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Von Dudeldorf bis Motterwitz Limericks aus deutschen Landen Sabine Büssing

Sabine Büssing: Von Dudeldorf Bis Motterwitz

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Von Dudeldorf bis Motterwitz

Limericks aus deutschen Landen

Sabine Büssing

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Ein Franzose beim Richter in Thürgelobt: "Isch nix können dafür.Dieses Eau de toilettestammt nischt aus dem Klosett.Darauf leiste isch jedes Geschwür!"

Ein Bräutigam warnte in Braseseine Braut: "Mir läuft ständig die Nase.Schon seit ehedemist das mein grosses Problem."Drauf die Braut: "Bei mir ist's nur die Blase."

Wenn ein Triebtäter nahte in Puch,war der Frau'n letzter Seufzer nur: "Huch."Fielen um wie die Fliegen -achtlos liess er sie liegen,getötet durch Achselgeruch.

Ein verwirrter Pastor in Stammelnpredigt: "Lasst es uns gleichtun den Hammeln.Sie säen nichtund sie ernten nichtund können doch jeden Tag rammeln."

Nach dem Tod eines Alten in Hausgab's den ortsüblichen Leichenschmaus.Alles frass, keiner weinte,bis die Kaltmamsell meinte:"Mit einer Leich' komm' wir nicht aus."

Einem armen Pensionsgast in Lutterngab die Wirtin fast nie was zu futtern.Er hatt' auch kein Bett,doch er fand's trotzdem nett -schliesslich war es genau wie bei Muttern.

Alle Ehemaligen von Bad Stebensieht man einmal im Jahr einen heben.Lauscht man den Veteranen,kann man bald schon erahnen,dass nur wen'ge die Kur überleben.

Der berüchtigte Schlächter von Auen,der liebte besonders die Frauen.Die kleineren Kinder,die mocht' er nicht minder,doch die waren so schwer zu verdauen.

Ein armer Dichter aus Griespreist den Ort als sein Versparadies.Er nennt dort jede Gassseinen Musenparnass,

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meint poetisch nur: "Sch... auf Paris."

Dem Freund sagt ein Doktor in Gmund,er leide an Hirnzellenschwund."Doch jetzt krieg keinen Schreck:Ist das Zeug erst mal weg,wirst du im Handumdrehn wieder gesund."

In der Vorstadtkirche von Dannakriegt man Rotwein für zehn Hosianna.Doch für drei Ave Mariain der Dorfpizzeriagibt’s 'ne Doppelportion süsses Manna.

Durch einen grausamen Fluch ist in Oosseit uralter Zeit nichts mehr los.Ein Todkranker im Fiebersprach sterbend: "Schwamm drüber."Jetzt wächst überall nur noch Moos.Beim Spaziergang durchs ländliche Poppelbemerkten Vater und Sohn ein Gehoppel."Was tun die zwei Hasen,die dort herumrasen?""Das nennt man ein gemischtes Doppel..."

Einen Fakir in ('tschuldigung) Pissen,den plagte einmal sein Gewissen.Er hatt's Nagelbett verschmähtund die Reisszweck-Diät,biss zur Strafe ins Stecknadelkissen.

Eines Tages wollt' jemand in Dapfenganz nackt durch den Winterfrost stapfen.Doch in Eis, Schnee und Reifward er vollkommen steif,ward zum Schneemann mit vorn einem Zapfen.

Eine ängstliche Frau in Salzgitterwird zum Mimöschen bei jedem Gewitter;bebt bei Donner und Blitzen,kann dann still niemals sitzenund spielt zur Begleitung die Zither.

Ein Pfarrer drunten in Pritzen,der hatte gehörig ein' sitzen.Der Küster druckste herum,sei es nicht etwas dumm,Herzchen in den Beichtstuhl zu ritzen?

Es leugnen zwei Vetteln in Exten,dass sie heimlich die Bullen verhexten."Ihr sagt, an jedem drittenhätten wir 'rumgeschnitten -dabei hexen wir immer am Sechsten!"

Es sprach auf dem Campingplatz Eltenein Romeo: "Uns trennen Welten.Dein Klan lebt voll Behagenim grossen eigenen Wagen.Meiner haust in drei Zwanzig-Mann-Zelten!"

Eine Frau schrieb 'nem Greise in Stenden:

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"Mein Kind ist die Frucht deiner Lenden."Den Mann liess das kalt:"Meine Lenden sind alt,zu dem Zweck nicht mehr zu verwenden."

Ein Potenzprotz im Ort Oberstreitprahlte stets: "Ich bin allzeit bereit."Eine nahm ihn beim Wort,da musst' ganz schnell er fort:"Heut grad nicht...aber sonst jederzeit!"

Den Bürgermeister von Kappehielten alle für eine Attrappe.Er fiel in den Teich -da wusste man gleich:Der Mann war tatsächlich von Pappe.

Wie der Name schon sagt, sind in Blinderteine Reihe von Leuten behindert.Dass im Orte die Blindensich im Dunkeln nur finden,hat die Einwohnerzahl nicht vermindert.

Es bat eine Jungfrau in Schuldihren Galan um ein bisschen Geduld."Nur neun bis zehn Jährchen,dann sind wir ein Pärchen,dann schenk' ich dir all meine Huld.""Warum", fragt ein Weiser in Roden,"bevorzugt der Mensch fremden Boden?Weil er den Ort vermisst,wo er gerade nicht ist.Drum liebt jeder die Antipoden."

Der Gesangsverein im Städtchen Hungenheisst "Wie schon die Alten sungen".Dort bei den Greisenlässt sich beweisen:Zum Singen braucht man keine Lungen.

Man sagt, die Strassen von Kastersei'n mit Abstand das teuerste Pflaster.Jeder Weg, jede Wandbesteht aus Diamant,selbst die Gullis sind aus Alabaster.

König Karl weilte einstens in Gahlen,liess dort ein Portrait von sich malen.Statt Geld zu empfangen,musst' der Kunstmaler hangen,starb dortselbst unter schlimmen Kawahlen.

Seit alter Zeit sucht man in Schalenach dem sagenhaft Heiligen Grale.Die Suche war leicht,etwas zu leicht vielleicht -denn man fand ihn schon Dutzende Male.

Es trieb einen Angler in Thalfanghinaus in die Welt, auf zum Walfang.Er traf dort Moby Dickund kam schnurstracks zurück:

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Nun begnügt er sich völlig mit Aalfang.

Ein Schlauberger feilschte in Mittichmit dem Tierhändler um einen Sittich."Das Vieh hat ja Dellen,überhaupt keine Wellenund obendrein nur einen Fittich!"

Es war mal ein Neuling in Uetze,dessen Mama wollt', dass er sich schütze.Dem Umgang mit Frauendürfe er nicht vertrauen;darum strickte sie die kleine Mütze.

Auf Staatsbesuch im kleinen Gahmaweilte einstens auch der Dalai Lama.Es ist nicht das Dach der Welt(nicht mal auf den Kopf gestellt),doch selbst ein Hintern besitzt Panorama.

Eine liebende Hausfrau in Pierlingkochte ihrer Familie Schierling.Einer kriegte nichts mitund blieb darum topfit -der letzte noch lebende Vierling.

Zum Freund sprach die Bäck'rin von Schupf:"Bist du scharf auf 'nen Gugelhupf?"Er verstand nichts von Kuchen.Jetzt, da alle ihn suchen,braucht verzweifelt er Unterschlupf.

Einen Melancholiker sah man in Strasenden ganzen Tag nur Trübsal blasen.Jetzt übt er auf der Posaune,hat gleich bessere Laune,denn er bringt seine Umwelt zum Rasen.Dank der Städteplaner von Grauendarf man dort selbiges neuerdings schauen.Eine Skyline mit Kratzernund anderen Patzernkann so scheusslich Chicago nicht bauen.

Der Verkehrsverein von Gross Gastrosestellte eine recht düstre Prognose.Für den Ort sei der Namekeine gute Reklame -doch Gross Gastritis ging auch in die Hose.

Es knüpfen die Ratsherrn von Grandemit Partnerstädten gern Bande.Um den Fremdenverkehrbemüht man sich sehr...Kommt mit Rio der Bund wohl zustande?

Einst brachten die Ratten von Glöthedie Einwohner in arge Nöte.Der Hamelnsche Fänger,der wollte nicht länger:"Sucht euch doch 'ne andere Flöte!"

In einem Gasthof in Simmern

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fragt man vergeblich nach besseren Zimmern.Direkt unterm Dachgibt’s bloss Ungemach,in dem kann man nur sich verschlimmern.

Die meisten Bewohner von Wurztragen sommers wie winters 'nen Schurz.Egal, ob aus Federn,aus Lack oder ledern:Hauptsache, der Schurz ist schön kurz.

Viele Menschen finden in Kistdas Leben ganz unglaublich trist.Nach fünfzig Jahr'n oder mehrscheint es nicht mehr so schwer.Es ist wahr: Glücklich ist, wer vergisst.

Die Verwaltung der kleinen Stadt Kremmenplant 'nen Schutzwall, den Ort einzudämmen.Da meldet sich schondie Opposition:Ob's nicht besser, das Kaff wegzuschwemmen?

Es gab einen Schönling in Heitel,der war über jedes Mass eitel.Das Haar auf dem Kopftrug er meistens als Zopf,das Haar unterm Gürtel mit Scheitel.

Es warnte ein Arzt einst in Falken:"Guter Mann, Sie droh'n zu verkalken.Doch fängt's an zu rieseln,werden Körnchen zu Kieseln,stützt man Sie einfach ab mit zwei Balken."

Ein Magier hexte in Eggauf der Bühne 'nen Gatten hinweg.Die Frau fand das toll,seufzte hingebungsvoll:"Das war hoffentlich nicht bloss ein Gag."

Ein armes Würmchen in Brakewär für's Leben so gern eine Schnake.Mit ein bisschen Glückwird aus ihm eine Mück',mit viel Glück vielleicht 'ne Kakerlake.Ein Fahrlehrer sagte in Upen:"Wenn's eng wird, dann müssen Sie hupen."Einer Dame wurd's eng,drauf der Fahrlehrer streng:"Ich sagte doch 'hupen', nicht 'pupen'."

Ein Knabe wurde in Kirngeboren so ganz ohne Stirn.Doch die Hebamme spricht:"Wichtig ist die Stirn nicht.Schliesslich hat er ja auch kein Gehirn."

Ein Altinvalide in Lorschfand sich selbst noch recht knackig und forsch.Er hat ein Mädchen begehrtund wurde sofort belehrt -

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denn nicht nur sein Holzbein war morsch.

Es prahlte ein Magier in Haubern,er könne ganz wunderbar zaubern.Seine Gattin gab trockenihm einen schmutzigen Socken:"Nun zaubere mir einen saubern."

Am Waldrand nordöstlich von Bleichefand man vorletzte Woche 'ne Leiche.Und heut früh um neunesah man schon wieder eine.Keine Sorge: Es ist noch die gleiche.

Die Ureinwohner von Norfsind ganz überwuchert von Schorf.Aber wenn sie sich kratzenund die Schichten aufplatzen,dann sieht man: Es ist doch bloss Torf.

In alter Zeit hängte in KappelnVerbrecher man an hohe Pappeln.Drunten rief man dann munter:"Wir hol'n dich gleich runter,erst musst du aufhören zu zappeln!"

Die ehrbaren Frauen von Littenbewahren noch sehr strenge Sitten.Im Fall eines Fallesgestatten sie alles,doch muss man sie vorher drum bitten.

Ein Neuankömmling in Okerspielte mit Einwohnern Poker.Er schrie plötzlich: "Basta!Ihr spielt ja Canasta.Beim Pokern gibt’s doch keinen Joker!"

Einen reichen Mann bat in Schwandein Freier um Töchterleins Hand.Die bekam er sofort,dann verliess er den Ort,nahm die Hand und entkam unerkannt.

In einem Kloster bei Nordenwohnt von Franziskanern ein Orden.Weil fast leer die Abtei,sind auch Frauen dabei -Gott, was ist nur aus ihnen geworden?

Es klagt ein Knabe in Micheln,dass die anderen Jungen ihn sticheln.Zwar denkt man gleich: Stichelei -da ist doch gar nichts dabei!Allzu weh tut es aber mit Sicheln...Im zoologischen Park von Ockrillaresidiert höchst privat ein Gorilla.Wie jedes ganz hohe Tierkriegt auch der Affe hier'nen Chauffeur und 'ne eigene Villa.

Ein alter Waidmann in Stoffen

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war auf Volksfesten immer besoffen.Auf der Trauerfeierfür Jägerfreund Meierhat er mitten ins Schwarze getroffen.

Der Freund einer Dame in Lüderwurd' beim Liebesdienst jeden Tag müder.Ohne Saft, ohne Kraftstöhnte er abgeschlafft:"Ich habe noch drei hübsche Brüder."

Unter der Jugend von Ingelnwimmelt es nur so von Schlingeln.Geht’s um Tierquälerei,sind sie immer dabei:Sie lieben es, Nattern zu ringeln.

Ein armer Mann kriegte in Hansenzu Mittag nichts weiter als Pansen.Unter Tiereingeweidenmusste er furchtbar leiden;sein eigener Pansen hat Fransen.

Ein seltsamer Fremder in Jabelhatt' am Bauch einen riesigen Nabel.Er erzählte, man nahm(dort, wo er herkam)bei Geburten nicht Schnur, sondern Kabel.

Einem Dieb sagt der Richter in Inger:"Guter Mann, Sie haben zu lange Finger."Drauf der Kerl obstinat:"Die brauch ich privat.Meine Freundin hat sehr grosse Dinger."

Einen Schlafwandler musste in Hesselnman wegen des Schlafwandelns fesseln.Denn wenn er so schliefund frei dabei lief,dann setzte er sich in die Nesseln.

Bei einer Familie in Horbenwar der Urgrossonkel verstorben.Niemand konnte den Siechenzu Lebzeiten riechen -aber tot roch er reichlich verdorben.

Eine ältere Dame in Hopfenfing plötzlich an, dauernd zu tropfen.Ihr Hausarzt beschloss,als fast sie zerfloss:"Wir stopfen Sie besser mit Pfropfen."

Ein Gourmet spendierte in Dachtelseinen Freunden das Ei einer Wachtel.Nachdem er's serviertund bei Tische tranchiert,gab er jedem der Gäste ein Achtel.

Ein Knabe ward in Grosskoschenvon seinen Freunden verdroschen.Man zog ihn hoch an den Beinen,

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er fing laut an zu weinen,doch zum guten Schluss fiel er, der Groschen.Eine Metzgersfrau aus Schweinebrückhatte im Unglück noch Glück.Hat aus Verseh'n ihren Altenmit dem Beile gespalten:Jetzt hat sie statt einem zwei Stück.

Eine einsame Dame in Edigerverknallte sich in einen Prediger.Er zog sie in seinen Bann,da kam ein anderer Mann -der war ihr noch lieber, weil lediger.

Auf dem Wochenmarkte von Södelbekommt man unmöglichen Trödel:nicht nur Saurierknochenoder Gräten von Rochen,sondern echte versteinerte Knödel.

Einem Mann glückt es niemals in Tangeln,einen einzigen Plattfisch zu angeln.Um eine Flunder zu kriegen,soll's jedoch schon genügen,einen rundlichen Fisch heiss zu mangeln.

Ein Landstreicher fror nahe Linternam Meilenstein fest mit dem Hintern.Er kam von dem Flecknicht rechtzeitig wegund musste drum dort überwintern.

Beim Frauensymposium in Speelewurd' behauptet, dass Männern was fehle.Schon rein anatomischseien Männer so komisch,und überhaupt – hat der Mann eine Seele?

Eine Schlampe im Ort Unterkochenvergass ihr Gekochtes für Wochen.Das Fleisch war verfault,der Freund war vergrault:Er hatte den Braten gerochen.

Der Oberkampftrinker von Hurstisst ausschliesslich pfeffrige Wurst.Er kann Scharfes nicht leiden,würde gern es auch meiden...doch man kriegt davon sooo schönen Durst.

's sprach ein alter Verehrer in Odert:"Oh sieh meine Lieb', wie sie lodert!"Die Maid, welche kühl,meinte ohne Gefühl:"Oh sieh deinen Leib, wie er modert!"

Im Kammerorchester von Schwantespielen alle Instrumente andante,aller ausser der Bratsche -die spielt allegro vivace,und der Kontrabass spielt "Charleys Tante".

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Ein Kritiker in Bechterdissenschrieb: "Das Schauspiel war schlechtweg besch..."Der Intendant, erst erbost,fand dann folgenden Trost:"Wenigstens hat der Kerl uns nicht verrissen."

Auf einer Hochzeit in Eppetrat jemand der Braut auf die Schleppe.Sie hat "Hoppla!" gerufen,nahm auf einmal zwölf Stufenund war Erste am Fusse der Treppe.Ein Hallodri entwickelt in Spaschebei Frauen eine ganz neue Masche.Er trägt vorn ein Etikett,darauf steht kurz und nett:"Nuckle mich. Ich bin eine Flasche."

Zu seinem Weibe in Kauschesagte ein Mann: "Still. Ich lausche.""Ach, du bist ja besoffen",sprach sie schonungslos offen -dabei lauschte ihr Mann doch dem Rausche.

Dem Geliebten reicht in Kaltenmarkeine Frau als Potenzmittel Quark.So sehr er sich weigert,sie weiss, der Quark steigertdie Leistung, denn nur Quark macht stark.

Ihren Hausfreund liebt Erna aus Zinstnur im Finstern, damit er nicht linst.Die Idee fand er prächtig,das ist Erna verdächtig;nun kann sie nicht seh'n, ob er grinst.

Im ersten Hotel der Stadt Limmerhat man Raucher- und Nichtraucherzimmer.Das versteht man schon kaum,doch gibt es noch einen Raumausschliesslich für Taucher und Schwimmer.

Auf einem Hühnerhof in Heinbockelhassten alle den obersten Gockel.Anstatt lange zu flennen,verschwor'n sich die Hennenund stiessen den Alten vom Sockel.

Am Stadttheater von Schiergab man heuer auch den "König Lear".König Lear, leicht verwirrt,hat am Schluss deklamiert:"Mein Königreich für ein Glas Bier!"

Es gibt seit zwei Jahren in Bittereine Hochschule für Babysitter.Diese Akademievertritt die Philosophie:"Kleine Kinder gehör'n hinter Gitter."

Ein Mann tat sich in Vierzehnheiligenan einem Dichterwettstreit beteiligen.Dem Wettkampfgericht

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kam er mit 'nem Gedicht,einem zweitausendfünfhundertzeiligen.

Es stellte ein Mädchen in Slamensich vor bei den Freudenhausdamen.Man will sie engagieren:Sie kann sechs Sprachen parlieren,hat in Soziologie ein Examen.

Ein pickliger Jüngling in Rexkommt nicht gut zurecht mit dem Sex.Was andre Männer besitzenund ab und zu auch benützen,reicht bei ihm nur zu einem Komplex.

Einem dämlichen Esel in Schlattschien das Eis auf dem Teich nicht zu glatt.Doch schon sehr baldverlor er den Halt,streckte viere von sich und war platt.Es zeugte ein Zeuge in Schechen:"Der Kerl da beging ein Verbrechen.Er hat es am Magen,wird gleich er euch sagen -drum musst' er den Wandsafe erbrechen."

Ein diebischer Doktor in Reptenbetrieb Handel mit falschen Rezepten.In der Nacht kamen viere,die statt der Papieredes Quacksalbers Grippe verschleppten.

Die jüngeren Frauen in Pilligsind wunderschön, aber nicht willig.Die älteren Damen,die zum Zuge nun kamen,sind potthässlich, aber sehr billig.

Fast jeder Dichter in Schmerzreimt seine Heimat auf "Herz".Der Oberpoethingegen gesteht:"Das Leben in Schmerz ist ein Scherz."

Ich kenne ein Mädchen in Schleich,deren Bräutigam ist leichenbleich,hat zwei sehr lange Zähne,kriegt bei Sonne Migräne,doch am Goldsarg sieht man: Er ist reich.

In der katholischen Kirche von Luttengab es jüngst einen Streit um drei Putten.Diese war'n splitternacktund gehörten verpackt,deshalb kleidet man sie nun in Kutten.

Von einem reinlichen Arzt in Holzmadenstammt der Brauch, einmal jährlich zu baden.Damit hat dieser Manngar nichts Gutes getan:Zuviel Baden kann fürchterlich schaden.

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Ein Möchtegern-Dichter in Eimensuchte völlig verzweifelt nach Reimen.Die Kunst, Verse zu schmieden,war dem Mann nicht beschieden,seine eigenen musste er leimen.

Von drei bildschönen Schwestern in Einstewar Kunigunde die kleinste.Es heisst "Klein aber fein",drauf fiel mancher herein:Kunigunde war auch die gemeinste.

Die durstigen Seelen von Gumpenbevorzugen Starkbier aus Humpen.Ist das letzte Fass leer,gibt es Flaschen nicht mehr,heisst es: "Auf, Leute, ran an die Pumpen!"

An einem Teich in der Nähe von Stixetraf ein Stixer einst auf eine Nixe.Sie ward von ihm ergriffen,drum hat sie ihn gekniffen,denn die Nixe war eine ganz Fixe.

Von seiner Braut erwartet in Dähreein Mann, dass sie Söhne gebäre.Sie erwartet von ihm,dass ganz legitimer besagte Söhne ernähre.Ein schüchterner Knabe auf Föhrfindet nie bei der Liebsten Gehör.Der Arme verschmachtet.Ehe ihn sie beachtet,geht ein ganzes Kamel durch ihr Öhr.

Der berühmte Jäger von Fallfliegt doppelt so schnell wie der Schall.Er glaubt: "Ich bin ein Star."Seiner Freundin ist klar:"Der Kerl hat 'nen Überschall-Knall."

Ein Mann will kein Mädchen in Clenze,das älter ist als achtzehn Lenze.Schon mit neunzehn seien Frauennicht mehr nett anzuschauen -irgendwo zieht halt jeder die Grenze.

Ein Künstler nannte in Sackdas Publikum "dämliches Pack".Jetzt kommt er gut anund liebt jedermann...Das Pack hat wohl plötzlich Geschmack.

Früher nannte man Ärzte in Haaderaus triftigen Gründen nur "Bader".Damals schon war'n die Flegelgierig wie ihre Egel,liessen jeden Gesunden zur Ader.

Es wuchsen 'nem Manne in Börnchenvon jedem Seitensprung Hörnchen.Und wer nicht glaubt dem Gedicht,

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weiss doch: In jeder Geschicht'steckt von Wahrheit zumindest ein Körnchen.

Den Ausbrecherkönig von Strandeverfolgt man zu Wasser, zu Lande.Im Trocknen, im Nassenist er nicht zu fassen.Die Suche verläuft jetzt im Sande.

Fast jeder Mann in Niedergaulist seinem Weibe zu faul.Vor der Ehe sieht mandas den Gaulern nicht an:Einem Gauler schaut man nicht ins Maul.

Beim Anblick der Freundin in Haidestöhnt ein Liebhaber: "Welch Augenweide!"Er meint nicht Hals, meint nicht Brust,drauf spürt er keine Lust -er spricht einzig von ihrem Geschmeide.

Auf Wunsch einer Dame in Heinerthat den Busen man ihr stark verkleinert.Niemand weiss, wie's geschah:Als der Freund sie so sah,ist der Ärmste vor Schreck ganz versteinert.

In den alten Annalen von Halensteht geschrieben, dort hausten Vandalen.Die war'n ganz schlecht gelitten,hatten schreckliche Sitten,assen Walnüsse immer mit Schalen.

Im Hochsommer schlich sich in Haidtein Rittersmann zu einer Maid,hat dort nicht nur 'ne Nacht,sondern länger verbracht,denn auf einmal rief sie: "Guck! Es schneit!"Den Jungfrauen in Erbenschwangwird’s manchmal im Busen so bang.Wenn sie nah und auch fernwildes Brunftgeschrei hör'n,ist das wahrlich ein schauriger Klang.

Beim Zahnarztbesuch tut in Eubenein Macho sich jedesmal sträuben.Er macht fast in die Hose,und vor jeder Narkosemuss man ihn erst mal gründlich betäuben.

Kurz nach der Geburt im Ort Eissenkonnte Fritzchen die Eltern schon beissen.Jetzt ist Fritz gerade sieben,hat fast jeden vertrieben,man sah ihn kürzlich den Postboten reissen.

Im Urlaub reist Herr Müller aus Egelnnach Fuerteventura zum Segeln.Baden geht er in Mailand,Schurzejagen in Thailand,und ins Nachbardorf geht er zum Kegeln.

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In Werbebroschüren gilt Dörthals "der Ort, wo der Hirsch immer röhrt".Man sagt auch, Fuchs und Haserieben dort sich die Nase,und selbst Kühe hätt' man schon gehört.

Es nannte ein Bauer in Büppelseinen einbein'gen Nachbarn "Du Krüppel."Der hatte zwar nur ein Bein,doch er war hundsgemeinund besass einen riesigen Knüppel.

In der Laiensingtruppe von Moortönt der Tenor immer aus vollem Rohr.Der Lokalrezensent,der den Sänger gut kennt,trägt sein Hörgerät selten im Ohr.

Ein Elternpaar kriegte in Schemdevom Sohn einen Brief aus der Fremde:"Hier sitz ich und bete,rückt raus mit der Knete,ich stehe jetzt bloss noch im Hemde."

Seinen Zimmergenossen in Diethenannte der Freund eine Niete.Das hat bald er bereut,er weiss spätestens heut:Die Niete zahlte die Miete.

Ein Bauer entwickelt in UeffelnMethoden zur Suche von Trüffeln.Er mag keine Schweine(die zieh'n an der Leine);er bevorzugt die Hilfe von Büffeln.

"Mama", fragt ein Mädchen in Euchen,"was sind denn wohl 'lustige Seuchen'?"Die Mutter war weise,sprach zu sich selbst leise:"Die haben Männer, die im Bett furchtbar keuchen."

Ein Mann brüstet sich auf Pellworm,sein Erfolg bei den Frau'n sei enorm.Seinen herrlichen Leibbegehrt jedes Weib...und falls nicht, nimmt er halt Chloroform.Die Ortsmäzene in Brunstverstehen nicht viel von der Kunst.Jeder Maler, der malt,wird vom Stadtrat bezahlt;rätselhaft ist der Stadtväter Gunst.

Ein Bariton in Obermeiserwar auf der Bühne oft heiser.Der Heldentenorund der Seefahrerchorsangen ihm zu: "Sing doch leiser!"

Man spielt den "Othello" in Polch,und Othello erhebt grad den Dolch,da tönt es aus dem Parkett:

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"Dein Weib liegt tot im Bett -was willst du denn jetzt noch, du Strolch?"

Ein verrückter Erfinder in Rohrtreibt Geheimes in seinem Labor.In seiner Freizeit nach achthat er Blödsinn gemacht:einen Kunstmenschen aus Styropor.

Ein Häftling beklagt sich in Nochen,er habe doch gar nichts verbrochen.Das ist auch nicht wichtig,es war sicher richtig,den Kerl präventiv einzulochen.

Die Avantgarde probt in Pilgerzellden Aufstand des Schillerschen "Tell".Der Tell hat nichts an,Gessler ist gar kein Mann,und die Gasse führt quer durchs Bordell.

Es war ein Ostfriese in Aurich,dem wurd's bei Gewitter so schaurig.Er rannte zum Deichund soff ab sogleich.Ist diese Geschichte nicht traurig?

Bei seiner Fahrprüfung in Remsetritt ein Prüfling zu stark auf die Bremse.Er erklärt: "Ein Stück Wildhätt' ich beinah gekillt.Hier im Flachland zählt doch jede Gemse!"

Der Spitzensportler von Dübenist zu faul, den Stabhochsprung zu üben.Sein Trainer, kein Spass,sagt zum Dobermann: "Fass!"Und schwupps! - ist sein Schützling schon drüben.

Zwei Nahrungsexperten in Stenteninterviewten gezielt Konsumenten."Wieviel Kalzium, Fett, Vitamin, Proteine?"Eine Frau gab zur Antwort mit leidender Miene:"Ich lebe ausschliesslich von Alimenten."

Ein betrunkener Fahrer in Stammensetzte nachts eine Tankstell' in Flammen.Er gibt ja zu, er war blau,doch eines weiss er genau:Dieses Sch...ding da wollte ihn rammen!

Ein Adliger wurde in Egenauf einmal ganz schrecklich verlegen.Statt den Stammbaum zu zeigen,verfiel er in Schweigen.Er war bloss ein Edler...von wegen.Ein Mann ward getadelt in Stüde:Fürs Kamasutra sei er leider zu prüde.Hundert Stellungen seiennicht zuviel für den Laien,und er würd' schon nach zwölf Stunden müde.

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Zu spät merkte jemand in Pürgen,es ist gefährlich, für andre zu bürgen.Es sagt sein Freund: "Glaube mir,mir tut's mehr weh als dir,wenn sie gleich dich statt meiner erwürgen."

Ein Läufer im ländlichen Hoggenging mit seinen zwei Hunden einst joggen.Er genoss den Lauf sehr,doch genossen noch mehrihr Herrchen samt Leine die Doggen.

Im zoologischen Garten von Hähnenlebt schon lange ein Rudel Hyänen.Seit kurzem wird ihre Artmit Krokodilen gepaart;seitdem lachen die Viecher nur Tränen.

Die Altphilologen von Steinhaben einen gespalt'nen Verein.Den Stammtisch beim Griechenkann die Hälfte nicht riechen,die essen viel lieber Latein.

Dem Platzcasanova von Unkelwächst am stolzesten Teil ein Furunkel.Er versteckt seinen Pickel,hüllt ihn in heisse Wickel,so entgeht er der Mädchen Gemunkel.

Der Westfälische TÜV in Emsdettenprüft dort alle zwei Jahre Toiletten.Für die Öko-Modelle(die mit dem Plumps auf der Stelle)gibt es kostenlose Plaketten.

Eine Strickerin zwang in Welfrodeihren Mann in die wollene Mode,wusch ihn ganz ohne Sanso,das schrumpfte den Mann so,der Kokon quetschte ihn bald zu Tode.

Einer Krankenschwester fielen in Mettenständig Patientinnen aus ihren Betten.Die blieben einfach nicht liegen,doch sie konnte sie kriegenund legte sie schleunigst in Ketten.

Einen Vagabunden in Lübensah das Volk eine Untat verüben,sah ihn Unfrieden stiftenund die Brunnen vergiften,dabei konnt' er kein Wässerchen trüben.

Treibhausgärtner bemerkten in Bistendass sie ihren Kollegen vermissten.Den Pflanzen dort schmecktennämlich nicht nur Insekten:Gerade Fleischfresser lieben Floristen.

Dem Gast eines Chefkochs in Nübelwurd's bei Zwiebelgeruch immer übel.

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Hat Beschwerde geführt,doch der Koch, ungerührt,stellte neben den Teller 'nen Kübel.Ein Wunderpriester in Mandelnkann Weisswein in Wasser verwandeln.Ob's vielleicht andersrum geht,fragt ein Grossist früh und spät,denn erst dann mag er ernsthaft verhandeln.

Ein besessener Schreiner in Döbelnfing an, Einwohner grob anzupöbeln.Man sagt, Dummheit und Stolzwachsen auf einem Holz -vielleicht wollt' er mal Menschen vermöbeln.

Zur Kirchengemeinde in Briedenspricht der Pfarrer vom himmlischen Frieden.Wann der endlich denn komme,fragt Helene, die fromme,denn sie hätt' ihn viel lieber hienieden.

Zum Frisörmeister Kniebig in Gatzenkommen ausschliesslich Männer mit Glatzen.Von nah und von fernbesucht jeder ihn gern:Platten kann kein Mensch zärtlicher kratzen.

Der Papst war zu Gast mal in Hasselt,hat sich fast die Karriere vermasselt,gab Geheimnisse preis,die man besser nicht weiss...Doch sein Beichtvater hat nicht gequasselt.

Einen zehnjähr'gen Säugling in Könenwill die Mutter vom Busen entwöhnen.An Schnuller will er nicht ran,grinst die Mama nur an:"Ich hab doch schon so einen schönen."

Ein Schauspieleleve in Lünensprach vor bei den Städtischen Bühnen.Was sein Lieblingsstück sei,fragt der Intendant nebenbei.Die Antwort war: "Schulden und Sühnen."

Das berühmte Opernhaus Jarmenspielte letztes Jahr einmal die Carmen."Dies Zigeunerhascheeist doch niemals Bizet!"meinten Kritiker ohne Erbarmen.

Zum Jubiläumsfest plant Berlichingendieses Jahr nicht, den "Götz" rauszubringen."Ach, leckt mich doch am Arsch!"So der Bürgermeister barsch,will's mit eiserner Faust doch erzwingen.

Die Garderobiere im Theater zu Maustschimpft mit dem Darsteller des Faust."Warst mit dem Pudel intim,und dein schönes Kostümist nun völlig zerzaust und verlaust."

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Die Ureinwohner von Neesensind bekanntlich gutgläubige Wesen,schlucken jedes Gelaber,ohne Wenn, ohne Aber,stehst du lange mit ihnen am Tresen.

In der Karateschule von Süssentritt der Lehrer jeden Neuen mit Füssen,klopft ihn weich mit der Hand,wirft ihn dann an die Wand.Das ist seine Art, Schüler zu grüssen.Zwei Säufer im Dorfkrug zu Lossenhaben sich einmal zu heftig begossen.Kiemen wuchsen dem ersten,seinen Freund traf's am schwersten:Dem sprossen seitlich zwei Flossen.

Eine Himmelfahrtsnase in Wichteschrieb seiner Cousine Gedichte.Denn Roxane, die Base,besass auch so 'ne Nase.So endet seelenverwandt die Geschichte.

Die Intellektuellen in Dabel(so sagt es zumindest die Fabel)hassten Fett an den Fingern,assen mit seltsamen Dingern,die nannten sie Messer und Gabel.

Die Knackis der Strafanstalt Heckensind wild auf Wettrennen mit Schnecken.Die taugen besser als Käfer;zwar sind sie Langschläfer,doch mit Kopfsalat kann man sie wecken.

Eine Warntafel steht in Bayreuthund verunsichert etwas die Leut'."Bitte nicht die Walkürenfüttern oder berühren.Das hat bisher jeden gereut."

Es gibt viele Sportler in Mauchen,die Höchstleistung bringen und rauchen,die mit Lungenzug schwimmen,hohe Berge erklimmen,für 'ne Camel kilometertief tauchen.

Ein sterbender Trinker in Bingenkonnt' sein Glas nicht zum Munde mehr bringen.Da sagt' er: "Wisst ihr was?Ich brauch gar kein Glas.Mit 'nem Flaschenzug wird’s auch gelingen."

Der Schutzheil'ge von Iserlohnist ein undankbarer Patron,nahm sich mit vom Altaralles, was da so war,zog zur Nachbarstadt heimlich davon.

Gleich bei der Madonna von Celleentspringt eine Gerstensaftquelle.

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Damit der Born nie versiege,spendet nun ein Herr Fiegeund baut an der Stell' 'ne Kapelle.

Im Rotlichtviertel von Bachkriegte ein Mann was aufs Dach.Doch barmherzige Damen(ich verschweige die Namen)bekamen ihn schnell wieder wach.

Einen Heimwerker brachte in Lübelnsein Regal aus Taiwan schwer ins Grübeln.Drauf stand "This is a shelf."Drunter: "Do it yourself."Ganz egal, vielleicht klappt's ja mit Dübeln.

Einem Seebären auf Spiekeroogsagt man nach, dass er niemals nicht log.Doch kam's vor, wenn er klönte,dass im Stübchen es dröhnteund ein Balken sich sachte verbog.Ein Beerenweiblein in Stückenquälten beim Sammeln die Mücken.Für ihren Blaubeerkuchenmuss ihr Schwiegersohn suchen.Sie wünscht ihm fröhliches Pflücken.

Für die Erzbürokraten von Empelist ihr Rathaus ein himmlischer Tempel.Sie knien auf tintigen Kissen,in Papierkram verbissen,und beten zum heiligen Stempel.

In der Burgruine von Preistspukt zur Zeit bloss ein Aushilfsgeist.Er trug ein blassrosa Laken,nur die Dümmsten erschraken,doch das echte Gespenst ist verreist.

In einem Gasthaus in Schwenkeunterscheidet man alle Getränke,trennt in geistig und weltlich.Erstre gibt’s unentgeltlich -nicht umsonst nennt das Gasthaus man "Schenke".

Ein Rittersmann klagte in Semd:"Ich fürchte, mein Kettenhemd klemmt."Da sprach sein keusches Weibmit dem gegürteten Leib:"Mit Eisenhemd gehst du nicht fremd."

Philosophen diskutierten in Etzelüber Anfang und Ende der Brezel.Einer wollt's genau wissen,hat ein Stück 'rausgebissen.Am Schluss gab's ein Riesengemetzel.

Ein wütender Schneider in Hahnerschlug sieben Fliegen im Wahn,versteht nicht mal verschwommen,was ihn hat überkommen,doch die blutige Tat ist getan.

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Ein Missionar aus dem friedlichen Nochten,den die Eingeborenen so sehr mochten,wollt' nie wieder zurück,konnt' kaum fassen sein Glück,hat's kapiert, kurz bevor sie ihn kochten.

Opa fuhr letztes Jahr nach Malenteund verjubelte dort seine Rente.Morgens: nichts in der Tasche,nur der Rest aus der Flasche -davon wollt' noch sein Kater Prozente.

Die Kreissparkasse in Aalenwill "Ambiente" für ihre Filialen.Im optimistischen Trend(intensiv doch dezent)lässt man alles in Hellschwarz bemalen.

In der Dorfkathedrale von Vitteweiht Regenten man nach alter Sitte.Die Familienversöhnungbei Prinz Jacobs Krönungrührt zu Tränen Prinzessin Melitte.

In der Heilanstalt von Aplerbeckwandert Lord Nelson einsam übers Deck.Er hat heut' Erbsen genossen,die Franzosen beschossen,leider hat er im Heck jetzt ein Leck.Einst kam Alex der Grosse nach Gordenauf seiner Expedition in den Norden,zeigt' dem Arzt eine Zyste,die er wegschneiden müsste.Die ist zum Gordischen Knoten geworden.

Die kleinen Mädchen von Hillenehmen neuerdings alle die Pille.Und will sie nicht flutschen,dann kann man sie lutschen;sie schmeckt köstlich nach Erdbeer-Vanille.

Ein Hypnotiseur schaut in Frilleeinem Mann ganz tief in die Pupille.Es will ihm gar nicht gelingen,ihn in Tiefschlaf zu bringen.Vielleicht stört ja die Sonnenbrille...?

Von zwei Frischvermählten in Lohmafiel die Ehefrau in tiefes Koma.In der Hochzeitsnacht hattesich entkleidet ihr Gatte,allzu streng war der Socken Aroma.

Die Studenten der Uni von Hornolesen dort nicht bloss Th. W. Adorno.Von der Philosophiekriegt genug man doch nie,drum studiert man den Altgriechen Porno.

Ein Observatorium in Garsist voll des teuersten Inventars.

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Schaut man weit in die Ferne,sieht man nur Schokosterne,gesponsert von Milky Way und Mars.

Niemals lassen sich Gauner in Fischenbeim Angeln im Trüben erwischen.So ziehen sie Stintemittenmang aus der Tinteund versteh'n es noch, sie aufzutischen.

Ein wilder Stamm nahe bei Ammelnlebt noch immer vom Jagen und Sammeln.Doch was sie so finden,wächst nicht unter Linden.Klug, dass Ammler die Häuschen verrammeln!

Ein berühmter Sohn der Stadt Geberwar schon als Kind ein vollkommener Streber,wollt' perfekt alles machen,ertrug nie halbe Sachenund erfand den Patent-Alleskleber.

Es geht die Legende in Zerbst,dass es dort niemals gibt einen Herbst.Zartgrün bleiben die Blätterbei jedwedem Wetter,es sei denn, dass du selber sie färbst.

Der Dorftrottel in Frankensteinwar unbeweibt und ganz allein.Laut rief er: "Gebt mir 'ne Braut!"und ward nicht mal angeschaut.Da beschloss er, ein Monster zu sein.

Der Kürschner von Gross-Heckenbeckging zum Hautarzt mit 'nem erbsgrossen Fleck.Der hat kaum Zeit verloren,zog ihm's Fell über die Ohren.Sei's drum – der Fleck ist jetzt weg.Ein Badearzt im Kurort Bad Wimpfen,der konnt' weder spritzen noch impfen.Für einen Arzt keine Schande,er darf sich hierzulandemit vollem Recht Kurpfuscher schimpfen.

Früher hatten die Menschen in BierenAngst vor Werwölfen und vor Vampiren.Diese Zeit ist vergangen.Heutzutage verlangenSchauerlustige nach Killerviren.

Ein stinkfauler Knecht kam bei Löhvon alleine niemals in die Höh'.Doch fragte man ihn:"Sag, soll'n wir dich zieh'n?"sprach er ohne zu zögern nur: "Nö."

Bei der Damenwahl meinte in Werdaeine Frau kurz entschlossen bloss: "Der da."Sie zog ihn mit aufs Parkett,fand ihn rundum ganz nett,doch dann schob sie ihn ab. 's war'n noch mehr da.

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Der Tätowierer von Wierenwollt' 'nem Kunden sein Dingsbums verzieren.Drauf der Kunde vor Schreck:"Meine Frau ist schon weg.Ich will den Kleinen nicht auch noch verlieren!"

Einem Ehegatten in Schwedtwar sein treues Weib zu beredt.Er konnt' nicht länger bleiben,musst' sein Abschiedswort schreiben:"Such mich nicht. Bin vom Winde verweht."

Ein Frühaufsteher in Tandernging mit seiner Frau immer wandern.Das Latschen, die Liederwar'n ihr schrecklich zuwider.Sie wanderte zu einem andern.

Zwei Geisslein im Walde von Sergenmussten sich vor den Wölfen verbergen.Sie war'n ein ganz dummes Pärchen,liefen ins falsche Märchen.Schutz vor Wölfen sucht man nicht bei Zwergen!

Ein Tiger im Tierpark von Juckendrohte Klein-Max zu verschlucken.Gleichmütig meinte die Mutter:"Das Gör taugt nicht als Futter.Vielleicht schafft er ja, Max auszuspucken."

Es lebte eine Hausfrau in Mügeln,deren Lebensinhalt war das Bügeln.Ihr Mann hatte das satt -sie machte ihn platt,konnt' den Bügeltrieb eben nicht zügeln.

Es bot ein Vegetarier in Krampferder Freundin nur Sauerampfer.Sie assen auswärts einmal;er war im falschen Lokal,überhaupt auf dem ganz falschen Dampfer.

Ein Ritter suchte in Hunzelseine Maid nachts beim Licht einer Funzel.An des Turmes Wandhat ihren Zopf er verbrannt:"Warum hast du kein Haar mehr, Rapunzel?"Der frühere Name von Schweiwar, wie mancher wohl wissen mag, "Zwei".Die Nuschelei der verdammtenZweier Urkundsbeamtenführt' zu "Schwei", und dann blieb es dabei.

Es hielt sich ein Spinner in Gadenfür ein Wundertier von Gottes Gnaden.Übern See wollt' er laufen,ohne gleich abzusaufen,ging natürlich dabei gründlich baden.

Ein Edler auf Brautschau in Madelstach in seine Liebste 'ne Nadel.

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Ihn trieb nicht die Wut,er wollt' nur sehen ihr Blut,denn er bestand auf 'ner Dame von Adel.

Ein Pfarrer musst' von Alt nach Neu Heindein den Schoss einer andern Gemeinde.Diese liegt ihm noch mehrals die alte vorher:Jeden Tag schafft er sich neue Feinde.

Dem Zukünftigen kochte in Minsendie Braut jeden Mittag nur Linsen.Für ein Linsengerichtverkauft der Gute sich nicht,die Verlobung ging schnell in die Binsen.

Eine schwangere Frau in Pillingentband man vom zweiten Zwilling.Ihr Gatte fiel stummvor Glückseligkeit um -flugs schenkte sie ihm einen Drilling.

Im tiefen Keller zu Strasslag einmal ein süffiges Fass.Ein Bass blieb dort hocken;das Fass war bald trocken,dafür wurde der Bass innen nass.

Bei einem Scharmützel in Echtzkamen feindliche Truppen von rechts.Schnell begannen die andern,nach links abzuwandern:Das war schon der Schluss des Gefechts.

Die adlige Herrschaft in Wagdging einmal früh auf die Jagd.Ein ganz junger Hirschblieb zu Haus auf der Pirschund brachte zur Strecke die Magd.

Ein Irrer wollte in Mankeranlegen mit seinem Tanker.Jeder tat ihm erklären,dass ohne Hafen sie wären.Umsonst: Er ging trotzdem vor Anker.

Einen Schäfer nahe Cuxhavenwollten üble Verleumder bestrafen."Wie kann man das machen -mit Hühnern erwachen,wenn man vorher mit Schafen geschlafen?"

Ein blutjunger Gatte in Lorchrief seinem Weibe zu: "Horch!Ein Vogelgeräusch!Jetzt leben wir keusch,vielleicht kommt er dann wieder, der Storch."Es machte sich in Wildetaubeder Kavalier einer Maid aus dem Staube.Er sagte: "Ich steckemit dir unter der Decke,doch ich will nicht mit unter die Haube."

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Es war mal ein Junge in Strub,der seine Grossmutter vergrub.Man suchte vergeblichund schimpfte erheblich.Der Grossvater schalt: "Garst'ger Bub..."

Ein fliegender Händler in Seissenverkauft echte Teller aus Meissen.Spricht ein Kunde ihn an:"Hier steht 'Made in Taiwan'.Ich glaube, du willst uns besch..."

Ein fahrender Sänger in Schinnesang 'nem Mägdelein süss von der Minne.Als er dann auch noch geigteund sie tiefer sich neigte,plumpste die Maid von der Zinne.

Einem jungen Weibe in Schlüchternist ihr Anbeter leider zu schüchtern.Hat Schnaps er im Blut,dann fasst er mehr Mut,dann sagt sie: "Werd' erst wieder nüchtern."

Jeden Sonntag liest laut in Neuliebelder Pfarrer dem Volk aus der Bibel.Wenn's den Leuten so scheint,dass vor Rührung er weint,dann hat er im Ärmel 'ne Zwiebel.

Einen armen Verehrer in Lundenhat arg seine Liebste geschunden,hat gekratzt und gebissen,in der Luft ihn zerrissen,und dann hat sie ihn wieder verbunden.

Es fragt ein Beamter in Hollen:"Hat einer zufällig was zu verzollen?""Ja, ich!" ruft ein Mann.Komisch schaut man ihn an:"Nun, wenn Sie denn unbedingt wollen..."

Der Staatsanwalt kriegte in Prümeinen Brief, und der war anonym.Es stand gar nichts drauf,und doch klärte sich's auf;schliesslich kannte der Mann das Parfüm.

Ein Mann bat um Gnade in Mähren:"Herr Richter, ich will mich bewähren."Drauf der Richter: "Nur Mut,was lange lagert, wird gut,und im Knast kannst du richtig schön gären."

Die guten Stadtväter von Scheuernschwören: "Gar nichts wird sich hier verteuern.Die Preise bleiben die gleichen,davon woll'n wir nicht weichen...Nur aufs Atmen erheben wir Steuern."

Es ist beinahe sechs Uhr in Spreckens.

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Schon nahen die Boten des Schreckens.Die Glocken erschallenund woll'n nicht verhallen:Das ist die grausige Stunde des Weckens!Vor langer Zeit war mal in Kraaseein Mann berühmt für seine Nase.Sein Riesenorgantrieb die Frau'n in den Wahnoder mindestens in die Ekstase.

Eine Reitschülerin in Hirschhügelriss den Zossen an Zaumzeug und Zügel,biss den Gaul ins Gesäss,bis dann weisungsgemässsie den Aufstieg probierte mit Bügel.

Der Abt des Klosters von Tündernpredigt oft vor bussfertigen Sündern.Kurz nach der Predigtist die Sache erledigt:Alles freut sich schon wieder aufs Plündern.

Nächste Woche eröffnet in Bieneeine alternative Kantinemit Bio-Salmonellenin Öko-Frikadellen;sie nennt sich "Zur frischen Trichine".

Drei Erben verhiess einst in Grittelder Notar das "arithmetische Mittel".Sie sagten Dank für den Trank,doch sie wär'n gar nicht krank,wollten lieber rechtmässig ihr Drittel.

Die Frisöre im Kleinstädtchen Truppenteil'n die Menschheit klar ein in drei Gruppen:nicht jung, mittelfrisch, alt,nicht warm, lau oder kalt,sondern "fettig", "normal" oder "Schuppen".

Die Wetterprophetin von Schwarbeverlässt sich ganz auf ihre Narbe.Zu jedermanns Segenverändert bei Regendas Wundmal rechtzeitig die Farbe.

Naturfreunde zieht's oft aus Maunanach Finnland zu Flora und Fauna.Von diesen zwei Schönenlässt man(n) gern sich verwöhnenbunt gemischt, in der finnischen Sauna.

Viele Jugendliche in Aubsind trotz ihrer Jugend stocktaub,hör'n weder hustenden Flohnoch die Nadel im Stroh,ja nicht mal mehr fallendes Laub.

Zu 'nem alten Schwerkranken in Babeflog ein schwarzer weissagender Rabe:"Einer von uns zwei beidenmuss heut' röchelnd verscheiden."

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Tags drauf trug man den Raben zu Grabe.

Neuerdings lassen sich auch in Arternmanche Männlein und Weiblein gern martern.Übern Lederversandkann man sich unerkanntdrei Indianer samt Marterpfahl chartern.

Eine Imbissbude in Karmverkaufte Würstchen im eigenen Darm.Das Fleisch war verdorben,doch ist keiner gestorben:Der eigene Darm schlug Alarm.Ein Prediger lässt es in Pretenbei Gott nicht bewenden mit Beten.Die Schäfchen in seiner Sektefeiern täglich Kollekte -schliesslich braucht er doch ihre Moneten.

In einem Zirkus nahe bei Iberkriegte ein Elefant Fieber.Es sprach der Veterinär:"Etwas Gröss'res muss her,mein Thermometer hat's falsche Kaliber."

Eine Beifahrerin in Sauerseifenkonnt' sich niemals das Keifen verkneifen.Dem Gatten platzte der Kragen;noch schlimmer ging es dem Wagen -dem platzten gleich alle vier Reifen.

Einen Familienvater in Schrenzquält beim Autokauf die Korpulenz.Porsche und Maseratisind zu eng für den Vati,doch wofür gibt’s denn Mercedes Benz?

Ein Sterbender sagte in Lanz:"Will weder Blumen noch Kerzen noch Kranz.Legt zu mir bloss ins Grabdie Million, die ich hab -alles andere ist Firlefanz."

Vom Pferde flog neulich in Schoppein Reiter in wildem Galopp.Er fiel vornüber dabei,und sein Haupt ging entzwei.Auf dem Totenschein stand: "Ex und hopp."

Die Drogerie gab zum Abschied in Schluftder Verkäuf'rin ein Fässchen voll Duft."Ich will kein Parfüm!"schrie das Weib ungestüm,"Was ich jetzt will, ist nur frische Luft!"

Die Gesichter der Damen in Hartwaren nie zuvor dermassen zart.Eine neue Art Schaumverleiht samtweichen Flaum -früher nannte man das Damenbart.

Gesundheitsbewusste in Hals

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kochen niemals mit Schmalz oder Salz.Fett vergiftet das Blut,Brühe tut gar nicht gut -höchstens eine aus Hopfen und Malz.

Dem Oberhornisten von Dothenhätt' man gerne das Blasen verboten.Da hat man ihm frechverbogen sein Blech:Wie käm' sonst in sein Waldhorn der Knoten?

Ein Hobbyforscher in Hausfand im Haar seines Sprösslings 'ne Laus.Der Amateur konnt' nicht wissen,dass der Schopf voller Nissen,und nannte den Fund "Ei der Daus".

Jedes böse Gerücht braucht in Hundenzur Verbreitung knapp zwanzig Sekunden.In dieser hektischen Zeitfühlt der Pfarrer nur Neid:Die Frohe Botschaft bei ihm dauert Stunden.Ein Menschenfreund hat in Neu Rhäseein Faible für Limburger Käse.Damit im Ort jedermannan dem Glück teilhaben kann,baut er gratis ein Riesengebläse.

Ein Veteran im Gefängnis zu Summtist vor kurzem urplötzlich verstummt.Keiner hört ihn mehr murren,jetzt vermisst man sein Knurren,doch er hat seine Zeit abgebrummt.

Ein LKW-Fahrer aus Zwieseltankt selbstverständlich nur Diesel.Er sagt: "Bloss Sesselpuperbrauchen bleifreies Super,ich bin flink wie ein Zwölf-Meter-Wiesel."

Die Böttchersfrau fragt man in Immert:"Wer ist's, der da fortwährend wimmert?""Mein Mann jault so schaurig",sagt die Böttchersfrau traurig,"seit er damals das Weinfass gezimmert."

In den Chroniken heisst es: "In Ahlengab es unlängst noch Kannibalen."Jene Menschenfressertarnen heut' sich viel besserund nennen sich harmlos "Westfalen".

Einem Kleinkinde wuchsen in Gasernam Leibe die seltsamsten Fasern.Erst schickte man es zur Kur,dann mit den Schafen zur Schur,als der Arzt sah: Es war'n keine Masern.

Vom Verkäufer verlangte in Klingsein Bastler...wie heisst's gleich...so ein Dings."Dingse sind ausgegangen,doch wir führen auch Zangen",

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sagt' der Mann, und sieh da – damit ging's!

Eine üppige Dame in Schielohielt sich gern für die Venus von Milo.Doch für dies Ideal,sagte man ihr einmal,fehlten gut und gern einige Kilo.

Ein Kampfhundezüchter in Titzbefahl seinem Pitbull einst: "Sitz!"Drauf sprang ihm die Tölesogleich an die Kehle,denn "Sitz!" hielt sie bloss für 'nen Witz.

Zwei Eheleute in Trieb,die haben sich gar nicht mehr lieb.Und dass dieses PaarNachwuchs kriegt jedes Jahr,das macht nur der Trieb – denn der blieb.

Im Innern des Schlosses von Kruftlobten Touristen den hochnoblen Duft."Was riecht nur so teuerin diesem Gemäuer?"Es war die Familiengruft...

Eine Ehefrau klagte in Büdlich:"Ach, ich wohnt' ja so gern weiter südlich!"Ihr Mann zog sofortin den Südteil vom Ort,doch da fand sie es auch nicht gemütlich.Einen eifrigen Bergmann aus Haigertreibt es jetzt in die Nordwand des Eiger.Manchen scheint er verrückt,doch wir wissen, es glückt.Weshalb sonst ist er wohl Obersteiger?

Es gab ein Riesengelage in Beiern,um Katharina, die Zarin, zu feiern.Trinchens Teller blieb leer,doch sie glaubte, es wärein Soufflé aus Potemkinschen Eiern.

In einem Teiche beim kleinen Elslaakegab's vor Wochen noch Krötengequake.Der Tümpel hiess "Biotop"und erhielt grosses Lob -aber nun nennt man ihn "die Kloake".

Ein Millionär ohne Anhang in Kerbensuchte völlig verzweifelt nach Erben.Sein Freund meldete sich:"So, jetzt hast du ja mich.Zum Notar, und dann kannst du gleich sterben."

Beim Versteckspiel befahl man in Kundertdem Jüngsten: "Zähl einfach bis hundert."Seit gestern zählt unser Klaus,kommt über drei nicht hinaus,was inzwischen auch niemand mehr wundert.

Es lag einst ein Bauer in Tauche

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stundenlang völlig platt auf dem Bauche.Das war leider nicht nett,denn er lag nicht im Bett,nein, er lag mittenmang in der Jauche.

Es verdrückt sich ein Mann aus Kamminke,macht beim Abschied ganz zart winke-winke.Hat verlassen die Braut,noch bevor er getraut -denn erst heut' sah er sie ohne Schminke.

Ohne Vorwarnung fingen in Dingendrei Säufer an, grässlich zu singen.Gottlob konnt' man die Lumpenmit drei riesigen Humpenzum Schweigen dann schnell wieder bringen.

Ein Bub ward verwarnt in Amoltern:"Musst beim Spielen du immer so poltern?Die Nachbarn, die's hören,sagen, dass wir sie stören.Drum hör endlich auf, Opa zu foltern."

Beim Begräbnis des Onkels in Brachthaben alle halbtot sich gelacht.Später beim Testamenthaben alle geflennt:Onkel hat ihnen gar nichts vermacht.

Ein Umweltschützer in Brünenwollt' allein eine Sandbank begrünen.Nach dem Fund seiner Leichegleich neben dem Deichesucht man nun nach zwei wandernden Dünen.

Einen Bigamisten auf Rügensah man seine neun Frauen betrügen.Als man ihm erklärte,dass sich das so nicht gehörte,musst' auch er sich mit zweien begnügen.Gentechniker wollten in Wengernkünstlich ein Faultierweib schwängern.Projekt "Ewiges Leben"ging genetisch daneben,doch liess sich beim Nachwuchs die Reaktionszeit...verlängern.

Ein Bademeister auf Syltblieb sein Leben lang unausgefüllt.Er liebte die Frauen,durfte jahrelang schauen,doch nie sah er eine von ihnen verhüllt.

Dlei Japanel gelieten in Ulmin einen ganz schlecklichen Stulm.Einel wal auf dem Münstel,da wulde es finstel,und die Kamela lutschte vom Tulm.

In einen Umtrunk im schönen Worpswedeplatzte fluchend ein uralter Schwede.Man versuchte zu schlichten,mit Neffen, mitnichten,

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doch immer noch dauert die Fehde.

Die Stadtverwaltung Hamminkelnerhob eine Steuer aufs Pinkeln.Die Blasenschwachenfanden's gar nicht zum Lachen:Sie mussten zum Pinkeln nach Winkeln.

Ein Grossmütterlein in Sterkradefand in jeglicher Frucht eine Made.Das Obst war vergammelt,sie hat die Würmchen gesammeltund kochte daraus Marmelade.

Ein Kleinsparer in Pirmasensmacht sich Sorgen um seine Potenz.Er bewahrt seinen Samen -nach Jahrgang, Tatort und Namen -auf der Bank in einem Glas Reagenz.

Ein alter Hausierer in Pürstenbegann kürzlich nach Höherem zu dürsten.Die Koffer mit Senkelngab er seinen Enkelnund verkauft seitdem ausschliesslich Bürsten.

Eine Klosterfrau drunten in Gauernwollte nicht hinter Mauern versauern.Ist in die Welt gereist,sah den Melissengeist -da tat sie vor Grauen erschauern.

Ein Frauenkenner in Karzeliebt Blonde, Brünette und Schwarze.Er mag gerne schmusen,doch auf fast jedem Busenstört mittendrauf so eine Warze...

Ein alternder Lüstling in Dürenwollt' ein unschuldig Mägdlein verführen.Riss ihr Hemdlein in Fetzen,bis zu seinem Entsetzendie Jungfrau verlangte Gebühren.

Ein Hypochonder aus Hagenfühlte Schmerzen in Herz, Milz und Magen.Lunge, Leber angeblich Matsch,doch das war alles Quatsch.Er starb einfach an Nierenversagen.Für Frau S., eine Hausfrau in Sange,dauert das Einkaufen unglaublich lange.Rückt's zur Kasse ein Stück,läuft sie ans Ende zurück.Ihr ist bange vorm Kopf von der Schlange.

Einst war'n Siegfried und Roy auch in Treben.Nicht ein einziger Trick ging daneben.Zwar unter leisem Gewimmer,doch perfekt so wie immerlernten zwei halbe Jungfraun das Schweben.

Ganz supermodern will in Kählen

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den Stadtrat man dieses Jahr wählen.Früher ging das mit Nicken,jetzt muss man schreiben und knicken.Doch wer soll all die Zettelchen zählen?

Während eines Gelages in Tragesrief ein feuriger Recke: "Ich wag' es!"Zu welch heldischer Tater entschlossen sich hat?Vielleicht sagt er es uns eines Tages.