7
Gastroenterologe 2012 · 7:340–346 DOI 10.1007/s11377-012-0677-7 © Springer-Verlag 2012 A.P. Barreiros 1  · P.R. Galle 1  · C.F. Dietrich 2  · A. Ignee 2 1  I. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2  Klinik für Innere Medizin 2, Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim Neues zur Sonographie  in der Gastroenterologie  (Teil 1) Die Sonographie stellt in der Gastro- enterologie das bildgebende Verfah- ren dar, welches routinemäßig bei der Abklärung verschiedener Erkran- kungen eingesetzt wird. Die Stär- ke dieses Echtzeitverfahrens besteht in der schnellen und guten Verfüg- barkeit, der hohen Ortsauflösung und der fehlenden Strahlenbelas- tung. Hierbei können die abdominel- len Organe mit ihrer Umgebung dar- gestellt werden, aber insbesondere können auch funktionelle Aussagen wie z. B. zur Darmperistaltik oder Vaskularisation gemacht werden. In den letzten Jahren kam es darüber hinaus zu einem methodischen Fort- schritt insbesondere in den Berei- chen der kontrastmittelverstärkten Sonographie und Endosonographie inklusive der quantifizierenden Ver- fahren, aber auch der elastographi- schen Vefahren. Kontrastmittelver- stärkter Ultraschall in verschiedenen Organen Mit dem kontrastmittelverstärkten Ultra- schall (KMUS) gelingt die zuverlässige Darstellung der Mikrozirkulation eines Tumors. Aktuell ist in Deutschland der Echosignalverstärker SonoVue® zugelas- sen und erhältlich, der auch bei Nierenin- suffizienten oder Patienten mit Schilddrü- senerkrankungen eingesetzt werden kann. Für die Durchführung des kontrastmittel- verstärkten Ultraschalls wird eine speziel- le Software für das jeweilige Ultraschall- system benötigt. KMUS der Leber Für die Untersuchung hepatischer Läsio- nen ist der KMUS gut untersucht und der Zugewinn an Informationen gut belegt [1]. Die Charakterisierung von Leberraumfor- derungen sowie die Differenzierung zwi- schen benignen und malignen Läsionen gelingt vergleichbar gut bzw. besser als mit radiologischen Schnittbildverfahren, wes- wegen der KMUS der Leber einen beson- deren Stellenwert in den Richtlinien der European Federation of Societies for Ul- trasound in Medicine and Biology (EF- SUMB) einnimmt. Hier wird die Bedeu- tung von KMUS für die Abklärung hepa- tischer Läsionen unterstrichen und dies als wichtigster Einsatz im Bereich der Ab- domensonographie beschrieben [2]. Er gilt als bereits gut etablierte und bewährte Methode und muss hier nicht näher dar- gestellt werden. KMUS von Pankreas, Gastro- intestinaltrakt und Milz Für die anderen abdominellen Organe sieht die Datenlage nicht so gut aus. Je- doch werden Echosignalverstärker bei der Untersuchung z. B. von pankreatischen Läsionen, Milzraumforderungen oder Lymphknoten schon in der klinischen Routine eingesetzt. Die Anzahl an wis- senschaftlichen Untersuchungen ist zwar im Vergleich zum hepatischen Einsatz ge- ringer, zeigt aber in den letzten Jahren eine steigende Tendenz. Deswegen wur- den analog zu den EFSUMB-Richtlinien zum KMUS innerhalb der Leber im letz- ten Jahr Richtlinien für die Anwendung außerhalb der Leber publiziert [4], welche die entsprechenden belegbaren Neuerun- gen zusammenfassen. Pankreas In mehreren Studien konnte gezeigt wer- den, dass KMUS ein hilfreiches Verfah- ren zur Charakterisierung von pankreati- schen Läsionen darstellt [5, 6, 7]. Die An- reicherung des Kontrastmittels im Pank- reas beginnt unmittelbar nach Kontrast- mittelanreicherung in der Aorta (arteriel- le Phase, 10–30 s), gefolgt von einer venö- sen Phase (30–120 s nach Applikation des Kontrastmittels). Bei der Beurteilung pan- kreatischer Läsionen muss ausreichend „normales“ umgebendes Pankreasgewe- be für den Vergleich mit der Läsion dar- gestellt werden (. Abb. 1). In Studien konnte gezeigt werden, dass Adenokarzinome des Pankreas sich typi- scherweise minderanreichernd darstellen, was für ca. 90% aller untersuchten Fälle gilt [69]. Ein weiterer Aspekt besteht in der Möglichkeit, Veränderungen der Tu- morvaskularisation unter Chemothera- pie zu visualisieren [1012]. Hier spie- len quantifizierbare Methoden eine Rol- le (s. unten). Alle anderen Entitäten wie neuroen- dokrine Tumoren oder seröse mikrozys- tische Adenome stellen sich mehranrei- chernd dar. Weitere wichtige Krankheits- Redaktion A. Eickhoff, Hanau A. Meining, München 340 | Der Gastroenterologe 4 · 2012 Neue Techniken

Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

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Page 1: Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

Gastroenterologe 2012 · 7:340–346DOI 10.1007/s11377-012-0677-7© Springer-Verlag 2012

A.P. Barreiros1 · P.R. Galle1 · C.F. Dietrich2 · A. Ignee2

1 I. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz2 Klinik für Innere Medizin 2, Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

Die Sonographie stellt in der Gastro­enterologie das bildgebende Verfah­ren dar, welches routinemäßig bei der Abklärung verschiedener Erkran­kungen eingesetzt wird. Die Stär­ke dieses Echtzeitverfahrens besteht in der schnellen und guten Verfüg­barkeit, der hohen Ortsauflösung und der fehlenden Strahlenbelas­tung. Hierbei können die abdominel­len Organe mit ihrer Umgebung dar­gestellt werden, aber insbesondere können auch funktionelle Aussagen wie z. B. zur Darmperistaltik oder Vaskularisation gemacht werden. In den letzten Jahren kam es darüber hinaus zu einem methodischen Fort­schritt insbesondere in den Berei­chen der kontrastmittelverstärkten Sonographie und Endosonographie inklusive der quantifizierenden Ver­fahren, aber auch der elastographi­schen Vefahren.

Kontrastmittelver­stärkter Ultraschall in verschiedenen Organen

Mit dem kontrastmittelverstärkten Ultra­schall (KMUS) gelingt die zuverlässige Darstellung der Mikrozirkulation eines Tumors. Aktuell ist in Deutschland der Echosignalverstärker SonoVue® zugelas­sen und erhältlich, der auch bei Nierenin­suffizienten oder Patienten mit Schilddrü­senerkrankungen eingesetzt werden kann. Für die Durchführung des kontrastmittel­verstärkten Ultraschalls wird eine speziel­

le Software für das jeweilige Ultraschall­system benötigt.

KMUS der Leber

Für die Untersuchung hepatischer Läsio­nen ist der KMUS gut untersucht und der Zugewinn an Informationen gut belegt [1]. Die Charakterisierung von Leberraumfor­derungen sowie die Differenzierung zwi­schen benignen und malignen Läsionen gelingt vergleichbar gut bzw. besser als mit radiologischen Schnittbildverfahren, wes­wegen der KMUS der Leber einen beson­deren Stellenwert in den Richtlinien der European Federation of Societies for Ul­trasound in Medicine and Biology (EF­SUMB) einnimmt. Hier wird die Bedeu­tung von KMUS für die Abklärung hepa­tischer Läsionen unterstrichen und dies als wichtigster Einsatz im Bereich der Ab­domensonographie beschrieben [2]. Er gilt als bereits gut etablierte und bewährte Methode und muss hier nicht näher dar­gestellt werden.

KMUS von Pankreas, Gastro-intestinaltrakt und Milz

Für die anderen abdominellen Organe sieht die Datenlage nicht so gut aus. Je­doch werden Echosignalverstärker bei der Untersuchung z. B. von pankreatischen Läsionen, Milzraumforderungen oder Lymphknoten schon in der klinischen Routine eingesetzt. Die Anzahl an wis­senschaftlichen Untersuchungen ist zwar im Vergleich zum hepatischen Einsatz ge­

ringer, zeigt aber in den letzten Jahren eine steigende Tendenz. Deswegen wur­den analog zu den EFSUMB­Richtlinien zum KMUS innerhalb der Leber im letz­ten Jahr Richtlinien für die Anwendung außerhalb der Leber publiziert [4], welche die entsprechenden belegbaren Neuerun­gen zusammenfassen.

PankreasIn mehreren Studien konnte gezeigt wer­den, dass KMUS ein hilfreiches Verfah­ren zur Charakterisierung von pankreati­schen Läsionen darstellt [5, 6, 7]. Die An­reicherung des Kontrastmittels im Pank­reas beginnt unmittelbar nach Kontrast­mittelanreicherung in der Aorta (arteriel­le Phase, 10–30 s), gefolgt von einer venö­sen Phase (30–120 s nach Applikation des Kontrastmittels). Bei der Beurteilung pan­kreatischer Läsionen muss ausreichend „normales“ umgebendes Pankreasgewe­be für den Vergleich mit der Läsion dar­gestellt werden (. Abb. 1).

In Studien konnte gezeigt werden, dass Adenokarzinome des Pankreas sich typi­scherweise minderanreichernd darstellen, was für ca. 90% aller untersuchten Fälle gilt [6–9]. Ein weiterer Aspekt besteht in der Möglichkeit, Veränderungen der Tu­morvaskularisation unter Chemothera­pie zu visualisieren [10–12]. Hier spie­len quantifizierbare Methoden eine Rol­le (s. unten).

Alle anderen Entitäten wie neuroen­dokrine Tumoren oder seröse mikrozys­tische Adenome stellen sich mehranrei­chernd dar. Weitere wichtige Krankheits­

RedaktionA. Eickhoff, HanauA. Meining, München

340 |  Der Gastroenterologe 4 · 2012

Neue Techniken

Page 2: Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

bilder sind Pseudozysten und zystische Tumoren [12].F  Empfehlungen zum Einsatz von

KMUS innerhalb des Pankreas1 Charakterisierung von duktalen

Adenokarzinomen1 Differenzialdiagnose zu Pankreas­

tumoren einer anderen Entität1 Identifizierung von soliden Antei­

len innerhalb von zystischen Tumo­ren

GastrointestinaltraktWill man den Gastrointestinaltrakt mit­tels KMUS untersuchen, so bietet sich der Einsatz von kontrastfähigen hochfrequen­ten Linearsonden an (>7,5 MHz). Nur so gelingt es, die einzelnen Darmschichten für die Beurteilung sichtbar zu machen. Das Kontrastmittel lässt sich innerhalb der intestinalen Kapillaren nach 10–20 s vornehmlich in der Submukosa darstel­len und erreicht sein Maximum nach 30–40 s. Anschließend folgt die venöse Pha­se (bis zu 120 s).

Der KMUS ist hier eine hilfreiche Technik, um die Entzündungsaktivität bei Patienten mit (chronisch) entzündli­chen Darmerkrankungen zu bestimmen (. Abb. 2; [13, 14]). Insbesondere für die Therapieüberwachung bzw. die Beurtei­lung eines Therapieansprechens wer­den die unten aufgeführten quantifizier­baren Methoden zukünftig interessan­te neue Aspekte bieten. Auch extraintes­tinale Komplikationen wie Abszesse oder Fisteln lassen sich mittels KMUS gut visu­alisieren [15, 16].

Eine wichtige Fragestellung ist die Differenzierung zwischen narbigen und entzündlichen Engen. Vorläufige Daten konnten zeigen, dass der KMUS bei die­ser Differenzierung hilfreich sein kann, da sich entzündliche Stenosen im Gegensatz zu narbigen Veränderungen mehr vasku­larisiert darstellen [17, 18].F  Empfehlungen zum Einsatz von

KMUS innerhalb des Gastrointestinal-trakts

1 Bestimmung der Krankheitsaktivi­tät bei (chronisch) entzündlichen Darmerkrankungen

1 Visualisierung periintestinaler Komplikationen

1 Differenzierung von narbigen und entzündlichen Stenosen

Abb. 1 9 Läsion im Pankreaskorpus einer Patientin 10 Jahre nach Operation eines T3aN0M0-Nierenzell-karzinoms. Die Läsion wurde perkutan his-tologisch gesichert und exzidiert. a B-Bild der Pankreasraum-forderung. b KMUS der Pankreasraumfor-derung, die den Ver-dacht auf eine Metas-tase erbrachte. Unglü-cklicherweise wurde 6 Monate später eine Lebermetastasierung nachgewiesen

Abb. 2 8 Patient mit langjährig bekanntem Morbus Crohn und Subileussymptomatik. Die Stenose im terminalen Ileum ist im KMUS stärker vaskularisiert, somit am ehesten entzündlicher Genese. Ein me-dikamentöser Therapieversuch ist gerechtfertigt

341Der Gastroenterologe 4 · 2012  | 

Page 3: Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

MilzMilzläsionen stellen sich oft als asympto­matische Zufallsbefunde dar. Insbesonde­re bei singulären echoreichen, scharf be­randeten Herden handelt es sich meist um gutartige Tumoren. Ist aber eine ma­ligne Grunderkrankung bekannt oder sind mehrere Herde darstellbar, so muss die Entität geklärt werden, wenn sich dar­aus ein unterschiedliches therapeutisches Vorgehen ergeben kann. Da Milzpunktio­nen mit nicht vernachlässigbaren Kompli­kationen wie Blutungen vergesellschaftet sind, ist ein nichtinvasives Verfahren zur weiteren Differenzierung wünschenswert und mittels KMUS verfügbar (. Abb. 3). Ungefähr nach einer Minute zeigt die Milz ein homogenes Vaskularisationsmuster, das sehr lange anhält (bis >5 min).

Ektope Milzanteile wie Nebenmilzen lassen sich mittels KMUS sehr gut von Lymphknoten, Pankreasschwanzraum­forderungen oder Nebennierentumoren differenzieren [19]. Der Milzinfarkt zeigt sich im KMUS als nichtvaskularisierte, meist dreiecksförmige Struktur [20]. Bei der Differenzierung von benignen und malignen Milzläsionen ist eine Kontrast­mittelanreicherung in der arteriellen Pha­se, gefolgt von einem schnellen „Wash­out“, ein Hinweis für das Vorliegen einer malignen Läsion. Allerdings kommt es bei einigen benignen Läsionen zu Über­lappungsphänomenen, die eine maligne Läsion vortäuschen [21, 22]. Im Einzelfall ist die ätiologische Klärung mittels histo­logischer Sicherung angezeigt.F  Empfehlung zum Einsatz von KMUS

innerhalb der Milz1 Charakterisierung von Inhomoge­

nitäten bzw. Läsionen1 Diagnose von Milzinfarkten1 Bestimmung von ektopem Milzge­

webe

Resümee

Der Einsatz des kontrastmittelverstärk­ten Ultraschalls stellt eine Technik zur besseren Charakterisierung und Detek­tion unterschiedlicher Befunde nicht nur im Bereich der Leber, sondern auch des Pankreas, des Gastrointestinaltrakts und der Milz dar. Aus diesem Grund wur­de im letzten Jahr eine EFSUMB­Leit­linie zur Anwendung, Indikationsstellung

und Interpretation publiziert [4]. In ein­zelnen Bereichen wird hierbei die Ergän­zung durch Quantifizierungsmöglichkei­ten in Zukunft noch weitere neue Mög­lichkeiten erbringen.

Zeit­Intensitäts­Analysen

Der Kontrastmittelultraschall ist wie al­le anderen bildgebenden Verfahren sub­jektiv. Der Wunsch nach objektivierba­ren Daten führte zur Etablierung eines quantifizierenden kontrastmittelverstärk­ten Ultraschalls, auch um im Vergleich zu den als objektiver geltenden radiolo­gischen Schnittbildverfahren eine breite­re Akzeptanz zu finden.

Eine weitere Motivation zur Quantifi­zierung ist die Anwendung in Therapie­studien. Die Angiogenese (bzw. Neoan­giogenese) stand und steht bei vielen neu­eren pharmazeutischen Studien im Fokus des Interesses. Das Verständnis der Verän­derungen der Vaskularisation im Zusam­menhang mit neoplastischen und chro­nisch entzündlichen Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren erheblich ver­bessert. Die Analyse der sich ändernden Flussverhältnisse in einer Region reprä­sentiert somit die Änderung der Vaskula­risation, entweder im natürlichen Verlauf einer Erkrankung oder nach Initiierung einer Therapie (Ansprechen). Eine Me­thode, welche die Änderungen der Vasku­larisation schnell und effektiv nachweisen kann, ist u. a. wichtig, um ggf. frühzeitig beurteilen zu können,F  ob die meist sehr kostspielige

Therapie erfolgreich ist und fortge­führt werden sollte,

F  oder ob sie bei einem Nichtanspre­chen zügig beendet werden kann.

Dies ist nicht nur unter ökonomischen Aspekten von Interesse, sondern vermei­det oder minimiert auch die Entwicklung von Nebenwirkungen für den Patienten. Der Kontrastmittelultraschall eignet sich für diese Fragestellung besonders.

Unter den genannten Aspekten erge­ben sich folgende Vorteile:F  Bei Ultraschallkontrastmitteln der ak­

tuellen Generation handelt es sich im Unterschied zu CT­ und MR­Kon­trastmitteln um rein intravaskuläre Kontrastmittel. Somit werden Vasku­

Zusammenfassung · Abstract

Gastroenterologe 2012 · 7:340–346DOI 10.1007/s11377-012-0677-7© Springer-Verlag 2012

A.P. Barreiros · P.R. Galle · C.F. Dietrich · A. Ignee

Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

ZusammenfassungDer Stellenwert der Sonographie hat inner-halb der Gastroenterologie in den letzten Jahren durch die Etablierung neuer Verfah-ren wie z. B. Kontrastmittelultraschall an Be-deutung zugenommen. In dem Übersichts-artikel werden neue Verfahren und Techni-ken vorgestellt, die in den letzten Jahren ent-wickelt wurden und z. T. Teil schon Einzug in den klinischen Alltag gefunden haben. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Kontrast-mittelsonographie außerhalb der Leber, der Zeit- Intensitäts-Analyse und verschiedenen elastographischen Verfahren. Anhand von kli-nischen Fallbeispielen wird hierbei die Rele-vanz dieser neuen Verfahren veranschaulicht.

SchlüsselwörterKontrastmittelverstärkter Ultraschall (KMUS) · Zeit-Intensitäts-Analysen · 3D-Ultraschall · Fusionstechniken · Elastographie

Novel aspects of ultrasound in gastroenterology (part 1)

AbstractThe impact of ultrasound on clinical deci-sion making in gastroenterology has been constantly increasing over the past several years due to the establishment of new proce-dures, such as contrast-enhanced ultrasound. In this overview article new procedures and techniques are presented which were devel-oped in recent years and have already been partially introduced into clinical routine. The emphasis of this manuscript is on contrast- enhanced ultrasound outside the liver, time intensity curve analyses and various elasto-graphic procedures. On the basis of clinical case examples the relevance of these new procedures is illustrated.

KeywordsUltrasonography, contrast enhanced ·  Time intensive curves · 3-D ultrasound · Fusion imaging · Elastography

larisationsanalysen nicht durch Diffu­sion der Substanzen in extravaskuläre Räume behindert oder verfälscht.

F  Die Echtzeitbildgebung mit hoher Bildrate erlaubt die Analyse komple­

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Page 4: Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

Abb. 3 8 KMUS einer echogenen Milzzyste. a B-Bild Darstellung, b 20 s nach Kontrastmittelapplika-tion. (Aus [21], mit freundlicher Genehmigung)

Abb. 4 8 Zeit-Intensitäts-Analyse einer fokalen nodulären Hyperplasie (FNH) mit Darstellung der Mehranreicherung während der arteriellen und der portalvenösen Phase. Zusätzlich wurde hier noch die Intensität der maximalen Helligkeit in der „region of interest“ farblich kodiert. Die Zuordnung erfolgt nach Prozent, blaue Anteile im Tumor entsprechen gering vaskularisierten, rote Anteile gut vaskularisierten Anteilen. Die Kurven unter den Abbildungen stellen dies nochmals graphisch dar

Abb. 5 8 Zeit-Intensitäts-Analyse eines hepatozellulären Karzinoms mit Mehranreicherung (rot) während der arteriellen und auch portalvenösen Phase. Die Abbildungen oberhalb der Kurven zeigen eine Momentaufnahme aus der portalvenösen Pha-se. Die Kurven unter den Abbildungen stellen den Verlauf der Kontrastmittelaufnahme über die Zeit graphisch dar

343Der Gastroenterologe 4 · 2012  | 

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xer Parameter über die (meist indi­rekte) Messung der Vaskularisation oder Perfusion hinaus. Als Beispie­le seien hier die Zeit bis zum Errei­chen der maximalen Intensität oder verschiedene Zeit­Geschwindigkeits­ Integrale genannt.

F  Die effektive Möglichkeit, Gewebesig­nal und Kontrastmittelsignal fast voll­ständig zu differenzieren, ist eine be­sondere Stärke des KMUS.

Seit einiger Zeit stehen Programme zur Verfügung, mit deren Hilfe sich aus einer Videoschleife Helligkeitsanalysen ablei­ten lassen. Diese stehen dem Untersu­cher entweder am Ultraschallgerät oder offline am Arbeitsplatz als Software zur Verfügung.

Aktuell sind einige Studien bezüglich der quantitativen Analyse der An­ und Abflusskinetiken von Ultraschallkon­trastmitteln publiziert worden. Hier lie­gen Untersuchungen zu fokalen und dif­fusen Lebererkrankungen, Pankreas­tumoren, fokalen und diffusen Nieren­erkrankungen, Mamma­ und Schilddrü­sentumoren, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, zur Arthritis, zur Myokard­ und Hirnperfusion und vielen anderen Themen vor [23, 24, 25].

Aufgrund des zusätzlichen Zeit­ und Geräteaufwandes zur Durchführung des quantifizierenden KMUS muss allerdings noch geprüft werden, ob die Methode im Vergleich zum konventionellen Verfah­ren tatsächlich eine höhere Zuverlässig­keit und Genauigkeit besitzt.

Technik

Die Analyse der Zeit­Intensitäts­Kurven funktioniert durch die Platzierung von „regions of interest“ (ROI), also Flächen innerhalb einer Videosequenz. Neben der Möglichkeit, die Helligkeit in einer ROI über die Zeit aufzutragen, besteht die Op­tion, die Helligkeit z. B. in einer Raum­forderung in Abhängigkeit z. B. zu reprä­sentativem Organparenchym darzustel­len (. Abb. 4). Beispielsweise nimmt die Helligkeit in einer Metastase im Vergleich zur Restleber deutlich ab.

Für die Quantifizierung gibt es ver­schiedene Herangehensweisen:

Abb. 6 8 Quantifizierung der Kontrastmittelkinetik mittels innovativer endosonographischer Kon-trastmitteluntersuchung eines kleinen Insulinoms. Hier zeigt sich im Vergleich zum umgebenden Pan-kreasparenchym deutlich eine Mehranreicherung (blau). Die Kurven unter den Abbildungen stellen dies nochmals graphisch dar

Abb. 7 8 Kleines klarzelliges Nierenzellkarzinom, dessen Kontrastmittelkinetik visuell nur sehr gering von der des umgebenden Nierenparenchyms unterscheidbar ist. Die quantitative Analyse der Kinetik zeigt dennoch einen sichtbaren Unterschied (blaues Areal). Die Kurven unter den Abbildungen stellen dies nochmals graphisch dar

Abb. 8 8 Erzeugung einer aus der Basiskurve resultierenden Kurve (blau) mit entsprechendem zu-grunde liegendem Kalkulationsmodell (gelb und grün)

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Neue Techniken

Page 6: Neues zur Sonographie in der Gastroenterologie (Teil 1)

F  Die am häufigsten angewandte Me­thode ist die Analyse von Boluskineti­ken.

F  Alternativ wird zum Beispiel bei der Vaskularisationsanalyse der Myokard­perfusion mit der „Replenishment­Analyse“ gearbeitet. Hier wird über eine Spritzenpumpe ein stabiles Kon­trastmittelgleichgewicht im Gewe­be erzeugt und die Zeit­Helligkeits­ Kurve des Wiederauffüllens nach kompletter Zerstörung der Bläschen im Analysegebiet analysiert.

. Abb. 5, 6 und 7 zeigen typische Beispie­le verschiedener Leber­, Pankreas­ und Nierentumoren.

Bislang nicht geklärte Probleme der Methode

Zur Analyse von Lebertumoren ist die Analyse einer möglichst langen Video­schleife erforderlich (Ziel 3 min). Ledig­lich spezialisierte Geräte verfügen über die Möglichkeit, ausreichend lange Schlei­fen zu analysieren.

Im Abdomen stellt sich die Schwierig­keit, dass die Atembewegung der Patien­ten in der Videoschleife bislang technisch nur unzureichend kompensiert wird. Au­ßerdem ist die Vergleichbarkeit verschie­dener Softwareversionen nicht gegeben. Es besteht keine Einigung darüber, mit welchem mathematischen Modell sich eine glatte Kurve aus den vielen Einzel­informationen erzeugen lässt. In . Abb. 8 ist ersichtlich, dass aus der blauen inho­mogenen Basiskurve dann die gelbe und grüne resultierende Kurve folgt.

Die Analyse der Videoschleifen setzt voraus, dass der Untersucher vom ge­wohnten Vorgehen der Durchführung einer KMUS­Untersuchung abweicht und eine andere Technik erlernen muss. Einige Prinzipien sollen hier aufgelistet werden:F  Eine sagittale Ebene sollte gewählt

werden, so dass die Läsion während des Atemzyklus stets im Bild ist.

F  Ein Schallfenster muss gesucht wer­den, in dem die Läsion zwischen Atemmittellage und Inspiration stets darstellbar ist.

F  Der Schallkopf muss über mehrere Minuten konzentriert in einer Posi­tion gehalten werden.

Die Arbeitsgruppe um Strobel et al. zeigt in einer Analyse [26], dass nur ein ge­ringer Teil der Videoschleifen eine Zeit­ Intensitäts­Analyse erlaubt.

Eine weitere Problematik besteht in der Frage, welche Parameter zur Analyse herangezogen werden können und welche sich aufgrund eingeschränkter Zuverläs­sigkeit und Reproduzierbarkeit nicht eig­nen. Unsere Arbeitsgruppe hat in einer Arbeit an 31 konsekutiven Patienten an­hand von Lebererkrankungen die Größe, die Form und die Lokalisation der ROI analysiert anhand verschiedener Parame­ter analysiert. Es konnte gezeigt werden, dass Parameter, die ein längeres Zeitinter­vall beschreiben, deutlich unzuverlässiger sind als Parameter, die nur das Kontrast­mittelanfluten beschreiben. Auch simple Parameter wie die maximale Intensität in einer Kurve zeigten eine deutliche Varia­bilität. Analysen können nur zwischen 4 und 7 cm Eindringtiefe zuverlässig durch­geführt werden [27].

Eine der größten Kontroversen liegt in der Frage, welche Daten aus den im Ul­traschallgerät erzeugten Impulsen ana­lysiert werden. Tatsächlich sind die Hel­ligkeitskurven aus den DICOM­Da­ten logarithmisch komprimiert, spezielle nichtkomprimierte Daten stehen routine­mäßig nicht zu Verfügung.

Prinzipiell muss hinterfragt werden, ob die diagnostische Genauigkeit derartiger Details hierdurch in welcher Form auch immer verändert wird. Bislang konnte dies nicht gezeigt werden.

Resümee

Die Zeit­Intensitäts­Analyse in der Kon­trastmittelsonographie ist eine faszinie­rende Technik und bietet vielfältige An­sätze. Derzeit kann allerdings als gesi­chert gelten, dass die Charakterisierung von Leber­, Pankreas­ und Nierentumo­ren durch diese Methode nicht wesentlich verbessert wird.

Vielversprechend ist der Ansatz, die Methode zur Therapieevaluation einzu­setzen. Voraussetzungen sind hier: F  die Vergleichbarkeit verschiedener

Untersucher,F  die Vergleichbarkeit verschiedener

Geräte inklusive der Software zur Analyse der Kurven,

F  die Einigkeit über die anzuwenden­den Techniken (Quelldaten) inklusive der zu untersuchenden Parameter.

Bislang sind diese Rahmenbedingungen nicht erfüllt. Dennoch ist die Anwendung der Technik in klinischen Studien sinnvoll und sollte vor allem multizentrisch erfol­gen.

Fazit für die Praxis

F  Der kontrastmittelverstärkte Ultra­schall ist eine Technik zur besseren Charakterisierung und Detektion unterschiedlicher Befunde im Bereich der Gastroenterologie. Die aktuel­le Leitlinie der EFSUMB gibt Hinweise zur Anwendung, Indikationsstellung und Interpretation.

F  Die Zeit­Intensitäts­Analyse bietet vielfältige neue Möglichkeiten. Aus­sichtsreich ist der Ansatz, die Metho­de zur Therapieevaluation einzuset­zen.

Korrespondenzadresse

PD Dr. A.P. BarreirosI. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz,  Johannes Gutenberg-Universität MainzLangenbeckstraße 1, 55101 [email protected]

Interessenkonflikt.  Die korrespondierende Autorin gibt für sich und ihre Koautoren an, dass kein Interes-senkonflikt besteht.

Literatur

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345Der Gastroenterologe 4 · 2012  | 

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  6.  Kitano M, Kudo M, Maekawa K et al (2004) Dyna-mic imaging of pancreatic diseases by contrast en-hanced coded phase inversion harmonic ultraso-nography. Gut 53: 854–859

  7.  D’Onofrio M, Megibow AJ, Faccioli N et al (2007) Comparison of contrast-enhanced sonography and MRI in displaying anatomic features of cys-tic pancreatic masses. AJR Am J Roentgenol 189: 1435–1442

  8.  Kersting S, Konopke R, Kersting F et al (2009) Quantitative perfusion analysis of transabdominal contrast-enhanced ultrasonography of pancrea-tic masses and carcinomas. Gastroenterology 137: 1903–1911

  9.  Numata K, Ozawa Y, Kobayashi N et al (2005) Con-trast-enhanced sonography of pancreatic carcino-ma: correlations with pathological findings. J Gas-troenterol 40: 631–640

10.  Tawada K, Yamaguchi T, Kobayashi A et al (2009) Changes in tumor vascularity depicted by con-trast-enhanced ultrasonography as a predictor of chemotherapeutic effect in patients with unresec-table pancreatic cancer. Pancreas 38: 30–35

11.  Kobayashi A, Yamaguchi T, Ishihara T (2005) Eva-luation of vascular signal in pancreatic ductal car-cinoma using contrast enhanced ultrasonography: effect of systemic chemotherapy. Gut 54: 1047

12.  D’Onofrio M, Barbi E, Dietrich CF et al (2010) Pan-creatic multicenter ultrasound study (PAMUS). Eur J Radiol 81: 630–638

13.  Robotti D, Cammarota T, Debani P (2004) Activi-ty of Crohn disease: value of color-power-doppler and contrast-enhanced ultrasonography. Abdom Imaging 29: 648–652

14.  De PA, Garofalo G, Perna M (2006) Contrast-en-hanced ultrasonography in Crohn’s disease. Radiol Med 111: 539–550

15.  Schlottmann K, Kratzer W, Scholmerich J (2005) Doppler ultrasound and intravenous contrast agents in gastrointestinal tract disorders: current role and future implications. Eur J Gastroenterol Hepatol 17: 263–275

16.  Girlich C, Schacherer D, Lamby P et al (2010) Inno-vations in contrast enhanced high resolution ultra-sound improve sonographic imaging of the intes-tine. Clin Hemorheol Microcirc 45(2–4): 207–215

17.  Kratzer W, Tirpitz C von, Mason R et al (2002) Con-trast-enhanced power Doppler sonography of the intestinal wall in the differentiation of hypervascu-larized and hypovascularized intestinal obstructi-ons in patients with Crohn’s disease. J Ultrasound Med 21: 149–157

18.  Wilson SR, Burns PN (2010) Microbubble-enhan-ced US in body imaging: what role? Radiology 257: 24–39

19.  Bertolotto M, Quaia E, Zappetti R et al (2009) Diffe-rential diagnosis between splenic nodules and pe-ritoneal metastases with contrast-enhanced ultra-sound based on signal-intensity characteristics du-ring the late phase. Radiol Med 114: 42–51

20.  Gorg C, Graef C, Bert T (2006) Contrast-enhanced sonography for differential diagnosis of an inho-mogeneous spleen of unknown cause in patients with pain in the left upper quadrant. J Ultrasound Med 25: 729–734

21.  Herbay A von, Barreiros AP, Ignee A et al (2009) Contrast-enhanced ultrasonography with Sono-Vue: differentiation between benign and malig-nant lesions of the spleen. J Ultrasound Med 28: 421–434

22.  Yu X, Yu J, Liang P, Liu F (2012) Real-time contrast-enhanced ultrasound in diagnosing of focal spleen lesions. Eur J Radiol 81: 430–436

23.  Holscher T, Wilkening W, Draganski B et al (2005) Transcranial ultrasound brain perfusion assess-ment with a contrast agent-specific imaging mo-de: results of a two-center trial. Stroke 36: 2283–2285

24.  Gudmundsson P, Shahgaldi K, Winter R et al (2009) Quantitative detection of myocardial ischaemia by stress echocardiography; a comparison with SPECT. Cardiovasc Ultrasound 7: 28

25.  Platzgummer H, Schueller G, Grisar J et al (2009) Quantification of synovitis in rheumatoid arthri-tis: do we really need quantitative measurement of contrast-enhanced ultrasound? Eur J Radiol 71: 237–241

26.  Goertz RS, Bernatik T, Strobel D et al (2010) Soft-ware-based quantification of contrast-enhanced ultrasound in focal liver lesions – a feasibility stu-dy. Eur J Radiol 75: e22–e26

27.  Ignee A, Jedrejczyk M, Schuessler G et al (2010) Quantitative contrast enhanced ultrasound of the liver for time intensity curves-Reliability and potential sources of errors. Eur J Radiol 73: 153–158

Durchbruch bei der Operation großer Lebertumoren

Regensburger Ärzte haben eine neue 

Methode zur operativen Resektion großer 

oder weiträumig verteilter Lebertumoren 

entwickelt. Bei Tumoren in der Leber liegt 

die einzige Heilungschance in der Regel 

in einer Operation, wobei einzelne kleine 

Tumoren meist sicher entfernt werden 

können. Eine Entfernung von sehr großen 

Wucherungen oder mehreren Tumorkno-

ten stellt sich als kompliziert dar, da hier 

das Gewebe der Leber großräumig entfernt 

werden muss. Wird das gesamte Tumorge-

webe entfernt, bleibt daher oft nicht genü-

gend funktionsfähiges Lebergewebe übrig 

um die Funktionen aufrecht erhalten zu 

können. Die neu entwickelte Operations-

technik umgeht dieses Problem indem es 

sich die besondere Eigenschaft der Leber 

zunutze macht, sich selbstständig zu rege-

nerieren und zu wachsen. 

Das Operationsverfahren besteht aus 

zwei Schritten. In einer ersten Operation, 

wird der erkrankte Teil der Leber von dem 

gesunden getrennt, ohne dass Gewebe 

aus dem Körper entfernt wird. Die Blutver-

sorgung des befallenen Teils wird teilweise 

unterbrochen. Er verbleibt aber noch im 

Körper und erfüllt Teilfunktionen der Leber. 

Innerhalb von 10 Tagen wächst der gesun-

de Leberteil fast auf das Doppelte seiner 

Größe an. Nachdem nun in einer zweiten 

Operation das Stück mit dem Tumor ent-

fernt wurde kann der nachgewachsene 

Teil der gesunden Leber alle Funktionen 

in ausreichendem Umfang übernehmen. 

Dieses Verfahren ermöglicht die komplette 

Entfernung einiger, bisher als inoperabel 

geltender Tumoren und verschafft den 

Patienten eine erhöhte Überlebenschance. 

In einzelnen Fällen wurde das Verfahren in 

verschiedenen Ländern bereits erfolgreich 

durchgeführt.

Literatur: Schnitzbauer A et al (2012). Right 

Portal Vein Ligation Combined With In Situ 

Splitting Induces Rapid Left Lateral Liver 

Lobe Hypertrophy Enabling 2-Staged Exten-

ded Right Hepatic Resection in Small-for-Si-

ze Settings. Ann Surg. 255:405–414 

Quelle: Universität Regensburg,

www.uni-regensburg.de

Fachnachrichten

346 |  Der Gastroenterologe 4 · 2012