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Deutsches Volksliedarchiv
Neidhart Lieder. Texte und Melodien sämtlicher Handschriften und Drucke. Bd. 1: Neidhart-Lieder Pergament-Handschriften mit ihrer Parallelüberlieferung by Ulrich Müller; IngridBennewitz; Franz Viktor Spechtler; Annemarie Eder; Neidhart Lieder. Texte und Melodiensämtlicher Handschriften und Drucke. Bd. 2: Neidhart-Lieder der Papier-Handschriften mitihrer Parallelüberlieferung by Ulrich Müller; Ingrid Bennewitz; Franz Vi ...Review by: Albrecht ClassenLied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 54. Jahrg. (2009), pp. 408-410Published by: Deutsches VolksliedarchivStable URL: http://www.jstor.org/stable/20685661 .
Accessed: 12/06/2014 17:02
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Rezensionen - Reviews
Neidhart Lieder. Texte und Melodien sdmtlicher Handschriften und Drucke. 3 Binde. Hg. von Ulrich MUller, Ingrid Bennewitz, Franz Viktor Spechtler, unter Mitarbeit von Anne
marie Eder. Bd. 1: Neidhart-Lieder Pergament-Handschriften mit ihrer Parallelberliefe
rung. Bd. 2: Neidhart-Lieder der Papier-Handschriften mit ihrer Paralleliberlieferung. Bd. 3: Kommentare zur Oberlieferung und Edition der Texte und Melodien in Band 1
und 2, Erliuterungen zur Oberlieferung und Edition, Bibliographien, Diskographie, Ver
zeichnisse und Konkordanzen. Berlin/New York: de Gruyter, 2007. Bd. 1: XV, 516 S.,
Bd. 2: XIV, 340 S., Bd. 3: 646 S., Ill., Not., ISBN 978-3-11-019136-3.
Mit dieser dreibindigen Ausgabe liegt geradezu ein Jahrhundertwerk vor, denn zum einen
handelt es sich bei Neidhart (friiher flschlich Neidhart von Reuenthal) um den wohl belieb testen Liederdichter des deutschen Mittelalters und sogar noch weit dartber hinaus, zum an
deren hat das groe Herausgeber-Team (praktisch alle in Salzburg, nur Bennewitz lehrt inzwi
schen in Bamberg) eine unglaubliche editorische Arbeit geleistet, die es hier zu besprechen
und, was gleich vorzuschicken ware, zu wirdigen gilt. Anhand von Neidhart ergibt sich auch
die fundamentale Frage, welche Werke aus jener Zeit wirklich als authentisch, welche als un
echt zu bezeichnen wiren, ja, was diese Begriffe eigentlich zu fassen verm6gen. Soll man Zu
schreibungen, Varianten, Weiterentwicklungen oder ungew6hnliche Ausdrucksformen etc. als
ausschlaggebend ansehen, um das Wahre vom Falschen zu unterscheiden? Darf man aber
einem Dichter gerade wie Neidhart, der ja sich auf viele neue Gebiete thematischer Art ge
wagt hat, von vornherein Kreativitit in der Hinsicht absprechen? Dies in die Debatte zu wer
fen, bedeutet allerdings, gleich sich mit Entschiedenheit hinter die Herausgeber zu stellen, die
bewusst Abstand davon nehmen, sich auf eng umrissene Kategorien einschrinken zu lassen
und daffir hier das gesamte Corpus der Neidhart-Lieder vorstellen (Texte und Melodien), was
auch immer darunter zu verstehen ware (so wenn wir z.B. an falschliche Zuschreibungen den
ken). Schliefflich geh6rt Neidhart, oder die Neidhart-Figur, zu den ganz wenigen mittelhoch
deutschen Dichtern, die sogar den Medienwechsel im 15. Jahrhundert recht gut 6berstanden,
gibt es ja eine durchaus beachtliche Rezeption im Druck bis in die zweite Hilfte des
16. Jahrhunderts hinein. Wie der Oberblick der Oberlieferungsgeschichte im Anhang des 3.
Bandes vor Augen fiihrt, erfahren wir zum ersten Mal von Neidhart im Willehalm Wolframs
von Eschenbach um 1210/1220, und zum letzten Mal wird er in einem Gedicht der Nirn
berger Singschule als Neithart Fuchs Anfang des 17. Jahrhunderts genannt.
Einige der Lieder Neidharts sind bis zu sechs mal in Handschriften bzw. Drucken 6ber
liefert worden. Bemerkenswert ist auch, dass der Dichter nicht nur hiufig genannt wird, son
dern sogar im literarischen Rahmen als Figur auftaucht und schlieglich seine Lieder den Cha
rakter einer Art Gattungsbezeichnung annahmen. Angesichts dieser hbchst komplizierten Verhaltnisse ist die Entscheidung der Herausgeber
nur zu begriifen, die Echtheitsfrage ganz
hintanzustellen, da sie ja am Ende wohl nie vollkommen zufriedenstellend zu beantworten sein wird, und start dessen das gesamte Korpus der Neidhart-Oberlieferung so umfangreich und transparent wie m6glich vorzulegen und insbesondere gr68tre Riicksicht auf die hand schriftliche und gedruckte O~berlieferung zu nehmen, damit der Leser die Mbglichkeit hat, die Vielfalt der Text- und Fassungsvarianten zu iberblicken und selbst zu beurteilen. Akzeptiert wurden deswegen, da wir nichts Konkretes 6iber den Dichter selbst zu sagen vermdgen, sehen wir von leichten Anspielungen auf Mizene ab, alle Texte und Melodien, >die in den mittel
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alterlichen Oberlieferungstragern entweder durch Beischrift ausdricklich Neidhart zuge
schrieben sind oder die im Kontext einer als solcher erkennbaren Neidhart-Sammlung stehen,
also im Rahmen eines >Neidhart-Corpus< oder eines festen >Neidhart-Kontextes< (3, S. 550).
Anstatt sich v6llig dem Leithandschriftenprinzip anzuschlieen, haben die Herausgeber dafir optiert, jeden Text- oder Melodieabdruck gemi je einer handschriftlichen und ge
druckten OJberlieferung zu edieren. Im ersten Band erscheinen die Liedvarianten parallel in
den Oberlieferungen der Pergamenthandschriften R, C und c, im zweiten Band diejenigen der Handschrift c und der Drucke. Die Unterschiede erweisen sich als betrichtlich, und dies
nicht nur im Wortlaut, sondern auch in der Zeilenanordnung und in der Zahl der Strophen. Die Herausgeber sind also gut beraten gewesen, sich nicht darum zu bemdhen, den echten
Neidhart, was auch immer dies heigen mag, philologisch herauszukristallisieren. Im Parallel
druck erscheinen aber auch gelegentlich andere handschriftliche Varianten, falls diese vorhan
den sind (z.B. B, 0 und Ma), was allerdings die Lektdre enorm verkompliziert. Fnr den Paral
leldruck von Varianten im ersten Band haben sich die Herausgeber grundsitzlich entschieden,
weil die Unterschiede so betrichtlich sind und hier wirklich zu bericksichtigen sind, wahrend im zweiten Band dies nicht immer der Fall ist, so dass es reicht, die Varianten im Apparat (3.
Band) aufzunehmen.
Anstatt nun eine neue Nummerierung durchzufnihren, haben sich die Herausgeber darauf
beschrinkt, die Handschriften-/Druck-Sigle plus Liednummer in der Handschrift bzw. im
Druck anzugeben, denn sie wollten die Gefahr einer unnatigen Komplizierung vermeiden
angesichts so vieler friiherer Neidhart-Ausgaben. Und in einer der im Anhang angefigten
Konkordanzen besteht die Maglichkeit, das jeweils gesuchte Lied schnell in der Neuausgabe aufzuspnren bzw. von hier zu einigen der wichtigsten friiheren Editionen zuriickzufinden.
Schwierig kann es aber dennoch werden, weil die Reihenfolge der Lieder sich nach dem Alter
und der Bedeutung der iberlieferten Handschriften richtet, d.h. in Band 1: Hs. R (mit Paral
lel-Oberlieferung), dann B und C, und in Bd. 2: die Lieder in Hs. c, die nicht in den Hss. R,
B oder C enthalten sind, nebst ihren Parallel-Oberlieferungen, dann die Lieder in den Hss. A
und C, die nicht unter dem Autornamen >Neidhart iberliefert sind, schliefflich die Lieder in
den Hss. d, f, pr, s, w und in den Drucken (z).
Die Herausgeber sind sich durchaus bewusst, dass dies alles grofe Schwierigkeiten bieten
kannte und machen deswegen selbst Vorschlage, wie man hier zitieren sollte bzw. haben in
verschiedenen Konkordanzen die relevanten Querverbindungen zu den Oberlieferungstragern
und den modernen Editionen aufgefihrt. Bei der Textwiedergabe kommt es nur in extremen Fallen zum direkten editorischen Ein
griff, wenn sich inhaltlich kein Sinn ergibt oder ein eindeutiger Fehler vorliegt. Die jeweiligen
Eingriffe und Vereinheitlichungen werden im einzelnen genau aufgefiihrt, brauchen also hier
nicht noch einmal behandelt zu werden. Weitere Details der Editionsentscheidungen brau
chen hiet ebenso wenig weitet diskutiett zu wetden, denn es gilt genetell, dass die Hetaus
gebet sich die gradte Muihe gemacht haben, so ttanspatent wie inberhaupt nut maglich votzu
gehen. Det dtitte Band ist allein den Kommentaten zut OIberlieferung und Edition det Texte und Melodien gewidmet, was etneut anzeigt, wie sorgfailtig das wissenschaftliche Team an seine Aufgabe hetangegangen ist.
In einet det Konkotdanzen am Ende kann man iGberpriifen, wo die einzelnen Liedet zu
naichst in den Handschtiften bzw. Dtucken, dann in den modetnen Editionen von det Ha
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gens (1836-1856), Moriz Haupts bzw. Edmund Wiessners (1858, 2. Aufl. 1923 bzw. 1986),
Siegfried Beyschlags (1975), Edmund Wiessners (1955), Siegfried Beyschlags und Horst Brunners (1989) und zuletzt in der vorliegenden Ausgabe (SNE) zu finden sind. Unabdingbar sind natirlich auch das alphabetische Verzeichnis der Liedanfange in Band 1 und 2 und das
jenige der Liednberschriften separat davon. Andere Siglenlisten und dergleichen mehr bednr
fen nicht der weiteren Erwihnung, und so auch nicht die Bibliographie, aber Beachtung ver
dient dafir umso mehr die sehr begriienswerte Diskographie (also ein Verzeichnis der musi
kalischen Aufnahmen) von 1953 bis 2005. Es sieht wahrhaftig so aus, als ob wir damit das Kapitel der Neidhart-Editionen endlich
abschlieen kdnnen, denn die vorliegende Ausgabe entspricht weitgehend allen Erwartungen
und macht die gesamte Oberlieferungslage zuginglich, wenngleich, oder gerade weil damit in
der Zukunft die Behandlung von Neidharts Liedern sehr vorsichtig gehandhabt werden muss,
jeweils genau auf die handschriftliche Tradition bezogen. Damit handelt es sich wahrlich um
ein Jahrhundertwerk deutscher Philologie, und die historische Liedforschung kann sich jetzt darauf verlassen, eine solide und vertrauenswnirdige Ausgabe der Werke Neidharts zu besitzen.
Albrecht Classen, Tucson, Arizona (USA)
Nyqvist, Niklas: Fran bondson tillfolkmusikikon. Otto Andersson ochformandet av finlands
svenskfolkmusiko [From peasant's son to folk music icon - Otto Andersson and the forma
tion of >Swedish Folk Music in Finlando]. Abo: Abo Akademis f6rlag, 2007, 310 S., Ill., Not., ISBN 978-951-765-374-9.
In many European countries, or cultures, one or a few persons are placed in the foreground of the
collection, early revival, and canonisation of traditional music. In the company of Bart6k, Kodly,
Sharp, Tang Christensen, and many others, we find Otto Andersson (1879-1969), professor of
musicology and folk poetry (VOLKSDICHTUNG) in Abo, Finland. He is the protagonist of Niklas
Nyqvist's doctoral thesis and one prominent figure in the establishing of Swedish traditional music
in Finland as a culturally important area and as a part of Swedish-Finnish identity. Before turning to
Nyqvist's text, however, a short comment on the special position of Swedish-speaking people in
Finland.
The Swedish-speaking minority in Finland forms a linguistic and cultural category with a
relatively strong impact on Finnish and Scandinavian culture in relationship to their compara
tively few numbers, about five per cent of the population today. Historically, Finland was part of
the territory controlled by the Swedish government for six centuries, until 1809, and for a long time the ruling strata in Finland was dominated by Swedish-speaking families. In the 19' century,
with the Russian empire as the power in control, movements for the establishment of Finnish
culture and the Finnish language grew strong. The collection of RUNO songs, and Elias
L6nnroth's compilation of the KALEVALA were important features for the strengthening of Fin
nish identity. As in several cultures, the collection of folklore< was accomplished in a national
context and discourse, in the Finnish-speaking and the Swedish-speaking milieus alike. One im
portant collector on the Finnish-speaking side, and Andersson's contemporary, was Armas Otto
Vifisinen.
The purpose of Nyqvist's thesis is to analyse Otto Andersson's role in articulating the ba
sic concepts that came to form the foundations of what today may be regarded as canonised
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