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rot-graue blätter internetschrift der pfadfinderschaft grauer reiter 007 Zum Abschluss der kleinen Reihe „Katalo- nien - Bundesälterenfahrt 2004“ wird die Pfadfinderschaft Luchs näher vorgestellt, die unser „Gastgeber“ in Katalonien sein wird. Ihr Erfahrt etwas über die Geschichte des Bundes – und DIE Mühle in Katalonien!

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rot-graue blätter

internetschrift derpfadfinderschaft grauer reiter

007Zum Abschluss der kleinen Reihe „Katalo-nien - Bundesälterenfahrt 2004“ wird diePfadfinderschaft Luchs näher vorgestellt, dieunser „Gastgeber“ in Katalonien sein wird.Ihr Erfahrt etwas über die Geschichte desBundes – und DIE Mühle in Katalonien!

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rot-graue blätternummer 007

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InhaltVorwort 5

Die Mühle 7

Der Bund 8

Erinnerungen I 15

Erinnerungen II 24

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Vorwort. . . Wir wollen diesen Herbst noch etwas für die aktiven Älteren im Bund (ab16) anbieten. Im Anschluss an den Burgrat (31. Oktober bis 7. November2004) wollen wir uns alle zusammen ins warme Spanien verdrücken.

Ziel ist „el Moli del Perer“, eine alte Wassermühle in den Vorbergen der Pyre-näen ca. 50 km von Barcelona entfernt. Sie ist (Zitat Kabel, Bundesführer derLuchse) „für die Pfadfinderschaft Luchs das, was für die GRAUEN REITER derHohenkrähen ist“. Aus Umwelt- und Flexibilitätsgründen haben wir von derIdee mit den Billigfliegern abgesehen und werden mit PKW und Kleinbus fah-ren. Die Entfernung Krähen–Mühle beträgt etwa 1100 km, so dass wir inetwa 12 bis 14 Stunden unten sein müssten. An Maut- und Benzinkosten kal-kulieren wir nach Konsultation modernster Routenplaner mit ungefähren 80Euronen pro Person. Wir werden versuchen alles an Zuschüssen auszuschöp-fen, was uns für eine derartige Aktion zusteht, die Anträge sind schon einge-reicht. Desweiteren wird es im Preis eine Staffelung für Verdiener und Nicht-Verdiener geben, damit die Fahrt für niemand am Finanziellen scheitern wird.

Das Programm soll von den Teilnehmern selbst gestaltet werden. Bei größererTeilnahme wäre es auch möglich, einige unterschiedliche Sachen zu machen.Im Bachtal und der weiteren Umgebung kann man wunderbare Fahrtenmachen, von den Bergen ans Mittelmeer oder umgekehrt, Spanien hat eineMenge zu bieten! Man kann aber auch einen Abstecher nach Barcelonaandenken, auf den Monserat oder einfach einige ruhige Tage verleben. Aufjeden Fall planen wir ein Treffen mit den Luchsen vor Ort – der Bund hat eineGruppe in Barcelona . . . (siehe auch www.alamannen.de)

Wer ist nun die Pfadfinderschaft Luchs? Ehrlich gesagt, große Ahnung hatteich nicht. Deshalb habe ich eine Internetseite dieses Bundes „geplündert“(www.diefriedensreiter.de) und aus der riesigen Menge an Text ein paarSachen zusammengestellt, damit auch ihr die Pfadfinderschaft Luchs besserkennen lernt!

– die Schriftleitung –

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Vor vielen Jahren, als ich zum ersten Mal zur Mühle ging, erinnere ich michan den steilen Weg, der ins Bachtal führte. Es war dunkel und der Mondzeigte uns hin und wieder den Weg durch die hohen Pinien. Bevor wir anka-men und über den Fluß stolperten, erblickten wir die Mühle, die unter demMondlicht unheimlich erschien. Wir betraten das alte, graue Haus, das vomflackernden, unruhigen Schein der Kerzen beleuchtet war. Die großen Räumekamen mir fremd und kalt vor: Doch wir entfachten bald darauf ein Feuer indem kleinen Kaminraum und der Klang der Gitarren und unsere Lieder brach-ten einen Hauch neues Lebens in die uralte Mühle. Als ich später im Schlaf-sack lag und der Wind durch die Fenster ohne Scheiben in das große Zim-mer pfiff, fühlte ich, daß wir in diesem Haus noch viel ändern müßten.

Am nächsten Morgen erwachte ich vom Rauschen des Flußes und die Mühleund das Bachtal, die mir am vorigen Tage so schaurig und finster vorgekom-men waren, erschienen mir jetzt viel freundlicher. Die großen Zimmer wurdenmit Aufregung jetzt bei Tageslicht entdeckt und besonders gefiel mir das gro-ße Löwenzimmer; das jetzige Zimmer von Horst mit dem Balkon und das alteMühlenwerk im Untergeschoß.

Nach einem kalten Bad im Fluß, frühstückten wir an einem alten Steintischhinter dem Haus, der sich genau dort befindet, wo früher einmal die Wein-presse stand. Zu dem Zeitpunkt waren wir uns alle einig, das die Mühle unddas Bachtal mit den großen Schluchten ein tolles und aufregendes Fahrtenzielsind.

Viele Fahrten, viel Arbeit und viel Geld, vor allem aber viel Begeisterung vonSeiten der Gruppen her, haben das ehemals schaurige Haus in die heutigefreundliche Mühle verwandelt.

Tili (Caranchos) – aus dem „Mühlenheft“, RjB Mitteilungen 96/Juni 1997

Die Mühle

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Den Luchsen zum 50. Geburtstag

Der Wandervogel war keine 20 Jahre alt, die Bündische Jugend kaum 13,als ihre Entfaltung und Entwicklung abrupt durch ersten Weltkrieg und späterdurch die Nazis unterbrochen wurde. Die Jungen Bünde waren besser dran –sie hatten genügend Zeit. Sie können jetzt 40 und 50 Jahre ihres Bestehensfeiern – diese lange Zeit hat ihnen die zweite Hälfte unseres wirren Jahrhun-derts geschenkt.

Die ersten Phasen der deutschen Jugendbewegung haben ihrer Zeit vielerleiAnstöße zu geben versucht. Manche waren erfolgreich, viele verloren sichunter der Last der damaligen politischen Entwicklung. Es blieb trotz aller Irrun-gen als Wesentliches: ihre besondere Eigenart als Ort jugendlicher Selbster-ziehung, als Stätte jugendlicher Selbstbildung – eine Aufgabe, die wederdamals noch heute Schule und Elternhaus zu lösen imstande waren. Sie ver-suchten und es gelang ihnen, daß Gleichaltrige sich selbst für ihr Erwachse-nenleben erzogen und sich in ihrem Leben danach bewährten. Die sogeprägten Menschen aus der frühen Jugendbewegung haben die Grundideeund -aufgabe ihrer Jugenderlebnisse über die Zeiten bewahrt.

Die Nachkriegsbünde nahmen nach 1945 diese wichtigen Anstöße auf. Sietaten recht daran, sich darauf zu beschränken. Sie haben die lange Zeit, dieihnen gegeben war, tatkräftig genutzt, um den Raum jugendlicher Selbster-ziehung für die Mädchen und Jungen ihrer Bünde zu sichern, zu entwickeln,ihn den Zeitläuften entsprechend zu variieren, was in den Wirren und Unge-reimtheiten der zweiten Jahrhunderthälfte nicht immer leicht war. Ihre langeLebenszeit, Stetigkeit gab ihnen Stärke. Beharrlichkeit und Langlebigkeit hier-für: heranwachsenden jungen Menschen den Freiraum für Erleben und Ausle-ben neugieriger und aufsässiger Kraft zu geben und sie erleben zu lassen,wie schwer es ist, ein eigengesteuertes Leben in Freiheit und selbstgewählterBindung zu führen.

Die Luchse gehören zu den ersten jugendlichen Nachkriegsgesellungen, diesich bewußt aus den von Engländern und Amerikanern ausschließlich zuge-lassenen boyscout-Gruppierungen lösten und sich außerhalb und frei vonorganisatorischen Zwängen und hierarchischen Strukturen daran machten,die Autonomie aus sich selbstgewachsener Gruppen für wichtiger zu haltenals exakt durchorganisierte Großverbände. Ihre Nähe zur Jugendburg Lud-

Der Bund

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wigstein und den sich dort wieder sammelnden Alten aus der Jugendbewe-gung halfen ihnen dabei – sie blieben auch später der Burg eng verbunden.Sie hielten es für richtig, das Herdfeuer für ihr erstes Landheim in Hofgeismarvon der Burg zu holen; es wurde ein festes Band für ihr weiteres Bestehen,auch als sie ihre Gruppen in Spanien aufbauten und ihre Kohten in den Pyre-näen aufschlugen. Die Göttin des Glücks schenkte ihnen zu alledem den„alten Luchs“, den unermüdlichen Horst Schweitzer, der sein ganzes Lebenbewußt darauf ausrichtete, seinen Luchsen ein zuverlässiger „lebenslanger“Bundesführer zu sein. Sein Verdienst – auch das gehört zu einer Geburtstags-laudatio – war und ist es, daß er dem Bund dient, daß er hilft, dessen „brau-sendes Jugendleben“ nicht ermüden zu lassen, daß er stets fordert – geistigwie im praktischen Bundesleben –, in Selbsterziehung und eigener Prägungnicht nachzulassen, und daß er – als seine wichtigste und wertvollste Eigenart– nie der leider oft naheliegenden Versuchung erlegen ist, seinen Mädchenund Jungen Ideologien oder Ismen aufzuzwingen, vielmehr sie nach seinerArt zu formen und ihr Wachstum nicht zu hindern oder umzubiegen. Mit Hilfeder anderen Alten aus der Anfangszeit des Bundes, ist ihm das bisher gelun-gen. Möge dies noch lange so bleiben!

Karl Vogt

Fünfzig Jahre Abenteuer – zum Jubiläum der Pfadfinderschaft Luchs

Der letzte Teil des Weges ist der beschwerlichste. In engen Windungenschlingt er sich ins Tal, tiefe Risse, offene Brüche und große Steinbrocken las-sen kein bequemes Fahrzeug mehr durch. Und auch zu Fuß ist der Weg nichtgerade das, was man einen bequemen Wanderweg nennen würde. Aber amEnde öffnet sich dem aus dem Waldweg Heraustretenden der Blick auf einegroße Wiese mit dem Kreis der vielen Kohten, mit der Jurte in der Mitte undmit einem lebendigen Lagerleben. Und wie der Weg dahin die Füßebeschwert, den Gang gelegentlich ins Stolpern gebracht hatte, so bildhaftwirkt er nun, denn der in der Dämmerung aus dem Wald heraustretendeAnkömmling schaut auf das Sommerlager der Mädchen- und JungenschaftLuchs, die hier ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiert. Und der Weg dorthin istwie das Abbild des Weges durch diese vielen wechselvollen Jahre.

Begonnen hatte alles 1948, in einem Jahr, da Horst, Gründer und spiritus rec-tor der Luchse bis heute, selbst noch Schüler war. Am 26. Februar verkloppensich im Drachengebirge oberhalb Kassels vierunddreißig Sextaner der Albert-Schweitzer-Schule nach Herzenslust in einem zünftigen Geländespiel, gerufenvon ihrem „Betreuungsschüler“, dem Unterprimaner Horst Schweitzer. Ein

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Thing schließt sich an – alle wollen Pfadfinder werden. Eine heftige Diskus-sion um den Namen der Gruppe beginnt. Ringsum wird entnazifiziert, klang-volle Namen aus der deutschen Geschichte scheiden also aus, denn selbstder alte Fritz gilt in jenen Tagen als ein Vorläufer Hitlers. Was bleibt, sind dieTiere – aber die besten Namen wie Panther und Tiger sind schon vergeben.Der Fuchs wird als zu verschlagen abgetan, es bleibt beim Luchs – vielleicht,weil ihn keiner kennt. Aber ein Stein ist ins Wasser geworfen worden, dernoch 50 Jahre später Wellen schlägt, und das sogar an den Stränden Cata-luñas.

Und tatsächlich, wir befinden uns an der Mühle in einem Bachtal in Nord-spanien, nicht weit von Barcelona, und das Jubiläumsfest kommt lagsam inFahrt. Die Mühle ist das vorläufig letzte Haus, das sich die Luchse zurechtge-werkelt haben, um dort ein Zentrum für ihre Lager und Treffen zu finden. Undauch das, die Geschichte ihrer Räume und Häuser, ist ein Abbild derGeschichte ihres Lebens, das einst in einem Kasseler Flack-Bunker begonnenund im 1952 gebauten Landheim der Großen Jäger in Hofgeismar seinenersten langjährigen Mittelpunkt gefunden hatte.

Das wohl gewagteste Unternehmen dürfte 1966 die Gründung des Internatesauf dem Grundstück des Landheims gewesen sein. Die Idee war einfach undbestechend: Die Nachwuchsführer des Bundes einige Jahre im bündischenSinn heranwachsen zu lassen, dadurch das freundschaftliche Band zwischenden Gruppen zu festigen und ihnen in der Pubertätszeit über die Klippen derSchule hinwegzuhelfen. Die Bezeichnung „Internat“ war insofern nicht ganzkorrekt, da alle Internatsschüler die öffentlichen Schulen in Hofgeismarbesuchten. Horst hatte seine Aufgabe darin gesehen, die schulische Betreu-ung zu gewährleisten und die Freizeit im Sinne der Jugendbewegung zugestalten.

Der Anspruch war hoch, und die Belastungen, die Horst sich aufgeladen hat-te, waren kaum zu bewältigen: Der tägliche Unterricht als Fachlehrer fürLatein und Geschichte an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel, die Bundes-führung der Großen Jäger und die doch recht anstrengende Aufgabe alsInternatsleiter. Als das Ganze dann zusätzlich in den Strudel der Studenten-bewegung geriet, die die antiautoritäre Erziehung propagierte, war das Kon-zept nicht mehr zu halten, und Horst bewarb sich als Auslandslehrer an dieDeutsche Schule in Barcelona. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine bündi-sche Vision, sind die Erinnerungen der Internatsschüler an eine Zeit vollerErlebnisse und Abenteuer. Denn auch die Internatsschüler waren auf Groß-fahrten, aus denen vor allem die von 1968 nach Kreta als Höhepunkt desInternatslebens herausragt.

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Die erste Hälfte der siebziger Jahre wird für die Luchse eine Zeit des Auf-bruchs und des Neubeginns. Im August 1970 zunächst der Austritt des Stam-mes Luchs aus dem Pfadfinderbund Großer Jäger. Horst verzichtet aufBundesführung, Internatsleitung und Redaktion der „Sternschnuppe“. Damitverlassen die Luchse einen Bund, dem sie über zwanzig Jahre lang sehrwesentlich Gesicht und Gestalt gegeben haben. Die Luchse verlieren dasLandheim in Hofgeismar, das Internat, die Skihütte in Donnersbachwald unddas Kasseler Stadtheim an der Fulda. Sie gewinnen aber die Freiheit, alseigener Bund ihren Weg konsequent weitergehen zu können. Im Pfingstlager1971 treten die Luchse schließlich dem DPB bei, dem sie seit vielen Jahren inFreundschaft verbunden sind.

Und im Sommer desselben Jahres entsteht in Kassel die erste Mädchengruppeder Luchse. Was erst zögerlich begonnen hatte, entwickelt sich schon bald zueinem ungeahnten Erfolg. Nicht erst heute steht vor allem die spanische Mäd-chenschaft in vorderster Reihe der Luchse, was zugleich eine einzigartigeBestätigung der Mädchengruppen ist, die den Bund ganz wesentlich prägen.Und auch jetzt, wenn sie auf diesem Jubiläumslager mit ihren Liedern in denKreis treten, strahlen sie Freude und Begeisterung aus, wie sie nicht überall zufinden sind.

Am 1. Oktober 1972 dann der Neubeginn in Spanien, eine erste Gruppe inBarcelona entsteht, der weitere – auch in Madrid – folgen. Schon im Winterfinden die ersten spanischen Lager statt, und die erste gemeinsame Großfahrtder spanischen und deutschen Luchse führt nach Finnland. Neben Kasselwächst nun in Cataluña ein zweiter Stützpunkt der Luchse heran.

Aber auch das drängende Problem der Heime findet in dieser Zeit eineLösung, die viele Jahre andauern sollte. In Zierenberg kann 1974 die Hütteam Bärenberg von der Stadt gepachtet werden. Und in Spanien beginnt imgleichen Jahr eine zweiundzwanzigjährige Verbundenheit mit Casa Raurell,einem alten Bauernhaus nordwestlich von Mojá. Nachdem dessen Pachtver-trag 1996 ohne Verlängerung abgelaufen war, ziehen die Luchse in dienahegelegene Mühle im Bachtal, die sie bereits seit vielen Jahren als Treff-punkt genutzt hatten.

Hier ist nun das Fest in vollem Gange, denn die Spanier haben sich mal wie-der was besonderes ausgedacht. Um die alten Säcke nicht nur zuschauen zulassen, haben sie sie wieder zu Gruppenführern gemacht und ihnen ausjeder Gruppe eine Luchsin oder einen Luchs gegeben, die sie nun auf einemPfadfinderlauf zu neuen Gruppen formen sollen. Ob auf die alten Tage nochdrahtig oder schon mit angesetzten Ringen um die Hüften, keinem bleibterspart, beim Schnürsenkellaufen vielleicht im Staub zu landen oder gar beim

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Schubkarrenrennen mit dem Gesicht einen Kuhfladen zu erwischen, wenn dieComputer- und Beamtenarme unter dem Gewicht eines alten Luchses einfachwegknicken. Der Spaß ist groß, doch keiner will sich lumpen lassen, wiedamals, da jeder in der Gemeinschaft seiner Gruppe den Sieg erstreiten woll-te. Und da ist es wieder dieses Gefühl von Gemeinschaft, von dem eineGruppe lebt, wenn sie auf Fahrt ist. Und diese Gruppen für ein Wochenendewerden zu kleinen verschworenen Gemeinschaften auf Zeit.

1989 dann die Wende in der DDR, der Fall der Mauer, und Horst, selbst ausHalberstadt stammend, ringt den alten Seilschaften der Stasi das Haus seinesOnkels in Wernigerode ab. Nicht, um verzückt zum Brocken zu schauen, dasHexenhaus soll zum Mittelpunkt von Jungen und Mädchen aus Wernigerodewerden. Das erste Jahr ist anstrengend: In der Woche Unterricht in Kassel –Horst ist noch im Schuldienst –-, an den Wochenenden Arbeiten am Hexen-haus, das nach der Wende völlig zerschlagen und ausgeplündert wordenwar. Auch hier wieder Neubeginn und mühevolle pfadfinderische Kleinar-beit. Dazu in einem problematischen sozialen Umfeld, das vor allem von denin der DDR großgewordenen Eltern vorgegeben war. Denn die betrachtetendie Pfadfinder als eine Art Kinderkrippe, die die Kinder betreuen und mög-lichst erzogen wieder zuhause abliefern sollten. Und das so gut wie kostenloswie einst in der FDJ. Viele Jungen und Mädchen wollen zwar die großenFahrten „mitnehmen“, aber auf keinen Fall ihr Leben in pfadfinderischem Sin-ne umkrempeln. Es dauert schon einige Jahre, bis sich die Spreu vom Weizenscheidet. Hilfreich sind dabei die Köhlerhütten, die die Luchse 1993 von derStadt Wernigerode pachten können, und die zu einem idealen Mittelpunkt fürdie Gruppen werden. Heute bilden die Wildkatzen in Wernigerode einenlebendigen und hoffnungsvollen Stamm.

Einmal wieder beweist sich die ungeheure Energie von Horst als Quelle neu-en bündischen Lebens. Wo immer ihn sein Leben aus Kassel auch hinver-schlagen hatte, sei es nach Arolsen oder nach Hofgeismar, nach Barcelonaoder nun nach Wernigerode, die Spuren finden sich in stets neu entstandenenPfadfindergrupppen. Und diese Kraft strahlt soviel aus, daß Luchs-Gruppenauch in Lemgo und Münster entstehen. Seit der Sextanerklopperei im Dra-chengebirge hat Horst sein Leben der Pfadfinderei verschrieben. Und wennim gleichen Jahr, da die Luchse 50 werden, Horst seinen 70sten Geburtstagbegehen wird, ist auch das mit einer großen Gratulation, mit der Hochach-tung vor diesem Lebenswerk zu würdigen.

Und am Abend versammelt sich dieser kleine starke Bund zum Singen in derRuine der Scheune. Und bei Lampenschein und Kerzenlicht, das in dem altenSteingemäuer widerflackert, ist es wie es immer war, wir singen gemeinsam,und die Lieder verbinden und erzählen vom Leben auf Fahrt. Und doch auch

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ist jeder für sich, denn auch von der Einmsamkeit in der Welt wird gesungen.Und da hängt jeder seinen eigenen Gedanken nach.

Horst mag jetzt vielleicht daran denken, wie die Luchse, da sie einst auch inSpanien Fuß gefaßt hatten, im DPB nicht mehr bleiben konnten, weil „Orden“und „Ständeordnung“ bündische Lebensformen nicht dulden wollten, und ein„deutscher“ Pfadfinderbund an den spanischen Gruppen der Luchse Anstoßnahm. Und wie dann 1988 auf der Kanadafahrt der Austritt aus dem DPBbeschlossen wurde, der dann, nach dem dritten Verlassen eines Bundes –schon in den 50ern war der Bund aus dem BDP ausgetreten – zur Gründungder „Pfadfinderschaft Luchs“ als eigenständiger deutsch-spanischer Pfadfin-derbund führte, und der für sich das vereinigte Europa vorwegnahm.

Dietl denkt sicher an sein Halstuch, das zuhause am Regal hängt, und dasihn, immer wenn er es anschaut, die Fahrtenzeit in sehnendes Erinnernbringt. Paddel denkt da-ran, wie er mal wieder eine Story aus der alten Fahr-tenzeit zum Besten bringen kann oder ein Lied der schnodderigen Art. WoranTom denkt, kann ich nicht ahnen, er ist einer der besten Freunde der Luchsevon den Sturmreitern, der immer da ist und mit uns feiert und den besten Fahr-tenkoch macht, den ich kenne.

Ich denke an meine kleine Tochter Sophie-Bo, die zum ersten Mal in einemPfadfinderlager ist, und ich weiß, das, was sie hier erlebt, wird sie nicht mehrloslassen. Sie sitzt in diesem Kreis im flackernden Lichtschein der alten Scheu-ne, und sie wird das niemals vergessen. Es ist die Geburt eines Pfadfinder-herzens. Und darin ist dieser Bund stark, nicht im formalen Nachvollzug ver-alteter Rituale, sondern im Ansprechen der Gefühle und Bedürfnisse jungerMenschen, die pfadfinderische Gemeinschaft suchen.

Die Lieder ebben ab, das Singen läßt nach, die Nacht senkt sich dunkel überdie Zelte. Und doch will in uns Alten das Erinnern nicht aufhören. Die großenFahrten, nach Ägypten etwa, in die Türkei, nach Finnland immer wieder,nach Kreta dann, in die Camargue oder auch „nur“ in die Rhön, wie warensie so voller Abenteuer. Es ist nicht wichtig, wohin es geht, wichtig ist, wieeine Gruppe auf Fahrt zusammenwächst. Das ist die Botschaft dieses Bundes,und verstanden haben sie die Caranchos, die 1996 mit allen Kräften undNöten die Picos de Europa zu Fuß durchmessen haben. Das Eigene mit demdes Anderen, der neben einem geht und die gleiche Not leidet, zum Gemein-samen zu machen, das ist die Essenz der Luchse. Und nur darin sind sie zudem geworden, was sie nicht erst heute ausmacht, zu einem lebendigen Pfad-finderbund.

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Das Fest wird feierlich, auch darin finden sich die Alten wieder, in den nächt-lichen Kreis treten die, die mit Halstuch und Lilie ausgezeichnet, treten dieGruppen, die aufgenommen werden. Jeder hatte das an sich selbst erfahrenund erinnert sich dabei. Und das Luchslied findet gerade bei den Alten dasbesondere Gehör aus der je eigenen Lebenserfahrung: „Über unendlicheWege, über unendliche Stege . . .“ Und dürfen die Jungen noch beides, „mitVater scherzen und mit Mutter herzen“, so ist das den Alten mitunter versagt.„Und das ist jetzt alles vorbei“, heißt es. Und wenn die Luchse dieses Lied sin-gen, meinen sie die Heimat, die sie selbst bilden. Und da fühlen auch wirAlten uns auf eine besondere Art wieder zuhause.

Das Fest ist zuende, im Morgenkreis das letzte gemeinsame Lied. Dann zie-hen die Gruppen auf Fahrt, und die, die ihre Fahrten hier beendet hatten,nach Hause. Und ich fahre weiter zu einer Arbeit nach Portugal, neben mirim Auto Sophie-Bo, die tagelang nur noch Pfadfinderlieder singt. Und ichweiß, von nun an sitzt eine kleine Luchsin neben mir.

Uwe Geese, Barragem de Odivelas do Alentejo, Portugal, am 20. August 1998

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Horst Schweitzer – RückblickeHeime, Häuser, Hütten, Höhlen

K A S S E L1948/49: In Kassel begann es mit einem Flak-Bunker, den wir zu einemHeim ausbauten. Er ersoff im Wasser und wurde abgerissen.

1965–68: Ein Schwimmverein machte Hoffnung auf einen Heimraum an derFulda, aber diese Hoffnung war vergebens, denn man hatte nur eine Jugend-gruppe als Aushängeschild gebraucht, um Zuschüsse zu bekommen.

1970–78: Dann fanden wir einen Unterschlupf in der Kölnischen Straßegegenüber einer Schule, aber auch der ging flöten, als die Jungen des Eig-entümers nicht mehr in unseren Gruppen waren.

1983–91: Das Haus meines Vaters, das ich nach dessen Tod den KasselerLuchsen zur Verfügung stellte, war die größte Chance. Sie wurde nichtgenutzt, denn es hatte sich kein Luchs gefunden, der das Haus betreuen wollte.

A R O L S E N1956: In Arolsen fand ich eine Hütte, die zum Mittelpunkt wurde, als ich dortAssessor war.

H O F G E I S M A R1952: Landheim, Grundsteinlegung am 21. Juni 1952.1965: Internat, Grundsteinlegung am 9. August 1965.

D O N N E R S B A C H W A L D1965–70: In Donnersbachwald in der Steiermark pachteten wir eine Hütte,in der fünf Winterlager stattfanden und die Ziel einer Sternfahrt durch dieSteiermark war.

Z I E R E N B E R G1974: Die Hütte am Bärenberg wurde von der Stadt Zierenberg gepachtet.

R A U R E L L / B A R C E L O N A1974–96: zweiundzwanzig Jahre war Casa Raurell nördlich von Barcelonader Mittelpunkt des Bundes.

Erinnerungen I

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1990: Bereits vor acht Jahren wurde die Mühle, nicht weit von Casa Raurell,mehr und mehr zum Treffpunkt, noch bevor sie 1996 Casa Raurell als Mittel-punkt der Luchse ablöste.

W E R N I G E R O D E1990: Am 3. Oktober 1990 beginnt der Wiederaufbau des „Hexenhauses“.1993: Wir pachten von der Stadt die Köhlerhütten am Voigtstieg; am 7. Juli1993 werden sie uns vom Bürgermeister übergeben.

Die großen Lager, die großen Fahrten

Es begann auf Burg Ludwigstein, Ostern 1948. Ein Heerwurm von 250 Jun-gen erklomm den Burgberg – das Foto der ‘48er Luchse auf der Burgmauer -1972 das gleiche Motiv mit der ersten spanischen Crew aus Barcelona.

Die Oldtimer erinnern sich an das „Gespenstertreffen“ 1964, die nächstenGenerationen an deutsch-spanische Winterlager 1982/83, an das „Römer-treffen“ 1988 zum 60. Geburtstag des alten Luchs. Das war auch der Grund,weshalb Theo das Motiv der Burg auf der Titelseite unseres Heftes zum 50.Gründungstag vorschlug, war die Burg doch auch Mittelpunkt des Troja-Spiels,des wohl gelungensten Bundesfestes überhaupt. Die jüngste Generation derLuchse sah die Burg zu den Hortentreffen des RjB, zuletzt zu Karl Vogts 90.Geburtstag. Doch hat sich unsere Bindung an die Burg mehr und mehr gelöst,seitdem aus der Jugendburg eine übliche Jugendherberge wurde, in der statteines Burgwartes wie Walther Jantzen ein Geschäftsführer das Sagen hatte,flankiert von den Zivis, die oft mit der bündischen Jugend nichts am Hut hat-ten. Trotzdem hat Theo Recht: Die Burg war ideeller Mittelpunkt vieler Luchs-Generationen. Symbol dafür war das Feuer, das wir zur HeimeinweihungOstern 48 anzündeten und in Hofgeismar aus dem Gedenkraum für die Opferder Gewalt in der ersten Hälfte dieses Jhts. holten und im Staffellauf durch denRheinhardswald trugen. Den Platz der Burg hat heute wohl die Mühle einge-nommen, zumindest was den inneren Mittelpunkt des Bundes betrifft.

Die großen Lager der Nachkriegszeit hatten natürlich in Deutschland stattge-funden. Auf der Sababurg im Rheinhardswald hatten sie begonnen. Die Zeltewaren amerikanische Armeezelte, und auch bei der Verpflegung halfen uns„die Amis“ mit riesigen Wagenrädern von Käse, mit Milch – und „Eipulver“.Nach der Währungsreform zog es uns nach Füssen ins Allgäu, dann an dieOstsee. Die großen und schweren Zelte wurden von Viereckszelten abgelöstmit den gescheckten Zeltbahnen, welche die Väter aus dem Krieg mit heim-gebracht hatten. In den frühen 50er Jahren hielt die Kohte ihren Einzug, unddie Fahrten und Lager verlagerten sich auf die „Sippen“ von acht Jungen. Die

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Zeit der großen „Heerhaufen“ war vorbei – ich denke noch mit Grauen aneine Nacht im „Massengrab“ auf Burg Ludwigstein, in der ich mit meinenvierzig Luchsen in einem einzigen Raum schlief! Von nun an gingen die Sip-pen allein auf Fahrt und trafen sich zum Schluß im „Nordlandlager 1958“,zurückkommend aus den nordischen Landen, bei Lappeenranta und Rovanie-mi in Finnland, bei Gition auf dem Peleponnes, am Feerensee in Mecklen-burg, am Wuz-See in Brandenburg und seit 1972 unzählige Male in unsererzweiten Heimat in Spanien: Raurell sah in zweiundwanzig Luchs-Jahren diemeisten Großfahrtentreffen, abgelöst seit 1990 von der Mühle.

All diese Treffen bezogen ihre Spannung aus den Erlebnissen der großenFahrt, und es war schon spannend, wenn die Luchse wie die Zugvögel ausaller Herren Länder zuletzt ein Ziel ansteuerten, das alle Spitzohren vereinte.

Daneben gab es die großen Lager mit einer Spielidee, auf die man sich oftmonatelang vorbereitete. Das „Heerlager vor Akkon“ Pfingsten 1956 mit2000 Jungen und Mädchen des BDP, das Ritterlager 1959 an der Tannen-burg – vielleicht das schönste Luchs-Lager der Kasseler Gruppen, das „Völ-kertreffen“ 1965 in Hofgeismar, an dem dreiunddreißig griechische Freundeaus Kózani in Efzonen-Tracht teilnahmen. Unvergessen das große Sampo-Spiel im Saimaa-See 1970, das erste deutsch-spanische Winterlager in Nuriain den Pyrenäen, das den Grundstein zur Freundschaft zwischen den Grup-pen in Barcelona und Kassel legte, und immer wieder die Legene um Trojaauf Burg Ludwigstein!

Ein Drittes waren die bündischen Lager, in welche die Luchse sich einbrach-ten: Das Meißnertreffen 1963, das überbündische Lager am AllenspacherHof 1977 und das Spessartlager der Pfadfinder und Jungenschaften, das vonder inhaltlichen Gestaltung her hervorragend war, wenn auch in manchemüberspannt, wie beim mißglückten Guß einer Glocke. Vielleicht aber ist diegesprungene Glocke auch ein Symbol, denn das Lager, das als ein Brücken-schlag zwischen Jungenschaften und Pfadfindern gedacht war, verkehrte sichin das Gegenteil. Die Politisierung der Bünde und die Studentenrevolte war-fen ihre Schatten voraus, und die Jungenschaften legten hier einen Spreng-satz in den Bund der Großen Jäger, indem sie die Hannoversch-MündenerGruppenführer abwarben. „Im Schlafsack regt sich die Linke“ titelte damalseine der Gazetten, und es war einer unserer Pfadfinderführer, der nach der„Revolution“ und Zerstörung vieler Bünde aufgezeichnet hat, wie das Ganzevon Berlin und von den Linken gesteuert worden ist.

Zu erwähnen sind noch Lager ohne jeglichen in die Bünde hineingetragenenZündstoff. Elf Südtirol-Winterlager allein im Leierhof, vorher die Winterfahrtenin unsere Hütte nach Donnersbachwald und nicht zuletzt als Schlußpunkt die

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Fiesta major an unserer Mühle zum 25. Jahrestag unserer Gruppen in Barce-lona im Okt. 1997.Ich bin überzeugt, ihr Jungluchse werdet euch bald etwas ganz Neues einfal-len lassen, und ich bin gespannt, welche großartige Lageridee in euren Her-zen schlummert. Folgt der Spur, welche die Altluchse euch vorgegebenhaben!

„Unsere Fahrt ist nie zuende gebracht . . .“

Ich bin mir dessen bewußt, daß meine Darstellung der großen Fahrten amlückenhaftesten sein wird. Bei durchschnittlich 25 Sippen in 50 Jahren hießedas, etwa 1000 Fahrten gerecht zu werden – ihr seht ein, das geht nicht.Aber laßt euch das noch einmal durch den Kopf gehen: eintausend Fahrten!Ich kann nur einzelne Fahrten herausnehmen, vor allem solche, die ich selbstmiterlebt habe, und ich weiß natürlich, daß jeder sicher sein großes Fahrten-erlebnis gehabt hat. Ich will es trotzdem versuchen.

Anfang der 50er Jahre gab es viel Radtouren, in einer Zeit, da Deutschlandnoch nicht zubetoniert war und ich, wenn ich als Student mit meinem Motor-rad Sonntag abend zum Studium zurück nach Marburg fuhr, auf den 100 kmzwei oder drei Autos traf. Meine Sippe fuhr mit dem Rad durch Oberitalienbis nach Florenz, trainiert hatte sie auf einer Herbstfahrt den Rhein entlang.

Wieder aufgenommen wurden diese Fahrten von unseren spanischen Grup-pen in Holland, außerdem vor einem Jahr von den Münsteranern nach Nor-den. Die lange Pause hängt wohl damit zusammen, daß nach den Autolawi-nen in den letzten Jahrzehnten Radwege angelegt wurden, die es wiedermöglich machen, ohne Lebensgefahr mit einer Gruppe die Räder zu satteln.

ZU BERICHTEN IST DANN VON STUDIEN- ODER FÜHRERFAHRTEN:1954 wanderte ich mit meiner Kasseler Führungs-Crew durch das finnischeSeengebiet. Diese Fahrt gab den Anstoß zu etwa zehn Finnlandfahrten undder Freundschaft zu den Pfadfindern von Rovaniemi, der Patenstadt Kassels.Das Lager bei Rovaniemi 1978 mit dem „Kasseler Abend“ in der Stadthallewurde zu einem Höhepunkt unserer Finnland-Begeisterung.

1959 brachen wir mit vier Autos und siebzehn Abiturienten und Studentennach Ägypten auf, eineinhalb Jahre hatte die Vorbereitung der Fahrt gedau-ert: Es wurde die klassische „Studienfahrt“ der Führerschaft.

Nach Ägypten zogen uns natürlich die Pharaonen mit ihren geheimnisumwit-terten Pyramiden, die Sphinx ebenso wie das Tal der Könige und der Tempel

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der Hadschepsut. Bald fesselten uns aber genauso die Menschen, ihr Denkenund ihre Lebensweise.

1963 war ich dann mit den Kasseler Luchs-Führern in der Türkei – noch vorder Touristenschwemme, als man noch mit den Autos durch die Flüsse hin-durchfahren mußte; dies war schon so etwas wie eine „Studienfahrt“, und wirhatten uns gründlich vorbereitet auf die altgriechischen Städte von Troya beiAntalya, den Felsentempel der Hetiter bei Bohazköy, das Watteschloß beiPamukkale. Getrübt wurde diese Fahrtenerinnerung, als auf dem Autoput inJugoslawien nachts eine Bauer mit seinem Pferdefuhrwerk ohne Licht dieAutobahn überquerte und der damalige Hermes in das Gespann raste. Wirhatten Glück, nur Moritz hatte ein paar Zähne eingebüßt, aber wir kehrtenetwas geschockt nach Deutschland zurück.

Eine Fahrt zur Insel Santorin brachte 1964 die erste Begegnung mit griechi-schen Pfadfindern aus Kózani, einer Stadt hinter dem Olymp. Daraus wurdeeine Freundschaft über drei Jahrzehnte hinweg mit vielen Begegnungen inDeutschland und Griechenland.

Ein Abenteuer wurde die Kanada-Fahrt 1987 der Kasseler Gruppenführer. Eswar eine Fahrt, von der man als Pfadfinder immer geträumt hatte: Das Lebenin der Wildnis mit seinen vielen täglichen Herausforderungen, die Flußfahrtauf dem Little Buffalo River, auf dem Peace und dem Slave River.

Sollte ich Fahrten aus der jüngsten Vergangenheit nennen, die für die LuchseSymbolwert haben und ihrem Verständnis nach für eine ideale Großfahrt ste-hen, würde ich die Wanderung von Rallis Sippe Totila durch den Peleponnes1983 nennen oder die große Fahrt von Tilis Sippe Caranchos 1996 in diePicos de Europa. Ihr vergebt mir, wenn ich einige tolle Fahrten nicht genannthabe, ich habe sieben aus 1000 ausgewählt. Natürlich wäre noch zu erwäh-nen die erste Finnlandfahrt von Poppis Sippe Albatros 1973 - auch sie gehörtzu den großen Legenden und gab den Gruppen in Barcelona den großenAnschub für 25 Jahre spanische Jungend- und Mädchenschaft.

Treffen die Altluchse zusammen, datieren die Jahre nach den großen Fahrten– das war vor Finnland, jenes nach Ägypten, anderes wieder nach Troja,nach . . .

Ich bin sicher, daß ihr euch in den nächsten Jahren neue Ziele setzt, vielleichtauch an alte Freundschaften in Finnland oder Griechenland anknüpft, und eshat schon seinen Sinn, wenn wir als Titel zu unserem Heft zum 50. Grün-dungstag wählten: „50 Jahre Abenteuer“.

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Was du für die anderen tust, bestimmt den Wert deines Lebens.– RUDOLF KIENAU –

„Jeden Tag eine gute Tat!“

Forderte Lord Baden Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung, von sei-nen Scouts, und auch wer nicht viel von der Pfadfinderei weiß, kennt zumin-dest diese „gute Tat“, die ein jeder Pfadfinder täglich erbringen soll. Heutespricht man von „sozialem Engagement“.

Bei den Luchsen war das soziale Gewissen lange mit einem Bekenntnis zumeigenen Vaterland verbunden, woraus nicht zuletzt ein trotziger Stolz sprach,bei aller Scham über das, was in deutschem Namen an Unrecht geschehenwar, seine Herkunft nicht zu verleugnen.

Beides muß man sich vor Augen halten, wenn man verstehen will, warum wir1948 die letzte Strophe des Rübezahl-Liedes („Höre Rübezahl, was wir dirklagen, Volk und Heimat, die nun nicht mehr frei –- schwing die Keule wie inalten Tagen, schlag Hader und Zwietracht entzwei“) mit Inbrunst sangen undüber 1000 Zuhörer in der Stadthalle dabei Tränen in den Augen hatten.Daher kam auch der Antrieb, deutsche Soldatengräber zu besuchen - wir leg-ten Kränze nieder, in Rovaniemi so gut wie in Bastia oder El Alamain.

Was uns aber näher lag, war das aktive Engagement gegenüber Jugend-lichen aus Verhältnissen, die von der politischen Lage der Nachkriegszeitbestimmt war. So hatten wir 1955 die Idee, zehn Jungen aus der DDR mit aufGroßfahrt zu nehmen – damals konnte man noch in den Westen fahren. DieJungen bekamen von unserem Landrat Westpässe und wurden auf die Grup-pen verteilt, und meine damalige Sippe Silberlöwen nahm einen Jungen ausDresden mit auf Korsikafahrt.

Die Blockade Berlins brachte uns auf die Idee, in unserem Landheim in Hof-geismar für 30 Berliner Jungen eine Ferienfreizeit zu gestalten – die ersteübernahm 1957 meine Sippe Silberlöwen. Es wurden drei Berlinfreizeitendaraus, 1961 gemeinsam mit einigen Jungen aus Südtirol. Für Süddtirol hat-ten wir uns seit langem begeistert, sowohl für die Landschaft als auch für dieSüdtiroler selbst.

Als nächstes rief die Sturmflut in Hamburg 1962 die Luchse auf den Plan:zwei Lastwagen mit Kleidung fuhren wir in das Katatrophengebiet, außerdemüberreichten wir einer betroffenen Familie 1000 DM, die von unseren Grup-pen gesammelt worden waren. Dann kamen, als der Prager Frühling von rus-

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sischen Panzern niedergewalzt wurde, tschechische Flüchtlinge, die wir inder Kasseler Jugendherberge einquartierten. und betreuten. Ein Junge, Lubo-mir, wurde unser Vorzeigeschüler am Hofgeismarer Gymnasium, wo er einglänzendes Abitur ablegte. Heute ist er Professor an der Univesity of Califor-nia.Die Wiedervereinigung traf mich so unerwartet, wie alle Deutsche in derBRD. Natürlich waren wir auf den Straßen Kassels, als die Trabbis heran-brausten, erklommen den Hanstein, den wir 40 Jahre lang vom Ludwigsteinaus nur sehen durften, und es war ein stolzer Augenblick, als wir am 1. 7.1990 in Zierenberg die Trauerflore von unseren Wimpeln nahmen, die unsjahrelang an die Teilung erinnerten.

Mit dem 3. Oktober 1990 und der späteren Rückgabe des „Hexenhauses“ inWernigerode an Horst als Erbe seine Onkels begann unser Einsatz für dieneu enststehende Jungenschaft Wildkatzen in Sachsen-Anhalt. Und am 8. 12.1990 übernahmen die Altluchse die Patenschaft für die Wernigeröder Grup-pen und ermöglichten durch eine spontane Spendensammlung die Teilnahmeder ersten neun Jungen an der Winterfahrt nach Südtirol. Seitdem sind achtJahre vergangen, und ich glaube, daß wir stolz darauf sein können, daß„unsere“ Wiedervereinigung geklappt hat und ein Ost-West-Gegensatz garnicht erst aufkam.

Im Sommer 1996 nahmen wir elf Mädchen und Jungen aus einem Lager fürRußlandaussiedler mit auf Großfahrt nach Spanien.

So zieht sich als roter Faden das soziale Engagement der Luchse durch fünfJahrzehnte, und ich bin der festen Überzeugung, daß die Luchse sofort wie-der zu Stelle sein werden, wenn es gilt, sich für Menschen in Not einzuset-zen.

Die Pfadfinderschaft Luchs und die bündische JugendDie Luchse werden 50 – der alte Luchs 70

Ein kleiner Zeitraum, mißt man ihn an der Geschichte, ein erstaunlich langer,denkt man in bündischen Maßstäben. Natürlich ahnte ich nicht, was ich in Bewegung setzte, als ich am 26. Februar 1948 dreißig Sextaner ummich scharte und „Pfadfinder“ wurde. Von der Pfadfinderei wußte ich so

wenig wie die Jungen, die mich im Drachengebirge bei Kassel erwartungs-voll ansahen.

Warum tat ich das? Was trieb mich dazu, nach der großen Enttäuschung desKriegsendes 1945 und des Gefühls, von einer Ideologie mißbraucht worden

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zu sein, wieder mit einer Schar von Jungen aufzubrechen in eine Zukunft, dieauch 1948 noch sehr ungewiß war? Fragt einen Dichter, warum er Verseschmiedet, einen Arzt, warum er für seine Patienten lebt, einen Forscher,warum er nicht aufhört, zu hinterfragen und zu neuen Erkenntnissen zu gelan-gen. Mein Herz gehörte den Jungen, die noch nicht von dem Erwachsenseinund dem Kampf ums Überleben gebeutelt waren, die noch sagten, was siedachten, und die noch zu begeistern waren für das große Abenteuer. Einesjedoch war mir von Anfang an klar: Ich würde mich nie im Leben wiedereiner Ideologie beugen – die Grundlage einer neuen Gemeinschaft würdenur die Freundschaft, nie eine Ideologie sein.

Und das ist auch die Antwort darauf, warum die Luchse weder im BDP nochim DPB eine Heimat finden konnten. Welch stolzes Erlebnis, als der BDP1954 3000 Pfadfinder zählte – aber schon begann der deutsche Hang zurUniformierung, jegliches bündisches Leben zu ersticken. Die starre Form derLandesmarken gebot den Bünden einen Halt an den Landesgrenzen.

Und so sollten die Großen Jäger nicht mehr als Gemeinschaft zusammenblei-ben können, weil der sich BDP bei der Gliederung seiner Landesmarken anden Grenzen der Bundesländer orientierte, es blieb uns nur der Austritt, umden GRAUEN REITERN, dem Pfadfinderbund Nordbaden, den Pfeil-Pfadfin-dern in Lübeck zu folgen.

Die Studentenrevolte Ende der 60er Jahre brachte eine weitere Zäsur. Bündi-sche Führer wurden verunglimpft, alle Formen bündischen Lebens in Fragegestellt. Man schleppte die Jungen zu Demonstrationen, so lange bis es keineGruppen mehr gab.Es war die Zeit, da ich in den Auslandsdienst an die Deutsche Schule in Bar-celona ging, weil ich nicht mehr ertrug, was in Deutschland als „antiautoritä-re Erziehung“ praktiziert wurde. Wir glaubten danach, für die Luchse eineneue Heimat im DPB zu finden, vor allem, weil uns Grym als Führerpersön-lichkeit überzeugte. Gryms Tod hat dieser Hoffnung ein Ende gesetzt, denn erhatte bald zwei Jahrzehnte die Hand über die Luchse gehalten. Wenn aber„Orden“ und „Ständeordnung“ – wie einst im BDP – bündische Lebensformennicht dulden wollten, konnten wir in ihm nicht bleiben. So kam es 1988 zurTrennung vom DPB und in deren Konsequenz zur Gründung der „Pfadfinder-schaft Luchs“ als eigenständiger deutsch-spanischer Bund, der das vereinigteEuropa vorwegnahm und in die Tat umsetzte.

Erleichtert wurde uns dieser Schritt zur Eigenständigkeit durch das Hinein-wachsen in den „Ring junger Bünde“, dem wir mit der Organisation desMeißnertages 1963 sehr wesentlich den Weg geebnet hatten. So haben wirnun beides, den eigenen Bund und die größere Gemeinschaft der achtzehn

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Ring-Bünde im RjB, der die Autonomie der Bünde nicht nur respektiert, son-dern zur Voraussetzung hat.

Gleichgeblieben ist den Luchsen 50 Jahre hindurch die Überzeugung, daßnur in einem überschaubaren Kreis von Jungen und Mädchen wirklicheFreundschaft gelebt werden kann. Kernpunkte des pfadfinderischen Lebensbleiben die Horte oder Sippe von acht Mädchen oder Jungen, die großeFahrt als Abenteuer und Bewährung, das soziale Engagement in der Gesell-schaft.

Natürlich wird vom alten Luchs eine Vision von der Zukunft des Bundes erwar-tet - Politiker würden das „Luchs 2000“ nennen. Ob mir einmal ein Luchsfolgt, der sein Leben dem Bund verschreibt, kann ich nur hoffen. Eines aberweiß ich: jenseits der 70 wird es schwieriger werden, ganz und jederzeit fürdie Luchse dazusein. Deshalb bin ich froh darüber, daß die Vorzeichen imBund, sich in Zukunft in die aktive Bundesarbeit einzubringen, erkennbarsind. Und da in Barcelona eine ganze Crew begeisterter Luchs-Führer bereitsdas letzte Jahr wesentlich mitgestaltet hat, bin ich guter Hoffnung. So habeich zumindest einen kleinen Ausblick gegeben, der in die Zukunft und übermich selbst hinaus einen Weg aufzeigt – also doch Luchse 2000!

Euch allen ein herzliches Horridoh, euer Horst.

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Erinnerungen alter Luchse

Ende 1947. Die 12 Jahre, die uns geprägt hatten, lagen hinter uns: Wehrer-tüchtigungslager, der Einzug der Roten Armee nach schweren Kämpfen . . .,der quälende Hunger gehörten der Vergangenheit an, obwohl es die täg-lichen Lebensmittel noch auf Marken gab. Aber wir waren jetzt nach zwölftä-giger Flucht im goldenen Westen. Eine „beschränkte Feiheit“ hatte sich breitgemacht. Die Amerikaner hatten zwar überall das Sagen, aber uns Jungenstanden sie wohlwollend gegenüber.

In der Schule ging es sehr eng zu. Das Hauptgebäude des Wilhelm-Gymnasi-ums war nur noch eine Ruine, ein Trümmerfeld wie der größte Teil der StadtKassel. Zum Schulunterricht gehörte deshalb auch das obligatorische Steine-putzen und Trümmerräumen einmal wöchentlich. Schichtunterricht eineWoche vormittags und eine Woche nachittags war selbstverständlich. Klas-senräume waren in einer zerstörten Stadt Mangelware, wie so vieles andereauch in jener Zeit.

Unsere Väter waren gefallen, vermißt oder in Gefangenschaft. Die ganzeLast der Erziehung lag auf den Müttern. Sie verstanden es, uns mit dem Not-wendigsten zu versorgen und den allgegenwärtigen Mangel nicht so sehrspüren zu lassen. Außerdem waren wir ja so genügsam im Vergleich zu spä-teren Wohlstandsgenerationen. Was macht ein 15jähriger Junge in seinerFreizeit? In der Herkulesstraße hatte sich eine Gruppe gleichaltriger Jungenum einen alten Fußball geschart. Die Goetheanlagen dienten als Sportplatz.Eines Tages war dieser Fußball nicht mehr zu reparieren. Zu oft war dieLederhülle geflickt worden. Selbst Bum, der als Lehrling fast alles konnte, warnicht mehr in der Lage, ihn einigermaßen wieder herzustellen.

Da hörten wir von einem älteren Jungen in Harleshausen, der vor dem Abiturstand und eine Pfadfindergruppe aufbaute. Wir hatten zwar von Pfadfindernim Ausland gehört, aber daß es diese bei uns nun auch gab, war neu füruns.

Also gingen wir zum ersten Sippentreffen am Stadtrand, um uns Horst undseine Jungen einmal anzusehen. „Du sehnst dich doch sicher nach Kamera-den, mit denen du losziehen kannst, Wälder zu durchstreifen, Berge zu erklet-tern und wilde Spiele zu spielen. Mit denen du über alles sprechen kannst.

Erinnerungen II

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Wir wollen ganze Kerle werden, die mit beiden Beinen im Leben stehen, kör-perlich und geistig gestählt und erfüllt sind von Lebensmut und Lebensfreude.“

Genau das war nach unserem Sinne. An langen Hosen und Zigaretten hattenwir keinen Geschmack. So schlossen wir uns den „Luchsen“ an.

Nach den wöchentlichen Treffen und Wanderungen durch den Habichtswaldging es Ostern 1948 zur Jugendburg Ludwigstein. Auch hier mußten Auf-räumarbeiten geleistet weden, ehe der Kampf um „Pi-pa-po“ entbrennenkonnte. Der Höhepunkt aber war für uns die endgültige Aufnahme mit sechsweiteren Probesippen in den Stamm der „Großen Jäger“ der Deutschen Pfad-finder.

Pfingsten fanden wir uns auf der Diemelinsel unterhalb der Trendelburg. Scha-de, daß die Schulferien immer so kurz sind! Wir wären gerne länger geblieben.

Der alte „Luchs“ bestand im Sommer 1948 das Abitur mit „gut“ und demon-strierte uns allen damit, daß man trotz Engegament als Pfadfinder keinschlechter Schüler zu sein braucht, sondern die Verpflichtung zum guten Vor-bild eher Ansporn ist. Horst Schweitzer war uns allen nicht nur ein guterFreund, der stets ein offenes Ohr für unsere Sorgen und Probleme hatte, erwar unser Idol, dem wir nachzueifern trachteten. Die Gespräche am Lager-feuer und unter dem Dach im Steinstückerweg 18 gaben uns Halt in einer füruns schwierigen Zeit. Dafür sei ihm noch heute gedankt!

Die Pläne für eine große Fahrt an die Ostsee in den Sommerferien 1948machte die Währungsreform zunichte. Zum Sommerlager bei der Sababurgim Rheinhardswald sind wir von Kassel aus gelaufen. Wir hatten zwar keineDM in der Tasche, aber Berechtigungsscheine für Gemeinschaftsverpflegung.

Damals wuchsen noch reichlich Speisepilze in den Wäldern. Wir fanden soviele, daß wir sie in Zeltplanen transportieren mußten und tolle Mahlzeitendavon kochen konnten.

Die nächtlichen Geländespiele im Urwald und Erkundungen in einem Mäd-chen-Zeltlager bleiben unvergessen. Wanderungen führten uns bis an dieWeser. Autoverkehr gab es zu dieser Zeit so gut wie nicht, so daß uns dieStraßen in voller Breite zur Verfügung standen. Sie waren allerdings auchnoch nicht so gut ausgebaut wie heute.

Das Herbstlager führte uns 1948 in die Söhre. In einer Hütte hatten wir einentrockenen Platz gefunden und brauchten unsere Zelte nicht im Regen aufzu-bauen. Aber auch der Herbst hat bekanntlich ein paar schöne Tage. Die kla-

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ren Sternennächte haben uns sehr beeindruckt und werden immer in Erinne-rung bleiben. Mit Begeisterung haben wir am Lagerfeuer die alten Fahrten-und Volkslieder gesungen. Dazu waren keine Liederbücher erforderlich. DieLiedertexte unserer „Sternschnuppen“ hatten wir im Kopf gespeichert, undnicht nur die ersten Strophen. Sie sollten uns ein ganzes Leben begleiten undErinnerungen an diese trotz allem unbeschwerte Jugendzeit wecken.

Dr. Wolfgang Bühnemann

Meine erste Begegnung mit Horst erfolgte während der Aufführung des„Gespenst von Canterville“ am Sonntag, dem 29. 2. 48, etwa um 15:00 Uhrin der Henschelhalle in Kassel. Horsts Sprung auf die Bühne, auf die „Bretterder Pfadfinderei“, die bis heute unsere Welt bedeuten, wird mir unvergessenbleiben. Seine Begeisterung war unverkennbar und ansteckend für eine Reiheanderer gleichaltriger Kasseler. Für uns war diese Begegnung der Lohn fürdie Mühe um die Aufführung dieses Theaterstückes, das ja der Werbung für„unsere Sache“ dienen sollte.

Was mich damals faszinierte, was unter uns „Kapitelfürsten“ durch viele Prü-fungen auf Echtheit abgeklopft wurde und Maßstäbe setzte, war Horsts offe-ne, ehrliche Art, die auch mir etwas stillerem Vertreter seiner Generation kei-ne Schonung gewährte. Er ist für viele junge Menschen Vorbild gewordenund erdiente sich unser aller herzliche Zuneigung.

Alfred Stahl (Panther)

Meine erste Begegnung mit den Luchsen

Im Mai 1950 schlich sich der alte Luchs, damals noch ein junger Luchs, in diebaufällige Baracke unseres Gymnasiums, in der die Sextaner untergebrachtwaren, und lauschte dem Unterricht. Während der Pause fragte er mich, obich nicht Pfadfinder werden wollte, und lud mich für das kommende Woche-nende zu einem Lager am Bismarckturm ein.

Natürlich konnte ich mir unter Pfadfindern wenig vorstellen, weder das großeliterarische Vorbild aus dem Lederstrumpf war mir bekannt noch die edlenSprüche von Baden Powell. Kurzum, Horst holte mich an besagtem Samstag-nachmittag ab, gegen 20h erreichten wir den Lagerplatz. Er befand sich aufeiner leicht abschüssigen, fast quadratischen Wiese, die bergwärts von einerdurch mächtige Eichen umschlossenen, kaum sichtbaren, anthrazitfarbenenBasaltwand begrenzt wurde. Blauschwarze Wolken lasteten schwer auf den

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Kämmen der Berge, in der Ferne Grollen und Wetterleuchten. Infolge derrasch eintretenden Finsternis wurden gleich die Tornister ausgepackt unddamit begonnen, die Zelte aufzuschlagen.

Zu jener Zeit herrschte noch die archaische Form des Biwakierens, d.h.Dreiecksplanen wurden zu bescheidenen Viererzelten zusammengeknüpft.Erst später, als wir uns von den gemeinen Luchsen zu den elitären Silberlö-wen entwickelt hatten, logierten wir in dem luxuriösen Etablissement eineskonischen Rundzeltes mit zentraler Feuerstelle, auch Kohte genannt.

Plötzlich bricht das Chaos herein. Die tiefhängenden, regenschweren Wolkenbersten, und unermeßliche Wassermassen stürzen herab. Züngelnde Blitzerasen in den schwarzen Waldboden, unmittelbar gefolgt von tosenden Don-nern und ihren kaum endenden Echos, dazwischen das Krachen von Ästenund das Bersten ganzer Baumriesen. Die Kohorte reagiert sensibel und ner-vös, die Rufe ihres Centurio verhallen ungehört, allein den gleißend hellenLichtfetzen der Blitze ist es zu verdanken, daß die Zelte aufgeschlagen wer-den konnten.Total durchnäßt lehne ich an dem schanken Stamm einer Rotbuche, fasziniertvon dem Spektakel der Gewalten. Dann erscheint der alte Luchs mit triefnas-sem Fell und bringt mich in eines der Zelte.

Dr. Klaus Becker

Eine Woche Ludwigstein, Landheim, ArolsenHerbstfahrt 1958

Keine 5 Wochen sind seit Hellas vergangen, da sitzen die Herren schon wie-der im Zug. Ziel: Der Ludwigstein. Dort soll eine überbündische Arbeitswochean der Burg und an der Auffahrtsstraße stattfinden. Wir hatten uns in einerTschai-trunkenen Stunde dazu gemeldet. Erst hatten wir Berlin im Auge. Spä-ter Brüssel. Aber beide Pläne scheiterten schließlich am Geld. Man kann jadie Eltern nach fast 5 Wochen Griechenland auch verstehen. Wir sitzen alsovollzählig in unserem Abteil und harren der Dinge.

Wir sind an sich nur daran gewöhnt, allein auf Fahrt zu gehen. Diesmal sol-len wir aber mit x verschiedenen Bünden zusammenkommen. Aber soschlimm wurde es hingegen nicht. Der Große Jäger war weitaus am stärkstenvertreten. Von diesem Bund aber waren die Seewölfe wieder die profilierte-sten Herren, so daß wir auch da den Ton ziemlich angeben konnten. Die erste „große“ Enttäuschung gab es bereits auf dem Bahnhof von Witzen-hausen. Kein VW stand da, um die hohen Persönlichkeiten abzuholen. Ein

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Anruf belehrte uns, daß nur ein (1!) Fahrrad zur Verfügung stände. RosigeAussichten. Also tippeln wir los. Unterwegs bittet Pfaffus noch darum, nichtgleich lästernd und fluchend in den Burghof zu marschieren, was auch eini-germaßen befolgt wurde.

Bei einbrechender Dunkelheit erreichen wir auf dem altgewohnten Wege dieBurg. Im Burghof werden wir mit Klatschen begrüßt, nachdem wir das Große-Jäger-Lied geschmettert haben. Und zwar von einer recht kläglichen Schar fin-sterer Gestalten. Aber dann erscheint Wiesel, der Chef der Großen Jäger aufder Burg. Am Abend wollen wir die Kohte nicht mehr aufbauen, deshalb hau-en wir uns gleich nach einer kurzen Speisung hin. Es ist am 1. 10. 1958.

An den folgenden Tagen unterlagen alle einem gewissen Lager- bzw. Arbeits-rhythmus. Spiele im Großen Saal gespielt, Lieder wurden gesungen, Redengehalten ... Wir zogen (d.h. eigentlich nur Pfaffus) es vor, am 2. Abend dieKohte aufzubauen und die Abende im intimem Kreis zu verbringen. Da konn-ten wir dann auch ... dem Alkohol und dem Nikotin frönen. Wir verbrachtenlustige Tschaiabende, obgleich es manchmal ein wenig störend regnete! -Kontakt bekamen wir mit den anderen Bünden nicht, dazu sind wir einfachnicht geschaffen. Wir verrichteten unsere Arbeit, freuten uns aber jeden Tagauf den Abend im Kreise der Sippe.

Am Wochenende rauschte Horst mit VW und Adjutanten vom Landheim her-an. Es gab etwas Aufwind. Einen Tag später wurden 23 Große Jäger in 2VW's und einen Bus verladen (die Werwölfe selbstverständlich im PKW) undalle Mann rauschten ins Landheim, wo weitere 50 Große Jäger mit Arbeitenam Heim die Herbstferien über beschäftigt waren. „Große Begrüßungssze-nen!“ Am Abend zeigte Pfaffus unsere Griechenlandbilder im Großen Raum,aber da das Volk vor Ermüdung einschlief, war es Scheiße! Wir schliefen alleim Großen Raum auf der Erde, da das Haus überbelegt war. Am Morgenbrausten wir mit allen verfügbaren Fahrzeugen zum Ludwigstein. In Horst'sVW saßen 9 (neun!) Mann auf einer Strecke von 100 km! Jim kann authen-tisch berichten!! Es war eine große Wucht!

Am Nachmittag war auf dem Ludwigstein großes Einweihen der neuen Stra-ße und offizieller Arbeitsschluß. Am Abend führten Splettis Leute im GroßenSaal ein deutsches Kriegsgefangenenlagerstück auf. „5 Mann und ein Brot.“Es war trotz schlechtester äußerer Umstände (Wiesel sprang in eine Hauptrol-le 2 Tage vorher ein!) sehr eindrucksvoll.

Etwas störend wirkte das Eintreffen von Gero Senhardt aus Kirchhain und sei-nen BDP Brüdern unter der Führung von Jochen Franke. Sie wurden durchSpottlieder gebührend von uns empfangen. Am Samstag Abend hatten wir

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noch eine kleine Feierstunde am Gedenkstein mit Blick auf den deutschenOsten und den Hanstein. „Deutschland Dir ferne ...“

Am späten Abend rauschen wir alle wieder nach Hofgeismar zurück. AmLandheim steigen wir aus unseren Privatwagen in den Arolser Bus um undbrausen mit den Arolsern zur Arolser Hütte. Dort nächtigen wir mit Spletti, einTeil von uns sieht die Hütte zum ersten Male. Mit dem Landheim kommt sienatürlich nicht mit, es ist eben nur eine Hütte, was uns nicht daran hindert,köstlich zu schlafen!

Am nächsten Morgen stehen die 7 unverwüstlichen Seewölfe wieder an derStraße. Tramp Richtung Heimat. Mit mehr oder minder Glück treffen wir biszum Abend in Marburg ein! – Ein jeder aus der Sippe möge sich selbstbeantworten, ob die Fahrt ihm etwas gegeben hat!

Aus der Fahrtenchronik der Sippe Seewolf, Marburg

Das Internat – doofe Söhne reicher Eltern nicht gefragtDas Internat des Pfadfinderbundes Großer Jäger

Im Kamin flakert das Feuer. Aus dem Arbeitsraum dringt Michaels Stimmedurch das offene Fenster herauf: Christian und Ulli müssen morgen ein Diktatschreiben – es wird noch einmal geübt. Kauz legt seine Latein-Übersetzungvor: wie so oft überwiegen die Flüchtigkeitsfehler. Wolfgang kämpft gegendie Pronomina, Jörgi soll einen Aufsatz über den Simplon-Tunnel schreiben ...

Ja, in Hofgeismar ist Wirklichkeit geworden, was man über fünf Jahre hin-weg als stillen Traum hegte: ein Internat zu schaffen, das aus dem Geist derJugendbewegung leben will. Zwanzig Jungen zwischen 9 und 20 Jahrenhaben hier Aufnahme gefunden. Von der Klasse 3 der Volksschule ist überdie Realschule bis hin zur Oberprima jeder Jahrgang vertreten.

Doch die Gedanken des Bundesführer der Großen Jäger und jetzigen Inter-natsleiters, des Studienrats Horst Schweitzer, gehen zurück. Zu jenem Febru-artag, als er nach Arolsen unterwegs war, um einen neuen Sippenführer zugewinnen und mit seinem ersten Internatsschüler heimkehrte – zu einer Zeit,als in Hofgeismar gerade der Rohbau stand: nicht einmal die Fenster wareneingesetzt. Ob sich ein Realschüler in einen Oberschüler verwandeln lassenwürde? Der Anfang war jedenfalls gemacht . . .Tantae molis erat Romanam condere gentem ... wie vieler Mühe bedurfte dieGründung des römischen Volkes. Wie oft ist dieser Vers des Vergil dem Latei-ner Schweitzer durch den Kopf gegangen. Ihm, der unter der Last des für

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bündische Maßstäbe nachgerade kühnen Projektes gewaltig Gewicht verlo-ren hat, blieb so gut wie nichts erspart bis zu jenem Pfingstmontag des Jahres1966, als der schmucke Bau – der erste Spatenstich war im August 1965erfolgt – seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Hatten doch einigeNeunmalkluge den Bund bis zur Zerreißprobe strapaziert. Sie ahnten wohlnicht, daß in Hofgeismar ein Zentrum zu entstehen im Begriffe war, das essehr schwer machen würde, den Bund in seinen Grundfesten später noch ein-mal zu erschüttern.

Die Idee war denkbar einfach: Die Bauhütte der Nerother sollte auf die Gro-ßen Jäger zugeschnitten und ein bißchen auf solidere Füße gestellt werden.Das ist nun geschehen. Und jeder, der nach Hofgeismar kommt, findet dortalltäglich zwanzig Große Jäger vor, die das Internat wie das benachbarte,vor mehr als einem Jahrzehnt entstandene Landheim mit Leben füllen, die zurGemeinschaft des Bundes gehören, mit anpacken, wo es not tut, die die Erfül-lung ihrer schulischen Pflichten als pfadfinderisches Gebot betrachten, in den- in einem Kurzschuljahr freilich etwas knapper bemessenen – Mußestundenin freiwilligen Arbeitsgruppen werken, singen, musizieren.

Über die endgültige Aufnahme eines Jungen in das Internat entscheidet dieGemeinschaft nach vierwöchiger Probezeit. Allein ausschlaggebend für dieAufnahme ist der Gesamteindruck, den ein Junge während dieser vierWochen macht, seine Bereitschaft, sich den Gesetzen des Internats zu unter-werfen, niemals der Einfluß oder das Vermögen der Eltern, rassische, partei-politische oder konfessionelle Erwägungen. Horst Schweitzer ist an dieserStelle unmißverständlich deutlich: „Doofe Söhne reicher Eltern sind nichtgefragt. Unser Internat ist vornehmlich für Jungen gedacht, die mehr aus sichmachen wollen, von der Volks- zur Realschule, von der Realschule zur Ober-schule überwechseln wollen; für Jungen, denen die häusliche Betreuung undAufsicht fehlt oder deren schulische Entwicklung durch den Wechsel desWohnorts oder durch Krankheit gehemmt wurde. Wir booten jeden aus, dernicht zu uns paßt, und da sowohl Internatsleitung wie die Verwaltung ehren-amtlich geschehen, haben wir es nicht nötig, auf den schnöden Mammon zusehen.“ Solche Grundsätze werden ernst genommen: einigen Jungen, diesich nicht recht einfügen wollten, wies man die Tür.

Die Internatsschüler besuchen die Albert-Schweitzer-Schule oder die Volks-und Realschule Hofgeismar. Die Oberschule versteht sich als Realgymnasiummit sprachlichem und naturwissenschaftlichem Zweig und einer Obersekundaspeziell für die Weiterführung von Realschülern zum Abitur. Das Internatunterstützt die Jungen in ihrer schulischen Arbeit durch die tägliche Aufga-benbetreuung und durch Förderkurse in den Sprachen oder in den naturwis-senschaftlichen Fächern. Horst Schweitzer besorgt die Gesamtleitung des

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Internats, ihm zur Seite stehen junge Kollegen der Albert-Schweitzer-SchuleHofgeismar und der Realschule, ein Erzieher (im allgemeinen ein Referendardes Gymnasiums, der im Internat wohnt) und die Heimeltern, die sich um dieVerköstigung der Jungen sorgen. Es wird angestrebt, daß sich Betreuer undErzieher eines Tages aus eigenen Kräften des Bundes rekrutieren.

Abgesehen von den Schwierigkeiten, die sich zu Beginn des Internatsbetrie-bes dadurch ergaben, daß die Unruhe naturgemäß erst nach einiger Anlauf-zeit der Stetigkeit wich, machten die beiden Kurzschuljahre den Start nichteben einfacher. Aber es blieb nichts unversucht, auch die größten Lücken derInternatsschüler im Wettlauf mit der Zeit zu schließen. Die Mühen trugen balderste Früchte, die Klassenarbeiten trugen bessere Zensuren aus, und als füreine Zwei gar eine Mark Belohnung ausgesetzt wurde - ich erlebte, wie Nest-häkchen Christian des Internatsleiters Schatzkästlein unter höflichem, aberbestimmtem Hinweis auf das gute Diktat erleichterte - da ließ sich das Stre-bertum nur dadurch abwenden, daß für eine Eins Internatsprügel in Aussichtgestellt wurden. Ja, streng sind hier die Bräuche.

Der 1. Dezember kam, und alle schafften die Versetzungshürden mit Erfolg,das Internat hatte über die Toppen geflaggt, die Feuerprobe war bestanden.

Inzwischen hat sich die Gemeinschaft weiter gefestigt, gehen von der ständi-gen Mannschaft Impulse für die Arbeit des Bundes aus. Merklich hat sich derSchwerpunkt des Bundeslebens nach Hofgeismar verschoben, wo sich imZweitakt von Internat (das an den freien Wochenenden auch den Ringbündenfür Tagungen und Schulungen zur Verfügung steht) und Landheim großartigeMöglichkeiten auftun.

So beginnt sich auszuzahlen, daß man den Bund der Zerreißprobe eines sol-chen Wagnisses aussetzte.

Hans-Albrecht Pflästerer (hapf), aus : der eisbrecher 3/66

Kohtenlager bei Casa Raurell

Am Ostermontag sind 125 Luchse in zwei Kohtenlagern bei Casa Raurell ver-eint. Es ist bitterkalt – Lepus besorgt auf einer Hühnerfarm Plastikbahnen alsKohtenunterlage und hat vollauf Gelegenheit, seine erworbenen Medizin-Kenntnisse in der Praxis zu erproben!Die Scheune wird zum Theater umfunktioniert, wir erleben ein buntes undlustiges Programm. Mica führt als Pauker und Fernsehansager seine vielseiti-gen Fähigkeiten vor, Wolfgang entpuppt sich als Schürzenjäger, während

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sich Moogi als charmante Sekretärin oft und gern in das Hinterteil kneifenläßt!

Am letzten Abend stehen wir bibbernd am Burghof zusammen – die Mauernunserer Festung erhellt durch den flackernden Schein der Fackeln. FünfzehnSippen wetteifern im Sängerwettstreit – unsere spanischen Mädchen bleibenunschlagbar. Zwölf Luchse erhalten Halstuch und Ring, achtzehn das Wöl-flingsabzeichen, Hummel die Lilie. Vier neue Sippen werden bestätigt.

Ist es bereits der Abschied von Casa Raurell? Unser Bauer will keinen festenVertrag schließen, getroffene Vereinbarungen hält er nicht ein. Horst hat mitLepus und Frau Trittel Can Galceran besucht, ein Weingut einer deutschenFamilie zu Füßen des Montserrat. Wir können dort ein Grundstück pachten,der Plan zu einem Neubau spukt in unseren Köpfen herum. Doch wir werdenZeit brauchen, uns innerlich von Casa Raurell zu lösen . . .

Barcelona: eine improvisierte Luchtsgeschichte

Wahrscheinlich fand Horst den Weg in den Süden wie soviele andere Deut-sche: Sie wollen sich nicht nur an der Mittelmeersonne erwärmen, sondern wol-len hier, in der hellen und reizvollen Umgebung, ein wenig zur Ruhe kommen,um wieder zu sich selber zu finden. Die angesammelte Energie wird dann beider geplanten Rückkehr nach Deutschland sehr nützlich sein. Und wahrschein-lich bot ihm der Auslandsdienst eine gute Gelegenheit Abstand zu nehmen vonden Konflikten und Enttäuschungen, die sich daheim ergeben hatten.

Hier in Barcelona fand er in den frühen siebziger Jahren eine bedeutendedeutsche Kolonie vor, die auf der einen Seite der Stadt und der katalanischenGesellschaft überhaupt völlig den Rücken kehrte, sich aber auf der anderenauch nicht aktiv an der deutschen Realität beteiligte. Recht schnell erkannteHorst diese Umstände und nahm seine eigene, unabhängige Position ein.

Dies war also die Kulisse zu jenem ersten Heimabend in 1972 in „Virgen delPilar, 8“ in San Justo (Ihr wißt, Astor konnte keine Knochen mehr sehen!). DieAnziehungskraft des „Dicken“ (el gordo, wie man ihn am Colegio Alemánnannte) auf Jungen und Mädchen war beeindruckend. Er unterrichtete zweiFächer, die wir eigentlich als langweilig betrachteten, nämlich Geschichteund Latein. Aber mit ihm wurden sie äußerst spannend: Unvergeßlich seineErzählungen aus der römischen Geschichte, humorvoll und ganz nach seinerArt zurechtgeschnitten. Und dann nahm er auch noch einige von uns mit indie Wälder auf Fahrt, um mit ihm und von ihm eine neue Art des Spielens,des Erlebens, des Denkens und des Lebens zu erlernen.

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Die Eltern hielten diese neuen Aktivitäten für eine Freizeitgestaltung im Rah-men der Deutschen Schule und waren recht angetan. Natürlich nicht alle! Füreinen Teil der deutschen Kolonie waren diese Ausflüge ins Grüne sehr ver-dächtig, erst recht als zu der Jungengruppe auch noch eine Mädchensippekam.

Diese ersten Jahre, bis 1975, waren also eine Zeit der intensiven Aufbauar-beit in der Schule, auf Fahrt und im neuen Casa Raurell. Horst war immerdabei und vermittelte uns in jeder Unterrichtstunde, auf jeder Pause und aufFahrt, unter anderem, seine besondere Idee von Freundschaft und Treue, diedie Luchse im Inneren ausmacht. Der Kleine Prinz kam natürlich mit uns ansLagerfeuer, setzte sich aber auch zu uns in die Schulbank.

Für uns wenige, die diese Zeit miterlebt haben, ist sie unvergeßlich gewordenund wir haben stets versucht, sie den neuen Wölflingen zu vermitteln, damitsie auch ein bißchen daran teilhaben können. Als Nesthäckchen, die wir jazweifelslos waren, war Barcelona zu jener Zeit sicher der Stamm, der Horstam nächsten stand. Und dies ist sehr gut für uns gewesen.

Aber der Auslandsdienst hatte ein Ende, sogar noch früher als vorgesehenund plötzlich war Horst nicht mehr bei uns in Barcelona. Wir Barceloneserhatten eben gerade das Laufen gelernt und mußten uns nun allein behaupten.Wir können nur ahnen, wie Horst sich fühlte, als er seinen spanischen Spröß-ling allein lassen mußte, aber seine Besorgnis, seine Sorge um uns und seineUnterstützung aus 1500 km Entfernung haben eine ganz besondere Art vonBindung zwischen ihm und uns geschaffen, die auch heute noch sehr intensivist, und die den Grundstein gelegt hat für alle anderen, unzerstörbarenFreundschaften, die quer durch alle Luchs-generationen und alle Gruppengeschlossen worden sind.

So begann eine neue Zeit. Gegen viele Prognosen der deutschen Koloniebekamen die Luchse langsam großen Anlauf und wurden quasi zur Mode ander Deutschen Schule. Wir Jungen und Mädchen waren also keine Wölflingemehr, sondern mußten Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. DieFinnlandfahrt im Sommer 1978 und die 30-Jahre-Feier der Luchse auf BurgLudwigstein im selben Jahr wurden zur Bestätigung und Unterstützung unsererArbeit. Es war, als würden wir als Sippe im Kreis der Luchse aus allen Gene-rationen aufgenommen. Aber zugleich war es die Anfangszeit für eine neueGeneration von Barceloneser Luchsen, Jungen und Mädchen, die Horst zwarkannten, aber nie den Alltag mit ihm erlebt hatten. Aber sie fanden wiederzueinander und es bildeten sich neue Freundschaften, nicht nur zum „AltenLuchs“, sondern auch zu den anderen.

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Barcelona hatte da schon einen festen Platz im Bund und wir entwickeltenganz langsam, aber unverkennbar unsere eigene Art, die Dinge anzupak-ken. In den folgenden Jahren mußte sich Horst oft über unser mangelndesInteresse an Planung und Organisation ärgern. Aber noch öfter wunderte ersich heimlich über unsere berühmte Improvisationskunst und er fand (auchetwas heimlich) Freude an unserer überschäumenden Begeisterung und Unter-nehmungslust. Der berühmte Spruch „Die Spanier brauchen kein Programm,die Spanier sind ein Programm!“, von Horst im Dezember 1988 auf BurgLudwigstein ausgesprochen, ist wohl die beste Zusammenfassung unserer Ent-wicklung in jenen Jahren.

Aber „die Spanier“ waren nun nicht mehr nur aus Barcelona: Madrid wardazugekommen und hatte einen speziellen Sinn für die „Fiesta“ mitgebracht,der dann so charakteristisch für beide Stämme wurde.

In 1988 erlebten wir auch ein unvergeßliches Führerlager. Es war das erste,und wahrscheinlich das beste, einer langen Reihe von Treffen, bei denen wiruns, bei vielem Gesang und Gelächter, bei ernsten Gesprächen, aber auchbeim Plausch während des Küchendienstes, Gedanken machten über dieGegenwart und die Zukunft unserer Stämme. Barcelona sprach schon ausErfahrung mit und wieder entstanden dauerhafte Freundschaften unter unsallen.

Für Horst begann dann bald eine neue Aufbauzeit: Wernigerode kam völligunerwartet dazu und forderte viel Elan, Zeit und Kraft von ihm. Barcelonaspielte nun eine neue Rolle. Wir glauben, daß es ihm damals sicher geholfenhat, uns einen Teil der Begeisterung, der Arbeit und der Pläne für die anderenLuchse zu überlassen.

Und so kommen wir in die 90er Jahre: Wieder ist eine neue Generation amWerk. Wir jungen Barceloneser übernahmen die Erfahrungen der Älteren:die Spontanität, die Improvisation und vieles andere mehr. Wir entwickeltenauch einen noch größeren Teamgeist mit dem charakteristischen Spruch „ent-re tots ho farem tot“ (in etwa: wir packen alle an und so können wir allesbewältigen). Ebenso brachten wir ein bißchen mehr Organisationstalent undPlanung in unseren Gruppenalltag. Und wir Ältere achten darauf, daß dieguten Beziehungen zu allen anderen Stämmen weiterhin gepflegt werden,und versuchen das Zusammengehörigskeitgefühl zu vermitteln, in dem wirBrücken zu den Freunden aus allen Städten und Luchsgenerationen schlagen:Wir alle gehören zu der großen Familie der Luchse.

25 Jahre lang haben wir feste Bande und Freundschaften aufgebaut undgepflegt, sind gezähmt worden und haben selber gezähmt . . . Wir fühlen

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nun, daß unsere Aufbauzeit mit Horst ihre Früchte trägt, daß wir mit den Jah-ren reifer geworden sind Ganz sicher aber wissen wir, daß wir uns nie ver-stehen werden ohne unsere Bindungen, ohne unsere tiefe Freundschaft zuunseren deutschen „compañeros“ (und das trotz ihrer Ordnungsliebe, auf diesie so stolz sind!).

Alberto und Ingeborg

Schriftenverzeichnis der Luchse

Fünfzig Jahre Abenteuer suchen nach Belegen. Die finden sich außer in zahl-reichen Schmalfilmen auch in den Schriften. Sie ausschließlich als Publikatio-nen der Luchse zu bezeichnen, wäre aber anmaßend, denn ihre Entstehungverdankt sich vornehmlich den bündischen Zusammenhängen, in denen dieLuchse bei deren Veröffentlichung gestanden hatten. Insofern sind etwa dieSchriften 1. bis 5. als Publikationen des Pfadfinderbundes Großer Jäger, 6.und 7. des DPB und alle weiteren als Mitteilungen des Ringes junger Bündeerschienen. Da Horst und andere Luchse bei allen genannten Publikationendie verantwortliche herausgeberische und redaktionelle Arbeit geleistethaben, erscheinen sie hier als Schriften der Luchse.

Im Pfadfinderbund Großer Jäger sind erschienen:1. Großfahrten: Irland - Südeifel - Norwegen 19572. Nordlandlager 19593. Pfadfinderbund Großer Jäger 1945-1960 19614. Finnlandfahrten 19635. Kreta 1968 1969

Als Zeitschriften des DPB sind erschienen:6. neue fährte 1 19717. neue fährte 2 1971Als Mitteilungen des Ringes junger Bünde sind erschienen:8. Spanienfahrten, Heft 39 1983 9. Abenteuer im Land der Bären 1987, Heft 62 198810. Pfadfinderschaft Luchs, Wernigerode 1990-95, Heft 92 199511. Das Mühlenheft, Heft 96 1997

Das Heft „Finnlandfahrten“ wurde gestaltet von der Jungen Kameradschaft inHannoversch-Münden unter Burkhard Müller-Using (Boß).

Die „neue fährte“ ist eine Zeitschrift des DSPB, die Horst nach dem Tod desBundesvogts Manne kurzzeitig als Redakteur übernommen hatte.

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I M P R E S S U M

rot-graue blätterHeft Nr. 007

Ausgabe im August 2004Ausgabe nur als PDF für das Internet

S C H R I F T L E I T U N G U N D B E Z U GQuelle: www.derfriedensreiter.de und www.alamannen.de. Adressen für Zuschriften an die Schriftleitung: Stephan Sommer, Kanalstraße 12,

85049 Ingolstadt; E-Mail: [email protected], Heimseite: www.schriftleitung.org.

H E R S T E L L U N GSchriften gesetzt in 7-Punkt Futura Book (Impressum) sowie 12.0/15.0-Punkt Futura Book. Überschriften und Pagina gesetzt in 56-Punkt,

Futura light. Nicht berücksichtigt: Titelblatt. Heftumfang 37 Seiten inkl. Schmutztitel und zwei Seiten Umschlag.

U R H E B E R R E C H TDie Urheberrechte liegen bei den Autoren. Nachdruck, auch auszugsweise, ist grundsätzlich nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Ur-hebers zulässig. Diesbezügliche Anfragen sind an die Schriftleitung zu richten, die gern vermittelt. Ein Anspruch auf Erteilung einer Ab-druckgenehmigung, auch Auszugsweise, besteht nicht. Ob Verstöße gegen das Urheberrecht gerichtlich verfolgt werden sollen, liegt im

Ermessen der Urheber.

Das vorliegende Heft ist kein Druckerzeugnis im Sinne des Pressegesetzes.Es wurde als Typoskript für den internen Gebrauch hergestellt.

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