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Power-to-X: Perspektiven in der Schweiz
Ein Weissbuch
Juli 2019
HSRHOCHSCHULE FÜR TECHN I KRAPP E RS WI L Unterstützt von:
Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung
Bundesamt für Energie BFE
Power-to-X: Perspektiven in der Schweiz
Ein Weissbuch
Juli 2019
T. Kober1, C. Bauer1 (eds.), C. Bach2, M. Beuse3, G. Georges4, M. Held4, S. Heselhaus8, P. Korba5, L. Küng4, A. Malhotra3, S. Moebus6, D. Parra7, J. Roth1, M. Rüdisüli2, T. Schildhauer1, T.J. Schmidt1, T.S. Schmidt3, M. Schreiber8, F.R. Segundo Sevilla5, B. Steffen3, S.L. Teske2
1 Paul Scherrer Institut (PSI)2 Eidgenössische Materialprüfungs-
und Forschungsanstalt (Empa)3 Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)
Zürich, Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Gruppe für Energiepolitik
4 Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, Departement Maschinenbau und Verfah-renstechnik, Institut für Energietechnik, Labor für Aerothermochemie und Verbrennungssysteme
5 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen-schaften (ZHAW), School of Engineering
6 Hochschule für Technik Rapperswil (HSR), Institut für Energietechnik
7 Universität Genf, Institut für Umweltwissenschaften
8 Universität Luzern, Rechtswissenschaftliche Fakultät
2. AuflageDOI 10.3929/ethz-b-000341153
SCCER Joint Activity 5
Inhaltsverzeichnis
Synthese 6
1 Vorwort und Einleitung 8
2 Was ist Power-to-X? 92.1 Grundprinzip 9
2.2 Elektrolyse 9
2.3 SynthesevonMethan,anderen
KohlenwasserstoffenoderAmmoniak 10
2.4 Entwicklungsstand 11
2.5 Infrastruktur 11
3 Warum Power-to-X in der Schweiz? 123.1 TreibhausgasemissionenundKlimawandel 12
3.2 MehrundmehrerneuerbareStromproduktion 12
3.3 Flexibilitätistgefragt 13
4 Flexibilität als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz 144.1 WasbringtP2X? 14
4.2 P2XalswichtigesElement
zukünftigerEnergieszenarien 15
5 Kosten von Power-to-X 165.1 HeutigeKostenverschiedenerP2XProdukte 16
5.2 Power-to-Hydrogen:Wasserstoffproduktion 17
5.3 Power-to-Methane:Erzeugung
vonsynthetischemErdgas 18
5.4 Power-to-X-to-Power:Rückverstromung
vonP2X-Produkten 19
5.5 Power-to-Liquids:Herstellung
vonflüssigenKohlenwasserstoffen 19
6 Nutzen für den Klimaschutz 206.1 DieÖkobilanzperspektive 20
6.2 CO2-Quellen 20
7 Power-to-X und der Schweizer Strommarkt 227.1 P2XalsDienstleisterimElektrizitätssystem 22
7.2 P2XalsStromspeicher 22
7.3 P2XzurStabilisierungdesStromnetzes 23
8 Power-to-X und der Schweizer Gasmarkt 258.1 SynthetischesMethan 25
8.2 Wasserstoff 25
9 Power-to-X und der Verkehrssektor 279.1 Flugverkehr 27
9.2 Strassenverkehr 27
10 Power-to-X in der Industrie 3010.1 DieRollevonWasserstoff 30
10.2 DieSchweizerIndustrie 30
11 Integration von Power-to-X in verschiedene Märkte 31
12 Power-to-X und Innovationspolitik 3212.1 Anschubfürdeneinheimischen
SchweizerMarkt 32
12.2 Wechselwirkungzwischen
ProduzentenundKonsumenten 32
13 Gesetzliche Aspekte im Zusammenhang mit Power-to-X 3313.1 AllgemeineRegelungen 33
13.2 DerStatusvonP2XalsEndverbraucher
undStromerzeuger 33
13.3 P2XalsInvestitioninsStromnetz 33
13.4 RegelungzurStrommarktentflechtung 33
13.5 DerGasmarkt 33
13.6 DerVerkehrssektor 33
13.7 DerWärmemarkt 34
13.8 RegulatorischerEinflussauf
Geschäftsmodelle 34
14 Verdankung 35
15 Abkürzungen 35
16 Terminologie 36
17 Quellenverzeichnis 38
6 SCCER Joint Activity
Synthese
Das Schweizer Energiesystem steht vor
einem tiefgreifenden Wandel und damit
verbundenen Herausforderungen: Wäh-
renddieKernkraftwerkeschrittweisevom
Netz genommen werden, soll die Strom-
erzeugung aus Sonnen- und Windenergie
die entstehende Lücke (teilweise) schlies-
sen. Gleichzeitig wird erwartet, dass das
Energiesystem seine Kohlendioxid-(CO2-)
Emissionen reduziert, um die Klimaziele
imEinklangmitdemPariserAbkommenzu
erreichen,alsodenglobalenTemperaturan-
stiegaufdeutlichunter2°Cgegenüberdem
vorindustriellenNiveauzubegrenzen.Für
dieSchweizbedeutetdieskonkretdenEr-
satzfossilerBrennstoffeimVerkehrssektor
sowiefürdieWärmebereitstellung.
Ein Stromsystem, das weitgehend auf
intermittierenden erneuerbaren Energien
basiert, benötigt zeitliche Flexibilitätsop-
tionen,dieErzeugungundNachfrageaus-
gleichen.EinedieserFlexibilitätsoptionen
ist «Power-to-X» (P2X): Dieser Begriff be-
schreibtdieelektrochemischeUmwandlung
vonStromingasförmigeoderflüssigeEner-
gieträgeroderindustrielleAusgangsstoffe.
Damit umfasst dieses Weissbuch elektro-
chemische P2X-Verfahren, nicht jedoch
den Einsatz von Elektrizität zur direkten
Wärmebereitstellung(Power-to-Heat).Die
P2X-Prozesskette beginnt mit der Elektro-
lysevonWasser(Abbildung1.1).Derausder
Elektrolyse gewonnene Wasserstoff kann
entwederdirektalsBrennstoffgenutztoder
–inKombinationmitCO2ausverschiedenen
Quellen–weiterinsynthetischeKraftstoffe
wieMethan(SyntheticNaturalGas–SNG)
oderflüssigeKohlenwasserstoffeumgewan-
deltwerden.Wasserstoffundsynthetische
Kraftstoffe können fossile Brennstoffe
für Heizungen, Mobilität oder die Strom-
erzeugungdirektersetzenunddamitden
CO2-Ausstoss reduzieren. Allerdings muss
mandiegesamteP2X-Umwandlungskette
berücksichtigen,umzubeurteilen,wieviel
CO2 effektiv reduziert wird. Das Ausmass
dererreichbarenCO2-Emissionsminderung
hängt hauptsächlich von den CO2-Emis-
sionenab,diemitdemfürdieElektrolyse
verwendetenStromverbundensind.Viel-
versprechendeP2X-OptionenimSchweizer
KontextsindderEinsatzvonWasserstoffin
BrennstoffzellenfahrzeugenunddieErzeu-
gungvonsynthetischemMethanalsErsatz
für Erdgas als Brenn- und Treibstoff. Im
MobilitätssektorkönnensynthetischeKraft-
stoffeinsbesonderefürdenFernverkehrund
denSchwerlastverkehrvonBedeutungsein,
bei denen die direkte Elektrifizierung mit
Batterietechnologien stark eingeschränkt
ist.SowohlWasserstoffalsauchSNGkönnen
ebenfalls wieder in Strom umgewandelt
werden.
Wasserstoff,MethanundflüssigeKohlen-
wasserstoffe können – im Gegensatz zu
Strom–leichtüberlangeZeiträumegespei-
chert werden und ergänzen andere kurz-
fristige Energiespeicheroptionen für die
IntegrationvonSonnen-undWindenergie.
Vorausgesetzt,dassdieseLangzeitspeicher
fürP2X-Produkteverfügbarsind,stelltdiese
MöglichkeitdersaisonalenAnpassungvon
StromerzeugungundEnergiebedarfeinen
wichtigenVorteilvonP2Xdar;ebensowie
auch Dienstleistungen zur Stabilisierung
des Stromnetzes. Der Wert von P2X-Tech-
nologienentfaltetsichinderKombination
seinervielfältigenVorteile,diesichaufeine
grösserezeitlicheFlexibilitätdesStromsys-
tems, die Herstellung potenziell sauberer
Brennstoffe für die Endverbraucher und
dieReduzierungderCO2-Emissionendurch
den Einsatz von CO2 bei der Herstellung
von synthetischen Brennstoffen, welche
fossileEnergieträgerersetzen,beziehen.Al-
lerdingsistjederderUmwandlungsschritte
derP2X-TechnologiemitEnergieverlusten
behaftet.
DaEnergieverlustemitKostenverbunden
sindunddasicheinigederanP2Xbeteilig-
tenProzessenochinderEntwicklungsphase
befinden,sinddieKostenfürP2X-Produkte
derzeit hoch. Ein Schlüsselfaktor für die
Wettbewerbsfähigkeit von P2X ist die Be-
reitstellungvonStromzumöglichstgerin-
gen Kosten. Als eine Technologie, die die
Verbindung verschiedener Energiebereit-
stellungs-und-verbrauchssektorenermög-
licht (Sektorkopplungstechnologie) ist es
füreineerfolgreicheMarktintegrationder
P2X-Technologiewichtig,Umsätzeaufver-
schiedenenMärktengenerierenzukönnen.
UntergeeignetenRandbedingungenkönnte
die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
in Zukunft erreicht werden. Eine solche
positive Entwicklung hängt von einigen
Schlüsselfaktorenab:
• DasErreichenderZielederTechnologieent-
wicklungundSenkungderAnlagenkosten,
• EinebreiteEinführungvonBrennstoffzel-
len-oderSNG-Fahrzeugenzusammenmit
dererforderlichenKraftstoffverteilungs-
infrastruktur,
• EinRegulierungsrahmen,derStromspei-
chertechnologienunddamitP2Xgleich
behandelt(insbesondereinBezugaufdie
Stromnetzgebühren)undderdieUmwelt-
vorteilevonP2X-Produktenmonetarisiert
(wiebeispielsweisedurcheineBesteue-
rungvonCO2-Emissionen),
• Die Identifikation von Marktchancen
von P2X in unterschiedlichen Sektoren
unddieNutzungoptimalerStandortefür
P2X-AnlagenmitZugangzukostengüns-
tigemStromauserneuerbarenEnergien
sowiegeeignetenCO2-Quellen.
SCCER Joint Activity 7
Basierend auf dem vorhandenen Wissen
scheineneinigeEmpfehlungenzurUnter-
stützung der Einführung von P2X in der
SchweizfürpolitischeEntscheidungsträger,
dieForschungundandereInteressengrup-
penangemessen:
• EssindehrgeizigeZielefürdieReduzie-
rung der CO2-Emissionen im Inland er-
forderlich.
• DiederzeitigenUnklarheitenimRegulie-
rungsrahmen sollten beseitigt werden,
wobeidieVorteilevonP2XimStromnetz
alsErzeugerundVerbrauchervonStrom
anerkanntwerdensollten.
• DieHochskalierungvonP2X-Pilotanlagen
sollteunterstütztwerden,umdieGrösse
kommerziellerEinheitenzuerreichen.
• DieInnovationspolitiksolltedenBinnen-
marktfürP2X-Produktestärkenunddie
Entwicklung unterstützen, indem sie
P2X-Technologien in umfassenden Pro-
jektaufbauteneinsetzt,welchekomplette
P2X-Wertschöpfungskettenabdecken.
• EssolltenklareRegelnfürdieBerücksich-
tigung der potenziellen Umweltvorteile
vonP2X-Kraftstoffenfestgelegtwerden,
unddieseVorteilemüssengewinnbrin-
gendgenutztwerdenkönnen.
• Die Rolle von P2X und der optimale
P2X-Einsatz zur Erreichung der lang-
fristigen Energie- und Klimaziele sollte
in ganzheitlichen Untersuchungen (z.B.
Szenarienanalysen zur Schweizer Ener-
giestrategie2050)vertieftwerden,wobei
der Systemintegration und den lokalen
Aspekten(Verbrauchsstrukturen,Verfüg-
barkeitvonRessourcenundInfrastruktur)
besondereBerücksichtigungzukommen
sollte.
8 SCCER Joint Activity
Das vorliegende Weissbuch geht auf das
entsprechende Projekt von fünf Schwei-
zer Kompetenzzentren für Energiefor-
schung (SCCER Joint Activity White Paper
Power-to-X)zurück,dasvonderSchweizer
Innovationsagentur Innosuisse und dem
Bundesamt für Energie finanziert wurde.
Ziel dieses Weissbuchs ist es, die wich-
tigsten vorhandenen Erkenntnisse über
P2X-Technologien zu sammeln und eine
Synthese der vorhandenen Literatur und
ForschungsergebnissealsGrundlagefürdie
BewertungdieserTechnologienimSchwei-
zerKontextundihrerpotenziellenRolleauf
dem Schweizer Energiemarkt zu liefern.
DiesesWeissbuchbefasstsichmitP2Xim
Zusammenhangmitderelektrochemischen
Umwandlungundbehandeltkeineelektro-
thermischen Umwandlungssysteme wie
elektrische Heizungen und Warmwasser-
systeme. Mit dem Ziel, eine technische,
wirtschaftlicheundökologischeBewertung
von P2X-Technologien mit ihren systemi-
schenAbhängigkeitenabzuleiten,werden
dieGas-undStrommärktesowiederMobili-
tätssektorunterEinbezugderentsprechen-
denregulatorischenundinnovationspoliti-
schenAspekteuntersucht(Abbildung1.1).
Ergänzend zu diesem Weissbuch ist ein
umfassender Hintergrundbericht mit de-
tailliertenInformationenzudenverschie-
denentechnologischenAspektenvonP2X
sowiedenentsprechendenAuswirkungen
aufMärkte,rechtlicheAspekteundRicht-
linien verfügbar (z.B. unter http://www.
sccer-hae.ch/).DerHintergrundberichtbe-
inhaltetauchdieVerweiseaufalleverwen-
deten Literaturquellen, wohingegen sich
dasvorliegendeWeissbuchaufdieAngabe
voneinigenausgewähltenLiteraturquellen
beschränkt.
1 Vorwort und Einleitung
Abbildung 1.1: Schematische Darstellung des Inhalts dieses Weissbuchs.
Umweltperspektive- Ökobilanz (mit Endnutzung der Produkte)- Vergleich mit konventionellen Alternativen
Rechtliche Rahmenbedingungen & Implikationen für Innovationspolitik- Allgemeine gesetzliche Regelungen- Marktregulierungen
- Gasmarkt- Strommarkt- Wärmemarkt
- Schwerpunkte für Innovationspolitik
Strommarktperspektive- Situation heute & in Zukunft- Netzstabilität- Systemdienstleistungen- Anforderugnen an Anlagengrössen
& -standorte- Marktintegration
CO2-Quellen & -Märkte- Biogene Quellen- Industrielle Quellen- Direkte Abscheidung aus der Luft
Endverbraucher-Perspektive- Gasförmige Brennstoffe CH4, H2- Transportsektor- Industrie: CH4, H2 als Rohstoff- Kombinierte Erlöse an
verschiedenen Märkten
Technologieübersicht & Techno-ökonomische Bewertung- Power-to-X Produktionsrouten- Schlüsselkomponenten & -prozesse- Kosten und technische Parameter
SCCER Joint Activity 9
2.1 Grundprinzip
Das Grundprinzip von P2X-Systemen be-
steht in einem ersten Schritt in der Elek-
trolyse von Wasser: Mit Hilfe von Strom
wirdWasserinWasserstoffundSauerstoff
gespalten. Je nach Endanwendung kann
WasserstoffdirektoderzurHerstellungan-
dererEnergieträgereingesetztwerden.Die
Synthese anderer Energieträger erfordert
weitereProzessschritte,diegasförmigeoder
flüssige Kohlenwasserstoffe wie Methan,
Methanol,andereflüssigeKraftstoffeoder
Ammoniakerzeugen (Tabelle 2.1). Bei der
Herstellung von Kohlenwasserstoffen be-
nötigtdieserzweiteSchritteineKohlenstoff-
quelle, die ein Synthesegas aus biogenen
Rohstoffen,CO2ausderAtmosphäre,oder
ausstationärenEmissionsquellen,z.B.fos-
silenKraftwerkenoderZementwerken,sein
kann.IneinemdrittenundletztenSchritt
müssen die Endprodukte möglicherweise
für die weitere Verwendung aufbereitet
werden.
1. ErsterSchritt–ElektrolysevonWasser:
2H2O"2H2+O2
2. ZweiterSchritt(optional,abhängig
vomZielprodukt;einerderfolgenden
Prozesse):
• MethanisierungvonCO2undWas-
serstoff:CO2+4H21CH4+2H2O
oder
MethanisierungvonKohlenstoff-
monoxid(CO)undWasserstoff:
CO+3H21CH4+H2O
• MethanolSynthese:
CO2+3H21CH3OH+H2O
• SyntheseflüssigerTreibstoffe,
Fischer-TropschProzess:
CO2+H2"CO+H2O;
CO+H2"CxHyOH+H2O
• AmmoniakSynthese:
N2+3H212NH3
3. Aufbereitungfürweitere
Verwendung:
• EntfernungvonVerunreinigungen
• Verdichtung
• Vorkühlung
2.2 Elektrolyse
JederP2X-Umwandlungspfadistdurcheine
spezifischeKombinationvonTechnologien
gekennzeichnet,dievondenerforderlichen
Eingangs-undAusgangsproduktenabhängt
(Abbildung 2.1); der Elektrolyseur ist eine
KernkomponenteallerP2X-Systeme.Esgibt
dreiHaupttypenvonElektrolyseuren:
1. AlkalischeElektrolyseure
2. Elektrolyseuremit
Polymerelektrolytmembran(PEM)
3. Elektrolyseuremit
Festoxid-Elektrolysezellen(SOEC)
WährenddiealkalischeElektrolysedieheute
etablierte Technologie ist und für indust-
rielle Grossanwendungen weit verbreitet
ist, werden PEM-Elektrolyseure typischer-
weisefürkleineAnwendungengebaut.Sie
haben eine vergleichsweise höhere Leis-
tungsdichteundZelleffizienzjedochhöhere
Kosten. SOEC, die auf hohem Temperatur-
niveau arbeiten, befinden sich in einem
2 Was ist Power-to-X? Das «X» in P2X repräsentiert Produkte wie Wasserstoff, Methan oder Methanol.
Tabelle 2.1: Technologie Überblick von P2X-Systemen – wichtigste Technologien, Inputs und Produkte.
P2X Endprodukt Umwandlungs-schritte
Kohlenstoff-Atome
Inputs Technologien Produkte
Wasserstoff (H2) 1(+3) 0 Strom, Wasser, Wärme (für SOEC)
Elektrolyseur, Wasserstoffspeicher
Wasserstoff, Sauerstoff, Wärme
Synthetisches Methan(CH4)
1+2+3 1 Strom, Wasser, CO/CO2
Elektrolyseur, Methanisierungsreaktor
Methan, Sauerstoff, Wärme
Synthetisches Methanol (CH3OH)
1+2+3 1 Strom, Wasser, CO2 Elektrolyseur, Synthesereaktor
Methanol, Sauerstoff, Wärme
Synthetische flüssige Kohlenwasserstoffe (CxHyOH)
1+2+3 unterschiedlich Strom, Wasser, (Wärme), CO2
Elektrolyseur, Fischer-Tropsch-Reaktor
flüssige Kohlenwasserstoffe, Sauerstoff, Wärme
Ammoniak(NH3)
1+2+3 0 Strom, Wasser, Stickstoff (N2)
Elektrolyseur, Synthesereaktor
Ammoniak, Sauerstoff, Wärme
10 SCCER Joint Activity
frühenEntwicklungsstadiummitdenpoten-
ziellen Vorteilen eines hohen elektrischen
Wirkungsgrades,niedrigerMaterialkosten
undderMöglichkeit,imUmkehrmodusals
BrennstoffzelleoderimCo-Elektrolyse-Mo-
duszuarbeitenundSynthesegasausWas-
serdampfundCO2zuerzeugen.Obwohldie
Elektrolyse eine endotherme Reaktion ist,
treten in der Regel Wärmeübertragungs-
verluste auf, die zu Abwärme führen, die
inanderenAnwendungengenutztwerden
kann.DieProzesseffizienzen,d.h.derEner-
giegehaltdesWasserstoffbasierendaufdem
oberenHeizwert(HHV)imVerhältniszum
effektiven Energieeinsatz, fortschrittlicher
zukünftiger Systeme liegen in einem Be-
reichvon62–81%füralkalischeundbiszu
89%fürPEM-Elektrolyseureundnochhöher
für SOEC-Elektrolyseure. Neben den drei
HaupttypenderElektrolysewerdenweitere
Elektrolyseverfahren untersucht, wie z.B.
die Plasma-Elektrolyse, die sich ebenfalls
in einem frühen Forschungsstadium be-
findet.
2.3 Synthese von Methan, anderen Kohlenwasserstoffen oder Ammoniak
Für die Herstellung synthetischer, gasför-
miger oder flüssiger Kohlenwasserstoffe
in der Elektrolyse nachfolgenden Prozess-
schritten sind verschiedene zusätzliche
Reaktorsysteme erforderlich, wie z.B. ein
Methanisierungsreaktor(katalytischeroder
biologischer Reaktor), ein katalytische Fi-
scher-Tropsch-Reaktor oder ein Methanol-
synthesereaktor,derauchinKombination
Die Elektrolyse ist der Schlüsselprozess in allen P2X-Systemen.
Abbildung 2.1: Schematische Darstellung verschiedener P2X-Pfade mit Technologie-Alternativen (basierend auf [1]).
SCCER Joint Activity 11
miteinemweiterenVerfahrenzurHerstel-
lung von Oxymethylenether (OME) einge-
setztwerdenkann.IndiesenReaktorenist
CO2 neben Wasserstoff ebenfalls ein Roh-
stoff.
Das CO2 kann aus verschiedenen Quellen
stammen:ausbiogenenodersynthetischen
Gasströmen,ausAbgasenausderVerbren-
nungfossileroderbiogenerBrennstoffeoder
aus der Atmosphäre. Über die gesamten
P2X-KettenhinwegistjederProzessschritt
mitEnergieverlustenverbunden:Dietypi-
schen Wirkungsgrade für die Herstellung
von strombasierten, synthetischen Kraft-
stoffenliegeninderGrössenordnungvon
20%(OME)bisetwa40%(Methan)[2].Ab-
hängig von der Thermodynamik der Pro-
zessekönnenverbesserteWirkungsgradeer-
reichtwerden,wennAbwärme(z.B.ausdem
Methanisierungsreaktor) für Heizzwecke
andererProzesseinnerhalbdesP2X-Systems
genutztwird.AuchdieeffizienteIntegration
vonKohlenstoffquellenführtzuEffizienz-
steigerungen, wie die Direktmethanisie-
rung von Biogas in einer P2X-Anlage mit
einem Gesamtwirkungsgrad von knapp
60%zeigt[3].
2.4 Entwicklungsstand
Die verschiedenen Technologien, die an
P2X-Systemenbeteiligtsind,befindensich
derzeit auf unterschiedlichen technologi-
schenEntwicklungsstufen,dievonStufe5
(«Technologie,dieinderEinsatzumgebung
validiertwurde»)bisStufe9(«Qualifizier-
tesSystemmitNachweisdeserfolgreichen
Einsatzes») reichen, was die zweithöchste
Stufekurzvordem«NachweisdesSystems
ineinerBetriebsumgebung»darstellt.Elek-
trolyseur-Technologien, Bestandteil aller
P2X-Anlagen, sind bereits ausgereift, ins-
besonderediealkalischeTechnologie.Nach
einigenerfolgreichenDemonstrationspro-
jekten, wie z.B. einer 6.3 MWel Power-to-
Methan-Anlage in Werlte (Deutschland)
mit katalytischer Technologie zur Metha-
nisierung [4] und der 1 MWel-Anlage aus
dem BiOCAT-Projekt in Kopenhagen [5],
habenauchdieMethanisierungsreaktoren
in jüngster Zeit die kommerzielle Ebene
erreicht. Fischer-Tropsch- und Methanol-
reaktoren sind in der chemischen Indus-
triebereitsinvielgrösseremUmfangweit
verbreitet, aber ihre Implementierung in
P2X-SystemeistnochinderEntwicklung.
2.5 Infrastruktur
Zusätzlich zu den Energieumwandlungs-
anlagen wird eine Infrastruktur benötigt,
umP2X-ProduktezumEndverbraucherzu
bringen. Speichersysteme, die eine zeit-
liche Flexibilität bei der Produktion und
demVerbrauchvonP2X-Produktenermög-
lichen,müssenTeildieserInfrastruktursein.
Für einige der P2X-Produkte können be-
stehendeVerteilungsinfrastruktursysteme
genutztwerden,z.B.dasErdgasnetzoderdie
InfrastrukturfürflüssigeBrennstoffe.Eine
grosstechnisch ausgebaute Versorgungs-
infrastrukturfürWasserstoffgibtesinder
Schweiz nicht. Allerdings ist es möglich,
Wasserstoff in kleinen Mengen auch im
Erdgasnetz zu transportieren. Ausserhalb
derSchweiz, insbesonderefürindustrielle
Anwendungen,hatsichderFerntransport
und die Speicherung von Wasserstoff be-
währt,wiedasBeispielder240kmlangen
Rhein-Ruhr-PipelineinDeutschlandzeigt.
P2X kann saubere Kraftstoffe erzeugen, die Benzin, Diesel und Erdgas ersetzen.
12 SCCER Joint Activity
3.1 Treibhausgasemissionen und Klimawandel
Die Eindämmung des Klimawandels er-
fordert eine erhebliche Reduzierung der
Treibhausgasemissionen in allen Wirt-
schaftssektoren.DieswirderheblicheAus-
wirkungen auf die Energielandschaft und
andereEmissionsquellenhaben.DieSchweiz
hatsichverpflichtet,ihrejährlichendirekten
Treibhausgasemissionenbis2030um50%
gegenüber1990zureduzieren.Eingrosser
TeildieserReduktionsollimInlanderreicht
werden,währendeinigeEmissionsreduktio-
nenaufMassnahmenimAuslanddurchdie
Verwendung internationaler Gutschriften
beruhenkönnen[6].ImEinklangmitdem
PariserKlimaabkommenhatderBunddas
langfristigeZiel formuliert,dieTreibhaus-
gasemissionen im Jahr 2050 um 70–85%
gegenüber1990(inkl.MassnahmenimAus-
land)zusenkenundnach2050Klimaneut-
ralitätzuerreichen[7].Heutestammendie
inländischen Treibhausgasemissionen in
derSchweizzurund60%ausderEnergie-
umwandlung im Verkehrs- und Gebäude-
sektor und zu 40% aus anderen Quellen,
darunterderIndustrie.Derzeitwerdendie
meisten CO2-Emissionen der Schweiz im
Verkehrssektor emittiert (Abbildung 3.1).
DieSchweizerStromproduktionistnahezu
CO2-frei:StromwirdhauptsächlichausWas-
serkraft(60%),Kernenergie(32%)undneuen
erneuerbarenEnergien(6%)erzeugt[8].Die
Energiestrategie2050,diedaraufabzielt,die
Stromversorgung aus Kernkraftwerken in
derSchweizeinzustellenunderneuerbare
Energien und Energieeffizienz zu fördern,
umreisstdiezukünftigenWegefürdieEnt-
wicklungdesSchweizerEnergiesektors[4].
3.2 Mehr und mehr erneuerbare Stromproduktion
Die Transformation des Schweizer Ener-
giesystems in Richtung Klimaneutralität
erfordert den Einsatz neuer kohlenstoff-
armerEnergielösungen.Gleichzeitigmuss
das derzeit hohe Mass an Zuverlässigkeit
aufrechterhaltenwerden.EineMöglichkeit
dieTreibhausgasemissionenzureduzieren,
ist eine zunehmende Elektrifizierung von
EnergiedienstleistungenaufderGrundlage
von Technologien zur CO2-armen Strom-
erzeugung. Mit dem wachsenden Anteil
intermittierender, erneuerbarer Energien
am Strommix, wie z.B. Wind- und Solar-
energie,dürftendieHerausforderungenfür
diezeitlicheundräumlicheBalancevonAn-
gebotundNachfrageinZukunftzunehmen.
DerzeitlicheAusgleichergibtsichausdem
unvermeidlichenMissverhältniszwischen
der Erzeugung von Strom aus erneuerba-
ren Energien und der Nachfrage infolge
von Tag/Nacht-Zyklen, Wettereinflüssen
und saisonalen Unterschieden, während
derräumlicheAusgleichausUnterschieden
zwischendenStandortenderStromerzeu-
gungunddesStromverbrauchsresultiert.
3 Warum Power-to-X in der Schweiz? Hintergrund von P2X: Die Transformation des Energie-systems als Reaktion auf zukünftige Energie- und Klimaherausforderungen.
Abbildung 3.1: CO2 Emissionen in der Schweiz (2015) nach Sektoren [9].
SCCER Joint Activity 13
3.3 Flexibilität ist gefragt
Eine zukünftige Schweizer Energieversor-
gung,dieimWesentlichenaufhoheAnteile
anintermittierenderStromerzeugungsetzt,
braucht ausreichende Flexibilitätsoptio-
nen.DiesemüssenEnergieverschiebungen
zwischen Tag und Nacht sowie zwischen
Sommer und Winter ermöglichen: Photo-
voltaik-(PV-)Anlagen, die in der Schweiz
das mit Abstand grösste Potenzial für die
Stromerzeugung aus neuen erneuerbaren
Energien aufweisen, zeigen deutliche sai-
sonale Spitzen im Sommer und tägliche
SpitzenamMittag.ImFallvongleichzeitig
niedrigem Stromverbrauch stellen solche
Erzeugungsspitzen eine Herausforderung
fürdasStromnetzdarundmüssen–wenn
sie genutzt werden sollen – entweder ge-
speichert und als Strom wiederverwen-
det,oderinandereEnergieträgerwieGase
und Flüssigkeiten umgewandelt werden,
diez.B.alsTreib-oderBrennstoffegenutzt
werden können. Neben den bereits heute
inderSchweizbetriebenenflexiblenKraft-
werken, d.h. Speicherwasserkraftwerken
undPumpspeicherkraftwerken,istbeisehr
hohenAnteilenanWind-undSolarstrom
eineFlexibilisierungdurchweitereflexible
Kraftwerke,Speicherunddeninternationa-
lenStromhandelunvermeidlich,umeinen
kostengünstigensicherenBetriebdesElek-
trizitätssystemszugewährleisten[10]–[12].
P2X-TechnologienstelleneineMöglichkeit
dar,dieFlexibilitätzuerhöhen.P2X-Techno-
logienbietennichtnurdieMöglichkeiteiner
verbessertenSektorkopplungzwischender
StromproduktionunddenVerbrauchssek-
toren,sondernaucheinenkurz-undlang-
fristigenAusgleichzwischenAngebotund
Nachfrage.
Die Stromerzeugung aus intermittierenden, erneuerbaren Quellen erfordert in Zukunft mehr Flexibilität.
14 SCCER Joint Activity
4.1 Was kann P2X leisten?
P2X-Systemekönnensokonzipiertwerden,
dasssiedieFlexibilitätdesEnergiesystems
erhöhen und gleichzeitig die Treibhaus-
gasemissionen reduzieren. Die folgenden
dreiHaupteinsatzzweckelassensichunter-
scheiden:
1. Ausgleich von Energieangebot und
-nachfrageübereinenlangenZeithori-
zont(z.B.saisonal)beiVerfügbarkeitvon
grossenSpeichernfürWasserstoffoder
Syntheseprodukteundeinermöglichen
RückverstromungdieserProdukte,
2. Kurzfristige Ausgleichsflexibilität im
StromnetzdurchLastmanagement,er-
möglicht durch einen intelligent ge-
steuertenStromverbrauchvonElektro-
lyseuren,
3. Versorgung mit emissionsarmen syn-
thetischen Energieträgern auf Strom-
basis unter Nutzung von CO2 aus der
Atmosphäre,stationärenQuellen,Bio-
gasanlagenundindustriellenProzessen
alsErsatzfürfossileKraft-undBrenn-
stoffen sowie als Rohstoff für indust-
rielleProzesse.
Die Flexibilität des Stromnetzes kann
durchElektrolyseuregewährleistetwerden,
wennsiesystemdienlichbetriebenwerden;
insbesonderewennreichlicherneuerbarer
StromverfügbaristunddieProduktiondie
Nachfrageübersteigt(«Überschussstrom»).
DerdurchElektrolyseureerzeugteWasser-
stoff oder die in nachfolgenden Schritten
produzierten Energieträger können über
verschiedene Zeitskalen gespeichert wer-
den,wasfürdensaisonalenAusgleichvon
Energieangebotund-nachfragevonBedeu-
tungist.Dieskanndazubeitragen,denBe-
darfinZeitenbegrenzterStromversorgung
zudecken(z.B.imWinter,wenndiePV-Er-
zeugung gering ist). CO2-arme Kraftstoffe
ausP2XkönnenfossileBrennstoffeinver-
schiedenenNachfragesektorenersetzenund
sodieTreibhausgasemissionenreduzieren.
Wasserstoff, Methan und flüssige synthe-
tischeKraftstoffekönnenfürverschiedene
Zweckeeingesetztwerden:alsKraftstoffe
inMotoren,BrennstoffzellenundTurbinen,
zurWärme-undStromerzeugungsowieals
Treibstoffe,aberauchalsAusgangsstoffein
4 Flexibilität als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz
P2X kann zeitliche und geografische Flexibilität im Energiesystem bieten und gleichzeitig das Portfolio an sauberen Kraftstoffen erweitern.
Abbildung 4.1: Kombination verschiedener Wasser-stoff-Produktions- und Nutzungspfade, die der P2X-Technologie zugerechnet werden können; diese sind Teil einer kostenoptimierten Konfiguration des Schweizer Energiesystems für das Jahr 2050 bei einer ambitionierten Klimapolitik [13]. Dargestellt ist der Stromeinsatz zur Elektrolyse sowie die in P2X-Anlagen erzeugten Energiemengen in Form von Wasser-stoff und synthetischem Methan sowie der Verwendung bzw. die Verteilung der P2X-Produkte. «direkte H2-Nutzung» bezieht sich auf den direkten Verbrauch von Wasserstoff ohne Transport im Gaspipelinenetz.
Strom-einsatz:
4.8 TWh
Verluste Elektrolyse: 1.2 TWh
H2 - Produktion: 3.6 TWh
H2 ins Gasnetz : 0.3 TWh
H2 saisonal transferiert: 0.5 TWh
H2 direkte Nutzung:3.1 TWh
H2-Nutzung für stationäre Anwendungen:1.4 TWh
H2-Nutzung für Mobilität:2.0 TWh
H2-Nutzung für Methanisierung: 0.2 TWh
H2-Speicherverluste
SCCER Joint Activity 15
chemischen und industriellen Prozessen.
EinigedieserP2X-Produkte,wiebeispiels-
weise synthetisches Methan, können di-
rekteSubstitutefürdieheuteverwendeten
fossilen Energieträger sein, da sie auf der
Verbraucherseite keine Änderungen der
Technologien erfordern. Methanol sowie
andere flüssige synthetische Kraftstoffe
könnenzuBenzin,DieselundKerosinauf-
bereitetwerden.DiedirekteNutzungvon
Wasserstoff würde jedoch nicht nur eine
neueVerteilungsinfrastrukturoderdenAus-
baudesbestehendenGasnetzeserfordern,
sondernauchneueEndverbrauchstechno-
logien,wiebeispielsweiseBrennstoffzellen,
die im Vergleich zu vielen gegenwärtigen
Technologien einen effizienteren Energie-
einsatzermöglichen.
4.2 P2X als wichtiges Element zukünftiger Energieszenarien
Inwieweit P2X-Produkte und die entspre-
chenden Technologien diese vielfältigen
VorteilefürdasEnergiesystemaufkosten-
effiziente und klimaschonende Weise er-
bringenkönnen,hängtvonverschiedenen
Schlüsselfaktorenab,darunterdieGesamt-
effizienz des Systems sowie die Umwelt-
auswirkungen und Kosten im Vergleich
zu alternativen Energietechnologien und
anderenOptionenzurBekämpfungdesKli-
mawandels. Je nach Marktbedingungen
können P2X-Technologien langfristig zu
einer wirtschaftlichen Energieversorgung
inderSchweizbeitragen.
Abbildung4.1veranschaulichtdieStärken
vonP2X-Technologienundzeigteinemög-
licheKonfigurationvonP2XimSchweizer
Energiesystem unter szenariospezifischen
Annahmen über zukünftige Entwicklun-
gen.DieVersorgungderNachfragesektoren
(insbesondere des Mobilitätssektors) mit
kohlenstoffarmenKraftstoffenaufStrom-
basisergänztmehrereandereMassnahmen
undTechnologien,umehrgeizigeKlimaziele
zu erreichen. Modellbasierte Berechnun-
gen zeigen einen Stromverbrauch durch
P2X-Technologien im Jahr 2050, der etwa
einemDritteldesindiesemJahrausWind
und PV erzeugten Stroms entspricht [13].
MitetwaderHälftedesgesamtenJahresver-
brauchsalleinindendreiSommermonaten
nutzen P2X-Technologien überschüssigen
StromundwandelnihninsaubereBrenn-
stoffeum,dieteilweisesaisonalinentspre-
chenden Lagern gespeichert werden, um
dasStromnetzimWinterzuentlasten.
Im Vergleich zu anderen neuen erneuerbaren Energiequellen gibt es ein besonders hohes Potenzial für Strom aus Solaranlagen in der Schweiz, was P2X zu einem Schlüsselelement in einem nachhaltigen Energiesystem macht.
16 SCCER Joint Activity
5.1 Heutige Kosten verschiedener P2X Produkte
AufderGrundlagevonLiteraturdaten,wie
sieindieserStudieverwendetwurden(De-
tailssindimErgänzungsberichtersichtlich),
zeigendiederzeitigenKostenfürdieHer-
stellungvonWasserstoffundsynthetischen
Kraftstoffen erhebliche Unterschiede für
die verschiedenen P2X-Konversionspfade
(Abbildung5.1):
• 100–180 CHF/MWhth für Wasserstoff
(HHV)(Power-to-Hydrogen:P2H),
• 170–250 CHF/MWhth für synthetisches
Methan(Power-to-Methane:P2M),
• 210–390 CHF/MWhth für synthetische
flüssigeEnergieträger(Power-to-Liquids:
P2L),
• 370–500 CHF/MWhel für die Strompro-
duktion(Power-to-X-to-Power:P2P).
Die Streuung der Kosten hängt mit einer
ReihevonFaktorenzusammen,darunterdie
SystemauslegungsowiedieAnlagengrösse
undderInfrastrukturbedarf.Schwankungen
ergeben sich auch aufgrund unterschied-
licher Niveaus der technologischen Ein-
satzbereitschaft.DieindiesemWeissbuch
angegebenen Kosten unterscheiden sich
aufgrund der Annahmen, die in den ver-
schiedenen zugrundeliegenden Studien
getroffen wurden. Hauptfaktoren für die
Schwankungsbereiche sind folgende Kos-
tenfaktoren:
• Strombezugskosten(fürdieElektrolyse),
• NutzungsprofilfürdieElektrolyse,
• ArtderElektrolysetechnologie,
• Systemwirkungsgrade.
DieBandbreitenderProduktionskosten
veranschaulichendieKostenauswirkungen
einerReihespezifischerSystemparameter
und Marktbedingungen der P2X-Tech-
nologie und untermauern das vielfältige
TechnologiedesignunddieMarktkonfigu-
rationen. Als Folge standortspezifischer
Merkmale(z.B.kohlenstoffarmeStromver-
sorgung, CO2-Quelle, Wasserstoffbedarf,
Gasnetzkapazität) beeinflussen der Infra-
strukturbedarf und Skaleneffekte die In-
vestitionskostenvonP2X.DieLiteraturzeigt
Skaleneffekte bei der Skalierung von kW
aufMW-GrössenvoneinerHalbierungder
5 Kosten von Power-to-X
Abbildung 5.1: Verteilung der Kosten für die verschiedenen P2X-Pfade auf der Grundlage aktueller Kosten- und Leistungsdaten (repräsentativ für das Jahr 2015, basierend auf der in dieser Studie verwendeten Literaturquellen, wie im Ergän-zungsbericht aufgeführt). Die Boxplots beinhalten den Median (mittleres Quartil innerhalb der Box), 25. und 75. Perzentile. Die Whisker-Plots reichen bis zu den äussersten Datenpunkten ohne Berücksichtigung von Ausreissern; die Ausreisser werden einzeln mit dem Symbol «•» dargestellt. Für die Pfade, die Gas produzie-ren, basieren die Daten auf Brennwerten; für die P2L-Route stellt die Einheit «CHF pro Liter Benzin-Äquivalent» ein energiebezogenes Mass mit eingeschränk-ter Vergleichbarkeit zu den Kraftstoffpreisen im Einzelhandel dar, da diese eine erhebliche Steuerkomponente beinhalten.
P2X ist heute teuer, aber Forschung und Innovation dürften in Zukunft die Kosten senken.
3.9
7.9
11.8
15.8
19.7
23.6
17.8
31.5
1.5
3.0
4.6
6.1
7.6
9.1
17.8
12.2
CHF/kgH2 CHF/kgCH4
0 0 0
0.9
1.7
2.6
3.4
4.3
5.1
17.8
6.8
CHF pro Liter Benzin-Äq.
P2H P2M P2P P2L
CHF/MWhth
CHF/MWhth
CHF/MWhel
CHF/MWhth
SCCER Joint Activity 17
spezifischenInvestitionskosten[14],wiesie
fürindustrielleGrossanwendungeninder
Chemie-undEnergiebranchetypischsind.
5.2 Power-to-Hydrogen: Wasserstoffproduktion
Da der Elektrolyseur die Kernkompo-
nente von P2X-Systemen ist, hängen die
WasserstoffproduktionskostenimWesent-
lichen von den Ausgaben für Elektrizität
ab. Für heutige P2H-Technologien wei-
sen die untersuchten Studien im Durch-
schnittWasserstoffproduktionskostenvon
144 CHF/MWhth auf (linke Grafik in Ab-
bildung 5.1). Abhängig von den Kosten
der Stromversorgung kann der Anteil des
Stroms für die Elektrolyse 50% und mehr
der gesamten Wasserstofferzeugungskos-
tenbetragen.ImVergleichzualternativen
Produktionsverfahren zeigt sich, dass die
Wasserstofferzeugung mit P2H-Systemen
derzeitteureristalsdieProduktionmitdem
weit verbreiteten Verfahren der Erdgas-
dampfreformierung (rund 60 CHF/MWhth
WasserstoffbeieinemGaspreisniveauvon
40CHF/MWh).MehrerevergleichendeStu-
dienbelegendiesenUnterschiedindenPro-
duktionskostenmiteinemFaktorvonzwei
bisfünf[15], [16].DiestrombasierteWas-
serstofferzeugung könnte gegenüber der
Erdgasdampfreformierung wettbewerbs-
fähigwerden,wenndieKostenfürErdgas
Abbildung 5.2: Wasserstoffproduktionskosten für verschiedene Elektrolyseur-konfigurationen (Investitionskosten, Effizienz) in Abhängigkeit von der jährlichen Elektrolyseurauslastung (linkes Feld) und in Abhängigkeit von den Kosten für die Stromversorgung (rechtes Feld). Zum Vergleich enthält die rechte Abbildung die Wasserstoffproduktionskosten für die Dampfmethan-reformierung, die im Verhältnis zu den Kosten für die Erdgasversorgung dargestellt werden. Für alle Technologien zur Wasserstofferzeugung wird ein Zinssatz von 5% angenommen und maximal 90000 Gesamtbetriebsstunden.
Schlüssel für billigen Wasserstoff: preiswerte Elektrizität und einige tausend Stunden Jahresproduktion.
0
50
100
150
200
250
0 20 40 60 80 100 120
Was
sers
toff
Prod
uktio
nsko
sten
(C
HF/M
Wh)
Stromkosten (CHF/MWh)Erdgaskosten (CHF/MWh)
Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad,4500 VolllaststundenElektrolyse: 460 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad,4500 VolllaststundenElektrolyse: 920 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad,4500 VolllaststundenElektrolyse: 460 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad,4500 VolllaststundenErdgasreformierung: 250 CHF/kWe und 76%Wirkungsgrad, 4500 Volllaststunden
0
50
100
150
200
250
300
350
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1Was
sers
toff
Prod
uktio
nsko
sten
(CH
F/M
Wh)
Jährliche Betriebsdauer (8760h = 1)
Elektrolyse: 920 CHF/kWe und 81%Wirkungsgrad,Strompreis 100 CHF/MWhElektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad,Strompreis 100 CHF/MWhElektrolyse: 460 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad,Strompreis 20 CHF/MWhElektrolyse: 460 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad,Strompreis 20 CHF/MWhElektrolyse: 920 CHF/kWe und 81% Wirkungsgrad,Strompreis 20 CHF/MWhElektrolyse: 920 CHF/kWe und 62% Wirkungsgrad,Strompreis 20 CHF/MWh
bei 4500 Volllaststunden
18 SCCER Joint Activity
erheblichsteigen,z.B.alsFolgesteigender
Weltmarktpreiseund/oderderEinpreisung
vonUmweltkosten (CO2-Steuern),undbei
niedrigen Stromkosten für die Elektrolyse
[17]. Im der rechten Grafik in Abbildung
5.2sinddieErzeugungskostenfürWasser-
stoffalsFunktionderEnergiebezugskosten
darstellt, woraus zu sehen ist, dass sehr
niedrigeWasserstoffproduktionskostenfür
dieElektrolysenurbeiniedrigenStromkos-
tenerreichtwerdenkönnen.WennStrom
gratis oder zu sehr niedrigen Preisen ver-
fügbarist,z.B.beisehrhoherStromproduk-
tionundgleichzeitigniedrigemVerbrauch,
werdendieWasserstoffproduktionskosten
hauptsächlichdurch die Investitions- und
Wartungskosten bestimmt. Laut Literatur
könntengegenüberheutebis2030niedri-
gereInvestitionskostenfüralkalischeElek-
trolyseurevon460CHF/kWel(grüneLinien
inAbbildung5.2)erreichtwerden,wasbei
hohem Wirkungsgrad und sehr geringen
Strombezugskosten (<20 CHF/MWh) zu
einem Produktionskostenniveau von we-
niger als 40 CHF/MWhth Wasserstoff füh-
ren würde. Unter weniger optimistischen
Annahmen für die Investitionskosten des
Elektrolyseurs(920CHF/kWfüreinenalkali-
schenElektrolyseurimJahr2030)liegendie
Wasserstoffproduktionskosten bei einem
Strompreisvon20CHF/MWhüber40CHF/
MWhthundwürdenbeihohenStrombezugs-
kosten(schwarzeLinien)aufeinNiveauvon
mehrals150CHF/MWhthsteigen.ImVer-
gleichzualkalischenElektrolyseurensind
dieheutigenspezifischenInvestitionskosten
von PEM-Elektrolyseuren etwa doppelt so
hoch; Forschung und Entwicklung sowie
SkaleneffekteinderProduktionkönntenje-
dochdieKostenindieNähederalkalischen
Technologiebringen.Unteroptimistischen
Annahmen zur Entwicklung der Investi-
tionskosten und vergleichsweise höheren
Wirkungsgraden könnten PEM-Elektro-
lyseure in Zukunft Wasserstoff zu etwas
niedrigerenKostenproduzierenkönnenals
alkalische Elektrolyseure. Darüber hinaus
versprechenPEM-Elektrolyseuregegenüber
alkalischenElektrolyseureneineverbesser-
tesBetriebsverhaltenbeiTeil-undÜberlast
sowieeinengeringerenPlatzbedarf.
MitsteigendenStromkostenwirddieEffi-
zienzdesElektrolyseursimmerwichtigerfür
dieWirtschaftlichkeitdesGesamtsystems.
DiepotenziellenEffizienzsteigerungensind
jedochbegrenztundkönnenhoheStrom-
preise möglicherweise nicht vollständig
kompensieren.DiejährlicheAuslastungdes
ElektrolyseurshateinengeringerenEinfluss
aufdieProduktionskosten,solangeermit
einer relativ hohen Auslastung betrieben
wird.IndenimlinkenTeilvonAbbildung
5.2dargestelltenFällensindoberhalbvon
4500 Volllaststunden pro Jahr (Jahresaus-
lastungsfaktorca.0.5 inderGrafik)kaum
signifikante Kostenveränderungen durch
die Steigerung der Jahresauslastung der
Anlagezubeobachten.Diesbedeutet,dass
es nicht unbedingt negative Auswirkun-
genaufdieWasserstoffproduktionskosten
gibt, wenn P2X-Anlagen nicht während
der Saison betrieben werden, wenn der
Strombedarf hoch und die Verfügbarkeit
erneuerbarer Ressourcen vergleichsweise
niedrigist,wiediesimWinterderFallist.
Sehr niedrige Auslastungsraten haben je-
doch einen erheblichen Einfluss auf die
AmortisationderInvestitionenunddamit
auf die Kosten der Wasserstofferzeugung.
FürElektrolyseure,die900Volllaststunden
proJahrbetriebenwerden,wasinetwaden
jährlichenVolllaststundenvonPV-Anlagen
inMitteleuropaentspricht,liegenalleindie
kapitalbedingten Wasserstofferzeugungs-
kostenimBereichvon50–100CHF/MWhth
(beiInvestitionskostenvon460–920CHF/
kWel und einem Zinssatz von 5% und 20
JahrenLebensdauer).Darauslässtsichfür
einekostengünstigeProduktionvonWas-
serstoff ableiten, dass es entweder einer
signifikanten Reduktion der Investitions-
kostendesElektrolyseursbedarf,sollteder
Strombezug zu niedrigen Kosten nur an
wenigenStundenimJahrmöglichsein,oder
dass P2X-Anlagenbetreiber kostengünsti-
gen Strom über einen längeren Zeitraum
sicherstellenkönnen–alsoauchStrombe-
zugsquellenerschliessen,dieüberdieaus-
schliesslicheNutzungvonÜberschussstrom
ausSolar-PVhinausgeht.
5.3 Power-to-Methane: Erzeugung von synthetischem Erdgas
Die synthetische Methanproduktion
erfordert zusätzliche Prozessschritte nach
derElektrolyseundverursachtzusätzliche
Kosten:InvestitionskostenfürdenMetha-
nisierungsreaktor,Kostenfüreinenzusätz-
lichenWirkungsgradverlustundKostenfür
die CO2-Bereitstellung. Diese Mehrkosten
sinddenP2H-Kostenhinzuzurechnenund
erhöhen die aktuellen durchschnittlichen
Produktionskostenumrund70CHF/MWhth
auf170–250CHF/MWhthfürdenP2M-Pfad.
WährenddiezukünftigerwartetenLernra-
tenfürMethanisierungsreaktorenniedriger
zuseinscheinenalsfürElektrolyseure,kann
davonausgegangenwerden,dassAnlagen-
grösse und Up-Scaling die Kosten senken
können.JenachAnlagengrösseliegendie
spezifischen Investitionskosten für aktu-
elleMethanisierungsreaktorenimBereich
von 1150–460 CHF/kWth für Grössen von
1–10MWth(katalytischeMethanisierung).
Allein diese Investitionskosten führen zu
Die Kosten für die Bereitstellung von CO2 als Input für die Methanisierung zeigen eine hohe Variabilität und hängen von der Kohlenstoffquelle ab.
Kostengünstiges synthetisches Methan erfordert grosse Methanisierungsanlagen.
SCCER Joint Activity 19
Methanproduktionskosten zusätzlich zu
denWasserstoffkostenvonca.20–40CHF/
MWhth.AusderLiteraturgehthervor,dass
sich die künftigen Investitionskosten bis
2030 aufgrund von Technologieverbesse-
rungenundSkaleneffektenhalbierenkönn-
ten. Eine weitere Kostenkomponente für
die synthetische Methanproduktion sind
die Kosten für die Bereitstellung von CO2.
DiespezifischeEnergieunddieKostenpro
abgetrennterEinheitCO2sinkentypischer-
weisemitzunehmenderCO2-Konzentration
derGasquelle.TendenziellniedrigeKosten
fürdiesynthetischeMethanerzeugungkön-
nen erreicht werden, wenn energetische
SynergienvonBiogasaufbereitungsanlagen
undP2M-Anlagengenutztwerdenkönnen,
z. B. wenn Wärme als Nebenprodukt im
P2M-Systemeffizientgenutztwerdenkann.
Die höchsten in der Literatur genannten
KostenbeziehensichaufdiedirekteCO2-Ab-
scheidungausderLuft(250CHFproTonne
CO2[18]),waszuMehrkostenvon50CHF/
MWhthführt.Dasichdiesogenannte«Direct
Air Capture» Technologie jedoch in einem
frühenkommerziellenEntwicklungsstadium
befindet,bestehenerheblicheUnsicherhei-
tenhinsichtlichderKosten;Abscheidekosten
von derzeitig 600 CHF pro Tonne CO2 [19]
bedeuten deutlich höhere Mehrkosten für
dieMethanproduktionvonbiszu120CHF/
MWhth.LangfristigeKostenzielgrössefürdie
Schweizer«DirectAirCapture»Technologie
liegtbei100CHFjeTonneCO2[19].ImVer-
gleichzu«DirectAirCapture»Technologien
sinddieKostenfürdieAbtrennungausan-
derenCO2-Quellen,wiefossilenKraftwerken
und Zementwerken, deutlich niedriger, da
die CO2-Konzentration dieser Rauchgas-
strömehöheristalsdieCO2-Konzentration
inderAtmosphäre,wodurchdieCO2-Abtren-
nungwenigeraufwändigist[20].
5.4 Power-to-X-to-Power: Rückverstromung von P2X-Produkten
WennWasserstoffoderMethan,dasinP2H-
und P2M-Systemen erzeugt wird, wieder
in Strom umgewandelt wird (P2P), stei-
gen die Kosten der Energieumwandlung
erheblich.DieKostendesP2P-Pfadeshän-
gen von den Umwandlungsverfahren zur
Herstellung des synthetischen Gases (z.B.
P2H oder P2M), der Art der Rückverstro-
mung(z.B.BrennstoffzelleoderGasturbine)
und gegebenenfalls der Wasserstoff- oder
SNG-Speicherung ab. Dies gilt sowohl für
P2P-Pfademitmittelfristiger(aufStunden-
niveau)alsauchmitsaisonalerSpeicherung.
DerzeitkannineinemGasturbinen-Kombi-
kraftwerk mit synthetischem Methan zu
Gesamterzeugungskosten von rund 300
CHF/MWhel Strom erzeugt werden; die
Erzeugungskosten steigen auf 470 CHF/
MWhelfüreinSystemvon1MWelmitP2H,
WasserstoffspeicherundeinerBrennstoff-
zellekommerziellerGrössenklasse.Indieser
BerechnungwerdenjedochkeineErlöseaus
derinhärentenCo-ProduktionvonWärme
berücksichtigt. Wird Wärme genutzt (z.B.
zur Beheizung von Gebäuden oder in in-
dustriellen Prozessen) und können Erlöse
(oderGutschriften)berücksichtigtwerden,
könnensichniedrigereP2P-Kostenergeben.
FürdieRückverstromungdurchtraditionelle
gasbasierteTechnologien(Gasturbineoder
Verbrennungsmotor) sind in Zukunft nur
noch begrenzte Kostenfortschritte zu er-
warten,wasindiesemFallbedeutet,dass
KostensenkungenfürdenP2P-Pfadeherauf
dieKostenentwicklungvonElektrolyseuren
undMethanisierungsanlagenberuhenwer-
den.FürBrennstoffzellensystemezeigendie
Zukunftsperspektivenhohetechnologische
Lernraten mit einer Reduzierung der spe-
zifischen Investitionskosten um den Fak-
tor2–6bis2030. InKombinationmitden
möglichen Technologieentwicklungen für
Elektrolyseure könnten die Gesamtkosten
derP2P-StromerzeugungaufBasisvonWas-
serstoff bis 2030 um zwei Drittel gesenkt
werden,wodurchStrombereitstellungskos-
ten von 150 CHF/MWhel erreicht werden
könnten.
5.5 Power-to-Liquids: Herstellung von flüssigen Kohlenwasserstoffen
Die laufenden Kosten für die Herstellung
von synthetischem Flüssigkraftstoff in
P2L-Anlagen weisen mit 210–390 CHF/
MWhthdiehöchsteBandbreiteauf.Ähnlich
wiebeimMethanisierungsprozesshängen
dieKostenfürdieHerstellungsynthetischer
FlüssigkraftstoffeimWesentlichenvonder
Anlagengrösseab.Ethanolanlagenkönnen
biszueinerGrössenordnungvonmehreren
hundertMegawattgebautwerden,wiesie
inAsienunddenUSAüblichsind.Diesführt
zuerheblichenKosteneinsparungengegen-
überKleinanlagen.Esbedarfaberaucheiner
entsprechendenInfrastruktur,umRohstoffe
zuliefernundProduktezuverarbeiten.Die
spezifischen Investitionskosten eines Me-
thanolsynthesereaktorsliegenbei120–310
CHF/kWth;Fischer-Tropsch-Reaktorenkos-
tenrund80–300CHF/kWth.DieseReaktor-
technologien sind bereits heute auf den
Weltmärktengutetabliert,wassignifikante
Kosteneinsparungen in der Zukunft un-
wahrscheinlichmacht.ZukünftigeKosten-
senkungen bei P2L-Technologien werden
dahervorallemaufdieSenkungderElek-
trolysekosten und Skaleneffekte bei der
ErhöhungvonAnlagengrössenundProduk-
tionsvoluminazurückzuführensein.
Rückverstromung von Wasserstoff führt zu sehr hohen Stromkosten.
20 SCCER Joint Activity
6.1 Die Ökobilanzperspektive
MitStromalsHauptinputhängendieAus-
wirkungenvonP2X-ProzessenaufdenKli-
mawandel–d.h.ihreTreibhausgasemissio-
nen–hauptsächlichvonderCO2-Intensität
desfürdieElektrolyseverwendetenStroms
ab [21]: Ökobilanzergebnisse zeigen, dass
dieNutzungvonElektrizitätausWindkraft
oder Sonnenenergie zu wesentlich gerin-
gerenTreibhausgasemissionenimLebens-
zyklusführtalsdieherkömmlicheWasser-
stofferzeugungdurchDampfreformierung
vonErdgas.Betrachtetmandenaktuellen
durchschnittlichenStrommixderSchweiz
(inkl.Importe)wäredieElektrolysegegen-
überderDampfreformierunginBezugauf
die Treibhausgasemissionen je erzeugter
EinheitWasserstoffvorteilhaft.ImVergleich
zurDampfreformierungvonErdgasliegtder
Schwellenwert fürdieTreibhausgasinten-
sität des für die Elektrolyse verwendeten
Stromsbeirund210gCO2eq/kWh,wasetwa
50%niedrigeristalsdieTreibhausgasemis-
sioneneinesErdgas-Kombikraftwerksbzw.
desaktuellenStrommixesinEuropa.
Bei der Erzeugung synthetischer gasför-
migerKraftstoffeausWasserstoffundCO2
sind die Kohlenstoffintensität des für die
Elektrolyse verwendeten Stroms, die Koh-
lenstoffquelle als solche und die mit der
Wärme-undStromversorgungzurCO2-Ab-
scheidungverbundenenCO2-Emissionendie
entscheidendenFaktorenfürdiegesamten
Treibhausgasemissionen. Nur Strom mit
einer Kohlenstoffintensität, die so niedrig
ist wie die von Wasser- oder Windkraft,
ermöglicht eine erhebliche Reduzierung
der Treibhausgasemissionen im Vergleich
zur Verwendung von Erdgas (oder ande-
ren fossilen Brennstoffen) als Fahrzeug-
kraftstoff. Aufgrund der Energieverluste
entlang der verschiedenen P2X-Pfade ist
diedirekteNutzungvonStrominBatterie-
fahrzeugendieklimafreundlichereOption,
sobald die Stromversorgung mit höheren
Treibhausgasemissionenverbundenistals
StromausWasser-oderWindkraftanlagen
(Abbildung6.1).UnterdenP2X-Kraftstoffen
führtdiedirekteNutzungvonWasserstoff
zugeringerenKlimaauswirkungenalsdie
Verwendung von synthetischen Kohlen-
wasserstoffen. Bei synthetischen Kohlen-
wasserstoffenistdieHerkunftdesCO2ein
entscheidender Faktor: Während die Ver-
wendungsynthetischerKraftstoffemitCO2
aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe
oder der Nutzung mineralischer Quellen
immereinenzusätzlichenEintragvonCO2
in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf
darstellt,ermöglichtdieAbscheidungvon
CO2 aus der Atmosphäre oder biogenen
QuellengrundsätzlichdieSyntheseklima-
neutraler Energieträger [22]. Möglichkei-
ten der Verbesserung der Umweltbilanz
vonP2XergebensichimAllgemeinenaus
einer verbesserten Prozessintegration mit
derNutzungvonAbwärme.
6 Nutzen für den Klimaschutz
Klimavorteile sind nur mit kohlenstoffarmem Strom zu erreichen.
Abbildung 6.1: Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen pro Kilometer für heutige Personenkraftwagen und Kraftstoffe in Abhängigkeit vom Treibhaus-gasemissionsgehalt («THG-Intensität») des Stroms, der für das Laden von Batterien bzw. zur Herstellung von Wasserstoff oder SNG verwendet wird [23]. Hier wird CO2 für die SNG-Produktion aus der Atmosphäre abgeschieden und stellt bei der Verbrennung von SNG keinen zusätzlichen Beitrag zum Kohlen-stoffkreislauf dar. ICEV: Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. THG-Intensitäten bestimmter Stromquellen in der Schweiz zum Vergleich: Wasserkraft ca. 10 g CO2eq/kWh, Windkraft 10–30 g CO2eq/kWh, PV 50–100 g CO2eq/kWh, Schweizer Strommix 100–150 g CO2eq/kWh, Erdgas-Kombikraftwerk 400–500 g CO2eq/kWh [24].
0
100
200
300
400
500
600
700
800
0 100 200 300 400 500
BatteriefahrzeugBrennstoffzellenautoICEV SNGICEV DieselICEV GasICEV Benzin
Trei
bhau
sgas
emiss
ione
n de
r Aut
os [
g CO
2eq/
km]
THG-Intensität des Stroms [g CO2eq/kWh]
2017
SCCER Joint Activity 21
6.2 CO2-Quellen
FürdieHerstellungvonsynthetischemMe-
thanundflüssigensynthetischenKraftstof-
fen wird eine Kohlenstoffquelle benötigt,
die auf biogenen, mineralischen oder fos-
silen Rohstoffen basieren kann; auch die
Atmosphäre kann als CO2-Quelle dienen.
DieseCO2-Quellenmüsseninausreichender
Menge und zu wettbewerbsfähigen Kos-
ten verfügbar sein. Die CO2-Abtrennung
benötigt Energie und Infrastruktur, es sei
denn, Biogas wird direkt als Rohstoff für
die direkte CO2-Methanisierung genutzt.
Wenn letztendlich der aus CO2 und Was-
serstofferzeugtesynthetischegasförmige
oder flüssige Kraftstoff zur Energieum-
wandlung verwendet wird (z.B. in einem
AutomitVerbrennungsmotoroderineinem
Blockheizkraftwerk), entsteht wieder CO2
alsVerbrennungsprodukt.Alssolchessind
P2X-TechnologieninderLage,dieEmissio-
nenzeitlichzuverschieben,abersiestellen
keineEntfernungvonKohlenstoffausdem
Kohlenstoffkreislaufdar.
EinemöglicheQuellefürCO2istBiogas,das
aus biogenen Substraten (Klärschlamm,
Grünabfälle,landwirtschaftlicheReststoffe
und Gülle) durch anaerobe Vergärung ge-
wonnenwird.JenachSubstratundProzess
kannderCO2-GehaltdesBiogasesbiszu45%
erreichen.WirddasCO2ausdemBiogasab-
getrennt,bleibtMethanalsHauptprodukt,
das als Biomethan in das Gasnetz einge-
speistoderdirektvorOrtgenutztwerden
kann.DieheutebestehendeBiogasproduk-
tioninderSchweiz(rund150Biogasanlagen
[25]) entspricht einem CO2-Potenzial von
rund0.14Mio.tCO2proJahr.
WährenddasRohstoffpotenzialausAbwas-
serbereitsheuteweitgehendgenutztwird,
hatdieanaerobeVergärungvonNebenpro-
duktenauslandwirtschaftlichenKulturen,
GrüngutundvorallemGülledasPotenzial,
dieMengeanverfügbaremBiomethanund
biogenem CO2 stark zu erhöhen. Weitere
potenziellebiogeneCO2-Quellenbeziehen
sich auf die Umwandlung von Holzresten
durch indirekte Holzvergasung und Met-
hanisierung dieses Gases, mit anschlies-
sender CO2-Abtrennung. Die Verwendung
voneinemVierteldesungenutztenHolzes
ineinerentsprechendenVergasungsanlage
würdedieMengeanbiogenemCO2ausbe-
stehendenBiogasanlagenverdoppeln.
WeiteremöglicheCO2-Quellensindstatio-
näreGrossfeuerungsanlagenundIndustrie-
anlagenwieMüllverbrennungsanlagen(29
inderSchweiz)oderZementwerke(6inder
Schweiz); der Standort der Anlagen ist je-
dochentscheidend[26].DieNutzungdieser
Quellenbedeutet,CO2auseinemGasstrom
zutrennen,derStickstoffundunverbrann-
tenSauerstoffsowieSchwefeloxide,Stick-
oxideundvieleandereBestandteileenthält.
EinetypischeCO2-KonzentrationimRauch-
gasdieserPunktquellenliegtunter20%.Die
heutigen Müllverbrennungsanlagen sind
fürrund60%(4.2MtCO2)derCO2-reichen
Rauchgase in der Schweiz verantwortlich
und die 6 Zementwerke für 38% (2.7 Mt
CO2). Anlagen auf Biomassebasis stellen
einen geringen Anteil dar. Obwohl diese
Quellen aus technischer Sicht erhebliche
Mengen an CO2 liefern könnten, könnte
dieNähezugrossenProduktionsstättenfür
StromauserneuerbarenEnergienproblema-
tischsein.LiegtdieCO2-QuelleinderNähe
der P2X-Anlage und der Stromerzeugung,
können die notwendigen Infrastrukturen
fürCO2bzw.Stromtransportunddamitdie
Kostenreduziertwerden.
Die direkte CO2-Abscheidung aus der Luft
ermöglicht die Nutzung des in der Um-
gebungsluft enthaltenen CO2, das bereits
Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs
ist. Die niedrige CO2-Konzentration in der
Luftunter0.1Vol.-%machtdiedirekteLuft-
abscheidungjedochimVergleichzuvielen
anderenCO2-Abscheidemöglichkeitenener-
gieintensiverundteurer.MitPilotanlagen
anmehrerenStandortenwirddieseTechno-
logiebereitsheuteinderSchweizentwickelt
undgetestet.
Der Standort der P2X-Produktion ist wichtig: Direkter Zugang zu erneuerbarem Strom und ggf. ausreichende Mengen an CO2 sind erforderlich.
22 SCCER Joint Activity
7.1 P2X als Dienstleister im Elektrizitätssystem
P2X-TechnologienkönnendieStromversor-
gungaufzweiArtenunterstützen:
1. um Angebot und Nachfrage auszuglei-
chenunddenÜberschussanStromaus
fluktuierendenerneuerbarenStromquel-
lenzubewältigen,
2. zurErbringungvonDienstleistungenzur
StabilisierungdesNetzbetriebs.
WelcheRolleP2X-AnlagenimElektrizitäts-
netz tatsächlich spielen, hängt vom An-
lagendesign ab. Wenn keine Rückverstro-
mungstechnologie installiert ist, können
ElektrolyseurealsflexibleStromverbraucher
betriebenwerden.FüreinensolchenBetrieb
isteineWasserstoffspeicherungerforderlich,
daderWasserstoffbedarfwenigerflexibelist.
AusgestattetmiteinemWasserstoffspeicher
undeinerRückverstromungseinheitkönnen
Systemdienstleistungenineinemerweiter-
ten Umfang angeboten werden, insbeson-
dere positive und negative Regelleistung.
AusserdemkannnocheinweitererAspekt
berücksichtigt werden: Bei einer Installa-
tionanrichtigausgewähltenStellenimNetz
hättenP2X-AnlagenauchdasPotenzial,die
NetzinfrastrukturvonLeitungs-undTrans-
formatorüberlastungenzuentlasten,indem
sie die erzeugte Leistung lokal aufnehmen
undschliesslichauchdieSpannungsteuern,
wenn sie die vorgegebenen Grenzen über-
schreitet.InderPraxiswirdeseherschwierig
sein,P2X-AnlagengenauandenStandorten
des Schweizer Stromnetzes zu installieren,
wo sie für diese Zwecke benötigt werden.
InwieweitP2XdieseSystemdienstleistungen
kosteneffizient erbringen kann, hängt von
denMarktbedingungenundEigenschaften
alternativerTechnologienab.ZudiesenAl-
ternativen gehören eine flexible Stromver-
sorgungüberIm-undExporte,flexibleKraft-
werke, alternative Speichermöglichkeiten
undNachfragesteuerung[27].
7.2 P2X als Stromspeicher
UmAngebotundNachfragenachStromin
kurzerZeit(Tag/Nacht)auszugleichen,kön-
nen Pumpspeicher, Li-Ionen-Batterien und
potenziell auch Druckluft-Energiespeicher
diesen Service kostengünstiger anbieten
alsP2X-SystememitRückverstromung.Bei
365SpeicherzyklenproJahrsinddieKosten
derStromspeicherungeinesPumpspeicher-
kraftwerks etwa 50–70% niedriger als die
KostenvonP2P-Systemen(bei370–500CHF/
MWhel, wie in Abbildung 5.1 dargestellt),
während die entsprechenden Kosten von
Batteriesystemenheuteetwa20–30%nied-
rigersind.UnterBerücksichtigungdessich
schnell entwickelnden Batteriemarktes ist
zuerwarten,dassderKostenunterschiedvon
BatteriesystemenzuPumpspeicherkraftwer-
ken in Zukunft (viel) kleiner wird und die
WettbewerbsfähigkeitvonBatterienweiter
zunimmt.BeimVergleichvonSpeichersys-
temensinddieAnzahlderZyklen,dieSpei-
chereffizienz, das Verhältnis von Leistung
zu Energie und die Zusammensetzung der
KostenwichtigeParameter.ImVergleichzu
Li-Ionen-BatterienweisenP2X-Systemehö-
hereSpeicherverlustesowiehöhereKosten
fürdieInfrastrukturauf,waszueinemver-
gleichsweise hohen Kapitalanteil bei den
Gesamtkosten sowie höheren Betriebskos-
tenbeitäglicherNutzungfürdenAusgleich
führt.WerdenP2X-Systemedagegenfürdie
saisonaleSpeicherungmiteinemZykluspro
Jahreingesetzt,könnensieEnergiezunied-
rigeren Kosten umwandeln und speichern
als Pumpspeicher und Li-Ionen-Akkus im
saisonalenBetrieb.Diesergibtsichausden
niedrigen Kosten für den Speicherteil von
P2X-Systemen(z.B.inWasserstoffbehältern
oderunterderErde)imVergleichzueinem
StaudammoderdenBatterien.
TechnischgesehenkönnenP2X-Technologien
mitRückverstromungsaisonaleFlexibilität
bieten,umAngebotundNachfragevonStrom
auszugleichen.Dieswürdejedocherhebliche
InvestitionenundspezielleMarktmechanis-
men erfordern. P2X-Technologien, die mit
grossenSpeichernfürMethanoderWasser-
stoffverbundensindundmitderMöglichkeit
dieseEnergieträgerwiederinStromumzu-
wandeln,bieteneineeinzigartigeOptionfür
dasStromnetz,diegrossenSchwankungen
dersaisonalenProduktions-undVerbrauchs-
musterauszugleichen.Derzeitgibtesinder
SchweizkeineSpeichermöglichkeit,dieinder
Lageist,imSommergrosseMengenanStrom
(z.B.ausPV-Anlagen)aufzunehmenunddie
Energie im Winter, wenn die Nachfrage in
derRegelhochunddieStromerzeugungaus
der PV gering ist, als Strom zur Verfügung
zustellen.
Alternativ zur saisonalen Speicherung von
StrommitP2PkönnenauchandereFlexibi-
litätsmassnahmeneingesetztwerden.Eine
Möglichkeit besteht darin, die Flexibilität
desinternationalenStromhandelszunutzen,
indem Strom im Sommer exportiert und
imWinterimportiertwird.Dieswirdinder
SchweizbereitsheutealsFolgedersaisonalen
VerfügbarkeitderWasserkraftpraktiziert.Die
VerfolgungeinessolchenAnsatzesinZukunft
kannbeiähnlichenProduktionsmusternin
ganzEuropadazuführen,dassdieSchweiz
Strom zu Zeiten niedriger Marktpreise ex-
portiert, während in Zeiten hoher Strom-
preiseImporteerforderlichsind.Vergleicht
manjedochdieKostenderStromspeicherung
des gesamten P2P-Pfades (370–500 CHF/
MWhel) mit den laufenden Ausgaben für
7 Power-to-X und der Schweizer Strommarkt
P2X – eine wettbewerbs- fähige Option zur saisonalen Stromspeicherung.
SCCER Joint Activity 23
denStromhandel(entsprechenddenspezi-
fischen Durchschnittskosten von 40 CHF/
MWhelimJahr2016),stelltderHandeleine
kostengünstigereOptionzurGewährleistung
dersaisonalenFlexibilitätdar.DieseAussage
wird durch die Preisentwicklung am Spot-
marktgestützt,wobeispielsweisemehrals
95%desHandelsvolumens inDeutschland
imJahr2016zuPreisenunter50€/MWhel
gehandeltwurden[28].Dieentsprechenden
Unterschiedebeidendurchschnittlichenmo-
natlichenSpotmarktpreisenlagennichtüber
16€/MWhel.DerVergleichderStrompreise
mit den Speicherkosten von P2P Systemen
zeigt, dass die Strompreisdifferenzen zwi-
schendenMonatenoderJahreszeitendeut-
lichhöherseinmüssten,alsinderjüngsten
Vergangenheitbeobachtet,bisP2PTechnolo-
gienzueinerkosteneffizientenmonatlichen
odersaisonalenFlexibilitätsoptionwird.
Modellbasierte Langzeitanalysen für das
Jahr2030zeigensteigendeStrompreiseauf
den europäischen Grosshandelsmärkten,
wenn die Erdgaspreise und die Preise für
CO2-Emissionszertifikate steigen [29]. Das
Marktpreisniveauwürdejedochnochunter
denoptimistischenAnnahmenfürdieStrom-
erzeugungskostenfürdenP2P-Pfadliegen.Es
istzuerwarten,dasssteigendeStrompreis-
spannenfürdieMarktteilnehmerauchden
EinsatzweitererOptionenzurAngebots-und
NachfrageflexibilitätwieflexibleKraftwerke,
digitalisierte nachfrageseitige Reaktionen
undEnergiesparmassnahmenauslösenwür-
den.EinBeispielfürdieAngebotsseitewä-
renKraftwerkemitKraft-Wärme-Kopplung,
die in der Zwischensaison und im Winter
betriebenwerden,wennderWärmebedarf
hochunddieStromproduktionausSolar-PV
gering ist.AufderNachfrageseitekönnten
beispielsweisehöherePreiseinderWinter-
saisonInvestitionsverschiebungenvonWär-
mepumpenmitgeringeremWirkungsgradzu
solchenmithoherEnergieeffizienzbefördern,
waseinengeringerenFlexibilitätsbedarfzur
Folgehat.LängereZeitenniedrigerPreiseim
Sommer würden Anreize für eine breitere
Einführung stromabhängiger Anwendun-
genwährenddieserZeitbieten,dieauchdie
Wasserstofferzeugungeinschliessenwürden.
ModellbasierteSzenarioanalysenzeigen,dass
mehrereFlexibilitätsoptionenzurVerfügung
stehen, um langfristige den Ausgleich von
Angebots-undNachfrageschwankungenim
zukünftigen Schweizer Energiesystem zu
erleichtern,vondenenP2X-Systememitsai-
sonalerSpeicherungundRückverstromung
eineLösungmitvergleichsweisehohenKos-
tendarstellen[13].
7.3 P2X zur Stabilisierung des Stromnetzes
AustechnischerSichtkönnenP2X-Systeme
zurStabilisierungdesNetzesbeitragenund
dieseDiensteaufdenRegelleistungsmärkten,
eventuellimRahmeneinesvirtuellenKraft-
werks,anbieten.DasbestehendeStromnetz
wurdeaufKraftwerkenaufgebaut,indenen
derStromzentralmitgrossenkonventionel-
lenSynchrongeneratorenerzeugtwird.Ihre
Regelkreise und Trägheit, die sich aus den
rotierendenMassenergeben,stabilisierendie
Frequenz des elektrischen Energiesystems.
MitdemverstärktenEinsatzneuererneuer-
barerEnergien,d.h.WindundSolar-PV,und
demAusstiegausderKernenergiewirddie
konventionelleStromerzeugungallmählich
durch eine zunehmende Anzahl eher klei-
nerer Kraftwerke ersetzt, die erneuerbare
Energiequellennutzen.DieseKraftwerkesind
dezentralisiertundwerdenaufniedrigerem
SpannungsniveauüberelektrischeLeistungs-
geräte ohne mechanische Trägheit an das
Netzangeschlossen,wassichaufdiekurzfris-
tigeStabilitätdesEnergiesystemsauswirkt.
NeueStromerzeugungstechnologienmitro-
tierendenMassen,wiez.B.Gasturbinentech-
nologien,diemitWasserstoffoderMethan
aus P2X-Technologien betrieben werden,
hätten systemstabilisierende Wirkung bei
geringerenKlimaauswirkungengegenüber
vergleichbaren Erdgastechnologien. Neben
derEigenstabilitätdurchrotierendeMassen
existierteindreistufigerMechanismus,der
als primäre, sekundäre und tertiäre Regel-
reserve bezeichnet wird, um einen stabi-
len Betrieb des Elektrizitätssystems zu ge-
währleisten.AustechnischerSichtkönnen
P2X-SystemeanallendreiMärktenteilneh-
men.ÜberdenNachweiseineshinreichend
flexiblenBetriebshinauserfordertdiedirekte
TeilnahmeandenMärktenfürRegelreserven
dieMöglichkeit,jenachArtderRegelreserve
einMindestangebotvon1MWbzw.5MW
abzugeben.DadieheutigenElektrolyseurein
derRegelkleinersind,würdedieserfordern,
dass P2X-Technologien Teil eines Anlagen-
verbundes sind. Im Anlagenverbund kann
nichtnurdieMindestgebotsgrössevon5MW
überwundenwerden,sonderneskannauch
die Regelreserve asymmetrisch angeboten
werden, d.h. nur in eine Richtung. Dabei
bietenAnbieterlediglicheineSollwertände-
rungentwedernurdesVerbrauchs(–)oder
derErzeugung(+)umdieeingesetzteMenge
anreservierterLeistungan.Darüberhinaus
kann der Dienstleister in einem Verbund
nurfürwenigeTageoderStundenstattfür
eine ganze Woche bieten, wodurch seine
Flexibilität im Verbund höher ist. Die Teil-
nahmeamMarktalsVerbundführtzuetwas
geringerenErlösenvondurchschnittlich60%
desMarktpreisesimVergleichzurdirekten
TeilnahmeamMarkt.BasierendaufdenDa-
tenvonSwissgridfür2017wirdinTabelle
P2X-Einheiten können gebündelt werden, um Dienstleistungen im Stromnetz bereitzustellen.
24 SCCER Joint Activity
7.1 ein Überblick über alle drei Stufen der
FrequenzregelungfürdieSchweizgegeben.
DieGesamtkapazitätfürdieErbringungvon
Systemdienstleistungen war im Vergleich
zur installierten Erzeugungskapazität des
gesamtenStromnetzesgering:eineprimäre
Regelreserve von etwa ±70 MW und eine
sekundäreundtertiäreReserveinHöhevon
±400MW.DieMärktefürRegelreservensind
wettbewerbsintensivwobeigrosseWasser-
kraftwerkedieseMärkteinderSchweizdo-
minieren.Seit2015sinddieMärkteauchfür
Kleinwasserkraftwerke, Biomasse-, Wind-
undSolar-PV-Kraftwerkeoffen,waszueinem
AnstiegderTeilnehmerzahlführt.
UnterdenneuaufdenMarktkommenden
Speichersystemen scheinen Batterien auf-
grundihrertypischenTechnologiemerkmale
alsAusgleichssystemefürprimäreundse-
kundäreRegelreservenambestengeeignet
zusein,währendP2X-Technologieneherals
Ausgleichsmöglichkeit auf dem Markt für
sekundäreRegelreservenangesehenwerden.
Batteriespeichersystemefindenverstärktim
PrimärregelmarktVerwendung(z.B.EKZ-In-
stallationeninDietikonundVolketswilmit
Leistungenvonbiszu1MWbzw.18MW),
zunehmend auch im Verbundsystem (oft
als«virtuelleKraftwerke»bezeichnet)durch
neueServiceanbieteraufdemMarkt.Diese
neuenMarktteilnehmerstellenzunehmend
primäreundsekundäreRegelreservendurch
einkoordiniertesundaggregiertesManage-
mentvonflexiblenLasten(z.B.Wärmepum-
pen)undkleinerenBatterie-Energiespeicher-
systemenfürHaushaltezurVerfügung.
Auch wenn P2X-Systeme in der Lage sind,
Systemdienstleistungenanzubieten,reichen
diederzeitigenwirtschaftlichenBedingun-
gen auf diesen Märkten allein nicht aus,
umgenügendAnreizefürInvestitionenund
denBetriebderP2X-Technologiezuschaffen.
In den letzten Jahren war zu beobachten,
dasssichdiePreiseaufdemMarktfürRegel-
dienstleistungen rückläufig entwickelten.
Im Gegensatz zum Spotmarkt für Strom,
der einer Markträumungsregel mit einem
einheitlichen Marktpreis für den Handels-
zeitraumfolgt,giltfürdieVergütungaufdem
Regelenergiemarkt das «Pay-as-Bid»-Prin-
zip,beidemjedeserfolgreicheAngebotmit
demamMarktangebotenenPreisvergütet
wird. Im Jahr 2017 wurden Systemdienst-
leistungenmitdurchschnittlich2470CHF/
MWproWocheaufdemPrimärreservemarkt
und5540CHF/MWproWocheaufdemSe-
kundärregelmarktvergütet.Diesentspricht
einemUmsatzpotenzialinHöhevon10Mio.
CHF/Jahr für die Primärregelung und 120
Mio.CHF/JahrfürdieSekundärregelung.Der
durchschnittliche Wochenumsatz steht im
Vergleich zu den wöchentlichen Gesamt-
kosten eines Elektrolyseurs von ca. 10000
CHF/MWel (bei Investitionskosten von 920
CHF/kWel, einem 3%-igen Anteil fixer Be-
triebs-undWartungskostenundeinemZins-
satzvon5%sowieStrombezugskostenvon
40CHFjeMWhel,4500Benutzungsstunden
pro Jahr und einem Elektrolysewirkungs-
gradvon62%),vondenendieInvestitions-
ausgabenca.1420CHF/MWelbetragen.Bei
einer P2X-Anlage mit einer Brennstoffzel-
len-Rückverstromungseinheit übersteigen
die investitionsbezogenen Ausgaben sogar
20000CHF/MWelproWoche.DieserVergleich
zeigt,dassderEinsatzderP2X-Technologie
auf den Märkten für Systemdienstleistun-
gen zusätzliche Einnahmen bringen kann,
dieseMärkteallerdingsnichtdiegesamten
KostenvonP2XAnlagendeckenkönnen.Ob
P2X-TechnologienaufdiesenMärkteninZu-
kunftwettbewerbsfähigseinkönnen,hängt
auch von anderen Marktteilnehmern ab.
ZielvonSwissgridistes,denMarktfürSys-
temdienstleistungenzuverbessernunddie
Teilnahmevon«virtuellenKraftwerken»an
diesenMärktenweiterzufördern.Dadurch
dürften zusätzliche Flexibilitätspotenziale
auf der Angebots- und Nachfrageseite er-
schlossenwerden,diezueinerweiterenStei-
gerungdesWettbewerbsführenwürden.
Der zukünftige Bedarf an Regelleistung ist
unbekannt. Modellbasierte Berechnungen
deutenjedochaufeinenzukünftigsteigen-
denBedarfhin.Laut[13]werdenimJahr2050
beieinemhohenAnteilvonPV-undWind-
energie im Schweizer Stromsektor bis zu
50%mehrsekundärepositiveKontrollreserve
im Vergleich zu heute benötigt, während
sichdasMaximumderbenötigtenpositiven
Reservekapazität von Winter auf Sommer
verschiebt.EingrosserTeilderzusätzlichen
ReservekapazitätkönntedurchWasserkraft-
werkebereitgestelltwerden,diedurchandere
flexible Erzeugungs- und Batteriesysteme
ergänztwerden.
Tabelle 7.1: Reserven für Regel-leistung und deren Vergütung in der Schweiz in 2017 [30] (Swissgrid, «Ausschreibungen Regelleistung 2017»). Anbietern von sekundärer und tertiärer Regelleistung wird auch für die bereitgestellte Energie entsprechend den um 20% erhöhten Energiemarktpreis bezahlt.
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HF/
Jah
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Primärregelung 2466 ±68 1 25 10
Sekundärregelung 5535 ±400 5 50 120
Tertiärregelung (–) 680 –300 5 100 10
Tertiärregelung (+) 450 +450 5 100 10
Die Erbringung von Systemdienstleistungen kann für die Anlagenbetreiber zusätzliche Erlöse generieren, aber der Wettbewerb auf dem Schweizer Markt wird sich in Zukunft verschärfen.
SCCER Joint Activity 25
Die Integration von P2X-Technologien in
den Gasmarkt hat zwei wesentliche Vor-
teile:
1. Direkte Substitution fossiler Energie-
trägerdurchdiebestehendeGastrans-
portinfrastruktur
2. ZugangzuGrossspeichernimeuropäi-
schenGasnetz,z.B.zumunterirdischen
GasspeicherimfranzösischenJura.
Der Schweizer Erdgasmarkt beherbergt
Energieverbraucher, die 2016 11.5 % des
Schweizer Bruttoenergieverbrauchs aus-
machten. Erdgas wird heute vor allem in
Haushalten, der Industrie und im Dienst-
leistungsbereichzuHeizzweckeneingesetzt
und unterliegt damit saisonalen Schwan-
kungen mit dem höchsten Verbrauch im
Winter. Die Erdgastransportinfrastruktur,
einPipelinenetz,wurdefürdieVersorgung
des Mittellands, und der Ost-, West- und
Zentralschweizerrichtet.DieSchweizver-
fügt derzeit über eine Gesamtspeicherka-
pazitätvonrund1600GWh,wasweniger
als einem Monat des durchschnittlichen
jährlichen Erdgasverbrauchs entspricht.
5%dieserSpeicherkapazitätbeziehensich
aufdasinländischeGasnetzundseineFä-
higkeit,durchDruckerhöhunghöhereErd-
gasmengenaufzunehmenoderinkleinen
Behälternzuspeichern.95%beziehensich
aufdenSpeicherimfranzösischenJura,der
derzeitderSicherstellungderVersorgungs-
sicherheitinderSchweizdient.
8.1 Synthetisches Methan
DerGasmarktkönnteeinewichtigeRollebei
derTransformationdesSchweizerEnergie-
systemsspielen:GenerellsindimVergleich
zuanderenfossilenEnergieträgerndieUm-
weltauswirkungen von Erdgas geringer;
zudem kann Erdgas über die bestehende
InfrastrukturschrittweisedurchBiomethan
undsynthetischesMethanersetztwerden.
Über die neuen Gasversorgungstechnolo-
gienhinauskönntederGasmarktinZukunft
mitweiterenVeränderungenkonfrontiert
sein:Einerseitswirktsicheineverbesserte
EnergieeffizienzimGebäudesektordämp-
fendaufdieNachfragenachMethanaus;
undandererseitskönnteBedarfangrossen
GaskraftwerkeninFolgedesAusstiegsaus
derKernenergiebestehen.
Die Schweizer Gaswirtschaft unterstützt
die Schweizer Biomethan- und P2X-Tech-
nologien. Der Gasverband VSG strebt bis
2030einejährlicheBiomethanproduktion
von4400GWhan,wobeidasvorhandene
einheimischePotenzialbesserausgeschöpft
undP2X-Technologieneinsetztwerdensol-
len.
VergleichtmandieProduktionskostenvon
synthetischemMethanmitdenaktuellen
durchschnittlichenVerbraucherpreisenfür
Erdgas,ergibtsicheineDifferenzvonrund
100–180 CHF/MWhth Methan. Übersetzt
mandieseKostendifferenzalsCO2-Steuer,
entspräche dies einem Steuerniveau von
rund500–900CHFproTonneCO2beidem
Kostengleichheit von synthetischem Me-
thanundErdgasgegebenwäre.Deraktuelle
PreisfürErdgasliegtimDurchschnittüber
alleKundenbeirund70CHF/MWhth(2018)
inklusive der CO2-Abgabe von 17.7 CHF/
MWhth.DieserPreisverstehtsichexkl.Mehr-
wertsteuer(MwSt.)undNetzbezugskosten
vonrund10CHF/MWhth.DerGasmarktbie-
tetGastarifefür100%Biomethanvonrund
150CHF/MWhth,welchevonPrivatkunden
inAnspruchgenommenwerden.DiePreise
fürBiomethanenthaltenkeineCO2-Abgabe,
allerdingsmüssenPrivatkundendieNetz-
anschlussgebührunddieMehrwertsteuer
bezahlen.DamitistdiePreisdifferenzzwi-
schenBiomethanundSNGgeringeralsdie
PreisdifferenzzwischenErdgasundSNG.
8.2 Wasserstoff
NebenSNGkönnteWasserstoffeineRolle
im Gasmarkt spielen, entweder integriert
indasErdgasnetzodermiteinerseparaten
Verteilungsinfrastruktur. Der Schweizer
Wasserstoffmarkt ist heute im Vergleich
zum Schweizer Erdgasmarkt mit rund 1%
seinerGrössesehrklein.Wasserstoffwird
für kleine industrielle Anwendungen ein-
gesetzt, z.B. um die Oxidation in Herstel-
lungsprozessenzuverhindern.Werdenfür
industrielleProzesse,vorallemimChemie-
bereich,grosseMengenanWasserstoffbe-
nötigt,erfolgtdieHerstellunginderRegel
vorOrt.Dasbedeutet,dassWasserstoffoft
nichtgehandeltwird.WasserstofffürMo-
bilitätsanwendungen ist derzeit vernach-
lässigbar. Aufgrund des kleinen Wasser-
stoffmarktesexistiert inderSchweizkein
Verteilnetz.AllerdingskannWasserstoffin
dasbestehendeGasnetzbismaximal2%des
transportiertenErdgasvolumenseingespeist
werden. Es gibt Diskussionen über eine
Erhöhungdesmaximalenvolumetrischen
Einspeiseanteilsaufetwa10%,aberweitere
Untersuchungen(vorzugsweiseimeuropäi-
schenKontext)sindnotwendig,umdieAus-
wirkungenhöhererWasserstoffanteileauf
denNetzbetriebunddieAnwendungenbei
denEndverbrauchernbesserzuverstehen.
DerSchweizerWasserstoffmarktisteinun-
regulierter Wettbewerbsmarkt mit erheb-
lichen Preisdifferenzen. Die Verbraucher-
preise sind in der Regel nicht öffentlich
ersichtlich.AktuellePreise,dievonIndust-
rieunternehmenabgeleitetwurden,zeigen
Preise für die Erzeugung und den Trans-
8 Power-to-X und der Schweizer Gasmarkt
Synthetisches Methan kann problemlos über einen längeren Zeitraum gespeichert werden.
Synthetisches Methan ist heute 2–3 mal teurer als Erdgas, aber nahe an Verkaufspreisen für Biomethan.
26 SCCER Joint Activity
portvonWasserstoffzumKundenvonrund
1CHF/Nm3bzw.rund10CHF/kg(entspricht
250CHF/MWhth)fürMengen,wiesieder-
zeitigfürMobilitätsanwendungenbenötigt
werden.SchweizerWasserstoffproduzenten
behaupten,dassihrePreisefürdieWasser-
stoffproduktionunddenTransportfürdie
DampfmethanreformierungvonErdgasund
Elektrolysegleichhochsind,wasteilweise
im Gegensatz zu Angaben in der interna-
tionalen Fachliteratur steht. Hauptgrund
ist, dass gegenwärtig der Transport von
WasserstoffmitLkwinbesonderemMasse
zudenEndverbraucherpreisenbeiträgtund
daherdieProduktionstechnologien(Elektro-
lyseoderDampfmethanreformierung)eine
untergeordneteRollebeigeringenWasser-
stoffmengenspielen.NebenderRaffinerie
inCressierundderChemieanlage inVisp
gibtesinderSchweizkeinegrossechemi-
scheIndustrie,dieWasserstoffalsgünstiges
«Nebenprodukt» produziert. Für den de-
zentralen Wasserstoffbedarf erwarten die
SchweizerWasserstoffproduzenten,dassder
zukünftigeBedarfdurcheinemiterneuer-
baremStromgespeisteElektrolysegedeckt
werdenkann,waseinekontinuierlicheund
kostengünstigeStromversorgungerfordern
würde.
Die Zukunftsaussichten für Wasserstoff-
anwendungenhängenvondenSchweizer
MinderungszielenfürCO2undvonderWett-
bewerbsfähigkeit der Wasserstoffanwen-
dungen gegenüber alternativen Optionen
ab. Nach modellbasierten Analysen kann
diedirekteNutzungvonWasserstoffzurDe-
ckungdesEnergiebedarfsbis2050aufetwa
3TWh/a(2%desEndverbrauchs)ansteigen,
wenneseineKlimapolitikgibt,diedarauf
abzieltdieinländischenCO2Emissionenbis
zumJahr2050um50%gegenüber1990zu
reduzieren[13].
Der Wasserstoffmarkt in der Schweiz ist heute sehr klein – eine zentrale Transportinfrastruktur existiert nicht und die Preise können stark variieren.
SCCER Joint Activity 27
9.1 Flugverkehr
Synthetische Kraftstoffe auf Strombasis
stellen eine der wenigen Möglichkeiten
zur Reduzierung der CO2-Emissionen im
Luftverkehrdar,derheutenahezuvollstän-
dig auf fossilen Brennstoffen basiert und
zudemhoheWachstumsratenaufweist.Der
Ersatz von Verbrennungsmotoren durch
elektrische Antriebssysteme ist aufgrund
der für Flugzeuge hohen erforderlichen
Kraftstoff-Energiedichteschwierig.
DerzeitgibteskeinegesetzlicheVerpflich-
tung, die Treibhausgasemissionen des
internationalen Luftverkehrs zu reduzie-
ren.ImJahr2016einigtensichjedoch191
MitgliedsstaatenderInternationalenZivil-
luftfahrt-Organisation(ICAO),darunterdie
Schweiz,aufdas«CarbonOffsettingandRe-
ductionSchemeforInternationalAviation»
(CORSIA)[31].Zielistes,dieCO2-Emissionen
aufdemNiveauvon2020einzufrierenund
ab2021klimaneutralzuwachsen.Syntheti-
scheFlugkraftstoffekönnteneinewichtige
RollezurErreichungdieserZielespielen.Da
dieDetailsvonCORSIAnochnichtendgültig
feststehenundProduktionstechnologienfür
flüssigesynthetischeKraftstoffewieE-Kero-
sinnochnichtingrossemUmfangzurVerfü-
gungstehen,wirdsichdasfolgendeKapitel
aufdenStrassenverkehrkonzentrieren.
9.2 Strassenverkehr
Synthetische P2X-Kraftstoffe können den
CO2-FussabdruckdesStrassenverkehrsredu-
zieren,derderzeitfürfast40%derSchweizer
CO2-Emissionen im Inland verantwortlich
ist. Rund zwei Drittel dieser Emissionen
entfallen auf Personenkraftwagen. Eine
erhebliche und schnelle Reduzierung der
mobilitätsbedingtenTreibhausgasemissio-
nenerfordertdrastischeVeränderungender
9 Power-to-X und der Verkehrssektor
Abbildung 9.1: Direkte vs. indirekte Elektrifizierung von Pkw und Lkw. Linkes Feld [33]: Abhängigkeit von spezifischem Energiebedarf und Reichweite für Pkw (rot), Lkw (18t, blau) und Sattelzüge (40t, grün). Die hyperbolischen Kurven zeigen die Energiemenge an, die in einem Fahrzeug gespeichert ist. Dargestellt sind diese für derzeit maximal mögliche Batteriekapazitäten. Ihr Schnittpunkt mit dem typischen spezifischen Energiebedarf jedes Fahrzeug-typs führt zu der maximalen Entfernung, die ohne Nachladen gefahren werden kann. Der Bereich unter den drei Kurven im Diagramm zeigt somit den Anwendungsbereich für BEV (Direktelektrifizierung) an. Rechter Bereich (auf Basis von [33]): Anteil der beobachteten Tagesfahrleistung, der direkt elektrifiziert werden kann (als Anteil an den gesamten Fahrzeugkilometern), bezogen auf die im linken Feld angegebene maximale Reichweite. Berech-nungen basierend auf [32].
98.2%
53.9%
4.4%
46.1%
95.6%
1.8%
Reic
hwei
te[k
m]
Energieverbrauch pro Kilometer [kWh/km]
direkt elektrifizierbarnicht direkt elektrifizierbar
Ante
ile(n
icht
) dire
ktel
ektr
ifizi
erba
rerF
ahrz
euge
28 SCCER Joint Activity
FahrzeugtechnologienundKraftstoffe.Bei
derBewertungdesPotenzialssynthetischer
Kraftstoffemusszwischenneuenundbeste-
hendenFahrzeugenunterschiedenwerden.
WährendNeufahrzeugedirektüberelektri-
scheAntriebssystemealsElektro-(Battery
Electric Vehicles – BEV) oder Brennstoff-
zellenfahrzeuge(FuelCellElectricVehicles
–FCEV)elektrifiziertwerdenkönnen,kann
diebestehendeFlotteindirektmitsynthe-
tischen Kraftstoffen auf Basis von klima-
freundlich erzeugtem Strom elektrifiziert
werden.DiedurchschnittlicheLebensdauer
von Pkw (10–20 Jahre) stellt dabei einen
gewissenzeitlichenRahmenfürdieSubs-
titutionderbestehendenFlottedurchneue
Technologiendar,wasbedeutet,dasskon-
ventionelle Antriebssysteme mittelfristig
nochgrosseAnteileanderFahrzeugflotte
halten werden, und auch bestehende In-
frastrukturen und deren Transformation
berücksichtigtwerdenmüssen.
DietechnologischmöglichenVeränderun-
gen im Mobilitätssektor werden teilweise
durch das Mobilitätsverhalten der Ver-
braucher bestimmt [32]. Im Vergleich zur
durchschnittlichenFahrzeugnutzung(kurze
täglicheFahrzeiten)tragennurwenigeFahr-
zeugemithoherLaufleistungüberproportio-
nal zur GesamtlaufleistungderSchweizer
Fahrzeugflotte bei. Die Anteile der Kurz-
strecken-undFernverkehrsfahrerhatAus-
wirkungen auf die möglichen Anteile der
direktundindirektelektrifizierbarenFahr-
zeuge,dieinAbbildung9.1rechtsdargestellt
sind.NichtalleneuenFahrzeugtechnologien
könnenauchalleFahranforderungenerfül-
len.Batterie-Elektrofahrzeuge(BEV)sindin
ihrerReichweitebegrenzt–aktuellePkwha-
beneineReichweiteinderGrössenordnung
von200–400km,kleineLkwrund250km
(Abbildung 9.1, links); batterieelektrische
Schwerlastkraftwagen sind bislang kaum
verfügbar.AusAbbildung9.1gehthervor,
dassvorallemdieindirekteElektrifizierung
derLkw-FlottegrossesAnwendungspoten-
tialsynthetischerKraftstoffebietet,dahier
das Einsatzspektrum batterieelektrischer
Fahrzeugelimitiertist.Dabeiermöglichtdie
NutzungderbestehendenFahrzeugtechnik
Skaleneffekteundentsprechendwirtschaft-
licheVorteile.
Betrachtet man die gesamte Energieum-
wandlungskette(Well-to-Wheel),benötigen
Fahrzeuge,diemitP2X-Kraftstoffenbetrie-
benwerden,etwadas2–4-facheanStrom
imVergleichzuBEV.P2X-Technologiener-
möglichenjedochsowohldiegeografische
alsauchdiezeitliche(kurz-undlangfristige)
EntkopplungvonKraftstofferzeugungund
-nutzung, was ein wichtiger Vorteil in ei-
nemzukünftigenEnergiesystemmithohem
Anteil an intermittierender erneuerbarer
Stromproduktionseinkann.Eineoptimale
Kombination aus dem hohen Effizienz-
potenzial von BEV und dem Flexibilitäts-
potenzial von P2X-Kraftstoffen könnte zu
einerdeutlicherenCO2-Reduktionführenals
BEVallein.DiedirekteundindirekteElektri-
fizierung(viaBEVundP2X-Kraftstoffe)sind
somitkomplementär.
Die Gesamtkosten («Total Cost of Owner-
ship»,TCO)vonPersonenwagenweisenei-
nenehergeringenAnteilderEnergiekosten
(Kraftstoff/Strom)imVergleichzuanderen
Kostenkomponenten auf (Abbildung 9.2).
DieshatpositiveAuswirkungenaufdenEin-
satzsynthetischerKraftstoffe.OhneSteuern
sind synthetische Kraftstoffe derzeit 2–3
malsoteuerwiefossileKraftstoffe(ander
Tankstelle).DieKostenfürdieKraftstoffver-
teilung und die Betankungsinfrastruktur
fürSNGundWasserstoffhängenstarkvom
Nutzungsgradab;jemehrSNG-Fahrzeuge
Abbildung 9.2: Berechnung der Gesamtbetriebskosten («total costs of owner-ship», TCO) für einen benzinbetriebenen Pkw als Referenz, ein BEV und Fahr-zeuge mit CNG oder SNG (P2M), beide mit einer Marktdurchdringung von 0.3%. Die P2M-Fahrzeugkosten werden ebenfalls unter Berücksichtigung der folgen-den Kostensenkungseffekte berechnet: (1) erhöhte Marktdurchdringung von CNG-Fahrzeugen von 0.3% auf 1.2%; (2) reduzierte Fahrzeugkosten aufgrund gestiegener Produktionsmengen; (3) Berücksichtigung des Umweltnutzens des Fahrzeugs; (4) Berücksichtigung des Umweltnutzens des synthetischen Kraftstoffs.
Je nach Fahrmuster können unterschiedliche Technologien zur CO2-Reduktion beitragen.
Kost
en [C
HF/
a]
Benzin BEV CNG0.3%
P2M0.3%
P2M1.2%
P2MScale_Fz
P2MeB_Veh
P2MeB_fuel
Differenz zur Treibstoffsteuer
Treibstoffsteuer
Treibstoffkosten
Betriebskosten ohne Treibstoff
Investitionskosten
Grenze der Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Benzin-fahrzeugen
SCCER Joint Activity 29
undwasserstoffbetriebeneFCEVinBetrieb
sind,destogeringersinddieKostenprobe-
tankterEnergieeinheit.AndersbeiBEV:Je
mehr BEV aus dem Netz geladen werden,
desto höher sind die Kosten für Stromlei-
tungenundLadestationen.
Abbildung 9.2 zeigt die jährlichen Kosten
von SNG-Fahrzeugen der Kompaktklasse
imVergleichzuaktuellenBenzinfahrzeugen
und BEV sowie die Auswirkungen einer
möglichenMonetarisierungderCO2-Emis-
sionsreduktionsowieeinerzunehmenden
Marktdurchdringung der SNG Fahrzeuge.
Während die Gesamtbetriebskosten für
SNG-Fahrzeuge(P2M)heutedeutlichhöher
sind,würdensteigendeMarktanteile(von
0.3%auf1.2%)unddieMonetarisierungder
CO2-ReduktiongemässdenCO2-Vorschriften
fürneuePkwzuähnlichenjährlichenKos-
tenfürBenzin-undSNG-Fahrzeugeführen.
Im Wesentlichen können P2X-Kraftstoffe
unter bestimmten Bedingungen im Ver-
kehrssektorwettbewerbsfähigwerden:
1. EinhoherReifegradderP2X-Technolo-
gien.
EineentsprechendeReifeistheutefür
die Wasserstoff- und Methanproduk-
tioninmittelgrossenP2X-Anlagengege-
ben.DieProduktionvonsynthetischem
Flüssigkraftstoffistnochnichtaufdem
gleichenNiveau,kannaberinZukunft
erreichtwerden.
2. FlächendeckendeVerbreitungmitent-
sprechenderKraftstoffinfrastruktur.
WährenddiesfürsynthetischeFlüssig-
kraftstoffe, die sich auf die bestehen-
denFahrzeuge,LogistikundTankstellen
stützen,einfachwäre,istesfürSNGeine
grössereHerausforderung.DieMarktan-
teilefürneuverkaufteSNG-Fahrzeuge
müsstendeutlichaufmindestens2–4%
erhöhtwerden.NursolcheMarktanteile
ermöglichen die Amortisation hoher
InvestitionskostenfürTankstellen.
3. EinvorteilhafterRegulierungsrahmen.
ImRahmendesEntwurfseinerCO2-Ver-
ordnungfürPkwundleichteNutzfahr-
zeugeinderSchweizwirddieCO2-Re-
duktiondurchsynthetischeKraftstoffe
berücksichtigtunddieUmweltvorteile
könnenmonetarisiertwerden(siehe(4)
inAbbildung9.2).
DerEinstiegspunktfürWasserstoffkönnten
schwere Lkw sein, da Elektroantriebe von
derSchwerlastverkehrsabgabe(LSVA)aus-
genommensind.Diesstellteinenwichtigen
Vorteil dar, da 50% der TCO von Schwer-
lastern gesetzliche Abgaben (LSVA und
Kraftstoffsteuer) betreffen. Aufgrund der
Befreiung von gesetzlichen Abgaben für
Elektroantriebekönnenwasserstoffbetrie-
bene Brennstoffzellen-Lkw bereits heute
ähnliche TCO aufweisen wie Diesel-LKW,
auch wenn die LKW-Investitionskosten
3-malhöhersind(Abbildung9.3).Dasichdie
steuerlichenRahmenbedingungenundKos-
tenstrukturenimPersonenstrassenverkehr
wesentlich von denen des Güterstrassen-
verkehrsunterscheiden,profitierenwasser-
stoffbetriebeneBrennstoffzellen-Pkwnicht
von solchen Randbedingungen. Vielmehr
sind die Kapitalkosten von Brennstoffzel-
len-PkwaufgrunddeshohenAnschaffungs-
preises im Vergleich zu konventionellen
Technologienhochundkönnennichtdurch
niedrigeBetriebskostenausgeglichenwer-
den.
Langstrecken- und Schwerlast-fahrzeuge sind die primären Treiber für P2X-Anwendungen in der Mobilität.
Während gasförmige Kraftstoffe (P2M) einen flächendeckenden Aufbau von Gas-Tankstellen benötigen, können synthetische Flüssigkraft-stoffe (P2L) direkt in die bestehende Infrastruk-tur integriert werden.
Gesa
mtk
oste
n [C
HF/a
]
Diesel syn. Diesel SNG H2
LSVA
Treibstoffsteuer
TreibstoffkostenBetriebskosten ohne Treibstoff
Investitionskosten
ohne Treibstoffsteuerausnahme
ohne Ausnahme von der LSVA
Abbildung 9.3: Gesamt-betriebskosten für einen 28t LKW, betrieben mit Diesel, synthetisch erzeug-tem Diesel oder Methan, oder Wasserstoff in einer Brennstoffzelle (H2).
30 SCCER Joint Activity
10.1 Die Rolle von Wasserstoff
WasserstoffisteinwichtigerEnergieträger
undAusgangsstofffürdieHerstellungvon
Basischemikalien,synthetischenKraftstof-
fenundSchmierstoffen.Wasserstoffkann
auch als Reduktions- oder Schutzgas ein-
gesetzt werden, z.B. in der Eisenerzindus-
trie sowie bei der Flachglasproduktion. In
einigenindustriellenProduktionsprozessen
istWasserstoffeinNebenprodukt,dasent-
wederverkauftoderanderweitigverwendet
wird, was bei der Kohlenwasserstoffspal-
tung in Raffinerien, bei der Chlor-Alka-
li-ElektrolyseundbeiderHerstellungvon
AcetylenderFallist.IngrossenProduktions-
verbundstandortenderchemischenIndust-
rie(z.B.inDeutschlandinLeuna/Bitterfeld
undimRaumHamburg)verbindenWasser-
stoffnetzeProduzentenundKonsumenten.
GrosseProduktionsanlagenundintegrierte
NetzwerkefürchemischeProdukteermög-
lichen die Versorgung mit Wasserstoff zu
vergleichsweiseniedrigenKosten.Insolche
Netzwerke kann die P2X-Technologie als
komplementäre Wasserstoffversorgungs-
technologieintegriertwerden.Häufiglau-
fenindustrielleProzessekontinuierlichab
underforderneinenzuverlässigenEinsatz
von Rohstoffen wie Wasserstoff. Daher
müssenP2X-Technologienmitintermittie-
rendererneuerbarerStromversorgungmit
ausreichender Produktionskapazität und
integrierterWasserstoffspeicherungkonzi-
piertwerden,umeineunterbrechungsfreie
Rohstoffversorgungzugewährleisten.Die
WettbewerbsfähigkeitvonWasserstoffaus
P2X-Technologienhängtjedochwesentlich
vonderExistenzeinerstrengenKlimapolitik
ab,dadieWasserstoffversorgungskostenbei
der Produktion aus fossilen Brennstoffen
derzeitniedrigsind(sieheauchKapitel5.2).
10.2 Die Schweizer Industrie
InderSchweizmachtederIndustriesektor
im Jahr 2015 18% des Endenergiebedarfs
aus, während Erdgas und Strom mehr als
60%desgesamtenindustriellenEnergiebe-
darfsausmachten.FastdieHälftedesEnde-
nergiebedarfswurdefürdieErzeugungvon
Prozesswärme genutzt. Mit einem Anteil
vonmehrals20%amEndenergieverbrauch
derIndustriegehörtdiechemischeIndustrie
zu den verbrauchsstärksten Branchen. Im
GegensatzzuanderenLändern,indenendie
Massenproduktion von Basischemikalien
einen bedeutenden Anteil an der chemi-
schenIndustrieausmacht,istderSchweizer
Chemiesektor sehr spezialisiert. Er produ-
ziert mehr als 30000 Produkte und zielt
auf die Herstellung von Spezialprodukten
ab,z.B.Pharmazeutika,Vitamine,Feinche-
mikaliensowieSubstanzenfürDiagnostik
undPflanzenschutz.
Der Wasserstoffverbrauch in der Schweiz
betrug2018rund13000Tonnen.DieRaf-
finerieinCressierstelltmitrund85%des
GesamtverbrauchsdengrösstenEinzelver-
braucherdar[34].WeitereKleinverbraucher
gehören der Uhrenindustrie, der Chemie-
undPharmaindustriesowiederKunststein-
produktionan.Etwa90%desWasserstoffs
wirdausfossilenBrennstoffengewonnen.
WasserstofffürdieRaffineriewirdvorOrt
ausNaphtaundMethanproduziert,Wasser-
stofffürdieLONZA-ChemieanlageinVisp
ausFlüssiggas.EinkleinerTeilwirdausElek-
trizitätentwederdurchChlor-Alkali-Elektro-
lyseoderWasserelektrolyseerzeugt.Seitder
SchliessungderDüngemittelproduktionin
Visp Anfang 2018, die neben der Raffine-
rie ein bedeutender Wasserstoffverbrau-
cher war, gibt es in der Schweiz mit rund
21500t/aeineerheblicheÜberkapazitätin
derWasserstoffproduktion.
10 Power-to-X in der Industrie Schweizer Raffinierie ist der grösste Wasserstoffverbraucher, weitere Kleinverbraucher in der chemischen Industrie.
SCCER Joint Activity 31
DieKombinationverschiedenerAnwendun-
genunddamitdasPotenzial,verschiedene
Märkte zu bedienen, ist ein wesentlicher
VorteilderP2X-Technologien.Dieverschie-
denen Produktionspfade von P2X ermög-
lichen eine Reihe von unterschiedlichen
Anwendungen, die die verschiedenen be-
schriebenenMärktebedienen.Dementspre-
chend können Geschäftsmodelle von P2X
potenziellaufmehrerenEinnahmequellen
aufbauen.AuswirtschaftlicherSichthatder
multipleMarkt-/Anwendungscharaktervon
P2XzweiwesentlicheVorteile:
1. EsbietetsichdieMöglichkeit,eineIn-
vestitioninZukunftumweitereProzess-
schrittezuerweitern.
2. DerZugangzumehrerenunterschied-
lichen Märkten ermöglicht operative
Flexibilität.
Mehrere Anwendungen können auch mit
der Bereitstellung von Systemdienstleis-
tungenfürStromnetzekombiniertwerden.
Die Möglichkeit, verschiedene Märkte zu
bedienen, erhöht nicht nur potenziell die
Erträge, sondern mindert das Marktrisiko
und damit die Kapitalkosten von Investi-
tionsprojekten. Inwieweit die Multi-Mar-
ket-FlexibilitäteinewertvollerealeOption
(entweder bei Erweiterungsinvestitionen
oderinderProduktionsflexibilität)schafft
unddamitdasRisikoprofilvonInvestitions-
projektenverbessert,hängtvonderKorrela-
tionderPreiseab,dieaufdenverschiedenen
Märktenerzieltwerdenkönnen.Aufgrund
dergeringenKorrelationenvonPreisenfür
Erdgas(Methan),StromundKapazitätsre-
servenkanndieKombinationdieserStränge
zu niedrigeren Gesamtrisiken führen. Die
«realeOption»,beispielsweiseeineElektro-
lyseanlagemiteinemMethanisierungspro-
zesszuerweitern,könntedaherinZukunft
relevantwerden.
Die entscheidende Einschränkung für die
Kombination der Anwendungen ist der
StandortderP2X-Anlage,welcherdenZu-
gangzukostengünstigemStrom,demGas-
netz,einempotenziellenWärmenetzsowie
einerCO2-Quellebestimmt.Angesichtsder
Höhe der Investitionskosten für P2X-Ein-
heitensolltederenStandortunterBerück-
sichtigung der Möglichkeiten für spätere
Erweiterungengewähltwerden.
11 Integration von Power-to-X in verschiedene Märkte
Erlöse aus dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen auf verschiedenen Märkten würden die Rentabilität von P2X erhöhen.
32 SCCER Joint Activity
12.1 Anschub für den einheimischen Schweizer Markt
P2X-Technologien sind derzeit noch mit
hohenKostenverbunden,wobeidavonaus-
gegangenwerdenkann,dassKostenreduk-
tionenzukünftigdurchLernprozessebeider
Herstellung, der Auslegung, dem Betrieb
sowiederSystemeinbindungvonP2X-An-
lagen erreicht werden können. Politische
EntscheidungsträgerkönnenMassnahmen
ergreifen, um P2X-Technologien über den
Anreiz von Lernprozessen zu fördern. Da
die meisten P2X-Subsysteme als design-
intensiveTechnologienbetrachtetwerden
können,scheinenanwendungs-undinter-
aktionsbasierte Lernprozesse entlang der
gesamtenP2X-Prozesskettedierelevantes-
tenLernprozessezusein.Dazuisteinein-
heimischer Markt mit stabiler Nachfrage
förderlich [35]. Dementsprechend stellen
politische Rahmenbedingungen zur Stär-
kung des Binnenmarktes eine effektivere
Innovationspolitik dar als einzelne spezi-
fischeTechnologiesubventionen.Aufgrund
derrelativgeringenFertigungskomplexität
derKomponentenisteingrosserundwach-
senderMarktfürdieHerstellungvonP2X
Komponenten weniger relevant, welcher
imFallderSchweizohnehinunrealistisch
erscheint.
DaauchdieKomplexität reinerPower-to-
Wasserstoff-to-PowerAnlagenehergering
ist,sindhierkeineerheblichenLerneffekte
zuerwarten.DiesistbeiMethanisierungs-,
Fischer-Tropsch- und Methanolanlagen
anders. Experteninterviews zeigen, dass
Skaleneffektebeidenbeidenletztgenann-
tenTechnologienbesondersrelevantsind.
DaherwärenfürAnlagen,diedieseentspre-
chendenProzessebeinhalten,grosseAnla-
generforderlich.Angesichtsderbeschränk-
ten potentiellen Marktgrösse der Schweiz
erscheintdiesüberausambitioniert.Folglich
könntedieF&E-Unterstützungeinerealis-
tischere Option zu sein, um forschungs-
induzierte Lerneffekte in P2X-Anlagen
für Fischer-Tropsch- und/oder Methanol-
reaktion in der Schweiz zu ermöglichen.
Darüber hinaus können Forschungs- und
Technologie-Demonstrations-Kooperatio-
nenmitNachbarländern,dieübergrössere
potenzielleMarktgrössenfürdieseTechno-
logien verfügen, eine interessante Option
sein.MassnahmenzurUnterstützungvon
Methanisierungsanlagen, bei denen Ska-
leneffekte nicht so wichtig sind wie z.B.
Fischer-Tropsch,erscheinenfürdieSchweiz
ausinnovationspolitischerSichtbesserge-
eignet.
12.2 Wechselwirkung zwischen Produzenten und Konsumenten
DieUnterstützungvonP2X-Anlageninver-
schiedenen Nutzungsumgebungen (mit
unterschiedlichenCO2-undStromquellen)
könnte zu stärkeren anwendungsorien-
tierten Lernprozessen führen, als nur die
Unterstützung standardisierter Anlagen.
Um die Interaktion zwischen Nutzer und
Produzentzuerhöhen,solltenumdiesePro-
jekteherumNetzwerkeauslokalenNutzern,
Produzenten und Regulierungsbehörden
gebildetwerden.Fördermittelsolltendaher
vorallemanKonsortienfliessen,welchedie
Nutzer und Produzenten und damit mög-
lichstdiegesamteP2XWertschöpfungskette
umfassen.DarüberhinaussolltenLeistungs-
anreize in Betracht gezogen werden, z.B.
durchdieGewährungvonZuschüssenfür
innovative Produkteigenschaften. Gleich-
zeitigsolltenInnovationsanreizeseitensder
Politikregelmässigangepasstwerden,um
demtechnologischenLernprozessundden
daraus resultierenden Kostensenkungen
Rechnung zu tragen. Um kostenbasierte
Anpassungen zu ermöglichen, sollte die
Förderung an die Berichterstattung über
Kosten- und Leistungsdaten (zumindest
andiepolitischenEntscheidungsträger)ge-
bundensein.UmdieKostenfürdieImple-
mentierungsrichtlinienfürP2X-Anlagenzu
senken,könntenschliesslichWerkzeugezur
Reduktion der Risiken eingesetzt werden,
diedieFinanzierungskostenvonP2X-Projek-
tensenken(z.B.überdenTechnologiefonds
desBundes).
12 Power-to-X und Innovationspolitik
Anregung von Innovationen vor allem durch stabile Rahmenbedingungen, die den einheimischen Markt für P2X Anlagen und anwendungsorientierte Lernprozesse fördern.
Forschung und Innovation sollten sich auf eine optimale Integration von P2X in das Energiesystem konzentrieren.
SCCER Joint Activity 33
13.1 Allgemeine Regelungen
Allgemeine gesetzliche Vorschriften, die
für alle P2X-Anlagen gelten, betreffen
Planungs- und Genehmigungsverfahren,
Umweltrecht, Sicherheitsvorschriften und
den Status von P2X als Endverbraucher.
In der Raumplanung sind P2X-Anlagen
wahrscheinlichnichtindenRichtplanauf-
zunehmen, da die Einheitengrössen und
Landschaftseinflüsse relativ gering sind.
Darüber hinaus sind bei der Herstellung
von Wasserstoff und Methan Sicherheits-
vorschriftenzubeachten.
13.2 Der Status von P2X als Endverbraucher und Stromerzeuger
Es besteht Unklarheit im Gesetz, ob P2X
als«Endverbraucher»anzusehenist.Wenn
P2X-Anlagen als «Endverbraucher» anzu-
sehenwären,müsstenP2X-AnlagenNetz-
nutzungsentgeltezahlen.DerVorschlag,alle
SpeichersystememitAusnahmevonPump-
speicherkraftwerken in einer revidierten
Stromversorgungsverordnung explizit als
Endverbraucher einzustufen, wurde nach
erheblicherKritikimVernehmlassungsver-
fahrenzurückgezogen.
Die Regulierung von P2X-Systemen, die
Strom in das Netz zurückspeisen, würde
esermöglichen,dieseP2X-Technologieals
Stromerzeugerzudefinieren,wasbesondere
BedingungenfürdenStandortunddenZu-
gang zum Stromnetz ermöglichen würde.
Rechtsunsicherheit besteht in Bezug auf
dieBehandlungderStromproduktionvon
P2X-Anlagen,dieunmittelbarmiterneuer-
baremStromgespeistwerden.ImIdealfall
würde das Gesetz die Rückverstromung
ausP2XalserneuerbareStromproduktion
definieren,wennentsprechendeHerkunfts-
quellenfürdeninderElektrolyseverwen-
detenStromnachgewiesenwerdenkönnen.
EinesolcheBestimmungfehltjedochbisher
imGesetz.
13.3 P2X als Investition ins Stromnetz
Wenn die Einspeisung von Strom aus er-
neuerbaren Energien Investitionen in
P2X-TechnologienaufderVerteilnetzebene
zur Systemsicherheit erfordert, könnten
diese Kosten nach der Stromversorgungs-
verordnung erstattet werden. In diesem
Fall müsste die Eidgenössische Elektrizi-
tätskommission(ElCom)dieKostengeneh-
migen und Swissgrid dem (Verteil-)Netz-
betreibereineErstattungleisten.Während
InvestitioneninzukünftigeInfrastrukturen
häufigeinerkritischenaufsichtsrechtlichen
Prüfung unterliegen, haben die jüngsten
Gesetzesneuerungen die Möglichkeit ein-
geführt, Kosten für bestimmte innovative
Netzmassnahmenzuerstatten.
13.4 Regelung zur Strommarktentflechtung
DieEntflechtungsregelnimSchweizerRecht
unterscheidendieVerantwortlichkeitenu.a.
von Stromerzeugern, Übertragungsnetz-
betreibernundVerteilnetzbetreibern,was
bestimmtenStrommarktakteureneventuell
den Betrieb von P2X-Systemen verbietet.
NachdemEntflechtungsrechtdürfenstrom-
erzeugendeUnternehmenSpeicherundda-
mitP2X-Technologienbetreiben.FürUnter-
nehmen,dieeinVerteilnetzbetreiben,sieht
das Schweizer Recht nur die Entflechtung
der Finanzberichterstattung vor. Folglich
wären diese Betreiber wahrscheinlich in
derLage,P2X-Anlagenzubetreiben,solange
dieseAktivitäteninderFinanzberichterstat-
tung vom Netzbetrieb getrennt sind und
unteranderemkeineQuersubventionierung
stattfindet.SwissgridalsÜbertragungsnetz-
betreiber hingegen darf sich nicht an der
Stromerzeugungbeteiligen.
13.5 Der Gasmarkt
BiogasundsynthetischesMethansindbe-
reits teilweise in den Verordnungen und
RichtliniendesSchweizerGasmarktesent-
halten.DerGasnetzzugangfürP2X-Anlagen
kannüberdasRohrleitungsgesetzoderüber
dasKartellgesetzsichergestelltwerden.Da-
gegen können sich P2X-Betreiber jedoch
wahrscheinlich nicht auf die «Verbände-
vereinbarung zum Netzzugang beim Erd-
gas»verlassen,dasichdiesesDokumentan
grosseGasverbraucherrichtetundnichtan
Produzenten,diedasGas indasNetzein-
speisenwollen.
13.6 Der Verkehrssektor
Rechtsvorschriften,diedenVerkehrssektor
betreffen, können dazu führen, dass Im-
porteure fossiler Brennstoffe Anreize für
InvestitioneninP2Xerhalten,umeinenTeil
der CO2-Emissionen aus den importierten
Brennstoffen auszugleichen. Dies könnte
eine zusätzliche Einnahmequelle für P2X
schaffen. Im Zusammenhang mit der Be-
handlungvonWasserstoffundMethanaus
biogenenQuellenbestehtUnsicherheitüber
die Berechnung der Kohlenstoffintensität
vongasbetriebenenFahrzeugenbasierend
aufdembiogenenAnteildesGasgemisches.
DasMineralölsteuergesetzregeltausdrück-
lichdieBehandlungvonbiogenenKraftstof-
fen.BeiderVerwendungalsKraftstoffsind
Wasserstoff,synthetischesMethan,Metha-
13 Gesetzliche Aspekte im Zusammenhang mit Power-to-X
Das Schweizer Recht behandelt P2X anders als Pumpspeicher mit negativen Auswirkungen auf die Kosten von P2X.
34 SCCER Joint Activity
nolundanderesynthetischeKraftstoffeaus
P2XvonderMineralölsteuerbefreit,wenn
der verwendete Strom aus erneuerbaren
Quellen stammt und bestimmte Umwelt-
kriterienerfülltsind.
13.7 Der Wärmemarkt
DieCO2-SteuergesetzgebungbietetVorteile
fürdenEinsatzvonP2X-ProduktenimHei-
zungsbereich. Reglementiert wird dieser
vorallemdurchdieMustervorschriftender
KantoneimEnergiebereich(MuKEn2014),
dienichtdirektanwendbarsind,abervon
den Kantonen im P2X-Bereich umgesetzt
werdenkönnen.Derzeitwerdenjedocher-
neuerbareGaseausP2XnichtalsTeilder
StandardlösungenimRahmendesMuKEn
akzeptiert.DadieCO2-Steuernurfürfossile
Energieträger gilt, kann die CO2-Steuerge-
setzgebung Vorteile für die Verwendung
vonP2X-ProduktenzumHeizenbieten,da
synthetischeEnergieträgernichtunterdiese
Bestimmungfallen.DieswürdeeinenAn-
reiz schaffen, biogene synthetische Kraft-
stoffe gegenüber fossilen Kraftstoffen zu
verwenden.AuchWasserstoffundsyntheti-
schesMethan,dasalsBrennstoffverwendet
wird,fallennichtunterdieMineralölsteuer.
13.8 Regulatorischer Einfluss auf Geschäftsmodelle
Der rechtliche Rahmen hat mehrere Aus-
wirkungenaufdieP2X-Geschäftsmodelle–
insbesondere im Hinblick auf die aktuell
diskutierteFrage,obStromnetzentgeltezu
zahlensind.WärediesderFall (wiees im
Vernehmlassungsentwurf der revidierten
Stromversorgungsverordnung vorgesehen
war),würdedieszuerhöhtenKostenführen
undfolgendeAuswirkunghaben:
• Senkung der Gesamtrentabilität einer
P2X-Anlage,dieStromausdemöffentli-
chenNetzspeichert.
• Anreizesetzen,dasöffentlicheNetznicht
mehr zu nutzen, sondern Strom direkt
auserneuerbarerStromerzeugungzube-
ziehen.
Der letztgenannte Anreiz kann weitere
Auswirkungen haben. Für den Fall, dass
industrielleKohlenstoffquellennichtinder
Näheder(dezentralen)Stromerzeugungaus
erneuerbarenEnergienliegen,würdeeine
mögliche Verpflichtung zur Zahlung von
NetzentgeltendieInstallationvonP2X-An-
lageninderNähevonerneuerbarenStrom-
quellenanregenundunterUmständendie
Möglichkeiten zur Nutzung industrieller
Kohlenstoffquellen einschränken, wenn
keine lokale kostengünstige Stromquelle
vorhanden ist. Die Netzentgelte für den
StromverbrauchvonP2XkönnenjedochAn-
reizefürdieNutzungandererCO2-Quellen
zur Herstellung synthetischer Gase oder
Kraftstoffe, wie beispielsweise der direk-
ten Abscheidung aus der Luft, setzen, die
wahrscheinlich mit höheren CO2-Kosten
verbundensind.Esistfestzuhalten,dassder
Rechtsrahmen erhebliche Auswirkungen
aufdenEinsatzneuerTechnologienhatund
sokonzipiertseinsollte,dasserdiejenigen
Optionenunterstützt,diewirksamzuden
übergeordnetenZielenbeitragen.
Die Anwendung gleicher Stromnetzentgelte auf verschiedene Speichertechnologien ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von P2X.
SCCER Joint Activity 35
DieAutorendankenderInnovationsagentur
InnosuisseunddemBundesamtfürEner-
giefürdieFinanzierungdergemeinsamen
AktivitätderSchweizerKompetenzzentren
fürEnergieforschung(SCCER),diezudiesem
Weissbuchgeführthat.DieAutorenmöch-
tensichauchbeiAymaneHassan,Adelaide
Calbry-Muzyka und Alexane Dubois für
ihreUnterstützungbeiderÜbersetzungins
Französische sowie bei Monika Blétry für
dieGestaltungdesWeissbuchsbedanken.
Batterie-Elektrofahrzeuge(BEV)
Kapitalkosten(CAPEX)
Klimaschutz-undEmissionsreduktionsprogramm
fürdieinternationaleLuftfahrt(CORSIA)
Druckluft-Energiespeicher(CAES)
KomprimiertesErdgas(CNG)
Elektrofahrzeug(EV)
EmissionshandelssystemderEuropäischenUnion(EUETS)
Brennstoffzellen-Elektrofahrzeug(FCEV)
Treibhausgas(THG)
Schwerlastverkehrsabgabe(LSVA)
ObererHeizwert/Brennwert(HHV)
InternationaleZivilluftfahrtorganisation(ICAO)
FahrzeugmitVerbrennungsmotor(ICEV)
Ökobilanz(LCA)
UntererHeizwert(LHV)
MethanolzuOlefin(MTO)
Erdgas(NG)
BetriebundWartung(O&M)
Oxymethylenether(OME)
Betriebskosten(OPEX)
Photovoltaik(PV)
Power-to-Hydrogen:P2H
Power-to-Liquids:P2L
Power-to-Methane:P2M
Power-to-Power:P2P
Power-to-X:P2X
Polymer-Elektrolyt-Membran(PEM)
ForschungundEntwicklung(F&E)
Festoxid-Elektrolysezellen(SOEC)
BundesamtfürEnergie(BFE)
SynthetischesErdgas(SNG)
Gesamtbetriebskosten–TotalCostofOwnership(TCO)
Mehrwertsteuer(MwSt)
Well-to-Wheel(WTW)
14 Verdankung 15 Abkürzungen
36 SCCER Joint Activity
• Alkalische Elektrolyse: verwendet eine
alkalischeLösung,z.B.Natriumhydroxid
oderKaliumhydroxid,alsElektrolytund
istdieausgereiftesteElektrolysetechno-
logie, die kommerziell zur Wasserstoff-
erzeugung mit Wirkungsgraden im Be-
reichvon50–70%verfügbarist.
• Ammoniaksynthese: Wasserstoff wird
katalytisch mit Stickstoff (aus der Luft)
zu wasserfreiem Flüssigammoniak um-
gesetzt:N2+3H212NH3
• Anaerober Aufschluss: chemische Pro-
zesse, bei denen organische Stoffe von
Mikroorganismen in Abwesenheit von
Sauerstoffabgebautwerden. 1
• Biogasaufbereitung: RaffinationvonRoh-
biogaszusauberemBiomethan(Entfer-
nungvonVerunreinigungen),dasdannin
dasErdgasnetzeingespeistwerdenkann. 2
• Biogene CO2-Quellen:GewinnungvonCO2
durchUmwandlungvonHolzrestendurch
indirekteHolzvergasungundMethanisie-
rungdesproduziertenGases,gefolgtvon
derCO2-Abtrennung.
• Biogene Substrate: Klärschlamm,Grünab-
fälle,landwirtschaftlicheReststoffeund
Gülle
• Bioreaktor: Behälter zur biologischen
MethanproduktionbeiVerwendungvon
methanogenenMikroorganismenunter
anaerobenBedingungen
• Chlor-Alkali-Elektrolyse:ChemischesVer-
fahrenzurElektrolysevonNatriumchlorid
erzeugendemChlorundNatriumhydroxid
• CO2-Emissionszertifikate:CO2-Emissions-
berechtigungenalsBestandteileinesZer-
tifikatehandelssystems (z.B. dem Euro-
päischen Emissionshandelssystem für
Treibhausgasemissionszertifikate).
• Co-Elektrolyse-Modus:ErzeugungvonSyn-
thesegasausWasserdampfundKohlen-
dioxid
• Dampfmethanreformierung:chemischer
Prozess,beidemMethanausErdgasmit
Dampf in Kohlenmonoxid und Wasser-
stoffumgewandeltwird. 3
• Dezentrale Stromerzeugung: Strom, der
in kleinen regional verteilten (erneuer-
baren) Kraftwerken wie Solar-PV- und
Windanlagenerzeugtwird.
• Digitalisierter Bedarf: Energiekonsum
unter Verwendung intelligenter Zähler,
Energiemanagementsystemen,automa-
tisierterBedarfsreaktionodervonMikro-
netzen.4
• Direkte CO2-Abscheidung aus der Luft:
CO2-Abscheidungsmethode,dieCO2aus
derUmgebungslufttrennt.
• Druckluft-Energiespeicher (Compressed
Air Energy Storage – CAES):Anlageinder
StromzurVerdichtungvonLuftverwen-
detwird,wobeidieLuftinunterirdischen
Strukturen(Salz-oderFelskavernenoder
ungenutzteBergwerke)gespeichertwird
und zeitversetzt wieder Rückverstromt
wird.
• Elektrolyse: elektrochemischer Prozess,
derElektrizitätundWasserineinegasför-
migeEnergieformumwandelt,mitWas-
serstoffundSauerstoffalsEndprodukte.
• Emissionshandelssystem der Europäischen
Union (EU ETS):einMarkt,aufdemEmis-
sionszertifikate gehandelt werden, mit
demZieldieCO2-Emissionenzudenge-
ringstenKostenzureduzieren.
• Endotherme Reaktion: chemischer Pro-
zess, der Energie in Form von Wärme
absorbiert.
• Energiesparmassnahmen: Massnahmen
zurSenkungdesEnergieverbrauchs(Wär-
medämmung,LED-Beleuchtung,etc.).
• ENTSO-E: Dachorganisation der Strom-
übertragungsnetzbetreiber aus 36 Län-
dernEuropas
• Festoxid-Elektrolysezellen (SOEC):Techno-
logie, bei der die Wasserelektrolyse mit
einem Festoxid oder Keramikelektrolyt
abläuft.
• Fischer-Tropsch:ChemischerProzess,bei
demGase,dieWasserstoffundKohlenmo-
noxid enthalten, in Kohlenwasserstoffe
umgewandeltwerden:CO2+H2"CO+
H2O;CO+H2"CxHyOH+H2O
• Flexible Kraftwerke: Stromerzeugungsan-
lagen,dieeineschnelleregelbareStrom-
produktionermöglichen,z.B.mitflexiblen
Gaskraftwerken
• Gesamtbetriebskosten – Total Cost of Ow-
nership (TCO):KaufpreiseinesVermögens-
werteszuzüglichderBetriebskosten. 5
• Gestehungskosten: ein wirtschaftlicher
Indikator für die Gesamtkosten für den
Bau,BetriebundStilllegungeinesKraft-
werksüberseineLebensdauerproEinheit
derEnergieerzeugung.
• Kohlenwasserstoffspaltung: Kohlenwas-
serstoffe werden in kleinere Moleküle
gespalten,indemKohlenstoffbindungen
inAbhängigkeitvonderTemperaturund
dem Vorhandensein von Katalysatoren
aufgebrochenwerden.
• Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): Gleich-
zeitigeErzeugungvonStromundNutz-
wärme.
• Methanisierung: Wasserstoff und Koh-
lendioxidwerdendurcheinechemische
oderbiologischekatalytischeReaktionzu
Methankombiniert.
• Methanolsynthese:HydrierungvonKoh-
lenmonoxidoderKohlendioxid:
CO2+3H21CH3OH+H2O
• Oberer Heizwert: Bezugseinheit für den
Energiegehalt von Stoffen, welcher die
latenteWärmederWasserverdampfung
in den Reaktionsprodukten berücksich-
tigt.
16 Terminologie
SCCER Joint Activity 37
• Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA):
Methode,welcheEinblickeindieUmwelt-
verträglichkeitvonProduktenundDienst-
leistungen unter Berücksichtigung von
Produktion, Nutzung und Entsorgung/
Recycling von Produkten, Lieferketten
undderdamitverbundenenInfrastruktur
liefert.
• Polymer-Elektrolyt-Membran (PEM): Tech-
nologie, die Protonentransfer-Polymer-
membranen als Elektrolyt und Trenn-
material zwischen den verschiedenen
AbschnittenderElektrolysezelleverwen-
det.
• Power-to-X (P2X): Power-to-Hydrogen,
Power-to-Liquids, Power-to-Methane,
Power-to-Power: eine Klasse von inno-
vativenTechnologien,dieeinenelektro-
chemischen Prozess zur Umwandlung
von Strom in einen gasförmigen oder
flüssigen Energieträger oder ein chemi-
schesProduktverwenden.
• Primäre Regelreserve:VorhaltungundEin-
satzvonKraftwerkskapazitätzuSicher-
stellungderNetzfrequenzvon50Hzauf
±200mHz.
• Pumpspeicher: verwendet Strom, um
Wasser aus einem unteren Speicher zu
pumpen, das in einem oberen Speicher
gespeichertwird,umzueinemspäteren
Zeitpunktrückverstromtzuwerden.
• Reverse-Modus:BetriebeinesSOEC-Elek-
trolyseurs im Umkehrmodus als Brenn-
stoffzelle
• Sekundäre Regelreserve: Gleicht Strom-
angebotund-bedarfaus;läuftbiszu15
Minutenlang.
• Synthetischer Flüssigkraftstoff:Kraftstoffe,
diedurchdieUmwandlungvonWasser-
stoff und kohlenstoffhaltigen Gasen in
flüssigeKohlenwasserstoffeentstehen.
• Synthetisches Erdgas (SNG): synthetisch
erzeugtesGas(ErsatzfürErdgas),dasbei-
spielsweiseausElektrolyseundMethani-
sierunggewonnenwird.
• Systemdienstleistungen: Dienstleistung
zurSicherstellungdesBetriebsdesElekt-
rizitätsnetzes(Frequenzregulierung)
• Unterer Heizwert:Bezugseinheitfürden
EnergiegehaltvonStoffen,diedavonaus-
geht,dassdielatenteWärmederWasser-
verdampfungindenReaktionsprodukten
nichtzurückgewonnenwird. 6
• Virtuelles Kraftwerk:einAnlagenverbund
mitSteuerungssystem,derausverteilten
Energiequellen(z.B.aufBasiserneuerba-
rerEnergienwieSonneundWind)und
flexiblenStromverbrauchernbesteht. 7
• Well-to-Wheel (WTW) – wörtlich «von der
Quelle zum Rad»:umfasstdieRessourcen-
gewinnung,dieKraftstoffherstellung,die
LieferungdesKraftstoffsandasFahrzeug
und die Endnutzung des Kraftstoffs im
Fahrzeugbetrieb. 8
1 https://www.britannica.com/science/anaerobic-digestion
2 https://www.infothek-biomasse.ch
3 https://www.studentenergy.org/topics/steam-methane-reforming
4 https://www.weforum.org/agenda/2016/03/perspective-distributed-digital-and-de-mand-side-energy-technology-implicati-ons-for-energy-security/
5 https://www.investopedia.com/terms/t/totalcostofownership.asp
6 https://h2tools.org/hyarc/calculator-tools/lower-and-higher-heating-values-fuels
7 https://www.next-kraftwerke.com/vpp/virtual-power-plant
8 https://definedterm.com/well_to_wheel_wtw
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