7
Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas Author(s): Martin Krämer Source: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966), pp. 33-38 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40173355 . Accessed: 15/06/2014 03:32 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel BotswanasAuthor(s): Martin KrämerSource: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966),pp. 33-38Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40173355 .

Accessed: 15/06/2014 03:32

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve andextend access to Africa Spectrum.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Die Sicherung und Erhaltung der vorhandenen Weiden und Wasservorräte, ein gewisser Ausbau der Infrastruktur und eine fortgesetzte Erkundung des Lan- des scheint eine äquivalente Antwort auf die natürliche Ausstattung Botswanas zu sein.

Robert Martens

Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Natürliche Voraussetzungen

Die natürlichen Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung in der am 30. September 1966 unabhängig gewordenen Republik Botswana sind regio- nal sehr unterschiedlich. In Anlehnung an neuere Untersuchungen läßt sich das Land in drei Zonen einteilen1): 1. den Südwesten, eine Zone mit Jahresniederschlägen unter 400 mm, umfaßt ein Teil der

Kalahari, 2. den Norden und Nord-Westen mit mehr als 400 mm Niederschlägen pro Jahr, wenig frucht-

baren Böden, verkehrsmäßig kaum erschlossen, kaum besiedelt mit den in der Mitte liegen- den Okawango-Sümpfen,

3. den Osten mit einer Westgrenze, die durch die Lager nutzbaren Grundwassers, die Zonen dichterer Besiedlung und durch die Rhodesien mit Südafrika verbindenden beiden Verkehrs- achsen (Eisenbahn, Straße) bestimmt ist. Die östliche Zone, die ihrerseits im Osten durch den Limpopo und durch

das rhodesische Matabele-Land begrenzt wird, ist entwicklungswirtschaftlich allein von größerem Gewicht. Hier leben 80 % der insgesamt 535 000 Einwoh- ner (1964), und liegen sieben von acht Stammesreservaten, sowie die wichtigsten europäischen Siedlerblocks Lobatsi, Gaberones, Tuli und der Tati-Distrikt.

Nach rassischer Zugehörigkeit und Zahl ergab sich bei der Volkszählung von 1964, die auf die von 1946 folgte, ein Bild, das die relative wirtschaftliche Be- deutung der einzelnen Distrikte unterstreicht.

Distrikt Afrikaner Europäer Mischlinge Asiaten u. and. Gesamtzahl

Chobe 5 066 25 4 6 5 101 Francistown 33 583 770 302 30 34 685 Francistown-Land 1 044 7 1 - 1 052 Gaberones 21 695 464 122 51 22 332 Ghanzi 15 891 292 123 2 16 308 Kgalagadi 14 455 71 1854 27 16 407 Kgatleng 31950 78 85 5 32 118 Kweneng 72 756 44 203 85 73 088 Lobatsi 19 513 670 171 78 20 432 Mafeking 656 366 10 1 1033 Ngamiland 42155 160 65 19 42 399 Ngwaketse 70 855 116 224 94 71289 Ngwato 200128 541 321 17 201007 Tuli-Block 5 528 317 4 5 5 854

Insgesamt 1964 535 275 3 921 3 489 420 543 105

Insgesamt 1946 292 755 2 379 1082 94 296 310

*) L. P. Green, T. I.D. Fair, Development in Africa, Johannesburg, 1962, Seite 181; dazu: Basutoland, Bechuanaland Protectorate and Swaziland, Report of an Economic Survey Mission, London, H. M. S. O., 1960.

33

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Botswana hat nach dem Ergebnis der Volkszählung 108 Dörfer mit einer Bevölkerung von mehr als 1000 Personen. Die acht wichtigsten Stämme, nämlich die Ngwato, die Tawana, Kwena, Ngwaketse, Malete, Rolong, Tlokwa und Kgatla machen eine Bevölkerung von 448 000 Menschen aus, von denen allein zu den Ngwato 200 582 zu zählen sind. Dazu wurden vornehmlich in der Kalahari 24 600 Bewohner festgestellt, die der Buschmann-Bevölkerung ange- hören. Die wichtigste wirtschaftlich relevante Beschäftigung der Tswana-Stämme die nach 1720 sukzessive in das Territorium eingedrungen sind, ist die Viehzucht; daneben spielt der Ackerbau noch eine untergeordnete Rolle.

Wichtigste Grenze der wirtschaftlichen Entwicklung ist das meist knappe und durch oft langanhaltende Dürren noch zusätzlich beschränkte Angebot und Vor- kommen von Wasser. Entwicklungspolitik in Botswana bedeutet wie in den ver- gangenen Jahren auch künftig Wasserquellen zu erschließen, Wasser zeitlich und räumlich besser zu verteilen und es bei einigen Vorkommen der überdurchschnitt- lichen Verdunstung zu entziehen. Die Landtechnik ist in dem bisherigen Protek- torat wenig entwickelt, kann aber bei den überwiegend geringwertigen Böden die Ergebnisse des Ackerbaus nur beschränkt steigern. Wenn in niederschlagsrei- chen Jahren dennoch ein gutes Marktangebot der wichtigsten Produkte Mais und Kafferkorn (Sorghum) erzielt wird, so ist dies auf eine jeweils größere bewirtschaftete Fläche zurückzuführen und nicht ein flächenintensives Ergebnis.

Beginnen die Regenfälle wie gewöhnlich im Oktober oder November, so erfolgt nach dem Pflügen (Ochsen als Zugtiere) die erste Aussaat; sie genügt nur, wenn die Niederschläge nicht im Dezember oder Januar aufhören. Andernfalls ist eine zweite nicht selten auch eine dritte Aussaat erforderlich. Geerntet wird im Norden im Juli, August und Süden im Mai und Juni. Zu den Unzulänglich- keiten der Landwirtschaft, auf die die bisherige Protektoratsregierung ihr Augen- merk richtete, gehören

1. die Benutzung geringwertiger unsortierter Saat 2. die Vernachlässigung des Viehdungs 3. die nicht korrekte Pflanzarbeit 4. die geringe Aufmerksamkeit, die der Reinhaltung der Felder gewidmet wird.1)

Die oft lange anhaltenden Dürren - im Durchschnitt folgen drei bis vier Dürrejahre auf ein Jahr mit befriedigenden Niederschlägen - - lassen daneben die Frage der Lagerhaltung für die Selbstversorgung wichtig erscheinen.

Wachstums bestimmende Wirtschaftszweige

Die Viehwirtschaft, die sowohl von Tswana als auch von Europäern betrie- ben wird, bestimmt in erster Linie den Wohlstand des Landes und hat beinahe den Charakter einer Monokultur. Der letzte „volle" Bestand an Rindern (1962) betrug 1 352 000; daneben werden etwa 430 000 Schafe und Ziegen gehalten. Die Viehwirtschaft ist die Basis für eine nennenswerte Verarbeitungsindustrie wie den Schlachthof Lobatsi (1954) und einige Molkereien.

Die extreme Trockenheit hat 1965/66 zu schweren Viehverlusten und zum Schlachtangebot ganzer Viehherden geführt. Der Auftrieb erreichte zeitweise solche Ausmaße, daß ökonomisch von einer Auflösung von Kapital gesprochen werden mußte. Die Minderung der Rinderzahl betrug Ende 1965 schon 250 000. Als normal wird für das Land ein Auftrieb von 6 % des Viehbestandes bezeich-

*) Sillery, A. The Bediuanaland Protectorate, Kapstadt, London, New York, 1952, Seite 205.

34

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

net, andere Fachmeinungen halten auch 15 % für noch tragbar.1) Der über- mäßige Auftrieb, der für sekundäre Wirtschaftszweige eine Scheinblüte bedeutet und den Geldumlauf erhöht, brachte für den Schlachthof von Lobatsi mit 142 736 Tierkörpern eine Jahresrekordzahl; daneben wurden noch 19 568 Stück Lebendvieh in benachbarte Länder exportiert. Wie kritisch die Lage für die Fut- terversorgung Anfang 1966 war, wird daraus ersichtlich, daß die Regierung sich dazu entschloß, 1865 t Stallfutter zu importieren, um Zucht- und Zugkraft zu erhalten.

Auf dem Gebiet des Bergbaus fehlt es noch an einer systematischen Explora- tion des Gesamtgebietes. Von einigem Gewicht sind zwei Manganminen, die eine im Bangwaketse-Land, die andere neuerdings im Stammesgebiet der Bamalete. Im Exportwert bedeutsamer ist der Abbau von Asbest ebenfalls im Bangwa- ketse-Gebiet. Westlich von Francistown wird im Matsitamma-Gebiet rentabel erschließbares Kupfer gesucht. Die Erfolge sind bisher als mäßig zu bezeichnen. Gewisse Aussichten werden der Erschließung von Sodaasche im Räume der Sua Pan, einer Kohle mittlerer Qualität und einem Kalksteinlager beigemessen. Das Bergbaurecht ist im allgemeinen einheitlich, nur der Tati-Distrikt, der als Konzessionsgebiet zeitweise Halbautonomie beanspruchte und in dem sich wenig bedeutende Gold- und Silberminen befinden, unterliegt besonderen Regeln. Im Lobatsi-, Gaberones- und Tuli-Block hat die British South African Company Bergbaukonzenssionen.

Entwicklungspolitik und Finanzierung

Der Fünf-Jahres-Plan 1963 - 68 beruht teilweise auf Empfehlungen der von Chandler Morse angeführten Wirtschaftsmission aus den Jahren 1959/60. Die Kommission hielt 8 Mill. acres Gelände für landwirtschaftlich nutzbar, fand aber nur 5 % effektiv genutzt vor. Als Produkte, mit Hilfe derer die Landwirtschaft diversifiziert werden soll, wurden Baumwolle, Erdnüsse, Mais und Weizen empfohlen. Die dringlichsten Ausgaben wollte die Kommission, die im übrigen eine enge Anlehnung an die Wirtschaft Südafrikas empfahl, für die Verbesserung von Verkehrswegen und, im Gegensatz zu späteren Planvorschlägen, für die Intensivierung der Viehwirtschaft festgelegt wissen.

Der pragmatische Entwicklungsplan 1963-68 - auf besseren statistischen Grundlagen als die vergleichbaren Programme in Basutoland und Swaziland - sieht Ausgaben in Höhe von 20,4 Mill. R vor, von denen 15,6 Mill. R in den ersten drei Jahren disponiert werden sollen. Die wichtigsten Programmpunkte des 5-Jahres-Planes bilden2): 1. Die Einrichtung der Hauptstadt Gaberones, für die allein ein Fünftel der Plansumme vorge-

sehen ist, 2. die Einrichtung sekundärer Ausbildungseinrichtungen sowie solcher für die Berufs- und

Erwachsenenbildung, 3. die Schaffung von Grundlagen für die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Landes durch

Untersuchungen der Bodenschätze und durch die Entwicklung der Infrastruktur, 4. die Minderung des Budget- und Außenhandelsdefizits durch schnell produktive Investitionen

(insbesondere die Lebensmitteleinfuhren in einer durchschnittlichen jährlichen Höhe von 1 Mill. R sollen durch eine örtliche Produktion kompensiert werden),

5. die Erhaltung der sozialen Dienste auf einem angemessenen Niveau.

*) Munger, Edwin, S. Bechuanaland, Pan African Outpost or Bantu Home-Land?, London 1965, Seite 50.

*) Implementation of the Declaration of the Granting of Independence to Colonial Coun- tries and Peoples: Basutoland, Betchuanaland, Swaziland, UN A/5958 31. 8. 1965, Seite 56.

35

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 5: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

Im ganzen muß die Kalkulation des Planes als optimistisch bezeichnet wer- den, obwohl Positionen, die auf Industrieprojekte hinweisen, völlig fehlen.

Die Kapitalbildung aus eigener Kraft ist unzulänglich, öffentliche und private britische Investitionen blieben spärlich, da in der ersten Nachkriegszeit Bechu- analand nicht nur als wirtschaftlich wenig entwicklungsfähig, sondern auch in seinem politischen Schicksal im Verhältnis zu Südafrika als unsicher angesehen wurde. Bechuanaland war mit einem politischen Risiko belastet, als andere afri- kanischen Territorien dieses Moment noch nicht in der später einflußreichen Weise kannten. Der Finanzhaushalt des Territoriums wird seit 1956 maßgeblich durch britische Subventionen ausgeglichen, nachdem bis dahin der niedrige Stan- dard der Verwaltung das Budget auf bescheidenem Niveau nahe am Ausgleich hielt.

öffentlicher Haushalt in MM. R

Haushaltsjahr Ausgaben Einnahmen Subventionsausgleich

1956/57 2,460 1,986 0,280 1957/58 3,266 1,934 0,960 1958/59 3,226 2,250 1,120 1959/60 3,826 2,474 1,300 1960/61 4,578 3,288 1,940 1961/62 5,764 3,284 2,310 1962/63 6,134 3,304 2,726 1963/64 6,712 3,398 3,184 1964/65 8,612 4,872 3,768 1965/66 9,124 5,574 3,500

Die wichtigste produktive Investition finanzierte 1954 die Colonial Develop- ment Corporation mit der Einrichtung des modernen Schlachthofes von Lobatsi. Ein erster multilateraler Kredit der IDA in Höhe von 2,6 Mill. R dient dazu, das in hohem Maße unzulängliche Straßensystem zu verbessern.1)

Als Großprojekt, das seit Jahren diskutiert wird, für das aber sowohl die Finanzierung als auch eine überzeugende technische Planung fehlt, gilt die was- serwirtschaftliche Nutzung des Okawango-Sumpfdeltas. Seit der geographischen Beschreibung dieses Gebietes durch Siegfried Passarge2) haben die Spekulationen um den Raum des versiegenden Flusses nicht mehr aufgehört.

In einem Land, in dem die Wasserwirtschaft eine solche Schlüsselstellung ein- nimmt, wie dies in Botswana der Fall ist, muß die Verdunstung des aus Angola kommenden Flusses als ständige Provokation für die jeweiligen Landesplaner empfunden werden. Auch der Industrialisierung sind vorerst dort Grenzen gesetzt, wo größere Mengen Wassers gebraucht werden, wie etwa für eine Gerberei, die an sich wirtschaftlich arbeiten könnte, oder die Aufbereitung von Mineralien.3)

Jüngste wirtschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, daß die Unterhaltung von Vieh auf Außenposten fernab von Wohngebieten und zugleich der meist landwirtschaftlich nutzbaren Zonen, die Einführung einer gemischten Farmwirt-

*) Von den 4390 Meilen Schotter- und Erdstraßen sind nur 5 Meilen geteert und 1200 Mei- len klassifiziert.

*) Siegfried Passarge, Das Okawango-Sumpfland, Zeitschrift für Ethnologie, 1905, Seite 649 ff - Weiterhin Frank Debenham, Report on the Water Resources of the Bechuanaland Pro- tectorate, Northern Rhodesia, Nyassaland Protectorate, Tanganyika-Territory, Kenya, and the Uganda Protectorate, London HMSO, Colonial Research Publication No. 2 und Dareil Randall, Facts of Economic Development and the Okovango-Delta, Department of Geographical Research, Paper No. 47, Chicago 1956.

*) Vgl. L. P. Green, T. J. D. Fair, Development in Africa, Johannesburg, 1962, Seite 184.

36

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 6: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

schaft schwierig macht. Um eine Verbesserung des Pro-Kopf-Einkommens zu erreichen, sind Investitionen im Ackerbau im Vergleich zu solchen in der Vieh- wirtschaft als effizienter zu werten. Auf dem Diversifizierungsprogramm steht dabei an besonderer Stelle der Baumwollanbau und in weiterer Sicht die Einrich- tung einer Entkörnungsanlage. Die Schlüsselrolle bei der Finanzierung von Vor- haben im Rahmen des Entwicklungsplanes liegt seit Mai 1964 bei der National Development Bank (Kapital Ende 1964: 270 000 R), in der einige frühere Ent- wicklungsfonds aufgegangen sind. Für die verarbeitende Industrie, die neben dem erwähnten Schlachthaus eine Fleischkonservenfabrik in Lobatsi, eine Mais- mühle am gleichen Ort, eine kleinere Gerberei in Shashi und eine Knochenmühle in Francistown aufweist, ist vorerst wenig neuer Spielraum.

Außenhandel und Wanderarbeit

Botswana wies in den letztvergangenen Jahren im Durchschnitt ein Außen- handelsdefizit von etwa 1 Mill. R oder 20 °/o der Importsumme aus. Die domi- nierende Rolle des Exportes von Tieren und tierischen Erzeugnissen zeigen die letzten veröffentlichten Werte der Ausfuhrstatistik.

Exporte Botswanas in R

Erzeugnis 1963 1964 1965

lebende Rinder 1116 787 640 000 838 000 Sdilachtvieh 4 565 956 4 772 000 5 802 000 andere Tiere 43 258 45 000 54 000 Haustierfelle und Häute 406 676 488 000 658 000 Wildtierfelle, Trophäen 45 634 95 000 139 000 Fleischkonserven - 810 000 733 000 Fleischextrakt - 182 000 432 000 Schlachtnebenprodukte 804 481 261000 369 000 Knochenmehl 117 510 113 000 184 000 Butter, Rinderfett 96 764 57 000 39 000 andere tierische Produkte 172 156 351 000 411 000

tierische Erzeugnisse insgesamt 7 369 222 7 814 000 9 679 000

Asbest 219 030 258 000 185 000 Mangan 145 886 89 000 32 000 Gold 3 490 200 700 Zitrusfrüchte 35 000 4 000 4 000 Erdnüsse 145 990 185 000 2 000 Baumwolle 18 930 44 000 221000 andere Agrarprodukte 43 909 50 000 50 000

transferierte Löhne 762 000 817 000 1146 000

Export- und Transfererlöse 8 747 457 9 281200 11320 000

Wie die Transfererlöse zeigen, wird die effektive Nachfrage in Botswana maß- geblich durch die Geldüberweisungen der Wanderarbeiter bestimmt. Seit etwa 1870, dem Zeitpunkt der Entdeckung der Diamantenlager bei Kimberley ver- fehlte das benachbarte Südafrika nicht mehr die Anziehungskraft auf oft etwa 20% der verfügbaren männlichen Arbeitskräfte. Die Motive für die Migration sind hauptsächlich wirtschaftliche: Einkommenserwerb um den von Europäern demonstrierten Konsumbedarf zu decken, fiskalische Verpflichtungen und in einzelnen Stammesgebieten eine gewisse Knappheit fruchtbaren Landes

37

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 7: Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Bemerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Außenhandel Botswanas

oder neuer Weideflächen.1) Fast die Hälfte des von den Tswana außerhalb des Landes verdienten Geldes wandert in der Regel durch direkte Zahlungen oder auf anderem Wege in das bisherige Protektorat. „Almost every male Tswana sooner or later goes out to work, and the practise is now just as much part of the Tswana way of life as were initiation ceremonies and hunting in the olden days."2)

l) Vgl. Isaac Schapera, Migrant Labour and Tribal Life, London 1947, Seite 61. *) Sillery, a.a.O., Seite 209.

Martin Krämer

Die Viehwirtschaft Botswanas

Natürliche Voraussetzungen

Die naturgeographischen Gegebenheiten der drei Wirtschaftsräume Botswanas, die in dem voraufgegangenen Aufsatz bereits ausgegliedert wurden, deuten dar- auf hin, daß eine landwirtschaftliche Inwertsetzung nur mittels einer extensiven Viehzucht vor sich gehen kann. Dabei sind aber die unterschiedlichen Voraus- setzungen zu beachten. In der zentralen Region fallen jährlich nur zwischen 200 und 400 mm Niederschläge. Wegen der großen Hitze verdunsten sie sofort oder versickern in die mächtige Sanddecke. Die grundwasserführenden Schichten sind durch den dicken Sandmantel hindurch nur schwierig zu erreichen. Als natürliche Vegetation hat sich hier daher nur eine Dornbuschsteppe mit spärlicher Grasdecke entwickeln können. In der Nordregion mit dem Okawango-Delta erreichen die jährlichen Niederschläge bereits Werte von 500 mm. Außerhalb der Sümpfe des Deltas, die bisher für die Viehwirtschaft noch nicht genutzt werden können, trifft man auf ein offenes Waldland, das eine mittelmäßige Weide abgibt. Die günstigsten Bedingungen weist die östliche Region auf, wo die Sanddecke an Mächtigkeit verliert und Granite und Sedimentgesteine den Untergrund auf- bauen. Der Boden ist daher nährstoffreicher und kann bei mehr als 500 mm Niederschlägen im Jahr eine natürliche Vegetation hervorbringen (das Mopane- Veld), die sich sehr gut zur Viehweide eignet. Für eine extensive Rinderzucht, die sich nur auf die natürlichen Vorausetzungen gründet, ist in der zentralen und Teilen der nördlichen Region Botswanas eine Tragfähigkeit von 1 Rind/20 ha und in der östlichen Region von 1 Rind/8 ha errechnet worden.

Entwicklung des gegenwärtigen Viehbestandes

Seit langem wird auf diesen Grundlagen von der einheimischen Bevölkerung eine Viehzucht betrieben, die sich hauptsächlich auf die Rinderzucht gründet. Schon um 1895 wurden in Botswana etwa 1 Mill. Rinder gehalten. Die Rinder- pest, die Ende des vorigen Jahrhunderts das südliche Afrika heimsuchte, raffte jedoch fast 90% des Bestandes hinweg, so daß 1904 nur noch 139 000 Rinder gezählt wurden. 1930 konnte der Stand von 1895 wieder erreicht werden, große Trockenheiten führten aber anschließend zu einer Reduktion auf 660 000 Stück. In den vergangenen Jahren hat der Rinderbestand wieder so stark zugenommen, daß er gegenwärtig mehr als das Doppelte des Schaf- und Ziegenbestandes aus- macht.

38

This content downloaded from 185.44.78.113 on Sun, 15 Jun 2014 03:32:38 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions