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Sitzung vom 28. Januar 1878. Vorritzender: Herr A. W. IIofrnan n, Vice-Prasidrnt. Das Protocol1 der letzten Sitzung wird gcnehmigt. Der Vorsitzende setzt die Gesellschaft ron einem beklagenswerthc n Verlust in Kenntniss, welchen dieselbe durch den vor einigen Tageii er- folgten Tod des Hro. Dr. Carl Gundelach, Fabrikdirect.ors in Mann- heirn, erlitten hat. In G u n d e I ac h sei einer der liervorrngendsten che- mischen Industriellen geschiedcn , dessen friihen ‘rod man in weitrri Kreisen schmerzlich empfinden werde. Derselbe war bald nach Vol- lendiing seiner Studien in dcm Liebig’schen Laboratorium in die be- riihmte Kestner’sche Fabrik zu Thann im Elsass eingetreten und hat seit vielen Jnhren einem Complexe von der chemischen Grossindustrie gewidmeten Fabrikcn in der Nlhe von Mianiibeim vorgestaiiden, welche sich nnter seiner Leitung zu holier Bliithe entfaltet haben. Obschon niit Geschiifien aller Art iiberhiiuft, hatte sich G u n delach glcichwolrl eiii seltenes Interesse auch fiir die Fortschritte der reinen Chrmie be- wahrt, und war unserer Gesellschaft kurze Zeit nach ihrer Grtiiidiing Leigetreten. Hoffentlich werde uns die der Piirderung der chemisclirrl Industrie unablassig gewidmete Laufbahn des Geschiedenen von be- riifeuer Hand geschildert werden. Der Vorsitzende eriunert die Versammlung ferner an den seit der letzten Sitzung erfolgten Tod Victor Regnault’s. Durch den Hiti- tritt dieses beriihmten Gelehrten sei in die Reihe der cxperimentalen Forscher eine Liicke geschlagen worden, welche nur schwer ausgefiillt wcrden kijnnte. Man sei allerdings, und niit Recht, gewohnt, R e g n a u l t mvhr als Physiker denn als Chemiker zu betrachten, allein die Cle- niiker hiitten doch nie aufgehort, in gewiasem Sinne ihn zu den Ibrigen LU ziihlen, denn einerseits hiitten sie nicht vergessen, dass er seine ersten Lorbceren auf dem Feldc ilircr eigenen Wissenschaft gcpfliickt habe, andererscits gcdiichten sic in Dankbarkcit seiner spateren mcister- hnften Uritersuchungcn auf dem Gebiete der Physik, welche der ctie- mischen Forschung in hcrvorragender Wcise zu Gute gckominen sci m Er brauche kaum daran zu erinnern, dass viele der mit unvergleich- licher Pracision von ihrn erniittelten Wcrthe in unseren Laboratorien alltBglich umfassendste Anmendung finden, so dass der Name R e g n a ul t ganz eigentlich als ein ,householdword’ von den Chemikern genannt werde. Es sei hier der Ort nicht, der grossartigen wissenschaft- schaftlichen Thiitigkeit R e g n a u l t’s auch nur andeutungsweise zu gedenken; er habc nichts anderes zu thun, nls dern allgemeinen Gcfiilile Beiielitc d. D. Chein. Gescllscltaft Jalilp. XI. l?

Sitzung vom 28. Januar 1978

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Sitzung vom 28. Januar 1878. Vorritzender: Herr A. W . I I o f r n a n n , Vice-Prasidrnt.

Das Protocol1 der letzten Sitzung wird gcnehmigt. Der Vorsitzende setzt die Gesellschaft ron einem beklagenswerthc n

Verlust in Kenntniss, welchen dieselbe durch den vor einigen Tageii er- folgten Tod des Hro. Dr. C a r l G u n d e l a c h , Fabrikdirect.ors in Mann- heirn, erlitten hat. I n G u n d e I a c h sei einer der liervorrngendsten che- mischen Industriellen geschiedcn , dessen friihen ‘rod man in weitrri Kreisen schmerzlich empfinden werde. Derselbe war bald nach Vol- lendiing seiner Studien in dcm Liebig’schen Laboratorium in die be- riihmte K e s t n e r ’ s c h e Fabrik zu Thann im Elsass eingetreten und h a t seit vielen Jnhren einem Complexe von der chemischen Grossindustrie gewidmeten Fabrikcn in der N l h e von Mianiibeim vorgestaiiden, welche sich nnter seiner Leitung zu holier Bliithe entfaltet haben. Obschon niit Geschiifien aller Art iiberhiiuft, hatte sich G u n d e l a c h glcichwolrl eiii seltenes Interesse auch fiir die Fortschritte der reinen Chrmie be- wahrt, und war unserer Gesellschaft kurze Zeit nach ihrer Grtiiidiing Leigetreten. Hoffentlich werde uns die der Piirderung der chemisclirrl Industrie unablassig gewidmete Laufbahn des Geschiedenen von be- riifeuer Hand geschildert werden.

Der Vorsitzende eriunert die Versammlung ferner an den seit der letzten Sitzung erfolgten Tod V i c t o r R e g n a u l t ’ s . Durch den H i t i -

tritt dieses beriihmten Gelehrten sei in die Reihe der cxperimentalen Forscher eine Liicke geschlagen worden, welche nur schwer ausgefiillt wcrden kijnnte. Man sei allerdings, und niit Recht, gewohnt, R e g n a u l t mvhr als Physiker denn als Chemiker zu betrachten, allein die C l e - niiker hiitten doch nie aufgehort, in gewiasem Sinne ihn zu den Ibrigen L U ziihlen, denn einerseits hiitten sie nicht vergessen, dass e r seine ersten Lorbceren auf dem Feldc ilircr eigenen Wissenschaft gcpfliickt habe, andererscits gcdiichten sic in Dankbarkcit seiner spateren mcister- hnften Uritersuchungcn auf dem Gebiete der Physik, welche der ctie- mischen Forschung in hcrvorragender Wcise zu Gute gckominen s c i m E r brauche kaum daran zu erinnern, dass viele der mit unvergleich- licher Pracision von ihrn erniittelten Wcrthe in unseren Laboratorien alltBglich umfassendste Anmendung finden, so dass der Name R e g n a ul t ganz eigentlich als ein ,householdword’ von den Chemikern genannt werde. Es sei hier der Or t nicht, der grossartigen wissenschaft- schaftlichen Thiitigkeit R e g n a u l t’s auch nur andeutungsweise zu gedenken; e r habc nichts anderes zu thun, nls dern allgemeinen Gcfiilile

Beiielitc d . D . Chein. Gescllscltaft Jalilp. XI. l ?

der Trauer ob so schweren Vcrlustes irn TCreise der Fachgenosscn Ausdruck zu geben.

Das Andenken der Geschicdenen zi i ehren, erliebt sich die Vcr- sammlung.

Zu den geschaftlichen AufgaGen des Abends iibergehend, Lemerkt der Voraitzendc, dass er schon in der General-Versammlung am Sctilusse vorigen Jahres auf die Nothwendigkeit hingewiesen habe, Mittel zu finden, um dem Anschwellen der Berichte iiber legitime Pro- portionen hinaus eine Schranke zu setzen. Wie die Versammlung m s dern alsbald zu rerlesenden Protocolle der letzten Vorstands-Sitzung entuehnien werde, sei beschlossen wordcn, jcde l a n g e r e Abhandlung vor dem Abdruck in den Berichten der Publications-Commission zu unterbreiten , deren Aufrnerksamkeit sich narnentlich auch auf die Vereinfachung der oft GbermLssig ausgespreizten, vie1 Raum und Geld verschlingenden Formeln lcnken werde. Wie sehr die unum- glngliche Nothwendigkcit geliister Formeln anerlraunt werdcn miisste, wenn es sich um die Darlegung der atomistischen Construction eines complexrn Moleculs handle, ebenso wenig kiinne man sich der Ueber- zrugung verschlicssen , dass nach dieser Richtung bin des Guten gelegentlich zu vie1 gescliehe. Vor lauter Uaumen sehe man oft den Wald nicht mehr.

In Folge der beschlossencn Bcgutachtung ron Seiten der Publi- cations-Commission werdc in Zuliunft die Veriiffentlichung l a n g e r e r Aufsltze bisweilen e iwn Aafschub erleiden kiinnen. E r halte es f i r angeeeigt, diese JKglichkeit zu bvtonen, um dem Missbehagen etwa 0 gctiinschter Erwartung schon im Voraus die Spitze abzubrechen.

Der Schriftfiihrer verliest darauf das weiter unten abgedruckte Protocol1 der Vorstands-Sitzung vorn 27. Januar 1878.

Zu ausserordentlichen hlitgliedern werden proclamirt die Herren : L. S u t t e r , Rector der kgl. Itealschule, Landau [Pfalz]; G. M a c G o w a n , Blegbie, Upper Keith, Edingburg; L. W o l f f , G. S t i r n e r , J. S t e l z e r , Dr. W. M u l l e r , K. M i i l l e r , J. K o i m z o g l u s , i F. K i n k e l i n , L. K a l w o d a , C. H o l z l , H. F l e c k ,

I R. E r l e n w e i n , K. A n t z , I

ivi u n ci

L. P o n n d o r f , Dr. \ Dresden, Chem. Laborat.,

Polytechnic. ; I R. M G h l a u , P. Q u k a s s i a n t z , G. H u f s c h l a g e r , Dr., Assi-

stent, 1 c. H a u s s e r , (Adr. W u r t h Rr.Co.) Wien, VII. Ulrichsplatz; S t u a r t F o r s t e r , 1 Chem. Univ.-Laborat., Leipzig, C. L a a r , I Waisenliaus-Str. 29 ; R. W o l l n y , Dr. W. R e i m a n n , J. L o i s i n g e r , G. H e n r i c h , G. L i n k , Dr. M. L e b k o w s k i , T h . W i l m , Dr., Chem. Laborat. des technolog. Instituts St.

Petersburg ; A. W e b e r , Dr., Assistent am Chem. Univ.-Laborat., Ziirich; W. L a n g e , Dr., Kiel, Neues chem. Laborat. ; G. M i i n d e r , Dr., (Chcni. Fabrik ron H i e b e r ) Uhlenhorst bei

J. R o b i n s o n , Oxford.

Chem. Laborat., Polytechnic., Miinchen ;

I I

Hamburg;

Zu ausserordentlichen Mitgliedern werdcn vorgeschlagen die

J. G y i k e t t a , p. Adr. Farbcnfabrik v. F e u e r l e i n , Stuttgart- Feuerbach (durch C. h l a r x und Eug. S e l l ) ;

A iig. R e u t e r , Assistent am chem. Univ.-Laborat. Rostock (durch 0. J a c o b s c n und C. G a e h t g e n s ) ;

H e n r y C h a p m a n n J o n e s , Assistent am chem. Laborat. Royal College of Chemistry in London; Highbury, 166 Blackstock Road (durch W . V a l e n t i n und F. T i e m a n n ) ;

C a r l J a e g e r , p. Adr. Farbenfabrik von R e i n h . F l a c h , Reichs-Str. 1 in Chemnitz (durch G. W u n d er und I?. T i e - m a n n ) ;

A. J. M e y e r , Lehrer an der hiiheren Biirgerschule in Tiel [Holland] (durch R. S.- T j a d e n - M o d d e r m a n n und W. M e y e r i n g h ) ;

A l b r . M i i l l e r , Wilhelrn-Str. 19 XI, Berlin (durch E u g . S e l l und F. T i e m a n n ) ;

A l b e r t H o f m a n n , Physikal. Laborat. in Heidelberg, Ploek- Str. 5 6 a (durch A. A d a i r und F. T i e m a n n ) ;

N. F r k d e r i c M e r r i l , Dr. Cbem. Univ.-Laborat. in Leipzig, L u d w i g S c h u l e r u d , Waisenhaus-Str. 29 (durch G o t t l i e b P l a m i u e c k , i E. v. h l o y e r uod F. T i e m a u n ) ;

IJerren :

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P a u l M a r t i n , Dr., Universitlt Jena (durch A. H i l g e r und

R i c h . F l e i s c h e r , Dr. med., Pri- Laborat. fiir angewdt. Chem., Erlangen (durch

A. H i l g e r und E. v. G e r i c h t e n ) ;

W i l l i a m R i i s s l e r , i H e r r n . K o p p , Dr. ( Dr. ‘I‘ h e o d o r F r i e d e r i c i , Chem. Univ.-Laborat. Kiinigs-

berg i. Pr. (durch W. L o s s e n und H. S a l k o w s k i ) ; S t a n i s law N a t a n s o n, Anorg. Laborat. der Gewerbe-A ka-

dcmieBerlin, Kloster-Str. (durch G. M e y e r u.J. P h i l i p p ) ; H e n r y G r o s h e i n t z , Paris, Rue d’Assas 76 (durch A. H e n -

r i i n g e r und J. A. Le B e l ) ; J. F. S t o d d a r d , Northampton, Massachusetts U. S. A. (durch

L. €1. F r i e d b u r g und H. W i c h e l h a u s ) .

Der SchriftfGhrer: Der Vorsitzende:

E. v. G e r i c h t e n ) ;

vatdocen t, 1 5 Assistenten,

A. P i i i n e r . A. W. H o f m a n n .

P r o t o r o l l d e r V o r s t a n d s - S i t z u n g v o m 2 i . J a n u a r 1875. Anwesend die Herten: C. L i e b e r n i a n n , R. B i e d c r n i a r i n ,

A. G e y g r r , J. I:. H n l t z , G. K r i i m e r , C. A. M a r t i n s , A. P i n n c r , E. S a l k o w s k i , E. S c h e r i r i g , F . T i e m a n n , H. V o g e l , H.Wichc1- h a u s .

1) Von den nach 0 1G der Statuten im Jalire 1878 anzuberaunien- den Sitzungstagen der Gesellschaft f d l t einer (22. April) mit den1 zweiten Osterf‘eiertage, ein underer (am 10. Juni) mit dem zwriten Pftngstfeiertage zusammen. Es wird daher beschlossen , die statuten- missige Sitzung vom 22. April auf den 29. April zu verlegen, die Sitzung vom 10. Juni aber ausfallcn zu lnssen.

2) Hr. Ki c h e 1 h a u s wird unter den bisherigen Bedingungen Zuni Redacteur fiir das J a h r 1575 wiedergewlhlt.

3) I n die Publications-Commission werden die HHrn.: C. L i e b e r - m n n n , A. P i n n e r , F. T i e n i a n n und H. W i c h e l h a u s gewiihlt.

4) Es wird beschlossen, Hrn. B i e d e r m a n n mit der gemeiu- samen Bericliterstattnng iiber in- und ausliindische Patente zu bcauf- tragcn. Die Berichterstattung ist in Bczug auf Form und Inbalt den Correspondcneen dc r Gesellscliaft, i n denen wissenschaftliche Thenista behaiidelt werden, anzupassen ; sie sol1 jedoch auch diejenigen chc- misclien Patente, wenigstens den Titeln nach, erwlhnen, welche nach ilnsicht dcs Referenten wenig oder garnichts Neues bringen.

5 ) Die Honorare fiir Correspondenzen der HHrn. A . H e n 11 i n g e r in Par is , H. S c h i f f in Turin uiid G. W a g n e r in St. Petersburg werden wie im Vorjahre bewilligt. Mit Hrn. R. C e r s t l in London muss ein neues Abkommen getroffen werden, da derselbe in Zukunft

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nur noch iibw die in England ausgefuhrten wissenschaftlichen Arbeiten rind in Folge des unter 4 verzeichneten Vorslandsbeschlusses, nicht mehr gleichzeitig iiber die englischen Patcnte berichten wird. Man einigt sich uber ein Honorar, welches der Schriftfiihrer beauftragt wird, Hrn. G e r s t 1 anzubieten.

6) Eine aus den HHrn. J.P. H o l t z , C.A. M a r t i u s , C . S c h e i b l e r , €1. V o g e l und H. W i c l i e l h a u s bestehende Commission, welche da.s Recht der Cooptation erhiilt, wird mit den Vorbereitungen zu dem xur Feier dcs zehnjahrigen Bcstehens der Gesellschsft z u ceraristal- tenden Festessen , sowie mit der Fest,stellung eines geeigneten Tages fur dassalbe betraut.

7) In Anbetracht des stets wachsenden Umfaggs der Bericlite und der damit steigenden Druckkosten, welche schon jetzt die Ein- nahmen der Gesellschaft fast vollstandig absorbiren, fordert der Vor- stand den Redacteur und die Publications-Commission auf, iri Zukiinft et.renger bci der Aufnahme namentlich llngerer Abhsndlungen in die Berichte zu verfahren.

8) Der Schriftfiihrer theilt mit, dass er eine a n das Bureau adrcssirte Zusendung, welche die von dem verstorbenen Professor A . O p p e n h e i m der Gesellscliaft vermachte Bibliothek enthalte, i n Empfang genommcn habe. Behufs Aufstellung derselben wird der Bibliothekar ermzchtigt, geeignete Schriinke anfertigen zu lasscn.

9) I n Znkunft sollen i n den Protocollen der Gcsellschafts-Sitzungeri niir die Titel der als Gcscherike der Bibliothek Cberwiesenen Biicher und Schriften abgedruckt werden.

Der Schriftfiihrer : Der Vorsitzende: F e r d . T i e m a n n . C. L i c b e r m a n n .

Nittheilungen. 31. A. G. Eckstrand: Ueber ein Trinitronaphtol.

(Aus dem Univ.-Laborat. ia Ziirich, mitgetheilt von V. Merz und W. Weith.) (Eingegangen am 21. Oct. 1877; verl. i. d . Sitzung von flm. C. Liebermann.)

Die bisherigen Versuche uni die Darstellung einea trinitirten Naphtols sind erfolglos geblieben. Da indessen ein solcher Nitro- korper schon fur sich, als Analogon der Pikrinsaure, und ferner um der zu erwartenden Derivate ein griisseres Interesse bietet, so liebe ich - auf Veranlassung der Herren M e r z und FVeith - seine Bereitung in yerschiedener Weise zunachst aus dem Dinitronaphtol versucht und ist sie mir nach einigen vergeblichen dnlaufen auch ge- lungen.