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54 Leitungsbau bi-UmweltBau 5 | 16 Von Dr. Heiko Spitzer (entellgenio GmbH München) und Klaus-Peter Reim (GIBA mbH Markranstädt) Neben der dominierenden Erd- verlegung von Leitungen besteht die Möglichkeit, Rohrleitungen und Kabel innerhalb unterirdi- scher baulicher Hüllkonstruktio- nen anzuordnen. Für die Erschlie- ßung von Wohn- und Mischge- bieten, Gewerbe- und Industrie- flächen mit hoher Abnehmer- dichte oder wechselndem Medi- enbedarf eignen sich begehbare Versorgungskanäle (siehe Abbil- dung 1). Die bauliche Hülle schützt die Rohrleitungen und Kabel vor Last- einwirkungen aus Baugrund und Verkehr und ermöglicht somit de- ren längere technische Nutzungs- dauer. Die unterirdischen Ver- lege- und Arbeitsräume gewähr- leisten zudem einen grabenlosen bzw. aufgrabungsarmen Betrieb, die Instandhaltung, die Komplet- tierung, den Austausch oder den Rückbau von Leitungsanlagen unterschiedlichster Medien. Da- mit verkörpert die bauliche An- lage Versorgungskanal pauschal und langfristig wirtschaftliche Vorteile, insbesondere durch die Vermeidung klassischer Tiefbau- kosten, einschließlich aller damit verbundenen Beeinträchtigun- gen bei Anliegern, Verkehrspro- zessen und innerhalb der Stadt- ökologie. Parallel zu Stadtumbauprozes- sen vollzieht sich mittel- und langfristig ein stetiger Wandel in den Erzeugungs-/Aufberei- tungs-, Verteilungs- und Abneh- merstrukturen der Energie- und Wasserwirtschaft. Für die lei- tungsgebundene Infrastruktur stehen aber nur begrenzt unterir- dische Bauräume zur Verfügung. Versorgungskanäle sorgen für eine kompakte Anordnung der Leitungsnetze und eine flexible Ausnutzung der vollständig oder nur in Teilen begehbaren Ver- lege-, Bedien-, Montage- und Re- serveräume. In Deutschland werden ca. 600 bis 800 km begehbare Versor- gungskanäle betrieben. Eine of- fizielle Statistik existiert bisher nicht. Bis auf wenige Kurzstre- cken werden diese Kanäle von Versorgungs- oder sonstigen Unternehmen betrieben und in- stand gehalten. Neben einem Betriebs- und Sicherheitsma- nagement kann man von der Be- wirtschaftung der Versorgungs- kanäle sprechen, wenn die bau- liche Anlage in der Kostenrech- nung des Betreibers weitge- hend selbstständig bilanziert wird. Dazu gehören die wesent- lichen Kostenarten der Betriebs-, Instandhaltungs- und Verwal- tungskosten sowie die gewählte Form der Abschreibung. Zur Refinanzierung der einma- ligen und laufenden Kosten für die zusätzliche bauliche Anlage, in denen die Leitungen betrie- ben werden, können Nutzungs- entgelte bzw. Mieten gegenüber den Leitungseigentümern erho- ben werden. Für die Leitungsei- gentümer erscheint dieses Ent- gelt als zusätzliche Kostenart ge- genüber der Erdverlegung, wenn die langfristigen Einsparungen durch die Leitungsverlegung im Versorgungskanal nicht beach- tet werden. Analysiert man die bestehenden und zum Teil seit Jahrzehnten in Betrieb befindlichen Versor- gungskanäle [1], so erkennt man gravierende Unterschiede ins- besondere in der Erschließungs- form, in der Leitungsbelegung so- wie den Einspeise- und Abnah- Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Zur Bewirtschaftung begehbarer Versorgungskanäle mit Unterstützung eines dynamischen Asset-Simulationsmodells Abbildung 1: Beispiele begehbarer Versorgungskanäle (u.a. auch Leitungsgänge, Leitungstunnel, Kollektoren, Sammel-, Infrastruktur- oder Medienkanäle genannt) Simulationsmodell Versorgungskanal

Simulationsmodell Versorgungskanal - nodig-construction.com · riger Versorgungskanalbetreiber sowie die deutlich schwieriger zu strukturierenden und nachweis-baren vermiedenen direkten

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54 Leitungsbau bi-UmweltBau 5 | 16

Evo -Dichtmasse, dauerplastischAnwendungsbeispiele

R

Dipl.-Ing. Dr. E. Vogelsang GmbH & Co. KG www.e-vogelsang.com

KUNSTSTOFF- UND KORROSIONSSCHUTZWERK Industriestrasse 2 D-45699 Herten Tel +49 2366/8008-0

Von Dr. Heiko Spitzer (entellgenio GmbH München) und Klaus-Peter Reim (GIBA mbH Markranstädt)

Neben der dominierenden Erd-verlegung von Leitungen besteht die Möglichkeit, Rohrleitungen und Kabel innerhalb unterirdi-scher baulicher Hüllkonstruktio-nen anzuordnen. Für die Erschlie-ßung von Wohn- und Mischge-bieten, Gewerbe- und Industrie-flächen mit hoher Abnehmer-dichte oder wechselndem Medi-enbedarf eignen sich begehbare Versorgungskanäle (siehe Abbil-dung 1).Die bauliche Hülle schützt die Rohrleitungen und Kabel vor Last-einwirkungen aus Baugrund und Verkehr und ermöglicht somit de-ren längere technische Nutzungs-dauer. Die unterirdischen Ver-

lege- und Arbeitsräume gewähr-leisten zudem einen grabenlosen bzw. aufgrabungsarmen Betrieb, die Instandhaltung, die Komplet-tierung, den Austausch oder den Rückbau von Leitungsanlagen unterschiedlichster Medien. Da-mit verkörpert die bauliche An-lage Versorgungskanal pauschal und langfristig wirtschaftliche Vorteile, insbesondere durch die Vermeidung klassischer Tiefbau-kosten, einschließlich aller damit verbundenen Beeinträchtigun-gen bei Anliegern, Verkehrspro-zessen und innerhalb der Stadt-ökologie.Parallel zu Stadtumbauprozes-sen vollzieht sich mittel- und langfristig ein stetiger Wandel in den Erzeugungs-/Aufberei-tungs-, Verteilungs- und Abneh-merstrukturen der Energie- und Wasserwirtschaft. Für die lei-

tungsgebundene Infrastruktur stehen aber nur begrenzt unterir-dische Bauräume zur Verfügung. Versorgungskanäle sorgen für eine kompakte Anordnung der Leitungsnetze und eine flexible Ausnutzung der vollständig oder nur in Teilen begehbaren Ver-lege-, Bedien-, Montage- und Re-serveräume.In Deutschland werden ca. 600 bis 800 km begehbare Versor-gungskanäle betrieben. Eine of-fizielle Statistik existiert bisher nicht. Bis auf wenige Kurzstre-cken werden diese Kanäle von Versorgungs- oder sonstigen Unternehmen betrieben und in-stand gehalten. Neben einem Betriebs- und Sicherheitsma-nagement kann man von der Be-wirtschaftung der Versorgungs-kanäle sprechen, wenn die bau-liche Anlage in der Kostenrech-

nung des Betreibers weitge-hend selbstständig bilanziert wird. Dazu gehören die wesent-lichen Kostenarten der Betriebs-, Instandhaltungs- und Verwal-tungskosten sowie die gewählte Form der Abschreibung.Zur Refinanzierung der einma-ligen und laufenden Kosten für die zusätzliche bauliche Anlage, in denen die Leitungen betrie-ben werden, können Nutzungs-entgelte bzw. Mieten gegenüber den Leitungseigentümern erho-ben werden. Für die Leitungsei-gentümer erscheint dieses Ent-gelt als zusätzliche Kostenart ge-genüber der Erdverlegung, wenn die langfristigen Einsparungen durch die Leitungsverlegung im Versorgungskanal nicht beach-tet werden.Analysiert man die bestehenden und zum Teil seit Jahrzehnten in Betrieb befindlichen Versor-gungskanäle [1], so erkennt man gravierende Unterschiede ins-besondere in der Erschließungs-form, in der Leitungsbelegung so-wie den Einspeise- und Abnah-

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Zur Bewirtschaftung begehbarer Versorgungskanäle mit Unterstützung eines dynamischen Asset-Simulationsmodells

Abbildung 1: Beispiele begehbarer Versorgungskanäle (u.a. auch Leitungsgänge, Leitungstunnel, Kollektoren, Sammel-, Infrastruktur- oder Medienkanäle genannt)

Simulationsmodell Versorgungskanal

55bi-UmweltBau 5 | 16 Leitungsbau

Evo -Dichtmasse, dauerplastischAnwendungsbeispiele

R

Dipl.-Ing. Dr. E. Vogelsang GmbH & Co. KG www.e-vogelsang.com

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mebedingungen. Ebenso vertei-len sich die Einsparpotenziale auf unterschiedliche Ressourcen bzw. soweit monetarisierbar auf verschiedene Bilanzkreise. Dies ist eine der Hauptursachen, wa-rum sich aus unserer Sicht die seit langem pauschal akzeptier-ten langfristigen Vorteile dieser Erschließungslösung in der Pra-xis so wenig wirtschaftlich wider-spiegeln. Für den Betrieb der Ka-näle existieren nur vereinzelt ver-gleichbare Kostenrechnungen im Sinne eines effizienten Umgangs mit der baulichen Anlage. Noch differenzierter ist das Bild im Ent-scheidungsspektrum Neubau ei-nes Versorgungskanals als wirt-schaftliche Alternative zur kon-ventionellen Erdverlegung meh-rerer Medien in weitgehend glei-cher Trasse.Es gilt die verschiedenen Sich-ten und den Blick auf den Versor-gungskanal zu „objektivieren“, um so auf einer soliden Basis Entscheidungen zu fällen. In die-sem Zusammenhang haben sich dynamische Simulationsmodelle bewährt (siehe Abbildung 2). Mit dem nachfolgend beschrie-benen „Simulationsmodell Ver-sorgungskanal“ wird ein unter-stützendes Arbeitsmittel für Be-triebs- und Entscheidungspro-zesse vorgestellt, welches das notwendige Fach- und Metho-denwissen bündelt. Dabei lassen sich vielfältige Fragen aus unter-schiedlichen Blickwinkeln im be-trieblichen bzw. auf eine Investi-tion bezogenen Entscheidungs-prozess fundiert und transpa-rent beantworten. Die fachlichen Grundlagen betreffen insbeson-

dere die vergleichbare Aufberei-tung der Betriebskosten langjäh-riger Versorgungskanalbetreiber sowie die deutlich schwieriger zu strukturierenden und nachweis-baren vermiedenen direkten und indirekten Kosten sowie soziale und ökologische Folgekosten.Die methodischen Grundlagen der Simulation basieren auf dem praxiserprobten Ansatz „Sys-tem Dynamics“, eine Methodik zur ganzheitlichen Analyse und Simulation komplexer und dy-namischer Systeme [2], [3]. Als Teil des strategischen Asset Ma-nagements ist es Ziel der Simu-lation, die technischen Investi-tionen und den Betrieb langfris-tig anhand der festgelegten Ziele zu bewerten. Die dynamische Si-mulation ermöglicht das „Durch-spielen“ und „Optimieren“ ver-schiedener Varianten und Sze-narien, um so die langfristigen Wirkungen auf die verschiede-

nen Dimensionen der Zielgrö-ßen (zum Beispiel Versorgungs-qualität, Kosten, Risiko) zu ana-lysieren, zu bewerten und zu op-timieren. Damit sollen wesentli-che Einflussgrößen identifiziert werden, die sich langfristig auf den gesamten Lebenszyklus der Anlagen auswirken. Der prinzi-pielle Ablauf der genannten Op-timierung lässt sich wie folgt be-schreiben [4]:

Es wird vorgegeben, nach wel-cher Größe optimiert werden soll. Das Optimierungsverfah-ren stellt dann verschiedene Ent-scheidungsparameterkombina-tionen ein und simuliert für jede dieser Kombinationen über den Betrachtungszeitraum.Das beste Ergebnis (oder eine Menge von besten Ergebnissen) der Simulation bezüglich der Zielfunktion wird zurückgege-ben. Basierend auf diesem letz-

ten besten Ergebnis (oder dieser Menge von besten Ergebnissen) wird ein neuer Satz an Entschei-dungsparametern gewählt, mit denen wieder mehrere Simulati-onen durchgeführt werden. Dies wird so oft wiederholt bis die Ziel-größe konvergiert, d.h. bis sich keine wesentlichen Änderungen mehr ergeben.

Im Simulationsmodell erfolgt die Abbildung der dynamischen Zusammenhänge der Netzin-frastruktur. Darin enthalten sind unter anderem die Festlegungen bezüglich der abzubildenden Be-triebsmittelgruppen, Zielgrößen, zugehörige Parameter, mögliche Maßnahmen des Anlagenmana-gements und die zwischen die-sen Größen bestehenden Abhän-gigkeiten und Zusammenhänge in einem Ursache-Wirkungsdia-gramm.Weiterhin werden mittels Be-stands- und Flussdiagrammen für die einzelnen Betriebsmittel-gruppen Alterungsketten defi-niert, die den Lebenszyklus der Betriebsmittel beschreiben. Jede Alterungskette wird dabei in ein-zelne Zustandsklassen unter-teilt, die den Zustand der in ih-nen befindlichen Betriebsmittel charakterisieren.In Abhängigkeit der Zustands-klasse werden die Auswirkun-gen der Maßnahmen auf die in der Zustandsklasse befindlichen Betriebsmittel beschrieben. Die vielfältigen Rückkopplungen, Verzögerungen und nicht-linea-ren Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Einfluss- und Zielgrößen werden so transpa-

Abbildung 2: Bündelung von Wissen und Methodik führen zum entwickelten Simulations-modell

56 Leitungsbau bi-UmweltBau 5 | 16

rent gemacht (siehe Abbildung 3).

Zur Nutzung des Modells werden folgende Anwendungsfälle unter-schieden:a) Erschließung bzw. Revitali-

sierung von Siedlungsflächen als zusätzliche Alternative

b) Erweiterung eines bestehen-den Versorgungskanals bzw. -netzes

c) Verbesserung der Effizienz betriebener Versorgungska-näle bzw. -netze.

Bei den Anwendungsfällen a) und b) sollte der Nachweis der Wirt-schaftlichkeit in einer verglei-chenden Betrachtung von erd-verlegten zu kanalverlegten Lei-tungssystemen im Mittelpunkt stehen. Für die bereits in Betrieb befindlichen Versorgungskanäle (Punkt c)) ist das Verhältnis von deren Unterhaltung zur Gewähr-leistung der Versorgungssicher-heit (Aufwand zu Nutzen) das we-sentliche Zielkriterium.Für den Neubau eines Versor-gungskanals sprechen vorder-gründig schwierige Baugrund- oder Trassenverhältnisse, bei-spielsweise im dicht belegten

unterirdischen Bauraum unter Gewerbe- oder Industrieflächen oder sogenannte Dükerlösungen in Querung von Wasserläufen oder Hauptverkehrswegen. Da-bei werden langfristige Vorteile durch den Schutz vor eindringen-dem Wasser, Schwingungen oder Schadstoffen in Erwägung gezo-gen, ohne zu deren Monetarisie-rung auf eine bewährte Metho-dik zurückgreifen zu können. Die Leitungsbelegung im Kanal und die angrenzenden baulichen Lö-sungen bleiben in solchen Fällen meist viele Jahre gleich.Für Kurzstrecken sind die Begeh-barkeit bzw. zusätzliche Mon-tage- und Reserveräume zweit-rangig, wenn sich die Armaturen in den angrenzenden Schacht-bauwerken befinden bzw. die

Komplettierung oder der Aus-tausch von Leitungen, z.B. mit Einschubtechnologien über die Endbauwerke, realisieren lassen.Anders verhält es sich unter in-nerstädtischen Wohn-, Misch- und Gewerbeflächen, wo der Bauraum begrenzt vorhanden ist bzw. sich mittelfristig wiederholt die Einspeise- und Abnahmebe-dingungen ändern. Neben der Schutzwirkung kommt somit die flexible Nutzung des Verlegerau-mes hinzu. Derartige Aufgaben im Kanal sind zum Beispiel• die zusätzliche Verle-

gung von Kabelanlagen im Zuge des technischen Fort-schritts,

• Änderungen im Medienbe-darf durch Anpassung der Nennweite bzw. des Ener-

gieträgers,• oder grabenlose Hausan-

schlüsse bei Verdichtung der Bebauung.

Alle grabenlosen bzw. aufgra-bungsarmen Leistungen im und am Versorgungskanal werden durch die Leitstelle des Versor-gungskanalbetreibers dokumen-tiert. Damit ist ein Kostenäqui-valent der vermiedenen Tiefbau-leistungen relativ genau zu sal-dieren.Um die Schutzwirkung im Ver-gleich Erdverlegung zu Versor-gungskanal kostenseitig zu er-fassen, wird ein Vergleich der an-lagenbedingten und fremdverur-sachten Schadenshäufigkeiten je Medium und Material im Mo-dell vorgenommen. Daraus wie-derum leiten sich die Instandhal-tungsaufwendungen sowie die Verlängerung der technischen Nutzungsdauer kanal- zu erdver-legten Leitungen ab (siehe Abbil-dung 4).Hinzuzurechnen sind allerdings die Kosten zum Betrieb und zur Instandhaltung des Versorgungs-kanals selbst. Hierbei wird zwi-schen der baulichen Hülle selbst, den Lager- und Unterstützungs-konstruktionen, den betriebli-chen Einrichtungen und der zu-sätzlichen Sicherheitsausstat-tung unterschieden (siehe Abbil-dung 4).Ein dritter Schwerpunkt im Nach-weis der Wirtschaftlichkeit ist die Kalkulation der vermiedenen in-direkten und sozialen Kosten (siehe Abbildung 5). Dazu gehö-ren beispielsweise• die Senkung der Umwelt-

beeinträchtigungen (Lärm, Schadstoffe aus Baustellen-

Abbildung 3: Exemplarische Darstellung des Simulationsmodells „Versorgungskanal“

Abbildung 4: Abbildung der Komponenten in eigener Alterungskette

57bi-UmweltBau 5 | 16 Leitungsbau

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prozessen oder Eingriffe in das Stadtgrün),

• die vermiedene Einschrän-kung der Mobilität durch Umleitungen bzw. baustel-lenbedingten Ausfallzeiten, oder

• die Verhinderung baustel-lenbedingter Umsatzeinbu-ßen angrenzender Gewerbe-treibender.

Über derartige Effekte hat die Bauforschung in den letzten 20 Jahren ein Zahlenwerk bzw. eine Verrechnungsmethodik geliefert (stellvertretend [5]). Jede Kom-mune bzw. Vertreter des Stra-ßenbaulastträgers oder privater Grundstückseigentümer besit-zen Erfahrungen zu wiederhol-ten Beeinträchtigungen durch Tiefbaumaßnahmen in gleicher Trasse. Deshalb kommt deren Mitwirkung entsprechende Be-deutung zu.Die wesentlichen Zielgrößen las-sen sich in– zustandsorientierte Effekte,– medienbezogene Effekte und– umweltbezogene (indirekte)

Effekte unterscheiden.

Für alle Schwerpunkte und Unter-kategorien bestehen Erfahrungs-werte aus dem langjährigen Be-trieb von Leitungsanlagen und Versorgungskanälen verschiede-ner Eigentümer und Betreiber. Si-mulation bedeutet aber auch, auf die verschiedenen Versorgungs-

bedingungen im Rahmen von Va-riantenberechnungen eingehen zu können oder gar zieldateno-rientiert mit dem Modell zu ar-beiten (siehe Abbildung 6). Bei-spielsweise können die zu be-antwortenden Fragestellungen wir folgt lauten:• Unter welchen Rahmenbe-

dingungen erziele ich eine Amortisationszeit für meine Investition von unter 30 Jah-ren?

• Wie hoch muss die Gesamt-miete aller Leitungseigen-tümer betragen, um die Be-triebs-, Instandhaltungs- und Abschreibungskosten für den Versorgungskanal im vorgegebenen Zeitraum zu decken?

Mit der entwickelten dynami-schen Simulation für Versor-gungskanäle soll eine Professi-onalisierung bzw. Objektivierung von Entscheidungen rund um den Versorgungskanal ermöglicht werden. Anstehende Entschei-dungen sollten mit transparen-ten und nachvollziehbaren Dar-stellungen hinsichtlich der lang-fristigen Auswirkungen und Ent-wicklungen unterstützt werden. Zudem wird damit auch die kon-tinuierliche Wirtschaftlichkeits-betrachtung sowie die Darstel-lung der Auswirkungen auf wei-tere Kennzahlen realisierbar. Im Ergebnis wird eine verbesserte

und fundierte Argumentations-basis bei internen und externen Interessensgruppen geschaffen.Im nachfolgenden Beispiel [6] soll dies durch eine Gegenüber-stellung der Ergebnisse für die verschiedenen Sichten bei der Errichtung einer Versorgungsin-frastruktur im Versorgungskanal gegenüber einer konventionel-len Verlegetechnik demonstriert werden:

Ausgangssituation und AnnahmenIm konkreten Beispiel soll ein Versorgungsnetz (Strom, Gas, Wasser, Fernwärme und Tele-kommunikation) sowie anteilig Entwässerungsanlagen in einem neu zu erschließenden Gebiet er-richtet werden. Die gesamte Tras-senlänge der zu errichtenden Lei-

tungsinfrastruktur beträgt 25 km, dargestellt in Bauabschnitten von je 5 km pro Jahr. Hierin inbe-griffen sind die bereits genann-ten Medien.

Gegenübergestellt werden zwei mögliche Varianten zum Aufbau der Infrastruktur:• Konventionelle Verlegetech-

nik• Versorgungskanal (Medien

in einem begehbaren Ver-sorgungskanal).

Je Variante werden gleiche An-sätze bei der Simulation der In-frastruktur über einen Zeitraum von 100 Jahren angesetzt:• Erneuerung der Betriebsmit-

tel zum Lebensdauerende (plus 5% der Betriebsmit-telmengen, die sich kurz vor Lebensdauerende be-

Abbildung 5: Beispielhafte Gegenüberstellung der Gesamtkosten mit und ohne indirekte / soziale

Abbildung 6: Gegenüberstellung langfristiger Gesamtkostenverläufe bei verschiedenen Varianten

58 Leitungsbau bi-UmweltBau 5 | 16

besondere für die Vermeidung klassischer Tiefbaukosten ein-schließlich aller damit verbunde-nen Beeinträchtigungen bei An-liegern, Verkehrsprozessen und innerhalb der Stadtökologie.

Im Rahmen der Auswertung wer-den die folgenden Fragestellun-gen beantwortet:• Wirtschaftlichkeitsbetrach-

tung bzw. Wirtschaftlich-keitsvergleich: Welche Va-riante ist langfristig für ein Infrastrukturunternehmen „wirtschaftlicher“?

• Welche Rendite lässt sich

für einen Investor bei der Er-richtung (und Vermietung) eines Versorgungskanals erzielen?

Ergebnis des VariantenvergleichsBeim Vergleich der Gesamtkos-ten (Investitionen und Betrieb) der beiden Varianten fällt der für den Versorgungskanal anfäng-lich höhere Wert auf, der mittel- bis langfristig (mit Ausnahme des Zeitpunktes der Erneuerung der betrieblichen Einrichtungen bzw. der Lager- und Unterstüt-zungskonstruktion des Kanals) unterhalb des Vergleichswertes

finden, zur Vermeidung von „Erneuerungsspitzen“)

• Abbildung einer Bedarfsän-derung / Bedarfsanpassung über die Nutzungsdauer (in Höhe von 0,5% für Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, 0,05% für anteilige Entwäs-serung und 2,5% für Tele-kommunikation. Die Be-darfsänderung beinhaltet Neubau- bzw. Stilllegungs-maßnahmen nach Fertig-stellung der gesamten Inf-rastruktur nach fünf Jahren. Der Prozentwert bezieht sich auf die vorhandene Gesam-

tinfrastruktur, d.h. jeweils auf die vorhandenen 25 km je Medium).

Je Medium werden individuelle Annahmen hinsichtlich Lebens-dauer (erwartete Nutzungsdauer in konventioneller Bauweise vs. im Versorgungskanal) und den anzusetzenden Kosten je Maß-nahme (bspw. für Tiefbau bzw. auch indirekte/soziale Kosten der Maßnahme) getroffen.Das Einbeziehen der indirekten und sozialen Kosten ist für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der beiden unterschiedlichen Varianten von Bedeutung, ins-

Abbildung 7: Gesamtkostenvergleich der Varianten Abbildung 8: Kumulierte Gesamtkosten über den Betrachtungszeitraum 100 Jahre

Das Geschäftsklima in der Kunst-stoffrohr-Industrie trübt sich im zwei-ten Quartal ein. Der Index – als Ag-gregation aus Geschäftslage und Ge-schäftserwartungen – sinkt mit ei-nem Wert von -0,2 bzw. um ca. 14 Punkte gegenüber dem 1. Quartal 2016.Ausschlaggebend ist vor allem die Geschäftsentwicklung im 2. Quartal. Die Geschäftslage liegt mit einem Wert von -6,0 im ne-gativen Bereich bzw. sinkt ge-genüber dem Vorquartal um 22

Punkte. Dabei liegen die Absätze insbesondere bei den Versor-gungsrohrsystemen deutlich un-ter dem Vorjahresniveau.Die Geschäftserwartungen hin-gegen stimmen zuversicht-lich. Mit einem Index für die Ge-schäftserwartungen von 5,6 er-warten die Rohrhersteller für das 3. Quartal 2016 insgesamt hö-here Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahresquartal 2015. Mit leichten Rückgängen rechnen die Rohrhersteller nach wie vor in der

Versorgung. In allen anderen Be-reichen wird von einer Belebung ausgegangen. Als zentrale Markt-bestimmungsfaktoren galten im 2. Quartal 2016 insbesondere die Entwicklung der Rohstoffkos-ten und der Rohstoffmärkte bzw. die Rohstoffverfügbarkeit. Da-rüber hinaus wird der Markt do-miniert von Wettbewerbs- und Preisdruck und teilweise aggres-sivem Wettbewerb unter den Kunststoffrohrherstellern.Der KRV-Geschäftsklimaindex

wird seit Ende 2008 vom Kunst-stoffrohrverband erhoben. Im Auftrag des KRV ermittelt das Be-ratungsunternehmen Consultic GmbH vierteljährlich einen ak-tuellen, belastbaren und regel-mäßigen Indikator über die Ent-wicklung und Erwartung der Ge-schäfte. Teilnehmen können alle Hersteller von Kunststoffrohren und Formstücken bzw. (im Be-reich Haustechnik) Kunststoff-rohr-Systemanbieter zum Preis von 950 € p.a.

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der konventionellen Verlegung liegt (siehe Abbildung 7).Besser beobachten lässt sich dieser Effekt in der Darstellung der über den Betrachtungszeit-raum kumulierten Werte der Ge-samtkosten (Investitionen und Betrieb, siehe Abbildung 8).Unter Einbeziehung der sozialen und indirekten Kosten verschiebt sich die Betrachtung weiter zu-gunsten des Versorgungskanals (siehe Abbildung 9).Zur Beantwortung der Frage nach der durch einen Investor zu erzie-lenden Rendite werden die mög-lichen Mieteinnahmen um die Abschreibungen und Instandhal-tungskosten reduziert und in Re-

lation zu den erfolgten Investitio-nen gesetzt. Abbildung 10 zeigt beispielhaft die daraus resultie-rende Objektrendite (vor Steu-ern).

Fazit

Die langfristigen Vorteile der Verlegung und des Betriebs von Leitungen in Versorgungska-nälen werden seit längerer Zeit publiziert (stellvertretend [7]). Zum Nachweis der Wirtschaft-lichkeit ist ein komplexes Wir-kungsgefüge aufzulösen, wel-ches in Bandbreiten und mehr-periodisch oft auf methodische und empirische Schwierigkeiten

stößt [8]. Dies ist jedoch auch bei der Planung von Verkehrstun-neln oder bei der Bewertung von Wärmeversorgungssystemen der Fall.Der Bau oder die weitere Unter-haltung eines begehbaren Ver-sorgungskanals kann, wie an Beispielen nachweisbar, im öf-fentlichen Interesse liegen. Jahr-zehnte lange Betriebserfahrun-gen in Deutschland lassen die Vorteile des Erschließungssys-tems erkennen und eine Planung zum Stand der Technik erwarten.Für die Herausarbeitung eines gesamtgesellschaftlichen Nut-zens bzw. einer Wirtschaftlich-keit, die sich in mehreren Bi-lanzformen darstellt, kommt den Grundstückseigentümern (Dienstbarkeit/Konzessionsge-ber) eine wesentliche Bedeutung zu. Dazu bietet ein Simulations-verfahren eine offene und zielo-rientierte Herangehensweise. Für die Beurteilung der Versorgungs-kanäle wird somit eine bewährte Methodik mit langjähriger Empi-rie zusammengeführt.

Quellen:[1] Arbeitsmaterialien des GSTT – Arbeits-

kreises „Begehbare Leitungsgänge“ der Jahre 1997 bis 2010 im weiteren Fachdaten der Interessengemeinschaft begehbare Versorgungskanäle (IBV) bis 2016

[2] Forrester, J.W., Industrial Dynamics, OR: Productivity Press, 1961

[3] Sterman, J.D., Business Dynamics, Sys-tems Thinking and Modeling for a Com-plex World, Boston; Irwin/McGraw-Hill, 2000

[4] Bäck, T., Evolutionary Algorithms in Theory and Practice. New York: Oxford University Press, 1996

[5] Vergleich offener und geschlossener Bauweisen – direkte und indirekte Kos-ten im Leitungsbau; GSTT – Informatio-nen Nr. 11, Januar 2015

[6] Entwicklungsbaustein „Nachweis der Wirtschaftlichkeit über ein Asset-Simu-lationsmodell“ im Zuge des Projektes: Integrale Planung zur Demonstration eines weiterentwickelten begehbaren Versorgungskanals für Medienleitun-gen und -rohre am Beispiel des Ener-gieparks Kulkwitz/Stadt Markranstädt (gefördert durch die Deutsche Bun-destiftung Umwelt)

[7] K.-P. Reim, Betrieb und Instandhaltung von begehbaren Leitungsgängen, Tief-bau Ingenieurbau Straßenbau 4/2002, Seite 43 - 45

[8] Dietrich Stein, Der begehbare Leitungs-gang, Verlag Ernst & Sohn 2002

Abbildung 9: Gesamtkostenvergleich (inkl. indirekter u. sozialer Kosten)

Abbildung 10: Objektrendite vor Steuern