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Pathobiologie/Pathobiochemie Teil 1 Lektion 1 24.02.10 Einführung und Grundlagen Lektion 2 3.03.10 Hautkrankheiten Lektion 3 10.03.10 Endokrinopathien, Gewichtsregulation Fettstoffwechsel-Störungen Lektion 4 17.03.10 Darm- und Leberkrankheiten Lektion 5 24.03.10 Erkrankungen von Skelett und Muskulatur Rheumatische Erkrankungen Lektion 6 31.03.10 Pathophysiologie des Blutzellsystems Lektion 7 14.04.10 Herz-Kreislaufkrankheiten 1 03/03/10 Pathobiologie - FS 2010 - Lektion 2 1

Pathobiologie/Pathobiochemie Teil 1 - alexeberle.ch · Psoriasis vulgaris Die erhöhte Keratozyten-proliferation wird verur-sacht durch CD4+T-Zell-Infiltrate. Etwa 2/3 der Patienten

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Pathobiologie/Pathobiochemie Teil 1

Lektion 1 24.02.10 Einführung und Grundlagen

Lektion 2 3.03.10 Hautkrankheiten

Lektion 3 10.03.10 Endokrinopathien, Gewichtsregulation

Fettstoffwechsel-Störungen

Lektion 4 17.03.10 Darm- und Leberkrankheiten

Lektion 5 24.03.10 Erkrankungen von Skelett und Muskulatur

Rheumatische Erkrankungen

Lektion 6 31.03.10 Pathophysiologie des Blutzellsystems

Lektion 7 14.04.10 Herz-Kreislaufkrankheiten

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Stoff aus dem Lehrbuch zu Lektion 2

G. Thews, E. Mutschler, P. VaupelAnatomie, Physiologie, Pathophysiologiedes Menschen (6. Auflage)Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbHStuttgart, 2007.

Grundlagen aus der Anatomie/Physiologie:Kapitel 20: Seiten 859-862

Hautkrankheiten:Kapitel 21: Seiten 863-874

Speziallehrbuch:

Gernot RassnerDermatologie: Lehrbuch und Atlas(7. Auflage)Urban & Fischer, München und Jena, 2002.

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Hautkrankheiten (I)• Erkrankungen der Kutis Erbliche und nicht-erbliche Fehlbildungen der Kutis

Infektionskrankheiten der KutisZooparasitäre ErkrankungenPhysikalisch-chemische bedingte Erkrankungen der KutisAllergische und nicht-allergische ÜberempfindlichkeitsreaktionenAutoimmunerkrankungen der KutisEndogene Erkrankungen der KutisErkrankungen der Kutis polyätiologischer GeneseNeubildungen der Kutis

• Erkrankungen des Pigmentsystems Erbliche und nicht-erbliche Fehlbildungen des PigmentsystemsErworbene Erkrankungen des PigmentsystemsNeubildungen des PigmentsystemsDyschromien

• Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Haare und Haarfollikel Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Talgdrüsen Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Schweissdrüsen Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

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Hautkrankheiten (II)• Erkrankungen des Blutgefässsystems Erbkrankheiten und Fehlbildungen

der Haut Erworbene Erkrankungen der EndstrombahnErworbene Erkrankungen der ArterienErworbene Erkrankungen der VenenNeubildungen

• Erkrankungen des Lymphgefässsystems Erbkrankheiten und Fehlbildungender Haut Erworbene Erkrankungen

Neubildungen

• Erkrankungen der Hautnerven und Erbkrankheiten und FehlbildungenPsychodermatologie Erworbene Erkrankungen

NeubildungenPsychodermatologie: Haut, Psyche und Umwelt

• Erkrankungen der Lippen und Mund- Erbkrankheiten und Fehlbildungenschleimhaut Erworbene Erkrankungen

Neubildungen

• Erkrankungen des Analkanals und der Erbkrankheiten und FehlbildungenPerianalregion Erworbene Erkrankungen

NeubildungenKolorektale und sexuell übertragene Erkrankungen

• Erkrankungen der äusseren Geschlechts- Erbkrankheiten und Fehlbildungenorgane Erworbene Erkrankungen

NeubildungenVenerologische Erkrankungen

Hier nicht behandelt

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* Aufbau der Haut Rassner: Dermatologie, 2002

Die Haut ist ein Flächenorgan, das dieAussenseite des Organismus über-zieht und schützt (“Integument”).

Gesamtfläche: 1,6 - 2 m2

Dicke: 1,5 - 4 mm (ohne Subkutis)

Komponenten der Haut

• Epidermis (Oberhaut): mehrschichtiges, verhornendes Plattenepithel.

• Dermis (Corium, Lederhaut): faserreiches Bindegewebe; Epidermis undDermis werden zusammen als Kutis bezeichnet.

• Subkutis (Unterhaut): subkutanes Fettgewebe, das die Verbindung zurallgemeinen Körperfaszie herstellt.

• Pigmentsystem: Melanin-bildende Melanozyten.

• Hautadnexe (Hautanhangsgebilde): Nägel, Haare, Hautdrüsen.

In der Haut sind ferner verschiedene Funktions- und Koordinations-systeme des Organismus vertreten:

• Komponenten des Abwehrsystems: Makrophagen (Phagozytose),Mastzellen (Entzündung), Langerhans-Zellen und Lymphozyten(Immunreaktion).

• Das Gefässsystem der Haut besteht aus Arterien, Venen, Blutkapillarenund Lymphgefässen und bildet etagenartige Verdichtungsebenen (Plexus).

• Das Nervensystem ist in der Haut überwiegend durch sensorische undautonome Fasern vertreten. Sensorische afferente Fasern mit freienNervenendigungen oder Rezeptororganen leiten Berührungs-, Schmerz-,Temperatur- und Druckreize zum ZNS (Hautsinn). Autonome Fasern(Sympathikus) versorgen Blutgefässe und Hautanhangsgebilde. Motori-sche Fasern ziehen zur mimischen Gesichtsmuskulatur.

• Endokrine Regulationen.5

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(*) Aufbau der Haut Rassner: Dermatologie, 2002

Die Epidermis besteht zu 90% aus Keratino-zyten, die sich in Korneozyten (Hornzellen) um-wandeln und dabei flach und kernlos werden undso die Hornschicht bilden, die (schuppig) fort-laufend abgestossen wird.

Die Epidermis beherbergt im weiteren die pig-ment-bildenden Melanozyten, die dendritischenZellen des Immunsystems (Langerhans-Zellen)sowie Zellen des peripheren Nervensystems(Merkel-Zellen).

Die Dermis ist eine fibroelastische Schicht ausfaserreichem Bindegewebe. Sie besteht ausorts-ständigen Bindegewebszellen (Fibro-blasten) und extrazellulärer Matrix (Faser- undGrundsubstanz). Die Dermis verleiht der Hautihre speziellen Eigenschaften der Festigkeit undElastizität. Sie beherbergt das Gefäss- undNervensystem der Haut und enthält zusätzlichmobile Zellen des Entzündungs- und Immun-systems der Haut (Makrophagen, Mastzellen,Lymphozyten).

Die Subkutis besteht aus Fettzellen (Adipo-zyten) und Bindegewebe. Die Fettzellen bildenein läppchenartig aufgebautes Fettgewebe, dasetwa der Hälfte bis zwei Drittel der Gesamt-fettmasse des Organismus entspricht.

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* Aufbau der Haut Robbins

A: Die oberste Schicht der Haut ist die Epidermis (e), von der ausspezialisierte Adnexe in die Dermis (d) reichen (Haarfollikel (h), Schweiss- (s)und Talgdrüsen (g)). B: Projektion der Epidermisschicht mit darunter liegenderDermis zeigt die von unten nach oben gerichtete Reifung der Basalzellen (b) inschuppige Epithelzellen des Stratum corneum (sc). Ferner sind Melanin-haltige dendritische Melanozyten (m) und dendritische Langerhans-Zellen (lc)vorhanden. Die Dermis enthält kleine Gefässe (v), Fibroblasten (f),perivaskuläre Mastzellen (mc) und Dendrozyten (dc), wichtig für dieImmunabwehr und Reparaturprozesse der Haut.

Schematische Darstellung der dynamischenWechselwirkung zwischen Epidermis undDermis: Keratinozyten am Rande einer Ulze-rierung (A) produzieren Zytokine und andereFaktoren, die sowohl die Keratinozytenbildungals auch die darunter liegenden Prozesse inder Dermis beeinflussen (B). Dermiszellen (B)produzieren ebenfalls Zytokine, welche sowohlEndothelzellen als auch Keratinozytenbeeinflussen. Die Interaktionen können aberentgleisen, sodass daraus eine Psoriasisentsteht (C).

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* Funktionen der Epidermis

Die Funktionen der Epidermis sind vielfältig:

• Widerstand gegen physikalische und chemische Traumen/Noxen

• Schutz gegen eindringende Mikroorganismen

• Barriere gegen Wasserverlust, um Dehydrierung zu verhindern

Die Epidermis weist in der Regel eine ausgezeichnete Regenerationsfähigkeit auf(Ausnahmen: schwere Verbrennungen oder Wunden):

• Eine einzige adulte epidermale Stammzelle hat ein so grosses Proliferations-potential, dass sie die ganze Epidermisoberfläche wieder bedecken kann.

• Bei Säugetieren befinden sich die epidermalen Stammzellen im Bereich desHaarschaftes.

• In der meist dickeren Epidermis des Menschen liegen die epidermalen Stamm-zellen (mit hohem Proliferationspotential) auf der Basalmembran in der Basal-schicht.

• Epidermale Stammzellen sind multipotent, d.h. sie bilden nicht nur neueEpidermis, sondern auch Haarfollikel und Talgdrüsen (die letzten beiden sind fürmenschliche Stammzellen noch nicht bewiesen).

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(*) Epidermis von SäugetierenFuchs E, Raghavan S, Nat Rev 2002; 3: 199-209

Epidermale Stammzellenhaben ihren Ursprung indieser Ausbuchtung:

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(*) Epidermale Stammzellen

Stammzell-basierte Gewebe-Erneuerung und -Regeneration

A: Eine (gleichartige) Popula-tion von Stammzellen ist ineiner Nische lokalisiert, vonwo aus durch asymmetrischeZellteilung ein Gleichgewichtvon Selbsterneuerung undRegeneration aufrechterhal-ten wird.

B: Neben einer Populationvon ruhenden Stammzellengibt es eine zweite Populationvon aktiven Stammzellen, diein einer Nachbarzone lokali-siert sind. Stimulierende undinhibierende Signale beein-flussen die Aktivität derbeiden Populationen, welcheauch (wechselseitig) in-einander übergehen können.

Wnt: wingless-related

BMP: bone morphogenic protein

DP: dermal papilla

Reference: Li L, Clevers H. Coexistence of quiescent and active adult stem cells in mammals. Science 2010; 327: 542-545

Aus dem Bulge-Bereich stammenWnt-off und BMP-on Signale, welchedie Population der ruhenden Stamm-zellen aufrechterhalten, während ausdem DP-Bereich Wnt-on und BMP-off Signale stammen, welche dieruhenden Stammzellen zu aktivenStammzellen anregen.

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11Haarzyklus Wechselwirkung von Signalen aus dem Bulge-Bereich und der dermalen Papille im Verlaufe des Haarzyklus

(*) Epidermale StammzellenReference: Li L, Clevers H. Coexistence of quiescent and active adult stem cells in mammals. Science 2010; 327: 542-545

Struktur des HaarfollikelsRuhende Stammzellen im Bulge-Bereich und aktiveStammzellen/Vorläufer (Progenitor)-Zellen, welchedurch Signale aus der dermalen Papille aktiviertwerden.

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(*) Haftzonen- und Desmosomen-VerbindungenFuchs E, Raghavan S, Nat Rev 2002; 3: 199-209

Haftzone (Zonula adherens): gürtelförmig die Zellenumfassende Filamente entlang interzellulärer Spalten

Desmosom: Zellmembranverdichtung mit sog. Tono-filamenten (Fasern in den Spalten zwischen Epithel-zellen, z.B. Stachelzellen der Epidermis)

Simplified models of a) an adherens junction and b) a desmosome, which highlight some of the main protein–protein interactions found inthese structures. Adherens junctions and desmosomes mediate cell–cell contact between all cells of the epidermis and are present in allmetabolically active cell layers. The adherens junctions form a bridge between the actin cytoskeleton of neighbouring cells. By contrast,desmosomes associate with the keratin filament cytoskeleton of cells. Keratin IF, keratin intermediate filaments; p120ctn, adherens junctionprotein p120; VASP, vasodilator-stimulated phosphoprotein.

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(*) Hemidesmosomen-VerbindungenFuchs E, Raghavan S, Nat Rev 2002; 3: 199-209

This structure is based on biochemical andmolecular evidence of protein–proteininteractions in the hemidesmosome. α6β4-integrin heterodimers form the core of thehemidesmosome, along with BPAG2, atransmembrane protein with an extracellulardomain similar to collagens. BPAG1e andplectin are two hemidesmosomal proteins thatare members of the plakin family of coiled-coilproteins. These two proteins haveintermediate (keratin) filament-bindingdomains on their non-helical carboxy-terminal(C) segments. They concentrate on the innerplate of the hemidesmosome, and seem tofunction by linking the keratin intermediatefilament cytoskeleton to the transmembraneproteins in the hemidesmosome. BPAG1e,bullous pemphigoid antigen 1, epidermal iso-form; BPAG2, bullous pemphigoid antigen 2.

Hemidesmosom (Halbdesmosom):Zellmembranverdichtung mit Veran-kerungsfasern für die Haftung an dieBasalmembran.

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Erkrankungen der Kutis (I) Beispiele:

• Erbliche und nicht-erbliche Fehl- Erbliche Verhornungsstörungen Ichthyose, Psoriasisbildungen der Kutis Erbliche bullöse Krankheiten Epidermolysen

Erbliche Bindegewebskrankheiten Morbus Pringle

• Infektionskrankheiten der Kutis Viren-Infektionen Herpes simplex & ZosterPapillomaviren (Warzen)

Bakterien-Infektionen Milzbrand, Lepra, BorreliosePilz-Infektionen Dermatomykosen

• Zooparasitäre Erkrankungen Protozoonosen LeishmanioseSpinnentiere Skabies, Milben, ZeckenInsekten Flöhe, WanzenWürmer Larva migrans cutanea

• Physikalisch-chemisch bedingte Mechanische Verletzungen Wunden, chronische Erkrankungen Druckschäden, Dekubitus

Thermische Verletzungen Verbrennung, ErfrierungIonisierende Strahlen RadiodermatitisLicht Sonnenbrand, Photoderma-

titis, LichtdermatosenChemisch bedingte Erkrankungen Kontaktdermatitis

chemische Intoxikationen

• Allergische Überempflindlichkeits- Ekzeme Kontaktekzem, atopischesreaktionen Ekzem (“Milchschorf”),

seborrhoisches & mikrobi-elles Ekzem

Exantheme Urtikaria, Angiödem, poly-morphe/bullöse Exantheme

Anaphylaktische Reaktion & Schock Insektengifte, Nahrungsmittel14

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* Erbliche Verhornungsstörungen Rassner

Psoriasis (vulgaris): Schuppenflechte; autosomal-dominant erbliche Dermatose, bei der es unter be-stimmten auslösenden Bedingungen infolge ge-steigerter Proliferation der Epidermis zu starkerSchuppenbildung kommt.

Akute Form der Psoriasis vulgaris

Histologisch zeigt sicheine Verbreiterung derEpidermis: die epiderma-len Deckplatten über denbindegewebigen Papillen-spitzen sind ausgedünntund eine laminierteHyperkeratose ist aufge-lagert. Lymphozytäre Infil-trate sind eingelagert.

Chronische Form derPsoriasis vulgaris

Die erhöhte Keratozyten-proliferation wird verur-sacht durch CD4+T-Zell-Infiltrate. Etwa 2/3 derPatienten sind Träger desHLA-Cw*0602 Allels.

Häufigkeit: ca. 1−2% derPopulation.

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(*) Erbliche bullöse Krankheiten Robbins

Epidermolysis bullosa

Hereditäre Epidermolysen sind eine Gruppe genetisch-klinisch heterogener Krankheiten mit genetischer Dispositionzur Blasenbildung an Haut und auch an Schleimhäuten durch normalerweise tolerierte mechanische Belastungen.Monogene Erbgänge, insgesamt relativ häufige Erbkrankheiten mit erheblicher psychosozialer Belastung. Je nachTyp erhebliche Beeinträchtigung durch ständige Blasenentwicklung, schwere Beeinträchtigung bei zunehmenderVernarbung.

1. Epidermale Epidermolysen 2. Junktionale Epidermolysen 3. Dermale Epidermolysen

4. Erworbene Epidermolysen (Infektionen, physikal.-chem. Schädigungen, Allergien, Stoffwechselkrankheiten)

Junktionale Epidermolysis bullosa Nicht entzündliche subepidermale Blase

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(*) Erbliche Bindegewebskrankheiten Rassner

Morbus Pringle (Bourneville-Pringle-Syndrom; Tuberöse Sklerose)

Hereditäre blastomartige Erkrankung des Bindegewebes und der Gliamit Knotenbildung in Haut, Gehirn und anderen Organen.

Morbus Pringle

Meist schwere Erkrankung mit er-heblichen Aussehensstörungen;weitere Lebenseinschränkungendurch neurologische Symptoma-tik, reduzierte Lebenserwartung.

Definition von DermIS:Autosomal-dominant vererbtes neurokutanesSyndrom, das zu Läsionen an ZNS, Augen,Haut, Nieren, Lungen und Knochen führenkann. Das klassische klinische Bild ist durchKrampfanfälle, geistige Behinderung und eineVielzahl möglicher Hautläsionen gekenn-zeichnet. Zu den letzteren gehören Adenomasebaceum, Chagrinflecken, periunguale undgingivale Fibrome sowie Eschenlaubflecken.Adenoma sebaceum bestehen aus multiplen,kleinen, rötlichen Angiofibromen, teilweise mitTeleangiektasien, die in der Nasolabialfaltesowie an Kinn und Wangen auftreten.Chagrinflecken sind unregelmässig verdickte,hautfarbene bis bräunliche Plaques, die sichvor allem lumbosakral manifestieren. AlsEschenlaubflecken werden hypopigmentierteFlecken bezeichnet.

17Angiofibrom

• Hautveränderungen

• Fehlbildungen und Tumorendes Gehirns

• Epilepsie

• Entwicklungsstörungen

• Gutartige Tumoren in denNieren u.a.

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(*) Erbliche Bindegewebskrankheiten Rassner

Morbus Pringle

Hereditäre blastomartige Erkrankungdes Bindegewebes und der Glia mitKnotenbildung in Haut, Gehirn undanderen Organen.

Morbus Pringle

Meist schwere Erkrankung mit er-heblichen Aussehensstörungen;weitere Lebenseinschränkungendurch neurologische Symptoma-tik, reduzierte Lebenserwartung.

Im Unterschied dazu ist die Akneeine vorwiegend endogen beding-te hautbeschränkte Erkrankung derTalgdrüsenfollikel mit örtlich-topographischer Begrenzung (ins-besondere Gesicht u. Oberkörper)und zeitlicher Begrenzung (Puber-tät, Adoleszenz).

Acne vulgaris

Papulopustu-löser Typ

Acne vulgaris

Knotiger Typ

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* Entstehung der AkneAcne vulgaris

Papulopustu-löser Typ

Acne vulgaris

Knotiger Typ

• Genetische Prädisposition• Überproduktion von Talk

(Seborrhö)• Androgene (hormonelle

Umstellung in Pubertät)• Follikuläre Verhornungs-

störungen (Desquamation,Komedogenese)

• Bakterielle Besiedlung &Entzündungsfaktoren(Propionibacterium acne ideales Nährmedium)

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* Akne: Rolle von Komedonen

Offener Komedo

Geschlossener Komedo(Mikrozyste)

Entzündliche Läsionen mitPapeln und Pusteln

Komedonen (engl. comedones)

Erweiterte, mit Keratin und Talggefüllte Haarfollikel; Entwicklung ausMikrokomedonen über zur Hautober-fläche hin geschlossene zu offenenKomedonen mit durch Melanin ge-schwärztem Anteil.

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Therapieschema zur Akne-Behandlung

21 Zusatzinformation: http://www.swiss-paediatrics.org/paediatrica/vol13/n4/akne-ge.html

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* Viren-Infektionen Rassner

Herpes simplex

Meist oberflächliche, blasig-erosive,umschriebene Hautinfektion. Unter-schiedliche Krankheitsbilder in Ab-hängigkeit von Erregertyp und Ab-wehrlage des Organismus.

Varizellen-Zoster-Virus (VZV)

Durch VZV verursachte infektiöseund kontagiöse Erkrankungen mitgrundsätzlich schwerem, stärkerentzündlichem Krankheitsbild gegen-über H. simplex. Erstinfektion (Vari-zellen) bevorzugt Haut-Schleimhaut;extrakutane Manifestationen undRezidiven (Zoster). Fast vollständigeDurchseuchung der Bevölkerung.

Papilloma-Viren (Warzen)

Bei der Verruca vulgaris zeigtsich eine exophytische papilloma-töse Hyperplasie der Epidermis.

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Übersicht über bakterielle Hautinfektionen

(*) Bakterielle Infektionen Rassner

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* Anthrax (Milzbrand)Anthrax-Infektion auf Hand und Gesicht(Hautmilzbrand)

Hautmilzbrand entwickelt nach einer Inkuba-tionszeit von 1−3 Tagen an der Infektions-stelle Bläschen (Pustula maligna) und denMilzbrandkarbunkel mit anschliessendemendzündlichem Ödem und Eiterung, Fieberund lokalen Lymphknotenschwellungen, meistspontan abheilend.

A: Charakteristische schwarze Verkrustun-gen und Erosionen sowie massives Ödem aufder Hand. Die Läsionen sind nicht schmerz-haft.

B-D: Verlauf einer Läsion im Gesicht während7 Tagen. Am Tag 0 (B) kleine schwarzeVerkrustung; am Tag 1 (C) starke Ödem-bildung und Ulceration; am Tag 7 (D)beginnende Abheilung.N Eng J Med 341: 815-826 (1999)

Lungenmilzbrand

häufig lethal

Darmmilzbrand

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(*) Bacillus anthracis (Milzbrandbazillus)Bacillus anthracis (Milzbrandbazillus)

gehört zu den Bacillaceae (Endosporenbildner). Charakteristika: gram-positive nicht-motile Stäbchen mit einer Kapsel, obligat aerobes, fakultativanaerobes Wachstum, als Sporen im Boden vorkommend, keine oder nurgeringe Hämolyse auf Blutagar, biochemisch sehr aktiv.

Voll virulente B. anthracis besitzen zwei hauptsächliche Virulenz-Faktoren,einersetis die Toxine (edema factor, EF; lethal factor, LF, und protectiveantigen, PA; auf Plasmid pXO1 kodiert) und andererseits eine γ-D-Poly-glutamat-Kapsel (mit den dafür notwendigen Enzymen auf pXO2 kodiert).

A: sehr grosse, unbewegliche, gram-positive Stäbchen; Lagerung meist inKetten und Fäden.

Bacillus anthracis Sporen

Verbreitung von und Infektion mit B. anthracis in Sporenform, über Aus-scheidungen von Pflanzen fressenden Tieren, aber auch über Kadaver,Felle, Häute, Haare, Wolle.

Sporen sind sehr resistent gegen Hitze, extreme Trockenheit, UV-Licht,gamma-Strahlung und viele Desinfektionsmittel. In gewissen Böden kann B.anthracis viele Dekaden überdauern.

Sporen wurden auch für die Kriegsführung eingesetzt (1940 von denJapanern in der Manschurei).

B: Bacillus anthracis Spore (Pfeil), umgeben von einem Makrophagen.

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Bacillus anthracis (Milzbrandbazillus)

Der Zyklus des Bacillus anthracis

Schematische Darstellung der Plasmide pXO1 (mit denToxin- und Keimungsgenen) und pXO2 (mit den Enzym-Genen für die Kapselbildung) von B. anthracis.

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(*) MilzbrandinfektionPathophysiology of AnthraxPathogenic Bacillus anthracis endospores reach aprimary site in the subcutaneous layer, gastrointestinalmucosa, or alveolar spaces. For cutaneous and gastro-intestinal anthrax, low-level germination occurs at theprimary site, leading to local edema and necrosis.Endospores are phagocytosed by macrophages andgerminate. Macrophages containing bacilli detach andmigrate to the regional lymph node. Vegetative anthraxbacilli grow in the lymph node, creating regionalhemorrhagic lymphadenitis. Bacteria spread through theblood and lymph and increase to high numbers, causingsevere septicemia. High levels of exotoxins areproduced that are responsible for overt symptoms anddeath. In a small number of cases, systemic anthrax canlead to meningeal involvement by means of lymphatic orhematogenous spread. In cases of pulmonary anthrax,peribronchial hemorrhagic lymphadenitis blockspulmonary lymphatic drainage, leading to pulmonaryedema. Death results from septicemia, toxemia, orpulmonary complications and can occur one to sevendays after exposure.

The inset shows the effects of anthrax exotoxins onmacrophages. Vegetative anthrax bacilli secrete twoexotoxins that are active in host cells. Edema toxin is acalmodulin-dependent adenylate cyclase that increasesintracellular levels of cyclic AMP (cAMP) on entry intomost types of cell. This is believed to alter waterhomeostasis, resulting in massive edema. Lethal toxin isa zinc metalloprotease that causes a hyperinflammatorycondition in macrophages, activating the oxidative burstpathway and the release of reactive oxygen inter-mediates, as well as the production of proinflammatorycytokines, such as tumor necrosis factor (TNF-α) andinterleukin-1ß, that are responsible for shock and death.MAPKK denotes mitogen-activated protein kinasekinase.

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(*) Anthrax (Milzbrand)

Above: Germination of Bacillus anthracis inside alveolarmacrophages. Infected macrophages were detected by stainingF-actin with oregon green-488 phalloidin (green). GerminatedBacillus anthracis spores were stained with an antibacillusserum and a rhodamine-conjugated secondary antibody (red;co-localization of the two stains shows as yellow).

Left: The molecular and cellular mechanisms involved in theearly phase of Bacillus anthracis infection. B. anthracis sporesare shown reaching the lumen of the alveolus. Once they reachthe phagolysosome, after phagocytosis by alveolarmacrophages, the spores germinate and produce toxins [edematoxin (EdTx) and lethal toxin (LeTx)]. Disruption of thephagolysosome membrane (promoted by virulence factors withmembrane-damaging activities) would allow the transit ofnascent bacilli into the macrophage cytoplasm. Bacteria thathave escaped from the macrophage phagosome are carriedfrom the primary site of infection by the migrating macrophage.The survival of nascent bacteria is associated with a loss ofmacrophage cell viability. Once the bacteria emerge in thebloodstream, they can multiply. As the infection progresses,bacteria spread through the blood and lymph causing thebacillemia and the toxemia characteristics of fatal anthraxinfection.

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Wirkungsweise der Anthraxtoxine

Zellulärer Mechanismus der Wirkungsweise der Anthraxtoxine PA, EF und LF29

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Anthrax- (Milzbrand-) Vakzine: Protective Antigen

Bacillus anthracis is the etiological agent of anthrax, an historically well documented disease. Anthrax affects mainly herbivorousanimals such as sheep, cattle, and wild herbivores, although all mammals are susceptible. The bacterium is transmittedpredominately via spores rather than vegetative cells. Infection is usually acquired through the uptake of spores from soil orinfected animal products by inhalation, ingestion, or cutaneous abrasions. Fully virulent strains of B. anthracis possess two majorvirulence factors, the anthrax toxins and a γ-D-polyglutamic acid capsule. The anthrax toxin proteins, edema factor, lethal factor,and protective antigen (PA) are encoded, respectively, by genes cya, lef, and pag, located non-contiguously on plasmid pXO1(185 kb). PA binds to either edema factor or lethal factor to produce the binary edema or lethal toxins, respectively. Micechallenge experiments with isogenic strains of B. anthracis expressing either lethal toxin or edema toxin indicate that, althoughthese toxins act synergistically, lethal toxin is the key virulence factor. The other main virulence factor, the γ-D-polyglutamic acid (γ-PGA) capsule, is encoded on plasmid pXO2 (95 kbp). The capsule is only weakly immunogenic and is therefore not suitable forvaccine purposes. γ-PGA is synthesized by enzymes encoded by the capA ,capB, and capC genes. The γ-PGA capsule forms theoutermost element of the B. anthracis cell where it inhibits phagocytosis by providing a monotonous linear polymer. The currentUK and USA human anthrax vaccines, although differing slightly, are based on PA (83 kDa.). The UK anthrax vaccine consists ofan alum-precipitated culture filtrate from an aerobic static culture of B. anthracis strain Sterne 34F2, whereas the USA vaccineconsists of an alhydrogel-adsorbed cell-free culture filtrate of B. anthracis V770-NP1-R, grown anaerobically in a fermenter. Bothstrains, although avirulent, must nevertheless be handled as class III pathogens. In an attempt to reduce the costs associated withhandling strains of B. anthracis, various alternative production systems have been explored. However, with the notable exceptionsof Bacillus subtilis and Escherichia coli, these have met with little success. Cloning pagA into B. subtilis strain IS53 resulted in thesecretion of recombinant PA (rPA ) to a concentration of about 40 µg/ml, ~3-fold higher than that obtained with B. anthracis Sterne(~15 µg/ml). Strain B. subtilis WB600, a multiply extracellular protease deficient-strain, has been used to reduce degradation ofrPA by co-produced proteases. In an attempt to increase rPA production from B. subtilis, the role of PrsA on rPA secretion wasexamined. PrsA is an essential lipoprotein component of the B. subtilis protein secretion pathway, where it functions on the transside of the cytoplasmic membrane as a post-translocational folding factor. PrsA has been shown to be rate-limiting for the highlevel secretion of α-amylase. Increasing the cellular concentration of PrsA results in a corresponding increase in the amount of α-amylase secreted into the culture medium. The secretion of rPA, like that of α-amylase, is PrsA-dependent. Although the B. subtilisYacD, a PrsA paralogue, is not able to complement PrsA activity, three B. anthracis PrsA orthologues are able to do so withrespect to both viability and protein secretion in B. subtilis.

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* Lyme-BorrelioseLyme-Borreliose (auch als Erythema-migrans-Krankheit bezeichnet) wird durch denErreger Borrelia burgdorferi ausgelöst (Gram-negativer Spirochät; isoliert durchBurgdorfer et al., 1982. Der Name der Lyme-Borreliose geht zurück auf eine 1975 in OldLyme, Connecticut, an einem Dutzend Kindern beobachtete Erythema migrans, von derman seit 1910 wusste, dass sie durch Zecken übertragen wird). B. burgdorferi ist eineheterogene Spezies mit 11 Formen, von denen 3 die Lyme-Krankheit auslösen. DieVerbreitung der Erreger ist regional sehr unterschiedlich und die Infektionsrate schwanktzwischen 50-100 pro 100’000 Personen pro Jahr und 1:100 Personen pro Jahr.

PathogeneseNach der Infektion wird B. burgdorferi von polymorphonukleären Zellen des Innate-Immunsystems erkannt (Toll-ähnliche Rezeptoren binden bakterielle Lipoproteine), woraufeine starke entzündliche Reaktion ausgelöst wird. Die Mechanismen, die zu einerchronischen Form der Lyme-Borreliose führen, sind noch nicht richtig verstanden; zwarkann in 90% der Fälle von Lyme-Arthritis mit Antibiotika eine vollständige Erholung erreichtwerden, bei 10% persistiert die Krankheit aber auch nach repetitiver Antibiotika-Therapie.

Akute Krankheitsformen der Lyme-Borreliose• Erythema migrans• Akute Neuroborreliose• Karditis (selten)• (Frühe) Arthritis Ixodes-Zecken, welche die Lyme-Borreliose-Erreger

übertragenNord-Amerika: Ixodes scapularis (Bild) und I. pacificus.Europa: Ixodes ricinus. Zecken im Adult- und Nym-phenstadium (oben; im Vergleich zu einem Sesamkorn(rechts) und mm-Skala) bzw. nicht gefütterte undgefütterte (48 h) Zecken im Nymphenstadium (unten).

Neuroborreliose

Eine (halbseitige)Gesichtslähmungbei akuter Neuro-borreliose

Erythema migrans: Die Entzündung beginnt nachTagen bis 8 Wochen am Ort des Insektenbisses (A)und expandiert langsam, wobei die Rötung im Zentrumverschwinden kann oder persistiert (B).31

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* Lyme-Arthritis

Franz et al, Best Pract Res Clin Rheumatol 2003; 17(2): 241-264

Chronische Krankheitsformen der Lyme-Borreliose• Lyme-Arthritis (v.a. in den USA)• Akrodermitis (v.a. in Europa)

Post-Lyme-SyndromTrotz abgeschlossener Behandlung zeigen sich bei einigenPatienten weiterhin unspezifische Symptome wie Müdigkeit,Myalgien, kognitive Störungen, ähnlich wie beim chronischenFatigue-Syndrom und der Fibromyalgie.

Lyme-Arthritis

Lyme-Arthritis ist in den USA die Hauptmanifestation von B. burgdorferi-Infektionen (ca. 60% der unbehandelten Fälle; in Europa weniger):intermittierende Arthritis mit akuten Attacken; meist ist nur ein Gelenk(oder wenige Gelenke) betroffen (oft Knie, Fussgelenk, Ellbogen).

Akrodermitis

Akrodermitis wird etwa12 Monate nach der ini-tialen Infektion beobachtetund tritt als unilaterale,ausgedehnte atrophischeHautläsion auf (Zigaretten-papier-ähnliche, violette,faltige, haarlose und trans-parente Haut). Häufig mitSchmerzen in den dar-unterliegenden Gelenkenverbunden. AusgedehnteNarbenbildung.

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(*) Zooparasitäre Erkrankungen Rassner

Wanzenstiche (Cimicosis)

Die Bettwanze (Cimex lectularius)ist ein hämatophager temporärerEktoparasit (5 mm gross), dernachts Blut saugt: mehrere, oftjuckende, urtikarielle Herde mitzentraler Hämorrhagie (Stich-stelle), später papulöse Umwand-lung. Wanzen stinken (Sekret)!

Läuseerkrankung (Pediculosis)

Humane Läuse sind hämatophagepermanente Ektoparasiten mit hoherWirtsspezifität: Kopfläuse (Pediculicapitis), Kleiderläuse (Pediculi vesti-mentorum), Filzläuse (Pediculi pubis).2−4 mm gross. Blutmahlzeit; Eier-ablage in Kopfhaare, Schamhaare,Unterwäsche. Generationszeit 2−3Wochen.

Pediculosis capitis mit “Läuseekzem”

Larva migrans cutanea

Larven verschiedener Nema-todenarten (Fadenwürmer)können von Tieren an dieHaut gelangen und invadie-ren. Mensch ist Fehlwirt: ziel-loses Graben und späterAbsterben (Wo bis Monate).33

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Toxisch wirkende chemische Substanzen führen an der Haut zu grundsätzlich obligaten Schädigungen.Die ganz überwiegende Zahl nicht-toxischer, natürlicher und synthetischer chemischer Substanzen,welche Haut und Schleimhäute durch Kontakt oder hämatogen erreichen, wird problemlos vertragen.Einige können aber fakultativ bei empfindlicher bzw. überempfindlicher Haut bzw. Schleimhäuten doch zuSchädigungen führen. Solchen Überempfindlichkeitsreaktionen können entweder unspezifische nicht-allergische Reaktionen von Abwehrsystemen (Irritation, Intoleranz, Pseudoallergie) oder aber spezifisch-allergische Reaktionen des Immunsystems (Allergie) zugrunde liegen.

Allergische und nicht-allergischeÜberempfindlichkeitsreaktionen der Kutis

Allergische Reaktionen

Typ-I-Reaktion: Allergische Sofortreaktion (z.B. Urti-karia, anaphylaktischer Schock. Freisetzung vonMastzellsubstanzen.

Typ-II-Reaktion: Zytotoxische Reaktion (z.B. immun-zytopenische Purpura. Antigen-Antikörper-Reaktion(IgG, IgM).

Typ-III-Reaktion: Immunkomplexreaktion (z.B. Vas-culitis allergica). Anhaltende Bildung von Immunkom-plexen bei chronischen Infektionen, Autoimmunerkr.

Typ-IV-Reaktion: Zellvermittelte Spätreaktion (z.B.allergisches Kontaktekzem). Antigen- (z.B. Nickel-antigen)-T-Zell-Reaktion mit verschiedenen Folge-reaktionen und Gewebeschädigung.

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* Ekzeme Rassner

“Ekzem” ist ein über 2000 Jahre alter ärztlicher Begriff und stammt aus der griechischen Medizin (ekzein =aufwallen, aufkochen). Ekzeme gehören zu den häufigsten und wichtigsten Hauterkrankungen. Innerhalbder Gruppe der entzündlichen Hauterkrankungen (Dermatitiden) umfassen Ekzeme nicht-infektiöseentzündliche Dermatosen mit folgenden Merkmalen dar:

1. Hautbeschränkt, obligate Epithelschädigung2. Bei Abheilung keine Narben3. Angeborene oder erworbene Ekzem-Disposition4. Verlauf häufig chronisch oder chronisch-rezedivierend5. Verschiedene Ekzemreaktionen:

- Irritatives Kontaktekzem- Allergisches Kontaktekzem- Atopisches Kontaktekzem

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Irritative Kontaktdermatitis (Kontaktekzem), aufgetreten beieiner Raumpflegerin.

Diese Krankheit ist grundsätzlich reversibel, bei anhaltenderExposition rezividierend bzw. chronisch-progredient mitÜbergang in chronisches nicht-allergisches Kontaktekzem.

Therapie: Karenz (Irritantien), Hautschutz (Schutzhand-schuhe, Schutzsalben), intensive, rückfettende Hautpflege.

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* Stadien der Bildung eines Ekzems Robbins

A: Erstes Ödem und perivaskuläre Infiltration von entzündungsauslösenden Zellen des Immunsystems

B: Nach 24 h bis 48 h epidermale Spongiose und Mikrovesikelbildung

C: Progressive epidermale Hyperplasie

D: Hyperkeratose

E: Chronischer Zustand der Läsion

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(*) Pathogenese des Ekzems Robbins

Zuerst wird das Antigen durch Langerhans-Zellen aufgenommen, welche dann via dermale Lymphgefässezu Lymphknoten wandern, wo die Antigene CD4 T-Zellen präsentiert werden, die dadurch aktiviert werden.Bei erneuter Antigen-Exposition wandern die Memory-Zellen zum betroffenen Gewebe und sezernierenZytokine und Chemokine, was zum Einwanderung von Entzündungszellen führt, die eine entzündlicheReaktion auslösen.

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Akutes allergisches Kontaktekzem Chronisches Kontaktekzem(exsudative Phase) (mit akutem Schub)

* Allergisches Kontaktekzem Rassner

Die Epidermis istdurch ein interzel-luläres Ödemschwammartig auf-gelockert (Spongi-ose). Eine Serum-kruste ist aufgela-gert. Lymphozytenliegen im oberenKorium.

Die Epidermis istirregulär verbreitert(Akanthose). Dasinterzelluläre Ödem(Spongiose) ist nurnoch gering vor-handen. Das Stra-tum papillare istfibrotisch verdichtetund von Lympho-zyten infiltirert.

Allergisches Kontaktekzem: Es handelt sich um eine erworbene, sporadische, durch exogene Allergene(Ekzematogene) und nachfolgende allergische Typ-IV-Reaktion ausgelöste ekzematöse Dermatitis.

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* Atopisches Ekzem Rassner

Atopisches Ekzem (“Milchschorf”)

Rötung, feinlamellöse Schuppungund z.T. Erosionen mit eitrigenKrusten.

Atopisches Ekzem in Form einerPulpitis sicca

Junger Patient (18-jährig), hatte bis-her eine allergische Rhinoconjunc-tivitis (Gräser- und Roggenpollen);nun erstmals Entzündung der Finger-und Zehenkuppen.

Atopisches Ekzem (Neurodermitis atopica): Nicht exakt definierbare, vielschichte Ekzemkrankheit, bedingt durchimmunologische (Umweltallergene, gestörte Immunabwehr) und nicht-immunologische (psycho- und neurovegetativeStörungen); tritt oft in Kombination mit anderen Formen der Atopie auf.Atopie: (atopos (gr.) = verrückt) zusammenfassende Bezeichnung für klinische Manifestationen der Überempfindlichkeitsreaktion vomSoforttyp (Typ I). Auslösung durch Degranulation von Mastzellen nach Bindung von Allergen-spezifischen IgE-Molekülen an deren Fc-Rezeptor. Klinische Erscheinungsformen: atopisches Ekzem, Rhinitis allergica, allergisches Asthma, allergische Konjunktivitis,allergische Enteritis.

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Atopisches Ekzem (“Beugenekzem”)

Über beide Handgelenkbeugen ver-breitetes Ekzem mit unscharf be-grenzten, bräunlichen Rötungen undeinzelnen Papeln.

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1. Urtikaria: “Quaddelsucht, Nesselsucht”. Symptomist die Quaddel (Urtika), eine oft beetartige Anhebungder Hautoberfläche. Urtikaria sind meisthautbeschränkt, allergischen oder nicht-allergischenUrsprungs, mit der möglichen Komplikation eineranaphylaktischen Reaktion.

(*) Exantheme Rassner

Allergische Urtikaria aus-gelöst durch eine Penicillin-Behandlung sowie zusätzlichsehr eng getragene Hosen.

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Exantheme sind entzündliche Hauterkrankungen die im Gegensatz zu Ekzemen fakultativ Schleimhäute undextrakutane Organe einbeziehen können und sich primär am Gefässbindegewebe abspielen (Hyperämie, Ödem,Infiltrate) und sich als Erythem, Quaddeln oder papulöse Infiltrate manifestieren. Abheilung ohne Restdefekte.

2. Angiödem: ist das subkutane Äquivalent einer Urti-karia-Reaktion und kann isoliert oder auch assoziiertmit Urtikaria auftreten.

Allergische Angiödemausgelöst durch einen Bienen-stich in der Nähe der Oberlippe.

3. Anaphylaktische Reaktionen und Schock: Maximalform der allergischen Sofortreaktion mit akut-systemhafter Symptomatik.

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Polymorphe Exantheme sind haut-beschränkte Überempfindlichkeitsreaktionen und treten überwiegend beiArzneibehandlungen auf, und zwar unter verschiedenartigen klinisch-morphologischen Bildern (makulös, makulo-papulös, seltener psoriasisform, papulonodös, bullös).

Arznei-Exantheme Rassner

Morbilliformes Arzneiexanthemnach Cephalosporin-Behandlung.

Bullöses Arznei-exanthemam linken Arm 8 Tagenach der Einnahmevon Sulfonamid-Tab-letten.

Fixes Arznei-exanthemBei diesem Patienten trittregelmässig nach Ein-nahme eines Phenacetin-haltigen Schmerzmittelsein solitärer Herd ingleicher Lokalisation auf.

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• Autoimmunerkrankungen Bullöse Autoimmunerkrankungen Pemphigus vulgarisbullöses Pemphigoid Dermatitis herpetiformis

Kollagenosen Lupus erythematodesDermatomyositisSklerodermie

Sonstige Immunopathien Polychondritis recidivans

• Endogene Erkrankungen der Kutis Haut-Ernährungs-Syndrome VitaminmangelsyndromeZinkmangelsyndrome

Hautstoffwechselsyndrome Porphyrien, LipidosenAmyloidosen, MuzidosenGicht, Kalzinosen

Haut-Endokrinopathie-Syndrome Erkr. bei Diabetes mellitusHauterkr. & Sexualhormoneandere Syndrome

Haut-Viszeral-Syndrome Haut-Darm-SyndromeHaut-Leber-SyndromeHaut-Nieren-Syndrome

Haut-Rheuma-Syndrome PolyarthritisHaut-Tumor-Syndrome Acanthosis nigrans maligna

• Erkrankungen polyätiologischer Genese Erythematosquamöse Erkrankungen Erythema annulare centrifug.Pityriasis roseaParapsoriasis

Papulonodöse Erkrankungen Lichen ruber, Prurigo simplexRosazea, periorale DermatitisSarkoidose, Granulom

Atrophisierende Erkrankungen Lichen sclerosusStriae distensae gravidarumAltershaut

(✲) Erkrankungen der Kutis (II) Beispiele:

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(*) Bullöse Autoimmunerkrankungen Robbins

Es handelt sich um erworbene schwere Erkrankungen mit chronischem, zum Teil lebensbedrohlichem Verlaufund dem Leitsymptom “Blasenbildung”. In dieser Krankheitsgruppe werden Verbundmechanismen (Epider-mis - Basalmembranzone - Dermis) bzw. deren Strukturproteine durch Autoimmunreaktionen und ent-zündliche Folgereaktionen geschädigt. Die Blasenbildung kann subkorneal, intraepidermal (suprabasal)oder subepidermal/dermal erfolgen.

Krankheitsformen: Impetigo Pemphigus vulgaris Bullöses PemphigoidPemphigus foliaceus Dermatitis herpetiformis

Bullöses PemphigoidPemphigus vulgaris43

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Chronisch-kutaner Lupus erythematodes

Bei diesem Patienten seit ca. 8 Jahren allmählichzunehmende Zahl vernarbender Hautherde.

* Kollagenosen (I) Rassner

Kollagenosen sind erworbene, meist schwere, chronisch verlaufende und zum Teil lebensbedrohliche Erkan-kungen, bedingt durch Störungen des Immunsystems mit Durchbrechung der Autotoleranz unter Bildung meistzahlreicher Autoantikörper (z.B. nicht-organspezifische antinukleäre Antikörper) und autoreaktiver Immunzellengegen normale Gewebsbestandteile.

Atrophe Epidermis mit follikulären Hyperkeratosen.44

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Sklerodermie

Erkrankungen mit lederartiger Verhärtung/Sklerose der Haut und zum Teil innerer Organe und Organsysteme. Esgibt zwei Gruppen: (1) zirkumskripte Sklerodermie (chronisch-kutane Sklerodermie) und (2) systemischeSklerodermie. Die zweite zeigt systemhafte Sklerosierung des Bindegewebes der Haut und anderer Organe.Krankheitsbeginn mit vaskulärer Symptomatik. Frauen erkranken häufiger als Männer (5:1), meist chronisch-progredienter Verlauf mit unterschiedlicher Krankheitsdynamik. Zunehmende Funktionsstörungen der Haut undinnerer Organe mit später meist letalem Ausgang.

* Kollagenosen (II) Rassner

Systemische Sklerodermie (Frühstadium)

Allmählich zunehmende Fingerschwellung.

Systemische Sklerodermie (Spätstadium)

Erkrankung besteht seit 10 Jahren mit langsamerProgredienz

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Kutane Sklerodermie

Die Hautveränderungen zeigen sich häufig an den Händen und im Gesicht. Die Füßesind sehr viel seltener betroffen. Die Hände und Finger sind zunächst geschwollenund gerötet. Sie werden in diesem Stadium oft als Wurstfinger bezeichnet. Erstdanach entsteht durch die zunehmende Sklerose der Haut eine gespannte undspiegelnd glänzende Hautoberfläche. Für die Betroffenen fühlt sich das etwa so an,als hätten sie zu enge Handschuhe an. Durch das Fortschreiten der Skleroseschrumpft die Haut. Die Finger werden dünner und die Endglieder der Finger sindsehr schmal (Madonnenfinger): Sklerodaktylie. Die Beweglichkeit ist starkeingeschränkt. Die Haut kann, insbesondere an den Fingerkuppen, Kalkablagerungenbilden und absterben (Nekrose). Es zeigen sich außerdem Nagelwachstums-störungen.

Im Gesicht bilden sich typische Veränderungen. Die Sklerose bewirkt eine Straffungder Haut. Das Gesicht wirkt kleiner. Durch die Hautveränderungen ist eine Mimikpraktisch nicht mehr möglich. Die Wangen sind schmal, die Nase wird spitz, die Stirnkann nicht mehr gerunzelt werden. Die Haut wirkt glänzend und straff. Der Mund unddie Lippen werden ebenfalls kleiner. Der Mund bildet typische senkrechte Falten. Erwird deshalb auch oft als Tabaksbeutelmund bezeichnet.

Die Sklerose kann sich auf den Hals, die Arme und den Rumpf ausweiten. Die Be-troffenen fühlen sich schließlich wie eingeschnürt. Die Veränderungen der Hautkönnen auch die darunterliegenden Muskeln und Knochen in den Prozess derVerhärtung mit einbeziehen. Es können sich auch Teleangiektasien ausbilden.

Sklerodaktylie

Gesichtsveränderung

Krankheitsbild der HautDie häufigste Form der progressiven systemischen Sklerodermie (PSS) ist die Akrosklerodermie. Sie kommt in 95% der Fällevor. Meistens zeigt sich im Vorfeld eine Raynaud-Symptomatik. Das Raynaud-Syndrom ist gekennzeichnet durch anfallsartige,schmerzhafte Krämpfe der Fingerarterien. Die Arterien sind soweit verengt, daß kein Pulsschlag mehr nachweisbar ist (Asphyxie).Anschließend kommt es reflektorisch zu einer Überfüllung der Arterien mit Blut (Hyperämie). Ausgelöst werden die Krämpfe durchKältereize.

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Erkrankungen der Kutis (III) Beispiele:

Neubildungen der Epidermis Zystenseborrhoische KeratosenKeratoakanthomBasalzellkarzinomesolare KeratosenMorbus Bowenspinzozelluläres Karzinommultiple Lichttumoren

Neubildungen des Bindegewebes KeloideFibromeFibromatosenFibrosarkome

Neubildungen spezieller Zellen• Histiozytäre Neubildungen Histiozytose

XanthogranulomLangerhanszell-HistiozytoseMastozytose

• Lymphozytäre Neubildungen Lymphozytommaligne Lymphome: a) prim.kutanes T-Zell-Karzinom,b) Mycosis fungoides,c) prim. B-Zell-Lymphome,d) sek. kutane Lymphome

• Leukosen chronisch-lymphatischeLeukämieakute myeloische Leukämie

Metastasen knotige Hautmetastasen beiMagenkarzinomLymphangiosis carcino-matosa

• Neubildungen der Kutis

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Seborrhoische Keratose Robbins

Seborrhöische Keratosen (Warzen) sind häufige gutartige Neubildungen der alternden Haut. Sie bilden sich spontan,v.a. im Bereich des Torso, gelegentlich auch am Hals und an den Extremitäten. Bei farbigen Individuen heisst dieseKeratose Dermatosis papulosa nigra. Seborrhöische Keratosen sind runde, flache, münzenähnliche, uniforme,pigment-haltige Läsionen von einigen mm bis zu einigen cm gross. Die Läsionen können den Eindruck erwecken,aufgeklebt zu sein und deshalb einfach “abgezogen” werden zu können. Sie können auch fast explosionsartigauftreten, besonders unter vermuteter Einwirkung von TNF-α, das in Tumorzellen produziert wird.

Links: Multiple seborrhoische Kera-tose (diese Patientin litt an einemmetastasierenden Rektum-Karzinom).

Rechts oben: Verucca seborrhoica. Ineinem umschriebenen Bereich ist dieEpidermis verbreitert (Akanthose). DieKeratinozyten sind klein, monomorphund ähneln Basalzellen. Typisch sindviele Pseudohornzysten.

Rechts unten: Solitäre pigmentierteseborrhoische Keratose (knotiger Typ,eurostückgrosser brauner Tumor mitunregelmässiger, höckriger Ober-fläche). Allmähliches Wachstum mitzunehmender Braunverfärbung.

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Keratoakanthom Robbins

Keratoakanthome sind schnell wachsende Neoplasmen, die klinisch und histologisch ein Plattenepithelkarzinom vor-täuschen können. Im Unterschied zu diesem können sie ohne Behandlung spontan abheilen. Sie kommen häufiger beiMännern vor als bei Frauen, und zwar auf sonnenexponierter Haut bei Personen >50 Jahren, v.a. im Gesicht. Klinischsind sie fleischfarbene Knötchen mit einem zentralen keratingefüllten Zäpfchen. Die Grösse beträgt 1 bis mehrere cm.

A: Dieses Keratoakanthom besteht auseinem krater-ähnlichen Knötchen mitprominent sichtbarem zentralem Keratin-Zäpfchen. B: Die krater-ähnliche Struktur istbei schwacher Vergrösserung gut sichtbar. C:Die stärkere Vergrösserung zeigt glas-artigePlattenepithelzellen und zentrale Inseln miteosinophilem Keratin.

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Basalzellkarzinom Robbins

Links: Frühes Stadium einesknotigen Basalioms; seit dreiJahren langsam wachsender Herdan der Stirn, schmerzlos.

Rechts oben: Solides Basaliom.Knotiges Wachstum basophilgefärbter Keratinozytennester.

Rechts unten: Knotiges Basaliom.Wachstum seit drei Jahren, keineSchmerzen.

Therapie: Soweit erforderlich undmöglich: Operation (Kürettage,Kryotherapie, Dermabrasion).

Basalzellkarzinome sind langsam wachsende Tumoren, die fast nie metastasieren. Synonym: Basaliom; häufigstermaligner Hauttumor mit lokal infiltrierend-destruierendem Wachstum. Pro Jahr 1 neuer Fall pro 1000 Personen (Alter meist>50). Basaliome treten bei schwach pigmentierten Personen an Stellen auf, die der Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind.Manchmal enthalten Basalzellkarzinome braunes Pigment und gleichen dysplastischen Nävi oder Melanomen. Drei Typen:(1) knotig-ulzerierender Typ (häufig), (2) planarer Typ, (3) pigmentierter Typ. Behandlung: operative Totalexzision.

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Solare Keratosen Rassmer

Therapie: Kryotherapie (initiale Herde) bzw. oberflächlich-tangentiale operative Abtragung(fortgeschrittene Herde). Lokale Zytostatika (5-FU) als Intensivbehandlung. Exzision bei Karzinom-verdacht. Lichtschutz notwendig.

Strahleninduzierte Präkanzerosen, in der Regel durch übermässige Sonnenlichtexposition induziert.

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Links: Mulitple solareKeratosen beichronischem Lichtschadender Haut. Blonder Patientmit früher Glatzenbildungund häufiger Sonnen-exposition. KeratotischePapeln, Erytheme, Hyper-und Hypopigmentierungen,glatte atrophische Haut.

Rechts oben: SolareKeratose. Am Unterrandder Epidermis knospen-artige Keratinozyten-proliferate.

Rechts unten: SolareKeratose. Seit zweiJahren, rötlicher Fleck.Hier kann sich einStachelzellkarzinomentwickeln.

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Plattenepithelkarzinom Robbins/Rassner

Links (A): Invasives Plattenepithelkarzinom, das sich meist in Knötchenform aufbildet.Mitte (B): Zungenförmige Invasion des Tumors in die Dermis durch die Basalmembran.Rechts (C): Invadierende Tumorzellen haben vergrösserte Zellkerne.

Das Plattenepithelkarzinom ist nach dem Basalzellkarzinom der zweithäufigste Tumor, der sich auf sonnenexponierter Hautälterer Personen ausbildet, und zwar mit grösserer Wahrscheinlichkeit bei Männern als bei Frauen. Die Pathogenese gehtaus von einer DNA-Schädigung durch das UV-Licht. Personen, die immunsupprimiert sind, haben ein grösseres Risiko fürPlattenepithelkarzinom. Vielleicht spielen auch ein Ungleichgewicht der lokalen T-Zellfunktion in der Haut sowie viraleInfekte eine Rolle.

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Multiple Lichttumoren. Seit vielenJahren stetige UV-Exposition (beruf-lich und privat). Ulzerationen mit ent-zündlich geröteter Umgebung sowieauch knotige Herde.

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Keloide und Fibrome Rassner

Bildung von Keloiden bei einem jungen Mädcheneinige Monate nach spritzerartiger Verbrühung imBrustbereich: scharf aber unregelmässig begrenzteplattenartige, verdickte Hautherde. DeutlicherBerührungs- und Druckschmerz.

KeloideÜberschiessende Bindegewebe- bzw. Kollagenneubildung,meist nach Verletzungen, Verbrühungen/Verbrennungenoder auch spontan. Flächenhaft-plattenartige Verdickungder Haut mit intaktem Epithel.

Behandlung mit antifibrotischen Salben, Lokalkortikoide,Kryotherapie, Druckbehandlung, ev. Exzision.

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FibromeGutartige bindegewebige Neubildungen (ohne grossenKrankheitswert); in der Regel keine spontane Rückbildung.

• Weiches Fibrom: meist in Form kleiner gestielter Papeln.

• Hartes Fibrom: meist 5−7 mm grosser, runder bräunlich-derber Herd.

Behandlung durch Abtragung bzw. Exzision.

Hartes Fibrom (Dermatofibrom). Kein Berührungs-und Druckschmerz.

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Langerhans-Zellen Histiozytose Robbins

Links: Die Läsionen können sich in verschiedenen Formen ausbilden und eine erythematöse Schuppen-struktur aufweisen. Mitte: Starke Infiltration der Dermis mit mononukleären Zellen. Rechts: Immunhisto-chemischer Nachweis von CD1a-Antigen bestätigt den Ursprung aus Langerhans-Zellen.

Die Langerhans-Zellen Histiozytose ist eine klonale Vermehrung von Langerhans-Zellen (= Antigen-präsentierende dendritischeZellen) der Haut (oder gelegentlich auch anderer Organe). Es gibt verschiedene Formen, die unterschiedliche Gewebe betreffen.Die akute disseminierte Langerhans-Zellen Histiozytose (Letterer-Siwe-Krankheit) tritt v.a. im Alter <2 Jahre auf; gelegentlich sindErwachsene betroffen. In der Haut stellen sich einzelne oder eine Vielzahl von Läsionen ein und das Bild kann einer seborrhöischenDermatitis gleichen. Die Pathogenese ist weitgehend unbekannt.

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Hautkrankheiten (I)• Erkrankungen der Kutis Erbliche und nicht-erbliche Fehlbildungen der Kutis

Infektionskrankheiten der KutisZooparasitäre ErkrankungenPhysikalisch-chemische bedingte Erkrankungen der KutisAllergische und nicht-allergische ÜberempfindlichkeitsreaktionenAutoimmunerkrankungen der KutisEndogene Erkrankungen der KutisErkrankungen der Kutis polyätiologischer GeneseNeubildungen der Kutis

• Erkrankungen des Pigmentsystems Erbliche und nicht-erbliche Fehlbildungen des PigmentsystemsErworbene Erkrankungen des PigmentsystemsNeubildungen des PigmentsystemsDyschromien

• Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Haare und Haarfollikel Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Talgdrüsen Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

• Erkrankungen der Schweissdrüsen Erbkrankheiten und FehlbildungenErworbene ErkrankungenNeubildungen

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Erkrankungen des Pigmentsystems Beispiele:

• Erbliche und nicht-erbliche Fehl- Erbliche Hypomelanosen Albinismus, Piebaldismusbildungen des Pigmentsystems Erbliche Hypermelanosen Sommersprossen

Melanozytische Naevi Naevuszellnaevus

• Erworbene Erkrankungen VitiligoChloasmaLentigoAndere Pigmentierungsstörungen

• Neubildungen Lentigo Lentigo solarisLentigo maligna

Maligne Melanome Lentigo-maligna-MelanomSuperfiziell spreitendes M.Noduläres MelanomAkrolentiginöses MelanomSonstige MelanomeMetastasierungMelanom-Behandlung

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* Pigment-Bildung (Melanogenese)

Stufen der Melanogenese

Die Melanin-Biosynthese: Das Enzym Tyrosinase reguliertdrei der Biosyntheseschritte, nämlich die Hydroxylierung vonTyrosin zu DOPA, die Oxidation von DOPA zu DOPA-Chinonund die Oxidation von Dihydroxyindol zu Indol-5,6-chinon. Beieiner Form des vererbbaren okulokutanen Albinismus(OCA1) ist das Tyrosinase-Gen in beiden Allelen mutiert, wasein völliges Fehlen oder eine stark reduzierte Tyrosinase-aktivität zur Folge hat. Abkürzungen: Tyr = Tyrosinase, TRP= Tyrosine-related protein, DHICA = 5,6-Dihydroxyindole-2-carboxylic acid und DHI = 5,6-Dihydroxyindole.

Die epidermale Melanin Unit

Die schematische Figur der Epidermis zeigt einenMelanozyten auf der Basalmembran, der über seineFortsätze Melanin (das in Melanosomen eingepackt ist) aufdie umgebenden Keratinozyten überträgt. Nach UV-Exposition kommt es zu einem Anstieg der Melanosomen-zahl, ihres Melaningehalts und ihrer Übertragung aufKeratinozyten.

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* Vitiligo Robbins

Links: Klinisches Bild der Vitiligo. Klar abgegrenzte Zonen verlieren funktions-fähige Melanozyten; die Pigmentbildung bleibt aus. Rechts: Melanozyt mitPigmentgranulen (Melanosomen); diese gehen bei der Vitiligo verloren.

Vitiligo ist eine relativ häufig vorkommende Pigmentierungsstörung der Haut mitpartiellem oder komplettem Verlust von funktionstüchtigen Melanozyten in denbetroffenen Hautbereichen. Alle Rassen sind gleichermassen betroffen. Die Patho-genese ist noch unklar (Autoantikörper, neurohumorale Faktoren, Selbstzerstörungder Melanozyten durch die toxischen Zwischenprodukte der Melanogenese).

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(*) Nävuszellnävus Robbins

Links: Kleine Läsion einesNävuszellnävus (Junktions-nävus) an der Epidermis-Kutis-Grenze gelegen, flach,symmetrisch und uniform.Rechts: Histologisches Bildmit runden Nestern vonNävuszellen an der Epider-mis-Kutis-Grenze.

Ein Nävus ist eine auf einer embryonalen Entwicklungsstörung beruhende, meist nichterbliche, angeborene oder späterauftretende scharf umschriebene, flächenhafte oder tumorförmige Haut- oder Schleimhautfehlbildung von i. allg.konstanter Form. Grob drei Formen: (1) organoider Nävus; (2) Nävuszellnävus; (3) andere gutartige Wucherungen der Haut (z.B.Häm- oder Lymphangiom). (zit. nach Roche-Lexikon)

NävuszellnävusHäufigste Hautläsion, bei praktischallen Personen vorkommend. Gehörtzu den wohl am meisten diversifi-zierten und dynamischsten Tumorender Haut. Meist kleiner als 5−6 mmDurchmesser, stark pigmentiert,flach bis leicht erhöht.

Die meisten Nävuszellnävi sindharmlos, doch sind dysplastischeNävi oft Vorläufer für Melanome.

http://www.medizinfo.de/hautundhaar/t1/muttermale.htm

Kombinationsnävus (compound nevus) istmeist stark erhöht mit einheitlicher Pigment-verteilung (links); er liegt wie Junktionsnävi,an der Epidermis-Kutis-Grenze, weist aberauch Zellnester in tieferliegenden Schichtender Kutis auf (rechts).

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Varianten des Nävuszellnävus Robbins

Dysplastischer NävusHäufig grösser als 5-6 mm im Durch-messer, Zentrum erhöht; gleicht demJunktionsnävus (A). In der Zytologiefinden sich atypische Nuklei, die dunkelangefärbt werden. Die darunterliegende Dermis zeigt eine lamellare,fibröse Struktur (B).60

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(*) Chloasma, Lentigo simplex Robbins

Chloasma (Melasma)

Erworbene, grossfleckige, meist chronisch-persistierende Hyperpigmentierung imGesicht, vorwiegend bei Frauen, z.B. beiSchwangerschaft, hormon. Kontrazeptiva.

Lentigo (Linsenfleck)

Erworbene, kleinfleckig-scharf begrenzte Hyper-pigmentierung. Histologisch zeigt sich eine intra-epidermale Melanozytenhyperplasie; als Lentigosimplex ungefährlich (s. jedoch Lentigo maligna).

Lentigo simplex

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(*) Lentigo maligna - Melanom Robbins

Lentigo maligna: unregelmässiger, teils scharf, teilsunscharf begrenzter Fleck verschiedener Grösse mitinhomogener Braunpigmentierung sowie häufigenAufhellungszonen. Invasives Wachstum (= Melanom-entwicklung).

Unregelmässige Ver-mehrung einzelnerMelanozyten und kon-fluierende Melano-zytennester bei derLentigo maligna.

Malignes Melanom (Typ Lentigo-maligna-Melanom)62

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* Tumorprogression im dysplastischen Nävus Robbins

Stufen der Tumorprogression vom dysplastischen Nävus zum Melanom. A: Lentiginöse Melanozyten-Hyperplasie.B: Lentigines (runde bis linsengrosse, scharf begrenzte, im Niveau der Haut gelegene dunkelbraune Hautflecken =lentiginöser Junktionsnävus). C: Dysplastischer Nävus. D: Frühes Stadium eines Melanoms mit radialem Wachstum.E: Fortgeschrittenes Melanom mit vertikalem Wachstum und Ausbreitung in die Kutis.

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* Wirkung von UV auf Keratinozyten & Melanozyten

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(1) Hohe oder mittlere UV-Strahlung führt in der Epidermiszu DNA-Schäden in Keratinozyten und Melanozyten (roterKreis in den entsprechenden Zellen). Diese Schädenwerden entweder durch die Zellen repariert, führen zuApoptose oder - nach weiteren Mutationen - zu malignerTransformation.

(2) Antwort der UV-geschädigten Zellen nach ein paarTagen: Reparatur (roter Kreis verschwunden), Apoptose (X)oder Weitergabe einer Mutation an die Folgezellen (roterPunkt).

(3) Weitere Schritte des Reparaturprozesses: (a) Melanin-bildung, (b) weitere Reparaturvorgänge, (c) Ersatz derdurch Apopotose verloren gegangenen Zellen durch neue.

(4) Repetitive Einwirkung von UV-Strahlung führt einerseitszu Wiederholung von (1−3) und andererseits zu weiterenMutationsschritten bereits mutierter Zellen, was einemaligne Transformation und Proliferation zur Folge hat.

(5) Verstärkte Proliferation der mehrfach mutierten Zellen.

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(*) Malignes Melanom Robbins

Malignes Melanom. A: Irreguläre Konturen und Pigmentierung. Die flachen Zonen entsprechen radialem Wachstum,während die erhöhten Zonen mit nodulären Aggregaten durch vertikales Wachstum verursacht werden. B: RadialesWachstum mit Einzelzellen und Zellnestern sowie Entzündungsprozessen. C: Melanomläsion mit vertikalem Wachstum.D: Melanomzellen im Tumor in grösserer Auflösung.

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Malignes Melanom Rassner

Malignes Melanom (akrolentiginöses Melanom).8 x 4 cm grosser Bezirk mit unterschiedlich grossenEinzelherden am linken Fuss.

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Versäumte Chance einer Melanom-früherkennung

Satelliten- und Transitmetastasenbei malignem Melanom über demrechten oberen Sprunggelenk. EinJahr zuvor war am rechten Knöchel einsuperfiziell spreitendes Melanom LevelIV mit einer Dicke >5 mm (High-risk-Melanom) entfernt worden.

Malignes Melanom (nodulärer Typ). Ein seitGeburt linsengrosser Fleck auf der linkenWade wurde plötzlich innerhalb wenigerWochen knotig.

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* Malignes Melanom

Incidence rate, 1995 survey (Europe):1 in 200 persons in a life-time

Incidence rate, 2002 survey (USA):1 in 75 persons in a life-time

Incidence rate, 1997 survey (Australia):Men: 1 in 23 persons in a life-timeWomen: 1 in 33 persons in a life-time

Ocular melanomaNodular melanoma

Superficial spreading melanoma

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Immuntherapie des Melanoms

Aktive Vakzinierung

• Zelluläre Vakzine (allogenetischeMelanomzelllinien)

• Antigen-basierte Peptide, Proteine,DNA, RNA (von Melanom-”spezifi-schen” Antigenen Mage-1, Mage-3,Melan-A, Mart-1, Tyrosinase, gp100)

• Adjuvans-basierte Vakzine (z.B.dendritische Zellen)

Passive Vakzinierung

• Immuntherapie mit Tumor-infiltrie-renden Killer-Zellen

• Antikörper

• Zytokine (z.B. IL-2, IFN-α)

F.O. Nestle. Clin Exp Dermatol 2002; 27:597-561

Immuntherapie mit dendritischen Zellen. Oben: Dendritische Zellen erkennen die Gefahr nicht;es kommt nicht zur Aktivierung und Proliferation von tumorspezifischen T-Lymphozyten. Unten:Isolation von dendritischen Zellen aus dem Tumor, Aktivierung und Expansion in vitro undReinjektion dieser Zellen führt zur Aktivierung von tumorspezifischen T-Lymphozyten.68

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Erkrankungen von Hautadnexen Beispiele:

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• Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Erbliche Nageldystrophien Pachyonychia congenitaNagelveränderungen bei Geno- Nagelpsoriasis dermatosen Koenen-TumorenWarzen subunguale WarzenParonychie Staphylokokken-ParonychieNagelmykosen OnychomykoseNagelbildungsstörungen durch Onychodystrophie verschiedene Faktoren subunguales Melanom

• Haare und Haarfollikel Erbliche Bildungsstörungen Atrichien, Haarschaftsdys-drophien, Follikelstörungen

Follikulitis und Furunkel Ostiofollikulitis, FurunkelTrichomykosen TrichophytieAlopezie Alopecia areata

Chron. androgen. AlopezieHirsutismus HirsutismusHaarerkrank. durch verschiedene Zysten, Tumoren Faktoren; Neubildungen

• Erkrankungen der Schweissdrüsen Erbkrankheiten, Fehlbildungen Erbliche Andhydrose(Genuine) Hyperhidrose ekkrine & apokrine Hyperh.Miliaria ekkrine & apokrine MiliariaDyshidrosissyndrom Idiopathische DyshidrosisHidrandenitis apokr. Schw.drüs.-AbszesseStörungen durch versch. Faktoren Klima, MedikamenteNeubildungen Hidrozystome, -adenome

Schw.drüs.-KarzinomeMorbus Paget der HautBrusterkrankungen

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Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Rassner

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Erbliche Nageldystrophien

Pachyonychia congenitaGenetisch heterogene Gruppe von ange-borener, hypertropher Dystrophie (Kera-tinsynthesestörungen) mit verdickten,tütenförmig eingerollten Nagelplatten undsubungualen Keratosen.

Epidermolysis bullosa dystrophicaDurch lokale Vernarbung allmählicherVerlust der Finger bzw. der Fussnägel.

Morbus PringleKoenen-Tumoren bei Morbus Pringle: sub-unguale bzw. paraunguale Fibrome.

Nagelveränderungen beiGenodermatosen

PsoriasisDie psoriatische Verhornungsstörung kannin der Nagelmatrix lokalisiert sein, imNagelbett, Hyponychium oder von Nagel-matrix und Nagelbett ausgehen.

Nägel (Unguis, Onyx = Nagel) sind Hautadnexe inForm taschenartiger Kutiseinstülpungen an Finger-und Zehenendgliedern mit Umdifferenzierung derHornschicht zur Nagelplatte (hartes Nagelkeratin).

Nagelorgan1 Nagelfalz, proximal, lateral (Perionychium)2 Nagelhäutchen3 Nagelplatte4 Matrix5 Nagelbett6 Hyponychium7 Lunula

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Nageldystrophien Rassner

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Subunguale WarzenIn diesem Beispiel langsame Entwicklungüber zwei Jahre. - Generell: die häufigstevirale Infektion des Nagels sindViruswarzen. Therapie: rechtzeitigeKryotherapie in Lokalanästhesie, lokaleWarzenmittel (z.B. Fluorouracil).

Erworbene Nageldystrophien Paronychie durch StaphylokokkenParonychien sind infektiös bedingte, ofteitrige akute oder chronisch-rezidivierendeEntzündungen des Nagelfalzes. AkuteParonychie ist meist bakteriell bedingt(Staphylokokken, Streptokokken, Pseudo-monas), chronisch-rezidivierende Parony-chie basiert oft auf einer mykotischenInfektion (Hefepilz). Therapie: antiseptischeLokalbehandlung, ev. Inzision, oder anti-mykotische Lokaltherapie.

Onychomykose (dystrophische Form)Nagelmykosen generell: Befall durchDermatophyten, Hefe- und Schimmelpilze.Onychomykose ist die häufigste Nagel-erkrankung, Zunahme mit dem Lebensalter.Dieses Beispiel: Dermatophyten-Onycho-mykose (Erreger meist Trichophyton rubrum),mit Nagelverfärbung, seit mehreren Jahrenim Anschluss an Nagelverletzung. Therapie:Lokaltherapie nur bei leichten Formensinnvoll. Systemische Therapie bei schwererForm, in Kombination mit Lokaltherapie.

Onychomykose (distal-subunguale Formmit eingewachsenem Nagel)In diesem Beispiel: Nagelbettverfärbung undallmähliche Verformung seit Jahren. Seit zweiWochen schmerzhafte Entzündung, erfolg-lose Salbenbehandlung.Komplikationen (generell): bei Nagelver-formung Einwachsen des Nagels mitbegleitender bakterieller Infektion.

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Nageldystrophien Rassner

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Exogene NagelbildungsstörungenPhysikalische und chemische Noxen sowie Medikamente können zuverschiedenartigen Nagelbildungsstörungen führen, z.B. A: Nagelbett-Hämatom durch traumatisch bedingte Blutung; B: Meessche Streifen durchregelmässiges Schneiden und Abschieben der Nagelhäutchen; C: Onycho-dystrophie nach Einklemmen des Fingers in Autotüre.

A B C

Lokal bedingte und endogene NagelbildungsstörungenD: Onychodystrophie bei endogenem Ekzem; E: Löffelnagel bei Eisen- undVitaminmangel.

D E

Nagelmelanose und NagelmelanomAuch im Nagelorgan kommen melanozytische Zellen vor,von denen gutartige und bösartige Neubildungen ausgehenkönnen.

Melanonychia striataBrauner Längsstreifen im Nagel-plattenbereich. Bei Weissen einpathologischer Befund, verursachtdurch Melanozytenaktivierung,Nävuszellnävi im Nagelmatrix-bereich oder auch ein beginnen-des Melanom. Klinische Kontrolle;histologische Klärung beiVerdachtszeichen (wie plötzlichesNeuauftreten oder Veränderungbestehender Melanonychie).

NagelbettmelanomImmer wieder vorkommendeLokalisation (ca. 3% aller Haut-melanome). Melanontyp: meistakrolentiginöses Melanom.Nagelbettmelanome treten meist inzwei Formen auf:1. Lentiginös-fleckige Form2. Entzündlich-proliferative FormTherapie: Bei MelanomverdachtKlinikeinweisung.

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Erkrankungen von Hautadnexen Beispiele:

• Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Erbliche Nageldystrophien Pachyonychia congenitaNagelveränderungen bei Geno- Nagelpsoriasis dermatosen Koenen-TumorenWarzen subunguale WarzenParonychie Staphylokokken-ParonychieNagelmykosen OnychomykoseNagelbildungsstörungen durch Onychodystrophie verschiedene Faktoren subunguales Melanom

• Haare und Haarfollikel Erbliche Bildungsstörungen Atrichien, Haarschaftsdys-drophien, Follikelstörungen

Follikulitis und Furunkel Ostiofollikulitis, FurunkelTrichomykosen TrichophytieAlopezie Alopecia areata

Chron. androgen. AlopezieHirsutismus HirsutismusHaarerkrank. durch verschiedene Zysten, Tumoren Faktoren; Neubildungen

• Erkrankungen der Schweissdrüsen Erbkrankheiten, Fehlbildungen Erbliche Andhydrose(Genuine) Hyperhidrose ekkrine & apokrine Hyperh.Miliaria ekkrine & apokrine MiliariaDyshidrosissyndrom Idiopathische DyshidrosisHidrandenitis apokr. Schw.drüs.-AbszesseStörungen durch versch. Faktoren Klima, MedikamenteNeubildungen Hidrozystome, -adenome

Schw.drüs.-KarzinomeMorbus Paget der HautBrusterkrankungen73

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Erkrankungen der Haare und Haarfollikel Rassner

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Haar und Haarfollikel1 Haarschaft2 Haarwurzel3 Haarzwiebel, Matrix mit Pigmentzellen4 Bindegewebige Haarpapille5 Epitheliale Wurzelscheiden6 Bindegewebige Wurzelscheide (Haarbalg)7 Epidermis8 Talgdrüse9 Haarbalgmuskel

A Anagen-Phase: Wachstummaximale Follikellänge; Jahre

B Katagen-Phase: ÜbergangFollikelverkürzung; Wochen

C Telogen-Phase: Ruheweitere Rückbildung; 3-4 Monate

D neue Anagen-Phase

1 Bindegewebige Papille2 Haarmatrix3 Haarbalgmuskel4 Talgdrüse5 Haarmatrix-Verhornung6 Kolbenhaar

Haarzyklus mit Anagen-Phase, Katagen-Phase und Telogenphase

Haare (pilus, crini, tricho = Haar) sind Hautadnexe in Form von handschuhfingerartigerKutiseinstülpungen (Haarwurzel), aus welcher das äusserlich sichtbare Haar (Haar-schaft) herauswächst (vergleichbar mit der Bildung der Nagelplatte aus der Tiefe derNageltasche). Wichtige Aspekte zusammengefasst:

1. Gesamtzahl der Haare/Haarfollikel: ca. 5 Mio. (Kopfhaut: ca. 100’000), 40-800/cm2.

2. Keine Haarneogenese, d.h. die Zahl der pränatal angelegten Haarfollikel nimmt nicht mehr zu.

3. Die einzelnen Haarfollikel können im Verlauf des Lebens verschiedene Haartypen bilden.

4. Haare wachsen nicht kontinuierlich wie Nägel, sondern unterliegen einem Wachs-tumszyklus.

5. Genetische Einflüsse bestimmen die Regulation des Haarwachstums. AndrogenabhängigesWachstum von Sexual- und Ambisexualhaar; androgenunabhängig: Nicht-Sexualhaar(Augenbrauen, Wimpern).

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Erkrankungen der Haare und Haarfollikel Rassner

Erbliche und erworbene Krankheiten der Haare und HaarfollikelHaarschaftsdystrophien und Follikelstörunen gehören zu den erblichen Erkrankungen, während Follikulitis,Furunkel und Trichomykosen zu den erworbenen Krankeiten der Haare und Haarfollikel gezählt werden.

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FollikulitisMeist infektionsbedingte entzündlichefollikuläre Papel oder Pustel, meist vonHaar durchbort. Therapie: lokal-anti-mikrobiell.

FurunkelAbszedierende Entzündung (Einschmelzungdes Follikels). Entzündlicher Knoten mitzentralem Pfropf; regionale Lymphknoten-schwellung. Therapie: nie ausdrücken!Systematische Chemotherapie.

TrichomykosenPilze (Dermatophyten, Hefepilze) können Haarschaft und Haarfollikelbefallen. Beispiel: Dermatophyten-Infektion verursachen follikuläre oderperifollikuläre Gewebsschädigungen/Entzündungen. Bevorzugter Befallvon Kindern, erhebliche Kontagiosität. Therapie: systemisch-oraleantimykotische Therapie.

Multiple TrichoepitheliomeMeist familiär vererbte Follikel-fehlbildungen mit multiplen haut-farbenen glänzenden Knötchen.Lokalisation meist im Gesicht.Erstes Auftreten meist in derPubertät.

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Erkrankungen der Haare und Haarfollikel Rassner

Alopecia areataErworbene, nicht-atrophisierend entzündliche Alopeziemit meist kreisförmigen Herden. Häufige Alopezieform(ca. 10%), Erkrankungsgipfel im 2.-3. Lebensjahrzehnt.Völliger Verlust aller Körperhaare möglich.

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Therapie: Lokalkortikoide; in schweren Fällen topischeImmuntherapie, UV-Bestrahlung, PUVA-Therapie u.a.

Chronische androgenetische AlopezieDiese häufigste Alopezieform ist bei Männern nahezu physio-logisch. Bei Frauen ebenfalls häufigste Alopezieform mitKrankheitswert.(1) Genetische Disposition, (2) Androgenwirkung (kein Auftreten beiEunuchen), (3) Altersdisposition.Die androgenetische Alopezie entwickelt sich durch zunehmendeVerkürzung der Anagenphase und allmähliche Umschaltung aufVerlusthaarbildung.Therapie: (1) Männer: Keine befriedigend wirksame Behandlungs-methode bekannt. (2) Frauen: Lokalbehandlung mit östrogen-haltigen Lokaltherapeutika; in schweren Fällen Versuch einersystemischen Hormontherapie (z.B. Antiandrogene); Behandlungeiner bestehenden Endokrinopathie; Haarersatz.

Einteilung derStadien einerandrogenetischenAlopezie.

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Erkrankungen von Hautadnexen Beispiele:

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• Erkrankungen von Nagel und Nagelbett Erbliche Nageldystrophien Pachyonychia congenitaNagelveränderungen bei Geno- Nagelpsoriasis dermatosen Koenen-TumorenWarzen subunguale WarzenParonychie Staphylokokken-ParonychieNagelmykosen OnychomykoseNagelbildungsstörungen durch Onychodystrophie verschiedene Faktoren subunguales Melanom

• Haare und Haarfollikel Erbliche Bildungsstörungen Atrichien, Haarschaftsdys-drophien, Follikelstörungen

Follikulitis und Furunkel Ostiofollikulitis, FurunkelTrichomykosen TrichophytieAlopezie Alopecia areata

Chron. androgen. AlopezieHirsutismus HirsutismusHaarerkrank. durch verschiedene Zysten, Tumoren Faktoren; Neubildungen

• Erkrankungen der Schweissdrüsen Erbkrankheiten, Fehlbildungen Erbliche Andhydrose(Genuine) Hyperhidrose ekkrine & apokrine Hyperh.Miliaria ekkrine & apokrine MiliariaDyshidrosissyndrom Idiopathische DyshidrosisHidrandenitis apokr. Schw.drüs.-AbszesseStörungen durch versch. Faktoren Klima, MedikamenteNeubildungen Hidrozystome, -adenome

Schw.drüs.-KarzinomeMorbus Paget der HautBrusterkrankungen

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Erkrankungen der Schweissdrüsen Robbins

Schweissdrüsen der Haut (Glandulae sudoriferae) sind exokrine, tubuläre Drüsen, die in ekkrine (freie, nicht-follikelgebundene) undapokrine (follikelgebundene) Schweissdrüsen unterteilt werden und ekkrinen bzw. apokrinen Schweiss (sudor, lat. oder hidros, gr.)bilden.

Schweissdrüsen (schematisch):1 ekkrine Schweissdrüse2 apokrine Schweissdrüse

Ekkrine SchweissdrüsenVorkommen: gesamtes Integument, 300/cm2, total ca. 3x106; Dichte erhöht aufFusssohlen, Handinnenflächen und Stirn.Ekkriner Schweiss: farblos, dünnflüssig, 99% Wasser, CO2, NaCl, Harnstoff,Milchsäure, Aminosäuren u.a.m. Normale Tagesmenge ca. 0.8 l, Maximalmenge biszu 10 l (Tropen, Schwerstarbeit).Formen des Schwitzens:- Perspiratio insensibilis (kontinuierliche, unsichtbare Schweissabgabe)- Thermoregulatorisches Schwitzen (hypothalamisch gesteuerte Wärmeabgabe)- Emotionelles Schwitzen (vegetative Adaptation)

Apokrine SchweissdrüsenVorkommen: im gesamten Integument angelegt, bilden sich jedoch zurück, bis aufAchsel-, Inguinal- und Anogenitalregion.Apokriner Schweiss: trübe und lipidreich (u.a. Cholesterin); er riecht nachbakterieller Zersetzung intensiv.Formen des Schwitzens: emotionelles Schwitzen, keine thermoregulatorischenFunktionen. Schweissdrüsensekrete können den individuellen Körpergeruch inpositivem oder negativem Sinn prägen.

PathologieHereditäre sowie exogene, lokale und endogene Ursachen. Pathogenese:1. Sekretionsstörungen2. Veränderungen der Schweisszusammensetzung3. Schweisstransportstörungen4. Entzündungen (schweissdrüsenbezogen (ekkr.) bzw. follikelbezogen (apokr.)78

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Erkrankungen der Schweissdrüsen Rassner

Beispiele:

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Genuine ekkrine HyperhidroseSchweissdrüsenfunktionsstörung in-folge veränderter Reizschwelle bzw.vegetativ-autonomer Fehlsteuerung.Schon durch banale Reize ausgelöstesemotionelles Schwitzen. Beginn in derKindheit oder Pubertät, später allmäh-liche Besserung.Therapie: Waschhygiene, Kleidung,Deodoranzien, adjuvante innerlicheBehandlung mit Salbeipräparaten,lokale Behandlung mit Botulintoxin.Operative Schweissdrüsenreduktion.

Idiopathische DyshidroseSchweissdrüsenfunktionsstörung infolge veränderter Reizschwelle bzw. vegetativ-autonomerFehlsteuerung. Schon durch banale Reize ausgelöstes emotionelles Schwitzen. Beginn inKindheit oder Pubertät, später allmähliche Besserung. Therapie: Lokale Behandlung mit aus-

trocknend-adstringierenden Externa wie Zinkschüttelmixtur, Lotionen mitsynthetischem Gerbstoff (Tannolact®,Tannosynt®).

Miliaria rubraSchweisstransportstörungen sind die Ursache von exanthematisch auftre-tenden, kleinherdigen Hautveränderungen bei Miliaria (milium, lat., = Hirse-korn). Im Fall von Miliaria rubra entstehen disseminierte, klein-papulösegerötete Herde, bedingt durch Verschluss unterhalb des Stratum granulosummit Austritt von Schweiss in vitales Gewebe und entzündlicher Reaktion(wegen Klima, Kleidung). Komplikation: Termperaturregulationsstörung.Therapie: Keine, da selbstlimitiert nach Beseitigung der Ursachen.

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Adnex-Tumoren (adnexal tumors) der Haut Robbins

A: Multiple Zylindrome auf der Stirn. B: Das Zylindrom besteht ausInseln von Basalzellen, die sich wie ein Puzzle aneinander reihen.C: Multiples Trichoepitheliom. D: Basaloide Zellen wachsenknospenartig, ähnlich primitiven Haarfollikeln; ferner bilden sichKeratin-gefüllte Mikrozysten aus.

Es gibt Hunderte von gutartigen Neoplasien, die von Haut-Adnexen ausgehen. Die meisten bleiben lokalisiert,werden aber trotzdem manchmal mit Hautkarzinomenverwechselt. Sie können als solitäres Knötchen oder inGruppen von Knötchen auftreten.

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