Rückenschmerzen aus Sicht des Orthopäden · Rückenschmerzen aus Sicht des Orthopäden Woher sie kommen und was man dagegen tun kann Univ.-Prof. Dr. Tobias Schulte Direktor der

Rückenschmerzen aus Sicht des Orthopäden

Woher sie kommen und was man dagegen tun kann

Univ.-Prof. Dr. Tobias SchulteDirektor der Orthopädischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum

19.10.2017

Rückenschmerzen aus Sicht des Orthopäden | © T. L. Schulte | Bochum 19.10.2017 2

Der Schmerz kann jeden treffen …

http://www.praxisvita.de/sites/default/files/styles/teaser/public/mann-mit-rueckenschmerzen_0.jpg https://cdn.paindoctor.com/wp-content/uploads/2013/10/back-pain.jpg

- Lebenszeit-Häufigkeit: ca. 90 %- 30% der Pat. beim Hausarzt- 80% der Pat. beim Orthopäden- 1% : OP-Indikation


Das alte Problem …

http://www.bgbau.de/presse/pressemeldungen/pressemeldungen-2014/hilfsmittel-und-richtige-koerperhaltung-entlasten-den-ruecken http://alphapipe.imagefarm.s3.amazonaws.com/fwp0000642-A%20Story%20Of%20Hope.jpg.jpg


aber …

http://www.der-lifestyle-insider.de/sites/default/files/8-zwillinge-imago.jpg


Das neue Problem …

http://ergotopia-uydixhkr.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/2015/10/Bewegungsstrecke-Mensch-795x1024.jpg


Die Herausforderungen …

http://www.reelhonestreviews.com/?p=604 https://img.morgenpost.de/img/bilder/crop108326932/271260398-w820-cv16_9-q85/title.jpg


Schmerz ist komplex:Zahlreiche bekannte und unbekannte

Einflußfaktoren


Degeneration vs. SchmerzPathophysiologie der spinalen Degeneration:

- komplex- multifaktoriell- viel Unklares- Risikofaktoren: - Hohes Alter

- Adipositas- Genetische Prädisposition- Rauchen / Toxine- Erhöhtes Serumcholesterin, Atherosklerose- Östrogenmangel- Spinopelvine Parameter- Alltägliche BelastungenHangai et al., Spine J 2008; Shambrook et al., Pain 2011; Battié et al., Spine J 2009; Battié et al., Arthritis Rheumatol 2014; Kauppila et al., Eur J Vasc Endovasc surg 2008; Marty-Poumarat et al., Eur Spine J 2012; Roussouly et al., Eur Spine J 2011


• Unklar, warum Degenerationsphänomene beim einen Patienten klinisch in Erscheinung treten und beim anderen Patienten nicht

• Risikofaktoren für das Auftreten von Rückenschmerzen:

- Bandscheibendegeneration im MRT- Adipositas- Genetische Prädisposition- Ängstlichkeit- Depression- Neigung zu Katastrophisieren- Kinesophobie- Somatisierung- Berufliche Belastung- Rauchen

Livshits et al., Ann Rheum Dis 2011; Manchikanti et al., Neuromodulation 2014

•9

Degeneration vs. Schmerz


Bio-Psycho-Soziales Modell

Wager et al., Monatsschr Kinderheilkd 2014

•10


Schmerz

spezifisch unspezifisch


Schmerzgedächtnis

• Jede Erfahrung => Veränderung des Phänotyps des Gehirns• Wiederholte Schmerz-Erfahrungen

=> Schmerz-Erinnerung / Schmerz-Gedächtnis• Chronischer Schmerz: Angst, Hilflosigkeit• Erinnerung an Schmerz beinflußt Pat. mehr als das initiale

Schmerzerlebnis selbst

• Negative Erwartungshaltung(Chronische Schmerz-Patienten leben in ständiger Erwartung von Schmerzen!)

• Suffiziente Therapie=> - Abbau der Angst vor dem Schmerz

- Schaffung einer neuen schmerzfreieren Erwartungshaltung

•12


Prävention

- Ausreichend Bewegung / Sport- Ausgewogenes „Rumpf-Muskulatur-Korsett“- Kein Übergewicht- Reduktion unphysiologischer Belastungen- Kein Rauchen- Cholesterin-Wert-Optimierung- Zufriedenheit (beruflich, privat)- Psychische Stabilität- Soziale Stabilität


Wenn der Schmerz dann da ist …

https://www.diabetiker.info/wp-content/uploads/2015/06/lebensqualit%c3%a4t.jpg


Unser Ziel: Was ist die relevante Diagnose ?


Das Besondere:Alles aus einer Hand


Information–

Das Problem verstehen lernen

http://demandware.edgesuite.net/sits_pod25/dw/image/v2/AAOI_PRD/on/demandware.static/-/Sites-ArsMundi-

Catalog/default/dw0a196042/images/297981_1.jpg

https://www.cilip.org.uk/sites/default/files/styles/mainpage/public/images/teacher-class.png?itok=ANtd0l5x


Realistische Erwartungen bei Patient, Familie und Arzt

?


TrainingAktive Bewegungstherapie

Physiotherapie


In Begleitung von Physikalischen Therapien / Akupunktur / Stoßwelle


Schmerz

Nicht-spezifisch

Akut

Spezifisch

Chronisch

Nicht-spezifischSpezifisch

Welcher Patient profitiert von einer invasiven spezifischen Therapie ?


Infiltrationen


Radiofrequenz-Denervation


• Zuverlässige Diagnostik• Neurologische Ausfälle• Stabilität / Statik• Nebenerkrankungen• Vorgeschichte / Lebensumstände• Soziales Umfeld / Arbeitsplatzsituation• Anspruch der Patienten (funktionell)• Lebensqualität=> Individuelle Entscheidung

Welche Therapie für welchen Patienten?

Konservativ vs. operativ


Schlüsselfragebei relativen OP-Indikationen

„Ist es meine Einschränkung der Lebensqualität durch den Schmerz für mich wert, die Last einer OP auf

mich zu nehmen unter realistischer Einschätzung der zu erwartenden Besserung ?“

Chancen

Risiken


• Auch sog. Chroniker können spezifische Rückenschmerzkomponenten haben, die für einen Teil der Beschwerden mitverantwortlich sind !

• Erfolgsaussichten von „spinalen Reparaturen“ sicherlich deutlich eingeschränkter als bei Nicht-Chronikern

• Teil-Erfolge durch „spinale Reparaturen“ dennoch sehr realistisch

• Einzelfall-Entscheidung / Realistische Erwartungen

• Schlüssel zum Erfolg:Differenzierung der beeinflussbaren spezifischen Anteile des Gesamtschmerzes

•26

Welcher Patient profitiert von einer Operation ?


Mögliche spezifische Schmerzursachen

• Anatomisches Korrelat:– Bandscheibe– Facettengelenke (z.B. Arthrose)

– Nervenwurzel (z.B. Spinalkanalstenose,Bandschseibenvorfall)

– Gefäße (z.B. Spinalkanalstenose)

– Knochen (z.B. Osteoporose)

– ISG (z.B. Kreuzdarmbein-Fugen-Syndrom)

– Muskel

• Einflußfaktoren:– Statik, Dynamik, Stabilität


Bandscheiben-Degeneration


Stabilisierung


BandscheibenprotheseHalswirbelsäule


Bandscheibenvorfall


Operation: Dekompression


Spinalkanalstenose


Dekompressions-OperationZiel: Besserung der Beinproblematik !!!


Statik




Deg. Lumbalskoliose 62 J. Frau


Patient klagt über Schmerzen im ventralen Oberschenkel links: …


Das Besondere:Alles aus einer Hand


Zusammenfassung

•41

• Den gesunden Rücken verstehen

• Den erkrankten Rücken / den Schmerz verstehen

• Prävention

• Aktiv statt passiv

• Spezifischer vs. nicht-spezifischer Schmerz

• Vermeidung von Chronifizierung

• Das neue Konzept:

von konservativ bis operativ aus einer Hand auf universitärem Niveau

• Für jeden Patienten ein maßgeschneidertes Therapiekonzept

Univ.-Prof. Dr. med. Tobias L. SchulteDirektor der Klinik

Klinik für Orthopädie und UnfallchirurgieOrthopädische Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum

Katholisches Klinikum BochumSt. Josef-Hospital

Gudrunstr. 56D-44791 Bochum

T +49 (0) 2 34 – 509 2511; Fax +49 (0) 2 34 – 509 [email protected]

http://orthopaedie.klinikum-bochum.de/

mailto:[email protected]

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