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PRESSETEXT Tobias Wenzel Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht Friedhofsgänge mit Schriftstellern Mit einem Vorwort von Jussi Adler-Olsen Gebunden, 224 Seiten mit ca. 70 schwarz-weißen Abbildungen Preis € [D]29,95 [A] 30,80 / sFr 40,90 ISBN 978-3-86873-634-2 Erscheinungstermin 14. September 2013 Ein Zufall führte den Autor mit einem prominenten Gesprächspartner erstmals auf einen Friedhof im Café hatte schlicht der Krach einer Kaffeemaschine gestört. Aber dann stellte sich heraus, dass man an diesem Ort zu einer besonderen Form des Austauschs findet. Es ging um existenzielle Themen, zutiefst persönliche Geschichten vom Tod, aber auch zunächst banal erscheinende Beobachtungen. Tobias Wenzel war begeistert und machte diesen Zufall zum Programm. Er schrieb einige der weltweit prominentesten Autoren an und weiß nach vier Jahren und 72 Treffen unter anderem, warum Jonathan Franzen Friedhöfe nur mit Fernglas betritt, wie Cornelia Funke Kindern den Tod erklärt, warum ein kalifornischer Friedhof T. C. Boyle nervt und dass Jussi Adler-Olsen beim Gedanken an den Tod seiner Mutter die Tränen kommen. 39 Begegnungen und ihre jeweilige Geschichte sind in dem Buch enthalten, zusätzlich von jedem Autor ein Porträtfoto, das Tobias Wenzel mit einer alten Plattenkamera am Ort der Begegnung aufnahm. Näher kann man diesen Schriftstellern kaum kommen. Tobias Wenzel studierte Romanistik und Philosophie und ist seit 2001 als freier Journalist und Literaturkritiker für öffentlich-rechtliche Radiosender tätig. 2008 veröffentlichte er den Band 77 Schriftsteller im Selbstgespräch. Gerne senden wir Ihnen die Übersicht aller freigegebenen Pressebilder. Im Rahmen einer Rezension sind das Cover sowie bis zu drei Fotografien zum Abdruck freigegeben. Knesebeck Verlag Presse: Christin Nase, Holzstraße 26, D 80469 München Tel: 089-260 235 34 Fax: 089-26 92 58 E-Mail: [email protected] Web: www.knesebeck-verlag.de

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PRESSETEXT

Tobias Wenzel

Solange ich lebe,

kriegt mich der Tod nicht

Friedhofsgänge mit Schriftstellern

Mit einem Vorwort von Jussi Adler-Olsen

Gebunden, 224 Seiten

mit ca. 70 schwarz-weißen Abbildungen

Preis € [D]29,95 [A] 30,80 / sFr 40,90

ISBN 978-3-86873-634-2

Erscheinungstermin 14. September 2013

Ein Zufall führte den Autor mit einem prominenten Gesprächspartner erstmals auf einen Friedhof – im Café hatte schlicht der Krach einer Kaffeemaschine gestört. Aber dann stellte sich heraus, dass man an

diesem Ort zu einer besonderen Form des Austauschs findet. Es ging um existenzielle Themen, zutiefst persönliche Geschichten vom Tod, aber auch zunächst banal erscheinende Beobachtungen. Tobias

Wenzel war begeistert und machte diesen Zufall zum Programm. Er schrieb einige der weltweit prominentesten Autoren an und weiß nach vier Jahren und 72 Treffen unter anderem, warum Jonathan

Franzen Friedhöfe nur mit Fernglas betritt, wie Cornelia Funke Kindern den Tod erklärt, warum ein kalifornischer Friedhof T. C. Boyle nervt und dass Jussi Adler-Olsen beim Gedanken an den Tod seiner

Mutter die Tränen kommen. 39 Begegnungen und ihre jeweilige Geschichte sind in dem Buch enthalten, zusätzlich von jedem

Autor ein Porträtfoto, das Tobias Wenzel mit einer alten Plattenkamera am Ort der Begegnung aufnahm. Näher kann man diesen Schriftstellern kaum kommen.

Tobias Wenzel studierte Romanistik und Philosophie und ist seit 2001 als freier Journalist und

Literaturkritiker für öffentlich-rechtliche Radiosender tätig. 2008 veröffentlichte er den Band

77 Schriftsteller im Selbstgespräch.

Gerne senden wir Ihnen die Übersicht aller freigegebenen Pressebilder. Im Rahmen einer Rezension

sind das Cover sowie bis zu drei Fotografien zum Abdruck freigegeben.

Knesebeck Verlag Presse: Christin Nase, Holzstraße 26, D – 80469 München

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PRESSEBILDER

Wenn Héctor Abad ein Motorrad in seinem Rücken hört, bekommt er es mit der Angst zu tun unddenkt an seinen toten Vater. Der wurde in den 80er Jahren im kolumbianischen Medellín von zweiMotorradfahrern ermordet. Der Sohn möchte auf dem Cementerio Campos de Paz, neben dem Grabseines Vaters liegend, fotografiert werden. Das erinnert ihn an seine Kindheit: „Wenn ich nachtsAngst hatte, schlüpfte ich zu ihm ins Bett, und er machte mir immer Platz, damit ich mich nebenihn legen konnte.“

„Ich vermisse meine Eltern, sehr sogar“, sagt Jussi Adler-Olsen auf dem Friedhof vonBrøndbyøster. „Hier bin ich Gott ein bisschen näher.“ In dieser Vorstadt Kopenhagens hat Adler-Olsen den Großteil seiner Kindheit verbracht. Er möchte fotografiert werden, während er denGrabstein seiner Eltern umarmt. Als er sich ins Beet kniet und seine Wange an den hellen Granitschmiegt, wirkt die untergehende Nachmittagssonne wie ein Scheinwerfer.

Margaret Atwood besucht oft den wuchtigen Granitwürfel auf dem Mount Pleasant Friedhof inToronto, der Grabstein ist für viele und auch für ihre Eltern. Während des Gesprächs rauscht ganzin der Nähe ein laut tönender Krankenwagen vorüber: „Das tun die doch absichtlich“, scherzt sie.„Einfach nur, um Krach zu machen.“ Oder um uns an die eigene Sterblichkeit zu erinnern?„Darüber denke ich kaum nach.“

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Nicholson Baker lässt sich von Friedhöfen gerne trösten, besonders vom Old Fields BuryingGround in seiner Heimat Maine, USA: „Sie sind bereit zu zerbrechen, vernachlässigt zu werden, imUnkraut zu versinken. Aber sie treffen doch gleichzeitig ihre eigene, kleine Aussage: Sie bleiben.Das hat etwas Tröstliches.“ Die feuchten Augen während des Shootings stehen allerdings nicht imZusammenhang mit dem Friedhof, sondern mit der Rührüng angesichts der alten Plattenkamera desAutors.

„Einmal war ich hier nachts zusammen mit einem Freund. Das war schon gespenstisch. Ein Friedhofim Dunkeln – ich habe einfach zu viele Horrorfilme gesehen.“ Ganz im Ernst sagt das SimonBeckett, der Autor von Thrillern, in denen Menschen brutale Morde begehen und Verwesungs-prozesse von Leichen so präzise beschrieben sind, dass manch einem Leser übel wird. „Viele Leutemeinen, ich sei vom Tod und von verfaulten Körpern besessen. Das stimmt aber nicht.“

Auf dem Friedhof Moudjahidin in Marokkos Küstenstadt Tanger bittet Tahar Ben Jelloun denAutor, seine große Kamera samt Stativ in die Disteln zu werfen, sobald die Fotos gemacht sind.Auch das Interview möchte er wegen seiner Angst vor Spitzeln (zu der Zeit ist der Diktator Ben Alinoch an der Macht) nur Zuhause machen.

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T. C. Boyle wohnt nur 600 Meter vom Friedhof Santa Barbara entfernt, bisher war dieser abernicht mehr als ein nerviges Hindernis auf dem Weg zum Strand. Nun, als er sich mit dem Autordort verabredet hat, schwärmt er: „Hier hat man ja eine fantastische Aussicht. Wow! Vielleichthabe ich ja Glück, und das hier wird mal meine letzte Ruhestätte.“

„Sieht aus, als ob ich in die Hölle steige“, sagt DBC Pierre zu dem Foto, das der Autor von ihman einem leeren Grab auf dem Friedhof San José in Monterrey, Mexiko macht. „Schick mir aufjeden Fall einen Abzug. Daraus mache ich dann meine Weihnachtskarten.“ Was ihn wirklich nachdem Tod erwartet? „Wahrscheinlich eine Bar, in der man rauchen darf. Also keine in Europa. Werweiß schon, was nach dem Tod ist. Aber wenn danach etwas kommen sollte, dann warten daschon viele Freunde auf mich.“

Jonathan Franzen besucht den Green-Woods-Friedhof in New York besonders gern, um seinemHobby, der Ornithologie nachzugehen. Dieses Hobby hat ihn auch in Bezug auf sein Verhältnismit dem Tod verändert: „Man entwickelt doch eine persönliche Beziehung zu den Vögeln, die manbeobachtet“, erzählt er. „Und gleichzeitig kann man nicht darüber hinwegsehen, dass sie vielschneller sterben als das meiste, was uns wichtig ist. Der Tod ist mir jetzt vertrauter als in derZeit, in der ich noch keine Vögel beobachtet habe.“

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„Oh Gott, Begräbnisse sind ja etwas Furchtbares! Die ersparen wir einander.“ Darauf hatten sichCornelia Funke und ihr Mann geeinigt. Als er starb, ließ sie ihn einäschern und bewahrt seitdemseine Überreste in zwei Urnen in ihrem Haus in Beverly Hills auf. Aber der sonnige HollywoodForever Cemetery hätte ihrem Mann dann wohl doch als letzter Ruheort gefallen: „Weil man aufdiesem Friedhof fast den Eindruck hat, dass der Tod ein Urlaub ist zwischen zwei Leben. Man ruhtsich aus. Und dann geht's wahrscheinlich weiter ins nächste.“

„Friedhöfe kommen mir trostlos vor. Da gibt es ja nur Tote“, sagt Benoîte Groult. „Im Meer hal-ten sich dagegen Leben und Tod die Waage.“ So sind das Meer und der Hafen von Doëlan in derBretagne ihr persönlicher Friedhof. Dort hat sie die Asche ihres Mannes versenkt. Sie selbst wün-scht sich dasselbe Ende: „Mein Mann und ich haben so viele Fische getötet. Jetzt sind wir an derReihe, den Fischen als Nahrung zu dienen. Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit.“

„Ich habe Angst vor dem Tod. Und ich mag keine Friedhöfe“, erzählt Pedro Juan Gutiérrez. Undso läuft er zwar an der Mauer des Cementerio Cristóbal Colón in Havanna entlang, betritt denFriedhof aber nicht. Stattdessen gibt er ein Interview auf seiner geliebten Dachterrasse amMalecón, wo er so gerne Rum trinkt und den Frauen nachsieht und nun seine Angst vor Friedhöfenerklärt. Als junger Mann musste er einer Exhumierung beiwohnen: „Das war eine unglaublich bru-tale Erfahrung.“

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„Geschichten sind wie Friedhöfe: Sie halten die Toten am Leben“, sagt Thomas Hürlimann amGrab seiner Familie, auf dem Friedhof St. Michael in der Schweizer Stadt Zug. Durch den frühenTod des Bruders und die regelmäßigen Besuche an dessen Grab ist Hürlimann erst zumSchriftsteller geworden, ist er sich sicher: „Von da an bin ich eigentlich immer gern auf denFriedhof gegangen und habe auf den nächsten Einfall oder auf das nächste Geschenk der Totengewartet.“

„Der Tod betrifft mich nicht“, behauptet Hallgrímur Helgason auf dem Friedhof der isländischenInsel Flatey. Kurz darauf muss er seine Meinung revidieren. Auf der Rückfahrt zum Festland gerätdas Boot in ein schweres Unwetter: „Riesenwellen sind gegen das Boot geschlagen. Mein Kopf istgegen die Decke geprallt. Dann ging der Feueralarm an. Und der Kapitän hat den Bootsmanngefragt: ‚Brennt es im Maschinenraum?‘ Da habe ich mir gesagt: ‚Das ist mein Ende.‘“

„Eins ist sicher: Ich habe schon lange nicht mehr so gefroren!“, sagt Siri Hustvedt auf demschneebedeckten Green-Wood Cemetery in Brooklyn. Hier hat sie für sich und ihren Ehemann PaulAuster einen Grabplatz reserviert: „Ich mag die Vorstellung: zwei Steine, Seite an Seite, in dieserTotenstadt. Und wir sind dann ein Teil von ihr.“

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„Wenn ich in Sarajevo wirklich unter Freunden sein will, muss ich zum Friedhof gehen“, erzähltDževad Karahasan, während er zum 200 Meter über der Stadt liegenden Friedhof Ravne Bakijespaziert. Fast alle seine Freunde sind im Bosnienkrieg oder danach gestorben.„Sehr oft sind mir meine lieben Toten viel näher als die lebendigen Menschen. Immer öfter sageich zu meinen lieben Toten: ‚Ich komme. Ich komme zu euch.‘“

„Die Toten haben immer etwas zu sagen“, erzählt der südkoreanische Dichter Ko Un auf demNationalfriedhof der Revolution vom 19. April in Seoul. Ko Un hat oft auf Friedhöfen geschlafen,weil er sich von den Toten angezogen fühlt. Vier Mal hat er versucht, sich das Leben zu nehmen.Nun huscht der alte Mann wie ein kleiner Junge über den Friedhof und wirkt zufrieden: „Als meinLeben vom Tod bestimmt war, kannte ich meine Frau noch nicht. Die habe ich erst 1983geheiratet. Seit ich sie kenne, bin ich ein sehr glücklicher Mensch.“

„In einigen Punkten machen mich die Italiener verrückt. Aber eine ihrer besten Eigenschaften istdas hier: die Verehrung ihrer Toten. Dafür liebe ich sie“, erzählt Donna Leon auf der FriedhofsinselSan Michele. Aber dann fühlt sie sich von den dortigen Möwen belästigt: „Ich hasse Möwen“, sagtsie. „Bestimmt bekomme ich jetzt böse Briefe vom WWF.“ Nicht dass sie als Tierfreundin denMöwen den Tod wünsche. Aber sie würde sich schon freuen, wenn Gott vom Himmel herabstiege,um die Möwen zu „entrücken“, also für immer verschwinden zu lassen.

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„Meinen Sie nicht, dass es interessant wäre, den Friedhof zu fotografieren, der das World TradeCenter jetzt ist, bevor der Ort wieder zugebaut wird?“, schlägt Colum McCann 2008 vor. DreiMonate später lässt er sich dort fotografieren und interviewen: „Ground Zero erlaubt einenbesonderen Blick auf die Geschichte und weckt Erinnerungen. Genau das tun ja Friedhöfe auch.“

„Ich habe hier keine Verwandten“, sagt Péter Nádas, Sohn einer nicht praktizierenden Jüdin aufdem Jüdischen Friedhof in Berlin Prenzlauer Berg. „Aber als Menschen sind mir alle verwandt, diehier liegen.“ In den 70er Jahren, als Nádas in Berlin lebte, kam er oft hierher. Die sicht- undspürbare Geschichtsträchtigkeit faszinierte ihn so sehr, dass er über den Zaun des gesperrtenFriedhofs kletterte: „Ich habe diesen Friedhof als mein Eigentum betrachtet.“

Cees Nooteboom sucht und findet auf dem Berliner Invalidenfriedhof das Grab der FlugpionierinMarga von Etzdorf; sie ist 1933 gestorben, in seinem Geburtsjahr. Ihr Grabstein liegt inBlickrichtung zu den Resten der Berliner Hinterlandmauer, auf dem ehemaligen Todesstreifen:„Das ist die Ironie der Geschichte: dass diese Frau auch noch mit ihrem Gesicht der Mauer zuge-wandt liegt. Sie hat nicht wissen können, dass einmal eine Mauer ihr Land, ihre Stadt und auchnoch direkt vor ihrer Nase ihren Friedhof zerschneiden würde. Das ist schon eigenartig. Ein

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„Ich habe es nicht so mit Menschen“, erzählt Annie Proulx. Deshalb besucht sie lieber im men-schenleeren Grenzgebiet der US-Bundesstaaten Utah und Colorado einen Dinosaurierfriedhof: Ineiner einzigen Felswand des Dinosaur National Monument kann man auf einen Schlag 1500 ver-steinerte Dinosaurierknochen betrachten. Da muss Annie Proulx daran denken, dass auch dieMenschen irgendwann einmal aussterben: „Mir gefällt die Vorstellung einer Welt ohne Menschen.Aber die Dinosaurier wünsche ich mir jetzt auch nicht zurück.“

Ingo Schulze war sehr überrascht, als er bei seinem ersten Besuch – im Alter von sechs Jahren –auf dem Friedhof keine Nasen entdeckt, die aus den Gräbern herausragen: „Ich dachte, die Totenmüssten ja auch irgendwie Luft bekommen.“ Den Dresdner Friedhof, auf dem viele Familien-angehörige ruhen, mag er sehr, die Begegnung mit dem Tod ängstigt ihn nicht – nur dasVerschwinden der Grabsteine und damit das Auslöschen der Erinnerung an die dort begrabenenMenschen beunruhigen ihn.

Zwei Romane Uwe Timms (Rot und Halbschatten) spielen sich zu entscheidenden Teilen aufFriedhöfen ab. Auf dem Bogenhauser katholischen Friedhof in München hat der Agnostiker Timmschon einen freien Platz im Auge – direkt neben dem Dichter Wolfgang Bächler. Der Friedhof, den erwährend des Studiums zum ersten Mal besuchte, ist ihm auch wegen der Gräber Kästners,Fassbinders und einem Gedenkstein für von den Nazis hingerichteter Widerstandskämpfer sehr nahe.

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"Jetzt wissen Sie, warum ich bereit war, mich mit Ihnen auf dem Friedhof zu treffen: um michmal endlich wieder um das Familiengrab zu kümmern“, sagt Ljudmila Ulitzkaja auf demWwedenskoje-Friedhof vom Moskau und lacht. Humor und Friedhof – für sie schließen sie sichnicht aus. Im Gegenteil. In ihrem Roman Ein fröhliches Begräbnis lässt sie ihre Hauptfigur, denExil-Russen Alik, einen erfolglosen Maler, zwar in seiner New Yorker Wohnung sterben, allerdingsim Trubel, umgeben von Familie, alten Geliebten und Freunden.

Autor & FotografTobias Wenzel

Außerdem im Buch porträtiert:Jorge Enrique AdoumLola AriasBei DaoFélix BruzzoneAlfredo Bryce EcheniqueLydia DavisNeil GaimanGeorgi GospodinovKeri HulmeDean KoontzSofi OksanenJoseph O‘NeillJoão Ubaldo RibeiroSarah Shilo

Copyright: Tobias Wenzel/Knesebeck Verlag

Auf Wunsch senden wir Ihnen gern Druckdaten, bis zu drei Fotosund das Cover sind im Kontext einer Buchbesprechung honorarfrei.

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