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Voraussetzungen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung Lesothos Author(s): Georg Heuss Source: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966), pp. 51-56 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40173358 . Accessed: 10/06/2014 07:31 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.127.114 on Tue, 10 Jun 2014 07:31:07 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Voraussetzungen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung Lesothos

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Voraussetzungen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung LesothosAuthor(s): Georg HeussSource: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966),pp. 51-56Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40173358 .

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Vordringlich angefaßt werden sollten der Ausbau der Wege, Erhaltung und Ver- besserung der Böden, Umstellung der Wiesen und Weiden auf Süßgrasfluren, Ausbau der Wasserkräfte, d. h. die Landwirtschaft und Infrastruktur des Landes. Die heutige dichte Besiedlung des Lesotho beruht mehr auf der historisch-sozialen Situation als auf der natürlichen Tragfähigkeit des Raumes.

Robert Martern

Voraussetzungen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung Lesothos

Siedlung und Wanderarbeit

Der am 4. Oktober 1966 unabhängig gewordene Staat Lesotho ist rein land- wirtschaftlich orientiert und zählt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich etwa $ 60 zu den ärmsten Staaten Afrikas. Mit einer Größe von 30 344 km2 ist Lesotho im Gegensatz zu Botswana und Swaziland von allen Seiten vom Territorium der Republik Südafrika umgeben. Es besitzt keinen Zugang zum Meer. Das Gebiet ist gebirgig. Im Westen liegt die Sand- oder sogenannte Tieflandzone, die bis zu einer Höhe von 2000 m aufsteigt. Daran schließt sich die vulkanische Hochlandzone mit Höhen von 2000 m bis 2800 m und den höchsten Erhebungen von 3700 m an. Daher wird Lesotho auch viel- fach das „Dach Südafrikas" und wegen seiner landschaftlichen Schönheit als die „Schweiz Afrikas" bezeichnet.

Dreiviertel des Gesamtgebietes entfallen auf die Hochlandzone.1) Diese Tat- sache läßt die besonderen Schwierigkeiten bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes erkennen; dazu kommen ungünstige Witterungs Verhältnisse und Bodenerosion. Temperaturen und Niederschläge sind von Region zu Region unterschiedlich und unterliegen je nach der Höhenlage starken Schwankungen. Frost und Hagel treten unregelmäßig auf und können je nach der Jahreszeit schwere Schäden bei den Ernten verursachen.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung wohnt im Tiefland und setzt sich aus Basuto (Basotho) zusammen, in deren ausschließlichem Besitz sich der Boden Lesothos befindet. Europäer und Angehörige anderer Rassen können kein Land erwerben.

Eine der bemerkenswertesten Erscheinungen bei der Betrachtung der Bevöl- kerung ist die große Neigung zur Wanderarbeit in die Südafrikanische Republik. Nach der letzten Volkszählung im April 1966 leben in Lesotho 859 000 Perso- nen, von denen etwa 3000 Europäer und Asiaten sind. Die europäische Bevölke- rung setzt sich hauptsächlich aus Regierungsbeamten, Missionaren und Kauf- leuten zusammen. Um die gesamte Einwohnerzahl zu erhalten, sind die laut offiziellen Angaben 117 000 zeitweilig in der Südafrikanischen Republik arbei- tenden Afrikaner hinzuzuzählen, so daß sich die Zahl der Gesamtbevölkerung auf 976 000 beläuft. Die Volkszählung 19662) ergab im Vergleich zu 1956 fol- gendes Bild:

*) Vgl. William A. Hance, „The Geography of Modern Africa", New York and London, 1964, S. 572.

2) Vorläufige Zahlen. Es ist weiter zu berücksichtigen, daß in der Zählung 1966 diejenigen Personen nicht erfaßt wurden, die seit mehr als 5 Jahren außerhalb Lesothos leben.

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Distrikt Anwesend Abwesend Gesamt

1956 1966 1956 1966 1956 1966

Butha-Buthe 40 000 56 000 12 000 9 000 52 000 65 000 Leribe 99 000 137 000 29 000 22 000 128 000 159 000 Beria 73 000 99 000 24 000 19 000 97 000 117 000 Maseru 119 000 188 000 24 000 19 000 143 000 207 000 Mafeteng 82 000 98 000 21000 15 000 103 000 113 000 Mohale's Hoek 76 000 103 000 18 000 14 000 94 000 118 000 Quthing 52 000 67 000 12 000 7 000 64 000 75 000 Qacha'sNek 45 000 56 000 10 000 8 000 55 000 62 000 Mokhotlong 45 000 55 000 5 000 4 000 50 000 59 000

631000 859 000 155 000 117 000 786 000 976 000

Geht man zur Ermittlung der Einwohnerzahl pro km2 von dem Gesamtgebiet aus, so ist die Dichte als gering zu bezeichnen. Berücksichtigt man jedoch, daß nur etwa ein Viertel des Landes bewohnbar und wirtschaftlich nutzbar ist und dieses Gebiet vorwiegend im Tiefland liegt, so gehört Lesotho zu den Ländern mit der ungünstigsten Siedlungsdichte Afrikas.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts war fast nur das Tiefland bewohnt, während Teile des Hochlandes im Sommer zum Weiden des Viehs benutzt wurden. Der ständige Bevölkerungszuwachs zwang dazu, nach Osten in die höher gelegenen Regionen auszuweichen und verwertbare Böden zu suchen. So wird jetzt Land bis in Höhen zu 2400 m kultiviert; dabei wurden zunächst nur Täler und sanf- tere Gelände bebaut, heute jedoch schon vielfach sehr steile Hänge.

Im Zuge dieser Ausdehnung wurde der gesamte nutzbare Ackerboden be- stellt. Da der Lebensraum und die Versorgungsbasis damit zu klein wurden und eine einheimische Industrie in erwähnenswertem Umfang nicht vorhanden ist, sieht sich ein Großteil der männlichen Bevölkerung gezwungen, außerhalb der Landesgrenzen einer Tätigkeit nachzugehen. Nach den offiziellen Zahlen arbei- ten 117 000 immigrierte Basuto in Südafrika (nach anderen Angaben mindestens 200 000), vornehmlich in den Rand Mines und Orange Free State Mines. Damit hält Lesotho gegenüber Botswana und Swaziland eine Spitzenstellung bei der Wanderarbeit. Das „Auswandern" nach der Südafrikanischen Republik geht zurück auf die Eröffnung der Goldminen des Witwatersrand1), als plötzlich eine große Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften auftrat.

Daß ein großer Teil der Basuto zu diesen wandernden Arbeitskräften gehört, die nach gewissen Zeitabständen wieder zurückkehren, hängt auch eng mit der traditionellen Einstellung der männlichen Eingeborenen zusammen, die als Krie- ger, Jäger und Viehtreiber umherzuziehen gewohnt waren und die den Frauen die Feldbestellung überließen. Als durch das Vordringen der Europäer die Basuto dieser Lebensart nicht mehr ungehindert nachgehen konnten, sie jedoch die Land- arbeit der Frauen nicht übernehmen wollten, blieb ihnen nur die Wahl, in die Minen zu gehen. Dieser Abzug der besten männlichen Arbeitskräfte ist für die Landwirtschaft, den einzigen bedeutenden Wirtschaftszweig, mit Nachteilen ver- bunden; wenn andererseits auch berücksichtigt werden muß, daß die Wander- arbeiter für ihr Land vom finanziellen Standpunkt eine nicht unbedeutende Ein- nahmequelle in zweifacher Hinsicht bedeuten: indem sie Teile des in der Süd- afrikanischen Republik verdienten Geldes transferieren und Lesotho selber den oft knappen Vorrat an Ernährungsgütern durch ihre Abwesenheit spart.

*) Vgl. Monica M. Cole, „South Africa", London 1961, Seite 525.

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Landwirtschaftliche Produktion und Viehzucht

Das durch seine natürlichen Gegebenheiten in seiner landwirtschaftlichen Ent- faltung stark eingeengte Land wird zusätzlich durch mangelnde Kenntnisse in der Technik der Bodenbearbeitung und durch Bodenerosion benachteiligt. Ob- gleich hiergegen ständig durch sogenannte Kontrollprogramme vorgegangen wird, bedeuten Erosion, hervorgerufen durch die Bebauung von Steilhängen und nur schwach mit Gras bewachsene Böden sowie Wasserstürze in den regenrei- chen Zeiten eine ständige Gefahr, der nur durch Terrassierung, systematischen Anbau von Bäumen und Sträuchern - in Lesotho gibt es keine Wälder - , Begrenzung der Viehweiden und den Bau von Steinwällen begegnet werden kann. Die Durchführung dieser Maßnahmen wird jedoch nicht nur durch feh- lende finanzielle Mittel und eine zu geringen Zahl an Experten erschwert, son- dern durch die Bevölkerung, die sich gewissen elementaren Erfordernissen, wie einer genauen Verteilung des Viehbestandes, Fruchtwechselwirtschaft oder Dorf- umsiedlungen verschließt.

Die hauptsächlich angebauten Erzeugnisse sind Mais, Kafferkorn (Sorghum), Weizen, Bohnen und Erbsen. Im Tiefland werden im Sommer Mais und Kaf- ferkorn, im Winter Weizen geerntet; dagegen im Hochland nur im Sommer Mais und Weizen. Obgleich in beachtlicher Weise Mais und Weizen angebaut werden, reichen die Erträge nicht zur Eigen Versorgung aus, so daß jährlich 10 000 bis 25 000 1 eingeführt werden müssen. Maßgeblichen Einfluß auf die Erträge einer jeden Ernte haben die schwankenden Witterungsbedingungen; starke Regenfälle, Frost oder Hagel zur Erntezeit können die Ernte weitgehend vernichten. 1965 herrschte eine große Dürre, so daß Getreide durch eine Aktion der FAO zur Beseitigung der größten Hungersnot geliefert werden mußte.

Zu den bereits angeführten Hindernissen für eine größere landwirtschaftliche Produktivität kommen bei der Bevölkerung die fehlenden Kenntnisse bei der Bodenbehandlung und -bearbeitung hinzu. Tierdung wird bisher zum Heizen verwandt. Die Arbeitsmethoden und die technische Ausrüstung sind primitiv; ein erster Schritt für Verbesserungen wurde von der Regierung durch Gründung des „Progressive Farmer's Scheme" und durch die Schaffung von „Training Farms" vorgenommen. Dort werden Bauern moderne landwirtschaftliche Er- kenntnisse gelehrt. Wie positiv sich die Anwendung moderner Methoden aus- wirken kann, wird beim Vergleich der Weizenerträge im Mafeteng-Distrikt deutlich, wo statt 573 bags 1962 im Jahre 1964 60 000 bags eingebracht wurden.

Obgleich die klimatischen Bedingungen für eine Viehwirtschaft günstig sind und das Land wenig Viehkrankheiten kennt, sind aufgrund der armen Böden, und damit des dürftigen Frischfutters die Bestände geringwertig, die Qualität der Häute und Felle mittelmäßig und die Erträge dadurch gering. Hinzu kommt, daß der Viehbestand von der Bevölkerung teilweise immer noch mehr als ein soziales Attribut betrachtet wird und weniger als wirtschaftlicher Wert. Den- noch haben den weitaus größten Anteil am Export Wolle und Mohair. Dagegen übersteigen die Importe an Lebendvieh die Exporte.

Die Zuchtergebnisse bei Schafen und Ziegen sind gering. Um zu einer Besse- rung zu gelangen, werden seit Jahren mit Regierungsunterstützung Merino- und Angora-Böcke eingeführt; dieses Programm erreichte nicht seine volle Wirkung. Die Eingeborenen kreuzten diese Tiere mit ihren eigenen geringerwertigen Scha- fen und Ziegen; das führte zu einer höheren Widerstandsfähigkeit der neuge- borenen Tiere, jedoch litt die Qualität der Wolle und des Mohair. Nach einer

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Zählung von 1962 betrug der Viehbestand an: Rindvieh 386 342; Schafen 1 434 538; Ziegen 749 454; Pferden 95 401; Eseln 55 494 und Mauleseln 5231.

Um eine Verbesserung der viehwirtschaftlichen Situation zu erreichen, müß- ten folgende Punkte beachtet werden1):

1. Einführung einer Kontrolle über das Weideland mit einer ausreichenden Versorgung an Futtermitteln auch in den Wintermonaten;

2. Verbesserung der Kreuzungsmethoden; 3. Einrichtung von Viehzentren mit einer Veterinärstation. (Mehrere

„Livestock Improvements Centres" wurden bereits errichtet; aber auch hier stellt sich das Problem der fehlenden Fachleute)

4. Überwachung der Schur; 5. Sinnvolle Vermarktung.

Industrie, Energie und Bodenschätze

Von dem Vorhandensein einer nennenswerten Industrie kann nicht gespro- chen werden; es existieren kleinere Ziegeleien und Druckereien. Großer Anstren- gungen wird es bedürfen, ausländisches Kapital, vorwiegend aus der Südafrika- nischen Republik, anzuziehen; denn abgesehen von den dem Lande eigenen ungünstigen Voraussetzungen, steht Lesotho im Wettstreit mit den weniger ent- wickelten Gebieten der Südafrikanischen Republik, die neben finanziellen Anrei- zen ebenfalls auf billige Arbeitskräfte hinweisen können. Erschwerend wirken die traditionellen Besitzverhältnisse. Erste Schritte zur Förderung der Industrie durch die Regierung wurden 1963 mit der Gründung der „Basutoland Factory Estate Development Corporation" (BAFED) und der Einrichtung des „Economic Planning Council" unternommen. Diese Institutionen sollen sich mit dem Auf- finden industrieller Projekte, mit Fragen der Steuer- und Zollerleichterung sowie der Landverpachtung befassen. Da zunächst nur eine Pachtzeit von 50 Jahren vorgesehen ist, bedeutet das keinen Anreiz für die Südafrikanische Republik, in der die übliche Pachtzeit 99 Jahre beträgt. 1963 wurde daher eine Änderung auf ebenfalls 99 Jahre empfohlen. Drei kleinere, kaum bedeutende Projekte wurden inzwischen realisiert.

Von Gewicht sind für Lesotho seine reichen Wassermengen, die bisher weit- gehend bei der Energieverwertung und Wasserversorgung ungenutzt blieben; Lesotho wird vielfach als „Schwamm" Südafrikas bezeichnet. An Wasserkraft- projekten besteht ein reales Interesse in der Südafrikanischen Republik, das durch seine zunehmende Industrie einen wachsenden Wasserbedarf aufweist. Hier liegen Chancen der Zusammenarbeit und für Lesotho Einnahmequellen.

Das erste Kraftwerk wurde 1965 in Matsing eingeweiht mit einer Jahreslei- stung von 350 Mill. kWh; die Kosten lagen bei 170 Mill. DM. Projektiert sind weiterhin das „Semena River Scheine" mit einer Leistung von 1000 Mill. kWh bei Investitionen in Höhe von 500 bis 600 Mill. DM und das „Oxbow Scheme" in den Maluti-Bergen am Malibamatso-Fluß mit einer Leistung von 418 Mill. kWh und Investitionen von etwa 160 Mill. DM.

Bodenschätze wurden bisher in nennenswertem Umfang nicht festgestellt. Im Oktober 1963 wurde ein „Diamond Investigating Committee" eingesetzt, das die Suche nach Diamanten und die Prüfung der besten Abbaumöglichkeiten betreiben soll. Es werden zwar jährlich Diamanten in kleineren Mengen gefun-

') Vgl. W. A. Hance, a. a. O. S. 573.

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den, die jedoch bisher keinen systematischen Abbau erforderten. Kleinere Men- gen Kimberlite wurden vor einigen Jahren gefunden; nach vierjähriger Prospek- tion wurde festgestellt, daß kein Abbau in größerem Stil möglich sei.

Zur V erkehr ser Schließung

Weitere Hindernisse wirtschaftlicher Entwicklung sind in der geringen Ver- kehrserschließung zu erblicken. Die einzige Eisenbahn hat eine Länge von 1,6 km und führt von Maseru nach Marseilles (SAR). Überwiegend im Tiefland sind sogenannte Hauptstraßen vorhanden, die jedoch nach Regengüssen teilweise nicht befahrbar sind. Der größte Teil der Straßen ist nur mit Jeeps befahrbar, abgese- hen von vielen nur Reittieren zugänglichen Pfaden. Da auf diese Weise manche Gebiete im Hochland bei schlechten Witterungsverhältnissen kaum oder gar nicht erreichbar sind, wird die ständige Gefahr schlechter Versorgung verständlich.

Zur Verbesserung der Straßenverhältnisse und damit gleichzeitig der Wirt- schaftslage gab die „International Development Association" (IDA) Anfang 1966 ein Darlehen in Höhe von 16,4 Mill. DM, das ergänzt wird durch eine Anleihe des britischen Schatzamts und durch Mittel des Colonial Development and Weifare Fund. Die Gesamtmittel von 21,6 Mill. DM dienen der Verbesse- rung eines 130 km langen Abschnittes der wichtigen Nord-Süd-Straße, die von Butha Buthe über Leribe, Maseru und Maseteng bis Quthing läuft, sowie einer 29 km langen Zubringerstraße. Der Ausbau soll zu einer Senkung der Trans- port- und Straßenunterhaltungskosten führen und die Bemühungen der Regie- rung unterstützen, die Wirtschaftslage dadurch zu verbessern, daß die Bauern dazu übergehen, nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf zu produzieren.

Staatshaushalt und Subvention

Inwieweit Basutoland bisher der Unterstützung durch Großbritannien be- durfte, zeigt folgender Budgetvergleich1) (in R):

1960/61 1961/62 1962/63 1963/642)

Territoriale Einnahmen 3 716 974 3 763 531 3 767173 4 193 072 Grant-in-Aid 780 000 2 282 000 2 882 000 4 237 972 C. D. & W. Grants 237 486 917 494 843 998 4 237 972 Territoriale Ausgaben 4 622 269 6176 511 6 517 902 7 290 496 C. D. & W. Sdiemes 356 651 804 507 941 037 1 072 48

Die Aufstellung zeigt deutlich die Haushaltsdefizite und das Maß bisheriger finanzieller Unterstützung durch Großbritannien. Die Budgets für 1965/66 las- sen bereits ein Defizit in Höhe von R 4 800 000 und für 1966/67 von R 5 500 000 erwarten. Allein diese wenigen Zahlen beweisen, daß Lesotho auch weiterhin dringend auf ausländische finanzielle Unterstützung angewiesen sein wird. Finanzerträge aus dem Außenhandel sind nicht vorhanden, da die Im- porte die Exporte beträchtlich übersteigen, wie nachstehende Tabelle zeigt (An- gaben in R):

*) Vgl. „Basutoland 1963«, HMS, London 1964, S. 35 ff. *) Schätzungen.

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1959 1960 1961 1962

Importe 5 787 880 6 285 746 6 119 050 6 263 518 Exporte 3 304 556 2 946 452 2 820 618 3 423 594

unter den Exporten entfielen auf

Wolle 1661806 1463 026 1463 938 1738 752 Mohair 743 236 658 912 759 675 725 644

Zusammenfassung

Zusammenfassend ist festzustellen, daß die wirtschaftlichen Entwicklungsmög- lichkeiten als gering bezeichnet werden müssen, da nur wenig wachstumsbedin- gende Impulse möglich sind. Eine Kapitalbildung aus eigener Kraft erscheint kaum realisierbar.

Obgleich Großbritannien Lesotho seit 1935 ständig Hilfe1) gewährt, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, daß bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig zur Wirt- schaftsförderung unternommen worden war, wird dieses Land weiterhin auf technische und finanzielle Unterstützung durch das Ausland, vornehmlich Groß- britannien angewiesen sein. Es ist darüberhinaus von der Südafrikanischen Republik abhängig, die Hauptabnehmer der wenigen angebotenen Waren ist und einen Teil der Bevölkerung Lesothos beschäftigt. Jeder Weg zum Meer führt über das Territorium der Südafrikanischen Republik.

Diese Tatsachen scheinen dem Premierminister Chief Jonathan durchaus gegenwärtig zu sein, wenn er folgendes erstes Regierungsprogramm fixiert:

1. Enge Zusammenarbeit mit der Südafrikanischen Republik; 2. Landwirtschaftliche Selbstversorgung; 3. Förderung des Oxbow Hydro-Electric-Scheme; 4. Förderung der Industrie.

Trotz dieses Programmes bleiben zu viele Menschen in einem zu kleinen und zu wenig produktiven Land; so daß auf absehbare Zeit das Hauptexportprodukt Arbeitskraft bleiben wird.

*) Vgl. Monica M. Cole, a. a. O., S. 523. Georg Heuss

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