivationssteigernd, ja. Und um Dynamik in die Gruppe zu bringen wende ich häufig auch Bewegung – also irgendeine Geschichte mit Bewegung an, damit einfach Bewegung in die Gruppe kommt.

76. I Das heißt, du kennst es zum Teil aus deiner eigenen Arbeit. 77. E Ich habe eine systemische Ausbildung gemacht und in der Systemik wird sehr viel mit Aufstellungen, mit

Skulpturen oder auch und mit Bewegungen oder dergleichen gemacht. 78. I Okay. Und siehst du in der Methode Unterschiede zur VT? 79. E Jein, würde ich da jetzt mal sagen. Natürlich sind die Methoden anders aber die Ergebnisse - - könnten schon

die Gleichen sein. Ich denke auch nicht, dass das alleine ausreichend ist, aber ich denke so als Einstieg, als wirklich in Bewegung kommen, auch in den therapeutischen Prozess, finde ich es unwahrscheinlich richtig gut.

80. I Oder auch anders herum gesehen, gibt es deiner Meinung nach auch Übereinstimmungen, hat die Verhaltenstherapie etwas was diese gerade beschriebenen Sachen angeht, macht die das auch deiner Meinung nach?

81. E Eher nicht. 82. I Gut. Inwieweit kannst du dir vorstellen, dass die beschriebenen Vorgehensweise eine sinnvolle Ergänzung im

Bereich der künstlerischen Therapie in der Suchttherapie darstellen können? Also nicht jetzt als Ersatz für die Verhaltenstherapie, sondern jetzt im Bereich, jetzt wirklich so wenn man sich vorstellt vielleicht im Bereich von Kunsttherapie. Also ob man so etwa ergänzend -

83. E Auf jeden Fall. Das kann ich mir gut vorstellen, weil es für manche Patienten auch der Weg sein könnte um in die Therapie zu finden. Aber auf jeden Fall ,um wirklich eine gute Gruppendynamik herzustellen, finde ich das mit einzubinden auf jeden Fall sehr gut.

84. I Und könntest du dir das konkret in eurer Institution auch vorstellen? 85. E Ja. Es ist zum Teil mit Schwierigkeiten verbunden, es ist eine Männerklinik, aber wenn es gemacht wird, also im

Großen und Ganzen kommen die Patienten ganz gut damit klar und lernen einfach auch sich mal anders auszudrücken.

86. I Habt ihr irgendwelche anderen – oder künstlerische Therapien? 87. E Ja, dass ist über die Ergotherapie. Dass da künstlerisch, mehr mit kreativer Baustelle dann gearbeitet wird. Es

gab aber auch mal Projekte mit Theateraufführungen. 88. I Gut. Also der zweite Teil: Die Dramatherapie arbeitet unter anderem mit Distanzierungstechniken. Hierbei

werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet oder entwickelt und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Pat. X weiterhin Alkohol zu Hause aufbewahren will nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es, eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Was hältst du von so einer Vorgehensweise?

89. E Ich finde sie gut, wobei ich sie nicht dauerhaft anwenden würde. Ja, also das wäre ein Einstieg wahrscheinlich in die Frage, wollen sie weiterhin zuhause Alkohol aufbewahren? Ich finde die bleibt nicht erspart. Auch wenn der zehn mal als Talkmaster sagt: "Um Gottes Willen!" Und wenn man ihn persönlich fragt, sagt er dann: "Na ja, meine Familie, kann ich ja nicht machen" und - . Da gibt es dann manchmal schon Unterschiede, wobei sich das als Einstieg finde ich sehr gut machen lässt und garantiert auch zu sehr schönen Ergebnissen bezüglich Ambivalenzen und Diskrepanzen in diesem Verhalten zum Aufdecken beitragen kann. Das finde ich ganz spannend.

90. I Und kennst du diese Vorgehensweise mit diesen Distanzierungen, ist dir das aus irgendeiner Form auch bekannt?

100. E Eher jein. Also es ist mir bekannt, aber ich habe es selber noch nicht so gemacht, außer in der Arbeit mit Kindern.

101. I Also daher kennst du es, aus der Arbeit mit Kindern. 102. E Aus der sozialen Gruppenarbeit. 103. I Okay, gut. Und siehst du hier wieder Unterschiede auf der einen Seite oder Übereinstimmungen mit der

Verhaltenstherapie? 104. E Übereinstimmend ist, es geht ja erst mal darum, dass man die Ziele des Patienten - - mit ihm gemeinsam

erarbeitet. Wobei er hierdurch natürlich eine schöne Methode hat, durch die Distanzierung, dadurch, dass das erst mal externalisiert wird, dass das also nicht in ihm stattfinden muss. Diese Meinungsbildung mit ihm voran zu treiben. Ich finde es immer nur gut es dann wieder zurück zu holen.

105. I Genau, dass ist das was du noch mal so betonst, das ist dir wichtig, den Bezug zur Realität dann auch, zur Realität des einen Patienten dann auch herzustellen. Und könntest du dir auch an der Stelle wieder vorstellen, dass es eine sinnvolle Ergänzung sein könnte?

106. E Ja natürlich. Weil, dass hatte ich im Prinzip ja schon geäußert, dass ich das unwahrscheinlich spannend find, dass es insgesamt eine gute Methode ist wenn Gruppenprozesse stoppen, wenn es in der Gruppe Diskrepanzen gibt.

107. I Okay, kommen wir zu Punkt drei. In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen indem er anders sein kann als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhalten- uns Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen soll gestärkt werden. Was hältst du von dieser Vorgehensweise?

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108. E Ich kenn die Vorgehensweise, aber wahrscheinlich im leicht anderen Kontext, also, dass Rollenspieler – wo man einen Ersatz für sich sucht und einen Ersatz für den Gesprächspartner um den es geht, und das der Patient selber in der Zuschauerrolle erst mal ist und sich seine Geschichte erst mal anhört. Also insofern kenne ich das und wende das auch an.

109. I Und in welchen Situationen? Kannst du da beschreiben wann du das anwendest und wie du das machst? 110. E Das sind häufig familiäre Konflikte oder familiäre Problematiken die in der Gruppe auftauchen, die der Patient

äußert, meistens in der Eingansrunde dann schon, wo seine Ängste entstehen und wo dann mit anderen Patienten zum Beispiel immer so ein Gespräch stattfinden kann, zum Beispiel mit dem Sohn – und, solche Sachen. Also dass wird nicht das Problem entgültig klären, aber es kann die Ängste gut nehmen.

111. I Also dann geht es da vor allen Dingen wirklich darum, dass andere es darstellen und der Patient dann auch wieder aus der Distanz gucken kann.

112. E Aus der Distanz sich das erst mal selber betrachten kann, genau. 113. I Und hier in der beschriebenen Szenenarbeit geht es halt zusätzlich noch darum, dass die wirklich so einen

Raum bekommen wo sie einfach mal irgendwas, also irgendein Verhalten, also zum Beispiel wenn es jetzt eine Konfliktsituation wirklich wäre, einfach mal – ich sage mal, wenn es jemand ist der sonst immer schnell aufbrausend ist, das der einfach mal einen ganz anderen Charakter spielt, jemanden der vielleicht eher sich zurückzieht, oder sich schnell den Meinungen von anderen anpasst. Also so mal etwas ganz Anderes auszuprobieren, ohne dass das Verhalten jetzt zwingend, ich sage mal, richtig oder falsch sein muss. Also ohne diese Wertung da rein zu nehmen, sondern einfach was zu erleben, einen Erfahrungsraum noch mal zu öffnen.

114. E Ist eine gute Methode um dem Patienten noch mal Zugang zu sich selber und auch mal zu den anderen Seiten in sich zu ermöglichen.

115. I Ja, dann als Viertes das Rollenspiel. In Rollenspielen werden in der Dramatherapie konkrete reale Lebenssituationen durchgespielt und bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden.

116. E Ja, dass war ja wahrscheinlich das, was ich eben so beschrieben hatte. Ist mir also nicht unbekannt. 117. I Und das ist auch etwas was du aus der Verhaltenstherapie kennst? 118. E Ja mehr aus der Systemischen. Ich kenne es auch aus der Verhaltenstherapie, wenn du jetzt supervisorische

Prozesse und dergleichen, da läuft das ja auch so. 119. I Möchtest du bezüglich der Dramatherapie, zu dem was du jetzt dazu erzählt hat, was ich jetzt dazu vorgestellt

habe, noch etwas ergänzen bevor wir den Punkt abschließen? 120. E Im Moment nicht, nein. 121. I Dann als letzte Frage, gibt es deiner Meinung nach Aspekte bezüglich deiner therapeutischen Arbeit zum Thema

Motivation, Motivationsförderung mit den Patienten welche jetzt noch nicht benannt wurden? 122. E Das ist schwierig, fällt mir im Moment echt nichts ein. 123. I Okay, dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview! Transkript VT3 1. I Es geht ja um das Thema Motivation und meine Einstiegsfrage ist dann auch: hast du irgendeine

Lieblingsmethode um am Anfang der Therapie die Therapiemotivation deiner Patienten zu wecken? 2. E Also ich komme ganz gut mit diesem Motivational Interviewing zurecht. Und ich habe eigentlich nicht so was

konkretes womit ich arbeite, aber das nehme ich als Basis weil es immer ganz gut ist um beide Seiten zu aktivieren und zu sagen, o.k., ich will dir nichts einreden, ich will dir nichts verkaufen, sondern ich möchte einfach beide Seiten darstellen. Um auch so die Eigenmotivation zu entwickeln. Und das ist relativ einfach, relativ pragmatisch anzuwenden und deshalb mache ich das dann auch.

3. I Und hast du da, jetzt gerade für die ersten Kontakte mit den Patienten, einen bestimmten Einstieg? 4. E Der Einstieg ist immer eine Motivationsgruppe, d.h. die dürfen sich freiwillig melden zu dieser Motivationsgruppe

während sie in der Entzugsbehandlung sind. Und in dieser Motivationsgruppe geht es nämlich genau um dieses Thema ‚Für und Wider‘, sowohl von Abstinenz als auch von Therapie und um Konsequenzen. Und wenn ich das Gefühl habe, dass da jemand rein müsste, dann helfe ich da auch schon mal ein bisschen nach. Mein erster Kontakt ist oft die Aufnahme, dass ich die Patienten, die eventuell eine Therapiemotivation haben könnten, also nicht so diese Dauerbrenner, die immer wieder kommen, sondern wirklich die die erstmalig oder wiederholt aber diesmal mit einer anderen Motivation in die Behandlung kommen, wo der Arbeitsplatzverlust droht, dass ich die mir dann schon in der Aufnahme schnappe und da auch schon ein Stück weit motiviere.

5. I Also eigentlich hast du schon die Möglichkeit vor dem Aufenthalt anzusetzen? 6. E Ja ja. Weil hier kommen die ja schon mit einer gewissen Grundmotivation. Die müssen nicht motiviert sein um

mit mir zu arbeiten, aber Ziel sollte schon sein dass sich eine eigenständige Motivation entwickelt. Wie die Motivation erst mal aussieht ist egal, es kann auch eine externe sein. Ich fange also tatsächlich schon weit im Vorfeld an. Ich fange sogar oft auch schon vor der Entgiftung an, über die Suchtberatungsstelle. Aber immer mit der Basis dieses MI’s.

7. I Und was tust du um die Therapiemotivation deiner Patienten, sich während des gesamten Therapieverlaufes mit sich selbst auseinander zu setzen, dann auch aufrechtzuerhalten?

8. E Erst mal natürlich frühzeitig eingreifen wenn ich merke, die Therapiemotivation schwankt oder bricht ein. Und ich bin dann immer relativ zeitnah, also ich merke das relativ schnell. Gott sei Dank. Und dann schnappe ich mir die Grundfragen, o.k., was passiert da? Und dann mache ich eigentlich das gleich was sie schon kennen, also ich greife die aktuelle Situation auf, ich gucke auf störende Faktoren und dann versuchen wir auch über den sokratischen Dialog zu einer Entscheidung zu kommen. Zu sagen, hey, du darfst gerne rückfällig werde, es ist ja kein Verbot. Also ich arbeite auch ein stückweit mit diesem Widerstand. Ich versuche den nicht platt zu machen, ich versuche den aufzunehmen, ernst zu nehmen und gegebenenfalls dem Patienten dann diese Selbstwirksamkeit auch zu erhöhen, im Sinne von, o.k., es läuft aber alles Scheiße aber du hast die Möglichkeit, du kriegst das hin. Einfach wirklich dieses vorzeitige Bemerken und auch das sofort Thematisieren damit es nicht schlimmer wird.

9. I Und in wieweit spielen dabei auch Ängste und Unsicherheiten und Gefühle im allgemeinen eine Rolle?

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10. E Ganz viel! Also eigentlich muss man sich vorstellen die sind ja hier zur Alkoholentwöhnung und jede Veränderung wurde ja draußen mit Alkohol gekontert. Heißt, wenn die hier sind, es läuft optimal, das heißt die verändern sich, ja dann ist das zwangsläufig so, dass sie eigentlich saufen müssten um das alles ertragen zu können. D.h. es hat ganz viel mit Angst zu tun. Es wird ganz viel mit Unsicherheit zu tun und unser Hauptaugenmerk liegt auch nicht darauf die Angst weg zu machen, das wollen wir gar nicht, Angst ist auch ein beschützender Faktor, aber wir sorgen dafür das sie Sicherheit bekommen. Die Sicherheit aus sich heraus, nicht aus zum Beispiel einer Beziehung heraus, das muss man ja auch noch mal unterscheiden. Also wir arbeiten auch viel mit Angehörigen.

11. I Hast du dann noch konkrete Vorgehensweisen die du noch beschreiben könntest, was machst du dann konkret mit den Patienten?

12. E Ich bin so ein Bauchmensch. Ich habe natürlich auch gewisse Bücher gelesen darüber, was man mit Süchtigen machen kann. Wir arbeiten hier viel mit Körkel mit diesem Rückfallpräventionsprogramm, wir arbeiten viel mit der Suchtfibel, also auch ganz pragmatische Sachen, die in der Sucht etabliert sind, nach Marlatt und Gorden. Das sind so die Klassiker die wir dann immer wieder aufgreifen um so Mechanismen zu erklären. Aber manchmal ist es so, dass es so individuell ist, dass wir dann das individuelle Problem aufgreifen, besprechen und nach alternativen Lösungen suchen. Also sehr verhaltenstherapeutisch dann auch nach dem SORCK-Schema: was ist passiert, was bringst du gerade mit, was sind deine Reaktionen, was ist die Konsequenz?

13. I Und jetzt zu den Klassikern, die du genannt hast Bei dem SORCK-Schema, arbeitet ihr (dann auch) viel mit Arbeitsblättern und aufschreiben. Oder wie ist die Vorgehensweisen?

14. E Ja ganz viel! Was wir nicht machen ist, ich habe mir das irgendwann abgewöhnt, die haben sich vorher immer Sachen mitgenommen, also Schreibsachen mit in die Gruppe genommen. Ich habe aber gemerkt, dass dann echt eine Menge verloren geht und dass es oft auch als Ablenkung in den schwierigen Momenten genutzt wird und seitdem gibt es entweder ein Handout oder ich schreibe ganz viele wichtige Schlagworte an die Tafel, so dass sie es immer wieder nachlesen können. Es gibt Wochenberichte, in denen sie das dann fixieren und das noch mal mit mir besprechen können. Wir haben ganz ganz viele Arbeitsblätter, die ich dann bei Bedarf auch rausgebe, aber oft auch noch mal in noch mal individualisierter Form, also ich schreibe die dann alle ab und ändere die ein Stück weit um, so dass sie passen ohne das Urheberrecht zu verletzen. Ja und dann kriegen die das auch. Also die gehen hier mit so einem Stapel raus.

15. I Und diese Wochenberichte die du gerade meintest, die werden dann von jedem Patienten am Ende der Woche verfasst?

16. E Ja genau. Das ist eine richtige Gruppe in der sie sich zusammensetzen müssen, jeder Patient darf natürlich durch die Woche seine eigenen Aufzeichnungen machen, aber am Freitag ist es dann auch so, das ich die einsammele, lese, durcharbeite, gegebenenfalls Ideen von mir auch anbringen. Und die formulieren auch am Ende jeder Woche ein Wochenziel, dass wir auch schriftlich fixieren und dann wird geguckt in wieweit habe ich mich verändert, muss ich das gleiche Ziel noch mal formulieren, in wieweit habe ich es auch nicht erreicht, weil es nicht passte? Also das wird alles reflektiert.

17. I Und dafür gibt es dann auch bestimmte Punkte, die abgearbeitet werden müssen im Wochenbericht oder ist es mehr eine freie Aufgaben?

18. E Nee, wir haben ganz viele unterschiedliche – ganz viele anderssprachige Leute, also Russen viel, Polen viel, Türken, Italiener und wenn ich von denen Maßstäbe verlange, dann haut es nicht hin. Ich sage nur den einen Maßstab, sie sollen mir keinen abgeschriebenen Wochenplan abgeben im Sinne von ‚heute hatte ich Drama‘ ‚heute hatte ich das‘. Sondern die sollen schon aufschreiben wie es ihnen damit ging, was sie erlebt haben, was sie verändert haben, wie es ihnen in dieser Woche ergangen ist. Also schon mit einem persönlichen Bezug, das ist die eigentliche Maßgabe, ansonsten nichts. Ob es fünf Seiten sind oder zwei ist vollkommen wurscht.

19. I Und inwiefern spielt es auch deiner Meinung nach eine Rolle, dass die Patienten auch immer informiert werden über Ziel und Sinn einer bestimmten Aufgabenstellung oder Übung?

20. E Also ich mache es in der Regel anders: also wenn die eine neue Therapieform bekommen, dann erkläre ich im Vorfeld etwas, also dann sage ich, was ist es für eine Therapie, was ist die Zielformulierung, warum ist es sinnvoll daran teilzunehmen. Das mache ich schon. Wenn ich aber in einer Gruppe mit denen arbeite und ich wende zum Beispiel diesen sokratischen Dialog zum Beispiel an, dann sage ich denen natürlich nicht im Vorfeld, ich mache jetzt mit ihnen das, sondern erkläre dann im Nachhinein anhand dessen was sich entwickelt hat, was da passiert ist. Genauso wie die kognitive Umstrukturierung von diesen dysfunktionalen Grundüberzeugungen: ‚ich bin schlecht, ich tauge nichts, und am Ende steht, ich hab's in der Hand‘, erkläre ich natürlich wie sie da hinkommen. Aber da mache ich es erst am Ende. Also wenn es um therapeutische Anwendungen geht, da definiere ich es am Ende. Wenn es um eine neue Gruppenform geht dann mache ich es natürlich am Anfang. Das finde ich unentbehrlich.

21. I Warum, was ist der Grund für dich? Warum ist das unentbehrlich? 22. E Weil ich finde, die müssen zum Experten für ihre eigene Erkrankung werden. Die müssen eine

Kontrollüberzeugung kommen. Die müssen wissen was letztendlich auch zu einer Veränderung führt, warum es wichtig ist, dass auch draußen noch weiterzumachen. Und vor allen Dingen müssen die wissen, dass das was passiert nichts mit dem Therapeuten oder mit der Therapieform zu tun hat. Jede Therapieform ist die Ergänzung für dass, was die eigentlich definieren. Und deshalb müssen die genau wissen, was passiert mit mir und wie kann ich es auch später selber noch benutzen und beeinflussen. Und es baut natürlich auch noch Ängste und Unsicherheiten ab, also - Süchtige haben ständig Angst vor Kontrollverlust, den sie auch jedes Mal erleben wenn sie saufen, und deshalb ist es so wichtig denen Kontrolle zu geben.

23. I Hast du bestimmte Übungen, Vorgehensweisen, Methoden, um Patienten zu helfen, sich nochmals bewusst zu werden eigene Verhaltensweisen zu reflektieren?

24. E Da gibt es auch eine Menge Arbeitsplätze zu. Ich arbeite erstaunlicherweise sehr viel mit dieser aus der Depressionstherapie bekannten Fünf-Spalten- Technik, weil da geht es wirklich darum: ‚ich entdecke die Situation, ich gucke wie ich automatisch darauf reagieren, ich beschreibe das Gefühl, ich bewerte es neu und beschreiben dann das Gefühl‘. Und auch, dass das depressionsspezifisch ist. Depressionen und Alkoholsucht haben ja viel miteinander gemeinsam und damit fahre ich wirklich ganz gut um denen das auch zu verklickern. Um denen das zu verdeutlichen. Um denen die Kontrolle zu geben. Also ich mache da jetzt nicht wer weiß wie viele tolle und abwechslungsreiche Sachen die man unbedingt anwenden muss, sondern ich mache wirklich so die Arbeit mit Basics, die sich auch immer wiederholen. Und natürlich auch basierend auf einer stabilen therapeutischen Beziehung, das ist das A und O. Sonst funktioniert da gar nichts.

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25. I Und gibt es dann auch wiederum noch mal Methoden die du anwendest um Patienten zur Auseinandersetzung, gezielt noch mal mit der Abhängigkeit, anzuregen?

26. E Da gibt es überhaupt keine Methoden, da jeder Tag Gruppe hier eine Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung ist. Und darüber, dass wir zum Beispiel kognitiv verhaltenstherapeutisch arbeiten gucken wir natürlich auch, was ist das Verhalten? Was sind deine Gedankengänge und warum machst du den Scheiß überhaupt? Was ist das auslösende Gefühl? Und dann diskutieren wir ganz oft auch Pro und Contra vom Trinken. Und erst mal kommt dann eine ganz klare strukturierte verständliche Art, warum trinken nicht gut ist und dann merken sie aber, ja scheiße, es reizt mich nicht wirklich abstinent zu bleiben. D.h., was lohnt sich, wie zeitnah sind die Vorteile des Nichttrinkens? Also wir benennen das dann auch wirklich. Und vor allen Dingen wenn in der Gruppe dann irgendwas auftaucht und mir versucht hier jemand einem vom Pferd zu erzählen, dann sage ich auch stopp, wir machen jetzt mal Biographiearbeit, wir machen mal eine Aufstellung und dann spürst du mal in dieser Aufstellung welche Rolle die Sucht übernommen hat, welche Rolle deine Eltern, deine Beziehung dabei gespielt haben und welche Rolle du überhaupt spielst. Und wie du das verändern kannst. Also wir machen es auch wirklich spürbar.

?27. I Wie gehst du dann bei den Aufstellungen? 28. E Auch unterschiedlich. Also ich gucke erst mal ob er in diesem Moment überhaupt bereit dazu ist, zum Beispiel

seine Eltern aufzustellen. Aber ich bin da relativ spontan d.h. wenn ich glaube, dass es gerade passt, dann frage ich die, die da Lust drauf haben, ob die sich das vorstellen können. Und dann lasse ich die Person erst mal außen vor, d.h. die bestellt quasi Vertreter von den einzelnen Punkten, Situationen und lass dann aber auch ganz oft diese Person die erst mal von außen zuguckt und das Leben so quasi vor sich ablaufen sieht, lasse ich dann zwischendurch auch Situationen übernehmen. Also für den Moment mal reinspüren, austauschen und das funktioniert ganz gut.

I Und ist das dann eine Aufstellung im Sinne von ‚die nehmen wirklich eine bestimmte Haltung und Position ein‘, oder hat das auch einen Übergang ins Rollenspiel, sodass da auch Interaktionen entstehen?

30. E Es sind Interaktionen. Es ist also nicht, ‚ich nehme eine Haltung ein oder eine Rolle ein‘. Dass ist ganz am Anfang natürlich, ich setze erst mal den dahin, wo er hin gehört und wie soll er stehen? Soll er gerade stehen oder schräg stehen? Aber innerhalb dieser Aufstellung wird dann auch modifiziert, d.h. wie sollte es denn sein, wie hättest du es denn gerne gehabt, was hättest du gebraucht, wie stellst du dir das vor, was würdest du gerne tun? Und dann kommt man wirklich in so ein ganz bewegliches Rollenspiel.

31. I Das Thema Abstinenz, inwieweit wird das thematisiert? 32. E Täglich. Also die kommen zu uns und müssen zu Beginn schon ein Formular ausfüllen, d.h. diese

Zielerreichungsskala, die ist zwar von 1968 oder 64 von diesem Funke, aber ich finde die ganz gut anwendbar. D.h. die müssen drei Ziele formulieren, schon am Anfang der Therapie, und das wird jede Woche überprüft: an welcher Stelle sie sich jetzt gerade befinden und ob das Ziel noch aktuell ist. Und die kriegen von vorneherein gesagt, dass auf dieser Aufstellung gefälligst nicht das Ziel Abstinenz zu stehen hat, weil da gibt es keine Abstufung, man kann nicht ein bisschen abstinent sein, sondern man ist entweder ganz abstinent oder gar nicht. Und die lernen hier tatsächlich, dass die Abstinenz eine Konsequenz von Lebensveränderungen ist. Also irgendwo und auch irgendwann selbstverständlich wird. Wir sind jetzt nicht so welche, die Abstinenz hier so super an den Pranger stellen und sagen, ‚da müsst ihr hin, da ist es toll‘, sondern wirklich, wenn du dich veränderst, dann wird das Trinken irgendwann überflüssig. Aber nicht jetzt als Ziel, das ist für uns zu platt. Das löst dann viel zu viel Druck aus, Zwang aus und dann ist es auch nicht mehr lohnenswert.

33. I Die Ambivalenzen hattest du ja vorhin schon ein bisschen angesprochen, mit diesen Vor- und Nachteilen von Abstinenz und Trinken. Gibt es auch noch einen bestimmten Rahmen, in dem das thematisiert wird?

34. E Immer. Wir sagen ja auch immer, man muss nicht saufen um zu saufen. D.h. gewisse Verhaltensweisen die jemand an den Tag legt: eigentlich müsste er trinken, aber dadurch dass er hier unter „Kontrolle“ ist, tut er das nicht, dafür zeigt er aber andere Verhaltensweisen wie co-therapeutisches Verhalten, sozial angepasstes Verhalten, aggressives Verhalten, also alles Dinge die er getan hat als er getrunken hat, nur dass er jetzt nicht mehr trinkt und dann wird das sofort angesprochen. Wenn ich jemanden sehe zum Beispiel, der sich seit drei Tagen nicht rasiert zu haben scheint, dann wird das angesprochen im Sinne von, was machst du gerade? Du trinkst vermutlich gerade wieder. Und dann wird geguckt wozu brauchst Du das, wofür ist es wichtig? Es wird dann auch gezielt über Abstinenz geredet, dass Abstinenz halt nicht bedeutet nur nicht zu konsumieren, sondern ansonsten auch die Verhaltensweisen zu verändern. Also es wird super transparent gemacht. Wir haben ja auch die Rückfallprävention. Da wird es ganz gezielt auch angesprochen, was muss ich tun um wirklich nüchtern zu bleiben, nicht nur abstinent zu bleiben? Also es wird ein ganz guter Unterschied gemacht.

35. I Und die Motive für den Konsum, in wieweit werden die dann auch aufgegriffen? 36. E Indem ganz klar gefragt wird, was hast du denn davon? Was bringt es dir, wenn du das jetzt machst? Und

warum hast du es vor allen Dingen früher gemacht? Und wieso nimmst du dir dann unter diesen Umständen vor nicht zu trinken? Also es wird da auch mit Spalten gearbeitet, im Sinne von: so, wir halten jetzt mal die eine Seite fest, wir halten die andere Seite fest. Und wie bist du da wieder hingekommen? Und dann machen wir noch so ein Zwischending mit Hilflosigkeit, Unsicherheit und darüber arbeiten wir uns dann auch durch kleinere Schritte ran. Die knallen oft wieder zurück, weil sie zu große Schritte gemacht haben und dass ist die Struktur, die sie von draußen kennen. Sie nehmen sich Dinge vor, die sie nie bewältigen können und kriegen eins auf die Nase.

37. I O.k., jetzt ging es ja mehr um den ganzen Verlauf der Therapie. Jetzt habe ich noch mal drei verschiedene Beispiele. Also wenn du dich jetzt zum Beispiel mal einen Patienten vorstellst, der zwar ganz regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen nicht verändern möchte. Was machst du dann mit so einem Patienten?

38. E Dann spreche ich das an. Also ich finde es ist legitim, jeder hat das Recht Therapie zu machen. Wir haben natürlich die Verpflichtung der Rentenversicherung gegenüber auch zu sagen, o.k., wir müssen schauen, dass am Ende auch was dabei herauskommt, aber wir versuchen keinen gegen seinen Willen zu verändern. D.h. wir spiegeln ihm das Verhalten, wir arbeiten auch dann mit unseren Emotionen, also im Sinne von: wie wirkt das auf mich? Und wenn ich mit dieser Haltung rausgehe, dann weiß ich auch ziemlich genau was dann passiert. D.h. wir fangen an mit Korrekturbemühungen, in dem wir erst mal spiegeln, und dann ihm auch eigentlich die Frage stellen, ob er so auch weiterleben möchte? D.h., wofür steht dieses extrem angepasste Verhalten? Dieses ‚guter Patient‘ spielen, aber trotzdem nichts ändern wollen. Das ist ja Vortäuschung falscher Tatsachen. D.h. was hatte er draußen davon? Warum musste er das machen? Und darüber steigen wir ganz oft in so eine biografische Arbeit ein. Dann kommt es ganz oft auch zu korrigierenden emotionalen Erfahrungen, d.h. wenn er das nicht

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machen würde, dann müsste er vermutlich platzen, aggressiv werden, die Tapete mit den Zähnen von der Wand ziehen und das will er nicht, davor hat er Angst, weil er das vielleicht von seinem Vater kennt. Darüber kommen wir oft in die emotionale Korrektur und darüber passiert dann oft Arbeit. Wenn das aber nicht passiert, ja dann wird auch schon mal eine Behandlung rechtzeitig beendet. Im Sinne von: es macht zum jetzigen Zeitpunkt einfach keinen Sinn, für keinen von beiden Seiten. Mit der Information, es ist jetzt nicht gegen den ärztlichen Rat, sondern du bist einfach noch nicht so weit und wir wollen dich nicht zwingen, du bist für dein eigenes Leben verantwortlich und dann kommt er halt ein andermal wieder.

.39. I Und bei einem anderen Patienten könnte es ja vielleicht sein, dass du aus Berichten oder aus der Anamnese weißt, dass der Patient eigentlich mehr durch Außenstehende zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde, und dass der Patient dies auch dir gegenüber äußert. Was ist dann so deine Vorgehensweise?

40. E Dann spreche ich immer in der Ich-Form. Dann sage ich zum Beispiel: ich stelle mir das wahnsinnig schwer vor, immer so fremd gesteuert zu sein. Und Konsum ist ja nichts anderes als ein Versuch autonom zu werden, es ist ja dieser Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt, und den erlebe ich ganz ganz oft und der ist furchtbar anstrengend, der ist furchtbar erschöpfend. Dann arbeite ich viel mit mir und meinen Emotionen und sage: wenn ich mir vorstelle, mich immer so treiben lassen zu müssen, das ist erst mal bequem, aber das wird total schwierig. Und dann ist die Arbeit eigentlich nicht anders als bei dem ersten Beispiel, weil es geht wirklich darum, den Menschen ernst nehmen, den Menschen zu sehen. Ihm nicht zu verbieten, dass er sich nicht treiben lassen darf, aber meistens saufen die dann weiter als Autonomiebestrebung. Und genau so benenne ich das dann auch. Wie können wir dir Autonomie und Selbstwirksamkeit verschaffen ohne dich zwingen zu müssen? Also wir nennen das Kind direkt beim Namen wenn wir das merken. Und wir sagen, wir finden das auch nicht schlimm, denn manchmal ist die erste Motivation ja auch eine negative Motivation, aber unser Job ist es, daraus dann gemeinsam mit dem Patienten eine positive zu gestalten.

41. I Und hast du dabei dann auch noch eine Vorgehensweise die du beschreiben kannst, den Patienten nochmals stärker an seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche heranzuführen?

42. E Also ich arbeite, ich muss das immer wieder sagen, wirklich wenig mit Schemata. Weil ich das einfach unanständig finde ein Schema auf einen Patienten anzuwenden. Ich arbeite natürlich dann viel mit internen und externen Kontrollüberzeugungen, d.h. es geht viel um Definitionen. Wir gucken was da ist, wir gucken was sein muss und wir gucken was verändert werden soll. Also das dreht sich immer wieder um die gleichen Strukturen, die benutzt werden. Und die sind für einen Depressiven wie für einen Ängstlichen, wie für wen auch immer, identisch. D.h. es geht immer nur um aufgreifen, was bietet sich mir an und ich bin kein Typ, der Patienten in Manuale presst, sondern wirklich bedürfnisorientiert arbeitet. D.h. was sind die Bedürfnisse? Da gibt es ja auch diesen Sachsen, der ganz gut beschreibt, es gibt eine Spielebene und es gibt eine viel viel tiefer liegende Ebene. Und mein Job ist erst mal zu gucken, o.k., womit spielen wir? Oder: wofür brauchst du das? Also wenig manualisiert, sondern mehr vor den Hintergründen der Persönlichkeitsentwicklung. Und das machen wir dann transparent und dann treten wir wieder in einen sokratischen Dialog, dieses motivierende Interview technikmäßig ... und dann kommt man an.

43. I Ja, dann gibt es natürlich auch immer wieder diese Krisensituationen in denen Patienten manchmal aus ganz unterschiedlichen Gründen ganz plötzlich auch abbrechen möchten. Was ist da deine Vorgehensweise um mit solchen Situationen umzugehen?

44. E Ich rede grundsätzlich nicht dagegen. Ich zeige dann – die müssen sich immer offiziell verabschieden, d.h. es gibt keinen Patienten, der einen Entlassungswunsch äußert und der einfach so gehen darf. Es gibt natürlich welche, die gehen dann heimlich, aber wir haben erstaunlicherweise festgestellt, dass macht vielleicht einer in zwei Jahren. Sondern die müssen sich alle noch vor der Gruppe, ich nenne es mal, verantworten. Die müssen sich Rückmeldungen einholen und die bekommen in dieser Gruppe auch die Rückmeldung, sie sind willkommen. Weil wir haben ja gelernt, im Laufe unseres Lebens gibt es drei Fragen, die wir uns immer wieder stellen, wonach wir arbeiten, das ist: bin ich willkommen? Genüge ich? Also bin ich gut genug? Und vor allen Dingen: werde ich satt? Also kriege ich dass, was ich brauche? Und wir versuchen, in dieser Gruppe noch die Beziehung zu festigen und zu sagen: es ist nicht schlimm, wenn du gehst, du bist herzlich eingeladen wieder zu kommen. Und dadurch entsteht oft so eine Trauer darüber, dass sie gehen, obwohl sie es vielleicht gar nicht wollen, aber wenn einmal die Entscheidung steht, dann steht sie. Aber die verlieren den Kontakt nicht und das ist total gut. Und selbst wenn dann jemand geht und wieder rückfällig wird, dann fällt es wesentlich leichter, über die Entgiftung noch mal in die Therapie reinzukommen. Also es ist nicht so, dass ich die in den Widerstand reinrede, im Sinne von: was du machst ist total falsch. Ich schließe natürlich Fremd- und Eigengefährdung aus. Wenn ich weiß, der will sich jetzt todsaufen – um Gottes willen, dann natürlich nicht. Aber ich gehe mal davon aus, die Leute die hier ankommen sind Reha fähig. D.h., Krisensituation bedeutet: es passiert eine ganze Menge und manchmal fehlt denen einfach nur das entsprechende Handwerkszeug. Und über dieses Gefühl in der Gruppe auch aufgefangen zu werden, ändern viele auch ihre Meinung. Die lernen dann: keine Krise ist so schlimm, dass man sie nicht bewältigen kann. Es gibt natürlich auch Angehörige, die sagen, so, du hast dich jetzt genug erholt, ich brauche jetzt das Geld, geh wieder arbeiten. Da können wir nicht gegen reden. Das können wir kritisch markieren, aber mehr auch nicht.

45. I O.k., wenn du das jetzt noch mal zusammenfassen solltest, um das jetzt noch mal auf den Punkt zu bringen, was ist für dich verhaltenstherapeutisch als wichtige Methode zu nennen?

46. E Für mich ist das A und O unserer Arbeit die kognitive Umstrukturierung und daraus resultiert dann die emotionale Umstrukturierung. Also darauf läuft alles hinaus. Und dabei die Selbstwirksamkeit und Kontrolle nicht zu verlieren. Vor dem Hintergrund läuft alles.

47. I Du hast ja jetzt ganz viel verschiedene Vorgehensweisen genannt. Welche ganz persönlichen Vermutungen oder Ideen hast du denn im Zusammenhang mit diesen Methoden und Interventionen bezüglich Wirkmechanismen und Wirkfaktoren?

48. E Also dass was wirkt, ist Beziehung. Das steht ganz oben. Dass was wirkt ist alles was zu einer stabilen verlässlichen Beziehung gehört, die auch korrigierend ist zudem was sie erlebt haben. Das ist Haupt-Wirkmechanismus Nummer eins. Dann haben wir als zweiten, ja Epstein hat es ganz gut formuliert, es gibt diese vier stabilen Grundbedürfnisse. Und ich gucke, wo hat jemand Hunger und wie kann ich dazu beitragen, dass er satt wird. Vor dem Hintergrund der Stabilisierung des Selbstwertempfindens. Die müssen es erfahren, dass sie die Kontrolle in der Hand haben. Und die müssen auch erfahren, dass ein Saufdruck nichts Schlimmes ist. Dieses Gefühl, ich kann nur was falsch machen, wird umgewandelt in: auch wenn ich etwas falsch mache, ist es nicht schlimm. Also das sind so die Basisvariablen, die Basiswirkmechanismen. Und ich finde, dass vielmehr gar nicht wirken muss. Also natürlich Verlässlichkeit, die müssen wissen es ist nicht leeres Geschwätz, sondern ich

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als stabile Komponente bin da. Auch in Bezug auf Nachsorge, in Bezug auf Paargespräche, was auch immer. 49. I Was kannst Du denen in Bezug auf Nachsorge zum Beispiel anbieten? 50. E Alles mögliche. Also es gibt einmal, wenn jemand komplett aus einem sozialen Gefüge raus ist, weil er es

geschafft hat, sich im Rahmen der Therapie zu trennen, seinen Job hin zu schmeißen oder sonst irgendetwas zu tun, dann hängt er natürlich erst mal in der Luft. Dann gibt es die Adaptionsmaßnahme, d.h. die gehen in so eine Art therapeutische Wohngemeinschaft, Schwerpunkt: sozialtherapeutisch orientiert, und da werden die so langsam wieder in die Gesellschaft eingegliedert, inklusive Ortswechsel. Dann gibt es natürlich unsere Klinik eigene Nachsorge. Wöchentlich gibt es eine Gruppe mit nur Ehemaligen, Grundvoraussetzung ist die Abstinenz tatsächlich. Wenn Sie es nicht schaffen abstinent zu werden, dann haben wir noch eine andere Gruppe. Aber wir arbeiten natürlich daraufhin, dass die hierhin kommen. Wir empfehlen denen immer wieder Selbsthilfegruppen, wir haben jede Woche eine Selbsthilfegruppe, die sich vorstellt und wir bieten ihnen auch persönlichen Kontakt an, d.h. einmal im Quartal mindestens können die sich bei uns melden und ein Gespräch mit uns führen, also mit mir oder meiner Kollegen. Und wir haben noch die ambulante Reha-Sucht, das ist so eine ambulante Nachsorgestruktur, die muss dann beim Rentenversicherungsträger beantragt werden, die empfehlen wir auch. Also ganz vielseitig.

51. I Also es geht ja auch noch um den Zusammenhang mit der Dramatherapie, den ich sicher schon angekündigt habe. Und weil Du die ja schon kennst, überspringe ich jetzt die Grunderklärung und komme direkt zu der ersten Methodenvorstellung. In der Dramatherapie werden interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen, eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Was hälst du von so einer Vorgehensweise?

52. E Finde ich super. Finde ich super. Weil ganz oft mache ich das in meiner Gruppe auch, weil ich merke, die sind dann gehemmt, gerade wenn’s dann um wirklich persönliche wichtige Themen geht. Und gerade Dramatherapie hat auch viel mit Selbstdarstellung zu tun, mit ‚nicht mehr so richtig die Dinge kontrollieren können‘, weil es dann einfach aus einem rausfließt. Und wenn die dann im Vorfeld diese Befürchtung haben, und viel zu viel denken, sind sie komplett blockiert. Und ich mache das teilweise bei mir auch so, dass ich dann – ich hab zum Beispiel so einen Pfeil gebastelt, und wenn ich merke es ist total zäh und es kommt nichts, dann machen wir so eine Art "Flaschen drehen", dass ist dann erst einmal immer der Brüller schlechthin, weil wir Flaschendrehen spielen, aber das alleine lockert dann schon und man muss sich nicht freiwillig melden, sondern es ist spielerisch, es kommt so ein Zugang auch zu persönlichen Themen, und man verliert Hemmungen. Das ist ein Supereinstieg.

53. I Du sagst, du wendest es selber an, siehst du Übereinstimmungen mit der Verhaltenstherapie? Und wo siehst du die?

53. E Ja. Also die eine große Übereinstimmung ist natürlich, dass es auch um die Korrektur von Grundüberzeugungen geht. So, und wenn ich die Überzeugung habe, ich darf nicht locker sein, ich darf mich nicht blamieren, ich darf mir keine Fehltritte erlauben, und über diesen spielerischen Einstieg die Erfahrung mache, ich kann weder was richtig noch was falsch machen, alles ist o.k., dann ist das die erste Korrektur, die die erleben. Und es geht ja auch um Veränderungen von Situationen, d.h. die merken, ich kann auch Situationen, die erst mal schwierig erscheinen, durch einfachste Mittel spielerisch verändern. Und ich fühle mich auch noch gut dabei und darüber haben sie dann die korrigierende emotionale Erfahrung. Da sind wir genau in dieser fünf Spalten Technik, d.h. es führt automatisch auch, ja, in die Verhaltenstherapie rein.

54. I Und siehst du auch deutliche Unterschiede zur VT? 55. E Deutliche nicht, weil im Prinzip geht es in der VT ja um Änderung des Verhaltens, durch Veränderung der

Überzeugung. Und wie man das macht, finde ich komplett unerheblich. Es ist wichtig, dass nach einer Struktur zu machen, mit einem gewissen Ziel zu machen, es nicht einfach des Spielens wegen zu machen. Aber da sehe ich die Dramatherapie jetzt auch nicht, dass es einfach nur ein nettes Spielen ist, sondern es hat ja die Hintergründe der emotionalen persönlichen Öffnung. Und da finde ich gibt es keine wesentlichen Unterschiede.

56. I Und in wieweit erlebst du es dann auch noch als eine Ergänzung? Denn du sagst ja, du wendest dies selber an, bei euch gibt es ja aber auch Dramatherapie.

57. E Es ist oft eine super Fortführung. Weil Gruppenpsychotherapie ist oft sehr verbal akrobatisch, also da wird viel mit Worten gespielt, und es gibt Menschen die trotz aller Einstiege eine so starke und starre männliche Fassaden vor allen Dingen haben, bei den Frauen ist es noch ein bisschen einfacher, aber die - ich sage immer, ‚unter der Krankheit des starken Mannes leiden‘, sobald die was zum erzählen haben, zum dran festbeißen haben, sind die in so einer Machtposition, wo sie mich kaputt diskutieren. Und ich finde diese Dramatherapie ist oft eine super Ergänzung, die keine andere Optionen bieten. Also es ist dann quasie dann Sprachverbot in Anführungsstrichen und die müssen mit dem Körper arbeiten, mit anderen Zugängen arbeiten. Und das habe ich in der Gruppenpsychotherapie oft nicht so, weil ich da auf ganz andere Dinge achten muss und denen gerecht werden muss. Und in der Dramatherapie - bei uns funktioniert auch die Absprache sehr gut, wenn wir sagen das und das haben wir in den Gruppen gemacht - wir treffen uns ja einmal in der Woche im Team, dann wird für jeden Patienten überlegt, wie können wir das in der Dramatherapie fixieren und fortführen und dann wird’s wieder in der Gruppe aufgegriffen. Also so ergänzt es sich dann.

58. I Also eine gute Zusammenarbeit. Die Dramatherapie arbeitet ja auch unter anderem mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen, Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet oder entwickelt und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Pat. X weiterhin Alkohol zu hause aufbewahren will nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Also eigentlich dazu noch mal die gleiche Frage, wo siehst du Übereinstimmungen zum Teil und wo siehst du auch Unterschiede?

59. E Also ich hake direkt wieder mit den Unterschieden an, weil ich möchte gar nicht mit Unterschieden arbeiten. Ich finde das Ziel ist immer das gleiche, nämlich dem Patienten voran zu bringen, ob es jetzt eine

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Verhaltenstherapie ist, eine Dramatherapie, oder eine Tiefenpsychologie. Wir arbeiten hier sehr eklektisch, d.h. wenn wir sagen würden, die eine Therapie hört da auf dann fängt die andere an, dann wären wir nicht gut als Team zusammen. D.h. wir bemühen uns, keine Unterschiede zu machen. Die Zugangswege sind unterschiedlich, ja, aber selbst die unterscheiden sich verhaltenstherapeutisch auch nicht so sehr, ob ich jetzt eine Exposition verhaltenstherapeutisch klassisch mache oder ob ich eine Exposition in so einer Distanzierungstechnik mache, macht für mich ehrlich gesagt überhaupt keinen Unterschied. Oder Expositionen auf der Tiefenpsychologischenebene im Sinne von ‚mein alter Ego‘, ‘ mein Über-Ich‘, ob ich das ‚besprechen‘ nenne, oder ob ich es spiele, also für mich ist die Basis tatsächlich die Selbe. Ich weigere mich also Unterschiede zu benennen. Ergänzungen sind deshalb unter anderem super, weil, wir haben ja auch viele traumatisierte Patienten hier. Die bieten dann erst mal eine Depression an und wir sagen immer zu Depression gehört auch eine gewisse Antriebs – ja Reduziertheit, oder auch sogar eine Antriebssteigerung, dass alles kann ja Depression bedeuten. Und wenn es denen aber gelingt, zum Beispiel in der Dramatherapie mitzumachen, nicht so im Sinne von Verweigerung, das ist dann noch mal was anderes, wenn die da den Hintern hoch kriegen und Freude empfinden, ist das für die auch schon mal eine Superempfindung, ich bin ja gar nicht depressiv. Ich habe Kraft, ich habe Power und ich kann vor allen Dingen Freude empfinden. D.h. da ist es eine Superergänzung, die wir in der Gruppenpsychotherapie gar nicht so gut hinkriegen. Dann diese Distanzierungstechniken, die machen sehr viel mit Traumatisierten auch Stabilisierungstechniken, d.h. natürlich dazu gehört auch eine gewisse Distanzierung, ich packe die Sachen in den Tresor. Und der Vorteil an der Dramatherapie ist, ich kann tatsächlich mein Leben nachspielen, tatsächlich unbelastet eine Situation nachstellen und darüber meine größten Ängste besprechbar und spielbar machen. Und das schaffen wir mit einer klassischen Verhaltenstherapie nicht so gut, wir können stabilisieren, wir können es wegsperren, aber das damit arbeiten, finde ich, kann in der Dramatherapie wesentlich besser passieren. Bei Alkohol, also bei einer reinen Alkoholabhängigkeit, die es zu behandeln gibt, erlebe ich es als Ergänzungen im Sinne von Fortführung. Also die kommen bei uns aus einer Gruppe raus - dadurch dass bei uns der Alkohol nicht wirklich tabuisiert wird, dass wirklich alles darf, das lernen die hier auch früh, ist es aber oft so, dass die Gruppenzeit nicht reicht. Und wenn ich dann weiß, die gehen danach in noch in die Drama-, oder in die Biografiegruppe die bei uns auch sehr eng mit Dramatherapie verknüpft ist, dann weiß ich, die sind gut aufgehoben und die können genau an diesem Thema, wo die Türe jetzt gerade offen steht, relativ pragmatisch und trotzdem tiefgreifend in der Dramatherapie weiterarbeiten. Also die werden nicht so damit stehen gelassen für einen Tag.

60. I Und dann gibt es ja noch einen weiteren Zugang, also die Szenenarbeit und da werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst, sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum, dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen, indem er anders sein kann als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhalten- uns Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen soll gestärkt werden. In wieweit ist dieser Aspekt auch noch mal eine Ergänzung?

61. E Das ist so ein bisschen dass, was ich vorhin schon sagte mit den Aufstellungen die wir machen. Also wir arbeiten erst mal typisch mit den Aufstellungen und wo wir auch Wert darauf legen, dass der Patient selber erst mal nur guckt und dann manche Sachen vielleicht auch mal korrigieren darf, dem anderen sagen soll, was er zu sagen hat. Der Vorteil an der Dramatherapie ist bei uns, wir haben die Gruppen noch mal geteilt, d.h. es sitzt nicht eine große Gruppe zusammen sondern da ist dann eine ganz ganz kleine Gruppe und über diese ergänzende Arbeit, dass man sich dann kurz schließt, o.k., der hat bei uns eine Aufstellung gemacht, der hat diese und diese Struktur gespielt und aufgestellt und dabei ist rausgekommen: Sucht und, was weiß ich, oder Mutter… war jetzt nicht mehr so zentral, dafür haben wir aber Komplikationen mit dem Vater. D.h. es wird da noch einmal differenzierter dargestellt, da noch mal mehr Möglichkeit auch zum Ausprobieren gegeben (sind). Weil es qua Definition ja auch in der Dramatherapie so ist, dass sie den Raum dafür auch haben. Bei uns ist es eher so, o.k. wir merken da muss jetzt was gemacht werden, dann machen wir das jetzt mal, aber in der Dramatherapie wird es dann gezielt noch mal nach festen Techniken auch professionell geleitet. Und dann ist es dort auch noch mal eine Fortführung.

62. I Als letztes dann noch der Zugang über die ganz konkreten Rollenspiele. Da werden dann konkrete reale Lebenssituationen durchgespielt und bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden. Wird dieser Aspekt auch bei euch in der Dramatherapie genutzt und wo ist da wieder die Ergänzung zu deiner Therapie?

63. E Ja. Wir haben hier ja das Soziale Kompetenztraining. Das ist ja manualisiert um Patienten soziale Kompetenzen zu vermitteln oder auch, ja vielleicht, zu re-etablieren, weil diese einfach weg gesoffen worden sind. Und das ist wie gesagt manualisiert, das ist wenig persönlich, das macht auch die ganze Gruppe, und in dieser – von Hinsch und Pfingsten ist das glaube ich - da haben die Arbeitsblätter, da haben die feste Strukturen und feste Abläufe. Und wenn wir da feststellen da ist eine Kompetenz, die muss weiter trainiert werden, zum Beispiel, jemand hat gesagt, ich habe Probleme mich gut zu verkaufen und dann hat er aber ein Vorstellungsgespräch jetzt in den nächsten Tagen, dann gibt es den direkten Draht zu Dramatherapie, so im Sinne von, wir haben das und das im sozialen Kompetenztraining gemacht, da war jetzt einfach noch nicht der Raum, sondern es ging einfach nur um globale Aspekte, guckt da doch noch mal genauer hin, dass der die Rolle förmlich spielen kann. Oder bei einem Konflikt mit der Ehefrau: Ich schaffe es nicht das auszudrücken was ich meiner Frau eigentlich sagen will, weil ich da und da Angst vor habe. Dann werden erst mal die Kompetenzen trainiert und betrachtet,( es werden ihnen) Namen gegeben, und ausprobiert wird es dann aber genau in dieser Technik dann in der Dramatherapie.

64. I Gut, jetzt hast du erst mal schon ganz viel erzählt darüber was Du als Ergänzungen siehst. Gibt es denn noch etwas von deinen Erfahrungen die du gesammelt hast mit der Dramatherapie und im Zusammenhang mit Suchtpatienten, was du noch ergänzen möchtest?

65. E Also das Wichtigste ist einfach, was ich oft nicht als selbstverständlich erlebe, das Dramatherapie häufig eingesetzt wird, naja Hauptsache die Patienten sind gut versorgt. Also je mehr Programm desto besser ist das und die Dramatherapie wird dann einfach als ein Modul separiert angeboten. Ich finde in der Suchttherapie ist das unverantwortlich, also es muss ein direkter Draht bestehen zwischen dem gesamten Team, weil man Dramatherapie genauso wie Psychotherapie nicht isoliert sehen kann, oder wie die Arbeitstherapie. Also Dramatherapie muss immer eingebunden sein in ein soziales Gefüge, in ein Teamgefüge. Weil ansonsten

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funktioniert es nicht richtig. Dann macht man nämlich mal ein paar nette Spielchen, dann wird es nämlich auch so oft bewertet, dass man sagt, Oh, wir haben total viel Spaß gehabt, wir haben mit Bällen geschmissen und sollten uns irgendwelche Dinge merken und ein Kofferspiel, das habe ich ja seit dem Kindergarten nicht mehr gemacht. Aber damit geht oft die Bedeutung von Dramatherapie unter. Dann kriegt sie nämlich den Charakter von netter Unterhaltung. Und das wird leider, finde ich, viel zu oft gemacht. Und das funktioniert in der Suchttherapie überhaupt nicht. Das kann man manchmal bei Depressiven machen, da ist es sehr gut, wenn die überhaupt mal ein bisschen Spaß haben, aber in der Suchttherapie ist das total dysfunktional. Weil, da geht es nicht darum, dass sie Spaß haben, die haben auch Spaß wenn sie saufen, dann werden die Endorphinchen auch aktiv, das müssen wir nicht trainieren, sondern es geht um die Verarbeitung, um die Veränderung, um die Einbettung in die Veränderung. Das geht wirklich nur, wenn Dramatherapie als Baustein, als gleichwertiger Baustein zu den anderen Therapiemaßnahmen gesehen wird. Und das finde ich oft ein Manko auch bei den Dramatherapeuten an sich, die arrangieren sich irgendwann damit, die sagen dann ganz oft, naja wir sind ja nicht so wichtig, wir machen das und wenn wir es nicht machen dann müssen die Patienten halt selber mal eine Aufgabe machen. Und das finde ich nicht gut. Weil das zeigt nämlich dann den Patienten, Dramatherapie ist nicht so wichtig, als dass man es ersetzen müsste. Und ich finde das ist ein großes Manko.

66. I Also das ist auch ein Appell an die Dramatherapeuten, sich einmal anders zu positionieren. 67. E Ja genau. Es hat auch viel mit Lobby zu tun, wenn man sich selber unter Wert verkauft, dann wird man auch

unter Wert bezahlt. Und ich habe einfach hier auch die Erfahrung gemacht, wie wichtig das ist als komplettes Team zu agieren und das bringt dem Patienten unterm Strich auf jeder Ebene auch ganz viel mehr, weil gerade die Sucht ist ja auch nicht einfach nur, ja ich saufe ein bisschen zu viel, sondern es ist ein strukturelles Defizit, es ist ein Beziehungsdefizit, es ist eine Beziehungsstörung. Und das kann über Dramatherapie so essenziell vermittelt werden, aber nicht nur wenn man bei diesen Aufwärmspielchen bleibt und dann mal nett zusammen Spaß hat, sondern es muss integriert sein. Und ich finde da hat Dramatherapie auch echt eine Lobby, die sie aber verkaufen muss.

68. I Eigentlich sind wir dann schon bei der letzten Frage insgesamt angekommen. Da geht es noch mal um deine Arbeit, um das was du machst. Gibt es da noch etwas was du ergänzen möchtest, also wo du denkst im Zusammenhang mit Motivation fehlt noch ein wichtiger Aspekt Wurde etwas noch nicht angesprochen?

69. E Nö. Also was für mich unentbehrlich naja - nein, ich formuliere es anders. Also dass was ich zum kotzen finde ist dieses Gießkannenprinzip. Es gibt ein super tolles Manual, das habe ich irgendwann mal gelesen und das muss jetzt auf jeden Patienten angewandt werden. Viel hilft viel. Das finde ich so grottenschlecht. Also ich kriege ganz oft Patienten die schon drei, vier, fünf, sechs Therapien gemacht haben und die wissen alles. Die kennen von Körkel über was weiß ich Marlatt und Gorden jeden einzelnen Therapiebaustein. Und was hat es denen genutzt? Überhaupt nichts! Weil sie den Transfer überhaupt nicht hinkriegen. Und das ist einfach so, etwas wo ich mich auch und gerne fest lege und sage einfach, ich arbeite nach den und den Prinzipien. Ich habe Psychologie studiert, ich habe eine Psychotherapieausbildung gemacht, d.h. ich weiß was ich tue, aber ich verstehe das auf jeden Patienten anzuwenden. Und schon gar nicht, viel hilft viel. Wir sind jetzt zum Beispiel seit zwei Wochen nur damit beschäftigt in Vergangenheit zu wühlen. Patienten sagen dann, immer nur Vergangenheit, ich will Verhaltenstherapie haben, ich will verhaltenstherapeutisch arbeiten. Und dann habe ich auch echt - ich hätte jetzt fast gesagt die Eier in der Hose, und sag denn dann auch, nee, wir bleiben dabei und das was sie jetzt machen ist eine Abwehrleistung. Und wenn ich dann sagen würde, o.k., wir machen jetzt ganz viele tolle neue Sachen, dann wird das der Konsumstruktur der Patienten ja eher gerecht, das die dann sagen, oh, das war aber eine interessante Stunde, ich habe ganz viel mitgenommen. Dann weiß ich, ich habe scheiß Arbeit gemacht. Die müssen es schaffen am Ball zu bleiben. Deshalb nicht so viel anwenden, aber das, was ich anwende hilft und das ist immer individuell orientiert. Natürlich vor dem Hintergrund der Stationsprinzipien der Forderung der Rentenversicherung. Das haben wir immer im Auge, aber in erster Linie zählt hier der Patient und das ist glaube ich, heute gar nicht mehr so selbstverständlich.

70. I O.k., Dankeschön für das Interview. Transkript VT2 1. I Ja, mich interessiert also vor allen Dingen deine ganz persönliche Vorgehensweise in der Therapie. Und wie du

gelesen hast geht es um das Thema Motivation. Meine erste Frage ist, wie sieht deine Lieblingsmethode aus um die Therapiemotivation deiner Patienten am Anfang der Therapie zu wecken?

2. E Loben. Loben ist eigentlich meine Lieblingsstrategie, so dass was ich eigentlich mit jedem Patienten am Anfang mache. Also wir haben ja die Aufnahmegruppe, die sind dann also auch ganz neu bei uns. Ich baue das also immer irgendwo ein, dass ich die Patienten ein Stück weit beglückwünsche zu ihrer Entscheidung, dass sie sich entschieden haben etwas zu machen, dass ich das hervorragend finde und gucke immer, gerade in den ersten Interviews, dass ich was einbaue wo ich den Patienten für loben kann. Dass ich sagen kann, hey, das finde ich aber gut. Also zum Beispiel, ich hatte jetzt einen Patienten, der macht die dritte Therapie bei uns, relativ kurz hintereinander, war immer wieder rückfällig geworden und kam auch ziemlich zerknirscht und war auch schon mal bei uns, da habe ich ihm zum Beispiel gesagt, dass ich es einfach toll finde, dass er noch mal den Mut hat loszugehen und dass das ja auch irgendwo zeigt, dass noch viel Energie in ihm steckt. Also so in der Art.

3. I Was tust du um die Motivation deiner Patienten, sich mit sich selbst auseinander zusetzen, möglichst über den gesamten Verlauf der Therapie aufrecht zu erhalten?

4. E Naja, ich habe die eher eine Woche lang. Also was mir – was ich gerne mache Ist dass ich die Patienten einmal immer sehr gezielt frage, was die Suchterkrankung mit ihnen gemacht hat, wo sie drunter gelitten haben. Und auch Versuche, aus allem was ich weiß von den Patienten, auch aus vor Informationen, so einen Bezug zur Biografie herzustellen. Also ich habe so gemerkt, dass viele Patienten, dass denen das auch einfach wichtig ist so zum merken, ich kriege allmählich eine Idee warum ich so bin wie ich bin.

5. I Und in wieweit spielt es deiner Meinung nach eine Rolle für die Motivation der Patienten, diese über die Ziele und vielleicht auch die Wirkung einzelner angewandter Methoden aufzuklären?

6. E Also ich finde es schon immer ganz wichtig den Patienten zu erklären was man macht und warum man es macht. Also auch das Behandlungskonzept am Anfang zu erklären, auch so was der Hintergrund der Arbeit ist. Ich würde mal sagen, das sind sicherlich so 40 %, auch die das schon ausmacht was die Motivation angeht. Je nach Vorbereitung auch, aber ich denke, dass das schon ein wichtiger Punkt ist.

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7. I Und in wieweit spielen Gefühle der Patienten eine Rolle in der Therapie? 8. E Ich glaube das ist so ziemlich das wichtigste, dass die Patienten also vom Gefühl her, das ist etwas wo ich schon

immer wert drauf lege, dass die Patienten auch gucken, was macht das gefühlsmäßig mit mir? Also was für Gefühle löst das aus? Wir haben zum Beispiel am Ende der Aufnahmephase haben wir so eine Abschlussrunde wo wir eine Entspannungsanleitung machen und die Patienten dann noch mal die erste Woche Revue passieren lassen und das ist schon etwas, was wir schon immer recht emotional angehen. Das ist mir schon auch wichtig, dass die Patienten dann auch noch mal spüren, mein Gott was habe ich durchgemacht in meinem Leben, zum Beispiel. Also das finde ich schon ganz wichtig.

9. I Kannst Du noch Methoden beschreiben oder Vorgehensweisen beschreiben, wie du den Patienten zum einen den Raum gibst überhaupt an die Gefühle zu kommen und zum anderen, wie Du überhaupt dann mit Gefühlen arbeitest?

10. E -- Ich überlege gerade, wie mache ich das? - Also einmal diese Entspannungsübungen, diese Gedankenreise ist – nutzen wir ganz klar so als Methode. Was auch mal ganz gut funktioniert ist, die Patienten so aufeinander aufmerksam zu machen, also Verbindungen zwischen den Patienten herzustellen ist immer ganz hilfreich. Und ich nutze da die Gruppe sehr stark. Also weil bei Patienten, die wir haben, ist es ganz oft so – also wenn jemand zum Beispiel in Tränen ausbricht, ich würde mal sagen 90 % der Patienten entschuldigen sich wenn sie in Tränen ausbrechen und ich gucke dann gerne mal so in der Gruppe rum und es kommt immer irgendjemand der dann sagt, hey, Du musst dich doch nicht entschuldigen, oder so. Also dass ich das nicht machen muss, sondern dass die Gruppe das macht. Da achte ich immer sehr drauf, also die Kontakte auch in der Gruppe herzustellen.

11. I Und Ängste und Unsicherheiten, die spielen daher sicherlich auch eine Rolle, denke ich, was machst du damit? 12. E Ich spreche das von Anfang an an, also wenn ich – manchmal weiß man es ja im Vorfeld schon, der Patient hat

besonders Angst oder so, dann spreche ich ihn vorher an und sag ihm was auf ihn zukommt. Wenn er sich zum Beispiel in der Gruppe vorstellen soll. Und dann, wie ist es Ihnen am liebsten? Möchten Sie gerne als erster oder sollen wir sie eher so in der Mitte holen? Oder wollen Sie erst mal in Ruhe ein bisschen zuhören? Ich hatte neulich eine Patienten die sehr sehr ängstlich war und dann in der Pause so auf mich zu kam und sagte, das kann ich nicht, ich kann mich nicht vorstellen! Und dann mache ich das schon so, dass ich dann sage, okay dann machen wir das ganz kurz, ich frage sie und wenn es Ihnen dann reicht, dann sagen Sie Bescheid. Und ich habe bislang noch nie erlebt, dass es dann nicht geklappt hat. Also das klappt eigentlich immer.

13. I Dass du denen sozusagen, dieses Stopp anbietest. 14. E Ich biete Ihnen ein Stopp an, als eine Möglichkeit, und ich sage Ihnen auch immer, sie sollen das halt so gut

machen wie sie können. Also wie es im Moment geht. 15. I Und welche Methoden oder Interventionen wendest du an, um Patienten zur Auseinandersetzung mit der

eigenen Abhängigkeit anzuhalten? 16. E Ganz viele Informationen. Also wir geben ganz viele Informationen zum Thema Abhängigkeit und machen das

auch sehr konkret, also wir bleiben nicht so auf der theoretischen Ebene, sondern bieten auch ganz viele Informationen an mit Beispielen. So heimliches Trinken wie sieht das denn aus? Was könnte das konkret sein? Solche Sachen, Kontrollverluste, auch konkret beschreiben – ich lasse die Patienten auch konkret beschreiben was habe ich da erlebt? Wir geben denen auch Literatur an die Hand, die sie teilweise nutzen und wir haben auch so ganz konkrete Arbeitspapiere mit denen die Patienten arbeiten können.

17. I Und in welcher Form wird dann auch das Thema Abstinenz darin behandelt? 18. E Das ist sozusagen eine Definition. Das ist etwas was wir als Ziel vorgeben. Das bespreche ich auch mit allen

Patienten, dass Abstinenz das Ziel der Therapie ist. Und jetzt in dieser Aufnahmephase in der wir arbeiten ist es so, wenn jemand sagt, das weiß ich noch gar nicht ob ich abstinent leben will. Dann sagen wir den Patienten ganz klar, wir geben Ihnen jetzt eine Woche Zeit, wo wir uns damit beschäftigen werden, auch warum Abstinenz wichtig ist, was Suchterkrankungen bedeuten, usw. Wo sie sich einfach schlau machen können und am Ende kann der Patient das selber entscheiden. Aber wir sagen auch ganz klar, wenn Abstinenz nicht ihr Ziel ist, dann müssen wir uns auch am Ende der Aufnahmephasen trennen. Ich hatte jetzt gerade so einen Patienten, da war das auch ganz klar so, dass wir das so vereinbart hatten und er ist geblieben. Da ist natürlich auch Anpassungen dabei, aber er ist zumindest noch geblieben.

19. I Und greifst du mögliche Ambivalenzen deiner Patienten in der Therapie auf? Wenn ja, wie machst du das dann? 20. E Ambivalenzen jetzt bezogen auf das Abstinenzziel, oder wie meinst du das? 21. I Ja. 22. E Also klar, ich fordere die Patienten auch nachdrücklich auf, so zu gucken was hält mich noch am Stoff? Was ist

dass was das attraktiv macht? Und – gut, in der Therapie ist das im Grunde so zweigeteilt, dieser erste Teil den wir machen, da geht es tatsächlich so mehr darum sich die negativen Konsequenzen so anzuschauen, das ist so der erste Teil der Therapie. Aber ich arbeite mit den Patienten auch schon so immer daran, auch zu gucken, was hat das Suchtmittel am Anfang so attraktiv gemacht? Was verspreche ich mir davon? Und ich konfrontiere die Patienten auch damit wenn ich den Eindruck habe jemand ist da noch sehr unentschieden oder wackelt sehr, dann mache ich das schon auch zum Thema und versuche die Patienten so ein Stück zu ermutigen, dass sie das weiter auch angehen und gucken, was gibt es da auch für Alternativen zum Suchtmittel? Gerade auch bei den sehr jungen Patienten ist das dann auf so ein Thema, dass sie sich gar nicht vorstellen können abstinent zu leben. Es zwar einerseits wollen, es aber andererseits sich nicht vorstellen können.

23. I D.h. also die Motive des Konsums sind da dann auch noch mal wichtig. 24. E Ja, die Bearbeitung der Funktion ist mir… so etwas, was im zweiten Teil der Therapie passiert, wo wir nicht mehr

so beteiligt sind, aber wir versuchen in dem ersten Teil auch immer schon so zu gucken, was sind so die Motive? Wobei bei uns der Schwerpunkt mehr darauf liegt, dem Patienten klar zu machen, egal welche Funktion das Trinken hat, das Trinken ist an sich ein eigenständiges Problem. Also damit aufzuhören – es gibt im Grunde keine wirkliche Alternative zu. Aber wir gucken schon auch hin weil die Patienten ja auch oft damit kommen.

25. I Also jetzt ging es ja um Aufrechterhaltung vor allen Dingen von der Motivation. Jetzt möchte ich dir einfach noch einmal drei Beispiele von Patienten aus dem Therapieverlauf vorstellen. Also wenn du dir einen Patienten vorstellst, der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem du selbst aber das Gefühl hast, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen nicht verändern möchte. Wie gehst du mit diesem Patienten um?

26. E Also in der Regel mache ich das so, also ich gucke mir das eine Weile an und konfrontiere ihn dann aber auch damit. Wir sind in der ersten Phasen nicht so konfrontativ, aber dann spreche ich das an und ich mach das immer gern so, dass ich den Patienten auch bitte selber mal aufzuschreiben oder zu sagen, je nachdem wie die

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Situation dann gerade ist, was dass er denn dann in der Therapie ändern möchten? Also wenn man jemanden hat der so abwartend ist zum Beispiel, oder so. Dass man wirklich noch mal guckt, was wollen Sie denn? Was wollen Sie von uns? Sie wollen ja was von uns wenn Sie zu uns kommen.

27. I Und wenn du das Gefühl hast, okay, der spielt mir irgendetwas vor. Was machst du dann? 28. E Also das konfrontiere ich in der Regel auch. Also ich bin da immer ein bisschen vorsichtig, aber in der Regel

konfrontiere ich das - das ich – in der Regel sage ich den Patienten dann auch so. Und je nachdem wie der Kontakt ist, das ist sicherlich ein bisschen davon abhängig, auch in der Gruppe. Also, dass ich sage, also ich habe den Eindruck – also das kaufe ich Ihnen so jetzt nicht ab.. Also das glaube ich Ihnen so jetzt nicht. Ich hatte neulich einen Patienten dem habe ich dann auch in der Abschlussrunde gesagt, sie sind auch ein bisschen ein Schlitzohr! Und, also ich versuche es immer mit ein bisschen Humor zu machen, aber schon auch wirklich zu konfrontieren wenn ich diesen Eindruck habe.

29. I In einer anderen Situation könnte es ja vorkommen, dass du aus der Anamnese oder aus Berichten von Kollegen weißt, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und dass der Patient selbst auch immer wieder äußert das er nicht weiß ob diese Therapie wirklich das Richtige für ihn ist. Was machst du dann?

30. E Ach, ich liebe so diese Patienten. Also mir ist immer ganz wichtig, dass der Patient wirklich selber die Entscheidung trifft. Also ich - ich nehme mir dann im Grunde alles was ich weiß von dem Patienten - konfrontiere ihn damit und sage ihm aber auch ganz klar, sie müssen entscheiden ob sie die Therapie machen wollen oder nicht. Also das ist mir immer ganz wichtig dem Patienten ein stückweit auch die Wahl zu lassen, aber ihm halt auch ein stückweit zu zeigen, was es bedeutet wenn er die Therapie halt nicht macht, zum Beispiel. Also der Patient von dem ich vorhin sprach, der noch so ambivalent war mit der Abstinenzmotivation, er kam vor allem auf Druck seiner Ehefrau und das ist dann auch zum Beispiel ein Thema, dass ich dann auch sage, überlegen Sie sich auch, wie wird Ihre Frau reagieren wenn sie die Therapie jetzt abbrechen? Zum Beispiel, das stand so auf der Kippe. Was wird das bedeuten in der Konsequenz? Wie geht es dann weiter? Also dass ich so eher mit dem Patienten so dann nach vorne gucke, was heißt dass auch wenn ich das hier nicht durchziehe?

31. I Was sind so die Konsequenzen ihrer Entscheidung?. Und dann auch so die Selbstverantwortung und Eigenmotivation an der Stelle auch so zu stärken.

32. E Also vor allen Dingen auch die Selbstverantwortung, ich denke, das ist immer auch so ein Thema. Wir haben immer wieder den einen oder anderen Patienten der wirklich so kommt, jetzt mach was mit mir! Und wo wir so sehr klar die Haltung vertreten, Therapie ist etwas was du machst und ich kann dir dabei helfen. Und nicht andersrum.

33. I Hast du da auch noch mal eine bestimmte Vorgehensweise, wie Du die Patienten auch unterstützen kannst an eigene Bedürfnisse und Wünsche heran zu kommen?

34. E --- Es ist vielleicht ein bisschen die Fragetechnik, also so - wenn Patienten sich bei uns vorstellen in der Gruppe, das ist immer so ‚ne Begrüßungsrunde wo jeder sich vorstellt, fragen wir immer sehr gezielt nach den negativen Konsequenzen auch des Suchtmittelkonsums und wenn da so gar nichts kommt, dann mache ich manchmal so Vorschläge, also dass ich sage – ich habe neulich so einen Patienten gehabt, der machte einen ganz ähnlichen Job wie sie und der ist ja auch überhaupt nicht aufgefallen aber was der so beschrieb war, dass er so gemerkt hat, die Arbeit fällt mir immer schwerer. So zum Beispiel. Also dass ich Vorschläge mache wie es aussehen könnte, was so Probleme sein können, was andere Patienten erzählt haben. Also dass ich so ein Angebot mache aber am Anfang noch mit relativ wenig Druck. Also dass – also eher so als Angebot, überlegen Sie mal in diese Richtung, in jene Richtung, also gucken Sie mal, so könnte das aussehen und so könnte das aussehen. Aber dann auch möglichst konkret.

35. I Und Erfahrungen zeigen ja, dass es in der Therapie auch immer wieder zu plötzlichen Krisen kommen kann und Patienten manchmal aus ganz unterschiedlichen Gründen die Therapie plötzlich abbrechen möchten. Was machst du dann?

36. E Also dann mache ich in der Regel einen Einzelkontakt mit dem Patienten und gucke mir an was es den Hintergrund, also Frage schon nach was ist jetzt passiert dass derjenige die Therapie abbrechen möchte. Und dann so ein bisschen auch wir vorhin auch schon hatten, dass man die Konsequenzen mit ihm bewertet, wobei ich - immer versuche nach Möglichkeit - wenn der Kontakt in der Gruppe ist, die Gruppe auch mit einzubinden. Ich hatte jetzt am xxxxx noch einen Patienten der eigentlich durchgehend motiviert – sehr klar, hat immer gut mitgearbeitet usw., und am xxxxxx kam er und sagte, er wolle die Therapie abbrechen. Da habe ich es zum Beispiel so gemacht, dass ich erst mal die Gruppe so ein bisschen habe reagieren lassen. Die mochten ihn alle gerne und –oh das kannst du doch nicht machen! Und dann habe ich mir den Patienten in der Pause geschnappt, habe ihm ein paar Bücher zum Tragen in die Hand gedrückt und gesagt, dass er mir was helfen sollte, und habe mich dann mit ihm zusammen gesetzt und mit ihm einfach noch mal geguckt was ist der Hintergrund, ist das sinnvoll? Er hatte so als Argumentation, im Grunde weiß ich schon alles, ich habe schon mal Therapie gemacht und ich möchte den Platz nicht besetzen für einen anderen, das möchte ich lieber frei machen für einen anderen der es nötiger hat. Und dann habe ich ihm noch mal aufgezeigt was er bis jetzt schon erreicht hat und was er erreichen kann wenn er jetzt weiter macht und dass hat gut funktioniert, er ist geblieben.

37. I Um das Ganze jetzt noch mal auf den Punkt zu bringen, welche verhaltenstherapeutische Methode, um die Motivation zu fördern oder aufrecht zu erhalten, findest du besonders effektiv?

38. E Positive Verstärkung! Also, ich glaube das ist das was am besten wirkt, also wirklich auch auf die Ressourcen zu gucken.

39. I Du hast mir jetzt verschiedene Vorgehensweisen in deiner Arbeit mit den Patienten beschrieben, um die Motivation der Patienten zu halten oder zu fördern. Welche ganz persönlichen Ideen und Vermutungen hast du bezüglich dieser Interventionen und Methoden, bezüglich der Wirkmechanismen oder Wirkfaktoren?

40. E Also ich glaube das -- also das was wirklich funktioniert ist ein Stück so eine Selbstwertstabilisierung. Also ich habe den Eindruck dass bei suchtkranken Patienten, die haben ja immer so einen Einbruch im Selbstwertgefühl, wir haben ganz viele Patienten mit extremem Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen usw. Das ist manchmal offen, manchmal auch nicht und ich glaube das diese selbstwertstabilisierenden Maßnahmen ganz ganz wichtig sind, dass die Patienten - - ja auch so ein Stück das Gefühl kriegen, ich bin noch was wert, ich werde akzeptiert. Das ist etwas, was auch bei uns im ganzen Haus denke ich ganz gut funktioniert.--- Dann Angstreduktion, viele Patienten kommen mit dem Gefühl ich hol mir jetzt hier die Strafe ab, und dass so ein Stück rauszulösen finde ich wichtig. Ich hatte gerade noch einen anderen Gedanken im Kopf, aber der ist mir jetzt gerade abgehauen.

41. I Vielleicht kommt er später noch mal zurück. Ja, dann komme ich jetzt zur Dramatherapie.

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42. E Da bin ich gespannt, darüber weiß ich gar nichts. 43. I Wie gesagt ich werde dir jetzt erst mal kurz - ich beschreibe dir, oder besser lese dir vor, was die Dramatherapie

bedeutet und dann beschreibe ich dir vier Ansatzpunkte. Der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht, indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Ich werde dir im Folgenden vier Methoden aus der Dramatherapie vorstellen. Also zu der Ersten: In der Dramatherapie werden interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfache Bewegungsabläufe eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle- als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Wenn du das so hörst, was hältst du dann von so einer Vorgehensweise?

44. E -- Ich habe gerade versucht mir das vorzustellen, auch so mit meinen Patienten. Ich glaube das es einigen Patienten komisch vorkommen würde erst mal, so spielerische Sachen, aber ich habe im ganz anderen Zusammenhang schon oft die Erfahrung gemacht, dass das vielleicht sogar gerade weil es ihnen komisch vorkommt, die Gruppe enorm auflockern kann. Dass Kontakte geknüpft werden, dass die Leute - dass sie also auch mal Lachen und so ein bisschen Spaß haben. Und insofern finde ich das - also wir können das in unserem Rahmen sicherlich nicht so durchziehen, aber ich würde es mir manchmal wünschen, dass man so Einheiten machen könnte, wo man so ein bisschen das so auflockern kann, weil ich glaube, dass es vielen Patienten den Kontakt untereinander erleichtert und das auch leichter macht zu sprechen. Also wenn ich insgesamt ein bisschen lockerer bin und weniger angespannt bin. Nicht uninteressant.

45. I Und jetzt so im Sinne einer Ergänzung, also nicht statt eurer Therapiemaßnahmen die ihr in eurer Klinik habt, sondern wenn man das jetzt noch zusätzlich machen würde, wie vielleicht jetzt Ergotherapie, dass da noch ein zusätzliches Angebot gemacht werden würde, was so laufen würde. Kannst du dir das vorstellen?

46. E Ich kann mir das gut vorstellen, ich denke wir haben das zum Teil sogar drin. Also es ist - also es läuft dann halt im Rahmen der Sporttherapie und Bewegungstherapie mehr. Beziehungsweise wir haben in der Aufnahmegruppe, haben wir so eine ganz kurze Einheit von einer halben Stunde, das nennt sich Aktiv-Pause, was eigentlich dazu gedacht ist, dass die Patienten so aus dem Sitzen ein bisschen rauskommen, sie sitzen sehr viel und - ich mache das gelegentlich auch mal selber, normalerweise machen das die Sporttherapeuten, aber wenn sie einen ganz schlimmen Engpass haben mache ich das auch schon mal. Das ist im Grunde leichte Gymnastik aber ich merke immer wieder, wenn ich das mal selber mache, man kriegt einen ganz anderen Kontakt. Auch die Patienten miteinander kriegen einen anderen Kontakt, sie amüsieren sich vielleicht wenn irgendjemand da ein bisschen rumhampelt, oder so etwas. Ich finde das schon hilfreich. Ich könnte mir das so als kleinen Baustein so zwischendurch vorstellen an verschiedenen Stellen. Ich tue mich ein bisschen schwer das als Therapie aufzufassen, aber als Hilfsmittel finde ich das sehr schön.

47. I Siehst du dabei auch Übereinstimmungen oder Unterschiede mit der Verhaltenstherapie? 48. E Ich denke die Verhaltenstherapie ist ja sehr stark kognitiv ausgerichtet und ich denke der Vorteil eines solchen

Vorgehens ist, dass du auch einfach mal - also wir reden ja auch unglaublich viel, wir geben unglaublich viel Informationen und bekommen unglaublich viele Informationen von den Patienten. Das ganze läuft über den Kopf und ich denke so dieses Spielerische, was du gerade beschrieben hast, ist auch noch mal eine gute Hilfe um an die Emotionen noch mal ran zu kommen. Die eben nicht nur zu beschreiben, sondern dass die einfach auch hoch kommen. Ich habe vorhin erzählt von diesen Entspannungsübungen. Das ist ja auch so ein Element, ich hatte jetzt die letzte Aufnahmegruppe ( die ich hatte) die waren so gut drauf, die haben Spaß gehabt und wie waren schon richtig albern und dann habe ich die Entspannungsrunde mit denen gemacht, dann knickte einer nach dem anderen ein und fing an zu weinen, auch, weil die natürlich viele Erfahrungen auch hoch geholt habt in dieser Arbeit, aber erst mit dieser Entspannung so bemerkt haben, mein Gott wie weh tut mir das auch alles was ich da erlebt haben, wo sie vorher so lustig drüber weggegangen waren. Und ich denke, das solche Elemente so was einfach auch ein bisschen fördern können, ans Gefühl auch ran zukommen.

49. I Diese Entspannungsübung die du jetzt gerade beschreibst, was ist das genau. Du meinst jetzt nicht so was wie zum Beispiel Entspannung nach Jakobsen, oder?

50. E Nein, ich gebe eine kurze Entspannungsinstruktion und mache dann so eine Gedankenreise, sozusagen von der Ankunft bis zum Ende der Aufnahme. Dass ich einfach noch mal mit den Patienten so im Kopf durchgehe. wie war das als ich hier angekommen bin? Wie habe ich mich gefühlt als ich da vor dem Haus stand? Wie war das dann als ich das erste Mal in der Gruppe saß, wie hat das gewirkt auf mich? Was habe ich dann weiter gemacht?

51. I Eine geleitete Gedankenreise. 52. E Genau. 53. I Die Dramatherapie arbeitet unter anderem mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen, Märchen,

Geschichten oder Symbole verwendet oder entwickelt und es wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen, diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage ob Pat. X weiterhin Alkohol zu Hause aufbewahren will, nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Ziel ist es eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik, zu ermöglichen. Was hältst du von dieser Methode?

53. E Das finde ich hervorragend. Das würde ich gerne mal ausprobieren. Also das finde ich eine sehr schöne Idee, weil, dass ist dann quasi so ein Rollenspiel was ihr dann macht, ne? Das habe ich, als ich noch im zweiten Teil der Therapie mehr gearbeitet habe, das habe ich immer gerne gemacht, so Rollenspiele wo die Patienten dann wirklich so einfach mal das vertreten mussten. Also eine Aufgabe bekommen haben. Und ich glaube, wie du sagst, dass es tatsächlich dann angstfreier ist und ich bin nicht gezwungen, mich darzustellen, sondern kann

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einfach mal so frei überlegen. Das finde ich sehr schön. 54. I Es könnte zum Beispiel auch sein, dass man mit den Patienten gemeinsam einen weiteren fiktiven Patienten

entwickelt, der dann auch wieder in der Gruppe ist, und dass die anderen dann zum Beispiel in die Rolle des Behandlungsteams rutschen und überlegen, was muss der denn jetzt als nächstes machen, was wäre denn jetzt wichtig für den? So was, dann ist man halt noch ganz nah am Thema dran, aber verfremdet das ein Stück.

55. E Das ist ja so ein bisschen wie, das haben wir früher oft gemacht, wenn wir einen Rollentausch gemacht haben. Also wenn der Patient selber jetzt mal - also stell dir mal vor du bist der Therapeut, was würdest du demjenigen sagen?

56. I Genau, das kommt da auch noch mit rein. 57. E Das ist ja so - das zwingt mich ja im Grunde eine andere Haltung einzunehmen. Also noch mal von außen drauf

zugucken und dann kann man es leichter bewerten. 58. I In der Szenenarbeit werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens

handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen indem er anders sein kann als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation mit Verhaltens- uns Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen soll gestärkt werden. Kannst du dir darunter was vorstellen und was hältst du davon?

59. E Ich habe es noch nicht so genau verstanden, also er spielt sich nicht selbst, das ist klar, und was ist das - kannst du noch mal den letzten Teil wiederholen?

60. I Es geht halt darum dass der halt in diesem Rahmen von der Rolle einfach mal sich traut sich auszuprobieren und einfach mal mit verschiedenen Verhaltensweisen zu experimentieren und einfach sozusagen sich selbst dadurch noch mal neu erleben kann. Anders auch mal mit Verhaltensweisen experimentieren kann, ohne dass er das jetzt wiederum direkt selbst ist.

61. E Kann ich mir auch ganz gut vorstellen, wobei ich denke, dass es auch dann wahrscheinlich wieder wichtig ist, also gerade dann wenn es darum geht neue Verhaltensweisen einzuüben, auch noch mal zu gucken wie ist das in der Realität? Und dann auch das in der Realität umzusetzen. In der Realität muss ich es ja auch machen, ich kann ja nicht nur spielen, ich bin ja nicht immer auf der Bühne. Aber so als Übungsfeld finde ich das immer ganz hilfreich. Ich wurde gerade erinnert an ein Rollenspiel, das ich mal gemacht habe. Mit einem Patienten der dann seinen Chef spielte, der mit ihm auch noch verwandt war, also das war ein bisschen verbandelt. Der ihm immer wieder Alkohol angeboten hat. Den hat er gespielt und der hat mir dann später noch erzählt, der ist in der Realität noch genau in diese Situation und hat das dann aber wirklich gut nutzen können, dass was ein Mitpatient ihm im Grunde vorgespielt hatte, das war dann schon ganz hilfreich. Aber ich denke da ist die Realitätsprüfung schon auch immer wichtig, weil das ist ja dann schon was anderes.

62. I Das dann noch mal zurück zu koppeln. Also das vierte sind dann auch die Rollenspiele. In Rollenspielen werden in der Dramatherapie konkrete reale Lebenssituationen durchgespielt und bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden. Was hältst du von dieser Methode?

63. E Das halte ich für ein ganz wichtiges Element in der Therapie, so grundsätzlich. Wobei ich den Eindruck habe, das machen ja Verhaltenstherapeuten auch. Das ist ja jetzt nicht speziell dramatherapeutisch, aber das finde ich als Übungsfeld wirklich enorm wichtig. Wir haben bei uns – also in der Aufnahmephase machen wir das so gut wie nie, weil wir da überhaupt keinen Raum für haben. Aber im zweiten Teil der Therapie wird das schon viel gemacht. Auch so banale Sachen wie ein Ablehnungstraining, ist auch letztlich ein Rollenspiel.

64. I Ja genau, das kann man ja auch in ganz verschiedene Formen packen. Wenn du dir das jetzt noch mal so allgemein anguckst, es sind ja jetzt zu vier verschiedenen Herangehensweisen, die alle in dieser Therapieform halt vorkommen können,……. könntest du dir vorstellen, dass das eine mögliche Ergänzung wäre zu euren Sachen?

65. E Auf jeden Fall. Also auf jeden Fall. Einiges denke ich haben wir schon aber ich habe schon den Eindruck dass – gut, das ist jetzt Kurzzeittherapie, wir haben nicht viel Zeit, also wir sind nur Verhaltenstherapeuten die bei uns arbeiten, wobei wir zum Teil noch andere Elemente mal gemacht haben. Aber ich würde mir schon manchmal wünschen, dass wir mehr Elemente hätten die so den emotionalen Anteil hervor locken. Also wir haben viel psychoedukativen Kram, und das ist auch gut, das finde ich auch wichtig, aber ich fände es schön wenn man das einbauen kann. Wobei ich glaube, dass das auch etwas ist was auch Zeit braucht. Also ich denke, das ist ja nichts was man mal eben in 10 Minuten - du musst das ja auch ein bisschen einführen, was Zeit braucht. Aber ich könnte mir das, ich sag, ich würde es sehr schön finden, wenn wir dennoch eine Dramatherapeutin oder zwei im Haus hätten. Die dann auch solche Elemente noch mal mehr mit rein bringen würden. Wir haben zum Beispiel jetzt seit kurzem, wir hatten ja gar keine Ergotherapie oder Beschäftigungstherapie, weil das wegen der Kurzzeittherapie nicht passte, das ist eine Kollegin aus dem Schreibbüro, die auch selber so ein bisschen künstlerisch tätig ist und die bietet eine Gruppe an, die heißt kreatives Gestalten. Und einmal fliegen die Patienten drauf und es ist immer wieder verblüffend wie gerade so stark leistungsorientierte, ganz stark rationale Männer vor allem auch, was die da manchmal fabrizieren. Was die dann auch – also die arbeiten viel mit Speckstein und sie bietet alles mögliche an, also man kann relativ frei - das ist auch überhaupt nicht therapeutisch irgendwie abgesichert, aber es verblüfft mich immer wieder was die Patienten da hinkriegen. Also wenn Sie einfach mal weg von diesem Kognitiven, einfach mal mit den Händen etwas machen. Ich denke mir das dieses Spielerische, so wie du das jetzt beschrieben hast, dass das gerade auch bei diesem ganz stark leistungsorientierten und kognitiven Patienten, wenn man einfach mal so, - puh alles Quatsch- , dass das durchaus was wirkt. Also dass sich da Dinge auch gut lösen können. Also ich fände es schön wenn wir das mehr drin hätten.

66. I Und benutzt du denn das systemische, was du als Ausbildung ja auch hast? 67. E Ja, also in dem Sinne, dass ich Mitpatienten auch immer schon sehr konkret gucke, wie wirkt sich die

Suchterkrankung in dem Familiensystem aus. Wie haben die anderen reagiert? Wie sind sie damit umgegangen? Was hat das wiederum bei ihnen ausgelöst? Da kann ich das schon nutzen oder ich habe lange die Angehörigenseminare, also lange Zeit habe ich die auch selber gemacht, zum Teil auch nur begleitet. Da habe ich schon immer versucht diesen Aspekt noch einmal besonders herauszustellen. Weil, …gerade bei Paaren, aber auch in Familien, hast du ja diese ständigen Schuldzuweisungen: du bist schuld, nein du bist, nein

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du bist schuld, usw. Also einfach um zu sehen wir haben ein System das leidet. Und beide leiden und jeder leidet auf seine Art und Weise. Das haben wir schon auch sehr viel genutzt.

68. I Das ist ja auch motivationsfördernd an der Stelle. 69. E Ja klar. 70. I Als letzte Frage dann auch schon, hast du noch irgendetwas was du noch ergänzen möchtest bezüglich deiner

eigenen therapeutischen Arbeit zum Thema Motivation, Motivationsförderung? Gibt es da noch was? 71. E --- Wie gesagt ich hatte vorhin noch einen Gedanken im Kopf aber der ist mir wieder abgehauen. Also es ist für

xxxxxxx und mich schon eine besondere Situation, weil wir die Patienten ja wirklich nur eine Woche haben und ein festes Programm haben, was wir mit denen durcharbeiten. Aber ich glaube schon, dass diese positive Verstärkung einfach ganz wichtig ist. Was wir am Anfang wirklich immer so versuchen raus zu locken ist, was hat den Patienten selber gestört am Trinken? Also gerade bei denen, die nur oder fast nur auf Druck kommen. Da nehmen wir uns schon immer sehr viel Zeit noch mal sehr genau zu gucken, wie war das, wo drunter haben sie gelitten? Was hat Ihnen Schwierigkeiten gemacht? Das sehr raus zu kitzeln und das was wir da zu fassen kriegen, wirklich positiv zu verstärken. Also das so raus zu holen, also nicht so sehr auf die Seite zu gucken wer ist sonst so noch zu Schaden gekommen? Oder was habe ich alles für Mist gebaut? Sondern wirklich, was hat das mit mir gemacht? Ich fand das sehr schön die xxxxxxx - wir hatten neulich noch einen Patienten - letzte Woche noch - die hatte so ein Fitnessstudio aufgebaut und das ist Pleite gegangen. Sie erzählte das so relativ locker, Insolvenz, Schulden ohne Ende usw. also ziemlich dramatisch, aber Sie erzählte das so relativ locker. Wir haben dann noch abgefragt ob das auch mit dem Konsum zu tun hatte, was sie dann auch so bestätigen konnte. Sie sagte, ja, ich habe mich einfach nicht mehr so darum kümmern können wie das eigentlich nötig gewesen wäre, war aber nicht das einzige, aber es spielte schon eine Rolle, und dann sagte xxxxxxx und das fand ich ganz toll, das muss doch aber ganz schlimm für sie gewesen sein, das war doch so ihr Baby! Und dann fing die an zu weinen. Das fand ich so wichtig, also noch mal zu gucken, dass mein Gott, das muss ja auch furchtbar weh getan haben, dass das so in die Binsen geht. Und diese Dinge finde ich immer ganz wichtig, also diese Seite zu gucken wo denn auch mein eigenes Leid auch ist.

72. I Also wirklich die Gefühle auch dann noch mal anzugehen.

73. E Oder ich hatte neulich einen Patienten, der hatte Kinder und die haben sich so zurückgezogen und haben ihm auch Vorwürfe gemacht, habe nicht mehr mit ihm geredet, haben ihn nicht mehr ernst genommen. Klar kann ich sagen, kein Wunder, so wie sie gesoffen haben! Aber das würde ich so nie sagen. Ich sage dem Patienten vielleicht, das muss ihnen ja sehr weh getan haben. Dass die sich so rausgezogen haben. Also dass man mehr so auf diese Seite guckt noch mal.

74. I Ja, dann danke ich dir ganz herzlich für das Interview! Transkript VT1 1. I Also wie gesagt, ich hab ja gerade schon erzählt, es geht vor allem um die persönliche Vorgehensweise, was

Sie in der Therapie machen und vor allem halt auch, das haben Sie ja schon in der Anfrage gelesen, es geht halt um das Thema Motivation, Motivationsförderung, Aufrechterhaltung. Und meine erste Frage ist einfach, wie sieht denn Ihre Lieblingsmethode aus, um die Therapiemotivation Ihrer Patienten am Anfang der Therapie zu wecken?

2. E Ich meine wir sind ja hier in einer stationären Einrichtung und wir haben vom Konzept her sozusagen das Glück, dass unsere Therapie in zwei Teile geteilt ist. D.h. die meisten Patienten kommen erst mal in eine Aufnahmegruppe wo sie eine Woche verbringen, dort findet ja erst mal diese grundsätzliche Psychoedukation und Aufbauarbeit statt. D.h. die meisten Patienten, die ich dann erst mal in die Finger bekomme, haben zumindest schon mal eine Basismotivation. Ich meine letztendlich geht es ja um das Erarbeiten von persönlichen Zielen, von Zielen zur Abstinenz, Zielen zur Therapie, Zielen zur Auseinandersetzung mit dem emotionalen Hintergrund.

3. I Und wenn die Patienten dann zu Ihnen in die Gruppe kommt, gibt es da irgendeine Methode oder irgendetwas, was sie dann gerne mit denen machen, um mit denen anzufangen?

4. E Also vom Ablauf ist es erst mal so, dass die Patienten sich bei uns erst mal in der Gruppe vorstellen, die erzählen erst mal ganz grundsätzlich ein bisschen was zu sich, zu ihrem privaten Hintergrund und auch zu den Punkten, die sie in Therapie führen. Es ist halt ein verhaltenstherapeutisches, kognitives Vorgehen was wir hier fahren. Das wird dann im Erstgespräch vertieft, das findet dann am gleichen oder nächsten Tag eben statt. Und wenn es um das Thema Abstinenzmotivation geht, gehen wir schon nach Rollnick und Miller vor, dass wir einfach schauen o.k. was spricht für Abstinenz was spricht gegen Abstinenz, also so die klassischen Methoden.

5. I Also d.h. so mit Vier-Felder-Schema und - 6. E Genau, wobei ich habe meistens die Erfahrung gemacht, dass die Patienten, die zu uns kommen, schon eine

Abstinenzmotivation äußern. 7. I Und was tun Sie, um die Motivation Ihrer Patienten, also dann in dem Therapieprozess, sich mit sich selbst

auseinander zu setzen, möglichst über den gesamten Therapieverlauf auch aufrecht zu erhalten? 8. E Natürlich kommt jeder Patient im Verlauf der Therapie an einen Punkt, wo er merkte o.k., knicke ich sozusagen

in meine alte Strategie zurück? Oder entscheide ich mich für ein neues Verhaltensmuster? Und im Prinzip geht es um Ambivalenzverstärkung, das ist letztendlich das Verfahren einfach mal aufzuzeigen, wo ich merke sie sind hier an einem kritischen Punkt ihrer Therapie angelangt, es gibt eine Tendenz sich so und so zu verhalten und es gibt die Tendenz sich eben anders zu verhalten. Und dann explorieren wir eben durch, im Sinne der sokroatischen Gesprächsführung, was kommt dabei heraus, wenn ich das und das mache? Inwiefern ist das für mich zielführend? Inwiefern hilft mir das?

9. I O.k., also sokroatische Gesprächsführung. Gibt es noch andere Sachen, die sie dann anwenden können? 10. E Also im Prinzip ist das für mich so ein bisschen auch die Methode der Wahl, tatsächlich Vier-Felder-Schema,

wirklich wenn ein Patient so in diesen Moment kommt, so ein bisschen vom Kopf her klar zu kriegen was passiert dann eben, wenn ich mich eben so verhalte? Also endkatastrophisieren, --.

11. I Und in wieweit spielt es Ihrer Meinung nach eine Rolle für die Motivation Ihrer Patienten, dass sie jeweils benennen was das Ziel und auch die Wirkung einer Methode ist, die Sie dann da gerade auch anwenden?

12. E Ich glaube das ist entscheidend. Weil ich glaube es funktioniert bei vielen – also das ist meine Erfahrung, wenn

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Patienten halt irgendwie nicht klar haben wofür eine Verhalten gut ist, wofür eine Methode gut ist, dann fühlen die sich so ein Stück weit entmündigt. Patienten haben dann – auch natürlich ein Autonomiestreben in diesem Sinne, und wir gehen halt einfach von einem mündigen Patienten aus, die halt einfach eine gute Entscheidung für sich treffen. Wenn Sie nicht wissen, was ich mit einer Methodik vorhabe, ist es schwierig, dann wird halt glaube ich die therapeutische Beziehung ein Stück weit auf die Probe gestellt, wenn ein Patient keine gute, keine richtig richtig gute feste Beziehung hat, und ich mache etwas, was er nicht versteht, kann es sein, dass er in dem Moment aus dem therapeutischen Prozess aussteigt.

13. I Also ein ganz wichtiger Punkt. Und in wieweit spielen Gefühle Ihrer Patienten dabei in der Therapie eine Rolle? Also wie gehen Sie mit Ängsten und Unsicherheiten zum Beispiel um?

14. E Mit Ängsten bezogen auf? Keine Ahnung. 15. I Ja, die ja einfach im Therapieprozess auftreten können, es kann ja ganz vielfältig sein. 16. E Naja ich denke Gefühle sind das Element in der Suchttherapie. Wir wissen ja, dass das Suchtmittel eben dafür

eingesetzt, um eigentlich im Sinne also eines Regulationsprozesses, bestimmte Gefühle entweder zu puschen oder sie auch wegzudrücken, das heißt es geht tatsächlich darum, dass die Patienten ja die alternative Umgehensweise mit ihren Gefühlen entwickeln, das heißt der erste Schritt ist diese Gefühle überhaupt erst mal zu benennen, sie einzusortieren im Umgang mit Impulsdurchbrüchen, also schon vom schematherapeutischen her sich so ein bisschen damit auseinander zu setzen, wie kommt es das bestimmte Dinge mich derart aus der Bahn werfen? Es geht darum, tatsächlich den Patienten zum Experten über seine Emotionen zu machen, auch gerne im Sinne halt von Beck, ABC-Schema, das die halt noch mal schauen, okay das ist ein Auslöser, der macht mit mir das und das, und ich reagiere so und so.

17. I Gibt es neben dem ABC-Schema noch eine andere Methode, die sie anwenden, um an die Gefühle von den Patienten erst mal dran zu kommen?

18. E Da gibt es jetzt sehr viele Methoden die man – die wir verwendet, das ist natürlich so das A und O der Verhaltenstherapie, die hat sich ja in der letzten Zeit sehr weiter entwickelt, das schematherapeutische habe ich ja gerade genannt, dass es für mich da auch etwas ganz ganz Wichtiges, weil es auch darum geht, über Vorstellungsübungen an bestimmte Themen näher ran zu kommen, etwas zu imaginieren. Ich habe auch schon mal mit Patienten die halt eine emotionale Blockade hatten, bin ich dann auch mal an den Sandsack gegangen, dass die dann auch aus einem bestimmten Vorstellungsbild heraus letztendlich an das Gefühl herangegangen sind. Und wie ich gerade schon, bevor das Interview angefangen hat, angedeutet habe, ich habe auch schon mal mit Aufstellungsarbeit gearbeitet, dass die Patienten bestimmte innere Szenen, gerade in der Gruppentherapie, für sich noch mal nutzbar und spürbar machen konnten.

19. I Also so, dass Sie also bei der Aufstellungsarbeit bestimmte Situationen noch einmal aufstellen, die mit dem Trinken zusammenhängen?

20. E Ja, das sind ganz unterschiedliche Dinge. Bei eher persönlichkeitsgestörten Patienten macht so ein bisschen „innere-Teamarbeit“ Sinn, also welche inneren Anteile sprechender? Es gibt Patienten, die einen schwierigen biografischen Hintergrund haben, den die halt, was weiß ich, weg gedrückt haben, und der halt Einfluss auf spätere Verhaltensweisen, die mit dem Suchtmittel zu tun haben, und dann machen die wirklich eine Familienaufstellung, wir frieren einen Moment aus der Herkunftsfamilie ein, den sie dann noch mal für sich stellen können.

21. I Und welche Methoden und Interventionen wenden Sie an, um die Patienten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Abhängigkeit anzuregen?

22. E Naja, das ist ja so ein bisschen im Kontext der Gruppentherapie. Hier spielt das Setting schon eine sehr sehr große Rolle, das heißt die Patienten können dem Thema Sucht im Prinzip hier gar nicht entfliehen. Sie nehmen an Vorträgen teil wo es um das Thema Sucht geht, wie machen die – also wir machen jeden Tag eine Gruppentherapie mit therapeutischer Anleitung, eine Therapie wo Patienten nur untereinander sind und ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Patienten sich selbst noch mal ganz gut konfrontieren und fokussieren. Wenn wir eine Gruppe eröffnen, findet erst mal ein Blitz statt, wo die Patienten noch mal bitten – sich vorstellen mit „mein Name ist… und ich bin alkoholabhängig". Klar gucken wir auch immer so was aktuell an ist, also die Patienten haben Suchtdruck empfunden, wie es dazu kommt. Es gibt auch konkrete Maßnahmen die dann jeder Patient durchführt, d.h. es wird ein Suchtlebenslauf vorgestellt, wo die noch reflektieren erst mal insgesamt die Lebensgeschichte, wie auch die Sucht eben damit verflochten ist. Die Patienten stellen einen nassen Tag vor sozusagen im Sinne von – ja einer kleinen Verhaltensanalyse, wo sie für sich noch mal gucken, okay wie hat ein typischer Tag ohne Suchtmittel stattgefunden, das ist sehr konfrontativ. Und in der Mitte der Therapie fertigen sie eine Funktionsanalyse an, wo sie für sich ein individuelles Entwicklungsmodell der Sucht darstellen. Ansonsten machen wir noch ganz viel Angehörigen-Arbeit. Wir haben Angehörigenseminare, wo natürlich eben ein Element ist aus Angehörigensicht anzuhören, wie sich die Patienten unter Alkoholeinfluss verhalten. Patienten fordern auch Briefe von Angehörigen an. Ich mach paar Gespräche, Familiengesprächen.

23. I Also ganz viele verschiedene Sachen. 24. E Ja, ich meine, letztendlich macht ja das Verschiedene das Ganze langzeitlich. 25. I Inwieweit gibt es dann noch mal eine zentrale Rolle von den Motiven der Patienten, warum sie konsumiert

haben, oder warum sie damit angefangen haben? 26. E Ich denke das spielt natürlich immer eine wichtige Rolle, Kanfer sagt ja immer: ist der Patient motiviert, man fragt

sich halt wozu? Ich denke da steckt einfach etwas hinter, ich glaube gerade das Suchtmittel mit viel mit ner Hilflosigkeit dem eigenen Gefühlsleben gegenüber zu tun. Ich glaube kein Patient der Welt entscheidet sich heute ja super jetzt möchte ich trinken und möchte ich abhängig werden! Sondern die greifen letztendlich zum Suchtmittel als letzte Instanz, das muss man sich natürlich auch als Patient klarmachen, auch im Sinne der emotionalen Krankheitsakzeptanz. Ich glaube das ist ganz wichtig, dass jeder Patient so ein bisschen, sich genau diese Sichtweise sich auch aneignen kann und verstehen kann, dass er das Suchtmittel nicht aus Boshaftigkeit, oder weil er halt ein schlechter Mensch ist sich genommen hat, sondern dass die Sucht eben als Krankheit akzeptieren kann, und sich letztendlich auch selbst verzeihen kann, also letztendlich Abbau von Schuld und Schamgefühlen.

27. I Können Sie ja auch eine konkrete Methode benennen oder Vorgehensweise, wie Sie daran arbeiten, was Sie jetzt gerade so beschrieben haben?

28. E Das sind eigentlich die zwei Punkte, die ich auch gerade schon benannt habe. Das eine ist sich selbst auch erst mal mit seiner Sucht zu konfrontieren, das machen die Patienten, wie gesagt in einer Art nassen Tag, wo sie noch mal für sich wahrheitsgetreu aufschreiben so war's. Damit setzen sie sich auseinander, dadurch flammen

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Schuld und Scham natürlich noch mal auf. Und dann lernen die Patienten eben auch noch mal im Gruppenkontakt das zu reduzieren, das heißt die sehen sich erst mal durch die Augen der Gruppe wieder. Die merken, okay, die Leute verurteilen mich nicht etwa für mein Suchtverhalten, sondern die sagen o.k. alles klar, das sind die Symptome deiner Sucht, aber das bist du als Person, und eben das persönlich stimmige Entstehungsmodell, dass die Patienten der sich selbst erarbeiten, spielt dabei eine ganz ganz große Rolle. Das ist etwas das wir anleiten, wo wir wirklich auch noch mal in Einzelgesprächen zusammensetzen und kucken o.k. was spielt denn da im Hintergrund eine Rolle? Wie hat sich das Ganze entwickelt? Und eben auch, gerade bei Schuldgefühlen, die Auseinandersetzung mit den Angehörigen.

29. I Jetzt ging es halt die ganze Zeit so um die Aufrechterhaltung der Motivation im Therapieverlauf. Jetzt möchte ich Ihnen einfach noch mal drei verschiedene Beispiele nennen. Also wenn Sie sich einen Patienten vorstellen, der zwar regelmäßig an allen Therapieangeboten teilnimmt, bei dem Sie selbst aber das Gefühl haben, dass er sich selbst und seine Verhaltensweisen eigentlich nicht ändern möchte, wie gehen Sie mit so einem Patienten um?

30. E Es wäre natürlich sinnvoll, dem Patienten das erstmal zu spiegeln, dass ich das Gefühl bekommen habe, dass er sich im Sinne seiner Motive verhält, und ich würde mit ihm explorieren wollen, wie das in der Vergangenheit funktioniert hat. Wo das Suchtmittel für ihn eine Rolle spielt. Und ich mache die Erfahrung in dem Moment wenn der Patient sieht, okay da gibt es einen Zusammenhang, eine d.h., Beispiel: auch weiterhin Konflikte eher herunter schlucken, nach außen hin eine funktionierende Fassade aufstellen, dann mache ich mir einen Druck, den ich in der Vergangenheit mit Sucht modifiziert habe. Meistens ist das für die Patienten genau der Punkt, wo sie anfangen zu überlegen wie könnten sie sich denn anders verwalten? Es kann natürlich auch immer sein, dass ein Patient sagt Ja aber das ist für mich zu heiß und ich möchte genau dieses Verhalten so aufrecht erhalten und wenn ich dann die Gefahr laufe, rückfällig zu werden, dann ist es so. Aber in dem Moment beginnt dann einfach die Eigenverantwortung des Patienten.

31. I Und wenn Sie das Gefühl haben, der spielt Ihnen irgendetwas vor, das ist nicht echt was er tut? 32. E Also im Sinne der Transparenz, ich finde es immer wichtig, solche Eindrücke dann rüberzubringen, weil ja, es

kann natürlich sein, dass ein Patient flunkert, mir etwas vormacht. Ich kann in dem Moment nichts tun, als ihm das kritisch zurück zu melden. Und sagen o.k. ich habe das Gefühl – das ist für mich unstimmig. Aber wenn der Patient dann immer noch weiter blockt, bin ich als Therapeut lahm gesetzt.

33. I Ja also eine andere Situation könnte ja sein, dass Sie aus der Anamnese oder aus Berichten von Kollegen wissen, dass der Patient sehr von Außenstehenden zur Teilnahme an der Therapie gedrängt wurde und dass der Patient auch immer wieder äußert, dass er eigentlich nicht so wirklich weiß, ob Therapie das Richtige für ihn ist. Was ist da so ihre Vorgehensweise?

34. E Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es wenige Patienten gibt, die aufwachen und feststellen, Therapie hätte ich jetzt mal Lust drauf. D.h. die meisten Patienten kommen im Verlauf ihrer Geschichte an den Punkt, dass sie merken okay irgendwo bekomme ich plötzlich eine Grenze zu spüren, sei es durch die Angehörigen, die sagen o.k. so mache ich nicht weiter. Die kriegen dann die rote Karte vom Arbeitgeber, wie auch immer. D.h. die meisten Patienten kommen erst mal an so einen extrinsischen Punkt Wotan im guten Fall sich eine – Abstinenzmotivation sich draus entwickelt oder auch nicht. Also ich glaube, das ist tatsächlich der Regelfall, dass Patienten ambivalent motiviert sind. Und bei vielen Patienten steckt auch so etwas wie Skepsis und Hilflosigkeit dahinter. Wie Sie gerade gesagt haben, es gibt Patienten die sagen, Therapie – da kann ich nichts mit anfangen. Ich gehe da eher pragmatisch ran, jetzt sind wir beide doch hier da können wir doch schauen uns das ganze hinführt. Um sozusagen das Beste draus zu machen, wenn sie nach der Therapie dann immer noch der Meinung sind, Therapie ist Mist okay, aber sie können sich nicht vorwerfen, dass sie es nicht ausprobiert haben. Also es geht also auch ein bisschen darum, diese Skepsis auch zu benennen, sie anzuerkennen, auch im Sinne der Achtsamkeit und dann einfach damit zu arbeiten. Ich habe auch manchmal die Erfahrung gemacht, in dem Moment, in dem ich mit dem Patienten eine Art Schulterschluss mache, mich auf seine Seite stelle, dann gucken wir mal was passiert. Ich glaube, diese ambivalente Motivation spielt ja schon vor der Therapie eine Rolle, wie gesagt ich glaube jeder, der trinkt, weiß zum Teil, dass er sich selber damit keinen Gefallen tut. Und die meisten verleugnen das und wollen sich nicht damit auseinandersetzen, weil sie da auch ein Stück weit eine Ausweglosigkeit empfinden. Und in dem Moment, wenn man den Patienten sagt, o.k. diese Wege gibt es, wenn sie vielleicht an anderen Mitpatienten merken, okay Veränderung ist möglich, dass die sich dann auch gerne auf den sinnvollen Weg begeben.

35. I Und haben Sie auch da eine konkrete Methode, womit Sie den Patienten helfen können, sich mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren?

36. E „Geleitetes Entdecken“, anleiten, fokussieren - 37. I Was meinen Sie mit „Geleitetes Entdecken“? Können Sie noch mal erklären was Sie dann machen? 38. E Dass ich, dass wir sozusagen in Dialog miteinander treten. Und mit dem Patienten eben darüber sprechen was

seine Motive sind. Noch mal schauen, wie das in der Vergangenheit gewesen ist, also ja Achtsamkeit trainieren. 39. I Und wie gelingt es Ihnen, die Selbstverantwortung und die Eigenmotivation der Patienten anzustoßen? 40. E Selbstverantwortung des Patienten anzustoßen, ich meine die Patienten sind selbst verantwortlich. Für mich ist

es eben wichtig, dass man die Alternativen eben aufzeigt. Patienten machen immer, was sie wollen. Das Entscheidende in der Therapie ist, sie dabei zu begleiten, und das Reflektieren mit ihnen anzufangen.

41. I Erfahrungen zeigen ja auch, dass es in Therapien auch immer wieder zu Krisen kommen kann und Patienten manchmal aus unterschiedlichsten Gründen die Therapie plötzlich abbrechen möchten. Was machen Sie, wenn das passiert?

42. E Im Prinzip genau das Gleiche. Wenn ein Patient Abbruchgedanken äußert und noch nicht abgebrochen hat, ist es für mich erstmal ein sehr sehr gutes Zeichen, weil das bedeutet, dass er immer noch ein Stück weit ambivalent motiviert ist und mir da sozusagen die Chance bietet, mit ihm da ins Gespräch zu kommen. Und das ist der Moment, wo wir dann auch tatsächlich ein Krisengespräch miteinander führen. Wo wir dann auch in dem Moment schauen, ja o.k. was ist denn jetzt gerade so dringend? Was macht es denn für einen Unterschied aus, ob ich jetzt nach Hause fahren oder erst in zwei Wochen nach Hause fahre? Es gibt eben verschiedene Gründe warum Patienten Therapie abbrechen wollen. Das kann Therapie immanent sein, es kann sein dass außerhalb etwas passiert. Ich habe mal einen Patienten gehabt, seine Freundin hatte sich von ihm getrennt gehabt und er wollte dann gerne die Therapie abbrechen. Der Patient hatte sich dann, nach dem Gespräch, tatsächlich darum entschieden, Hintergrund ist für ihn einfach gewesen, dass ihm klar geworden ist wenn er jetzt einfach feuerwehrmäßig nachhause fährt um die – seine Freundin jetzt sozusagen zurück zu erobern, ändert sich wahrscheinlich nicht viel aber vielleicht ergibt sich hier eine große Chance.

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43. I Welche verhaltenstherapeutische Methode zur Motivationsförderung finden Sie besonders effektiv? 44. E Wie schon gesagt, so das Vier-Felder-Schema, Drei-Felder-Schema, das ist für die Patienten immer wirklich

sehr hilfreich, noch mal genauer zu schauen, was steckt wirklich dahinter, wobei ich eben sehr dankbar bin für diese schematherapeutische Ergänzung, wo's eben etwas Emotion-fokussierter zugeht.

45. I Und was ist dann bei der Schematherapie für Sie genau - was macht diese wichtige Ergänzung für Sie aus? 46. E Diese Emotionsfokussierung. Das war dann sozusagen schauen, o.k. ich merke, es ist jetzt gerade etwas

aktiviert und ich kann mir das auf einer Metaebene auch gemeinsam mit dem Patienten anschauen. Und in dem Moment, wenn sich ein Patient entscheidet, diesen Schritt mit mir noch mal zur Seite zu gehen, also von okay, wie kommt es, dass ich da jetzt so unter Dampf gekommen bin? In dem Moment ist er schon in einem guten Prozess.

47. I Können Sie dann beschreiben, was da den Unterschied ausmacht zwischen einer Bearbeitung anhand von zum Beispiel einem SORCK-Schema und der Schematherapie?

48. E Die Unterscheidung – es ist ja sozusagen eine Ergänzung, so wie ich das verstanden haben. Wenn wir mit einem reinen SORCK-Schema arbeiten, bleiben wir häufig schon mal ein bisschen auf der Ebene von Gedankenverzerrungen dieser eine Rolle spielen. Das schematherapeutische Vorgehen hatte eher damit zu, dass manchmal Situationen Schemata auslösen, die etwas tiefer verwurzelt sind. D.h. wir sind ein weniger bei Gedankenverzerrungen sondern mehr in der Plananalyse dran.

49. I Also es geht Ihnen dann wirklich noch mal um das Vertiefen, diesem Gefühl dann auch noch mal mehr Raum geben zu können.

50. E Genau, also eben nicht nur zu sagen ich katastrophisiere jetzt etwas, das wäre ja sozusagen im Sinne des SORCK-Schemas eine gedankliche Verzerrung, sondern was hat das denn bei mir ausgelöst diese Panik? Woher kenne ich das Gefühl? Womit verbinde ich das? Weil ich einfach die Erfahrung gemacht habe, wenn ich jetzt beispielsweise ein Patient bin, der Aufträge sehr allergisch reagiert. Na klar ich kann sagen Sie katastrophisieren das jetzt, aber es ist eine völlig andere Kiste, wenn der Patient merkt, o.k. wenn jemand autoritär gegenübertritt, dann fühle ich mich so ein Stück weit an meinen autoritären Vater erinnert. In dem Moment, indem ich das als Patient zu sagen Schirm reagiere ich nicht mehr so impulsiv. Dann passiert nämlich, was ich vorhin gemeint habe, mit ich werde zum Experten für meine Gefühle und kann dann etwas überlegter handeln.

51. I Und die Vorgehensweise sieht dann wie aus? Dass Sie das aufschreiben mit dem Patienten gemeinsam, oder wie muss ich mir das vorstellen?

52. E Das kann man machen, aufschreiben. Ich mache das auch gerne in der Gruppe, solche Themen dann explorieren. Wir beginnen dann tatsächlich bei dem Auslöser. Was macht das mit Ihnen? Also es geht auch wirklich darum, das im Zeitlupentempo zu machen. Woher kennen Sie das Gefühl? Und dann sind wir in der biografischen Arbeit drin. Wenn wir das parallel noch aufschreiben, finde ich das für die Patienten sehr hilfreich, dann können sie das mitnehmen, für die weitere Auseinandersetzung in der Gruppe verwenden.

53. I Sie haben mir jetzt verschiedene Vorgehensweisen schon beschrieben von der Verhaltenstherapie was Sie machen. Welche ganz persönlichen Ideen oder Vermutungen haben Sie bezüglich der Wirkfaktoren oder Wirkmechanismen? Also was erleben Sie selber als wirkungsvoll, was meinen Sie was macht es aus die Wirkfaktoren der verhaltenstherapeutischen Methoden, die Sie verwenden?

53. E Ich denke das Wirksame ist, das sind zwei Dinge, zum einen, dass die Patienten lernen sich selber zu verzeihen, dass sie lernen, den Blick in den Spiegel zu werfen und zu sagen, o.k. ist in Ordnung was ich da sehe und ich komme auch mit meiner Vergangenheit zurecht. Und das andere ist im Sinne einer Selbstwirksamkeit Überzeugung, dass die Patienten ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen, wie kann ich mich selbst um mich selbst kümmern, also Hilfe zur Selbsthilfe letztendlich. Ich glaube, das wird sehr viel auch mit Rückfallprophylaxe zu tun. Weil ich die Erfahrungen mache, ich kann zwar in emotionale Krisen rutschen, weiß aber mittlerweile auch aus Erfahrung, wie ich diese Krisen bewältigen kann. Viele Patienten die auch zu unseren Sommerfesten kommen sagen, gut, meine Probleme haben sich nicht verändert, aber mein Umgang damit.

54. I Gut, dann kommen wir jetzt zu Dramatherapie. Ich werde Ihnen jetzt als erstes einfach mal kurz die Dramatherapie beschreiben und dann werde ich Ihnen vier verschiedene Ansatzpunkte der Dramatherapie vorstellen. Der Begriff „Drama“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Handeln oder Handlung. Die Dramatherapie ist in diesem Sinne eine handlungsorientierte Therapieform, die zu den künstlerischen Therapien gezählt wird, wie Musiktherapie, Kunsttherapie und Tanz- und Bewegungstherapie. Dramatherapie setzt die Kraft des Theaters zu psychotherapeutischen Zwecken ein. Dies geschieht, indem im Theaterspiel oder in spielerischen Übungen den Patienten neue Erfahrungsräume angebotenen werden, welche durch ihren „spielerischen Charakter“ und die durch die Darstellung geschaffene Distanz Sicherheit schaffen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Ich werde Ihnen im Folgenden vier Methoden aus der Dramatherapie vorstellen. Und es geht wieder um den Zusammenhang, zu gucken, inwiefern kann man Patienten mit diesen Methoden dazu motivieren, sich mit sich auseinander zu setzen. Also als erstes: In der Dramatherapie werden interaktive gruppendynamische Bewegungsspiele, z.B. mit Bällen, einem Luftballon oder einfachen Bewegungsabläufen, eingesetzt, um entweder als Aufwärmübungen fürs Theaterspielen zu dienen oder eine Gruppe in Aktion zu versetzen, die Energie in der Gruppe zu erhöhen, Unsicherheiten spielerisch abzubauen, sowohl Individuelle als auch Gruppenfähigkeiten zu entwickeln, Kontakt zu fördern und um dem Einzelnen ein Erleben der eigenen Person in einem spielerischen Rahmen zu ermöglichen. Wenn Sie das so hören, was halten Sie von dieser Methode und dieser Herangehensweise?

55. E Ich glaube das ist gut für den Gruppenzusammenhalt. Und man weiß natürlich auch aus der Forschung, dass gerade so gruppendynamische Übungen Gruppenkohäsion und damit die Wirksamkeit fördern.

56. I Und sehen Sie in dieser Methode Übereinstimmungen mit der Verhaltenstherapie? Dass es da ähnliche Ansätze gibt?

57. E Ich halte es für eine sinnvolle Ergänzung. Ich halte es persönlich jetzt nicht für so zentral, aber ich kann nur mit einer Gruppe arbeiten die gut zusammenhält und die gut mit Spannungen umgeht, und das kann man mit solchen Methoden natürlich gut fördern.

58. I Genau, das wär die nächste Frage gewesen. Könnten Sie sich das vorstellen, dass das jetzt hier in der xxxxxxxx, dass das eine gute Ergänzung auch hier sein könnte, das einzusetzen?

59. E Im Kleinen wird das ja auch gemacht. Im Kleinen mache ich das auch selbst sehr sehr gerne, weil ich glaube, dass es wirklich auflockert, weil sonst die Therapie so sehr verkopft wird und damit sehr dröge. Dass so etwas

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dazwischen stattfindet finde ich nicht verkehrt, ich würde aber dafür meine Funktionsanalyse nicht abgeben wollen.

60. I Also sich selber würden es jetzt nicht machen wollen aber zusätzlich durch Dramatherapeuten oder Kunsttherapeuten -

61. E Klar, aber ich würde es nicht tauschen. 62. I Als zweites: Die Dramatherapie arbeitet unter anderem mit Distanzierungstechniken. Hierbei werden Mythen,

Märchen, Geschichten oder Symbole verwendet und wird mit fiktiven Rollen und Situationen im Rollenspiel gearbeitet, welche sich auf die realen persönliche Themen der Patienten beziehen, diese aber verfremden. Ein Beispiel hierfür kann sein, dass die Frage, ob Pat. X weiterhin Alkohol zu Hause aufbewahren will, nicht direkt bezüglich des Patienten besprochen wird, sondern stattdessen eine TV-Talkshow mit Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema dargestellt wird. Wo dann einfach die verschiedenen Gruppenmitglieder in Kleingruppen zusammengefasst werden, die dann verschiedene Meinungen sozusagen vertreten zu diesem Thema, zu der Fragestellung Alkohol zu Hause ja oder nein? Ziel ist es, eine Distanz zu den eigenen Lebenserfahrungen der Patienten zu schaffen und dadurch eine gründlichere, weil angstfreiere Auseinandersetzung mit der eigenen Thematik zu ermöglichen. Weil es nicht direkt um die eigene Person geht.

63. E Das habe ich jetzt noch nicht so verstanden. Also Distanzierung dadurch, dass die Patienten sich als Experten begreifen und nicht über ihre eigene Person sprechen?

64. I Genau, es geht schon um das Thema, was das persönliche Thema der Patienten ist, aber bei dem, was in dem Gruppenrollenspielen stattfindet, geht es nicht gezielt um die Person Patient X, sondern es wird in einen fiktiven, einen ausgedachten Rahmengesetz, zum Beispiel diese Experten TV-Show.

65. E Die Frage ist jetzt, ob ich mir vorstellen kann, sowas Sie in der Klinik zu machen, ja? 66. I Was Sie überhaupt von solchen Distanzierungsmethoden halten, das ist ja nur ein Beispiel. 67. E Also ich glaube, das wird in gewisser Weise ja gemacht, also wenn die Patienten sich theoretisch mit bestimmten

Themen auseinandersetzen, die leihen sich auch Bücher aus; die lesen, die haben auch mal Themen; die sie in der Gruppe besprechen, Beispiel: Kritiküben und so, die sind nicht immer so voll in Ihrer Situation dabei. Es ist ja dann noch nett; daraus ein Spiel zu machen, dass sie eine Fernsehshow daraus machen, vielleicht nette Ergänzung, aber ich glaube so anders ist es in dem Moment nicht. Klar distanziert es, wenn ich mich theoretisch mit etwas auseinandersetze, aber ich glaub das macht jeder Patient, der sich ins Internet setzt um bestimmte Informationen zusammen zu sammeln.

68. I Also die Methode ist eine andere, aber das, was erzeugt wird, ist etwas, was Sie auch in der Verhaltenstherapie erleben.

69. E Ja, so gerade die Patienten die machen ja auch therapeutische Sitzungen untereinander, die haben Materialien da wo dann, keine Ahnung, im Heftchen was zum Thema Selbstwert steht und dann sprechen die halt über Selbstwert. Wie viel sie dann von sich selbst in diesem Moment preisgeben ist ja dann ihre Entscheidung.

70. I Und das wirklich noch mal in einer kreativen, künstlerischen Form noch mal zu ergänzen sozusagen? Sehen Sie da einen Sinn drin, ist es Ihrer Meinung nach sinnvoll, so etwas zu machen?

71. E Ich glaube, dass ist sehr motivierend, weil es ja sozusagen etwas Spielerisches hat und vielleicht hat es auch so ein bisschen den Zugang aufzulockern und sich mit einer schweren Thematik in einem etwas anderem Rahmen auseinander zu setzen.

72. I Dann gibt es noch die Szenenarbeit. Da werden fiktive Rollen und Charaktere vertiefend in einzelnen Szenen erarbeitet. Meistens handelt es sich dabei um Improvisationen. Der Patient spielt nicht sich selbst, sondern nimmt eine andere Rolle ein. In der Szenenarbeit geht es darum, dem Patienten im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ zu schaffen, in dem er anders sein kann, als er es sonst ist und in dem er sich ausprobieren kann. Selbstausdruck und Erweiterung des persönlichen Rollenrepertoires sollen ermöglicht und gefördert werden. Die Motivation, mit Verhalten- und Ausdrucksweisen experimentieren zu wollen, soll gestärkt werden.

73. E Würde ich unter der Bedingung für sinnvoll halten, wenn es da einen Zusammenhang zur Suchtentwicklung gibt. Weil ich glaube, wir können uns natürlich in allen möglichen Arten jeder selbst explorieren, und anders verhalten. Ich glaube, die Gefahr sehe ich, bei der Reinform dieses Verfahrens, dass man halt tolle Dinge ausprobiert, aber die Patienten den Zusammenhang zur Sucht dabei vielleicht verlieren.

74. I Okay, also das wäre eine kritische Anmerkungen an dieser Stelle. Und grundsätzlich, das Ausprobieren dann im Zusammenhang, wenn es um Suchtfragen geht? Kann man ja auch sorum machen.

75. E Da fehlen mir jetzt ehrlich gesagt ein ganz klein wenig die Erfahrungswerte, also ich muss mir erst mal versuchen das vorzustellen. Also ich glaube es wäre ein bisschen die Frage, inwiefern die Patienten es packen, gespielter Rahmen hin oder her, da also die eigenen Barrieren zu überwinden.

76. I Also ich kann ja vielleicht einfach noch mal ein Beispiel geben, es kann zum Beispiel darum gehen, sich in einer Spielsituationen einfach vorzustellen, dass jeder in einem eigenen Haus wohnt, und man hat die Aufgabe, aus seinem eigenen Haus rauszugehen, die vorgestellte Tür zu öffnen, so tun als ob, bei jemandem an der Tür zu klingeln und da um Einlass zu bitten. Also sich ganz spontan halt eine Situation aus zu denken und zu gucken wie komme ich da rein? Derjenige, der drin steht, hat die Aufgabe zu sagen, nee du kommst hier nicht rein. Also auf jeden Fall bei dem Nein zu bleiben. Also in der Spielsituation wäre ja erst mal kein direkter Zusammenhang da mit der Suchtproblematik aber -

77. E Also wenn ich das richtig für mich übersetzte reden wir hier vom Ablehnungstraining, in dem Moment. 78. I Könnte es sei. Es also es könnte ein Teil vom Ablehnungstraining sein, es könnte aber auch vom sich zutrauen

spontan zu reagieren, schnell sich einfach Gedanken machen, Fantasie anzuregen, also in die Richtung kann es auch gehen, aber natürlich auch die Komponente Nein sagen, dann haben wir das Ablehnungstraining. Also dann wäre erst dieses spielerische Erleben möglich und in der Reflektion wäre eine deutliche Verknüpfung möglich mit verschiedenen Themen die bei der Sucht anknüpfen.

79. E Ja ich glaube dann kann es sehr sinnig sein, aber auf diese Verknüpfung käme es bei mir an. 80. I Ja, und dann im Rollenspiel werden in der Dramatherapie konkrete reale Lebenssituationen durchgespielt und

bestehende Probleme, Konflikte, Beziehungen, Lebensrollen und Verhaltensmuster exploriert. Alternative Verhaltensweisen können ausprobiert und trainiert werden, bevor sie im realen Leben angewendet werden. Was halten Sie von dieser Methode?

81. E Ja, mit Rollenspielen arbeiten wir ja ganz viel, gerade auch im Kommunikationstraining, in vielerlei Bereichen, soziales Kompetenztraining und so weiter und so fort. Das ist etwas sehr Gängiges.

82. I Das ist einfach sehr vertraut in der Verhaltenstherapie.

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83. E Ja genau. 84. I Wollen Sie bezüglich der Dramatherapie noch irgendetwas sagen, gibt es noch eine Rückmeldung dazu? Das

waren jetzt so die vier verschiedenen Bereiche, die ich da so vorstellen wollte. 85. E Mich hat es ein bisschen überrascht, wie vertraut mir das letztendlich vorkam. 86. I Und als letzte Frage, jetzt wieder bezüglich Ihrer eigenen therapeutischen Arbeit: Gibt es noch etwas zu dem

Thema Motivation, Motivationsförderung, was wir jetzt noch gar nicht benannt haben? Möchten Sie noch irgendwas ergänzen zu dem Thema?

87. E Fällt mir jetzt spontan nichts weiter ein. 88. I Okay. Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview!