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1 BIOCHEMISCHES PRAKTIKUM für Chemiker und Wirtschaftsingenieure Fassung vom September 2013 Universität Kaiserslautern Fachbereich Chemie Prof. Dr. W. E. Trommer

Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Page 1: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

1

BIOCHEMISCHES

PRAKTIKUM

für Chemiker und

Wirtschaftsingenieure

Fassung vom September 2013

Universität Kaiserslautern

Fachbereich Chemie

Prof. Dr. W. E. Trommer

Page 2: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Inhaltsverzeichnis

Zeitplan zum Biochemie-Praktikum für Chemiker und WI SS 2013 ................................... 3

Anmerkungen zum Praktikum............................................................................................ 4

Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA) ................................................................ 5

Enzymatische Bestimmung von ADP (Adenosindiphosphat) ........................................ 15

Disk-Elektrophorese in Natriumdodecylsulfat (SDS-PAGE) ............................................. 19

Quantitative Proteinbestimmungsmethoden .................................................................... 28

Bestimmung der katalytischen Konstanten und der Michaelis-Konstanten von

Chymotrypsin für N-Succinyl-alanyl-alanyl-prolyl-phenylalanin-4-nitroanilid (Suc-AAPF-

pNA) ........................................................................................................................... 35

Page 3: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Zeitplan zum Biochemie-Praktikum für Chemiker und WI SS 2013

Datum Gruppen 1-2 Gruppe 3 Gruppe 4 Gruppen 5-6

Mo., 23.9.13

9:00 Uhr, 576A: Disk-Elektrophorese

(Gwladys Nouidui Djiégoué)

9:00 Uhr, 572A: Proteinbestimmung

(Chen Chen) 13:30 Uhr, 572A:

Proteinbestimmung (Chen Chen)

14:00 Uhr, 576A: Disk-Elektrophorese

(Gwladys Nouidui Djiégoué)

Di., 24.9.13

9:00 Uhr, 572A:

Proteinbestimmung (Chen Chen)

9:00 Uhr, 576A: Disk-Elektrophorese

(Gwladys Nouidui Djiégoué) 13:00 Uhr, 568A: ADP-Bestimmung

(Doreen Knochenhauer)

Mi., 25.9.13

9:00 Uhr, 572A: Chymotrypsin

(Benjamin Selmke)

8:00 Uhr, 568A: ADP-Bestimmung

(Doreen Knochenhauer)

13:30 Uhr, 572A:

Chymotrypsin (Benjamin Selmke)

13:00 Uhr, 568A: ADP-Bestimmung

(Doreen Knochenhauer) 16:30 Uhr, 576B:

Vorbereitung für ELISA (Kathrin Stegmaier)

Do., 26.9.13 9:00 Uhr, 576B:

ELISA (Kathrin Stegmaier)

9:00 Uhr, 572A: Chymotrypsin

(Benjamin Selmke) 16:30 Uhr, 576B:

Vorbereitung für ELISA (Kathrin Stegmaier)

Fr., 27.9.13 9:00 Uhr, 576B:

ELISA (Kathrin Stegmaier)

Page 4: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Anmerkungen zum Praktikum

Protokolle zu den einzelnen Versuchen sind spätestens 1 Woche nach

Beendigung des Versuchs beim Versuchsassistenten / der Versuchsassistentin

abzugeben.

Zulassung zur Praktikumsklausur bzw. Ausstellung des Scheins nur nach

erfolgreicher Abgabe und evtl. Korrektur aller Protokolle.

Alle verwendeten Messwerte etc. sind im jeweiligen Protokoll anzugeben.

Rechenwege sind nachvollziehbar darzulegen.

Protokolle sind in Papierform abzugeben.

Sollten Sicherheitsregeln im Labor nicht befolgt werden, können Praktikant(inn)en

vom Praktikum oder dem Versuchstag ausgeschlossen werden

Page 5: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA)

Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA) ................................................................. 5

1. Einleitung ................................................................................................................... 5

2. Versuchsbeschreibung ............................................................................................... 9

3. Versuchsdurchführung ............................................................................................. 11

3.1 Reagenzien und Chemikalien ............................................................................. 11

3.2 Versuchsablauf ................................................................................................... 12

3.3 Bestückung der Mikrotiterplatte ........................................................................... 13

4. Auswertung .............................................................................................................. 14

5. Literatur .................................................................................................................... 14

1. Einleitung

Die intakte Oberfläche des Körpers stellt eine wirksame Barriere gegenüber den meisten

Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilzen, Parasiten) dar. Um dennoch eingedrungene

Mikroben unschädlich zu machen, verfügen Wirbeltiere über ein Abwehrsystem aus

Molekülen und Zellen, das Immunsystem.

Alle Zellen des Immunsystems stammen von pluripotenten Stammzellen ab, die sich im

Laufe ihrer Entwicklung in zwei Zellinien, die myeloische und die lymphatische, differen-

zieren. Die myeloische Reihe besteht zum gößten Teil aus Phagozyten, welche in der

Lage sind, Fremdorganismen zu endocytieren und zu verdauen. Die Zellen der lympha-

tischen Reihe (Lymphocyten) differenzieren, je nach Umgebung (microenvironment) in der

sie heranreifen, in T- und B-Zellen. T-Zellen entwickeln sich dabei im Thymus, während B-

Zellen bei Säugetieren im Knochenmark (bone marrow) entstehen.

Neben der zellvermittelten Immunreaktion spielen auch lösliche Faktoren bei der Immun-

antwort eine große Rolle (humorale Immunantwort). Den Hauptträger dieser Abwehr

bilden die Immunglobuline oder Antikörper. Diese werden - nach einem Kontakt des

lymphatischen Systems mit fremden immunogenen Molekülen - von Plasmazellen, die

sich aus B-Zellen entwickeln, gebildet. Moleküle, die im Organismus die Bildung dieser

Antikörper induzieren, nennt man Antigene.

Page 6: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Die Antikörper erkennen das infektiöse Agens spezifisch, das heißt, ein bestimmter Anti-

körper erkennt nur sein zugehöriges Antigen. Die Bindung erfolgt dabei nicht an das

gesamte Antigen, sondern nur an eine bestimmte Stelle, die Antigendeterminante

(Epitop).

Die Grundstruktur aller Antikörper besteht aus je zwei identischen leichten und schweren

Polypeptidketten, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind (Abb. 1).

Kohlenhydrat

Disulfidbrücke

schwere Kette 450 Reste

leichte Kette 212 Reste

CH3 CH2

CH1

VH

CL

VL

Türangel-(hinge) Region

Antigen-bindungs-stellen

Abb. 1: Grundstruktur eines Antikörpers (IgG)

Page 7: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Von der kleineren Polypeptidkette (light chain) mit einem Molekulargewicht von 25.000 Da

existieren zwei Formen, die - und die -Form. Ihre Struktur gliedert sich in zwei globuläre

Regionen (Domänen), die in sich durch je eine Disulfidbrücke stabilisiert sind. Diejenige

Region, welche die Carboxylgruppe enthält, zeigt bei einem Vergleich der Aminosäure-

sequenzen verschiedener Antikörper eine hohe Übereinstimmung und wird daher als kon-

stante Region (CL-Region, constant light chain) bezeichnet. Das aminoterminale Ende

besitzt eine große Sequenzvariabilität und wird daher variable Region (VL-Region,

variable light chain) genannt.

Die schwere Polypeptidkette (heavy chain) existiert in fünf Formen () mit einem

Molekulargewicht von 50.000-77.000 Da. Jede dieser Formen ist mit einem Leichtketten-

typ frei kombinierbar, wodurch die fünf Immunglobulinklassen (IgA, IgD, IgE, IgG bzw.

IgM) entstehen. Variationen in der Schwerkettenstruktur innerhalb einer Klasse (z. B. 1,

2, 3 u. 4) führt zur Bildung von Subklassen (entsprechend: IgG1, IgG2, IgG3, bzw.

IgG4).

Die Struktur der schweren Ketten ist denen der Leichtkette sehr ähnlich. Bedingt durch die

größere Molmasse besitzen sie jedoch neben der variablen Region (VH-Region, variable

heavy chain) drei konstante Domänen (CH1, CH2, CH3). Der Kohlenhydratanteil, den alle

Antikörper besitzen, ist an die CH2-Region gebunden.

Die pflanzliche Proteinase Papain spaltet Immunglobuline in der Region zwischen den

CH1- und CH2-Domänen, der sogenannten Türangelregion (hinge region), wodurch zwei

identische Fab-Fragmente und ein Fc-Fragment entstehen (Abb. 2). Ein weiteres Enzym

für die Fragmentierung von Antikörpern ist Pepsin, welches zwei größere Fragmente

erzeugt, das F(ab')2-Fragment, das die über die Hinge-Region miteinander verbundenen

Fab-Regionen umfasst, und das pFc'- Fragment, welches den CH3-Domänen des Anti-

körpermoleküls entspricht.

Mit diesen Fragmenten konnte gezeigt werden, dass die Antigen-Antikörper-Bindungsorte

in den variablen Bereichen (VL, VH) des Antikörpers liegen, während der Fc-Teil die

Bindung des Immunglobulins an verschiedene Zellen des Immunsystems, sowie Komple-

mentfaktoren vermittelt. Die hohe Beweglichkeit der Hinge-Region erlaubt eine Änderung

des Abstandes der Antigenbindungsorte, wodurch diese unabhängig voneinander verfüg-

bar sind.

Page 8: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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F(ab’)2

Peptide mit niedriger Molmasse

sekundäre Spaltung durch Papain

Papain

Pepsin

pFc’

333 234

Fab

Fc’

Fc

433 341 224

Abb. 2: Enzymatische Spaltung von Immunglobulinen

Page 9: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Bei der Gewinnung von Antikörpern unterscheidet man diese in zwei Gruppen:

1) polyklonale Antikörper: Hier handelt es sich um eine Mischung von verschiedenen,

gegen diverse Epitope gerichteten Antikörpern. Sie werden aus dem Serum von zuvor mit

Antigen immunisierten Tieren gewonnen.

2) monoklonale Antikörper: Richten sich genau gegen ein spezifisches Epitop eines Anti-

gens. Für die Gewinnung werden Plasmazellen von zuvor immunisierten Tieren durch

Fusion mit Tumorzellen immortalisiert (Hybridom-Technik). Die so erhaltenen Hybridoma-

Zellen werden mehrfach vereinzelt (kloniert), so dass sich ein Zellstamm ergibt, der auf

nur eine Plasmazelle zurückgeht. Dieser Zellstamm kann nun theoretisch eine unendlich

große Menge monoklonaler Antikörper bilden.

2. Versuchsbeschreibung

Zur Bestimmung von Antikörpertitern (AK) gegen bestimmte Antigene existiert mittlerweile

eine Vielzahl von Methoden, wobei an dieser Stelle nur der RIA (radioimmunoassay) und

der ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay) genannt seien. Beide Assays sind sehr

einfach in der Durchführung, doch sehr sensitiv und zuverlässig, was zu deren weit ver-

breiteter Anwendung geführt hat. Die Grundlage beider Methoden beruht auf der Tatsa-

che, dass bestimmte Kunststoffoberflächen (z. B. Polystyrol, Polypropylen, Polycarbonat,

Polyvinylchlorid) geringe Mengen der meisten Proteine fest binden können. Beim ELISA

können je nach Problemstellung verschiedene Typen des Tests durchgeführt werden:

1) „indirekter“ ELISA: Das zu testende Antigen wird an eine geeignete Plastikoberfläche

adsorbiert (Coating, I in Abb. 3). Nach Entfernen des Antigens werden noch freie Bin-

dungsstellen mit einem nicht reagierenden Protein (z.B. Rinderserumalbumin) blockiert

(hier nicht dargestellt). Die Detektion des Antigens erfolgt über einen für dieses Antigen

spezifischen Primärantikörper (II in Abb. 3). Durch einen Sekundärantikörper, der an den

Primärantikörper bindet und mit einem Enzym markiert ist, kann nach Zugabe des ent-

sprechenden Substrats ein Nachweis des Antigens über die Enzymreaktion erfolgen (III

in Abb. 3).

Page 10: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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I

II

III

Antigen

Abb. 3: „indirekter“ ELISA

2) Sandwich-ELISA: Im Gegensatz zum indirekten ELISA wird hier nicht das Antigen,

sondern ein für das Antigen spezifischer Antikörper an die Plastikoberfläche gebunden.

Dieser ist, nachdem noch freie Bindungstellen mit einem nicht reagierenden Protein

blockiert wurden, in der Lage, sein Antigen aus einer Probelösung zu binden. Die Detek-

tion erfolgt wiederum über einen zweiten Antikörper, der an ein anderes Epitop des Anti-

gens bindet und so das Sandwich bildet (AK-Antigen-AK-Komplex). Der Nachweis der

Bindung erfolgt wie im indirekten ELISA über einen mit Enzym markierten Sekundäranti-

körper, der z.B. ein farbloses Substrat zu einer farbigen Verbindung umsetzt.

3) kompetitiver ELISA: Anstelle eines zweiten, markierten Antikörpers wird ein markiertes

Kompetitor-Antigen verwendet. Dieses ist dem Analyten (Antigen) strukturell ähnlich und

konkurriert so mit diesem um die Bindungstellen am Antikörper. Je weniger Analyt in einer

Probe enthalten ist, desto mehr Kompetitor bindet an den Antikörper und desto intensiver

ist die Farbreaktion. Die Farbintensität verhält sich umgekehrt zur Analyt-Konzentration:

wenig Analyt = fast alle Paratope (Bindungsstelle am Antikörper) vom markierten Kompe-

titor besetzt = starke Farbreaktion

viel Analyt = schwache Farbreaktion

Page 11: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Im Praktikumsversuch soll ein His-Tag markiertes Protein (Gelonin) aus Expressions-

versuchen mittels eines indirekten ELISAs nachgewiesen werden. Es wird deshalb ein

monoklonaler Anti-His-Tag Antikörper als Primärantikörper verwendet. Zur Nachweis-

reaktion wird ein an Alkalische Phosphatase (AP) gebundener Anti-Maus-Antikörper

verwendet. Das Substrat der Alkalischen Phosphatase ist para-Nitrophenylphosphat.

Durch das Enzym wird hydrolytisch die Phosphatgruppe abgespalten und es bildet sich

zunächst farbloses para-Nitrophenol. Im Alkalischen wird para-Nitrophenol zum gelben

para-Nitrophenolat-Anion, welches bei 405 nm photometrisch bestimmt werden kann.

Reaktion:

3. Versuchsdurchführung

3.1 Reagenzien und Chemikalien

Testprotein (Antigen) Rekombinantes Gelonin mit His-Tag (10 µg/ml)

Gelonin aus Samen von Gelonium multiflorum (10 µg/ml)

Kontrollen

Negativkontrollen: 10 µg/ml Cytochrom c

Positivkontrolle: 10 µg/ml rekombinantes Gelonin

Primärantikörper Monoklonaler antigenspezifischer Antikörper:

Mouse-Anti-His-Antikörper

Verdünnung: 1:2000 mit PBS-Tween

Page 12: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

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Enzymkonjugat Alkalische-Phosphatase-markierte, polyklonale Antikörper gegen Maus-Immunglobuline:

Anti-mouse-lgG-Antikörper (AP)

Verdünnung: 1:1000 mit PBS-Tween

Coating-Puffer Lösung A: 100 ml 0,2 M Na2CO3 (2,12 g ad 100 ml)

Lösung B: 100 ml 0,2 M NaHCO3 (1,68 g ad 100 ml)

Gebrauchslösung : 8,5 ml Lösung A + 4 ml Lösung B

pH 10,6 (pH-Kontrolle)

ad 50 ml mit bidest. Wasser

Waschpuffer PBS-Tween Na2HPO4 0,92 g

NaH2PO4 * H2O 0,35 g

NaCl 8,18 g

pH 7,2

ad 1 l mit deionisiertem Wasser

100 ml zur Seite stellen (= PBS-Puffer)

zu den restlichen 900 ml:

Tween 20 0,45 ml

Blockierlösung 1% BSA in PBS

250 mg BSA in 25 ml PBS

Substratpuffer (AP) MgCl2 * 6 H2O 0,1 g

DEA (Diethanolamin) 97 ml

pH 9,8

ad 1 l bidest. Wasser

Substratlösung (AP) 15 mg p-Nitrophenylphosphat ad 15 ml Substratpuffer

3.2 Versuchsablauf

a) Das Antigen wird im Coating-Puffer auf eine Konzentration von 10 g/ml eingestellt. Je

Napf werden 100 µl dieser Lösung eingebracht. Die Bindung an die feste Phase erfolgt

über Nacht bei 4 °C.

b) Die Näpfe der Platte werden durch Ausschlagen geleert. Pro Napf werden 200 µl der

Blockierlösung eingefüllt. Die Inkubation erfolgt bei Raumtemperatur für 90 min.

c) 2-maliges Waschen mit jeweils 200 µl PBS-Tween-Puffer. Ausschlagen der Näpfe.

Page 13: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

13

d) Je Napf werden 100 l Primärantikörperlösung eingebracht. Die Inkubation erfolgt bei

Raumtemperatur für 1 h (siehe „Aufteilung der Mikrotiterplatte“, Abschn. 3.3)

e) 2 × Waschen. Näpfe ausschlagen.

f) Das Enzymkonjugat wird auf eine geeignete Arbeitskonzentration gebracht, d. h. ca.

1000 × verdünnt (10 l Enzymkonjugatlsg. + 10 ml PBS-Tween) und 100 l pro Napf

eingebracht. Die Inkubation erfolgt bei Raumtemperatur für 1 h.

g) 2 × Waschen. Näpfe ausschlagen.

h) 100 l Substratlösung zugeben. Die Entwicklung erfolgt bei Raumtemperatur. Die

Platte wird nach 10 min mit Hilfe eines EIA-Readers bei 414 nm vermessen.

3.3 Bestückung der Mikrotiterplatte

a) Blank:

Für die Messung benötigt der EIA-Reader eine Spalte der Platte als Blank. In die Spalte 1

dürfen deshalb keine Proben eingebracht werden. Stattdessen wird PBS einpipettiert. Alle

anderen Schritte wie Blockieren, Konjugatzugabe usw. erfolgen wie beschrieben.

b) Negativkontrolle:

Um falsche positive Ergebnisse auszuschließen, müssen in jedem ELISA

Negativkontrollen durchgeführt werden. Zu diesem Zweck wird eine Spalte der Platte nicht

mit Antigen beschichtet. Das weitere Vorgehen erfolgt wieder wie beschrieben.

Die Ursachen für falschpositive Ergebnisse können sein:

Unspezifische Adsorption des Enzymkonjugates an das Plastikmaterial,

Kreuzreaktionen des Enzymkonjugates,

c) Positivkontrolle:

Um sicherzustellen, dass der ELISA richtig durchgeführt wurde, sollte immer eine Spalte

der Platte mit einer Probe bestückt werden, von der bekannt ist, dass sie für das

verwendete Antigen spezifische Antikörper enthält. Diese Löcher müssen sich beim

Entwickeln auf jeden Fall färben.

Page 14: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

14

4. Auswertung

Hinweis: Bitte pro Gruppe einen USB-Stick mitbringen. Die Messdaten stehen nur in

digitaler Form zur Verfügung.

Die Auswertung erfolgt zunächst optisch, indem man die Löcher notiert, die deutlich

stärker gefärbt sind als die Negativkontrollen. Die Messwerte des EIA-Readers werden

statistisch ausgewertet.

Dazu werden die Negativkontrollen gemittelt und die Standardabweichung berechnet. Für

jede Probe wird ebenfalls der Mittelwert aus den Messwerten gebildet. Eine Probe ist

dann positiv, wenn dieser Mittelwert größer ist als die Summe aus dem Mittelwert der

Negativkontrollen und der zweifachen Standardabweichung.

5. Literatur

Harlow, E., Lane, D.,

Antibodies. A Laboratory Manual,

ColdSpringHarbor Laboratory, New York, 1988.

Kap. 14, Immunoassays, S. 553-612.

Goding, J. W.,

Monoclonal Antibodies: Principles and Practice, 2nd ed.,

Academic Press, London, 1986.

Kap. 3.10, Screening Assays, S. 76-89.

Peters, J. H., Baumgarten, H., (Hrsg.),

Monoklonale Antikörper. Herstellung und Charakterisierung, 2. Auflage,

Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 1990.

Kap. 10, Nachweis von monoklonalen Antikörpern, S. 317-458.

Page 15: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

15

Enzymatische Bestimmung von ADP (Adenosindiphosphat)

Einleitung zu den photometrischen Bestimmungen ...................................................... 15

Aufgabe ........................................................................................................................ 16

Prinzip der enzymatischen Methode ............................................................................. 17

Reagenzien (M = mol/l) ................................................................................................ 17

Berechnung des Versuchsergebnisses ........................................................................ 17

Durchführung der Bestimmung ..................................................................................... 18

Einleitung zu den photometrischen Bestimmungen

Wird eine Küvette, die mit einer absorbierenden Flüssigkeit oder Lösung gefüllt ist, von

Licht durchstrahlt, dann bewirkt die Absorption des Küvetteninhalts eine

Intensitätsabnahme des Lichtstrahls. Diese ist von der Wellenlänge des Lichts, der

Konzentration der absorbierenden Probe, der Länge des Lichtweges durch die

Messlösung sowie einer Stoffkonstanten (dem Extinktionskoeffizienten ) abhängig. Die

Wellenlängen, bei denen ein Maximum hat (die Absorptionsmaxima) sind für

absorbierende Atomgruppierungen (Chromophore) wie z. B. Nitrogruppen,

Doppelbindungen, Aromaten u. v. a. charakteristisch.

Die Konzentrationsbestimmung durch Messung der Absorption einer monochromatischen

Strahlung nach Durchgang durch die Messlösung bezeichnet man als Photometrie.

Grundlage für die photometrischen Konzentrationsbestimmungen ist das Lambert-

Beersche Gesetz, nach dem sich die Konzentration einer Lichtenergie absorbierenden

Verbindung in verdünnter Lösung berechnen lässt:

cE

d

c = Konzentration (mol/l)

= molarer Extinktionskoeffizient (l mol–1 cm–1)

d = Schichtdicke der Küvette (cm)

E = Extinktion

Page 16: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

16

Die Ableitung des Lambert-Beerschen Gesetzes ist den Lehrbüchern zu entnehmen.

In der Regel ist die Skala eines lichtelektrischen Messgerätes linear und logarithmisch

unterteilt. Die lineare Teilung zeigt das Verhältnis der austretenden zur eingestrahlten

Lichtintensität an (Durchlässigkeit, Transmission T ), auf der logarithmischen Teilung wird

die Extinktion E (negativer Logarithmus der Durchlässigkeit) angezeigt.

Viele Substanzen, die farblos oder nur schwach gefärbt sind, können durch Zugabe eines

Reagenzes, mit dem sie unter Bildung stark gefärbter Produkte reagieren, bestimmt

werden. Dabei werden die Reaktionsbedingungen so standardisiert, dass die Menge der

zu bestimmenden Verbindung direkt proportional der gemessenen Extinktion ist.

c F E

c' = Gewichtsmenge der zu bestimmenden Verbindung im Standardtest

F = Proportionalitätsfaktor

Unter diesen Bedingungen wird eine Eichkurve mit bekannten Mengen der zu

bestimmenden Substanz aufgenommen und E gegen c' aufgetragen. Die Kurve sollte,

wenn von den gemessenen Extinktionswerten die Extinktion des Blindwertes (Extinktion

des Ansatzes ohne Analysensubstanz) subtrahiert wird, durch den Koordinatenursprung

gehen und eine Gerade ergeben, deren Steigung F entspricht.

Der ermittelte Proportionalitätsfaktor F dient zur Gehaltsbestimmung bei Lösungen

unbekannter Konzentration.

Aufgabe

In einer ADP-Lösung unbekannter Konzentration ist der Gehalt an ADP (Abb. 1) auf

enzymatischem Wege zu bestimmen.

O

O

ONa

P O

O

O

Na

Na

P O CH2

HO

O

OH

N

N

NH2

N

N

Abb. 1: ADP, Trinatriumsalz (MG 493,15)

Page 17: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

17

Prinzip der enzymatischen Methode

Zur enzymatischen Bestimmung von ADP werden folgende Enzymreaktionen benutzt:

ADP + PEP PK

ATP + Pyruvat (1)

Pyruvat + NADH + H+ LDH

Lactat + NAD+ (2)

PEP = Phosphoenolpyruvat

PK = Pyruvatkinase

ATP = Adenosintriphosphat

NAD+ (NADH) = Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid, oxidierte (bzw. reduzierte) Form

LDH = Lactatdehydrogenase

Durch Koppeln der Reaktion (1) mit der Indikatorreaktion (2), einem

Dehydrogenasesystem, kann ADP durch einen optischen Test gemessen werden. Da die

Gleichgewichte beider Reaktionen ganz auf der rechten Seite liegen, ist eine quantitative

Umsetzung von ADP in ATP und von Pyruvat in Lactat gewährleistet.

Reagenzien (M = mol/l)

0,1 M Tris-Puffer, mit HCl auf pH 7,5 eingestellt

PEP-Lösung in Wasser (2,5 mg / 0,4 ml)

NADH-Lösung in Wasser (4,5 mg / 0,6 ml)

0,5 M Magnesiumsulfat-Lösung

1 M KCl-Lösung

PK-Lösung in Puffer (ca. 0,1 mg / ml)

LDH-Lösung in Puffer (ca. 0,1 mg / ml)

Berechnung des Versuchsergebnisses

Aus den Reaktionsgleichungen (1) und (2) ist ersichtlich, dass pro mol umgesetztes ADP

1 mol NADH verbraucht wird. Die verbrauchte NADH-Menge kann aus der Extinktions-

änderung der Inkubationslösung berechnet werden:

340 = 6,3 · 103 l mol–1 cm–1

365 = 3,4 · 103 l mol–1 cm–1

Page 18: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

18

Durchführung der Bestimmung

In eine Küvette (Schichtdicke 1 cm) werden nacheinander eingefüllt:

720 l Tris-Puffer

40 l MgSO4-Lösung

40 l 1 M KCl-Lösung

16 l PEP-Lösung

24 l NADH-Lösung

80 l der zu untersuchenden ADP-Lösung

40 l LDH-Lösung

Es wird gründlich gemischt und die Extinktion bei 365 nm oder 340 nm über 3 min

verfolgt. Wenn sie konstant bleibt, wird abgelesen, es werden 40 l der PK-Lösung

zugegeben, und es wird umgemischt. Ist die Extinktion erneut konstant, wird E365

bestimmt und daraus die ADP-Konzentration berechnet. Sollte die Menge zu groß oder

zu klein sein, um eine Extinktionsänderung von ca. 0,1 - 0,2 zu erreichen, dann sind die

Menge der ADP-Lösung und entsprechend die Puffermenge zu verändern; das Gesamt-

volumen des Ansatzes sollte dabei konstant bleiben. Es sollen mindestens drei Bestim-

mungen ausgeführt werden.

Tabelle zur Auswertung:

Ergebnis: ADP-Gehalt aufgrund der enzymatischen Bestimmung: ...................

ADP-Lsg [ml] E365 umgesetzte NADH-Menge

ADP-Menge im Ansatz

ADP-Konz. in der Lsg

Page 19: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

19

Disk-Elektrophorese in Natriumdodecylsulfat (SDS-PAGE)

Einführung .................................................................................................................... 19

Das Trennmedium ........................................................................................................ 20

Die Elektrophorese ....................................................................................................... 21

Versuchsdurchführung ................................................................................................. 23

Einführung

Neben ihrer großen Bedeutung zur Reinheitskontrolle bei Proteinisolierungen ist die SDS-

Polyacrylamidgelelektrophorese (abgek.: SDS-PAGE) auch eine Methode zur

Molekulargewichtsabschätzung von Proteinen. Zur Trennung von Proteinen im Poly-

acrylamid-Gel wird hauptsächlich der Siebeffekt des Gels ausgenutzt. Um eine gute und

gleichsinnige Beweglichkeit der Proteinmoleküle im elektrischen Feld zu erreichen,

werden diese vor der Elektrophorese mit dem Detergenz Natriumdodecylsulfat (SDS)

beladen. Durch die Bindung von SDS werden Proteine zu Polyanionen, und das Protein

wird denaturiert. Da Proteine mit Disulfidbrücken in der SDS-PAGE häufig ein anomales

Verhalten zeigen, werden die Disulfidbrücken vor der Elektrophorese mit 2-Mercapto-

ethanol reduziert.

Die Vorinkubation der Proteine in SDS und 2-Mercaptoethanol schafft die Voraussetzung

für die Molekulargewichtsabschätzung im SDS-Gel, da jetzt die Beweglichkeit globulärer

Proteine bei gleicher Gelkonzentration (gleicher Porengröße) nur eine Funktion der Größe

des Moleküls ist.

Für die Molekulargewichtsbestimmung wird die relative Beweglichkeit von Proteinen mit

bekanntem Molekulargewicht in Bezug auf einen internen Standard (meist Bromphenol-

blau) verglichen und eine Eichkurve aufgestellt, indem der Logarithmus des Molekular-

gewichtes gegen den Rf-Wert (relative Beweglichkeit) aufgetragen wird. Aus dem Rf-Wert

des unbekannten Proteins kann somit dessen Molekulargewicht abgeschätzt werden.

Page 20: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

20

Probleme: Die Beweglichkeit der Proteine im Polyacrylamid-Gel ist nicht allein von ihrem

Molekulargewicht abhängig, sondern zu einem erheblichen Teil auch von der jeweiligen

Form der denaturierten Eiweiße (globuläre Proteine wandern schneller als vollständig

entfaltete, lange Proteinfäden). Außerdem verändern bestimmte, natürlich vorkommende

Modifizierungen der Eiweiße, wie z. B. Glykosylierungen, deren Wanderungstendenz im

elektrischen Feld. Das SDS-Gel kann deshalb nur zur Abschätzung des Molekular-

gewichts dienen.

Das Trennmedium

Durch Kopolymerisation des monomeren Acrylsäureamids,

O

CCHCH2 NH2 ,

und eines quervernetzenden bifunktionellen Reagenzes, meist

N,N’-Methylenbisacrylsäureamid,

O

C CHCH CH2CH2 NH CH2 NH

O

C ,

wird ein dreidimensionales Netzwerk aufgebaut:

y. . .. . .

OC

CHCH2

NH2

OC

CHCH2

NH2

CH2

z

OC

CHCH2

NH2

w

. . .. . .

OC

CHCH2

NH2

OC

CHCH2

NH2 x

OC

CHCH2

NH2

Page 21: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

21

Die Porengröße ist in einem recht weiten Bereich variabel, die Bisacrylamidkonzentration

kann in einem Bereich zwischen 2 % und 30 % der Acrylamid-Konzentration liegen. Bei

zu geringer Vernetzerkonzentration zerfließen die Gele, bei zu hoher werden sie brüchig.

Beispielsweise entspricht ein 7,5-%iges Gel einem Porendurchmesser von 50 Å und ein

30-%iges einem solchen von 20 Å. Zum Vergleich sei die räumliche Ausdehnung eines

Serumalbuminmoleküls angegeben: 40 Å × 150 Å. Die Polymerisation geschieht

radikalisch unter Zuhilfenahme von Radikalbildnern (hier: Ammoniumpersulfat).

Die Elektrophorese

Die Ausrüstung für eine Elektrophorese besteht aus zwei Teilen, einem Strom-

versorgungsteil (gewöhnlich ein Gleichspannungsgerät 0 - 550 V bzw. 0 - 200 mA) und

einer Elektrophoresekammer. Abb. 1 zeigt deren prinzipiellen Aufbau. Die Kammer

besteht aus einem oberen und unteren Pufferreservoir, die über die Gelplatte miteinander

verbunden sind. Da bei der SDS-Gelelektrophorese alle Proteine negativ geladen sind,

enthält das untere Reservoir die Anode, das obere die Kathode.

Kathode

Anode

unteres Pufferreservoir

Glasplatten

Trenngel

oberes Pufferreservoir

Sammelgel

Abb. 1: Prizipieller Aufbau einer Vertikal-Elektrophoresekammer

Page 22: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

22

In der Praxis verwendet man diskontinuierliche Gele und Puffer. Man spricht deshalb auch

von einer diskontinuierlichen SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (abgekürzt SDS-Disk-

Elektrophorese). Das obere Drittel des Gels besteht aus einem weitporigen Sammelgel

(engl. stacking gel), die unteren zwei Drittel des Gels bestehen aus einem engerporigen

Trenn- oder Laufgel (engl. running gel). Das Sammelgel hat die Aufgabe, die Probe,

sobald sie durch das Gel läuft, zu konzentrieren, sodass sie, sobald sie in das Laufgel ein-

dringt, eine extrem schmale Bande bildet. Im Laufgel findet dann die Trennung des

Proteingemisches statt. Die Wanderungsgeschwindigkeit von Proteinen im Sammelgel

entspricht der in freier Lösung. Der Reservoirpuffer ist ein Tris(hydroxymethyl)-

aminomethan/Glycin-Puffer (Tris/Glycin) pH 8,3, während die Sammel- und Trenngelpuf-

fer aus Tris/HCl bestehen, pH 6,8 bzw. 8,8. Der pH des Sammelgels ist also um zwei pH-

Einheiten niedriger als der des oberen Reservoirs. Bei pH 8,3 liegen nur ca. 5 % des

Glycins als Glycinat vor, das bedeutet, dass die Glycinationen eine relativ geringe effek-

tive Beweglichkeit besitzen. Nach Auftragen der Proteinproben wird das elektrische Feld

angelegt, und die Proteine wandern mit den Glycinationen in das Sammelgel. Die

Chloridionen im Gel fangen natürlich ebenfalls an zu wandern, so dass während der

Elektrophorese zusammen mit den Proteinen zwei verschiedene Ionenarten in

Trennrichtung wandern. Sie werden als Leitionen (Cl–) und als Folgeionen (Glycinat)

bezeichnet.

Zu Beginn der Trennung befinden sich die Leitionen (Cl–) in Sammel- und Trenngel,

während die Folgeionen nur in der Pufferlösung der Elektrodengefäße vorhanden sind.

Durch die Wahl des pH-Wertes von 6,8 für das Sammelgel ordnen sich die effektiven

Beweglichkeiten u (u = Beweglichkeit, = Dissoziationsgrad) folgendermaßen an:

uLeitionen > uProtein > uFolgeionen,

wobei Leitionen, Proteine und Folgeionen dasselbe Ladungsvorzeichen tragen, also zur

gleichen Elektrode wandern.

Im Sammelgel bei pH 6,8 wandert Glycinat etwa 100 mal langsamer als bei pH 8,8 im

Trenngel. Unterwirft man das ganze Gelsystem einem elektrischen Stromfluss, so eilen

die Leitionen infolge höherer Beweglichkeit den Proteinen und Folgeionen voraus und

lassen eine Zone geringerer Leitfähigkeit hinter sich.

Nun ist die spezifische Leitfähigkeit umgekehrt proportional zur Feldstärke. Diese Zone

gewinnt daher eine höhere Feldstärke, welche die Proteine und Folgeionen derart

beschleunigt, dass sie hinter den Leitionen mit gleicher Geschwindigkeit wandern und

sich dadurch ansammeln.

Page 23: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

23

Es bewegen sich alle Ionenarten mit gleicher Geschwindigkeit, wenn die Produkte aus

Feldstärke und Beweglichkeit einander gleichen:

v = E · u

(v = Geschwindigkeit, E = Feldstärke, u = Beweglichkeit)

Es stellt sich ein regulierendes Gleichgewicht ein, das die Gleichheit der Produkte

aufrechterhält. Zwischen den Leit- und Folgeionen bildet sich daher eine Grenzschicht

aus, die gleichzeitig die Front zwischen Gebieten niedriger und hoher Feldstärke darstellt.

Man kann sie als eine von oben nach unten wandernde Schlierenfront im praktischen

Versuch wahrnehmen. Diese Grenzschicht wandert nun rasch durch das Sammelgel. Da

die Beweglichkeiten der Proteine zwischen denen der Leit- und Folgeionen liegen, werden

die Proteine von der wandernden Grenzschicht erfasst und zu einer schmalen,

hochkonzentrierten Proteinzone zusammengestaucht.

Erreicht nun die wandernde Proteinzone, eingezwängt zwischen Leit- und Folgeionen, die

Grenze zwischen Sammel- und Trenngel, so trifft sie dort zwei Diskontinuitäten an,

nämlich einen pH-Wechsel und einen Porengrößenwechsel. Der „neue“ pH-Wert im

Trenngel ist so gewählt, dass der Dissoziationsgrad der Folgeionen - und damit deren

Beweglichkeit - um ein Vielfaches zunimmt. Dadurch gewinnen die Folgeionen eine

Beweglichkeit, die der der Leitionen fast gleicht. Die Folgeionen überholen nun alle

Proteine und wandern direkt hinter den Leitionen den Proteinen voraus, die nun in einem

homogenen elektrischen Feld entsprechend ihrer Molekülgröße aufgetrennt werden.

Versuchsdurchführung

SDS-PAGE nach Smith, Methods in Molecular Biology, Volume1 (Proteins), 41-56.

Lösungen

Für alle Lösungen und Puffer entgastes destilliertes Wasser verwenden!!

Bemerkung: „Wasser ad 250 ml“ bedeutet, dass die Substanzen in ungefähr 150 ml dest.

Wasser gelöst und anschließend auf 250 ml Gesamtvolumen aufgefüllt werden.

1) Acrylamidlösung: Acrylamid 73 g

Bisacrylamid 2 g

Wasser ad 250 ml

Page 24: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

24

Vorsicht: Acrylamid ist für Haut und Lunge sehr giftig. Abwiegen nur mit Handschuhen

und unter dem Abzug! Nicht mit dem Mund pipettieren! Die mit Acrylamid in Berührung

gekommenen Geräte sofort nach Gebrauch mit Wasser spülen!

2) Trenngelpuffer: SDS 1 g

Tris 45,5 g

HCl bis pH 8,8

Wasser ad 250 ml

Bemerkung: „Wasser ad 250 ml“ bedeutet hier, dass die Substanzen in ungefähr 200 ml

Wasser gelöst werden, der pH eingestellt und anschließend auf 250 ml Wasser aufgefüllt

wird.

Auf 2 l auffüllen. Es stellt sich ein pH von ca. 8,3 ein (Kontrolle!).

3) Sammelgelpuffer: SDS 1 g

Tris 15,5 g

HCl bis pH 6,8

Wasser ad 250 ml

4) Elektrophoresepuffer: Glycin 28,8 g

Tris 6 g

SDS 2 g

Page 25: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

25

Bemerkung: Bromphenolblau schädigt die Membran der pH-Elektrode und darf deshalb

erst nach Einstellung des pH-Werts dazugegeben werden.

5) Ammoniumpersulfatlösung: Ammoniumpersulfat 1 g

Auf 10 ml Wasser auffüllen.

6) Trenngel (10 %): Acrylamidlösung 5 ml

Wasser 6,25 ml

Trenngelpuffer 3,75 ml

Gut entgasen!

Ammoniumpersulfatlsg. 25 l

TEMED 10 l

7) Sammelgel (4,5 %): Acrylamidlösung 0,75 ml

Wasser 3 ml

Sammelgelpuffer 1,25 ml

Gut entgasen!

Ammoniumpersulfatlsg. 15 l

TEMED 5 l

8) Probenpuffer (doppelt stark): SDS 0,92 g

Glycerin 4 g

Tris 0,3 g

Mercaptoethanol 2 ml

mit Wasser auf 7 ml

HCl bis pH 6,8

0,1 % Bromphenolblau 2 ml

mit Wasser auf 7 ml

Page 26: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

26

9) Probenbereitung:

Proteinlösung wird 1:1 mit Probenpuffer versetzt. Die Lösungen können mit Wasser

verdünnt werden. Proteinmenge einer Auftragung: 5-25 g Protein in 10 l

Gesamtvolumen.

Arbeitsgang:

1) Zusammensetzen der sauberen, mit vergälltem Ethanol abgeriebenen Platten zur

Gelkammer.

2) Nach gründlichem Mischen der Trenngellösung (6) wird die Gelkammer bis 1 cm

unterhalb des Randes mit einer Pasteurpipette gefüllt und vorsichtig mit wasser-

gesättigtem Butanol überschichtet. Dadurch erhält man eine glatte Phasengrenze

zwischen Trenn- und Sammelgel.

3) Nach Beendigung der Polymerisation wird das Butanol mit einer Pasteurpipette

vorsichtig herausgesaugt und mit Wasser nachgespült. Die Sammelgellösung wird auf

das Trenngel aufgetragen und der Kamm vorsichtig in die Lösung eingeschoben.

4) Ist das Sammelgel polymerisiert, zieht man behutsam den Kamm heraus.

5) Die Gele werden mit den Glasplatten in die Elektrophoreseapparatur eingespannt und

diese mit Elektrophoresepuffer aufgefüllt.

6) Zur Elektrophorese werden 20 l der denaturierten Proben mit einer Mikropipette durch

den Elektrophoresepuffer hindurch in die Probentaschen eingebracht, ohne das

Sammelgel zu verletzen. Das Gel sollte insgesamt asymmetrisch beladen werden, da

sonst später keine Auswertung möglich ist.

7) Man setzt den Deckel auf und stellt eine konstante Spannung von 200V ein.

8) Nach erfolgter Elektrophorese und Abschalten der Spannungsquelle wird der

Elektrophoresepuffer dekantiert, und die Gelkammern werden ausgespannt. Das Gel

wird vorsichtig von den Platten abgelöst (nicht mit den Fingern anfassen!) und sofort in

Wasser eingetaucht.

Page 27: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

27

9) Gefärbt wird das Gel mit PageBlue, einer Proteinfärbelösung von Fermentas nach

beiliegender Vorschrift. Zunächst wird das Gel in 100ml destilliertes Wasser gelegt und

1min bei höchster Leistung in der Mikrowelle erhitzt. Anschließend verbleibt das Gel für

5min auf dem Schüttler. Das Wasser wird entfernt und der Vorgang noch zwei weitere

Male wiederholt. Dieser erste Waschschritt dient zur Entfernung des SDS, da dieses

die Färbung stört. Anschließend wird das Gel mit genügend Färbelösung bedeckt und

erneut 30sec bei höchster Leistung in der Mikrowelle erhitzt und darauf hin 20min auf

dem Schüttler gefärbt. Danach wird die Färbelösung entfernt und das Gel mit

destilliertem Wasser von Farbresten befreit. Das Gel verbleibt über Nacht in

destilliertem Wasser auf dem Schüttler. Die Gele können so mehrere Tage gelagert

werden.

Aufgabe:

Bestimmung des Molekulargewichts der unbekannten Proteinproben.

Page 28: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

28

Quantitative Proteinbestimmungsmethoden

1. Proteinbestimmung mit BCA-Test ............................................................................ 29

Einleitung ................................................................................................................. 29

Methode ................................................................................................................... 30

2. Konzentrationsbestimmung nach Bradford .............................................................. 32

Theorie ..................................................................................................................... 32

Aufgabe .................................................................................................................... 32

Reagenzien .............................................................................................................. 32

Durchführung ........................................................................................................... 33

Auswertung .............................................................................................................. 33

Literatur: ................................................................................................................... 34

Die quantitative Bestimmung von Proteinen gehört wohl zu den wichtigsten Methoden in

der allgemeinen Biochemie. In der Literatur ist eine Vielzahl verschiedener Bestimmungs-

verfahren beschrieben, die jedoch fast alle mit bestimmten Vor- und Nachteilen behaftet

sind.

Es soll hier dringend darauf hingewiesen werden, dass im Allgemeinen mit keinem der

Bestimmungsverfahren absolute Proteinwerte erhalten werden können. In den meisten

Fällen werden zur Bestimmung der unbekannten Proteinkonzentrationen andere, leicht

zugängliche Proteine (wie z. B. Rinderserumalbumin, BSA), als Standard verwendet. Die

über solche Methoden erhaltenen Proteinwerte sind also nur als relative Werte zu dem

jeweiligen Standardprotein zu verstehen.

Absolute Proteinbestimmung kann also nur dann durchgeführt werden, wenn zum einen

das zu untersuchende Protein als Standard verwendet werden kann (nach Lyophilisieren

und genauem Auswiegen kann eine Standardkurve ermittelt werden) oder zum anderen

bei bekanntem Extinktionskoeffizienten des untersuchten Proteins die UV-Absorption bei

einer definierten Wellenlänge bestimmt werden kann.

Page 29: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

29

1. Proteinbestimmung mit BCA-Test

Einleitung

Der BCA-Test ist ein Proteinbestimmungs-Assay der Firma Uptima, der sich durch hohe

Empfindlichkeit und geringe Störanfälligkeit auszeichnet. Er ist kompatibel mit vielen

ionischen und nicht-ionischen Detergenzien. Der Test ist einfacher und schneller

durchzuführen als die Proteinbestimmungsmethode nach Lowry. Die Empfindlichkeit

erreicht 5 µg/ml im erweitertem Protokoll. Außerdem kann der Test in angepasster Form

in Microtiterplatten durchgeführt werden.

Bicinchoninsäure (2,2’-Bichinolin-4,4’-dicarbonsäure, bicinchoninic acid, BCA) ist ein Cu+-

Reagenz. Die Farbbildung wird auf die vier Aminosäuren Cystein, Cystin, Tryptophan und

Tyrosin zurückgeführt. In einer Biuret-Reaktion reduziert das Protein Cu2+ in alkalischem

Medium zu Cu+. Anschließend wird das Kupfer(I)-Ion von zwei Molekülen BCA

komplexiert.

Abbildung1: BCA-Reagenz

Page 30: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

30

Abbildung 2: Mit BCA-Reagenz komplexiertes Cu+

Methode

Die verwendeten Lösungen enthalten:

Lösung A: - Natriumcarbonat

- Natriumbicarbonat

- BCA

- Natriumtartrat

- in 0,2 N NaOH

Lösung B: - 4%ige Kupfersulfat-Lösung

Lösung A und Lösung B sind kommerziell erhältlich.

Herstellung der Eichgeraden

Es wird eine BSA-Lösung der Konzentration c = 250 µg/ml unter Verwendung einer

Stammlösung (SL) der Konzentration c = 2 mg/ml hergestellt.

Eine Verdünnung von 100 µl SL (2 mg/ml) 200 µg BSA mit 700 µl Wasser ergibt eine

BSA-Lösung von c = 250 µg/ml. Diese Lösung wird zum Erstellen der Eichgerade

verwendet.

Herstellung des BCA-Reagenzes

49 Volumenteile BCA-Lösung A und 1 Volumenteil BCA-Lösung B werden miteinander

gemischt. Zum Beispiel 29,4 ml Lösung A und 0,6 ml Lösung B.

Page 31: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

31

Das so angesetzte Reagenz kann nur einen Tag lang verwendet werden; immer so viel

Reagenz ansetzen, dass es auch für die zu bestimmenden Proben ausreicht.

Pipettierschema für die Eichgerade

Die Eichgerade sowie die Proben werden in Eppendorf-Tubes doppelt angesetzt.

Eppi-Nr. BSA-Lösung [µl] H2O [µl] BCA-Reagenz [µl] µg BSA/Probe

1 (Blank) 0 100 900 0

2 10 90 900 2,5

3 20 80 900 5

4 30 70 900 7,5

5 40 60 900 10

6 50 50 900 12,5

7 60 40 900 15

8 70 30 900 17,5

Am günstigsten legt man das Wasser vor und pipettiert anschliessend die BSA-Lösung

zu.

Pipettierschema für die zu bestimmende Proteinprobe

Eppi-Nr. Protein-Lsg. [µl] H2O [µl] BCA-Reagenz [µl]

1 (Blank) 0 100 900

2 20 80 900

3 40 60 900

4 60 40 900

Vermessung

Erst wenn alle Proben (d.h. Eichgerade und Proteinproben) bereit sind wird das BCA-

Reagenz zugegeben. Sofort danach erfolgt eine 30-minütige Inkubation im 60 °C warmen

Wasserbad. Danach werden die Proben auf Eis abgekühlt und sofort im UV/Vis-

Spektrometer bei einer Wellenlänge von 562 nm vermessen.

Page 32: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

32

2. Konzentrationsbestimmung nach Bradford

Theorie

Die Bestimmung der Proteinkonzentration nach Bradford ist, ähnlich wie die Methode

nach Lowry, ein Verfahren, das auf einer Farbreaktion basiert. Die Nachweismethode

findet im stark sauren Medium statt, das Coomassie Brilliant Blue G-250, einen

Triarylmethanfarbstoff enthält. Durch Bindung des Farbstoffes an das Protein erfolgt ein

spezifischer Farbwechsel von einem Aborptionsmaximum von 465 nm zu 595 nm. Die

Intensität des Farbkomplexes ist direkt vom Proteingehalt abhängig.

Der Farbkomplex ist nach zwei Minuten gut sichtbar und für ca. eine Stunde stabil.

Diese Proteinbestimmungsmethode ist schnell durchführbar, gut zu reproduzieren und

sehr sensitiv. Sie wird durch Pufferchemikalien und reduzierende Stoffe kaum gestört,

versagt allerdings, wenn in der Proteinlösung Substanzen enthalten sind, die in stark

phosphorsauren Lösungen grobflockige Niederschläge bilden (z. B. Detergenzien wie

Desoxycholat o. ä.). Störungen des Testes werden auch durch Natriumdodecylsulfat

(SDS) und Triton X-100 verursacht.

Der Nachteil der Methode liegt, wie bei allen farb-chemischen Nachweismethoden darin,

dass die Proteinprobe wegen Denaturierung nicht mehr wiederverwendet werden kann.

Aufgabe

Ermittlung der Konzentration einer unbekannten Proteinlösung.

Reagenzien

Bradford-Reagenz

0,1 g Coomassie Brilliant Blue G-250 werden in 50 ml 50-%igem Ethanol (v/v) gelöst.

Dann werden 100 ml 85-%ige Phosphorsäure zugegeben und mit dest. Wasser auf

250 ml aufgefüllt.

Vor Gebrauch wird ein Volumen des Reagenz mit 4 Volumen dest. Wasser gemischt und

filtriert.

Modifizierung nach M. Holtzhauer (1988)

Page 33: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

33

Albuminlösung als Standard für die Eichgerade

10 mg Rinderserumalbumin (BSA) werden in einem 10-ml-Messkolben eingewogen und

mit dest. Wasser bis zur Marke aufgefüllt. Die Einwaage muss genau bekannt sein. Lösen

und Mischen durch vorsichtiges Drehen des Kolbens - nicht schütteln!

Durchführung

Erstellen der Eichgerade

Nach folgendem Schema wird der Albuminstandard (1 mg/ml) in einzelne Reagenzgläser

pipettiert.

2 × 0 l (Blank), 2 × 5 l, 2 × 7 l, 2 × 10 l, 2 × 12 l, 2 × 15 l (Dupletts)

Daraufhin werden in jedes Reagenzglas 1 ml Bradford-Reagenz hinzugefügt und auf

einem Whirlmix durchmischt.

Nach ca. 2 Minuten ist der Farbkomplex stabil. Dann erfolgt die Extinktionsmessung in

Kunststoffküvetten bei 595 nm. (Eppendorf-Photometer: 578 nm oder 623 nm)

Konzentrationsbestimmung der unbekannten Proteinlösung

2 × 3 l, 2 × 5 l, 2 × 7 l der Proteinlösung in einzelne Reagenzgläser pipettieren.

Proben mit jeweils 1 ml Bradford-Reagenz versetzen und analog zur Vorschrift der

Eichgeraden vermessen.

Falls die bestimmte Extinktion außerhalb des Bereiches der Eichgeraden liegt, muss die

Stammproteinlösung verdünnt eingesetzt werden.

Achtung: Bei dieser Proteinbestimmungsmethode sind die Eichgeraden nur bis zu einem

maximalen Proteingehalt von 15 g pro Probe proportional zur Proteinmenge, danach

knickt die Eichgerade ab.

Auswertung

Ermittelte Extinktionswerte für die verschiedenen BSA-Gehalte (g) in einem Diagramm

auftragen. Mittels linearer Regression kann daraufhin aus den gemessenen

Extinktionswerten der unbekannten Proteinlösung deren Konzentration bestimmt werden.

Page 34: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

34

Literatur:

M. M. Bradford, (1976) Anal. Biochem. 72, 248-254

Holtzhauer M. (1988) Biochemische Labormethoden, Arbeitsvorschriften und Tabellen,

Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 5-6

Page 35: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

35

Bestimmung der katalytischen Konstanten und der Michaelis-Konstanten von Chymotrypsin für

N-Succinyl-alanyl-alanyl-prolyl-phenylalanin-4-nitroanilid (Suc-AAPF-pNA)

Bestimmung der katalytischen Konstanten und der Michaelis-Konstanten von

Chymotrypsin für N-Succinyl-alanyl-alanyl-prolyl-phenylalanin-4-nitroanilid (Suc-AAPF-

pNA) ............................................................................................................................ 35

Graphische Bestimmung von KM und vmax .................................................................... 37

Aufgabe ........................................................................................................................ 39

Herstellung der Lösungen ............................................................................................ 40

Testansatz ................................................................................................................... 40

Auswertung .................................................................................................................. 41

Benötigte Angaben: ...................................................................................................... 41

Anmerkungen: .............................................................................................................. 42

Die Reaktionsgeschwindigkeit einer enzymatisch katalysierten Reaktion hängt u. a.

auch von der Substratkonzentration ab. Bei der maximalen Umsatzgeschwindigkeit

(vmax) ist das Enzym vollständig mit Substrat abgesättigt, während bei geringeren

Substratkonzentrationen nicht alle Enzymmoleküle abgesättigt sind.

KM

[S]

v

vmax

vmax/2

Page 36: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

36

Abb. 1

1923 lieferten Michaelis und Menten die mathematische Analyse dieses Verhaltens. Sie

nahmen folgenden Reaktionsverlauf an:

E + S k2

k1 ES

k4

k3 P + E

E = Enzym, S = Substrat, ES = Enzymsubstratkomplex, P = Produkt. [E] ist die

Gesamtkonzentration an Enzym, ([E] - [ES]) die Konzentration an freiem Enzym. Die

Menge an S, die an E gebunden wird, ist, bezogen auf die Gesamtmenge an S, sehr klein

und kann vernachlässigt werden. [S] entspricht dann zu Beginn der Messung der

eingesetzten Substratkonzentration, da noch kein P gebildet wurde. Aus demselben

Grund ist bei Messung der Anfangsgeschwindigkeit die Bildung von ES aus P + E mit der

Geschwindigkeitskonstante k4 vernachlässigbar.

Ist die Bildungsgeschwindigkeit von ES,

k1 · ([E] - [ES]) · [S],

gleich seiner Zerfallsgeschwindigkeit,

k2 · [ES] + k3 · [ES],

so besteht ein Fließgleichgewicht (stationärer Zustand, steady state). Gleichsetzen der

beiden Ausdrücke und Zusammenfassen der drei Geschwindigkeitskonstanten ergibt die

Michaeliskonstante

Kk k

kM

2 3E ES S

ES

1

(1)

Wenn k2 k3, kann k3 vernachlässigt werden, und KM k2/k1 = KD ist die Dissoziations-

konstante des Gleichgewichts E + S ES.

Eine Bestimmung von KM ist dann möglich, wenn [ES] bestimmt werden kann. Dies ist auf

direktem Weg sehr schwierig, aber die Reaktionsgeschwindigkeit ist proportional [ES]:

v = k3 · [ES] (2)

Aus Gleichung (1) wird [ES] errechnet:

ES

E S

SM

K

Page 37: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

37

Dieser Wert wird in Gleichung (2) eingesetzt:

vk

K

3

M

E S

S

Wenn [S] so groß ist, dass die gesamte eingesetzte Enzymmenge als Enzymsubstrat-

komplex vorliegt ([E] = [ES]), ist die maximale Geschwindigkeit erreicht:

vmax = k3 · [E]

Daher:

vv

K

max

M

S

S

Dies ist die von Michaelis und Menten entwickelte Gleichung. Bei halbmaximaler

Geschwindigkeit wird KM = [S]. KM hat somit die Dimension einer Konzentration.

Graphische Bestimmung von KM und vmax

Die Michaelis-Menten-Gleichung kann in verschiedener Weise zur Bestimmung von vmax

und KM graphisch dargestellt werden:

a) v wird gegen [S] aufgetragen und ergibt eine Hyperbel. Für v = vmax/2 wird [S] = KM

(Abb. 1).

b) v wird gegen log([S]) aufgetragen; es resultiert eine S-förmige Kurve, die Ähnlichkeit mit

der Dissoziationskurve eines Elektrolyten hat. Der Wendepunkt dieser Kurve, der mit

Hilfe zweier paralleler Tangenten und deren Mittelparallelen bestimmt werden kann,

liegt beim Punkt (log(KM), vmax/2) (Abb. 2).

Page 38: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

38

log([S])

.

.

.

log(KM)

v

vmax

vmax/2

Abb. 2

Die Verfahren a und b haben die Schwierigkeit, dass sehr hohe Substrat-

konzentrationen angewandt werden müssen, um vmax zu erhalten. Andererseits können

hohe Substratkonzentrationen zu einer Substrathemmung des Enzyms führen.

c) Das Verfahren von Lineweaver und Burk umgeht diese Schwierigkeit. Die Michaelis-

Menten-Gleichung wird folgendermaßen umgeformt:

1 1 1

v

K

v

K

v v

M

max

M

max max

S

S S

Diese Gleichung hat die allgemeine Form y = ax + b und stellt die Gleichung einer

Geraden dar. Es resultiert daher eine Gerade, wenn die experimentell gewonnenen

Daten in Form von 1/v gegen 1/[S] aufgetragen werden. Die Steigung m der Geraden

entspricht KM/vmax, der Ordinatenabschnitt 1/vmax und der Abszissenabschnitt –1/KM

(Abb. 3).

Page 39: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

39

2/vmax

1/[S]–1/KM

m=KM/vmax

1/KM

1/v

1/vmax

Abb. 3

Aufgabe

Bestimmung der katalytischen Konstanten und der Michaelis-Konstanten für die

Chymotrypsin-katalysierte Hydrolyse von N-Succinyl-alanyl-alanyl-prolyl-phenylalanin-4-

nitroanilid (Suc-AAPF-pNA, Abb. 4)

O HN

HO

Ort der Hydrolyse

NO2

3O

O

NH O

NHN

O

O

NH

Abb. 4: Suc-AAPF-pNA

Bei der Bestimmung von KM ist zu beachten, dass in die Gleichung die Anfangssubstrat-

konzentration eingeht. Deshalb muss man möglichst rasch nach Zugabe des Enzyms

messen. Nachdem das Substrat einpipettiert ist, wird die Extinktion auf ca. 0,01

eingestellt. Dann wird das Enzym einpipettiert, der Küvetteninhalt gut gemischt und die

Extinktionsänderung (E) alle 20 sec über einen Zeitraum von 3 Minuten bestimmt. Die

Werte werden auf E/min umgerechnet. Die Messung wird für 7 Substratkonzentrationen

durchgeführt und jede Aktivitätsbestimmung doppelt unternommen.

Bei allen Messungen darf die Enzymkonzentration nicht verändert werden!

Page 40: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

40

Herstellung der Lösungen

Molmassen: Tris: 121,14 g/mol; CaCl2: 147,02 g/mol; Suc-AAPF-pNA: 624,6 g/mol

Verdünnungspuffer (100 mM Tris, 10 mM CaCl2):

1,21 g Tris

147 mg CaCl2

pH 7,8 mit HCl

ad 100 ml Wasser

Substratstammlösung (1 mM):

3,1 mg Suc-AAPF-pNA

ad 5 ml Verdünnungspuffer

Enzymlösung:

2 mg Chymotrypsin ad 1 ml Verdünnungspuffer c = 2 mg/ml;

hiervon 250 l ad 1 ml Verdünnungspuffer c = 0,5 mg/ml;

hiervon 10 l ad 2 ml Verdünnungspuffer c = 0,0025 mg/ml

Pipettierschema:

Für die Messung ist es zweckmäßig, mit stärkster Verdünnung zu beginnen.

Testansatz

0,5 ml der verschiedenen, oben hergestellten Substratverdünnungen

0,1 ml Enzymlösung (0,0025 mg/ml)

Verdünnungspuffer [ml]

1,98 1,96 1,94 1,90 1,80 1,70 1,50

Substratstammlösung [ml]

0,02 0,04 0,06 0,10 0,20 0,30 0,50

Substratkonz. [mM] nach Verdünnen

0,01 0,02 0,03 0,05 0,10 0,15 0,25

Substratkonz. [mM] nach Enzymzugabe

0,0083 0,0167 0,0250 0,0417 0,0833 0,1250 0,2083

Page 41: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

41

Auswertung

1) Bestimmen Sie die Anfangsreaktionsgeschwindigkeiten der jeweils vermessenen

Konzentrationen. Auftragung von 𝛥E gegen die Zeit.

Ermitteln Sie graphisch die Anfangs-Steigung, indem Sie an den Anfang der

Messkurve eine Tangente anlegen.

(Die Messkurve ist eine Hyperbel, die entweder vom Computer an die Messdaten

gefittet oder von Hand näherungsweise eingezeichnet werden kann.)

2) Bestimmen Sie die spezifische Aktivität A für die vermessenen

Substratkonzentrationen nach:

𝐴 =𝛥𝐸 ∙ 𝑉

𝛥𝑡 ∙ 𝜀 ∙ 𝑑 ∙ 𝑚∙ 106

3) Tragen Sie die spezifischen Aktivitäten gegen die Substratkonzentrationen auf

(Michaelis-Menten-Plot) und bestimmen Sie anhand des erhaltenen Graphen KM

und vmax.

4) Ermitteln Sie mit Hilfe der Auftragung nach Lineweaver-Burk ebenfalls KM und die

katalytische Konstante kcat.

Anhand der erhaltenen Geradengleichung lassen sich diese Konstanten

rechnerisch bestimmen.

5) Vergleichen Sie die von Ihnen ermittelten Werte von KM (aus graphischer und

rechnerischer Bestimmung)

6) Ergebnis und Fehlerdiskussion

Benötigte Angaben:

Das bei der Hydrolyse des Substrates freiwerdende 4-Nitroanilin wird in Abhängigkeit von

der Zeit bei 405 nm gemessen. Der molare Extinktionskoeffizient bei dieser Wellenlänge

beträgt 9600 l mol–1 cm–1.

Die spezifische Aktivität A U/ mgmol Substrat

min mg Enzym

errechnet sich nach:

AE V

t d m

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Page 42: Skript zum Biochemiepraktikum für Chemiker und

42

t = Zeit [min]

V = Volumen des Testansatzes in der Küvette [l]

d = Schichtdicke [cm]

m = Enzymmenge in Küvette [mg]

Bei Hydrolasen, zu denen auch Trypsin und Chymotrypsin gehören, verwendet man

häufig anstelle von vmax die katalytische Konstante kcat:

kcat [1/s] = v max [U/mg] · MG [g/mol] / 60 000

MG = Molekulargewicht des Enzyms (hier: 23000 g/mol)

60000: Umrechnungsfaktor von mmol auf mol und von min auf s

In ein Diagramm sind einzutragen:

a) v gegen [S] und

b) v–1 gegen [S]–1,

wobei [S] = jeweilige Substratkonzentration in der Küvette. Anzugeben sind: KM [M],

vmax [U/mg] und kcat [s–1].

Anmerkungen:

Alle Messwerte müssen im Protokoll angegeben werden

Rechenwege müssen klar ersichtlich sein

Evtl. benötigte Pipettierschemata sind anzugeben