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I. OKTOBER x927 KLINISCHE WOCHENSCH!RIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 4 ~ 19o5 Therapie bezfiglich der Intetligenzentwicklung unter Berfick- sichtigung der Liquorbefunde. Ebenfalls w~ire eS wesentlich, bei den yon MEYERSTEIN angeffihrten Kindern, die ihre Nervenlues ohne ]3ehandlung bekommen haben, die voraugegangelle Behand- lung der Eltern festzustellen, die (nach FlSCHL) ft~r die Gestaltullg des Krankheitsverlaufes beim Kinde yon groBer ]3edeutung sein kann. Die Statistik yon PESE ist gewiB nicht sehr groB, immerhin kann sie bei der groBen Schwierigkeit derartiger Nachunter- suchungen neben der Mehrzahl des bisher vorliegenden statistischen Materials fiber die Spiitfolgen der kongenitalen Lues bestehen (45 Yi~lle) und jedenfalls scheint sie in bezug ant den hohen Prozent- satz geistig Minderwertiger bei reiner Salvarsanbehandlung zu stimmen, denn da besteht eine auffallende Obereinstimmung mit den Zahlen anderer Nachuntersucher, die sich zu den Ffirsprechern energischer Salvarsanbehandlung ziihlen, wie ERICH MOLLER selbst (PEsE: 57%, MOLLER: 56,4%), AHMANN, BOAS und LENSTRUP, wobei doch bemerkt werden mu13, dab die psychisch mehr oder minder leicht defekten Kinder im Gegensatz zu MEYERSTEIN nieht mehr zu den gesunden gereehnet werden dfirfen: denn oh es den erziehlichen ]3emfihungen gelingt, sic schlieBlich lloch in einem hohell Prozentsatz berufsf~ihig zu machen, isf, wie auch MEYER- STEIN zugibt, eine p~dagogische Angelegenheit, keine medizinische. Auch die sehr ungfinstigen Resultatc der Liquoruntersuchungen bei intensiv behandelten Kindern, bei denen sich teilweise die Ver- schtechterung des Liquorbefulldes nach EinsetzeI1 der ]3ehandlung augeni~illig demonstrieren l~iBt (]3REU~R), spricht nicht gerade ffir ]3eibehaltung dieser Therapie. So ungfinstig fibrigens, wie MEY~R- STEI~I das Schicksal der kollgenitalluetischen Kinder beurteilt, glauben wit es nicht beurteilen zu mfissen, gerade auf Erfahrungen gestfitzt, die der eine yon llns (/3USCZ4KE) aus der Vorsalvarsan~ra an ausschlieBlich mit Quecksilber behandeltell Kinder gewonnen hat. Es erscheint fiberhaupf sehr zweckmiiBig zur ]3eurteiinng der Behandlungsfrage, auch die Erfahrungen und stafistischen Er- gebnisse aus der Vorsalvarsanzeit heranzuziehen. Da hat z. B. PEISER 19o9 an seinem Material nur lO% Schwaehsinll feststellen k6nnen und FINKELSTEIN, dessen Abteilung das Meyersteinsche Material entstammt, ~iul3ert sich (19o5): ,,Auffallenderweise linden die ungfinstigen u die fiber die Schieksale des S~iuglings so auch fiber die des iilteren Kindes ziemlich allgemeiu verbreitet sind, dureh die wirkiich exakten ]3eobaehtungen keinerlei Stiitze. Die Kinder kOnnen zu gesunden, selbst blfihenden Menschen herai1- wachsen. Die Zahl der Schw~chlichen, All~mischen ist nicht gr613er wi6 l~eJ dell Syphilisfreien". Auch Ht;TCmNSON, ein Klassiker der kongenitalell Lues, hat schwere Affektionen des Nervellsystems nur seltell beobachtet, so dab mall sich dem Eindruek nicht verschlieBen kann, dab die Entwicklungsaussichten ffir kollgellifalluetisehe Kinder vor dem Salvarsan, falls sie fiberhaupt therapeutisch er- faBt wurden, woffir wir selbstverst~ndlich in jedem Falle eintreten, ]~essere waren als heute. Wie groB der Anteil des Therapiewandels hierbei ist, verm6gen wit nicht zu entscheiden. Doch glauben wit, daf3 auch ffir die heutigen Yerh~ltllisse M~YERSTEII~ ein zu pessi- mistisches ]3ild entwirft, wenn er meint, dab eine Statistik fiber energisch behandelte Kinder bezi~glich der Sp~tfolgen kaum ein noch sehlimmeres Bild ergeben k6nnte Ms es jetzt schon bestehe. Abet selbst bei gr6Bter Neutralit~t im Urteil wird jeder zugeben mfissen, dab das Salvarsan die Prognose der kongenitalen Lues nicht gebessert hat. Jedoch nieht nut die ungfinstige ]3eeinflussung des Nervensystems durch das Salvarsan0 fiber die wir erst jetzt ant Grund nachgehender Ffirsorge an unserem eigeneI1 Material einigen Oberblick zu ge- winnen beginnen -- tretell doch die Schlidigungen h~iufig gellug erst mit Einsetzen der Pubert~t in Erscheinung -- niehf nut die sp~iten Auswirkullgen der Behalldlung, fiber die wir uns hinsichtlich der yon uns jetzt gefibten reinen I3ismuththerapie llatfirlich erst in mehreren Jahren ein endgfiltiges Urteil erlauhen k6nllen, haben uns veranla/3t, die Salvarsantherapie aufzugeben. Es waren vielmehr die sehr unbefriedigenden Ergebnisse hinsichtlich der Mortalit~t und des unmittelbaren Gedeihens der Kinder. 0ber diese miBliehen Frfiherfolge spricht M~YERSTEIN gar nicht. Wir wotlen in dieaer kurzen Entgegnung alle theoretischen Er6rterungen beiseite lassell, aber die Tatsaehe, dab auf unserer Abteilung seit Einffihrung der reinen Bismuthbehandlung, mit der wir klinisch genau dasselbe erreichen, wie mit der reinen NS- oder kombinierten Behandlung, die Mortalitiit yon 72% ant 18,42% gesunken ist, w~ihrend sie zu gleicher Zeit hei STi~MPKE 54,4%, KUNDEATITZ 66,6%, L. F. MEYER 69% und FINKELSTEIN 71% betr~igt (nach DAVlDSOIIN), gibt uns doch die t3erechtigung, ffir diese milde Therapie eillzutreten, zumal die roll den Praktikern so oft beklagten Schwierigkeiten der Salvar- sallmedikation bei S~iuglingen und Kleinkindem dadurch ausgesehal- tet werden. Wit hoffen, in Kfirze weiteres Material zur Unterstfitzung unserer Ansehauung bekanntgeben zu k6nnen. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. PHOSPHATBESTIMMUNG IN WENIGEN TROPFEN SERUM. Von Th. BREHME und E. M. LEPSKI, Kasan. Bekanntlich hat in der K]inik die Bestimmung des an- organischen Serumphosphates eine wichfige, oft entscheidende Bedeutung ftir die Diagnose und die Beurteilung des Heilungs- verlaufes der Rachitis. Die bisher iiblichen Serum-P-]3e- stimmungen erforderten jecloch alle eine relafiv grol3e Menge Serum (meist mindestens i,oo ccm), was ihrer allgemeillen Einffihrung, besonders auch ffir ambulante ocler wiederholte, in kurzen Zeitabst~nden sich folgende Reihellulltersuchungen erschwerend im Wege stand, da man stets auf Venen- (Sinus-) Pullktion angewiesen war. Wit haben es daher, auf Anregullg yon Herrn Prof. Dr. GYORGY, unternommen, die vorhandenen Methoden ffir m6glichst kleine Serummengen umzuarbeiten, und sind, nach einem vergeblichen Versuch mit der ]3ell-Doisy-]3riggsschen Methode, zu der yon TISDALL angegebenen fibergegangen, die nach einer ~Reihe yon Schwierigkeitell yon uns so modifiziert ulld verfeinert werden konnte, dab nunmehr o,12 ccm Serum zur Ausfiihrung einer brauchbaren Bestimmullg geniigen. Sie sei im folgellden kurz beschrieben. 1. l?eaflenzien: 2o- und 8proz. Trichloressigs/iure; Salzsliure- Strychnin-Molybdat-Reagens: ammon, molyb. 5,o in aq. dest. 30,0 10sen. Filtrieren! Dalln 3o,o HCI (konz. spez. Gew. 1,19) zu- setzen, sowie 20 cem einer x,hproz. Strychninnitratl6sung; ist naeh 24 Stunden gebrauehsfertig und vor Gebrauch frisch zu filtrieren; Iproz. Na0H; 2oproz. Ferrocyankalinml6sung; Konz. HCI (1,19); Phosphatstandard: o,2193 KH2PO ~ in HIO ad Iooo,o gel6st, als VorrafslOsung, mit Chloroform zu konservieren. Zum Gebranch davon 5 ccm ad ioo, o aufffillen nnd 2 ccm (~ 0,005 mg P) ffir die Kontrolle ansetzen. Alle Reagenzien pro allalysi! 2. Ger~te: Spezialpipette* zu 0,12; Pipetten zu 2,0 und 1,0, in ~/I00ccm geteilt, sowie Vollpipetten zu 2,o ccm (am besten amtlich geeicht). OewOhnliche Zentrifugen-Spitz-ROhrchen, gute Zentri- fuge (etwa 2oo0 Touren), gutes Colorimeter (im Notfall ist ein Anthenriethsehes ausreichend). 8. Aus/~hrung: Aus einer !deinen Stich- oder Sehnittwunde werden in ein mit capillarer 0ffnung versehenes, etwa 5 cm langes U-R6hrchell ca. 0,3--0, 5 ccm Blur gesaugt, nach Gerinllung zentri- fugiert nnd das Serum, nach Abschneiden der beiden Endell, mit einer Capillarpipette abgehoben, o, I2 Serum werden mit der Spezial- pipette abgemessen und ill eiu 1,88 ccm H20 enthaltendes Zentri- illgenglas gebracht, die Pipette mit der im Gl~schen enfhaltenen Wassermenge 3real durchgespiilt, 0,40 ccm 2oproz. Trichloressig- s~ure zugesetzt, leicht geschflttelt und nach 2 Minuten auszentri- fugiert. Danll 2 cem der fiberstehenden Flfissigkeit (= o,I Serum) in ein lleues Zentrifugeuglas abmessen, 1,o ccm H20 nnd 0,3 ccm Reagens tropfenweise zusetzen und leicht schfitteln. Gleichzeitig werden 2,0 ecru Gehrauchsstandard mit I,O--8proz. Trichloressig- saure und 0, 3 ccm Reagells angesetzt. Nach io Minuten werdell beide R6hrchell ffir io Minuten zen• die fiberstehende Fli~ssigkeit, am besten mit HiKe eines h~kchenf6rmigell 1R6hrchens und Wasserstrahlinftpumpe, bis auf etwa o, 5 ccm entfernt, und der Niederschlag mit ca. 5 ccm salzsauren Wassers (3o ccm HC1 konz. auf IOOO ccm Wasser) 3real unter 5 Minuten lallge/m Zelltrifugieren gewaschell, wobei besonderes Anfwirbeln zu vermeiden ist. Nach beendeter Wasehung wird der Niederschlag im Rest des Wasch~ wassers aufgeschfittelt, tropfenweise Iproz. NaOH zugegeben, bis er v611ig gel6st ist, 2 cem Wasser, 2 ccm Ferrocyallkalinml6sung und tropfenweise 2 ccm Eel konz. hinzugeffigf, schliel31ieh mit einem Glasst,ibchell alles gemischt. Alle diese Schritte mfissen in den einzelnen R6hrchen m6glichst zur gleichen Zeit gesehehen. Nach lO--15 Minuten werden die Inhalte der R6hrchen unter mehrfachem Nachspfilen mit H20 quantitativ inTK61bchen yon 25 ecru fibergeftihrt, zur Marke aufgeffillt und frfihestens nach einer * Kann evil. yon der Firma W. Vetter, Heidelberg, Hauptstral3e, bezogeal werden. Preis etwa t RM.

Phosphatbestimmung in Wenigen Tropfen Serum

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Page 1: Phosphatbestimmung in Wenigen Tropfen Serum

I. OKTOBER x927 KLINISCHE WOCHENSCH!RIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 4 ~ 19o5

Therapie bezfiglich der Intetligenzentwicklung unter Berfick- sichtigung der Liquorbefunde. Ebenfalls w~ire eS wesentlich, bei den yon MEYERSTEIN angeffihrten Kindern, die ihre Nervenlues ohne ]3ehandlung bekommen haben, die voraugegangelle Behand- lung der Eltern festzustellen, die (nach FlSCHL) ft~r die Gestaltullg des Krankheitsverlaufes beim Kinde yon groBer ]3edeutung sein kann. Die Statistik yon PESE ist gewiB nicht sehr groB, immerhin kann sie bei der groBen Schwierigkeit derartiger Nachunter- suchungen neben der Mehrzahl des bisher vorliegenden statistischen Materials fiber die Spiitfolgen der kongenitalen Lues bestehen (45 Yi~lle) und jedenfalls scheint sie in bezug ant den hohen Prozent- satz geistig Minderwertiger bei reiner Salvarsanbehandlung zu stimmen, denn da besteht eine auffallende Obereinstimmung mit den Zahlen anderer Nachuntersucher, die sich zu den Ffirsprechern energischer Salvarsanbehandlung ziihlen, wie ERICH MOLLER selbst (PEsE: 57%, MOLLER: 56,4%), AHMANN, BOAS und LENSTRUP, wobei doch bemerkt werden mu13, dab die psychisch mehr oder minder leicht defekten Kinder im Gegensatz zu MEYERSTEIN nieht mehr zu den gesunden gereehnet werden dfirfen: denn oh es den erziehlichen ]3emfihungen gelingt, sic schlieBlich lloch in einem hohell Prozentsatz berufsf~ihig zu machen, isf, wie auch MEYER- STEIN zugibt, eine p~dagogische Angelegenheit, keine medizinische. Auch die sehr ungfinstigen Resultatc der Liquoruntersuchungen bei intensiv behandelten Kindern, bei denen sich teilweise die Ver- schtechterung des Liquorbefulldes nach EinsetzeI1 der ]3ehandlung augeni~illig demonstrieren l~iBt (]3REU~R), spricht nicht gerade ffir ]3eibehaltung dieser Therapie. So ungfinstig fibrigens, wie MEY~R- STEI~I das Schicksal der kollgenitalluetischen Kinder beurteilt, glauben wit es nicht beurteilen zu mfissen, gerade auf Erfahrungen gestfitzt, die der eine yon llns (/3USCZ4KE) aus der Vorsalvarsan~ra an ausschlieBlich mit Quecksilber behandeltell Kinder gewonnen hat. Es erscheint fiberhaupf sehr zweckmiiBig zur ]3eurteiinng der Behandlungsfrage, auch die Erfahrungen und stafistischen Er- gebnisse aus der Vorsalvarsanzeit heranzuziehen. Da hat z. B. PEISER 19o9 an seinem Material nur lO% Schwaehsinll feststellen k6nnen und FINKELSTEIN, dessen Abteilung das Meyersteinsche Material entstammt, ~iul3ert sich (19o5): ,,Auffallenderweise linden die ungfinstigen u die fiber die Schieksale des S~iuglings so auch fiber die des iilteren Kindes ziemlich allgemeiu verbreitet sind, dureh die wirkiich exakten ]3eobaehtungen keinerlei Stiitze. Die Kinder kOnnen zu gesunden, selbst blfihenden Menschen herai1-

wachsen. Die Zahl der Schw~chlichen, All~mischen ist nicht gr613er wi6 l~eJ dell Syphilisfreien". Auch Ht;TCmNSON, ein Klassiker der kongenitalell Lues, hat schwere Affektionen des Nervellsystems nur seltell beobachtet, so dab mall sich dem Eindruek nicht verschlieBen kann, dab die Entwicklungsaussichten ffir kollgellifalluetisehe Kinder vor dem Salvarsan, falls sie fiberhaupt therapeutisch er- faBt wurden, woffir wir selbstverst~ndlich in jedem Falle eintreten, ]~essere waren als heute. Wie groB der Anteil des Therapiewandels hierbei ist, verm6gen wit nicht zu entscheiden. Doch glauben wit, daf3 auch ffir die heutigen Yerh~ltllisse M~YERSTEII~ ein zu pessi- mistisches ]3ild entwirft, wenn er meint, dab eine Statistik fiber energisch behandelte Kinder bezi~glich der Sp~tfolgen kaum ein noch sehlimmeres Bild ergeben k6nnte Ms es jetzt schon bestehe. Abet selbst bei gr6Bter Neutralit~t im Urteil wird jeder zugeben mfissen, dab das Salvarsan die Prognose der kongenitalen Lues nicht gebessert hat.

Jedoch nieht nut die ungfinstige ]3eeinflussung des Nervensystems durch das Salvarsan0 fiber die wir erst jetzt ant Grund nachgehender Ffirsorge an unserem eigeneI1 Material einigen Oberblick zu ge- winnen beginnen -- tretell doch die Schlidigungen h~iufig gellug erst mit Einsetzen der Pubert~t in Erscheinung -- niehf nut die sp~iten Auswirkullgen der Behalldlung, fiber die wir uns hinsichtlich der yon uns jetzt gefibten reinen I3ismuththerapie llatfirlich erst in mehreren Jahren ein endgfiltiges Urteil erlauhen k6nllen, haben uns veranla/3t, die Salvarsantherapie aufzugeben. Es waren vielmehr die sehr unbefriedigenden Ergebnisse hinsichtlich der Mortalit~t und des unmittelbaren Gedeihens der Kinder. 0be r diese miBliehen Frfiherfolge spricht M~YERSTEIN gar nicht. Wir wotlen in dieaer kurzen Entgegnung alle theoretischen Er6rterungen beiseite lassell, aber die Tatsaehe, dab auf unserer Abteilung seit Einffihrung der reinen Bismuthbehandlung, mit der wir klinisch genau dasselbe erreichen, wie mit der reinen NS- oder kombinierten Behandlung, die Mortalitiit yon 72% ant 18,42% gesunken ist, w~ihrend sie zu gleicher Zeit hei STi~MPKE 5 4 , 4 % , KUNDEATITZ 66,6%, L. F. MEYER 69% und FINKELSTEIN 71% betr~igt (nach DAVlDSOIIN), gibt uns doch die t3erechtigung, ffir diese milde Therapie eillzutreten, zumal die roll den Praktikern so oft beklagten Schwierigkeiten der Salvar- sallmedikation bei S~iuglingen und Kleinkindem dadurch ausgesehal- te t werden.

Wit hoffen, in Kfirze weiteres Material zur Unterstfitzung unserer Ansehauung bekanntgeben zu k6nnen.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

PHOSPHATBESTIMMUNG IN WENIGEN TROPFEN SERUM.

Von

Th. BREHME und E. M. LEPSKI, Kasan .

Bekann t l i ch h a t in der K]inik die B e s t i m m u n g des an- organischen S e r u m p h o s p h a t e s eine wichfige, of t en t sche idende B e d e u t u n g ftir die Diagnose und die Beur te i lung des Hei lungs- verlaufes der Rachitis. Die bisher iiblichen Serum-P-]3e- stimmungen erforderten jecloch alle eine relafiv grol3e Menge Serum (meist mindestens i,oo ccm), was ihrer allgemeillen Einffihrung, besonders auch ffir ambulante ocler wiederholte, in kurzen Zeitabst~nden sich folgende Reihellulltersuchungen erschwerend im Wege stand, da man stets auf Venen- (Sinus-) Pullktion angewiesen war.

Wit haben es daher, auf Anregullg yon Herrn Prof. Dr. GYORGY, unternommen, die vorhandenen Methoden ffir m6glichst kleine Serummengen umzuarbeiten, und sind, nach einem vergeblichen Versuch mit der ]3ell-Doisy-]3riggsschen Methode, zu der yon TISDALL angegebenen fibergegangen, die nach einer ~Reihe yon Schwierigkeitell yon uns so modifiziert ulld verfeinert werden konnte, dab nunmehr o,12 ccm Serum zur Ausfiihrung einer brauchbaren Bestimmullg geniigen. Sie sei im folgellden kurz beschrieben.

1. l?eaflenzien: 2o- und 8proz. Trichloressigs/iure; Salzsliure- Strychnin-Molybdat-Reagens: ammon, molyb. 5,o in aq. dest. 30,0 10sen. Filtrieren! Dalln 3o,o HCI (konz. spez. Gew. 1,19) zu- setzen, sowie 20 cem einer x,hproz. Strychninnitratl6sung; ist naeh 24 Stunden gebrauehsfertig und vor Gebrauch frisch zu filtrieren; Iproz. Na0H; 2oproz. Ferrocyankalinml6sung; Konz. HCI (1,19); Phosphatstandard: o,2193 KH2PO ~ in HIO ad Iooo,o gel6st, als VorrafslOsung, mit Chloroform zu konservieren. Zum Gebranch davon 5 ccm ad ioo, o aufffillen nnd 2 ccm (~ 0,005 mg P) ffir die Kontrolle ansetzen. Alle Reagenzien pro allalysi!

2. Ger~te: Spezialpipette* zu 0,12; Pipetten zu 2,0 und 1,0, in ~/I00 ccm geteilt, sowie Vollpipetten zu 2,o ccm (am besten amtlich geeicht). OewOhnliche Zentrifugen-Spitz-ROhrchen, gute Zentri- fuge (etwa 2oo0 Touren), gutes Colorimeter (im Notfall ist ein Anthenriethsehes ausreichend).

8. Aus/~hrung: Aus einer !deinen Stich- oder Sehnittwunde werden in ein mit capillarer 0ffnung versehenes, etwa 5 cm langes U-R6hrchell ca. 0,3--0, 5 ccm Blur gesaugt, nach Gerinllung zentri- fugiert nnd das Serum, nach Abschneiden der beiden Endell, mit einer Capillarpipette abgehoben, o, I2 Serum werden mit der Spezial- pipette abgemessen und ill eiu 1,88 ccm H20 enthaltendes Zentri- illgenglas gebracht, die Pipet te mit der im Gl~schen enfhaltenen Wassermenge 3real durchgespiilt, 0,40 ccm 2oproz. Trichloressig- s~ure zugesetzt, leicht geschflttelt und nach 2 Minuten auszentri- fugiert. Danll 2 cem der fiberstehenden Flfissigkeit (= o,I Serum) in ein lleues Zentrifugeuglas abmessen, 1,o ccm H20 nnd 0,3 ccm Reagens tropfenweise zusetzen und leicht schfitteln. Gleichzeitig werden 2,0 ecru Gehrauchsstandard mit I,O--8proz. Trichloressig- saure und 0, 3 ccm Reagells angesetzt. Nach io Minuten werdell beide R6hrchell ffir io Minuten zen• die fiberstehende Fli~ssigkeit, am besten mit HiKe eines h~kchenf6rmigell 1R6hrchens und Wasserstrahlinftpumpe, bis auf etwa o, 5 ccm entfernt, und der Niederschlag mit ca. 5 ccm salzsauren Wassers (3o ccm HC1 konz. auf IOOO ccm Wasser) 3real unter 5 Minuten lallge/m Zelltrifugieren gewaschell, wobei besonderes Anfwirbeln zu vermeiden ist. Nach beendeter Wasehung wird der Niederschlag im Rest des Wasch~ wassers aufgeschfittelt, tropfenweise Iproz. NaOH zugegeben, bis er v611ig gel6st ist, 2 cem Wasser, 2 ccm Ferrocyallkalinml6sung und tropfenweise 2 ccm E e l konz. hinzugeffigf, schliel31ieh mit einem Glasst,ibchell alles gemischt. Alle diese Schritte mfissen in den einzelnen R6hrchen m6glichst zur gleichen Zeit gesehehen. Nach lO--15 Minuten werden die Inhalte der R6hrchen unter mehrfachem Nachspfilen mit H20 quanti tat iv inTK61bchen yon 25 ecru fibergeftihrt, zur Marke aufgeffillt und frfihestens nach einer

* Kann evil. yon der Firma W. Vetter, Heidelberg, Hauptstral3e, bezogeal werden. Preis etwa t RM.

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19o6 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G , N r . 4 ~ I . OKTOBER 1927

1/~ Stunde colorimetriert. Is t die Farbintensit~it m d e r Probe und im Standardk61bchen gleich, so enthMt das Serum 5 mg % anorganisches Phosphat , sonst entsprechend der Stellung des Colorimeters mehr oder weniger davon.

N a c h s t e h e n d folgen 15 U n t e r s u c h u n g e n , die in I,O S e r u m m i t de r Or ig inMm et hode u n d in o,I m i t der soeben beschr iebe- h e n M i k r o m o d i f i k a t i o n ausgef f ih r t w u r d e n a n d die B r a u c h - b a r k e i t de r se lben ergeben.

Tabelle.

Nr. Semmart

Schweine- 8,2 serum 4,4

Mischserum 3,3 ,, 6,o ,, ~,O ,, 1,8 ,, 6,6 ,, 3,4

"Aus der Heldelber,

O,1 c c m i,o ccm mg~o

8,2 4,3 3,2 6,6 3,4 1,7 6,6 3,2

!i In I,O Gem So ma t II

rag%

9 Misehserum 1,5 io Brenneis 6,8 I I Endlich 5,o 12 Heid 4,8 I3 Ra t te 5,8 14 ,, 9,2 15 Misehserum 6, 3

E. Moro].)

In O,X CCI~

m g %

1,9 6,4 5,0 5,0 5,6 9,3 6,2

~er Kinderklinik [Direktor: _Pro/. Dr.

VERSUCHE, BEIM MEERSCHWEINCHEN MIT AUTO- LIPOID-SERUMGEMISCHEN EINE POSITIVE WaR.

SOWIE ANAPHYLAKTISCHE LIPOID- ANTIKORPER ZU ERZEUGEN.

Von WILHELM FRt~I a n d LYDIA HENNING.

I. SACHS, KLOPSTOCK u n d WEIL h a b e n in b e k a n n t e n , be re i t s y o n v e r s c h i e d e n e n Sei ten b e s t ~ t i g t e n Ver suchs re ihen Ies tgestel l t , d ab s ich bei !Kaninchen d u r c h i n t r a v e n 6 s e i n j e k t i o - h e n yon Gemischen aus a lkohol i schen E x t r a k t e n a r t e igene r 0 r g a n e m i t Schwe inese rum pos i t ive W a s s e r m a n n s c h e - a n d v e r w a n d t e R e a k t i o n e n h e r v o r r u f e n lassen. Sir h a b e n aus d iesen B e o b a c h t u n g e n we i tgehende F o l g e r u n g e n auf das W e s e n de r W a R . be im Mensehen gezogen.

D a sich abe r die Vorg~inge b e i m K a n i n c h e n schon wegen seiner Ne igung zur , , s p o n t a n e n " pos i f iven W a R . wohl doch n i c h t ohne wei teres m i t d e n e n b r i m M e n s c h e n ve rg le i chen lassen, e r sch ien es e rwi inscht , zu prfi ien, ob diese B l u t v e r - ~ n d e r u n g e n a u c h bei Lebewesen m i t a n s ich n e g a t i v e r W a R . n a c h d e m V e r f a h r e n de r A u t o r e n h e r v o r z u r u f e n waren .

B e i m Menschen se lbs t i s t das b i she r in den me i s t en F~Lllen n i c h t ge lungen (HECtIT u n d SCHUBERT; MARTIN; FREI u n d GRONMANDEL, FORTIG -- pos i t iv a n s c h e i n e n d CUCCIA). Je - doch wendel l SACHS u n d KLOPSTOCK gegen diese U n t e r - s u c h u n g e n sin, d a b sie, besonde r s was H 6 h e de r D o s i e r u n g u n d A r t de r A n t i g e n z u f u h r (n ich t i n t r a v e n 6 s l) an l ang t , n i c h t g e n a n n a c h ih re r be im K a n i n c h e n - b e w g h r t e n M e t h o d i k vor - g e n o m m e n w o r d e n sind.

W i t h a b e n d a h e r u n t e r enger A n l e h n u n g a n ihre T e c h n i k die Versuche a m Meer schwe inchen wiede rho l t - - e iner T ie ra r t , die n n t e r n o r m a l e n Ve rh~ l tn i s s en s t e t s e ine n e g a t i v e Wasse r - m a n n s c h e R e a k t i o n bes i t z t , u n d die zugle ich n a c h f r f iheren au I a n d e r e m Wege erz ie l ten R e s u l t a t e n y o n NAKANO ZU sol- chert V e r s u c h e n gee igne t e r sche in t . Es ist uns abet trotz t@- licher i2ber lange Zeit hinaus Jortgesetzter intrakardialer In- iektionen yon Autolipoid-Schweineserumgemischen nieht mdg- lich gewesen, bei Meerschweinchen positive Serumreaktionen zu erhalten.

2. Das aus den eben b e s p r o c h e n e n V e r s u c h e n fibrig- geb l iebene T i e r m a t e r i a l h a b e n wir zu Studien i2ber die ~'rage der anaphylaktisehen AntikSrper gegen arteigene Lipoide b e n u t z t . Es i s t uns gelungen, bei d e n j e n i g e n Meerschwein- chen, die m i t d e m Gemiseh aus A u t o l i p o i d a n d Schweine- s e r u m p r ~ p a r i e r t waren , d a d u r c h die E r s c h e i n u n g e n des a n a p h y l a k t i s c h e n Shocks, se lbs t Todes h e r v o r z u r u f e n , dal3 wi t i h n e n n a c h e inem b e h a n d l u n g s f r e i e n I n t e r v a l l y o n 3~/~ Wo- chert gr6Bere M e n g e n des Gemisches i n t r a k a r d i a l e in sp r i t z t en , w~ihrend seine E i n z e l k o m p o n e n t e n in d e n s e l b e n D o s e n Ifir sotche T ie r s u n w i r k s a m waren . ]3ei N e e r s c h w e i n c h e n , die wi t ausschl ieBlich m i t S e r u m v o r b e h a n d e l t h a t t e n , w a r a u c h das Gemisch u n w i r k s a m ; bei Tieren, die zu r V o r b e h a n d l u n g n u r den L i p o i d e x t r a k t e r h a l t e n b a t t e n , schien es dagegen gleichfal ls tox i sche E r s c h e i n u n g e n , w e n n a u c h y o n viel ger ingerer St~rke, auszul6sen. Bis au f d iesen le tz ten , n o c h a n e i n e m g r62e ren T i e r m a t e r i a l zu b e s t ~ t i g e n d e n P u n k t e n t s p r e c h e n unse re B e f u n d e den Versuchse rgebn i s sen , die A. KLOPSTOCK b e i m Meer schwe inchen n a c h Pr~ipar ie rung m i t art#emden L@oiden erziel t ha t , u n d die er als A u s d r u c k e iner Anaphylaxie gegeni~ber Lipoiden auffal3t.

E inze lhe i t en f iber die Versuche b r i n g t die d e m n ~ c h s t in de r Zei tschr . f. I m m u n i t ~ t s f o r s c h . u. exp. T h e r a p i e Orig., erschei- n e n d e D i s s e r t a t i o n yon L. HE~NING. (Aus der Universtdts- Hautklinilc Breslau [Direktor Geh. Med.-Rat Dr. Jadassohn].)

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G .

EIN FALL VON LETALER ANAMIE BEI TRICHO- CEPHALOSIS.

Won Dr. PAVL BONE~.

Aus der Inneren Abteilung des St~idt. Katharinenhospitals Stut tgar t (Direktor: Geh, San.-Rat Dr. K. SICK),

In seinem Lehrbuch der Differentialdiagnose innerer Krank- heiten gibt MATTIngS an: ,,]3emerken mSchte ich, dab ich bei perni- zi6ser An~imie in relat iv zahlreichen F~llen Eier yon Trichocephalus dispar gefunden babe, abet bei der starken, fibrigens region~tr sehr verschiedenen Verbrei tnng dieses Parasi ten besteht ein urs~ch, licher Zusammenhang wohl kaum." Khnlich Xugert sich der gleiche Autor in dem Lehrbuch der inneren Medizin yon M~t~RIIqG-KRX}IL. Im Gegensatz hierzu wris t STI~i3MPELL in seinem Lehrbnch anf einige Erfahrungen bin, die zeigten, dab eine hochgradige AnSmie und lang anhal tende heftige Durchfiille durch die Triehocephalen bedingt sein kOnnen . ' ASKANAZY schreibt in AscI~o~Fs , ,Patho- logische Anatomie" : ,,Da die ganzen Wtirmer bisweilen einen h~moglobinroten Farbenton zeigen und sieh im Epithel ihres Darmes regelm~gig reichliches, Eisenreakfion gebendes, P igment finder, selten Blutk6rperchen selbs* in ihrem Darme beobachte t werden, ern~hren sich die Wflrmer dureh Blur oder H~moglobin. Wahr- scheinlieh ist, dab sie h~molytisch wirken. Durch solche Befunde wird es verst~ndlich, dab die Peitschenwflrmer, zumM wenn sir in gr6Berer Menge im Darm schmarotzen, eine selbst hochgradige

An~mie erzeugen k6nnen. Ferner k6nnen sie zu nerv6sen St6ruugen, aneh cerebraler Art (sog. Meningismus) Veranlassung geben." Aus der mir zug~nglichen Literatur, insbesondere der h~mato- Iogischen, ist mir kein Fall yon tetaler Aniimie bekanntgeworden, dessen Sektion er laubt h~tte, andere Erkranknngen nach M6glich- keit auszuschlieBen. Bei dem hgufigen Vorkommen yon Tricho- cephaleneiern im Stub1, die man sieh vielleicht zu sehr als harm- losen Nebenbefund zu deuten angewShnt hat , m6chfe ich den naehfolgenden Fall ffir weft halten, weiteren Kreisen bekannt zu werden.

Am 15. Juni 1927 wnrde Frau E. H., die Prau eines Vleizers, zur Feststellung der Diagnose yon dem behandelnden prakt ischen Arzt eingewiesen.

Anamnese: (Familfiir nichts yon 13edeutung.) Selbst: Nerv6ses Herzleiden und Blu ta rmut vor 3o Jahren. ~;twas sparer 114 Jahr lang Nierenleiden, dann gesund bis jetzt. Zwei normale Oeburten, Kinder leben, eine Tochter sei herzleidend. Ehemann gesund. Vor etwa 2o Jahren Nabelbrnchoperat ion.

Oeg'en Ends des Winters I926/27 leichte Grippe, damals Abgang yon etwas Blut durch den After. Der Arzt habe keine Ursache, ins- besondere keine Hiimorrhoiden gefunden. Sie weiB nicht, wieviel Blur sie damals auf diese Weise verloren hat . Sie babe sonst keinerlei Be- schwerden gehabt, weder beim Stuhlgang noch sonst. Eine derartige Blutung sei sp~terhin nicht mehr vorgekommen. Das einzige, was ihr anfgefallen sei, war eine zunehmende 2Vi4digkelt. Vor 8 Tagen t r a t Schweliung beider FflBe auf, die nach Ilia Tagen ]3ettruhe wieder zurfickging. Schon seit 14 Tagen babe sie Sehmerzen im I-linterkopf,