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Produkt und Farbton Die Gestaltung der Betriebsraume in der Nahrungsmittel- und Seifen-Industrie Von K u r t G 6 r s d o r f , Ludr~vigsburg Airs dem lnstitut fur Farbetipsychologic, Studio Ludwigsburg Mehr und mehr setzt si& die Erkenntnis durch, da6 die Beteiligung psychischer Krafte bei der Arbeitsverrichtung von aufierordentlicher Bedeutung ist. Was allgemein als Arbeits- lust oder Arbeitsfreude bezeidinet wird, ist bei differenzierter Betrachtung das Ergebnis des harmonischen Zusammenklin- gens vieler psychischer Stromungen und Energien. Auf einen Grundnenner gebracht kann man sagen, dai3 sich bei dem Zustandekommen von Arbeitsfreude im Menschen die aktive Seite rnit der passiven, das Tun mit dem Empfinden wechsel- seitig erganzen mussen. Dieses Kontaktgefiihl und das rhyth- mische Ausgleichen ist dann auch das zentrale Problem einer oiganischen Betsiebspsychologie. Sie mufi in der Lage sein, eine Betriebsstudie so durchzufihren, dafi aus ihr Mafinahmen und Methoden entwickelt werden konnen, die in einer aderst behutsamen und den Menschen in seiner Freihcit belassenden Art bis in das seelische Ursprungsgebiet vorstofit. Die Farbanbringung im Betriebsraum einschliefilich der Ma- schinen und Einrichtungen fult auf einer derartigen Betriebs- studie. Aus ihr mu& hervorgehen: a) die allgemeine sozialpsychologische Situation (soziologischc, soziale und allgemeine psychologische Verhaltnisse, Per- sonal- und Betriebsorganisation), b) die arbeitspsychologischen Bedingungen und Mafinahmen (faktische Einarbeitung, Zeit, Bewegung, Monotonie, Krank- heitsstatistik, Arbeitsbedingungen), c) die Struktur der dinglichen Umwelt (Raumproportionen, Architektur, Asthetik, optisch-physiologische Bedingungen), d) die individuellen und inter-individuellen Einzeltatsachen (Ordnung, Sauberkeit, Hygiene, Schonheitssinn, Kollegiali- tit, faktische Mentalitat). Die Zusammenschau dieser Faktoren ergibt eine Charaktcri- sierung der Schwerpunkte eines Betriebsorganismus'. Die Me- thode zu dieser Erfassung ist selbstverstandlich von Fall zu Fall verschieden. Es kommt nur darauf an, uberhaupt wirklich- keitsgemade Aspekte einzunehmen. Insbesondere aber ist eine Betriebsstudie wichtig, wenn w i r k s am e MaBnahmen ergrif- fen werden sollen. Keinesfalls sollte der Raum nur nach rein optischen oder asthetischen Gesichtspunkten, sondern unter Beachtung der menschlichen und zwischenmenschlichen Ver- haltnisse gestaltet werden. Sicher ist zwar, dai3 sich diese Be- trachtungsweise z. Z. noch nicht geniigend durchgesetzt hat und selbstverstandlich wurde; dennoch ist auch in den Fallen, in denen der Betriebsleiter oder der Beauftragte glaubt, die Verhaltnisse zu kennen, eine differenzierte, analytische und vor allem eine die objektiven Tatsachen crmittelnde Unter- sudiung notwendig. Dabei wird der (zum Betrieb gehorende odcr fremde) Analytiker schon deshalb eineri engen Kontakt mit dem Betrieb eingehen miissen, weil es im Prinzlp um die Frage geht: Wie nehmen die Arbeitenden physiologisch ihre Arbeitsumwelt wahr, und wie empfinden sie ihre Arbeit uncl die menschlichen Beziehungen? Die Arbeitsbedingungen wer- den in keinem Fall objektiv erlebt, also in der Weise, wie sie ein AuDenstehender spurt, sundern im Verhaltnis zu den sat>- stigen sozialen, asthetischen, ethischen, technischen und rauni- mafiigen Bedingungen. Asthetischer Wert und Charakter-Arrsdrlrck von Prodzrkt unrl Farbe Ober allen farbenpsychologischen MaBnahmen steht der Satz: Die Farben machen geneigt (sie ,,stimmen" Korper und Seele), sie zwingen aber nicht. Um nun die Zuneigung zu den Farben aktivieren zu konnen, mui3 im konkreten Fall fur die Menschen eine Obereinsbimmung der Farbgebung mit dem asthetischen Wert des Produktes bestehen. Die Aufnahme der psychischen Energien der Farbe wird verweigert, wenn die Farbe dem Charakter des Produktes (und damit dem Wesen des Arbeitsvorganges) widerspricht, oder wenn die zum un- bcwufiten Erlebnis notwendigen seelischen Qualitaten durch Primitiv-Reaktionen, z. B. durch standigen drger, durch Re- aktion auf Unterdriickung, gebunden sind. Sol1 die Farbe in1 Arbeitsraum die Tatigkeit selbst erleichtern, so miissen die genannten menschlichen Fragen geklart sein oder mit der Ein- fiihrung der Farben in Ordnung gebracht werden. Dariiber sol1 hier nicht weiter ausgefiihrt werden. Die Wahl des Parb- tons selbst geht von der anderen Bedingung aus: Die Farb- gebung mut3 auf das Produkt konzipiert sein. Das gilt selbst- vcrstandlich im technischen und im asthetisch-optischen Sinne, aber es gilt insbesondere in einem tieferen, rein-psychischen Sinne. (Bci geistiger Tatigkeit ist der Begriff ,,Produkt" im erweiterten Sinn zu nehmen.) Eindeutig wird diese Tatsache in der Nahrungs-, Genui3- mittel- und Seifen-Industrie. Hier kann man buchstablich da- vo~l sprechen, dai3 die Arbeitenden das Produkt ,,riechen" konnen miissen, wenn die Arbeitslust vorhanden sein soll, um sich auf die Bewegung und den iibrigen Arbeitsrhythmus aus- zuwirken. Kommt man als Adenstehender in eine Seifen- fabrik, so glaubt man zunachst, es miisse ganz besonders ange- nehm sein fur die Arbeiterinnen, unter der Einwirkung dcs Duftes zu schaffen. Bei naherer Betra&tung zeigt sich aber, dai3 sich sehr hiufig ein Widerwille gegen das Produkt ein- stellt, der die Arbeitsverrichtungen weitgehend lahmt. Prak- tisch sieht es dann oft so aus, dai3 die Gewohnheit zwar die U'irkung des Widerwillens verringert, die Abneigung aber dennoch latent halt. Diese Empfindlichkeit ist streng von der Empfindung der zur Produktion gchorenden Arbeitshedin- gungen zu unterscheiden. Die Belastungen, die sich etwa durch Dampfbildung in einer Beizerei in einem metallvcrarbcitenden Betrieb bemerkbar machen, sind physisch wirksam (und ge- langen so in das seelischc Empfndungsgebiet), die Abneigung gegen das Produkt selber ist rein seelischer Natur (und wirkt si& dann auf korperliche Funktionen aus). Es sei auch noch darauf hingewiesen, da13 hier nicht das individuelle Problem gemeint ist, auf welches bei der Einstellung schon Riicksicht genommen werden mut3, sondcrn das kollektive. Es ist allge- mein menschlich und verstandlich, dafi der einseitige Umgang rnit einem noch so schijnen Gegenstand UberdruD hervorruft. Grundsatzlich gilt es demnach, eine Farbe zu finden, die einer- seits dem Charakter der Ware entspricht, andererseits aber einen Ausgleich zu ihr bietet. An drei Beispielen soll die fur die Praxis notwendige Me- thodik zur Farbton-Findung und zur Anbringung der ermit- telten Farbtone beschrieben werden. Bezeichnung der Farbtonstufen: 1 = sehr intensiv, 2 = leicht aufgehellt, 3 = Pastellton, 4 = sehr hell, 5 = fast wei0. I. Abfiillraum einer Siiiiwaren-Fabrik Seitenwande seegriin 4 Stirnwande maisgelb 5-2 Dedre hellblau 4-.5 Pfeiler seegriin 9 Unterziige wie Seitenwande Untersicht der Unterziige violettgrau 4 Abfiillmaschinen moosgriin 3-2 Zuleitung zu Madinen elfenbein 4-5 Holztische und Lieferkasten lasurblau 3 Schaukelfiirderer mit rauchgrau 4 mit mausgrau 3-4 graugrun 3 mit rauchgrau 4 (gefahrliche Teile grau- violett 2) Fusboden (Steinholz) violettbraun 2 325 FETTE U 55. Jahrg. ND SEIFEN Nr.5 1953

Produkt und Farbton. Die Gestaltung der Betriebsräume in der Nahrungsmittel- und Seifen-Industrie

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Produkt und Farbton Die Gestaltung der Betriebsraume in der Nahrungsmittel- und Seifen-Industrie

Von K u r t G 6 r s d o r f , Ludr~vigsburg Airs dem lnstitut f u r Farbetipsychologic, Studio Ludwigsburg

Mehr und mehr setzt si& die Erkenntnis durch, da6 die Beteiligung psychischer Krafte bei der Arbeitsverrichtung von aufierordentlicher Bedeutung ist. Was allgemein als Arbeits- lust oder Arbeitsfreude bezeidinet wird, ist bei differenzierter Betrachtung das Ergebnis des harmonischen Zusammenklin- gens vieler psychischer Stromungen und Energien. Auf einen Grundnenner gebracht kann man sagen, dai3 sich bei dem Zustandekommen von Arbeitsfreude im Menschen die aktive Seite rnit der passiven, das Tun mit dem Empfinden wechsel- seitig erganzen mussen. Dieses Kontaktgefiihl und das rhyth- mische Ausgleichen ist dann auch das zentrale Problem einer oiganischen Betsiebspsychologie. Sie mufi in der Lage sein, eine Betriebsstudie so durchzufihren, dafi aus ihr Mafinahmen und Methoden entwickelt werden konnen, die in einer a d e r s t behutsamen und den Menschen in seiner Freihcit belassenden Art bis in das seelische Ursprungsgebiet vorstofit.

Die Farbanbringung im Betriebsraum einschliefilich der Ma- schinen und Einrichtungen f u l t auf einer derartigen Betriebs- studie. Aus ihr mu& hervorgehen: a) die allgemeine sozialpsychologische Situation (soziologischc,

soziale und allgemeine psychologische Verhaltnisse, Per- sonal- und Betriebsorganisation),

b) die arbeitspsychologischen Bedingungen und Mafinahmen (faktische Einarbeitung, Zeit, Bewegung, Monotonie, Krank- heitsstatistik, Arbeitsbedingungen),

c) die Struktur der dinglichen Umwelt (Raumproportionen, Architektur, Asthetik, optisch-physiologische Bedingungen),

d) die individuellen und inter-individuellen Einzeltatsachen (Ordnung, Sauberkeit, Hygiene, Schonheitssinn, Kollegiali- t i t , faktische Mentalitat).

Die Zusammenschau dieser Faktoren ergibt eine Charaktcri- sierung der Schwerpunkte eines Betriebsorganismus'. Die Me- thode zu dieser Erfassung ist selbstverstandlich von Fall zu Fall verschieden. Es kommt nur darauf an, uberhaupt wirklich- keitsgemade Aspekte einzunehmen. Insbesondere aber ist eine Betriebsstudie wichtig, wenn w i r k s a m e MaBnahmen ergrif- fen werden sollen. Keinesfalls sollte der Raum nur nach rein optischen oder asthetischen Gesichtspunkten, sondern unter Beachtung der menschlichen und zwischenmenschlichen Ver- haltnisse gestaltet werden. Sicher ist zwar, dai3 sich diese Be- trachtungsweise z. Z. noch nicht geniigend durchgesetzt hat und selbstverstandlich wurde; dennoch ist auch in den Fallen, in denen der Betriebsleiter oder der Beauftragte glaubt, die Verhaltnisse zu kennen, eine differenzierte, analytische und vor allem eine die objektiven Tatsachen crmittelnde Unter- sudiung notwendig. Dabei wird der (zum Betrieb gehorende odcr fremde) Analytiker schon deshalb eineri engen Kontakt mit dem Betrieb eingehen miissen, weil es im Prinzlp um die Frage geht: Wie nehmen die Arbeitenden physiologisch ihre Arbeitsumwelt wahr, und wie empfinden sie ihre Arbeit uncl die menschlichen Beziehungen? Die Arbeitsbedingungen wer- den in keinem Fall objektiv erlebt, also in der Weise, wie sie ein AuDenstehender spurt, sundern im Verhaltnis zu den sat>- stigen sozialen, asthetischen, ethischen, technischen und rauni- mafiigen Bedingungen.

Asthetischer Wer t und Charakter-Arrsdrlrck von Prodzrkt unrl Farbe

Ober allen farbenpsychologischen MaBnahmen steht der Satz: Die Farben machen geneigt (sie ,,stimmen" Korper und Seele), sie zwingen aber nicht. Um nun die Zuneigung zu den Farben aktivieren zu konnen, mui3 im konkreten Fall fur die Menschen eine Obereinsbimmung der Farbgebung mit dem asthetischen Wert des Produktes bestehen. Die Aufnahme der psychischen Energien der Farbe wird verweigert, wenn die Farbe dem Charakter des Produktes (und damit dem Wesen

des Arbeitsvorganges) widerspricht, oder wenn die zum un- bcwufiten Erlebnis notwendigen seelischen Qualitaten durch Primitiv-Reaktionen, z. B. durch standigen drger , durch Re- aktion auf Unterdriickung, gebunden sind. Sol1 die Farbe in1 Arbeitsraum die Tatigkeit selbst erleichtern, so miissen die genannten menschlichen Fragen geklart sein oder mit der Ein- fiihrung der Farben in Ordnung gebracht werden. Dariiber sol1 hier nicht weiter ausgefiihrt werden. Die Wahl des Parb- tons selbst geht von der anderen Bedingung aus: Die Farb- gebung mut3 auf das Produkt konzipiert sein. Das gilt selbst- vcrstandlich im technischen und im asthetisch-optischen Sinne, aber es gilt insbesondere in einem tieferen, rein-psychischen Sinne. (Bci geistiger Tatigkeit ist der Begriff ,,Produkt" im erweiterten Sinn zu nehmen.)

Eindeutig wird diese Tatsache in der Nahrungs-, Genui3- mittel- und Seifen-Industrie. Hier kann man buchstablich da- v o ~ l sprechen, dai3 die Arbeitenden das Produkt ,,riechen" konnen miissen, wenn die Arbeitslust vorhanden sein soll, um sich auf die Bewegung und den iibrigen Arbeitsrhythmus aus- zuwirken. Kommt man als Adenstehender in eine Seifen- fabrik, so glaubt man zunachst, es miisse ganz besonders ange- nehm sein fur die Arbeiterinnen, unter der Einwirkung dcs Duftes zu schaffen. Bei naherer Betra&tung zeigt sich aber, dai3 sich sehr hiufig ein Widerwille gegen das Produkt ein- stellt, der die Arbeitsverrichtungen weitgehend lahmt. Prak- tisch sieht es dann oft so aus, dai3 die Gewohnheit zwar die U'irkung des Widerwillens verringert, die Abneigung aber dennoch latent halt. Diese Empfindlichkeit ist streng von der Empfindung der zur Produktion gchorenden Arbeitshedin- gungen zu unterscheiden. Die Belastungen, die sich etwa durch Dampfbildung in einer Beizerei in einem metallvcrarbcitenden Betrieb bemerkbar machen, sind physisch wirksam (und ge- langen so in das seelischc Empfndungsgebiet), die Abneigung gegen das Produkt selber ist rein seelischer Natur (und wirkt si& dann auf korperliche Funktionen aus). Es sei auch noch darauf hingewiesen, da13 hier nicht das individuelle Problem gemeint ist, auf welches bei der Einstellung schon Riicksicht genommen werden mut3, sondcrn das kollektive. Es ist allge- mein menschlich und verstandlich, dafi der einseitige Umgang rnit einem noch so schijnen Gegenstand UberdruD hervorruft. Grundsatzlich gilt es demnach, eine Farbe zu finden, die einer- seits dem Charakter der Ware entspricht, andererseits aber einen Ausgleich zu ihr bietet.

An drei Beispielen soll die fur die Praxis notwendige Me- thodik zur Farbton-Findung und zur Anbringung der ermit- telten Farbtone beschrieben werden. Bezeichnung der Farbtonstufen: 1 = sehr intensiv, 2 = leicht aufgehellt, 3 = Pastellton, 4 = sehr hell, 5 = fast wei0.

I . A b f i i l l r a u m e i n e r S i i i i w a r e n - F a b r i k Seitenwande seegriin 4 Stirnwande maisgelb 5-2 Dedre hellblau 4-.5 Pfeiler seegriin 9 Unterziige wie Seitenwande Untersicht der Unterziige violettgrau 4 Abfiillmaschinen moosgriin 3-2

Zuleitung zu M a d i n e n elfenbein 4-5 Holztische und Lieferkasten lasurblau 3

Schaukelfiirderer

mit rauchgrau 4

mit mausgrau 3-4 graugrun 3 mit rauchgrau 4

(gefahrliche Teile grau- violett 2)

Fusboden (Steinholz) violettbraun 2

325 FETTE U 55. Jahrg.

N D SEIFEN Nr.5 1953

11. A b f u 1 l r g u m e e i n e r N a h r u n g s m i t t e 1 - F a b r i k Wande buchengriin 4 Decke orange 3-4 Pfeiler reseda- bis olivgriin 3 linterziige isabell (leicht braunlich) 3

(Untersicht der Unterziige etwas heller)

Maschinen-Hauptfarhe elfenbein 3-4 - Podest und Verstrebung maigriin 9 FlieBband mittelgriin 2--S - Einfassung goldgelb 3-4 FuBhoden Betonfarbe

111. F a h r i k a t i o n s r a u m e i n e r S e i f e n - F a h r i k Dedie Wande Glaswande

lila 5 tiirkis 4 goldbraun S

Fensterglas beige 4 Pfeiler und Unterzuge Maschinen

violett his rauchgrau 4

Hauptfarbe ultramarinblau .3 Schiefe Ebene maisgelb 4 Sonstige Teile perlgrau 4 und 2

Holzeinrichtungen mausgrau .3 FuBhoden beige 3.

Bei dem Abfiillraum einer Siifiwaren-Fahrik handelt es sich um einen modernen, weitlaufigen S a d , dessen Architektur sehr giinstig wirkt. Beschaftigt sind etwa 100 Frauen. Die Ar- beitsbedingungen werden bestimmt durch eiine leichte Atmungs- belastung, die der feine Zuckerstaub im Raume hervorruft. Obwohl sich die Arbeiterinnen an diesen E i n h f i gewohnten, bewirkt er doch eine gewisse seelische Versceifung, die daraus zu erklaren ist, dafi die seelisdien Energien bei einer inneren Abwehrhaltung gebunden sind. Das macht sich insbesondere an der Mimik und der Gestik bemerkhar. Die kollegiale Ein- stcllung ist nicht gestort. Die sonstigen Sinneshelastungen durch Geruch und Gerausch werden nicht als seelische Storm- gen empfunden.

Die Farbgebung richtete sich nach der Raumwirknng, nach der genannten Atmungsbelastung, nach den Farben des Ver- packungsmaterials und nach optisch-physiologischen Riicksich- ten. Der Raum erhielt eine Betonung der Stirnwande. Das angegebene Gelb tritt auffallig hervor und verschmalert sub- jektiv den etwas schlauchartig wirkenden Raum. Der Hellig- keitskontrast zwischen Stirn- und Seitenwanden bewirkt, daR die Seitenwlnde zuriicktreten. Damit wird dem Raum an sich eine gewisx Frische und ein Ausgleich in den Proportionen gegeben. Die Bindung an die roten und hlauen Tone der Ver- packung ergab eine gewisse Nuancierung in den zur grund- sitzlichen Farbwahl gehorenden Tonen. Die optisch-physio- logischen Gesichtspunkte bezogen sich auf Helligkeitskontraste zwischen Maschinen und Raamfarben. Hier bringen die griinen Maschinen in der Helligkeitsstufe 5-2 einen milden Kontrast zu den im Gesichtsfeld liegenden Farbtonen der Seitenwande der Stufe 4.

Wieso kam es nun zu den eigentlichen Farbtijnen? Es mag auffallen, dafi die ganze Farbkombination, abgesehen von den Stirnwandfarben, in blaulichen Tonen erscheint. Auch die Seitenwandfarben (seegriin) ziehen etwas ins Blauliche. Den- noch wirkt das Gesamtbild nicht einseitig. Man stelle s i c h vor, dafi gerade die Untersichten der Unterziige eine groBc Rolle als Farbtrager spielen. Das hier gewahlte Viulettgrau ist aus- gesprochen zart und gibt dem Ganzen eine wenn auch ge- diimpfte, so do& ,,sensible" Note. Dem Reizwert nach' ist der Auffilligkeitsgrad dieses Farbtons gering. Dennoch wirkt sich die Rothaltigkeit dieses Farbtons gegeniiber den griineri Tonen der Umgebung (Pfciler, Unterziige und Seitenwande) sehr belebend aus. Zugleich fangt dieser Ton dic Reflexe der Ieicht ins Violett ziehenden Bodenfarbe auf. Dagegen treten

' Vgl. Fette u. Seifen 55. 98 [I953].

die Farben der Wande weitgehend zuriick. Gerade auf diese Unaufdringlichkeit und gleichzeitige Belebung kommt es an, denn hier finden wir den Ausdruck des Charakters des Pro- duktes, um das es geht. Grobe, schwere, strahlende, leuchtende Farbtone treffen diesen Ausdruck nicht, aber auch siiflliche, etwa rosa Tdne wurden unpassend sein.

so erscheint das Gesamtbild, einschliefilich der zum Kaum gehorenden bunten Kartons, fein und unaufdringlich, ohne eiriseitig und fad auszusehen. Es wirkt sich stimmungsmaflig zentral auf das Empfindungsleben aus. Dabei spricht es das ilsthetische Vermogen an und bringt durcb die Deckenfarbe (irn Vcrein m,it den Wandfarben) der seelischen Grundlage des Atmungssystems eine gewisse Befreiung und Erhehung. Auch das kraftiger und wiirziger wirkendc Maisgelb tier Stirnwande unterstiitzt diesen Gesamteindruck. Da neben der Harmonie zu dem Produkt und zu den Menschen auch eine Ausgewogenheit der Farben unter sich beachtet wurde, ist es vc-rstandlich, dai3 die Belegschaft des Raumes sehr positiv auf diesen Eindruck reagiert. Auf Einzclheiten einer Erfolgsunter- suchung wurde hier und bei den folgenden Beispielen kein Wert gelegt. Es geniigtc, dai3 sich ein giinstiges Echo einstellte.

Bei dem 2. Beispiel, den Ahfiillraumen einer Nahrungs- mittel-Fabrik, ist das Gesamtbild der Farben bedeutend leb- hafter und grijber. Man wird sich allein schon bei der stark farbigen Deeke keine Tatigkeit vorstellen, die grijfieres Fein- empfindungsgcfiihl voraussetzt. Das Bewufltsein wird bei einer solchen Farbgebung sehr stark ,.eingestimmt", d. h. die heitere, freundliche Note. wie sie schon das Gelh vermittelt, wird hier bei dem Orange von der Decke her noch verstarkt, so daB man natb dem Gesetz der Mctamorphose zwischen dem Leiblichcn unc! Seelischen hier nicht nur von eincr psychischen Heiterkeit, sondern von einer Erwarmung des Kopfsystems sprcchen kann. W i r miissen uns versagen, hicrauf weiter einzugehen. es ist jedoch verstandlih, daB der Anfangsimpuls, wie ihn die Farbe gibt, hier bedeutend hoher liegt. Damit entsteht viellcicht die Nebenfrage, ob denn erwartet wurde, dai3 eine unmittelbare kdrperliche Wirkung eintrete. Auch hier ist es jedoch so, dai3 die Farbe ,,nur" geneigt macht. Sie k 6 n n t e allerdings un- mittelbar eine kdrperliche Beeinflussung ausiiben, wenn die Menschen diesen Impuls cntsprechend anfnehmen. Die sozinle und die kollegiale Situation erschien nicht wesentlich gestort, so dal3 man von aui3en her gesehen erwarten kdnnte, dal3 die Eelcgschaft den dynamischen Wert aufnahm und verarbeitete.

Gewisse Unklarheiten in der gegenseitigen Haltung, wie sie dem Analytiker auffielen, wurden aber ilurh beriicksichtigt. und zwar so. daB der Hauptfarbton (Orange) ziemlich rein. also ungebrochen, und der urspriinglich entwidtelte Farbton fur die Wande um einen Scliritt zum Griin bin nuanciert wurde. Es ist nicht iibertrieben, wenn darauf Riicksicht genom- men wird, daB bestimmte Farben in einer oppositionellen Stimmung abgelehnt werden. Im Bereich des griinlichen Gelb herrscht eine solche Gefahr vor. Bei Testversuchen hat es sich gcreigt, dai3 die griingelben Farben haufiger, als es hei den aiic!eren Tonen der Fall ist, negativ charakterisicrt werden. Ohnehin wird ein Resedagriin wegen seines doppelwertigen Ausdrucksgehaltes als zwiespaltig angesehen. Dieser Ton wird von Menschen, die eine gewisse Darstellungskraft oder cine kiinstlerische Haltung einnehmen, bevorzugt. Hier im Raum Iiiitte also ein sonst sehr giinstiges Griingelb wahrsheinlich d a m gefiihrt, dai3 es als ..giftig" oder fad emplunden und vielleicht auch als ein solches Werturteil angesprochen wird.

niesc Problematik stand zwar nicht im Vordergrund, sie gab hicr nur den Ausschlag. Der Bereich dcr Moglichkeiten war auch gr6Ber als im vorigen Beispiel. Der Fleischextrakt, der hicr abgefiillt wird, ist seinem Charakter nach schwer und gioh. Das BewuBtsein, dai3 man hier mit einem solchen Pro- dukt umgehe, ist mit allen seinen psychisch-asthetischen Folge- crsrheinungen vorhanden, obwohl von dem Produkt selbst kaum ctwas gesehen wird, und auch sonst nur in einem ganz scliwachen Mai3e die Geriiche daran erinnern. Hier ware der klassische Fall dafiir gegeben, daB die Vorstellung wichtiger ist als die sinnliche Wahrnehmung. Die ausgezeichneten tech- nisch-hygienischen Verbaltnisse dieses Betriehes beeintrach-

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tigen keineswegs das Wissen und die stindig-wirksame Vor- stellung, dai3 es sich urn einen Nahrungsmittel-Betrieb han- delt. So war es berechtigt, Farbtone zu entwickeln, die zum Produkt passen.

Das spriegende, frische, ,,saftige" Buchengriin der Wand tritt zwar weitgehend zuriick, wirkt sich aber sehr giinstig als Gegengewicht zur Deckenfarbe aus. Der Rauni ist schr wcit- 1;tufig. In ihm arbeiten etwa 200 Fraucn. Die Sinnesbelastung entsteht vor allem durch die Gerausche der Maschinen. Sie wirkt sich so aus, dai3 die Monotonie der Arbeit besonders im Vordergrund steht. Daher ist cs also notig gewesen, eine ge- wisse Spannung in den Raum zu bringen, was sich in dem Farbton-Unterschied zwischen Gelbgriin und Orange aus- driickt. Durch die Belebung cntsteht zugleich eine subjektive ,,Verkleinerung" des Raumes. \'or allcm wirkt die relativ hohe Decke (4..50 m) durch die kraftigere Tiinung nicdriger als sie wirklich ist. Der rotliche Isabcllton der nicht hesonders auffalligen Unterzuge unterstutzt die energetisrhe Kompo- nentc der Deckenfarbe urn einige Grade, jedoch wird verrnie- den, dai3 das Ganze aufdringlich wirkt.

Der Maschinenfarbton ist an und fur sich nicht ganz ,,stil- echt". Das Elfenbein ist im Prinzip zu .,weich", auch zu nichts- sagend als Farbton der Maschinen. Um auch ein Gegen- gewirht z u dem schweren, groben Charakter des Produktes zu schaffen, ware Blaugriin (Tiirkis) in Frage gekommen. Den- noch blieb man bei dem traditionellen Farbton der Maschinen in der Nahrungsmittel-Industrie, weil es ,.hygienisrher" wirkt, d. h. zu einer psychischen Einstellung bcitragt, d u d 1 die das Bediirfnis zur Sauberkeit verstiirkt wird. Symbolisch erinnern nun die Maschinen an einen ..gewaschencn Tisch". Zur Be- lebung und zur Auffrischung fur das einem verhaltnismafiig grogen Verschleii3 ausgesetztc Sehvcrmogcn kam dann noch ein mildes Grun zur Verwendung. Die Frauen tragen hell- blaue Arbeitskleidung, was im Ganzen die ,,totale Harmonie" (Anwesenheit aller Farbton-Bereiche) steigert, obwohl man sich dariibcr streitcn konnte, ob die Schiirzenfarhe die pas- sende ist. Sie m d t e hier als Gegebenheit hingenommen wer- den, wie auch auf die Farbe des braunen Verpackungsmaterials Riicksicht zu nehmen war.

Das letztgenannte Beispiel bezieht sich auf den Fabrikations- raum einer Seifenfabrik. Es ist kein Zufall, daf3 Lila die Farbe des Flieders ist. Sie wird allgemein (und besonders im Test- verfahren) auLh als Farbe des Duftes und des Zarten ange- sehen. Es ist nur bedauerlich, daf3 sie in Leini- oder Binder- farbe nicht diesen Hauch, dieses zartc Wescn. zur Geltung bringen kann. Dennoch sollte man sie nicht missen in einem Raum, der subtil wirken soll. In Riumen, die der Kunst die- nen (oder der religiosen Kontemplation), ist sie als Wandfarbe sehr geeignet. Sic wird von Goethe (..Farbenlehre" 9 789) als ,.etwas Lebbaftes ohne Friihlichkeit" charakterisiert. Diese Charakterisierung wird positiv, wenn die D c c k c diesen Farb- ton erhalt. Bei dem Beispiel einer Sui3waren-Fabrik sprachen wir hereits von der Wirkung des Grauviolett. das dem Lila sehr ahnlich ist. Nur tritt der rotliche Schimmer bei Lila noch tlrutlicher hervor. Dadurch wird dcr Raum starker belebt, ob- wohl die Impulskraft nicht groder wird. Diese leicht sensible Note erfordert bei der Wahrnehmung eine gewisse behutsamc. asthetische Einstellung. Diesc Situation ist hier gegeben. Das Produkt fordert geradezu eine Zuneigung zu dieser differen- zierten, nichtvitalen psychischen Haltung.

Im Verein mit den Wandfarben (Tiirkis und Goldbraun) und der Maschinenfarhe wirkt der Gesamteindruck in dem Fabrikationsraum einer Seifen-Fabrik etwas schwer und span- nungsarm. Die Keizrichtung der Farben ist weitgehend nach ,,innen" verlagert. Die beige gefarbten Milchglasscheiben der Augenfenster bringen eine gcwisse heitere Note herein. Aber die gedimpfte Note uherwiegt do& bei weitem. Einem Be- trachter erscheint der Raum im ersten Augenblidc zu .,merk- wiirdig" oder - falls er versteht, seine Empfindungen in Be- griffe zu kleiden - zu ,,sensibel". Erst die Tatigkeit selbst und die mit ihr verbundene eigenartige Stimmung gegeniiber dcm Produkt lai3t den anregenden bzw. arbeitslustfordernden Wcr t dieser Farben zur Wirkung kommen.

FETTE UND SEIFEN' 55.Jahrg. Nr.5 1953

RaummiBig und sozialpsychologisch wacen keine Anhalts- punkte gegeben. Die leicht belastende Dampfbildung und teil- weise auch die Warme im Raum wird empfindungsgemafl durch die Farben ausgeglichen; es handelt sich ja um Farb- t h e , die die Widerstandskraft gegen Aufienwelteinfliisse weit- gehcnd unterstiitzen. Auch das Lila der Decke kann, d a es der inneren Wirkung nach durth die endogene (optische Gegen-) Farhe bestimmt ist, als r in solchcr Versteifungston angesehen werden. Dai3 dcr Sinn und die Kraft der spezifischen, dynami- sclien Energien verstanden werden, hat sich hier in besonders sclkiner Weise gezeigt. Es wurde zum Ausdruck gebracht. ohne dad die Aussagen herausgefordert wurden, wie sehr man sich von neuem an der Tatigkeit freue. Der Widcrwille gegen Ihftstoffe und die Opposition gegen die chemischen I'rozesse. die hier heobachtet wurden, haben sich gelegt. Diesc Symp- tunie waren die zentralen Aspekte, gegen die die Farbgebung anging.

G I l l ? I d S U t Z F t fCr ~ F . Y t d t l l 7 l g

Der Weg von der Betriebsstudie. von dcr zusammenlassen- den Schau der Raurn-. Arheits- und Soaialverhaltnisse bis zur Feststellung des Ergebnisscs der Farbwirkung ist zweifellos ein weiter. Die Viclzahl der hloglichkeiten verwirrt zuniichst. Abcr an den Beispielen hat sich doch gezcigt, dad ein einfiih- lendes. dabei methodisches Vorgehen miiglich ist. Man kann nicht behaupten, dal3 eine solrhe Aufgabe ohne kiinstlerisrhe Begabung durchzufuhren ware. Andererseits mui3 aber geltend gemacht wcrden, dafi sich hier Kunst und Wisscuschaft keines- falls ausschliefien diirfen. Vielmchr mufi versucht werden. das Kiinstlerischc als Basis fur das Wissenschaftliche bestehen zu lassen. Diese Tatsache im Bewufitsein zu tragen, ist wohl der erste Grundsatz. E r wirkl sich gerade hei der farblichen Raumgestaltung der hier besprochenen Branchcn aus. Wenn das Produkt iiberhaupt sinngemat3 in seinein Charakter erfadt werden kann. dann ist es Aufgabe des Empfindungsvermiigcns. diescn Charakter ,,in Farbe" zu iibertragen. Das ist mitunter lcichter, als ihn begrifflich zu bcschreiben, was uns z. B. bei dem Fleischextrakt begegncte. Genau genommen gilt hier das Verfahren des AusschlieBens bestimmter Farbtone. Es bleibt dann ein griifierer Spielraum fur die nahere Wahl tier in Fiapc kommcnden Tone.

Hat man auf diese Weise den ungefahren Bercich abge- steckt, in dem sich aus dem Farbenspiel die passenden Farb- tone bcfinden, so gilt es d a m weiter, den Or t der Anbringung auszumachen. Das Grundsatzliche hieriiber wurde bereits fruherl ausgefiihrt. Ob die Decke, die Wand . die Pfeiler, die Maschi- ncn, die Einrichtungen zum Trager der Hauptfarbtone ge- horen, entscheidet sich nach der standigeu oder zeitweiligen Blikrichtung wahrend der Arbeitsverrichtung. Man kann mit ciiier gcwissen Einschrankung saeen, dai3 die Farben, die standig wahrgenommen wcrden, am beslen assimiliert werden, und die Farben, die nur peripher ins Auge dringen, reziprok. d . h. in ihrem Gegenwert wirken.

Die spezifischen Harmonie-Gesetze der Farbzusammen- stellungen sind weitgehend bekannt. Harmonisch nennt man eine Farhenkombination, wenn sie in sich komplementar ist. In dem genannten Aufsatz stellten wir an Hand der Reiz- mengen-Gleichung ( n a b H. Eriel ing) die komplementarcn Farhen einander gegenuber. Auch hier mud betont werden, daB es nicht gleichgultig ist. wo sich im Raum der Haupt- und wo der komplcmentare Farbton befinden. Zugleich mu13 die Mengcnverteilung der Farbtone beriicksichtigt werden. Im Bei- spiel der Siiawaren-Fabrik geniigte es, dai3 der im Gesamt- bild fehlende rote Ton durch die Verpackungskartons gegeben war. SchlicDlich gehort zu den Harrnoniegesetzen noch die Ordnung der Farben. Hier ist wieder das crstgenannte Bei- spiel mai3gebend: Der leuchtendere Ton tritt in den Hinter- grund (maisgelb), darnit der schwacher in Erscheinung tre- tende Farbton (seegriin) seinen Effekt nicht einbiii3t. Zuletzt spielt dann der Helligkeitsgrad eincs Farbtons no& eine Rolle. Er richtet sich einmal nach der Helligkeit bei Tage und bei kiinstlirhcr Bclcucbtung, zum anderen nach den Notwendig-

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keiten des Kontrastes. Hier haben erfahrungsgemai3 kleinste Unterschiede schon eine wesentliche Bedeutung.

Die physischen und psychischen Belastungsmomente, die nun noch berucksichtigt werdeii mussen, haben in den hier bespro- chenen Fallen stets eine korrigierende Funktion bei der end- gultigen Festlegung der passenden und wirksamsten Farbtiine. Praktisch kann es zu 3 Fallen kommen: 1 . Die Sinnesbelastungen uberwiegen, 2.Die Langeweile bzw. Monotonie der Arbeit wirkt sich be-

sonders aus, 3. Die Konzentration bei der Arheit erfordert grogte seelische

Anstrengung. Entsprechend mui3 auch das Gesamtbild des Raumes gestal-

tet sein:

1. Die passiven Farben uberwiegefl, 2. Die reizkraftigen (aktiven) Farhen stehetl im Vordergrund, 3. Die reizarmen Farben hahen erhohte Bedeutung.

Die Beachtung dieser Grundsatze fuhrt dazu, dai3 die Farhe ein wirksames Mittel zur Forderung der Arbeitslust und damit zur Befriedigung der korperlichen, seelischeri und asthetischen Empfindungen wird.

Aumerkung zum Schrifttum: Fur die Selbstgestaltung im Betriebe und fur die Festlegung

gewisser Normen empfehle? wir die Verwendung der ,,Farb- tonkarte fur die Industrie , herausgegeben vom Znstitut fiir F a ? benpsychologie, Marquartsteiniohb. Darin sind weitere Beispiele fur die Anwendharkeit bestimmter Farbtone enthal- ten.

Aus d e n Informationen der ,,APbeitsgeiiieinsrhaft fur Emiihrungsfragen e. V.", Henilover

D e u t s c h e L e b e n s m i t t e l n i c h t f r e m d s p r a c h - l i c h g e k e n n z e i c h n e t

Bayern hat als erstes Land der Bundesrepublik in ciner Be- kanntmachung die Kennzeichnung deutscher Lebensmittel in fremder Sprache untersagt. Herstellerfirmen (namentlich von Margarine) sollen den Anla5 dazu dadurch gegeben haben, dai3 sie ihre Waren unter auslandischer oder auslandisch klin- gender Bezeichnung in den Verkehr bringen und dadurch den Eiridrudt erwedten, dai3 es sich um auslandische Qualitats- ware handelt.

E r n a h r u n g i m F e r n s e h f u n k Der Nordwestdeutsche Rundfunk hat in sein Fernsehpro-

gramm eine Sendung einbezogen, die den Titel ,,Erst denken - dann essen" tragt und invbesondere die Aufklarungsfilme des Land- und Mauswirtschaftlichen Auswertungs- urid Infor- mationsdienstes e. V. vorfuhren will.

K a r t o f f e l e i w e i B p a p i e r e l e k t r o p h o r e t i s c h u n t e r s u c h t

Am Max-Plank-Institut fur Zuchtungsforschung durchge- fiihrte Versuche, die EiweiBkomplexe der Kartoffslknolle durch Papierelektrophorese zu fraktionieren, hatten bei einer Span- nung von 200 V Erfolg. Es konnte das Vorhandensein von 5 vcrschiedenen Eiweii3-Fraktionen festgestellt werden, die bei den verschiedenen Kartoff elsorten in unterschiedlicinen Mengen vorhanden sind. Man erwartet, dai3 sich der hiologische Wert des jeweils vorliegenden Eiweifikomplexes aus den Mengen- verhaltnissen der Fraktionen bestimmen lassen wird, wenn es gelingt, den Aminosaure-Gehalt jeder Einzelfraktion zu hestimmen, und wenn sich dieser als sortenunabhangig erwei- sen sollte. Ergibt sich jedoch eine Sortenabhangigkeit, so konnte damit die Eignung der einzelnen Kartoffelsorten fur ganz bestimmte Verwendungszwedte festgelegt werden.

N e u e V e r s u c h e m i t P h o s p h a t e n Friihere Versuche hahen bereits gezeigt, dai3 die psycbische

Leistung durch Phosphat-Zufuhr verbessert, die Ermud,barkeit verringert und die leistungsmindernde Wirkung korperlicher Anstrengungen aufgehoben wird. Neuere Versuche galten der Frage, ob der sich nach Abschlud einer Trainingsperiode ein- stellende Leistungsverlust durch Phosphat-Zufuhr vermindert oder moglicherweise eine weitere Leistungssteigerung erzielt werden kann. Die Versuchsergebnisse zeigten eine deutliche Wirkung der Phosphat-Zufuhr. Die Befunde fiihrten zu dem Vorschlag, daB Personen, die einen umfangreichen Lehrstoff aufzunehmen hahen, wahrend der Lernzeit jeweils wahrend mehrerer Wochcn zusatzlich Phosphate zugefuhrt werden sollten.

C y s t i n f i j r d e r t d i e W u n d h e i l u n g Nach einem Bericht von Newsletter Chemistry 6, 9 [I9521

konnte gezeigt werden, daB ein Zusatz der schwefelhaltigen Aminosaure Cystin und auch des Methionins zur Ernahrung

die Heilung von Wunden betrachtlich beschleunigt. Ebenso wurden gunstige Ergebnisse hei der Verwendung solcher Arz- neimittel und Nahrungsmittel gefunden, die sich durch einen besonders hohen Cystin-Gehalt auszeichnen, wie Eier, Mil.&, Weizen usw.

V e r d a u u n g s s i f t e h e i l e n B r a n d w u n d e n

Der Gottinger Arzt Dr. med. habil. Wilhelm Greuer hat eine neue, erfolgreiche Behandlungsmethode fur Brandwunden entwickelt. Ausgehend von dcr Bestrebung, einmal das ver- brannte Cewebe so schnell wie moglich und schmerzlos zu ent- fernen und zum anderen etwa vorhandene und fur den Hei- lungsprozei3 wichtige gesundc Stellen zu schoncn, hat Dr. Greuer die Verdauungsfermente herangezogen. Bei Brandwun- den kommt es zu einer schnellen Zersetzung des zerstorten Gewebes. Dahei werden hochgiftig wirkende Eiweii3-Abbau- produkte frei, die in den Korper eindringen und in schweren Fallen den Tod herbeifuhren. Diese Produkte werden nun in der neuen Therapie durch ein Trypsin-Praparat his zu den Aminosauren abgehaut und damit kunstlich verdaut. Die noch lebenden Schweii3- und Talgdrusen werden von dem Ferment nirht angegriffen. Bereits acht Tage nach der ersten Behand- lung zeigt sich neues Gewebe.

B r o t u n d K a r t o f f e l n w u r d e n g e t e s t e t Im hannoverschen Backeramtshaus veranstaltete der Bak-

kerinnungs-Verband Niedersachsen ein ,,Brotvergleichsessen", an dem Vertreter des Ernahrungsministeriums, der Presse und der Hausfrauen teilnahmen. Von den zehn zur Auswahl stehenden Brotsorten bekam das Vollkornbrot von 31 Essern 70 Punkte, das dunkle Roggenhrot 50 und das holzgegerstete Koggenfeinbrot 34 Punkte. Die wenigsten Punkte - nam- lich 1.5 - erkannte man dem hellen Roggenfeinbrot zu.

Zu einem Kartoffel-Test-Essen hatte die Landwirtschafts- schule Eutin 2.50 Hausfrauen und Ehemanner cingeladen, um die beliehtesten Kartoffelsorten festzustellen und damit Hin- weise fur den Kartoffelanbau in Schleswig-Holstein zu ge- winnen. Jeder Teilnehmer erhielt aui3er seinen Kartoffel- Proben einen umfangreichen Fragebogen. Die Kartoffel ,Con- cordia" erhielt das Pradikat ,,sehr gut".

S c h n i t t w u r s t i n V i s k o s e f o l i e Eine Fleischwarenfabrik in Herten (Westf.) hat kiirzlich

sogen. ,,Portionspackungen" fur Fkisch und Wurst heraus- gebracht, die z. Z. in etwa 40 Gesrhaften probeweise und - wie man sagt - mit gutem Erfclg verkauft werden. Man kann ganz nach Wunsch Mahlzeiten fur eine zwei- bis vier- kopfige Familie kaufen und sich von der Qualitat der Ware durch einen Blick auf das zellglasverpackte Fleisch uberzeu- gen. Bei Wurst ist es ahnlich, nur wird der Verkauf dadurch no& einfacher, dai3 jedes Packchen genau eine Mark kostet. Die genaue Mengenangahe in Gramm ist auf die Umhullung aufgedrudtt.

328 FETTE U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr.5 1953