23
Schulentwicklung und Professionalisierung als Herausforderung der Inklusion im Förderschwerpunkt ESE PD Dr. H. Ricking Universität Oldenburg Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik

Schulentwicklung im Förderschwerpunkt ESE · Konzept: lernende Organisation •Organisationen entwickeln sich von innen heraus, v. a. durch die Mitglieder/Akteure •Kontinuierlicher

Embed Size (px)

Citation preview

Schulentwicklung und Professionalisierung als Herausforderung der Inklusion im

Förderschwerpunkt ESE

PD Dr. H. Ricking

Universität Oldenburg

Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik

Schulentwicklung

• Weiterentwicklung von Schule in Bezug auf sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen:

– Veränderte gesellschaftliche Realität

– Veränderte Erziehungs- und Sozialisationspraxis

– Veränderte Anforderungen an und durch die Schule

– Veränderte Forderungen von Seiten der Wirtschaft

– …

◦ Boom im Förderschwerpunkt E/ S:

◦ Zahl der Schüler stieg von 23.488 (1998) auf 62.645 (2010)

◦ Förderquote: ca. 0,7%

◦ Reaktionen: ◦ Expansion: neue Schulgründungen und Zweigstellen

◦ Diversifikation: z. B. Außenstellen für spezielle Zielgruppen / Gruppen mit sehr hohem Förderbedarf

◦ Mehr Integration / Inklusion

PD Dr. Ricking 2012 3

Entwicklungen in der schulischen Erziehungshilfe

Ausgangslage Integration / Inklusion ESE (KMK 2010)

Schüler FB ESE

In Förder-schulen ESE

in allg. Schulen

I - Quote

Bund F.-Quote

62.645 ca. 0,7

37.214 25.478 40,7 %

Schulentwicklung

Erkenntnisse:

• weg von System- und Globalstrategien

hin zu

• Schulentwicklung als Entwicklung von Einzelschulen

denn

• Schulqualität häng maßgeblich von innerschulischen Faktoren ab

• Mehr bottom up, weniger top down

Schulentwicklung ist …

• ein Prozess … systematisch, langfristig, zielorientiert

• bei dem die Beteiligten … Schüler, Lehrer, Eltern,

Mitarbeiter, …

• die lernende Institution Schule … Schule als

Ausgangspunkt

• auf der Basis gemeinsam erarbeiteter Visionen Unterricht, Erziehung, Schulleben, …

• reflektieren und ggf. verändern … Umfragen,

Interview, Steuergruppe, Arbeitskreise, Projektmanagement, …

• um die Effektivität und die Lebensqualität dieser Institution … Motivation, Zufriedenheit, …

• nachweisbar zu steigern … interne und externe Evaluation. (n. Rademacher 2007)

Konzept: lernende Organisation

• Organisationen entwickeln sich von innen heraus, v. a. durch die Mitglieder/Akteure

• Kontinuierlicher Prozess

• Keine Unterrichtsentwicklung ohne Schulentwicklung – und umgekehrt

• Unterrichtsentwicklung als Kernbereich der Schulentwicklung

Zentrale Aspekte (n. Ditton)

• Schulkultur und -organisation: Schulmanagement, Schulklima, Schulprogramm, Teamentwicklung, …

• Personalentwicklung: Kooperation und Kommunikation, kollegiale Beratung, Supervision, Feedbackkultur, …

• Unterricht: Schülerselbständigkeit und Lernautonomie, überfachliches Lernen, kooperative Lernformen, …

Fragen an die Schulentwicklung

• Was ist unser spezifisches Angebot? – Profil

• Für welche Werte stehen wir? – Leitbild

• Wohin wollen wir? – Ziele

• Was tun wir, um die Ziele zu erreichen? – Arbeitsprogramm

• Wie überprüfen wir unser Handeln? – Evaluation

• Die Antworten finden sich im

Schulprogramm

Das Schulprogramm …

• versteht sich als Regiebuch einer Einzelschule

• ist ein Planungsinstrument

• ist ein dynamisches Handlungsprogramm

• koordiniert konkrete Maßnahmen

• macht Aussagen über Ergebnisse der Veränderungen

• basiert auf Qualitätszirkel

Unterstützend: Die Steuergruppe …

• besteht aus 5-7 freiwilligen Mitgliedern, die das Kollegium abbilden, mit temporärem Mandat

• steuert und begleitet den Veränderungsprozess durch Gestaltung, Koordination, Moderation, Monitoring, …

• bezieht das Kollegium in den Prozess ein

Dimensionen (n. Kempfert & Rolff 2005)

Maßnahme, Projekt, Programm Input

Rahmenvorgaben Personelle Voraussetzungen Materielle Ressourcen …

Output Zufriedenheit Lern- und Entwicklungs-ergebnisse, Schulerfolg, …

Prozess-Indikatoren Schulführung, Schulkultur, Kollegiale Kooperation, Lehren und Lernen, Prüfen und Beurteilen, …

(vgl. Altrichter & Feyerer 2008)

Trends im Förderschwerpunkt ESE

• Was haben wir?

– Quantitativ: Expansion der Zielgruppe

– Qualitativ: Zunahme „komplexer“ Fälle

• Was brauchen wir?

– Quantitativ und qualitativ dem Bedarf angemessenes Versorgungssystem mit differenzierten Angeboten

14 PD Dr. Ricking 2012

• Inklusion: Vermeidung von Separation wenn möglich • Kooperation: Überwindung disziplinärer und

institutioneller Trennung • Ausweitung der Förderquote

• Prävention: frühe Identifikation und gezielte Förderung • Prävention sollte früh, angemessen intensiv, multimodal

und direkt erfolgen • Entwicklungsförderung: Entwicklungsgradienten positiv

beeinflussen

• Spezialisierung: bedarfsgerechte Förderung bei schweren Verhaltensstörungen

Aktuelle Leitziele

15 PD Dr. Ricking 2012

2006: Convention on the Rights of Persons with

Disabilities

Artikel 24 Bildung (deut. Übersetzung)

(1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel […]

Article 24 Education (engl. Originalfassung)

(1) States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a view to realizing this right without discrimination and on the basis of equal opportunity, States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and life long learning directed to […]

The least restrictive Environment

• „Children have an inalienable right to high-quality, appropriate education. This should be provided in as inclusive a manner as possible, but there are times when inclusion is difficult or even impossible and must be set aside. The right to high-quality, appropriate education can never be set aside.“ (Hegarty 2001, 248)

17 PD Dr. Ricking 2012

Internationale Praxis

Special Schools

Special Classes / Ressource Rooms

Gemeinsame Beschulung, z. B. Mainstreaming

18 PD Dr. Ricking 2012

Das Förderzentrum ESE

zwischen Inklusion

• präventiv

• inklusiv

• beratend

• (indirekt) unterstützend

• kooperativ

• interdisziplinär

• systemisch-entwickelnd

und Intensivangeboten (Stein 2011)

• interventiv / rehabilitativ

• separierend

• temporär

• direkt fördernd / unterrichtend

• interdisziplinär

• reintegrativ

Das Förderzentrum ESE

• Außenangebot: präventiv und inklusiv

– kooperative Vernetzung mit

• Schulen, Kitas, KJP, Jugendhilfe, Jugendstrafvollzug etc.,

– Beratung für Kollegen, Eltern, etc.

– integrative Förderung in allgemeinen Schulen

– Elternkooperation und -trainings

– Anbieter von Fortbildungen

– Schul- und Organisationsentwicklung

20 PD Dr. Ricking 2012

Evaluation der Delmenhorster Präventionsbausteine (Spieß, Ricking, Wittrock)

Gestuftes Präventionssystem Delmenhorst für Grundschüler mit Förderbedarf E/S

1. Sozialarbeit an Grundschulen / ggf. RIK 2. Mobiler Dienst MoDiEDel 3. Pädagogisch-therapeutische Kleingruppe in der

Grundschule 4. Förderschule mit dem Schwerpunkt

emotionale und soziale Entwicklung 5. Heimerziehung mit Förderbeschulung

Das Förderzentrum ESE

• Binnenangebot: Spezialisierung und Flexibilisierung

– Angebots-, Ganztagsschule

– Ort temporär separierender Förderung mit Reintegrationskonzept und -praxis

– Differenzierte / individualisierte Beschulung

– Gezielte pädagogisch-therapeutische Förderangebote, z. B. bei massiver Gewalt

– Interdisziplinäre Kooperation

– Vernetzung im System der Hilfen

22 PD Dr. Ricking 2012

• Ziel: flexible, multimodale, interdisziplinäre Unterstützungssysteme

• D. h. differenziertes Angebot mit Wahlmöglichkeiten weiterer Förderung, z. B. Stufenmodelle.

• Lehrerausbildung: Stärkere Verzahnung von Sonder-, Sozial- und allgemeiner Schulpädagogik

• Politik: Sächliche und personelle Ressourcen bereitstellen

• Schule: Unterrichtsmethoden und Curricula anpassen

• Professionalität: Systematische Lehrerfortbildung

Leitlinien weiterer Entwicklung