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Schulentwicklung und Professionalisierung als Herausforderung der Inklusion im
Förderschwerpunkt ESE
PD Dr. H. Ricking
Universität Oldenburg
Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik
Schulentwicklung
• Weiterentwicklung von Schule in Bezug auf sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen:
– Veränderte gesellschaftliche Realität
– Veränderte Erziehungs- und Sozialisationspraxis
– Veränderte Anforderungen an und durch die Schule
– Veränderte Forderungen von Seiten der Wirtschaft
– …
◦ Boom im Förderschwerpunkt E/ S:
◦ Zahl der Schüler stieg von 23.488 (1998) auf 62.645 (2010)
◦ Förderquote: ca. 0,7%
◦ Reaktionen: ◦ Expansion: neue Schulgründungen und Zweigstellen
◦ Diversifikation: z. B. Außenstellen für spezielle Zielgruppen / Gruppen mit sehr hohem Förderbedarf
◦ Mehr Integration / Inklusion
PD Dr. Ricking 2012 3
Entwicklungen in der schulischen Erziehungshilfe
Ausgangslage Integration / Inklusion ESE (KMK 2010)
Schüler FB ESE
In Förder-schulen ESE
in allg. Schulen
I - Quote
Bund F.-Quote
62.645 ca. 0,7
37.214 25.478 40,7 %
Schulentwicklung
Erkenntnisse:
• weg von System- und Globalstrategien
hin zu
• Schulentwicklung als Entwicklung von Einzelschulen
denn
• Schulqualität häng maßgeblich von innerschulischen Faktoren ab
• Mehr bottom up, weniger top down
Schulentwicklung ist …
• ein Prozess … systematisch, langfristig, zielorientiert
• bei dem die Beteiligten … Schüler, Lehrer, Eltern,
Mitarbeiter, …
• die lernende Institution Schule … Schule als
Ausgangspunkt
• auf der Basis gemeinsam erarbeiteter Visionen Unterricht, Erziehung, Schulleben, …
• reflektieren und ggf. verändern … Umfragen,
Interview, Steuergruppe, Arbeitskreise, Projektmanagement, …
• um die Effektivität und die Lebensqualität dieser Institution … Motivation, Zufriedenheit, …
• nachweisbar zu steigern … interne und externe Evaluation. (n. Rademacher 2007)
Konzept: lernende Organisation
• Organisationen entwickeln sich von innen heraus, v. a. durch die Mitglieder/Akteure
• Kontinuierlicher Prozess
• Keine Unterrichtsentwicklung ohne Schulentwicklung – und umgekehrt
• Unterrichtsentwicklung als Kernbereich der Schulentwicklung
Zentrale Aspekte (n. Ditton)
• Schulkultur und -organisation: Schulmanagement, Schulklima, Schulprogramm, Teamentwicklung, …
• Personalentwicklung: Kooperation und Kommunikation, kollegiale Beratung, Supervision, Feedbackkultur, …
• Unterricht: Schülerselbständigkeit und Lernautonomie, überfachliches Lernen, kooperative Lernformen, …
Fragen an die Schulentwicklung
• Was ist unser spezifisches Angebot? – Profil
• Für welche Werte stehen wir? – Leitbild
• Wohin wollen wir? – Ziele
• Was tun wir, um die Ziele zu erreichen? – Arbeitsprogramm
• Wie überprüfen wir unser Handeln? – Evaluation
• Die Antworten finden sich im
Schulprogramm
Das Schulprogramm …
• versteht sich als Regiebuch einer Einzelschule
• ist ein Planungsinstrument
• ist ein dynamisches Handlungsprogramm
• koordiniert konkrete Maßnahmen
• macht Aussagen über Ergebnisse der Veränderungen
• basiert auf Qualitätszirkel
Unterstützend: Die Steuergruppe …
• besteht aus 5-7 freiwilligen Mitgliedern, die das Kollegium abbilden, mit temporärem Mandat
• steuert und begleitet den Veränderungsprozess durch Gestaltung, Koordination, Moderation, Monitoring, …
• bezieht das Kollegium in den Prozess ein
Dimensionen (n. Kempfert & Rolff 2005)
Maßnahme, Projekt, Programm Input
Rahmenvorgaben Personelle Voraussetzungen Materielle Ressourcen …
Output Zufriedenheit Lern- und Entwicklungs-ergebnisse, Schulerfolg, …
Prozess-Indikatoren Schulführung, Schulkultur, Kollegiale Kooperation, Lehren und Lernen, Prüfen und Beurteilen, …
(vgl. Altrichter & Feyerer 2008)
Trends im Förderschwerpunkt ESE
• Was haben wir?
– Quantitativ: Expansion der Zielgruppe
– Qualitativ: Zunahme „komplexer“ Fälle
• Was brauchen wir?
– Quantitativ und qualitativ dem Bedarf angemessenes Versorgungssystem mit differenzierten Angeboten
14 PD Dr. Ricking 2012
• Inklusion: Vermeidung von Separation wenn möglich • Kooperation: Überwindung disziplinärer und
institutioneller Trennung • Ausweitung der Förderquote
• Prävention: frühe Identifikation und gezielte Förderung • Prävention sollte früh, angemessen intensiv, multimodal
und direkt erfolgen • Entwicklungsförderung: Entwicklungsgradienten positiv
beeinflussen
• Spezialisierung: bedarfsgerechte Förderung bei schweren Verhaltensstörungen
Aktuelle Leitziele
15 PD Dr. Ricking 2012
2006: Convention on the Rights of Persons with
Disabilities
Artikel 24 Bildung (deut. Übersetzung)
(1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel […]
Article 24 Education (engl. Originalfassung)
(1) States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a view to realizing this right without discrimination and on the basis of equal opportunity, States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and life long learning directed to […]
The least restrictive Environment
• „Children have an inalienable right to high-quality, appropriate education. This should be provided in as inclusive a manner as possible, but there are times when inclusion is difficult or even impossible and must be set aside. The right to high-quality, appropriate education can never be set aside.“ (Hegarty 2001, 248)
17 PD Dr. Ricking 2012
Internationale Praxis
Special Schools
Special Classes / Ressource Rooms
Gemeinsame Beschulung, z. B. Mainstreaming
18 PD Dr. Ricking 2012
Das Förderzentrum ESE
zwischen Inklusion
• präventiv
• inklusiv
• beratend
• (indirekt) unterstützend
• kooperativ
• interdisziplinär
• systemisch-entwickelnd
und Intensivangeboten (Stein 2011)
• interventiv / rehabilitativ
• separierend
• temporär
• direkt fördernd / unterrichtend
• interdisziplinär
• reintegrativ
Das Förderzentrum ESE
• Außenangebot: präventiv und inklusiv
– kooperative Vernetzung mit
• Schulen, Kitas, KJP, Jugendhilfe, Jugendstrafvollzug etc.,
– Beratung für Kollegen, Eltern, etc.
– integrative Förderung in allgemeinen Schulen
– Elternkooperation und -trainings
– Anbieter von Fortbildungen
– Schul- und Organisationsentwicklung
20 PD Dr. Ricking 2012
Evaluation der Delmenhorster Präventionsbausteine (Spieß, Ricking, Wittrock)
Gestuftes Präventionssystem Delmenhorst für Grundschüler mit Förderbedarf E/S
1. Sozialarbeit an Grundschulen / ggf. RIK 2. Mobiler Dienst MoDiEDel 3. Pädagogisch-therapeutische Kleingruppe in der
Grundschule 4. Förderschule mit dem Schwerpunkt
emotionale und soziale Entwicklung 5. Heimerziehung mit Förderbeschulung
Das Förderzentrum ESE
• Binnenangebot: Spezialisierung und Flexibilisierung
– Angebots-, Ganztagsschule
– Ort temporär separierender Förderung mit Reintegrationskonzept und -praxis
– Differenzierte / individualisierte Beschulung
– Gezielte pädagogisch-therapeutische Förderangebote, z. B. bei massiver Gewalt
– Interdisziplinäre Kooperation
– Vernetzung im System der Hilfen
22 PD Dr. Ricking 2012
• Ziel: flexible, multimodale, interdisziplinäre Unterstützungssysteme
• D. h. differenziertes Angebot mit Wahlmöglichkeiten weiterer Förderung, z. B. Stufenmodelle.
• Lehrerausbildung: Stärkere Verzahnung von Sonder-, Sozial- und allgemeiner Schulpädagogik
• Politik: Sächliche und personelle Ressourcen bereitstellen
• Schule: Unterrichtsmethoden und Curricula anpassen
• Professionalität: Systematische Lehrerfortbildung
Leitlinien weiterer Entwicklung