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Schleiermachers Theologie Vorlesung Sommersemester 2012 Jena

Schleiermachers Theologie

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Schleiermachers Theologie. Vorlesung Sommersemester 2012 Jena. Wiederholung. 1.Was ist der Unterschied zwischen technischer und grammatischer Interpretation? 2 . Was ist das Ziel von Verstehen/Interpretieren bei Schleiermacher? - PowerPoint PPT Presentation

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Schleiermachers Theologie

Vorlesung Sommersemester 2012

Jena

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1.Was ist der Unterschied zwischen technischer und grammatischer Interpretation?

2. Was ist das Ziel von Verstehen/Interpretieren bei Schleiermacher?

3. Was meint: den Autor besser verstehen als er sich selbst?

Wiederholung

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Schleiermachers frühe Religionstheorie

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1798/1799

Frühromantikerkreis,

Insbesondere Freundschaft mit Friedrich Schlegel

Biographische Ausgangssituation

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- Kants Religionsphilosophie- Aufklärungsdiskurse, insbesondere über

Natürliche Religion- Spalding- Spinoza und Atheismusstreit- Frühromantische Religionsdiskurse

Diskurskontext

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1. Apologie

2. Über das Wesen der Religion

3. Über die Bildung zur Religion

4. Über das Gesellige in der Religion

5. Über die Religionen

Aufbau der „Reden“

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„daß ihr [der Religion] eine eigene Provinz im Gemüte angehört“

Aber: keine Handlung, „die von irgendeinem Vermögen des Geistes, sei es Sinnlichkeit oder Verstand, Sittlichkeit oder Religon, einen treuen [d.h. reinen] Ausdruck geben könnte.“

Inhalt I

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Religion kommt faktisch immer vermischt vor mit Metaphysik und Moral.

Warum?

Weil alle drei denselben Gegenstand haben: das Universum und das Verhältnis der Menschen zu ihm.

Aber: jeweils andere Verfahrensart.

Inhalt I

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Metaphysik (Transzendentalphilosophie) klassifiziert das Universum und deduziert die Notwendigkeit des Wirklichen.

Moral entwickelt aus der Natur des Menschen und seines Verhältnisses gegen das Universum ein System von Pflichten.

„Aber wie kommt Ihr dazu, eine bloße Kompilation für ein eigenes Werk zu halten, für ein Individuum eignes Ursprungs und eigner Kraft?“

Inhalt I

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„Sie muss doch etwas Eigenes sein, was in der Menschen Herz hat kommen können, etwas Denkbares, wovon sich ein Begriff aufstellen läßt, über den man reden und streiten kann,

Und ich finde es sehr unrecht, wenn Ihr selbst aus so disparaten Dingen etwas Unhaltbares zusammennähet, das Religion nennt.“

Inhalt I

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„Ihr Wesen ist weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl.“

Inhalt I

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Bezug auf Universum:

Anschauen will sie das Universum, in seinen eigenen Darstellungen und Handlungen will sie es andächtig belauschen, von seinen unmittelbaren Einflüssen will sie sich in kindlicher Passivität ergreifen lassen.

Religion will im Menschen nicht weniger als in allen anderen Einzelnen und Endlichen das Unendliche sehen, dessen Abdruck, dessen Darstellung.

Inhalt I

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Begriff des Universums- Das Unendliche- Die (unendliche) Natur- Der Weltgeist- Einheit in der Vielheit- Es handelt, es stellt sich dar, es schüttet sich aus- Ewige Liebe

Inhalt I

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Begriff der Anschauung (des Universums)- Alles Anschauen gründet in einem

Handeln des Angeschauten auf den Anschauenden (Beispiel Licht)

- Anschauungen stehen je für sich, sie sind jeweils in einem Augenblick unmittelbar und in sich wahr

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- Alles Endliche besteht nur durch die

Bestimmung seiner Grenzen, die aus dem Unendlichen gleichsam herausgeschnitten werden müssen.

- Symbol und Darstellung des Unendlichen: in Individualität und Mannigfaltigkeit

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- Bei einem bestimmten Religionstyp: Alle

Begebenheiten in der Welt als Handlungen eines Gottes vorstellen, das ist Religion.

- Zu Religion gehören jeweils einzelne Anschauungen; aber sie zu einem System zu machen, gehört selbst nicht in den Bereich der Anschauung

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- „Was den religiösen Sinn anspricht in der äußeren

Welt, das sind nicht ihre Massen, sondern ihre Gesetze.Erhebt Euch zu dem Blick, wie diese alles umfassen, das Größeste und das Kleinste, die Weltsysteme und das Stäubchen. Und dann sagt, ob ihr nicht anschaut die göttlichen Einheit und die ewige Unwandelbarkeit der Welt.“ (!)

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- Eigentliche Anschauung des Universums aber nur

im Innern: Im Innern bildet sich das Universum ab und nur durch das innere wird erst das äußere verständlich.

- „Um die Welt anzuschauen und um Religion zu haben muß der Mensch erst die Menschheit gefunden haben, und er findet sie nur in Liebe und durch Liebe.“

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- Seht das Dasein eines jeden Menschen an als

eine Offenbarung der unendlichen ungeteilten Menschheit an Euch.

- Ihr selbst seid ein Kompendium der Menschheit, Eure Persönlichkeit umfasst in einem gewissen Sinn die ganze menschliche Natur.

Inhalt I

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Anschauung des Unendlichen im Endlichen- Nach einer solchen Ahndung von etwas

außer und über der Menschheit strebt alle Religion, um von dem Gemeinschaftlichen und Höheren in beiden ergriffen zu werden.

Inhalt I

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Zusammenhang von Anschauung und Gefühl- Jede Anschauung ist mit einem Gefühl verbunden.- Einfluss des Angeschauten auf den Anschauenden

bringt im inneren Bewustsein eine Änderung (und sei sie noch so klein) hervor.

- Ursprünglich sind Anschauung und Gefühl eins und ungetrennt.

Inhalt I

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Zusammenhang von Anschauung und Gefühl- „Jener erste geheimnisvolle Augenblick, der

bei jeder sinnlichen Wahrnehmung vorkommt, ehe noch Anschauung und Gefühl sich trennten, wo der Sinn und sein Gegenstand gleichsam ineinander flossen und Eins geworden sind, ehe noch beide an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren“ ...->

Inhalt I

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Zusammenhang von Anschauung und Gefühl- „Ich liege am Busen der unendlichen

Welt: ich bin in diesem Augenblick ihre Seele, denn ich fühle alle ihre Kräfte und ihr unendliches leben, wie mein eigenes“

Inhalt I

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Zusammenhang von Anschauung und Gefühl- „So wie die besondere Art, wie das

Universum sich Euch in Euren Anschauungen darstellt, das Eigentümliche Eurer individuellen Religion ausmacht, so bestimmt die Stärke dieser Gefühle den Grad der Religiosität“

Inhalt I

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Zusammenhang von Anschauung und Gefühl- Beispiel für religiöse Gefühle: Demut, Reue,

Liebe- Alle religiösen Gefühle sind durch das

Universum gewirkt, in dem Sinne „übernatürlich“

- Schweben im Unbestimmten und Unerschöpflichen

Inhalt I

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Strikte Trennung von Religion, Wissen und Moral, aber auch spezifischer Zusammenhang:

„Alles eigentliche Handeln soll moralisch sein und kann es auch, aber die religiösen Gefühle sollen wie eine heilige Musik alles Tun des Menschen begleiten; er soll alles mit Religion tun, nichts aus Religion.“

Inhalt I

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- Pluralität von Anschauungen gehört zur

Religion; daher ist sie als solche duldsam und tolerant. (politisch, kirchenpolitische Konsequenz)

- Einordnung der traditionellen dogmatischen Begriffe wie Wunder, Offenbarung

- Jeder Mensch bedarf eines Mittlers, der ihn aus dem religiösen Schlummer weckt (kommunikative Struktur)

Konsequenzen

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- „Nicht der hat Religion, der an eine

heilige Schrift glaubt, sondern, welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte.“ (Schriftverständnis)

- „die Gottheit kann nichts anders sein als eine einzelne religiöse Anschauung, von der die übrigen unabhängig sind“; Richtung der Phantasie (Gottesgedanke)

Konsequenzen

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- Unsterblichkeitshoffnung: „Mitten in der

Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen, das ist die Unsterblichkeit der Religion.“

- „Strebt danach, schon hier eure Individualität zu vernichten und im Einen und Allen zu leben.“

Konsequenzen

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III. Hermeneutik

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Hermeneutik als Lehre vom Verstehen und Auslegen

1. Begriff

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a) Ausgangspunkt: Nichtverstehen

b) Voraussetzung: prinzipielle Verstehbarkeit, aber als unendliche Annäherung

c) Gegenstand: Textverstehen im Allgemeinen

d) Vorgehen: Verstehen als Nach-konstruieren

e) Bedeutung: nur durch Verstehen auch Entwickeln der eigenen Individualität und des eigenen Denkens

4. Zusammenfassung