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Oktober 2009 GENDER UND BEHINDERUNG Eine Literaturstudie im Auftrag des Bundessozialamts Landesstelle Steiermark Benachteiligungen von Frauen mit Behinderung am Arbeitsmarkt

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Oktober 2009

GENDER UND BEHINDERUNG

Eine Literaturstudie im Auftrag des Bundessozialamts Landesstelle Steiermark

Benachteiligungen von Frauen mit Behinderung am Arbeitsmarkt

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„Erwerbsarbeit ist ein wesentlicher Faktor für die

gesellschaftliche Integration – besonders auch für

Menschen Behinderung(en). In der öffentlichen Diskussion

zum Thema ‚Behinderung und Arbeit‘ wird jedoch häufig

vernachlässigt, dass es sich bei Menschen mit

Behinderung um Frauen und Männer mit Behinderung

handelt, die unterschiedliche Ausgangslagen und Chancen

in der Gesellschaft und speziell am Arbeitsmarkt

vorfinden.“(Frauen mit Behinderung. Wege zur Arbeit; AMS Österreich)

2Gender und Behinderung

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Aufgabe und zentrale Fragen

Zentrale Aufgabe – einen wissenschaftlichen Blick auf die unterschiedliche Lebenssituation von Frauen und Männern mit Behinderung zu werfen - Fokus Arbeitsmarktintegration

Zentrale Fragen:

Welche Mehrfachbenachteiligungen ergeben sich für Frauen mit Behinderung?

Wie gestalteten sich ihre Zugangschancen zum Arbeitsmarkt? Wie gestaltet sich ihre aktuelle Arbeitsmarktsituation? Welche sozialen Folgen ergeben sich aus ihrer

Arbeitsmarktsituation?

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Gender und Behinderung

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Phänomen der „potenzierten“ Diskriminierung

Frauen mit Behinderung sind selbst keine homogene Gruppe, dennoch teilen sie gewisse Ausgangsbedingungen: geringere Arbeitsmarktorientierung Beschäftigung in traditionell „weiblichen Bereichen“ kürzere Ausbildungswege geringere Teilhabechancen an Maßnahmen der beruflichen

Rehabilitation erhöhte Armutsgefährdung

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Arbeitsmarktsituation

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Thesen - Arbeitsmarktintegration

Frauen mit Behinderung stellen des „Schlusslicht am Arbeitsmarkt“ dar:

sie weisen die geringste Beschäftigungsquote auf sie beziehen die geringsten Erwerbseinkommen und arbeiten

vorwiegend in traditionell weiblichen Bereichen sie beziehen geringere Arbeitslosenleistungen sie weisen brüchige Erwerbsbiografien auf

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Arbeitsmarkteinbindung Lebensunterhalt von Personen mit und ohne dauerhafte Beeinträchtigung (Mikrozensus

2007)

Die Wahrscheinlichkeit, als Mensch mit Behinderung im Erwerbsleben zu stehen, ist erheblich geringer als bei Menschen ohne Behinderung – die Wahrscheinlichkeit, als Frau mit Behinderung einer Erwerbsarbeit nachzugehen, ist noch geringer.

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Arbeitslosigkeit und Leistungsbezüge unter den vorgemerkten Arbeitslosen stellen Frauen mit

Behinderung eine kleine Gruppe dar

Entwicklung der durchschnittlichen Tagsatzhöhe (ALG+NH)

Das Geschlecht „Frau“ hat eine stärkere negative Auswirkung auf den Leistungsbezug als eine vorhandene Behinderung.

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Beschäftigungs – und Einkommenssituation Anteile monatliches Bruttoerwerbseinkommen (EU-SILC 2006)

Das Merkmal „Geschlecht“ besitzt hinsichtlich der Verteilung der Erwerbseinkommen eine stärkere nachteilige Wirkung als das Merkmal „Behinderung“.

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Erwerbsbiografien

starke Brüchigkeit und Diskontinuität frauenspezifische Unterbrechungen: Karenz- und

Kinderbetreuungszeiten führen häufig zu einem Ausstieg aus dem Erwerbsleben

Behinderungsspezifische Unterbrechungen: längere Krankenstände (Therapien etc.), Reduzierung der Arbeitszeit, krankheits- oder behinderungsbedingte notwendige Aufgabe eines Arbeitsplatzes und damit verbundene berufliche Umschulungen

Berufsverläufe sind selten karriereorientiert, sondern häufig eine Aneinanderreihung von gering qualifizierten Tätigkeiten

häufige Dreifachbelastung: Berufstätige, Mutter und Frau mit Behinderung

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Zugang zum Arbeitsmarkt

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Thesen – Zugang zum Arbeitsmarkt

Auf die schulische und berufliche Ausbildung von Mädchen mit Behinderung wird nach wie vor weniger Wert gelegt:

sie weisen kürzere Ausbildungswege auf. sie verfügen nur selten über Berufsabschlüsse. sie sind in arbeitsmarktintegrativen Unterstützungsangeboten

noch immer unterrepräsentiert – für Männer „Reha vor Rente“, für Frauen „Haushalt vor Reha“.

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Bildungsabschlüsse und Berufsausbildung Bildungsabschlüsse (Mikrozensus 2007)

Frauen mit Behinderung verfügen häufiger über keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss und absolvieren seltener als Männer mit Behinderung Berufsausbildungen.

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Teilhabe - Unterstützungsmaßnahmen Ausgewählte Förderungen im Rahmen der Beschäftigungsoffensive

für Menschen mit Behinderung 2004-2006 (L&R Sozialforschung)

Frauen sind in arbeitsmarktintegrativen Unterstützungsmaßnahmen noch immer unterrepräsentiert. Besonders problematisch erscheint ihre Unterrepräsentanz in Maßnahmen, die an der Schnittstelle „Schule- Beruf“ ansetzen.

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Wirkung - Unterstützungsmaßnahmen

Untersuchung über die Erwerbsverläufe von Frauen und Männern mit Behinderung nach Beendigung einer beruflichen Reha-Maßnahme:

Über alle Maßnahmen hinweg zeigt sich, dass Männer generell bessere Entwicklungen aufweisen als vor der Fördermaßnahme – dies gilt insbesondere für die Bereiche „Beratung und Empowerment“ (Clearing), Lohnförderungen und Qualifizierungsprojekte.

Positivere Erwerbsverläufe als die Männer weisen die Frauen dagegen bei einer Unterstützung durch die „Arbeitsassistenz“ auf.

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Armut

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Thesen - Armut

„Armut hat ein Geschlecht – sie weist einen besonderen Zusammenhang zu einer Kombination aus weiblichem Geschlecht und Behinderung auf.“

Frauen mit Behinderung sind häufiger von Armut bedroht bzw. leben in Armut, weil sie seltener erwerbstätig sind sie häufig nur über geringe Bildungsabschlüsse verfügen und

damit nur Chancen auf gering qualifizierte und schlecht entlohnte Tätigkeiten haben

sie im Falle von Arbeitslosigkeit nur geringe Transferleistungen beziehen

ihre Alltagsaufwendungen (Medikamente, Assistenzleistungen) erhöht sind

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Armutsgefährdung

Armutsgefährdung (EU-SILC 2006)

Menschen mit Behinderung weisen generell eine höhere Armutsgefährdungsquote auf als Menschen ohne Behinderung. Frauen mit Behinderung sind dabei besonders armutsgefährdet bzw. leben manifest arm.

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ohne Behinderung mit Behinderung

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Lebenssituation arbeitsmarktferner Frauen mit Behinderung

Armut verstärkt bestehende Beeinträchtigungen/Erkrankungen – vor allem zusätzliche psychische Belastungen und fehlende Möglichkeiten sich Leistungen (z.B. Therapien) zukaufen zu können

Armut erhöht die Abhängigkeit vom Partner: Die finanzielle Abhängigkeit und die krankheits- oder behinderungsbedingte Angewiesenheit auf Unterstützungsleistungen durch den Partner wird von vielen Frauen ambivalent erlebt – „Dankbarkeit und Hilflosigkeit“

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Vorschlagskatalog

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Politische und legistische Ebene

Gleichstellung von Erwerbstätigkeit und Nicht-Erwerbstätigkeit bei der Zuerkennung von Hilfsmitteln und dem Zugang zu Unterstützungsmöglichkeiten

Ausbau der Unterstützungsstruktur: wohnortnahe Angebote und Teilzeitangebote, Ausbau der Kinderbetreuungs-infrastruktur, Unterstützungsmöglichkeiten im Haushalt

Stärkere Verankerung der qualitativen Zielsetzungen „Verringerung der geschlechtsspezifischen Arbeitsmarktsegregation“ und „Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Behinderung“ in den Zielbestimmungen der beruflichen Rehabilitation

Förderung der politischen Interessenvertretung und Partizipation von Frauen mit Behinderung

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Unterstützungsangebote – Organisatorischer Rahmen

Organisationsentwicklung – frauen- und geschlechtersensible Arbeit zur „Chef- oder Chefinnensache“ machen

Aufbau von Organisationswissen über Strategien und Konzepte zur Entwicklung und Ausgestaltung frauenfördernder Maßnahmen

Ausbildung und Personalentwicklung im Bereich frauenspezifischer Behinderungsfragen – verstärktes Angebot und Inanspruchnahme

Beschäftigung von Frauen mit Behinderung als Schlüsselkräfte in allen öffentlichen und behinderungsspezifischen Einrichtungen

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Spezifische Unterstützungsangebote

Berufsorientierung und berufliche Ausbildung: geschlechtersensible Elternberatung als integraler Bestandteil Sensibilisierung zur Erweiterung des Berufsspektrums von

Mädchen mit Behinderung (Schaffen von weiblichen Vorbildern)

Beschäftigung und Qualifizierung mehr Plätze für Frauen mit Behinderung in regionalen

Beschäftigungsprojekten und integrativen Betrieben Erweiterung des Angebotsspektrums

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Spezifische Unterstützungsangebote II Information und Beratung:

Ausbau von niederschwelligen und auch mobilen oder aufsuchenden Beratungsangeboten, die besonders benachteiligte Frauen über ihre Möglichkeiten informieren

Nutzung des Beratungs-Know-how in Frauen- und Mädchenberatungsstellen – Barrierefreiheit

Betriebliche Integration und Unterstützung: verstärkte Sensibilisierung von Betrieben zur Beschäftigung von

Frauen mit Behinderung – Ausbau von monetären Anreizen größere gesellschaftliche Anerkennung für Betriebe, die Frauen mit

Behinderung beschäftigen Ausbau betrieblicher Unterstützungsstrukturen; Sensibilisierung der

Behindertenvertrauenspersonen Ausbau von präventiven Maßnahmen in Bereichen, in denen Frauen

unter hohen Belastungen beschäftigt sind

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Sensibilisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung

Zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit Informationsmaterial für Frauen mit Behinderung – Aufzeigen von

Möglichkeiten

Fachöffentlichkeit Sensibilisierung in Form von Tagungen etc. und im Rahmen von

bestehenden arbeitsmarktpolitischen Foren (Round Tables mit Frauen mit Behinderung als ExpertInnen)

Berichterstattung

Vernetzung Forcierung bundesweiter und regionaler Vernetzung

(KostenträgerInnen und Einrichtungen) zur Thematik „Gender und Behinderung“

Forcierung der Vernetzung zwischen Fraueneinrichtungen und Einrichtungen des Behindertenwesens

Forcierung des Aufbaus von Vernetzungsstrukturen zwischen Frauen mit Behinderung

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