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PeCA pentru copii abandonati für verlassene Kinder in Rumänien JAHRESBERICHT 2017

PeCA pentru copii abandonati für verlassene Kinder in Rumänien · 2018-04-16 · 3 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017 Die erste Generation der Kinder, die ab 1996 in

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PeCA pentru copii abandonatifür verlassene Kinder in Rumänien

JAHRESBERICHT 2017

VORSTAND

Ursula Galliker (Präsidentin) EthnologinSchulstrasse 688952 SchlierenTel. 078 813 12 14 [email protected]

Doris Marti (Austritt per 12. 5. 2017)Dipl. Sozialarbeiterin FHWartstr. 888400 WinterthurTel. 078 660 48 [email protected]

Benedikt Erhardt Gymnasiallehrer für GeschichteGrenzweg 124153 Reinach BLTel. 079 214 11 [email protected]

Robert Nacht (Kassier) KaufmannSchützenmattstrasse 514051 BaselTel. 061 271 03 [email protected]

Andrea Wicki-KollerDipl. SozialpädagoginBrandhof6182 EscholzmattTel. 078 803 48 50 / 041 486 10 [email protected]

Titelbild:Nicoleta (6) und Cristian (4)

1 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

PROJEKTVERLAUF IM ÜBERBLICK

1995 Gründung des Vereins «Pentru copiii abandonati» Basel. Zusammen- arbeit mit der gleichnamigen Stiftung in Ghimbav und der Interessen- gemeinschaft für rumänische Waisenkinder Heidelberg1996 Eröffnung des Heimes «Casa Prichindel» mit den ersten drei Kindern1998 Kauf eines zweiten Hauses «Casa Livezii»1999 Beginn des Programms «Hausaufgabenhilfe» für Schüler aus Ghimbav2000 Offizielle Trennung zwischen Schweizer Verein und Heidelberger Interessengemeinschaft Eröffnung von zwei neuen Kindergruppen2007 Beginn der Unterstützung im Roma-Dorf Dumbravita2008 Eröffnung eines Roma-Kindergartens in Dumbravita2009 Kauf einer Wohnung in Codlea und Eröffnung einer ersten betreuten Jugendwohngruppe2010 Zusammenschluss des Basler Vereins mit ASIREV (D)2011 Kauf des dritten Hauses «Casa Salix» Auflösung des Roma-Kindergartens, Integration der Kinder in den staatlichen Kindergarten. Weiterführung der Sozialhilfe in Dumbravita Eröffnung einer neuen Kleinkinder-Gruppe 2012 Übernahme der Koordination der Spenden vom «Fruit & Chocolate Fund Switzerland», welcher die Psychiatrische Klinik in Zarnesti unterstützt Kauf einer Wohnung in Ghimbav Aufnahme eines neuen Kindes2013 Aufnahme von sechs neuen Kindern2014 Eröffnung des geschützten Nähateliers «Atelier Diversis». Mitfinanziert durch den Schweizer Beitrag zur EU-Erweiterung Verkauf der Wohnung in Codlea und Kauf einer Wohnung in Brasov Aufnahme von zwei neuen Kindern Eröffnung der Erziehungs- und Sozialberatungsstelle in Brasov2015 Aufnahme von zwei neuen Kindern 2016 Sechs junge Erwachsene leben in Aussenwohngruppen in der «Casa Salix», in Ghimbav und in Brasov2017 Aufnahme von drei neuen Kindern 22 Kinder leben in drei Gruppen in den Häusern «Casa Prichindel» und «Casa Livezii»

2 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

TÄTIGKEITSBERICHT 2017

Im vergangenen Jahr durften wir wieder drei Kinder aufnehmen. Nach langem Warten und vielen Abklärungen sind Andrei, Nicoleta und Cristian endlich bei uns angekommen. Auf den folgenden Seiten werden wir sie Ihnen vorstellen. Insgesamt leben nun 22 Kinder in der Casa Prichindel und Casa Livezii. Die meis-ten sind im Schulalter. Auch nach der Schule läuft für sie viel. Die Hausaufgaben nehmen in Rumänien viel Zeit in Anspruch, oft eine Stunde pro Tag oder mehr. Mitarbeiterinnen und Freiwillige helfen und geben wo nötig Nachhilfeunterricht. Sechs Kinder erhalten Logopädie-Stunden, da sie noch Probleme beim Sprechen haben. Drei von ihnen zeigen schwere Sprachstörungen. Viele besuchen organi- sierte Freizeitangebote, die ihren persönlichen Neigungen entsprechen. Dies unter- stützt auch ihre Integration im Dorf und den Kontakt zu Personen ausserhalb des Heims. Ana beispielsweise hat seit einem Jahr Klavierunterricht, Gabriel geht zum Breakdance, sieben Kinder spielen Handball. Codrutza ist seit Längerem sehr erfolgreich im Handball. Sie hat das Angebot erhalten, in eine Sportschule zu gehen, dort im Internat zu wohnen und besonders gefördert zu werden. Codi will aber nicht weg….

Leider gehören zum Heimalltag medizinische Probleme, die es zu meistern gibt. Dazu einige Beispiele: Peti wurde am Herz operiert, Andrei erlitt eine Hernie und Iani wurde hospitalisiert. Die Erbkrankheit Thalassämie verursachte schlechte Blutwerte. Ioncsi war zwei Monate im Lungenspital mit Verdacht auf Tuberku-lose, der sich aber nicht erhärtet hat. Zum Glück ist alles gut verlaufen und die Kinder sind wohlauf. Das verdanken wir auch dem grossen Engagement der Mitarbeitenden, die sich überdurchschnittlich einsetzen.

Codrutza (13) und Andra (10)

3 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

Die erste Generation der Kinder, die ab 1996 in unserem Kinderheim aufgewach-sen sind, hat inzwischen das Erwachsenenalter erreicht. Viele leben weitgehend selbständig und kommen zu uns zu Besuch – in der Ferienzeit, an Weihnachten oder bei Hochzeiten, wie im Herbst derjenigen von Geta. Acht von ihnen leben im näheren Umfeld von uns und brauchen regelmässige Unterstützung. Vor allem bei körperlichen oder geistigen Einschränkungen ist es schwierig, den Alltag zu bestreiten, die Arbeit zu behalten oder das Geld zu verwalten. Der Weg zur Verwahrlosung ist kurz. Wir sind mehr und mehr gezwungen, andere Lösungen zu finden. Mit der Casa Salix wird es bessere Möglichkeiten geben.

Im Jahr 2017 wurde an der Casa Salix kräftig gebaut. Viele Hände waren nötig: unsere Mitarbeiter vor Ort, Jugendliche vom Heim, drei Zivildienstleistende sowie Freiwillige aus der Schweiz. Timur Bolt, der mehr als ein halbes Jahr seinen Ein- satz geleistet hat, schreibt in diesem Jahresbericht mehr darüber. Der erste Teil desHauses wurde Ende Jahr fertiggestellt, nun geht es an die Inneneinrichtung. Wenn Sie diesen Bericht in den Händen halten, wird die erste begleitete Wohngruppe für Jugendliche und junge Erwachsene im Haus wohnen. Im August haben wir ein gutes Angebot erhalten, eine kleine Wohnung in Ghimbav zu kaufen und haben die Gelegenheit am Schopf gepackt. Als ehemaliges Heimkind eine Woh-nung zu finden ist nicht einfach. Zurzeit wohnt darin Florin (früher Casa Livezii) zusammen mit Eugen, einem 19-Jährigen, der vorher in einer Pflegefamilie lebte.

Daniel (18) und Denisa (17) im Ferienlager

Ioncsi (6) und Rares (5)

4 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

Das Jahr lief für das geschützte Nähatelier «Atelier Diversis» erfreulich. Auch aus Rumänien gab es genügend Aufträge. Mit den Kinderschürzen konnte in der Schweiz eine beachtliche Absatzsteigerung erzielt werden. Der Schürzen-Web-shop www.diversis.ch hat sich bewährt und wurde durch zwei kostenlos zur Verfügung gestellte Inserate in der Zeitschrift «Fritz und Fränzi» bekannter. Wir sind sehr dankbar für die ehrenamtliche Initiative von Claudia Fichtner sowie Nicole und Marcial Bollinger von der Webagentur Weitblick. Im nächsten Jahr sollen weiterhin gezielt Eltern von Kindern zwischen vier und sieben Jahren ange-sprochen werden. Möchten auch Sie Kinder mit einer Malschürze aus dem Atelier Diversis beschenken? Schauen Sie vorbei auf www.diversis.ch und helfen Sie, das Angebot bekannter zu machen.

Unsere langjährigen Projekte «Hausaufgabenhilfe» und «Sozialhilfe im Roma-Dorf» führen wir wie gewohnt weiter. Etwa 16 Kinder der Schule Ghimbav besuchen regelmässig die Hausaufgabenhilfe. Die Bewohner von Dumbravitza unterstützen wir gezielt; oft für das Unberechenbare im Leben wie Operationen und Krankenhausaufenthalte. Über unsere Tätigkeiten im Bereich Sozialhilfe können Sie im Bericht von Sonja Kunz mehr erfahren.

Unsere Aktivitäten im Verein unterscheiden sich vom Heimalltag in Rumänien: Es geht ums Mittragen, Beraten, Kontakte vermitteln, Netzwerke knüpfen und Informieren. Im Mai war Doris Marti zum letzten Mal als Vorstandsmitglied dabei. Doris hat sage und schreibe 19 Jahre im Vorstand mitgewirkt, hat vieles in Gang gesetzt und mitgeprägt. Sie ist auch für die Kinder und Angestellten in Ghimbav eine wichtige Bezugsperson. Ihre Rückschau an der Jahresversammlung war eindrücklich und spannte den Bogen von den Anfängen des Kinderheims bis

Sonja Kunz beim Socken sortieren Bild links: Einige Jungs mit Laica im Prichihof

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heute. Obwohl sie kaum zu ersetzen ist, suchten wir nach Verstärkung: Kürzlich konnten wir zwei neue Mitglieder für den Vorstand begeistern – an der Jahres-versammlung werden Sie sie kennen lernen.

Im Verlauf des Jahres haben wir unsere Internetseite www.abandonati.ch aktu- alisiert und herausgeputzt. Wir haben Freude am Resultat! Wenn Sie die Seite besuchen, werden Sie auf den Fotos sicher einige bekannte Gesichter erkennen. Eine spezielle Spendenaktion hat uns längere Zeit begleitet: Vier junge Extrem-Ruderer, Yves Schultheiss, Laurenz Elsässer, Marlin Strub und Luca Baltensperger, ruderten im Rahmen des Atlantic Challenge mit eigener Kraft über den Atlantik. Sie kamen als Dritte ins Ziel – was für eine bewundernswerte Leistung! Das Ren-nen ist mit einer Charity verbunden. Erlöse aus ihrem Projekt kommen unserer Organisation zu Gute. Wir finden das schlichtweg grossartig!

Es ist für uns immer wieder ein Aufsteller, wenn Kinder aus der Schweiz für Gleichalt-rige in Rumänien aktiv wer-den. So haben zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler der Primarschule Amriswil am Weihnachtsmarkt allerlei Selbstgemachtes zu unseren Gunsten verkauft und damit über Fr. 3000.– gesammelt. Und zum Jahreswechsel wa-ren Kinder der Toggenburger Gemeinden Ebnat-Kappel, Nesslau / Neu St. Johann, Stein und Alt St. Johann / Unterwasser als Sternsinger unterwegs. Hinter den Haustüren wurde ihnen und uns sehr viel Wohlwollen entgegengebracht: Es kamen Spenden von Fr. 9500.– zusammen. Allen Beteiligten ein ganz herzliches Dankeschön!

Unser Dankeschön gilt auch Ihnen, die diesen Jahresbericht in den Händen halten: für Ihr Interesse am Kinderheim, für Ihre finanzielle Unterstützung und für Ihre langjährige Treue. Wir freuen uns zudem sehr über die neuen SpenderInnen und Vereinsmitglieder, die dieses Jahr dazu gekommen sind. Ihre Unterstützung gibt uns Ansporn, auch dieses Jahr mit gutem Mut die kleinen und grossen Hürden zu meistern.

URSULA GALLIKER, PRÄSIDENTIN

Sternsinger Alt St. Johann

6 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

DREI NEUE GESICHTER

Im März kamen, nach einer längeren Verhandlungszeit, drei neue Kinder zu uns: Andrei (9), Nicoleta (6) und Cristian (4). Die drei sind Geschwister. Ich lernte sie schon ein halbes Jahr vorher in einem Krankenhaus kennen. Damals war auch ihr vierzehnjähriger Bruder dabei. Der grosse Bruder lässt sich aber nicht mehr integ-rieren. Er ist schon seit Jahren grösstenteils auf sich selber angewiesen, arbeitet gelegentlich als Schafhirte, trinkt und raucht schon viel und braucht seine Frei-heit. Ebenfalls im Krankenhaus lernte ich die Mutter kennen. Mit der Erziehung ihrer Kinder war sie masslos überfordert. Sie ist selber in einem staatlichen Kinder- heim aufgewachsen und hat früh geheiratet. Ihr Mann trinkt, hat sie geschlagen und ging keiner regelmässigen Arbeit nach.

Von mir aus gesehen hätte ich die drei kleineren Kinder gleich zu uns genom-men; natürlich nach Absprache mit den Mitarbeiterinnen. Es dauerte dann leider noch ein paar Monate, bis die entsprechenden und notwendigen Papiere von den staatlichen Behörden ausgestellt wurden. Da das Krankenhaus die Kinder nur zwei Wochen behalten konnte, wurden sie in ein staatliches Übergangsheim

Nicoleta (6) und Cristian (4)

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gebracht. Zu viele Wechsel für so kleine Kinder! Als sie zu uns kamen, waren sie entsprechend desorientiert. Nur ganz langsam stellt sich bei ihnen das Gefühl der Sicherheit ein. Alle drei Kinder sind schwer vernachlässigt und retardiert, vor allem sprachlich. Andrei hatte weder Kindergarten noch die erste Klasse besucht. Die Sprache von Cristian verstehen nur ihm nahe stehende Personen. Er und Nicoleta gehen wöchentlich zu einem Logopäden. Trotz der belastenden Fami-liensituation litten alle stark unter Heimweh. Nicoleta vermisst ihre Mutter sehr und fragt regelmässig nach ihr. Die Mutter hat sich in der Zwischenzeit von ihrem Mann getrennt, lebt nun mit einem anderen Mann zusammen und hat wieder ein Kind, was für Nicoleta zusätzlich schwierig ist.

Alle drei Kinder haben im Laufe des Jahres grosse Fortschritte gemacht: Andrei lernt fleissig in der Schule. Bei uns bekommt er Hilfe bei den vielen Hausaufgaben. Nicoleta ist mit unseren Zwillingen Deea und Peti in der ersten Klasse. Sie sind ein gutes Team. Nicoleta braucht viel Anerkennung und Zuwendung. Zum Glück hat sie eine Lehrerin, die Geduld mit ihr hat und sie nicht überfordert. Cristian geht gerne in den Kindergarten. Er ist neugierig und offen seiner Umgebung gegenüber, mag es im Sand zu spielen, freut sich auf den Spielplatz und hängt an seinen grösseren Geschwistern.

Wir hoffen, dass sich Andrei, Nicoleta und Cristian bei uns gut entwickeln, dass wir sie ihren Bedürfnissen und Gaben entsprechend fördern und wir in der Lage sind, sie in schwierigen Erziehungsphasen entsprechend begleiten zu können.

SONJA KUNZ, STIFTUNGSLEITUNG

Andrei (9)

8 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

IONUTZ

EIN NEUER LEBENSABSCHNITT

« Ich heisse Ionutz und bin zwanzig Jahre alt. Seit vier Monaten lebe ich in England.

Ursprünglich wollte ich nach der Schule in einer Fabrik arbeiten. Ich habe die neue Berufs-

schule Kronstadt besucht und habe den Abschluss als Werkzeugmacher / Operateur. Das

heisst: Arbeit an der Maschine.

Wir bekamen im Prichindel die Anfrage einer englischen Stiftung, ob jemand von den Jugend-

lichen nach England möchte. Das Ziel der Stiftung ist, junge Leute zwischen 18 und 22

Jahren, die entweder aus rumänischen Kinderheimen oder aus sonstigen schwierigen Ver-

hältnissen kommen, zu unterstützen. Diese werden während zwei Jahren in einem Beruf

angelernt, beispielsweise als Gärtner,

Töpfer, Maler oder Bäcker. Sie wohnen

gemeinsam in einem Haus, bekommen ei-

nen kleinen Lohn und die Reise wird ihnen

auch bezahlt. Mir hat die Idee gefallen,

aber ich hatte auch ein wenig Angst und

Zweifel. Daraufhin habe ich mich mit mei-

nen Leuten vom Prichi beraten: Alle haben

mich ermutigt. Ich traf eine Entscheidung.

Am 2. November (letzten Jahres) bin ich

nach England gegangen. Bislang fühle ich

mich wohl. Ich habe neue Leute kennen

gelernt und viele andere neue Sachen,

über die ich mich freue. Mit den anderen Leuten aus Rumänien, die mit mir im selben Haus

leben, verstehe ich mich gut. Wir teilen uns die Arbeiten im Haushalt, wir werden dabei

kontrolliert und auch angeleitet. Mit meinem Lohn muss ich die Miete bezahlen, das Essen,

Kleider und was ich sonst benötige kaufen. Es bleibt mir noch ein wenig zum Sparen. Wir

lassen das Geld auf einem Konto und bekommen es nach zwei Jahren.

Was ich nachher mache, weiss ich noch nicht. Vielleicht bleibe ich in England, um mehr

Geld zu sparen. Ich vermisse Rumänien und manchmal habe ich Heimweh, aber das haben

alle. Es geht vorbei. »

Ionutz bei Malerarbeiten im Salix

9 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

HOCHZEIT VON GETA UND ALIN

Am 28. Oktober feierten wir die Hochzeit von Geta und Alin. Es war kühl und regnerisch. Wir froren alle ein wenig, innerlich aber war es uns warm: Das Glück des jungen Paares freute uns alle. «Uns», also wir, das waren über hundert Gäste. Grosse Hochzeitsfeiern gehören in Rumänien zur Tradition. Die Feier begann bei uns in der Casa Salix. Es war eng für alle, jedoch hat sich niemand daran gestört. Für einige unserer Kinder, die auch dabei waren, war natürlich alles aufregendund spannend. Nach der Trauungsze-remonie in der Kirche in Ghimbav ging es dann in ein Restaurant etwas aus-serhalb von Brasov. Dort wurde bis in den Morgen hinein mit viel Tanz, Essen und Trinken gefeiert; ebenfalls ein ab-solutes «Muss» bei einer rumänischen Hochzeit!

Geta und Alin haben sich in England kennen gelernt. Beide arbeiten seit zwei, respektive drei Jahren dort: Geta in einer Kosmetikfirma, Alin als Chauf-feur bei einem Taxiunternehmen, trotz eines abgeschlossenen Studiums als Ingenieur. Beide wollen Geld verdienen und nachher wieder nach Rumänien zurückkommen. Letztes Jahr konnten sie sich in einer Nachbargemeinde von Ghimbav ein kleines Stück Land kaufen. Sobald sie genug Geld gespart haben, wollen sie ein kleines Haus bauen. Die beiden jungen Leute hatten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: Für die Familie von Alin war es nicht einfach, eine junge Frau mit Vergangenheit im Kinderheim zu akzep-tieren. (Geta kam mit knapp fünf Jahren zu uns.) Mit dieser schmerzlichen Tatsa-che müssen sich alle unsere jungen Erwachsenen konfrontieren. Sie begegnen so vielen Vorurteilen. Ohnehin ist für sie der Umgang mit ihrer Vergangenheit nicht einfach und Ablehnung öffnet oft alte Wunden. Zu viele Menschen in Rumänien haben keine Vorstellung vom Leben und Aufwachsen in einem privaten Kinder-heim. Eine Mentalitätsänderung dauert bekanntlich lange.Umso mehr haben wir, das gesamte Team, die ehemaligen Mitarbeiterinnen und unsere Kinderschar, uns über das frisch vermählte Paar gefreut. Wir hoffen, dass ihr weiterer Weg hell und gesegnet sein wird.

SONJA KUNZ, STIFTUNGSLEITUNG

Geta (24) und Alin vor der Hochzeit

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SOZIALHILFE – EIN BEDEUTSAMER TEIL UNSERER AUFGABE

Dank der Unterstützung so vieler uns wohlgesinnter Menschen, geht es den Kindern und Jugendlichen in unseren Häusern und Wohnungen gut. Dafür bin ich sehr dankbar!

Genügend zu haben ist für viele Familien, Kinder und alte Menschen nicht selbst-verständlich. In der «Sozialhilfe» haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich mehr Geld eingesetzt. Dies war nicht beabsichtigt. Es ist ein Thema, welches uns fortwährend beschäftigt, uns in Konflikte und Auseinandersetzungen führt. Die Fragen: wem, wie viel, wo und wann zu helfen, treiben uns um. Zu Viele bitten uns um Hilfe. Wir kennen alle die Schlagwörter «Nachhaltigkeit» und «Hilfe zur Selbsthilfe». Sie klingen gut in der Theorie. Und sind so schwer umzusetzen, jedenfalls für uns, für mich – vielleicht für alle, die ganz ehrlich mit sich sind!

Wir haben Roma-Kinder während zehn Jahren Schulzeit unterstützt, damit sie sich nachher ein Leben ausserhalb ihrer Siedlung aufbauen können, sie einen Arbeitsplatz haben und sich und ihre Familie selber durchbringen können. Dann, kaum ist ihre Schulzeit beendet und trotz intensiver Aufklärungsarbeit, haben sie doch zu früh Kinder. So bleiben sie gezwungenermassen bei ihren Familien. Wir haben unser Ziel mit ihnen nicht erreicht und sind enttäuscht. Aber – wir müssen wohl lernen, in kleineren Schritten zu denken: Diese Kinder können nun lesen und schreiben. Ihren Eltern blieb dies verwehrt; vielleicht schaffen wiederum ihre Kinder den nächsten Schritt.

Zudem gibt es die direkte und dringende Unterstützung, die zwar Geld benötigt, aber nur für eine bedingte Zeit Not lindert. Ein paar Beispiele zum besseren Verständnis:

· Ein Kind hat sich am Feuer hochgradige Verbrennungen zugezogen. Die Mutter kann sich die Salben und Medikamente nicht leisten, das Kranken- haus auch nicht. · Ein älterer Mann, im Endstadium seiner Krebserkrankung, braucht Morphium. Das Krankenhaus hat keines zur Verfügung.· Eine Familie hat monatelang keine Miete bezahlt, weil die Eltern arbeitslos sind. Sie werden auf die Strasse gesetzt, wenn sie nicht innerhalb einer Woche die Miete begleichen.

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· Ein alter Mann kann die Begräbniskosten für seine verstorbene Frau nicht bezahlen.· Und dann die verschiedenen chirurgischen Eingriffe, das Feuerholz im Winter, das Milchpulver für die Neugeborenen (viele Mütter können ihre Kinder nicht stillen), die vielen Brotlaibe u. a. m.

Die Liste ist endlos. Selbst wenn wir unser Handeln ständig neu überdenken, ist die tägliche Konfrontation mit der Armut direkt vor unserer Haustüre Realität. Ich schreibe «Armut», habe aber natürlich bedürftige Menschen vor mir. Sie möch-ten einfach Hilfe. Für sie sind wir oft die Einzigen, an die sie appellieren können.

Unsere Kinder sind mir ein Vorbild in ihrer Grosszügigkeit und in ihrem Mitgefühl. Wenn ich ihnen sage, dass wir genug haben und deshalb teilen sollen, sind sie auf der Stelle einverstanden. Auch wir leben von und mit dem, was uns andere Menschen schenken – dies möchten wir weitergeben.

SONJA KUNZ, STIFTUNGSLEITUNG

Gia (9) und Iani (17)

12 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

RUMÄNIEN 2017: ZAHLEN UND FAKTEN

49 Prozent des Brutto-Einkommens zahlt ein Angestellter in Rumänien an den Staat. 85 Prozent des durchschnittlichen Einkommens von 2.972 Lei (660 Euro)/Haushalt werden wieder ausgegeben.

Bruttomindestlohn stieg 2017 um 99 Prozent gegenüber 2008, von 500 auf 1450 Lei. Im Vergleich: Arbeitsproduktivität 26 Prozent höher als 2010.

Die durchschnittliche Monatsrente betrug 930 Lei (umgerechnet ca. 210 Euro). Bei 52 Prozent der Rentner lag der Betrag unter 872 Lei. Mindestrente von 520 auf 640 Lei erhöht.

38,8 Prozent aller Rumänen waren laut Eurostat 2017 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. 4,7 Millionen Personen (23,8 Prozent der Gesamtbevöl-kerung) hatten mit ernsten materiellen Entbehrungen zu kämpfen. 7.694.000 Personen gehörten der Risikogruppe an. Das sind 259.000 mehr als 2015 und 349.000 weniger als 2014.

100.000 Ortschaften sind nicht ans Stromnetz angeschlossen. 460.000 Woh-nungen sind nicht per Vertrag ans Stromnetz angeschlossen.

300.000 von 4 Millionen Kinder besuchen keine Schule. 50 Prozent der Min-derjährigen leben in Armut oder am Rand des Existenzminimums. Die allge-meine Schulabbruchrate liegt bei 19 Prozent. Zigtausend Schüler haben keine Chance, einen Schulabschluss zu machen.

Prügelstrafe: «Kinder prügeln kann der Ausdruck elterlicher Liebe sein», be-hauptet der Verein Alianta Familiilor (Familienallianz) im August: 68 Prozent der Kinder sind davon betroffen, 38 Prozent der Eltern geben zu, dass sie die Prü-gelstrafe nach wie vor als «Erziehungsmethode» anwenden. Dazu auch: Drei von zehn Elternhäuser sind davon überzeugt, dass Strafe ein effektives Mittel in der Kindererziehung sei, lautet das Ergebnis einer im März 2017 in Rumänien durchgeführten UNICEF-Studie. 11 Prozent der Eltern ohrfeigen ihre Kinder «sofort nach der Tat», 54 Prozent schreien sie häufig an, 16 Prozent sind davon überzeugt: «Prügelstrafe ist gottgewollt».

Platz zwei in Sachen Emigration (nach Syrien) belegte Rumänien 2017 laut dem UNO-Migrationsbericht. Seit 1989 hat die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung Rumänien verlassen, rund 3,4 Millionen Menschen. Erster Platz in der EU bei Annahme der Staatsbürgerschaft eines anderen Staates (28.000 Personen). Neun rumänische Staatsbürger verlassen jede Stunde Rumänien. 85.000 waren es 2017.

13 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

40,7 Prozent der rumänischen Staatsbürger haben kein Wasserklo.

15.700 rumänische Ärzte arbeiten im Ausland. Im Land fehlen 600 Hausärzte und 4.700 Fachärzte.

Das grösste Wirtschaftswachstum in der EU verzeichnete Rumänien im ersten Halbjahr 2017 laut Eurostat: 5,7 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2016.

Inflation: Von null zu Jahresbeginn auf 3,23 Mitte Dezember 2017. BNR hatte 1,7 Prozent geschätzt. Nettodurchschnittslohn 16 Prozent höher. Preissteigerun-gen: Eier – 34,16 Prozent, Strom – 12,18 Prozent, Butter – 19,61 Prozent, Benzin – 5 Prozent.

Dritte Regierung in einem Jahr: Am 11. Dezember 2016 fanden Parlamentswah-len statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 37 Prozent siegte die Sozialdemokrati-sche Partei (PSD) mit 45 Prozent der Stimmen. Gemeinsam mit den Demokraten und Liberalen (ALDE), die 6 Prozent erzielten, bildete die PSD die Regierung mit Sorin Grindeanu als Premierminister. Am 21. Juni 2017 wurde die Regierung von der PSD-ALDE-Koalition per Misstrauensantrag im Parlament gestürzt, am 28. Juni 2017 Mihai Tudose als Premierminister vereidigt. Tudose demissionierte am 4. Januar 2018, nachdem ihm die PSD die Unterstützung gekündigt hatte. Mitte Januar 2018 wurde Vasilica Viorica Dancila als erste Frau in Rumänien Premier-ministerin. Die vielen Regierungsumbildungen und die Neubesetzung des Premierministerpostens haben im Laufe des Jahres eine echte Verwaltung des Landes unmöglich gemacht. Jede der drei Regierungen versuchte bzw. versucht, die korrupten Politiker aus den eigenen Reihen vor dem Arm des Gesetzes zu schützen. Auch im dritten Kabinett wie auch im Parlament sitzen Politiker, die vorbestraft sind bzw. gegen die ermittelt wird bzw. die in erster Instanz zu Ge-fängnisstrafen verurteilt worden sind. Diese Tatsachen führten zu Massen-protesten im ganzen Land, die auch im Februar 2018 andauerten, als der Justiz-minister verkündigte, er habe das Verfahrung zur Amtsenthebung der Leiterin der Anti-Korruptionsbehörde, Laura Codruta Kövesi, eingeleitet. Staatspräsident Klaus Johannis erklärte, er unterstütze Kövesi und schätze deren Arbeit. Der Staatspräsident hat in Sachen Amtsenthebung das letzte Wort. Sollte er dieser nicht zustimmen, könnte es zu einem Amtsenthebungsverfahren gegen ihn kommen.

ZUSAMMENGESTELLT VON BEATRICE UNGAR, CHEFREDAKTEURIN DER HERMANNSTÄDTER

ZEITUNG

14 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

VEREINSRECHNUNG 1. JANUAR 2017 – 31. DEZEMBER 2017 CHF

Aufwand Ertrag

Mitgliederbeiträge 10 250.00Patenschaften 11 000.00Kollekten 44 466.60Spenden 205 693.35Atelier Diversis 5 635.25Spenden für «Fruit and Chocolate Fund» 8 134.71Kalenderverkauf 2 280.00Zinsertrag 2017 / Kursgewinn € Konto 264.77

Überweisungen nach Ghimbav 275 621.07Medikamente / Material / Transporte Ghimbav 4 990.02Material Ausbau Casa Salix 8 681.70Schreinerei-Maschinen (Occ.) 12 219.00Kauf Appartement in Ghimbav 17 451.98 Lohnkosten 24 000.00Soziallasten (AHV /I V / EO, ALV, UVG, BVG) 12 845.45Reisekosten Mitarbeitende / Zivis 5 588.00Äufnung «Fruit and Chocolate Fund» 8 134.71Werbung / Internet / Kalender 2 514.50Drucksachen / Porti / Büro 8 102.15Spesen Postkonto / Banken 882.45 381 031.03 287 724.68Ausgaben-Überschuss 93 306.35 381 031.03 381 031.03

VERMÖGENSRECHNUNG PER 31. DEZEMBER 2017 CHF

Vermögen 31. Dezember 2016 Saldo 273 797.70

Vermögen 31. Dezember 2017:· UBS Sparkonto 233 - 20223520.0 97 923.90· UBS Sparkonto 233-EZ123440.1 (€) 1 952.10· WIR-Bank Anlagekonto 45 383.88· Postkonto 40 - 466-5 37 458.24· «Fruit and Chocolate Fund» 2 226.77· Schreinerei-Maschinen p.m.· Wohnung in Brasov p.m.· Wohnung in Ghimbav p.m.· Nachbarhaus «Casa Salix» p.m. 182 718.12 276 024.47Vermögensabnahme 2017 93 306.35 276 024.47 276 024.47

Die Rechnungsprüfer haben obige Vereinsrechnung am 15. März 2018 geprüft und als in Ordnung befunden. Sie wird der Jahresversammlung zur Genehmigung beantragt.

ABRECHNUNG GHIMBAV MIT VORJAHRESVERGLEICH CHF

Einnahmen 2016 2017Saldo 01.01. 48 869 54 615

Überweisungen aus der Schweiz 200 000 239 076Bartransfers aus der Schweiz 26 429 32 200Überweisungen ASIREV, Deutschland 21 951 20 024Kohäsionsfonds Schweiz-Rumänien 4 145 0Staatl. rumänische Kinderzulagen 59 734 47 309Subvention des Arbeitsministeriums 15 080 12 850Rückzahlung staatl. Abgaben 2 314 7 995 Spenden von Besuchern vor Ort 21 872 3 407Vergabungen (2% vom Steuerbetrag) 7 521 9 226Verkauf Produkte des Ateliers 18 187 16 985Bankzins 5 3 Total Einnnahmen 426 107 443 690

Ausgaben Heimbetrieb

Löhne inkl. Taschengelder 230 834 262 083Nahrungsmittel 19 146 17 643 Haushalt und Nebenkosten 4 169 3 961Schule / Kindergarten / Jugendliche 5 666 7 231Freizeit / Feste / Geschenke 11 859 11 399Gesundheit 3 782 3 458Sozialhilfe 23 549 23 594Aufgabenhilfe 1 094 1 715Einkauf / Einrichtung Atelier 27 042 23 872Autobetriebskosten 6 617 7 353Ausbau Casa Salix / Anschaffungen 24 982 42 585Unterhalt Wohnungen 9 990 10 738Administration inkl. Jubiläumsbroschüre 1 166 2 627Telefon 781 533Bankspesen / Kursdifferenzen 815 1 742

Total Ausgaben 371 492 420 534

Saldo 31.12. 54 615 23 156

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UNSER HERZLICHER DANK

gilt allen Spenderinnen und Spendern, die uns in grosser Treue mit kleinen oder auch namhaften Beträgen unterstützt haben. So konnten wir auch im vergan-genen Jahr den Betrieb unserer Kinderhäuser und Wohngruppen sicherstellen. Unser deutscher Partnerverein ASIREV hat uns wieder mit € 18'000 unterstützt. Geburtstagsfeste, Kirchenkollekten und Spenden in memoriam Verstorbener ha-ben uns ebenfalls grössere Beträge eingebracht. Auch die Spende von ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG brachte uns weitere CHF 25'000. Und der Schweizer Bauorden, Widnau SG, hat unsere Ausbauarbeiten in der Casa Salix mit CHF 19'000 finanziert.

Folgende Institutionen und Firmen haben uns 2017 grosszügig bedacht:

Alle Spenden ab CHF 200.00 wurden im Januar 2018 mit einer Spendenbeschei-nigung zuhanden der Steuerbehörden verdankt. Falls Sie für Ihre Spende noch eine Bestätigung benötigen, stellen wir auf Verlangen gerne eine solche aus. ROBERT NACHT, KASSIER

16 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

· Gander + Pless AG, Zahnärzte, Stans· Katholische Kirche, Wädenswil· Kath. Pfarramt, Alt St. Johann· Kath. Pfarramt, Balgach· Kath. Pfarramt, Neu St. Johann· Kath. Pfarramt Christkönig, Rudolfstetten· Kirchgemeinden Moskenes u. Flakstad, Lofoten (N)· KiTa «Äntenäscht», Oberentfelden· Kronospan Romania SRL, Brasov (RO)· Orthomedical GmbH, Gräfelfing (D)· pro clima schweiz GmbH, Marthalen· Ref. Kirchgemeinde, Suhr· Restcent-Initiative der SAP SE, Walldorf (D)· Ringier AG, Zofingen· Röm.-kath. Kirchgemeinde, Kilchberg ZH· Aline Andrea Rutz-Stiftung, Zürich· Schild AG, Liestal· Schweizer Bauorden, Widnau SG· SIFIN Diagnostics GmbH, Berlin (D)· Stiftung Topas, Thalheim AG· St. Hulp Oost-Europa BUU, Monnicken- dam (NL)· Verein Haus Bruchmatt, Luzern

· Alpha-Alpen GmbH, Kölliken AG· Anwaltskanzlei Bürge & Partner, Bern· H. Bösch, Sanitär, Nesslau· Diakonieverband Ländli, Oberägeri· Einwohnergemeinde Zofingen· ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Aarau· Evang.-ref. Kirche Brittnau + Sonntagsschule· Evang.-ref. Kirchgemeinde Titus, Basel· Evang.-ref. Petruskirchgemeinde, Bern· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Binningen· Evang.-ref. Kirchgemeinde Maur, Ebmatingen· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Neftenbach· Evang. Kirchgemeinde, Nesslau SG· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Oberbipp· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Richterswil· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Uznach & Umgebung· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Wildhaus-Alt St. Johan· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Zürich-Friesenberg· Evang.-ref. Pfarramt, Oberbipp· Gemeinnütziger Frauenverein, Brittnau· E. Häusermann AG, Immobilien, Lenzburg

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SCHWIERIGE POLITIK DER KINDERSCHUTZ- UND ADOPTIONSBEHÖRDE

Laut den Zielen der Kinderschutz- und Adoptionsbehörde (Autoritatea pentru protectia copilului si adoptie, ANPDCA, www.copii.ro), betreffend Kinderrechte für die Periode 2014 – 2020, müsste Rumänien alle Kinderheime schliessen. Die Kinder werden in Familien bzw. in familienähnliche Einrichtungen integriert. Diese Strategie wurde per Regierungsbeschluss Nr. 1113 am 12. Dezember 2014 angenommen. Im Kapitel «Allgemeine Ziele» steht unter Nummer 2, «Einhalten der Kinderrechte und Förderung der sozialen Inklusion von Kinder in Notlagen» unter Absatz fünf: «Fortsetzung des Übergangs von der institutionellen Betreu-ung der Kinder zur Betreuung in der Gemeinschaft». Hier ist auch das Verbot vorgesehen, Kinder unter drei Jahren in ein Kinderheim einzuweisen. Es steht zu lesen: «Alle klassischen Einrichtungen werden geschlossen», die Kinder werden in ihrer (erweiterten) Familie oder bei Pflegeeltern untergebracht, in familienähnliche Wohneinrichtungen integriert oder zur Adoption freigegeben.Zu jenem Zeitpunkt befanden sich 19.000 Kinder in klassischen Einrichtungen. Das Thema wurde erst im Jahre 2017 wieder aktuell: Das Sozialministerium for-derte die Sozialdirektionen in den vierzig Verwaltungskreisen auf, die Schliessung der Heime voranzutreiben. Es wurde in Zusammenarbeit und auf Empfehlung der Weltbank und UNICEF, die Gutachten erstellten, eine landesweite Liste mit den Heimen aufgestellt, die schleunigst geschlossen werden müssen.

Ein wichtiges Kriterium war die Anzahl von Kindern. So stehen beispielsweise alle Heime auf der Liste, in denen mehr als 70 Kinder betreut werden. Eigentlich sollten 2020 alle geschlossen werden, aber die Umsetzung läuft nicht reibungslos ab. Das grösste Problem liegt im Personalbereich. Laut Empfehlung der Weltbank müssten die Behörden mehr Pflegemütter, Ärzte und Psychologen anstellen, um die Rehabilitierung, Beratung und Integration der Kinder zu sichern. Dazu erklärte die Leiterin der Kinderschutzbehörde im September 2017: «Die Fortsetzung des Prozesses der Desinstitutionalisierung ist eine unserer strategischen Prioritäten. (...) Unser gemeinsames Ziel ist es, den in der Obhut des Staates befindlichen Kindern das beste Umfeld für ihre Entwicklung und Betreuung zu bieten, und die Realität zeigt, dass man in Kinderheimen den Kindern nicht die nötigen Bedin-gungen bieten kann. Ich bin davon überzeugt, dass die Schliessung der vorhan-denen Heime und das Sichern des Übergangs zu alternativen Dienstleistungen in der Gemeinschaft die einzige Lösung ist, die wir anstreben müssen.»Was auf dem Papier und laut Empfehlung der UNICEF einleuchtend und auch schön klingt, sieht – meiner Ansicht nach – anders aus.

18 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2017

Es ist eine Tatsache, dass nach wie vor zu viele Kinder verlassen werden. Es gibt weder genügend Pflege- und Adoptionsfamilien noch familienähnliche Wohn-einrichtungen. Auch die Rückführung in die Ursprungsfamilie ist in den meisten Fällen problematisch, da sich verwahrloste Familien in den wenigsten Fällen echt verändern. Oftmals kennen die verlassenen Kinder ihre biologischen Eltern nicht, haben eine traumatische oder zumindest belastende Beziehung zu ihnen. Gerade ältere Kinder werden zunehmend in die Familien zurückgeschickt, weil es zu we-nige Plätze in den Heimen hat und man zuerst die Kleineren aufnehmen muss. Auch Pflegefamilien gibt es nicht genügend; ein Problem, mit dem wir in den letzten Jahren vermehrt konfrontiert wurden. Kinder, die vielleicht schon sechs, sieben Jahre in einer Pflegefamilie gelebt haben, werden wieder abgegeben. Teilweise gehen die Pflegeeltern in Rente oder sind mit schwierigen Kindern überfordert. Dieser Einschnitt ist für jene, welche dann zum zweiten oder dritten Mal verlassen werden, äusserst schmerzlich.

Ein weiteres grosses Problem sehe ich in der Tatsache, dass es in Rumänien nach wie vor keine Institution gibt, die Sozialpädagoginnen, Erzieherinnen oder ent-sprechendes Personal ausbildet. Der Schritt, den der Staat jetzt vollziehen muss (Schliessung grosser Institutionen und Aufbau kleinerer Einrichtungen), ist grund-sätzlich notwendig, gleichzeitig müssen damit weit mehr Anpassungen einherge-hen, als nur die Kinderzahl zu verkleinern. Um eine familienähnliche Atmosphäre zu schaffen, braucht es vor allem Angestellte, die ihre Arbeit gerne tun, die sich den Kindern mit Offenheit und Wärme zuwenden und realisieren, dass sie den Erziehungsauftrag von Eltern wahrnehmen.

Die Weltbank fordert von den Behörden, dass beispielsweise mehr Ärzte ange-stellt werden. Allerdings wandern diese aus (siehe «Zahlen und Fakten»). Des-wegen hat es bereits heute nicht genug in Rumänien. Die Ausbildung der Psycho-logen ist nach wie vor rein theoretisch. So lange sich das nicht ändert, zieht es sie auch nicht in Heime, respektive in die praktische Arbeit mit den Kindern. Rumänien hat also einen langen Weg vor sich, um die Situation der verlassenen Kinder langfristig zu verbessern. Wir, als familienähnliche Einrichtung, gut ver-ankert, wahrgenommen und integriert in unserem Landkreis, sind ebenfalls her-ausgefordert, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wie und wo können wir mithelfen, die Situation der notleidenden Kinder zu verbessern? Diese Fragen werden uns wohl über einen längeren Zeitraum hinweg beschäftigen. Ich hoffe, dass sich in Rumänien mit der Zeit mehr Menschen finden werden, die sich für die Arbeit mit verlassenen und ausgegrenzten Kindern einsetzen.

SONJA KUNZ, STIFTUNGSLEITUNG

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ERFAHRUNGEN VON EINEM SECHSMONATIGEN ZIVILDIENSTEINSATZ IN GHIMBAV

Ich, Timur Bolt (25), durfte letztes Jahr meinen sechs Monate langen Zivildienst-einsatz für das Kinderheim leisten. Wenn ich daran denke, dass ich im Winter mit Gabi vom Livezii und anderen Heimkindern gegen Abend häufig auf dem kleinen Eisfeld von Ghimbav Schlittschuh laufen war, kommen weitere schöne Erinnerun-gen auf an diese sehr intensive Zeit.

Es war für mich sehr eindrücklich! Weil ich im Casa Livezii untergebracht war, dort schlafen durfte, bekam ich viel vom Heimleben der Jugendlichen mit. Es entstanden schöne Momente, beispielsweise beim Ligretto (ein Kartenspiel mit Zahlen) oder beim täglichen Mittag- oder Abendessen. Es gab natürlich auch Situationen, die nervenaufreibend waren. Was ich jedoch als sehr angenehm empfand und immer sehr geschätzt habe, war der Kontakt zu den Erzieherinnen und Erziehern.Abends beim Kochen, oder wenn die Kinder bereits im Bett waren, entstanden schöne Ge- spräche über Gott und die Welt. Meist auf Englisch, doch gegen Ende des Aufenthaltes flossen mehr und mehr rumänische Wörter in das Gespräch ein. Mit Elena habe ich mich nur auf Rumänisch unterhalten, was mir sehr gut tat. Sehr dankbar war ich für ihre Erklärungen und Umschreibungen, wenn ich ein Wort oder Zusammenhänge nicht verstanden habe.

Meine Aufgabe war es, den Innenausbau des hinteren Teils des Hauses Salix voranzutreiben. Mit Radu und Ovidiu Cristureanu habe ich wohl die meiste Zeit verbracht. Was das Bauen anging waren sie meine Kontaktpersonen. Über das Vorgehen haben wir oft diskutiert. Etwa drei Monate nach meiner Ankunft wurden stationäre Holzbearbeitungsmaschinen aus der Schweiz geliefert. Wir

Timur und Radu

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konnten nun effizienter, genauer und technisch flexibler arbeiten. So hat Karl (ein ehemaliger Schreiner), während seines Kurzaufenthalts in Ghimbav, Futtertüren hergestellt, welche ich zu einem späteren Zeitpunkt montiert habe. Die Grund-konstruktion stellen, diese mit Gipskartonplatten beplanken und die Dachschräge schiften (in eine gleichmässige Fläche ausarbeiten), waren grosse Aufgaben. Im nächsten Arbeitsschritt wurde das Täfer (Täfelung; rumänisch «Lambriu») angenagelt. Ein Dachfensterfutter musste als Übergang zu den Fenstern sauber abgeschlossen werden. Acht von diesen konnte ich mit Hilfe der Holzbearbei-tungsmaschinen herstellen.

Gerne hätte ich das Holz, das wir verarbeitet haben, direkt von einer Sägerei bezogen. Doch als wir für den Bodenaufbau von einer Sägerei in Codlea bestellt haben, gab es viel Verzögerung. Die Qualität war nicht die beste. Mir wurde da schnell klar, dass man aus der direkten Umgebung nicht einfach so Qualitätsholz beziehen kann – was im Vergleich zur Schweiz ein grosser Unterschied ist. Von den Gegebenheiten her und von dem was gewünscht und geplant wurde, mussten besonders Radu und ich Kompromisse finden, um allem bestmöglich gerecht zu werden. Dies hatte einige Diskussionsrunden gegeben, aber man fand sich irgendwie. Ich empfand diese Gespräche als sehr angenehm. Wir haben natürlich nicht nur über den Bau gesprochen. Da einiges in der Region Brasov neu für mich war, war Radu einer von jenen, mit welchen ich vieles geteilt habe: beispielsweise Unverständliches oder gewisse Abläufe im Kinderheim. Die Zeit mit Radu und Ovidiu, die Zusammenarbeit mit ihnen, die Witze und das herz-hafte Lachen sind auch nach einem Jahr sehr präsent!

Schön für mich war es auch, so herzhaft empfangen und aufgenommen zu wer-den, einerseits von den Kindern, andererseits von der ganzen Stiftung. Gerade weil ich dort sechs Monate leben durfte, wurden verschiedene und tiefe Einblicke ermöglicht. Der Sprachunterricht bei Roxana Ursu war ebenfalls eine grosse Hilfe. Es war völlig unkompliziert. Wir haben viel gelacht. Aufgrund dieser Erfahrun-gen hatte ich wiederholt das Gefühl, dass ich die rumänische Kultur angefangen habe zu verstehen. Es sind noch 120 Diensttage übrig, die ich für den Zivildienst leisten darf. Ich bin sicher, einen Teil davon würde ich sehr gerne wieder dort verbringen.

Es bleibt mir also nur vielen Dank zu sagen! An alle, die im Kinderheim ihr Werk tun, und eben nicht nur die Kinder und deren Leben positiv beeinflussen, nein, sondern auch dasjenige der Besucher, wie ich einer sein durfte!

TIMUR BOLT Zivildienstleistender; vom 9. Januar bis 3. Juli 2017 in Ghimbav

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RÜCKBLICK UND GEDANKEN ZUM AUSTRITT

Abschiedsworte von Doris Marti, vorgetragen an der GV vom 12.05.2017, gekürzt

Ich möchte gerne schildern, was für mich das Eindrücklichste ist und dieses Pro-jekt auszeichnet. Ich möchte dabei die Punkte erwähnen, welche von Anfang an bis heute prägend waren. Dafür habe ich alle Jahresberichte von 1995 – 2016 durchgesehen. Es hat mich emotional sehr berührt, mir in der schnellen Abfolge die Entwicklung der Kinder, sowie die Entwicklung des gesamten Projektes nochmals vor Augen zu führen. Ich bin 1998 zum Verein gestossen und wurde Vorstandsmitglied.

Eine kleine Anekdote: Kurz nach meinem Eintritt in den Verein besuchte ich das Kinderheim. Ich lernte Ionel, dreieinhalbjährig, ken- nen, der als zehntes Kind auf-genommen wurde. Er konnte nicht sprechen und gehen, war ausgemergelt und hatte orangene Haare wegen der Mangelernährung. Heute ist Ionel zwanzig, lebt allei-ne in einer Einzimmerwoh-nung in Ghimbav, arbeitet im Nähatelier, kann Auto fahren, hilft viel im Kinderheim aus und begleitet die Lager mit. Er ist ein sehr sympathischer, offener und feinfühliger junger Mann!

Das kontinuierliche Wachstum ist eindrücklich. Einerseits bedingt durch die Auf-nahme von neuen Kindern und den vielen Nebenprojekten, wie beispielsweise die Aufgabenhilfe, andererseits wegen der zeitintensiven und regelmässigen Bau- und Renovationsarbeiten; fast immer angeleitet und zum Teil selber ausgeführt von Christof Deutsch.

Die Aufnahme oder Nichtaufnahme der Kinder war immer eine schwierige und ethische Frage. Die Kinder waren in der Mehrheit sehr herausfordernd, da sie wegen ihrer frühkindlichen Verwahrlosung und Vernachlässigung in der

Deea (8), Codi (13), Peti (8), Doris und Iani (17)

Entwicklung zurückgeblieben waren und besondere Bedürfnisse hatten. Beim Durchblättern der Jahresberichte ist mir aufgefallen, dass es von Beginn weg Schwierigkeiten mit den Behörden gab und uns wenig Verständnis, Kooperation oder Unterstützung entgegengebracht wurde. Das hat sich mit der Zeit geändert, aber nicht wirklich gebessert, weil immer wieder neue Auflagen dazu kamen. Es gab und gibt mitunter viel Absurdes. Wir hatten von Anfang an sehr gutes und motiviertes Personal, das jedoch bis heute schwierig zu finden ist. Deshalb gibt es enge Personalsituationen. Die Leitungspersonen sind zudem oft überlastet.

Seit der Gründung ist das Kinderheim gut in die Dorfgemeinschaft eingebettet und es bestehen vielfältigste Aussenbeziehungen. Es wurden viele Projekte zugun- sten notleidender Familien in Ghimbav und Umgebung auf die Beine gestellt, die noch heute bestehen.

Die Vereinsarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sehr viele motivierte Mitglieder und Spender dabei sind und uns die Treue halten. Über die Jahre hatten wir mit einigen Schwankungen eine gute finanzielle Basis, was nicht selbstverständlich ist. Zudem zeigen unsere Spender eine sehr grosse Eigeninitiative und führen viele Spendenaktionen durch. Der Spenderkreis zeichnet sich durch Beständigkeit und Verbundenheit mit dem Kinderheim aus. Viele kennen das Kinderheim per-sönlich. Wir Vorstandsmitglieder pflegen vielfältigen Austausch mit den Verant-wortlichen, Mitarbeitern und Kindern vor Ort. Dies fördert das Verständnis und die Motivation.

Fazit: Vieles fügte sich scheinbar, ist organisch gewachsen und dennoch mit unzähli-gen Auseinandersetzungen verbunden. Wie konnte das Projekt trotz den vielen widrigen Umständen bestehen?! Diese Frage habe ich mir tatsächlich gestellt, da es überhaupt nicht selbstverständlich ist, so lange mit der gleichen Motiva-tion die stetig steigenden Anforderungen zu bewältigen. Es hat damit zu tun, dass die Ausrichtung und das Ziel von Anfang an absolut klar waren. Man ist nie davon abgewichen und sieht nach wie vor die Notwendigkeit, verlassene und benachteiligte Kinder zu unterstützen. Mit diesem klaren Fokus meisterten wir viele Hürden. So werden auch zukünftige gemeistert. Zu verdanken ist dies den unzähligen Menschen, hier wie dort, welche dieselben Grundsätze haben und den besonderen «Spirit» mittragen und mitprägen. Ich möchte an dieser Stelle gerne die ausserordentlichen Leistungen von Sonja und Maria hervorheben: Ohne sie beide wäre das Gesamte nicht möglich gewesen. Es ist ein grosses Glück, dass dieser «Spirit» auch von den beiden neuen Leitungspersonen, Carmen und Monica, gelebt wird.

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AUSBLICK

Jeder Ausblick ist eine Momentaufnahme der Gegenwart, die Anhaltspunkte liefert, um zukünftige Aufgaben zu erkennen. Unerwartetes gehört, besonders in unserem Tätigkeitsbereich, dazu. Dennoch sollte es keine Wunschliste wer-den. Wäre es eine, könnten Sie in den folgenden Zeilen deren ungefähren Inhalt erahnen. Zum ersten Mal seit langem bereitet das Budget für das Jahr 2018 dem Vorstand etwas Unbehagen. Zwar war das vergangene Jahr von der Spenderfreu-digkeit eines der besten seit je – dafür sei an jeder erdenklichen Stelle herzlichst gedankt! – nur sind parallel dazu die Löhne und andere Ausgaben unserer vielfäl-tigen Tätigkeiten ebenfalls stetig gewachsen. Wie wir im Bericht «Sozialhilfe» gesehen haben, bleibt unsere Stiftung auch im Brennpunkt der Armutsbekämp-fung. Wir können nicht einfach wegschauen. So sehen wir uns vor die Herausfor-derung gestellt, ca. Fr. 360'000.– an Spenden zu finden. Als ich vor acht Jahren im Vorstand begann, war es ein Drittel weniger. Unsere strategische Reserve schmilzt – ein eher ungemütlicher Zustand.

Natürlich gibt es viele Gründe, optimistisch zu sein. Die Spenden, welche die Rude- rer von SwissMocean generiert haben, stehen teilweise noch aus. Und mit den zwei neuen Vorstandsmitgliedern, Franziska Röder und Roli Schneider, kommt neuer und frischer Wind in unsere Stiftung. So intensivieren wir in diesem Jahr unsere Anstrengungen besonders im Fund-raising, was eine schöne, spannende und – mit Glück – ergiebige Aufgabe ist.Trotzdem bleiben wir auf Ihre Hilfe angewiesen, in dem Sie direkt spenden oder von uns erzählen: Persönlicher Kontakt und Eigeninitiative haben schon immer unser Netzwerk und das Kinderheim getragen. Wir bedanken uns herzlich für die bereits heute bekannten und beabsichtigten Sammel- und Spendenaktionen in der ganzen Schweiz.

In Rumänien stehen ebenfalls wichtige Entscheidungen bevor. Verändern wird sich das Zusammenleben im Casa Livezii. Anfangs Jahr zog Florin aus, Alex will bald folgen, und Daniel (19) beendet seine Schulzeit. Traian (18) will ebenfalls ausfliegen. Es bleiben mit Gabriel (13), Anton (14) und Radu (15) nur drei Jungs, und es ist nicht einfach, diese Gruppe aufzustocken oder in einem anderen Haus zu integrieren. Unser Ziel bleibt, kleinere Kinder zu übernehmen. Somit hoffen wir, dass sich im Livezii eine für alle Seiten befriedigende Lösung abzeichnet.Bauliche Massnahmen stehen im Livezii ebenfalls an. Die Isolierung im Dachstock wird bereits verbessert, ein neuer Lagerschuppen würde die Situation im Salix etwas entspannen. Falls genug Geld vorhanden ist, könnte man dort den hintersten

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Teil renovieren, weil das Dach sowieso saniert werden muss. Dann stünden unse-ren Besuchern zwei Gästezimmer mit kleiner Küche zur Verfügung.

Im Auge behalten werden muss die sich schnell verändernde und unberechen-bare politische Situation. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Seilziehen zwischen Kor-ruptionsbekämpfung und Ausweitung derselben unentschieden. Wegen laufend ändernder Gesetze und Zuständigkeiten wächst für unsere rumänische Adminis-tration die Belastung weiter. Es erinnert an vergangen geglaubte Zeiten. Für die Mitarbeitenden vor Ort war und ist dieser Zustand nicht einfach.

Was aber unsere Heimleiterinnen und Erzieherinnen in Rumänien auszeichnet (und sie längst praktizieren), tut uns im Hinblick genannter Herausforderungen bestimmt auch gut: Geduldiger Optimismus und Zuversicht sind die besten Weg-weiser für eine weiterhin erfolgreiche Tätigkeit, nicht nur in diesem Jahr.

Für den Vorstand

BENEDIKT ERHARDT

Nicu (23) und Mihai (25)Bild rechts: Lidi (22), Sonja, Ionel (21), Maria, Anna (24), Beatrice

RECHNUNGSPRÜFER

Peter Honegger, Muttenz

Doris Steiner, Giebenach

PATRONATSKOMITEE

Thüring BrämDirigent und Komponist, Basel

Ruth EptingPfarrerin, Dr. h.c., Basel

Martin FuhrerSchweizerisches Rotes Kreuz, Berater, Bern

Dr. Ronnie GundelfingerZentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Zürich

Josef MoserTheologe, Luzern

Andreas VollenweiderMusiker und Komponist, Zürich

Der Verein «Pentru copii abandonati» ist vom Steueramt Basel-Stadt als gemein-nützig anerkannt und auf der Liste der gemeinnützigen Institutionen zuhanden der Steuerämter aufgeführt.

A S I R E VArbeitskreis Strassenkinder in Rumänien e.V., Schriesheimc /o Johannes GürlichFriedhofstrasse 10bD - 69231 Rauenberg

BankverbindungSparkasse Rhein - Neckar-Nord, 69191 SchriesheimIBAN DE93 6705 0505 0067 0143 67BLZ 670 505 05

[email protected]

Pentru copii abandonatiSchützenmattstrasse 514051 Basel

Postkonto 40 - 466-5IBAN CH92 0900 0000 4000 0466 5BIC POFICHBEXXX

[email protected]

PeCA pentru copii abandonatifür verlassene Kinder in Rumänien