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Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologie Klinische und Gesundheitspsychologie M. Heine Persönlichkeitsstörungen Persönlichkeitsstörungen Theoriegeschichtliche Theoriegeschichtliche Perspektive Perspektive

Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, FachgebietFachgebiet Klinische und GesundheitspsychologieKlinische und Gesundheitspsychologie

M. Heine

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Theoriegeschichtliche Theoriegeschichtliche PerspektivePerspektive

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Zur Geschichte

der Klassifi-

kation von

Persönlich-

keitsstörungen

Fiedler definiert Persönlichkeit und Persönlichkeitseigen-schaften eines Menschen als „Ausdruck der für ihn charakteristischen Verhaltensweisen und Interaktionsmuster,mit denen er gesellschaftlich-kulturellen Anforderungen und Erwartungen zu entsprechen und seine zwischenmensch-lichen Beziehungen auf der Suche nach einer persönlichen Identität mit Sinn zu füllen versucht. Dabei sind jene spezifischen Eigenarten, die eine Person unverkennbar typisieren und diese zugleich von anderen unterscheiden, wegen ihrer individuellen Besonderheiten immer zugleich von sozialen Regeln und Erwartungen mehr oder weniger abweichende Handlungsmuster.“ (S. 3)

M. Heine

Definition von „Persönlichkeit und Persönlichkeitseigenschaften“

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Geschichte

der Klassifi-

kation von

Persönlich-

keits-

störungen

(1) Persönlichkeitseigenschaften werden üblicherweise erst dann unter dem Begriff „Persönlichkeitsstörung“ subsumiert, wenn die Betroffenen erkennen lassen, daß sie auf diese Eigenschaften fixiert sind und zugleich darunter deutlich leiden oder wenn die soziale Abweichung eine solche Form oder solches Ausmaß aufweist, daß die Sozietät davon sich drastisch beeinträchtigt fühlt.

M. Heine

Definition von „Persönlichkeitsstörung“

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Zur

Geschichte

der Klassifi-

kation von

Persönlich-

keits-

störungen

1. Das Stigmatisierungsproblem

2. Die Personenperspektivierungeiner Beziehungsstörung

M. Heine

2 Grundprobleme der Diagnostik

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

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M. Heine

Typisierung bei Kant

In seiner späteren „Anthropologie in pragmatischer Absicht“ (1798) unterscheidet Kant:

das sanguinische Temperament des Leichtblütigen (S. 628),

das melancholische Temperament des Schwermütigen (S. 629),

das cholerische Temperament des Warmblütigen (S. 629) und

das phlegmatische Temperament des Kaltblütigen (S. 630) (hier werden dezidiert Stärken und Schwächen aufgeführt)

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente des Gefühls

Kant (1798): das sanguinische Temperament des Leichtblütigen (S. 628),

„Der Sanguinische „ist sorglos und von guter Hoffnung; gibt jedem Dinge eine große Wichtigkeit, und den folgenden mag er daran nicht weiter denken. Er verspricht ehrlicherweise, aber hält nicht Wort: weil er vorher nicht tief genug nachgedacht hat, ob er es auch zu halten vermögend sein werde. ... Er ist ein guter Gesellschafter, scherzhaft aufgeräumt, mag keinem Dinge gerne große Wichtigkeit geben (Vive la bagatelle!) und hat alle Menschen zu Freunden. Er ist gewöhnlich kein böser Mensch, aber ein schlimm zu bekehrender Sünder, den zwar etwas reuet, der aber diese Reue (die nie ein Gram wird) bald vergißt. ...“

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente des Gefühls

Kant (1798): das melancholische Temperament des Schwermütigen (S. 629),

„Der zur Melancholie Gestimmte (nicht der Melancholische; denn das bedeutet einen Zustand, nicht den bloßen Hang zu einem Zustande) gibt allen Dingen, die ihn selbst angehen, eine große Wichtigkeit; findet allerwärts Ursache zu Besorgnissen und richtet seine Aufmerksamkeit zuerst auf die Schwierigkeiten:“ er denkt tief, so wie der Sanguinische „nur ober-flächlich denkt. Er verspricht schwerlich; weil ihm das Worthalten teuer, aber das Vermögen dazu bedenklich ist. Nicht, daß dieses alles aus moralischen Ursachen geschähe ( ... ), sondern weil ihm das Widerspiel Ungelegenheit, und ihn eben darum besorgt, mißtrauisch und bedenklich, dadurch aber auch für den Frohsinn unempfänglich macht - “

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente der Tätigkeit

Kant (1798): das cholerische Temperament des Warmblütigen (S. 629),„Man sagt von ihm: er ist h i t z i g; brennt schnell auf, wie Strohfeuer; läßt sich durch Nachgeben des anderen bald besänftigen, zürnt alsdann, ohne zu hassen, und liebt wohl gar den noch desto mehr, der ihm bald nachgegeben hat.

Seine Tätigkeit ist r a s c h, aber nicht anhaltend.- Er ist geschäftig, aber unterzieht sich selbst ungern den Geschäften, eben darum weil er es nicht anhaltend ist, und macht also gern den bloßen Befehlshaber, der sie leitet, aber selbst nicht ausführen will. Daher ist seine herrschende Leidenschaft Ehrbegierde; er hat gern mit öffentlichen Geschäften zu tun und will laut gepriesen sein. …..

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente der Tätigkeit

Kant (1798): das cholerische Temperament des Warmblütigen (S. 629),„ … Er liebt daher den Schein und Pomp der Formalitäten; nimmt gerne in Schutz und ist dem Scheine nach großmütig, aber nicht aus Liebe, sondern aus Stolz; denn er liebt sich mehr selbst.- Er hält auf Ordnung und scheint deshalb klüger als er ist. Er ist habsüchtig, um nicht filzig zu sein; ... hat gerne irgend einen Schmeichler, der das Stichblatt seines Witzes ist, leidet mehr Kränkungen durch den Widerstand anderer gegen seine s t o l z e n Anmaßungen, als je der Geizige durch seine h a b –s ü c h t i g e n, ... . - - Mit einem Wort, das cholerische Temperament ist unter allem am wenigsten glücklich, weil es am meisten Widerstand gegen sich aufruft.

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente der Tätigkeit

Kant (1798): das phlegmatische Temperament des Kaltblütigen (S. 630),

„P h l e g m a bedeutet A f f e k t l o s i g k e i t, nicht Trägheit (Leblosigkeit), und man darf den Mann, der viel Phlegma hat, darum so fort nicht einen Phlegmatiker, oder ihn phlegmatisch nennen, und ihn unter diesem Titel in die Klasse der Faulenzer setzen.

Phlegma als S c h w ä c h e, ist Hang zur Untätigkeit, sich durch selbst starke Triebfedern zu Geschäften nicht bewegen zu lassen. ...die Neigungen gehen nur auf Sättigung und Schlaf. …. →

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M. Heine

Typisierung bei Kant: Temperamente der Tätigkeit

Kant (1798): das phlegmatische Temperament des Kaltblütigen (S. 631),„ … Phlegma als S t ä r k e, ist dagegen die Eigenschaft: nicht leicht oder rasch, aber, wenn gleich langsam doch anhaltend bewegt zu werden. ... Er gerät nicht leicht in Zorn, sondern bedenkt sich erst, ob er nicht zürnen solle; ....

Mit einer ganz gewöhnlichen Dosis der Vernunft, aber zugleich diesem Phlegma, von der Natur ausgestattet, ohne zu glänzen und doch von Grundsätzen, nicht vom Instinkt ausgehen, hat der Kaltblütige nichts zu bereuen. Sein glückliches Temperament vertritt bei ihm die Stelle der Weisheit und man nennt ihn, selbst im gemeinen Leben oft den Philosophen.“

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M. Heine

Phillippe Pinel (1809): erstmals eine nosologischeEinordnung gestörter Persönlichkeiten

Esquirol führte 1838 mit seiner Lehre von den Monomanien die Systematik von Pinel fort.

Morel vertrat (1857) die Auffassung, daß Dissozialitätund Kriminalität zwar durch schädliche Umwelteinflüsse entstehen könnten, daß sie aber, wenn sie zur Gewohnheit geworden seien, durch Vererbung weitergegeben würden und sich von Generation zu Generation noch ausweiten würden, bis die Träger dieser Eigenschaften schließlich aussterben würden.

Lombroso (1876): vertritt die These vom „geborenen Kriminellen“

Typisierung bei P. Pinel, Esquirol, Morel, Lombroso

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M. Heine

Typisierung bei J. L. A. Koch

J. L. A. Koch (1891 – 1893): Die psychopathischen Minderwertigkeiten (Bd. 1 – 3). → Der Begriff „Psychopathie“ wurde um die Jahrhundertwende weltweit zum psychiatrischen Oberbegriff für Persönlichkeitsstörungen; sein Begriff von den psychopathischen Minderwertigkeiten hat erheblich zum Negativbild von Persönlichkeits-störungen beigetragen. Koch unterschied – in Anlehnung an die französischen Degenerationslehren –- Menschen mit angeborenen psychopathischen Degenerationen- Menschen mit einer angeborenen psychopathischen Disposition - Menschen mit angeborener psychopathischer Belastung

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M. Heine

Typisierung bei Koch, E. Kraepelin,

E. Kraepelin: → 7 Haupttypen extrapoliert:

die Erregbaren, die Haltlosen, die Triebmenschen, die Verschrobenen, die Lügner und Schwindler, die Gesellschaftsfeinde und die Streitsüchtigen.

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M. Heine

- E. Kretschmer: Hauptwerk

Typisierung bei E. Kretschmer

: Körperbau und CharakterEr rekurriert darin auf die TemperamentenlehreKant´s und stellt dann auf der Basis von körperbaulichen Untersuchungen an schizophrenen und manisch-depressiven Patienten Zusammenhänge her zwischen Konstitution, Temperament und Körperbau.der leptosome Körperbau mit schizothymemTemperament und schizoider Erkrankung,der pyknische Körperbau mit zyklothymemTemperament und zykloider Erkrankung,der athletische Körperbau mit viskösem Temperament und epileptoider Erkrankung.

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M. Heine

Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923)

- 10 Formen psychopathischer Persönlichkeiten

Typisierung bei Kurt Schneider

- die Hyperthymen: heiter, betriebsam, zugleich unkritisch, unvorsichtig, selbstsicher bis haltlos, streitsüchtig; mitunter Neigung zur Übertreibung und zum Lügen;

- die Depressiven: pessimistisch, skeptisch, depressiv verstimmt, unglücklich, zugleich schwermütig; die Vergangenheit erscheint wertlos, die Zukunft bedrohlich;

- die Selbstunsicheren: mit den beiden Unterformen der Ängstlich-Sensitiven und der Zwanghaft-Anankastischen;

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M. Heine

Typisierung bei Kurt Schneider

Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923)

10 Formen psychopathischer Persönlichkeitendie Fanatischen: entweder expansive, aktive Personen, die streng persönliche Überwertigkeiten verfechten; andererseits das querulatorischeVerfechten und Zurschautragen allgemeiner Ideen und Normvorstellungen; schließlich überzeugte Sektierer;die Geltungsbedürftigen: übertrieben, aufdring-lich, theatralisch, phantasiereich, exzentrisch, Neigung zu Pseudologia phantastica; den Begriff „hysterisch“ lehnt Schneider wegen seiner weit-reichenden theoretischen Implikationen ab; →

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M. Heine

Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923)

10 Formen psychopathischer Persönlichkeiten

Typisierung bei Kurt Schneider

die Stimmungslabilen: leicht auslösbare extreme Stimmungsschwankungen zwischen grob, brutal, Jähzorn, Affektkrisen, spontanen Rauschzu-ständen einerseits und plump, vertraulich, süßlich, bigott, egozentrisch andererseits; Unstetigkeit, Fortlaufen, Fortbleiben, Veränderungssucht;die Explosiblen: im allgemeinen zwar angepaßtund ruhig, jedoch leicht erregbar und zu spontaner Gewalttätigkeit und überhaupt zu Kurzschluß-reaktionen neigend. Kurt Schneider stellt aber zugleich in Frage, ob diese Kategorie nicht in den übrigen Typen aufgehe, weil Impulsdurchbrüche auch bei den meisten anderen Kategorien vorzufinden seien; →

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M. Heine

Typisierung bei Kurt Schneider

Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923)

10 Formen psychopathischer Persönlichkeiten

die Gemütlosen: umfaßt die Gruppe der bis dahin als „antisozial“ und „gesellschaftsfeindlich“ bezeichneten Persönlichkeiten; fehlendes Gefühl für Moral und Normen, unverbesserlich; Neigung zu Kriminalität auf der einen, erstaunliche Leistungen „stahlharter Naturen“ in Führungs-positionen auf der anderen Seite; (vgl. Bach / Heine: Jacobi: the gamesmen, jungle-fighter);

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Typisierung bei Kurt Schneider

Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923)

10 Formen psychopathischer Persönlichkeiten

die Willenlosen: abhängige Menschen ohne Widerstand, gutartig, anspruchslos, verführbar, schwankend „wie ein Rohr im Winde“, unzuverlässig;die Asthenischen: überempfindlich, überstark auf körperliche Symptome reagierend, körperlich leicht versagend, Insuffizienzgefühle.

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Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Die CharakterstörungenTypologie bei Freud (1)

Freud (1908): Charakter und Analerotik. Freud beschreibt die „zwanghaften Tugenden“: Ordnungsliebe, Sparsamkeit und Eigensinn als Ausdruck der Abwehr bestimmter libidinöser Tendenzen.Freud (1913): Zur Disposition der Zwangsneurose. Freud spezifiziert die Unterschiede zwischen dem „analen Charakter“ und der „Zwangsneurose“ und weist sie als zwei unterschiedliche Möglichkeiten der Fixierung bzw. Regression auf die infantile Konfliktsphäre mit der analen Wunschwelt aus.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Die CharakterstörungenTypologie bei Freud (2)

Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Freud (1931): Über libidinöse Typen. Unter Bezugnahme auf seine Instanzenlehre beschreibt Freud hier drei grundlegende Typen von Charakterbildung, die sich jeweils aus einer verzerrenden Dominanz einer Instanz herausbilden können:Der erotische Charaktertypus: vorrangige Orientierung am psychosexuellen Triebgeschehen des EsDer zwanghafte Charakter: vorrangig an den äußeren Normen und den Inhalten des ÜberichorientiertDer narzißtische Charakter: die eigene Person, das „Ich“, steht im Mittelpunkt des Interesses

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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M. Heine

Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Die CharakterstörungenTypologie bei Karl Abraham

Abraham (1925) beschreibt in Ergänzung zu Freuds Studie über den anal-zwanghaften Charakter den oralen und den genitalen Charakter. Der orale Charakter wird zudem in zwei Subtypen untergliedert: den „oral-festhaltenden“ (d.h. dependenten) und den oral-sadistischen Typus. Der genitale Charakter stelle den psychischen Niederschlag einer positiven Bewältigung des ödipalen Konflikts dar; bei einer unzureichenden bzw. gestörten Verarbeitung des ödipalen Konflikts könne sich ein hysterischer Charakter, z.B. nach dem Rachetypus herausbilden.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Überblick

über die

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Persönlich-

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M. Heine

Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Die CharakterstörungenTypologie bei Karl Abraham

Für Abraham bezeichnet „Charakter“ die „Gesamtheit der triebhaften Reaktionen des Einzelnen auf das Gemeinschaftsleben“. (S. 136 f) Er bindet damit überdauernde Dispositionen des Triebes an die kulturspezifischen Erwartungen der Sozietät. Außerdem betont Abraham, daß die interpersonellen Wirkungen und Rückwirkungen von spezifischen charakterlichen Ausprägungen nicht übersehen werden sollten.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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über die

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M. Heine

Die CharakterstörungenTypologie bei Franz Alexander

Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Alexander (1928) differenziert in seiner Publikation über den „neurotischen Charakter“ zwischen den „Symptomneurosen“ und den „neurotischen Charakteren“.„Neurotische Symptome seien wegen der symptomatisch (d.h. zeitweilig) hervortretenden Abwehr unbewußter Tendenzen immer regressiv, autoplastisch und würden vom Ich abgelehnt“.„Im Unterschied dazu führe die Konfliktabwehr bei Vorliegen eines neurotischen Charakters zum regressiv-alloplastischen, die Umwelt beeinflussenden Agieren, das zugleich die Möglichkeit von Schuldgefühlsreaktionen impliziere.“ (Fiedler, a.a.O., S. 57)

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Überblick

über die

Typisierung

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Persönlich-

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M. Heine

Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen

Typologie bei Wilhelm Reich (1)W. Reich bestreitet schon 1925 und erneut in seiner recht bekannt gewordenen Publikation „Die Charakteranalyse“ (1933) die prinzipielle Unterschiedlichkeit der Abwehrtätigkeit bei Symptomneurotikern und bei neurotischen Charakteren, sondern begreift den Charakter als Ergebnis einer sehr langwierigen und subtilen Triebabwehr durch das Ich.Das neurotische Verhalten im Rahmen der Charakterneurose gehe auf die gleichen Ursprünge wie die neurotischen Symptome zurück, hier seien die Symptome nur besser integriert, die Abwehr sei noch elaborierter als bei der Symptomneurose.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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M. Heine

Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen

Typologie bei Wilhelm Reich (2)Habe sich der Charakter einmal herausgebildet, komme ihm vor allem Schutz- und Abwehrfunktion zu.„Charakter binde Impulse in durchgängigen Verhaltens- und Reaktionsmustern, reduziere damit zugleich die Flexibilität einer Person und forme einen >>Panzer<< gegen die Innenwelt mit einer für die Außenwelt deutlich sichtbaren Einengung des Handlungsspielraums“. (Fiedler, a.a.O., S. 58)Bewertung: Ohne daß deshalb die Überlegungen von Reich als obsolet gelten müssen, ist theoriegeschichtlich doch die Alexander´scheUnterscheidung von autoplastischer und alloplastischer Symptomatik stärker relevant geworden.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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störungen

M. Heine

Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen

Typologie bei O. Fenichel

Fenichel nimmt in seinem damaligen, umfassenden Werk „Psychoanalytische Neurosenlehre“ (1945) die Freud´sche These wieder auf, wonach bestimmte Formen der Abwehr bevorzugt bei bestimmten Formen von psychischen Störungen und Charakterbildungen zu beobachten seien.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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störungen

M. Heine

Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen

Typologie bei O. FenichelSo reklamiert Fenichel

für den hysterischen Charakter die Verdrängung als typische Abwehrform;

für den Zwangscharakter die Abwehrmechanismen: Reaktionsbildung, Isolierung, Intellektualisierung;

für den depressiven Charakter die Abwehr der Introjektion;

Für den paranoiden Charakter den Abwehrmechanismus der Projektion.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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M. Heine

Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (1)Im Rahmen der Ich-Psychologie wird der Begriff des Charakters entpathologisiert.

Hartmann (1939) geht aus von einer primären und sekundären Autonomie des Ichs. Die Wahrnehmung, Kontrolle der Motorik, das Gedächtnis und das Denken stellen demnach Funktionen im Rahmen der primären Autonomie des Ichs dar. „Erst wenn diese Funktionen in den Dienst der Triebregulation gestellt werden, werden sie (sekundär) um die Abwehr organisiert. …. →

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (2)

… Daraus kann sich nun jedoch – und dies ist die sekundäre Autonomie – wiederum eine eigendynamisch regulierte Funktionseinheit bilden, die ihrerseits eigenen Regulationsprin-zipien gehorcht. Diese stellen zugleich eine Möglichkeit der Charakterausformung – auch der positiven – dar, als die ursprünglich zur Triebabwehr eingesetzten Ich-Funktionen (z. B. Ordnungsliebe zur Abwehr analer Triebe) durch die Person weiterentwickelt und mit Lustgewinn ausdifferenziert werden können“ (z. B. besonders scharf denken, ordnen, abstrahieren können)“ (Fiedler, a.a.O., S. 61)

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (3)

- Hartmann (1950): Einführung des Begriffs des Selbst als Begriff für das „Gesamt der Persönlichkeit eines Menschen“ - Daraus resultierte: Über die Aspekte der

triebhaften Besetzung von sich und den Anderen hinaus konnten nun weitere Dimensionen der kognitiv-affektiven Beziehungen, die eine Person zu anderen entwickelt, betrachtet werden.

- Mit dem Bemühen um die Analyse der inneren Repräsentanzenwelt, der sog. Selbst-Reprä-sentanzen und der Objekt-Repräsentanzen, wurde der Gegenstand der Psychoanalyse noch erweitert.

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (4)- Der Begriff „Selbst-Repräsentanzen“

bezeichnet die Art, wie eine Person „zwischenmenschliche Beziehungen auf sich selbst hin erlebt, aufbaut und ausgestaltet, d.h. welche Bilder und Phantasien sie über sich selbst hat und welches Selbstverständnis sie dabei von sich entwickelt.“ (Fiedler)

- Der Begriff „Objekt-Repräsentanzen“ bezeich-net die Art, wie die Person ihre innere Welt auf andere Personen hin erlebt, aufbaut und aus-gestaltet, d.h. welche Phantasien und Bilder sie über ihre Bezugspersonen entwickelt und mit welchen Vorannahmen sie diesen begegnet.

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (5)- Wichtig ist hier anzumerken, daß die Welt der

inneren Objektbeziehungen eine Ausge-staltung erfahren kann, „ohne daß die Selbst-und Objektrepräsentanzen den tatsächlich ablaufenden Interaktionen entsprechen müssen.

- Gerade die Besonderheiten der Abweichungintrapsychischer Selbst- und Objektrepräsen-tanzen von tatsächlich vorhandenen oder auch fehlenden Objektbeziehungen erfüllen wesent-liche Funktionen – insbesondere die zur Erlan-gung oder zum Behalt einer grundlegenden Selbstsicherheit in interpersonellen Krisen.“ (Fi dl S 62)

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der Ich-

Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (6)- Die neue ich-psychologische Perspektive hat auch in

der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie neue Überlegungen und Fragestellungen angestoßen. Z. B. hat Hartmann (1964) jenseits der traditionellen drei-phasigen Triebentwicklung drei Phasen der Objektbeziehungsfähigkeit konstruiert:

- a) die sehr frühe Entwicklungsphase des primären Narzißmus (Selbst- und Objektrepräsentanzen noch nicht getrennt)

- b) die Phase der bedürfnisbefriedigenden Objekte, in deren Verlauf die Objektrepräsentanzen zunehmend von den Selbstrepräsentanzen differenziert werden können

- c) die Phase der Objektkonstanz (zunehmende Unab-hängigkeit von eigenen Bedürfnissen und Affekten beim Erleben des anderen, Fähigkeit zur Mentalisierung)

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (7)- M. Mahler (1968) hat auf der Basis intensiver

Beobachtungen von Säuglingen und Kleinkindern die Entwicklungslinie von der Symbiose zur Loslösung / Individuation in fünf Subphasenunterteilt:a) Symbiose; b) Differenzierung; c)Übungsphase;d) Wiederannäherung; e) Konsolidierung der

Individualität und Anfänge einer emotionalen Objektkonstanz

Nach Mahler et al. (1975) können frühe Inter-aktionsstörungen, die sich im Spannungsfeld von dem Streben nach Symbiose und Auto-nomie ereignen, Symptombildungen schon in der Kindheit und bestimmte Charakterab-weichungen nach sich ziehen.

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Psychoanalytische KonzeptentwicklungenDie Charakterstörungen in der Perspektive der

Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (8)- Fiedler (S. 64) faßt zusammen:- „Persönlichkeitsstörungen werden jetzt

ausdrücklicher, als dies im Kontext der Triebtheorie möglich war, als persönliche Antwort oder Umgangsweisen mit komplexen Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltensausdeutbar. Sie lassen sich ätiologisch auf (traumatisierende oder konflikthaltige) Beziehungs-störungen im Verlauf der kindlichen Entwicklung zurückführen, …. Sie werden aktuell verständlich als nachwirkender Ausdruck ungünstiger Bezie-hungserfahrungen, Entwicklungsverzögerungen oder Interaktionseinseitigkeiten in der Kindheit, …

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Psychoanalytische Konzeptentwicklungen

Die Charakterstörungen in der Perspektive der Ich-Psychologie und der beginnenden Objektbeziehungspsychologie (9)

- S.O. Hoffmann hat in seiner Habilitationsschrift „Charakter und Neurose“ (1986) das Verhältnis von Charakter und Neurose folgendermaßen bestimmt:

- 1. Charakter als Basis der Neurose

- 2. Charakter als Alternative zur Neurose

- 3 Charakter als Parallele zur Neurose

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Interpersonelle Perspektiven

Aus einer kritischen Auseinandersetzung mit den traditionellen triebtheoretischen Annahmen der Psychoanalyse haben sich - z. T. noch zu Lebzeiten Freuds - alternative Auffassungen entwickelt.

Meist haben sie die postulierte Präponderanz des Sexualtriebs in Frage gestellt und statt dessen dem Einfluß von kulturellen und sozialen Faktoren eine größere Bedeutung zuerkannt.

Von jenen Kritikern sollen hier nur die folgenden genannt werden:Alfred Adler; Carl Gustav Jung; Erik Erikson; Erich Fromm; Harry Stack Sullivan.

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Interpersonelle Perspektiven

Alfred Adler gründete unter dem Namen „Individualpsychologie“ seine eigene Therapieschule.

Er führte die sexuellen Störungen nicht auf Triebabwehrprozesse zurück, sondern auf Störungen der sozialen Einordnung, die sich aus zwischenmenschlichen Konflikten ergäben.

Den Ausgangspunkt bilden nach seiner Theorie konstitutionell-organische Unterschiede zwischen den Menschen. Die Erkenntnis, einem fiktiven Ideal nicht genügen zu können, lasse die Vorstellung einer „Organminder-wertigkeit“ entstehen, die Unterlegenheits-oder Minderwertigkeitsgefühle hervorrufen könne.

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Interpersonelle Perspektiven

Alfred Adler: Um jenen Minderwertigkeitsgefühlen nicht in dem

Maße ausgesetzt zu sein, würden frühzeitig Bemühungen unternommen, die angenommene „Organminderwertigkeit“ zu kompensieren.

In der gesunden Persönlichkeitsentwicklung seien die Kompensationsversuche auf das Bestreben gerichtet, Kenntnisse, Fähigkeiten Kompetenzen zu erwerben, „und dies führe in aller Regel zu einem sozial integrierten und sozial verantwortlichen Verhalten und zu einem gesunden Gemeinschaftsgefühl.

In der neurotischen Persönlichkeitsentwicklung würden nicht „sinnvolle Kompensationen“ gewählt, sondern der sozialen Integration

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Interpersonelle Perspektiven

Alfred Adler: Bei derartigen neurotischen Lebensstilen

seien dann Macht- und Geltungs-streben, Konkurrenz oder Abgrenzung akzentuiert.

Adler mißt den Rückwirkungen und Einflüssen der frühen Erziehungs-situation große Bedeutung bei. Die weitere Entwicklung sei wesentlich davon abhängig, ob das Kleinkind wegen seiner Sonderstellung gede-mütigt und ausgegrenzt werde oder bevorzugt, verzogen oder verwöhnt.

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Interpersonelle Perspektiven

Carl Gustav Jung:C.G. Jung gründete eine eigene

Schulrichtung, die unter dem Namen „analytische Psychologie“ recht bekannt geworden ist.

Er hat zwar das Freud´sche Konstrukt vom Unbewußten anerkannt, fügte diesem jedoch das Konzept der kollektiven Unbewußten hinzu.

Die Persönlichkeitsentwicklung versteht Jung als einen Prozeß der „Indivi-duation“, die die persönliche Selbst-Verwirklichung zum Ziel habe.

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Interpersonelle Perspektiven

Carl Gustav Jung:In seiner Typenlehre (1921) lehnt sich

Jung an die Freud´sche Unterschei-dung von narzißtischer und Objekt-Libido an, indem er davon ausgeht, daß psychische Entwicklung sich in einem Spannungsverhältnis von Selbst- und sozialer Bezogenheit vollziehe. Werde einer dieser Pole in der Entwicklung besonders akzentuiert, könne dies neurotische oder charakterliche Fehlentwicklungen zur Folge haben.

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Interpersonelle Perspektiven

Carl Gustav Jung:Die Libido könne also mehr einer

zentrifugalen Bewegung folgen, von Jung als „Extraversion“ bezeichnet, wie dies in der Hysterie der Fall sei, oder mehr einer zentripetalen Bewegung, die Jung „introversion“ nennt. Nach Jung manifestiert sich die Akzentuierung der Introversion am augenfälligsten in der Schizophrenie.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker, die Begründer einer analytischen Sozialpsychologie und die Begründer der interpersonellen Psychotherapie

Karen Horney stellt in den 30er und 40er Jahren Überlegungen darüber an, wie ein Individuum in der Lage ist, mit einer aus Erziehung und Sozialisation her-vorgehenden Grundangst umzugehen. Im ungünstigen Fall führe dies dazu, daß das Kind sich bis ins Erwach-senenalter mit bestimmten Abwehr-haltungen gegen diese Grundangst schützen müsse.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker, die Begründer einer analytischen Sozialpsychologie und die Begründer der interpersonellen Psychotherapie

Karen Horney beschreibt vier mögliche Formen der Fehlentwicklung:

1. Die Tendenz zur Abwehr, Unterdrückung und Leugnung negativer Gefühle, die in paradoxer Weise eine dependente, versöhnliche, ausgleichende Grundhaltung hervorrufen kann.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Karen Horney beschreibt vier mögliche

Formen der Fehlentwicklung:2. Das zwanghafte Bedürfnis nach emotionaler

und räumlicher Distanz zur Umwelt mit der Folge von Selbstentfremdung und selbstverursachter Frustration.

3. Die Orientierung auf ein „idealisiertes Selbst“, wodurch die Möglichkeit, realistische Erfahrungen zu machen, verstellt werde.

4. Die projizierende Haltung der Externalisierung, die es erlaubt, Gründe für eigene Schuld und Versagen äußeren Faktoren zuzuschreiben.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Als Merkmale einer gesunden

Persönlichkeitsentwicklung reklamiert Karen Horney Verantwortungsgefühl, Spontaneität, Selbstvertrauen und Aufrichtigkeit.

Fiedler attestiert Karen Horney, daß sie „unverkennbar Einflüsse auf die spätere Konzeptbildung der Persönlichkeitsstörungen ausgeübt (hat), wobei sich wesentliche Aspekte ihrer Überlegungen vor allem in den Ausarbeitungen zu einer (ängstlich-vermeidenden) Persönlichkeit wiederfinden.“ (Fiedler, S. 79)

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Harald Schultz-Hencke hat den Versuch (1940,

1946) unternommen, die unterschiedlichen psychoanalytischen Konzeptionen von Freud, Adler und C.G.Jung zu synthetisieren.

Das zuvor wesentlich triebpsychologisch definierte Konzept der Abwehr wird von Schultz-Hencke durch die Begriffe Hemmung und Gehemmtheit ersetzt.

Für Schultz-Hencke bildet nicht der Ödipus-komplex den Kern der Neurose, sondern er sieht die erzieherischen und soziokulturellen Einflüsse auf Störungen des (angeborenen, primären) Antriebserlebens als maßgeblich für die neurotischen Entwicklungen an.

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Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Harald Schultz-Hencke: Insbesondere übermäßige

Härte oder Verwöhnung in der Erziehung des Kindes, erst recht der Wechsel von beiden, könne spätere neurotische Fehlentwicklungen bewirken, in denen eine ursprünglich „ungehemmte“ explorative und expansive Haltung gegenüber der Welt abgedrosselt werde.

Besonders gravierende Auswirkungen haben Störungen des Antriebserlebens in der frühesten Phase, wenn also die Intentionalität basal davon betroffen ist. Schultz-Henckenimmt an, daß die Folgen einer solchen frühen Störung sich in einer „schizoiden Struktur“ niederschlagen können.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Harald Schultz-Hencke:Die „depressive Struktur“ führt Schultz-Hencke

auf eine unangemessene Härte oder Verwöhnung im ersten Lebensjahr zurück, durch welche eine Hemmung des oralen und oral-kaptativen Antriebserlebens herbeigeführt werde.

Die „zwangsneurotische Struktur“ gehe auf einschränkende Einflüsse im 2. und 3. Lebensjahr zurück, die geeignet seien, die motorische Expansivität, sein Besitz- und Bemächtigungsstreben zu hemmen. Im Rahmen der zwangsneurotischen Struktur können eher eine retentive Hemmung oder mehr eine retentive Haltung akzentuiert sein.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Harald Schultz-Hencke:Die „hysterische Struktur“ wird nach Schultz-

Hencke durch Bedürfnishemmungen, beson-ders des sog. sexuellen Antriebserlebens, im vierten und fünften Lebensjahr verursacht.

Die „neurasthenische Struktur“, mit der er die Tendenz bezeichnet, bevorzugt körperliche Schwäche und hypochondrische Symptombilder in den Interaktionen mit anderen Menschen zu präsentieren, betrachtet Schultz-Hencke als Folge von unterschiedlichen Hemmungserfahrungen in den verschiedenen Entwicklungsphasen.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:

Erik H. Erikson:- Fortschreibung des Phasenmodells der

Persönlichkeitsentwicklung. - Begriff der „Lebenskrise“ hat zentrale

Bedeutung. Lebenskrisen können sich entwicklungsfördernd oder entwicklungsstörend auswirken.

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Erikson unterscheidet von der Geburt bis

ins Alter acht Lebensphasen:

1. Urvertrauen gegen Urmißtrauen;2. Autonomie gegen Scham und Zweifel;3. Initiative gegen Schuldgefühl; 4. Werksinn gegen

Minderwertigkeitsgefühle;5. Identität gegen Identitätsdiffusion;

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Interpersonelle Perspektiven

Die Gruppe der sog. Neo-Analytiker:Erikson: acht Lebensphasen (Fortsetzung)6. Intimität gegen Isolation; → Eintritt in das

Erwachsenenalter, langfristige Bindungen, evtl. Gründung einer Familie vs. Vermeiden von sozialen Kontakten, zunehmende Unsicherheit und soziale Ängste, Risiko der Isolation

7. Generativität gegen Stagnation; →Lebensphase zwischen 25. und 65 Lbj., hier ist die Frage, ob sich das Individuum frü die Verbesserung der Lebensbedingungen künftiger Generationen engagieren kann.

8. Ich-Integrität gegen Verzweiflung und Ekel; → Bejahung des eigenen Schicksals und Akzeptanz der Endlichkeit

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Sein Hauptwerk: „Die interpersonelle

Theorie der Psychiatrie“ (1953)

Bereits 1940 hat Sullivan eine Typologie von Persönlichkeitsstörungen vorge-schlagen, die in ihrer Systematik sehr derjenigen von Kurt Schneider ähnlich ist. Die Typologie von Sullivan ist darauf orientiert, möglichst atheore-tisch zu bleiben und deskriptiv zu verfahren.

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Er listet 10 Typen von auffälligen Persönlichkeiten

auf, die nach seiner Auffassung in der psychiatrischen Praxis am häufigsten anzutreffen seien.

1. Die Nichtintegrierten: → wechselhafte zwischenmenschliche Beziehungen; Schwierigkeiten, aus Erfahrungen, auch den interpersonellen, zu lernen.

2. Die Selbstversunkenen→ selbstbezogenes Phantasieren; die Welt besteht für sie nur aus „guten“ und „bösen“ Anteilen; entsprechend gelten ihnen zwischenmenschliche Beziehungen entweder als wunderbar oder als widerwärtig.

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: 10 Typen von auffälligen Persönlichkeiten: 3. Die Unverbesserlichen: → unterschwellige

Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen, insbesondere gegenüber Autoritäten; mürrisches, einschüchterndes Beziehungsverhalten.

4. Die negativistischen Persönlichkeiten: → tiefsitzendeinnere Unsicherheit; diese werde kompensiert durch offene Zustimmung zur Meinung anderer Personen, gegenüber jeglichen Forderungen an sie würden sie aber passiven Widerstand entgegensetzen; zynisch-pessimistische Grundhaltung.

5. Die stammelnden Persönlichkeiten: → Das Stammeln oder Stottern faßte Sullivan als eine Persönlichkeits-eigenart auf, die eine spezifische negativistischeEinstellung gegenüber der Welt zum Ausdruck bringe.

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: 10 Typen von auffälligen Persönlichkeiten: 6. Die Ehrgeizbesessenen: → starke Tendenz zur

Ausbeutung anderer; skrupelloses, konkurrierendes Verhalten.

7. Die Dissozialen: → grundlegende Unfähigkeit, warme, herzliche und befriedigende zwischenmen-schliche Beziehungen einzugehen; sie gehen nicht davon aus, daß es Menschen gebe, die ihnen wohlwollend gegenüberstehen; manche sehr sensitiv, andere ziemlich abgestumpft.

8. Die „inadäquaten“ Persönlichkeiten: → besonderes Bedürfnis nach Führung und Anleitung durch zur Strenge neigende Persönlichkeiten; überhöhte Ansprüche an alltägliche Entscheidungen, anklammernde Hilflosigkeit.

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: 10 Typen von auffälligen Persönlichkeiten: 9. Die homosexuellen Persönlichkeiten: → Eine

spezifische sexuelle Orientierung wird hier als Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung betrachtet.

10. Die chronisch Adoleszenten: → diese Persönlichkeiten bleiben immer auf der Suche nach den idealen Gegebenheiten, dem idealen Partner e.t.c. und erleben immer wieder tiefe Enttäuschungen; Zynismus, rastlose neue Suche oder völliger Rückzug können die Folge sein.

Sullivan´s Konzepte der negativistischen Persönlichkeit und der dissozialen Persönlichkeit haben in der Psychiatrie Anerkennung und weite Verbreitung gefunden.

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Würdigung seines theoretischen Ansatzes:Sullivan hat die Bedeutung der sozialen nd

interpersonellen Faktoren für die Persönlichkeitsentwicklung besonders akzentuiert. Er hat dabei die realen Verläufe der interpersonellen Situationen, die „Qualitäten der interpersonellen Sequenz“, stärker gewichtet als die von den Bezugspersonen vertretenen Normen und Ansprüche.

Seine Definition von Persönlichkeit lautet dann auch: „Persönlichkeit ist das überdauernde Muster wiederkehrender interpersoneller Situationen, die ein menschliches Leben charakterisieren.“

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Würdigung seines theoretischen Ansatzes (2):Die Persönlichkeit verdanke sich der „Personifi-

zierung eines eigenen Selbst“, in die die Erfahrungen des eigenen Selbst mit anderen Menschen eingehen, und zugleich die Erleb-nisse und Ansichten von anderen Personen. „Die Personifizierung des Selbst ist die Inte-gration interpersoneller Situationen und damit immer eine reziproker Prozeß, der ausge-sprochen gefühlsmäßig organisiert ist. …“ Derartige Selbst-Konstruktionen „werden zudem entscheidend beeinflußt durch eine reziproke Gefühlsstruktur in für sie prägenden Interaktionen.“ (Fiedler, S. 87)

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Würdigung seines theoretischen Ansatzes (3):In seinem Hauptwerk hat Sullivan ein Theorem der

reziproken Emotion entwickelt, das er auch reziprokes emotionales Muster nannte:

„Die Integration in einer interpersonalen Situation ist ein reziproker Prozeß, in dem

1) komplementäre Bedürfnisse aufgelöst oder intensiviert werden; Beispiel: Zärtlichkeitsbedürfnis

2) reziproke Aktivitätsmuster entwickelt oder desintegriert werden; z. B. beim Stillen

3) vorhergesagte Befriedigung oder Versagung ähnlicher Bedürfnisse erleichtert wird.“ (S. 226)

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Interpersonelle Perspektiven

Begründer der interpersonellen Psychotherapie :Harry Stack Sullivan: Würdigung seines theoretischen Ansatzes (4):Sullivan nimmt an, daß den interpersonalen

Mustern zwei konfligierende Tendenzen zugrunde liegen, die sich wechselseitig beeinflussen:

1) Die Tendenz zur interpersonellen Bedürfnisbe-friedigung, die zugleich interessen-geleitet sein und einen Zuwachs an Erfahrung und Kenntnis der Welt mit sich bringen könne;

2) Aus dem grundlegenden Bedürfnis nach Sicherheit in den zwischenmenschlichen Beziehungen resultiere die teilweise gegen-läufige Tendenz zur Angstminimierung, die dem Bedürfnis nach Selbst-Sicherheit folge.

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Interpersonelle Perspektiven

nach Fiedler, S. 88

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Interpersonelle Perspektiven

Vertreter der analytischen Sozialpsychologie :Erich Fromm: Wichtiges Werk: „Die Furcht vor der Freiheit“

(1941)Fromm sieht den Menschen in einem existenziellen

Dilemma. Einerseits wolle er der möglichen Einsamkeit durch Bezogenheit auf andere Menschen begegnen, andererseits laufe er Gefahr, dann durch den Anpassungs- und Unterwerfungsdruck von seiten des gesellschaftlichen System seiner kreativen Produktivität beraubt zu werden. Er benötige ein gewisses Maß an Freiheit, um selbstverantwortlich und in Selbstachtung solidarisch die gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Erfüllung seiner Bedürfnisse zu verbessern, doch sei damit auch die Gefahr des Alleinseins und die mögliche Last der Selbstbestimmung verbunden.

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Interpersonelle Perspektiven

Vertreter der analytischen Sozialpsychologie :Erich Fromm: Fromm betrachtet psychische Störungen letztlich

als Folge des ängstlichen Zurückweichens vor der möglichen Freiheit, das in Anpassung und Unterwerfung einmünde. Dabei bleibe den Menschen die Wahl, sich in totalitäre Systeme einzufügen oder sich in der Scheinfreiheit von kapitalistischen Gesellschaften einzurichten und anzupassen.

Seine Charaktertypologie ist demgemäß in produktive und nicht-produktive Charaktertypen untergliedert:

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Interpersonelle Perspektiven

Vertreter der analytischen Sozialpsychologie :Erich Fromm:

Die Kategorie der produktiven Charakteresei gekennzeichnet durch Liebe, Kreativität, Wahrheitssuche, geistige Interessen, Individuation, Vernunft und Lebensbejahung.

Zur Kategorie der nicht-produktiven Charaktere zählt Erich Fromm

- Rezeptive Charaktere: tiefes Bedürfnis nach Unterstützung von außen, ausgeprägte Unterwürfigkeit und Außenorientierung, tiefe Angst vor dem möglichen Verlust von sicherheitsspendenen Bezugspersonen.

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Interpersonelle Perspektiven

Vertreter der analytischen Sozialpsychologie :Erich Fromm: - ausbeuterische Charaktere: Neigung zur

Ausbeutung und Ausnutzung anderer Menschen. Im Vordergrund steht „das Haben“, nicht „das Sein“. Im Extrem: gewalttätiger und herrschsüchtiger Beziehungsmodus.

- hortende Charaktere: zwanghaft auf Ordnung und Sicherheit bedacht; stark abgrenzend nach außen, sich selbst ziemlich verschließend, Vermeiden von emotional intensiven Beziehungen.

- merkantile Charaktere: auffällige, höchst flexible Anpassungsbereitschaft; Versuche, die jeweiligen Erwartungen von anderen zu erfassen und zu bedienen, können „sich gut verkaufen“.

- Nekrophile Charaktere: ausbeuterische Destruktivität herrsche vor, Angst vor dem Leben, dem Unkontrollierbaren Vorliebe für das was gegen

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Interpersonelle Perspektiven

Wegbereiter der Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Leary (1957): Das Kreismodell persönlichkeitsbedingter

interpersonelle Verhaltensmuster: „Zwischenmenschlich bedeutsame Persönlichkeitseigenarten werden auf einer Ebene kreisförmig angeordnet und dabei von zwei Dimensionen abhängig betrachtet: auf einer vertikalen Status-Achse können die Personeigenarten zwischen Dominanz und Unterwürfigkeit dimensioniert werden, auf einer horizontalen Achse zwischen Haß und Liebe.“ (Fiedler, S. 99)

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Interpersonelle Perspektiven

Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Kiesler (1983): Das Circumplex-Modell von Kiesler lehnt sich

einerseits an das Modell von Leary an und nimmt Überlegungen von Sullivan wieder auf. Kiesler geht von zwei Grundannahmen aus:1. Alle interpersonellen Verhaltensweisen seien entlang der beiden Hauptachsen eines zweidimensionalen Raumes beschreibbar. A) Zuneigung und Fürsorge vs. Feindseligkeit;

B) Macht, Kontrolle, Dominanz vs. Unterwürfigkeit.

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Interpersonelle Perspektiven

Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Das Circumplex-Modell von Kiesler (1983, 1986):

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Interpersonelle Perspektiven

Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Das Circumplex-Modell von Horowitz (z. B. 1988): Aus diesem Kreismodell ist auch ein

Fragebogeninventar zur Erfassung interpersoneller Probleme hervorge-gangen, das inzwischen als anerkann-tes Selbstbeurteilungs-Verfahren zur Diagnostik und Bewertung interperso-neller Probleme und Persönlichkeits-eigenschaften gilt. Die deutsche Fas-sung haben 1994 die Autoren Horowitz, Strauss und Kordy veröffentlicht.

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Das Circumplex-Modell von Horowitz

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

Erkenntnis, daß die innerpsychische und die interpersonelle Regulation von Beziehungen wesentlich davon abhängig sei, wie die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit verteilen. Z. B. kann eine Person Liebe oder Haß anderen gegenüber oder sich selbst gegenüber empfinden bzw. zum Ausdruck bringen; Kontrolle kann entweder dem Anderen gelten oder sich auf das eigene Selbst beziehen.

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Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

Entsprechend hat Benjamin ihre Circumplex-Modelle nach den unterschiedlichen Foki der Aufmerksamkeit differenziert.

Fokus 1 → Andere:- Aufmerksamkeit ist auf den

Interaktionspartner bezogen; - Haltung transitiv.- Z. B. auf der Zuneigungsdimension:

angreifen versus aktiv lieben

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

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Interpersonelle Perspektiven

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

Fokus 2 → Selbst:- Aufmerksamkeit selbst-bezogen, - Haltung intransitiv. - Die Selbstbezogenheit ist

interpersonell gedacht. - Z. B. sich zurückziehen versus sich

lieben lassen.

M. Heine

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

Fokus 3 → Introjekt:- Aufmerksamkeit ist auf die inner-

psychische Regulation und Normierung gerichtet. Auf diese Weise sollen zeit- und situations-stabile Grundhaltungen der Be-troffenen sich selbst gegenüber erfaßt werden.

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) (1974) von L.S. Benjamin:

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

In einer Publikation von 1996 hat L.S. Benjamin auf der Grundlage der SASB einen interpersonellen Behandlungsansatz für Persönlichkeitsstörungen entwickelt.

Nach Benjamin bildet das Kernstück ihres Ansatzes „die Annahme, daß Persönlichkeitsstörungen durch die unbewußte Bindung an frühe Bezugspersonen aufrechterhalten werden.“ (S. 136)

In der Therapie gehe es darum, „immer wieder die Beziehung zu den internalisierten frühen Bezugspersonen zu thematisieren“ (a.a.O.).

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Behandlungsziel sei für sie nicht, lediglich die Symptome zu reduzieren, sondern „dem Patienten Gelegenheit zu bieten, seine ganze Persönlichkeit neu zu strukturieren“ (S. 137). Es sei „unwahrscheinlich, daß einfache Übungen zur Verbesserung des Selbstgespräche“ das „tiefe strukturelle Defizit“ eines Narzißten, der unter mangelndem Selbstwert-gefühl leide, berühren könne.

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Benjamin hat 1993 ein theoretisches Modell vorgelegt, das eine schulenübergreifende Grundlage für die Behandlung von Persönlichkeits-störungen bieten soll. In ihrer Publikation von 1994 hat sie einige der Hauptannahmen zusammengefaßt, die im Folgenden stichwortartig wieder-gegeben werden sollen.

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

1. „Eine psychische Erkrankung ist eine Anpassung, kein Zusammenbruch.“

2. „Die Anpassung ergibt sich aus genetisch verankerten, biochemisch vermittelten Vulnerabilitäten.“

3. „Die Anpassung wird auch durch soziales Lernen geprägt.“ Spezifische Erfahrungen würden spezifische Symptome hervorrufen.

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

4. „Wenn Symptome empathisch aus der Sicht des Betroffenen betrachtet werden, ergeben sie einen Sinn.“

5. Mentale Prozesse spiegeln ursprüng-liche Objektbeziehungen wider.

6. „Die üblichen Prinzipien des operantenund respondenten Konditionierens reichen aus, um Persönlichkeit zu erklären, vorausgesetzt, die wichtig-sten Verstärker sind im Sinne von Objektbeziehungen definiert. →

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :Verstärkte Reaktionen bieten dem Betroffenen die Hoffnung, die Zustimmung der internalisierten frühen Objekte zu erhalten. (1996, S. 139)

Drei Nachahmungsprozesse:- Sei wie er oder sie (Identifikation)- Handle, als sei er oder sie noch da

(Rekapitulation).- Behandle dich selbst so wie er

oder sie es getan hat (Introjektion).

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Die nachgeahmten Bindungsobjekte heißen >>Wichtige Bezugspersonen und ihre Internalisierten Repräsentationen“<<(Important Persons and theirInternalized Representations, abgekürzt: IPIRs“).

M. Heine

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

„Wenn man sich wie früher mit einer IPIR verhält, wird Sicherheit aktiviert, die mit der erhofften Zustimmung und Unterstützung der IPIR verbunden ist. Aus dieser Analyse folgt, daß die Be-ziehung des Betroffenen zu den inter-nalisierten Repräsentationen dieser frühen Bindungsobjekte geändert werden muß, um die Persönlichkeits-störung zu verändern“. (a.a.O., S. 140)

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Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

„Beschreibungen von Input, Reaktion und Selbst-konzept und von Verbindungen zwischen ehemaligen und gegenwärtigen Anpassungen werden durch die Strukturanalyse sozialer Beziehungen (SASB) zur Geltung gebracht. Das SASB-Modell ermöglicht die Beschreibung wichtiger zwischenmenschlicher Trans-aktionen hinsichtlich a) interpersoneller Aufmerksamkeit; b) Liebe und Haß; c) Verstrickung und Unterscheidung.“ (a.a.O.,

S. 140)

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Interpersonelle Perspektiven

Aktuelle Circumplex-Modelle zur Einordnung von Persönlichkeitsstörungen: :

Auf sehr abstraktem Niveau formuliert Benjamin sodann „fünf richtige Schritte für die Therapie“:

1. Verbessere die Zusammenarbeit gegen die fehlangepaßte Muster.

2. Fördere das Wissen über die Muster, deren Ursprung und Zweck.

3. Blockiere fehlangepaßte Muster.4. Fördere den Willen, sich zu ändern.5. Fördere das Erlernen neuer,

zweckmäßigerer Muster.

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von Millon

In den letzten 15 Jahren sind eine Reihe von Erklärungsansätzen auch auf spezifische Persönlichkeitsstörungen bezogen worden, die unter den Bezeichnungen: „Diathese-Streß-Modell“, „Vulnerabilitäts-Modell“, „biosoziale Lerntheorien“ bekannt geworden sind.

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von Millon (1981 und 1990) dargelegt, markiert den Beginn von Versuchen, die Persönlichkeitsstörungen auf der Grundlage der Verhaltenstherapie zu konzeptualisieren.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Persönlich-

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von Millon

Millon ist bemüht, den Bereich der diathetisch-biologischen Prädisposition weiter zu differenzieren, und akzentuiert vor allem die Wirkungen interpersoneller Lernprozesse für die Persönlichkeitsentwicklung.

Hinsichtlich der Ätiologie von Persönlichkeits-störungen differenziert Millon folgende Einflußfaktoren:

1. Grundlegende biologische Faktoren: a) hereditäre Faktoren und b) Einflüsse aus der pränatalen Entwicklung

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M. Heine

Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von Millon

Hinsichtlich der Ätiologie von Persönlichkeits-störungen differenziert Millon folgende Einflußfaktoren:

2. Biologische Umgebungsfaktoren: die frühkindlichen, vor allem zwischenmensch-lichen Erfahrungen und Lernbedingungen und ihre Auswirkungen auf die neuropsycholo-gische Entwicklung. Unter Bezugnahme auf Ergebnisse der Kleinkind-Forschung, auch der psychoanalytischen, und der Bindungs-forschung nimmt Millon 3 Stufen der Entwicklung an: →

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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von

Persönlich-

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von MillonDrei neuropsychologische Entwicklungsstufen2.a) die sensory-attachment-stage → von der Geburt bis zum 18. Lebensmonat;2.b) die sensomotor-autonomy stage → zwischen dem 12, Lebensmonat und dem 6. Lebensjahr gelegen. Entwicklung von der grobmotorischen zur feinmotorischen Regulation. Negative Einflüsse können von Unterforderungen und zu geringen Anforderungen oder Überforderungen ausgehen.2.c) die intracortikal-initiative stage → von 4. Lbj. bis zur Adoleszenz. Zuwachs an höher gelegenen kortikalen Hirnfunktionen (abstraktes Denken, Fähigkeit zur Lösung von individuellen und interpersonellen Problemen)

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

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von

Persönlich-

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M. Heine

Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Die „biosoziale Lerntheorie der Persönlichkeitsstörungen“, von Millon

3. Umgebungsfaktoren: →“Die biologischen Voraussetzungen und frühen neuropsycho-logischen Entwicklungsmöglichkeiten werden entscheidend durch kontextuelle Einflüsse, vor allem durch die jeweilige Ausgestaltung der zwischenmenschlichen Erfahrungsbildung überformt und verändert.“ (Fiedler, a.a.O., S. 139) Dabei könne es zu drei Formen von pathogenen Lernprozessen kommen:a) rezid. positive Verstärkung maladaptiven, selbst-schützenden Verhaltens; b) rezidiv. negative Bekräftigung maladaptiven, selbst-schützendenVerhaltens (Vermeidungslernen); c) das Entstehen von Verhaltenslücken durch Nicht-Lernen (underlearning)

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Das Diathese-Streß-Modell: → bietet die Möglichkeit, die biosoziale

Lerntheorie Millons zu ergänzen.„Millons Ansatz beschränkt sich vorrangig auf eine Erklärung der möglichen Verursachungs-und Entstehungsbedingungen. Das nachfolgend dargestellte Diathese-Streß-Modell bezieht sich stärker auf den weiteren Verlauf und auf die Bedingungen, die für die aktuelle Auslösung und Aufrechterhaltung von Persönlichkeitsstörungen verantwortlich zeichnen.“ (Fiedler, a.a.O., S. 140)

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Typisierung

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Persönlich-

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Das Diathese-Streß-Modell:

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Historischer

Überblick

über die

Typisierung

von

Persönlich-

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Bio-psycho-soziale Modelle der Klinischen Psychologie

Das Diathese-Streß-Modell: Vulnerabilität ist einerseits abhängig von einer

diathetischen Präposition. Unter Diathese wird das ungünstige Zusammenwirken von Erbeinflüssen und / oder prä-, peri- postnatalen Traumata verstanden, die dann als diathetische Vulnerabilitätdie weitere Persönlichkeitsentwicklung präformieren.

Andererseits wird die Vulnerabilität bestimmt durch eine psychosoziale Überformung der Diathese. Eine psychosoziale Prädisposition kann durch ungünstige familiäre und erzieherische Einflüsse auf die frühkindliche Persönlichkeitsentwicklung entstehen.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Strukturniveaus von PersönlichkeitsstörungenNach Kernberg werden unterschieden 3 Stufen von Persönlichkeitsorganisationen:

- Die neurotische Persönlichkeitsorganisation- Die Borderline-Persönlichkeitsorganisation- Die psychotische Persönlichkeitsorganisation

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Die neurotische Persönlichkeitsorganisation:

- verfügt über ein kohärentes Konzept (a) vom eigenen Selbst, (b) von anderen Objekten;- verfügt über eine intakte Fähigkeit zur Realitätsprüfung- verfügt über ein gut integriertes, wenn auch extrem strenges Überich- es herrschen sog. reifere Abwehr-mechanismen, die auf der Verdrängung basieren bzw. sich um die Verdrängung gruppieren, vor.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Die neurotische Persönlichkeitsorganisation:

Der neurotischen Persönlichkeitsorganisation werden zugerechnet:- die hysterische Persönlichkeit- die depressiv-masochistische Persönlichkeit- die zwanghafte Persönlichkeit- (Bei sehr leichter Ausprägung können auch narzißtische und/oder schizoide Züge noch einer neurotischen Persönlichkeitsorganisation zugeordnet werden, wenn die o.g. Kriterien das Bild der Persönlichkeit dominieren. M.H.)

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Die Borderline-Persönlichkeitsorganisation:ist definiert durch- Identitätsdiffusion, die aus dem Fehlen eines integrierten Konzeptes ( a ) des Selbst und ( b ) von signifikanten anderen (Objekten) resultiert.- Damit geht einher eine unzureichende Integration des Überichs, die wiederum eine Neigung zur Projektion primitiver, sadistischer Überich-Kerne bedingt, was zur Herausbildung von paranoiden Zügen beiträgt.- eine signifikante Schwäche der synthetischen Funktion des Ichs und weitere, unspezifische Aspekte von Ichschwäche: (a) mangelhafte Angsttoleranz, (b) mangelhafte Impulskontrolle,

© mangelhaft entwickelte Sublimierungen- Vorherrschen von primitiven Abwehrmechanismen (Spaltung, projektive Identifizierung, primitive Idealisierung, primitive Entwertung, grobe Verleugnung)

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Die Borderline-Persönlichkeitsorganisation:Folgende Persönlichkeitsstörungen sind im allgemeinen auf Borderline-Niveau anzusiedeln (sofern sie die o.g. Kriterien aufweisen):-die infantil-hysterische Persönlichkeit- die sado-masochistische Persönlichkeit- die pathologisch-narzißtische Persönlichkeit- die schizoide Persönlichkeit- die schizotypische Persönlichkeit- die Borderline-Persönlichkeit- die präpsychotische Persönlichkeit- die paranoide Persönlichkeit- die hypomanische Persönlichkeit- die explosive Persönlichkeit- die antisoziale oder psychopathische Persönlichkeit- die Als-ob-Persönlichkeit

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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M. Heine

Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

Die psychotische Persönlichkeitsorganisation:

Die psychotische Persönlichkeitsorganisation weist auf: - einen schwer ausgeprägten Realitätsverlust in bestimmten Bereichen, der sich meist auch in der Unfähigkeit niederschlägt, sich in gewöhnliche soziale Kriterien der Realität einzufühlen.- eine Identitätskonfusion in den meisten Fällen, der wahrscheinlich eine pathologische Verschmelzung von Selbst- und Objektbildernzugrunde liegt.- Vorherrschen von primitiven Abwehrmechanismen

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Aktuelle

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Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

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Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, Institut für Psychologie u. Arbeitswissenschaft, FachgebietFachgebiet Klinische und GesundheitspsychologieKlinische und Gesundheitspsychologie

M. Heine

F 60.0 paranoide Persönlichkeitsstörung

F 60.1 schizoide Persönlichkeitsstörung

F 60.2 dissoziale Persönlichkeitsstörung

F 60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung

F 60.30 impulsiver Typus

F 60.31 Borderline-Typus

F 60.4 histrionische Persönlichkeitsstörung

F 60.5 anankastische Persönlichkeitsstörung

F 60.6 ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung

F 60.7 abhängige Persönlichkeitsstörung

F 60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörungen

F 60.9 nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung

F 60 Spezif. Persönlichkeitsstörungen F 61 kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen

F 61.0

kombinierte Persönlichkeitsstörungen

F 61.1

störende Persönlichkeitsänderungen, nicht klassifizierbar in F 60 oder F 62

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:

F 62 Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht Folge einer Schädigung oder Erkrankung des Gehirns

F 62.0

Andauernde Persönlichkeitsänderungnach Extrembelastung

F 62.1

Andauernde Persönlichkeitsänderungnach psychischer Erkrankung

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezi-

fische

Persön-

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störun-

gen

M. Heine

Der hysterische Charakter,

die histrionische Persönlichkeitsstörung

Der hysterische Charakter: - Diese Bezeichnung war früher gebräuchlich für eine

bestimmte eher leicht ausgeprägte neurotische Charakterformation.

- Als Charakterstörungen werden sich wiederholende, fehlangepaßte, ichsyntone Verhaltens- und Erlebensmuster betrachtet (vgl. Hoffmann, 1979), die – im Gegensatz zu den sog. schweren Persönlichkeitsstörungen - dem Bereich der gesunden Charakterbildung noch relativ nahe stehen.

- In der älteren Literatur findet sich noch eine Binnendifferenzierung: Es wird hier zwischen dem hysterischen Charakter und dem infantil-hysterischen Charakter unterschieden.

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezi-

fische

Persön-

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keits-

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gen

Der hysterische Charakter

Der hysterische Charakter: Phänomenales Bild

- Eitelkeit, Geltungsstreben

- Egozentrik

- Labile und reizbare, aber oberflächliche Affektivität

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

ische

Persön-

lich-

keits-

störun-

gen

M. Heine

Der hysterische Charakter

Der hysterische Charakter: Phänomenales Bild- Dramatisches,

aufmerksamheischendes und theatralisches Verhalten, evtl. einschl. pseudologia phantastica

- Sexuelle Aspekte werden akzentuiert, meist ist das Verhalten sexuell provokant bei vorhandener Frigidität, Tendenz zur Sexualisierung

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

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Persön-

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Der hysterische Charakter

Der hysterische Charakter: Phänomenales Bild

- In den zwischenmenschlichen Beziehungen abhängig und fordernd;

- Im beruflichen Feld meist leistungsfähig, aber Probleme im Kollegenkreis häufig

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

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Persön-

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Der infantil-hysterische Charakter

Der infantil-hysterische Charakter: Phänomenales Bild

- In der Phänomenologie dem hysterischen Charakter ähnlich, aber mit größeren Einschränkun-gen im alltäglichen Leben verbunden:

- Die Spannungstoleranz ist deutlich geringer;

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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M. Heine

Der infantil-hysterische Charakter

Der infantil-hysterische Charakter: Phänomenales Bild

- Das Maß an Abhängigkeit von der Beachtung und Anerkennung von anderen Menschen ist noch größer.

- Neigt zu massiveren Regressionen;

- Oral stärker und aggressiver fordernd

- Soziale Integration weniger gut gelungen

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Der infantil-hysterische Charakter

Der infantil-hysterische Charakter: Phänomenales Bild

- Nach Kernberg steht bei diesen Persönlichkeitsstörungen auf einer tieferen Ebene die Unfähigkeit, sich auf andere Menschen verlassen zu können, im Zusammenhang mit Verzerrungen ihrer interna-lisierten Objektbeziehungen.

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Phänomenales Bild nach ICD 10, F 60,41.Dramatisierung bezügl. der

eigenen Person, theatralisches Verhalten, übertriebener Ausdruck von Gefühlen;

2.Suggestibilität, leichte Beeinflußbarkeit durch andere;

3.Oberflächliche und labile Affektivität

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Phänomenales Bild nach ICD 10, F 60,44.Egozentrik, Selbstbezogenheit

und fehlende Bezugnahme auf andere

5.Dauerndes Verlangen nach Anerkennung, erhöhte Kränkbarkeit;

M. Heine

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Phänomenales Bild nach ICD 10, F 60,46.Verlangen nach aufregender

Spannung und nach Aktivitäten, in denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht;

7.Andauernd manipulativesVerhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse.

M. Heine

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Phänomenales Bild nach ICD 10, F 60,4

Typische Gedankenmuster (vgl. C. Piesbergen)

- Das äußere Erscheinungsbild einer Person ist wichtig.

- Ich muß auffallen. - Ich darf in meinem Leben nie frustriert sein. - Ich muß alles, was ich will, auch kriegen. - Gefühle sollten schnell und direkt ausgedrückt

werden. - Schönheit ist das wichtigste Kriterium bei der

Beurteilung von jemandem.

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:

Kognitive Schemata:

Beck et al. (1989) gehen von einer Abhängigkeit des Gesamterlebens und –Handelns von einer zugrundeliegenden kognitiven Struktur aus, die sich aus einem schematisierten Ablauf von Situation → Kognition → Affekt bilde.

M. Heine

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Prävalenz (vgl. Fiedler, 1998)

Die Prävalenzraten schwanken zwischen 6 % ( epidemiologische Erhebungen zur unbehandelten Prävalenz) und 45 % (Erhebung zur behandelten Prävalenz)

In einer Studie zum DSM III R wurden 291 Patienten untersucht; 22 % dieser Patienten wurde die Diagnose histrionischePersönlichkeitsstörung gestellt.

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Differentialdiagnostische Merkmale (vgl. Akhtar,

1996, S. 20 f)Auf den ersten Blick können narzißtische wie histrionischePersönlichkeiten wirken. Sie können ähnlich demonstrativ, exhibitionistisch, dramatisch und mitunter verführerisch in Erscheinung treten. Aber:

Hysterische Persönlichkeiten wirken menschlich wärmer, zeigen sich verspielter, offen abhängiger, nicht so sadistisch und skrupellos.

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Pathogenetische Aspekte: (vgl. Hoffmann, 1979,

S. 252 ff)- Bei dem frühen Freud und bei Abraham

herrscht noch die Meinung vor, daß der hysterische Charakter wesentlich auf den ungelösten ödipalen Konflikt zurückzuführen sei.

- Freud bringt später die ausgeprägten genitalen (ödipalen) Ängste der Hysteriker –Kastrationsängste, Ängste vor Verlust der körperlichen Unversehrtheit, Ängste vor Ausgeschlossen-sein – mit der zentralen Angst vor Liebesverlust in Zusammenhang.

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Pathogenetische Aspekte: (vgl. Hoffmann, 1979,

S. 252 ff)- Freud (1931a, S. 510): - „Sie (die Erotiker) werden von der

Angst vor Liebesverlust beherrscht und sind darum besonders abhängig von anderen, die ihnen die Liebe versagen können.“

M. Heine

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Pathogenetische Aspekte: (vgl. Hoffmann, 1979,

S. 252 ff)Nach Hollender (1971, S. 22) ist „entwicklungsmäßig entscheidend, daß kleine Mädchen, die einen hysterischen Charakter ausbilden, sich ihren Vätern zuwenden – aber nicht als Vätern, sondern als Ersatzmüttern. Da sie mit erotischer Anziehung schachern, werden aus ihnen Frauen, die die Sexualität als das oft entscheidende Mittel einsetzen, um von Männern mütterliche Zuwendung zu erhalten.“

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Psychodynamische Aspekte: (vgl. Hoffmann,

1979, S. 252 ff)Mentzos (1971) plädiert dafür, die Bezeichnung „hysterisch“ nicht an den ödipalen Konflikt starr zu binden, sondern vielmehr einen spezifischen Modus der Konfliktlösung als „hysterisch“ zu definieren. Dieser hysterische Modus könne dann auch eine neurotische Lösung von anderen unbewußten Konflikten bezeichnen.

M. Heine

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Psychodynamische Aspekte: (vgl. Mentzos, 1980)

Nach Mentzos (1980) besteht „das spezifisch Hysterische“ nicht darin, daß dem auffälligen Verhalten ein ödipaler Konflikt zugrunde liege, auch nicht darin, daß diese Menschen beson-ders idiosynkratisch auf ödipale Konkurrenz-und Eifersuchtssituationen reagieren, sondern in der Form der sog. unbewußten „hysteri-schen Inszenierung“. Es handele sich z. B. nicht um eine massive authentische Empörung, sondern um eine dargestellte, dramatisierte Empörung. (vgl. S. 51 f)

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Psychodynamische Aspekte: (vgl. Mentzos, 1980)

Mentzos (1980): „Hysterische Symptombilder lassen sich mit Inszenierungen vergleichen, die nur dann einen Sinn haben, wenn ein Publikum da ist, welches Inhalt. Dekoration sowie Dramatik der gespielten Handlung sowie die bevorzugten Schwerpunkte zu schätzen weiß. … Die Darstellung dient oft an erster Stelle zur Rettung des Selbstwertgefühls und der Rechtfertigung vor dem eigenen Über-Ich. … Gerade das eigene Über-Ich soll davon überzeugt werden, daß man schuldlos ist, daß man im Grunde gut oder schwach, zerbrechlich oder hilflos usw. ist.“ (S. 56 f)

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Psychodynamische Aspekte : (vgl. Mentzos, 1980)

Mentzos (1980) unterscheidet bei diesen unbewußten Inszenierungen zwischen

- pseudo-regressiven Formen- Inszenierungen von Schwäche,

Kindlichkeit, Naivität, Not, Hilflosigkeit, Verzweiflung; und

- Pseudo-progressiven Formen- Darstellung von Stärke, Reife,

Differenziertheit Überlegenheit

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Die histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung:Therapeutische Verfahren: (vgl. Mentzos, 1980)

- Psychoanalytische Einzeltherapie- tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie- Psychoanalytische Gruppentherapie- Kognitive Verhaltenstherapie

Problematisch sind sog. erlebnisaktivierendeVerfahren, wie z. B. das Psychodrama

M. Heine

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Der zwanghafte Charakter –

Die anangkastische Persönlichkeitsstörung

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :- Fließende Übergänge von der Normalität bis zu

schwerer Pathologie- Freud (1908, 1909, 1913) hat den sog. „analen

Charakter“ erstmalig beschrieben. Er sah den analen Charakter durch die „anale Trias“ gekennzeichnet:- Ordentlichkeit- Sparsamkeit →Geiz- Eigensinn → Trotz

- Ätiologisch führt Freud diese Charakterzüge auf eine anale Akzentuierung zurück. →

M. Heine

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Der zwanghafte Charakter –

Die anangkastische Persönlichkeitsstörung

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :- Jones (1919) nimmt eine wichtige

Unterscheidung vor, indem er zwischen der Lust am Defäkationsvorgang und der Lust am Defäkationsprodukt differenziert. Auf der Basis dieser Unterscheidung treibt er den Ansatz von Freud weiter und bestimmt die Charakterfolgen von Retentions- und Exkretionslust näher.

M. Heine

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Der zwanghafte Charakter

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :- Vier Cluster:

- 1. Folgen der Sublimierung der Retentions-lust: Sparsamkeit bis hin zum Geiz; Vor-liebe für das Besitzen und Pflegen von Dingen mit der Fähigkeit zur Zärtlichkeit, solange die geliebte Person unterwürfig bleibt.

- 2. Folgen der Reaktionsbildung auf die Retentionslust: Ordentlichkeit und Rein-lichkeit; Unduldsamkeit gegen Unordnung und Pedanterie stellen unwillkommene Übertreibungen dar, ebenso eigensinniges Festhalten an selbsterdachter Ordnung. Verläßlichkeit und Organisationstalent werden gesellschaftlich honoriert. →

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Der zwanghafte Charakter

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :- Vier Cluster:

- 3. Folgen der Sublimierung der Lust am Ausscheidungsvorgang: Freigiebigkeit und Verschwendungslust, Produktivität und Schaffensfreude. Malerei als Sublimierung der archaischen Lust am Herumschmieren; Modellieren, Bildhauerei, Architektur als Sublimierung des Wunsches, das Produkt umzuformen.

- 4. Folgen der Reaktionsbildung auf die Exkretionslust: Widerwille gegen Schmutz, übertriebene Reinlichkeit →

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Der zwanghafte Charakter

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :K. Abraham (1923) betont in seinen „Ergänzungen

zur Lehre vom Analcharakter“ (1923) die hohe Ambivalenz, die die analen Charaktere im Umgang mit den analsadistischen Triebregungen aufweisen. „Eine der häufigen Reaktionsbildungen ist“ ihre „Weichheit bis hin zur Übergüte und Unterwürfigkeit, was die dynamische Kehrseite der Münze Eigensinn ist.“(S.O. Hoffmann, 1979, S. 144)Außerdem leitet Abraham das Gefühl der Leistung von der Exretionslust ab, „das seitdem ein Spezifikum analerotischer Charaktere ist.“ (a.a.O.)→

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Der zwanghafte Charakter

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :K. Abraham (1923, S. 189) verweist auch

auf das Gefühl von Macht, das den kindlichen Ausscheidungsvorgang begleite. Dieses Gefühl von Macht und Stolz entziehe sich gewöhnlich dem bewußten Erleben des Erwachsenen, manche scherzhafte Redensarten der Alltagssprache, z B. das Wort vom Thron für die Toilette, bilden Spuren des Unbewußten.

M. Heine

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Der zwanghafte Charakter

Der zwanghafte Charakter – phänomenal-deskriptiv :K. Abraham (1923) (1969, S. 195) stellt

fest: „In ausgeprägten Fällen von analer Charakterbildung werden nahezu alle Lebensbeziehungen unter den Gesichtspunkt des Habens ( Festhaltens) und Gebens, also des Besitzes gestellt.“ Manche möchten deshalb jede Ausgabe für Vergängliches (Oper, Reisen) vermeiden. Evtl. Sammelleidenschaft.→ Symbolische Gleichsetzung von Geld, Gold, Kot.

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Nach ICD 10, F 60.5 hat die anankastischePersönlichkeitsstörung folgende Merkmale:

1. Unentschlossenheit, Zweifel und übermäßige Vorsicht als Ausdruck einer tiefen persönlichen Unsicherheit.

2. Perfektionismus, Bedürfnis nach ständiger Kontrolle und peinlich genaue Sorgfalt, was zur Bedeutung der Aufgabe in keinem Verhältnis steht und bis zum Verlust des Überblicks über die allgemeine Situation führt.

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Nach ICD 10, F 60.5 hat die anankastischePersönlichkeitsstörung folgende Merkmale:

3. Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnis-mäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen.

4. Pedanterie und Konventionalität mit eingeschränkter Fähigkeit zum Ausdruck warmer Gefühle.

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Nach ICD 10, F 60.5 hat die anankastischePersönlichkeitsstörung folgende Merkmale:

5. Rigidität und Eigensinn, wobei anderen gegenüber auf einer Unterordnung unter eigene Gewohnheiten bestanden wird.

6. Andrängen beharrlicher und unerwün-schter Gedanken und Impulse, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen.

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Nach ICD 10, F 60.5 hat die anankastischePersönlichkeitsstörung folgende Merkmale:

7. Bedürfnis zu frühzeitigem, detailiertemund unveränderbarem Vorausplanen.

Dazugehöriger Begriff:- Zwangspersönlichkeit

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Diagnostische Kriterien der zwanghaften Persönlichkeitsstörung nach DSM IV :

Ein durchgängiges Muster des ständigen Beschäftigtseins mit Ordentlichkeit, Perfektionismus sowie geistiger und interpersoneller Kontrolle, auf Kosten persönlicher Flexibilität, Aufgeschlos-senheit und Effizienz; der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter; die Störung manifestiert sich in den verschiedensten Lebensbereichen. Fünf oder mehr der folgenden Kriterien

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

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Diagnostische Kriterien der zwanghaften Persönlichkeitsstörung nach DSM IV :

1. Übermäßige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation und Planen, so daß die Hauptsache dabei verlorengeht;

2. Nichterfüllung von Aufgaben durch Streben nach Perfektion

3. Arbeit und Produktivität werden über Vergnügen und zwischenmenschliche Beziehungen gestellt;

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

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Diagnostische Kriterien der zwanghaften Persönlichkeitsstörung nach DSM IV :

4. Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Besorgtheit oder Starrheit gegenüber allem, was Moral, Ethik oder Wertvorstellungen betrifft;

5. Unfähigkeit, sich von verschlissenen oder wertlosen Dingen zu trennen, selbst wenn sie keinen Gefühlswert besitzen;

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

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Diagnostische Kriterien der zwanghaften Persönlichkeitsstörung nach DSM IV :

6. Ein Widerwille dagegen, anderen Tätigkeiten zu überlassen oder mit anderen zusammenzuarbeiten, es sei denn, daß jene bereit sind, sich exakt auf ihre Art, Dinge zu tun, einzulassen.

7. Neigung zu Geiz und mangelnde Großzügigkeit gegenüber sich selbst und anderen; Geld wird als etwas betrachtet, das für zukünftige Katastrophen gehortet werden muß;

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

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Diagnostische Kriterien der zwanghaften Persönlichkeitsstörung nach DSM IV :

8. Gibt sich streng und unnachgiebig.(übersetzt von P. Fiedler)

M. Heine

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Die anankastiswche Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Differentialdiagnostik:

Zwangsstörung vs. Zwangspersönlichkeit

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Der depressive Charakter–

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Merkmale des depressiven Charakters:- Anhedonie- Abhängigkeitsbedürfnisse, meist

verdeckt fordernd;- Oft demonstrative Bescheidenheit bei

latenten passiv-oralen Riesenerwartungen;

- Sehr ausgeprägte Gewissensbildung, rigides Überich und komplementär hohe bis unerreichbare Ich-Ideale;

- Neigung zu schuldgefühlshafterVerarbeitung →

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Der depressive Charakter–

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Merkmale des depressiven Charakters:- Minderwertigkeits- und

Insuffizienzgefühle, evtl. verborgene Größenphantasien

- Labiles narzißtisches Gleichgewicht; erhöhte Empfindsamkeit gegenüber Kränkungen und Zurückweisungen;

- Tendenz zu strenger Selbstkritik und weiteren autoaggressiven Reaktionen bei gleichzeitiger aggressiver Hemmung →

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Der depressive Charakter–

Psychodynamik des depressiven Charakters:

- Es wird der Versuch unternommen, vorhandene Insuffizienzgefühle, infantile Wünsche nach Geborgenheit und Akzeptanz und Trennungsängste zu kompensieren durch besonderes Wohlverhalten, erhöhte Leistungsbereitschaft, Bescheidenheit, Sensibilität. Altruistische Abtretung als bevorzugte Abwehr →

M. Heine

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Der depressive Charakter

Pathogenese:Folgende Faktoren können zur Herausbildung

eines depressiven Charakters disponieren:- Ausgeprägte Verwöhnung in der oralen

Phase- Übermäßige Versagung in der oralen

Phase- Wechsel von Verwöhnung und

Versagung- Das Kind wird als Selbstobjekt

funktionalisiert.- Das Kind wird narzißtisch überhöht

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Der depressive Charakter

Pathogenese:Folgende Faktoren können zur Herausbildung

eines depressiven Charakters disponieren:

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Das Kind fühlt sich unerwünscht und entwickelt ein sog. existenzielles Schuldgefühl;

Das Kind entwickelt das Gefühl, keine Autonomie in Differenz zur Mutter entwickeln zu dürfen, sich nicht von ihr trennen zu dürfen. →

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Der depressive Charakter

Pathogenese:Folgende Faktoren können zur Herausbildung

eines depressiven Charakters disponieren:

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Das Kind drosselt frühzeitig seine oralen Bedürfnisse an die Mutter und betrachtet es als seine vorrangig Aufgabe, die Bedürfnisse der Mutter zu befriedigen und / oder die Mutter psychisch zu stabilisieren oder die Beziehung der Eltern zu sichern, z. B. gegen Äußerungen von Gewalt. →

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

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Der depressive Charakter

Pathogenese:Folgende Faktoren können zur Herausbildung

eines depressiven Charakters disponieren:- Das Kind entwickelt aufgrund von

Mißhandlung oder Mißbrauchser-fahrungen außerordentlich negative Introjektionen, die den Kern des Selbst affizieren und ein negatives Selbstbild entstehen lassen. →

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Die Dysthymia–

phänomenal-deskriptiv

Merkmale der Dysthymia (IDC 10, F 34.1):- Chronische depressive Verstimmung- Die Verteilung zwischen den einzelnen

Episoden leichterer Depression und dazwischenliegenden Perioden vergleichs-weiser Normalität ist sehr unterschiedlich. …meistens, oft monatelang, fühlen sie sich müde und depressiv; alles ist für sie anstrengend und nichts wird genossen. Sie grübeln und beklagen sich, schlafen schlecht und fühlen sich unzulänglich, sind aber in der Regel fähig, mit den wesentlichen Anforderungen des täglichen Lebens fertig zu werden.

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Die Dysthymia–

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Merkmale der Dysthymia (IDC 10, F 34.1):Diagnostische Leitlinien:- Langdauernde depressive Verstimmung, die

niemals oder nur sehr selten ausgeprägt genug ist, um die Beschreibungen und Leitlinien für eine rezid. leichte oder mittelgradigedepressive Störung (F 33.0 oder F 33.1) zu erfüllen.

- Sie beginnt gewöhnlich früh im Erwachsenleben und dauert mindestens mehrere Jahre, manchmal lebenslang.

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Die depressive Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Im Anhang des DSM IV sind folgende Merkmale der depressiven Persönlichkeitsstörung als Forschungskriterien aufgeführt. (übersetzt von P. Fiedler)

- Ein durchgängiges Muster depressiver Kognitionen und Verhaltensweisen;

- Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter;

- Die Störung manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen;

- Fünf oder mehr der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

ische

Persön-

lich-

keits-

störun-

gen

M. Heine

Die depressive Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

1.Die Stimmungslage läßt sich als überwiegend niedergeschlagen, düster, traurig, freudlos und unglücklich charakterisieren;

2.Das Selbstkonzept beinhaltet im Kern grundlegende Annahmen über die eigene Unzulänglichkeit, Wertlosigkeit und eine geringe Selbstwertschätzung;

3. Ist selbstkritisch, selbstabwer-tend bis selbstbestrafend;

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

ische

Persön-

lich-

keits-

störun-

gen

M. Heine

Die depressive Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

4.Neigt zu pessimistischen Grübeleien und sorgenvollen Gedanken;

5.verhält sich anderen gegenüber negativistisch, kritisch und abwertend;

6. Ist pessimistisch;7.Neigt zu Schamgefühlen und

Reumütigkeit.→

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

ische

Persön-

lich-

keits-

störun-

gen

Die depressive Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Auszuschließen ist:

Diese Merkmale sind nicht ausschließlich während einer Episode der Majoren Depression beobachtbar und die Störung ist nicht besser als dysthymeStörung zu charakterisieren.

M. Heine

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Spezif-

ische

Persön-

lich-

keits-

störun-

gen

M. Heine

Die depressive Persönlichkeitsstörung –

phänomenal-deskriptiv

Es werden noch einige weitere Kriterien als assoziierte diskutiert:

a) Die Betroffenen zeigen sich überwiegend ruhig, introvertiert, passiv und wenig selbstsicher.

b) Sei sind gewissenhaft, normorientiert und selbstdiszipliniert.

c) Die Betroffenen können ihre negativi-stischen Einstellungen schwer aus-drücken und behalten sie vielfach für sich selbst.

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M. Heine

F 60.0 paranoide Persönlichkeitsstörung

F 60.1 schizoide Persönlichkeitsstörung

F 60.2 dissoziale Persönlichkeitsstörung

F 60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung

F 60.30 impulsiver Typus

F 60.31 Borderline-Typus

F 60.4 histrionische Persönlichkeitsstörung

F 60.5 anankastische Persönlichkeitsstörung

F 60.6 ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung

F 60.7 abhängige Persönlichkeitsstörung

F 60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörungen

F 60.9 nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung

F 60 Spezif. Persönlichkeitsstörungen F 61 kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen

F 61.0

kombinierte Persönlichkeitsstörungen

F 61.1

störende Persönlichkeitsänderungen, nicht klassifizierbar in F 60 oder F 62

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:

F 62 Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht Folge einer Schädigung oder Erkrankung des Gehirns

F 62.0

Andauernde Persönlichkeitsänderungnach Extrembelastung

F 62.1

Andauernde Persönlichkeitsänderungnach psychischer Erkrankung

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M. Heine

F 60.30

impulsiver Typuswesentliche

Charakterzüge: emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle, insbesondere aggressive Durchbrüche häufig

F 60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung

F 60.31

Borderline-Typuseinige Kennzeichen

emotionaler Instabilität, oft das Selbstbild und die „inneren Präferenzen“ unklar und gestört; Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen; rezid. Krisen, u. U. mit Suiziddrohungen oder anderen autoaggressiven Impulshandlungen einhergehend.

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:

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M. Heine

Widigerund Weissmann, 1991, gehen aus von einer

Prävalenz von bis zu 1,8 % in der allgemeinen Bevölkerung;

von den stationär-psychiatrischen Patienten seien 15% Borderline-Persönlichkeits-störungen;

Epidemiologische Daten

50% der persönlichkeitsgestörten Patienten seien Patienten mit einer Borderline-Störung.

Borderline – Persönlichkeitsstörungen (BPS)

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M. Heine

BorderlineBorderline--StörungenStörungen

Deskriptive AnalyseDeskriptive AnalyseStrukturelle AnalyseStrukturelle Analyse

PsychodynamikPsychodynamikÄtiologieÄtiologie

Therapeutische AnsätzeTherapeutische Ansätze

Die folgenden Folien enthalten Exzerpte und Zusammenfassungen aus: Kernberg O. F., 1978, 1988; Kernberg u.a. 1993, Clarkin et al., 2001, Rhode-Dachser, 1982; Volkan, 1992 und aus weiterer angegebener Literatur

Persönlichkeitsstörungen

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen

Der Diagnostizierung einer Borderline-Persönlichkeitliegen zugrunde:

A) bestimmte typische Symptomkomplexe

B) eine typische Konstellation von Abwehrmechanismen

C) typische Störungen im Bereich der inneren Objektbeziehungen

D) charakteristische genetisch-dynamische Besonderheiten

M. Heine

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen

Zur Diagnostizierung einer Borderline-Persönlichkeit ist es erforderlich:

A) eine deskriptive AnalyseB) eine strukturelle Analyse

des Patienten vorzunehmen

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen

Im Rahmen der deskriptiven Analyse einer Borderline-Persönlichkeit gilt es:

die diagnostischen Verdachtsmomente anhand der vorhandenen Symptomatik zu erfassen

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, deskriptive Analyse, deskriptive Analyse

Der Nachweis von 2 – 3 der aufgeführtenSymptome gilt alsgewichtiger Hinweisauf einemöglicherweisezugrundeliegendeBorderline-Persönlichkeit:

Symptome:Angst (chronisch, diffus, frei

flottierend)Polysymptomatische

NeurosenPolymorph-perverse

Tendenzen im Sexualverhalten

Impulsneurosen und SüchtePrimitive Selbstdestruktivität

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, deskriptive Analyse, deskriptive Analyse

Ad 2: Polysymptomatische Neurosen

a) Polyphobienb) Zwangssymptomec) Konversionsymptome

(multiple, besonders ausgestaltete, bizarre K.s.)

d) Dissoziative Reaktionen, insbesondere hysterische Dämmerzustände und Fuguezustände sowie Amnesien in Verbindung mit Bewußtseinsstörungen.

e) Hypochondrief) Paranoide und

hypochondrische Züge

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, deskriptive Analyse, deskriptive Analyse

Ad 3: Polymorph-PerverseTendenzen imSexualverhalten:

„Patienten mit einer manifesten sexuellen Deviation, in der sich verschiedenartige perverse Tenden-zen kombinieren.“... Je chaotischer und vielgestaltiger die perversen Phantasien und Handlungen und je labiler die mit solchen Interaktionen verbundenen Objektbeziehungen sind, desto eher ist eine Borderline-Persönlichkeitsstruktur zu erwägen. Bizarre Perversionsformen, besonders wenn sie mit primitiven Aggressions-äußerungen oder auch mit einer Ersetzung genitaler durch urethraleund anale Triebziele (Urinieren, Defäzieren) einhergehen, erwecken ebenfalls den Verdacht auf das Vorliegen einer Borderline-Persönlich-keitsstruktur.“ (Kernberg, 1978, S. 28)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, deskriptive Analyse, deskriptive Analyse

Ad 4: Impulsneurosen und Süchte:

Hiermit sind „bestimmte Formen von schweren Charakterstörungen“gemeint, „bei denen es chronisch immer wieder zu Impulsdurchbrüchen mit Befriedigung von Triebbedürf-nissen kommt, und zwar mit der Besonderheit, daß diese Arten von Triebbefriedigung außerhalb der „triebhaften“ Episoden ich-dyston, während dieser Episoden aber ich-synton und sogar hochgradig lustvoll erlebt wird. Der Alkoholismus und andere Süchte, aber auch bestimmte Formen psychogener Fettsucht und Kleptomanie sind hierfür typische Beispiele (Kernberg, 1978, S. 29)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, deskriptive Analyse, deskriptive Analyse

Ad 5: Primitive Selbst-destruktivität:

„Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Patienten mit ausgeprägten selbstdestruktiven Zügen (die auch kein gut integriertes Über-Ich haben und auffallend wenig in der Lage sind, Schuldgefühle zu empfinden). Als typisches Beispiel hierfür sind Patienten anzuführen, die im Sinne einer unspezifischen Entlastung von Angst- und Spannungsgefühlen sich selbst Schnittwunden oder sonstige Verletzungen zufügen oder die in einer Stimmung von großer Wut, aber ohne eigentliche Depression, impuls-hafte Suizidversuche unternehmen(Kernberg, 1978, S. 38)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Die strukturelle Analyse:

Die strukturelle Analyse basiert auf der Abklärung, inwiefern a) unspezifische Anzeichen von Ich-Schwächeb) primärprozeßhafteDenkformenc) spezifische Anzeichen von Ich-Schwäche (wie sie durch das Überwiegen von primitiven Abwehrmechanismen repräsentiert werden)d) eine spezifische Störung der verinnerlichten Objekt-beziehungen vorliegen.(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

1. Mangelhafte Angsttoleranz

2. Mangelhafte Impulskontrolle

3. Mangelhaft entwickelte Sublimierungen

4. mangelhafte Differenzierung zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen

(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

1. Mangelhafte Angsttoleranz

„Eine mangelhafte Angst-toleranz läßt sich daran ermessen, inwieweit jede Steigerung von Angst über das gewohnte Maß hinaus zu weiterer Symptombildung, alloplastischen Verhaltens-weisen oder tieferer Ich-Regression führt. Ich möchte betonen, daß es hier nicht auf das Ausmaß der Angst an sich ankommt, sondern darauf, wie das Ich auf jede zusätzliche Angstbelastung reagiert.“

(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

2. Mangelhafte Impulskontrolle

„Charakterstörungen vom Typ des sog. >>triebhaften Charakters<< sind ein Beispiel für eine mangelhafte Impulskontrolle. Man muß hier jedoch unterscheiden zwischen einer unspezifischen, globalen Form und andererseits einem ganz umschriebenen und hochspezifischen >>Mangel an Impulskontrolle<<, wie er im Rahmen bestimmter charakterlicher Abwehrformationen vorkommt. ….

(vgl. Kernberg, 1978, S. 41)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

2. Mangelhafte Impulskontrolle

.... In solchen Fällen zeigt sich das Spezifische dieser Form von >>mangelhafter Impulskontrolle<< typischerweise an der Ichsynchronizitätdes betreffenden Triebimpulses im Moment des impulsiven Verhaltens, an der stereotypen Wiederkehr solcher episodischen Impulsdurchbrüche, am fehlenden emotionalen Kontakt zwischen dem impulsiven Persönlichkeitsanteil und dem sonstigen Selbsterleben des Patien-ten und schließlich an der blanden Ver-leugnung, mit der solche dissoziierten>>Durchbrüche<< nachher abgewehrt werden.(vgl. Kernberg, 1978, S. 42)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

2. Mangelhafte Impulskontrolle

„Etwas ganz anderes ist die unspezifische, globale Form mangelhafter Impulskontrolle, wie man sie typischerweise bei infantilen Persönlichkeiten findet. Sie erscheint hier in Form einer unberechenbaren, sprunghaften Impulsivität als unspezifische Reaktion auf jeden stärkeren Anstieg von Angst oder Triebspannungen gleich welcher Art.“ (Kernberg, 1978, S. 42)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

3. Mangelhaft entwickelte Sublimierungen

„Die mangelhafte Ausbildung von Sublimierungen ist wiederum schwer zu beurteilen, denn man mußhierzu unter anderem konstitutionell bedingte Fähigkeiten wie z. B. das Intelligenzniveau und besondere Fertigkeiten abschätzen und Begabungen gegen tatsächliche Leistungen abwägen. Auch die soziale Umwelt des Patienten ist in Rechnung zu stellen. (Kernberg, 1978, S. 42)

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad a): UnspezifischeAnzeichen von Ich-Schwäche

3. Mangelhaft entwickelte Sublimierungen

„Kreative Genußfähigkeit und kreative Leistungsfähigkeit sind die beiden wichtigsten Aspekte der Sublimierungsfähigkeit: sie sind auch vielleicht die besten Indikatoren dafür, in welchem Ausmaß der Patient über eine konfliktfreie Ichsphäre verfügt, und daher ist umgekehrt ihr Fehlen ein wichtiger Indikator für eine Ichschwäche.“ (Kernberg, 1978, S. 43)

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad b): Primär-prozeßhafteDenkformen

Primärprozeßhafte Denkabläufe bei Borderline-Patienten zeigen sich seltener in Form von formalen Denkstörungen, sondern eher in Form von

1. Primitiven Phantasien2. einer verminderten Fähigkeit zur Berücksichtigung der formalen Gegebenheiten des Testmaterials3. der Verwendung formal auffälliger Formulierungen (vgl. Kernberg, 1978, S. 44)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad c): Spezifische

Anzeichen von Ich-Schwäche

Spezifische Abwehrmechanismen auf dem Niveau der Borderline-Persönlichkeitsorganisation:Abwehr durch Teilung des Ichs– wobei ein Zustand, der ursprünglich schlicht Ausdruck mangelhafter Integration war, nun aktiv zu bestimmten Zwecken herbeigeführt wird -.1. Mechanismus der Spaltung2. Frühformen der Projektion, insbesondere die projektiveIdentifizierung.3. Primitive Idealisierung4. Grobe Verleugnung5. Omnipotenz und Entwertung

(vgl. Kernberg, 1978, S. 45) M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, strukturelle Analyse, strukturelle Analyse

Ad d): Die spezifischePathologieder verinner-lichten Objekt-beziehungen

Unfähigkeit zur Synthese der >>guten<< und der >>bösen / schlechten<< Introjektionen und Identifizierungen.

Konsequenzen: a) mangelhafte Legierung libidinöser mit aggressiven Triebabkömmlingen, dadurch werden die Modulierung und Differenzierung der Affektdispositionen des Ichs erheblich beeinträchtigt. Daraus folgen: dauernde Neigung zu primitiven Affektausbrüchen und häufig eine mangelnde Fähigkeit zu echten Schuldgefühlen und tiefer Anteilnahme.

b) „schwerwiegendes Hindernis für die Überich-Integration.

c) auch die Zusammensetzung des Ich-Ideals behindert die Überich-Integration.

(vgl. Kernberg, 1978, S. 55)

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Das psycho-

analytisch-objektbe-ziehungs-

theoretischeKonzept von O. F. Kernberg

M. Heine

Die entwicklungspsychologische Grundannahme

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Gespaltene Partial-Selbst- und Partial-Objekt-Repräsentanzen

Part.-Selbst-Repr. +

Part.-Objekt-Repr.+

Part.-Objekt-Repr. +

Part.-Selbst-Repr.+

Part.-Selbst-Repr. -

Part.-Objekt-Repr.-

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Selbst-Repr. -

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Gespaltene Partial-Selbst- und Partial-Objekt-Repräsentanzen,bei Dominanz negativ valenter Partial-Repräsentanzen

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Part.-Selbst-Repr. +

Part.-Objekt-Repr.+

Part.-Objekt-Repr. +

Part.-Selbst-Repr.+

Part.-Selbst-Repr. -

Part.-Objekt-Repr.-

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Selbst-Repr. -

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Normale Organisation

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Selbst-Repr.++

Part.-Selbst-Repr.-

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -Part.-Objekt-Repr. +

+Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -

Part.-Objekt-Repr. ++

Part.-Objekt-Repr. -

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Kernberg´sKernberg´sModell der Modell der

EntwicklungsEntwicklungspathologie pathologie ––Evaluation Evaluation

durch durch FonagyFonagy und und

TargetTarget(2006)(2006)

M. Heine

Kernberg´sKernberg´s entwicklungspathologische entwicklungspathologische Annahmen stimmen mit den Annahmen stimmen mit den Erkenntnissen moderner Affekttheorien Erkenntnissen moderner Affekttheorien ((IzardIzard, , MalatestaMalatesta) überein. ) überein. Westen, Westen, LudolphLudolph, Block et al., 1990, , Block et al., 1990, haben ein vier Skalenhaben ein vier Skalen--Modell entwickelt Modell entwickelt zur Messung von Objektbeziehungen. Als zur Messung von Objektbeziehungen. Als charakteristisch für die charakteristisch für die BorderlineBorderline--GruppeGruppehaben sich herausgestellt: haben sich herausgestellt: Repräsentationen, dieRepräsentationen, die von Feindseligkeit von Feindseligkeit geprägt sind, eine schwächere geprägt sind, eine schwächere emotionale Besetzung von Beziehungen emotionale Besetzung von Beziehungen und Werten sowie weniger akkurate und und Werten sowie weniger akkurate und logische Kausalitätszuschreibungen.logische Kausalitätszuschreibungen.

→→

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Kernberg´sKernberg´sModell der Modell der

EntwicklungsEntwicklungspathologie pathologie ––Evaluation Evaluation

durch durch FonagyFonagyund und TargetTarget

(2006)(2006)

M. Heine

Nach Auffassung von Nach Auffassung von FonagyFonagy und und TargetTarget wird das wird das Kernberg´scheKernberg´sche Modell am stärksten bestätigt durch die Modell am stärksten bestätigt durch die systematische und kontrollierte Forschung von Drew systematische und kontrollierte Forschung von Drew Westen et al. (1990 und 1993). Die Forschungen Westen et al. (1990 und 1993). Die Forschungen brachten zutage, daß die brachten zutage, daß die BorderlineBorderline--IndividuenIndividuen

Widersprüche nicht wirklich wahrnahmen,Widersprüche nicht wirklich wahrnahmen,egozentrisch waren, egozentrisch waren, auf die Perspektive des Zuhörers keine auf die Perspektive des Zuhörers keine

Rücksicht nahmen, Rücksicht nahmen, nicht angemessen zwischen dem Selbst und nicht angemessen zwischen dem Selbst und

anderen Personen unterschieden,anderen Personen unterschieden,extrem negative Selbstrepräsentationen extrem negative Selbstrepräsentationen

aufwiesen.aufwiesen.Ihre Beziehungsschemata waren unbeständig Ihre Beziehungsschemata waren unbeständig

und stark durch Feindseligkeit geprägt, was sie und stark durch Feindseligkeit geprägt, was sie dazu dazu veranlaßtveranlaßt, sich und ihre Umwelt in Täter, sich und ihre Umwelt in Täter--OpferOpfer--Kategorien aufzufassen, wobei Selbst und Kategorien aufzufassen, wobei Selbst und Anderer häufig austauschbar warenAnderer häufig austauschbar waren

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Kernberg´sKernberg´sModell der Modell der

EntwicklungsEntwicklungspathologie pathologie ––Evaluation Evaluation

durch durch FonagyFonagyund und TargetTarget

(2006)(2006)

M. Heine

Ergebnisse der Forschung von Drew Westen Ergebnisse der Forschung von Drew Westen et al. (1990 und 1993) et al. (1990 und 1993) –– Fortsetzung:Fortsetzung:Insgesamt kann festgestellt werden, daß Insgesamt kann festgestellt werden, daß Kernberg´sKernberg´s Darstellung der Darstellung der „„transitorischentransitorischen, gespaltenen und kaum , gespaltenen und kaum integrierten Selbstrepräsentation“ und integrierten Selbstrepräsentation“ und Kernberg´sKernberg´s Konstrukt der für Konstrukt der für BorderlineBorderline--PatientenPatienten typischen „Identitätsdiffusion“ typischen „Identitätsdiffusion“ durch die methodisch anspruchsvoll durch die methodisch anspruchsvoll gewonnenen Forschungsbefunde von gewonnenen Forschungsbefunde von Drew Westen und Mitarbeitern Drew Westen und Mitarbeitern Bestätigung erfahren hat.Bestätigung erfahren hat.

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193193..

Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Kernberg´sKernberg´sModell der Modell der

EntwicklungsEntwicklungspathologie pathologie ––Evaluation Evaluation

durch durch FonagyFonagyund und TargetTarget

(2006)(2006)

M. Heine

In weiteren Untersuchungen (In weiteren Untersuchungen (ClarkinClarkin und und Mitarbeiter) hat sich auch die Mitarbeiter) hat sich auch die Kernberg´scheKernberg´scheThese der IchThese der Ich--Schwäche von Schwäche von BorderlineBorderline--PatientenPatienten bestätigt. Als Kriterium der Ichbestätigt. Als Kriterium der Ich--Schwäche wurde die Fähigkeit angesehen, Schwäche wurde die Fähigkeit angesehen, willkürliche Kontrolle auszuüben. Die willkürliche Kontrolle auszuüben. Die Ergebnisse zeigten, daß die Ergebnisse zeigten, daß die BorderlineBorderline--PatientenPatienten nur über eine geringe Fähigkeit nur über eine geringe Fähigkeit verfügten, gezielte Kontrolle auszuüben, verfügten, gezielte Kontrolle auszuüben, wodurch sich das Risiko für negative Affekte wodurch sich das Risiko für negative Affekte wiederum erhöhen dürfte. wiederum erhöhen dürfte. Zu diesem Befund Zu diesem Befund paßtpaßt, daß das neuropsycho, daß das neuropsycho--logische Korrelat der willkürlichen Kontrolle logische Korrelat der willkürlichen Kontrolle auch beeinträchtigt war.auch beeinträchtigt war.

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194194..

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PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Kernberg´sKernberg´sModell der Modell der

EntwicklungsEntwicklungspathologie pathologie ––Evaluation Evaluation

durch durch FonagyFonagyund und TargetTarget

(2006)(2006)

M. Heine

FonagyFonagy und und TargetTarget heben hervor, daß heben hervor, daß das das Kernberg´scheKernberg´sche Konzept eines der Konzept eines der ganz wenigen sei, das für zahlreiche der ganz wenigen sei, das für zahlreiche der von ihm verwendeten Konstrukte von ihm verwendeten Konstrukte operationale Definitionen formulierte, operationale Definitionen formulierte, und das den Wert der und das den Wert der psychoanalypsychoanaly--tischentischen Diagnostik unterstreicht und aus Diagnostik unterstreicht und aus deren Implikationen die Wahl des deren Implikationen die Wahl des Behandlungsverfahrens ableitet. Behandlungsverfahrens ableitet. Kritisch merken die Autoren an, daß es in Kritisch merken die Autoren an, daß es in

Kernberg´sKernberg´s Überlegungen zur differentiellen Überlegungen zur differentiellen Indikation gewisse Inkonsistenzen gebe, z.B. Indikation gewisse Inkonsistenzen gebe, z.B. hinsichtlich der Wahl des hinsichtlich der Wahl des BehandlungsverBehandlungsver--fahrensfahrens für narzißtische Persönlichkeiten.für narzißtische Persönlichkeiten.

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195195..

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Der wichtigstenätiologischenFaktoren

ein Übermaß an primärer Aggression

oder auch an sekundärer, frustrationsbedingter Aggression ;

weitere pathogene Faktoren sind vermutlich auch bestimmte Entwicklungsdefekte der primären Ich-Apparate und eine mangelhafte Angsttoleranz

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)

M. Heine

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196196..

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Konsequenzen:Erstens wird durch die mangelhafte

Legierung libidinöser mit aggressiven Triebabkömmlingen die normalerweise stattfindende Modulierung und Differenzierung der Affektdispositionen des Ichs erheblich beeinträchtigt, so daß eine dauernde Neigung zu primitiven Affektausbrüchen bestehen bleibt.

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Konsequenzen:Weiterhin kann auch die besondere

Affektdisposition, die etwas mit der Ichfähigkeit, Depression, Anteilnahme und Schuldgefühl zu empfinden, zu tun hat, gar nicht erlangt werden, solange positive und negative Introjektionen noch nicht zusammengekommen sind. ... Borderline–Patienten mangelt es oft an der Fähigkeit zu echten Schuldgefühlen und tiefer Anteilnahme gegenüber anderen Menschen.

(vgl. Kernberg, 1978, S. 57) M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Ätiologie, Ätiologie

Alternative ätiologischeAnnahmen:

These von Abend et al.:- Die Spaltung im Erleben des Klein-

kindes sei nicht Ausdruck der nor-malen Entwicklung, sondern stelle sich bereits als Folge einer patholo-gischen frühen Entwicklung dar.

Kritik von Wurmser:- Mit der Akzentuierung des ich-

strukturellen Defizits gehe die Gefahr einher, die Konflikthaftigkeit der Innenwelt von Borderline–Patientennicht genau genug wahrzunehmen.

Kritik und These von Fonagy, Target, Gergely und Jurist:- Die Disposition zur Herausbildung

einer Borderline-Störung gehe darauf zurück, daß der Patient nicht die Möglichkeit hatte, sich hinreichend die Fähigkeit zur Mentalisierung anzueignen, sondern auf den sog. Äquivalenzmodus fixiert blieb.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Charakterzüge, Charakterzüge

TypischeCharakterzüge der Patienten mitBorderline-Persönlichkeits-

struktur :

„Sobald sich eine Situation ergibt, aus der normaler-weise eine tiefere zwischen-menschliche Beziehung entstehen könnte, zeigt sich die Unfähigkeit dieser Patienten zu wirklicher Einfühlung und echtem Mitgefühl, ihre unrealistisch verzerrte Wahrnehmung anderer Personen und die dem Selbstschutz dienende Flachheit ihrer emotionalen Beziehungen.“

(Kernberg, 1978, S. 58)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Charakterzüge, Charakterzüge

TypischeCharakterzüge der Patienten mitBorderline-Persönlichkeitsstruktur :

„Ein weiterer Wesenszug dieser Patienten betrifft die insgesamt stark mit Aggression durchsetzten prägenitalen und genitalen Triebziele, die in ihrem Verhalten mehr oder weniger subtil oder auch in primitiverer, direkterer Form zum Ausdruck kommen. Unverhüllte ausbeuterische Tendenzen, eine maßlose Ansprüchlichkeit und die rücksichtslose und taktlose Manipulation anderer Menschensind nur einige der Züge, die sich leicht feststellen lassen. Die schon erwähnte Tendenz zur Entwertung der Objekte gehört ebenfalls dazu.“

(Kernberg, 1978, S. 59f)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Entwicklung psychothera-peutischerTechniken für die Behandlung von Borderline-Patienten

Seit der Erstveröffentlichung des Buches: `Borderline Conditionsand pathological Narcissism´, von Kernberg im Jahr 1975 wurde der psychodynamische Ansatz zur Behandlung von Borderline- und narzißtischen Persönlichkeiten stetig weiterentwickelt, wie sich dies in einer Unzahl an Literatur zu diesem Thema niederschlägt (sh. Literaturverzeichnis). Später wurden die Behandlungskonzepte auch auf andere schwere Persönlichkeitsstörungen bezogen.

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungen

Aktuelle

psychoana-

lytische Kon-

zeptualisie-

rungen von

Persönlich-

keits-

störungen

M. Heine

Das psychoanalytisch-objektbeziehungtheoretischeKonzept von O. F. Kernberg

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Entwicklung psychothera-peutischerTechniken für die Behandlung von Borderline-Patienten

Eine Autorengruppe um Kernberg (Clarkin, Yeomans, Kernberg) hat sich in ihrer vorläufig letzten sehr detaillierten Darstellung der Behandlungsmethodik darum bemüht, ein Manual zur Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitvorzulegen.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Prinzipien der übertragungs-fokussierten Psychotherapie (Transference-FocusedPsychotherapy, TFP)

„Die Schwerpunkte und strategischen Prinzipien der übertragungs-fokussiertenPsychotherapie (TFP) basieren auf einem objektbeziehungs-theoretischen, psychodyna-mischen Verständnis der Persönlichkeitsstörung .... .“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

„Das hier dargestellte Therapieverfahren ist primär darauf ausgerichtet, an den unreifen Abwehrmechanismen anzusetzen, wie sie für die Borderline-Störung charakteristisch sind.“

Es ist zu erwarten, daß „sich in der psychodynamischen Therapie eine spezifische Beziehung entwickelt, in der diese unreifen Abwehrmechanis-men in ihrem vollen Ausmaß aktiviert werden. Der Therapeut versucht, diese Abwehr nicht zu unterdrücken, sondern sie dem Patienten verstehbar und in ihrer bisherigen Funktion bewußt zu machen.“ M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

„Das Hauptziel der TFPbesteht darin, die typischen Muster in den

internalisierten Objektbeziehungen bei Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsorganisation zu verändern, die zu den wiederkehrenden fehlangepaßten Verhaltensweisen und den chronischen affektiven und kognitiven Störungen führen, die für diese Psychopathologie charakteristisch sind. …

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Aus unserer Sicht beinhaltet eine tiefgreifendeVeränderung der psychischen Grundstruktur auch eine Lockerung der fixierten internalisierten Objektbeziehungen und eine Integration der abgespaltenen Selbst- und Objektrepräsentanzen in ausge-wogenere, reifere und flexiblere Vorstellun-gen von sich selbst und den anderen. ...

Eine derartige Veränderung ... wird schrittweise erreicht, indem er (der Patient) in der therapeutischen Beziehung erlebt, wie ihn der Therapeut immer wieder unterstützt, sich seiner gespaltenen und polarisierten Selbst- und Objektrepräsentanzen bewußtzu werden, die für die Heftigkeit und das Chaos in seinem subjektiven Erleben verantwortlich sind.“ ...

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

„Das grundlegende Konzept der psychodynamischen Therapie von Persönlichkeitsstörungenbesteht darin, die Pathologie des Patienten als eine im „Hier-und-Jetzt“ stattfindende unbewußte Wiederholung pathogener, internalisierter Beziehungserfahrungen aus der Vergangenheit anzusehen. UnbewußteKonflikte der Vergangenheit, die als internalisierte Beziehungsmuster in der Psyche verankert sind, werden symbolisch immer wieder reinszeniertund vom Patienten als aktuelle Realität erlebt.“ M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

„Übertragungen …(sind) Wiederholungen von Objekt-beziehungsmustern in der Gegenwart, die auf frühen internalisierten und in der psychischen Struktur niedergeschlagenen Erfahrungen – häufig in verzerrter Form –beruhen; die so entstandenen Strukturen bestimmen das gegenwärtige Erleben von Realität und Beziehungen des Betreffenden. Bei Borderline-Patienten enthalten die inter-nalisierten Beziehungsmuster primitive An-teile und führen zu pathologischen Bezie-hungen zum Selbst und zu anderen Personen. Die pathologischen Muster entfalten sich in den Reaktionen des Patienten auf den Therapeuten und stellen die wichtigsten Mittel für das Verstehen und Intervenieren in der inneren Welt des Patienten dar.“ (S. 59)

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Die Therapieziele werden durch die drei folgenden strategischen Prinzipien erreicht:

das Erkennen der dominanten Objekt-beziehungsmuster des Patienten, wie sie sich in der Übertragungsbeziehung zwischen Therapeut und Patient darstellen;

die Analyse des Rollenwechsels (beispielsweise wenn der Pat. unbewußt zwischen der Opfer- und der Täterrolle hin und her wechselt.)

die Integration positiver und negativer Sichtweisen von sich selbst (Opfer-Täter) und wichtigen Bezugspersonen.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

„Die drei Grundbestandteile der Interventionstechnik

… sind Klärung, Konfrontation und Deutung der Übertragungsbeziehung zwischen Therapeut und Patient im "Hier-und-Jetzt“.“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Klärung, Konfrontation, Deutung

Klärung besteht darin, dass der Therapeut das subjektive Erleben des Patienten mit seinen unklaren oder verwirrenden Anteilen so lange bespricht, bis entweder der Patient sich verwirrt fühlt, weil ein Widerspruch zutage getreten ist, oder aber beide, Therapeut und Patient, genau verstanden haben, was besprochen wurde.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Klärung, Konfrontation, Deutung

Konfrontation bedeutet, dass der Therapeut zuvor geklärte Informatio-nen, die einander widersprechen, in Konflikt miteinander stehen oder keinen Sinn ergeben, zusammenträgt und den Patienten dann taktvoll mit diesem Material konfrontiert. Vor allem in den frühen und mittleren Phasen der Therapie werden die Schritte Klärung und Konfrontation vor den Deutungen den Vorrang haben.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Klärung, Konfrontation, Deutung

Deuten heißt in diesem Therapieverfahren in erster Linie, Objektbeziehungen bewusst zu machen, die unbewusst erlebt werden und sich entweder im Agieren oder in körperlichen Symptomen äußern.Der Deutungsprozeß besteht schließlich darin, klare Hypothesen zu den beobachteten Widersprüchen und Gegensätzen aufzustellen, so dass diese verstehbar werden.

M. Heine

Page 215: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Grundprinzip der psychodynamischen Therapie

von einer Position der technischen Neutralität aus zu intervenieren.

– „Technische Neutralität ist unentbehr-lich in der TFP, weil diese Position es dem Therapeuten erlaubt, alle an den Konflikten des Patienten beteiligten Kräfte zu beobachten, zu verstehen und die Interaktion zwischen ihnen zu analysieren.

– Beibehalten der technischen Neutralität bedeutet nicht, mit dem Patienten oberflächlich und emotionslos umzugehen.“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Schritte in der Formulierung von Deutungen

a) Erkennen und Benennen der aktuell aktivierten Objektbeziehung.b) Klärung, wer innerhalb der Dyade zu welchem Zeitpunkt gerade welche Position einnimmt.c) Integration der voneinander abgespaltenen Rollen in der Übertragungssituation.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Prinzipien zum Erreichen therapeutischer Ziele

Der Patient bestimmt den Inhalt der Stunde.Der Therapeut fokussiert die Themen, bei denen der Affekt des Patienten am intensivsten ist.Auf das Material achten, das direkt oder indirekt auf den Therapeuten Bezug nimmt, „da sich der Affekt des Pat. oftmals auf das Hier-und-Jetzt“ in der Therapie bezieht.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Prinzipien zum Erreichen therapeutischer Ziele

„In der frühen Phase der Therapie eines Bor-derline-Patienten ist es - ... – typisch, dass der Patient verbal die am wenigsten wichtige Infor-mation übermittelt und dass sich die tieferen, die bedeutsameren und vorwiegend unbewuß-ten Informationen durch sein Verhalten und in der Gegenübertragung des Therapeuten mitteilen.“Registrieren, welcher der drei Informations-kanäle am stärksten affektiv besetzt ist.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Prinzipien zum Erreichen therapeutischer Ziele

„Während Übertragung und Gegenübertragung bei Borderline-Patienten in der Regel rasch wechseln, muss der Therapeut neben den sich ständig verändernden Gegenübertragungs-gefühlen auch seine anhaltende Gegenüber-tragungsdisposition prüfen.“„Bei Borderline-Patienten besteht ein recht hohes Risiko eines gefährlichen Gegenüber-tragungsagierens. ... „Der Therapeut läuft vor allem Gefahr, projizierte Aggression in Handlung umzusetzen, indem er bei Verhaltens-weisen des Patienten, die gefährdend für die Therapie sind, „mitspielt“ oder sie nicht konfrontiert.“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategische Prinzipien der Behandlung in Grundzügen

Ziel der TFP ist es, Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation zu helfen, mehrdimensionale, zusammenhängende und integrierte Bilder von sich und anderen zu entwickeln. ... Der Therapeut zeigt dem Patienten hierzu die jeweils aktivierten Teil-Selbst- und Teil-Objektbilder und die Abwehr-mechanismen auf, die deren Aufrechterhaltung als nicht integrierte Fragmente vollständiger Selbst- und Objektrepräsentanzen dienen.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 1: Definieren der dominanten Obektbeziehungen

Schritt 1: Erleben der Verwirrung -> häufig schon in der ersten Stunde beunruhigende, gespannte, bedrohliche oder konfuse Atmosphäre. Die Verwirrung verstärkt im Therapeuten das Gefühl von Hilflosigkeit. Der Therapeut sollte die Verwirrung unvoreingenommen auf sich wirken lassen und sollte aufmerksam auf die spezifische Qualität der in ihm ausgelösten Gefühle achten (Gegenübertragung) achten, da sie ihm als wichtiger Hinweis auf einen derzeit im Patienten aktiven gleichartigen oder komplementären Gefühlszustand dienen kann.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 1: Definieren der dominanten Obektbeziehungen

Schritt 2: Erkennen der dominanten Objektbeziehungen

Rückschlüsse über die internalisierten Objekte können lediglich aus den wiederhergestellten Interaktionsmustern des Patienten in seinen Beziehungen zu anderen Personen, insbesondere zum Therapeuten, gezogen werden. ... Indem der Therapeut sich die Rollen verdeutlicht, die der Patient gerade einnimmt bzw. dem Therapeuten zuschreibt, kann er ein lebendiges Bild der Repräsen-tanzenwelt des Patienten gewinnen.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 1: Definieren der dominanten Obektbeziehungen

Schritt 3: Benennen der AkteureDeuten dann, wenn der Patient noch emotional beteiligt,

die Intensität des Affekts aber im Abnehmen begriffen ist. „Der Therapeut sollte den Prozess so genau wie möglich beschreiben und Details erfassen, welche die Individualität des Patienten widerspiegeln.“ Metaphern bieten oft eine schöne Möglichkeit der Verdichtung, um die Komplexität von Selbst- und Objektvorstellungen zu erfassen. ….“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 1: Definieren der dominanten Obektbeziehungen

Schritt 4: Beobachten der Reaktion des Patienten

Nach Benennen der aktivierten Teil-Selbst- bzw. Teil-Objekt-Dyade aufmerksam die Reaktionen des Patienten beobachten! Mögliche Varianten:

a) Die beschriebene Selbst-Objekt-Interaktion wird noch verstärkt.

b) Es kommt zum Rollentausch, z. B. benanntes Selbstbild wird auf den Therapeuten projiziert ...

c) Die Charakterisierung kann zu erkennbarer Einsicht führen. Der Patient liefert weiteres entsprechendes, auch neues Material.

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 1: Definieren der dominanten Obektbeziehungen

Schritt 4: Beobachten der Reaktion des Patienten

Plötzliche Aktivierung einer andersartigen Objektbeziehungsdyade.

Eine zutreffende Rollenbeschreibung kann auch auf totale Ablehnung stoßen.

„Mit Fortschreiten der Therapie werden zutreffende Interventionen häufiger zu einer Verlagerung weg von den geschilderten Dyaden und hin zu einer Aktivierung einer entgegengesetzten Dyade führen. Einander entgegengesetzte Selbst- und einander entgegengesetzte Objektrepräsentanzen können dann innerhalb einer einzigen Sitzung präsent sein. In diesem Fall kann die Deutung der Spaltung für den Patienten besonders bedeutsam sein.“ ....

M. Heine

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Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 2: Beobachten und Deuten der Rollenwechsel

„Der Therapeut sollte für jeden Patienten eine Reihe von Charakteren festlegen und die einzelnen Akteure mit Hilfe von Adjektiven so genau wie möglich beschreiben.

Üblicherweise werden die Rollen alternierend gespielt. .... ... ist sich der Patient häufig nicht im klaren, welche Rolle er gerade einnimmt ...“

Ein Rollenwechsel geht häufig dann vor sich, wenn der Therapeut plötzlich den Eindruck hat, den Faden verloren zu haben.

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 3: Beobachten und Deuten der

Zusammenhänge zwischen sich gegenseitig abwehrenden Objektbeziehungsdyaden

„In der Arbeit mit Borderline-Patienten muß der Therapeut nicht nur die unterschiedlichen Zerr-bilder, aus denen sich die Dyaden zusammen-setzen, und die Oszillationen zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen innerhalb dieser Dyaden herausarbeiten, sondern er muß außerdem die Funktion erkennen, die eine Dyade in der Beziehung zu einer anderen ausüben kann, um die Fragmen-tierung und die Konflikte in der inneren Welt des Patienten vollständig verstehen zu können.“

M. Heine

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Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 4: Integrieren der abgespaltenen Teil-Objekte

Kennzeichen der schrittweisen Integration von seiten des Patienten:

„Äußerungen des Patienten, die entweder eine Erweiterung oder eine zusätzliche Klärung der Kommentare des Therapeuten enthalten.

Bewahren und Tolerieren von bewußtgewordenem Haß.

Toleranz von Phantasien und Öffnung eines Übergangsraums

Toleranz und Fähigkeit zur Integration von Deutungen primitiver Abwehrmechanismen, insbesondere der projektiven Identifizierung.

Durcharbeiten des pathologischen Größenselbst in der Übertragung.

M. Heine

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Clarkin, Yeomans,Kernberg (2001) :Psycho-therapie derBorderline-Persönlich-keit

Strategisches Prinzip 4:Integrieren der abgespaltenen Teil-Objekte

Kennzeichen der schrittweisen Integration von seitendes Patienten:

Änderungen in dominanten Übertragungsthemen.Die Fähigkeit, Schuldgefühle zu erleben und in eine

depressive Position einzutreten. ... Diese Position ist insofern depressiv, als das Individuum den Verlust des primitiven idealen Objekts betrauern und die Realität akzeptieren muß, daß es kein ideales Objekt gibt.“ ... Das „Gefühl von Schuld und Sorge geht einher mit dem Bemühen, ambivalent geliebten Objekten gegenüber etwas wiedergut-zumachen; es bildet die Grundlage für eine reifere Abhängigkeit, Dankbarkeit und Kooperation in der Arbeit mit dem Therapeuten und auch für eine Ausdehnung dieser Fähigkeiten auf Beziehungen außerhalb des therapeutischen Rahmens.“

M. Heine

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Marsha M.

Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Die DVT kombiniert eine Gruppenbe-handlung mit einer Einzelpsycho-therapie, in der psychodynamische Ansätze, verhaltenstherapeutische Techniken und Pharmakotherapie zur Anwendung kommen.

Der Fokus der DVT… wird auf die schweren dysfunktionalenVerhaltensmuster, einschließlich des suizidalen Verhaltens, gelegt.

M. Heine

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Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Die theoretischen Grundlagen der Behandlung-> werden gebildet durch

• eine biosoziale Theorie, • dialektisch philosophische

Annahmen, • die Zen-Prinzipien und • die verhaltenstheoretisch

fundierten Prinzipien, die nach wie vor die Auswahl der Strategien bestimmen.

M. Heine

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Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Der Begriff „kognitiv“ wurde ersetzt durch den Begriff „dialektisch“

-> weil die Behandlung nicht mehr auf einer kognitiven Theorie der Verhaltens- und emotionalen Dysfunktion basiert;

„weil ein breiterer, theoretischer Rahmen benötigt wurde, der die modifizierte philosophische, theoretische und technische Grundlage der Behandlung umfassen konnte.

M. Heine

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Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Biosoziale TheorieBasishypothese:

Die DVT geht davon aus, daß „die Verhaltensmuster bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung

entweder funktionell in Beziehung zu einer fundamentalen Dysregulationdes emotionalen Systems stehen oder unvermeidbare Konsequenzen

dieser Dysregulation sind. …

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Biosoziale Theorie„Diese systemische Dysregulation ist eine

Folge von emotionaler Vulnerabilität in Kombination mit ausgeprägten Schwierigkeiten, emotionale Reaktionen zu steuern.“

Emotionale Vulnerabilitäthohe Sensitivität für emotionale Reizeheftige emotionale Reaktionenlangsame Rückkehr zur Baseline

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Biosoziale Theorie„Defizite in der Regulation von Emotionen sieht

Linehan „möglicherweise verursacht“ dadurch, daß Borderline-Patienten nicht hinreichend in der Lage sind:– stimmungsabhängige dysfunktionale

Verhaltensweisen zu hemmen;– ihr Verhalten auf Ziele auszurichten, unabhängig von

momentanen Stimmungen;– ihre physiologische Erregung situationsadäquat zu

steigern oder zu verringern;– die Aufmerksamkeit von emotional erregenden

Reizen abzuziehen;– dem emotionalen Erleben (zu begegnen(?)), ohne

sofortigen Rückzug oder ohne weitere extreme negative Emotion zu entwickeln.

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Biosoziale TheorieDie Mechanismen der initialen Dysregulation

seien unklar geblieben!Allerdings geht Linehan davon aus, „daß

biologische Faktoren eine wichtige Rolle spielen würden.“ Diese könnten sich zusammensetzen aus genetischen Einflüssen, pränatalen Faktoren und traumatischen Kindheitserlebnissen, die die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems betreffen.

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Biosoziale TheorieAus der Perspektive von Linehan haben Emotionen eine

kognitive Bewertungskomponente, eine physiologische oder biochemische Komponente, eine phänomenologische Erfahrungskomponente, eine muskuläre und mimische Komponente, und eine Handlungskomponente.[1]

„Es ist das System, das dysreguliert ist.“ [1] Eine kommunikative Komponente von Emotionen findet auffälligerweise keine Erwähnung.

Linehan betont, daß - angeblich im Unterschied zu anderen Theorien - die DVT annehme, daß die Regulation und Toleranz aller Emotionen dysfunktional vonstatten gehe. Daraus leite sich das Postulat ab, spezifisch emotionale Erfahrungen und Dysregulationen im jeweiligen Einzelfall „äußerst gründlich“ zu erfassen.

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Biosoziale TheorieInvalidierende UmfelderDamit sich eine Borderline-

Persönlichkeitsstörung entwickelt, reicht eine anfängliche temperaments-bedingte Vulnerabilität gegenüber emotionaler Dysregulation nicht aus. Hinzutreten müsse ein sog. „invalidierendes Umfeld“.

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Biosoziale TheorieInvalidierende Umfelder

Tendenz, persönliche Erfahrungen zu negieren und / oder unberechenbar und unangemessen (?) auf sie zu reagieren;

Insbesondere emotionale Erfahrungen und Interpretationen von Ereignissen werden oft als nicht angemessene Reaktionen betrachtet, werden bestraft, trivialisiert, abgetan oder nicht beachtet, und / oder sie werden auf sozial unakzeptierte Eigenschaften zurückgeführt, z. B. auf Überempfindlichkeit, Boshaftigkeit e.t.c.

M. Heine

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Die „dialektische Verhaltenstherapie“:

Biosoziale TheorieInvalidierende Umfelder

Es werden negative Emotionen unterstellt (Projektionen) und zugleich werden negative Affekte kaum geduldet.

Die Notwendigkeit der Kontrolle von Emotionen wird sehr betont.

Tendenz, das Verhalten vor allem durch Strafen zu regulieren.

Linehan geht davon aus, daß sexueller Missbrauch der Prototyp des invalidierendenUmfeldes für Kinder sei.

M. Heine

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Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Biosoziale TheorieInvalidierende Umfelder

Die Betroffenen würden auf diese Weise lernen, ihren inneren Zuständen zu misstrauen, und würden stattdessen in ihrer Umgebung nach Anhaltspunkten dafür suchen, wie sie zu handeln, zu denken und zu fühlen hätten. (gilt vor allem für die abhängige Persönlichkeitsstörung oder / und das sog. „falsche Selbst (Winicott))

In auffälliger Übereinstimmung mit gleichlautendenFormulierungen der Psychodynamik versteht Linehan „die für die Borderline-Persönlichkeits-störung charakteristischen dysfunktionalen Ver-haltensweisen als fehlangepaßte Lösungsver-suche für überwältigenden, äußerst schmerz-haften negativen Affekt“.

M. Heine

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Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Richtlinien für die kognitive Therapie der

Persönlichkeitsstörungen- Interventionen sind am wirksamsten, wenn sie auf

einer individualisierten Konzepterstellung der Probleme des Klienten beruhen.

- Es ist sowohl für den Therapeuten als auch für den Klienten wichtig, miteinander auf klar festgelegte, gemeinsame Ziele hinzuarbeiten.

- Es ist wichtig, der Therapeut-Klient-Beziehung mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich zu schenken. -> Das, was im psychoanalytischen Bezugsrahmen „Übertragung“ genannt wird, seien „aus kognitiver Sicht Übergeneralisierte Überzeugungen und Erwartungen, die der Klient in Beziehungen zu Bezugspersonen erworben hat.

- Überlegen Sie, mit therapeutischen Schritten zu beginnen, die kein ausführliches Sich-Öffnenerfordern.

- Interventionen, die das Gefühl der Selbstwirksamkeit des Klienten stärken, reduzieren oft die Intensität seiner Symptomatik und erleichtern andere Interventionen.“

M. Heine

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BorderlineBorderline--StörungenStörungen, Psychotherapie, Psychotherapie

Marsha M. Linehan (1996) :Grundlagen derdialektischen Verhaltenstherapie bei Borderline-Persönlichkeits-störungenIn: Schmitz, Fydrich, Limbacher: Persön-lichkeitsstörungen: Diagnostik und Psychotherapie, Beltz-Verlag, Weinheim, 1996, S. 179 – 199

Die „dialektische Verhaltenstherapie“:Richtlinien für die kognitive Therapie der

Persönlichkeitsstörungen- Verlassen Sie sich nicht hauptsächlich auf verbale

Interventionen. -> Hierarchie von Verhaltensexperimenten- Bemühen Sie sich, die Ängste Ihres Klienten zu erkennen und

anzusprechen, bevor sie Veränderungen initiieren.- Helfen Sie dem Klienten, angemessen mit aversiven

Emotionen umzugehen.- Rechnen Sie mit Problemen hinsichtlich der Compliance.- Gehen Sie nicht davon aus, daß der Klient in einem

„vernünftigen“ Umfeld lebt. -> Bei der Initiierung von Veränderungen ist es (daher) wichtig, die zu erwartenden Reaktionen der Bezugspersonen im Umfeld des Klienten einzuschätzen, anstatt nur anzunehmen, sie seien angemessen.

- Achten Sie während des Therapieverlaufs auf ihre eigenen emotionalen Reaktionen. -> „Da emotionale Reaktionen nicht zufällig entstehen, ist eine außergewöhnlich starke Gefühlsregung wahrscheinlich eine Reaktion auf einen bestimmten Aspekt des Klientenverhaltens.“

- Seien Sie realistisch hinsichtlich der Dauer und der Ziele der Therapie sowie der Maßstäbe, die Sie an sich legen.

M. Heine

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M. Heine

F 60.8

Persönlichkeits-störungen, für die keine der spezifischen Kategorien (F 60.0 – F 60.7) zutreffen.

F 60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörungen

F 60.8

Dazugehörige Begriffe:-Narzißtische Persönlichkeitsstörung- exzentrische Persönlichkeitsstörung- haltlose Persönlichkeitsstörung- unreife Persönlichkeitsstörung- passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung- (psycho)neurotischePersönlichkeitsstörung

Die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im Rahmen der ICD 10:

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

- Kohut weist darauf hin, daß oftmals die narzißtischen Patienten ihre Beschwerden und Beeinträchtigungen nur ungenau schildern können – und dies nicht nur wegen der Angst, eine Schwäche einzugestehen, sondern – wie Kohut postuliert – vor allem wegen der krankhaft veränderten Strukturen des Selbst, wodurch die selbstbeobachtende Funktion des Ich eingeschränkt werde. Zu Beginn würden deshalb meist nur sekundäre Beschwerden genannt, wie z. B. Arbeitshemmungen oder die Neigung zu perversen Handlungen.

- Im Laufe der Analyse beschreibe der Pat. dann subtil wahrgenommene und dennoch intensive Gefühle der Leere und Depression.

M. Heine

Beschwerden und pathologischen Merkmale

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

- „Der Patient versucht dem Analytiker mitzuteilen, daß er mindestens zeitweise, besonders wenn die narzißtische Übertragung unterbrochen wurde, den Eindruck habe, er sei nicht im vollen Sinne wirklich, oder zumindest seien seine Gefühle abgestumpft; und er mag hinzufügen, daß er seine Arbeit ohne Freude vollbringt, daß er Rou-tinetätigkeiten sucht, die ihn über den Tag hin-wegbringen, da es ihm anscheinend an Initiative mangelt. Diese und ähnliche Beschwerden sind Hinweise auf eine Entleerung des Ichs, das sich gegen die unwirklichen Ansprüche eines archai-schen Größenselbst oder gegen das intensive Bedürfnis nach einem mächtigen äußeren Spender von Selbstachtung oder anderer Formen

narzißtischer Zufuhr abschirmen muß.“ M. Heine

Beschwerden und pathologischen Merkmale

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

- Obwohl diese Beschwerden und Syndrome in der Tat häufig bei narzißtischen Persönlichkeiten auftreten ....., beruht das entscheidende diagnostische Merkmal nicht auf der Bewertung der angebotenen Symptomatik und auch nicht der Lebensgeschichte, sondern auf dem Wesen der spontan sich entwickelnden Übertragung.“

M. Heine

Beschwerden und pathologischen Merkmale

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

„Das Gleichgewicht des primären Narzißmus wird durch die unvermeidlichen Begrenzungen mütterlicher Fürsorge gestört, aber das Kind ersetzt die vorherige Vollkommenheit (a) durch den Aufbau eines grandiosen und exhibitio-nistischen Bildes des Selbst: das Größen-Selbst; und (b) indem es die vorherige Vollkommenheit einem bewunderten, allmächtigen (Übergangs-) Selbst-Objekt zuweist: der idealisierten Eltern-Imago.“ (S. 43)

M. Heine

Klassifizierung der Übertragungen(oder übertragungsähnlichen Strukturen), wie sie bei den narzißtischen Störungen auftreten und während

der Analyse freigesetzt werden.

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

„Im Folgenden untersucht Kohut(1) die Übertragungen, die aus der therapeutischen Mobilisierung

der idealisierten Elternimago entstehen (idealisierende Übertragung genannt);

(2) die aus der Mobilisierung des Größen-Selbst entstehenden (zusammenfassend als Spiegelübertragung bezeichnet);

(3) die Übertragungsreaktionen des Analytikers (einschließlich seiner Gegenübertragungen), die man während der Freisetzung der idealisierten Elternimago in der Übertragung bemerkt; und

(4) jene, die man während der Freisetzung des Größen-Selbst des Patienten findet. .“ (S. 43)

M. Heine

Klassifizierung der Übertragungen(oder übertragungsähnlichen Strukturen), wie sie bei den narzißtischen Störungen auftreten und während

der Analyse freigesetzt werden.

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

„Die therapeutische Aktivierung des allmächtigen Objekts ( der idealisierten Elternimago), idealisierende Übertragunggenannt, ist die Wiederbelebung eines von zwei Aspekten einer frühen Phase der seelischen Entwicklung in der Psychoanalyse. Sie ist der Zustand, in dem die Psyche, nachdem sie eine Störungdes Gleichgewichts des primären Narzißmus erleiden mußte, einen Teil des verlorenen Erlebens der umfassenden narziß-tischen Vollkommenheit dadurch zu retten versucht, daß sie dieseeinem archaischen, rudimentären (Übergangs-)Selbst-Objektzuschreibt, der idealisierten Elternimago. Da alle Vollkommenheit und Stärke jetzt in dem idealisierten Objekt liegen, fühlt das Kind sich leer und machtlos, wenn es von ihm getrennt ist, und es versucht deshalb, dauernd mit ihm vereint zu bleiben.“ (S. 57)

M. Heine

Die idealisierende Übertragung

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

„Entsprechend der kohärenten therapeutischen Wiederbelebung des idealisierten Selbst-Objektes in der idealisierenden Übertragung wird das Größen-Selbst in den übertragungsähn-lichen Zuständen therapeutisch reaktiviert, für die der Begriff Spiegelübertragung gewöhnlich verwandt wird, obwohl er nicht umfassend genug ist. Die Spiegelübertragung und ihre Vorläufer stellen somit die therapeutische Wiederbelebung jenes Aspektes einer Entwicklungsphase dar, in der das Kind versucht, den ursprünglichen allumfassenden Narzißmus dadurch zu erhalten, daß es Vollkommenheit und Macht in das Selbst verlegt „ hier Größen-Selbst genannt „ und sich verächtlich von einer Außenwelt abwendet, der alle Unvollkommenheiten zuge-schrieben werden (dies stimmt ungefähr mit dem Zustand überein, den Freud das >purifizierte Lust-Ich< genannt hat.“ (S. 57)

M. Heine

Die Spiegelübertragung

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252252..

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

Die kohärente therapeutische Wiederbelebung des Größen-Selbst vollzieht sich in der Analyse in drei Formen; diese stehen in Beziehung zu spezifischen Entwicklungsstadien dieser psychischen Struktur, wie sie in der thera-peutischen Regression sichtbar geworden ist:

1.) Die archaische Verschmelzung durch Erweiterung des Größen-Selbst;

2.) eine weniger archaische Form, die ich Alter-Ego-oder Zwillingsübertragung nennen werde; und

3. eine noch weniger archaische Form, die als Spiegelübertragung im engeren Sinne bezeichnet wird. (S. 138)

M. Heine

Drei Formen der Spiegelübertragung

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

In der reifsten Form der therapeutischen Wiederbelebung des Größen-Selbst wird der Analytiker am deutlichsten als anderer Mensch erlebt. Er ist jedoch dem Patienten nur im Rahmen der Bedürfnisse, die durch das therapeutisch wiederbelebte Größen-Selbst geschaffen werden, wichtig und wird nur insoweit von ihm akzeptiert. Für diese Form der analytischen Wiederbelebung des Größen-Selbst trifft die Bezeichnung >Spiegelübertragung< am meisten zu. S. 140)

M. Heine

Die Spiegelübertragung im engeren Sinne

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

In diesem engeren Wortsinn ist die Spiegelüber-tragung die Wiederherstellung jener normalen Entwicklungsphase des Größen-Selbst, in dem der Glanz im Auge der Mutter, der die exhibitio-nistische Darbietung des Kindes widerspiegelt und andere Formen mütterlicher Teilnahme an der narzißtischen Lust des Kindes und der narzißtisch-exhibitionistischen Lust des Kindes und der mütterlichen Reaktionen auf sie das Selbstwertgefühl des Kindes stärken und durch eine schrittweise zunehmende Spezifität dieser Reaktionen das Selbstwertgefühl in eine realistischere Richtung lenken.“ S. 141)

M. Heine

Die Spiegelübertragung im engeren Sinne

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

Ad 1: „Da die älteste Form in der Wiederherstellung einer alten Einheit mit dem Objekt durch Ausweitung des Größen-Selbst in der Übertragung besteht, hat das Übertragungsobjekt kaum Konturen, und die Beschäftigung mit dem Objekt fehlt in den assoziativen Material entweder ganz, oder sie ist sehr dürftig und unauffällig.“ (S. 147)

M. Heine

„Die drei Formen der Wiederbelebung des Größen-Selbst in der Übertragung , .... , können an ihren verschiedenen klinischen Bildern erkannt werden.

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

Ad. 2: „Weil die Alter-Ego- (Zwillings-) Übertragung, in der nicht eine primäre Einheit, sondern eine Gleichheit (Ähnlichkeit) mit dem Objekt wieder hergestellt wird, einer reiferen Entwicklungsphase entstammt als jene der Verschmelzungsübertragung, treten objekt-bezogene Inhalte in dem assoziativen Material mehr in Erscheinung, und ein gewisses Maß von Getrenntheit vom Objekt wird vom Analysanden verbalisiert.“ (S. 148)

M. Heine

„Die drei Formen der Wiederbelebung des Größen-Selbst in der Übertragung , .... , können an ihren verschiedenen klinischen Bildern erkannt werden.

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: Kohut, H. (1973):

Narzißmus)

Ad 3: „Und weil schließlich die Getrenntheit vom Objekt in der Spiegelübertragung im engeren Sinne kognitiv am deutlichsten entwickelt ist, sind objektbezogene Inhalte hier am häufigsten. Das Objekt ist jedoch selbst hier noch mit narzißtischer Libido besetzt, und es wird nur insoweit darauf reagiert, als es zur Aufrechterhaltung der narzißtischen Homöostase beiträgt (oder diese beeinträchtigt).“ (S. 148)

M. Heine

„Die drei Formen der Wiederbelebung des Größen-Selbst in der Übertragung , .... , können an ihren verschiedenen klinischen Bildern erkannt werden.

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:(nach: O. F. Kernberg:

Borderline-Störungen und

pathologischer Narzißmus,

1975, dt. 1978, Kap. 8)

- Patienten, deren Hauptproblem in einer Störung ihres Selbstwertgefühls im Zusammenhang mit spezif. Störungen in ihren Objektbeziehungen besteht

= pathologischer Narzißmus-in der Regel sozial gut angepaßt und funktionstüchtig, Impulskontrolle besser ausgebildet als bei infantilen Persönlichkeiten-Widerspruch zwischen einem aufgeblähten Selbstkonzept und gleichzeitig einem maßlosen Bedürfnis nach Bestätigung. Gefühlsleben seicht, wenig Empathie für die Gefühle anderer und im Grunde wenig Freude am Leben; leiden unter Langeweile, sobald die äußere Fassade ihren Glanz verliert.

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:

-starker (unbewußter) Neid auf andere-Tendenz, andere Menschen zu idealisieren und zu entwerten, von denen keine narzißtischen Gratifikationen zu erwarten sind-Beziehungen sind ausbeuterisch, parasitär: Anspruch, über andere Menschen ohne jegliche Schuldgefühle zu verfügen, sie zu beherrschen und auszunutzen.-hinter charmanter Fassade etwas Kaltes, Unerbittliches-völlig außerstande, eine echte Abhängigkeit zu entwickeln-Arroganz = Abwehr gegen paranoide Tendenzen, die mit der Projektion oraler Wut zusammenhängen

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Deskriptive

Merkmale

narzißtischer

Persönlich-

keiten:

-Unvermögen, sich auf gute verinnerlichte Objekte zu verlassen-mangelhafte Gefühlstiefe und mangelnde Differenzierung des Gefühlslebens: die Emotionen flackern rasch auf und flauen gleich wieder ab. -Fehlen echter Gefühle von Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern. Auch bei depressiver Reaktion mehr Wut, Empörung, Rachebedürfnis. -trotz teilweise beachtlicher Erfolge Oberflächlichkeit und Flüchtigkeit in ihrer Arbeit und ein Mangel an Tiefe-Überraschend zeigt sich oft in der Behandlung eine tiefe Regressionsneigung

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kriterien für eine narziß-tischePersön-lichkeits-störung in der Kindheit:(nach Paulina Kernberg, 1996, S. 191 – 217)

4 wesentliche Kriterien:A) Das grandiose Selbstgefühl kann sich äußern in totalem schulischen Versagen, wenn die Kinder nicht sofort Erfolg haben.B) Überich-Funktionen beeinträchtigt Persönliche Defizite, Niederlagen oder verantwortungsloses Verhalten werden durch Rationalisierungen, Ausflüchte oder Lügen gerecht-fertigt. Paranoide Ängste, hervorgerufen durch Projektionen von Überich-Vorläufern, können sich in somatischen oder hypochondrischen Symptomen ausdrücken.C) Chronischer und intensiver Neid auf andere schränkt die Fähigkeit, abhängig zu sein, ein und die Möglichkeiten, ein Gefühl der Erfüllung und Befriedigung zu erlangen.D) Als typische Abwehrmanöver treten in Erscheinung: Primitive Entwertung und Idealisierung, omnipotente Kon-trolle und narzißtischer Rückzug, die Externalisierung des Konflikts, die Restrukturierung der Realität, die „Glasblasen-Phantasie“ (Volkan) und der Gebrauch von „Übergangs-

phantasien“ (Volkan). M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Epidemio-

logische

Aspekte

Die Datenlage der epidemiologischen Untersuchungen ist bislang recht unbefriedigend.

Die Ergebnisse, die Hartmann (2006) zufolge allesamt auf Klassifizierungen nach DSM III bzw. DSM III R basieren, schwanken zwischen 2 % und 22 % in klinischen Stichproben.

Hartmann (2006, S. 18) nimmt eine Prävalenz von durchschnittlich 5 % in klinischen Stichproben an.

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

-Kernberg geht davon aus, „daß wir es (auch) bei narzißtischen Persönlichkeiten mit einer Wiederverschmelzung verinnerlichter Selbst- und Objektimagines zu tun haben, die aber hier auf einer Entwicklungsstufe eintritt, auf der die Ichgrenzen bereits stabilisiert sind“.

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

„Die normalerweise bestehende Spannung zwischen Real-Selbst einerseits, Ideal-Selbst und Ideal-Objekt andererseits, wird aufgehoben, indem ein aufgeblähtes Selbstkonzept durch Verschmelzung von Realselbst-, Idealselbst- und Idealobjekt-Repräsentanzen errichtet wird, innerhalb dessen die einzelnen Anteile nicht mehr voneinander unterschieden sind. Inakzeptable Selbstanteile, die sich in dieses grandiose Selbstkonzept nicht einschmelzen lassen, werden verdrängt und zum Teil auf äußere Objekte projiziert, die dafür entwertet werden.“ (S. 266 f)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

M. Heine

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266266..

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

Normalerweise Integration von Idealselbst-und Idealobjektimagines im Ich-Ideal als Substruktur des Überich. Aber: Bei narzißtischen Persönlichkeiten sind Idealisierungen so hochgradig realitätsfremd, daß eine Synthese dieser Idealbilder mit den tatsächlichen Forderungen der Eltern und mit den aggressiv bestimmten Vorläufern des Überichs gar nicht möglich ist. Durch Verschmelzung zwischen Realselbstrepräsentanzen – die einen Teil der Ich-Struktur ausmachen – und Überich-Vorläufern wird die normalerweise bestehende Differenz zwischen Ich und Überich beeinträchtigt.

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

„Gewisse Überich-Anteile behalten ihre primitive, aggressiv entstellte Qualität, eben weil sie nicht mit liebevolleren Überich-Aspekten integriert werden konnten, die sich normalerweise aus Idealselbst- und Idealobjektimagines herleiten.“ ⇒ Der primitive und aggressive Charakter des Überichs geht letztlich auf starke oral-aggressive Fixierungen zurück.

M. Heine

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

„Wesentliches Merkmal sind weiterhin die Entwertung und Auslöschung von Objekten – und zwar nicht nur äußeren Objekten, sondern auch verinnerlichten Objektimagines.“ ... „Die verbliebenen Reste verinnerlichter Objekt-repräsentanzen zeigen Merkmale realer Personen, die aber leblos und schattenhaft wirken.“„Typisch ist dann auch für narzißtische Persönlich-keiten, daß andere Menschen – soweit sie nicht gerade idealisiert werden – überwiegend wie leblose Schatten oder Marionetten erlebt werden.“

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

⇒„... reines Ausnutzungsverhältnis – wie man eine Zitrone ausquetscht und den Rest wegwirft“. D.h., andere Menschen gehören entweder in die Kategorie derer, die noch etwas an „Nahrung“ zu enthalten scheinen, was man aus ihnen herausquetschen kann, oder sie sind bereits ausgequetscht und daher wertlos.“⇒Einstellung den anderen Menschen gegenüber entweder bewundernd, wobei sie eigentlich in den anderen eher sich selbst bewundern, oder verächtlich oder ängstlich.

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

⇒Tief abgewehrt findet sich die basaleBeziehungskonstellation „eines ausgehungerten, wütenden, innerlich leeren Selbst in seinem ohnmächtigen Zorn über die ihm zugefügten Frustrationen und in ständiger Furcht vor der Welt der anderen, die der Patient als genauso haßerfüllt und rachsüchtig empfindet wie sich selbst.“

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

⇒Oft werden die Menschen in 2 Kategorien aufgeteilt: einerseits die berühmten, reichen, bedeutenden Menschen und auf der anderen Seite der verächtliche und wertlose „Durchschnitt“, das „Mittelmaß“. Solche Patienten fürchten dauernd, es könnte sich herausstellen, daß sie auch nur „mittelmäßig“ sind, ...., praktisch gleichbedeutend mit einer wertlosen und verachtungswürdigen Existenz. (S. 269)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Ätiologische

und

psycho-

dynamische

Aspekte

(sensu

Kernberg)

⇒Grund für die pathologische Verschmelzung von Idealselbst-, Idealobjekt- und Real-selbstrepräsentanzen ist nach Kernberg „eine pathologisch verstärkte Ausprägung oraler Aggression, wobei schwer zu entscheiden ist, inwieweit diese Entwicklung auf einem konstitutionell bedingten übermäßig starken Aggressionstrieb , auf einer konstitutionell bedingten zu geringen Angsttoleranz in bezugauf aggressive Impulse oder schließlich auf realen schweren Frustrationen in den ersten Lebensjahren beruht.“ (S. 269)

M. Heine

Page 273: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Die Unter-

scheidung

zwischen

normalem und

pathologischem

Narzissmus

unter

strukturellen

Gesichtspunkten

⇒Normaler Narzißmus „die libidinöse Besetzung des normalen integrierten Selbst. Diese Besetzung setzt als Bedingung eine Integration libidinös und aggressiv determinierter Selbst- und Objektrepräsentanzen in einem kohärenten Selbstkonzept voraus. … Eine Spannung zwischen realen und idealen Repräsentanzen führt zu einer realistischen Einschätzung des externen Objekts und ermöglicht somit eine progressive Integration des idealen Objekts, des idealen Selbst und der Überich-Vorläufer in das, was wir als Überichbezeichnen. Die reale Selbstrepräsentanz unterscheidet sich dann von der idealenObjektrepräsentanz.“ (Paulina Kernberg, S. 192)

M. Heine

Page 274: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Die Unter-

scheidung

zwischen

normalem und

pathologischem

Narzissmus

unter

strukturellen

Gesichtspunkten

⇒Pathologischer Narzißmus⇒hier ist gewöhnlich die reale Selbst-repräsentanz mit der idealen Selbst-und der idealen Objektrepräsentanz verschmolzen. Echte Sublimierungen sind nicht möglich. „Alle Leistungen sind darauf ausgerichtet, ein sehr gefährdetes Gleichgewicht der Selbstwertorganisation aufrecht zu erhalten.“ (Paulina Kernberg, a.a.O., S. 192)

M. Heine

Page 275: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Der Familien-

hintergrund

dieser

Patienten:

⇒„In der Vorgeschichte dieser Patienten findet man, daß sie alle irgendeine bestimmte Eigenschaft gehabt haben, die objektiv dazu geeignet war, bei anderen Bewunderung, aber auch Neid zu erwecken. ⇒ Besondere Begabungen werden zu kompensatorischen Lebenstechniken ausgebaut, mit deren Hilfe man dem Gefühl, im Grunde ungeliebt zu sein und allenthalben nur auf Rachsucht, Neid und Haß zu stoßen, zu entgehen hoffte. (S. 270)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Der Familien-

hintergrund

dieser

Patienten:

⇒Überwiegend entsteht das Bild einer kalten, feindseligen Mutter, die ihr Kind zu eigenen narzißtischen Zwecken mißbrauchte, indem sie immer „etwas Besonderes“ aus ihm machen wollte, die Sucht nach Größe und Bewunderung in ihm weckte und die typische charakterliche Abwehrhaltung einer verächtlichen Entwertung anderer unterstützte. (S. 270)

M. Heine

Page 277: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet KliInstitut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologienische und Gesundheitspsychologie

Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Der

Familien-

hintergrund

dieser

Patienten:

⇒„Häufig haben diese Patienten innerhalb ihrer Familienstruktur eine Schlüsselposition innegehabt, z. B. als einziges Kind der Familie, oder als einzig `begabtes´ Kind oder als dasjenige, von dem man erwartete, daß es eines Tages die ehrgeizigen Ambitionen der Familie erfüllen würde; viele narzißtische Persön-lichkeiten haben als Kind in ihrer Familie die Rolle eines `Genies´ gespielt.“ (S. 271)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Psycho-

dynamische

Aspekte:

⇒„Die größte Angst dieser Patienten ist es, von irgendeinem anderen Menschen abhängig zu sein, denn Abhängigkeit bedeutet Haß, Neid und die Gefahr, vom anderen ausgenutzt, rücksichtslos behandelt und frustriert zu werden. In der Behandlung solcher Patienten richtet sich ebenfalls die hauptsächliche Abwehr gegen eine mögliche Abhängigkeit vom Analytiker, denn sobald der Patient wirklich fühlt, daß er überhaupt einen anderen Menschen braucht, ist er wieder mit der bedrohlichen Grundsituation seiner Kindheit konfrontiert (Rosenfeld, 1994). (S. 270)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Psycho-

dynamische

Aspekte:

⇒„Daß sie Abhängigkeit von anderen nicht ertragenkönnen, ist überhaupt ein ganz zentrales Kennzeichen narzißtischer Persönlichkeiten. Sie haben zwar häufig ein Idol oder sonst eine herausragende Persönlichkeit, die sie bewundern und zu der sie in einem Verhältnis stehen, das bei oberflächlicher Betrachtung wie eine Abhängigkeits-beziehung erscheinen mag; in Wirklichkeit aber erleben sie sich selbst als Teil dieser bewunderten Person bzw. sie erleben diese Person nur als eine Erweiterung ihrer selbst, wie die Analyse regelmäßig erweist. Erfahren sie dann von dieser Person eine Zurückweisung, so reagieren sie mit Haß, Furcht und Entwertung des früheren Idols. .... (S. 271)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Psycho-

dynamische

Aspekte:

⇒… Kurz gesagt: zu diesen bewunderten Personen besteht gar keine wirkliche Objektbeziehung, sondern sie werden einfach nur narzißtisch benutzt. ... Wenn narzißtische Persönlichkeiten selber objektiv bedeutende Positionen - ... – innehaben, so umgeben sie sich gern mit Bewunderern, ... Sobald die benötigte Bewunderung >>ausgesogen<< und nicht mehr zu erwarten ist, werden die eben noch hofierten Anhänger wieder zu >>schattenhaften Existenzen<<, die ausgenutzt und rücksichtslos behandelt werden. Versucht aber einer dieser >>Sklaven<<, sich etwa zu befreien, so reagiert der Narzißt aufs äußerste beleidigt. (S. 271)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

In der

analyti-

schen

Situation:

⇒„Auch in der analytischen Situation stellen sich immer wieder derartige Verhältnisse her. Ein narzißtischer Patient wird zeitweilig seinen Analytiker idealisieren und davon überzeugt sein, daß dieser der größte Analytiker der Welt sei. Gleichzeitig fühlt er sich insgeheim als der einzige Patient dieses Analytikers; ich habe von mehreren narzißtischen Patienten erfahren, daß sie buchstäblich die Phantasie hatten, der Analytiker sei in den Zeiten, wo der Patient nicht bei ihm sei, verschwunden oder gestorben oder zumindest nicht mehr so >>brilliant<< wie in den Sitzungen mit dem Patienten.“ (S. 272)

M. Heine

Page 282: Persönlichkeitsstörungen · Persönlichkeitsstörungen Historischer Überblick über die Typisierung von Persönlich-keits-störungen M. Heine Typisierung bei Kant In seiner späteren

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

In der

analyti-

schen

Situation:

⇒„Typisch ist auch, daß sie über das Wochen-ende oder während der Urlaubszeiten ihren Analytiker völlig vergessen und sich keinerlei Trauerreaktionen zugestehen, wie sie sonst bei neurotischen Patienten im Zusammenhang mit Trennungen vom Analytiker doch üblicher-weise zu beobachten sind. Kurzum, der idealisierte Analytiker wird vom narzißtischen Patienten nur als Erweiterung der eigenen Person erlebt – oder der Patient erlebt sich als Erweiterung des idealisierten Analytikers; beides kommt im Grunde auf dasselbe hinaus.“(S. 271)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

In der

analyti-

schen

Situation:

⇒„Diese >>Nähe<< zum Analytiker, die der Patient so genießt, verführt leicht dazu, solche Patienten für abhängig zu halten. Umso überraschter ist dann mancher Therapeut, wenn ein Patient, der jahrelang glücklich und zufrieden zu seinen Sitzungen kam und ihm unermüdlich Lob und Bewunderung spendete, plötzlich imstande ist, aus geringstem Anlaß meist nach einer scheinbar unerheblichen Enttäuschung diese Beziehung ohne weiteres aufzugeben.“ (S. 272)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

In der

analyti-

schen

Situation:

⇒„Gefühle von innerer Leere und Langeweile, worüber diese Patienten häufig klagen, hängen wesentlich mit ihrer verkümmerten Ichentwicklung zusammen, vor allem mit ihrer Unfähigkeit, Depression zu erleben. Viele Autoren haben bereits darauf hingewiesen, daß die Fähigkeit, Depression zu ertragen – die ja eng verbunden ist mit der Fähigkeit, über den Verlust eines guten Objekts oder auch eines Idealselbstanteils zu trauern -, eine wichtige Voraussetzung für die emotionale Entwicklung und besonders für die Verbreiterung und Vertiefung des Gefühlslebens darstellt. Hinzu kommt die Entwertung äußerer und innerer Objekte, die bei diesen Patienten mit pathologischem Narzißmus ständig alle Beziehungen ihrer Bedeutung entleert und damit das innere Leeregefühl noch verstärkt.“ (S. 272)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

In der

analyti-

schen

Situation:

⇒„Das ist eben die Tragik dieser Menschen, daß sie so bedürftig sind und so viel von anderen brauchen, aber das, was sie bekommen, gar nicht anerkennen können, weil es sie sonst zu neidisch machen würde; deshalb fühlen wir uns ja immer von ihnen so ausgewrungen und entleert.“ (S. 273)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Entwicklungshemmung oder pathologische Entwicklung:

Kohut´s „Analyse konzentriert sich fast ausschließlich auf die Entwicklungsschicksale der libidinösen Besetzungen, so daß seine Analyse des pathologischen Narzißmus völlig ohne Beziehung zu jeder Untersuchung der Schicksale der Aggression bleibt. ... Hinzu kommt, daß Kohut den Narzißmus derart überwiegend vom Aspekt der Qualität der Triebbesetzungen her untersucht, daß man den Eindruck gewinnt, es gäbe nach seiner Auffassung zwei gänzlich verschiedene Arten von libidinösen Trieben, nämlich narzißtische und objektgerichtete, die sich vor allem durch die Qualität und nicht so sehr durch die Zielrichtung der Objektbesetzung (nämlich zum Selbst oder zum Objekt hin) unterscheiden. .“ (S. 309)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Entwicklungshemmung oder pathologische Entwicklung:

„Narzißtische Besetzungen (das heißt: die Besetzung des Selbst) und Objektbesetzungen (also Besetzungen der subjektiven Vorstellungen von anderen und Besetzungen realer anderer Menschen) geschehen simultan und beeinflussen sich gegenseitig, so daß man die Schicksale des Narzißmus gar nicht losgelöst von den Schicksalen der Objektbeziehungen untersuchen kann und umgekehrt beim Studium der Schicksale des normalen und des pathologischen Narzißmus stets auch die Entwicklung der relevanten verinnerlichten Objekt-beziehungen berücksichtigen und mit den betreffenden libidinös und aggressiven Triebabkömmlingen im Zusammenhang sehen muß.“(S. 309)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Folgende Thesen Kernberg´s:1. Die narzißtischen Widerstände von

Patienten mit narzißtischer Persönlichkeitsstruktur spiegeln einen pathologischen Narzißmus wider, der sich sowohl vom gewöhnlichen Narzißmus des Erwachsenen als auch von der Fixierung auf den ( oder der Regression zum) normalen kindlichen Narzißmus unterscheidet.(S. 310)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Folgende Thesen Kernberg´s:2. „Pathologischer Narzißmus kann nur mit Hilfe einer

kombinierten Analyse der Schicksale libidinöser und aggressiver Triebabkömmlinge verstanden werden. Denn ein pathologischer Narzißmus spiegelt nicht nur die libidinöse Besetzung des Selbst im Gegensatz zur libidinösen Besetzung der Objekte wider, sondern bedeutet vor allem libidinöse Besetzung einer pathologischen Selbststruktur. Diese wiederum erfüllt Abwehr-funktionen gegen tieferliegende libidinös und aggressiv besetzte primitive Selbst- und Objektimagines, die in heftige, vorwiegend prägenitale, um Liebe und Haß kreisende Konflikte

verwickelt sind.“ (S. 310)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Folgende Thesen Kernberg´s:3. „Die Strukturmerkmale narzißtischer

Persönlichkeiten lassen sich nicht einfach als Fixierung auf einer frühen Entwicklungsstufe oder als Entwicklungsmangel gewisser intrapsychischer Strukturen verstehen, sondern sind als Ergebnis einer pathologischen (also nicht normalen) Differenzierung und Integration der Ich- und Überichstrukturen anzusehen, die sich in solchen Fällen von pathologischen (also nicht von normalen ) Objektbeziehungen ableiten.“(S. 310)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Qualitative Unterschiede zwischen

infantilem und pathologischem Narzißmus:1. Die Größenphantasien normaler Kleinkinder, .... ,

sind bei weitem realitätsgerechter, als dies bei narzißtischen Persönlichkeiten der Fall ist.

2. Neben überschießenden Reaktionen auf Kritik, Mißerfolg und Schuld findet man bei kleinen Kindern immer gleichzeitig auch Äußerungen von echter Liebe, Dankbarkeit und Interesse für andere Menschen, sobald die Kinder nicht unter dem Druck von Versagungen stehen, und vor allem eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich vertrauensvoll von wichtigen Objekten abhängig fühlen zu können..“(S. 310) M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Qualitative Unterschiede zwischen

infantilem und pathologischem Narzißmus:3. Normaler infantiler Narzißmus zeigt sich in der

Anspruchshaltung des Kindes, die sich auf reale Bedürfnisse bezieht, während der pathologische Narzißmus sich in übermäßigen und unerfüllbaren Ansprüchen ausdrückt, die sich regelmäßig als Folge einer inneren Zerstörung der von außen erhaltenen Zufuhr erweisen. (S. 310)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Qualitative Unterschiede zwischen

infantilem und pathologischem Narzißmus:4. „Die Kälte und die abweisende Haltung von Patienten mit

pathologischem Narzißmus, sobald sie ihren Charme nicht zur Geltung bringen können, ihre Tendenz zur Mißachtung anderer Menschen – sofern diese nicht gerade als potenzielle Quellen narzißtischer Zufuhr vorübergehend idealisiert werden – und die in den meisten ihrer Beziehungen so überwiegende Verachtung und Entwertung des Objekts stehen in ausgeprägtem Gegensatz zur lustvollen Selbstbezogenheit eines kleinen Kindes. Verfolgt man diese Beobachtung während der Analyse narzißtischer Patienten in ihre Vorgeschichte zurück, so entdeckt man bei ihnen schon vom zweiten oder dritten Lebensjahr an einen auffälligen Mangel an normaler Wärme und Verbindlichkeit im Umgang mit anderen und eine leicht aufflammende Zerstörungswut und Unbarmherzig-keit, die bereits als pathologisch gelten müssen.“ (S. 311)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Kernberg´s

Kritik an

Kohut´s

Konzeptua-

lisierung:

Qualitative Unterschiede zwischen infantilem und pathologischem Narzißmus:5. „Die normalen infantilen narzißtischen Phantasien

von Macht, Reichtum und Schönheit, die aus der präödipalen Phase stammen, beinhalten keinen ausschließlichen Besitzanspruch auf alles Wertvolle oder Beneidenswerte, .... , was eine charakteristische Phantasie narzißtischer Persönlichkeiten ist. Die Phantasien vom narzißtischen Triumph oder von Großartigkeit sind beim normalen infantilen Narzißmus mit dem Wunsch vermischt, durch den Erwerb solcher Werte liebenswert und akzeptabel für diejenigen zu werden, die das Kind liebt und von denen es geliebt werden möchte.“ (S. 311) M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Behand-

lungs-

technik:

Die typischen Übertragungs- und Gegenübertragungs-Situationen , wie sie sich (auch) in Behandlungen schwer narzißtischgestörter Patienten zu entwickeln pflegen:„Alle Bemühungen dieser Patienten scheinen nur darauf ausgerichtet zu sein, den Analytiker scheitern zu lassen, die Analyse zu einem belanglosen Spiel zu machen und was immer sie an ihrem Analytiker als gut und wertvoll erleben, systematisch zu zerstören.“ (S. 282 f)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Behand-

lungs-

technik:

„Wenn man monate- und jahrelang von solch einem Patienten immer nur als dessen >>Anhängsel<< behandelt wird (was oft auf derart subtile Weise geschieht, daß man es unter Umständen eine Zeitlang gar nicht merkt) so kann es schon passieren, daß man sich allmählich wirklich >>wertlos<< fühlt, zumin-dest was die analytische Arbeit mit diesem Patienten anbelangt. Alle Bemerkungen und Interventionen des Therapeuten scheinen sich in Sinnlosigkeit zu verflüchtigen, und jegliche Sympathie, die er für den Patienten empfunden haben mochte , wird von diesem systematisch zerstört.“ (S. 283) M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Behand-

lungs-

technik:

„Im Verlaufe einer über längere Zeit erfolglosen Behandlung kann beim Analytiker schließlich eine defensive Entwertung des Patienten einsetzen, die diesen wiederum in seinem Verdacht bestärkt, daß auch der Analytiker letztlich nicht anders sei als andere bedrohliche Objekte, von denen er sich schon früher zurückgezogen hat; manchmal gibt auch irgendeine geringfügige Frustration den Anlaß dafür, daß der Patient sich plötzlich darüber klar wird, daß er den Analytiker nicht mehr unter seiner Kontrolle hat. In so einem Moment kann es leicht zum Abbruch der Behandlung kommen; ....“ (S. 283)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Behand-

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technik:

Behandlungstechnische Konsequenzen:„So muß der Analytiker vor allem ständig sein Augenmerk auf die besondere Qualität der Übertragung richten und immer wieder konsequent allen Bemühungen des Patienten entgegentreten, die darauf abzielen, ihn omnipotent zu beherrschen, zu kontrollieren und zu entwerten. Weiterhin gilt es auch, die langfristige Entwicklung der Gegenüber-tragung sorgfältig zu beachten.“ (S. 283)

M. Heine

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Narzißtische PersönlichkeitsstörungNarzißtische Persönlichkeitsstörung

Zur

Behand-

lungs-

technik:

Behandlungstechnische Konsequenzen:„Der Analytiker soll seine Gegenübertragung in

den analytischen Prozeß mit einbringen – nicht in der Weise, daß er dem Patienten seine Gefühle mitteilt, sondern indem er systematisch seine Gegenübertragung benutzt, um daran die verborgenen Intentionen im Verhalten des Patienten zu erkennen. .... Da diese Patienten ihren Analytiker als Erweiterung ihrer selbst oder umgekehrt: sich selbst als einen Teil des Analytikers behandeln, spiegelt sich im Gefühlserleben des Analytikers hier noch deutlicher als bei anders gelagerten Fällen das wider, womit der Patient selbst sich innerlich auseinandersetzt; insofern ist die systematische Nutzung der Gegenübertragungsreaktionen bei der Behandlung narzißtischer Persönlichkeiten besonders aufschlußreich.“(S. 283)

M. Heine