4
An einem stehenden Tank konnte durch Priifung weniger Stichproben geklart werden, dai3 die vom Kon- trolleur des Auftraggebers abgenommenen Flachenteile auftragsgemai3 metallblank gestrahlt waren, wahrend auf den strittigen Flachenteilen unter dem Grund- anstrich Walzhaut und Rost nachgewiesen werden konnten. Der Grundanstrich kann durch Spanprobe auf Ge- schmeidigkeit und durch Gitterschnitt auf Haftfestigkeit gepruft werden. Bindemittel-Gehalt und Pigment-Zu- sammensetzung werden durch Analyse einer Filmprobe ermittelt. Da es immer wieder vorkommt, dai3 Konstruk- tionen mit Anstrichen geliefert werden, die als Grund- anstrich nicht geeignet sind, weil sie kein gegen Rost schutzendes Pigment, wie Bleimennige, Zinkchromat oder metallisches Zink, enthalten, mussen die Abteilun- gen, die Stahlkonstruktionen bestellen, von Zeit zu Zeit auf die anstrichgerechte Bestellung hingewiesen wer- den. Bei der Abnahme kann man durch Messen der Schicht- dicke zerstorungsfrei prufen, ob alle vorgeschriebenen Anstriche aufgebracht sind; an zweifelhaften Stellen kann man den Anstrich schrag anschneiden oder mit Losungsmittel schichtweise abwaschen 12. Um in solchen Fallen die Anstrichschichten gut unterscheiden zu kon- nen, sind deutliche Farbton-Unterschiede notwendig. Bei den jahrlich mindestens einmal vorgesehenen Be- sichtigungen der in der Anstrichkartei enthaltenen Ob- jekte wird der Anstrich zunachst auf Abbau-Erscheinun- gen, wie Risse, Abblattern, sichtbaren Rost, Unterrostung oder Glanzanderung, gepruft. Werden dabei Schaden festgestellt, so ist fur die Entscheidung, ob der Anstrich noch uberstrichen werden kann oder nicht, eine Prufung der Haftfestigkeit durch Gitterschnitt eine gute Hilfe. 12 W. Pragst, Farbe u. Lack 61, 467 [1955]. Zur Aufklarung von Anstrichschaden ist meist eine Besichtigung notwendig. Um die Ursache des Schadens aufzudecken, sind je nach Lage des Falles, moglichst an Hand von Aufzeichnungen, der Arbeitsablauf, die Witterung und die betrieblichen Einflusse auf Schadi- gungsmoglichkeiten zu untersuchen und mikroskopische Untersuchungen und Analysen auszufuhren. Abb. 3. Rostpusteln am Mantel eines Gasbehalters Abb. 3 zeigt einen Ausschnitt vom Mantelblech eines Gasbehalters, auf dem sich in kurzer Zeit Rostpusteln entwickelt hatten. Der Gasbehalter steht in der Haupt- zugrichtung der Loschschwaden; eine Zeitlang waren bestimmte Abwasser zum Loschen benutzt worden, deren fliichtige Bestandteile den Angriff auf den Wanstrich des Gasbehalters bewirkt hatten. Ursache des Schadens war die genannte Verfahrensanderung. Die angefuhrten Beispiele zeigen, welchen Wert eine systematische Oberwachung fur die Ausschaltung von Fehlerquellen hat. Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanool in der Lack- und Farben-Industrie '$ Von Dr.-Ing. R. P r i e s t e r , DeventerlHolland Auf die Schwierigkeiten der Verarheitung von Isanool in der Nouveaux resultats de l'emploi pratique de l'huile d'isano dans Lack-Industrie wird einleitend hingewiesen. Die lacktechnischen l'industrie des vernis et couleurs Eigenschaften von Leinol-Isanool-Mischungen in Ahhangigkeit On montre d'ahord les difficult& d'emploi de l'huile d'isano von dem Mischungsverhaltnis sowie von Art und Menge des dan; l'industrie des vernis. Ensuite l'on expose les proprietes des Trockenstoffes werden mitgeteilt. melanges huile de lin - huile d'isano en fonction du rapport de m-elange. New ~ ~ ~ ~ l t ~ of practical ~ ~ ~ l i ~ ~ t i ~ ~ of I ~ ~ ~ ~ - o ~ ~ in L ~ ~ - and Houbre pe3y.KhTaTLl npZiKT14qeCKOFO npMMeHCHE1Jr PI3RHO- HOFO MaCZIA B IIpOM3BO~CTBe 3RICOR PI IipaCOIC. Paint-Industry YK~~LIB~~TC~I ni<paTze I I ~ 'rpygHmTM nepepn6oTm 1338- The difficulties of processing of isano-oil in the lac-industry HOBOrO nIacrra npoM3Bo~cTne .~aKOB. IIpIInonsITcsI AaH- are preliminary referred, The properties of lac of linseed-isano- Hble ;IaIcoT3LIx cBol'cToax cnIcccfi M3 v76HJIHor0 PI E1:)aHo- oil-mixtures in dependence of their proportion in the mixture BoFO RIaCen B ~~BMCMMOCTM 0~ COOTlIomeIIpiJr I{ORfnO$IeH- as well as the kind and amount of the siccatif are communicated. TOB M OT npr?pO;(~l M IKmPI9eCTBa. CMIiKaTMRa. Der im Kongo wachsende Isanobaum tragt Fruchte, die Nusse enthalten, aus deren Kernen man bis 60°/o eines ziemlich viskosen Ules gewinnen kann. Ober die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften dieses Ules haben lange Zeit viele Mii3verstandnisse geherrscht. 'k Vortrag anlafllich der DGF-Vortragstagung in Diisseldorf 1 A. Grun u. W. Halden, Analyse der Fette u. Wachse, A. Grun und W. Hnlden' erwahnten eine Analyse der Fettsauren, wobei 15Oio Ulsaure, 75'10 Linolsaure und 10°io Isansaure gefunden wurden. Das 01 sol1 angeblich stark trocknen. Die Autoren bemerlcen dazu, dai3 diese Angaben einer Oberprufung bedurfen. ____ am 29. Oktober 1962. Springer-Verlag, Berlin 1929, Bd. 2, S. 143. FETTE . SEIFEN ' ANSTRICHMITTEL 65. Jahrgang Nr. 8 1963 643

Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanoöl in der Lack-und Farben-Industrie

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Page 1: Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanoöl in der Lack-und Farben-Industrie

An einem stehenden Tank konnte durch Priifung weniger Stichproben geklart werden, dai3 die vom Kon- trolleur des Auftraggebers abgenommenen Flachenteile auftragsgemai3 metallblank gestrahlt waren, wahrend auf den strittigen Flachenteilen unter dem Grund- anstrich Walzhaut und Rost nachgewiesen werden konnten.

Der Grundanstrich kann durch Spanprobe auf Ge- schmeidigkeit und durch Gitterschnitt auf Haftfestigkeit gepruft werden. Bindemittel-Gehalt und Pigment-Zu- sammensetzung werden durch Analyse einer Filmprobe ermittelt. Da es immer wieder vorkommt, dai3 Konstruk- tionen mit Anstrichen geliefert werden, die als Grund- anstrich nicht geeignet sind, weil sie kein gegen Rost schutzendes Pigment, wie Bleimennige, Zinkchromat oder metallisches Zink, enthalten, mussen die Abteilun- gen, die Stahlkonstruktionen bestellen, von Zeit zu Zeit auf die anstrichgerechte Bestellung hingewiesen wer- den.

Bei der Abnahme kann man durch Messen der Schicht- dicke zerstorungsfrei prufen, ob alle vorgeschriebenen Anstriche aufgebracht sind; an zweifelhaften Stellen kann man den Anstrich schrag anschneiden oder mit Losungsmittel schichtweise abwaschen 12. Um in solchen Fallen die Anstrichschichten gut unterscheiden zu kon- nen, sind deutliche Farbton-Unterschiede notwendig.

Bei den jahrlich mindestens einmal vorgesehenen Be- sichtigungen der in der Anstrichkartei enthaltenen Ob- jekte wird der Anstrich zunachst auf Abbau-Erscheinun- gen, wie Risse, Abblattern, sichtbaren Rost, Unterrostung oder Glanzanderung, gepruft. Werden dabei Schaden festgestellt, so ist fur die Entscheidung, ob der Anstrich noch uberstrichen werden kann oder nicht, eine Prufung der Haftfestigkeit durch Gitterschnitt eine gute Hilfe.

12 W . Pragst, Farbe u. Lack 61, 467 [1955].

Zur Aufklarung von Anstrichschaden ist meist eine Besichtigung notwendig. Um die Ursache des Schadens aufzudecken, sind je nach Lage des Falles, moglichst an Hand von Aufzeichnungen, der Arbeitsablauf, die Witterung und die betrieblichen Einflusse auf Schadi- gungsmoglichkeiten zu untersuchen und mikroskopische Untersuchungen und Analysen auszufuhren.

Abb. 3. Rostpusteln am Mantel eines Gasbehalters

Abb. 3 zeigt einen Ausschnitt vom Mantelblech eines Gasbehalters, auf dem sich in kurzer Zeit Rostpusteln entwickelt hatten. Der Gasbehalter steht in der Haupt- zugrichtung der Loschschwaden; eine Zeitlang waren bestimmte Abwasser zum Loschen benutzt worden, deren fliichtige Bestandteile den Angriff auf den Wanstrich des Gasbehalters bewirkt hatten. Ursache des Schadens war die genannte Verfahrensanderung.

Die angefuhrten Beispiele zeigen, welchen Wert eine systematische Oberwachung fur die Ausschaltung von Fehlerquellen hat.

Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanool in der Lack- und Farben-Industrie '$

V o n Dr.-Ing. R. P r i e s t e r , DeventerlHolland

Auf die Schwierigkeiten der Verarheitung von Isanool in der Nouveaux resultats de l'emploi pratique de l'huile d'isano dans Lack-Industrie wird einleitend hingewiesen. Die lacktechnischen l'industrie des vernis et couleurs Eigenschaften von Leinol-Isanool-Mischungen in Ahhangigkeit On montre d'ahord les difficult& d'emploi de l'huile d'isano von dem Mischungsverhaltnis sowie von Art und Menge des dan; l'industrie des vernis. Ensuite l'on expose les proprietes des Trockenstoffes werden mitgeteilt. melanges huile de lin - huile d'isano en fonction du rapport de

m-elange.

New ~ ~ ~ ~ l t ~ of practical ~ ~ ~ l i ~ ~ t i ~ ~ of I ~ ~ ~ ~ - o ~ ~ in L ~ ~ - and Houbre p e 3 y . K h T a T L l n p Z i K T 1 4 q e C K O F O n p M M e H C H E 1 J r P I 3 R H O -

HOFO MaCZIA B I I p O M 3 B O ~ C T B e 3RICOR PI I i p a C O I C . Paint-Industry Y K ~ ~ L I B ~ ~ T C ~ I n i < p a T z e I I ~ ' r p y g H m T M n e p e p n 6 o T m 1 3 3 8 -

The difficulties of processing of isano-oil in the lac-industry HOBOrO nIacrra npoM3Bo~cTne . ~ a K O B . IIpIInonsITcsI AaH- are preliminary referred, The properties of lac of linseed-isano- Hble ;IaIcoT3LIx cBol'cToax cnIcccfi M3 v76HJIHor0 PI E1:)aHo- oil-mixtures in dependence of their proportion in the mixture B o F O RIaCen B ~ ~ B M C M M O C T M 0~ C O O T l I o m e I I p i J r I{ORfnO$IeH-

as well as the kind and amount of the siccatif are communicated. TOB M O T n p r ? p O ; ( ~ l M I K m P I 9 e C T B a . C M I i K a T M R a .

Der im Kongo wachsende Isanobaum tragt Fruchte, die Nusse enthalten, aus deren Kernen man bis 60°/o eines ziemlich viskosen Ules gewinnen kann. Ober die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften dieses Ules haben lange Zeit viele Mii3verstandnisse geherrscht.

'k Vortrag anlafllich d e r DGF-Vortragstagung in Diisseldorf 1 A . Grun u. W. Halden, Analyse d e r Fet te u. Wachse,

A . Grun und W. Hnlden' erwahnten eine Analyse der Fettsauren, wobei 15Oio Ulsaure, 7 5 ' 1 0 Linolsaure und 10°io Isansaure gefunden wurden. Das 01 sol1 angeblich stark trocknen. Die Autoren bemerlcen dazu, dai3 diese Angaben einer Oberprufung bedurfen. ____

am 29. Oktober 1962. Springer-Verlag, Berlin 1929, Bd. 2, S. 143.

F E T T E . S E I F E N ' A N S T R I C H M I T T E L 65. Jahrgang Nr. 8 1963 643

Page 2: Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanoöl in der Lack-und Farben-Industrie

Erst 1937 haben A. Steger und 1. van L o o n 2 die Un- tersuchung des Ules wieder aufgenommen. Obwohl die chemische Konstitution noch nicht sofort endgiiltig er- kannt wurde, wurde die Feststellung, dai3 ein Teil der isolierten Fettsauren zwei dreifach ungesattigte Bin- dungen und eine Doppelbindung enthalt, spater bestatigt. Es wurde von dcnselben Forschern3 gefunden, dai3 die Isansaure eine Vinylgruppe enthalt; diese Vinylgruppe ist ihrer Ansicht nach dafiir verantwortlich, dai3 sich das 01 beim Erhitzen auf hohere Temperaturen so eigen- artig verhalt. Die Viskositat nimmt dabei unter Warme- erzeugung stark zu, und es entsteht zuletzt eine gummi- ahnliche Masse. Diese Masse zersetzt sich bei dieser hohen Temperatur unter Gasentwicklung explosionsartig.

A. Steger und /. v a n Loon4 stellten fest, dai3 Isanool ein nichttrocknendes 0 1 ist. Sie untersuchten ferner die im Isanool vorkommenden Hydroxyfettsauren 5. Spater haben H . P. Kaufmann und Mitarbb. ausfiihrliche Untersuchungen iiber die Isanolsaure durch- gefiihrt. Ober das Vorkommen von Acetylenbindungen in natiirlichen fetten Ulen berichtete E . M . Meadpa ein- gehend.

Im vorliegenden Beitrag sollen einige Beobachtungen. die fur die praktische Bedeutung des Isanooles fur die Lack-Industrie von Interesse sein konnen, beschrieben werden.

Es ist bekannt, dai3 die Standol-Herstellung im all- gemeinen eine exotherme Reaktion ist, die sich z. B. bei der Herstellung von Leinolstandol und noch mehr bei der Herstellung von Holzolstandol unangenehm be- merkbar machen kann. Isanool kann man nur bei Tem- peraturen unter ZOOo C eindicken; es ist jedoch nicht rat- Sam, grofiere Mengen auf diese Weise zu behandeln.

Es wurde die Vermutung ausgesprochen, dai3 die be- sonderen Eigenschaften des Isanooles, vor allem seine stark exotherme Polymerisation bei der Standolkochung, auf die konjugierte Diin-Gruppe zuruckzufiihren ist. Es scheint mir jedoch warscheinlicher, dai3 nicht die Acetylenbindungen, sondern vielmehr die Vinylgruppe dafiir verantwortlich ist. Mit Sicherheit ist hieriiber noch nichts bekannt. Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dai3 eine sehr stark exotherme Polymeri- sation, die in etwa mit der des Isanooles vergleichbar ist, entstehen kann, wenn man bei der thermischen Zer- setzung von Ricinusol fur die Herstellung von Unde- cylensaure und Heptylaldehyd das Erhitzen nicht vor- zeitig abbricht. Erhitzt man Ricinusol unter Vakuum auf ca. 300° bis 310° C, dann kann man hochstens 35 bis 40 '10 des Ricinusoles als Undecylensaure-Heptaldehyd-Ge- misch gewinnen. Kleine Mengen Wasser destillieren rnit iiber. Nebenbei sei bemerkt, dai3 man heute, wenn man von dem Methylester der Ricinusolfettsauren ausgeht, in einer speziellen Apparatur Ausbeuten bis zu 75 O i o er- zielen kann. Treibt man die Zersetzung von Ricinusol

sowie A . Sehcr

Fette u. Seifen 44, 243 [1937]. Recueil Trav. chim. Pays-Bas 59, 1156 [1940]. Recueil Trav. chim. Pays-Bas 60, 342 [1941]. Recueil Trav. chim. Pays-Bas 60, 106 [1941].

Liebigs Chem. Ann. 589, 222 [1954]. in: Progress in the Chemistry of Fats and Other Lipids, Pergamon Press, London, New York, Paris 1957, Vol. IV, s. 47.

a Fette u. Seifen 53, 537 [1951].

zu weit, so kann plotzlich unter starker Hitze-Entwick- lung eine schwammige Masse entstehen, die sich unter Zersetzung stark aufblaht und in der Destillationsanlage zu Verstopfungen fiihren kann. Es befinden sich im Destillationsriickstand Polyundecylensaure-Verbindun- gen, die - wie nachgewiesen wurde - durch Verkniip- fung iiber die endstandige Vinylgruppe entstanden sind. Diese Erscheinung fiihrt zu der Vermutung, dai3 sich auch bei der Polymerisation von Isanool Polyvinyl-Ver- bindungen bilden. Die stark exotherme Polymerisations- reaktion beim Erhitzen von Isanool kann man mildern, wenn man das 01 vor dem Erhitzen sehr verdiinnt. Wir stellten fest, dai3 eine 20°/oige Losung von Isanool in anderen Ulen oder in Harzen, Mineralolprodukten usw. ohne Gefahr langere Zeit auf ca. 250°C erhitzt werden kann. Diese Arbeitsweise wurde patentrechtlich ge- schiitzt g. Eine ortliche Oberhitzung kann durch kraftiges Riihren vermieden werden.

Tabelle 1

Erlzitzen von Leinol-Isanool 4 : 1 auf 2500 C

Erhitzungs- Viskositat Trockenzeit dauer bei 20° C (0.025 O / o Co-0.005 O/o Mn) [Std.] [Poise] [Min.]

0 0.8 1 3.0 2 6.2 3 15.0 3.75 ca. 30.0 4.25 41.6

310 200 160 130 105 80

Wenn man eine Mischung von 4 Teilen Lackleino1 und einem Teil Isanool auf 25OoC erhitzt, verlauft die Eindickung, wie es auch bei der Herstellung von Leinol- standol der Fall ist, immer schneller, je hoher die Vis- kositat wird. In Tab. 1 sind der Viskositatsverlauf sowie die Trockengeschwindigkeit der erhaltene Produkte wie- dergegeben. Man kann die erhaltenen Produkte mit 20 O/o

olloslichem Vinylpolymerisat als einen Leinollack be- trachten. Das 051 hat auch, was Trockengeschwindigkeit, Glanz, Harte und Wasserfestigkeit anbetriff t, lackahn- liche Eigenschaften erhalten. Es sei ferner bemerkt, daiS man dieselbe Viskositat von ca. 40 Poise erreichen kann, wenn man eine Mischung von 7 Teilen Leinol mit 3 Teilen Isanool V 4 Std. bei 250OC erhitzt. Dieses Pro- dukt trocknet nach Sikkativierung mit 0.05 O/o Kobalt und 0.01 O i o Mangan, berechnet als Metall, in 35 Min. Alle Filme waren schnell klebfrei; die Filme der eingedickten Produkte wiesen eine bedeutend bessere Wasserfestigkeit als die des Lackleinoles oder des Leinolstandoles auf.

Alle erhitzten Ule zeigten eine rotlichbraune Farbe, auch wenn von einem verhaltnismai3ig hellfarbigen Isanool ausgegangen wurde. Oberraschend war, dafl auch die nicht erhitzte Mischung Leinol-Isanool 4 : 1 schneller trocknete als reines Leinol, obwohl Isanool nichttrocknend ist. Es stellte sich heraus, dai3 die 4 : 1-Mischung auch das am schnellsten trocknende Gemisch beider Ole ist. Lack- leinol, sikkativiert mit 0.25 O i o Blei, 0.015 O i o Kobalt und 0.15Oio Mangan (berechnet als Metall) trocknete z. B. in

0 R. Priester, AP. 228 154 [1941]; K. I. M. v/h Noury & van der Lande N. V., DRP. 709 731.

F E T T E . S E I F E N ' A N S T R I C H M I T T E L G 5 . Jahrgang Nr. 8 1963 644

Page 3: Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanoöl in der Lack-und Farben-Industrie

5.5 Std., die Mischung Lackleinol : Isanool unter gleichen Bedingungen in ca. 4.5 Std. lo.

Die Wasserfestigkeit des Filmes der Mischung war bedeutend besser als die des Lackleinoles. Die Beobach- tung der schnellen Trocknung eines Gemisches von Leinol-Isanool 4 : 1 - sikkativiert mit Blei-Kobalt- Mangan - fuhrte dazu, den EinfluB der Art und der Menge des Trockenstoffes sowie der Menge des Isano- oles im Leinol naher zu betrachten.

Tabelle 2

Einflufi V O J Z Art srnd Menge des Trodzenstoffes auf die Trockenreit

Leinol-Isanool Leinol

Trodcenstoff Trodcenzeit in Min.

0.4 O / o Co-Naphthenat 11 O / o Co) 230 232 0.3 O / o 270 277 0.2 o/o 280 342 0.1 o / o 385 432 0.8 010 Mn-Naphthenat (10 O / o Mn) 350 240 0.6 O/o 380 260 0.4 O/o 495 310 0.2 o/o > 630 365 0.4 O / o Co-Mn-Naphthenat (1.5 O / o Co), 432 240 0.3 O/o (9 O/o Mn) 430 2G4 0.2 o / o > 630 346 0.1 010 > 630 > 630 0.8 O / o Pb-Co-Naphthenat (2.5 O / o Co, 267 323 0.6 O / o 23.5 O / o Pb) 292 368 0.4 O / o 354 423 0.2 o / o 447 518

0.6 O'o 4 O / o Mn) 285 240 0.4 O / o 320 290 0.2 o/o 485 480 0.8 O / o Pb-Co-Mn-Naphthenat (22.0 O / o Pb, 245 269 0.6 O / o 1.5 O/o Co, 253 302 0.4 O / o 1.5OioMn) 262 367 0.2 o/o 360 45 7

4 : l

0.8 O / o Pb-Mn-Naphthenat (18.5 O / o Pb, 280 21 5

Bei Betrachtung der Tab. 2 erkennt man, dai3 bei Zusatz von Kobalt-Naphthenat, Blei-Kobalt-Naphthenat und Blei-Kobalt-Mangan-Naphthenat das Gemisch Lein- 01-Isanool scinneller trocknet als Leinol allein. Bei einem geringen Zusatz von Co-Naphthenat ist der Unterschied in der Trockengeschwindigkeit groi3er als bei groi3eren Mengen Co-Naphthenat. Bei Pb-Co-Naphthenat und bei Pb-Co-Mn-Naphthenat bleiben die Unterschiede in der Trockengeschwindigkeit sowohl bei geringem als auch bei groi3erem Zusatz von Trockenstoff immer groi3. Das Gemisch Lackleinol-Isanool trocknet jedoch rnit Mangan- Naphthenat, Co-Mn-Naphthenat und Pb-Mn-Naphthenat langsamer als reines Leinol mit der gleichen Menge dieser Trockenstoffe.

Variiert man das Verhaltnis Leinol-Isanool, dann er- halt man das aus Tab.3 zu ersehende Bild.

Tab. 3 zeigt, dai3 fur verschiedene Sikkativierungen die giinstigstcn Trockenzeiten - bei einem bestimmten Trockenstoff - nicht immer beim gleichen Mischungs-

lo X. Priester, AP. 2 280 082 [ 19421 ; K. I. M. v/h Noziry k iian der Lnnde N. V., DKP. 712 179.

F E T T E . S E I F E N A N S T R I C H M I T T E L 65. Jahrgang Nr. 8 1963

Tabelle 3 Einflufl des Misd~ungs-Verhaltnisses Leiniil : Isanoiil auf die

Trockengeschwindigkeit

Trodcenstoff Leinol- Trockenzeit Isanool in Min.

0.4 O/o Co-Naphthenat (1 1 o / o CO)

100 : 0 90 : 10 80 : 20 70 : 30 60 : 40

0.8 O/o Mn-Naphthenat 100 : 0 (1 0 O/O Mn) 9 5 : 5

90 : 10 85 : 15

100 : 0 95 : 5 90 : 10 85 : 15 80 : 20

100 : 0 95 : 5 90 : 10 85 : 15 80 : 20

100 : 0 95 : 5 90 : 10 85 : 15 80 : 20

100 : 0 (22 O/O Pb, 1.5 O/O Co, 1.5 O/o Mn) 95 : 5

90 : 10 85 : 15 80 : 20

0.4 O / o Co-Mn-Naphthenat (1.5 O/O Co, 9 O / O Mn)

0.8 O/o Pb-Co-Naphthenat (2.5 O / o co , 23.5 O / o Pb;)

0.8 O/o Pb-Mn-Naphthenat (18.50/0 Pb, 40/0 Mn)

0.8 O / o Pb-Co-Mn-Naphthenat

195 176 173 182 187 302 375 390 410 276 204 206 230 266 294 267 256 249 229 190 195 203 207 212 272 25 1 216 210 230

verhaltnis von Leinol-Isanool liegen. Fur Co-Naphthe- nat liegt das giinstigste Mischungsverhaltnis bei 20 O / o

Isanool, fur Co-Mn-Naphthenat bei 5 bis 10°/o Isanool und fur Pb-Co-Naphthenat bei 20°/o Isanool. Bei Ver- wendung von manganhaltigen Trockenstoffen ist Vor- sicht geboten. Isanool-Leinol, das mit reinem Mangan- Trockenstoff versetzt ist, trocknet sogar langsamer, sobald geringe Mengen Isanool zugesetzt werden; das mit Blei- Mangan sikkativierte Leinol zeigt dieselbe Erscheinung. Eine Mischung von Lackleinol-Isanool 4 : 1 besitzt nach Sikkativierung mit Co-Mn-Naphthenat praktisch keine bessere Trocknung, weniger Isanool jedoch zeigt eine bessere und schnellere Trocknung als Leinol ohne Zusatz von Isanool. Um einen besseren Einblick in die Film- bildung zu bekommcn, wurden sog. Weger-Kurven be- stimmt.

Auf Glasplatten wurden diinne Ulschichten aufgebracht (ca. 1 mg 01 pro cm') und die Platten in regelmaaigen Zeit- abstanden von ca. 15 Min. gewogen. Man bestimmt so die Differenz zwischen der Gewichtszunahme infolge Sauerstoff- aufnahme, und der Gewichtsabnahme infolge der Entweichung fluchtiger Substanzen (Zersetzungsprodukte).

Den Verlauf des Trockenprozesses hat Weger gra- phisch dargestellt, indem er die Zeiten als Abszisse und die Gewichtszunahmen als Ordinate auftrug. Diese Me- thode, bereits im Jahre 1898 von Weger" beschrieben,

l1 Chem. Rev. 5, 213 [1898].

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Page 4: Neue Ergebnisse der praktischen Anwendung von Isanoöl in der Lack-und Farben-Industrie

wurde bis vor kurzem noch angewandt. Ein Filmograph stand uns leider nicht zur Verfiigung le.

X I g I-- LPlndl-3sono61 4 I * s

P - 3 * 5 6 S Y d 23 5

Abb. 1. Gewichtszunahme beim Trodtnen von Leinol und Leinol-Isanool-Gemisch 4 : 1

Nebeneinander wurden Weger-Kurven bestimmt von Lackleinol und von einem Leinol-Isanool-Gemisch 4 : 1. Die dazwischen liegende Kurve wurde fur eine solche Menge Leinol berechnet, die der Menge Leinol ent- spricht, die im Leinol-Isano61-Gemisch vorhanden ist. Die Leinol-Kurve zeigt den Verlauf, wie sie auch von Weger festgestellt wurde; die Gewichtszunahme betrug ca. 18 " / o ; nach einer Gewichtszunahme von ca. 13 O / o

zeigten sich die ersten Erscheinungen einer Trocknung. Es war uberraschend, dai3 der flussige Film von Leinol mit 2 O 0 / o des nicht-trocknenden Isanooles schon 1 Std. fruher Trocknungs-Erscheinungen erkennen liei3 und dai3 von dem Zeitpunkt an keine nennenswerte Gewichts- zunahme mehr stattfand. Die Gewichtszunahme betrug ca. 9 O / o und nicht, wie aus der Menge Leinol, die in der Mischung vorhanden ist, zu erwarten war, ca. 14O/o. Diese geringere Sauerstofl aufnahme fiihrt zwangslaufig zu weniger hydrophilen Gruppen im Film und dadurch zu einer besseren Wasserfestigkeit des Filmes. Diese bessere Wasserfestigkeit sol1 nachfolgend an eineni Bei- spiel, gewahlt aus zahlreichen Bestimmungen auch mit verschiedener Sikkativierung, gezeigt werden.

Tabelle 4

Wasserfestigkeit der Filme in Abhangigkeit vom Mischungs- uerhaltnis Leinol : Isanool

Totale Wasser-

Gewichts- aufnahme Verhalt- Wasseraufnahme verlust in O / o vom nis Lein- nach Tagen [msl Gew. des o1:Isanool 1 3 5 7 ["OI Filmes

100 : 0 27 42 58 75 22.0 7.4 32.5 95 : 5 8 13 15 17 19.0 6.6 12.6 90 : 10 4 5 5 5 18.0 6.1 7.8 85 : 15 4 6 7 7 15.6 5.6 8.1 80 : 20 4 7 8 9 14.6 5.0 8.1

l2 H. P . Kaufnzann, Fette . Seifen . Anstrichmittel 58, 844 [1956].

Lcinol- und Leinol-Isanool-Mischungen wurden mit 0.05 O / o

Kobalt (berechnet als Metall) sikkativiert und Filme dieser Ole auf Glasplatten 17 Tage an die Luft gelegt. Die Glas- platten wurden dann in dest. Wasser gebracht und nach 1, 3, 5 und 7 Tagen gewogen. AnschlieBend wurden die Platten an der Luft getrocknet und wiederum gewogen.

Dabei zeigte sich, dai3 die Filme an Gewicht verloren hat- ten. Dieser Gewiditsverlust und die Gewichtszunahme nach der Wasserung wird als totale Wasseraufnahme bezeichnet.

Die Herstellung eines reinen Holzolstandoles in gro- fleren Mengen ist schwierig und meistens an spezielle Apparaturen gebunden. Verdunnungen - z. B. rnit Leinol - lassen sich leichter verkochen. Es ist allgemein in der Praxis ublich, Leinol-Holzolstandol z. B. rnit 10 oder 2 O V o Holzol so herzustellen, dai3 man beide Ole vermischt und anschliei3end erhitzt oder erst das Leinol vorpolymerisiert und spgter Holzol zusetzt und weiter erhitzt. Im Jahre 1913 wurde schon in eigenen Versuchen festgestellt, dai3 man eine 50 : 50-Mischung von Leinol und Holzol sicherer zu Standol verkochen kann, wenn man eine geringe Menge Bleiglatte zusetzt. Diese Fest- stellung kann man heute so erklaren, dai3 die Bleiglatte als Umesterungskatalysator wirkt und so eine Bildung von gemischten Leinolfettsaure-Holzolfettsaure-Glyceri- den fordert.

In Analogie dazu wurden 400 Teile Lackleinol rnit 100 Teilen Isanool unter Zusatz eines Umesterungskata- lysators gemischt, wofur in diesem Fall Zinnfolie oder Zinkpulver benutzt wurde. Unter Ruhren erhitzt man dann zwecks Umesterung 2 Std. auf 150°C. Nach Ab- kiihlen des Oles wurde eine leichte Triibung abfiltriert. Dann fullte man einige groi3e Reagenzglaser rnit unbe- handelter Leinol-Isanool-Mischung und rnit der umge- esterten Mischung und erhitzte in einem Metallbad auf 2.50" C. In gewissen Zeitabstanden wurden Viskositats- messungen ausgefiihrt.

Die Resultate sind in Tab. 5 zusammengefaflt.

Tabelle 5

Erhitzen uon Leinol-Isanool 4 : 1 nnf 250" C

Erhi tzungsdauer [Std.]

Viskositat in Poise [20° C] unbehandelt umgeestert

0.8 0.8 3.0 2.4 6.2 4.4

15.0 11.0 32.8 16.4 Gel 22.4

71.0

Ein umgeestertes Produkt von der gleichen Viskositat wie das der nicht-behandelten Mischung trocknet schnel- ler und klebfreier. Als Umesterungskatalysator kann man auch Zink- oder Blei-Naphthenat verwenden.

Isanool kommt nur in kleinen Mengen auf den Markt. Angeblich verbrauchen die Vereinigten Staaten jahrlich ca. 10000 to. Wenn in Zukunft die Gewinnung des Oles verbessert wird und der Preis nicht vie1 von dem des Leinoles abweicht, kann es zweifellos eine ausgedehnte Verwendung finden.

646 F E T T E . S E I F E N . 65. Jahrgang

A N S T R I C H M I T T E L Nr. 8 1963