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KRITISCH GELESEN Rezidivkontrolle mit CEA und CT nach Kolonkarzinomoperation Für die Rezidivkontrolle nach opera- tiver Therapie eines Kolonkarzinoms eignen sich die Bestimmung von karzinoembryonalem Antigen (CEA) und CT gleichermaßen. Ihre Kombi- nation bringt keine Vorteile. - In die Studie wurden 1202 Patienten aufgenommen, die zwischen 2003 und 2009 wegen eines primären kolorektalen Karzinoms operiert worden waren und keinen Hinweis auf Metastasen hatten. Nach Zufallskriterien erfolgte die Rezi- divkontrolle durch CEA-Bestimmung (alle drei Monate für zwei Jahre, danach alle sechs Monate; n = 300), Computer- tomografie von orax, Abdomen und Becken (alle sechs Monate für zwei Jah- re, danach jährlich; n = 299), CEA und CT (n = 302) oder minimale Verlaufs- kontrolle (CT auf ärztliche Anordnung bei verdächtigen Symptomen; n = 301). Im Verlauf von 4,4 Jahren postopera- tiv wurden 199 (16,6%) Rezidive ent- deckt. Der primäre Endpunkt war die Zahl von Operationen in kurativer Ab- sicht wegen lokoregionaler, isolierter pulmonaler oder hepatischer Metasta- sen. Solche Rezidive wurden mit mini- maler Diagnostik bei 2,3%, mit CEA-Be- stimmung bei 6,7%, mit CT bei 8,0% und mit CEA plus CT bei 6,6% der Pa- tienten entdeckt. Mit anderen Worten: Gegenüber der minimalen Rezidivkont- rolle führte CEA bei zusätzlich 4,4, CT bei 5,7 und CEA plus CT bei 4,3 pro 100 Patienten zu einer frühzeitigen Rezidiv- erkennung. Innerhalb der Beobach- tungsdauer gab es keinen signifikanten Unterschied in der Mortalität zwischen der minimalen Nachsorge (15,9%) und den drei anderen Gruppen (18,2%). Kommentar Die postoperative Überwachung nach Ope- ration eines kolorektalen Karzinoms wird in der Regel für die Dauer von fünf Jahren emp- fohlen. CEA-Bestimmung und CT gelten als geeignete Methoden zur Entdeckung von Re- zidiven. Ziel ist eine so rechtzeitige Diagnos- tik, dass eine erneute Operation in einem ge- eigneten Frühstadium mit therapeutischer Absicht noch möglich ist. Über den Stellen- wert dieser beiden Methoden und ihre Er- folgsquote gibt es nur unzureichende Daten. Die vorliegende Untersuchung ist eher er- nüchternd. Denn durch regelmäßige CEA- und CT-Kontrollen können im Vergleich zu minimaler, symptomgesteuerter Überwa- chung nur bei 4 bis 6 pro 100 Patienten frühe, operable Rezidive erkannt werden. Nach den bisherigen Daten bringen diese Maßnahmen keinen Überlebensvorteil. Die Kombination von CEA und CT führt zu keinem nennens- werten Zusatznutzen. Die Autoren bevorzu- gen die CEA-Bestimmung: Sie ist ausrei- chend, kostengünstig und kann in jeder Pra- xis durchgeführt werden. H. Holzgreve Kolonkarzinom: Wie erkennt man Rezi- dive nach der Operation am sichersten? © Sovereign/ISM/OKAPIA T. J. N. Primrose et al. Effect of 3 to 5 Years of Scheduled CEA and CT Fol- low-up to Detect Recurrence of Colorectal Cancer. NEJM 2014;311:263–270 Prof. Dr. med. C. Diehm SRH Klinikum Karlsbad- Langensteinbach Prof. Dr. med. H.-C. Diener Klinik für Neurologie, Universitätsklinik Essen Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper- Klinikum, Klinikum München- Ost, Haar Prof. Dr. med. D. M. Hermann Universitäts- klinikum Essen Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München PD Dr. med. T. Menge LVR Klinikum Düsseldorf AKTUELLE MEDIZIN MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (2) 33

Rezidivkontrolle mit CEA und CT nach Kolonkarzinomoperation

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KRITISCH GELESEN

Prof. Dr. med. H. S. FüeßlIsar-Amper- Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

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Prof. Dr. med. H. S. FüeßlIsar-Amper- Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

Rezidivkontrolle mit CEA und CT nach Kolonkarzinomoperation

Für die Rezidivkontrolle nach opera-tiver Therapie eines Kolonkarzinoms eignen sich die Bestimmung von karzinoembryonalem Antigen (CEA) und CT gleichermaßen. Ihre Kombi-nation bringt keine Vorteile.

− In die Studie wurden 1202 Patienten aufgenommen, die zwischen 2003 und 2009 wegen eines primären kolorektalen Karzinoms operiert worden waren und

keinen Hinweis auf Metastasen hatten. Nach Zufallskriterien erfolgte die Rezi-divkontrolle durch CEA-Bestimmung (alle drei Monate für zwei Jahre, danach alle sechs Monate; n = 300), Computer-tomogra�e von �orax, Abdomen und Becken (alle sechs Monate für zwei Jah-re, danach jährlich; n = 299), CEA und CT (n = 302) oder minimale Verlaufs-kontrolle (CT auf ärztliche Anordnung bei verdächtigen Symptomen; n = 301).

Im Verlauf von 4,4 Jahren postopera-tiv wurden 199 (16,6%) Rezidive ent-deckt. Der primäre Endpunkt war die Zahl von Operationen in kurativer Ab-sicht wegen lokoregionaler, isolierter pulmonaler oder hepatischer Metasta-sen. Solche Rezidive wurden mit mini-maler Diagnostik bei 2,3%, mit CEA-Be-stimmung bei 6,7%, mit CT bei 8,0% und mit CEA plus CT bei 6,6% der Pa-tienten entdeckt. Mit anderen Worten: Gegenüber der minimalen Rezidivkont-rolle führte CEA bei zusätzlich 4,4, CT bei 5,7 und CEA plus CT bei 4,3 pro 100 Patienten zu einer frühzeitigen Rezidiv-erkennung. Innerhalb der Beobach-tungsdauer gab es keinen signi�kanten Unterschied in der Mortalität zwischen der minimalen Nachsorge (15,9%) und den drei anderen Gruppen (18,2%).

Kommentar

Die postoperative Überwachung nach Ope-ration eines kolorektalen Karzinoms wird in der Regel für die Dauer von fünf Jahren emp-fohlen. CEA-Bestimmung und CT gelten als geeignete Methoden zur Entdeckung von Re-zidiven. Ziel ist eine so rechtzeitige Diagnos-tik, dass eine erneute Operation in einem ge-eigneten Frühstadium mit therapeutischer Absicht noch möglich ist. Über den Stellen-wert dieser beiden Methoden und ihre Er-folgsquote gibt es nur unzureichende Daten.Die vorliegende Untersuchung ist eher er-nüchternd. Denn durch regelmäßige CEA- und CT-Kontrollen können im Vergleich zu minimaler, symptomgesteuerter Überwa-chung nur bei 4 bis 6 pro 100 Patienten frühe, operable Rezidive erkannt werden. Nach den bisherigen Daten bringen diese Maßnahmen keinen Überlebensvorteil. Die Kombination von CEA und CT führt zu keinem nennens-werten Zusatznutzen. Die Autoren bevorzu-gen die CEA-Bestimmung: Sie ist ausrei-chend, kostengünstig und kann in jeder Pra-xis durchgeführt werden. H. Holzgreve ■

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Prof. Dr. med. C. DiehmSRH Klinikum Karlsbad- Langensteinbach

Prof. Dr. med. H.-C. DienerKlinik für Neurologie, Universitätsklinik Essen

Prof. Dr. med. H. S. FüeßlIsar-Amper- Klinikum, Klinikum München-Ost, Haar

Prof. Dr. med. D. M. HermannUniversitäts- klinikum Essen

Prof. Dr. med. H. HolzgreveInternist, Kardiologische Praxis, München

PD Dr. med. T. Menge LVR Klinikum Düsseldorf

AKTUELLE MEDIZIN

MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (2) 33