15
1

Seelische Krankheiten dürften so alt sein wie die ... · Seelische Krankheiten dürften so alt sein wie die Menschheit ... Die folgenden Folien soll diese kurze Geschichte der Depression

  • Upload
    vominh

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1

Seelische Krankheiten dürften so alt sein wie die Menschheit selbst. Die Depression gehören zu den häufigsten seelischen Erkrankungen und wurden schon in der Antike beschrieben. Die Geschichte der Depression ist die Geschichte der Erklärungs- und Behandlungsversuche, die stets abhängig sind von dem kulturgeschichtlichem Grundverständnis von Mensch und Natur. Durch alle Zeiten konkurrierten der somatische und der psychische Erklärungsansatz: Depression als seelische Folge von körperlichen Störungen und Depression als seelische Folge von seelischen Störungen.

2

Die sogenannten „Somatiker“ sahen in der Antike den Grund einer Depression im Saft der schwarzen Galle, in der Neuzeit brachten sie dann eher fehlerhafte Organe damit in Zusammenhang. Erst seit der Aufklärung sahen die Somatiker das Gehirn als Ursache der Depression an. Die moderne Ursachenlehre seelischer Störungen als Transmitterstörungen des Hirnstoffwechsels steht in dieser somatischen Tradition. .

Die „Psychiker“ hingegen verstanden die Depression noch bis über die Aufklärung hinaus als Folge fehlgelaufener seelischer Entwicklung (Pädagogik) und der fehlgelaufenen Beherrschung der Affekten. Aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen moderne und differenzierte psychologische Modelle der Seele auf. Das bekannteste ist das Modell nach Freud, das die Seele als eine Art Apparat betrachtet, der etwa durch Verdrängung von belastenden Vorstellungen das seelische Gefüge stabil hält. Symptome wie die Depression sind hier Ausdruck dieser seelischen Arbeit und ihres Kräftespiels.

Die heutigen Modelle wie das Vulnerabilitätsmodell, die psychische, somatische und soziale Ursachen als Faktoren gleichberechtigt betrachten und integrieren, bestimmen das Denken der modernen Psychiatrie seit vielen Jahrzehnten. Die moderne Psychiatrie denkt medizinisch-biologisch, sie denkt psychotherapeutisch und sie denkt in sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Die folgenden Folien soll diese kurze Geschichte der Depression kurz vorstellen und illustrieren.

3

Hippokrates und Platon waren über 2000 Jahre Bezugsgrößen ihrer Fächer Medizin und Philosophie. In der Erklärung psychischer Erkrankungen waren sie unterschiedlicher Auffassung.

4

Um 500 nach Christi stellt Galens System einen ersten Versuch dar, die Philosophie und Psychologie in die Medizin zu integrieren.

5

Im Verlauf des Mittelalters traten zur Medizin Galens theologische und übernatürliche Erklärungen.

Die Renaissance zeigte vielfältige Ansätze, alte und neue Ansätze bestanden nebeneinander.

Pinel gilt als ein Vater der Psychiatrie. Mit ihm verbunden ist die fachliche Anerkennung, dass psychische Veränderungen wie die Depression wieder als natürliche und erklärbare Störung zu verstehen sind. Moral und Humanität verlangten in der Folge von der Gesellschaft, diese als Krankheiten zu behandeln oder zu betreuen. Dennoch haftet den psychischen Erkrankungen Scham und Stigmatisierung bis heute an, die einen vernünftigen und gesunden Umgang erschweren.

Zeitgleich rückt in der Medizin das Gehirn ins Zentrum der Forschung. Das Gehirn als „Organ der Seele“ ist bei den Somatikern erkrankt, nicht die Seele selbst.

9

In dem Maße, in dem die Behandlung von seelischen Störungen durch körperliche, medizinische, pädagogische, psychologische oder „moralische“ Maßnahmen denkbar wurde und als Auftrag an die Gesellschaft gesehen wurde, wuchsen im 19 .Jahrhundert die Strukturen der Anstaltspsychologie. Diese hatte Gültigkeit bis zur Psychiatrie Enquete 1975, die in Deutschland zur Abkehr von der Versorgung in Anstalten fernab führte und hin zu einer Reintegration durch eine „gemeindenahe Psychiatrie“.

10

Zu den modernen Erklärungs- und Behandlungstheorien gehört auch Freuds Tiefenpsychologie. Schon früh enthält sie ein Modell der Depressionsentstehung. Weitere psychoanalytische Depressionsvorstellungen traten später hinzu.

Auch in der Verhaltenstherapie, die ein Kind der Lernpsychologie ist, werden verschiedene Konzepte der Depressionsentstehung entwickelt.

12

Die moderne medizinisch orientierte Psychiatrie kann die Bedeutung der Transmittersysteme für die Depression bestätigen. Transmittersysteme haben als Botenstoffe im Gehirn spezifische Funktionen für die Psyche. Als gesichert gilt, dass bei jeder bekannten Form der Depression das serotonerge und/oder noradrenerge System gestört ist, das heißt, der Spiegel dieser Neurotransmitter ist zu hoch oder zu niedrig, oder die Resorption/Reizbarkeit der Synapsen ist verändert. Unklar ist jedoch, ob die Veränderung des Serotoninspiegels eine Ursache oder eine Folge der depressiven Erkrankung ist. So führen auch die Psychotherapie und selbst Plazebo-Präparate zu Veränderungen des Transmittersystems.

Neben der Entdeckung der Antidepressiva 1957 gab es eine Reihe weiterer Behandlungsansätze, die im 20. Jahrhundert entdeckt wurden.

14

Die beiden wohl bedeutendsten Konzepte der heutigen Psychiatrie sind das biopsychosoziale Krankheitsmodell und das Vulnerabilitätsmodell. Während das biopsychosoziale Krankheitsmodell die biologischen, psychologischen und sozialen Ebenen und deren komplexen Wechselwirkungen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten vor Augen hat, kann mit dem Vulnerabilitätsmodell die Entstehung einer Störung aus Anlage und Umwelt multifaktoriell und dynamisch verstanden werden.