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Haste mal ‘nen Euro? Banal. Doch welcher Wert steckt hinter jedem Stück Blech? Ausgabe 1/08 (Februar/März) www.noirmag.de Reportage Putzen, lächeln. Der harte Alltag als Toilettenfrau Reise Als Backpacker unterwegs durch Australien Querbeet WG-Wahnsinn beginnt morgens beim Wecker

NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

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NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

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Page 1: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Hastemal

‘nenEuro?

Banal. Dochwelcher Wert steckt

hinter jedem Stück Blech?

Ausgabe 1/08 (Februar/März)www.noirmag.de

Reportage

Putzen, lächeln. Der harte Alltag als Toilettenfrau

Reise

Als Backpackerunterwegs durch Australien

Querbeet

WG-Wahnsinn beginnt morgensbeim Wecker

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Noir - Ausgabe 1/2008 1Fotos: jugendfotos.de (Giulio Missalla); photocase.de (Tschanga, 112680)

Inhalt – Noir 4

002 Sport. Faszination Bobby-Car

003 Kultur. Verfilmter Kriminalfall

004 Thema. Gründe deine Firma

007 Thema. Der Mythos Geld

008 Thema: Was man nicht alles tut um Geld zu verdienen

009 Porträt. Traumjob Finanz- minister – Gerhard Stratthaus

010 Reportage. Putzen beim Fast- Food-Riesen McDonald‘s

012 Wissen. Yapaner sind steinreich

013 Reise. Work & Travel Australien

014 Reise. Roger Heidt im Interview

015 Intern. Wer steckt hinter Noir?

016 Querbeet. Mein erstes Mal

001 Editorial

015 Impressum

~ Editor ia l ~

OHNE MOOS NIX LOS

Interesse am Schreiben? Wir stellen die Men-schen hinter Noir vor. Mehr dazu auf Seite 15

E in Jahr Noir. Ein Jahr, um Träume zu verwirk-lichen. Ein Jahr, um die Menschen hinter

dem Projekt kennen — und schätzen — zu lernen. Doch was macht Noir aus? Eine nüchterne Frage nach einem Jahr Existenz. Denn jede Ausgabe, jede Zeile, jeder Buchstabe kostet. Geld. Verlangt nach Berechtigung, Sinn. Abstriche sind notweni-dig: Schwarz-Weiß. Dafür zählt die kommende Ausgabe zum ersten Mal vier Seiten extra; und schon diesmal eine neue Rubrik zum Austoben: die Reportage.

Noir ist Kunst. Schreiben gleicht, mit Worten zu komponieren; Layout einem prachtvollen Rah-men, der das Auge auf den Inhalt lenkt. Leider ist es ein verbreitetes Schicksal, als Künstler an sei-nem Werk zu zweifeln, kleine, nichtige Makel zu entdecken. Gerade aus diesem Grund freuen wir uns über Kritik. Schließlich ist Noir für euch.

Noir ist so etwas wie ein Kind, zur Zeit noch ein Baby. Es verlangt viel Aufmerksamkeit, Zeit. Und manchmal nervt es seine Eltern. Doch lässt sich er-ahnen, dass es bald seine ersten, eigenen Schritte tun wird. Die Spannung steigt. Ohne Moos mag zwar in finanzieller Hinsicht nicht viel los sein — Kreativität war aber praktischerweise schon immer umsonst. Kat r in Ehmke

Noir - Ausgabe 4/2007 1

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2 Noir - Ausgabe 1/2008 Foto: Jugendfotos.de (Annkathrin Gerbes)

Sport ~ Kultur ~ Ti te l thema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Noir- Intern ~ Querbeet

RENNFAHREN EINMAL ANDERS

Bierlaune weckt bekanntlich das Kind im Manne. Doch was passiert, wenn Männer

ihren Kindern die Plastikautos klauen? Ganz klar: Sie jagen damit Berge hinunter

Die Piloten rasen mit einer Geschwin-digkeit von bis zu 110 Kilometern pro

Stunde den Berg herunter. Nehmen galant die Kurve. Rauschen nur knapp vorbei an der durch Strohballen abgesicherten Ban-de. Die Reifen krallen sich in den Asphalt. Die Konkurrenz ist dicht auf den Fersen. Das Publikum jubelt und eifert mit. Wer wird zuerst die Ziellinie überqueren?

In aerodynamischer Rückenlage, ähn-lich wie beim Rennrodeln, liegen die Sportler auf ihren Fahrzeugen. Das erfor-dert Bauchmuskeln aus Stahl, Nerven wie Drahtseile, Mut und gute Kondition.

Endspurt! Der rote Büffel auf der Mo-torhaube blitzt im Sonnenlicht. Moment — roter Büffel — kennen wir dieses Auto nicht aus unserem Kinderzimmer? Die Schrecken aller Mütter, die ihrem Spröss-ling gerade neue Schuhe gekauft haben. Und aller Nachbarn, die durch das laute Fahrgeräusch von ihrem Mittagsschlaf ab-gehalten werden: Bobby-Cars.

Kaum ein Kinderzimmer, keine Fami-liengarage, in der sich kein roter Flitzer findet. Nur irgendwann sind die Beine zu lang und andere Fortbewegungsmittel ver-drängen den Bobby-Car.

Bis Papa ihn dort wieder hervorkramt, frei nach dem Motto „Pimp my Bobby Car“ und ab geht es auf die Piste. Aus ei-ner Bierlaune am Vatertag 1994 entstand der Bobby-Car-Club Deutschland, kurz BCCD. Seit 1998 ist der Rennclub einge-tragener Verein. Inzwischen geht es sogar um die deutsche Meisterschaft.

Schnell stellte sich heraus, dass die Gründer des BCCDs eine Marktlücke ent-deckt hatten, die den Vorstand des Clubs fast hauptamtlich beschäftigt.

Mittlerweile gibt es rund 200 Bobby-Car-Fahrer in Deutschland — Profis, Ama-teure und Jugend. Jährlich finden bis zu zwölf offizielle Rennen statt; hinzu kom-men hunderte Funrennen.

Der Club ist außerdem im Eventbe-reich tätig und unterstützt Veranstalter. „Eine Bobby-Car-Rennstrecke ist zwischen 500 und 1000 Metern lang, muss Gefälle

haben und Kurven“, erklärt Uwe Wagener, Präsident des BCCD.

Paarweise starten die Rennfahrer aus dem Stillstand. Durch das natürliche Streckengefälle gewinnen die Bobby-Cars schnell an Tempo. Spitzengeschwindig-keiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde kann ein Bobby-Car auf der Renn-strecke erreichen — „deswegen braucht ein guter Bobby-Car-Rennfahrer neben Kon-dition und einer guten Körperhaltung vor allem eines: Mut“, sagt Uwe Wagener.

Damit sich die Fahrer bei waghalsigen Fahrmannövern nicht verletzen, sind Mo-torradschutzkleidung und Helm Pflicht. Denn der ein oder andere Sturz ist Alltag.

Außerdem ist sowohl bei Landesausschei-dungen als auch der deutschen Meister-schaft nur ein Modell zugelassen: der Big Bobby-Car mit dem klassichen, prägnanten roten Büffel auf der Motorhaube.

Das Kunststoffgehäuse mit einer maxi-malen Fahrzeuglänge von 74 Zentimetern muss auf jeden Fall beibehalten werden.

„Aktiven Profis bleibt aber ausreichend Spielraum, ihre Rennwagen individuell aufzupeppen“, erklärt BCCD-Geschäfts-führer Mike Knigge: „Zum Beispiel mit modifizierter Lenkung, verstärktem Unter-bau und hochwertiken Keramiklagern.“

Die Rennen selbst haben sich zu einem wahren Publikumsmagnet entwickelt. Kein Wunder, denn der Bobby-Car-Rennsport hat jede Menge Unterhaltungswert und fordert den Lachmuskeln der Zuschauer Höchstleistungen ab.

Inzwischen verschwinden die ungläu-bigen Mienen von den Gesichtern der Menschen, wenn Uwe Wagener von seiner Lieblingssportart schwärmt: „Inzwischen ist der Sport sehr bekannt.“

Lässt sich bei kleinen Kindern erahnen, ob sie das Talent zum Bobby-Car-Rennfah-rer haben? „Auf jeden Fall!“ Uwe Wagener ist sich sicher: „Körperhaltung und Ein-stellung zum Rennsport sind leicht zu er-kennen.“ Nachwuchs steht also bereits in den Startlöchern. M i r iam Kumpf

Der Bobby-Car im Straßenverkehr? Zum Glück finden die Bobby-Car-Rennen auf abgesperrten Strecken statt. Nichtsdestotrotz faszinieren die Rennen sowohl die Großen als auch die Kleinen.

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Noir - Ausgabe 1/2008 3Foto: xinbattlex/photocase.com

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OC-California Fans kennen ihre Songs: Imogen Heap. Die Musik der 29-jährigen Britin taucht in nahezu allen entscheidenden Szenen der Pro7-Serie auf und sorgt für Gänsehaut. Doch Heap ist keineswegs eine Musikerin, die übliche Pop-Songs für Teenie-Serien zum Be-sten gibt und nach kürzester Zeit wieder von der Bildfläche verschwindet. Der englischen Sängerin gelingt es mit ihrem unverkennbaren Musikstil, der stark durch elektronische Ele-mente geprägt ist, auch anspruchsvolle Kriti-ker zu überzeugen.

Spätestens seit ihrer Grammy-Nominierung 2007 erfreut sich Heap zunehmender weltwei-ter Popularität. Ihre Lieder sind auf zahlreichen Soundtracks wie „Der letzte Kuss“ und „Six Feet Under“ zu finden. 2007 kam ihr Album

„Speak For Yourself“ in die deutschen Platten-läden: zwölf Songs zum Träumen, Weinen und einfach Glücklich-Sein.

Keiner der Titel kann in ein Schublade ge-steckt werden. Man könnte Heaps Musik je-doch der Kategorie des Elektro-Pop zuordnen. Rockige, melodiöse und klassische Elemente sind ebenfalls zu hören. Der ungewöhnliche Einsatz der einzigartigen Stimme der Sängerin verleiht „Speak For Yourself“, das im Übrigen von Heap selbst geschrieben, komponiert und produziert wurde, einen sehr persönlichen Charakter. 2008 soll ein neues Album erschei-nen. Ein guter Zeitpunkt, um sich mit ihrem aktuellen Album die Wartezeit zu verkürzen. Doch „Speak For Yourself“ vermag weit mehr als das. l s

Das Drama glänzt durch Spannung und Dramatik bis zur letzten Minu-

te. Die Story beruht auf einem wahren Kri-minalfall, und obwohl das tragische Ende von Beginn an vorgezeichnet ist, gelingt es dem Drehbuchautor und Regisseur Nick Cassavetes das Publikum in den Bann zu ziehen. Es entwickelt sich eine bedrohliche und hitzige Atmosphäre. Obwohl die sich zuspitzende Hand-lung eine Katastrophe andeutet, erzeugt die Stimmung einen an-deren Eindruck: Wie aus dem Nichts wer-den die Jugendlichen zu Kriminellen.

Johnny Truelove (Emile Hirsch) ist Dro-gendealer und Anführer einer Clique. Um der Langeweile in dem reichen Vorort von Los Angeles zu entfliehen feiern die Kids ihr Leben als eine einzige Party voller Al-kohol, Drogen- und Sexexzesse. Sie eifern ihren Idolen aus Rapmusik, Filmen und Videospielen nach und versuchen deren Gangsterdasein zu imitieren. Die Eltern

der Jugendlichen haben mit ihren eige-nen Leben zu kämpfen. Sie finden keine Zeit für die Probleme ihres Nachwuchses. Als einer von Johnnys Drogenkurieren, Jake Mazursky (Ben Foster), seine Schul-den nicht zurückzahlen kann, bricht ein Machtkampf aus: Als Pfand für die Schul-den und aus Rache kidnappt Johnny Jakes jüngeren Bruder Zack Mazursky (Anton

Yelchin). Da er nicht weiß,

wohin mit der Geisel, beginnt eine irrsin-nige Odyssee. Fran-kie Ballenbacher (Ju-stin Timberlake), ein

Freund Johnnys, nimmt Zack vorüberge-hend bei sich auf. Der pubertierende Zack findet Gefallen an seiner neuen Situation: Er kann der überfürsorglichen Erziehung seiner Eltern Olivia (Sharon Stone) und Butch (David Thornton) entfliehen. Zack genießt seinen Ausflug in die andere Welt und macht erste Erfahrungen mit Alko-hol, Drogen und Sex. Während Zack den Ernst der Lage nicht erkennt, spitzt sich

Der amerikanische Autor A. J. Jacobs laß die Encyclopaedia Britannica, das älteste und umfangreichste Lexikon in englischer Sprache. Die Reise geht durch die 33 000 Seiten der Bri-tannica und zeigt das Spannendste, Lustigste und Skurrilste aus 10 Milliarden Jahren Ge-schichte.

Jacobs schildert seinen Wissenshunger mit großer Hingabe: Der Leser kann nicht mehr genug bekommen von der bunten, chaotischen und schillernden Menschheitsgeschichte. „Bri-tannica und ich“ ist ein Buch für Schatzsucher, ein aufmunternder Schulterklopfer für leiden-schaftliche Faktensammler und Querdenker, aber vor allem eine Liebeserklärung an unsere Welt mit ihren merkwürdigen Bewohnern.

(A. J. Jacobs: Britannica und ich, List Verlag) gh

TÖDLICHE FREUNDSCHAFTEN

Alpha Dog beruht auf einem wahren Kriminalfall. Nick Cassavetes hat

daraus einen Film gemacht, der bis zur letzten Szene begeistert

Imogen Heap: Elektro-Pop mit Gänsehaut-Feeling Ein Lexikon-Ausflug

Hörenswert Wissen, wo es steht

Das Leben als eine einzige rauschende Party

Jugendliche werden zu Gangstern

die Situation zu: Seine Eltern schalten die Polizei ein und Jake droht Johnny mit Mord. Johnny und seinen Freunden wird klar, dass sie sich strafbar gemacht haben. Johnny sieht nur eine Lösung für sein Pro-blem: Zack soll sterben. vk

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4 Noir - Ausgabe 1/2008

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Foto: photocase.de (User: krockenmitte)

E ine Schülerfirma gründen. Das stel-len sich die Schüler der zwölften Klas-

se des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Stuttgart schwierig, aber gleichzeitig über-aus spannend vor. In ihrem Wirtschafts-kurs eröffnet sich ihnen die Möglichkeit, den schwierigen Weg von der ersten Idee zur Gründung einer echten Firma zu ge-hen. Noir berichtet, auf welche Schwie-rigkeiten sie dabei stoßen, welche Höhen und Tiefen sie nehmen und ob das Projekt letztendlich gelingt oder floppt.

1. Woche:

Wer eine Firma gründet, verfügt norma-lerweise über eine zündende Produktidee,

mit der scheinbar viel Geld zu holen ist. Doch eine solche Idee findet sich nicht auf der Straße. Nein, intensives Suchen ist angesagt. Ein weiterer Stolperstein: der gemeinsamer Nenner. Für 22 verschiedene Meinungen in einem Raum — schlichtweg illusorisch.

Die Idee soll bahnbrechend, kreativ sein und die breite Masse ansprechen. Hehre Ziele für Wirtschaftsneulinge mit spärlichen Vorkenntnissen. Unmöglich? Nein. Zuerst stecken die Oberstüfler ihre Ziele ab: Ihr Gymnasium, die Geschwister-Scholl-Schule, stellt den Löwenanteil an künftigen Konsumenten. Das Endprodukt muss also Schüler faszinieren und viel-leicht sogar weitere Wellen schlagen.

2. Woche:

Die Nerven der Teilnehmer liegen blank. Doch durch unzählige Diskussionen ge-winnen erste Ideen immerhin an Dimen-sion. Aber welche bringt die meisten Kun-den? Das meiste Geld, den meisten Spaß? Ist jene Idee überhaupt realisierbar, oder führt ihr Weg zielsicher in den Ruin? Fra-gen über Fragen stehen im Raum. Ratlo-sigkeit in den Gesichtern.

Ein weiterer Knackpunkt stellt die Branche der künftigen Schülerfirma dar: Dienstleistung oder Produktion?

Die Einigung fällt auf letzteres. Denn et-was Handfestes spiegelt direkt den Erfolg am Kunden wider. Zudem reizt die Vorstel-

HEUTE GRÜNDEN WIR EINE FIRMA

Wirtschaft ist dröge. Hat schließlich was mit Mathe zu tun. So oder ähnlich klingen gängige Vorurteile

deutscher Schüler. Wie realitätsnah und aufregend Wirtschaft sein kann, entdeckt ein Stuttgarter Gymnasium

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Noir - Ausgabe 1/2008 5Foto: Eva Rothfuß (jugendnetz.de)

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lung, etwas selbst zu fertigen: in Eigenre-gie zu produzieren — das geschieht nicht alle Tage.

3. Woche:

Weitere hitzige Diskussionen später, formulieren die Schüler die endgültige Produktidee. Die Entscheidung fällt auf eine Auswahl an Textilien: T-Shirts, Pul-lis, Polos und Kaputzenpullis.

Ein Aufdruck, veredelt mit unter-schiedlichen Motive und Schriftzügen. Statt wie mit Farbe im Copyshop vor-zugehen, werden Folien mithilfe einer Presse, die starken Druck und Hitze erzeugt, auf die Kleidung gepresst. Ein Schneideplotter stanzt zuvor die Motive aus großen Folienflächen.

Zwei Foliensorten sind im Gespräch: Flexfolie — sehr dünn, gummiartig. Und Flockfolie — etwas dicker, aber schön weich. Sie steht dadurch von der Klei-dung etwas ab.

Die spannende Idee der Textilvere-delung wirft ein Teilnehmer, der sich wenig später per Wahl Geschäftsführer nennen darf, in die Runde. Doch die Frage, wie das Unternehmen organisiert wird, ist damit noch lange nicht vom Tisch.

Wer soll leiten? Wie viele Abteilungen hat die Firma? Wer wird Abteilungslei-ter? Die Schüler wählen: Technik, Ver-waltung, Marketing, Finanzen und Pres-se. Abteilungsleiter und Geschäftsführer stehen schnell fest.

4. Woche:

Das nächste große Problem: die Na-mensfindung. Der zukünftiger Name soll frisch, jugendlich, interessant, ir-gendwie individuell klingen und auf die Produkte schließen lassen. Schlussend-lich überzeugt „But ’n’ Print“ — eine Mi-schung aus „Rock ’n’ Roll“, „Button“ und „Print“. Ein dazu passendes Logo ge-staltet ein Mitschü-ler professionell am Computer.

Jetzt fehlen nur noch Kleidung zum Bedrucken, passende Folien, vor allem Maschinen und ein Produktionsraum. Trotz Feiertagen wird das Internet so lange durchkämmt, bis für Kleidung und Druckfolien die passenden Partner

fest stehen. Kriterien sind primär Preis und Qualität. Denn ein günstiger Preis und Individualität gehören zur neuen Unternehmensphilosophie.

Als Partner für Kleidungsstücke und Folien überzeugt „Fruit of the Loom”, die hochwertige, für den Druck geeig-nete Kleidungsstücke offerieren.

Die passenden Maschinen mietet die Schülerfirma zum fairen Preis. Die Ka-takomben des Geschwister-Scholl-Gym-nasiums stellen den Produktionsraum, obwohl „Kabuff“ aufgrund der Größe bezeichnender scheint.

5. Woche:

Bis zur ersten Produktion vergeht jedoch noch einige Zeit. Die Rohmaterialien sind zwar bestellt, allerdings nicht gelie-fert. Geodert wird zur Sicherheit nach Bedarf, nach Auftragslage.

Das Startkapital stammt aus Anteils-scheinen. Diese kaufen Familienangehö-rige, Freunde und Bekannte.

Um die Herstellung zu erproben und um zusätzliches Geld zur Verfügung zu haben, werden vorerst firmeninterne Shirts bedruckt. Darauf prangt groß die Internetadresse sowie der Firmenname, um damit in der Schule Werbung zu machen. Als weitere Werbemaßnahme erscheint das neue Logo auf großen Pla-katen, die im Gymnasium ihren Platz finden. Außerdem steht die Homepage als Marketingplattform bereit.

6. Woche:

Die Zeit der Verwirklichung der Pro-duktidee ist gekommen: Die Materialien für den ersten Druckversuch liegen be-reit. Der Schneideplotter stanzt das er-ste Motiv heraus. Behutsam trennen die

Schüler das Motiv von der verbliebe-nen Folie. Dann glättet die Presse das T-Shirt, damit das Motiv richtig angepasst werden kann. Nachdem es an der richtigen

Stelle des Kleidungsstückes seinen Platz gefunden hat, druckt es die Presse auf.

Das Ergebnis ist fantastisch: Die Folie schmiegt sich perfekt an den Stoff an. Die Begeisterung ist groß, und die Drucke für die restlichen Kleidungsstücke gehen rasch von der Hand.

„Wirtschaft“ soll Pfl ichtfach in Baden-Württemberg werden, fi ndet Andreas Spengler. Davon profi tieren alle: Unterneh-men, Regierung und vor allem Schüler

E ine Firma gründen.

Das ist für viele Schü-

ler eine neue Erfahrung:

Kreativ sein, Kosten kal-

kulieren, über Werbe-

und Verkaufsstrategien

grübeln und mit Glück

das eigens hergestellte

Produkt verkaufen.

Hier lernen die Jugendlichen im Kleinen, was

später in vielen Berufen von ihnen erwartet wird.

Schade nur, dass Schülerfirmen bisher kein fester

Bestandteil des Schullebens sind. Denn bereits in

der Schule sollten Jugendlichen wirtschaftliche

Zusammenhänge und der Umgang mit Finanzen

vermittelt werden. Die beste Möglichkeit dafür:

Wirtschaft als Pflichtfach! Hierbei geht es nicht

darum, künftige Topmanager heran zu züchten

oder die Schüler von klein auf nach den Wünschen

der Wirtschaft zu trimmen! Im Gegenteil: Wer bes-

ser versteht, wie ein Unternehmen handelt, wie

Börse und Aktien funktionieren und welche Aus-

wirkungen Angebot und Nachfrage auf die Preise

haben, der lernt bewusster, mit seinem eigenen

Geld umzugehen und sich vor dubiosen Verträgen

zu schützen.

Wer heute in Baden-Württemberg als Abiturient

die Schule verlässt, weiß kaum, wie ein gültiger

Vertrag geschrieben wird, was eine Inflationsra-

te oder der Unterschied zwischen Mehrwert- und

Umsatzsteuer ist. Wen wundert es da noch, dass

die Verschuldung unter Jugendlichen zunimmt?

Jugendliche brauchen so früh wie möglich eine

ökonomische Allgemeinbildung. „Wirtschaft“ als

Schulfach könnte dabei Mathematik viel praxis-

naher vermitteln und auch auf ethische, geschicht-

liche und gesellschaftliche Aspekte eingehen. An

bayerischen Gymnasien zum Beispiel gibt es das

Pflichtfach „Wirtschaft und Recht“. In Baden-

Württemberg ist Wirtschaft lediglich ein kleiner

Teil des Gemeinschaftskunde-Unterrichts in der

Oberstufe. Doch gerade das Land der Tüftler und

Erfinder sollte ein Interesse an kreativem Poten-

tial und wirtschaftlich-interessierten Jugendlichen

haben. Zahlreiche Schülerfirmen machen deutlich:

Kreatives Potential und die Lust, sich mit Wirt-

schaftsthemen zu beschäftigen, existiert. Jetzt

muss man ihnen nur noch die Möglichkeit dazu

geben, dies auch umzusetzen.

Wirtschaft in die Schule!

Aktionäre stellen das Startkapital

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6 Noir - Ausgabe 1/2008

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6 Noir ----- Au AuAuA sgasgassgasgasgsgasgasgasgsssgsgagagagasgagagagagaasgagagagaaaasgasgsgagagaagagagasgasgasgasgsgagagaaasgasgagsgagaagaaaasgasgsgagsgagggasgasgagagaaaassgasgsgagggagaagagaaaaaasgsgasgsgagggggggagaagaaaasggaaaaaaaaaasgsgggaaaaaasggaaassgaggggsggsgaagggggggaagggagagaaaaaasgaagggggagasgagggggagaagaggaggg bebbebebebeebebebebebbebebebebebbebebbebebeeeebeebebbebebebeebbbbbebeebebebebebbbebeebbbee ee 1/21/21//1/1/21/21/21/21/1//1/21/21/1/2221/1/21/1/1/1/1/1/21/222/1/1/1/21/1/1/21/21/221/22221///22221/1///2/21/21/21/1/21////////// 00800800800808008000008008008000800800080000080000080008000008000808000800800800808008000808008008008008080808008008080080080000088888000 88880008008008008888800800080080008000

7. Woche:

Schon in der darauf folgenden Woche stolzieren die Teilnehmer mit ihren selbst bedruckten Produkten durchs Schulhaus. Sofort landet der erste Großauftrag auf dem Schreibtisch. Das Schulmotiv soll im richtigen Licht erscheinen. Dazu bereitet die But ‘n‘ Print einige Anschauungsexem-plare in verschiedenen T-Shirt- und Folien-farben vor.

Die gesamte Stufe ist Feuer und Flam-me: Stufenshirts werden zum Verkaufs-knüller. Und der Ansturm nimmt kein Ende. Die ersten Vereine klopfen an die Tür: Der SVS Sillenbuch sowie der TSV Heumaden wollen ihre Trikots drucken lassen. Einige Schulen und Kindergärten zeigen bereits Interesse und ziehen nach. Voller Eifer werden die gewünschten Ma-terialien bestellt. Die Ausarbeitung der Motive beginnt.

8. Woche:

Vor lauter Begeisterung über den Erfolg der Textilveredelung geraten die Buttons in Vergessenheit. Doch weder ein Schnei-deplotter zum Ausschneiden der Motive, noch eine Buttonmaschine stehen zur Ver-fügung. Eilig sucht man nach adäquaten Maschinen. Geld steht zum Glück ausrei-chend zur Verfügung, wie die Finanzabtei-lung der kleinen Schulfirma stolz mitteilt.

Die Marketingabteilung macht sich in-des daran, sowohl Produktkatalog als auch

Aussehen des Verkaufsstands zu entwer-fen. In der Diskussion stehen weitere Wer-bemaßnahmen wie Kinowerbung. Die ist überraschenderweise relativ günstig.

An dieser Stelle kommt die Presseab-teilung ins Spiel. Sie schreibt Zeitungen und Magazine an, um das Interesse an der Schülerfirma stuttgartweit zu wecken.

Die Technik hingegen ist mit der Verar-beitung von Textilien und der Herstellung von Buttons restlos ausgelastet. Teils müs-sen von anderen Abteilungen Kräfte abge-zogen werden.

Die folgenden Wochen wird produziert, geplant, verhandelt, diskutiert, verkauft, Ideen ausgearbeitet, wieder diskutiert, be-stellt, gestritten, vermarktet und noch mal diskutiert.

Bald zählt der Verkaufsstand zum festen Inventar im Pausenhof. Der Warenkatalog findet neugierige Bewunderer. Die auslie-genden Folien mit fertigen Motiven wer-den bestaunt, die ersten Bestellformulare für Kleidung ausgefüllt und schon einige Dutzend Buttons verkauft.

Die Schüler begeistern sich sofort über die zwar nicht gerade neue, aber interes-

sant inszenierte Produktidee. Besonders die Individualität und die Qualität der Kleidungsstücke findet großen Anklang.

Dass nicht nur vorgefertigte Motive in den Druck kommen, sondern auch eige-ne Ideen verwirklicht werden, überzeugt selbst härteste Skeptiker. Der Pausenver-kauf dauert die gesamte Woche an.

Donnerstag, 10. Januar:

Der große Tag ist gekommen. Die erste Ak-tionärshauptversammlung steht auf dem Abendprogramm. Jetzt zeigt sich, ob die Aktionäre die Schülerfirma annehmen.

Die Teilnehmer des Projekts richten ei-nen kleinen Versammlungsraum der Schu-le mit Stühlen, Computer, Beamer und ei-nigen Getränken her. Im Eingangsbereich darf natürlich der Stand als Anschauungs-objekt nicht fehlen.

Jeder Abteilungsleiter präsentiert einen kurzen Bericht über seine jeweilige Abtei-lung. Die Gönner sind kritisch — schließ-lich geht es um ihr Geld. Die Aufregung steigt, obwohl der Großteil der Aktionäre aus Familienangehörigen und Bekannten besteht. Wird das Projekt bestehen?

Doch zur großen Erleichterung verläuft der Abend ohne größere Pannen. Inte-ressierte löchern im Anschluss mit drän-genden Fragen. Auch der Produktions-raum hält der Besichtigungswelle stand. Die Schüler sind sich sicher: Die kleine, neue Schülerfirma besteht die Probe und ist im Geschäft! Ann-Kathr in Freude

Kinowerbung ist gar nicht so teuer

Fotos & Montage: Tobias Fischer

Page 9: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Noir - Ausgabe 1/2008 7Foto: photocase.de (User: mentaldisorder)

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lien ersetzten die inzwischen wertlosen Scheine und Münzen. Die Binsenweisheit „Geld kann man nicht essen“ wurde zum Ausdruck eines einfachen, aber im Grun-de wertlosen Systems.

Die turbulenten Zeiten des Geldes enden langsam im 20. Jahrhundert. Die Funktion des Geldes erblüht zu voller Pracht. Stabili-tät rückt in den Vordergrund.

Während der Findungsphase verliefen viele Versuche miserabel für die Wirt-schaft: Die Engländer schmolzen ihre Münzen, deren Materialwert höher als der Geldwert war, in großen Massen ein.

Einige Kilometer weiter in Richtung Osten waren die Münzen so laienhaft her-gestellt, dass selbst unerfahrene Bürger aus wenig Metall eigene Münzen prägten — undenkbar in der heutigen Zeit, denn ein Geldsystem mit Lücken ist eine akute Gefahr für das gesamte Land.

Für jeden Geldwert, den ein Land aus-gibt, muss eine entsprechende Kaufkraft vorhanden sein.

Gibt ein Land ohne Beschränkungen Münzen oder Scheine aus, würde die ent-

sprechende Kaufkraft fehlen. Die Inflation stiege katastrophal.

Zur Überwachung dieser komplexen Ab-

läufe wird stän-

E insfünzig bitte“, fordert die Kassie-rerin gelangweilt. Der kleine Betrag

wechselt schnell von der Geldbörse in die Supermarkt-Kasse. Die alltäglichste Sache Welt erscheint selbstverständlich. Erst auf den zweiten Blick enthüllen Scheine und Münzen ihre wahre Herkunft.

Täglich wechseln Milliarden Münzen und Scheine den Besitzer. Die Faszination zum abstrakten Zahlungsmittel und des-sen Wert kennt keine Grenzen. Doch hin-ter der wertvollen Fassade steckt oft nicht mehr als ein Stück bedruckte Baumwolle oder wenige Gramm Metall.

Der eigentliche Wert entpuppt sich erst spät und wird mit allen Mitteln geschützt. Unter hoher Sicherungsstufe werden ton-nenweise Stahlblechrollen in die Gebäude der Deutschen Bundesbank geliefert.

Das unscheinbare Metall ist jedoch alles andere als normal: Aus der Sonderlegie-rung werden binnen weniger Stunden Eu-romünzen. Das scheinbar wertlose Metall vervielfacht seinen Wert. Die Produktion von Geld ist augenscheinlich leicht. Doch steckt hinter Prägemaschine und Druck-straße eine Meisterleistung und eine Entwicklung über Jahrhunderte.

Der Tauschhandel ist aller An-fang des modernen Geldes. Lange Zeit war er die einzige Möglichkeit, nicht selbst produzierte Waren zu erwerben. Das System offenbarte eine große Schwäche: Man musste immer den passenden Tauschpartner für seine Ware finden.

Als Nachfolger der mittlerweile popu-lären Zwischengüter Gold und Silber wur-den von den Chinesen schon im zweiten vorchristlichen Jahrtausend einheitliche und ständig vergleichbare Münzen ge-schlagen und ein Wert festgelegt. In Folge der einfacheren Tauschgeschäfte wuchs der Handel stetig an. Münzen wurden knapp. Schuldscheine auf Papier ersetzten an vielen Stellen die knappe Ressource — aus Mangel waren die ersten Geldscheine geboren.

In Krisenzeiten wurde das Geldsystem jedoch hinfällig. Zigaretten oder Natura-

VON ZASTER, MÄUSEN UND MONETEN

Geld ist für uns alltäglich. Wer keines hat, träumt davon, welches zu haben. Und wer viel hat, sollte sich

auch Gedanken machen: Denn Geld ist prinzipiell absolut wertlos. Noir berichtet über den Mythos Geld

NoNoNoiNoNoNoiNoiNoiNoNoNoiNoiNoiiio iiiiNoiNoNoNoiNoiNoiNoNoio io io iNoio iNoNoNNNoNoiNoiNoiNoiNoNNoNoiiNoiNNNoio iNoiNoNNNoNooiNoNNNoNoNNNoooNNoNNoNoiiNooNoNoNNNoNooNoNNNNNNoNoNNNNNoNoNNNoNNNoNoiNNooNoooNoiNNooioo r r r r rrrrr rrr -rr -r -r -r -r ---r -r -r -r -r -r -rrr -rr -r --r -r -r -r -rr -r -r -r -r -r -rr -- ----r --r --r Au Au AuAuAuAuAuAuAuAuAuAuAu Au Au Au AuAuuu AuAuAuAu AuAuAuAAu AuAuAu Au AuAu AuAuAuAuuAuAuAAuAuAAuuuuuuuAuuuuuuAAuuuuuAuuuAuAuuuuAuuuAuAuuuuuuuuuuuuuAuuuuuuuuuuuuuusgassgasgasgasgasgasgasgasgasgasgagaggagggasgasgagasgagasgasgasgasgassgassgasgassgasgasgagggasgasgagsgasgagasgasgasgasgasgaggggsgggsgagasgsgasgassgsgagggggggagagaassssgasggsgagsgagasgggsgasgasgasggggsgagggggggggsgasgasggsgggsggagaassssgsssggsgssgsssgggsssgggggg bebebbebbbbbbbebebeeebe be ebe bebebebebe bebebbe bbbbbbbbebebebebe beebebbebbbbebeebebebebbebebeebebebbbbbebebebebbebbbbbe bbbbbbbebe bebe be bbebbeeebbbebebebbbbeeeebebebebbebebbbbbeebebbebbebebb bbbbbbbbbbbbebbebbbbeebebb 1//1/21/2/21/2/21/21/21/21/21/21/21/21/2/21/21/21/221/21/21/21/1/21/21/1/2/2/2/21/21/1/1/21/21/2/2/2/2/1/21/2/21/21/1/21/21/2/2/21/21/21/21/21/21/2/21/21/1/21/2/221/21/1/2/21/2/2/21/1/2/1/2//21/2/1/1//2//2/21/21/1/1///2//2/222/21/2/2//21//21/21/1/2///2211/////21/21/1//2/2/1/2/2/11//221/21/211////21/1/21/1/////21/1/1//2/2/222//222211/22222111///22211/2////2//22222221///21/2/1////2222211/222////////////////// 0080080080000800800800800800800800080080080800800800800808008008008080080800800808888880000800800800800800808080808800880008000080080080080800800880000008008800800000008088800800008008080880000008000088880800000000000000 800000000000008008800000000000000008000000000000008888000000000 800000000080880000000000880000000000800000088880000000000008888888000000000088008000000000000888000008800000008800000000088800000880000000008 7777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777

sps rechende Kaufkraft fehlen. Die InI flation stiege katastrophaal.

Zur Überwachung dieser komplexen Ab-

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dig das Angebot eines Landes beobachtet und der Wert der Währung durch Anpas-sung der Stückzahl reguliert. Die größten Geldbeträge laufen schon lange nicht mehr über Schein und Münze: Das Buchgeld und Bankkonten ersetzen einen Großteil des gesamten Bedarfs. Weite Geldtrans-porte sind beinahe unnötig, und im Sinne

der fast absoluten Sicherheit ist ein Geld-transfer nur wenige Klicks am Computer entfernt.

Scheine und Münzen mit dem Gegen-wert alles Kaufbaren auf dieser Welt zirku-lieren zwischen Mensch und Mensch.

Geld ist das am häufigsten gefälschte Produkt, denn der Wert ist sofort existent und kann mit nur geringem Aufwand ein-gelöst werden.

In der modernen Währung Euro befin-den sich in den Scheinen über zehn, teil-weise geheime Sicherheitsmerkmale und die Münzen sind aus speziellen, streng geheimen Metallen. Denn nur durch Li-mitierung und Sicherheit des Gutes Geld kann auch in der Zukunft der Wert garan-tiert werden. Adr ian Bechto ld

Tausche Kamele gegen Jungfrau

Page 10: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

8 Noir - Ausgabe 1/2008 I l lustration: Simon Staib

Sport ~ Kultur ~ Ti te l thema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Noir- Intern ~ Querbeet

„ALSO, FRAU STAATSSEKRETÄRIN... “ Flexibel, spontan, ehrgeizig und mies bezahlt: Die Karriere vieler junger Journalisten beginnt bei der

Lokalzeitung. Die Noir-Autorin hat für einen Studenlohn von rund drei Euro viel durchgemacht

Der Abend beginnt damit, dass meine Lokalchefin wegen eines harmlos

scheinenden Termins anruft und ich nicht nein sagen kann. Der Termin klingt nicht schlecht: Diskussion und Vesper mit Bau-ern und einer Staatssekretärin.

„Super“, denke ich, „die Staatssekre-tärin will bestimmt schnell nach Hause, dann dauert der Termin nicht so lange.“ Der Hof liegt weit hinten in einem Tal im Schwarzwald. Die Wegbeschreibung klingt einfach. Fast zu einfach. Mein Vater will mir eine Landkarte mitgeben. Ich lehne dankend ab: „Ich finde das auch ohne Karte!“

Letztendlich besuche ich zwei Bauern in ihren Ställen und halte sie vom Kühe melken ab, um nach dem richtigen Weg zu fragen. Ich finde den Hof gottverlassen am Ende eines Tales auf 1000 Metern Höhe nach einer langen Irrfahrt durch viele andere Täler.

Dort warte ich mindestens eine halbe Stunde im neu renovierten Vesperkeller des Gastgeberbauern auf die Frau Staatssekretärin. Ich sitze neben meinem Journalistenkollegen von der Konkurrzenzzeitung, der eine Stimme hat wie eine Frau und eine Nachtzugphobie.

Davon abgesehen ist die Warterei sehr angenehm: Der Gastgeberbauer ist freundlich und der Ho-ferbe jung und hübsch. Endlich kommt Frau Staatssekretärin mit ihren Begleitern. Die bereits anwesenden Bauern, mein Kol-lege und ich ziehen vom Stammtisch an den Vespertisch um. Es werden Vesper-platten mit kiloweise Fleisch aus eigener Schlachtung aufgetragen. Niemand traut sich, sich zu bedienen.

Also fängt der Gastgeberbauer an zu re-den. Und zu reden und zu reden und zu re-den. Ich finde ihn bereits nach wenigen Sät-

zen nicht mehr so nett wie vor einer halben Stunde. Ich habe die Befürchtung, dass es den ganzen Abend so weitergeht. Richtig. Zwischendurch fängt endlich jemand an, sich an der Vesperplatte zu bedienen. Alle anderen machten es nach. Durch das Essen bin ich zwischenzeitlich zufrieden gestellt und kann den redenden Gastgeberbauern halbwegs ausblenden. Er redet und redet und seine sich ständig wiederholenden Lieblingsphrasen sind: „Also, Frau Staats-sekretä- rin...“ und

„Frau Staatssekretärin, ich sag Ihnen jetzt mal was ...“ Der Gastgeberbauer hat viel zu sagen. Zu viel für meinen Geschmack. Nach und nach haben die anderen Bauern genug gevespert, das dritte Bier getrunken und mischen sich lebhaft in die Diskussion ein. Auerhähne, wegen denen keine Wind-krafträder gebaut werden dürfen. Frauen,

deren Einsatz in der Landwirtschaft nicht gewürdigt wird. Milchkühe, deren Hal-tung sich nicht mehr rechnet. Jeder muss mindestens drei Mal lautstark bekräftigen, dass es ihm genauso schlecht geht wie dem Gastgeberbauern. Frau Staatssekretärin hört aufmerksam zu. Oder sie ist eine gute Schauspielerin. Familie scheint sie keine zu haben: Sie macht keine Anstalten nach Hause zu wollen.

Nach drei Stunden verabschiedet sich mein Kollege von der Konkurrenzeitung. Ich zögere. „Soll ich mich mit ihm verdrü-cken?“ Meine journalistische Sorgfalts-

pflicht hindert mich daran. Vielleicht passiert noch etwas Spannendes!

Und dann war ich nicht dabei und niemand hat es aufgeschrieben. Leider haben die Bauern nichts Neues zu erzählen. Aber das macht nichts. Sie reden weiter. Erzählen alles doppelt und dreifach. Mit jeder Minute, die ich am dem Vespertisch sitze, sinkt mein Stundenlohn: Ich werde pro geschriebener Zeile

und pro veröffentlichtem Foto bezahlt. Wenn ich hier endlich

rauskomme, ist der Artikel noch nicht geschrieben, sind die Fotos

noch nicht ausgesucht. Könnte ich we-nigstens Alkohl trinken wie der Rest hier.

Aber erstens bin ich im Dienst und zweitens mit dem Auto unterwegs.

Also Finger weg! Nach fünf Stun-den Diskussion sitze ich endlich im Auto. Geschafft! Tief durchatmen! Fuß aufs Gaspedal und ab nach Hause. Der Abend endet damit, dass ich nach Hause komme und eine ordentliche Portion Rum in mein heißes Schoki schütte. Mental gestärkt durch Alkohol und Schokolade setzte ich mich vor den Laptop und brüte über eine Stunde vor dem Artikel. Ach ja, mein Ver-dienst an diesem Abend: 21,70 Euro abzüg-lich Spritkosten.

M i r iam Kumpf

Geht doch gar nicht. Geht ja wohl! Jung und motiviert tun wir uns oft Undinge an

Page 11: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Noir - Ausgabe 1/2008 9Foto: Pressestelle Finanzministerium Baden-Württemberg

Sport ~ Kultur ~ Ti te l thema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Noir- Intern ~ Querbeet

Geboren im Frühling 1942 wächst Gerhard Stratthaus als echter Bade-

ner in Heidelberg auf. Im Gymnasium ist sein Lieblingsfach natürlich Mathematik und ebnet erste grundlegende Tendenzen zur Arbeit mit Zahlen. Seine Familie hat wenig Geld. Somit muss der junge Gerhard mit sei-nem Taschengeld effizi-ent haushalten.

Die Begeisterung für Zahlen und Finanzen wächst während des Stu-diums der Betriebswirt-schaftslehre in Mannheim. „Zahlenspiele sind eine Marotte von mir: Ich rechne alles nach“, gesteht Stratthaus lächelnd.

Nach dem Studium sammelt er erste praktische Erfahrungen als Bildungsrefe-rent am Heinrich-Pesch-Haus in Mann-heim. In den nächsten zwanzig Jahren wendet sich Stratthaus ganz der Lokalpo-

litik zu. Als Bürgermeister der Gemeinde Brühl und später in Schwetzingen wird er als CDU-Politiker zur festen lokalen Grö-ße. Mit Wehmut der Schwetzinger Bürger wechselte der „gute alte Stratthaus“ 1998

als Finanzminister zur Landesregie-rung.

Als Herr der Fi-nanzen des Bundes-landes Baden-Württ-emberg schöpft Stratthaus ganz aus seinen Fähigkeiten und Vorlieben. Über

seine Position in der Bevölkerung kann er sich nicht beklagen.

Als schwierig sieht er die Fachministerei: „Wenn der Kultusminister Eltern erklärt, dass es in Zukunft weniger Lehrer gibt, dann sind die wenigsten Eltern begeistert. Für meine Sparmaßnahmen haben die Bür-ger in der Regel hingegen Verständnis.“

Geregelte Arbeitszeiten waren schon zu Jugendzeiten nicht sein Freund, und so kommt ihm auch heute die stressige Arbeit recht. Kalkulationen und Gespräche mit den Fachministern ziehen sich oft bis in die späten Abendstunden. „Es gibt nicht immer einen geregelten Arbeitstag, wenn man für die Finanzen eines ganzen Bun-deslandes zuständig ist.“

Nach einem anstrengenden Tag in der Landespolitik entspannt Stratthaus gerne mit einem Glas Wein und einem guten Buch: „Goethes Faust halte ich immer griffbereit.“ Im Sommer können ihn Bür-ger nach dem Feierabend auch joggend in den Feldern sichten.

Auch wenn die Zeit für Hobbys oft sehr knapp bemessen ist, hat Stratthaus seinen Traumberuf gefunden. Nur manchmal wünscht er sich, dass es den Staatshaushalt ohne Schulden gäbe. „Denn unsere Kinder sollten nicht für unsere Schulden aufkom-men müssen.“ Adr ian Bechto ld

FINANZMINISTER GERHARD STRATTHAUS

„Beim Rechnen kann mich niemand so schnell aufs Glatteis führen“

„Ich rechne alles nach“

Der Minister in seinem Element

Page 12: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

10 Noir - Ausgabe 1/2008 Foto: jugendfotos.de (Nicolas Keckl)

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Die Bibel mit dem schwarzen Plasti-keinband ist eines von Esthers Lieb-

lingsbüchern. Die dünnen Seiten sind leicht rosa verfärbt und haben Eselsohren. Einige Textpassagen sind rot und grün un-terstrichen. Eine hölzerne Pommesgabel und ein Schaschlikspieß dienen als Lese-zeichen. Immer, wenn Esther gerade nichts zu tun hat, liest sie im Alten oder Neuen Testament. Dann setzt sie sich auf den wei-ßen Plastikstuhl neben dem kleinen Holz-tisch, auf dem eine Sonnenblumendecke leuchtet. Während sie liest, hat sie immer ein Auge auf den Pappteller mit der gelben Serviette. Dort hinein legen ihre Kunden das Trinkgeld. Esther ist Klofrau bei der populären Fast-Food-Kette McDonald’s im Freiburger Hauptbahnhof.

Menschen wie Esther gibt es viele in Deutschland. Sie nennen sich Klofrau, Toilettenputzer, Reinigungskräfte oder — etwas vornehmer — Toilettendame.

Offiziell gibt es den Beruf nicht. Die Agentur für Arbeit hat keinerlei Zahlen da-rüber, wie viele Menschen täglich die Klo-schüsseln in öffentlichen Toiletten schrub-ben. Auch McDonald’s führt keine solche Statistik. Nur so viel ist herauszubekom-

men: Die meisten McDonald’s-Filialen re-geln das Putzen selbst. Im Prinzip soll jeder Mitarbeiter jede Position einnehmen kön-nen: Kasse, Herstellung des Essens, Theke und die Reinigung; auch die der Toiletten. Doch da gibt es Ausnahmen. Teilweise engagieren deutsche McDonald’s-Filialen Fremdfirmen für die Toilettenreinigung. Die Klofrauen dürfen Trinkgeld verlangen und dies auch behalten.

Wer die schwarz-weiße Marmortreppe zu Esthers Arbeitsplatz herunterkommt, sieht die 37-jährige Ghanaerin sofort: Sie lehnt an den Kacheln und trägt schwarze Flip-Flops. Unter dem weißen Putzkittel schauen ein T-Shirt von der Fußballwelt-meisterschaft und eine schwarze Dreivier-telhose hervor. Sie trägt goldene Ohrringe

FLIEDERDUFT UND NEONLICHT

Vom harten Alltag zwischen Kloschüssel und Putzlappen

Klofrau, Toilettendame, Reinigungskraft. Unzählige Titel zieren Menschen, die Tag für Tag

die Schüsseln der öffentlichen Örtchen schrubben. Esther aus Freiburg ist eine von ihnen.

Trinkgeld ist die einzige Einnahme

Page 13: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Noir - Ausgabe 1/2008 11Foto: Tobias Fischer

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und eine Kette mit zierlichem Kreuz. Ihr dunkles Kraushaar hat sie mit einem brau-nen Zopfgummi nach hinten gebunden. Die rechte Hand steckt in einem blauen Gummihandschuh.

Ihre weißen Zähne blitzen, wenn sie lächelt. „Bitte schön“, sagt Esther und weist zuvorkommend mit der Hand in Richtung Damen- oder Herrentür, wenn jemand kommt. Gibt ein Kunde nach dem erlösenden Gang Trinkgeld, strahlt sie, als gäbe es nichts, was sie glücklicher ma-chen könnte. „Dankeschön“, sagt sie. Und: „Tschüss.“ Esther weiß, sie muss freundlich sein, sonst verdient sie nichts. Das Trinkgeld ist ihre einzige Ein-nahmequelle.

Vor zweieinhalb Jahren ist Esther mit ihrem Mann nach Deutschland gezogen. Ihre beiden Kinder sind noch in Ghana. Seit sechs Monaten hat sie einen Job: To-ilettenputzerin. Englisch spricht sie relativ fließend. Wie jemand, der in der Schule gut aufgepasst hat. Im Deutschen hinge-gen beherrscht sie nur ein paar Brocken. Eine Klofrau braucht nicht viele Worte.

Eine blondierte Jugendliche kommt aus der Damentoilette und geht an Esthers Pappteller vorbei, ohne etwas hineinzuwer-fen. Sie entschuldigt sich mit einem Schul-terzucken, heute habe sie kein Kleingeld.

„Das macht nichts“, sagt Esther. Und lächelt. Sie lächelt auch, wenn jemand nur einen Cent gibt. „Es ist ja gut gemeint.“ Nicht jeder Toilettengast ist geizig, aber 10 bis 20 Cent pro Kunde sind einfach zu wenig, um davon leben zu können. Zumal nur jeder dritte Klobesucher wirklich in den Geldbeutel greift.

2005 bezahlte McDonald’s ungelernten Mitarbeitern 6,13 Euro pro Stunde; für Spätschichten gab es sieben Euro. Die 60 Mitarbeiter der Wall AG, die im Bereich „Service Toilettenanlagen” beschäftigt sind, erhalten hingegen 12,17 Euro. Sie sind für 240 City-Toiletten zuständig.

Ein „Stammkunde” von Esther ist zum Beispiel der Taxifahrer. Er kommt fast jeden Tag. Mit ihm hält sie meist ein kleines Schwätzchen. Er gehört zu den netten Leu-ten. Dann gibt es aber auch diejenigen, die alkoholisiert sind, drogenabhängig oder Gewalt anwenden. Diese muss Esther fort-schicken. Wenn sie es nicht alleine schafft, holt sie Hilfe von oben. Esther deutet mit einem Finger auf eine unauffällige Filmka-

mera an der Decke. Durch diese Kamera sieht sie der Chef. Doch das kümmert sie wenig. Mit Kamera fühlt sich Esther sicher, geschützt gegen die „bad people”.

Auf dem Teller liegen zwei 20-Cent-Stücke. Esther geht Richtung Männerklo, zögert, kommt zum Teller zurück und nimmt die beiden Münzen. Stattdessen legt sie ein 10-Cent-Stück hin.

Kraftvoll drückt die Ghanaerin die Schwungtür. Grelles Neonlicht strahlt von der Decke herab. Es riecht süßlich. Esther klopft energisch mit der Klobür-ste gegen den Rand der Toilettenschüs-

sel. Mit einem rosa Putzlappen wischt sie ein paar Mal im In-neren der metallisch glänzenden Schüssel herum. Ihre Hand-bewegungen sind schnell und geübt. Dann schüttet sie das Wasser aus dem Bür-

stenhalter und klappert mit dem Plastik. Drückt die Spülung. Ein prüfender Blick zum Klorollenspender: langt noch.

Sie gießt in jedes der vier Pissoirs Reini-gungsmittel in S-Form und schrubbt. Der Schaum tropft auf den Boden. Wie man putzt, hat Esther an einem einzigen Tag gelernt. „Das genügt, wenn man gut ist“, erklärt sie nicht ohne Stolz.

Ein Mann betritt das Klo, stellt sich an das linke Pissoir und pinkelt. Esther macht keinerlei Anstalten, in die Luft zu schauen oder gar zu verschwinden.

Esther ist zuständig für fünf Toiletten und vier Pissoirs. Auf der Internetseite eines Dixi-Klo-Vermieters steht, dass fünf Toiletten für eine einstündige Veranstal-tung mit 2000 Personen genügen — bei einer Warteschlange von maximal zehn Personen pro Klo. Von solchen Besucher-zahlen träumt die Toilettenfee.

Esther zückt den gleichen rosa Lappen, mit dem sie zuvor das Klo gewienert hat, und reinigt das Waschbecken im Rhyth-mus der Musik, die aus den Lautsprechern kommt. Ihre Flip-Flops floppen auf den Fliesen. Sie drückt auf den Seifenspen-der, er funktioniert. Mit den gewohnt flinken Bewegungen wischt sie über den Händetrockner. Dann geht sie zur kleinen Putzkammer, füllt Wasser in einen roten Plastikeimer und wischt den Boden. Zum Abschluss sprüht sie mit einem eckigen Glasfläschchen in die Luft. Das intensive Fliederparfum hat sie von ihrem eigenen Geld gekauft.

Esther sitzt wieder am Holztisch. Ein etwa zehnjähriger Junge kommt aus dem Herrenklo und geht grußlos an ihr vorbei. Dann dreht er sich doch um und kramt 20 Cent aus seinem Geldbeutel. „Good boy, very good boy“, kommentiert Esther. Und lächelt. Gegen 18 Uhr wird sie nach zweieinhalb Stunden Dienst abgelöst. Den Putzkittel legt sie in die Besenkammer.

Esther nimmt ihr Trinkgeld und zählt so, dass es keiner sieht. Wie viel sie heute verdient hat? „Ungefähr zehn Euro.“

Esther füllt ihre Plastik-Trinkflasche auf und holt ihre schwarze Leder-Handtasche. Heute Abend wird sie für ihren Mann ein afrikanisches Gericht kochen. Vielleicht ein wenig fernsehen und dann schlafen gehen. „Good bless you“, sagt sie, und ver-schwindet Richtung Bahnsteig. mh

Grelles Neonlicht strahlt von der

Decke herab

Zehn Euro für einen Tag Arbeit. Obwohl die Gha-naerin intelligent ist, fließend Englisch spricht

Page 14: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

12 Noir - Ausgabe 1/2008

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Fotos: pixelio.de (Sascha Hübers); pixelio.de (Götz Friedrich)

Il lustration: Nell i Glenewinkel-Meyer

Zumindest kann man sie nicht ohne Weiteres klauen. So eine Vorgarten-

dekoration ist aber ganz schön schwer: Rai wiegen bis zu fünf Tonnen.

Bei Rai handelt es sich um ein Geldmit-tel, mit dem man sich auf der Inselgruppe Yap in der Nähe der Philippinen (und auch nur als Mann) etwas kaufen kann.

Eine Einheitsgröße gibt es nicht. Ein Rai kann die Größe eines Handtellers an-nehmen — oder einen Durchmesser bis zu über vier Metern. Die Münzen bestehen hauptsächlich aus Aragonit und Calcit, zwei Varianten von Calciumcarbonat. Ara-gonit kommt unter anderem in Perlmutt vor, Calcit ist uns Laien in Form von Kalk-stein, Kreide oder Marmor bekannt.

Rai wurden auf mehrmonatigen Expe-ditionen aus Steinbrüchen auf den etwa 400 Meilen entfernten Inseln von Palau gewonnen und nach Yap verschifft, da die Mineralien auf der Yap nicht vorkommen.

Doch selbst Steingeld wurde von der In-flation nicht verschont: Ende des 19. Jahr-hunderts vereinfachte sich die Produktion durch bessere Werkzeuge und einfacheren Transport, sodass die „modernen“ Rai sehr viel weniger wert waren als traditionell fa-brizierte. Die Herstellung endete erst im Jahre 1931 gänzlich.

Rai bewertet man nach der Seltenheit, Schönheit des Gesteins, Form, Größe und Qualität der Bearbeitung. Der Wert eines Rai steigt jedoch, wenn die Reise beson-ders gefährlich war oder ein berühmter Kapitän die Überfahrt kommandierte. Selbst gesunkene Rai verlieren nicht ihren Besitzer.

Schaffte ein Rai die gefährliche Reise bis nach Yap, stellte man ihn an einem bestimmten Ort, zum Beispiel vor einem Haus oder entlang einem Weg auf.

Es existieren diverse Regeln, wie ein Rai zu positionieren ist: Zum Beispiel muss er immer auf den Rand gestellt und gegebe-nenfalls an Häuser oder Bäume angelehnt werden. Außerdem ist es auf Yap gesetzlich verboten, sich auf die Steine zu setzen, sie als Picknicktisch zu verwenden oder sonst-wie zu zweckentfremden.

Rai verbleiben oft mehrere hundert Jah-re lang am selben Ort. Auch wenn sie von Besitzer zu Besitzer wandern, werden sie sehr selten bewegt: Man legte einfach Li-sten der Besitzer an, die einen Rai zudem noch wertvoller machen können.

Die heute gültige Währung auf Yap ist der amerikanische Dollar. Rai werden wei-terhin für rituelle Transaktionen verwen-det. Ne l l i G lenewinke l -Meyer

STEINREICH

Falk Wittel und Henry Gerhard blasen im Namen der Forschung rund 200 Eier aus: Ihre Studie an der Universität Stuttgart analysiert Explosionen und Splittern. Hier-zu werden Eierschalen mit Knallgas gefüllt und gesprengt. Highspeed-Aufzeichnungen machen ein Computermodell der Explosi-onen möglich. Um die Auswirkungen der Explosion untersuchen zu können, sammeln die Forscher anschließend alle Bruchstücke mühsam auf. Eine spezielle Zersplitterungs-formel konnte leider nicht gefunden werden. Dafür interessiert die Industrie die Testergeb-nisse: Mit den Daten der Studie lassen sich neue Sicherheitsbehälter oder Kessel entwi-ckeln. Zudem im Gespräch: Raumfahrzeuge lassen sich mit den Ergebnissen in Zukunft besser gegen Einschläge von Trümmern oder Schrott aus dem All schützen. sc

„Sag mir was du isst, ich sag dir, wer du bist.“ Dr. Alan Hirsch untersuchte im Auf-trag einer US-amerikanischen Pizzakette rund 18 000 Probanden und deren Essge-wohnheiten. Das Institut für Geschmacks-forschung in Chicago, USA, für welches Hirsch forscht, fand heraus, dass der Cha-rakter eines Menschen an den bevorzugten Pizzabelägen zu erkennen ist. So seien zum Beispiel Salamipizza-Fans leicht zu überzeu-gende Menschen. „Sie sind schlecht organi-siert und schieben schnell jemand anderem die Schuld in die Schuhe, wenn etwas schief gegangen ist“, lautet ein Ergebnis der Studie. Experten zweifeln diese Art der Charakter-forschung allerdings an. sc

Eierschale als Crashtest-Dummy

Pizzabelag verrät Charakter

Währungsreformen sehen anders aus: Auf der Inselgruppe Yap gilt für

Männer ein besonderes Zahlungsmittel: riesige Steinräder

Page 15: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Noir - Ausgabe 1/2008 13

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Foto: jugendfotos.de (Daniel Finke)

Warum gerade Australien? Die 21-jährige Magdalena Dera verlässt

für neun Monate ihre Heimat im Schwarz-wald und lebt als Backpackerin auf der anderen Seite der Erde. „Australien hat et-was von Abenteuer“, schwärmt sie: „Diese grenzenlose Weite, die einzigartige Natur am anderen Ende der Welt und die Un-gewissheit, was mich dort genau erwarten würde — das war ein besonderer Kick.“

Viel Organisation ist nötig, um so ein Jahr erfolgreich ab-solvieren zu können: Visum beantragen, Unterkünfte buchen, Reiserouten planen und vor allem: einen Job finden.

Viele Abenteuerlustige suchen Hilfe bei Agenturen und Organisationen. Diese helfen den Backpackern bei der Planung der Reise, Jobsuche, Autokauf und Unter-kunft. Das fordert seinen Preis. Kosten-günstiger ist es, auf eigene Faust zu reisen.

Magdalena hat es nicht auf eigene Faust versucht: ,,Ich war froh zu wissen, dass ich für Notfälle die Organisation habe, an die ich mich wenden kann. Diese hat mir beim Beantragen des Visums und eines australischen Kontos geholfen und meine ersten Tage in Australien organisiert. Da-rüber war ich sehr froh, denn ich kam an und hatte erst mal keine Ahnung. In der restlichen Zeit bin ich aber sehr gut ohne Hilfe klar gekommen.“

Sind die ersten Tage überstanden, steht die Jobsuche an. Viele Jobs hängen an Pinnwänden in Hostels aus. Bewerbungs-gespräche vereinbart heute jeder schnell mit dem Handy. Durch so genanntes ,,Door Knocking“ findet jeder einen Job, der den Mut hat, einfach in Restaurants oder Cafés zu gehen und nachzufragen.

Neben vielen guten Jobs muss man al-lerdings manchmal welche annehmen, die wenig spannend sind. Magdalena erinnert

sich zum Beispiel an einen als Besteckpo-liererin in einem Luxushotel, bei dem sie stundenlang in einer albernen Blümchen-uniform Besteck polierte.

Die Jobsuche ist nicht das einzige Pro-blem. Schließlich kommt man ohne Auto nicht weit, vor allem im australischen Outback. Aber die Suche nach etwas Pas-sendem kann sich als sehr kompliziert er-

weisen, da man es ja zum erschwinglichen Preis erwerben will.

So verbringen Back-packer mitunter Tage in Reisebussen oder buchen Flüge, soweit die Reisekasse es zu-lässt. Außerdem müs-sen Abenteuerwillige

damit rechnen, in den Hostels nicht im-mer die hygienischen Standards anzutref-fen, die sie von daheim gewöhnt sind.

„Die erste Begegnung mit einer Kaker-lake war sehr eklig“, erinnert sich Magda-lena. Aber mit der Zeit gewöhne man sich an die Krabbeltiere. Auch in den austra-lischen Slang musste sie sich zuerst rein-hören. Danach sei die Verständigung aber kein Problem gewesen.

So sind unvorhergesehene Kosten, er-folglose Jobsuche sowie Verständigungs-schwierigkeiten nur einige Probleme, wenn man sich für Work & Travel entscheidet. Will man deswegen zurück nach Hause?

,,Nein. Natürlich gab es Momente, in de-nen ich es verflucht habe, aus dem Koffer zu leben und im Hostel keine Privatsphäre zu haben. Aber nach Hause wollte ich deswe-gen nicht“, sagt Magdalena.

Und was hat es ihr gebracht, neun Mo-nate lang (untypischerweise mit einem Trolly, nicht mit Rucksack) durch Australi-en zu reisen? ,,Ich bin selbstbewusster und eigenständiger geworden. Die Erfahrung, so viele Menschen, Kulturen und Menta-litäten kennen zu lernen, war toll. Denn ich habe viele andere Backpacker aus den verschiedensten Ländern kennen gelernt.“

Viele träumen davon, ein Jahr im Ausland zu verbringen und dabei noch Geld zu verdienen. Work & Travel

bietet die Möglichkeit, ein fremdes Land zu bereisen und nebenbei die Reisekasse zu füllen

ARBEITEN AM ANDEREN ENDE DER WELT

Selbst wenn Probleme auftauchen, die im ersten Moment unüberwindbar erschei-nen — wer tolerant und selbstständig ist, kann sie lösen. Und wenn man in einem Café am Strand sitzt und die einzigartige Flora und Fauna entdeckt, sind diese si-cherlich vergessen. L id i Kock

„Grenzenlose Weite am anderen

Ende der Welt.“

Die weite Natur lockt. Aber das neue Land birgt nicht nur Abenteuer, sondern auch Probleme.

Page 16: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

14 Noir - Ausgabe 1/2008 Foto: Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg

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DAS LÄNDLE MACHT FERIENLAUNE

Baden-Württemberg rangiert in der Spitzengruppe der deutschen Ferienregionen. Doch wie macht sich das

Land schmackhaft? Roger Heidt, Geschäftsfürher der Tourismus-Marketing GmbH, verrät die Taktik

H err Heidt, wie viele Baden-Württ-emberger verbringen ihre Ferien

im eigenen Bundesland?Leider sagt uns die Statistik nicht, aus

welchen Bundesländern unsere deutschen Gäste kommen. Wir wissen zwar, dass zum Beispiel zwölf Millionen Deutsche in Ba-den-Württemberg Urlaub gemacht haben. Aber wie viele davon aus Baden-Württem-berg kamen, können wir nur schätzen.

Wie viele Touristen kommen durch-schnittlich po Jahr ins Land?

Wir liegen inzwischen bei 41 Millio-nen Übernachtungen und 15,3 Millionen Ankünften — und sind optimistisch diese Zahlen halten zu können.

Wie macht sich Baden- Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern?

Gemessen an der Zahl der Übernach-tungen liegt Baden-Württemberg auf Platz zwei. Dort wollen wir natürlich bleiben.

Was macht ihrer Meinung nach Baden- Württemberg als Urlaubsregion aus? Welche Vorzüge hat die Region für ju-gendliche Urlauber?

Die große Stärke Baden-Württembergs ist seine große Vielfalt. Sie finden hier fast alles. Berge wie im Schwarzwald oder die Alb, Seen wie den Bodensee, tolle Sport-angebote wie Kletterfelsen und -gärten, Mountainbike-Trails über Schwarzwald und Alb, Wassersport auf dem Boden-see oder Kanufahrten auf vielen Flüssen, Reiterferien, Paragliding, tolle Badeland-schaften. Dann haben wir unsere Freizeit-parks wie Tripsdrill oder den Europapark in Rust, die sicherlich jeden Jugendlichen in ihren Bann ziehen. Und quer durchs ganze Land gibt es, vor allem in größeren Städten, ein breites Spektrum an Ange-boten für Jugendliche: vom Spitzensport, übers Rockkonzert bis hin zur In-Disko.

Welche Rolle spielt die Landesregierung in der Tourismusbranche? Welche Aufla-gen oder Bedingungen stellt sie auf?

Die Landesregierung schafft die gesetz-lichen und finanziellen Rahmenbedin-gungen für die Tourismuswirtschaft im Land. Darüber hinaus fördert sie über die Tourismus-Marketing Baden-Württemberg (TMBW) das internationale und nationale Marketing für die Urlaubsregion Baden-Württemberg.

Was ließe sich an der derzeitigen Situa-tion verbessern?

Normalerweise jammern an dieser Stel-le regelmäßig alle darüber, dass zu wenig Geld zur Verfügung steht. Davon halte ich wenig, auch wenn man schon etwas neidisch auf Tourismus-Marketing-Orga-nisationen wie die in Bayern oder in den östlichen Bundesländern schielt, die über deutlich höhere Mittel verfügen. Sicher würde sich auch die TMBW über eine prallere Kriegskasse freuen. Ansonsten be-mühen wir uns eher darum, fehlende Fi-nanzmittel durch Kreativität, Einsatz und Ideenreichtum zu kompensieren.

Meinen Sie, dass Baden-Württemberg eine große Zukunft als Tourismusregion hat? Wie viel Potential steckt in unserem „Ländle”?

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Wenn es uns weiterhin gelingt, die richtigen Themen zu besetzen und Baden-Württemberg als liebens- und lohnens-wertes Urlaubsland zu platzieren, dann ist mir um die Zukunft nicht bange. Das Po-tential ist jedenfalls vorhanden. Nehmen Sie zum Beispiel die zwei Trendthemen Kulinaristik und Wellness. Da ist Baden-Württemberg so gut aufgestellt wie kein anderes Bundesland.

Zu guter letzt: Welche ist ihre bevorzugte Ferienregion in Baden-Württemberg?

Das kann und will ich beim besten Wil-len nicht verraten.

S imon Sta ib

Die Tourismus-Marketing GmbHim Internet

Weitere Infos auf: www.tourismus-bw.de

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„Fehlendes Geld kompensieren wir durch Kreativität.“

Nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten Baden-Württembergs: das Karlsruher Schloss

Page 17: NOIR - Ausgabe 4: Haste mal nen Euro

Noir - Ausgabe 1/2008 15Fotos: Tobias Fischer;

Jugendpresse BW

Sport ~ Kultur ~ Ti te l thema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Noir- Intern ~ Querbeet

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Am l iebsten fotograf iere ich draußen in der Wildnis

Mein to l ls tes Er lebnis mit der NOIR das erste gedruck-

te Heft in den Händen zu halten, gefolgt vom

Layout-Marathon bei den Jugendmedientagen ‘07.

Berufswunsch im Kindergarten Lokomotivführer wie

Jim Knopf im tol lsten aller tol len Kinderromane

„Jim Knopf und die wi lde 13“

L iebl ingsessen Zwetschgenknödel . Oder einfach

und ganz schwäbisch – Schnitzel mit Spätzle

Das Verrückteste, was ich jemals gemacht habe Auf

einem zwei Meter breiten eingeklemmten Stein in

1000 Meter Höhe über einem Norwegischen

Fjord stehen. Ohne Netz und doppelten

Boden!

Dieses L ied fand ich in der Pubertät to l l

Bl ink 182 – What’s My Age Again

Das kann ich überhaupt nicht Singen und Multitask

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Impressum

Noir ist das junge Magazin der Jugendpresse Baden-Württemberg e.V.

Ausgabe 4 – Februar / März 2008

Herausgeber Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. Schlossstr. 23 74372 Sersheim

Tel.: 07042 831718 Fax: 07042 831740

[email protected]

Chefredaktion Miriam Kumpf (V.i.S.d.P)[email protected](Anschrift wie Herausgeber)Katrin Ehmke [email protected]

Layout Tobias Fischer, Simon Staib, Luca LeichtSebastian Nikoloff, Katrin [email protected]

Titelbilder lampentisch / photocase.de; codswollop, susinanne, patrik85 / photocase.de

Redaktion Adrian Bechtold (ab), Irina Bernhardt (ib), Sebastian Chzub (sc), Ann-Kathrin Freude (akf), Nelli Glenewinkel-Meyer (ngm), Georgia Haedicke (gh), Maria Hörl (mh), Malte Kampmeyer (mkm), Viktoria Kling (vk), Lidi Kock (lk), Miriam Kumpf (mk), Lisa Schof (ls), Andreas Sprengler (as), Simon Staib (sst) – [email protected]

Anzeigen, Finanzen, KoordinationSebastian [email protected]

DruckHorn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal www.horn-druck.de

Noir kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement 1,40 Euro pro Ausgabe (8,40 im Jahr, Vorauszahlung, Abo jederzeit kündbar).Bestellung unter der Telefonnummer 07042 831718 oder per Mail an [email protected]ür Mitglieder und Interessenten der Jugendpresse BW ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Noir wird gefördert von der Youth Bank Mannheim.

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16 Noir - Ausgabe 1/2008 Fotos: photocase.de (User: cydonna (2x); rapunzeln)

Sport ~ Kultur ~ Ti te l thema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Noir- Intern ~ Querbeet

W enige Minuten vor Abflug meines Luft hansa-Flugs von Berlin-Tegel

nach Stuttgart hetze ich ins Flughafenge-bäude. Will ich meine Gepäck aufgeben, muss ich das innerhalb der nächsten fünf Minuten tun. Aber wo ist der richtige Schalter? Ich sehe keine An-zeigentafel.

Dafür den Check-in-Au-tomaten mit integriertem Ge päckförderband. Auf in den Kampf. Ich steuere da-rauf zu. Die Zeit drängt.

Meine Bankkarte iden-tifiziert mich. „Ja, ich reise allein“, bedeutet meine Be-rührung des Touchscreens. Ich suche mir einen Sitzplatz aus. Irgendwo. Das ist mir heute egal. Und ja, ich möchte Gepäck auf-geben.

Jetzt endlich: „Stellen Sie ihr Gepäck-stück auf das Förderband.“ 3,6 Kilo wiegt

meine kleine Tasche. Der Automat spuckt den Anhänger aus. Wie bringe ich den an? Bei den adretten Damen am Schalter sieht das immer so einfach aus.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, taucht plötzlich ein junger Mann in Luft-hansa-Uniform neben mir auf. „Gerne! Ich checke zum ersten Mal auf diese Art ein.“ „Und für mich ist heute der erste Arbeits-tag hier“, grinst die Uniform. Er nimmt

mir den Gepäckanhänger ab, klebt einen kleinen Streifen direkt auf die Tasche, den größeren Teil um den Griff. Ein anderes Stück Streifen bekomme ich zurück. „Gut

aufheben, falls die Tasche verloren geht.“

Das Band rollt an, meine Tasche fährt weg. Der Auto-mat druckt das Bordticket und wünscht einen ange-nehmen Flug. „Ihr Abflug-gate ist diesen Gang hinter und dann rechts“, verab-schiedet sich mein Helfer. Ich spurte. Da ich ein Ticket habe, kann ich direkt durch zur Sicherheitskontrolle.

„Haben Sie Flüssigkeiten in Ihrem Handgepäck?“, fragt die Dame. „Nein, alles eingecheckt.“ Stolz passiere ich die Kontrolle. 25 Minuten vor Abflug sitze ich am Gate und blättere entspannt durch die Tageszeitung. War doch echt einfach! mk

Wenn die WG zur Stammkneipe wird

Al l täg l icher WG-Wahnsinn

MEIN ERSTES MAL

Koffer gepackt, Flughafen erreicht. Wenn nur die Schlange am Schalter kürzer wäre. Die Zeit drängt —

da stellt der neue Ticketautomat die Rettung für Trödler dar

Türen sind tückisch

Geschichten aus dem Leben

„Helfen Sie mir beim Einbrechen?“ Der Bulle ist iritiert; lässt sich aber spontan breitschlagen. An der Wohnungstür pro-biert er alle Tricks: von der EC-Karte bis zur Gartenharke. Nichts zu machen. „Zu-mindest wissen Sie jetzt, dass niemand so ohne Weiteres einbrechen kann“, schmun-zelt er. Doch dieses Wissen beruhigt nur auf der anderen Seite der Tür.

Der Anfang: Frisch umgezogen, kennt man niemanden — und behält alle Schlüs-sel. Dummer Fehler. Praktisch, dass die El-tern einen daheim haben. Wieder drinnen ist klar: Sowas passiert nicht noch mal. 24 Stunden später verrät dich das Schicksal. Du darfst drei Tage ohne Hab, Gut und Heim vegetieren, während die Post un-terwegs ist. Um letztendlich festzustellen: Der Schlüssel steckt diesmal von innen. Ersatzschlüssel wertlos, Hoffnung vernich-tet. Dann hilft nur, mit dem Schlagbohrer der Freundin durch die Tür zu bohren. ke

Morgens halb zehn in Tübingen: Sie-ben Wecker klingeln. Jetzt dröhnt es noch ungefähr eine Stunde bis mein Mitbewoh-ner sich zum allmorgendlichen Frühsport aufmacht: Aufstehen, Wecker suchen, ausschalten, wieder einschlafen. Mittler-weile bin ich halbwegs wach, räume leere Flaschen weg. Die Vorfreude aufs Früh-stück schwindet ab-rupt beimBlick in d e n Kühl -

schrank: Alles verschimmelt oder leer oder beides! Eine herbe Enttäuschung. Mein Frühstück besteht aus Kaffee und Lungen-brötchen. Dafür gibt es genug Getränke – nur Alkoholfreies ist Mangelware.

Wir lernen nicht — feiern nur. Nein: Da-für bleibt noch genug Zeit zwischen Mit-tagsschlaf und der Metamorphose der WG in unsere Stammkneipe.

Diese beginnt gegen 18:00 Uhr. Erste Besucher trudeln ein, teilen freudig mit:

„Wir chillen heut bei euch. Voll cool, es kommen krass viele!“ Gott sei Dank, sind es meist nicht mehr als 20. Gegen zwei fordert die Nachbarin: „Seid doch bitte

ein bisschen leiser!“ Ich taumele gegen Drei

ins Bett. „Drrrring!“ Die Wecker klingeln — und alles geht von vorne los.

mkm

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MEDIEN MACHEN STATT KAFFEE KOCHEN:

Versprochen: Bei uns wirst du nie Kaffee kochen müssen! Du interessierst dich für Medien, kannst selbstständig arbeiten, Verantwortung für dir übertragene Aufgaben übernehmen und bist team- und service-orientiert? Dann bist du bei uns genau richtig.

Bewirb dich jetzt für dein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei uns – wir bieten ab 1. September 2008 wieder eine Stelle an.

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FREIWILLIGES SOZIALES JAHR BEI DER JUGENDPRESSE

» WAS IST EIN FSJ?

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein entlohnter, sozialer Freiwilligendienst für Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren. Ein FSJ wird als Zivildienst anerkannt.

» WAS IST JUGENDPRESSE / JUGEND-NETZ?

Die Jugendpresse fördert junge Medien-macher und Journalisten durch Seminare, Publikationen und weitere Angebote im Bereich junger Medien. Das Jugendnetz ist eine Gemeinschaftsaktion der großen lan-desweiten Organisationen der Jugendarbeit in Baden-Württemberg.

» WAS ERWARTET DICH BEI UNS?

Als MitarbeiterIn in unserer Landesge-schäftsstelle wirst du deine eigenen Projekte betreuen und darüber hinaus im Bereich Mit-gliederbetreuung, Seminarvorbereitung und Pressearbeit tätig sein. Für das Jugendnetz betreust du das Online-Magazin „thema”.

» SETZE DEINE IDEEN UM!

Bei uns kannst du deine eigenen Ideen von der Planung bis zur Umsetzung begleiten und so nach deinen eigenen Interessen die Arbeit unseres Verbandes mitgestalten. Hierbei steht dir ein junges Team ehrenamt-licher MitarbeiterInnen immer zur Seite.

» BIS 31. MÄRZ BEWERBEN!

Wenn wir dein Interesse geweckt haben, dann bewirb dich bis 31. März 2008. Mehr Infos zum Bewerbungsverfahren findest du unter www.jpbw.de/fsj

» HAST DU NOCH FRAGEN?

Weitere Antworten zum FSJ bei Jugend-presse und Jugendnetz findest du unter www.jpbw.de/fsj Solltest du danach noch Fragen haben, schick uns eine Mail an [email protected].