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DIE NATURWISSENSCHAFTEN WOCItENSCH.RII~r FOR DIE FORTSCHI~ DEN NATURWISSENSCHAFT, DEN MEDIZIN UND DEft TECHNIK II]ll t US~II ~lllllN 'YON DR. ARNOLD BERLINER lIND PROF. DR. AUGUST P~rTTER Siebenter Jahrgang. 15. August 1919. Heft 33. Probleme der experimentellen Psychologie. t'oJ~, Prof. Dr. K. Koffka, Giefien. II. i~ber den ~,influB der ~Erfahrung auf die Wahrnehmung. (Beha, t~del:t am Problem des Sehens yon Be wegungen.*) ) ]in der Einfiihrun,g zu dieseu Betraehtungen *) waren zwei tIauptproblemkreise der experimeu- telten Psyehologie untersehieden word.en: die Wahrnehmungs- und die Gediiehtnispsyehologie. Beide fiihren aber nieht ein gesondertes Da,sein, vielmehr ist sehon der erste nieht ohne den zweiten ersehgpfend zu be~h~andeln. Denn das, was der erwaehsene 5Ienseh wahrnimmt, ist zwei- fellos nieht nur bestimmt dureh den Reiz und die angeborenen Fnnktionsweisen des nervSsen Zentralorgans, sond'ern hiingt aueh ganz wes,enttieh yea der Entwiek]ung a'b, dureh die der N[enseh hindurehgegangen ist. In d'i¢ heutige Wahrneh- mung geht in irgendeiner Form die friihere Er- fahrung dutch dns Ged~iiehtnis ein. W]r wollen jetzt nael~ der Art and den Grenzen dieser Ein- wirkung fragen. Di,es Problem. ist aufterordent- lieh wiehtig; meinte man doeh, in der Wahr- nehmungspsyehologie mit den Begr.iffen der Emp- findung und des Ged~iehtnisses aus'kommen zu kSnnen, ein Standpunkt, yon dem unser erster Aufsatz dutch die Einfiihrung de~ Gestalt- begri.ffes radtkal abgewiehen war. Der dort ver- tretenen Ansehauung seheint n~an nun leieht da- &lreh begegneu zu kSnnen, dal~ man sieh auf fol- gende Position zurtiekzieht: Urspriing]~ieh reagiert der Organismus empfindungsm~ftig, erst die Er- fahrung ~iihrt dazu, dal~ d,ie Emp.findungen sich zusammenschtieften, daft sie ve~'bin,d'ende VorsteI- lungen hinzutreten, so daft der Schein entsteht, der Organismus reagi~re auf den Reiz allein ~rfit Gestalten. Den Naturwissenschaf.tlern ist dJese Ansicht dutch den yon Hel~holtz vertretenen Empirlsmus bekannt. Unsere neue Wahrneh- mungslehre darf kelne allgemeine Geltung bean- spruchen, ehe sie zu dieser vitalen Frage Stel- lung genommen hat. Dem heutigen Stand tier Forsehung entspreehend a, ollen wit bier an einem *) Das psyehotog'ische P,roblemvder K inematographie wird M er prinzipiell ander,s gelSst als in dem Aufsatze von Mertg (Heft 25 ds. Jahrg:,). Der Anfsatz ist lunge vor dem Erscheinen des A.ufeatz~s yon Mcrld bei der Sehriftleitung eingegangen. a) 5. Jahrg. 1917, tIeft 1, S. 1. Spezialproblem die experimentelle Behandlung der Frage verfolgen, dazu 'bieten sieh die aueh an un4 fiir sieh 'dem N.aturwissensehaftler inter- e~santeu Tatsaehen des Sehens yon Bewegungen dar, wie sic in techniseh vollkommener Form im K[nematogra,phen hervortret, en~). ¥orher massen wit uns dariiber Mar sein, in ~veleher Weise nseh der herkbmmIiehen Ansieht die Erfahrung ,arbeitet. ~{au pflegt E,rfahrung gleichzusetzeu mit Assoziation, d. h. man ste[tt fiir Mles Auftreten l~ieht direkt dureh den Roiz h,ervorgerufener Bewul]tseinsinhMte d:as Assozia- tionsgesetz auf: Sind einmal z~vei Empfindungen A und B zusammeu (gleichzeit.ig ~o'der kurz naeh- einander) im Bewufttsein gewesen, und tritt d.ie eine yon ihnen wieder auf -- als Empfi~dung oder als blol]e Vorstellung -:-. so b'esteht die Ten- denz, dab aueh yon der anderen eine Vorst'elhmg auftritt. Da nun -d'as zweite A niemals ga~ dem ersten gleichen wird, so bed arf diesGesetz einer Erg~nzung: Ale reprod~zierendes Moment, so nennt man den wiederau~tauehen, den Inhalt, der dureg Assoziation den tand,eren naeh sieh zieht, k5nnen aueh Inha, lte wirken, die yon dem ur- spriingliehen mehr oder weniger versehieden sind~ }st A als urspriing}iehe Empfindung gegeben, so k5nnen aueh die Empfindungen AI, A.~, As, .., An und die Vorstellungen a~, a2, a3, • .., c% das nr- spriinglieh mit A verkniipfte B repro'duzieren. Das gleiehe gilt nun aueh fiir ,des repro4uzierte Element, das ja sehon als ~v'orstellung yon tier nrspriingliehen Empfindung in mehr als einer Ribhtung versehieden ist. Aus der ein~deutigen Yorausset, zung A-=B zieht man also eine sehr m, ehrdeutige Fotgerung A~ A.~ . . . A n ea a,., . . . % -- b~ G . • . b~ und sueht ,d'ie ]~indeutlgkeit 4adureh wiederherzustellen, daft man auf zahl- reiehe, an s ieh mehrdeutige Repro'duktionstenden- zen hinweist, die zusammen ein Mndeutiges Re- sultat ergeben. Die Amvendu, ng dieser Theorle auf die Wahrnehmung maft nun noeh Folgen,des beson- ders beaehten : tiler kann der Fall elntreten, under ist sog~ar der gewShniiehe, dab des I~eproduzierte sieti nieht vom Empfundenen son,d~ert, "vielmehr als gleiehwertiger Tell ,in die Wah.rnehmungsvof stellung eingeht. In der dunklen Eeke flattert ein Handtueh, diese Empfindung reproduziert 'd:ie ¥orstellung eines sieh bewegenden 5[ensehen, rewoduzierendes Moment unk4 reprod'uzierte ~¢or- steHung verseh.melzen, ieh ,,glaube, einen sieh be- wegenden ~¢[.ensehen zu sehen". Sehon Helmhollz hat auf d:ie Unmittelbar,keit und Zwangsl~u~i.gkeit 1) Im vorigen Aufsatz, a. a. O., I-Ieft 2, 'S. 24 Mnd wlr ganz kurz sehon hier,auf eingegangem Nw. 1919. 80

Probleme der experimentellen Psychologie

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DIE NATURWISSENSCHAFTEN WOCItENSCH.RII~r FOR DIE FORTSCHI~ DEN NATURWISSENSCHAFT, DEN MEDIZIN UND DEft TECHNIK

II]ll t US~II ~l l l l lN 'YON

DR. ARNOLD B E R L I N E R lIND PROF. DR. AUGUST P~rTTER

S i e b e n t e r J a h r g a n g . 15 . A u g u s t 1919. H e f t 33.

Probleme der experimentel len Psychologie.

t'oJ~, Prof. Dr. K. Koffka, Giefien.

I I .

i ~ b e r d e n ~ , inf luB d e r ~Erfahrung a u f d i e W a h r n e h m u n g .

(Beha, t~del:t am Problem des Sehens yon Be wegungen.*) )

]in der Einfi ihrun,g zu dieseu Bet raehtungen *) waren zwei t Iaup tprob lemkre i se der experimeu- telten Psyehologie untersehieden word.en: die Wahrnehmungs- und die Gediiehtnispsyehologie. Beide f i ihren aber n ieht ein gesondertes Da,sein, v ie lmehr ist sehon der e rs te n ieht ohne den zweiten ersehgpfend zu be~h~andeln. Denn das, was der erwaehsene 5Ienseh wahrnimmt, ist zwei- fellos n ieht nur bes t immt dureh den Reiz und die angeborenen Fnnkt ionsweisen des nervSsen Zentralorgans, sond'ern hiingt aueh ganz wes,enttieh yea der Entwiek]ung a'b, dureh die der N[enseh hindurehgegangen ist. I n d'i¢ heut ige Wahrneh- mung geht in i rgendeiner Fo rm die fr i ihere Er- f ahrung du tch dns Ged~iiehtnis ein. W]r wollen je tzt nael~ der A r t and den Grenzen dieser E in - wi rkung fragen. Di,es Problem. is t aufterordent- l ieh wieht ig ; meinte man doeh, in der Wahr- nehmungspsyehologie mi t den Begr.iffen der Emp- f indung und des Ged~iehtnisses aus'kommen zu kSnnen, ein Standpunkt , yon dem unser e rs te r Aufsatz dutch die E in f i ih rung de~ Gestal t - begri.ffes rad tka l abgewiehen war. Der dort ver- t re tenen Ansehauung seheint n~an nun leieht da- &lreh begegneu zu kSnnen, dal~ man sieh auf fol- gende Pos i t ion zurt iekzieht : Urspriing]~ieh reagier t der Organismus empfindungsm~ftig, erst die Er - f ah rung ~iihrt dazu, dal~ d,ie Emp.findungen sich zusammenschtieften, daft sie ve~'bin, d'ende VorsteI- lungen hinzutre ten, so daft der Schein entsteht , der Organismus reagi~re auf den Reiz al lein ~rfit Gestal ten. Den Naturwissenschaf. t lern ist dJese Ansicht dutch den yon Hel~holtz ver t re tenen Empi r l smus bekannt. U n s e r e neue Wahrneh- mungslehre dar f kelne al lgemeine Gel tung bean- spruchen, ehe sie zu dieser v i ta len F r a g e Stel- lung genommen hat. Dem heut igen S tand tier Forsehung entspreehend a, ollen wi t b ier an einem

*) Das psyehotog'ische P,roblemvder K inematographie wird M er prinzipiell ander,s gelSst als in dem Aufsatze von Mertg (Heft 25 ds. Jahrg:,). Der Anfsatz ist lunge vor dem Erscheinen des A.ufeatz~s yon Mcrld bei der Sehriftleitung eingegangen.

a) 5. Jahrg. 1917, tIeft 1, S. 1.

Spezialproblem die experimentel le Behandlung der F r a g e verfolgen, dazu 'bieten sieh die aueh an un4 fiir sieh 'dem N.aturwissensehaft ler in ter - e~santeu Tatsaehen des Sehens yon Bewegungen dar, wie sic in techniseh vollkommener F o r m im K[nematogra,phen hervortret, en~).

¥o rhe r massen wi t uns dariiber Mar sein, in ~veleher Weise nseh der herkbmmIiehen Ansieht die E r f a h r u n g ,arbeitet. ~{au pf legt E,rfahrung gleichzusetzeu mi t Assoziation, d. h. man ste[tt f i ir Mles Auf t re ten l~ieht d i rekt dureh den Roiz h,ervorgerufener Bewul]tseinsinhMte d:as Assozia- t ionsgesetz auf: Sind einmal z~vei Empf indungen A und B zusammeu (gleichzeit.ig ~o'der kurz naeh- e inander) im Bewufttsein gewesen, und t r i t t d.ie eine yon ihnen wieder auf - - als Empf i~dung oder als blol]e Vorste l lung -:-. so b'esteht die Ten- denz, dab aueh yon der anderen eine Vorst 'e lhmg auf t r i t t . Da nun -d'as zweite A niemals g a ~ dem ersten gleichen wird, so bed arf d i e s G e s e t z einer Erg~nzung: Ale reprod~zierendes Moment, so nennt man den wiederau~tauehen, den Inhal t , der dureg Assoziat ion den tand,eren naeh sieh zieht, k5nnen aueh Inha, lte wirken, die yon dem ur- spr i ingl iehen mehr oder weniger versehieden sind~ }st A als urspriing}iehe E mpf indung gegeben, so k5nnen aueh die Empf indungen AI, A.~, As, . . , An und die Vors te l lungen a~, a2, a3, • . . , c% das nr- spri ingl ieh mi t A verkni ipf te B repro'duzieren. Das gleiehe gi l t nun aueh fi ir ,des repro4uzier te Element , das ja sehon als ~v'orstellung yon tier nrspr i ingl iehen Empf indung in mehr als einer Ribh tung versehieden ist. Aus der ein~deutigen Yorausset, zung A-=B zieht man also eine sehr m, ehrdeut ige Fo tge rung A~ A.~ . . . A n ea a,., . . . % - - b~ G . • . b~ und sueht ,d'ie ]~indeutlgkeit 4adureh wiederherzustellen, daft man auf zahl- reiehe, an s ieh mehrdeut ige Repro 'duktionstenden- zen hinweist , die zusammen ein Mndeutiges Re- sul ta t ergeben. Die Amvendu, ng dieser Theor le auf die Wahrnehmung maft nun noeh Folgen,des beson- ders beaehten : t i l e r kann der F a l l elntreten, u n d e r ist sog~ar der gewShniiehe, dab des I~eproduzierte sieti n ieht vom Empfundenen son,d~ert, "vielmehr als gleiehwert iger Tell ,in die Wah . rnehmungsvof s te l lung eingeht. In der dunklen Eeke f l a t t e r t ein Handtueh , diese Empf indung reproduzier t 'd:ie ¥o r s t e l l ung eines sieh bewegenden 5[ensehen, rewoduzierendes Moment unk4 reprod'uzierte ~¢or- steHung verseh.melzen, ieh ,,glaube, einen sieh be- wegenden ~¢[.ensehen zu sehen". Sehon Helmhollz hat auf d:ie Unmit telbar ,kei t und Zwangsl~u~i.gkeit

1) Im vorigen Aufsatz, a. a. O., I-Ieft 2, 'S. 24 Mnd wlr ganz kurz sehon hier,auf eingegangem

Nw. 1919. 80

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598 Koffka: Probleme der experimentellen Psvehologie. / Die Natur- [wissenschaften der reproduzierten Elemente in der Wahrm-hmung hingewiesen~) . und h.ervorgehoben, wie sehwierig es infolgedessen hiiu{ig ist, reproduzierte und empfundene Teile zu soudern. Wundt hat diese besondere Art yon assozistiver ReproduktJon Assi- milation genannt (13, I i I ) .

Der Kinematograph seheint nun ein Sehulbei- spieI ~fir solehe Assimilation zu sein, wahrbaft ein Apparat zur Erzengung yon Assimdlationen. Da- dureh, dab mir sehnell hintereina~der lauter eln- zelne, nahe beieinander gelegene Phasen einer Bewegung gez.eig~ werden, glaube ieh, Bewegu'ng

z a sehen. Es wird also auf Grund yon bestin~rn- ton r'uhenden Emp~indungen die Vorstel]nng yon ]3ewegtem erzeugt, au~ensehein.li.eh auf Grun,d yon Er~ahrucng (Assoziation), und diese ¥orstelhm'g versehmil.zt ,mit den Emp~iudun~en so lest, da~ i ehbe ide Arten yon Elementen gar nieht t rennea kann. Dies wird abet dureh eine k]e~ne Xnde- rung im Be~rieb der Apparatur ermbgl, ieht; ieh brauehe den Fi lm nu t langsamer lau~en zu ],assen, dana versehwin'det die Vorstellung, die Empfin- dungen bleiben.iibrig, .ieh sehe nae~einander die einzelnen Bilder (Linke [7, 8]).

Naeh di'eser kurzen Kennzeiehnung der Theorie 'wenden wit ~ns zu den T.atsachen, um an ih'nen die-versehiedenen Ausgestaltnngen der ~lllgemeinen Prinzipien zu erpro'ben.- W,ir stiitzen uus ~'or allem auf d,ie experimentelleh Res~dtate Werthelmers (12) sowie des Yer~assers nnd sei- her N~itarbeitej~ Ken]~el und Korte (4, 5), ohne uns an die historisehe Reihenfolge zu halten, naeh weleher die Arbeit yon Wertheimer als Ausg:angsj)'m~kt und Grundlage ~i'tr a]le sp~teren Fo r sdmngen zu gelten hat..

Der Gruudversueh is't folgendei ' : ~it Hilfe einer geeigneten Vorriehtung (Tachistoakop) wer- den naeheinander zwei Objekte ,an{ gleiehfbrmi- gem Grunde ffir eine kurze Zeit exponiert, am einfaehsten je ein Strieh in zwel versehiedenen Lagen, en~weder, so meist ,bei Ko-rte (5), wie in Fi:g. 1, o,der, so vielfaeh bei Ige.rtheimer (].2), wie Fig. 2, erst a, ,dann b oder timgekehrt. Dutch unsere Ap~araiur kbnneu wi~ m m in-ein{aeh.er Weise die Dauer der E:~pps~ition yon. a und b (ei~ u'nd e~), die Pau'se zwisehen den Expositionen (p), die Ingensitbt der Striehe (i), die ,hell auf du~'l¢le.m Grun~e m:sehienen, ,und ihren Abstand (s) Variieren. ~ n k.ann dann die Yariablen se wiihlen, dtd.~ der Beobaehter nieht mehr zwei Strlehe sieht, sondemt einen, der sieh ans der Gage a in die Lag'e b bewegt*). Wir wollen die- se~r Eindruek den d e s opti.malvn Bewegungs., stadia.tins , kurz Opt~im~al'staflium ,(Opt) nennen. Ge%en wit yon 'dies.era aus , un& verliingern die :Pause zwisehen den Exposit ionen-von a und

then; wir wollen diese Erseheinung das Suk- iessivstadh~m, (S.ulc) neunen. Verkiirzen wir , u m -

~ekehrt ~die Pause, so wird bei einer best~immten Grbge der Vergnderung wieder eia neues Ph~- nmden Suf[reten: es werden wieder zwei Striche zesehen, (tie aber strung gleichzeitig auft~auehen und versebwinden, man sieht also im F,all der F,ig. 1 zwei I'al",all.ele, im Fall der Fig. 2 einen reehten Winkel. A.ueh dies is~ nieht ibberrasehend, da ja der Grenzfall der Pau~nverk t i rzung die ~!elehzeitige Darbietnng der beiden Striehe ist, und es im ganzen. Gebiet der Sinuespsychotogie Selrwellen g}bt. Wir nennen dies letzte Ph~inomen das Simulta~s'tadium (Si~t) nnd haben dmnit die drei t taupts tadien ebarakgerisiert.

N u n h a b e n d i e V e r s u e h e v o n . K o r t e ( 5 ) abet ergeben, .d.al] man yore Opt 'aus die be~den an- derr~ Haup~stadien nieht nur dutch Yer:find6xun,a' yon p, sondern, aueh dutch Ver~inderung der In- tensitiit (i) mad .des Abs~an(N (s) hervorrufen k, ann, w~ihrend p kenst~ant bleibt.. Und zwar ~and Korte fo]gendes: hm:rseht Opt, so ~erwandelt sieh dies in Suk, 5~enn die Intensitiit erhbht odin: tier Abstand veskleifiert wird, in Sire durch ttera%- setzung yon i oder VergrbBerung yon s. Vom

Fig. 1.

I ...... a ~ '

Fig. 2. Fig'. "3.

Suk kommt man also zum Op~ und sehl.ieglieI~ zum Sire auger dureh Verkiirzung yon p durch Setexiiehung yon i odor Yer,grgBerung yon s. Wit kbnnen ,diese Beziehungen in folgeuder Form aus,drtieken:

I. io~t ~ 1-/l, pOpt ~ l/i JI. P o m ' ~ s "~opt ~ p

I l L sopt ~ i iopt ~ s, wobei das Z e i e h e n ' ~ nur besagen so}t, daB, wenn wit yore Op~ a,usgehepd die re ehte" Seite der Formeln .ver~ndern, diese , Ver~nd:er&ng dureh eine gle~chsinnige der linkeu kempensiert Wer- dean mug. Uber die Art der Funkt ionen kann noeh keine Aussage gemaeht werden.

Wir fl~agen jet~zt, wie stehen diese Tatsaehen zu der Annahrne, daft es sick um ~assozia~iv erkliir-

b, so kommt es bei elner bestimmtm~ Grg.ge bare Erseheinungen handelt-")? Beginnen wir~mi~ dieser Yeriindermlg d~z.u, dal~, der WirkI~ehl~ei~ . . . . . . . . . . . .

1) Unsure Anordnung ,stellt also die einfachste Form entspr2chend, zwe{ S~riche gesehen werden, die des Kinematagraphen d~r. ~c]~ei~ander ,an versehiedenen Stellen ~m~i~au- ~) Theofi.en, die .durch diese un& ~rahere Vermmhe

.a) ~Ebenso d'ie englischen Assoziatlonspsyehologen, widerlegt sind, ~ber mit~ ~n.ser.em Ha.uptproblem nieht vor .all em J..St. MiU und X, Bairn it, Z~sammenhang stehn~ lassen wi r unbertieksiehf.igt.

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H e f t 3a, ] 15. 8. 19191

Koffka: Probleme der experimentetlen Psyehologie. 599

der extremst empbistisehen Fassung, wie sie den Hetmholtzsehen Grun,ds~tzen ei~tsprieht. N,aeh Hetmhottz (3) erlehen wit Sinnesempfindungen ,nd lmmen d,ureh Erfahrung', sie auf Gegenstiinde der AuBenwett denten. L~ unserm Fall h~tten wir also erst Empfin, dung a, d~ann Empfindtmg b und legten dies auf Grund yon Erfahrung so ~us, dab sieh ein Objekt yon a naeh b bewegt hat. Auf die inneren psyehologisehen Sekwierigkeiten dieser Tbeorie wollen wir nieht eingehen - - n.ur kurz darauf hin, weisen, daft es so etwas in der Tat gibt, Sonne, Stundenzeiger ,der Uhr, daneben aber der Sekundenzeig~r! - - , sondeml nur fragen. wie steht sie zn den Tatsaehen? Nun, die drei l-Iauptstadien und ihre Umwandlung Mlein ttureh Vergnderung yon p khn'pte sie all6nfalls erklgren ; sind zwei Empfin.dungen J~ast g]eiehzeit, ig, so ei'seheinen sie noch ,als Zeiehen gleichzeitiger Objekte, {olgen sie in grogem AIbstand, so zwingt uns keine regelm:~igi, ge Erfahrung, sie dutch Be- wegung zu verbinden, ist ,abet p yon einem be- stimmten GrSgenbereieh, so entspricht es der Er- fakrung, ,dab solehe Empfindnnge~ yon einem be- we~en Objekt hervorgerufen wurden. Die Theorie versagt" aber sofort gegenf~ber den Xorteschen Gesetzem Aueh w e n n p unveriindert blei'bt, kann de~: Bewegnngseindruek ja durch blol?e ,Ver~inde- rung yon i oder s zerstSrt werden, und diese Tatsaehen, zumal sower sie i betreffen, k~ann die vorgesehlagene Theorie nieht erk]gren, wle nicht weitex ausgefiihrt zu werden bsaueht. Helmholtz ist tibrigens auf diese Dinge nieht ausftihrlieh eingegangen, er betmndel-t ganz kurz die stro'bo- skopisehen Sehei~ben (Lebensr,ad) und sleht da d~s Wesendiehe in der Versehm.eLzung ,der Bilder (3, I1 ~ 185), ohne darauf einzugehen, warum. wenn zwei oder mehr nieht vgllig iibereinstim- mende r~xhende Bi}der versehmelzen, der Ein- druek .der Bewegung entsteht; jedenfalls hat er ~ber an eine assoziative Erkliirung gedaeht.

Die letzte Betraeht'ung fiihrt uns zu einer anderen Theorie, die sehr hiiufig vertreten w o f den ist, und die den strobos,kop~sehen Bewegungs- eindruek in Beziehung zu den positiven Naeh- biidern tier eiuzelnen Phasenbi-lder bringt. So sing naeh Wundt (13, I I ) die Bedlngungen fiir ~lie Ent, stehung des Bewegungseindrueks d,ann am giinstigsten, ,,wenn gas positive Naehbi]d der vorangeg'angenen Phase in dem ~forr~en~ ver- .schwindet, wo das neue Bi~]d a~ftritt" (S. 615). In @n hier ,beseh,riebenen Versuehen khn.nen aber die Naehbilder keine k0nstitutR% Rolte gespielt haben, ha'ben wit es doeh mit r~iumlleh stark ge- trennten Reizobjekten zu tun, nnd die Bewegung, gerade das zentrale Phiinomen, wir& zwischen diesen Objekten gesehen (s . .a .u.) , wo ii~berl~aupt keine Naehbilder ~ liegen khnnen. Aueh sprieht wieder eins der Kortesehen Gesetze direkt gegen d4¢~e ErMiirung. Je starker tier Reiz,-rim so stg.rker and ]anger dauern4 das positive Naeh- biM. ]~Ian miil3te also im Sinne der Wundtsehen Theorie erwarten, d~g eine zu grol]e Pause dutch

E~dl~:hung ger Re~zintensitgt kompensier,t wiirde, wii.hrend, wie wir sahell, gas Umgekehrte der Fall ist: ist p zu grog, d. h. herrscht Sit~c, so kommt man zum Opt durch Itecabsetzung yon /.

Wu.ndt selbst Iegt freilieh kein allzugroges Gewieht auf gas N,aehbild, ,,,die entseheigende Rolle spielt db assimilative Assoziation der Be- wegungsvorstelhmgen, die yon der Naehbildwir- kung nur insoweit nnterstCttzt wird; .als diese die Auffassung einer kontinaierlietlen Bewegung be- giinstigt" (13. I I . S. 619). W,~ndt deutet also in der Hauptsaehe unsere Erseheinun,g so, wie w i r e s in der Einleitung &argestellt haben, a]s Sehulbeispiel fiir die Teilnahme yon GediieRt.nis- elementen an der Wahrnehmung. Nun ist Bins klar: wenn reproduzierte Elemente in die Wahr- nehmui~g ein,gehen sollen, so k, ann die Rep}odnk- tion (in nnseren Versueh.en) n ur yon beide~ Reizobjekten gemsinsam, ausgelSst werden, das reproduzi.erende Moment wih'en also die bsiden Striehe. Dies~ Folgerung ist am sehiirfst%n in der Linkesehen I d e n t i f i k a t i o n s t h e o r i e ausgedriiekt: l~onstitufiv, eon,d'itio sine qua non des Bewegungseindr~eks ist f ib Linke die Identi- fikation tier zwei ~gesehenen Objekte; ieh sehe nut ein Ob~ekt, daher sehe ieh B.ewegung. Dies ,,daher" hat aueh fiir Lin./ce friil~er (7) die Be- deutung geha'bt: dureh ~Assoziation; wenn aueh, wie wit sehen werden, mit einiger Einsehriinktmg. Heut (8) liilR er es dahingestellt, die assoziat.ive Erkl~irung erseheint ihm sogar unwahrseheinlieh.

Gegen die assoz~ative Erkliirung spreehen nun in tier Tat zahlreiehe Tatsaehen. Wit khnnen kinematoskopiseh Bewegungseindriieke e}'leben, die wir in-friiherer E~rfahrung sieher nicht er- ]ebt haben: Bieten wir als Exposition a .ein Quadrat, als b ei'ne.n Krei's, so sehen wit i m Opt ein Quadrat sieh in einen Kreis verwandeln, ein vSllig neues Erlebnis. Das hatte sehon Linlce (7) beobachtet und dara'ufhin seine, damals n0eh vertretene, Assozi, atio~stheorie ~bgesel~wiicht: es wird hiiufig nichf die Bewegung in ihrer spe- zie]Ien Form, sondern nui' die Vorstellung einer Bewegu~zg iiberhaupt assoziativ ergiinzt. Wit mtissen daher weRer fragen: was i s f e s iiber- haupt,, das, dutch ReproduCtion hinzugef£gt wird? .Die primitive Antwort ]autet: natiirlieh die zwisehenliegenden (fehlenden) Phasen. So selbstverstiindtieh diese Behaupt'ung klingt, so wenig hiiR sie einer geaanen Tatsaehenforsehung stand. ]Vertheimers Yersuehe zeigten, daft im Opt bei auf gas Zwischenfeld gerichteter Auf- mel~ksamkeit ia diesem ZwischenfeId hie'hrs, yon ,,Phasen" gesehen wird; im Fe]d ist nichts yon Objekten, das Objekt geht aus seiner Lage a heraus, kommt ill seine Lage b, dazwischel~ i s t e s nlcht vorl~anden, wohl aber die Bewegung, die vol~ommeu einheit]ieh bleib~t. Der Grund, tiber den sik:h das Objekt bewegt, urn yon a nach b zu ge]angen, wird yon seiner Farbe nieht tan- giert.. Ein schSner -Versueh Wertheimers maeht gas besonders deu~lieh (vgl. Fig. 3). Dei- kleine

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Strieh b' war such nieht ftir einen Augenblick zu einen~ vollen Balken erg~inzt, obwohl optim~,te Drehung yon a nach b gesehen wurde. Li~ke, der friiher sehou ~ihnliehe tleobaehtungen ge- maeht hat, bestgtigt jetzt die Besehrei'buna' Were- helmets vollkommen, ohne freilieh seine Konse- quenzeu daraus zu ziehen. ])enn wir mitssen doeh sehtiegen: reproduktive Erg~inzuug Ton Zw}seh,enphasen liegt ~icht vor. Lbnl,,e abe," verstel~t trotzdem unter BewegungsverstelhmR" gar niehts weite~, ,,sis alas Bewufitsein, dab zwi- schen den vorgestellten ~bzw. u~ahrgenoramenen Figuren Zwischenphasen bestehe~" (7, S. 553), und er h~lt (2. u.) au.eh heut noeh an dieser Ansieht t'est und modi~iziert .sie nttr dadureh, dab .er die Erggnzung als unansehaulieh kehn- zeiehnet .(8, S. 282, 301). Eutfgll t fiir die Asso- ziation:~neorie, did Ergiiu:zun,,~ tier Zwis.ehen- phasen, so kann sie n u r m e h r behaupten, dab Be- wegung sis Inhalt eigener A'rt reproduziert wird, eine Xonsequenz, auf die wir ba]dzurf~ek- kommen werden.

In noeb grSl.~ere Schwierigkeiten ger:,it (tie Theorie, wenn wit noch dem reprodt~zierenden '.],foment fragen. Ats solehes kSnnen ja, ,ihr zu- ~olge, nur beide Objekte gemein,am wi~ken:, ein einzelnes ruhendes Objekt trot keinen Anl/aB, V e t stellung yon Bewegm~g zu reproduzieren. "Wir sahen auch ,schon, ,dal~ d ieser Standpunkt yon der Identifil~ationstheorie priignant vertreten wird. Sie kalm sieh ant die nn'besCre)tbare Tat- sache stiitzen, dab fiberall, we I'de.ntit~it gesehen wi rd , - auch Bewegung gesehen w~d. Bewiesen w[~}e sie abet erst, wenn aueh die. Ur~ke~hrung gelten wiirde; es ist aber gerade eins der. wieh- tigsten experimentellen Ergebuisse l,I[ertheimers, daft :dies n.ieht de~" Fal l ist. Wertheimers Gegen- beweis ist. ira Grund furehtbar einfaeh. Wir ken- nen die drei IIauptstadieu Sire, Opt, S.M,'. Weft- helmet ste]lt nun die Frage, was ia~ gegeben, wenn eewa p ftir Opt zu klein, ~tir Sire zu t~'rol.l ist ? Man kSnnte meinen, ~die Eindriieke miifiten dana zu besehreiben sein als nndeutliehere, nnsieherere, sehlechtere ]),eweg'ung. der Beobaehter etwa im Zweife], 'ob Bewegung oder Simultanit~t vor- ]iegt, und diese Neinung hat wohl such eine weitere Ergorselmng des Phiinomens s o lange verhindert. Eingelmnde :Beobaehtung zeigt aber, daft sie fa]seh ist, daf~ hier vielmehr_Phiinomene yon qua]itativer E,i~enart auftreten, allgemein zu eharakterisierer~ als Teilbeweg'ung. Mkn sieh} nieht mehr ein Objek L dss sleh aus .Gage a in Lage b bewegt, sondern uwei Objekte (~ m~d b, s'on denen sieh das erste aus selner An%ngslage heraus ein Stiiek in ~ iehtung ant b h i n bewegt, das zweite aus der Riehtung yon a ein Stiiek herkommend sleh in seine End'lage begibt, un, d zwar-zwisehen den Grenzen, d.al~ a und b jedes- nur einen Ruek maehen, his zur vSlligen Ans- fiillung der Bewegungslbahn, wobei, ,damn jeder Tell die I t~lf te des Wegs zuriieklegt. Wi t be- zeiehnen diese Phi inomene-als duale Teilbeu'e-

gu,g. Sie beweist, daft der Satz: kelne Bewegung ohne Identffikation, falsch ist; wird doch bier Bewegung der beiden Objekte a uud b gesehen. ohne dM3 diese identifiziert werdem Andererseits kSnnte man, da ja doch beide O'bjekte bewegt And, sis-reproduzierendes ~5oment far ,(tle Be- weguugsvorstellungen immer noeh beide Objekte gemeinsam ansehen, h'eilieli ohne Ident,ifikation. /)agegett sprechm~ abet folgende Tatsaehen. Ver- lgngern wit fin Ol)lJ etwa die Exposi t ion des ersten Striehs, so wird wieder die Identitiit zer- stSrt: man sieht zwei Striehe, und zwar den ersten in Ruhe, den zweiten in Bewegu'ng; er geht aug a heraus naeh b, Xndert man jetzt p, so kann man es erreiehen, dab wieder a in tl~he bleibt m~d b sieh bewegt, diesmat ~ber nut fiber ein Stiiek des Wegs; man kann die Xnderung yon p so lange forfsetzen, bis aueh b nur noeh einen ]{uek maeht. Wir spreehen hier you sin- gularer Teilbewegung~). Sie beweist , daft die Bewegung gar nieht beide Objekte zn betreffen braueht, sondern nur das eine; das. macht es aehr nnwahrseheinti.eh, dab bier bei~de O;bj.ekte g'emeinsam reprodnktiv auf Be~egung wirken, wird doeh das eine ill Ruhe gesehen. Wertheimer ist f~oeh einen Sehrit t weiter gegangen: er hat Bewegungseindruck erzie]t, ~venn fi, berhaupt nu t ein Objekt geboten war, und zwar auf fo]gende Weise: X~{an exponiert mehrma]s nacheinander ei~e Objektfolge a~-b (Winkel, Paratlel.versehie- bung) und ]~.St dann plStz]~ieh oh~e Wissen .des Beobachters eine tier beiden Expositionen fort. Der .Beo~baehter sieht n..un naeh wie vor ein be- wegtes Objekt, nur geht die Bewegung fiber eine kleinere Streeke, und wiederholt man nun die Ex- positi:on d.es einen Objekts, ~so bleibt ;die Be- wegung immer k]ei.n,er werden'd noeh w~hrend 3- -4 Expositionen erhalten und hSrt erst bei dec vierten o'der fiinften gan.z ,auf. Aueh dieser ¥er- suelx seheint ant den ersten Bliek nieht geg'en eine As'soziationstheorie zu spreehen: ma'n hat so oft zwei Striehe mit Bewegung geseh.en (man ~beaehte den DoppeMnn yon ,,gesehen", denn man hat ja such bei Exposition yon 2 Striehen nu t e inen bewegteu ,,gesehen"). dab jetzt, sobald der crate Strieh exponiert wird, auel~ sehon die Re- produktion tier-Beweg'ung zustande komm~, naeh dem Gesetz der Substitution. Diese Erklgrung: seheitert aber an der T.atsaehe, daft ja gar nieht die nrspriinglieh gesehene Bewegung jetzt wieder auftr i t t , sondern eine 'kleinere, fo r die- gar keine Reproduktionsgrun~dlage vorhanden sein kam b

A]s ~esultat dieser Betrae]ltungel> ergibt sieh: der Bewegungseindru-ck ist wedgr an 'die Identi- Yikation, uoeh f iberhaupt-an beide Objekte not-

1) Linke bes4reitet die Existenz solcher Teilbewe- o ~ c ¢ .~un~; ihre Fest~tellun,g ,beruhe auf Versuchsfehlern ml4 Irrtiimern von Wertheimer ~nd ~seinen Beob~ch- fern. Wie merkwiirdi,g, dab meine Beobaehter dasselbe gesehen"-and ~ingehencI beschrieben haben. Vo.n ~n- kl'ar.en P]lgnomenen, wle Linl;e beh~uptet, ist ~ar keihe Retie, es ~handelt sieh mn yon jed.ermann unter den an- gegebenen Bedingungen beobaehtbare T~atsachen.

Page 5: Probleme der experimentellen Psychologie

we~dig gebunden, die assoziat iv-reprodukt ive Er - kliirung f inde t keine Grundl.age in den Tatsaehen.

Ehe wir d~esen Gedankengang wei ter fort- setzetb ver lohnt es sieh, kurz .einem Ein.wand fol- g e n d e r Ar t zu begegnen: wir quiilten uns hier mi t gar n ieht vorh.andenen Problemen, der Tat- bestand l iege sieh viel ein~aeher so aUsdriieken: wir sehen eine Mehrhei t yon Pha.sen einer Be- wegung und .merken nJeht, clag die Bewegung fehlt. Wiede r woll,en wi t anf die inneren psy- cholog'isehen Sehwier igkei ten dieser Theorie n ieht ausf i ihr l ieh ein~gehen, nur kurz da rauf hinweisen, dab sie auf .den Orundsatz h inauskommt: ieh merke nicht, .dug et.was nicht ist, ist dasselbe, wie: ieh merke, dab etwas ist. Aber viel sehSner wider?eg't siell die Theorie dureh Exper imente yon Wertheimer. .]st ein Nichtbemerken fiir den Bewegungseindruek konst i tu t iv , so n~iit~te die Aufmerksamke i t ganz best immte Wirkungen haben, dergestal t , dab dann, wean sie auf alas Zwisehenfe]d ger iehte t ist, wo ja gerade alas Feh- ]en- der Bewegung n ieht ~bemerkt werden soll, gerad.e dies Fehlen bemerkt werden, der Bewe- gungseindruek ,also versehwinden miigte. Tat- s~ehlieh tr i t~ nun ~olgendes ein: H a t man aus- geswoehe,nes Off, ~ao ~.nd.ert die Aufme~,ksam-

.keit daran so gut wie gar niehts. E in staz:ker E inf ]ug der Aufmerksamke i t ist aber sofort zu konsta t ieren, sebald man die Bedingungen fi ir Opf etwas ung/ inst iger macht. Richter man jetzt die Aufmerksam~keit~ au f alas Z~dselaenfeld, so sieht man optimale Bewegung , r ichter man sie auf Bins der Objekte, so t r i t t eins der Zwisehen- st adien ein, Teilbewegung, und zwar im al]ge- meinen so, dal~ sieh das Objekt bewegt, auf das d~e Aufmerksamke i t ger iehte t ist. Die Tatsaehen stehen also im krassen Widerspruel~ zur Theorie des Niehtbemerkens, gerade ,da, wo die Aufmerk- samkeit ]iegt, is t .die Bewegung begttnstigt. I m setben Sinn spreehen die Befunde yon Korte. Is t der A b s t a n d der ,beiden Objekte sehr grog, so mug das Niehtbemerken der feMenden ]3ewegung erschwert sein; ma:n miigte es durcl~ Verkleine- rung' der Pause begiinst igen kgnnen . . Die Er fah- rung zeigt das Gegentei! : i st s zu grog, s.o sieht man Sire und kommt dutch Vergr6flerung yon p zum Opts).

Dami t kehren wi t zur Reprodukt ' ionstheorie zuriiek. Von allen .speziell~n Mangeln absehend wollen wir je tz t ihren al lgemeinsten Gehal t be- i r aeh ien ; der is t folgender: I n der Bewegungs- wahrnehmung si'nd zweierlei Bestandtei le ent- halten, e in eigentlich wahrnehmungsmii~iger (empfundener) und ein blo# eorgestdlter, beide zu einer ununterseheid'baren. E inhe i t vecbu.nden, in der die Vors te l lungselemente am Wirkl ich- kei tscharakter der Wahrnehmung teilhabeu. Jener F a k t o r sei der Ortswechsel eines Men- t isehen Gegens~andes, dieser das bewegte Objekt im Zwlsehenfeld (Linke [8], S. 282). Das Fun -

~-) Den gleiehen Ei~iwand kann man aueh gegen die Identi fikatiomstheorie erheben.

Koffka: Probleme der experimentel len Psychologie. 601

dament dieser Theorie bitdet die Tatsache, dab J3ewegung gesehen werden kann, ohne dab die bewegten Zwisehenphasen gesehen werden, was so ausgedrfiekt wird : ,,ieh nehme elne deufl iehe Bewegung wahr, tier gleiehwohl die wesentliehen. Keflnzeiehen der ]3ewegung fehlen" (Lin~e [8], S. 279), denn zu einer Bewegung, das t iegt i a ihrem Wesen, ihrem Begr i f f , gehSrt es, dab ein Objekt seine Bahn durehl~iuft. Diese Paradox ie soll nun du tch die eben dargestel]te Theorle i~berwunden werden; im e igent l ichen ,Sinn wi rd danach ja Bewegung gar nicht gesehen, sondern nur vorgesteIlt. Dami t ist die Theorie auf eine ganz neue Grund]age gestellt woi-den: n ieht meh~ die EmpirJe wird angerufen, sondern b e g r i f f - liehe lJ%erlegungen, die v o r a l l e r E m - p i r i o Oel tung beanspruehen. Dadureh ist die Theo,rie dem Urte i lssprueh der Tatsaehen entzogen, Tatsaeher~ kSnnen sie nieht widerlegen, aber aueh nieht, best~ti.gen~), un.4 sie kan,n mi th in aueh keine Voraussagen fiber Tatsaehen liefern., D,er Naturw]ssen:sehaftler wird solehe Theorie mit Reeht yon vornh.erein a,bl,ehnen. In der Tat seheint mir diese Nethode Linkes, aus ,,Wesengesetzen'" psyehologisehe Theorier~ zu ~bau.en. wi.e ieh h ie r f re i l i eh nieht, weiter begriindezl kann, ein aus- siehtsloser Irrweg.

Feh] t es der Theorie yon der Zusammen- gesetzthe]t der Bewegungswahrnehmung somit an einem Tatsaehenf lmdament , so ist es doeh aueh seh, wer, sie zu widerlegen. A;ber e s - g N t doeb g'enug Tatsaehen, die eben dureh diese Theor ie so gay nieht erkliir t , werden, also als Gegenargu- meute anzusehen .sind. W i t t.eilen diese Argu- mente in zwei Gruppen: 1. die deskriptive, 2 . .d ie funkt ionale . I n der ers ten tei len wir sehlieht beobaehtbare 5ferkmale, Beson.derheiten der Ph~- nomen,e selber mit, ha der zweiten gehen wit auf die Ents tehungsbedingungen und au{ die Naeh- wii'km~gen der Phanomene ,elm 1. Die Theorie der Znsammengesetzthei t ver langt nieht, dag wi t am Phfinomen di rekt erkennen k~nnen, was Emp- f indung, was blol3e Vorst.ellung ist, abet sie ver- langt, dab beide Ar ten yon Elementen, die Emp- f induagen sowohl wie die Vorstel lungen, im Ge- samterlebnis ,enthalten sein massen. Wertheimer ha t dagegen eine Reihe yon Yersuehen angef[lhrt , in denen die , ,Empf indungen" tei~weise oder ganz fehlen: a) Es i s t bekannt , z. B. yon Lese~,er- suchen her, dug yon tachistostkopisch exponierten Objekten h~iufig ein Tel l gar nieht zur W a h r - ne'hmtmg gelangt. Dies kam in den Versuch~n yon Werfheimer such vor; das elne Objekt {ieI aus, der Beobaehter gab an: W i n k e l a n o r d n n n g ; diesmal w:ar nur ein St r ieh exponiert , der sieh um ca. 30 o gedreht hat. }Iier t:ehlt also 'die e[ne ,,Empfi'ndung", ohne 4aB de r 'Bewegungse ind ruek versehwindet, b) :~'[an exponiert h~iufig h in te r -

1) So fiigt L,inke die'Kortesehen Gesetze seiaer Theorie in einer Weise ein,' dab Me tiber ihre Richtig- kei~ oder Falsehheit nichts ent.scheiden ki~nnen (8, S. 323), aber d,afiir wird ,auch gar keine ErkP, i~rung ffir diese Oesetze ~¢ersucht.

Nw. 1919. 8l

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~ 0 2 Koffka: Probleme der experimentellen Psvehologie. r Die Natm'- " [ w i ~ o n s o b a f t e n

einander a b a b a b . . , dana sieht .man, wean opti.male Verhiiltnisse herrsehen, bald nieht mehr die Lagen c~ und b and dazwisehea die Hin- und :Riickbeweg:ung, sondern das Objekt kommt schon als bewegtes an- und verschwindet noch in Be- wegung, e) War ]~ier yon den ,,Empfin~dungen" a nnd b kaum ' mehr e~was iibrig geblieben, so kann der Ausfall ' noch r adikaler werden. Be- sonders wenn die Expositionszeiten kurz sin d, kann man l=~hiinomene hervorbringen, wo der Be- vbachter bei k lars tem-Bewegungsei~druck iiber- haup~ l~ein Ob]elct sieht. Also: Bewegung ,wir,d gesehen, nieht a.ber ein bewegter Gegenstac~<P.).

2. a) 3gun kann Opt auch dana erzielen, wenn sieh et und es zeitlich iiberlappen, also p n.egativ wirct. Warum soll ~hier zu den ruhenden Emp- dindun~en, die ja doeh sogar eine Zeitlang gleich.zeitig da sind, noeh die Vorstellung der Bewegung treten? b) Eiu noeh nicht esw~hntes Gese~z yon Korte besagt: Expositionszeit ~tnd Pause miissen gegeneina~der vari iert werdeh : tatxge :Exposition - - kurze Pause und ,umgekehrt. Bet rug z. B. p 37a ( l s = ~/~soo see), so sah man bei e : 1 8 3 ~ Opt, bei e : 3 7 ~ Sire. Seh0n dies ist sehwer zu verstehen. Vollends rgtselhaft wird es aber, wenn .man -nut eine Expositionszeit auf 183a bringt. Dann sieht man wieder Opt, un~l zw~ar sowohl wenn e~, wie wenn e~-allele vet: ]gngert wird. Man denke doc:[~: re'st erseheint Str ieh a ffir 37q, dann kommt die Pause yon 370, dann Str ich b; wiihrend, der ersten 37~ seiner Dauer ist noch nicht entsehieden, abun ,& was fiir eine Vorstellung zu den Empfindungen hin- zutreten sol]; die Entsche~dung ist such noch nieht gefallen, wenn e~ ,110 a g~dauert hat (e~ ~- 110 ~ "ergibt ~duale Teitb~wegung), drs~ die tetzten 73a yon den 257a 5ringen die Entsehei- dung, die die ersten 174s nieht herbeifii~ren konnten. N:ir ist kein Meehanismus fiir die Ver- bi~dung yon Empfindungen a nd Vorstellungen bekannt, der so etwas erkli iren kSnnte, c) Auf stroboskopisehem Web lassen sich Bewega~ngs- nachbilder erzielen. Es ist beksnnt, ,dab man, ~enn man lgngere Zeit bestimmt gerichtete Be- wegung gesehea hat nnd nun auf einen ruhen- den t I in t e rg rund ,b]iekt, die entgegengeriehtete Bewegung 'sieht. Bekannte Beisp"iele sind die gedrehte Spirale, die s'ieh, je naeh der Drehrich- tung', auszudehnen oder zusammenzu~iehen s~heint ~md s~eh, wenn .man sie dana plStzlieh anMlt, zusammenzieh~ bzw. ausdehnt, oder .das Vortiber- gleiten yon vertikalen Einien dureh das Geslehts- feld, denen bei objektivem Stillstand ein sehein- bares Raekgleiten folgt. Das gleiche negative Bewegungsnachfbild erhiilt man nun aueh / wie Exn, e~" and Wertheimer gezeigt haben, wenn man das Bewegungsvorbild kin~mato.graphisch dar- bietet. Dieser Yersueh stellt uns vor die Alter- nati~ve :'enl~weder wit n'ehmen such b e i de} Wahr-

~) Benussi ~m¢~ Linke leugnen d~s ~orkommen solcher teiner Bew.%o~ung, B. k~ante es nicht be~b~ch- ten, ftir L. ist es a priori unmSglich. Ieh selbst war einer der BeM~achter Wertheimers .and kann ~icht an- der.s als meinen oft wiedeyholten Beob~chtungen traaen.

neh.mung wirk]ieher Bewegun~ die Vereiaigung yon vorgestellten und empfundenen Elementeu an nnd miissen dana das Nachbild auf Grund dieser Annahme erkliiren, was ungeheuer schwierig ~sein di]rfte, oder wit geben die Annahme aueh fiir die stroboskopische Bewegungswahrneh.mung auf, was uns naeh allem Gesagteri nicht me'hr schwer fallen wird. Nun kSnneu wit die erste Alter- native wil~klieh ausschlieBen durch einen Vet- such Exners aus dem Jahre 1875: ,,Wenn man die weil3e Marke in den unteren iiuflersten Tell des Sehfelds bewegt, so kann man diese Bewegung noeh da erkennen, wo man die ~[arke tiberhaupt nicht mehr sieht, ~ . h. wo man weder etwas irgendwie ]3egrenztes, noch auch etwas Weil3es sieht. Es klingt fast ,ko.misch, dab ,man nut die Be~gegung, niehts Bewegtes sehen soll, doeh :kann ieh den Eindruek, den ieh babe, nieht anders %e- seilrei'ben" (2. S. 163). Aul3er tier Besfiitigung der reinen, objektlosen Bewegung liefert uns dieser Versuch einen Fall, wo Bewegung auftr i t t , ohne dab eine Empf indung im iiblichen Sinn da war, ja unter Bedingungen, unter denen versehie- den lokalisierte Empfindungen wegen der ge- ringen Se}.lschiirfe ~ler peripheren Netzhautteile gar nicht zustande kommen kSnnen. Exner sehliel~t denn such, dal3 der Bewegungseindruek nieht auf Vdrstellungstiitigkeit beruht, sondern a]s Empf indung anzusehen ist. Wertheimer hat ~hnliches nun such bei kinematoskopischer Dar- bietung erreicht, s9mi t den gleiehen Beweis fiir die Wahrnehmung nichtwirkI'ieh6r Bewegung er- braeht. Wit sind somit ber~chtigt, di,e Theorie den" stroboskopisehen B~ 'egungswahrnehmuagl die eine Zusammenset~ung dieser ,aus Empfindungs- und Vorstellungselementea behanptet, s ls unzu- reiehend abzulehnen.

So.mit bleiben uns noeh zwei Fragen: 1. Wie muB eine Theorie besehaffen sein, die allen Tat- saehen gerecht wird, und 2. .wie ha~ben wit uns dann den Einflufl der Er fah rung auf die Be- wegung~wahrnehmung zu denken?

I. D i e B e w e g ~ n g s w a h r n e h m ~ . n g i s t e t w a s E i n h e i t l i e h e s , in ihr trit't uns ein Inhal t s ~ generi's mit spazifisehen Qualit~iten gegeni~ber, der:en Charakteri,stikum es i ,st , dynamiseh zu .sein. E'ine Bewegung kann in itsrer an.sehanliehen Gegebenheit tang- sam und triige oder sehnell un.g te'bendig sein, sie kann sieh. leicht vollziehen oder wie aus mgchti,ger ~innerer St>antmng, um nut einige solche spezifiseher/ Bewegm~gsqualitiiten anzn- deuten. Und dies Erlebnis sui generis steht in ebenso direkter .Beziehung zi~ den Reizen, wie nur irgendeine Empfindung. Wi t brauchen nicht mehr 'zwischen der Wahrnehmung wirMieher und stroboskopiseher Bewegung zu scheiden, psycho- logiseh sind 'beide gleiehartig, "beide erxeugen ja negative Naeh~bilder, aueh sind beide, unter giin- stigen Umstiinden, ununterseheidbar, wie ~vieder Wertheimer in besonderen Yersuehen gezeigt hat. Wir kSnnten mit Ex'ner yon Bewegungsempfin-

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I-I4ft 3~ l ]5. 8. 1919J

dungen sprechen, doeh ist der Sitz des physlo- ]ogischen Kor re la ts der Bewegung~vorstel ]ung re la t iv zentral an'zunehmen - - stroboskopisches Bewegungssehen kommt n i iml ieh-aueh d a n a zu- stande, wenn man Objekt a dem einen, b dem anderen Auge bietet - - , auf Netzhantvorgi inge kann man ]l ier n ieht rekurrieren, , wie ,bei den Farben, so dug man s i eh m i t der i i~liehen Ter- minologie in Widersprueh setzen wfirde.

I T ~ s e r e T h e o r i e m.uB a l s o p h y - s i o t o g i s e h s e i n - - da wir Bewegung als psychologkseh irreduzi,bel erkannt habes - - , and sie mug zentral osein. Solche Theo- r ie ha t Wertheinte,r entworfen: Er n immt naeh neueren hicnphysiologisehen Forsehun- gen aN wahrseheinl ieh an, dab :nit einer E r r e g u n g einer zentralen Stel le a eine physiolo- gisehe Wirkung \ in gewissem Umkreis um a ge- ~etzt wird. Wi rd nun naeh a eine Stelle b ge- reizt , die ~o nahe liegt, dug die U.mkreis~qrkungen ine inandergre i fen kSnnen, so l iegen mehrere MSg- l iehkei ten vor. Entw'eder die Pa~se zwischen den Reiznngen ist so grol3, dag die ,Um~kreiswirkung um a sehon 'erlosehen ist, wenn die E r r e g u n g yon b einsetzt , dann t r i t t Su/~ e in ; oder die Pause ist kfirzer, die E r r e g u n g yon a ist beim Einsetzen yon b etwa auf ihrem t t5hepunkt , dann t r i t t ein pkysiotogischer ger iehte ter Kurzsehlnl] ein, die Er regungen flieflen ine inander , und dies Hin i iber yon Er r egung ist das Xor re la t des Opt; is t die Pause noeh kiirzer, so sin, d die E r r egnngen f a r eine~ gerichtetes Eurzsehlul~ zu gleiehzeit ig, Zu- sammenflieBen f inde t statt , es )mrrseht auf dem ganzen Gebiet zwisehen den gereizten Stetlen ein Erregungsg]eiehgewieht , womit dana das Sire er- k]iirt wiire. Auger den drei Haup t s t ad ien e rk lgr t diese Theorie eine Reihe wei terer Tatsachen aug das einfachste, so ,die Zwischenstadien, die ~ u n g (s. u.), die W i r k u n g tier Aufmerksamke i t (s. u.) und das negat ive Naehbi ld (Zuri~ckfluten der Erregun~:).

Die En tdeekung der Korteseheu ,Gesetze tegte es nahe, d i e ~ Theorie wel ter zu entwickeln. Ich babe an einem geometrisuh-mechanischen Bi td untersucht , in welcher Weise der Oft des Zu- .sammentreffens .der zwei Esregungen yon de~) Fak to ren e, p, i: s abh~ingt, und h~be verschiedene Tre f fpunkte au{ der ¥e rb indungs l in i e ab den verschiedenen Stadien hypothet isch zugeordnet. N i t gewissen ein~achen Annahmen ist es mir ge- lungen, F o r m e l n zn ~inden, die n ich t nur d i e Kortesehen Geset~e, sondern aueh die i ibrlgen bier raitgeteilte~x Tatsachen ab]eitbar machen~). Auch sei bemerkt , ,dug gew.isse yon mi¢ fortge- ff ihrte :Experimente yon Kennel (4) die Grund- annahme der Wer the imersehen Theorie, d i e Er- regungsausbrei tung, / z u " bestgt igen scheinen. Exponie r t man niim]ieh ein einzlges Objekt, Linie , K r e i s usw., sehr kurze Zeit, so erschelnt es mi t

• a) In einer kleinen Arbeit, die am 21. April 1918 Carl Stu'mpf in einer~ F~stsch,rift Ms C~be seiner Schiller zum 70. G.eburtstage fiberreieht wurde, aber der sehlechten P~tpier-VerMtltni~se wegen noeh i.mmer nieht, gedruekL wer de~ konnte.

Koffka: Probleme der experimentel len Psychologie. 603

einer Ausdehnungs- und verschwindet mit e iner Z usammenziehbewegung.

D e r H a u p t w . e r t d e r W e r t h e ~ m e r - e h ' e n T h e o r i e i s t a.ber ein heur is t i -

scher; sie ~stellt neue Fragen, fordert ,~o- mi~ imm~r Wieder zu experimente] len Ent - seheid'ungen i~ber 'ihre Geltu~ng auf~. was wir gerade bei der psyehologisehen Theorie yon L/n,~,e, vermiflten. I h r e F rueh tba rke i t l iegt nun r o t al lem .darin, dab sie ein neues PriIszip in die phy- sio]ogisehe Hypothesenbi ldung .ein~fihrt. S ic sieht, zum ersten Nal , n ieh t in Einze]erregungen oder der Summe vgg dureh Assozlat ionsbahnen verbundenen Einzelerreg, ungen dss physiologisehe Korre la t bes t immter psyehiseher Ph~inomene, son- dern n immt dafi i r spezifische Ouerf'un~fio~;en an~ Gesamtvorggnge mit spezifisehen Eigensehaften~ nieht Summen versehicden kombinier ter Einzel-- erregungen. Und zwar rut sie ~ties such ffir das Sire, d. h. f/dr die ruhende Gesta l t . II ist, s u c k phys~ologiseh, n icht bloB zwei JAnien bzw. die. zwei Lin ien entsprechenden physiologisehen Vor- giinge, sondern ein spezi i iseher Gesamtvorgang, eirle best immte, .riiumlich-zeitliche Erregungsver- tei lung, Erregungsmelodie , entspreehend dem Phi inomen: 9 Para l le le (analog beim WinkeD, Dies is t nun fundamenta l ffir nnseren Empfin* dungsbegr i f f ; unter nat i i r l iehen Umsti inden er: leben wir j a immer mehr oder weniger ges ta l te te Komplexe. Die Psychologic driickt das so aus, dag sic sagt : die Empf indung sei ein A b s t r a k - ~ionsprodn'kt, g laubt abet t rotzdem, die Xomplexe dutch Zusammense~zung d e r - E m p f i n d u n g e n er- kliiren zu miissen. W i t werden dagegen prim.& ~ sis Grundlage der Wahrnehmungs.i>hiinomene. solehe spezifisehen Quer funkt ionen anzunehmeu haben, aus denen die , ,Empf indungen" ki inst l ich dureh A'bspaltung he_rvorgehen. Xhnliche Vor- giinge Gaben wi t in den Wer the imersehel i Ver- suehen fiber Aufmerksamke i t kennen gelernt. W i t sahen, un te r gewissen iiufleren Umstiinden t r l t t j e naeh der S te l lung der A/~fmerksamkeit bald dies, 1)aid jenes Ph~inomen auf. Aufmerksamke i t l~i~: also das, worauf sic sieh r ichtet , nicht unver- andert , sie gehSrt zn den Fa'ktoren, die mi t - 'bestimmen, was ffir ein Phi inomen '.bei e inem Reizbes tand auf t r i t t . Was heil~t das physiologiseh im Sinne der Wer the imersehen Theorie? Zu ngehst fg r den Fa l l der Bewegung: , ,Wie immer man zentrMe F u n d i e r n n g der Aufmerksamkei~ denken moehte, immer ist zu fo rmul ie ren : e iser StelIe, an der das Aufmerksamkei tsfnndieref l .de

. . vorhanden ist, kommt erh6hte Disposition fiir Erregungen zu" (12, S. 88/9). Darans folgen die mi tge te i l t en Ergebnisse. Al lgemein ge- sprochen: Aufmerksamke i t kann die Quer funk- t ionen veriindern, sie erwei tern oder zusammen.- ziehen, l~aeh nnserer Theorie sind die E m p f i n - dungen also pr inzipie]I Vm~'iinge der gleiehen A r t wie die hSehsten Gestal ten, Vorgg'zkge, die nm ~ Ms-nahe an die Grenze des physiologiseh 3Igg- l ichen eingeengt, gehemmt worden sind, also Ph~nomene, die im Verh[il tnis zu den G e s t a ] t ~

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604 Koffk~: Probleme der experimentellen Psychologic. Die Natur- wissensehaften

niche prim~ir, sondern sekundiir sind, da sic ja dureh ktinstliehe Isolierung aus ihnen hervor- gehen. Der Untersehied zwisehen dem ,,bildungs- gesetzlieh Festgelegten" und dem dureh Eiuhbung Erworbenen, um die dutch v. Kries (6) neuer- dings eingefiihrten Begriffe zu verwe~den, be- steht jedenfalts zwisehen Empfindungen und Ge- stalten nieht.

2. Und nun wenden wir uns zur letzteu Frage, die ja den Ausgangspunkt unserer ganzen Unter- suehung b~ldete. W i e h a b e n w i r u n s a e n E i n ~ l u l ~ d e r E r f a h r u n g zu d , e n k e n ? t-Iier mtissen wit nns auf unser spezielles P, roblent beschriinker~ und noeh ein paar T,at,saehen anfiihren. W~r. vel~veisen ~uf Wertheimers Einstellun~svei, sueh mit Dar- bietung nur eines Objekts. Hier ist der Einfluf des Erfahrung deutlieh: h~tte man vorher niche mehrmals zwei Objekte unter Bedingungen des Opt exponiert, so wiirde jetzt das eine nieht den Eindruek tier Bewegung hervorrufen. Ein anderer ~Tersuch Wertheimers ist in Fig. 4 vera'nsehau-

b b b b Fig. 4.

tieht. Mehrmals wird Nr. 1 geboten, man sieht Balken a in der Pfeilriehtung umklappen, man bietet nun fortl,aufend Nr. 2, 3 und 4, und aueh bier, wo der Winkel grSl3er als 90 ° ist, erfolgt die Drehung im gleiehen Sinn, wiihrend Exposi- tion yon Nr. ~ ohne vorangegangene Nr. 1---3 .die entgegengesetzte Drehrichtung ergdben hiitte. Der Einflng.der Erfahrung iiul~ert sich also bier so, dal~ met~rfaeh wiederholte A:ktua]isierung .be- stimmt gearteter Yorgiinge Dispositionen'sehafft ~iir gleichartige Vorgiinge,~ so dug solc~le auch d~nn auftreten, wenn die Ileiz}age atlein andere }~eaktionen hervorgerufen hiitte. Die Erfahrung bra~ueht n attirlieh niche aus den Versuehen zu stammen, sic kann dem gewShnlichen 'Lebgn ent- nommea sein. Dafiir braehte Lintce (7) u. ~: fol~ gendes Beispie]: Di-e einzelnen BHder der Fig. 5

' L J %_2 % j Fig. 5.

werden im Stroboskop dargeboten, naeh 4 ~qeder :1 usL; es entsteht der Eindruek miner auf der, wie eine t~inne aussehenden, Peripherie entlang- rellenden Kug'el; exponiert man die Punkte ohne I-Ial%kreise, so hiipft ein Punkt immer auf dem kiirzes~en Wege, also in gerader LiMe, yon einer Ste]le zur andern. Daft die Bewegung entlang tier Peripherie a u f Erfahrung beruht, ist damit freilieh noeh niche bewiesen,, vim wahrsehein- lieher ist, dug der Bogen, yon aller Erfahrung ~bgesehen, die Bewegungsform modifiziert, wie man durch etwas veriinderte Versuche teieht naet~weisen kSnnte, abet es gibe zwei,fellos Fiille, ~hntieh ,diesem, we in der Tat die Bewegungsform dutch Erfahrung bestimmt ist. Dann aber ist

diese Wirknng~ ger~deso zu verstehen wie oben. Es liegt eiue Disposition vor zu Querfunktionen, die dem tlelzbestand ad~quat, wenn aueh nieht notwendigerweise am adiiquatesten, ~st, und diese Disposition beeinflugt die Reaktion. Es ist nicht so, dal~ friihere Erfahrungen gesondert lebendig wel~den und mit dem Reizg6bundenen verschmelzen, sondern anf Grund der Reize und der Mteu Dis- position entsteht ein fbestimmter spezifischer Ge- samtvor,gang.

WJr haben es bier mit sehr einfaehen Er- fahrungseinfliissen zu tun, u nd es ist eine unge- heuer wichtige urM brennende Aufgabe der Psychologie, ganz allgemein den Einlluf der Er- fahrung auf die Wahrnehmung zu erforsehen. Wir ha'ben bier wenigstens eiheu Ausblick ge- wonnen auf die ltichtung, irL der die LSsung liegen mug. Erfahrung, als Grundlage des Ge- d[ichtnisses, ist nicht ein rein passives Yerhalten, es kommt d,arauf an, dab Spezifisches geschieht, es wird, schon bei der ersten Wahrneh~ung, yore Organismus eine Leistung verlangt~). Diese Lei- stung, darln besteht die Wirkung des Gediieht- nisses, geht nach ihrer Beendigung dem Organis- mus nich~ vS]lig verloren, sondern der-Organis- mus reagiert, wenn er wieder in iihfiliche Situ~- tionen versetzt wird, jetzt Ieichter und sehneller, er reagiert im Sinn der nrspriingliehen Situation, aueh wenn die neue Situation, yon sick aus be- trachtet, ein anderes Verhalten -na helegen wiirde. Aber wit h aben keinen Grund anzunehmen, dug dureh Erfahrung, d. h. a~lein dutch Wiederholung einer und derselben Wahrnehmung (oder mehrerer Wahrnehmungen), und sei sic noch so h iiufig, etwas spezifisch Neues geschaffen wiirde, eine Annahme, die ja im ursprtingliehen Empirismus enthalten wa~").

Und so mug denn ein Hinweis allgemeiner Art diese Ausfuti}ungen besehlieflen: v. Kries, der mederne Empirist, sieht d/as Grundmerkmal des Empirismus gegentiber dem Nativismus darin, dab er die riiumlichen Bestimmungen unserer Sirmeseindriieke ihren qualitativen und intensiven als etwas grunds~t'zlich anderes gegeniiberstellt, versehieden in bezug auf ihre psychologisehe Natur, ihre Entstehung und besonders ihre Ab- h~ngigkeit yon der Erfahrung (6, S. 533), we- minter v. Kries ihre Wandelbarkeit und Aus- bildungsfiihigkeit versteht (S. 5~8). Ftir uns scheint abet d{eser Untersehied zu sehwinden. Der Nativismus maehte nae}l unserer Auffassung den FeMer, dab er ,di.e ,riiumliehen Best.immungen" der Empfindungen naeh dem N[uster der quali- tativen und intensiven deutete, daft er, mit an-

1) Auf einen verwandten Gesiehtspunkt, Anpassung des Organism, s an die Reize zttr Verhinderung yon Ver~,naerungen, sueht neuerd'ings Pikler (9, 10) die gauze Wahrnehmungspsychologie z~t grtinden. Die Au~ftih.rung weicht radikM yon den bier vertretenen Ansctr~tmngen ab, eine Diskussion ist bier niche m~glieh.

e) Diese Annahme hat der Nativismas mit Reeht bek~mpft. Eine ausffihrliehe Diskussion flndet man schon bei St~tmpf (11).

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ttett 3~.1 SchrSder: Uber 15. S. 19191

dern Worten, diese Phiinomene mi t dem alten Empf indungsbegr i f f bes t immen wollte. W i t sind aber atff dem umgekehrten Weg, wir streben da- naeh, das, was man frf iher Empf indung nannte, yon der Gesta l t aus zu begreifen. D a n a fiillt aber der Gegensatz zwisehen Empir i smus ~and Nat lvismus, win ihn v. Kries formul ier t , in sick zusammen, ~bera l l haben w i r e s mi t plast isehen Gebilden zu tun, a n d aus ,der Vere in igung zweier getrennter Gebiete, die auch der Nativis.mus nleh~ fi.be~brficken konnte, en ts teh t nine miiebt.ige t : a l le yon neuen Prob lemen ffir die Fo r sehung

Lite~'a[~t rverzeicl* ~is. 1. V. Benu~si, Versuche zur Analy~se tak±.il er-

weekter Seheinbewegcmgen. Arch. i d. ges. Psyehol. 36, 1916.

2. S. Exne.r, t?ber das Sehen yon Bewegungen und die Theorie des zuuammengesetzten Auges. Sitz.-Ber. d. K~is. Ak. d. Wiss. (Wien). Math.-Nat. C1. Bd. 57, 3 Abttg., 1876.

3. H. v. Helmhol.tz, Handhuch ,der physiologisehen Optik, 1. _%ufl. 1856--66, 2. Aufl. 1885--96, 3. Aufl. in Gemschft. mit A. G~llstrand und J. v. Kries her. you W. Nageg, 3 Bde., 1909~11.

4. K. Ko[fka, Beit.rage zur Psychologie tier Ge- stalt- und Beweg~ngserlebnisse. Einleitu~g vom ltefausg. I. Untersuchungen yon F. Kenkel, Ztsehr. f. Psychol. 67, 1913.

5. Dgl. II. KinemsLoskopisehe Vntersuchu~gen yon A. Korte, ebenda 72, 1915.

6. J. v. Kries in Helmholtz, Physiologische Optik I I I a (s. Nr . 3).

7. P. F. Linke, Die stroboskopischen Tiiusehnng/en an4 das Sel)en yon Bewegungen. Psychol. Stud. 3, 1907.

8. P. F. Linke, Grundfragen der Wahrneh~:~ungs- lehre. Mtinchen 1918.

9. J. Pikle-r, Empfindung und Vergleich. Zeitschr. f. Psychol. 69, 1914.

t0. J. Pikler, Sinne~phyMologisehe Untersuchun- gen. Leipzig 1917.

11. C. Stum.p[, ~ber den psychologiscl~en Ursprung der Raumvorstetlung. Leipzig. 1873.

12. M. VVertl~eimer, Experimentelle Studien fiber das Sehen van Bewegungen. Ztschr. f. PsyehoI. 61, ~912. S. 161--265. {Aueh als Frankfurter Habit.- .Schrift.)

13. W. Wandt, Grundziige der physiologischen P.syehologie, 6. Aufl.. 2. und 3. ]~d., 1910/11.

Ober Meteorpapier. Von Dr. ~rzt~o Schrgder, Breslaur.

t a einer Zeit , in der einerseits empfindl iche Pap ie rknapphe i t a n d anderersei ts beiuahe aus- schliel31ieher Pap ie rge ]dumlauf herrschen, in der wi t in E r m a n ~ e h n g anderer Rohstoffe unsere W~sche, Kle ider , Decken, Vorh~nge und selbst Bindfaden aus Pap ie r herstel len, i s t e s viel]eicht angebracht , einer besonderen Ar t yon Pap ie r zu gedenken, das fas t unbekannt ist, yon dem abet selbst e rns tha f t zu nehmen.de Leute frf iherer Zei- ±en glaubten, dab es vom H i m m e l gefal len sei, uad es deshalb Meteorpapier genannt hubert.

Die erste dem Verfasser- darfiber bek~nnt gewor- den.e Nachr ich t s t ammt aus dem Jahre 1639. Da- ma t s l and man auf Fe ldern in der N~he nines Sees

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in Norwegen nine dichte, weige, der englischen tel- hen Leinwand oder dem chinesisehea Pap ie r £hn- liehe ~iasse, die an Simon Paul i, Professor der Botan lk in Rostock, gesendet wurde, der jedoeh nichts mi t ihr anzufangen wuflte.

~Veit bekannter wurde e ine papierar t ige Masse aus Kur]and. Es wi rd ,darfiber erz ihl t , dal~ e in Arbei te r am 31. J a n u a r 1686 nachmi t t ags w~ihrend eines s t i i rmisehen Schneewetters die gauze Fl~ehe sn ein~m Teiche bei dem Dorfe Rauden, sieben ~[eilen nSrdl ieh yon 3lemel, mi t einer kohlschwarzen, blf i t t r igen oder pap ie ra r t igen Substanz bedeckt sah, die vormi t tags noch nicht da war. Von ihr erz~hlte ihm sein Nachbar, dab er sin flockenweise habe aus der L u f t fa l len sehen. Die Kunde davon verbrei te te s ick sehnell, und viele g ingen kin , um sich diese r i i tselhafte Ersche inung anzusehen. Man fund dor t aueh Stfmke, die win ein Tisch gro~ waren und f inger- dick i ibereinander ]agen. Sin ware~ in feuchtem Zustande ii,belriechend wie Seetang, der faul t , trocken jedoch geruch]os. Beim Zerreil3en waren sin faser ig fast win L5sch- oder Druckpapier .

Anch die damal ige gelehrte Welt ger ie t fiber diesen , ,Papiersehnee" in ziem]iche Aufregung . Dr. Johann George Weygand, ein Arz t zu GoI, din- f e n in Xur tand, meinte, man habe es bier mi~ wirkl ichem Pap ie r zu tun, das yon e inem in der Ostsee gestrandeten Sehif fe aus ans Land gespfilt sei. Es hiitte dann in Bal len eine Ze i t lang zwischen Seetang an der Kfis te ge fau l t und da- her F a r b e a n d Geruch bekommen. Nach dem Trocknen w~re es wahrseheinl ieh dnreh die ge- f ade zu dieser Zei t wehenden o rkanar t igen Nordostwinde in der Lu f t wel t fo r tgef t ih r t wor- den.

]~'[it dieser E r k l a r u n g konnte sick .der Pro- fessor der hfedizin Dr. Philipp Jakob Hartma~n ia K6nigsberg in seiner Exercitalio generatione mineralium, vegetabilium et animalium in a~re 1688 n icht zufr ieden geben, sondern er behaup- tete, dag hier ein Neteor s ta t tgehabt h~tte, indem die papierar t ige Nasse aus .der L u f t in zusammen- hiingenden Sti icken niedergefa l len sei, die der S tnrm l~ach~riigllch zerrissen babe. Der Phys iker Chtadni, der dutch die naeh ibm benannten Klangf igu ren auch heute hock al lgemein bekannt ist, f[ ihrte dlese Naehr icht in seinen Untersuelmn- gen frber die F.euermeteore yon 1819 an a n d Zahlte jene vom Himmel gefallenen Papiermassen zu den weleh'en ~feteoren, jedoeh ,~fraglich". N o & 18~5 reehnete Nees von Esenbeck, der Pr i i s ident der Leopoldiniseh-karol lnisehen GeseIlsehaft zu Hal le , in dem Anhange fiber A{eteororganismen zu Robert Browns Aufsatz fiber den roten Sehnee die 3z[asse des kurl~indlsehen ]~feteorpapiers ,,zu den wahrsehein] iehea Aerophyten",

3~ittlerweile war suck die Ohemie der F rage naeh der Besehaffenhei t des 2~'Ieteorpapiers niihm.- getreten. 1[. v.. Grotthu~ steltte 18t9 e ine eheml- sehe Unte r suehung der Pap ie rmasse aus K u r l a n d an, yon der er e inige Reste im Naehlasse seines