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Acta chirurgicaAustriaca 1988 Heft 3 95 ?~Irl Hanser Verlag M/incb.en-Wien, 1986. Anschrift des Verfassers: Univ.Prof.Dr. Rudolf FRIEs, Vorstand der Abteilung fdrMiand-, Kiefer-und Gesichtschirirqie des All- g~einen ~ffentl. Krankenhauses der Stadt LLnz Krankenhausstr. 9, A-4020 Linz/Osterreich. Round-Table-Konferenz der Osterreichischen Gesellschaft f~r Kiefer- und Gesichtschirurgie M6glichkeiten der Radiotherapie und Chemotherapie bei epithelialen Malignomen des Kiefer- und Gesichtsbereiches 65 a. Beitrag des Kieferchirurgen K. Bitter (Frankfurt) Kurzfazsung nicht eingela~gt 65 b. M6glichkeiten moderner Radiotherapie bei Kopf-Hals-Malignomen lar, Frommhold (Universit~itsklinik fiir StraJalentherapie, Iansbruck) Innerhalb des Behandlungskonzeptes der Kopf-Hals-Tumoren hat die Radiotherapie einen wichtigen Stellenwert. Sie kann als alleinige Therapie, in Kombination mit chirurgischen Behandlungsverfahren und in Kombination mit Zytostatika eingesetzt werden. F~r die Behandlung rechtzeitig erkannter Karzinome (TI-, T2-Tumoren ohne regio- n~ren Lymphknotenbefall) werden dutch die Strahlentherapie komplette Remissionsra- ten zwischen 79 und 99% erreicht (Marcial und Pajak 1985). Die mittlere komplette Remissionsrate f~r alle Kopf-Hals-Tumoren und Stadien betr~gt nach Strahlenbehand- lung 79%. Damit wird diese Therapiemodalit~t mit den Ergebnissen der Chirurgie vergleich- bar. So wird man im einzelnen vor Behand- lungsbeginn entscheiden mHssen, welche Strategie eingeschlagen werden soll, wo- bei zu beachten ist, dab eine Strahlen- therapie den Vorteil der Erhaltung anato- mischer Strukturen und Funktionen gew~hr- leistet. Das radio-onkologische Behandlungsresul- tat h~ngt wesentlich yon der Bestrah- lungstechnik ab. Eine moderne Therapie wird mit Photonen oder Elektronen yon Linearakzeleratoren durchgef~hrt. Zu- nehmend finden auch Kombinationsbehand- lungen yon ultraharten Photonen und in- terstitieller Brachytherapie, wenn m~g- lich im Afterloading-Verfahren, Anwen- dung. Dabei dienen Elektronen und inter- stitielle Techniken besonders der klein- volumigen Boost-Bestrahlung im AnschluB an eine groBr~umige Bestrahlung des Tu- mors und seiner potentiellen region~ren Lymphausbreitungswege. Die Bestrahlung wird in der Regel nach individualisierter, rechnerges~tzter Be- strahlungsplanung unter Verwendung compu- tertomographischer Querschnittsbilder durchgef~hrt. Auf die gute Reproduzier- barkeit der Einstellparameter am Bestrah- lungsger~t (Verwendung yon Fixationsmas- ken etc.) ist zu achten. Die ~bliche Fraktionierung variiert zwi- schen 1,8 und 2,2 Gy bei einer mittleren Wochendosis yon 10 Gy. Die Tumorvernich- tungsdosen liegen zwischen 50 und 70 Gy. Sie sind abh~ngig yon der Tumorhistologie einschlieBlich Grading, vom Tumorsitz, vonder Tumorgr~Be und vom AusmaB der be- fallenen Lymphknoten. Die subklinische Manifestation eines Plattenepithelkarzi- noms im Kopf-Hals-Bereich ben~tigt zur Ster[lisierung mindestens 45 - 50 Gy. Eine Split-course-Bestrahlung (2 Serien 30 - 35 Gy mit einer Pause) zeigt im Be- handlungsresultat keine wesentlichen Unterschiede zur konventionellen Fraktio- nierung (Marcial et al. 1980, 1983). Das Intervall sollte jedoch kurz gehalten werden (ca. 14 Tage), da die Ergebnisse yon Parsons und Mitarbeiter (1980) den Weft einer Bestrahlungsbehandlung ohne Split unterstreichen. Die Bedeutung der Hyperfraktionierung so- wie einer akzelerierten hyperfraktionier- ten Bestrahlung ist zur Zeit noch um- stritten. Eine RTOG-Studie mit 2 t~gli- chen Fraktionen yon 1,2 Gy und einer Ge- samtherddosis yon 60 .Gy erbringt hin- sichtlich Tumorkontrolle und Uberleben die gleichen Ergebnisse wie die konven- tionelle Fraktionierung. Untersuchungen yon Wang und Mitarbeitern (1985) zeigen abet einen signifikanten Vorteil der Hyperfraktionierung f~r Karzinome der Mundh~hle und des Oropharynx. Andere Bestrahlungstechniken, wie Teil- chenbestrahlungen mit hohem linearen Energietransfer, Anwendung yon Radio- sensitizern und Hyperthermie sind als

Round-Table-Konferenz der Österreichischen Gesellschaft für Kiefer-und Gesichtschirurgie Möglichkeiten der Radiotherapie und Chemotherapie bei epithelialen Malignomen des Kiefer-

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Acta chirurgicaAustriaca 1988 Heft 3 95

?~Irl Hanser Verlag M/incb.en-Wien, 1986.

Anschrift des Verfassers:

Univ.Prof.Dr. Rudolf FRIEs, Vorstand der Abteilung

fdr Miand-, Kiefer-und Gesichtschirirqie des All-

g~einen ~ffentl. Krankenhauses der Stadt LLnz

Krankenhausstr. 9, A-4020 Linz/Osterreich.

Round-Table-Konferenz derOsterreichischen Gesellschaft f~r Kiefer-und GesichtschirurgieM6glichkeiten der Radiotherapie undChemotherapie bei epithelialenMalignomen des Kiefer- undGesichtsbereiches

65 a.Beitrag des KieferchirurgenK. B i t t e r (Frankfurt)

Kurzfazsung nicht eingela~gt

65 b.M6glichkeiten moderner Radiotherapie beiKopf-Hals-Malignomenlar, F r o m m h o l d (Universit~itsklinik fiir StraJalentherapie, Iansbruck)

Innerhalb des Behandlungskonzeptes derKopf-Hals-Tumoren hat die Radiotherapieeinen wichtigen Stellenwert. Sie kann alsalleinige Therapie, in Kombination mitchirurgischen Behandlungsverfahren und inKombination mit Zytostatika eingesetztwerden.F~r die Behandlung rechtzeitig erkannterKarzinome (TI-, T2-Tumoren ohne regio-n~ren Lymphknotenbefall) werden dutch dieStrahlentherapie komplette Remissionsra-ten zwischen 79 und 99% erreicht (Marcialund Pajak 1985). Die mittlere kompletteRemissionsrate f~r alle Kopf-Hals-Tumorenund Stadien betr~gt nach Strahlenbehand-lung 79%.Damit wird diese Therapiemodalit~t mitden Ergebnissen der Chirurgie vergleich-bar. So wird man im einzelnen vor Behand-lungsbeginn entscheiden mHssen, welcheStrategie eingeschlagen werden soll, wo-bei zu beachten ist, dab eine Strahlen-therapie den Vorteil der Erhaltung anato-mischer Strukturen und Funktionen gew~hr-leistet.Das radio-onkologische Behandlungsresul-tat h~ngt wesentlich yon der Bestrah-lungstechnik ab. Eine moderne Therapie

wird mit Photonen oder Elektronen yonLinearakzeleratoren durchgef~hrt. Zu-nehmend finden auch Kombinationsbehand-lungen yon ultraharten Photonen und in-terstitieller Brachytherapie, wenn m~g-lich im Afterloading-Verfahren, Anwen-dung. Dabei dienen Elektronen und inter-stitielle Techniken besonders der klein-volumigen Boost-Bestrahlung im AnschluBan eine groBr~umige Bestrahlung des Tu-mors und seiner potentiellen region~renLymphausbreitungswege.Die Bestrahlung wird in der Regel nachindividualisierter, rechnerges~tzter Be-strahlungsplanung unter Verwendung compu-tertomographischer Querschnittsbilderdurchgef~hrt. Auf die gute Reproduzier-barkeit der Einstellparameter am Bestrah-lungsger~t (Verwendung yon Fixationsmas-ken etc.) ist zu achten.

Die ~bliche Fraktionierung variiert zwi-schen 1,8 und 2,2 Gy bei einer mittlerenWochendosis yon 10 Gy. Die Tumorvernich-tungsdosen liegen zwischen 50 und 70 Gy.Sie sind abh~ngig yon der TumorhistologieeinschlieBlich Grading, vom Tumorsitz,v o n d e r Tumorgr~Be und vom AusmaB der be-fallenen Lymphknoten. Die subklinischeManifestation eines Plattenepithelkarzi-noms im Kopf-Hals-Bereich ben~tigt zurSter[lisierung mindestens 45 - 50 Gy.Eine Split-course-Bestrahlung (2 Serien30 - 35 Gy mit einer Pause) zeigt im Be-handlungsresultat keine wesentlichenUnterschiede zur konventionellen Fraktio-nierung (Marcial et al. 1980, 1983). DasIntervall sollte jedoch kurz gehaltenwerden (ca. 14 Tage), da die Ergebnisseyon Parsons und Mitarbeiter (1980) denWeft einer Bestrahlungsbehandlung ohneSplit unterstreichen.Die Bedeutung der Hyperfraktionierung so-wie einer akzelerierten hyperfraktionier-ten Bestrahlung ist zur Zeit noch um-stritten. Eine RTOG-Studie mit 2 t~gli-chen Fraktionen yon 1,2 Gy und einer Ge-

samtherddosis yon 60 .Gy erbringt hin-sichtlich Tumorkontrolle und Uberlebendie gleichen Ergebnisse wie die konven-tionelle Fraktionierung. Untersuchungenyon Wang und Mitarbeitern (1985) zeigenabet einen signifikanten Vorteil derHyperfraktionierung f~r Karzinome derMundh~hle und des Oropharynx.Andere Bestrahlungstechniken, wie Teil-chenbestrahlungen mit hohem linearenEnergietransfer, Anwendung yon Radio-sensitizern und Hyperthermie sind als

96 Acta chirurgica Austriaca 1988 Heft 3

Komplement zur Standardtherapie wirksam,sie k~nnen diese abet nicht ersetzen.

Im Gegensatz zu den ausgezeichneten Re-sultaten f~r die Stadien TI/T2 N0 M0 fal-len die clearance-Raten bei zunehmendenLymphknotenbefall rasch ab (90% f~r NI,78% f~r N2, 43% f~r N3). Die schlech-testen Ergebnisse werden f~r die Strah-lentherapie im Stadium T4 N3 erzielt. 71%dieser Patientengruppe haben bei Bestrah-lungsabschlu~ noch einen persistierendenTumor. Auch der Tumorsitz hat einen Ein-flu~ auf die Kontrollrate. Ebenso istder Karnofsky-Status yon Bedeutung f~rdas Behandlungsresultat (Karnofsky-Statusunter 90 - komplette Remissionsrate 60%,Karnofsky-Status ~ber 90 - kompletteRemissionsrate 88%).Weitere Faktoren k~nnen sich auf dasLangzeit~berleben auswirken: z.B. verwen-dete Strahlenqualit~t, Patientenselektionzur interstitiellen Therapie, Patienten-selektion zur chirurgischen Therapie(Kramer 1981).Die lokaleD Rezidivraten nach kompletterRemission liegen f~r die Strahlentherapiebei 7% nach 1 J a h r , 12% nach 2 Jahren und

19% nach 5 Jahren (Marcial et al. 1983).

Die erreichbaren Uberlebensziffern f~rKopf-Hals-Tumoren liegen fur TI N0-Tu-moren nach 3 Jahren bei 82%, f~r T2 N0-Tumoren bei 60% und T4 N2-3-Tumoren bei24% (Marcial und Pajak 1985). Die 5-Jah-res-Ergebnisse variieren nach Tumorsitzund Stadium zwischen 63% (Larynx) und 18%(Hypopharynx) (Axtell et al. 1976).Zur Verbesserung der Behandlungsergebnis-se, besonders in den h~heren Tumorsta-dien, wird die Radiotherapie mit anderenModalit~ten verkn~pft.Die schlechten Heilungschancen bei weitfortgeschrittenen Tumoren dutch alleinigechirurgisch/radiotherapeutische Behand-lungsmethoden hat zunehmend zur Einbin-dung yon zytostatischen Substanzen in einmultimodales Behandlungskonzept gef~hrt.Zytostatikakombinationen yon Cisplatin,Cyclophosphamid, Bleomycin, Methotrexat,Vincristin und 5-FU sind bekannt.Als Nebenwirkungen der Radiotherapie sindMucositis mit Schluckbeschwerden, Xero-stomie, Ulzerationen, Superinfektionen,Ver~nderungen am Zahnschmelz sowie Osteo-radionekrosen bekannt. Bei ausgewogenenBestrahlungstechniken und guter Patien-tenf~hrung dutch den Arzt, lassen sichdie akuten Reaktionen auf ein Minimum re-

duzieren. Zur Erkennung und Behandlungyon Langzeitver~nderungen (Nekrosen, Fi-brosen) sind sorgf~itige ambulante Kon-trollen notwendig, besonders wenn kombi-nierte Therapiemodalit~ten eingesetztwerden.

Literatur:

I. Axtell, M.A., A.J. Asire, M.H. Myers:Cancer Patient Survival. Report No.5,1976. DHEW Publication No. (NIH)77-992.

2. Kramer, S.: An oberview of processand outcome data in the patterns ofcare study. Int.J.Radiation OncologyBiol.Phys. 7 (1981) 795-800

3. Marcial, V.A., J.A. Hanley, C. Chang,A. Moscol: Split-course radiationtherapy of carcinoma of the naso-pharynx: Results of a national colla-borative clinical trial of the radia-tion therapy oncology group. Int. J.Radiation Oncology Biol.Phys. 6 (198C)409-414

4. Marcial, V.A., J.A. Hanley,F. Hendrickson, H. Ortiz: Split-courseradiation therapy of carcinoma of thebase of the tongue: Results of pro-spective national collaborative clini-cal trial conducted by the radiationtherapy oncology group. Int. J.Radia-tion Oncology Biol.Phys. 9 (1983)437-443

5. Marcial, V.A., T.F. Pajak: Radiationtherapy alone or in combination withsurgery in head and neck cancer.Cancer 55 (1985) 2259-2265

6. Parsons, J.T., F.J. Bova,R.R. Million: A re-evaluation ofsplit-course technique for squamouscell carcinoma of the head and neck.Int. J.Radiation Oncology Biol.Phys. 46(1980) 1645-1652

7. Wang, C.C., P.H. Blitzer, H.D. Suit:Twice-a-day radiation therapy forcancer -of the head and neck. Cancer55: 2100-2104, 1985

65 C.Beitrag des H~matologen und OnkologenH. ttuber (Irmsbruck)

Kurzfassung nicht eingelangt

Actachirurgica Austriaca 1988 Heft 3 97

65 d.Strahlentherapie bei Kopf-HalstumorenK. It Kdrcher (Universit:itsklinik fttr StrahJentherapie undS~rahlenbiologie, Wien)

Es ist h e u t e in d e r Onkologie wohl aIigemein akzeptiert7

d a b in e r s t e r L i n i e Tumorhistologie und Tumorstadium,

Ver l au I und A u s g a n g e i n e r Tumorkrankheit entschei-

dend beeinflussen, w e n i g e r das Therapieverfahren bzw.

d i e Aggressivit/it d e r angewendeten Magnahmen. Den

n/ichstgr613eren Einfluf3 h a b e n die interdisziplin~ire Zu-sammenarbeit, d i e pr/itherapeutische Therapieplanung

und der z e i t l i c h e Einsatz der verschiedenen g e s e t z t e n

Maf3nahmen wie Operation, Strahlentherapie, Chemo-

therapie und a d j u v a n t e Therapieverfahren wie Hormon-therapie und Immunotherapie, etc. Wenn man d a h e r

h e u t e (iber d i e optimale Strahlentherapie bei Kopf-

Halstumoren diskutiert, s t e h t am A n l a n g eine biolo-

g i s c h e Therapieplanung, d i e eine Histologie mit G r a d i n g

des Tumors und Stadieneinteilung beinhaltet, d i e abet

h e u t e auch moderne biologische Verfahren wie F low-

Cytometrie mit BUdR-Markierung zur Feststellung d e r

Wachstumskinetik empfehlenswert erscheinen l~f3t. Es

sei hier auf die Arbeiten yon Wilson, McNally, Dunphy,

K/ircher und Pfragner hingewiesen und auf eine S t u d i e

yon Franz~n, Olofsson, Tytor , Klintenberg und R i s b e r g ,

d i e mit H i l f e der DNA-Muster der verschiedenen

Tumoren histologische Reaktionen auf Strahlentherapie

und prognostische Faktoren z u ermitteln versuchen. Es

gibt verschiedene klinische Beobachtungen, d i e den Er-

gebnissen d i e s e r biologischen Prognosestellung eine

grot3e g e d e u t u n g far d i e Zukunft zumessen.

in zwe i te r L i n i e i s t na tL i r l i ch die phys ika l i sche und

rnethodo log ische Therapiep lanung bei E insa tz einer

dk f le renz ie r ten Megavo i t therap ie eine h e u t e unabding-

bare Voraussetzung. Tumor loka l i sa tJon und Ausbre i tung

m i t Cornputer tomograph ie oder N M R und dami t r~ ium-

f i che Dars te I lung des Tumorgeschehens lassen es zu,

dab ILir d ie versch iedenen Strah lenar ten wie uJ t raha r te

Photonen, E iek t ronen) Neut ronen und andere op t i rn ie r te

Bestrahlungspl~ine ers te i l t werden k6nnen. Dies f i J h r t e

einmaJ zu e i n e r hSheren Herdaus las tung und zwei tens

z u einer besseren Schonung des gesunden Umgebungs-

gewebes aber a u c h des aJ lgemeinen Organ ismus .

D ie i m m e r grOr3eren Er fo lge der mikrochirurgischen und

rekonstruktiven Chirurg ie lassen h e u t e eine ausge-

dehn te Resek t i on yon T3-T t~ -Tumoren zu, wenn eine

Metas tas iecung n o c h nicht s ta t tge funden hat und es i s t

dies ein Weg auf der Verbesserung dec R e s u l t a t e der

loka len Kurab i l i t ,~ t . Es i s t aus den statistischen Er-

hebungen der amer ikan ischen Gesundhei tsbeh6rde

bekann t , dal3 i m m e r n o c h 30% am Loka l tumor ver -

s te rben und nicht an der Fernmetas tas iecung . Es wLi re

a l s o d i e s e Mal3nahme der ausgedehnten Operat ion auch

fo r tgeschr i t tener Tumoren ein Schr i t t au l d iesem Wege.

H. K~i rcher und K . H . K~rcher haben ze igen k6nnen, dab

die rekons t ru ie r ten Gewebss t ruk tu ren auch vo l l s t rah -

len the rapeu t i sch und chemothe rapeu tJsch beJas tbar

s ind) sodal3 ein Er fo lg des ChiriJrgen d u t c h zus~itzHche

Therap iemal~nahmen abges icher t werden kann.

Wei te re S c h r i t t e in d ieser R ich tung sind die h e u t e

i m m e r bedeutender werdende Kombinat ion der Tele=

therap ie m i t e i n e r su f f i z i en ten ausge le i l ten Brachy-

therapie, sei es in Fo rm yon I r id ium oder ]od-

imp lanta t ionen im Nach ladever fahren) wof~Jr na t0 r l i ch

die entsprechenden Voraussetzungen sowoh l yore

St rah lenschu tz a ls auch v o n d e r appara t iven AusriJstung

her gegeben sein m0ssen und vor a lJem eine hervor -

ragende Zusammenarbe i t m i t den Chi rurgen und

An~s thes is ten ex is t ie ren muf3.

Wei te re k l in i sche Schwerpunk te aber auch Forschungs-

~b iek te sind die Radio-Chemotherap ie , d ie add i t i ve

interstitielle Hyper thermie in Kombinat ion m i t der

Brachythecap ie , d ie Sauers to f f i ]berdrud<-Therap ie , d ie

Anwendung yon Radiosensibilisatoren und le tz ten Endesdie lmmuntherap ie und andere add i t i ve therapeut ische,

k l i n i sche MaBnahmen. Gecade bei den Kopf -Ha ls -

tumoren gibt es h e u t e Stud ien und Arbe i tsgruppen

protoko l le , bei denen vor a l lem die preopera t i ve Vorbe-s t rah lung in Kombinat ion m i t e i n e r bes t immten Ct~ernc~-

therap ie im Sinne der Sens ib i l i s ie rung auf ihre Wi rksam-

ke i t ~JberpriJft wecden. E c s t e Arbe i t scesu l t a te we isen

aul e ine g u t e Besserung dec loka len Kurab i l i t~ i t und der

Langze i tp rognose hin. Vor a l l e m als sens ib i l i s ie rende

Mal3nahmen dienen die Langze i t in fus ionen yon

Mi tomyc in C und 5 -FU sowie die Kombina tJon m i t C i s -

Plat in . D ie in te rs t i t i e l l e Brachytherap ie in Kombinat ion

m i t der Hyper thermie i s t t i n wei teres Verfahren,

welches derze i t ausg ieb ig in Erprobung steht~ worfJber

abet noch ke ine abschlieF3enden Ur te i le m6g l i ch s ind, da

die Ze i t dec Nachbeobachtung zu ku rz ist. Es i s t dies

abet e in aur3ecordentJich in te ressantes Verfahren, wobe i

der Haup t fo rschungsschwerpunk t der ze i t l i che E insa tz

der Hyper thermie in Kombinat ion rn i t dec Radio-

therap ie dars te l l t . Sauers to f IL iberd ruck und Sensib i l i -

sa to ren sind eine gul3erst schw iec ige Forschungs-

mater ie , weshaJb hier 0ber d i e s e Probleme, die mehr in

98 Actachirurgica Austriaca 1988 Heft 3

R i c h t u n g 0 2 tendieren und noch keinen Durchbruch auf

S e i t e d e r Sensibilisatoren erkennen lassen, im 5 e r i c h tverzichtet w e r d e n soil. Hinsichtlich der ]mmuntherapie

kann g e s a g t w e r d e n , dab b i s h e r alle diesbeziiglichen

V e r s u c h e eher enttguschend verlaufen sind.

Von besonderer B e d e u t u n g ist im speziellen Fall der

Strahlentherapie yon Kopf-Halstumoren die gleichzei-

tige Behandlung der 5¢hleimhautreaktion u n t e r b e s o a -

d e r e r Ber[icksichtigung des Atlgemeinzustandes des

Patienten. H i e r z u geh~rt auch die n6tige kalorisch

ausreichende Ern~ihrung. Selbstverst/indlich mug der ra-dioonkologische Kliniker g e n a u wie der Kieferkliniker

eine nachgehende F d r s o r g e beachten, die auch eine

psychische FLihrung des Patienten berkicksichtigt.

Z.usammenfassun~:

F ib d i e optimale t3ehandlung d e r Kopf-Halstumoren ist

eine g e n a u e anatomisch-topographische L a g e b e s t i m -

mung des Tumors und s e i n e r Ausbreitung mit H i l f e

moderner diagnostischer Hilfsmitte[ wie CT~ NMR,

Immunszintigraphie und a n d e r e n erforderlich. Es ist

wLinschenswert, auch eine biologische Einsch/itzung der

Kinetik und Prognose des vorliegenden Tumor-

geschehens mit H i l f e verschiedener flowcytometrischer

Markierungen und d e r e n Aufteilungsmuster stellen zu

k6nnen. A u g e r Einzeldosisf raktionierung, u n t e r -

brochener Serienbestrahlung und anderen biologischen

und methodologischen Magnahmen im R a h m e n der T e l e -

therapie, ist h e u t e vor a l l e m d i e Kombination yon Tele-

und 5rachytherapie u n t e r Umst/inden verbunden mit

Hyperthermie und sensibilisierender Chemotherapie,

da s augenblicklich therapeutische Optimum.

wirksnaiscen und w i r k e n dber die F r c i s e t -

zung von f r e i e n R a d i k a Z e n auch auf dze

r u h e n d e n Zel Zen z v t o t o x i s c h . Z y L o s t a t i k a

h i n g e g e n h a b e n je nach v e r w e n d e t e r Sub-

s t a n z v e r s c h i e d e n e A n g r i f f s p u n k t e ( S y n -

t h e s e [ n h i b i t i o n dec ON,4-Vor[aufer, [ n a k -

t i v a t i o n , Z e v s t ~ r u n g der D N 4 - S t r d n g e so-

wie M i C o s e h e m m u n g ) . Bef der e i n f a c h e n

l i c h t m i k r o s k o p f s c h e n B e u r t e i l u n g der

S t r a h l e n - u. Z y t o s t a t i k a e m p f i n d l i c h k e i t

der e p i t h e l i a l e n T u m o r e n r i c h t e r sich der

P a t h o l o ~ e vet a ] l e m nach der [!nreife der

T u m o r z e l l e n und nach der Zahl der N i t o s e n .

Die P r o l i f e r a t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t des Tu-

mors kann abet auch mit o b j e k t i v e n M e t h o -

den (H 3-Thymidin-Mar'kierun E, DN.4-Zvto-

p h o t o m e t r f e ) @ e m e s s e n w e r d e n .

Im K i e f e r - G e s i c h t s b e r e i c h ffberwiegen bei

den e p i t h e l i a l e n M a l i g n o m e n die e p i d e r m o i -

den C a r c i n o m e , g e f o l g ~ yon u n d i f f e r e n z i e r -

ten C a r c i n o m e n und a d e n o z y s t i s c h e n C a r c i -n o m e n . Bei a l l e n d i e s e n T u m o r e n ist dez

e r s t e T h e r a p i e e f f e k t die N e k r o s e der Tu-

m o r z e l [en. gel e i n i ~ e n Z v t o s t a t i k a , d e r e n

4 n g r i f f s p u n k t die DNA ist, k o m m t es zu-

satzlic'h xu 8anz c h a r a k t e r i s t i s c h e n Z e l l -

( J p o p r o s e , P r o s o D l a s i e ) u. G e w e b s r e a k ~ f o -

hen ( z . B . R i e s e n z e i L b i l d u n g bei B l e o m y c i n -

G a b e ) . Die S t r a h l e n t h e r a p i e i n d u z i e r t oft

5 p ~ t v e r ~ n d e r u n g e n , vor a l l e m am B i n d e R e w e -

be und an den G e t , B e n d e s S t r o m a s .

B e o b a c h t u n g e n z e i g e n , da f t s o w o h l 5 c r a h l e n

t i t e r a t u r beim V e r f a s s e r .

65 e.

als auch Z y t o s t a t i k a eine k l i n i s c h f e s t -

s t e l l b a r e V o l ] r e m i s s i o n i n d u z i e r e n k 6 n n e n .

H i s t o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g e n yon O p e r a -

t f o n s p r ~ p a r a t e n d e r a v t i g b e h a n d e l t e r Pa-

t i e n t e n z e i g e n j e d o c h , da~ u n t e r i n t a k t e rStrahlen- und zytostatikabedingteVer~inderungen epithelialer Malignome imKiefer- und GesichtsbereichG. Mikuz (Institut fiJr Pathologische Anatomic der UuiversitiicInnsbruck)

Die b i o l o g f s c h e W i r k u n g yon Z y t o s t a t i k a

und i o n i s i e r e n d e n S c r a h Z e n b e r u h t auf die

5tiJrun~ ( Y e r l £ n @ e r u n 8 oder U n t e r b r e c h u n £ )

des Z e l Z z y k l u s und aul die d i r e k t e z e l l u -

]~re Z y t o t o x i z i t ~ c d i e s e r S u b s t a n z e n .

S t r a h i e n sind am Ende des Z e l l z y k l u s

( s p ~ t e S - P h a s e , G 2 und M i t o s e - P h a s e ) am

S c h l e i m h a u t oder Haut v i t a l e T u m o r r e s t e er-

h a l t e n b l e i b e n . D e m z u f o l g e muO die n a c h -

tr~igliche c h i r u r g i s c h e R e s e k t i o n im Rah-

men der u r s p r d n g l i c h e n T u m o r g r e n z e e r f o ! -

gen. T r o t z d e m s c h e i n t die pra'operative

T h e r a p i e ] n s o f e r n e s i n n v o l l , als die Re-.

d u k t i o n der T u m o r m a s s e n und die S c h a f f u n o

~ b e r s i c h t ] f c h e r V e r h ~ i t n i s s e den chiruz'gi-

E c h e n E i n g r i f f e r l e i c h t e r t .

S t r a h [ e n - u. c h e m o t h e r a p i e i n d u z i e r t e Ver-

andevungen des T u m o r g e w e b e s k S n n e n S c h w l e -

r i g k e i t e n bei der h i s t o l o g i s c h e n []eurLei-