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Acta Medica Scandinavia. Vol. C, fasc. III-V, 1939. .\us der liniversitkt+ Kinderklinik des Reichshospitales, Kopenhagen. Direktor: Prof. Dr. C. E. Blocli. Plasmaphosphatase wiihrend der Graviditiit und der Laktation.’ EMIL VERMEHREN. (Iki drr Hedaktiori ani 10. Fehriiar 1939 ciiigegangeii.) Untersuchungen von Smith und Maizels (12), von Stearns und Warweg (13) und von Rodansky und Jaffe (2) haben gezeigt, dass die Menge, in welcher Phosphatase im Blute vorhanden ist, vom Alter des Individuurns abhangt, sodass die Plasmaphosphatase- werte unter physiologischen Verhaltnissen am grossten sind in der Kindheit, besonders in den ersten 2 Lebensjahren. Irn allgerneinen hat man die hiiheren Werte wahrend des Wachs- turns mit dern schnellcn Aufbau des Knochengewebes in dieser Lebensperiode in Verbindung gesetzt. Auf Grundlagen dieser Untersuchungen liegt es daher nahe, zu erforschen, ob das ausserordcntlich starke Wachstum des Knochen- gewebes irn Embryo sich an den Plasrnaphosphatasewerten des Mutterorganismus bemerkbar rnacht. Uber die Plasrnaphosphatase bei schwangeren Frauen liegt allerdings nur eine kurze Mitteilung von Cayla und Fabre (6) vor. Nach der von Cayla ausgearbeiteten Methodik (5) haben sie den Phosphataseinhalt des Plasmas von 5 Frauen untersucht, die nicht gravid waren, und fur diese 5 Falle den Mittelwert 16 Cayla-Ein- heiten gefunden. Uei 15 Frauen, die im 6.-9. Monat waren, fand man in allen Fallen eine Erhiihung der Plasrnaphophatase. Der Mit Lliitersttllzuiig des L’. Carl I’eterseris Fond.

Plasmaphosphatase während der Gravidität und der Laktation

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Page 1: Plasmaphosphatase während der Gravidität und der Laktation

Acta Medica Scandinavia. Vol. C, fasc. III-V, 1939.

.\us der liniversitkt+ Kinderklinik des Reichshospitales, Kopenhagen. Direktor: Prof. Dr. C. E. Blocli.

Plasmaphosphatase wiihrend der Graviditiit und der Laktation.’

EMIL VERMEHREN.

( I k i drr Hedaktiori ani 10. Fehriiar 1939 ciiigegangeii.)

Untersuchungen von Smith und Maizels (12), von Stearns und Warweg (13) und von Rodansky und Jaffe (2) haben gezeigt, dass die Menge, in welcher Phosphatase im Blute vorhanden ist, vom Alter des Individuurns abhangt, sodass die Plasmaphosphatase- werte unter physiologischen Verhaltnissen am grossten sind in der Kindheit, besonders in den ersten 2 Lebensjahren.

Irn allgerneinen hat man die hiiheren Werte wahrend des Wachs- turns mit dern schnellcn Aufbau des Knochengewebes in dieser Lebensperiode in Verbindung gesetzt.

Auf Grundlagen dieser Untersuchungen liegt es daher nahe, zu erforschen, ob das ausserordcntlich starke Wachstum des Knochen- gewebes irn Embryo sich an den Plasrnaphosphatasewerten des Mutterorganismus bemerkbar rnacht.

Uber die Plasrnaphosphatase bei schwangeren Frauen liegt allerdings nur eine kurze Mitteilung von Cayla und Fabre (6) vor. Nach der von Cayla ausgearbeiteten Methodik (5) haben sie den Phosphataseinhalt des Plasmas von 5 Frauen untersucht, die nicht gravid waren, und fur diese 5 Falle den Mittelwert 16 Cayla-Ein- heiten gefunden. Uei 15 Frauen, die im 6.-9. Monat waren, fand man in allen Fallen eine Erhiihung der Plasrnaphophatase. Der

Mit Lliitersttllzuiig des L’. Carl I’eterseris Fond.

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P L A s M A P H o s P H A T A s E w A H R E N D u E R c R A $11 D IT A T 1’s w . 25 5

Mittelwert war hier 38 Cayla-Einheiten und zeigt also eine Steigung von 138 yo, wenn die 16 Cayla-Einheiten, die ja der Mittelwert fur die bei nicht graviden Frauen gefundenen Werte waren, zu 100 yo gesetzt werden.

Es ist nun interessant zu untersuchen, zu welcher Zeit der Gravi- ditat die Phophatasenwerte steigen, ob die erhohten Werte in Rela- tion zu dem Alter der Graviditat stehen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Phosphataseinhalt des Blutes der Gebarenden und dem Neugeborenen vorhanden ist, und das Verhalten der Plasmaphos- phatase in der Zeit nach der Geburt.

Das Material besteht tkils aus 139 graviden Frauen und teils aus 101 Frauen in der Periode nach der Entbindung. Die Bestimmungen des Phosphataseinhaltes des Blutes sind nach der Mikromethode von Lundsteen und Vermehren vorgenommen worden. (1 1)

Soweit moglich sind die Blutproben zu gleicher Tageszeit und unter gleichen Bedingungen vorgenommen worden. Es ist aller-

Tabelle I. Plasrnaphosphalase bei nichl Schwangercn, norrnalen jungen I.’raueri zwischeri

18 und 34 Jahren. --

Alter

24 26 20 36 20 26 26 24 19 30 22 20 31 29 31 24 25

Phosphatase- rinheiten

43 40.5 52 30.5 43 34.5 54.5 55 42 66 41 55 55 35 39 17.2 30.5

. l l ler

19 23 25 23 23 23 19 20 18 23 24 30 26 29 23 23

Phosphatase- rinhei ten

41 55 44 47 53 36 42.4 35.5 37 45 4G 39 40 38.2 41 37.5

illittelwert fur siimtliclie I’alle: ld .3 Phosphafaseeinlieilen. I ? - Acfa med. scandinau. 1‘01. C .

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256 E $1 I L V E R M E H R E N .

dings erwiesen, dass der Phosphataseinhalt des Blutes untw nor- malen Verhaltnissen nur minimal im Laufe des Tages schwingt (14). Selhstverstandlich sind immer Doppelbestimmungen vorgenonimen worden, und nur wo diesc iibereinstimmen, ist die Analyse in Be- tracht gekommen.

Zum Vergleich fur die Zahlen, die wahrend der Graviditat gcfun- den worden sind, ist die Plasmaphosphatase von 33 gesunden jun- gen Frauen im Alter von 18 bis 31 Jahren untersucht wordcn. Graviditfit war in allen Fallen ausgeschlossen. - Die Hrsultate dieser Untersuchungen sind in Tahelle I angegeben.

Tabelle 11.

Plnsmoohosphalnse rcuthrerid der Grauidifdl.

24 3 0 25 27 65 54 23 55

Xlittelwert: 37.9 42.f

111

41 27 20 52 56 39

- IV

27 ti4 43 97 33 70

-

55.5

v

50 110 109 94

107 44 34

-

38 38 39

68.3

V I

107 70 51 51

41 43

-

78

63.7

-- VII

103 43

100 99

183

98 70

113 79

118

100.7

Y I I I

118 136 100 100

130 94

21 1 110 132 162 164 106 161 112 99

102 97

166 190 225 75

83

182

158

134

IS

152 122 11x 185 164 146 134 117 114 193 128 158 99 84

220 114 104 110 203 102

!)X 1 i(i 172 176 10s

143

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P L A S I A P H O S P H A T A S E W 4 H R F N D D E R C R A V l D l T i T I'SW. 257

Der kleinste der gefundenen Werte war 17.2 Phosphataseein- heiten, der grosste 66 Einheiten und der Mittelwert fur die ganze Gruppe 44.3 Phosphataseeinheiten.

Als der Phosphataseinhalt des Rlutes untersucht wurde, waren die 139 Frauen im Alter von 18 bis 34 Jahren. Das Stadium der Graviditat ist durch die letzte Menstruation bestimmt, und ini Zweifelsfall ist diese Bestimmung durch eine gynakologische Unter- suchung suppliert worden.

Das Material ist in 9 Gruppen eingeteilt worden, die 8 Gruppen entsprechen den 8 letzten hlonaten der Schwangerschaft, und in d r r einen Gruppe stammt das Blut aus der Zeit unmittelhar vor oder wahrend der Entbindung. - Der crste Schwangerschaftsmonat ist nicht mitgenommen worden, da es nicht moglich war, genugcntl Material zu bekommen, und in 2, 3., 1. und 5. Monat war cs nur moglich cine relativ geringe Anzahl Frauen zu untersuchen. - Die Resultate der Untersuchungen gehen aus l'abelle I I hwvor. Um die Zahlen zu veranschaulichen, ist der Mittelwert fiir jcden Schwan- gerschaftsmonat grafisch dargestellt in Fig. 1.

Es zeigt sich, dass die Phosphatasewerte normal sind bis zum 5. Monat der Gradivitat, dann findet man bei ungefahr der Halftc aller Falle Werte, die man als erhoht bezeichnen muss. Ilieses be- wirkt, dass die Mittelwerte fur den 5. und 6. Monat auf 68.3 hzw. 63.7 Einheiten steigen, oder um 54 und 12 yo, wenn man .44.3 Ein- heiten, welcher der Mittelwert fur die bei den 33 nicht gravidcn jungcn Frauen gefundenen Werte war, zu 100 Yo setzt. - Doch ist es nicht unmoglich, dass im 5. und 6. Monat auch in den Fallen, wo die Zahlen innerhalb der als Normalwerte bezeichneten Grenzen liegen, eine Steigung stattgefunden haben kann. Dieses darf man annehmen, da man bei 2 Frauen, die wahrend einer langeren Periodc der Schwangerschaft verfolgt wurden, im 5. Monat 37 bzw. 27 Ein- heiten und nach ca. einem weiteren hfonat 56 und 55 Einheiten gefunden hat, also wohl eine Steigung, aber innerhalb der Grenzen des normalen. (Tabelle 111).

Im 7. Monat der Graviditat wachst der Inhalt des Blutes an Phosphatase sehr stark und steigt mit einem Mittelwert von 100.7 Einheiten um 127%. Ebenfalls findet im 8. und 9. Schwangerschafts- monat eine Vermehrung statt , indem die Mittelwerte fur diese bei- den Gruppcn 134 und 143 Einheiten sind, und also vine Steigung um 203 bzw. 223 yo bezeichnen.

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258 EMII. V E R Y E I I R E N .

Unmittelbar vor der Geburt findet man eine weitere Vergrosse- rung der Phosphatasenwerte, welches aus Untersuchungen hervor- geht, die man an 39 gravidcn Frauen liochstens 48 Stunden vor der

Fig. 1. Die Sleigung des Phosphalaseinhalts des Plasmas in der letzlen Htilfle

~~

der Schwangerschafl. Abscisse: Monate der Schwangerschaft. Ordinat: Phosphntaseeinheite~i.

Entbindung vorgenommen hat. Der Mittelwert fur diese Gruppe war 152 Einheiten, und die Steigung ist 256 yo.

In den 3 Gruppen, die dem 7., 8. und 9. Schwangerschaftsmonat entsprechen, und in der Gruppe, wo die Bestimmungen im An- schluss an die Geburt gemacht worden sind, sind alle Phosphata- senwerte bis auf einen einzigen im 7. Monat erhoht.

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259 PL A S M A P I1 OSP H A TA S E W .i H R E N D D E R C R A V I D I T 14T U S W .

Nr. 2

Tabelle 111. Plusmaphosphalase bei deiiselheii Fruuen todhrend der Graoidildl.

Nr. 3 Schwanger-

schaftsmoria t

V

VI.

VII .

V I I I .

IX.

Partus

Nur i n 4 Fallen

Woche

1. 2. 3. 4.

1. 2. 3. 4.

1 . 2. 3. 4.

1 . 2. 3. 4.

1 .

3. 4.

> -.

war es

Nr. I

161

Nr. .i

37

7 0 5(i ti7

ti5 86 ti5 04

loo

!)O

89 98

1 1 0 1 l(i

124

88 82 tiS 70 74

1 on

-

tin

miiglich den Phosphataseinhalt des Blutes wahrend Iangerer Zeit tler Schwangerschaft durch wieder- holte Bestimmungen zu verfolgen. In dem cincn dieser Falle war es moglich, wiichentliche Bestirnrnungcn vorzunehmen von dem Zeitpunkt auf an, wo die Pl~ospliotasenzahlcn normal sind, bis zur Entbindung und in einer kurzen darauf folgenden Zeit. Die Resultate sind in Tabelle 111 angegeben, und der letztere IWl ist in Fig. 2 graphiscll dargestellt.

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260

1 36

100

50

E P I L V E R M E H R E N .

Fig 2. Der Phosphataseiiihalt des Plasmas bei der selbeii 12rau in tler letzteii

Halfte der Schwangerschaft und in ktkrzere Zeit iiarh der Geburt. Abscisse: hIonate in Schwangerschaft. Ordinat: l’hosphataseeinlieitcn.

Man sieht, (lass dicse I{esultale irn allgemeinen das bestatigcn. was durch das Aufzeichnen einer Kurve iiber die Mittelwertc von (iruppen von Frauen in verschiedencn Stadien der Schwangcr- scliaft grzeigt worden ist. - Die 3 Faille, die sehr friihzcitig in clcr Schwangerschaft untersuclit worden sind, zeigen, dass im 5. und 6. Monat eine kleinc Erliiiliung eintritt. Irn iibrigen gilt, dass hicAr ebenfalls erst im 7. Schwangerschaftsmonat eine grossere Stcigung cintritt. In dem eincn Fall, der die Graviditat wahrend der letztcm 5 Monate verfolgt, vcrblci1)en (l ip Phosphatasenwerte so gut will konstant wahrend dcr letzten 2 Monate, urn dann unmittclbar vor der Enthindung wicdcr stark zu steigcn.

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PLASMAPHOSPHATASE W K H R E N D D E R G R A V I D I T ~ T I;SW. 261

Tabelle IV. Tobelle iiber den Phosphnfoseinhalf ini Venenblal gebiircndrr I:raurn r ind im

Nabelschnurblul.

Bliit der Mutter

152 160 75

122 179 210 182 18!) 134 116

110 146 108 115 158 112 167 112

138

iabelwhnur. hlut

166 162 98

112 167 190 174 196 146 94

116 126 122 95

132 198 9’2

154 112

iabelsch~i.-bl % Abweich.

+ 9 % + 1 % + 30 % - 8 % - 6 yo - 9 % - 4 % + 4 % + 9 % -19 yo -16 yo + 14 7; -17 Yo

-12 yo + 12 % + 25 Yo - i n yo + 4 %

0 %

Blut der Aliilter

210 128 148 205 234 182 200 205 1 66 143 1 32 110 172 1 12 128 99

172 197 1x2

8fittelwcrt der Probeii des Kabelschnurhlutes:

iabelschriur- blut

208 138 118 198 21 5 153 209 197 134 150 149

127 136 103 104 168 132 146

ion

+ 1 yo + 8 % -20 % - 3 Yo - 8 % - 1 (i Yo + Yo - 4 Yo ~- 19 yo + 5 % + 12 Yo - 2 0 1

- 26 - 4 % - 19 Yo + 2 % + 1 % + 4-1 Yo

+ 22 Yo

/O

146 l’lios.-I3iih. tlittclwert der Probeii voii dem Blut gebareiider Fraucii: 152 Phos.-Einh.

\Veiss man nun, dass der Phosphataseinhalt des Plasmas in der letzten Halfte der Schwangerschaft bis zur Geburt sehr stark steigt, wird man natiirlich untersuchen, ob eine Relation besteht zwischen den Phosphatasenwerten im Blute des Embryo und des miitter- lichen Organismus.

Hei 38 Frauen hat man daher die Plasmapliosphatase innerhalb einer Periode von hochstens 2 l’agen vor der Entbindung bestimmt und in einigen Fallen sogar wahrend der Geburt, indem man gleich- zeitig das Blut der Nabelschnur untersucht hat.

Die Resultate dieser Untersuchungen gehen aus ‘Tabelle IV hervor, wo man ausser den Phosphataseeinheiten im Blut der I’ irauen und der Neugeborenen die prozentische Abweichung von dem lJhosphataseinhalt des Nabelschnurblutes angegeben hat.

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nei der 8-10Tagr 11 I k i der Geburt spater 1) Geburt

1 GG 83 146 116 6'3 190 143 67 102 138 55 125 170 59 142 132 71 86 110 I 61 189

8--10Tage spater

72 128 72 77

104 83

175

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P LA S \I A P H 0 s P H AT AS E W 14 H R E N D D E R ti R A V 1 D IT .AT I ' S \\. ' (3

206

76 0

120

80

40

** b

0

b

**

* * a * b a **

a

Phosphalasebeslimmungen an stillenden Fraueri in verschiederieri Zeilpunklen nach der Geburt.

.xbscisse: Moilate iiach der Geburt. Ordinnt: I'hospliataseeiiiheiteti.

der ersten 8 Tage und einem gleichmassigen, langsamercn . lb- nehmen wahrend der folgenden 2 Wochen halten sicli die Pliosplia- tasewerte langcre Zeit auf einem leicht erhiihten Niveau.

Zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Entbindung ist an 90 Frauen eine cinzelne Bestimmung der Plasmaphosphatnsc vor- genommen worden (Fig. 3, 'Tabelle VI).

Ebenfalls aus diesen Untcrsuchungen geht hervor, class (lie Werte in den ersten 2-3 Woclirn post partum sehr stark fallcm, um dann einige Monate lang etwas erhiilit zu verbleiben. Es muss in diesem Zusammenhang bemerkt werden, dass allc. diese Frauen, die in dieser Gruppe angegeben sintl, stilltcn.

Man hat jedocli schon Iangcrc. Ztit gewusst, dass die hlilchclrii- sen Phosphatase enthalten [Kay (9)1. Neucrr Un tersuchungcm von

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264 E M I L V E R M E H R E N .

Tabelle VI. I’lasmaphosphalase bei stillenden Frauen.

1. Woc.11~: 108 200 110 196 127 172 154 112 190 122 181 133 166 158 144 185 2. u 72 77 80 85 91 106 128

4. * ti3 63 68 68 70 75 i8 80 83 87 89 95 115 80 (iX 108 5. 0 ti3 68 75 82 87 76 185 73 72 55 62 160 135 55 7. ,I 80 97 95 72 101 85 63

3. Y 80 90 95 101 109

8. * ti6 69 85 93 61 98 123 3. Moil.: 71 59 114 62 65 94 86 76 72 4. 101 121 79 77 130 111 5. 67 6. ($1 50

Borst (3), Brenner (4), Grant (8) und Folley und Kay (7) Iiaben unsere Kenntnis auf diesem Gebiete vermehrt. Sie haben gczcigt, dass Phosphatase in recht starker Konzentration in den Milch- driisen vorhanden ist, und sie haben versucht diese Mammaphos- phatase zu klassifizieren. Es sol1 in dieser Verbindung nur er- wahnt werden, dass es die allgemeine Auffassung ist, dass die Phosphatase eine synthetisierende Wirkung hat und bei der Bildung des Kaseins eine Rolle spielt [Blackwood (l), Lintzel (lo)].

Es liegt daher nahe, anzunchmcn, dass die erhohten Plasma- phosphatasewerte in der Periodc nach der Geburt in Relation zur Laktation stehen.

Diesc Frage muss es miiglich sein zu beantworten durch Ver- gleichcn dcr Phosphatasezahlen post partum b& stillenden und nichtstillenden Frauen.

Daher hat man die Plasmaphosphatase bei 11 nicht stillenden Frauen zu vrrscliiedenen Zeitpunkten innerhall) einer Periodc von 5 Monaten nach der Geburt bestimmt (Tabelle VII). - Wihrentl man zur Zeit der Laktation in bei weitem den meisten Fallen leicht

pabelle VII. ~ - ’ ~ ~ i S ~ l l t / J / l O S ~ J / I ~ i ~ t I S e bei riicht stiflenden Frrtuert.

1 hloiiat nach der Geburt: 52 2 s a m s 66 4i 52 3 ” n a m 43 41 66 4 * m s s 61 56 5 * w * a 44 5:!

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PLASMAPHOSPHATASE W A H R E N D D E R C R A \ IDITAT 1 SW’. 26.i

erhohte Werte findet, scheint es, als ob der Phosphataseinhalt des Blutes bei nicht stillenden Frauen ungefahr einen Monat nach der Geburt wieder seinen normalen \I’ert erreicht hat, indem man in 9 Fallen normale Zahleri gefunden hat, und nur in 2 Fallen Zahlen, die man entweder als auf der Grenze dcs normalen liegend oder als unbedeutend erhoht bezeichnen muss.

Die Vermutung, dass die Mammaphosphatase Bedeutung hat fur die Phosphatasenaktivitat des Plasmas, wird durch Unter- suchungen bekraftigt, die an 2 Frauen vorgenommen worden sind, die das Stillen plotzlich abbrechen mussten (Tabelle VIII). Es zeigte sich hier, dass die an sich nicht besonders erhohten Phospha- tasezahlen im Laufe einiger Tage auf normale Werte zuruckgingen.

Tabelle VIII . f’lasmuphosphulase bei pliilrlicher ’nlrrbrechuitg des Slilleirs.

1 Tag vor der Uiiterbrechung: 8’2 89 Utimittelbar vor d. * 86 96

1 Tag iiarh dern Xufhalteii 58 72

1 0 * * * * 52 GO 5 ‘rage * * * 61 62

Uhreeit (1. Stillelis

(i.30

8.45

11.45

14.45

17.49.

6.30 7.00 5.30 8.00

8.45 11.30

10.00 10.30 11.00

11.45 13.30

15.00 17.00

1.

1’hosph.- riiilieitcri

11.

1’hosph.- einheiteri

85 87 79 88

75 83 81 76 88

70 76

83 87

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266 E \I 11. V E R \I F H R E N . Wahrend der Phosphataseinhalt des Hlutes w d e r bei Kindern

noch bei Erwachsenen unter normalen Verhaltnissen grossere Varia- tionen im Laufe des Tagcs aufweist, konnte man annehmen, dass im Anschluss an die Laktationsphasen Tagesschwingungen statt- finden konnten. Daher hat man an 2 Frauen lialbstiindliche Phosphatasebestimmungen wahrend mehrerer Stillungsperioden vorgenommen, ohne jedoch Variationen von einer solclien Grosse zu finden, dass man ihnen Redeutung zulegen konnte. (Tabdle IX).

Es scheint also als ob die Laktation cine niassige Vergrosserung drs Phosphataseninhaltes des Plasmas hewirkt.

Die Iksultate der hier vorliegenden Untersuchungen konnen also in Kiirze in folgenden Hauptpunkten zusammengefasst werden:

1 .) Die Phosphataseaktivitat des Plasmas ist physiologisch gesteigert in der letzten Halfte der Schwangerschaft mit den griissten \\Tert.cn unmittclbar vor dcr Entbindung.

2.) Es herrscht hemerkenswertc Ubercinstimmung in den Phosphatasenzahlen tles Nahrlschnur- und des Mutterblutes.

3.) Unmittclbar nacli der Geburt fallt bei den Frauen tler Phosphataseinhalt dcs Plasmas sehr stark.

4.) Wahrend der Laktation ist die Plasmaphosphatase massig crhoht, wahrend man hei nicht stillenden Frauen ungefahr 3-1 Wochen nach der Gehurt normale Phosphatasezahlen findet.

Literaturangqbe.

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