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Prof. Dr. Helmut Sitzmann Vorkurs Allgemeine Chemie für Ingenieure und Biologen 17. Oktober 2017 Dr. Helmut Sitzmann, Apl.-Professor für Anorganische Chemie

Prof. Dr. Helmut Sitzmann - chemie.uni-kl.de · Ionische Bindung, Beispiel Natriumchlorid Trifft Chlorgas bei 100 °C auf Natrium, kommt eine heftige Reaktion in Gang. Natrium verbrennt

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Prof. Dr. Helmut Sitzmann

Vorkurs Allgemeine Chemie für Ingenieure und Biologen

17. Oktober 2017Dr. Helmut Sitzmann, Apl.-Professor für Anorganische Chemie

DIE CHEMISCHE BINDUNG

Ionische Bindung, Beispiel NatriumchloridTrifft Chlorgas bei 100 °C auf Natrium, kommt eine heftige Reaktion in Gang.

Natrium verbrennt mit gelber Flamme zu einem farblosen Feststoff: Kochsalz.

Videos: https://www.youtube.com/watch?v=xD96PYNhZzY

https://www.youtube.com/watch?v=z7XXBoOzxNg

Aus Natriumatomen (Radius 186 pm) werden dabei Natrium-Kationen Na+ mit

einem Radius von 102 pm. Die Chlormoleküle (Cl2) spalten sich in getrennte

Chlorid-Ionen mit einem Radius von 181 pm. Das Foto veranschaulicht die

Größenverhältnisse im Natriumchlorid.

2 Na + Cl2 2 NaCl

Natrium gibt ein Valenzelektron an Chlor ab,

weil die Elektronegativität von Chlor viel höher

als die des Natriums ist: Chlor wirkt anziehend

auf Elektronen.

Ionische Bindung, Beispiel Natriumchlorid

Durch Abgabe eines Elektrons

erlangt Natrium die Elektronen-

konfiguration des Edelgases

Neon.

Chlor nimmt ein Elektron auf und

hat damit eine Argonschale.

Die ionische Bindung besteht in

der elektrostatischen Anziehung

zwischen Kation und Anion.

NATRIUMCHLORID-GITTERTYP

Ionengitter sind die meist hoch-

symmetrische Konsequenz der

elektrostatischen Kräfte.

Das Kation ist meist der kleine-

re Partner und umgibt sich mit

möglichst vielen Anionen.

Aufgrund der Elektroneutralität

kommt im Natriumchlorid auf

jedes Kation ein Anion.

Deshalb sind auch die Koordi-

nationszahlen gleich:

Jedes Na+ - Ion ist von sechs

nächsten Cl- - Nachbarn umge-

ben.

Ebenso hat jedes Cl- - Anion

sechs nächste Na+ - Nachbarn.

ZINKBLENDE-GITTERTYP

Die ionische Bindung ist schwach zwischen

großen Teilchen mit niedriger Ladungsdichte.

Kleine Teilchen mit hoher Ladungsdichte er-

geben starke ionische Bindungen.

Die Abbildung zeigt das Ionengitter des Mine-

rals Zinkblende mit der Formel ZnS (Zinksulfid).

Formel Kation Anion Härte* F.p./°C K.p. /°C

NaCl Na+ Cl- 2 801 1461

MgO Mg2+ O2- 6 2852 3600

Al2O3 Al3+ O2- 9 2050 2980

* Nach Mohs

METALLISCHE BINDUNG

HIER DER KUBISCH RAUMZENTRIERTE TYP

Der kubisch raumzentrierte Gittertyp

wird von vielen Metallen bevorzugt

(-Fe, W, Alkali- und Erdalkalimetalle

und andere).

KUPFER-GITTERTYP

KUBISCH FLÄCHENZENTRIERT

Im Metall verlassen Valenzelek-

tronen des Metalls die Atome

und bewegen sich frei im Metall-

gitter wie ein Gas.

Die metallische Bindung ergibt

sich aus der Anziehungskraft

zwischen den Metall-Kationen

und dem Elektronengas.

Die beweglichen Elektronen sind

für die elektrische Leitfähigkeit

der Metalle verantwortlich.

Auch beim Biegen bleibt der

Zusammenhalt der Metallatome

erhalten (Unterschied zum

Ionengitter).

METALLGITTER

HEXAGONAL (MAGNESIUM-TYP)

EINE KUGEL DER NÄCHSTEN SCHICHT

KOVALENTE BINDUNG: GEMEINSAME

NUTZUNG VON VALENZELEKTRONEN

Valenzelektron = Elektron in der

äußeren Schale; Abk. VE

Ein H-Atom besitzt ein Elektron.

Zwei H-Atome können ihre bei-

den Elektronen gemeinsam nut-

zen. So findet jedes der beiden

H-Atome in seiner Valenzschale

ein Elektronenpaar.

Mit zwei Elektronen ist die Valenzschale eines H-Atoms gefüllt. Im H2-Molekül

verfügen beide H-Atome über die Edelgasschale des Heliums.

Wenn ein Sauerstoffatom (6 VE) mit zwei Wasserstoffatomen ein Wassermo-

lekül ausbildet, erlangen die Wasserstoffatome je eine Heliumschale und das

Sauerstoffatom eine Neonschale mit acht Außenelektronen

KOVALENTE BINDUNG: GEMEINSAME

NUTZUNG VON VALENZELEKTRONEN

KOVALENTE BINDUNG: GEMEINSAME

NUTZUNG VON VALENZELEKTRONEN

KOVALENTE BINDUNG: GEMEINSAME

NUTZUNG VON VALENZELEKTRONEN

KOVALENTE BINDUNG – ENERGIEMINIMUM

– GLEICHGEWICHTSABSTAND H-H

Potenzialkurve für zwei Wasserstoffatome:

Energie in Abhängigkeit vom Abstand r(H-H).

Bei großem Abstand ist der Effekt Null.

Bei Annäherung resultiert ein Energieminimum

beim Gleichgewichtsabstand der beiden Atome.

Hier bildet sich ein sehr stabiler Zustand:

Indem sich beide Valenzelektronen bevorzugt

zwischen den beiden Atomkernen aufhalten

und dort von der Anziehungskraft beider Atom-

kerne profitieren, halten sie auch das Molekül

zusammen.

Bei noch stärkerer Annäherung wachsen

abstoßende Kräfte zwischen den beiden

Atomkernen und zwischen den beiden Elek-

tronen rasch an.

KOVALENTE BINDUNG

ELEKTRONENDICHTEVERTEILUNG

POLARE BINDUNGEN

DIPOLMOMENT DER HALOGENWASSERSTOFFE

Formel Atom- EN-Diff. Dipolmoment Ladungs-

abstand (Einheit Debye) trennung

HF 92 pm 1.9 1.82 0.413

HCl 127 pm 0.9 1.08 0.178

HBr 141 pm 0.7 0.82 0.121

HI 161 pm 0.4 0.44 0.057

Das Dipolmoment wird in Debye angegeben (Symbol D)

Eine positive und eine negative Elementarladung im Abstand von 1 Å

entsprechen einem Dipolmoment von 4.79 D

1 D = 3.34 x 10-30 C.m

Die Angabe der Ladungstrennung erfolgt in Elementarladungen

GESTALT DER MOLEKÜLE

C

Cl

ClCl

Cl

Tetrachlorkohlenstoff

VALENZELEKTRONENZAHL ERMITTELN

Carbonat enthält ein C- und drei O-

Atome, die jeweils ein Oktett erreichen

sollen. Ohne Bindungen wären dafür 32

Valenzelektronen erforderlich. Weil nur

24 VE zur Verfügung stehen, müssen

folglich acht VE “doppelt gezählt”, also

in Form von Bindungen gemeinsam

genutzt werden. Das gelingt, indem vier

Bindungen eingetragen werden.

Ebenso ergeben sich vier Bindungen für

Sulfat und für das Ammonium-Kation.

WEITERE BEISPIELE

H H F F O O N N

HO

HN

HH H

CH

H H

H

H

C

H

C

H

H

H

O C N

H

N C S

H

N N N

+ -

NO O

O

--+

NOO

.+

-

DIPOL-DIPOL-WECHSELWIRKUNG

DIPOLE ALS LÖSUNGSMITTEL

+

+

+

++

- -

+

+

- -

+ +

- -

- -+

+

- -

+

+

-

++

- -

+

+

- -

+ +

- -

- -+

+

- -

WASSERSTOFFBRÜCKENBINDUNG -

EIN SONDERFALL DER

DIPOL-DIPOL-WECHSELWIRKUNG

H2O +100 °C HF +19.6 °C

H2S - 60.3 °C HCl - 85 °C

VAN DER WAALS - WECHSELWIRKUNG

Fluktuierende Dipolmomente induzieren beim

Nachbaratom ebenfalls ein Dipolmoment

Dies gelingt um so besser, je leichter ein Atom

sich polarisieren lässt

Die Van der Waals-Wechselwirkung ist an allen

intermolekularen Prozessen beteiligt. Sie fällt

aber wegen ihrer Schwäche nur dort auf, wo

die stärkeren Kräfte fehlen (Edelgase, KWS)