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Nachricht vom Verlust der Welt Theaterproduktion mit Jugendlichen auf Basis des gleichnamigen Romans von Inge Rowhani-Ennemoser in Kooperation mit dem Salon5 im Brick-5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien 13. bis 18. April 2013 Premiere: 13. April 2013, 19:30 Uhr Vorstellungen: 14. bis 18. April 2013, 19:30 Uhr und 14. April 2013, 15:30 Uhr

Nachricht vom Verlust der Welt - Programmheft

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Programmheft

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Page 1: Nachricht vom Verlust der Welt - Programmheft

Nachricht vom Verlust der Welt Theaterproduktion mit Jugendlichen

auf Basis des gleichnamigen Romans von Inge Rowhani-Ennemoser in Kooperation mit dem Salon5 im Brick-5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien

13. bis 18. April 2013

Premiere: 13. April 2013, 19:30 Uhr Vorstellungen: 14. bis 18. April 2013, 19:30 Uhr

und 14. April 2013, 15:30 Uhr

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Junger S al on

Der Junge Salon ist ein Theaterclub für Jugendliche ab 14 Jahren. Seit 2010 bieten wir Jugendlichen die Möglichkeit aktiv an Theaterprojekten mitzuwirken. Kern des Vorhabens ist es, jungen Menschen die Chance zu geben, aktiv am Entstehungsprozess von professionellen Theater-produktionen dabei zu sein - vor oder hinter der Bühne. Weiters stehen theaterpädagogische Schulprojekte, insbesondere mit SchülerInnen aus dem 15. Bezirk, und inszenierungsbegleitende Vermittlungsworkshops im Zentrum unserer Tätigkeit. Wir wollen die Neugierde und die Lust junger Menschen am Medium Theater wecken, die Wahrnehmung für die Mittel des Theaters schärfen und Gelegenheit bieten, diese praktisch zu erproben. Gerade in einem Bezirk wie dem 15., mit einem hohen Anteil an migrantischer und postmigrantischer Bevölkerung leistet der Junge Salon Basisarbeit im Bereich kulturelle Bildung - über soziale und kulturelle Grenzen hinweg. Der Junge Salon wird von der Theaterpädagogin Johanna Jonasch und der Schauspielerin Isabella Wolf geleitet.

Projekt

Der Junge Salon widmet sich im Gedenkjahr 2013 - 80 Jahre Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland, 75 Jahre "Anschluss" und Reichspogromnacht - der Geschichte jener Menschen, die in der Umgebung der "Makkabi"-Turnhalle lebten. Auf Basis des gleichnamigen Romans von Inge Rowhani-Ennemoser zeigen 20 jugendliche DarstellerInnen das Schicksal einer jüdischen Familie zur Zeit des NS-Regimes. Im Rahmen einer umfangreichen Themen- und Aktionswoche gibt es Ausstellungen, Publikumsgespräche, eine Filmpremiere, eine Buchpräsentation sowie Stadtrundgänge zu Erinnerungsorten im 15. Bezirk. Im Zuge des theaterpädagogischen Vermittlungsprogramms bietet der Junge Salon speziell für Schulklassen inszenierungs-begleitende Workshops zur Produktion an. Am 16. April findet die Gedenk-Aktion "Nachrichten für die Erinnerung" rund um das Turnerdenkmal statt.

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Inh al t

Marie, eine junge Oberösterreicherin, verlässt Mitte der 1920er Jahre die ärmlichen Verhältnisse auf dem Land um in der Großstadt Wien ihr Glück zu versuchen. Sie ist ehrgeizig und zielstrebig. Sie will es zu etwas bringen. In einem der jüdischen Haushalte, in denen sie als Dienstmädchen tätig ist, lernt sie den Postbeamten und Juden Georg Flohr kennen. Sie konvertiert und heiratet ihn 1935, kurz bevor Hitlers Regime per Gesetz die Ehe zwischen Juden und Nicht-Juden verbietet. Nun kann sie auch ihre 1930 geborene, uneheliche Tochter Lotte zu sich nehmen. 1939 kommt Georg aus der Schutzhaft in Dachau zurück und muss so schnell wie möglich nach Palästina fliehen. Wenig später, im Juni 1939, setzt Marie ihre Tochter aufgrund der immer massiver werdenden Maßnahmen zur Vertreibung der Juden in einen Kindertransport nach Schweden. Lottes Überleben ist damit gesichert. Die beiden Frauen werden einander jedoch 17 Jahre lang nicht sehen. Verständigung gibt es keine. - Lotte ist eine der vielen Überlebenden, die mit dem "Schicksal der Geretteten" kämpfen.

Zwei Ensembles zeigen das Schicksal von Menschen während der NS-Zeit. Eine ambitionierte Band probt mit ihren Tänzerinnen für den großen Auftritt. Marie bezieht mit ihrem Mann und ihrer unehelichen Tochter Lotte die erste gemeinsame Wohnung. "Ich werde dich nie verlassen", verspricht Marie ihrem Kind. Jeder kämpft um ein gutes Leben. Alle Zeichen stehen auf Zukunft. Wenige Jahre später hat der aggressive Nationalsozialismus jegliche Lebensplanung untergraben. 1939 ist die Band zersplittert und die Familie in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Marie, Georg und Lotte überleben den 2. Weltkrieg, aber die Familie gibt es nicht mehr.

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DarstellerInnen

Elisa Marina Dietrich, Deborah Fasan, Stefanie Fliessenschuh, Walpurga Friedl, Marianne Göttl, Katharina Halmdienst, Mikey Kirchhofer, Andrea Knoettig, Timon Liebau, Stefanie Moser, Judith Neichl, Fanny Neumayer, Luzia Oppermann, Lisa Pavitschitz, Robin Reithmayr, Corinna Riesz, Carmen Schrenk, Fabienne Sigaud, Christina Strnad, Veronika Vitovec

Bühnenbild

Goldmund Friedl

Ticketing, Marketing, Presse

Theresia Pichler

Assistenz

Lisa Brameshuber, Maria Erl, Madita Lyczywek

Konzep t, Regie , theaterp äd agogisch e Leitu ng

Johanna Jonasch, Isabella Wolf

Besonderer Dank ergeht an Dr. Thomas Haffner und das Team des Brick-5, welches uns die Räumlichkeiten für die Proben und Aufführungen kostenfrei zur Verfügung stellt.

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Au torin

Inge Rowhani-Ennemoser wurde 1940 in Wien geboren. Als Juristin war sie lange Zeit im österreichischen Sozialministerium im Bereich Frauenangelegenheiten tätig. Sie hatte die Leitung einer Abteilung für Forschung und Projektförderung inne. Neben zahlreichen Artikeln zur Sozial- und Arbeitsmarktpolitik schrieb sie 1982 das Buch "Kleine Diebinnen lässt man niemals

laufen" über den Frauenstrafvollzug. Nach dem Tod ihrer Mutter Marie recherchiert Inge Rowhani-Ennemoser die Geschichte ihrer Familie und verfasst 2004 das Buch "Nachricht

vom Verlust der Welt. Spuren einer Familie".

Buch

Im Frühjahr 2000 besichtigt Inge Rowhani-Ennemoser das Haus in der Herklotzgasse 21 im 15. Wiener Gemeindebezirk, in dem ihre Mutter Marie gelebt hatte. In einem Lagerraum im Parterre entdeckt die Autorin stapelweise Auswanderungskarteien jüdischer Familien aus den Jahren 1938 und 1939, die das Leid und die Verzweiflung der vielen Tausenden um Ausreise Ansuchenden erschreckend verdeutlichen. Die Auslöschung der jüdischen Vergangenheit Wiens hat begonnen. Als Marie, die für ihre Eheschließung mit dem jüdischen Postbeamten und Kommunisten Georg Flohr 1935 zum Judentum übergetreten war, mit diesem die Hauswartwohnung bezog, war das Gebäude bereits seit drei Jahrzehnten im Besitz der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde und ein Zentrum des jüdischen Lebens in Fünfhaus. Dieses Gebäude nimmt Inge Rowhani-Ennemoser, Maries zweite, 1940 geborene Tochter, zum Ausgangspunkt für eine sehr einfühlsame und gleichzeitig Distanz gewinnende Darstellung des Schicksals ihrer Familie. Ihre Quellen sind persönliche Dokumente und Briefe aus dem Nachlass ihrer 1991 verstorbenen Mutter sowie Erzählungen ihrer 1930 geborenen Schwester Lotte. "Der von der Mutter überlieferte Gang der Ereignisse hatte sich in

meinen Vorstellungen zu einem Familienmythos verdichtet, der da

lautete: diese Familie stand auf der 'guten' Seite der Geschichte,

auf der Seite der Opfer."1 Dieser Mythos hält der zeitgeschichtlichen Recherche nicht stand, stellt die Autorin einleitend fest und zeigt sich dennoch auch der Grenzen einer reflektierenden Erzählerin bewusst: "Beschreiben gibt Macht

über die Toten. Die mir widersprechen könnten, sind tot." 2 ...

1 Inge Rowhani-Ennemoser: Nachricht vom Verlust der Welt. Spuren einer Familie,

Mandelbaumverlag 2004 2 Sabine Mayr, http://www.literaturhaus.at/index.php?id=2466; 13.4.2013

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Raum

Der Spielort, das Brick-5, ist der Ort der Handlung. - Die Gegend zwischen Turnertempel, dem Vereinsgebäude in der Herklotzgasse 21 und dem jüdischen Bethaus in der Storchengasse war vor 1938 ein pulsierendes Zentrum einer jüdischen Community in der Wiener Vorstadt. "In meinen

Kindheitserinnerungen ist dieses "Dreieck" Herklotzgasse 21,

Turnertempel und Storchenschul ähnlich einer Burg mit drei

Türmen, umgeben von einem drohenden Vulkan, welcher

jederzeit ruhen oder ausbrechen hätte können."

3 Das Gebäude in der Herklotzgasse 21 beherbergte neben Wohnungen das Vereinsgebäude des "Makkabi"-Turnvereins, einen der ersten Montessori-Kindergärten Wiens und eine Ausspeisung für arme Juden. Ab 1938 war es immer wieder Zufluchtsort für Menschen, die von den Nationalsozialisten vertrieben wurden. "... bei dieser Halle handelt es sich um eine ehemalige jüdische

Turnhalle, die nur aus dem Grund die Nacht des 9. Novembers

1938 überdauert hat, ... weil sie inmitten einer Häusersiedlung

steht und die Nazischergen, ähnlich wie in der Synagoge in der

Seitenstettengasse, befürchtet hatten, das Feuer könnte auf die

anliegenden Wohnhäuser übergreifen. ..." 4 Dr. Thomas Haffner, der Inhaber des heutigen Brick-5, schuf mit der Renovierung des Gebäudekomplexes ein Kulturzentrum, das seinesgleichen sucht. Es ist Spielstätte des Theaters Salon5 und Raum für zahlreiche musikalische und künstlerische Veranstaltungen. Der pensionierte Patentanwalt und Physiker erhielt für seine Initiative 2011 die Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde und das Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien. Der Ort wird zur Bühne. Die Darstellerinnen der Produktion "Nachricht vom Verlust der Welt" leiten das Publikum während der Produktion in mehreren Stationen durch das Gebäude. Der Raum spielt dabei eine der Hauptrollen. Ähnlich einer Ausstellung mit lebendigen Figuren gelangen die Zuschauer zu intimen Bühnenräumen und lassen sich durch Gänge, über Stufen, in Nischen, auf Plätze führen, die sonst verborgen bleiben. Die Handlung setzt sich in der Turnhalle fort und mündet schließlich im großen Theaterraum in der ehemaligen Erbsenschälfabrik.

3 Moshe Jahoda, in: Kofler, Pühringer, Traska (Hg.): Das Dreieck meiner Kindheit. Eine

jüdische Vorstadtgemeinde in Wien XV, Mandelbaumverlag 2008 4 Markus Kupferblum, Zitat aus der Laudatio für Dr. Thomas Haffner

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Junger Salon 2013, Nachricht vom Verlust der Welt © Josef Pichler 2013

Du hast Lust bei einem Projekt mitzumachen oder willst über Projekte des Theaterclubs Junger Salon informiert werden? Dann schreib uns! Kontakt Junger Salon - Verein für partizipative Theaterprojekte Proben- und Spielort: Brick-5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien [email protected] www.jungersalon.wordpress.com Facebook: Junger Salon Johanna Jonasch, 0650 9223495, [email protected] Isabella Wolf, 0676 5446770, [email protected]

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Mit freundlicher Unterstü tzu ng von

Verein für partizipative Theaterprojekte

Salon5 im Brick-5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien [email protected]

www.jungersalon.wordpress.com Facebook: Junger Salon