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o. SEPTEMBER 1924 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 3. JAHRGANG. Nr. 36 162 9 als auch im Zisternenpunktat negativ, also einer jener F~lle, die nur wghrend des Fieberanstieg8 einen positiven WaR. zeigen. Trotzdem wurde spgter eine Inunktionskur vorgenommen. Die Pat. blieb v611ig fieberfrei und war seit etwa dem 22. I. als absolut Mar und geordnet zu bezeichnen. Die Klirve II, die in diesem Stadium gemacht wurde, zeigt einen geringen Ausfall in den ersten Gl~schen, wie man ihn in nahezu typischer ~r l{urve L Phase x : + + R rim Blur: + + + Pandy: + + Wa '~im Liquor: 1,o-%2 + + + Weiehbrodt: + Zellen: I5oo/3 bet in Abheilung begriffenen Meningitiden zu sehen gewohnt ist. Dem entsprach auch das Minische Verhalten. Symptome ether Meningitis waren nicht mehr nachweisbar.. Mehrmalige Unter- suchungen dutch die Neurologische Abteilung (Dr. P~TTE) ergaben absolut normalen somatischen lind psychischen Status. Die Pat. wurde am 25. II. 1924 als v611ig geheilt enflassen. Nach schrift- lieher Mitteilling geht es ihr auch j etzt noch gut. Aus dem beschriebenen Fall geht einwandfrei hervor, dab die IIeilung ether Pneumokokkenmeningitis durch bloBe Lnmbalpunktion, auch ohne Optoehin, mSglich ist Am I I. I., also am letzten Tag, an dem die Patientin hohe Tern- "/[~) 2g/q) 3[W q(~e? 5(~z) 6~.*~ ~]ltllltltllIl Illlllll~ I " ~ ' ~ ' ~b2~~4b~b ~1IIIIIIii111 IIIIII} ,,,,,,,,,,, r Kurve 2. Phase i: ,., ~ tim Blur: g Pandy: Sp. opal " wal~'~im Liquor: g Weiehbrodt: Sp. opal Zel!en: IO/3 peratur hatte, wollten wit eine Opiochininjekfion in den Lumbalkanal vornehmen, unterlieBen es jedoch aus ~u/3eren Griinden. Am 12. I: fiel die Temperatur zur Norm ab. H/itten wir die Injektion vorgenommen, so wfirden auch wit uns dem ,,post hoc, ergo propter hoc" angeschlossen haben. Der vorliegende Fall schien uns der VerSffentlichung weft, weft er yon den vielen Pneumokokkenmeningifiden, die wir in tetzter Zeit hier im Krankenhaus sahen, der einzige war, der nicht ad exitum kam -- dana abet auch, weil er zeigt, wie skeptisch man in der Beurteilung der Wirkung chemiscb- therapeutischer lVIittel sein mug. Li%eratlir: I~/~ORG]~NIROTH, Berl. klin. Wochenschr. 1917 . -- WOLFF lind LEttMANN, Dtsch. reed. Wochenschr. I913, S. 25o9 u. Jahrb. f. Kinderheilk. 8o, 188. 1914. -- I,o~wE lind iN[EYER, Berl. klin. Wochenschr. 1915, S. lO19. -- VALENTIN, Dissert. Berlin 1918. -- LANDSBERGER, Wien. meal. Wochenschr. 1916, S. 1373. -- LESCHKE, Dtsch. reed. V~ochenschr. 1915, S. 1359. -- I~OSENOW, Dtsch. reed. Wochenschr. 1915, S. 79 ou. 192o, Nr. I. -- FRIED- ~ANN, Berl. klin. Wochenschr. 1916, S. 423 . -- MEYER, Dtsch. reed. Woehensehr. 1916, S. 1655. -- SCHL~SlNGER, Wien. klin. Wochenschr. 1911. RIVANOLANWENDUNG IN DER DERMATOLOGIE. Von Dr. HANS BIBERSTEIN, Aus der Dermatologischen Universit~itsklinik Breslau (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. JADASSOHN). Vor l~ngerer Zeit berichtete ich I) fiber therapeutische Ver- suche mit IRivanol, sie erschienen so erfolgversprechend, dab wir sie in weitem Umfange fortsetzten. Die klinische An- wendung wurde yon experimenteUen Untersuchungen begleitet. Zu diesem Zwecke wurde folgende Versuchsanordnung ge- troffen: Ein io--15 cm langes, etwa 4 cm breites rechteckiges Feld wurde auf der Beugeseite des Vorderarmes nach Abreibung mit Alkoh01, Ather und physiologischer NaCi-LSsling abgegrenzt und 4--6 Abteilungen rnit dem Hautstift markiert. Auf diesen Bezirk wurde die Abschwemmung ether 48stiindigen Agarkliltlir der zu lintersuchenden Bakterien in physiologischer I~ochsalzl6sung auf- getragen llnd trocknen gelassen. Hierauf wlirde die erste Ab- impfllng -- Nullzeit -- durch Hin- und Herstrcilen der Ose auf dem beschickten Felde vorgenomlnen, lira zu prtifen, ob die Keime beim Eintrocknen lebensf~ihig geblieben waren; dann wlirde eine sechs- fache, mit dem zu priifenden Desinfiziens durehtr~nkte Mlill- kompresse so aufgelegt, dab sie allenthalben test abschloB; die n~chste Abimpfling erfolgte, lira festzlistellen, ob Mitfibertragung des Desinfiziens an sich hemmend wirke, nach 2 Sekunden. Daun blieb der Lappen 15 Minliten auf dem ganzen Felde liegen. Bach dieser Zeit wurde er so weir abgezogen, dab das Feld i frei wird; Abimpfling erfolgt sofort und nach Trockenwerden des Bezirkes. So wurde yon Abschnitt zli Abschnitt verlahren und schlieBlich noch yon der alifliegenden Seite des Lappens abgeimpft, um sicher zu sein, dab die Bakterienaufschwemmung nicht am Lappen haften- geblieben war. Mit dieser Methode prfifte ich mit Herrn WILHELM ]BUTTER (ffir eine bisher nicht ver6ffentliehte Dissertation) neben den versehiedensten anderen Mitteln aueh das Rivanol in seiner Wirkung ant Prodigiosus, Paradiphtheriebaeillen und Staphy- lococcus cutis communis. Es fand sich, dab i proz. Riva- nollSsung stets in 15 Minuten, sicher aber auch schon viel frfiher, das beschickte Gelgnde sterilisiert, und daB, wenn auch nicht gleichmgBig, diese Desinfektionskraft bet liingerer Ein- wirkung -- bis 6o Minnten geprfift -- sich auch noch in Ver- dfinnungen bis I : iooo zeigen kann. Individuelle Eigenschaf- ten der Haut scheinen hier und auch bei noch gr6Beren Ver- dfinnungen eine besondere IRolle zu spielen. Nicht nur diese Ergebnisse entsprechen unseren seinerzeit verSffen• Eindrficken; sondern zwei weitere Jahre sehr reichlicher Rivanolanwendung bet Pyodermien usw. gestatten mir, unsere anfangs an nut verhgltnismgBig kleinem Material gesammelten Erfahrungen wesen• zu erweitern und unser damaliges Urteil zu bekr/iftigen. In der Zwischenzeit haben auch so kritische Autoren wie BRENNER 2) die Bedeutung des Rivanols Ms Oberfigchendesinfiziens anerkannt. Die u hat gegen Iriiher einige Anderungen erfahren. Die Verwendungsbreite wurde gr6/3er, indem es -- ganz besonders durch einige Kombinafionen -- gelang, das Rivanol noch mehr auszunutzen; deshalb soll die jetzt yon uns gefibte Rivanolmedikation kurz mitgeteilt werden. Wir haben das Rivanol in folgenden Formen angewendet' I. Wdsserige 1 ~rom. bis I proz. Ldsung wurde bet Fgllen yon selbst stark gereizter ausgedehnter streptogener Impetigo con- tagiosa und von mit Streptokokken infizierten Ekzeme~ an- gewendet. Auch bet Ulcera cruris wurde die bet ihnen h~iufige Pyocyaneusinfektion auf diese Weise, wie bereits frfiher mit- geteilt, mit Erfolg behandelt. Die Reinigung vollzieht sich unter dieser L6sung, besonders wenn die Umschl~ige im Laufe des Tages I--2 mal erneuert werden k6nnen, auffallend rasch; die bakteriologische Kontrolle gestattet den Nachweis des schnellen Verschwindens der Mikroben; in einigen F/illen, wo diese anscheinend allein die Heilung des Ulcus verhinder- ten, kam sie nach der 1Rivanolanwendung schneli zustande; sonst hat nach ]3eseifigung der Bakterien die fibliche Behand- lung einzusetzen. 2. Um den Nachteil der Gelbf~irbung im Gesieht auszu- schalten, benutzten wir eine alkoholisehe Rivanolldsung mit

Rivanolanwendung in der Dermatologie

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o. SEPTEMBER 1924 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . N r . 36 162 9

als auch im Zis ternenpunkta t negativ, also einer jener F~lle, die nur wghrend des Fieberanstieg8 einen positiven WaR. zeigen. Trotzdem wurde spgter eine Inunkt ionskur vorgenommen.

Die Pat. blieb v611ig fieberfrei und war seit etwa dem 22. I. als absolut Mar und geordnet zu bezeichnen. Die Klirve II, die in diesem Stadium gemacht wurde, zeigt einen geringen Ausfall in den ersten Gl~schen, wie man ihn in nahezu typischer ~r

l{urve L Phase x : + +

R rim Blur: + + + Pandy: ++ Wa '~im Liquor: 1,o-%2 + + + Weiehbrodt: +

Zellen : I5oo/3

bet in Abheilung begriffenen Meningitiden zu sehen gewohnt ist. Dem entsprach auch das Minische Verhalten. Symptome ether Meningitis waren nicht mehr nachweisbar . . Mehrmalige Unter- suchungen dutch die Neurologische Abteilung (Dr. P~TTE) ergaben absolut normalen somatischen lind psychischen Status. Die Pat . wurde am 25. II. 1924 als v611ig geheilt enflassen. Nach schrift- lieher Mitteilling geht es ihr auch j etzt noch gut.

Aus d e m b e s c h r i e b e n e n Fa l l geh t e inwandf re i he rvor , d a b die I I e i l u n g e ther P n e u m o k o k k e n m e n i n g i t i s d u r c h bloBe L n m b a l p u n k t i o n , a u c h ohne Optoeh in , mSgl ich i s t A m I I. I., also a m l e t z t en Tag, a n d e m die P a t i e n t i n h o h e Tern-

"/ [~) 2g/q) 3[W q(~e? 5(~z) 6~.*~ ~]l t l l l t l t l l I l I l l l l l l l ~ I " ~ ' ~'~b2~~4b~b ~1IIIIIIii111 IIIIII} , , , , , , , , , , ,

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Kurve 2. Phase i :

, . , ~ t im Blur: g Pandy: Sp. opal " wal~'~im Liquor: g Weiehbrodt: Sp. opal

Zel!en: IO/3

p e r a t u r h a t t e , wol l t en w i t eine O p i o c h i n i n j e k f i o n in den L u m b a l k a n a l v o r n e h m e n , un te r l i eBen es j e d o c h aus ~u/3eren Gr i inden . A m 12. I: fiel die T e m p e r a t u r zu r N o r m ab. H / i t t e n wi r die I n j e k t i o n v o r g e n o m m e n , so wf i rden a u c h w i t uns d e m , ,pos t hoc, ergo p r o p t e r h o c " angesch lossen h a b e n .

De r vor l i egende Fa l l schien uns de r V e r S f f en t l i chung weft , weft er yon den v ie len P n e u m o k o k k e n m e n i n g i f i d e n , die wir in t e t z t e r Ze i t h i e r im K r a n k e n h a u s sahen, de r einzige war, de r n i c h t ad e x i t u m k a m -- d a n a a b e t auch, weil er zeigt, wie skep t i sch m a n in der B e u r t e i l u n g der W i r k u n g chemiscb- t h e r a p e u t i s c h e r lVIittel se in mug .

L i % e r a t l i r : I~/~ORG]~NIROTH, Berl. klin. Wochenschr. 1917 . -- WOLFF lind L E t t M A N N , Dtsch. reed. Wochenschr. I913, S. 25o9 u. Jahrb. f. Kinderheilk. 8o, 188. 1914. -- I,o~wE lind iN[EYER, Berl. klin. Wochenschr. 1915, S. lO19. - - V A L E N T I N , Dissert. Berlin 1918. - - L A N D S B E R G E R , Wien. meal. Wochenschr. 1916, S. 1373. -- L E S C H K E , Dtsch. reed. V~ochenschr. 1915, S. 1359. -- I~OSENOW, Dtsch. reed. Wochenschr. 1915, S. 79 ou. 192o, Nr. I. -- FRIED- ~ANN, Berl. klin. Wochenschr. 1916, S. 423 . - - M E Y E R , Dtsch. reed. Woehensehr. 1916, S. 1655. -- SCHL~SlNGER, Wien. klin. Wochenschr. 1911.

RIVANOLANWENDUNG IN DER DERMATOLOGIE. Von

Dr. HANS BIBERSTEIN, Aus der Dermatologischen Universit~itsklinik Breslau

(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. JADASSOHN).

Vor l~ngerer Zeit berichtete ich I) fiber therapeutische Ver- suche mit IRivanol, sie erschienen so erfolgversprechend, dab wir sie in weitem Umfange fortsetzten. Die klinische An- wendung wurde yon experimenteUen Untersuchungen begleitet.

Zu diesem Zwecke wurde folgende Versuchsanordnung ge- troffen: Ein io--15 cm langes, etwa 4 cm breites rechteckiges Feld wurde auf der Beugeseite des Vorderarmes nach Abreibung mit Alkoh01, Ather und physiologischer NaCi-LSsling abgegrenzt und 4--6 Abteilungen rnit dem Hautstift markiert. Auf diesen Bezirk wurde die Abschwemmung ether 48stiindigen Agarkliltlir der zu lintersuchenden Bakterien in physiologischer I~ochsalzl6sung auf- getragen llnd trocknen gelassen. Hierauf wlirde die erste Ab- impfllng -- Nullzeit -- durch Hin- und Herstrcilen der Ose auf dem beschickten Felde vorgenomlnen, lira zu prtifen, ob die Keime beim Eintrocknen lebensf~ihig geblieben waren; dann wlirde eine sechs- fache, mit dem zu priifenden Desinfiziens durehtr~nkte Mlill- kompresse so aufgelegt, dab sie allenthalben test abschloB; die n~chste Abimpfling erfolgte, lira festzlistellen, ob Mitfibertragung des Desinfiziens an sich hemmend wirke, nach 2 Sekunden. Daun blieb der Lappen 15 Minliten auf dem ganzen Felde liegen. Bach dieser Zeit wurde er so weir abgezogen, dab das Feld i frei wird; Abimpfling erfolgt sofort und nach Trockenwerden des Bezirkes. So wurde yon Abschnitt zli Abschnitt verlahren und schlieBlich noch yon der alifliegenden Seite des Lappens abgeimpft, um sicher zu sein, dab die Bakterienaufschwemmung nicht am Lappen haften- geblieben war.

Mit dieser Methode prfifte ich mit Herrn WILHELM ]BUTTER (ffir eine bisher nicht ver6ffentliehte Dissertation) neben den versehiedensten anderen Mitteln aueh das Rivanol in seiner Wirkung ant Prodigiosus, Paradiphtheriebaeillen und Staphy- lococcus cutis communis. Es fand sich, dab i proz. Riva- nollSsung stets in 15 Minuten, sicher aber auch schon viel frfiher, das besch ick te Gelgnde s ter i l is ier t , u n d daB, w e n n a u c h n i c h t gleichmgBig, diese D e s i n f e k t i o n s k r a f t bet l i ingerer E in - w i r k u n g - - bis 6o M i n n t e n geprf if t - - s ich a u c h noch in Ver- d f i n n u n g e n bis I : i ooo zeigen k a n n . Ind iv idue l l e E igenscha f - t e n der H a u t s che inen hier u n d a u c h bei n o c h gr6Beren Ver- d f i n n u n g e n eine be sonde re IRolle zu spielen.

N i c h t n u r diese E rgebn i s se e n t s p r e c h e n u n s e r e n se inerze i t verSffen• E ind r f i cken ; sonde rn zwei wei tere J a h r e sehr re ich l icher R i v a n o l a n w e n d u n g bet P y o d e r m i e n usw. g e s t a t t e n mir , unse re an f angs a n n u t ve rhg l t n i smgBig k l e inem Mate r i a l g e s a m m e l t e n E r f a h r u n g e n wesen• zu e rwe i t e rn u n d unse r damal iges Ur t e i l zu bekr / i f t igen. I n der Zwischenze i t h a b e n a u c h so k r i t i sche A u t o r e n wie BRENNER 2) die B e d e u t u n g des R i v a n o l s Ms Ober f igchendes inf iz iens a n e r k a n n t .

Die u h a t gegen I r i iher einige A n d e r u n g e n e r fahren . Die V e r w e n d u n g s b r e i t e wurde gr6/3er, i n d e m es -- ganz besonders d u r c h einige K o m b i n a f i o n e n - - gelang, das R i v a n o l noch m e h r a u s z u n u t z e n ; de sha lb soll die j e t z t yon uns gefibte R i v a n o l m e d i k a t i o n kurz mi tge t e i l t werden .

W i r h a b e n das R i v a n o l in fo lgenden F o r m e n a n g e w e n d e t '

I. Wdsserige 1 ~rom. bis I proz. Ldsung wurde bet Fg l len yon se lbs t s t a r k gere iz te r a u s g e d e h n t e r streptogener Impetigo con- tagiosa u n d v o n m i t S t r e p t o k o k k e n inf iz ie r ten Ekzeme~ an- gewendet . A u c h bet Ulce ra crur is wurde die bet i h n e n h~iufige P y o c y a n e u s i n f e k t i o n au f diese Weise, wie bere i t s frf iher m i t - getei l t , m i t Er fo lg b e h a n d e l t . Die R e i n i g u n g vo l lz ieh t s ich u n t e r dieser L6sung, besonders w e n n die Umschl~ige i m Laufe des Tages I - - 2 m a l e r n e u e r t we rden k6nnen , auf fa l l end r a sch ; die bak te r io log i sche Kon t ro l l e g e s t a t t e t den Nachweis des schne l l en Ve r schwindens der M i k r o b e n ; in e in igen F/illen, wo diese a n s c h e i n e n d al le in die He i l ung des Ulcus v e r h i n d e r - ten , k a m sie n a c h de r 1Rivanolanwendung schnel i z u s t a n d e ; sons t h a t n a c h ]3eseif igung der B a k t e r i e n die fibliche B e h a n d - l u n g e inzuse tzen .

2. U m den N a c h t e i l der Gelbf~irbung i m Ges ieh t auszu- scha l ten , b e n u t z t e n wir eine alkoholisehe Rivanolldsung m i t

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n a c h f o l g e n d e m l~bers t re ichen m i t h a u t f a r b i g e r Pas te . Weni1 a u c h eine b e s t g n d i g e R i v a n o l l 6 s u n g ill Alkohol n i c h t zu er- zielen is t - - das R i v a n o l fgll t je n a c h der K o n z e n t r a t i o n des R i v a n o l s bzw. des Alkohols schnel le r oder l a n g s a m e r in Nade l - bi~scheln aus , so i s t es doch m6glieh, u n t e r E r h i t z e n eine 1/2proz. L 6 s u n g in 5oproz. Alkohol herzus te l len , m i t der z. ]3. I m p e t i g o con tag iosa u n d , , impe t ig in i s i e r t e" D e r m a t o s e n ener- g i sch a b g e t u p f t werden k6nnen , l ) b e r s t r e i c h u n g m i t I c h t h y o l - pa s t e v e r d e c k t die G e l b i g r bung .

3. Von de r ioproz . JRivanoltrockenpinselung s ind wir ganz a b g e k o m m e n , well diese St~irke f l i t unse re Zwecke n i c h t n6 t ig war . W i r h a b e n n u r noch I proz. yon der F o r m e l : l~ ivanol I,O Zinc. oxyd. , Talc . venev, a~ 2o,o Glycerin. , Aqu, dest . a~ ad IOO,O b e n u t z t . Sie l e i s te t uns bet der I m p e t i g o B o c k h a r t u n d bet a u s g e d e h n t e n postscabi6sen Pyodermien ausgeze ichne te Diens te . O h n e d a b infolge der s t e r i l i s i e renden D e c k s c h i c h t neue P y o d e r m i e n e n t s t e h e n , hei len die v o r h a n - denen r a sch ab, so daB die kos t sp ie l igen u n d u m s t g n d l i c h e n Sa lbenve rbXnde n i c h t n6 t ig sind. A u c h n i c h t m e h r v e r k r u s t e t e Streptodermien ( I m pe t i g i ne s und infizier~e Ekzeme) reag ie ren auf die T rockenp inse lu l lg gut . S t a rk inf iz ier te dysh id ro t i s che Ekzeme h a b e n wir m i t T r o c k e n p i n s e l u n g i m AnschluB a n das T e e r b a d gu t u n d schnel l bee in f lussen k6nnen .

AuBer dieser t h e r a p e u t i s c h e n V e r w e n d u n g b e w g h r t e sich die T r o c k e n p i n s e l u n g b e s o n d e r s prophylaktiseh; sie wurde zur A b d e c k u n g der ge sunden U m g e b u n g inf iz ier ter H a u t s t e l l e n (z. t3. Ulc. eruris), vo r a l l em aber a u e h in IVIodifikation der A r n i n g s c h e n T r y p a f l a v i n p i n s e l u n g , die of t zu s t a r k b r a n n t e u n d reizte, b e i m Pemphigu8 u n d bet der Dermatitis herpeti, ]ormis zur E i n p i n s e l u n g des g a n z e n K6rpe r s b e n n t z t . D a d u r c h wurde -- s te t s ohne Schmerz u n d R e i zung -- die I n f e k t i o n der B l a s e n u n d e rod ie r t en F1Achen m e h r oder weniger v e r h i n d e r t . Schon v o r h a n d e n e P y o d e r m i e n he i l t en bzw. b r e i t e t e n sieh n i c h t wet te r aus. Wie h ier , so w u r d e auch in anderen , mi t Ngssen u n d B l a s e n b i l d u n g e i n h e r g e h e n d e n Dermat i t i s fg l l en , die e r fahrungsgemAB leieh~ inf iz ie r t u n d d a d u r c h wesen t l i ch v e r s c h l i m m e r t w e r d e n k6nnen , die R i v a n o l t r o c k e n p i n s e l u n g a n g e w a n d t , z. B. bet de r Pr imel - u n d . a n d e r e n ektogenen, vor a l l em a u c h bei d e r Sa~varsandermatitis.

4. Die hguf igs te yon n n s gebrauehte . F o r m der R ivano l - a n w e n d u n g i s t die als Salbe u n d Paste; auch hier i s t es v61]ig reizlos. W i r pf legen alle Fgl le yon Impetigo contagiosa (staphylo- genes u n d streptogenes) 2 - - 3 Tage m i t R i vano l va se l i ne (I proz.) zn v e r b i n d e n u n d b e h a n d e l n d a n a m i t e in fachen Pas t en , oder wenI1 die G e i a h r b e s t e h t , d a b neue H e r d e e n t s t e h e n k6nnen . m i t R i v a n o l p a s t e ( I % ) , schlieBlich m i t (R ivano l - )Trocken- p in se lung n a c h ; fiir die B e h a n d l u n g des Ecthyma gil t dasselbe . H a n d d t es sich u m g la t t e H a u t p a r t i e n , so wi rd die 2 - - 3 t g g i g e R i v a n o l s a l b e n b e h a n d l u n g genfigen, weft d a n n me i s t n a e h 48 S tunden , be sonde r s w e n n es s ieh u m S t r e p t o k o k k e n h a n - del t , das T e r r a i n s te r i l i s ie r t ist. F i i r besonde r s s t a r k gereizte u n d sezern ie rende I m p e t i g o f o r m e n o d e r sehr zur E x s u d a t i o n ne igende Ekzeme , a u c h die ekzema to ide F o r m der Haut- diphtherie, l e i s te t die Iproz . R i v a n o l p a s t e sehr gu te Diens te , wie sie a u c h als N a c h b e h a n d l u n g den sehne l len Hei lver - l auf v o r h e r m i t R i v a n o l v a s e l i n e b e h a n d e l t e r I m p e t i g o usw. s icher t .

5. E i n e wesen t l i che V e r bes s e r ung de r V e r w e n d u n g des R i v a n o l s g l a u b e n wir d a d u r c h erziel t zu h a b e n , d a b wir seine Kombinierbarkeit mit anderen Dermatotherapeuticis e r p r o b t u n d w i rkungsvo l l ge funden h a b e n . Dies gi l t in e rs te r Lin ie fiir die Impe t ig ines , d a n n die impetiginisierten Ekzeme, besonder s des b e h a a r t e n Kopfes , bei d e n e n wir die e rwe ichende u n d ab l6sende W i r k u n g der Salicylsgure zu Hitfe n a h m e n . Unsere F o r m e l i s t : R i v a n o l I % , Acid. salicyl. 3%, Vasel ine. Sal icylsgure a l le in v e r m a g in de r b e n u t z t e n K o n z e n t r a t i o n n i c h t zu s ter i l is ieren.

AuBer de r K o m b i n a t i o n m i t Salicyls~iure h a t s ich uns auch die m i t Teer b e w g h r t ; bei a u f g e k r a t z t e m Lichen V4dal schien d a d u r c h die I n f e k t i o n v e r h i n d e r t , bei in f i z i e r t em ( , , impe t ig in i s i e r t em") die R e i n i g u n g sehnel le r erziel t zu werden -- dazu die Juck l inde rung . A n w e n d u n g : R i v a n o l 1%, Liquor . ca rbon , de te rg , lO%, Salbe, P a s t e oder T r o c k e n p i n s e l u n g n a c h den fli t diese A p p l i k a t i o n s a r t e n sons t i ib l ichen GrundsXtzen .

K L I N I S C I - I E W O C I - I E N S C H R I F T . . 3 . J A H R G A N G . Nr . 36 2. SEPTEMBERz924

I n den gesch i lder ten A n w e n d u n g s f o r m e n h a b e n wir die gr i indl iche u n d schnel le W i r k u n g des R i v a n o l s fes t s te l l en k 6 n n e n ; deswegen u n d wegen der abso lu t en Re iz los igke i t s ehen wir in d e m R i v a n o l ein sehr wer tvol les Ober f lgchen- desinfiziens.

L i • 1) Dtsch. rned. Wochenschr. 1922 , Nr. 23, S. 769, -- 2) Klin. Vqochenschr. 1924, I. Halbj., S. 257.

ERFAHRUNGEN MIT DER KODAMA'SCHEN AUSFLOCKUNGSREAKTION AN x5oo SERA.

Yon

Dr . reed . ROLF GRIESBACH, Leiter des' serologischen Institutes.

Aus dem Dermatologicum yon Prof. Dr. P. G. UNNA in Hamburg.

Obwoh l yon j eher die B e s t r e b u n g bes t and , die Serodiagnose der Syphi l i s in e iner A r t u n d Weise t e c h n i s c h zu v e r e i n f a c h e n u n d vor a l l em die Zei t ihres R e a k t i o n s a b l a u f e s zu verkf i rzen, d a b sie end l i ch a u c h d e m p r a k t i s c h e n A r z t zug~inglieh g e m a c h t werden kann , wie es MEINICKE 1) m i t se iner l e t z t en Mod i f ika t i on ve r such t , i s t n o e h e iner we i t e r en M6gt ichkei t , dieses Ziel zu e r re ichen , in der L i t e r a t u r wenig B e a c h t u n g g e s c h e n k t worden. Diese M6gl ichke i t b i e t e t die A u s f l o c k u n g s r e a k t i o n n a c h KODAMA 2) in F o r m e ther S c h i c h t m e t h o d e .

Auf Grund seiner,Untersuchungen an 225 Seren glaubte KODAMA seine Reaktion als selbst~ndige serodiagnostische Niethode fi~r Syphilis empfehlen zu k6nnen, doch betonten die Nachuntersncher JACOBITZ und ENa~RING 3) ausdriicklich die Verwertbarkeit der Schichtprobe lediglich als Hilfsrnethode bet der WAR., obgleich sie die Spezifit~t der Reaktion im Sinne des Erfinders weitgehend best~tigen konnten.

Neuerdings braehte GAEHTGEI~S 4) zum Vorschlag, den yon KODA~rA angegebenen Meerschweinehenherz- oder Leberextrakt dutch cholesterinierten Rinderherzextrakt zu ersetzen und WEIL 5) berichtet dutch ein rnit Petroliither 14 Tage extrahiertes Antigen klare und brauchbare Ext rak te erhalten zu haben.

Einen absolut klaren Ext rak t zu erhalten ist bet i3berschichtungs- proben von besonderer Wichtigkeit.

I~ODAMA selbst ging in der Weise vor, dab er das fein zerschrdttene I-Ierz oder die Leber eines gesunden Meerschweinchens 2--3 Tage mit Ather (I : 20) extrahierte, den Rfiekstand nach Abschfitten des Athers I : 5 rnit Alkoh. absol, verinischte und 14 Tage bis zum Gebraueh bei Zirnrnerternperatur stehen lieB. Der so gewonnene Ex t rak t karn in der Verdfinnung I : IO zur Verwendung. Urn eine m6glichst klare Yerdfinnung zu erhalten, wurde der Ex t r ak t nlcht tropfenweise der Kochsalzl6sung zugesetzt, sondern rnit einer brei tmundigen Pipette, deren Spitze bis auf den Boden des Koch- salzr6hrchens eingetaucht wird, yon unten schnell durchgeblasen. Naeh 13*berschichten rnit klaren Seren in den kleinen Pracipitations- r6hrchen nach UHLENHUTH t r i t t im Verlauf yon I - 2 Stunden bet posifiven Seren an der Berfihrungsfl~che beider Flfissigkeiten ein grauweiBer t~ing auf.

Nach rneinen Erfahrungen gelingt es auf diese ~reise nicht framer einen klaren Ex t rak t zu erhalten, insbesondere bet Verwendung yon Meerschweinchenlebern. Ich kam daher unabh~ngig yon WElL auf den Gedanken, die Atherextrakt ion um einige Tage zu verI~n- gem, urn die Fettstoffe zu entfernen. Vollends den gewfinschten Erfolg erhieIt ich, als ich noch den folgenden Alkoholzusatz in ge- ringerer Quant i tgt (I : ~) nahln, 3 Wochen stehen liel3 und die Verdfinnung entsprechend erh6hte (I : 40.--5o). Mit diesern Ex t rak t erhielt ich in 84% der F~tle eine Ubereinst immung mit der WaR.

Angeregt durch die Untersuchungen GA~HTGE-NS, versuchte ich durch Verwendung der yon thin angegebenen 1Extrakte die prozentuale Obereinst immung rnit der WaR. zu erhOhen.

GAEHTGENS prfifte I Syphilisherzextrakt, i Syphilisleberextrakt, 2 Rinderherzextrakte und I Pferdeherzextrakt mit und ohne Zu- satz gr6Berer oder kleinerer Mengen Cholesterin auf ihre Reaktions- starke und karn zu dem Ergebnis, dab ein (nach der Vorschrift yon SACHS und GEORGI hergestellter I : 5), Rinderherzextrakt rnit einern Zusatz yon o,8 pro mille Cholesterin das Opt imum an Spezifit~it und Empfindlichkei* in der Schichtungsprobe anfwies. Diesen Ex t rak t verdfinnte GAEHTGENS zurn Gebrauch i : 3 ~ und erzielte eine ~3bereinstimrnung rnit der WaR. in 8o% seiner 418 untersuchten Sera~. (Irn Gegensatz zu nur 44% l~bereinstimmung bet Verwendung des Original-Kodama-Extraktes !).

Ich ha t te Gelegenheit an 1496 Sera die schon rein optisch deut- lich sichtbare 1Jberlegenheit cholesterinierter Extrakte fiber Ext rakte