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Samstag, 27. Juni 2015 SEITE 38 LANGEN/EGELSBACH „Berufung Schritt für Schritt entdeckt“ David Schroth wird in drei Wochen zum Priester geweiht - die Primiz feiert er in seiner Heimatgemeinde St. Albertus Magnus LANGEN Mit David Schroth wird ein „echter Langener Bub“ am Samstag, 18. Juli, im Mainzer Dom zum katholischen Priester geweiht. Am darauffolgenden Sonntag feiert der 28-Jährige in St. Albertus Magnus, der Kirche, in der er 1996 die Erstkommuni- on empfing, seine Primiz. Im Ge- spräch mit Klaus-Dieter Vögler spricht der katholische Theolo- ge über seine Berufung. Wann und wodurch wurde dir klar, dass das dein Lebensweg sein wird? Ehrlich gesagt gibt es bei mir nicht diesen „einen Mo- ment“, in dem mir deutlich wurde, dass es mein Lebens- weg ist, Priester zu werden. In die Nachfolge Jesu zu tre- ten ist ja nicht einfach ein Entschluss, den man eines Ta- ges fasst und der dann unan- gefochten bleibt. Vielmehr glaube ich, im Tiefsten seines Herzens kennt man den eige- nen Weg. Diesen durfte ich in den vergangenen Jahren für mich entdecken. Ich kann auf viele positive Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen in meinem Umfeld zurückblicken. Einige davon sind mir auch als Priester zum Vorbild geworden, ha- ben mich ermutigt, und so habe ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Bist du deiner „Be- rufung“ dann um- gehend ge- folgt? Es hat sich bei mir Schritt für Schritt ent- wickelt, die ei- gene Berufung zu entdecken. Nach dem Abitur wollte ich einen weltlichen Beruf er- greifen und habe erst einmal angefangen, Jura zu studie- ren. Mit der Zeit stellte ich je- doch fest, dass das für mich wohl doch nichts ist. Irgend- wie war ich auf der Suche nach „mehr“. Ich bin mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Bei uns würde man sagen, klassisch katho- lisch: katholischer Kindergar- ten, Messdiener, Jugendar- beit und am Ende wurde es dann das Theologiestudium. Rückblickend kann ich sa- gen, dass mich die Person Jesu und seine Botschaft für die Menschen schon als klei- ner Junge fasziniert haben. Aber auch die Fragen: Was ist ein Priester? Was macht ihn aus? Was sind seine Aufga- ben? Alles zusammen war dann vermutlich entschei- dend, um daran anzuknüp- fen und meiner Berufung zu folgen. Wie waren die „Studien- und Lehrjahre“? Sehr gut. Auch das Jurastu- dium möchte ich nicht mis- sen. Auf der Suche nach dem „Mehr“ und den Fragen des Glaubens war dann aber ein Ort wie Sankt Georgen, wo ich anschließend Philosophie und Theologie studierte, wichtiger und prägender. Ein Highlight war auch das Studi- enjahr in Rom, wo ich über den Tellerrand schauen und Weltkirche in ihren verschie- denen Facetten erleben konn- te. In dieser Zeit sind wichti- ge Freundschaften entstan- den. Ein entscheidender Schritt war ferner der Besuch der Bibelschule im Heiligen Land. Bis heute zehre ich von den Erfahrungen auf den Spuren Jesu und dem Lesen der Bibel an den besonderen Orten. Dankbar bin ich auch für die Zeit mit meinen Mit- brüdern im Priesterseminar. Der Austausch und das ge- meinsame Unterwegssein sind enorm wichtig. Reich an Einsichten und Begegnun- gen waren die Praktika in den Gemein- den in Darmstadt, Mainz und zuletzt in Hep- penheim als Dia- kon. Aber auch an- spruchsvolle Felder wie die Gefängnisseelsorge ge- hörten dazu. Wie gehst du damit um, dass du keine eigene Familie haben darfst? Ich habe versprochen, ehe- los zu bleiben. Das heißt nicht, dass ich beziehungslos lebe. Ganz im Gegenteil: Es ist mein Auftrag, mit den Menschen, die mir anver- traut sind, ganz bewusst in Beziehung zu treten. Die For- mulierung „eigene Familie“ macht mich immer etwas stutzig, denn natürlich habe ich eine eigene Familie – mei- ne Familie. Jeder Priester ent- stammt einer Familie, ist in ihr aufgewachsen und hat mit ihr gelebt mit allem, was dazugehört. Ich bin ein Fami- lienmensch und ich bin Gott sehr dankbar für meine Fami- lie. Ohne meine Familie und meine Freunde im Hinter- grund könnte ich meinen Dienst gar nicht ausüben. Sie sind ein entscheidender Teil meines Lebens und somit auch meiner Berufung. Auch wenn ich es mir gut vorstel- len konnte, habe ich mich entschieden, nicht zu heira- ten und keine eigenen Kinder zu haben, das ist richtig. Es ist ein bewusster Verzicht, der nicht einfach ist, manch- mal sogar sehr schwer. Und doch ist es kein Mangel, son- dern zunächst einmal eine frei gewählte Lebensform, die aus meiner Sicht ein Äu- ßerstes an Verfügbarkeit er- möglicht – ganz bewusst für die Menschen, die mir als Geistlicher und Seelsorger anvertraut sind. Und nicht selten ist es so, dass man be- sonders als Priester die Rolle eines Vaters ausfüllen muss, indem man Verantwortung für junge Menschen über- nimmt. Ein guter Priester muss meiner Meinung nach immer auch ein guter Vater sein können. Auch dann, wenn er ehelos lebt. 4. Mai 2014: David Schroths erster Einsatz als Diakon in der Kirche St. Albertus Magnus, in der er 1996 zur Erstkommunion ging (kleines Bild). Fotos: p Diese Seite der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Langen und Egelsbach erscheint monatlich in unserer Zeitung. Redaktion: Pfarrer Steffen Held, ViSdP (sh), Pfarrer Ulrich Neff (un), Pfarrer Tobias Geeb (tg), Stephanie Kunert, Ltg. (stk), Iris Borutta (ib), Heribert Gött (gt), Beate Kramp (bk), Gaby Melk (gm), Klaus Dieter Vögler (kdv), Daniel Untch (du) Kontakt: Evangelisches Dekanat Drei- eich, Bahnstraße 44, Langen, 3007815 IMPRESSUM Plausch im Café Welcome Begegnung mit Flüchtlingen in gemütlicher Runde LANGEN Am Donnerstag, 23. Juli, 15 Uhr, wird das Café Welcome im Pfarrzentrum St. Albertus Magnus eröffnet. Dieses Begegnungscafé für Flüchtlinge, das von der evan- gelischen und katholischen Kirchengemeinde gemein- sam getragen wird, findet zu- künftig an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat von 15 bis 18 Uhr statt. Es soll den Kontakt zwischen Neu- bürgern und Einheimischen fördern und einen Beitrag zur Integration leisten. gt Bin ich gemeint? Es kommt überraschend. Kei- ner hat damit gerechnet. Sie sit- zen um einen Tisch. Darauf ein Buch und Schreibutensilien. Er schaut in das Licht und folgt einer Armbewegung. Seine zwei Nachbarn sind mit anderen Din- gen beschäftigt. Sie zählen Geld. Sie sind so vertieft, dass sie ihre Umgebung gar nicht wahrneh- men. Einer weicht erschrocken zu- rück. Und der Fünfte im Bunde beugt sich nach vorne – die Hand nah an der Waffe. Auch er blickt in das Licht. Er sieht und sieht es doch nicht. Wir, die Betrachter sehen, wo- rum es geht. Im Alltag geschieht das Unfassbare: Der italienische Maler Caravaggio hat es festge- halten. Jesus erscheint am rechten Bildrand – und mit ihm Petrus. Den Arm erhoben, zeigt er auf Matthäus: Du bist hier und jetzt gemeint. Das Gemälde „Die Berufung des heiligen Matthäus“ hat Cara- vaggio als Auftragsarbeit 1600 gemalt. Es ist heute noch in Rom in der Kirche San Luigi dei Fran- cesi zu sehen. Es ist nicht erkennbar, ob Mat- thäus auf sich oder seinen Nach- barn zeigt. Es stellt sich die Frage: Woran merke ich, dass ich ge- meint bin? Woran merke ich, dass ich gerufen werde? Das kann man nicht beantworten. Es passiert nicht von jetzt auf gleich. Es kann mir heute oder morgen passieren. Es ist in gewisser Weise unverfüg- bar. Jesus beruft Matthäus mitten in einer Tätigkeit. Nicht bei einer spirituellen Handlung. Er befin- det sich in keinem sakralen Raum. Es ist nicht erkennbar, ob er vor der Tür oder in einem Haus sitzt. Und er zählt Geld. Mitten in einer weltlichen Tätigkeit begegnet er Jesus. Auf diese Begegnung gibt es verschiedene Antworten. Die ei- nen bekommen gar nichts davon mit. Die anderen sind ängstlich, unsicher oder blind. Diese Ant- worten sind frei. Der Ruf kommt – aber wir sind selbst gefragt, ob wir ihn annehmen oder nicht. Auch in meinem Vikariat ist Platz für die Frage nach der Beru- fung – nach dem Gerufen werden. Antworte ich dem Ruf, etwas in der Welt zu tun, etwas zu bewe- gen, etwas zu verändern? Was will ich mit meinem Leben anfan- gen und wohin will ich? Der Ruf Jesu betrifft den ganzen Men- schen. Das habe ich in meiner ers- ten Zeit im Vikariat festgestellt. Ich bin immer und überall Vertre- terin der Evangelischen Kirche – in Worten und Handlungen. Das kann erst mal verunsi- chern und auch anstrengend sein. Wer bin ich auf dem Bild von Ca- ravaggio? Wer bin ich jetzt auf dem Bild? Das kann sich ändern – je nachdem, in welcher Phase man ist. Bin ich noch unsicher, ob ich dem Ruf folgen soll? Folge ich dem Ruf, etwas in der Kirche, in der Gemeinde zu bewegen, Menschen zu bewegen, von der befreienden Botschaft zu erzählen? Die Antworten sind frei. All diese Überlegungen haben Platz in der Zeit des Vikariats, ei- ner Zeit des Ausprobierens. Ich bin gerade diejenige auf dem Bild, die sich fragt: Bin ich gemeint? Und wer sind Sie? Vikarin Katharina Meckbach Evangelische Kirchengemeinde Langen Katharina Meckbach Kirchengemeinden als Arbeitgeber Aktion für Schulabgänger – „Mach doch, was du glaubst!“ LANGEN Abitur oder Fach- hochschulreife geschafft – und was kommt dann? Diese Frage kennen wohl alle, die gerade die Schule beendet ha- ben. Manche nehmen erst einmal eine Auszeit, ein Frei- williges Soziales Jahr (FSJ), um sich Klarheit über den künftigen Weg zu verschaf- fen. Welcher Beruf könnte der richtige sein – einer, der interessant ist, abwechs- lungsreich und anspruchs- voll, noch dazu mit Men- schen zu tun hat, und keines- falls langwei- lig ist. Hier setzt die Akti- on: „Mach doch, was Du glaubst“ der Evangeli- schen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an. „Die Kirche braucht enga- gierte junge Menschen, die in ihr Dienst tun und Zu- kunft gestalten wollen“, be- schreibt Dr. Volker Jung, Kir- chenpräsident der EKHN, die Lage. Kirchliche Berufe seien „anspruchsvoll“, weil es bei ihnen um Fragen gehe, die „alle Menschen bewegen“. Die beiden großen Kirchen benötigen dringend Nach- wuchs an Theologen und Ge- meindepädagogen oder Ge- meindereferenten, aber auch an Kirchenmusikern, da viele der hauptamtlichen Mitarbei- ter in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen werden. Die für die Nachwuchsge- winnung in der Evangeli- schen Kirche in Hessen und Nassau zuständige Pfarrerin Anja Schwier-Weinrich be- richtet von den Chancen, die die genannten Berufe bieten: „Es sind Lebensjobs, also sehr sichere Arbeitsplätze. Hier gibt es keine Karriereleiter wie in der Industrie, dafür sehr breitgefächerte Möglich- keiten.“ Da jedes Pfarramt anders ist, jede Kirchenge- meinde ihre eigene Prägung hat, ist auch der Beruf des Pfarrers ebenso wie der des Gemeindepädagogen oder Gemeindereferenten vielfäl- tig und entsprechend ab- wechslungsreich. Für die Gemeindepädago- gen ist der Schwerpunkt die Arbeit mit Kindern und Ju- gendlichen, aber auch mit Fa- milien oder Senioren. Der Slogan „Mach doch, was Du glaubst“ weist schon darauf hin, dass die Wahl für den Pfarrberuf oder die Gemein- depädagogik stark mit dem eigenen Glauben und dem Wunsch zu tun hat, zu zei- gen, wofür man steht. Etwas vom eigenen Glauben weiter- zugeben und andere Men- schen zum christlichen Glau- ben einzuladen. Anja Schwier-Weinrich: „Wir wol- len Mut machen, das mit uns zu tun.“ Dabei unter- stützt die Kir- che die Studie- renden mit Rat und kon- kreten Ange- boten bis zur persönlichen Betreuung während des Studiums. Auch die für das Theologie- studium nöti- gen Sprachen können wäh- rend der Ausbildung erlernt werden. Die Internetseiten www.machdochwasdu- glaubst.de und www.katholi- sche-theologie.info informie- ren Interessierte über die not- wendigen Voraussetzungen, Prüfungen und Abschlüsse für Berufe in der Evangeli- schen und Katholischen Kir- che. gm Zur Person David Christopher Schroth wurde 1987 in Langen geboren. Hier wuchs er auf und machte 2006 an der Dreieichschule Abitur. Danach studierte er zunächst Rechtswis- senschaften, 2008 wechselte er an die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Nach einem Auslands- studienjahr in Rom an der Päpstli- chen Universität Gregoriana trat Schroth 2011 ins Mainzer Priester- seminar St. Bonifatius ein. 2012 schloss er sein Philosophie- und Theologiestudium in Sankt Geor- gen ab. Das Propädeutikum (eine Vorbereitung für Theologiestuden- ten, die Priester werden wollen) absolvierte er im Priesterseminar in Freiburg, anschließend ging er zweieinhalb Monate an die Bibel- schule nach Israel. Sein Pastoral- kurs (die praktische Ausbildung nach dem Studium) begann 2013; im Mai 2014 folgte die Weihe zum Diakon. Bis Ende April war er in der Pfarrei St. Peter in Heppenheim eingesetzt, seit Anfang Mai ist er wieder im Mainzer Priesterseminar und bereitet sich auf die Weihe vor. Am Samstag, 18. Juli, um 9.30 Uhr wird ihn Karl Kardinal Lehmann im Mainzer Dom zum Priester weihen. Von Langen aus fährt ein Bus dort- hin. Infos und Anmeldung über das Pfarrbüro St. Jakobus ( 23542). Die feierliche Primiz, also die „erste Messe“ des Neupriesters, findet am Sonntag, 19. Juli, 10.30 Uhr, in der Langener St. Albertus Magnus- Kirche statt, danach feiern Gemein- de und Gäste gemeinsam. stk

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Samstag, 27. Juni 2015SEITE 38 LANGEN/EGELSBACH

„Berufung Schritt für Schritt entdeckt“David Schroth wird in drei Wochen zum Priester geweiht - die Primiz feiert er in seiner Heimatgemeinde St. Albertus MagnusLANGEN � Mit David Schrothwird ein „echter Langener Bub“am Samstag, 18. Juli, im MainzerDom zum katholischen Priestergeweiht. Am darauffolgendenSonntag feiert der 28-Jährige inSt. Albertus Magnus, der Kirche,in der er 1996 die Erstkommuni-on empfing, seine Primiz. Im Ge-spräch mit Klaus-Dieter Vöglerspricht der katholische Theolo-ge über seine Berufung.

Wann und wodurch wurde dirklar, dass das dein Lebenswegsein wird?

Ehrlich gesagt gibt es beimir nicht diesen „einen Mo-ment“, in dem mir deutlichwurde, dass es mein Lebens-weg ist, Priester zu werden.In die Nachfolge Jesu zu tre-ten ist ja nicht einfach einEntschluss, den man eines Ta-ges fasst und der dann unan-gefochten bleibt. Vielmehrglaube ich, im Tiefsten seinesHerzens kennt man den eige-nen Weg. Diesen durfte ich inden vergangenen Jahren fürmich entdecken. Ich kann aufviele positive Erfahrungenund Begegnungen mit denMenschen in meinem Umfeldzurückblicken. Einige davonsind mir auch als Priesterzum Vorbild geworden, ha-ben mich ermutigt, und sohabe ich mich auf diesesAbenteuer eingelassen. Dafürbin ich sehr dankbar.

Bist du deiner „Be-rufung“ dann um-gehend ge-folgt?

Es hatsich bei mirSchritt fürSchritt ent-wickelt, die ei-gene Berufungzu entdecken. Nachdem Abitur wollte icheinen weltlichen Beruf er-greifen und habe erst einmalangefangen, Jura zu studie-ren. Mit der Zeit stellte ich je-doch fest, dass das für michwohl doch nichts ist. Irgend-wie war ich auf der Suche

nach „mehr“. Ich bin mitdem christlichen Glaubenaufgewachsen. Bei uns würdeman sagen, klassisch katho-lisch: katholischer Kindergar-ten, Messdiener, Jugendar-beit und am Ende wurde esdann das Theologiestudium.Rückblickend kann ich sa-gen, dass mich die PersonJesu und seine Botschaft fürdie Menschen schon als klei-ner Junge fasziniert haben.Aber auch die Fragen: Was istein Priester? Was macht ihnaus? Was sind seine Aufga-ben? Alles zusammen wardann vermutlich entschei-dend, um daran anzuknüp-fen und meiner Berufung zufolgen.

Wie waren die „Studien- undLehrjahre“?

Sehr gut. Auch das Jurastu-dium möchte ich nicht mis-sen. Auf der Suche nach dem„Mehr“ und den Fragen desGlaubens war dann aber einOrt wie Sankt Georgen, woich anschließend Philosophieund Theologie studierte,wichtiger und prägender. EinHighlight war auch das Studi-enjahr in Rom, wo ich überden Tellerrand schauen undWeltkirche in ihren verschie-denen Facetten erleben konn-te. In dieser Zeit sind wichti-ge Freundschaften entstan-

den. Ein entscheidenderSchritt war ferner der Besuchder Bibelschule im HeiligenLand. Bis heute zehre ich vonden Erfahrungen auf denSpuren Jesu und dem Lesen

der Bibel an den besonderenOrten. Dankbar bin ich auchfür die Zeit mit meinen Mit-brüdern im Priesterseminar.Der Austausch und das ge-meinsame Unterwegssein

sind enorm wichtig.Reich an Einsichten

und Begegnun-gen waren die

Praktika inden Gemein-den inDarmstadt,

Mainz undzuletzt in Hep-

penheim als Dia-kon. Aber auch an-

spruchsvolle Felder wiedie Gefängnisseelsorge ge-hörten dazu.

Wie gehst du damit um, dassdu keine eigene Familie habendarfst?

Ich habe versprochen, ehe-

los zu bleiben. Das heißtnicht, dass ich beziehungsloslebe. Ganz im Gegenteil: Esist mein Auftrag, mit denMenschen, die mir anver-traut sind, ganz bewusst inBeziehung zu treten. Die For-mulierung „eigene Familie“macht mich immer etwasstutzig, denn natürlich habeich eine eigene Familie – mei-ne Familie. Jeder Priester ent-stammt einer Familie, ist inihr aufgewachsen und hatmit ihr gelebt mit allem, wasdazugehört. Ich bin ein Fami-lienmensch und ich bin Gottsehr dankbar für meine Fami-lie. Ohne meine Familie undmeine Freunde im Hinter-grund könnte ich meinenDienst gar nicht ausüben. Siesind ein entscheidender Teilmeines Lebens und somitauch meiner Berufung. Auchwenn ich es mir gut vorstel-

len konnte, habe ich michentschieden, nicht zu heira-ten und keine eigenen Kinderzu haben, das ist richtig. Esist ein bewusster Verzicht,der nicht einfach ist, manch-mal sogar sehr schwer. Unddoch ist es kein Mangel, son-dern zunächst einmal einefrei gewählte Lebensform,die aus meiner Sicht ein Äu-ßerstes an Verfügbarkeit er-möglicht – ganz bewusst fürdie Menschen, die mir alsGeistlicher und Seelsorgeranvertraut sind. Und nichtselten ist es so, dass man be-sonders als Priester die Rolleeines Vaters ausfüllen muss,indem man Verantwortungfür junge Menschen über-nimmt. Ein guter Priestermuss meiner Meinung nachimmer auch ein guter Vatersein können. Auch dann,wenn er ehelos lebt.

4. Mai 2014: David Schroths erster Einsatz als Diakon in der Kirche St. Albertus Magnus, in der er 1996 zur Erstkommunion ging (kleines Bild). � Fotos: p

Diese Seite der evangelischen und katholischen Kirchengemeindenin Langen und Egelsbach erscheint monatlich in unserer Zeitung.Redaktion: Pfarrer Steffen Held, ViSdP (sh), Pfarrer Ulrich Neff (un),Pfarrer Tobias Geeb (tg), Stephanie Kunert, Ltg. (stk), Iris Borutta (ib),Heribert Gött (gt), Beate Kramp (bk), Gaby Melk (gm), Klaus DieterVögler (kdv), Daniel Untch (du) Kontakt: Evangelisches Dekanat Drei-eich, Bahnstraße 44, Langen, � 3007815

IMPRESSUM

Plausch im Café WelcomeBegegnung mit Flüchtlingen in gemütlicher Runde

LANGEN � Am Donnerstag,23. Juli, 15 Uhr, wird das CaféWelcome im PfarrzentrumSt. Albertus Magnus eröffnet.Dieses Begegnungscafé fürFlüchtlinge, das von der evan-gelischen und katholischenKirchengemeinde gemein-

sam getragen wird, findet zu-künftig an jedem ersten unddritten Donnerstag im Monatvon 15 bis 18 Uhr statt. Es sollden Kontakt zwischen Neu-bürgern und Einheimischenfördern und einen Beitrag zurIntegration leisten. � gt

Bin ich gemeint?

Es kommt überraschend. Kei-ner hat damit gerechnet. Sie sit-zen um einen Tisch. Darauf einBuch und Schreibutensilien.

Er schaut in das Licht und folgteiner Armbewegung. Seine zweiNachbarn sind mit anderen Din-gen beschäftigt. Sie zählen Geld.Sie sind so vertieft, dass sie ihreUmgebung gar nicht wahrneh-men. Einer weicht erschrocken zu-rück. Und der Fünfte im Bundebeugt sich nach vorne – die Hand

nah an der Waffe. Auch er blicktin das Licht. Er sieht und sieht esdoch nicht.

Wir, die Betrachter sehen, wo-rum es geht. Im Alltag geschiehtdas Unfassbare: Der italienischeMaler Caravaggio hat es festge-halten. Jesus erscheint am rechtenBildrand – und mit ihm Petrus.Den Arm erhoben, zeigt er aufMatthäus: Du bist hier und jetztgemeint.

Das Gemälde „Die Berufungdes heiligen Matthäus“ hat Cara-vaggio als Auftragsarbeit 1600gemalt. Es ist heute noch in Romin der Kirche San Luigi dei Fran-cesi zu sehen.

Es ist nicht erkennbar, ob Mat-thäus auf sich oder seinen Nach-barn zeigt. Es stellt sich die Frage:Woran merke ich, dass ich ge-meint bin? Woran merke ich, dassich gerufen werde? Das kann mannicht beantworten. Es passiertnicht von jetzt auf gleich. Es kannmir heute oder morgen passieren.

Es ist in gewisser Weise unverfüg-bar.

Jesus beruft Matthäus mittenin einer Tätigkeit. Nicht bei einerspirituellen Handlung. Er befin-det sich in keinem sakralen Raum.Es ist nicht erkennbar, ob er vorder Tür oder in einem Haus sitzt.Und er zählt Geld. Mitten in einerweltlichen Tätigkeit begegnet erJesus. Auf diese Begegnung gibt esverschiedene Antworten. Die ei-nen bekommen gar nichts davonmit. Die anderen sind ängstlich,unsicher oder blind. Diese Ant-worten sind frei. Der Ruf kommt –aber wir sind selbst gefragt, obwir ihn annehmen oder nicht.

Auch in meinem Vikariat istPlatz für die Frage nach der Beru-fung – nach dem Gerufen werden.Antworte ich dem Ruf, etwas inder Welt zu tun, etwas zu bewe-gen, etwas zu verändern? Waswill ich mit meinem Leben anfan-gen und wohin will ich? Der RufJesu betrifft den ganzen Men-

schen. Das habe ich in meiner ers-ten Zeit im Vikariat festgestellt.Ich bin immer und überall Vertre-terin der Evangelischen Kirche –in Worten und Handlungen.

Das kann erst mal verunsi-chern und auch anstrengend sein.Wer bin ich auf dem Bild von Ca-ravaggio? Wer bin ich jetzt aufdem Bild? Das kann sich ändern –je nachdem, in welcher Phase manist. Bin ich noch unsicher, ob ichdem Ruf folgen soll? Folge ich demRuf, etwas in der Kirche, in derGemeinde zu bewegen, Menschenzu bewegen, von der befreiendenBotschaft zu erzählen?

Die Antworten sind frei.All diese Überlegungen haben

Platz in der Zeit des Vikariats, ei-ner Zeit des Ausprobierens. Ichbin gerade diejenige auf dem Bild,die sich fragt: Bin ich gemeint?Und wer sind Sie?

Vikarin Katharina MeckbachEvangelische Kirchengemeinde

Langen

Katharina Meckbach

Kirchengemeindenals Arbeitgeber

Aktion für Schulabgänger – „Mach doch, was du glaubst!“LANGEN � Abitur oder Fach-hochschulreife geschafft –und was kommt dann? DieseFrage kennen wohl alle, diegerade die Schule beendet ha-ben. Manche nehmen ersteinmal eine Auszeit, ein Frei-williges Soziales Jahr (FSJ),um sich Klarheit über denkünftigen Weg zu verschaf-fen. Welcher Beruf könnteder richtige sein – einer, derinteressant ist, abwechs-lungsreich und anspruchs-voll, noch dazu mit Men-schen zu tun hat, und keines-falls langwei-lig ist. Hiersetzt die Akti-on: „Machdoch, was Duglaubst“ derEvangeli-schen Kirchein Hessen undNassau (EKHN)an.

„Die Kirchebraucht enga-gierte jungeMenschen, diein ihr Diensttun und Zu-kunft gestalten wollen“, be-schreibt Dr. Volker Jung, Kir-chenpräsident der EKHN, dieLage. Kirchliche Berufe seien„anspruchsvoll“, weil es beiihnen um Fragen gehe, die„alle Menschen bewegen“.Die beiden großen Kirchenbenötigen dringend Nach-wuchs an Theologen und Ge-meindepädagogen oder Ge-meindereferenten, aber auch

an Kirchenmusikern, da vieleder hauptamtlichen Mitarbei-ter in den nächsten Jahren inRuhestand gehen werden.

Die für die Nachwuchsge-winnung in der Evangeli-schen Kirche in Hessen undNassau zuständige PfarrerinAnja Schwier-Weinrich be-richtet von den Chancen, diedie genannten Berufe bieten:„Es sind Lebensjobs, also sehrsichere Arbeitsplätze. Hiergibt es keine Karriereleiterwie in der Industrie, dafürsehr breitgefächerte Möglich-

keiten.“ Da jedes Pfarramtanders ist, jede Kirchenge-meinde ihre eigene Prägunghat, ist auch der Beruf desPfarrers ebenso wie der desGemeindepädagogen oderGemeindereferenten vielfäl-tig und entsprechend ab-wechslungsreich.

Für die Gemeindepädago-gen ist der Schwerpunkt dieArbeit mit Kindern und Ju-

gendlichen, aber auch mit Fa-milien oder Senioren. DerSlogan „Mach doch, was Duglaubst“ weist schon daraufhin, dass die Wahl für denPfarrberuf oder die Gemein-depädagogik stark mit demeigenen Glauben und demWunsch zu tun hat, zu zei-gen, wofür man steht. Etwasvom eigenen Glauben weiter-zugeben und andere Men-schen zum christlichen Glau-ben einzuladen. AnjaSchwier-Weinrich: „Wir wol-len Mut machen, das mit uns

zu tun.“Dabei unter-

stützt die Kir-che die Studie-renden mitRat und kon-kreten Ange-boten bis zurpersönlichenBetreuungwährend desStudiums.Auch die fürdas Theologie-studium nöti-gen Sprachenkönnen wäh-

rend der Ausbildung erlerntwerden.

Die Internetseitenwww.machdochwasdu-glaubst.de und www.katholi-sche-theologie.info informie-ren Interessierte über die not-wendigen Voraussetzungen,Prüfungen und Abschlüssefür Berufe in der Evangeli-schen und Katholischen Kir-che. � gm

Zur PersonDavid Christopher Schroth wurde1987 in Langen geboren. Hierwuchs er auf und machte 2006 ander Dreieichschule Abitur. Danachstudierte er zunächst Rechtswis-senschaften, 2008 wechselte er andie Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt Georgen inFrankfurt. Nach einem Auslands-studienjahr in Rom an der Päpstli-chen Universität Gregoriana tratSchroth 2011 ins Mainzer Priester-seminar St. Bonifatius ein. 2012schloss er sein Philosophie- undTheologiestudium in Sankt Geor-gen ab. Das Propädeutikum (eineVorbereitung für Theologiestuden-ten, die Priester werden wollen)absolvierte er im Priesterseminar inFreiburg, anschließend ging erzweieinhalb Monate an die Bibel-

schule nach Israel. Sein Pastoral-kurs (die praktische Ausbildungnach dem Studium) begann 2013;im Mai 2014 folgte die Weihe zumDiakon. Bis Ende April war er in derPfarrei St. Peter in Heppenheimeingesetzt, seit Anfang Mai ist erwieder im Mainzer Priesterseminarund bereitet sich auf die Weihe vor.Am Samstag, 18. Juli, um 9.30 Uhrwird ihn Karl Kardinal Lehmann imMainzer Dom zum Priester weihen.Von Langen aus fährt ein Bus dort-hin. Infos und Anmeldung über dasPfarrbüro St. Jakobus ( � 23542).Die feierliche Primiz, also die „ersteMesse“ des Neupriesters, findetam Sonntag, 19. Juli, 10.30 Uhr, inder Langener St. Albertus Magnus-Kirche statt, danach feiern Gemein-de und Gäste gemeinsam. � stk